Lang- und Kurzzeitprognose von beatmungspflichtigen

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Universität Ulm
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Bereich Pädiatrische Onkologie
Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Klaus-Michael Debatin
Lang- und Kurzzeitprognose von
beatmungspflichtigen Komplikationen
bei Kindern mit einer akuten myeloischen Leukämie
Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin
der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm
Hans-Rudolf Kiermaier
geboren in Deggendorf
2012
Amtierender Dekan:
Prof. Dr. Thomas Wirth
1. Berichterstatter:
Prof. Dr. Daniel Steinbach
2. Berichterstatter:
Prof. Dr. Manfred Weiß
Tag der Promotion:
8. Februar 2013
Den Kindern und Angehörigen, deren Schicksale hinter den Daten stehen
Inhalt
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .......................................................................................................... 1
1.1. Epidemiologie .............................................................................................. 1
1.2. Diagnose ..................................................................................................... 1
1.2.1. Klinik .................................................................................................. 1
1.2.2. Spezielle Initialdiagnostik ................................................................... 2
1.3. Therapie ...................................................................................................... 5
1.3.1. Risikostratifizierung ............................................................................ 6
1.3.2. Behandlungsplan ............................................................................... 7
1.4. Komplikationen .......................................................................................... 11
1.4.1. Infektionen ....................................................................................... 11
1.4.2. Blutungen ......................................................................................... 13
1.4.3. Leukämie bedingte Komplikationen ................................................. 14
1.4.4. Therapie bedingte Komplikationen................................................... 14
1.5. Zielsetzung der Arbeit ............................................................................... 17
2. Patienten und Methoden ................................................................................ 19
2.1. Patienten ................................................................................................... 19
2.2. Methoden .................................................................................................. 20
3. Ergebnisse ...................................................................................................... 24
3.1. Patientencharakteristik .............................................................................. 24
3.2. Verteilung der FAB-Subtypen.................................................................... 26
3.3. Gründe für Intubation ................................................................................ 26
3.4. Intensiv- und Langzeitüberleben ............................................................... 28
3.5. Risikofaktoren für Intensiv- und Langzeitüberleben .................................. 29
3.5.1. Einfluss von Patientencharakteristika auf
Intensiv- und Langzeitüberleben ..................................................... 29
3.5.2. Einfluss der Intubationsursache auf
Intensiv- und Langzeitüberleben ..................................................... 31
3.5.3. Einfluss von Intensivscores auf
Intensiv- und Langzeitüberleben ..................................................... 31
3.5.4. Einfluss von therapeutischen Maßnahmen auf
Intensiv- und Langzeitüberleben ..................................................... 33
3.5.5. Einfluss von Laborwerten auf
Intensiv- und Langzeitüberleben ..................................................... 35
3.5.6. Sonstige Auswertungen .................................................................. 38
I
Inhalt
4. Diskussion ...................................................................................................... 40
4.1. Grunderkrankung ...................................................................................... 41
4.2. Patientencharakteristika ............................................................................ 42
4.3. Gründe für die Intensivstationsaufnahme .................................................. 43
4.4. Intensivscores ........................................................................................... 43
4.5. Einsatz von Vasopressoren....................................................................... 45
4.6. Beatmung .................................................................................................. 46
4.7. Beatmungsdauer ....................................................................................... 47
4.8. Intubationszeitpunkt nach Diagnose ......................................................... 47
4.9. Nierenersatzverfahren ............................................................................... 48
4.10. Patienten und Methoden ......................................................................... 48
4.10.1. Multizentrischer Studienaufbau ...................................................... 48
4.10.2. Beobachtungszeitraum .................................................................. 49
4.10.3. Einschlusskriterien ......................................................................... 49
4.11. Langzeitüberleben ................................................................................... 50
5. Zusammenfassung ......................................................................................... 52
6. Literaturverzeichnis ....................................................................................... 54
7. Anhang ............................................................................................................ 63
7.1. Abkürzungsverzeichnis ............................................................................. 63
7.2. Abbildungsverzeichnis............................................................................... 65
7.3. Tabellenverzeichnis .................................................................................. 66
8. Danksagung .................................................................................................... 67
9. Lebenslauf ...................................................................................................... 68
II
Einleitung
1. Einleitung
1.1. Epidemiologie
Die akute myeloische Leukämie (AML) ist im Kindesalter mit einem Anteil von 15%-20%
aller Leukämien die zweithäufigste Leukämieform.[25,48,49]
Nach Erhebungen des Kinderkrebsregisters lag im Zeitraum von 1980 bis 2007 die
Inzidenz von AML-Erkrankungen bei Kindern unter 15 Jahren zwischen 0,5/100 000 und
0,8/100 000. Dabei ist die Inzidenz im ersten Lebensjahr am größten, fällt dann ab und
bleibt bis zu einem erneuten Anstieg im jugendlichen Alter relativ konstant.[32]
Das Erkrankungsalter liegt für die AML im Median bei 7,9 Jahren.[93] Jungen erkranken
im Verhältnis 1,1:1 etwas häufiger als Mädchen.[25,39]
1.2. Diagnose
1.2.1. Klinik
Die ersten Symptome einer AML sind meist uncharakteristisch und geprägt von der
Knochenmarkinsuffizienz
sowie
von
Zeichen
lokalisierter
Manifestationen
der
Leukämie.[25,48] Aus der Verdrängung der normalen Hämatopoese durch leukämische
Blasten resultiert häufig eine normochrome Anämie, eine Thrombopenie und eine
Leukozytose bzw. Leukozytopenie.[25,52]
Typische Symptome der Anämie sind Mattigkeit, Leistungsminderung, Blässe und
Spielunlust.[48,49,72]
Die Thrombopenie zeigt sich in Petechien, Purpura, Schleimhautblutungen oder selten
auch in Hirnblutungen.[25,48]
Die Abnahme der funktionstüchtigen neutrophilen Granulozyten im Blut führt zu einer
gesteigerten Infektanfälligkeit, häufig mit Pneumonien, Hautinfektionen oder Sepsis.[52]
Knochenschmerzen im Rahmen einer AML können auf zweierlei Ursachen (extreme
Blastenvermehrung im Knochenmark oder subperiostale Blutungen) beruhen. In der
Anamnese schildern die Eltern dann häufig, dass ihr Kind keine Lust mehr zum Laufen
habe und vermehrt getragen werden möchte.[25,48]
1
Einleitung
Kopfschmerzen, Sehstörungen, Erbrechen und Hirnnervenausfälle können Hinweise auf
eine zentrale Beteiligung sein.[48,93]
Manchmal präsentiert sich eine AML-Erkrankung auch mit unspezifischen Symptomen
eines malignen Prozesses, wie Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust.[52]
Bei der körperlichen Untersuchung können eine Hepatosplenomegalie und Lymphome auf
eine extramedulläre Manifestation hindeuten.[25] Um solch einen extramedullären
Krankheitsbefall handelt es sich auch bei der Gingivahyperplasie, den Chloromen und den
Hodeninfiltrationen.[72,83]
Bei Jungen kann in seltenen Fällen bei sehr hohen Leukozytenzahlen ein Priapismus
auftreten.[49]
1.2.2. Spezielle Initialdiagnostik
Liefert die Klinik des Patienten Hinweise auf das Vorliegen einer AML, muss eine
spezielle
Diagnostik,
bestehend
aus
Labor
(großes
Blutbild,
Infektdiagnostik,
Gerinnungsdiagnostik, etc.), Knochenmarkpunktion, Lumbalpunktion und apparativer
Diagnostik betrieben werden.
Labor
Im Blutbild zeigt sich bei 80% der Patienten mit akuten Leukämien eine normochrome
Anämie mit einem Hämoglobinwert (Hb) unter 10g/dl. Gleichzeitg besteht in den meisten
Fällen eine Thrombo- und Neutropenie. Bei ca. 20% der AML-Kinder liegt eine
Hyperleukozytose mit Leukozytenzahlen >100 000/mm³ vor.[48] Oft lassen sich bereits
im peripheren Blutausstrich Blasten erkennen.[71]
Auf Grund des zum Teil massiven Zellzerfalls können Lactatdehydrogenase (LDH),
Harnsäure, Kalium und Phosphat erhöht sein.[94]
Ribeiro R.C. und Pui C.H. untersuchten in ihrer Studie den Zusammenhang zwischen einer
im Kindesalter auftretenden AML und Gerinnungsstörungen. Dabei kamen sie zu dem
Ergebnis, dass 27 von 195 (13,8%) AML-Kindern zwei von drei der folgenden
Vorraussetzungen für eine Gerinnungsstörung erfüllten:
1. Fibrinogen unter 150 mg/dl,
2. Fibrinspaltprodukte größer 10 µg/ml,
3. Prothrombinzeit länger 12 sec. oder partielle Thromboplastinzeit (PTT) größer 45 sec.,
oder Thrombinzeit größer 18 sec.[88]
2
Einleitung
Neben diesen richtungsweisenden Laborwerten werden im Rahmen einer Erstdiagnose
noch etliche weitere Laborbefunde erhoben. Dazu gehören Leberenzyme, Bilirubin,
Cholinesterase (CHE), Plasminogen, Antithrombin 3 (AT3), Natrium, Calcium,
Infektstatus (Bakteriologie, Mykologie, Virologie), Blutgruppe, Human Leukocyte
Antigen (HLA)-Typisierung und endokrinologische Untersuchungen.[93,95]
Knochenmarkpunktion
Da es weder klinische Zeichen noch Laborwerte gibt, die pathognomonisch für eine AML
sind, ist zur Sicherung der Diagnose und zur exakten Klassifizierung eine
Knochenmarkpunktion erforderlich.[48] Das bei Kindern fast immer aus dem
Beckenkamm gewonnene Material wird morphologisch und zytochemisch untersucht.[52]
Oft erleichtern Auerstäbchen die Diagnose. Diese stäbchenförmigen Granula finden sich
ausschließlich in entarteten Myeloblasten, und da vor allem in den Promyelozyten, und
gehen mit einer positiven Prognose einher.[1,96]
Definitionsgemäß muss zur Diagnose einer AML der Blastenanteil im Knochenmark über
20% liegen.[93] Je nach dominierendem Zelltyp und Differenzierungsgrad wird eine
Einteilung in acht Gruppen vorgenommen. (s. Tabelle 1) Dieses System der
zytomorphologischen Einteilung ist als French-American-British (FAB)-Klassifikation
bekannt.[1]
Mit
Hilfe
der
DNA-Analyse
und/oder
der
Chromosomenanalyse
können
Genveränderungen nachgewiesen werden.[48] Es ist davon auszugehen, dass durch das
Voranschreiten
der
zytogenetischen
Analysen
-
24-Farben-Fluoreszenz-in-situ-
Hybridisierung (FISH) und comparative genomic hybridization (CGH) - in Zukunft bei
nahezu allen AML Patienten molekulargenetische Veränderungen gefunden werden
können.[25] Die häufigsten Genveränderungen bei AML-Patienten sind mit jeweils rund
9% die balancierten chromosomalen Translokationen (t) (8;21), (15;17) gefolgt von der
Inversion (inv)16 mit 3%.[60] Bei verschiedenen Subtypen der AML zeigen sich typische
Translokationen bzw. Inversionen. So ist t(8;21) mit FAB-M2, t(15;17) mit FAB-M3 und
inv(16) mit FAB-M4 assoziiert.[49] (s. Tabelle 1) Es ergeben sich Hinweise darauf, dass
diese drei Genveränderungen mit einer positiven Prognose einhergehen, die Bedeutung
weiterer Aberrationen ist speziell im Kindesalter noch ungeklärt.[25,60]
3
Einleitung
Tabelle 1: FAB-Klassifikation und molekulargenetische Veränderungen akuter myeloischer
Leukämien
Klasse
Beschreibung
Konstante
Veränderungen
FAB-M0
Akute Myeloblastenleukämie völlig unreif
FAB-M1
Akute Myeloblastenleukämie
FAB-M2
Akute Myeloblastenleukämie mit Ausreifung
FAB-M3
Akute
Promyelozytenleukämie
mit
t(8;21) oder t(6;9)
starker
t(15;17)
Granulation
FAB-M4
Akute myelomonozytäre Leukämie
FAB-M5a
Akute Monoblastenleukämie
FAB-M5b
Akute Monoblastenleukämie mit Differenzierung
FAB-M6
Erythroleukämie
FAB-M7
Megakaryozytenleukämie
inv(16) oder t(6;9)
t(9;11)
verwendete Abkürzungen in Tab. 1: FAB = French-American-British; t = Translokation; inv =
Inversion;[49]
Lumbalpunktion
Bei einem postiven Knochenmarksbefall folgt als weitere Initialdiagnostik die
Lumbalpunktion. Bei 2-3% der an einer Leukämie erkrankten Kinder lassen sich Blasten
im Liquor nachweisen. Ein initialer Befall des zentralen Nervensystems (ZNS) liegt vor,
wenn die Zellzahl pro µl Liquor über 5 liegt und es sich beim überwiegenden Teil der
Zellen im Präparat um Blasten handelt.[48,64]
Apparative Untersuchungen
Jeder AML-Patient durchläuft nach seiner Aufnahme eine Reihe von apparativen
Untersuchungen. An erster Stelle steht eine Sonographie des Abdomens und des
Mediastinums. Abgeklärt werden vor allem das Vorliegen einer Organomegalie,
Lymphknotenvergrößerungen, Thymusbefall und Tumorinfiltrate in Darm, Nieren und bei
Verdacht auch im Hoden.[93] Zusätzlich sollte ein echokardiographischer Ausgangsbefund
4
Einleitung
erhoben werden, da die AML-Therapie die Behandlung mit Anthrazyklinen beinhaltet,
welche eine dosisabhängige Kardiotoxizität verursachen.
Als weitere apparative Diagnostik wird eine Röntgenaufnahme des Thorax durchgeführt.
Das
Hauptaugenmerk
liegt
dabei
auf
eventuellen
Thymusvergrößerungen,
Kompressionsatelektasen oder Pleuraergüssen.[48]
Zum Ausschluss von zentralen leukämischen Infiltraten oder einer cerebralen Blutung
erfolgt eine Elektroencephalographie (EEG), eine craniale Computertomographie (CCT)
bzw. eine cranielle Magnetresonanztomographie (MRT).
Der Verdacht auf Organinfiltrate oder Raumforderungen wird mittels CT/MRT Thorax
bzw. Abdomen abgeklärt.[93]
1.3. Therapie
An AML erkrankte Kinder werden nach einheitlichen Standards innerhalb nationaler oder
internationaler Therapieoptimierungsstudien behandelt. Dabei handelt es sich um
kontrollierte
klinische
Krebserkrankungen
im
Studien,
die
Kindesalter
auf
Grund
multizentrisch
der
niedrigen
angelegt
sind.
Inzidenz
von
Standartisierte
Therapieprotokolle garantieren nicht nur eine optimale Behandlung jedes Patienten,
sondern ermöglichen darüber hinaus eine Weiterentwicklung und Verbesserung der
Therapiemöglichkeiten. In Deutschland ist die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und
Hämatologie (GPOH) für die Überwachung und Auswertung der Studien sowie für die
Ernennung einer Studienleitung verantwortlich. Der Studienleitung unterliegt widerum die
kontinuierliche Aktualisierung der Berlin-Frankfurt-Münster (BFM)-Therapieprotokolle.
Aus den Erfahrungen von den vorausgegangenen Studien AML-BFM 78, 83, 87 und 93
sowie den Ergebnissen ähnlicher Studien, wie z.B. der Nordischen Gesellschaft für
Pädiatrische Hämatologie und Onkologie (NOPHO)-Studie entwickelte sich das AMLBFM 98 Protokoll. Kinder, die zwischen Juli 1998 und Juni 2003 in Deutschland an einer
AML erkrankten wurden nach diesem Protokoll behandelt.[21]
Der Therapieerfolg wurde nach den leicht abgewandelten Kriterien des National Cancer
Institutes beurteilt.[13]
5
Einleitung
Danach sprach man von einer kompletten Remission (CR), wenn folgende Kriterien erfüllt
wurden: Eine Mindestzahl von 1000/µl neutrophile Granulozyten und 80 000/µl
Thrombozyten im peripheren Blut, kein Organbefall, kein Nachweis von Blasten im
peripheren Blut, ein Blastenanteil von unter 5% bei über 20-prozentiger Zellularität im
Knochenmark und der fehlende Nachweis von Auerstäbchen im Knochenmark.[44]
Für die partielle Remission (PR) galten die gleichen Kriterien wie für die komplette
Remission. Einziger Unterschied war, dass hier der Blastenanteil im Knochenmark
zwischen 5 und 25% liegen durfte.[13]
Als
Nonresponder
(NR)
wurden
jene
Kinder
bezeichnet,
die
nach
dem
Intensivierungsblock keine komplette Remission erreicht hatten.[23]
Bei einem Ableben innerhalb der ersten sechs Therapiewochen, handelte es sich um einen
Frühtod (ED).[26]
Als Rezidiv wurde eine erneute Infiltration des Knochenmarks mit >5% Blasten, bzw eine
leukämische Infiltration an anderer Stelle nach erreichter CR definiert.[44]
1.3.1. Risikostratifizierung
Das Ziel einer Risikostratifizierung besteht darin, ein Patientenkollektiv herauszufiltern,
das mit hoher Wahrscheinlichkeit gut auf die Therapie anspricht und bei dem das Risiko
eines Rezidives gering ist. Dieser Standardrisikogruppe wurde eine Hochrisikogruppe, mit
schlechtem Therapieansprechen und hoher bzw. früher Rezidivwahrscheinlichkeit
gegenüber gestellt.[20]
Die Therapiepläne der multizentrischen Therapieoptimierungsstudien AML-BFM 1983
und 1987 beinhalteten noch keine Unterteilung in Hoch- und Standardrisikogruppen und
alle Patienten erhielten die gleiche Therapie. Die Auswertung der beiden Studienprotokolle
deckte jedoch eine starke Abhängigkeit des ereignisfreien Überlebens (EFS) von der
Blastenzahl am Tag 15 und der Zellmorphologie auf. Diese Kriterien wurden für die
Definition einer Standard- bzw Hochrisikogruppe herangezogen.[19] (s. Abbildung 1) Eine
Ausnahme
bildete
dabei
die
akute
Promyelozytenleukämie
(FAB-M3).
Eine
Eingruppierung auf Grund der Blastenzahl am Tag 15 verbietet sich hier, weil die Therapie
die Gabe von all-trans-Retinsäure (ATRA) beinhaltete, welche zu einer langsamen
Ausdifferenzierung der Blasten führt.[105]
6
Einleitung
Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse entwickelte sich ein zweiarmiges Therapiemodell,
in dem Patienten der Hochrisikogruppe im Vergleich zur Standardrisikogruppe eine
potentiell gefährlichere und experimentellere Behandlung erhielten.[20]
Abbildung 1: Risikogruppen einer akuten myeloischen Leukämie im Kindesalter
verwendete Abkürzungen in Abb. 1: M1 = Akute myeloische Leukämie ohne Ausreifung; M2 =
Akute myeloische Leukämie mit Ausreifung; M3 = Akute Promyelozyten-Leukämie; M4eo = Akute
myelomonozytäre Leukämie mit Eosinophilen ; Auer = Auerstäbchen, BM = Knochenmark; t =
Translokation; inv = Inversion; SR = Standardrisikogruppe; HR = Hochrisikogruppe; excl. =
ausgeschlossen [26]
Nach dieser Gruppeneinteilung konnten 31% der AML-Kinder der Standardrisikogruppe
zugeordnet werden. Der mehr als doppelt so große Rest wurde nach dem Therapieplan der
Hochrisikogruppe behandelt.[19]
1.3.2. Behandlungsplan
Der Behandlungsplan enthielt folgende Therapieelemente: Zytoreduktive Vorphase,
Induktion,
Konsolidierung/Blocktherapie,
Intensivierung,
Dauertherapie,
Stammzelltransplantation und ZNS-Therapie. (s. Abbildung 2)
Zytoreduktive Vorphase
Bei Leukozytenzahlen über 50 000/µl oder Vorliegen eine Organomegalie wurde in der
AML-BFM 98 Studie dem eigentlichen Therapieprotokoll eine zytoreduktive Behandlung
vorgeschaltet. Über maximal sieben Tage strebte man durch die Gabe von 6-Thioguanin
und Cytarabin zur Vermeidung eines Tumorlysesyndroms eine langsame und schonende
Blastenreduktion an.[45]
7
Einleitung
Induktion
Ziel der Induktionsphase war das Erreichen einer kompletten Remission. Zu diesem Zweck
wurden in einem Zeitraum von acht Tagen drei verschiedene Chemotherapeutika
verabreicht. Hierbei handelte es sich um die Kombination von einem Anthrazyklin
(Idarubicin), Cytarabin und Etoposid.[25,26,48]
Die Studie AML-BFM 98 beeinhaltete eine zweite Induktion mit Hochdosis Cytarabin und
Mitoxantrone
(HAM).
Auch
Standardrisikopatienten
erhielten
diese
Therapie.
Ausgeschlossen waren lediglich Kinder mit Down-Syndrom und Patienten mit FAB M3.
Bei Patienten in kompletter Remission startete die zweite Induktion am Tag 28 (gerechnet
ab dem Starttag der 1. Induktion), bei Patienten mit mehr als 5% Blasten am Tag 15 wurde
die Reinduktion jedoch auf Tag 16 vorverlegt.[24,26]
6-wöchige Konsolidierung / 2 Konsolidierungsblöcke
Zu diesem Zeitpunkt der Therapie fand eine Randomisierung statt. Verglichen wurde eine
6-wöchige Konsolidierungstherapie mit zwei Konsolidierungsblöcken.
Die 6-wöchige Konsolidierungstherapie gliederte sich in eine 28 Tage dauernde Phase 1
und eine 14-tägige Phase 2. In Phase 1 erhielten die Patienten Prednison, Thioguanin,
Vincristin, Idarubicin und Cytosin-Arabinosid. In Phase 2 bestand die Therapie aus
Thioguanin, Cytosin-Arabinosid und Cyclophosphamid.
Am Anfang der zwei Konsolidierungsblöcke stand ein 6-tägiger Block 1 mit Cytarabin und
Idarubicin als Therapeutika. Vier Wochen nach Therapiebeginn von Block 1 folgte ein
Block 2 bestehend aus hochdosiertem Cytarabin und Mitoxantron.[26]
Intensivierung
Mit der Intensivierung wurde 2-4 Wochen nach der Konsolidierung bzw. der Blocktherapie
begonnen. Eine Intensivierungstherapie erhielten nur jene Patienten, bei denen keine
allogene Stammzelltransplantation geplant war. Ziel der Intensivierungstherapie mit
Hochdosis Cytarabin und Etoposid war es, die Rezidivhäufigkeit zu senken.[26] Ohne
Postremissionstherapie würden nahezu alle Patienten ein Rezidiv erleiden.[12]
Dauertherapie
Vier Wochen nach Beendigung der Intensivierung begann die Dauertherapie. Diese zog
sich beim AML-BFM 98 Protokoll über ein Jahr. Als Chemotherapeutika kamen
Thioguanin und Cytarabin zur Anwendung.[26]
8
Einleitung
Stammzelltransplantation
Patienten der Hochrisikogruppe mit humanen Leukozytenantigen (HLA)-identsichen
Geschwisterspender erhielten in der ersten kompletten Remission eine Knochenmark- bzw.
Stammzelltransplantation.[80] Durchgeführt wurde die Stammzelltransplantation nach der
6-wöchigen
Konsolidierung
bzw.
der
2-phasigen
Blocktherapie.
Patienten
der
Hochrisikogruppe, bei denen der Blastenanteil im Knochenmark am Tag 15 5% überstieg,
erhielten zunächst eine zusätzliche Therapie mit hochdosiertem Etoposid, bevor sie nach
einer
zwei-
bis
vierwöchigen Erholungsphase transplantiert
wurden.
Vor
der
Stammzelltransplantation fand eine 7-tägige Konditionierung statt, in der die Patienten in
den ersten vier Tagen Busulfan und in den folgenden 2 Tagen Cyclophosphamid erhielten.
Nach einem Tag Pause wurden schließlich die Stammzellen transplantiert.
Eine Stammzelltransplantation von anderen Familienangehörigen oder Fremdspendern
wurde ausschließlich bei PR/NR-Patienten durchgeführt.[45]
ZNS-Therapie
Eine ZNS-Therapie erfolgte zum einen mit dem Ziel, einen manifesten ZNS-Befall zu
sanieren, zum anderen präventiv. Das AML-BFM 98 Protokoll sah die intrathekale Gabe
von Cytarabin und eine Bestrahlung des kompletten Neurokraniums vor.
Bei ZNS-negativen Patienten wurde Cytarabin insgesamt 12 Mal in altersabhängiger
Dosierung intrathekal verabreicht.
Bei ZNS-positiven Patienten erfolgte eine wöchentliche Gabe von Cytarabin bis zur
Liquorsanierung plus eine zusätzliche Gabe darüber hinaus. Danach erfolgten die
intrathekalen Gaben analog zu der ZNS-Therapie bei ZNS-negativen Patienten.
Parallel
zur
Dauertherapie
wurde
bei
allen
Patienten
eine
randomisierte
Schädelbestrahlung mit 12 bzw. 18Gy durchgeführt. Kinder unter einem Jahr erhielten
keine Schädelbestrahlung. Bei Kindern zwischen 1 und 2 Jahren wurde die Maximaldosis
von 18 auf 15Gy reduziert. [26,45]
Sonderregelungen
Bei einem Teil der Patienten lassen sich auch in kompletter Remission mittels PolymeraseKettenreaktion (PCR) noch persistierende leukämische Zellen nachweisen. Dies wird als
sogenannte Minimale Resterkrankung (MRD) bezeichnet. Aller Wahrscheinlichkeit nach
gehen
diese
persistierenden
leukämischen
Zellen
mit
einer
höheren
Rezidivwahrscheinlichkeit einher.[11,98] Deshalb wurde nach dem AML-BFM 98
9
Einleitung
Protokoll bei einem positiven MRD-Befund am Tag 112 ein Zusatzblock bestehend aus
Cytarabin und Etoposid durchgeführt. [45]
Für Patienten mit FAB M3 enthielt der Standardrisiko Zweig einige Modifikationen. So
wurde auf eine zweite Induktion verzichtet und die 6-wöchige Konsolidierung wurde ohne
Vincristin
durchgeführt.
Bei
einer
positiven
MRD-Kontrolle
nach
der
Intensivierungstherapie wurde eine allogene Stammzelltransplantation vom HLAidentischen Familienspender in erster kompletter Remission angestrebt. Falls dies nicht
möglich war, wurde an dieser Stelle ein Block aus Hochdosis Cytarabin und Mitoxantron
durchgeführt und dann bis zur Negativität des MRD-Befundes mit ATRA und
Chemotherapie fortgefahren.[45]
Kinder mit Down Syndrom haben ein 20-fach erhöhtes Risiko an einer akuten Leukämie
zu erkranken. Down Patienten sprechen gut auf Chemotherapie an, haben hohe Responsund niedrige Rezidivraten, jedoch besteht bei ihnen eine erhöhte Infektions- und
Toxizitäts-bedingte Letalität.[25,87] Um eine Überbehandlung zu vermeiden wurde bei
Patienten mit Down Syndrom während der Induktionstherapie die Idarubicindosis um 1/3
reduziert und auf einen zweiten Induktionsblock verzichtet. Während der 6-wöchigen
Konsolidierungsphase wurde die Dosis von Idarubicin bzw. während des 2.
Konsolidierungsblocks die Mitoxantrondosis reduziert. Die ZNS-Therapie bestand
lediglich aus 11 intrathekalen Gaben von Cytarabin. Auf eine Schädelbestrahlung wurde
verzichtet.[45]
10
Einleitung
Abbildung 2: Zwischen 1998 und 2003 gültiger Therapieplan für akute myeloische
Leukämien im Kindesalter der Studiengruppe Berlin-Frankfurt-Münster
verwendete Abkürzungen in Abb. 2: AIE = Cytarabin+Idarubicin+Etoposid; HAM = Hochdosis
Cytarabin+Mitoxantron (Induktionsblock); R1 = 1.Randomisierung; R2 = 2.Randomisierung; G-CSF
= Granulozyten-Kolonie stimulierender Faktor; AI = Cytarabin+Idarubicin, haM = Hochdosis
Cytarabin + Mitoxantron (Konsolidierungsblock); HAE = Hochdosis Cytarabin + Etoposid, R3 =
3.Randomisierung; ARA-C = Cytarabin; i.th. = intrathekal;[26]
1.4. Komplikationen
1.4.1. Infektionen
Infektionen sind eine permanente Bedrohung im Verlauf einer Leukämietherapie. Während
Blutungen und Leukostase in den ersten zwei Wochen der Behandlung die häufigsten
Todesursachen darstellen, sind ab Tag 15 der Behandlung Infektionen die vorherrschende
Ursache tötlicher Komplikationen.[23]
Im Rahmen der Therapieoptimierungsstudie AML-BFM 93 konnten bei 304 Patienten im
Laufe der AML-Therapie 855 Infektionen nachgewiesen werden. Das macht im Schnitt 2,8
Infektionen pro Patient. Grob ¾ aller Infektionen ereigneten sich während einer starken
Neutropenie (≤ 500/µl).[65] Da die vorhandenen neutrophilen Granulozyten aber oft
funktionslos sind, haben auch Patienten mit normalen oder erhöhten Leukozytenwerten ein
erhöhtes Infektionsrisiko.[69]
Die schlechte Abwehrlage ergibt sich zum einen aus der tumorbedingten Verdrängung der
normalen Myelopoese und Lymphopoese, zum anderen durch die immunsuppressive
Chemotherapie.[25] Dazu kommt eine Schädigung der Schleimhautbarriere durch die
Chemotherapie. Dies führt sowohl zu einem Anstieg der endogenen Infektionen durch die
11
Einleitung
natürliche Darmflora als auch der exogenen Infektionen durch Hautkeime.[69] Zu Beginn
der Behandlung stellen insbesondere bakterielle Infektionen eine große Gefahr dar. Im
Laufe der Therapie steigt durch die zunehmende Immunsuppression das Risiko
opportunistischer Erregern, wie z.B. Pneumocystis carinii oder auch Herpesviren.[49]
Da die klassischen Entzündungszeichen die Ausschüttung von Zytokinen erfordert, können
sich selbst schwere Infektionen zunächst klinisch unauffällig präsentieren.[69] Oft von
Infektionen betroffen sind Lunge, Gastrointestinaltrakt und Haut.
Die
häufigsten
Erreger
von
Hautinfektionen
sind
Staphylococcus
epidermidis,
Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa.[6]
Von den 855 in der AML-BFM 93 Studie nachgewiesenen Infektionen konnten 13,3% auf
eine Pneumonie zurück geführt werden. Zu den häufigsten Erregern zählen die
vergrünenden Steptokokken (Streptococcus (S.) mitis, S. viridans, S. sanguis, S. oralis, and
S. salivarius) und Pilze (Aspergillus und Candida).[65]
Wie Okamoto Y. et al. zeigte sind vergrünende Steptokokken nicht nur Haupterreger von
Lungenentzündungen, sondern besonders während der neutropenen Phasen einer AMLTherapie auch Ursache von Septitiden.[81] Für eine Sepsis müssen neben einem
Erregernachweis zwei oder mehr der folgenden Kriterien erfüllt sein:
Körpertemperatur >38.5°C oder <35.0°C
Herzfrequenz >90/min
Atemfrequenz >20/min
PaCO2 <32 mmHg oder Beatmungspflichtigkeit
Leukozyten >12,000/mm3 oder <4000/mm3 oder >10% unreife neutrophile Granulozyten
im Differentialblutbild.[2]
Das Maximalbild einer solchen Infektion ist der septische Schock. Verursacher des
septischen Schocks sind Endotoxine. Sie lösen einen Teufelskreis aus Vasodilatation,
Blutdruckabfall,
Bildung
von
arteriovenösen
Shunts,
Minderversorgung
von
Endstrombahnen, capillary leak und disseminierter intravasaler Gerinnung aus, der ohne
intensive Therapie zum Multiorganversagen führt.[62,108]
Im Zusammenhang mit einer Sepsis bzw. einem septsichen Schock entwickelt sich häufig
ein akutes Lungenversagen oder acute respiratory distress syndrom (ARDS). Weitere
Auslöser dieser häufig letal verlaufenden Komplikation sind bei AML-Patienten
Pneumonien und Verbrauchskoagulopathien.[61]
Ein ARDS ist folgendermaßen definiert: akutes Ereignis, bilaterale Lungeninfiltrate im
Röntgen Thorax, Wegde-Druck (Lungenkapillaren-Verschluss-Druck) ≤ 18mmHg bzw.
12
Einleitung
Ausschluss einer linkscardialen Funktionseinschränkung, ein Verhältnis von arteriellen
Sauerstoffpartialdruck
zur
inspiratoischen
Sauerstofffraktion
(paO2/FiO2)
≤
200mmHg.[89] Unabhängig von der Ursache wird immer der gleiche Pathomechanismus
aktiviert. Dabei kommt es zunächst im Rahmen von allgemeinen Entzündungsreaktionen
zu einer pulmonalen Vasokonstriktion mit einer pulmonalen Hypertonie und einer
Schädigung von Lungengewebe. Folge ist eine Zunahme der Membranpermeabilität
(capillary leak) und ein Austritt von Flüssigkeit ins Interstitium und den Alveolen. Durch
das entstandene alveoläre Ödem kommt es zu Störungen des Surfactant und einem Kollaps
der
Alveolen.[61]
Im
Spätstadium
des
akuten
Lungenversagens
kann
durch
Mesenchymalzellaktivierung eine Lungenfibrose entstehen.[5]
1.4.2. Blutungen
Zu Blutungen in Rahmen einer AML kommt es zum einen durch tumor- oder
therapiebedingte niedrige Thrombozytenwerte, häufig aber auch auf Grund einer
disseminierten intravasalen Gerinnung.[25]
Möglicher Auslöser einer disseminierten intravasalen Gerinnung im Rahmen einer AMLErkrankung ist zum einen ein septisches Ereignis, zum anderen können aber auch
leukämische Blasten, bzw. deren Zellzerfallsprodukte selbst die plasmatsiche Gerinnung
aktivieren. In beiden Fällen kommt es durch Bildung von Mikrothromben zu einem
extremen Verbrauch von Thrombozyten und Gerinnungsfaktoren. Dadurch entsteht
letztendlich eine dauerhafte Blutungsneigung, die als hämorrhagische Diathese bezeichnet
wird. Parallel dazu entwickelt sich eine reaktive Hyperfibrinolyse. Dabei entstehen
Fibrinspaltprodukte, die ihrerseits die Blutgerinnung hemmen und so die Blutungsneigung
noch verstärken.[8,50]
Besonders häufig sind Blutungen bei der Promyelozytenleukämie.[97] Klinische oder
labortechnische Zeichen einer Verbrauchskoagulopathie sind praktisch bei allen Patienten
mit FAB-M3 nachweisbar.[40,57]
Letale Blutungen ereignen sich hauptsächlich im Hirn, aber auch Blutungen der Lunge und
des Gastrointestinaltrakts stellen vor allem zu Therapiebeginn eine große Gefahr dar. Auf
Grund eines komplexen Zusammenspiels zwischen Leukostase und Blutungen, ist in vielen
Fällen nicht sicher zu bestimmen, ob es sich um eine primäre oder eine sekundäre Blutung
im Rahmen einer Leukostase handelt.[18]
13
Einleitung
1.4.3. Leukämie bedingte Komplikationen
Leukostase
Folge der extrem hohen Leukozytenwerte (>100 000/µl) ist eine Hyperviskosität des
Blutes.[69] Dadurch kommt es zur Adhäsion und Akkumulation von Leukozyten an den
Gefäßwänden. Dies führt zu Mikrothromben und Embolien. Je nach Lokalisation des
Gefäßverschlusses treten unterschiedliche Symptome, z.B. Dyspnoe bei Verlegung von
Lungenkapillaren oder neurologische Symptome (v.a. Verwirrtheit, Ataxie Somnolenz,
Nystagmus) bei Verschluss von Gehirngefäßen (z.B. Sinusvenen) auf. Die Inzidenz der
Hyperleukozytose
liegt
bei
der
AML
zwischen
5
und
22%.
Häufig
sind
Leukostasesymptome vor allem bei AML-Patienten mit FAB M4/M5.[69,75,108]
Tumorlysesyndrom
Durch den massiven Zellzerfall kann es bereits vor Beginn der Therapie, vor allem aber
während der Induktionstherapie, zu einem lebensbedrohlichen Tumorlysesyndrom
kommen. Die aus den Tumorzellen frei werdenden Inhaltsstoffe führen zu einer
Hyperkaliämie, Hyperphosphatämie, Hyperurikämie und Hypocalcämie. Verantwortlich
für die Schädigung der Niere ist zumeist die massiv erhöhte Harnsäure, die im Bereich der
Nieren auskristallisiert und zu einer Urat-Nephropathie führt. Zudem kann aber auch eine
Päzipitation von Calcium und Phosphat zu einer weiteren Verschlechterung der
Nierenfunktion führen.[78] Darüber hinaus birgt die Hyperkaliämie die Gefahr von
Arrhythmien, Asystolien und eines akuten Herztodes.[25]
1.4.4. Therapie bedingte Komplikationen
Medikamentennebenwirkungen
Durch intensive Chemotherapie konnten die Überlebenschancen von AML-Kindern
deulich verbessert werden. Die Kehrseite ist jedoch eine gesteigerte Pharmakotoxizität
sowie eine längere Aplasiedauer.[22] Fast alle bei der AML-BFM 98 verwendeten
Zytostatika
(Cytarabin,
Vincristin,
6-Thioguanin,
Cyclophosphamid)
zeigen
als
Nebenwirkung eine ausgeprägte Myelosuppression mit den bekannten Komplikationen:
Infektion, Hämorrhagie und Gewebshypoxie.[56]
Jedes Zytostatikum birgt zusätzlich ganz spezielle Risiken.
14
Einleitung
Typische Gefahren von Cytarabin sind Mukositis, Enteritis und Leberfunktionsstörungen.
Häufig irreversibel sind die neurotoxischen Nebenwirkungen von Cytarabin.[54] Diese
können sich in Ataxien, Nystagmen, Dysphasien, Dysdiadochokinesen oder einem
verminderten Bewusstsein äußern.[41]
Neben der Myelosuppression kann es durch die Etoposidgabe zu neurotoxischen Störungen
kommen. In seltenen Fällen führt Etoposid wie auch Mitoxantron zu gastrointestinalen
Störungen, Leberschäden und einer Hyperurikämie.
Vincristin ist für seine dosisabhängige Neurotoxizität bekannt. Weitere Nebenwirkungen
sind Obstipation, Krämpfe, kardiovaskuläre Störungen und Blurdruckentgleisungen.
Thioguanin birgt das Risiko einer Stomatitis, Darmschleimhautnekreosen und –
perforationen
sowie
Leberschäden
mit
Leberfunktionsstörungen,
Ikterus
und
Lebervenenverschluss.[59,90]
Die akut kardiotoxische Wirkung von Anthracyclinen, wie Idarubicin und Daunorubicin,
äußert sich hauptsächlich in transienten Arrhythmien, einem Pericarditis-MyokarditisSyndrom oder in einer akuten kardialen Dekompensation.[37,103] In der retrospektiven
Betrachtung der AML-BFM 93/98 Studien konnte bei 38 von 885 Patienten (4,3%) eine
schwere oder milde Kardiomyopathie während der Intensivtherapie nachgewiesen
werden.[27]
Die Therapie der akuten Promyelozytenleukämie mit ATRA birgt einige Besonderheiten.
Einerseits induziert man durch ATRA eine Ausdifferenzierung der Promyelozyten mit
einer 5-Jahres-Überlebensrate von 70% und höher, andererseits besteht die Gefahr eines
Retinsäure-Syndroms. Bei 2-27% kommt es dabei zu diffusen Organinfiltrationen der
ausdifferenzierten Blasten mit generalisierten Flüssigkeitseinlagerungen, Ergüssen und
Fieber. Ohne entsprechende Therapie liegt die Mortalität bei 30%.[63,102,112]
Zur Behandlung und Prophylaxe der leukämie- und therapieassoziierten Komplikationen
wird bei jedem AML-Patienten eine Reihe von supportiven Maßnahmen durchgeführt. Die
prophylaktische Antibiotikagabe (z.B. Cotrimoxazol) birgt allerdings das Risiko einer
Clostridium difficile Selektion mit nachfolgender Pseudomembranöser Colitis.[9,53]
Pulmonale Thromboembolie
Bei Tachypnoe und unauffälligem Röntgenbefund muss bei AML-Patieten immer eine
Thromboembolie der Lunge ausgeschlossen werden. Uderzo C. et al. konnten einen
signifikaten Zusammenhang zwischen AML-Erkrankungen im Kindesalter und dem
Entstehen pulmonaler Thromboembolien nachweisen.[107] Fraglich bleibt allerdings die
15
Einleitung
genaue Pathogenese. Als mögliche Auslöser werden Fibrinbildungen an zentralen
Venenkathetern, Endothelschädigungen durch Chemotherapeutika, ein Tumorlysesyndrom,
angeborene oder erworbene Gerinnungsstörungen oder eine parenterale Ernährung
vermutet.[15,31,33,74,111]
Komplikationen der Stammzelltransplantation
Komplikationen der Konditionierung
Die größte Gefahr für den AML-Patienten ergibt sich aus dem kompletten Ausfall der
Hämatopoese und dem Verlust der Immunabwehr. In der Phase der Aplasie stellt jede
Infektion eine lebensgefährliche Sitution dar.[91]
Im
Vergleich
zur
konventionellen
Chemotherapie
ergeben
sich
während
der
Konditionierungsphase auf Grund der verwendeten Therapeutika und deren Dosis
zusätzliche
Komplikationen. Die toxische Wirkung der Konditionierungstherapie mit
Busulfan und Cyclophosphamid zeigt sich vor allem an Nieren, ZNS, Leber und
Lunge.[35] Die hochdosierte Gabe von Busulfan und Cyclophosphamid birgt das Risiko
einer Lungenfibrose, einer obstruktiven Bronchiolitis und einer Pneumonitis.[16,56]
Cyclophosphamid kann schwere Nierenschäden mit glomerulären und tubulären
Funktionsstörungen
verursachen.[70]
Darüber
hinaus
besteht
die
Gefahr,
dass
Cyclophosphamid eine hämorrhagische Cystitis induziert.[73] Nach hohen Bolusgaben
kann sich eine Enzephalopathie mit Somnolenz, Krämpfen bis hin zu Koma und Tod
entwickeln.[54]
Venookklusive Erkrankung
Eine der möglichen Ursachen für Morbidität und Mortalität im Rahmen einer
Stammzelltransplantation ist die venookklusive Erkrankung (VOD). Ausgelöst wird die
VOD durch die Hochdosis-Chemotherapie während der Konditionierung.[54]
In der Leber kommt es durch eine Schädigung der sinusoidalen Endothelzellen über einen
komplexen Pathomechanismus zu einem Gefäßverschluss und einer Obstruktion der
Sinusoide. Folge ist eine Ischämie-bedingte Leberschädigung und eine portale
Hypertension.[79]
16
Einleitung
Transplantatkomplikationen
Transplantatabstoßung
T-Lymphozyten und natürliche Killerzellen, die die Konditionierungsphase überstehen,
können in seltenen Fällen zu einer Abstoßung des Spenderknochenmarks führen.
Besonders gefährdet sind polytransfundierte HLA-sensibilisierte Patienten. Bei einer
Transplantatabstoßung persistiert die Phase der Aplasie mit den daraus resultierenden
Konsequenzen, wie fehlende Immunabwehr und fehlende Hämatopoese.[91]
Graft-versus-host-Disease
In Folge einer allogenen Stammzelltransplantation können im Transplantat enthaltene TLymphozyten gesundes Gewebe des Empfängers als fremd erkennen und schädigen. Trotz
immunsuppressiver Therapie und HLA-Identität liegt je nach Studie die Häufigkeit einer
Graft-versus-host-Erkrankung (GVHD) zwischen 27 und 83%. Bis zu 50% aller GVHD
verlaufen
letal.[91]
Die
drei
am
häufigsten
betroffenen
Organe
sind
Haut,
Gastrointestinaltrakt und Leber. An der Haut kommt es zu einem makulopapulösen
Exanthem und einer Erythrodermie. Die Komplikationen des Gastrointestinaltrakts (blutigschleimige Druchfälle, Flüssigkeits- und Elektrolytverluste, sekundäre Anämie) ergeben
sich auf Grund der Schädigung und zum Teil irreperablen Zerstörung der Mucosa. An der
Leber zeigt sich die GVHD an einem Anstieg des direkten Bilirubins und der alkalischen
Phosphatase
sowie
einem
Abfall
der
Syntheseleistung
(Albumin,
Gerinnungsfaktoren).[50,91]
Je nach Zeitpunkt des Auftretens der GVHD unterscheidet man zwischen akuter und
chronischer GVHD. Es ist sowohl möglich, dass eine akute chronifiziert, als auch dass eine
chronische Form erst 100 Tage nach Transplantation als De-novo-GVHD in Erscheinung
tritt.[35] Entzündungen, Indurationen und Sklerosierung von Haut und Schleimhaut prägen
das Erscheinungsbild der chronischen GVHD.[91]
1.5. Zielsetzung der Arbeit
Ärzte wie Familienangehörige von onkologischen Patienten werden immer wieder mit der
Frage konfrontiert, inwieweit es medizinsich sinnvoll und ethisch vertretbar ist in
lebensbedrohlichen Situationen alle technischen und intensivmedizinsichen Möglichkeiten
auszuschöpfen.
17
Einleitung
Um in diesen schwer einzuschätzenden Situationen eine Entscheidungshilfe zu haben,
beschäftigten sich in der Vergangenheit mehrere Studien mit dem Outcome von
intensivpflichtigen Komplikationen onkologisch erkrankter Kinder. Die Mortalität der
einzelnen Studien unterlag einer großen Streuung. Die Angaben reichen von 13% bis
58%.[29,42]
Einige dieser Arbeiten erlauben Rückschlüsse auf die Mortalität intensivpflichtiger
Komplikationen im Rahmen einer akuten myeloischen Leukämie. Auch hier finden sich
mit Angaben zwischen 17% und 80% große Schwankungen.[51,101]
Bewertungsgrundlage der bisherigen Studien war fast immer das akute Überleben des
jeweiligen Intensivstationsaufenthaltes. Da eine beatmungspflichtige Komplikation jedoch
oft eine Reduktion oder Unterbrechung der Chemotherapie erfordert, stellt sich vor allem
auch die Frage nach den Auswirkungen intensivpflichtiger Komplikationen auf das eventfree-survival (Zeitraum zwischen Diagnose und Rezidiv bzw. Tod ohne Rezidiv) und das
Gesamtüberleben.
Prognostische Faktoren intensivpflichtiger onkologischer Erkrankungen im Kindesalter,
wie z.B. der Einsatz von positiv inotropen Substanzen und die Notwendigkeit einer
maschinellen Beatmung wurden ermittelt.[34,77] Viele Studien zeigen eine signifikante
Steigerung der Sterblichkeit, mit Mortalitätsraten bis zu 85%, bei Bedarf einer künstlichen
Beatmung.[34,42,47,101]
Ziel der vorliegenden Studie war es, die Auswirkungen gerade dieser beatmungspflichtigen
Komplikationen einer AML-Erkrankung im Kindesalter sowohl in Hinblick auf das
Intensivüberleben als auch auf das event-free-survival sowie das Gesamtüberleben
abzuschätzen.
Zudem wurden gebräuchliche Intensivscores (Pediatric Logistic Organ Dysfunction
(PELOD); Pediatric Risk of Mortality (PRISM)) auf ihre Gültigkeit überprüft und nach
weiteren prognostischen Faktoren geforscht.
18
Patienten und Methoden
2. Patienten und Methoden
2.1. Patienten
Überblick über die AML-BFM 98 Studie
Bei der AML-BFM 98 Studie handelt es sich um eine kontrollierte, randomisierte Phase 3
Studie. Eingeschlossen wurden alle Kinder von 0 bis 18 Jahren, bei denen zwischen 1. Juli
1998 und 30. Juni 2003 eine akute myeloische Leukämie diagnostiziert und an einer von
insgesamt 75 teilnehmenden Kliniken in 4 Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz,
Tschechische Republik) behandelt wurde. Nicht eingeschlossen wurden Patienten mit
Myelosarkom, Patienten mit Myelodysplastsichem Syndrom und sekundären AMLErkrankungen. Patienten mit Down Syndrom wurden zwar in die Studie als
Protokollpatienten mit aufgenommen, erhielten jedoch eine reduzierte Chemotherapie. Die
Durchführung der Studie wurde sowohl von der Deutschen Krebsgesellschaft als auch von
der
Ethikkommission
der
Universität
Münster
genehmigt.
Schriftliche
Einverständniserklärungen wurden vom Patienten bzw. den sorgeberechtigten Eltern zu
Beginn der Therapie eingeholt. Insgesamt konnten in die Studie AML-BFM 98 473 NichtDown-Patienten
und
66
Down
Patienten
mit
de
novo-AML
aufgenommen
werden.[26,36,66,110]
Patientenselektion
Für jeden Patienten existiert in der Studienzentrale eine Akte, in der alle eingehenden
Informationen
archiviert
werden.
Dazu
zählen:
Ersterhebungsbogen,
Therapiedokumentations- und Toxizitätsbögen, bei Rezidiv, Zweitmalignom, Tod oder
Therapieabbruch
ein
Ereignis-/Statusmeldebogen,
jährliche
Nachsorge-/
Spättoxizitätsbögen inklusive einer Follow-up-Liste sowie die gesammelten Arztbriefe.
Bzgl. der
Arztbriefe sind die einzelnen Kliniken dazu angehalten, in regelmäßigen
Abständen die aktuellen Arztbriefe zu versenden, eine Pflicht besteht jedoch nicht.
In diese Studie eingeschlossen wurden ausschließlich jene Patienten, die in Deutschland
behandelt wurden und von denen ein kompletter Arztbrief in der Studienzentrale vorlag.
Diese Anforderungen erfüllten 332 der 539 Studienpatienten.
Im nächsten Schritt wurden alle Arztbriefe nach schweren Komplikationen, die einen
Intensivstationsaufenthalt und eine künstliche Beatmung erforderlich machten durchsucht.
19
Patienten und Methoden
Ausgeschlossen wurden Beatmungen nach oder während eines Rezidives, Patienten die
lediglich im Rahmen einer Operation auf Intensivstation nachbeatmet wurden und
innerhalb eines Tages extubiert werden konnten, sowie Patienten, die unter
Reanimationsbedingungen aufgenommen wurden und länger als 2 Stunden keine stabilen
Vitalzeichen zeigten.
Insgesamt konnten 37 Patienten herausgefiltert werden, die alle Einschlusskriterien
erfüllten.
Eine detailierte Auswertung (siehe unten) machte eine Einsicht in die Intensivkurven an
den behandelnden Kliniken erforderlich. Dies war bei 33 der 37 Patienten möglich.
2.2. Methoden
Erhebungen aus den Akten der Studienzentrale
Aus den in Hannover gesammelten Arzt-/Intensivbriefen und den Daten, die von der
Studienzentrale dankenswerterweise zur Verfügung gestellt wurden, ließen sich folgende
Informationen ermitteln: Geschlecht, Geburts- und Diagnosedatum, Diagnosealter,
behandelnde Klinik, Risikogruppe, FAB-Typ, Cytogenetik, initiale Leuko- und
Thrombozytenzahlen, ZNS- Befall, Blastenanteil im Knochenmark, Intubationsgrund,
Beatmungsdauer, Intensivstationsüberleben und Rezidiv- bzw. Todesdatum.
Erhebungen aus den Intensivkurven
Nachdem die behandelnden Kliniken ihre Kooperation zugesichert hatten, wurden die
Intensivkurven vor Ort in 21 Kliniken in 20 deutschen Städten ausgewertet. Aus den Akten
wurden neben den kompletten Variablen, die zur Berechunung des PELOD- und PRISMScores (siehe unten) erforderlich waren, weitere Parameter erhoben. Dazu zählten: Base
excess (BE), Anzahl und Dosierung der parallel verabreichten Vasopressoren sowie
Nieren- und Leberersatzverfahren.
Scoring Systeme
Scoring Systeme wie der PELOD- und der PRISM-Score versuchen anhand von
Parametern, die bei Aufnahme auf die Intensivstation und/oder während des
20
Patienten und Methoden
Intensivstationsaufenthaltes erhoben werden, die Überlebenswahrscheinlichkeit eines
Patienten vorherzusagen.[84]
Zur Berechnung der Scores wird jener Wert ausgewählt, der innerhalb eines Tages am
stärksten vom Normwert abweicht. Bei Variablen, bei denen sowohl hohe als auch niedrige
Werte zu einer gesteigerten Mortalität führen, werden beide ermittelt.[67,85]
Paediatric Logistic Organ Dysfunktion (PELOD) Score
Es
wird
allgemein
davon
ausgegangen,
dass
die
Mortalitätsrate
auf
einer
Kinderintensivstation mit der Anzahl von Organdysfunktionen steigt.[34,51,77,84]
Uneinig ist man sich allerdings in Hinblick auf die Definition einer Organdysfunktion.[84]
Der PELOD-Score überprüft die Funktion von 6 Organsystemen und bewertet den Grad
der Schädigung anhand von 12 Variablen. Das Kardiovaskuläre System wird mittels des
minimalen systolischen Blutdrucks und der maximalen Herzfrequenz, die Neurologie über
den kleinsten Glasgow Coma Wert (GCS) und das Vorhandensein bzw. die Abwesenheit
von Pupillenreflexen, die Nierenfunktion über den maximalen Kreatininwert, das
Hämatologische System anhand minimaler Leuko- und Thrombozytenwerte und die
Leberfunktion mittels maximalen Aspartat-Aminotransferase (AST)-Wert und minimaler
partiellen
Thromboplastinzeit
Respiratorischen
Systems
(PTT)
werden
beurteilt.
Zur
Funktionsbewertung
Beatmungsbedürftigkeit,
kleinstes
des
PaO2/FiO2
Verhältnis sowie maximaler PaCO2-Wert, herangezogen.[67]
Da der physiologische Bereich von vielen Werten altersabhängig ist wurden 4 Gruppen
gebildet: Neugeborene (<1 Monat), Säuglinge (zwischen 1 und 12 Monaten), Kinder
(zwischen 12 Monaten und 12 Jahren) und Jugendliche (zwischen 12 und 18 Jahren). Beim
Kreatinin wurden andere Altersgrenzen definiert: Neugeborene (<7 Tage), Säuglinge
(zwischen 7 Tagen und 12 Monaten), der Rest wie oben beschrieben.
Je nach Schweregrad der Schädigung wurden 1, 10 oder 20 Punkte verteilt und über die
Punktesumme eine Mortalitätsrate bestimmt. Die Validiät dieses Vorgehens wurde bereits
in einigen Studien überprüft.[67,106]
Pediatric Risk of Mortality (PRISM) Score
Der PRISM-Score ist der am häufigsten verwendete Intensivscore bei Kindern. Im
Gegensatz zum PELOD-Score macht der PRISM-Score lediglich eine Unterteilung in 2
Altersbereiche: Säugling von 0-1 Jahr und Kinder über 1 Jahr.
21
Patienten und Methoden
Um den Schweregrad einer Krankheit zu quantifizieren, werden 14 Variablen gemessen:
systolischer und diastolischer Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz, Glasgow Coma Wert,
sowie laborchemische Parameter, wie PaO2, PaCO2, Quick, PTT, Gesamtbilirubin,
Kalium, Kalzium, Blutzucker und Bikarbonat.
Die gemessenen Absolutwerte werden in unterschiedliche Intervalle eingeteilt, denen ein
ganzzahliger Punkwert zugeordnet ist. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass
die Höhe des Summenwertes zum einen mit der Schwere der Erkrankung korreliert zum
anderen auf der Basis der Punktwerte eine Mortalitätswahrscheinlichkeit errechnet werden
kann.[17,85,99,100]
Grundzüge der Datenerhebung und Scoreberechnung
Im Rahmen der Datenerhebung aus den Intensivkurven wurde für jeden Parameter
zunächst ein Tageshöchst- bzw. tiefstwert bestimmt. Bei systolischem und diastolischem
Blutdruck, pH-Wert, Bicarbonat, Kalium, Calcium und Glucose stellten sowohl
Normabweichungen nach unten als auch nach oben eine Bedrohung für den Patienten dar.
In diesen Fällen wurde derjenige Wert ausgewählt, der bei der Berechnung des PRISMScores
den
größten
Punktwert
erzielte
und
somit
Ausdruck
der
maximalen
Organschädigung war. Die ermittelten Absolutwerte wurden dem entsprechenden
Punktwert im PRISM- bzw. PELOD-Score zugeordnet und zu einem Tageshöchstwert
addiert. Aus den Tageshöchstwerten des PRISM- bzw. PELOD-Scores wurde wiederum
der Maximalwert für den kompletten Beatmungszeitraum ermittelt.
Keine Beachtung fanden Werte von Sterbenden in den letzten 2 Stunden ihres Lebens.
Da nur maschinell beatmete Patienten in unsere Studie eingschlossen wurden, was die
Gabe von Sedativa, paralysierenden Medikamenten und Anästhetika erfordert, musste auf
die Bestimmung des GCS sowie die Beurteilung der Pupiellenreflexe verzichtet werden.
Wenn zur Berechnung des PRISM- bzw. PELOD-Scores eine Variable fehlte, wurde von
einem unauffällgen, nicht kontrollbedürftigen Normwert ausgegangen.
In drei Fällen kam es während der AML-Therapie zu zwei intubationspflichtigen
Komplikationen. Hier wurde jeweils nur das erste Ereignis in die Statistik
mitaufgenommen.
Abschließend wurden zur Prüfung der Repräsentativität unseres Patientenkollektivs die
wichtigsten klinischen Charakteristika von Patienten mit und ohne intubationspflichtige
Komplikationen verglichen.
22
Patienten und Methoden
Statistische Auswertung
Univariante statistische Analysen wurden durchgeführt um Charakteristika von
Überlebenden und Verstorbenen zu vergleichen. Zielvariable war zum einen das
Intensivstationsüberleben zum anderen das Gesamtüberleben. Da keiner der 6 Patienten,
die im Anschluss an eine intensivpflichtige Komplikation ein Rezidiv entwickelten,
langfristig überlebte, brachte die separate Analyse des Ereignis-freien-Überlebens keinen
Erkenntnisgewinn.
Als unabhängige Variablen fanden zum einen die Einzelparameter und zum anderen die
maximalen Scorewerte am Aufnahmetag und im Verlauf Verwendung.
Um den Einfluss von Risikofaktoren auf das Gesamtüberleben zu untersuchen, wurden
Kaplan-Meier-Überlebenskurven und der Log-Rank-Test verwendet. Die Kaplan-MeierMethode
ermöglicht
selbst
bei
unterschiedlichen
Beobachtungszeiträumen
die
Bestimmung einer Ereigniswahrscheinlichkeit bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Anhand
der einfachen linearen Regression lässt sich der Einfluss von Risikofaktoren auf die
Zielvariable abschätzen.[4,55]
Zur Bestimmung von Risikofaktoren hinsichtlich des Intensivstationsüberlebens einer
intubationspflichtigen Komplikation wurde der exakte Test nach Fischer angewandt.
Eine Irrtumswahrscheinlichkeit p < 0,05 wurde als signifikat angesehen.
Alle Brechnungen wurden mit dem Programm SPSS 16.0 durchgeführt.
23
Ergebnisse
3. Ergebnisse
3.1. Patientencharakteristik
In 11% (37/332) der untersuchten Fälle kam es zu einer intubationsbedürftigen
Komplikation. Die 37 eingeschlossenen Patienten wurden mit einer Kontrollgruppe,
bestehend aus 295 Patienten, die mit Ausnahme der intubationspflichtigen Komplikation
alle Einschlusskriterien erfüllten, verglichen. Gegenübergestellt wurden Geschlecht, Alter,
Leukozytenzahl
zum
Diagnosezeitpunkt,
ZNS-Beteiligung,
Behandlungszweig,
Therapieansprechen und Cytogenetik. (Tabelle 2)
Die
Geschlechterverteilung
war
sowohl
bei
Patienten
mit
als
auch
ohne
beatmungspflichtige Komplikation nahezu ausgewogen.
Anerkannte Risikofaktoren, wie Alter unter 2 Jahren, hohe Leukämielast, ZNS-Beteiligung
und ungünstige genetische Subtypen, traten bei den Komplikationspatienten gehäuft auf.
Zum Zeitpunkt der Diagnose waren 49% (18/37) der Komplikationspatienten, aber nur
31% (90/295) der Kontrollgruppe jünger als 2 Jahre (p=0,05). Am Diagnosetag bestand
eine Hyperleukozytose über 100 000/µl bei 35% (13/37) der beatmungspflichtigen
Komplikationen. Dagegen wiesen nur 13% (38/295) der Kontrollgruppe am Diagnosetag
Leukozytenwerte über 100 000/µl auf (p<0,01). Eine ZNS-Beteiligung war bei
Komplikationspatienten mehr als doppelt so häufig (19%; 7/37 vs. 9%; 26/295; p=0,02).
Günstige Karyotypen (t(8;21), t(15;17), inv(16)) fanden sich bei Patienten ohne
intubationspflichtige
Komplikation
vier
Mal
häufiger
als
bei
Patienten
mit
beatmungspflichtigen Komplikationen (21%; 61/295 vs. 5%; 2/37; p=0,036). In Bezug auf
das Therapieansprechen bis zum Tag 15 ergab sich kein signifikanter Unterschied
zwischen den beiden Gruppen. Allerdings konnte nur bei 46% (17/37) der
Komplikationspatienten bis zum Tag 15 eine Blastenreduktion unter 5% erreichert werden.
Im
Vergleich
dazu
zeigten
80%
(235/332)
der
Kontrollpatienten
ein
gutes
Therapieansprechen (p=0,34). Da die Einteilung in Risikogruppen auf der Grundlage von
Cytogenetik und Therapieansprechen erfolgte, war der Anteil der Hochrisikopatienten bei
den
Komplikationspatienten
erwartungsgemäß
signifikant
Kontrollgruppe (76% 28/37 vs. 53% 155/295; p<0,01). (Tabelle 2)
24
höherer
als
in
der
Ergebnisse
Tabelle 2: Charakteristika von Patienten der AML-BFM 98 Studie mit bzw. ohne
intubationspflichtiger Komplikation
Patienten ohne
beatmungspflichtiger
Komplikation
Anzahl
%
Patienten mit
beatmungspflichtiger
Komplikation
Anzahl
%
295
100
37
100
männlich
158
54
18
49
weiblich
139
47
19
51
<2
90
31
18
49
2-9
95
32
6
16
>10
112
38
13
35
Leukozytenzahlen
<20
181
61
18
49
am Diagnosetag
20-100
78
26
6
16
(10^9/l)
>100
38
13
13
35
ZNS-Beteiligung
negativ
260
88
23
62
positiv
26
9
7
19
k.A.
9
3
7
19
Standardrisiko
100
34
2
5
Hochrisiko
155
53
28
76
M. Down
42
14
7
19
Therapie-
gut
235
80
17
46
ansprechen an
schlecht
39
13
5
14
Tag 15
k.A.
21
7
15
41
t(8;21) oder
negativ
194
66
29
78
t(15;17) oder
positiv
61
21
2
5
inv(16)
k.A.
40
14
6
16
Patientencharakteristika
Gesamt
Geschlecht
Alter in Jahren
Behandlungszweig
p-Wert
0,6
0,05
<0,01
0,02
<0,01
0,34
0,036
verwendete Abkürzungen in Tab. 2: AML = akute myeloische Leukämie; BFM = Berlin-FrankfurtMünster; k.A. = keine Angaben; t = Translokation; inv = Inversion; M. Down = Morbus Down; ZNS
= Zentrales Nervensystem; Berechnung des Signifikanzniveaus (p-Wert) mit dem exakten Test
nach Fischer
25
Ergebnisse
3.2. Verteilung der FAB-Subtypen
Die meisten Komplikationen traten bei Patienten mit FAB-Typ M5 (32%; 12/37) auf,
gefolgt von FAB-Typ M4 (24%; 9/37). Kein Patient der prognostisch günstigen
Promyelozytenleukämie entwickelte eine intubationspflichtige Komplikation im Laufe der
AML-Therapie.
Der
Anteil
des
FAB-Subtyps
M2
war
mit
3%
(1/37)
bei
Komplikationspatienten signifikant kleiner als in der Vergleichsgruppe, in der fast ¼
(24%; 72/295) aller Leukämieerkrankungen auf die AML-M2 entfiehlen. (Tabelle 3)
Tabelle 3: Häufigkeit der FAB-Subtypen bei Patienten der AML-BFM 98 Studie mit bzw. ohne
intubationspflichtiger Komplikation
Patienten ohne
Patienten mit
beatmungspflichtiger
beatmungspflichtiger
Komplikationen
Komplikation
Anzahl
Prozent
Anzahl
Prozent
M0
11
4
3
8
M1
40
14
4
11
M2
72
24
1
3
M3
14
5
0
0
M4
40
14
9
24
M5
57
19
12
32
M6
9
3
2
5
M7
52
18
6
16
Gesamt
295
100
37
100
FAB-Typ
p-Wert
0,022
verwendete Abkürzungen in Tab. 2: AML = akute myeloische Leukämie; BFM = Berlin-FrankfurtMünster; FAB = French-American-British-Klassifikation; Berechnung des Signifikanzniveaus (pWert) mit dem Chi-Quadrat-Test
3.3. Gründe für Intubation
Fast die Hälfte aller Intubationen (49%; 18/37) erfolgte auf Grund von akuten Infektionen.
Am zweithäufigsten waren Leukämie-assoziierte Ursachen (30%; 11/37), gefolgt von
Therapienebenwirkungen (14%; 5/37) und anderen Ursachen (8%; 3/37).
26
Ergebnisse
Nahezu ¼ aller Intubationen erfolgten wegen einer Pneumonie. 8 der 37 Patienten (21%)
erfüllten die Kriterien einer Sepsis. Der fulminante Verlauf einer Clostridium difficile
Enterocolitis führte in einem Fall zu einer intensivmedizinischen Behandlung mit
Intubationspflichtigkeit.
Leukämie assoziierte Komplikationen traten als neurologische Störungen (8%; 3/37),
Tumorlyse-Syndrom (3%; 1/37) und pulmonale Komplikationen (19%, 7/37) in
Erscheinung.
Die
toxischen
Nebenwirkungen
der
Chemotherapie
führten
bei
den
Komplikationspatienten zu neurologischen Komplikationen (3%; 1/37), gastrointestinalen
Problemen (3%; 1/37), und Pankreatitiden (8%; 3/37).
Die restlichen Komplikationen ereigneten sich im Rahmen von elektiven Narkosen (5%;
2/37) und einer Epstein-Barr Virusinfektion (EBV) mit daraus resultierendem
lymphoproliferativem Syndrom. (Tabelle 4)
Tabelle 4: Intubationsgründe bei Protokollpatienten der AML-BFM 98 Studie
Gründe für Intubation
Anzahl
Prozent
Gesamt
37
100
Sepsis
8
21
Pneumonie
9
24
Clostridium difficile Enterocolitis
1
3
3
8
1
3
7
19
Akute Infektion
Leukämieneurologische Komplikation
assoziierte Ursache
Tumorlyse-Syndrom
pulmonale Komplikation (Erguss,
Leukostase, Blutung)
Therapietoxizität
Andere Ursache
medikamententoxische neurologische
1
Komplikation
3
gastrointestinale Ursache
1
3
Pankreatitis
3
8
EBV-Infektion bei
lymphoproliferativen Syndrom
1
3
Komplikation bei elektiver Narkose
2
5
verwendete Abkürzungen in Tab. 2: AML = akute myeloische Leukämie; BFM = Berlin-FrankfurtMünster; EBV = Epstein-Barr Virus
27
Ergebnisse
3.4. Intensiv- und Langzeitüberleben
Die Hälfte aller Komplikationspatienten (51%; 19/37) konnte extubiert und auf die
onkologische Normalstation zurückverlegt werden.
Die 5-Jahres Überlebensrate lag bei 32% (12/37). Fast ¾ (72%; 18/25) aller letal
verlaufenden, intensivpflichtigen Komplikationen ereigneten sich innerhalb eines halben
Jahres nach Diagnosestellung (Abbildung 3).
І
0
І
2
І
4
І
6
І
8
І
10
Überlebenszeit in Jahren
Abbildung 3: Gesamtüberleben von Patienten mit intubationspflichtiger Komplikation in der
AML-BFM 98 Studie
verwendete Abkürzungen in Abb. 3: AML = akute myeloische Leukämie; BFM = Berlin-FrankfurtMünster;
28
Ergebnisse
Das 5 Jahres Überleben nach einer überstandenen intubationspflichtigen Komplikation lag
bei 63% (12/19). (Abbildung 4)
І
0
І
2
І
4
І
6
І
8
І
10
Überlebenszeit in Jahren
Abbildung 4: Gesamtüberleben von Patienten der AML-BFM 98 Studie nach einer
überstandenen intubationspflichtigen Komplikation
verwendete Abkürzungen in Abb. 3: AML = akute myeloische Leukämie; BFM = Berlin-FrankfurtMünster;
3.5. Risikofaktoren für Intensiv- und Langzeitüberleben
3.5.1. Einfluss von Patientencharakteristika auf Intensiv- und
Langzeitüberleben
Geschlechterverteilung
Die Geschlechterverteilung der 37 Studienpatienten war mit 19 weiblichen (51%) und 18
männlichen (49%) Patienten relativ ausgewogen. Bezüglich des Intensivüberlebens zeigten
sich mit einem Überlebensanteil von 42% (8/19) der weiblichen und 61% (7/18) der
männlichen Komplikationspatienten keine geschlechtsspezifischen Unterschiede (p=0,33).
29
Ergebnisse
26% (5/19) der weiblichen Patienten und 39% (7/18) der männlichen Patienten haben
langfristig überlebt (p=0,165). (Tabelle 5)
Altersgruppen
Die Komplikationspatienten wurden in zwei Altersgruppen aufgeteilt. 63% (15/24) der
Patienten, die zum Zeitpunkt der Diagnose ≤ 10 Jahre alt waren und 31% (4/13) der über
10-jährigen konnten auf die Normalstation zurück verlegt werden (p=0,091).
Patienten ≤ 10 Jahre hatten signifikant bessere langfristige Überlebenschancen. Bei ihnen
lag das 5 Jahres Überleben bei 46% (11/24), während die 5 Jahres Überlebensrate bei
Komplikationspatienten > 10 Jahre lediglich bei 8% (1/13) lag (p=0,029).
(Tabelle 5)
Risikogruppen
Patienten der Hochrisiko- und Standardrisikogruppe hatten annähernd identische
Überlebenschancen hinsichtlich des Intensivüberlebens (5/9; 56% vs. 14/28; 50%; p=1).
Während alle Patienten der Standardrisikogruppe nach überstandener Intensivbehandlung
auch langfristig überlebten, verstarb die Hälfte der Hochrisikopatienten nach einer
überlebten Komplikation innerhalb von 5 Jahren. Somit lag das Gesamtüberleben der
Standardrisikopatienten bei 56% (5/9) und das der Hochrisikopatienten bei 25% (7/28;
p=0,145). (Tabelle 5)
Tabelle 5: Einfluss ausgewählter Patientencharakteristika beatmeter Patienen der AML-BFM
98 Studie auf das Intensiv- und Gesamtüberleben
Intensivüberleben
Risikofaktor
Gesamtüberleben
Anzahl
Anzahl
p-Wert
Überlebender
Verstorbener
5 Jahres
SF
p-Wert
Überleben
in %
Geschlecht
Alter
Risikogruppen
m.
11
7
w.
8
11
≤10 J.
15
9
>10 J.
4
9
SR
5
4
HR
14
14
0,33
0,091
1
39
11,5
26
10,1
46
10,2
8
7,4
56
16,6
25
8,2
0,165
0,029
0,145
verwendete Abkürzungen in Tab. 4: AML = akute myeloische Leukämie; BFM = Berlin-FrankfurtMünster; SF = Standardfehler; SR = Standardrisiko; HR = Hochrisiko; Berechnung des
Signifikanzniveaus (p-Wert) mit dem exakten Test nach Fischer
30
Ergebnisse
3.5.2. Einfluss der Intubationsursache auf Intensiv- und Langzeitüberleben
Infektionen waren die Hauptursache für eine intensivmedizinische Behandlung. Patienten,
die aus diesem Grund intubiert werden mussten, konnten zu 39% (7/18) erfolgreich
extubiert werden. Das durchschnittliche Intensivüberleben bei allen anderen Ursachen lag
bei 63% (12/19; p=0,194).
Betrachtet man die Zeit nach dem Intensivstationsaufenthalt, so liegt das 5 Jahres
Überleben der infektiösen Komplikationen bei 22% (4/18) und bei nicht infektiösen
Komplikationen bei 42% (8/19; p=0,185). (Tabelle 6)
Tabelle 6: Einfluss der Intubationsursache auf das Intensiv- und Gesamtüberleben bei
intubationspflichtigen Komplikationen innerhalb der AML-BFM 98 Studie
Intensivüberleben
Risikofaktor
Gesamtüberleben
Anzahl
Anzahl
p-Wert
Überlebender
Verstorbener
5 Jahres
SF
p-Wert
Überleben
in %
Intubations-
Infektion
7
11
grund
andere
12
7
0,194
22
9,8
42
11,3
0,185
verwendete Abkürzungen in Tab. 4: AML = akute myeloische Leukämie; BFM = Berlin-FrankfurtMünster; SF = Standardfehler; Berechnung des Signifikanzniveaus (p-Wert) mit dem exakten Test
nach Fischer
3.5.3. Einfluss von Intensivscores auf Intensiv- und Langzeitüberleben
PRISM am Intubationstag
Der mediane Punktwert im PRISM-Score lag am Aufnahmetag bei 12,5. Auf dieser
Grundlage wurden zwei Gruppen (PRISM-Score < 12,5; PRISM-Score > 12,5) gebildet.
Unterschiede in der Überlebensrate dieser beiden Gruppen ergaben sich kaum. Bei Werten
kleiner 12,5 überlebten 59% der Patienten (10/17) den Intensivstationsaufenthalt, bei
Werten über 12,5 53% (9/17; p=1).
Auch bzgl. des Gesamtüberlebens ergaben sich keine signifikanten Überlebensvorteile für
die Patientengruppe mit weniger als 12,5 Punkten (41%; 7/17 vs. 29%; 5/17; p=0,526).
(Tabelle 7)
31
Ergebnisse
PRISM im Verlauf
Der Median, der im Verlauf ermittelten Höchstwerte, lag bei 18,5 Punkten. Patienten mit
einem Summenwert unter 18,5 konnten zu 71% (12/17), Patienten mit Werten über 18,5 zu
41% (7/17) erfolgreich extubiert werden (p=0,166).
41% (7/17) der Patienten mit Punktwerten unter 18,5 und 29% (5/17) der Patienten mit
Punktwerten über 18,5 überlebten länger als 5 Jahre (p=0,343).
Somit zeigten sich auch im Verlauf keine signifikanten Überlebensunterschiede zwischen
den PRISM-Gruppen. (Tabelle 7)
PELOD am Intubationstag
Mit Hilfe des Medians wurden auch hier wieder zwei Gruppen gebildet. Komplikationen,
bei denen der PELOD-Score nicht über 21 stieg, zeigten ein Intensivüberleben von 64%
(14/22). Patienten mit Punktwerten über 21 konnten zu 38% (5/13) erfolgreich extubiert
werden (p=0,179).
Das 5-Jahres-Überleben lag bei Punktwerten ≤ 21 bei 32% (7/22) und bei Summenwerten
über 21 bei 38% (5/13; p=0,929). (Tabelle 7)
PELOD im Verlauf
Für den kompletten Intensivstationsaufenthalt wurde bei jedem Patienten ein maximaler
PELOD-Score errechnet. Der Median dieser Maximalwerte lag bei 23 Punkten.
Patienten
mit
Punktwerten
über
23
zeigten
ein
signifikant
schlechteres
Intensivstationsüberleben als die Patientengruppe mit 23 oder weniger Punkten (35%; 6/17
vs. 72%; 13/18; p=0,044).
Mit 39% (7/18) Langzeitüberlebenden bei Punktwerten ≤ 23 und 30% (5/17)
Langzeitüberlebenden bei Punktwerten > 23 eignete sich der PELOD-Score als
prognostischer Faktor hinsichtlich des Gesamtüberlebens bei unserem Patientenkollektiv
jedoch nicht (p=0,454). (Tabelle 7)
32
Ergebnisse
Tabelle 7: Einfluss von Intensivscores auf das Intensiv- und Gesamtüberleben bei
intubationspflichtigen Komplikationen innerhalb der AML-BFM 98 Studie
Intensivüberleben
Risikofaktor
Gesamtüberleben
Anzahl
Anzahl
p-Wert
Überlebender
Verstorbener
5 Jahres
SF
p-Wert
Überleben
in %
PRISM am
≤12,5
10
7
Aufnahmetag
>12,5
9
8
PRISM im
≤18,5
12
5
Verlauf
>18,5
7
10
PELOD am
≤ 21
14
8
Aufnahmetag
>21
5
8
PELOD im
≤23
13
5
Verlauf
>23
6
1
0,166
0,179
0,044
11
41
11,9
29
11,1
41
11,9
29
11,1
32
9,9
38
13,5
39
11,5
30
11,1
0,526
0,343
0,929
0,454
verwendete Abkürzungen in Tab. 4: AML = akute myeloische Leukämie; BFM = Berlin-FrankfurtMünster; SF = Standardfehler; PRISM = Pediatric Risk of Mortality; PELOD = Paediatric Logistic
Organ Dysfunction; Berechnung des Signifikanzniveaus (p-Wert) mit dem exakten Test nach
Fischer
3.5.4. Einfluss von therapeutischen Maßnahmen auf Intensiv- und
Langzeitüberleben
Intubationszeitpunkt nach Diagnose
Im Median traten die beatmungspflichtigen Komplikationen 22 Tage nach der
Diagnosestellung auf.
Patienten, die vor Tag 22 intubiert werden mussten, hatten mit 67% (12/18) relativ gute
Überlebenschancen, wohingegen Patienten, bei denen die Komplikation am Tag 22 oder
später auftrat, mit 37% (7/19) ein schlechteres Intensivüberleben aufwiesen (p=0,068)
Das 5-Jahres-Überleben lag bei Komplikationen vor Tag 22 bei 39% (7/18), bei späterem
Auftreten bei 26% (5/19; p=0,991). (Tabelle 8)
33
Ergebnisse
Beatmungsdauer
Die mediane Beatmungsdauer lag bei sieben Tagen. Der längste Beatmungszeitraum war
49 Tage, der kürzeste 1 Tag.
44% (8/18) der Komplikationspatienten, die bis zu sieben Tage, und sogar 58% (11/19) der
Patienten, die sieben Tage und länger beatmet wurden, konnten erfolgreich extubiert
werden (p=0,517).
Das 5-Jahres-Überleben bei einer Beatmungsdauer bis zu sieben Tagen betrug 28% (5/18)
und 37% (7/19) bei längeren Zeiträumen (p=0,283). Selbst Patienten mit einer maximalen
Beatmungsdauer von 44 und 49 Tagen konnten langfristig überleben. (Tabelle 8)
Einsatz von Vasopressoren
Lediglich bei 5 unserer Komplikationspatienten konnte auf Vasopressoren verzichtet
werden. Ohne Einsatz von Medikamenten wie Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und
Dobutamin lag das Intensivüberleben bei 80% (4/5). Bei Bedarf von Vasopressoren sank
das Intensivüberleben auf 52% (15/29; p=0,355).
Das Gesamtüberleben lag mit Vasopressoreinsatz bei 34% (10/29), ohne bei 40% (2/5;
p=0,542). (Tabelle 8)
Nierenersatzverfahren
Nur einer von fünf Patienten (20%), bei denen eine Hämodialyse, Hämofiltration oder
Hämodiafiltration durchgeführt werden musste, überlebte den Intensivstationsaufenthalt.
Ohne Nierenersatzverfahren konnten 62% (18/29) der Komplikationspatienten auf die
Normalstation zurückverlegt werden (p=0,146).
Das Gesamtüberleben unter Einsatz von Nierenersatzverfahren lag bei 20% (1/5), ohne bei
38% (11/29; p=0,41). (Tabelle 8)
Reanimation
Selbst Patienten die während ihres Intensivstationsaufenthaltes reanimiert werden mussten
konnten in 40% (4/10) der Fälle extubiert und zurück auf die Normalstation verlegt
werden. Ohne Reanimationsmaßnahmen war dies bei 63% (15/24; p=0,276) der Patienten
möglich.
Auch das Gesamtüberleben der Reanimationspatienten lag mit 30% (3/10) nur knapp unter
dem von Nicht-Reanimationspatienten (38%; 9/24; p=0,377) (Tabelle 8)
34
Ergebnisse
Tabelle 8: Einfluss von therapeutischen Maßnahmen auf das Intensiv- und
Gesamtüberleben bei intubationspflichtigen Komplikationen innerhalb der AML-BFM 98
Studie
Intensivüberleben
Risikofaktor
Gesamtüberleben
Anzahl
Anzahl
p-Wert
Überlebender
Verstorbener
5 Jahres
SF
p-Wert
Überleben
in %
Zeitraum
zwischen
Diagnose und
intubationspflichtiger
Komplikation
Beatmungsdauer in Tagen
<22
≥7
11
8
Einsatz von
Vasopressoren
ja
15
14
nein
4
1
Nierenersatzver
fahren
ja
1
4
nein
18
11
Reanimation
ja
4
6
nein
15
9
Tage
12
6
39
11,5
0,068
≥22
Tage
7
12
<7
8
10
0,517
0,355
0,146
0,276
0,991
26
10,1
28
10,6
37
11,1
34
8,8
40
21,9
20
17,9
38
9
30
14,5
38
9,9
0,283
0,542
0,41
0,377
verwendete Abkürzungen in Tab. 4: AML = akute myeloische Leukämie; BFM = Berlin-FrankfurtMünster; SF = Standardfehler; HAM = Hochdosis Cytarabin, Mitoxantrone; Berechnung des
Signifikanzniveaus (p-Wert) mit dem exakten Test nach Fischer
3.5.5. Einfluss von Laborwerten auf Intensiv- und Langzeitüberleben
Thrombozytenwerte am Intubationstag
Der Median der minimalen Thrombozytenwerte am ersten Intensivstationstag wurde auf 30
x 10^9/l berechnet.
Patienten mit Thrombozytenwerten von 30 x 10^9/l oder kleiner zeigten ein signifikant
schlechteres Intensivüberleben als Patienten mit höheren Thrombozytenwerten (37%; 7/19
vs. 75%; 12/16; p=0,041).
Das 5-Jahres-Überleben lag bei Thrombozytenwerten über 30 x 10^9/l mit 50% (8/16) um
ca. das Zweieinhalbfache höher als bei Komplikationspatienten mit noch ausgeprägteren
Thrombozytopenien (21%; 4/19; p=0,038). (Tabelle 9)
35
Ergebnisse
Leukozytenwerte am Intubationstag
Patienten mit einer Leukopenie kleiner 1 x 10^9/l (Grad IV nach World Health
Organization) konnten zu 41% (7/17) efolgreich extubiert werden. Patienten mit
Leukozytenwerten von 1 x 10^9/l und höher überstanden die Komplikation in 67% (12/18)
der Fälle (p=0,181).
24% (4/17) der Patienten mit extremen Leukopenien vom Grad IV und 44% (8/18) der
Patienten mit Leukozytenwerten größer gleich 1 x 10^9/l überlebten länger als 5 Jahre
(p=0,416). (Tabelle 9)
Eine Hyperleukozytose über 100 x 10^9/l am Intubationstag zeigte sich nur bei 3
Patienten. Zwei dieser Patienten haben sowohl den Intensivstationsaufenthalt als auch
langfristig überlebt.
CRP am Intubationstag
Beim CRP wurde der Grenzwert unabhängig vom Median auf 100 mg/l festgelegt, weil ab
diesem Wert von einer schweren Entzündung ausgegangen werden muss.
57% (13/23) der Patienten mit CRP-Werten ≤ 100 mg/l am Intubationstag und 45% (5/11)
der Patienten mit CRP-Werten > 100 mg/l konnten erfolgreich extubiert werden (p=0,717).
CRP-Werte ≤ 100 mg/l gingen zwar tendenziell mit einem besseren 5-Jahres-Überleben
einher, signifikante Unterschiede konnten jedoch nicht festgestellt werden (39%; 9/23 vs.
18%; 2/11; p=0,146).
CRP im Verlauf
Falls der CRP-Wert im Verlauf des Intensivstationsaufenthalts auf über 100 mg/l anstieg,
sank das Intensivüberleben von 62% (13/21) auf 43% (6/14) ab (p=0,317).
43% (9/21) der Patienten mit CRP-Werten ≤ 100 mg/l und 21% (3/14) der Patienten mit
einem höheren CRP überlebten länger als 5 Jahre (p=0,146).
Kreatinin am Intubationstag
Die Normwerte für Kreatinin sind alters- und geschlechtsabhängig. Werte über 100µmol/l
deuten aber fast immer auf eine pathologische Nierenfunktion hin.
58% (15/26) der Patienten, bei denen am Aufnahmetag ein maximaler Kreatininwert von
≤ 100µmol/l gemessen wurde, konnten erfolgreich extubiert werden. Im Gegensatz dazu
hat
keiner
der
vier
Patienten
mit
Kreatininwerten
Intensivstationsaufenthalt überlebt. (p=0,05)
36
über
100µmol/l
den
Ergebnisse
Wie nach den Auswertungen des Intensivüberlebens zu erwarten, zeigte sich auch
hinsichtlich des Langzeitüberlebens ein signifikanter Überlebensvorteil für Patienten bei
denen der Kreatininwert die Grenze von 100µmol/l nicht überstieg. Für diese Patienten lag
die 5-Jahres-Überlebensquote bei 35% (9/26; p=0,014). (Tabelle 9)
Kreatinin im Verlauf
Die Spitzenwerte der im Verlauf gemessenen Kreatininwerte wurden wieder in zwei
Gruppen aufgeteilt. Im Vergleich dieser beiden Gruppen ergaben sich, sowohl hinsichtlich
des Intensivüberlebens als auch des Gesamtüberlebens signifikante Unterschiede.
76% (16/21) der Patienten, deren Kreatininwerte 100µmol/l nicht überstiegen, konnten
zurück auf die Normalstation verlegt werden. Mit Werten über 100µmol/l sank das
Intensivüberleben auf nur 17% (2/12; p=0,001).
Zirka die Hälfte aller Patienten (52%; 11/21) mit Kreatininwerten ≤ 100µmol/l überlebte
länger als 5 Jahre. Alle Patienten mit Werten über dieser Grenze verstarben innerhalb von
5 Jahren (p=0,001). (Tabelle 9)
37
Ergebnisse
Tabelle 9: Einfluss von Laborwerten auf das Intensiv- und Gesamtüberleben bei
intubationspflichtigen Komplikationen innerhalb der AML-BFM 98 Studie
Intensivüberleben
Risikofaktor
Gesamtüberleben
Anzahl
Anzahl
p-Wert
Überlebender
Verstorbener
5 Jahres
SF
p-Wert
Überleben
in %
Thrombozytenwert am
≤30
7
12
21
0,041
Intubationstag
(10^9/l)
9,4
0,038
>30
12
4
50
12,5
<1
7
10
24
10,3
Leukozytenwert
am
Intubationstag
0,181
(10^9/l)
≥1
12
6
CRP-Wert am
≤100
13
10
Intubationstag
>100
5
6
CRP-Wert im
≤100
13
8
Verlauf
>100
6
8
Kreatinin am
≤100
15
11
0,717
0,317
44
11,7
39
10,2
18
11,6
43
10,8
21
11,0
35
9,3
0,05
Aufnahmetag
(µmol/l)
>100
0
4
Kreatinin im
≤100
16
5
>100
2
10
0,146
0,146
0,014
0
0,0
52
10,9
0,001
Verlauf
(µmol/l)
0,416
0,001
0
0,0
verwendete Abkürzungen in Tab. 4: AML = akute myeloische Leukämie; BFM = Berlin Frankfurt
Münster; SF = Standardfehler; CRP = C-reaktives Protein; BE = Base Excess; Berechnung des
Signifikanzniveaus (p-Wert) mit dem exakten Test nach Fischer
3.5.6. Sonstige Auswertungen
Auf der Suche nach prognostischen Faktoren wurde noch eine Reihe weiterer Parameter
überprüft.
Dazu gehörten unter anderem die Leberwerte AST und Bilirubin. Für beide wurde ein
Maximalwert sowohl für den Aufnahmetag als auch für den komplettenVerlauf ermittelt.
Bei der Auswertung zeigte sich zwar eine tendenziell schlechtere Prognose bei erhöhten
Bilirubinwerten, signifikante Ergebnisse ergaben sich jedoch nicht. Die Analyse der AST
ergab bzgl. des Gesamt- bzw. Intensivüberlebens bei unserem Patientenkollektiv keine
Unterschiede zwischen erhöhten und normwertigen Laborwerten.
38
Ergebnisse
Gerinnungswerte
wie
Quick
und
PTT
waren
bei
den
eingeschlossenen
Komplikationspatienten ebenfalls als prognostische Faktoren ungeeignet.
Bei der Analyse des BE wurden, wie auch beim Quick und der PTT, mit Hilfe des Medians
zwei Gruppen definiert. Die Auswertungen in dieser Arbeit beschränkten sich auf den
Betrag des BE, d.h. es wurde lediglich der Grad der Abweichung vom Normwert (0)
bestimmt. Auf eine Unterscheidung zwischen Azidose und Alkalose wurde verzichtet.
Die Berechnungen ergaben keinen Einfluss der BE-Werte am Aufnahmetag auf das
Intensivüberleben, jedoch einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem BE am
Aufnahmetag und dem Gesamtüberleben. Die maximalen BE-Werte im Verlauf des
gesamten Intensivstationsaufenthaltes eigneten sich hinsichtlich des Gesamt- und
Intensivüberlebens nicht als prognostische Faktoren.
Um herauszufinden, ob sich die Cytogenetik auf das Gesamt- bzw. Intensivüberleben
auswirkt, wurden normale und günstige Karyotypen (t(8;21), t(15;17), inv(16)) mit den
restlichen Karyotypen verglichen. Entgegen den Erwartungen zeigten jedoch Patienten mit
normalen oder günstigen Karyotypen schlechtere Ergebnisse als die Vergleichsgruppe.
39
Diskussion
4. Diskussion
Trotz aller Verbesserungen in den letzten Jahren bleibt Ärzten und Angehörigen besonders
bei komplikationsreich verlaufenden AML-Erkrankungen die Entscheidung zwischen
kurativer und palliativer Zielsetzung nicht erspart. Auch wenn diese Entschlüsse immer
individuell und nicht ausschließlich auf der Grundlage von Scoring Systemen getroffen
werden können, besteht trotzdem der Bedarf nach objektiven Daten, auf die man sich bei
der Entscheidungsfindung stützen kann.
Diese Studie beweist, dass eine erfolgreiche AML-Therapie nach einer überstandenen
intubationspflichtigen Komplikation möglich ist. Mit 63% 5-Jahres-Überleben nach einem
vorangegangenen Intensivstationsaufenthalt werden sogar die Ergebnisse der gesamten
Studienpopulation erreicht. Dies ist umso erfreulicher, wenn man sich vor Augen führt,
dass
anerkannte
Risikofaktoren,
wie
hohe
Leukozytenzahlen
am
Diagnosetag,
Erkrankungsalter unter 2 Jahren, ZNS-Befall sowie prognostisch ungünstige Karyotypen
bei den Patienten dieser Studie überrepräsentiert waren.
Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass ein langfristiges Überleben selbst bei Patienten
möglich war, bei denen neben einer mechanischen Beatmung zusätzlich eine
kardiopulmonale Reanimation oder der Einsatz eines Nierenersatzverfahrens nötig war.
Daran sieht man, dass eine intubationspflichtige Komplikation allein, ohne weitere
Risikofaktoren, keine Kontraindikation für eine kardiopulmonale Reanimation oder ein
Nierenersatzverfahren darstellt.
Der Zeitraum von Diagnosestellung bis zum Erreichen einer kompletten Remission ist die
gefährlichste Phase der AML-Therapie. Es wäre zu vermuten, dass sich gerade in dieser
Phase Komplikationen und daraus resultierende Therapieverzögerungen, negativ auf das
Langzeitüberleben auswirken könnten. Jedoch hat diese Studie gezeigt, dass die
Notwendigkeit
einer
mechanischen
Beatmung
in
einem
frühen
Stadium
der
Leukämietherapie nicht zu einer Verschlechterung der Prognose führt. Folglich sollte der
Zeitpunkt der intubationspflichtigen Komplikation keinen Einfluss auf den Umfang der
Behandlungsmaßnahmen haben.
Die Annahme, dass die Überlebenschancen mit zunehmender Dauer der Beatmung sinken,
konnte von dieser Studie nicht bestätigt werden. Kinder mit einer Beatmungsdauer über 7
Tage hatten keine schlechtere Prognose als Kinder mit kürzerer Beatmungsdauer. Patienten
mit intubationspflichtigen Komplikationen, die sich im Laufe der Intensivtherapie
stabilisieren, haben gute Chancen auf eine komplette Regeneration. Somit kann
40
Diskussion
festgehalten werden, dass sich die Beatmungsdauer gerade bei Leukämiepatienten, bei
denen die Regeneration häufig mit dem Ende der Aplasiedauer einhergeht, nicht als
prognostischer Faktor eignet.
Das Risiko, nach einer überstandenen intubationspflichtigen Komplikation ein Rezidiv zu
erleiden und der Leukämieerkrankung zu erliegen, ist bei Kindern über 10 Jahren
besonders hoch. Das soll natürlich nicht heißen, dass man diesen Kindern grundsätzlich
den Zugang zu einer intensivmedizinischen Therapie verwehren sollte. Jedoch wäre es
wünschenswert, dass die behandelnden Ärzte die deutlich eingeschränkte Prognose dieser
Patienten beachten und dieser Tatsache besondere Aufmerksamkeit schenken, wenn Eltern
einer Maximaltherapie von vornherein kritisch gegenüber stehen.
Intensivscores, wie der PELOD- oder der PRISM-Score, erwiesen sich als schlechte
Prädiktoren bezüglich der Mortalität einer intensivpflichtigen Komplikation im Rahmen
einer AML und sollten deshalb nicht zur Entscheidungsfindung herangezogen werden.
Da diese Studie vor allem an der Langzeitprognose von Kindern mit intubationspflichtigen
Komplikationen interessiert war, wurden nicht die intubationspflichtigen Komplikationen
der aktuellen AML-BFM Studie, sondern der AML-BFM 98 Studie analysiert. Deshalb
bleibt
die
berechtigte
Hoffnung,
dass
sich
die
Prognose
für
gegenwärtige
Komplikationspatienten nochmal verbessert hat.
4.1. Grunderkrankung
Diese Studie beschäftigt sich ausschließlich mit intubationspflichtigen Komplikationen im
Rahmen einer akuten myeloischen Leukämie. Vorangegangene Studien zeigten bezüglich
der Grunderkrankung ein viel inhomogeneres Patientenkollektiv. Der Großteil dieser
Studien
analysierte
die
Kurzzeitprognose
pädiatrischer
Krebserkrankungen
im
Allgemeinen. Eingeschlossen wurden somit sowohl hämatologische Malignitäten
(Leukämien; Lymphome) als auch solide Tumoren (v.a. Hirntumoren; Sarkome und
Nephroblastome).[51,77,82,101]
In vielen Studien wurde u.a. die Mortalität hämatologischer Erkrankungen mit der von
soliden Tumoren verglichen. Dabei zeigten Leukämien und Lymphome fast immer
schlechtere Überlebenschancen als solide Tumoren.[47,51,58]
Mit Angaben zwischen 13% und 58% unterlag die Mortalität von intensivpflichtigen
Tumorerkrankungen im Kindesalter einer großen Streuung.[29,42] Bei intensivpflichtigen
41
Diskussion
Komplikationen
im
Rahmen
einer
akuten
myeloischen
Leukämie
waren
die
Schwankungen mit Mortalitätsraten zwischen 17% und 80% sogar noch größer.[51,101]
Für solide Tumoren lag die Sterblichkeit in diesen Studien zwischen 13% und
45%.[51,82,101]
In dieser Studie lag die Mortalitätsrate zwar höher als bei soliden Tumorerkrankungen, in
Anbetracht dessen, dass nur beatmete Patienten aufgenommen wurden und die
Überlebenschancen bei hämatologischen Krebserkrankungen insgesamt schlechter sind
(s.oben), darf ein Intensivüberleben von 51% trotzdem als durchaus postiv bewertet
werden.[10,58,82,101]
4.2. Patientencharakteristika
Zu den anerkannten prognostischen Faktoren einer AML zählen die Leukozytenzahl bei
Diagnosestellung, das Erkrankungsalter, der Karyotyp sowie der Nachweis von Blasten im
Liquor.[25]
Buckley et al. und Creutzig et al. konnten zeigen, dass besonders ein junges
Erkrankungsalter (unter 2 Jahren) einen negativen Einfluss auf das 5-Jahres-Überleben hat.
Ebenso gehen Hyperleukozytosen >100 000 Leukozyten/µl mit einer schlechten Prognose
einher.[7,19]
Speziell bei myelomonoblastären Leukämien sinken die Überlebenschancen bei
gleichzeitigem Befall des zentralen Nervensystems.[25]
Günstig wirken sich dagegen die Karyotypen t(8;21), t(15;17) und inv(16) auf das
Überleben aus. [30]
Obwohl etablierte Risikofaktoren bei den Patienten dieser Studie signifikant über- und
prognostisch günstige Karyotypen unterrepräsentiert waren, lag das 5-Jahres-Überleben
nach einem überstandenen Intensivstationsaufenthalt mit 63% erfreulicherweise nicht unter
dem der gesamten Studienpopulation.[26]
42
Diskussion
4.3. Gründe für die Intensivstationsaufnahme
In dieser wie auch in früheren Studien entstanden intensivpflichtige Komplikationen
vorrangig auf Grund von Infektionen, Septitiden, neurologischen Störungen, TumorlyseSyndrom und Koagulopathien.[47,51,58,76,82] Eine tumorbedingte Kompression der
Atemwege führte zwar bei früheren Veröffentlichungen oft zu Komplikationen, nicht
jedoch bei unseren Studienpatienten. Dies kann möglicherweise durch den Ausschluss der
häufigsten Auslöser einer tumorbedingten Atemwegsobstruktion (Hodgkin- und NonHodgkin-Lymphome) erklärt werden.[3,47,76,108] Hauptgründe für eine Aufnahme auf
die Kinderintensivstation waren, vor allem nach begonnener Chemotherapie, Infektionen
und Septitiden.[47,51,58,82] Analog zur vorliegenden Studie war auch in früheren Studien
die Hauptlokalisation für bakterielle, virale oder Pilzinfektionen die Lunge.[47,58,82] Die
Mortalität unserer Infektionspatienten ist mit 61% vergleichbar mit der Mortalität von
infektiösen Komplikationen vorangegangener Arbeiten.[47,58]
4.4. Intensivscores
Wie oben beschrieben dient der PRISM-Score der Ermittlung des Schweregrades einer
Erkrankung. In vorangegangenen Studien wurde zwar festgestellt, dass der PRISM-Score
die Mortalität von onkologischen Patienten oft zu tief berechnet, sich aber dennoch zur
Identifikation von Patienten mit einer schlechten Prognose eignet.[101,109]
Dennoch wurde schon früher immer wieder darauf hingewiesen, dass der PRISM-Score
auf Grund von Überschneidungen in den Punktewerten von Überlebenden und nicht
Überlebenden
einer
Intensivstation,
nicht
dazu
benutzt
werden
kann,
die
Mortalitätswahrscheinlichkeit einer einzelnen Person vorherzusagen.[51,109]
Zu berücksichtigen ist außerdem, dass sowohl der PRISM- als auch der neuere PRISM IIIScore eigentlich nicht für onkologische Patienten entwickelt worden sind. So können bei
onkologisch vorbehandelten Patienten einige Parameter, wie z.B. die Serumelektrolyte,
erheblich durch eine vorausgegangene Infusionstherapie beeinflusst werden.[51]
In gleicher Weise kann der Blutdruck durch den Einsatz von Katecholaminen gesteuert und
sowohl die Thrombozytenwerte als auch die Leukozytenwerte durch die Leukämietherapie
43
Diskussion
bzw. begleitende supportive Maßnahmen angehoben oder gesenkt werden. Sie verlieren
somit ihren prognostischen Wert.
Im Vergleich zum PRISM-Score analysiert der neuere PRISM-III-Score den pH-Wert, die
Kreatininkonzentration, den im Harnstoff enthaltenen Stickstoff sowie die Thrombozytenund Leukozytenzahl, verzichtet aber dafür auf die Auswertung des diastolischen
Blutdrucks, der Atemfrequenz, des PaO2/FiO2 Verhältnisses sowie der Bilirubin- und
Calcium-Konzentration.[86]
Da in dieser Studie ein Großteil der Patienten während des Intensivstationsaufenthalts
transfusionspflichtig wurde und Pollack et al. keine signifikante Steigerung des
Signifikanzniveaus von PRISM III gegenüber PRISM nachweisen konnte, wurde der
ursprüngliche PRISM-Score verwendet.[86]
Speziell für onkologische Patienten nach einer Knochenmarktransplantation wurde der OPRISM-Score entwickelt.[51] Beim O-PRISM werden neben den aus dem PRISM-Score
bekannten Variablen noch 3 zusätzliche Parameter (CRP; GVHD und Blutungszeichen)
erhoben.[92] Da sich aber lediglich eine unserer beatmungspflichtigen Komplikationen im
Anschluss an eine Knochenmarktransplantation ereignete und Blutungszeichen bei der
retrospektiven Datenerhebung nicht ermittelt werden konnten, stellte der O-PRISM keine
echte Alternative zum PRISM-Score dar.
Seit seiner Einführung 1988 hat sich der PRISM-Score bereits in mehreren Studien als
prognostischer
Faktor
für
intensivpflichtige
Komplikationen
bei
onkologischen
Erkrankungen im Kindesalter bewährt.[3,51,109] Cheuk et al. und Tamburro et al.
bewiesen, dass der PRISM-Score auch zur Risikobewertung für intensivpflichtige
stammzelltransplantierte Kinder genutzt werden kann.[14,104]
Diese Studie ist unseres Wissens die erste, in der der PRISM-Score nicht nur für den
Aufnahmetag, sondern auch für jeden weitere Beatmungstag berechnet wurde. Ebenso
wenig wurden in anderen Studien die Auswirkungen auf das Langzeitüberleben analysiert.
Bei der Auswertung der Daten zeigten jedoch weder der PRISM-Score am Aufnahmetag,
noch die Spitzenwerte der restlichen Beatmungstage einen signifikanten Einfluss auf das
Intensivstationsüberleben von AML-Kindern. Auch hinsichtlich des 5-Jahes-Überlebens
eignete sich der PRISM-Score nicht als Riskofaktor. Somit konnte der gute prognostische
Wert des PRISM-Scores nicht bestätigt werden und sollte deshalb in kritischen Situationen
im Rahmen einer AML-Erkrankung nicht zur Entscheidungsfindung herangezogen
werden. Als Ursache für die schlechte Vorhersagewahrscheinlichkeit in unserem
Patientenkollektiv kommen eine, sich von nicht-onkologischen Patienten unterscheidende,
44
Diskussion
Versorgungsqualität, Anordnungen zum Verzicht auf Wiederbelebung und fehlende Daten
bei retrospektiver Datenerhebung in Frage.
Da nur maschinell beatmete Patienten in unsere Studie eingeschlossen wurden und eine
Beatmung die Gabe von Sedativa, paralysierenden Medikamenten und Anästhetika
erfordert, musste z.B. grundsätzlich auf die Bestimmung des GCS sowie die Beurteilung
der Pupillenreflexe verzichtet werden.
Im Gegensatz zum PRISM-Score wurde der PELOD-Score von Anfang an auch für die
tägliche Berechnung entwickelt.[67,68]
Da Silva et al. wiesen in ihrer Studie einen signifikanten Zusammenhang zwischen der
Anzahl der Organdysfunktionen und dem Intensivstationsüberleben von Kindern mit
malignen Erkrankungen und Sepsis bzw. septischem Schock nach.[28]
Bei den Patienten der vorliegenden Studie war der PELOD-Score am Intubationstag
allerdings ungeeignet, die Überlebenswahrscheinlichkeit vorherzusagen.
Jedoch hatte der maximale PELOD-Score im Verlauf des Intensivstationsaufenthaltes bei
unserem Patientenkollektiv einen signifikanten Einfluss auf das Intensivüberleben.
4.5. Einsatz von Vasopressoren
Nahezu alle Studienpatienten waren auf den Einsatz von inotropen Substanzen
angewiesen. Nur bei einer extrem kleinen Gruppe (5 Patienten) konnte auf die Gabe von
Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Dobutamin verzichtet werden. Bedurften Patienten
einer inotropen Unterstützung, stieg die Mortalität von 20% auf 48% an. Aufgrund der
kleinen Fallzahl erreichte diese Differenz in unserem Patientenkollektiv keine statistische
Signifikanz, sie bestätigt aber die Ergebnisse früherer Studien.[28]
Mit 48% lag die Mortalitätsrate deutlich unter der früherer Studien, in denen die
Sterblichkeit
beatmungspflichtiger
onkologischer Patienten
bei
Bedarf
inotroper
Substanzen auf Werte zwischen 64% und 84% anstieg.[3,10,34,38,43,109]
Die Unterschiede bei der Mortalitätsrate können möglicherweise durch unterschiedliche
Einschlusskriterien, dem hohen Standard auf deutschen Intensivstationen und/oder einer
Verbesserung der therapeutischen Möglichkeiten, erklärt werden.[34]
45
Diskussion
4.6. Beatmung
Beatmungspflichtigkeit hat sich bei malignen Erkrankungen im Kindesalter bereits in
zahlreichen Studien als Risikofaktor erwiesen.[3,42,51,77]
1988 lag die Mortalität von beatmeten Patienten in der Studie von Butt et al. noch bei 84%.
Ohne eine signifikante Verbesserung der Therapie empfahl Butt damals, dass die Eltern in
Anbetracht der extrem schlechten Überlebenschancen dieser Patienten, bei Entscheidungen
für oder gegen eine Maximaltherapie entsprechend beraten werden sollten.[10] Jedoch
konnte in den darauffolgenden Jahren die extrem schlechte Prognose in mehreren Studien
relativiert werden. In manchen Studien halbierte sich die Mortalitätsrate sogar.[3,58,109]
In vorliegender Studie konnte die Hälfte (51%) aller Patienten erfolgreich extubiert
werden. Dennoch finden sich auch in neueren Studien immer wieder Sterblichkeitsraten
zwischen 35% und 70%.[47,82]. Daran zeigt sich, dass sich die Therapiemöglichkeiten
über die Jahre zwar deutlich verbessert haben, aber die Sterblichkeitsrate von
intubationspflichtigen
Komplikationen
dennoch
im
großen
Maße
von
der
Grunderkrankung, den Einschlusskriterien, der Form der mechanischen Beatmung
(konventionelle mechanische Beatmung; Continuous Positive Airway Pressure (CPAP),
oszilierende Hochfrequenzbeatmung), der Restriktiviät des Intubationsregimes und der
Pathophysiologie der Beatmungspflichkeit abhängt. So konnte in mehreren Studien bereits
bewiesen werden, dass z.B. die Prognose von Patienten, die auf Grund einer
Tumorobstruktion beatmungspflichtig werden, deutlich besser ist als die von Beatmungen
auf Grund einer interstitiellen Lungenerkrankung.[3,10,47,109] Vor allem bei einer
Kombination
aus
Beatmungspflichtigkeit
und
dem
Bedarf
an
inotroper
Kreislaufunterstützung und/oder infektiösen Komplikationen wurde den Betroffenen eine
geringe Überlebenschance attestiert.[10,34,51] 1992 berichteten Heney et al. bei beatmeten
Kindern mit systemischen Infektionen und 2002 Abraham et al. bei beatmeten Kindern mit
inotroper Unterstützung sogar von einer infausten Prognose.[3,47] In unserer Studie lag
das Intensivüberleben selbst bei Einsatz von Vasopressoren noch bei 52% und bei infektiös
bedingten Komplikationen bei 39%.
46
Diskussion
4.7. Beatmungsdauer
Der Nutzen einer längerfristigen Beatmung von Kindern mit einer onkologischen
Grunderkrankung ist eine noch weitgehend unbeantwortete Frage. Während Hayes et al. in
ihrer Studie über intensivpflichtige knochenmarktransplantierte Kinder zu dem Ergebnis
kamen, dass eine Beatmung nach 72 Stunden beendet werden sollte, falls sich keine
Besserung des Allgemeinzustands ergibt, konnten Dalton et al. in ihrer Studie zeigen, dass
krebskranke intensivpflichtige Kinder auch bei einer Beatmungsdauer von 33 Tagen noch
überleben können.[29,46] Bei Meert et al. stieg mit zunehmender Beatmungsdauer die
Überlebenswahrscheinlichkeit krebskranker Kinder tendenziell sogar an.[76] Eine ähnliche
Tendenz fand sich auch in der aktuellen Studie, signifikante Unterschiede ergaben sich
jedoch auch bei unserem Patientenkollektiv nicht.
Die minimal schlechteren Überlebenschancen bei einer kürzeren Intubationsdauer sind
sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass viele Patienten erst in einem sehr kritischen
Zustand intubiert wurden und bereits kurze Zeit nach der Intubation verstarben. Somit ist
der Vorhersagewert der Intubationsdauer auch immer von der Restriktivität des
Intubationsregimes abhängig. Auf keinen Fall sollten diese Zahlen dazu verleiten, eine
Extubation hinauszuzögern.
In unserer Studie konnte gezeigt werden, dass sich selbst Kinder mit einer maximalen
Beatmungsdauer von 44 und 49 Tagen im Laufe der Intensivtherapie stabilisieren können
und gute Chancen auf eine komplette Regeneration haben. Gerade bei Leukämiepatienten,
bei denen die Regeneration in vielen Fällen mit dem Ende der Aplasiedauer einhergeht, ist
eine zeitliche Begrenzung der Beatmungsdauer somit nicht sinnvoll.
4.8. Intubationszeitpunkt nach Diagnose
Bereits Heying et al. stellten fest, dass der Zeitraum zwischen Diagnosezeitpunkt und
Auftreten einer Kompliaktion Auswirkungen auf das Intensivüberleben hat. Wie auch in
unserer Studie zeigte sich, dass insbesondere Patienten, die kurz nach dem
Diagnosezeitpunkt intensivpflichtig werden, von der intensivmedizinischen Behandlung
profitieren.
Heying
erkannte
einen
Zusammenhang
zwischen
Zeitpunkt
und
Pathomechanismus einer Komplikation. Demnach treten zum Diagnosezeitpunkt und im
47
Diskussion
Anfangsstadium der Behandlung vorrangig tumorbedingte Komplikationen auf, während
im weiteren Verlauf therapiebedingte Komplikationen wie Begleitinfektionen und
Medikamententoxizität im Vordergrund stehen. Das bessere Intensivüberleben bei einer
sehr frühen Komplikation lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass es hier häufig
durch die Chemotherapie zu einer Besserung kommt, während bei etwas später
auftretenden Komplikationen die Chemotherapie oft sogar unterbrochen werden muss.[51]
Es wäre zu vermuten, dass sich Therapieverzögerungen vor dem Erreichen einer
kompletten Remission negativ auf das Langzeitüberleben auswirken könnten. Jedoch hat
diese Studie gezeigt, dass die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung in einem
frühen Stadium der Leukämietherapie nicht zu einer Verschlechterung der Prognose führt.
Eine Therapiebegrenzung abhängig vom Komplikationszeitpunkt ist somit nicht
empfehlenswert.
4.9. Nierenersatzverfahren
In der aktuellen Literatur finden sich nur sehr wenige Daten hinsichlich der
Überlebenschancen von onkologischen Kindern, die im Rahmen ihrer Erkrankung
dialysepflichtig werden. Sivan et al. beschrieben mit 96% eine sehr hohe Mortaliät eines
akuten Nierenversagens im Rahmen einer maligenen Erkrankung im Kindesalter.[101]
Durson et al. konnten jedoch zeigen, dass der Einsatz eines Nierenersatzverfahrens nicht zu
einer Verschlechterung der Überlebenschancen auf einer Kinderintensivstation führt.[34]
Auch in unserer Studie bestätigte sich, dass ein langfristiges Überleben auch bei Patienten
möglich ist, die im Laufe der Therapie dialysepflichtig werden.
4.10. Patienten und Methoden
4.10.1. Multizentrischer Studienaufbau
Ein großer Vorteil unseres Studiendesigns ist sicher die Tatsache, dass unsere
Studienpatienten an insgesamt 21 Kliniken in ganz Deutschland behandelt wurden.
Bei vielen der bereits bestehenden Veröffentlichungen handelt es sich um monozentrische
Studien. Eine Verallgemeinerung und Übertragung der Ergebnisse auf andere pädiatrische
48
Diskussion
Intensivstationen ist auf Grund der Unterschiede in der Ausstattung der Intensivstationen,
der Erfahrung des Personals sowie im Management von Komplikationen somit kritisch zu
betrachten. Multizentrische Therapiestudien haben eine höhere Aussagekraft, erlauben
weiterführende Schlussfolgerungen und leisten einen Beitrag zur Qualitätssicherung in den
kooperierenden Zentren.
4.10.2. Beobachtungszeitraum
Gerade in der intensivmedizinischen Versorgung ist es in den letzten Jahren zu enormen
Fortschritten gekommen und Daten, die noch in den achziger Jahren gewonnen wurden,
tendieren dazu, die Intensivmortalität zu hoch anzusetzen.[101,109]
Da in der aktuellen Studie der Fokus vor allem auf dem Langzeitüberleben von Patienten
mit intensivpflichtigen Komplikationen lag, konnte nicht auf die Daten des aktuellen
Therapieprotokolls zurückgegriffen werden. Es besteht somit die berechtigte Hoffnung,
dass das nachfolgende Therapieprotokoll zu einer erneuten Verbesserung der
Überlebenschancen führt.
4.10.3. Einschlusskriterien
Bestehende Studien zeigen besonders hinsichtlich der Grunderkrankung und der
Intensivpflichtigkeit
relativ
weitgefasste
Einschlusskriterien.[14,29]
Die
Überlebenschancen von beatmeten, nicht beatmeten und postoperativ beatmeten Patienten
als auch zwischen den einzelnen Grunderkrankungen liegen jedoch weit auseinander (siehe
oben). Im konkreten Fall bieten diese Studien deshalb nur eine sehr eingeschränkte
Entscheidungshilfe.
Im Vergleich zu früheren Studien verfügt die vorliegende Studie zwar nur über ein relativ
kleines Patientenkollektiv, der große Vorteil liegt jedoch in der Homogenität der
Studienpatienten.
Auch wenn Entscheidungen immer individuell getroffen werden müssen, kann unsere
Studie
für
beatmungspflichtige
Komplikationen
Risikoabschätzung herangezogen werden.
49
im
Rahmen
einer
AML
zur
Diskussion
4.11. Langzeitüberleben
In der Diskussion um den Nutzen von intensivmedizinischen Maßnahmen tauchte in der
Vergangenheit immer wieder die Frage auf, ob diese einschließlich Beatmung und
Gebrauch von positiv inotropen Substanzen lediglich den Sterbeprozess verlängern. Für
eine differenzierte Beantwortung dieser Frage ist es erforderlich, nicht nur das
Intensivüberleben bei einer beatmungspflichtigen Komplikation, sondern vor allem auch
die Langzeitprognose nach einem derartigen Ereignis zu kennen.
Nach Wissen des Verfassers dieser Arbeit hat sich bisher erst eine Studie mit der
Langzeitprognose von intensivpflichtigen Komplikationen bei Krebserkrankungen im
Kindesalter beschäftigt.
Hallahan et al. untersuchten von Mai 1987 bis April 1996 die Langzeitprognose von 150
Kinder mit intensivpflichtigen Komplikationen im Rahmen einer Krebserkrankung bzw.
nach einer Knochenmarktransplantation. 66 dieser Kinder hatten als Grunderkrankung eine
Leukämie oder ein Lymphom. Das durchschnittliche follow-up betrug 3,5 Jahre.
Die Intensivmortalität aller 150 eingeschlossenen Patienten lag mit 27% deutlich unter der
in unserer Studie und auch das Langzeitüberleben lag deutlich höher als bei unserem
Patientenkollektiv (50% vs 32%). Mögliche Gründe für die besseren Überlebenschancen
bei Hallahan et al. sind der deutlich geringere Anteil an beatmeten Patienten (59%), sowie
der Einschluss von postoperativ beatmeten und nicht-onkologischen Patienten. Zudem lässt
die deutlich kürzere mittlere Aufenthaltsdauer bei Hallahan et al. einen geringeren
Schweregrad der Komplikation vermuten.
Diese Annahme wird von der Tatsache gestützt, dass die Intensivmortalität bei
schwerwiegenden, beatmungspflichtigen Erkrankungen des unteren Respirationstrakts
(Infektionen, ARDS, Lungenödem, Lungenblutungen und Ergüssen) ähnlich wie in der
vorliegenden Studie bei rund 50% lag.[43]
Grundsätzlich
bestätigten
sich
in
unserer
Studie
die
erfreulich
guten
Langzeitüberlebenschancen nach einem Intensivstationsaufenthalt. Dennoch stellt die
Überlebensdauer nach einer intensivmedizinischen Komplikation im besten Fall eine
Entscheidungshilfe, aber auf keinen Fall eine alleinige Entscheidungsgrundlage dar. Denn
selbst bei erfolglosen Intensivmaßnahmen gibt der Zugewinn an Zeit dem Arzt die
Möglichkeit,
die
Situation
des
Patienten
50
überlegt
zu
beurteilen,
eventuelle
Diskussion
Besserungstendenzen zu beobachten und Angehörigengespräche zu führen sowie den
Angehörigen die Möglichkeit Abschied zu nehmen.
Zum anderen ist das bloße Überleben ein schlechter Gradmesser für den Erfolg einer
therapeutischen Intervention.
Viel wichtiger als die Frage, ob ein Intensivstationsaufenthalt den Sterbeprozess lediglich
verlängert, ist die Frage nach dem funktionellen Überleben, also mit welcher Qualität
weitergelebt werden kann. Hier spielen vor allem die subjektive Einschätzung der
Lebensqualität und der Grad der Einschränkung im Alltag eine große Rolle. Um den
Nutzen von derart kostenintensiven und für die Patienten belastenden therapeutischen
Maßnahmen zu bewerten, sollte auch die Lebensqualität der Langzeitüberlebenden zur
Entscheidungsfindung herangezogen werden. Dies ist in nachfolgenden Studien zu prüfen.
51
Zusammmenfassung
5. Zusammenfassung
Hintergrund
Fortschritte in der intensivmedizinischen Versorgung sowie verbesserte Therapiestrategien
in der Hämatologie und Onkologie haben in den letzten Jahren zu einer Steigerung der
Überlebenschancen von onkologischen Kindern mit intensivpflichtigen Komplikationen
geführt. Nach wie vor geht die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung jedoch mit
einem Anstieg der Mortalität einher.
Zielsetzung
Ziel der vorliegenden Studie war es, die Auswirkungen beatmungspflichtiger
Komplikationen im Rahmen einer akuten myeloischen Leukämie im Kindesalter sowohl
im Hinblick auf das Intensivüberleben als auch auf das Gesamtüberleben abzuschätzen.
Zudem wurden gebräuchliche Intensivscores (Pediatric Logistic Organ Dysfunction Score
(PELOD); Pediatric Risk of Mortality Score (PRISM)) auf ihre Gültigkeit überprüft und
nach weiteren prognostischen Faktoren gesucht.
Patienten und Methoden
Von 332 in Deutschland behandelten Kindern, die zwischen 1. Juli 1998 und 30. Juni 2003
an einer akuten myeloischen Leukämie erkrankten und nach dem Studienprotokoll für
akute myeloische Leukämien – Berlin-Frankfurt-Münster 98 (AML-BFM 98) behandelt
wurden, entwickelten 37 eine beatmungspflichtige Komplikation.
Eine retrospektive Analyse der Intensivkurven erfolgte vor Ort in 21 Kliniken in 20
deutschen Städten.
Ergebnisse
51% (19/37) der Komplikationspatienten konnte erfolgreich extubiert und auf die
onkologische Normalstation zurückverlegt werden. Die 5-Jahres-Überlebensrate des
gesamten Studienkollektivs lag bei 32% (12/37). Patienten mit intubationspflichtigen
Komplikationen, die sich im Laufe der Intensivtherapie stabilisierten, hatten mit 63% 5Jahres-Überleben gute Chancen auf eine vollständige Heilung. Das Risiko, nach einer
überstandenen intubationspflichtigen Komplikation, ein Rezidiv zu erleiden und der
Leukämieerkrankung zu erliegen, ist bei Kindern über 10 Jahren besonders hoch.
52
Zusammmenfassung
Es konnte gezeigt werden, dass ein langfristiges Überleben selbst bei Patienten möglich ist,
bei denen neben einer mechanischen Beatmung zusätzlich eine kardiopulmonale
Reanimation,
der
Einsatz
von
Vasopressoren
oder
die
Durchführung
eines
Nierenersatzverfahrens nötig sind.
Die Annahme, dass die Überlebenschancen mit zunehmender Dauer der Beatmung sinken,
konnte von dieser Studie nicht bestätigt werden.
Intensivscores, wie der PELOD- oder der PRISM-Score, erwiesen sich als schlechter
Prädiktor bezüglich der Intensivmortalität der Studienpatienten.
Schlussfolgerungen
Diese Analyse hat gezeigt, dass intubationspflichtige Komplikationen im Rahmen einer
akuten myeloischen Leukämie dank moderner intensivmedizinischer Versorgung kein
Todesurteil mehr sind, sondern dass die Kurz- und Langzeitprognose nach einem
derartigen Ereignis durchaus Raum für Hoffnungen lässt. Auch wenn Faktoren, wie z.B.
das Alter, signifikanten Einfluss auf die Prognose haben, dürfen Entscheidungen nicht auf
der Grundlage von Risikoscores oder einzelner Parametern gefällt werden.
In zukünftigen Studien sollte vor allem auch die Frage nach der Lebensqualität nach einer
intubationspflichtigen Komplikation beantwortet werden.
53
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62
Abkürzungen
7. Anhang
7.1. Abkürzungsverzeichnis
ARDS
acute respiratory distress syndrom
AST
Aspartat-Aminotransferase
AT 3
Antithrombin 3
ATRA
all-trans-Retinsäure
BE
base excess
BFM
Berlin-Frankfurt-Münster
CCT
craniale Computertomographie
CGH
comparative genomic hybridization
CHE
Cholinesterase
CPAP
continuous positive airway pressure
CR
komplette Remission
CRP
C-reaktives Protein
EBV
Epstein-Barr Virus
ED
early death
EEG
Elektroencephalographie
EFS
event free survival
FAB-Klassifikation
French-American-British-Klassifikation
FiO2
inspiratoischen Sauerstofffraktion
FISH
Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung
GCS
Glasgow Coma Scale
GPO
Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und
Hämatologie
GVHD
Graft-versus-host-Erkrankung
HAM
Hochdosis Cytarabin, Mitoxantrone
Hb
Hämoglobin
HLA
human leukocyte antigen
HVOD
hepatic veno-occlusive disease
inv
Inversion
LDH
Laktatdehydrogenase
63
Abkürzungen
MRD
minimal residual disease
MRT
Magnetresonanztomographie
NOPHO
Nordische Gesellschaft für Pädiatrische
Hämatologie und Onkologie
NR
Nonresponder
PaCO2
arterieller Kohlendioxidpartialdruck
PaO2
arterieller Sauerstoffpartialdruck
PCR
polymerase chain reaction
PELOD
Pediatric Logistic Organ Dysfunction
PR
partielle Remission
PRISM
Pediatric Risk of Mortality
PTT
partielle Thromboplastinzeit
PTT
partielle Thromboplastinzeit
S
Streptococcus
SF
Standardfehler
t
Translokation
ZNS
zentrales Nervensystem
64
Abbildungen
7.2. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Risikogruppen einer akuten myeloischen Leukämie im
Kindesalter .................................................................................... 7
Abbildung 2: Zwischen 1998 und 2003 gültiger Therapieplan für akute
myeloische Leukämien im Kindesalter der Studiengruppe
Berlin-Frankfurt-Münster ............................................................. 11
Abbildung 3: Gesamtüberleben von Patienten mit intubationspflichtiger
Komplikation in der AML-BFM 98 Studie .................................... 28
Abbildung 4: Gesamtüberleben von Patienten der AML-BFM 98 Studie nach
einer überstandenen intubationspflichtigen Komplikation ........... 29
65
Tabellen
7.3. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: FAB-Klassifikation und molekulargenetische Veränderungen
akuter myeloischer Leukämien ..................................................... 4
Tabelle 2: Charakteristika von Patienten der AML-BFM 98 Studie mit bzw.
ohne intubationspflichtiger Komplikation ..................................... 25
Tabelle 3: Häufigkeit der FAB-Subtypen bei Patienten der AML-BFM 98
Studie mit bzw. ohne intubationspflichtiger Komplikation ............ 26
Tabelle 4: Intubationsgründe bei Protokollpatienten der AML-BFM 98 Studie ..... 27
Tabelle 5: Einfluss ausgewählter Patientencharakteristika beatmeter
Patienen der AML-BFM 98 Studie auf das Intensiv- und
Gesamtüberleben ....................................................................... 30
Tabelle 6: Einfluss der Intubationsursache auf das Intensiv- und
Gesamtüberleben bei intubationspflichtigen Komplikationen
innerhalb der AML-BFM 98 Studie .............................................. 31
Tabelle 7: Einfluss von Intensivscores auf das Intensiv- und
Gesamtüberleben bei intubationspflichtigen Komplikationen
innerhalb der AML-BFM 98 Studie .............................................. 33
Tabelle 8: Einfluss von therapeutischen Maßnahmen auf das Intensiv- und
Gesamtüberleben bei intubationspflichtigen Komplikationen
innerhalb der AML-BFM 98 Studie .............................................. 35
Tabelle 9: Einfluss von Laborwerten auf das Intensiv- und Gesamtüberleben
bei intubationspflichtigen Komplikationen innerhalb der AMLBFM 98 Studie ............................................................................ 38
66
Danksagung
8. Danksagung
Viele Missverständnisse entstehen dadurch, dass ein Dank nicht ausgesprochen, sondern
nur empfunden wird. (Ernst R. Hauschka).
Um dies zu vermeiden möchte ich an dieser Stelle all jenen danken, ohne die diese Arbeit
nicht möglich gewesen wäre.
Der größte Dank geht an meine Eltern und meine Schwester Steffi für ihre bedingungslose
Unterstützung, ihr unerschütterliches Vertrauen und einen bombenfesten Rückhalt in allen
Lebenslagen.
Prof. Dr. Steinbach danke ich für die Überlassung des Themas, die zuverlässige Betreuung,
eine lange Leine und für seine ruhige Art, mit der er das Projekt geleitet hat.
Ein riesiges Dankeschön gebührt meinem treuen Doktorarbeitskollegen Burni, einer
seltenen Kombination aus Humor, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, Intelligenz und der
entscheidenden Brise Genialiät.
Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei meinen Freunden: Allen voran bei Ernst,
meinem geduldigen Ansprechpartner bei technischen Problemen, dem keine Frage zu
banal und keine Uhrzeit zu spät war, bei Daniel einem Layout-Ästheten mit dem
erforderlichen Know-how, dem fleißigen Fehlerteufel Anna-Kathrin und bei Botschi, der
Mutter Theresa bei Softwareproblemen.
Der AML-BFM Studienzentrale in Hannover und besonders Studienärztinnen Dr. med.
Eva Creutzi und Dokumentar Jans-Enno Müller danke ich für die Bereitstellung wichtiger
Rohdaten, die hilfsbereite und freundliche Kooperation und den umfassenden Einblick in
das Archiv der Studienzentrale.
Außerdem möchte ich mich bei Herrn Zimmermann bedanken, der freundlicherweise einen
Teil der statistischen Auswertung übernommen hat.
Ein ‚herzliches Dankeschön’ gilt allen an dieser Arbeit beteiligten Kliniken bzw. deren für
die Kinderonkologie verantwortlichen ÄrztInnen und DokumentarInnen. Ohne die
großzügige Genehmigung und reibungslose Organisation der Akteneinsicht vor Ort wäre
ein solch umfangreiches Projekt nicht möglich gewesen.
Schließlich danke ich Herrn PD Dr. Kammerl, Herrn Prof. Dr. Weiß und Herrn PD Dr.
Schulz für die Begutachtung meiner Arbeit.
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Lebenslauf
9. Lebenslauf
Persönliche Daten
Name:
Kiermaier, Hans-Rudolf
Geburtsdatum:
24.03.1984
Geburtsort:
Deggendorf
Beruflicher Werdegang
seit 06/2011
Assistenzarzt für Innere Medizin im Kreiskrankenhaus
seit 04/2012
Lehrtätigkeit am Mädchenwerk Zwiesel
Medizinische Ausbildung
2004-2010:
Studium der Humanmedizin an der Universität Ulm
Teilabschlüsse:
2010 Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
2006 Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
Sonstige Tätigkeiten:
2004:
Work and Travel in Australien
Schulbildung
1990 – 1994:
Grundschule Regen
1994 – 2003:
Gymnasium Zwiesel
Abschluss Abitur
Regen, den 06.02.2013
Hans Kiermaier
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