Behandlungspfad „Patient mit akutem Husten“ Der Behandlungspfad „Patient mit akutem Husten“ bezieht sich auf Patienten, die sich wegen eines Hustens erstmals vorstellen, der nicht länger als seit 3 Wochen besteht, und der nicht durch eine bereits bekannte Vorerkrankung (wie z.B. Asthma bronchiale, chronische Bronchitis, COPD, TBC, Neoplasie der Atmungswege, o.ä.) erklärbar ist. Box 1 Vitale Bedrohung möglich bei: Lungenembolie: Tachykardie, Dyspnoe, Tachypnoe, Thoraxschmerz Status asthmaticus: exspiratorischer Stridor, trockene RGs; CAVE: „silent chest“ Pneumothorax: stechender Thoraxschmerz, asymmetrische Thoraxbewegung, einseitig abgeschwächtes Atemgeräusch, hypersonorer Klopfschall Fremdkörperaspiration: inspiratorischer Stridor, besondere Vorsicht bei Kindern und alten Menschen Box 4 ausreichende Trinkmenge (mindestens 2 l/Tag); Wasserdampfinhalationen (20 Minuten bei 43° C Wassertemperatur) Rauchkarenz (aktiv und passiv) Analgetika wie z. B. Paracetamol Antitussiva nur bei nicht produktivem und quälendem Reizhusten für maximal 14 Tage Box 5 Box 2 Hinweise auf einen Infekt: Fieber, Schnupfen, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, allgemeine Abgeschlagenheit Box 3 Hinweise auf bakteriellen Infekt: nur 8% aller akuten Atemwegsinfektionen bakterieller Genese; sichere Differenzierung zwischen einem viralen und einem bakteriellen Infekt aufgrund klinischer Merkmale ist nicht möglich; akute Infektion der Atemwege eines ansonsten gesunden Patienten stellt selbst bei bakterieller Infektion keine absolute Indikation für eine antibiotische Therapie dar; Farbe des Sputums hat keinen prädiktiven Wert für die Diagnose einer bakteriellen Genese; Leukozytose: hoher pos.präd. Wert für bakterielle Infektion, Fehlen schliesst sie aber nicht aus CRP: pos.Wert ist Hinweis für Infekt der tiefen Atemwege, nicht für bakterielle Infektion Patienten mit eitrigem Auswurf und entweder gleichzeitiger Komorbidität (koronare Herzkrankheit, Diabetes mellitus, COPD, Immuninkompetenz bei Malignomen usw.) und/oder im hohen Alter könnten von einer antibiotischen Therapie profitieren Eine länger als eine Woche anhaltende Symptomatik mit CRP Erhöhung, Leukozytose und gelb oder grün gefärbtes Sekret weist auf einen bakteriellen Infekt hin Pneumonie wahrscheinlich bei Tachypnoe über 25/Minute, Tachykardie über 100/Minute, hohes Fieber mit Nachtschweiß, typische Auskultationsbefunde über der Lunge mit und ohne Dämpfung, atemabhängige Schmerzen ohne Anzeichen einer Pharyngitis oder Rhinitis Symptomatische Therapie: Antibiotika: Amoxicillin: 3 x 1000 mg über 7-10 Tage Doxycyclin: 200 mg über 7-10 Tage Azithromycin: 1 x 500 mg über 3 Tage, Clarithromycin 2 x 500 mg 3 Tage, dann 2 x 250 mg über insgesamt 7-10 Tage, Roxithromycin 1 x 300 mg über 7-10 Tage Patienten mit Risikofaktoren, z. B. über 65-jährigen und Patienten mit relevanten Grund- bzw. Begleiterkrankungen (z. B. COPD, Diabetes mellitus, Multimorbidität, Alkoholismus): Amoxicillin/Clavulansäure 2- 3 x 1000 mg oral für 7-10 Tage Cefuroxim-Axetil 2 x 500 mg oral für 7-10 Tage Box 6 Medikamente, die Husten verursachen können: ACE Hemmer (Klasseneffekt; häufig!) Amiodaron Betablocker Methotrexat Nizatidin inhalatives Glucokortikosteroid (ICS) Weitere inhalative Medikamente: β2 - Adrenergika, Ipratropium, Tiotropium, Nedocromil, DNCG, Pentamidin, Sekretolytika, Zanamivir systemisch verabreichte Sekretolytika seltene Ursachen: Interferon alpha-2b und alpha-2a, Fentanyl, Paroxetine, Sirolimus, Propofol Box 7 : Spontanverlauf des Hustens bei der akuten Bronchitis bis zum völligen Abklingen: durchschnittlich vier Wochen Adenoviren und Mykoplasmen sechs bis acht Wochen B.pertussis noch länger Deshalb ist es sinnvoll, acht Wochen bis zum Beginn der Stufendiagnostik des Hustens abzuwarten, falls eine für einen akuten Infekt der Atemwege typische Anamnese und ein passender körperlicher Untersuchungsbefund vorliegen. Sofortige Diagnostik des Hustens hingegen bei: Hämoptoe Thoraxschmerz Atemnot Hohes Fieber Aufenthalt in Ländern mit hoher Tbc Prävalenz, Tbc Kontaktpersonen, Obdachlose Anamnestisch bekannte Malignome Immundefizienz, HIV Infektion, immunsuppressive Therapie Extrem starke Raucher Literatur: V. Braun, T. Kröhn, M. Herrmann. DEGAM-S3-Leitlinie Nr. 11 Husten. Gekürzte Langfassung, Gültigkeitsdauer 12/2011. http://leitlinien.degam.de/index.php?id=246 (abgerufen 15.05.2010) Kostenpflichtige Langfassung: http://www.omikronverlag.de/ Kardos et al. AWMF online -S3-Leitlinie Pneumologie: Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit akutem und chronischem Husten. Gültigkeitsdauer: 2015. Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie. http://leitlinien.net/ (abgerufen 15.05.2010) Dr. Simon Kostner, 05/2010