Psychische Belastungen bei Diabetes In wissenschaftlichen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Menschen mit Diabetes erheblichen psychischen Belastungen ausgesetzt sind. Die Diagnoseeröffnung „Diabetes“ wird vielfach als emotionales Schockerleben wahrgenommen und ist von starken Ängsten begleitet. Die Angst vor Spätschäden wird von vielen Betroffenen als hohes psychisches Belastungsmoment erlebt. Bei Diabetikern mit bereits eingetretenen Spätkomplikationen zeigen sich vielfach emotionale Auffälligkeiten, wie Angstreaktionen und Depressionen. Weiterhin existieren eine Vielfalt von Alltagsproblemen und Belastungen, wie Umgang mit Hypoglykämien, Regelmäßigkeit der Lebensführung und Integration der Behandlungsanforderungen in den Alltag. Schließlich leiden Menschen mit Diabetes doppelt so häufig an Depressionen wie Menschen ohne Diabetes. Diabetesspezifische Ängste, Essstörungen und Süchte (Alkohol, Nikotin) sind psychische Störungen, die nicht nur an sich zu einer deutlichen Belastung führen, sondern auch gleichzeitig Ursache für ein mangelndes Diabetesmanagement und eine unzureichende Diabeteskontrolle darstellen und somit auch die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten von Spätfolgen erhöhen. Der Wunsch nach psychosozialer Unterstützung wurde in einer deutschen Studie bei Typ-II-Diabetikern untersucht. Betroffene hatten vor allem nach Diagnoseeröffnung, bei Feststellung von Folgeerkrankungen, während eines Krankenhausaufenthaltes oder einer Schulung, bei Partnerschaftskonflikten und nach schweren Hypoglykämien das Bedürfnis nach psychologischer Hilfe. Es zeigten sich deutliche Zusammenhänge zwischen einer schlechten Stoffwechsellage, vorhandener Insulintherapie, mangelnder oder unzureichender Schulung, langer Diabetesdauer und Vorliegen / Anzahl von Folgeerkrankungen und dem Ausmaß an psychosozialer Belastung. Empowerment / Selbstmanagement Seit den 80er Jahren wird der Empowermentund Selbstmangementansatz zunehmend in der Diabetestherapie propagiert. Während zuvor, vielfach auch heute noch, der Arzt als Experte die Richtlinien der Therapie bestimmte und der Patient diesen Folge leistete (oder auch nicht), hat sich schleichend ein Paradigmawechsel entwickelt, der durch ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen medizinischen Experten und Betroffenen charakterisiert ist.Die Betroffenen führen im Rahmen eines Selbstmanagements eine Selbsttherapie durch, für die sie primär eigene Entscheidungen treffen und die Therapie entsprechend den Erfordernissen des eigenen Alltags anpassen. Die Aufnahme von Informationen und die Umsetzung von therapeutischen Empfehlungen finden im eigenen Ermessen statt. Die Betroffenen tragen andererseits natürlich auch die Konsequenzen ihrer Entscheidungen. Die Aufgabe des Behandlers besteht darin, Betroffene am Therapiegeschehen zu beteiligen und das therapeutische Geschehen für den Einzelnen transparent zu machen. Die European Diabetes Policy Group (1999) fasst diesen Ansatz wie folgt zusammen: Die primäre Ressource für die Behandlung ist der Patient selbst. Die Verantwortung der Behandler liegt darin „zu gewährleisten, dass die Person mit Diabetes ein Leben nach eigenen informierten Entscheidungen führen kann. Dies wird durch die drei Elemente des Empowerments erreicht, nämlich Wissen, Verhaltensänderung und Selbstverantwortlichkeit“. Quelle Psychologie Diabetes