Elektrische Antriebe und Anlagen Kapitel 4: Leistungshalbleiter 5.Jhrg KOHE 1 Leistungshalbleiter Schalter in Stromrichtern: Î Leistungshalbleiter (Halbleiterventile) 1) Dioden 2) Thyristoren 3) verschiedene Bauarten von Transistoren Idealer Schalter (gerichteter Schalter; im Sinne der Leistungselektronik) • • Stromrichtung in nur eine Richtung Sperren des Stromflusses in umgekehrter Richtung steuerbarer elektronischer Schalter: • • Schaltkontakt im Last- bzw. Hauptkreis besitzt einen Steuerkreis KOHE 2 idealer Schalter Eigenschaften von idealen Schaltern: Beim idealen Schalter treten Strom und Spannung niemals gleichzeitig auf Î keine Leistungsverluste! KOHE 3 realer Schalter Eigenschaften von realen Schaltern: Beim realen Schalter treten Strom und Spannung und damit Leistungsverluste in allen Betriebsbereichen auf! KOHE 4 Leistungshalbleiter Eigenschaften v. Schaltern: ideal vs. real Schalter sperrt Stromkreis geöffnet; kein Strom; Sperrspannung beliebig groß geringer Sperrstrom fließt; Sperrspannung darf Grenzwert nicht überschreiten Schalter leitet Stromkreis geschlossen; kein Spannungsabfall am Schalter; Stromfluss nur in Pfeilrichtung möglich Durchlassspannung fällt ab; Schalter hat einen Widerstand Ein- und Ausschalten erfolgt verzögerungsfrei und leistungslos, kein elektrischer oder mechanischer Verschleiß erfolgt verzögert Schaltfrequenz beliebig groß; keine Ladungsspeichereffekte; keine Verzögerungszeiten durch Verzögerungszeiten und Ladungsspeichereffekte begrenzt KOHE 5 Leistungshalbleiter Verluste bei Leistungshalbleitern: • • • • Schaltverluste (fließt schon Strom ÍÎ liegt noch Spannung an) Durchlassverluste (Durchlasswiderstand) Sperrverluste (Sperrstrom in Abhängigkeit von der Temperatur) Steuerverluste (Ansteuerleistung; abhängig vom Typ des Bauelements) Î Sperrschichttemperaturen >150°C schädigen das Bauelement Einteilung der Leistungshalbleiter: • passive Schalter (Dioden): kein seperater Steuerkreis • aktive Schalter – einschaltbar (Thyristor): Durch Steuersignal einschaltbar; der Übergang in den Sperrzustand wird vom Leistungskreis bestimmt. • aktive Schalter – ein- & ausschaltbar (Transistoren, GTO, IGBT): Werden durch Steuersignal ein- und ausgeschaltet. Ein gesteuertes Abschalten ist jederzeit möglich. KOHE 6 Diode Schaltzeichen reale Kennlinie vereinfachte Kennlinie idealisierte Kennlinie URRM ...maximaler Spannungswert, mit dem die Diode periodisch belastet werden darf (Reverse Repetitive Maximal) . UF ...Schleusenspannung (1V-2.5V) Ersatzschaltbild der Diode: rD ...differentieller Widerstand ΔuD rD = ΔiD KOHE 7 reale Diode Schaltverhalten: Während Leitphase Î PN-Übergang, Speicherladung im Halbleitermaterial Ausschaltvorgang Î Speicherladung Qrr muss erst ausgeräumt werden Ausschaltvorgang: Diodentypen: Schottky-Dioden: Metall-Halbleiterübergang UF≈0.3V URRM≈50-100V FRED-Dioden: (Fast Recovery Epitaxial Dioden) hohe Schaltfrequenzen, trr<1μs IRM ...Rückstromspitze (<100A) trr ...Rückwärtserholzeit (reverse recovery) (10μs-20μs) KOHE Netz-Dioden: kleine UF auf Kosten der trr ID≈kA URRM≈kV PV = U F (T 0) ⋅ I F = 1.5V ⋅1000A = 1.5kW 8 Thyristor Schaltzeichen reale Kennlinie vereinfachte Kennlinie idealisierte Kennlinie 1. Sperren (ut<0): wie Diode 2. Blockieren (ut>0): vernachlässigbarer Sperrstrom 3. Leiten (ut>0): wenn Thyristor gezündet und ein Mindeststrom iL (Latching current) fließt, rastet der Thyristor ein, kein weiterer Gatestrom notwendig Î dann wie Diode; UT(T0)≈1-3V KOHE 9 Thyristor Schaltverhalten: Zünden: • kontrolliertes Zünden Î positiver Stromimplus am Gate (Zündimplus) • unkontrolliertes Zünden Î uT > Nullkippspannung UB0 Î duT/dt > Grenzwert (Thyristor im Blockierb.) Abschalten: • Über Steuerkreis (Gate) nicht möglich. (Ausnahme: GTO) • Nur wenn der Anodenstrom iT den Haltestrom iH (Holding current) unterschreitet. • TSE (Trägerspeichereffekt) ähnlich der Diode ts ...Speicherzeit trr ...Freiwerdezeit tc ...Schonzeit (siehe nächste Folie) KOHE 10 TSE-Beschaltung Bsp.4.1: Berechne die Höhe der Spannungsspitze, die am Thyristor auftritt, wenn die Schaltung mit Netzspannung (220V) versorgt wird, die Streuinduktivität 1μH und die maximale Stromänderung unmittelbar nach der Rückstrom-spitze 103 A/μs beträgt. KOHE 11 TSE-Beschaltung Überspannungsschutz mittels RC-Glied: a) TSE-Beschaltung (RB, CB) b) TSE-Beschaltung mit Parallelwiderstand RP für ThyristorReihenschaltung (gleichmäßige Spannungsaufteilung) c) TSE-Beschaltung mit zusätzlicher Serieninduktivität LR für ThyristorParallelschaltung (gleichmäßige Strom-aufteilung) KOHE 12 MOSFET Schaltzeichen reale Kennlinie idealisierte Kennlinie Aufbau • nur eine Ladungsträgerart (P- / N-Kanal) am Stromtransport beteiligt • selbstsperrend / selbstleitend • Isolierschicht aus Siliziumoxid SiO2 • RDS(on) steigt mit der Temperatur an KOHE 13 MOSFET Schaltverhalten (selbstsperrender N-Kanal): Einschalten: • positive Spannung UGS zwischen Gate und Source • Elektronen werden an die Isolierschicht unterhalb des Gate´s gezogen und bilden einen leitfähigen Kanal. • Gate-Source bildet einen Kondensator Î im eingeschalteten Zustand kein Steuerstrom! Abschalten: • Wenn keine Spannung UGS Î kein Kanal Î hochohmig Schaltbetrieb: • Ein- und Ausschalten bedingt ein Umladen des „Gate-Source“-Kondensators und erfordert daher hohe kapazitive Ladeströme. Inversdiode: • gebildet von Substrat (leitend mit Source verbunden) und Drain. Überbrückt das Bauteil entgegen der Schaltrichtung. Sperren nur für UDS>0! KOHE 14 Bipolar-Transistor Einschalten: iBE>0 Ausschalten: iBE=0 Schaltzeichen • • • • • • reale Kennlinie idealisierte Kennlinie Dicke der Basisschicht 30-80μm UCE>0 Î Kollektor-Basis-Übergang in Sperrrichtung; kleiner Sperrstrom bei Basisstrom IB>0 wird der Übergang mit Ladungsträger überschwemmt und leitend. Am Stromfluss sind beide Ladungsträgerarten beteiligt Î „Bipolar“ stromgesteuertes Bauelement, kontinuierlicher Basisstrom erforderlich Schaltgeschwindigkeit geringer als MOS-Transistoren geringe Durchlassspannung KOHE 15 IGBT Schaltzeichen • • • • • reale Kennlinie idealisierte Kennlinie Bipolartansistor mit isoliertem Steueranschluss Insulated Gate Bipolar Transistor Bipolartansistor, der über einen integrierten MOSFET angesteuert wird spannungsgesteuertes Bauelement – geringe Ansteuerleistung Schaltgeschwindigkeit geringer als MOSFET Einschalten: UGE>UGE(th) KOHE Ausschalten: UGE=0 16 MOSFETs, IGBTs, Bipl.Tr. Ausgangskennlinienfeld (IGBT): I C = f (U CE ) U GE ...Parameter a) Sättigungsbereich Î Schaltbetrieb b) aktiver (analoger Bereich) Î Signalelektronik Arbeitspunkt: B Transistor ausgeschaltet (UGE<UGE(th)). UCEB wird durch den Lastkreis bestimmt A UGE so groß, dass sich A im Sättigungsbereich einstellt. Geringe Durchlassspannung UCEA bestimmt mit IC die auftretenden Verluste C Dauerbetrieb für Schalttransistoren nicht zulässig Îth. Zerstörung KOHE 17 MOSFETs, IGBTs, Bipl.Tr. SOAR (Safe Operating ARea): a) maximaler Dauerstrom b) höchstzulässige Verlustleistung (Leistungshyperbel Î Gerade) c) maximale Spannung d) höhere Belastungen (kurzzeitig) Bsp.4.2: Ist es zulässig, den Transistor mit 120A zu belasten? KOHE 18