Vergleich der Häufigkeit von psychischen

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Vergleich der Häufigkeit von psychischen Begleiterkrankungen bei
Patienten mit einer Schmerzdiagnose F45.41 und bei Patienten mit
Schmerzen des Bewegungsapparates ohne eine F45.41 Diagnose
E. Metje, D. Su-Schroll, T. Brinkschmidt
Alesiologikum Zentrum für Schmerzmedizin im Krankenhaus für Naturheilweisen
Einleitung
Mit Einführung der Diagnose F45.41 im Jahre 2009
wurde ein großer Schritt in Richtung eines biopsychosozialen Krankheitsverständnisses gemacht. Die
F45.41 wird codiert, wenn psychische Faktoren einen
wesentlichen Einfluss auf Schweregrad, Exazerbation
oder Aufrechterhaltung der Schmerzen haben.
Relevante somatische und psychische Diagnosen, die
einen eigenen Krankheitswert haben, werden zusätzlich
codiert. Liegen leicht moderierende psychische
Faktoren vor, die keine andere F-Diagnose rechtfertigen, ist die F54 (Psychologische Faktoren oder
Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten
Krankheiten) zu codieren1.
Nikotinabusus F17.1
Fragestellung
Rezidivierende
.1 (mittel)
Depressive Episode F33
.2+3 (schwer )
Unterscheiden sich Art und Häufigkeit von psychischen
Begleiterkrankungen bei chronischen Schmerzpatienten mit der Diagnose F45.41 und ohne Diagnose
F45.41?
Psychische Begleiterkankungen bei Patienten mit
chronischen muskuloskelettalen Schmerzen
mit F45.41;
n=278 n (%) 1
Depression F32+F33
.0 (leicht)
Depressive Episode F32 .1 (mittel)
ohne F45.41;
n=107 n (%) 2
70 (25,2%)
26 (24,3%)
136 (48,9%)
19 (17,8%)
40 (14,4%)
11 (10,3%)
39 (14,0)
3 (2,8%)
.2 (schwer)
0
0
.0 (leicht)
20 (7,2%)
2 (1,9%)
33 (11,9%)
3 (2,8%)
4 (1,4%)
0
7 (2,5%)
1 (0.9%)
Phobie / Panik / Angst F40/F41.0/F41.1
24 (8,6%)
3 2,8%
Angst und Depression gemischt F41.2
33 (11,9%)
3 (2,8%)
Reaktionen auf schwere Belastungen und
Anpassungsstörungen F43
28 (10,1%)
9 (8,4%)
Psychologische oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts
klassifizierten Krankheiten F54
0
49 (45,8%)
Andauernde Persönlichkeitsänderung
nach Extrembelastung F62.0
12 (4,3%)
0
Dysthymia F34.1
Methode
Retrospektive Auswertung der Diagnose-Codes eines
Patientenkollektives mit chronischen muskuloskelettalen Schmerzen, die im Zeitraum von Januar 2011
bis April 2012 am Algesiologikum Standort Krankenhauses für Naturheilweisen (Abteilung für interdisziplinäre Schmerztherapie) München behandelt wurden.
Die Diagnosestellung der F45.41 erfolgte klinisch, der
Kodierhilfe von Nilges et al. folgend1.
1 prozentualer
2
Anteil innerhalb der Patienten mit F45.41 Diagnose
prozentualer Anteil innerhalb der Patienten ohne F45.41 Diagnose
Ergebnisse
In die Untersuchung gingen 385 Patienten (283
(73,5%) Frauen, 102 (26,5%) Männer) mit chronischen
muskuloskelettalen Schmerzen ein. Der Altersdurchschnitt lag bei 52,8 Jahren. 278 (72,2%) Patienten
erfüllten die Kriterien der Diagnose F45.41. 107
(27,8%) Patienten hatten chronische Schmerzen mit
einer führenden muskuloskelettalen Schmerzdiagnose
ohne die Diagnose F45.41. Bei 233 (83,8%) der F45.41
Patienten und bei 86 (80,4%) Patienten ohne eine
F45.41 Diagnose wurde mindestens eine weitere
(zusätzliche) F-Diagnose gefunden. Die beiden
Gruppen unterschieden sich wesentlich: Von den
F45.41 Patienten haben 48,9% eine manifeste depressive Erkrankung, 8,6% eine Angststörung und
11,9% eine Angst- und depressive Störung, gemischt.
Bei Patienten mit einer führenden muskuloskelettalen
Schmerzdiagnose hatten dagegen 17,8% eine manifeste
depressive Erkrankung, 2,8% eine Angststörung und
2,8% eine Angst und depressive Störung, gemischt. In
dieser Gruppe wurde die F54 bei 49 (45,9%) Patienten
als häufigste F-Diagnose vergeben.
Diskussion
Psychische Begleiterkrankungen spielen bei Patienten mit
chronischen muskuloskelettalen Schmerzen eine bedeutende
Rolle2,3,4. Als Ausdruck der hohen psychosozialen Belastung finden
sich bei den F45.41 Patienten relevant häufiger manifeste psychische
Komorbiditäten, insbesondere affektive und Angststörungen. Dies hat
Implikationen für den klinischen Alltag: Eine differenzierte
Diagnostik in Hinblick auf die zugrundeliegenden Mechanismen der
Schmerzentstehung und -chronifizierung ist unabdinglich, um
therapierelevante Subgruppen zu erkennen. Dann ist eine die
schmerzchronifizierenden Faktoren berücksichtigende Therapie zu
fordern, denn globalisierte Konzepte werden den multifaktoriellen
Beschwerdebildern nicht gerecht und haben einen eingeschränkten
Therapieerfolg2. Konkret stehen bei Patienten mit einer führenden
muskuloskelettalen Schmerzdiagnose physio- und sporttherapeutische Therapien im Vordergrund, die begleitende Psychoedukation dient der Sensibilisierung für die chronifizierenden
Faktoren. Bei Patienten mit relevanter psychischer Komorbidität
müssen neben Sport- und Physiotherapie Psychopharmakotherapie
und Psychotherapie einen relevanten Platz in der Therapie haben.
Literatur
1 Nilges et al.; Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren Eine Kodierhilfe, Schmerz 2010 · 24: 209–212
2 Bair et al.; Depression and Pain Comorbiditiy, A Literature Review, Arch Intern Med.2003;163:2433-2445
3 Gerhardt et al.; The Prevalence and Type Axis I and Axis-II Mental Disorders in Subjects with Non Specific Chronic Back Pain: Results from a
Population Bases Study, Pain Medicine2011;12:1231-1240
4 Reme et al.; Prevalence of psychiatric disorders in sick listed chronic low back pain patients, European Journal of Pain15(2011)1075-1080
Korrespondenz:
www.algesiologikum.de
Eckart Metje
Algesiologikum Zentrum für Schmerzmedizin im Krankenhaus für Naturheilweisen, München-Harlaching
E-Mail: [email protected]
Stand 10/2012
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