Morbus Basedow - Marianne Krug

Werbung
Morbus Basedow
Naturarzt 11/2003
www.naturarzt-access.de
Autor: Marianne Krug, Fachärztin für Allgemeinmedizin
Große Friedberger Str. 44-46
60313 Frankfurt/Main
Zusammenfassung:
M. Basedow ist eine Erkrankung der Schilddrüse, benannt nach dem deutschen Arzt Karl
Adolf von Basedow,1799-1854. Schätzungsweise 1-3% der Bevölkerung erkranken an dieser
Krankheit, davon mehr Frauen als Männer. Sie hat eine erbliche Komponente.
Hierbei ist ein Teil der körpereigenen Abwehr fehlgeleitet und richtet sich gegen eigene
Körperanteile statt gegen Eindringlinge von außen ( Autoimmunologie).
Sie führt zu einer Überfunktion der Schilddrüse und macht sich durch Körperzeichen
bemerkbar wie z.B.:
Herzrasen, Herzstolpern, Schwitzen, Unruhe, Reizbarkeit, Nachlassen der Leistungsfähigkeit.
Die Zeichen der Überfunktion lassen sich durch unterschiedliche Maßnahmen behandeln,
seien es naturheilkundliche Ansätze bei milden Verlaufsformen oder durch sogenannte
Schilddrüsenblocker in der konventionellen Medizin. Die Autoimmunologie ist wesentlich
schwerer zu beeinflussen und dies führt häufig letzten Endes zur Entfernung des
überwiegenden Anteils der Schilddrüse durch Operation oder durch eine Behandlung mit
radioaktivem Jod. Darüber hinaus bestehende Beschwerden werden durch naturheilkundliche
Maßnahmen häufig zufriedenstellend behandelt.
Die Schilddrüse und ihre Aufgaben YYYY AbbildungYYYY
Das Organ Schilddrüse ( SD) liegt schmetterlingsförmig unterhalb des Kehlkopfes rechts und
links der Luftröhre in der Mitte durch einen kleinen Steg ( Isthmus) miteinander verbunden.
Im gesunden Zustand spürt man sie nicht – wenn man sie spürt, ist dies bereits ein erstes
Anzeichen für mögliche entzündliche Vorgänge.
Sie ist eine Drüse. Das heißt, ihre Hauptaufgabe besteht darin, Hormone – das sind
Botenstoffe des Körpers – zu produzieren. Die wichtigsten Schilddrüsenhormone heißen
abgekürzt: T3 (Trijodthyronin ) und T4 ( Thyroxin= Tetrajodthyronin).Diese übernehmen
wichtige Steuerungsaufgaben im Gesamtorganismus in der Regulation von Wärme, Herz ,
Kreislauf, Magen-Darm-Tätigkeit, Feuchtigkeit der Haut, Schweiß, Zellstoffwechsel,
Energiestoffwechsel sowie Ausschüttung von vielen anderen Hormonen
(Nebennierenrindenhormone, Sexualhormone, Wachstumshormon). Sogar Psyche und
Persönlichkeit werden beeinflusst. Wollte man den Körper mit einem Computer vergleichen,
dann wäre die Schilddrüse ein wichtiger Teil der Systemsteuerung.
Und wie bei dem Computer gibt es
Hardware (= Größe , Gestalt, Struktur, Entzündung )und
Software(= Funktion)
Überfunktion
Bei der autoimmunologischen Entzündung vom Typ Basedow schüttet die SD zu viele
Hormone T3 und T4 aus; sie überschwemmt den Körper regelrecht damit. Dieser
Vorgang – man könnte fast von einer Vergiftung sprechen – bewirkt, dass jede Körperzelle
zuviel arbeitet, vielleicht bis zur Erschöpfung. Die Betroffenen berichten dann folgende
Symptome:
sieheTabelle Symptome der Überfunktion
Schneller Puls
Rhythmusstörung
Durchfall
Schwitzen, Temperaturerhöhung, Cholesterin erniedrigt
Haut warm, feucht, gut durchblutet, warme Räume werden schlecht vertragen
Nervosität, innere Unruhe, Reizbarkeit bis zu schweren psychischen Auffälligkeiten
Schlafstörungen
Rastlosigkeit, Unkonzentriertheit
Vermehrter Durst, vermehrter Hunger
Gewichtsabnahme
Zittern,
Menstruationsstörungen.
Die oben genannten Zeichen treten in unterschiedlicher Ausprägung bei jeder Überversorgung
mit Schilddrüsenhormonen auf, egal ,wodurch sie verursacht ist. Dies kann durch Morbus
Basedow oder andere Krankheiten oder auch durch zu hohe Dosierung von eingenommenen
Schilddrüsenhormonen bedingt sein. Einige der Symptome sind auch verwechselbar mit
Zuständen von psychischer Erregtheit oder einem Ungleichgewicht im vegetativen
Nervensystem. Dies zeigt eine sehr enge Verknüpfung von Schilddrüse mit seelischen
Zuständen, ohne, dass man immer sagen könnte, was zuerst da war – das Huhn oder das Ei.
Der Basedowerkrankte leidet auch häufig unter Angstzuständen. Die zahlreichen Symptome
erlebt er dann als hochgradig beängstigend.
Morbus Basedow ist eine Autoimmunkrankheit
Morbus Basedow oder die Basedowsche Krankheit ist definiert als eine Autoimmunkrankheit.
Bei einer solchen Krankheit richten sich Teile des Abwehrsystems fehlerhaft gegen eigenes
Körpergewebe anstatt gegen äußere Feinde und führen so zu Entzündungen. Beispiele für
andere Autoimmunkrankheiten sind Asthma, echtes Rheuma, Neurodermitis, Lupus
erythematodes.
Beim M. Basedow richten sich Antikörper gegen Rezeptoren von Schilddrüsenzellen( TSHRezeptoren, TSH-Rezeptor-Antikörper, TRAK)und führen zu einer unkontrollierten
Stimulation der SD-Zellen. Andere Antikörper richten sich gegen andere Gewebsteile, wie
z.B. gegen Weichteile in der Augenhöhle..
Typisch ( und, wenn vorhanden, beweisend für die Diagnose)sind die Augensymptome – in
der Fachsprache endokrine Orbitopathie genannt: Tränenfluß, Fremdkörpergefühl,
Lichtscheu, Hervortreten der Augen ( „Froschaugen“ oder Exophthalmus)Druckgefühl,
Rötung der Bindehaut werden durch Entzündungsvorgänge an den Weichteilen der
Augenhöhle verursacht. Dies ist mit einem starken Leidensdruck beim Patienten verbunden,
der häufig nicht nachlässt, obwohl die SD-Krankheit erfolgreich behandelt wurde.
Manche Antikörper sind noch nicht weit genug erforscht, um sie in der Praxis nachweisen zu
können . Recht häufig kommt es zu Rhythmusstörungen am Herzen , die nicht mit der
Überfunktion allein zu erklären sind ( Herzinnenschichtsyndrom, siehe unter
naturheilkundlichen Behandlungen)
Im Bewegungsapparat kann es zu Muskelschmerzen, schubweise auftretende
Rückenschmerzen und Muskelschwächen, zu teigigen Schwellungen im Bereich des
Schienbeins ( prätibiales Myxödem) oder zu leichten Knöchel-oder
Unterschenkelschwellungen kommen. Nägel werden brüchig, Haare fallen aus oder sind so
weich , daß die Frisur nicht mehr sitzt. Magen-Darm-Störungen und Übelkeit scheinen
gehäuft aufzutreten. Statistische Untersuchungen zur Symptomhäufigkeit fehlen zur Zeit.
Abgegrenzt werden müssen eigenständige Autoimmunkrankheiten der Haut, wie die
Weißfleckenkrankheit, die Vitiligo, eine blasenbildende Hautkrankheit, der Pemphigus oder
der kreisrunde Haarausfall, die Alopecia arreata, die ebenfalls in Verbindung mit einem
Morbus Basedow bestehen können.
.
Ursachen?
Warum die Abwehr des Körpers anfängt , sich gegen eigenes Gewebe zu richten, ist nur in
Teilen erforscht und ergibt in der konventionellen Medizin mehr Fragen als Antworten .
Sicher ist, daß es einen erblichen Faktor gibt, der für diese Art von Erkrankung empfänglich
macht.
Sicher ist ferner, daß es einen Auslöser geben muß.
Dies kann ein schwerer Virusinfekt sein,
eine starke Hormonumstellung, wie es z. B. die Schwangerschaft darstellt,
eine schwere psychische Krise oder aber
eine überstarke Jodzufuhr z. B. durch Röntgenkontrastmittel anlässlich einer
Computertomografie, einer Nieren-oder Gefäßuntersuchung.
Diskutiert wird auch eine übermässige Jodzufuhr durch jodierte Nahrungsmittel (z.B.
angereichtertes Jod in Fleisch durch jodiertes Viehfutter).Die einfache Benutzung von
jodiertem Speisesalz ist hier allein nicht als Auslöser ausreichend.
Rauchen ist ein wahrscheinlicher Auslöser des Morbus Basedow und kann die
Augenerkrankung beim Morbus Basedow auslösen oder verschlimmern .
Da die überwiegende Zahl der Betroffenen Frauen sind, lässt sich ein Zusammenhang mit
Sexualhormonen vorstellen. Ein stimulierender Einfluss auf Immunantworten ist beim
Östrogen bekannt. . Progesteron wirkt überwiegend immunsuppressiv. Daher kann ein
Zusammenhang mit einem Mangel an Progesteron gesehen werden Auch den männlichen
Hormonen (Androgene)werden immunbremsende Wirkungen nachgesagt, so dass ein Mangel
an Testosteron auch ursächlich sein kann. . Diese Zusammenhänge sind noch nicht bewiesen
und bedürfen weiterer Forschung.
Diagnostik
Wenn die erwähnten Körperzeichen zu dem Verdacht auf Morbus Basedow führen,
dann wird der Arzt eine Blutuntersuchung und Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse
vornehmen. Findet man im Blut die Antikörper gegen TSH-Rezeptoren ( TRAK) erhöht, ist
die Diagnose gesichert. In unter 10% der Fälle sind andere oder keine der üblichen Antikörper
nachweisbar, obwohl die Symptome des Patienten allein die Krankheit beweisen. Zum
Beispiel hat der Namensgeber der Erkrankung, der Merseburger Chirurg Karl Adolf von
Basedow
schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Begriff der „ Merseburger Trias“ geprägt, als noch
keine Antikörper bekannt waren:
Struma (SD-Vergrößerung , Kropf),
Exophthalmus ( Froschaugen),
Tachykardie ( schneller Puls). Dies hat über 150 Jahre als medizinscher Prüfungsstoff die
Erkrankung Morbus Basedow definiert.
Zusätzlich müssen die Schilddrüsenhormone und das Steuerungshormon TSH aus der
Hirnanhangsdrüse( Hypophyse) im Blut bestimmt werden, um das Ausmaß der Überfunktion
festzustellen. Eine genaue körperliche Untersuchung wird zeigen, wie groß die Schilddrüse
ist, wie sie beschaffen ist und welche der erwähnten Überfunktionszeichen und
autoimmunologischen Störungen zusätzlich vorliegen. Die harmlose Ultraschalluntersuchung
zeigt die exakte Größe und das Echomuster ( Echoarmut = Entzündungszeichen) und gibt an,
ob zusätzliche Knoten bestehen oder nicht. Eine Szintigrafie ( Abbildung der SD durch
radioaktivmarkiertes Jod) wird nur notwendig, wenn zusätzlich Knoten in der Schilddrüse
bestehen , die einer Abklärung bedürfen.Ein weiterer Grund ist eine Hyperthyreose ohne
sichere Zeichen des Morbus Basedow, weil man hier durch die Szintigrafie die Ursache (
meistens eine sogenannte Autonomie beweisen kann. Im Normalfall ist sie nicht nur nicht
notwendig sondern sollte eingespart werden , weil die Gabe von Kontrastmittel
Nebenwirkungen haben kann. Sollte die Schilddrüse sehr groß sein( Struma) und Störungen
beim Atmen oder Schlucken bestehen, dann wird noch eine Röntgenaufnahme der Luftröhre
und/oder der Speiseröhre angefertigt, um zu sehen, ob diese von der Struma eingedrückt
werden. Eine augenärztliche Untersuchung klärt bei entsprechenden Beschwerden ab, ob und
in welchem Ausmaß eine
endokrine Orbitopathie vorliegt (eine durch Antikörper bedingte Entzündung der Weichteile
in der Augenhöhle, siehe unten).
Behandlung und Verlauf ( siehe Tab Behandlungsmethoden konventioneller Medizin)
Wenn die Erkrankung festgestellt ist, richtet sich die Behandlung vor allem anderen nach dem
Ausmaß der Überfunktion. Es gibt Verläufe von milden Übererregungszeichen bis hin zum
Koma ( Thyreotoxische Krise, mit massiver Herzbeschleunigung und Bluthochdruck u.a.).
Letzteres ist zum Glück recht selten; genauso selten allerdings wie die ganz milden
Verlaufsformen. Der typische Fall ist ein schweres Krankheitsbild bei der Erstfeststellung, das
baldige ärztliche Abhilfe benötigt.
Das erste Ziel der Behandlung ist die Drosselung der Hormonproduktion. Dies wird
zuverlässig erreicht durch Schilddrüsenblocker ( Thyreostatika wie Thiamazol, Carbimazol
und Propylthiouracil). Diese Mittel sind nicht nebenwirkungsfrei. Selten gibt es Juckreiz,
Hautausschläge , leichte Veränderungen des Blutbildes und der Leberwerte, manchmal
Übelkeit und Kopfschmerzen. Diese Nebenwirkungen sind harmlos , zumindest im Vergleich
zu einem Weiterbestehen des akuten Schubes des M. Basedow. Sie sind dosisabhängig und
verschwinden komplett mit Absetzen der Mittel. Die Behandlung wird im Regelfall ein Jahr
lang beibehalten . Dabei wird die Stoffwechsellage so eingestellt, daß eine normale Höhe der
Schilddrüsenhormone im Blut nachweisbar ist. Eine Unterdrückung der SD – erkennbar an
einer Erniedrigung des TSH-Wertes im Blut - ist nicht anzustreben, Heute weiß man, dass
eine solche Stoffwechsellage über viele Jahre zu einem beträchtlichen Risiko führt, an einer
Osteoporose zu erkranken. Kurzzeitige Stoffwechsellagen dieser Art sind nach allem, was
bisher bekannt ist unbedenklich. Dies wird regelmäßig durch den Hausarzt überwacht.
Am Ende des ersten Jahres wird die Einnahme unter ärztlicher Kontrolle ausgesetzt. Es zeigt
sich in immerhin 30-40 % der Fälle eine dauerhafte Heilung der Basedowschen Krankheit! In
den übrigen 60-70% tritt die Erkrankung allerdings wieder auf ( Rezidiv). Wegen der
Schwere und des Risikos weiterer Rezidive wird es dann Zeit, sich über eine dauerhafte
Lösung Gedanken zu machen.
Es bieten sich zwei Therapiemöglichkeiten an, die keiner leichtfertig oder gar gern an sich
machen ließe.
1. Die Operation, bei der die Schilddrüse bis auf einen minimalen Rest entfernt wird.
Dies wird immer angestrebt, wenn die Schilddrüse sehr groß ist ( größer als 40 ml), oder
wenn sie mechanische Einwirkungen auf andere Gewebe hat( z. B. Luftröhre) und/ oder bei
zusätzlich vorhandenen Knoten.
2. Die Radiojodtherapie gilt in allen anderen Fällen derzeit als die dauerhafte Lösung der
Wahl. Hierbei wird radioaktives Jod als Kapsel dem Patienten verabreicht. Die Schilddrüse ist
das einzige Organ des Körpers, das einen extremen Jodhunger hat. So wird das radioaktive
Jod von der kranken Drüse wie von einem Schwamm aufgesogen .Die radioaktive Wirkung
kann sehr genau dosiert werden und führt zur selektiven Verschrumpfung der Schilddrüse .
Eine eigenständige Behandlung der fehlgeleiteten Antikörperproduktion ist nicht bekannt.
Die Behandlung der endokrinen Orbitopathie (siehe oben) wird als eigenständige
autoimmunologische Begleitkrankheit weiterbehandelt; bei sehr schweren Verläufen durch
Cortisongaben, Bestrahlung der Augenhöhlen oder sogar Notoperationen der Augenhöhle.
Naturheilkundliche und alternative Ansätze
Naturheilkundliche und alternative Therapie ist aus mehreren Gründen sinnvoll:
1. Bei milden Verlaufsformen müssen nicht die nebenwirkungshaltigen Blocker eingesetzt
werden. Hier reicht es, die Überfunktionszeichen ( s.o.)und die Beschwerden, die der
Diagnose „vegetative Dystonie“ so ähnlich sind: Angst, Herzklopfen, Schlafstörungen,
Kloßgefühl, Zyklusstörungen, Erschöpfungszustände
zufriedenstellend zu behandeln und den Verlauf der Schilddrüsenhormone anhand des
Steuerungshormons TSH alle 4- 6 Wochen zu kontrollieren wie bei der Therapie mit den
Blockern. Es gibt ein weites Feld an Möglichkeiten ( Siehe Tabelle).Gut bewährt hat sich die
regelmäßige Neuraltherapie der Schilddrüse. Hierbei werden 2ml eines örtlichen
Betäubungsmittels an die Nervengeflechte aus vegetativen Nerven um die Drüse herum
injeziert. Man kann sich die Wirkung dieser Therapie mit dem Bild des
„Wiedereinschalteffektes“ verdeutlichen, den die meisten von uns
erleben beim Drücken des Reset-Knopfes am Computer. Durch vorübergehendes Ausschalten
aller Programme entsteht neue Ordnung beim Wiederhochfahren der
Software. Ähnlich funktioniert dieser Effekt an der Schilddrüse: Nicht die örtliche Betäubung
macht den Erfolg, sondern das anschließende ordnende „Wiederhochfahren“.
Dies wird wirkungsvoll unterstützt durch pflanzliche Schilddrüsenblocker wie Lycopus
(enthalten in z.B. Mutellon Fa.Klein, Thyreo-Pasc Fa. Pascoe, Lycothyron Jura Fa. Jura.)
oder Adonis vernalis.
Wenn dann noch pflanzliche Entspannungsmittel wie Melisse, Valeriana, Cactus, Avena,
Lavandula hinzugenommen werden, lassen sich so manche Schilddrüsenüberfunktionszeichen
lange Zeit unter Kontrolle halten.
Selbstverständlich werden gute, ordnende Effekte erzielt durch die Homöopathie. Sowohl die
klassische Homöopathie mit der Gabe des Konstitutionsmittels ( z.B. Jodum, Sulfur,
Phosphor, Acid. Sulfuricum, Calc.carb., Nat.mur.) als auch die Komplexmittelhomööopathie
mit den symptomatisch schilddrüsenblockierend wirkenden Homöopathika ( siehe oben)
haben sich in der Praxis bewiesen.
Auch, wenn sich die Symptomatik gut unter Kontrolle halten lässt, sollten gelegentliche
Kontrollen des TSH-Wertes im Blut sicherstellen, dass die Schilddrüsenhormonproduktion
nicht dauerhaft unterdrückt ist. Dies führt auf die Dauer zu erhöhtem Osteoporoserisiko.(
Siehe „ Behandlung und Verlauf“)
2. In der rezidivfreien Phase, nach Operation oder Bestrahlung brauchen andere betroffene
Organe weitere Behandlung
SieheTabelle : Naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten
Neben der Schilddrüse sind ja noch andere Organe betroffen. In einem guten Drittel der
Erkrankungsfälle ist mit Behandlung der SD auch die Krankheit M. Basedow offensichtlich
ausgeheilt. Bei weniger glücklichem Verlauf bleiben Beschwerden an Augen, Herz,
Bewegungsapparat, Leber, Drüsen wie Hypophyse, Nebennieren, Sexualorgane und der
Psyche bestehen oder stellen sich gelegentlich wieder ein.
In der symptomatischen Behandlung ist die Naturheilkunde der konventionellen Medizin
schon wegen der fehlenden Nebenwirkungen überlegen.
Einige Patienten leiden unter Herzklopfen und Herzrasen . Die Ursache kann ein sogenanntes
Herzinnenschicht-Syndrom sein, das zu einer dauerhaften Aktivierung des Sympathikus führt
(eines der beiden vegetativen Nervensysteme).Der genaue Mechanismus ist noch nicht
bekannt, der Zusammenhang mit Schilddrüsenentzündungen und –Überfunktionen ist aber
deutlich. Hier helfen regelmäßige kleine Aderlässe ( ca 40-60 ml )in Kombination mit milden
pflanzlichen Entwässerungsmitteln ( Petersilie, Birke, Brennessel) . Zum Beispiel wird in den
Neuen Wicker-Kliniken in Bad Nauheim mittels mehrerer Messverfahren die Menge Blut
berechnet, die pro Aderlass entnommen werden muß..Die Forschung des Kardioplogen Dr.
Hain ergaben in einer großen Zahl der Fälle ein „zu kleines Herz“. Das heißt, dass sich das
Herz über Gebühr zusammenzieht und beim Blutansaugen
( Diastole) nicht mehr entspannt . Das heißt, das Herz wird durch relativ zu viel Blutvolumen
überlastet .Die Ergebnisse nach Volumenentlastung sind eine deutliche Abnahme von
Unruhe, Angst und Herzsensationen.
Auch die grundsätzlich regulierende Wirkung der Akupunktur kann effektvoll eingesetzt
werden. So kann die Füllesymptomatik der Schilddrüse , des Herzens und der Angst aber
auch der Augen bei der endokrinen Orbitopathie( siehe oben) gut reduziert werden.
Eine teigige Anschwellung der Beine oder der Region vor den Schienbeinen( prätibiales
Myxödem) kann durch homöopathische Komplexmittel wie Lymphdiaral ( Pascoe) ,
Lymphomyosot (Heel)oder Phönix Antitox ( Phönix) behandelt werden. Zusätzliche örtliche
Softlaserbehandlungen wirken ebenfalls sehr positiv.
M.Basedow tritt auch in Kombination mit anderen, eigenständigen Autoimmunkrankheiten
auf wie Diabetes mellitus, Perniziöse Anämie, Vitligo oder Glutensensibilität.
In einer beachtlichen Zahl treten bestimmte Lebensmittelallergien mit
autoimmunologischen Schilddrüsenkrankheiten kombiniert auf. Es gibt den Begriff der
zentralen Lebensmittelintoleranzen. Dies sind Unverträglichkeiten von Lebensmitteln, die in
der üblichen mitteleuropäischen Ernährung täglich bis mehrmals täglich verzehrt werden.In
meiner Praxis fand ich eine überdurchschnittlich hohe Gleichzeitigkeit von Morbus Basedow
oder der anderen Schilddrüsenimmunopathie - Autoimmunthyreoiditis Hashimoto – mit einer
Unverträglichkeit von Gluten, dem Klebereiweiß des Getreides und/oder von Milcheiweiß.
Bei diesen Patienten kommen Begleiterscheinungen der Schilddrüsenerkrankung zum
Stillstand, wenn das entsprechende Lebensmittel gemieden wird. In diesem Fall besteht der
Unterschied zwischen der konventionellen Medizin und der naturheilkundlichen Behandlung
nicht in einem noch so guten „natürlichen“ Medikament, sondern in der Art des Denkansatzes
über die Krankheitsentstehung. Hier hilft nicht das Arzneimittel, sondern das unterschiedliche
therapeutische Denken – insbesondere das „Daran-Denken“.
Grundsätzlich wird die Gesundung gefördert durch Maßnahmen, die die allgemeine
Entgiftung Organismus fördern. Ausleitungsmittel sind z.B. Taraxacum, Curcuma, Boldo für
die Leber und Solidago, Uva ursi, Betula Fol., Berberis für die Nieren
.Fastenprozesse als Basismaßnahme runden das Bild ab.
3.Auch nach Operation und Radiojodtherapie bleibt die Tatsache bestehen, daß dieser Patient
eine autoimmunologische Erkrankung hat.
Die konventionelle Medizin geht davon aus, dass die Erkrankung geheilt ist, wenn das Organ,
in dem die hauptsächliche Antikörperbildung stattfindet, entfernt ist.
In der klassischen Homöopathie wird das Gesamtbild aller Erscheinungen( Symptome)
verglichen mit einem Arzneimittelbild. Dort, wo größtmögliche Ähnlichkeit erkannt wird,
besteht die Möglichkeit der Genesung ( „Es heilt die Wunde nur ein Splitter des Speeres, der
sie schlug“ - Amfortas-Sage). Wenn Patient und Therapeut herausfinden, an welcher Stelle
die Krankheit entstand, dann besteht in genügend Fällen die Möglichkeit, die Ursache zu
beseitigen oder den Organismus mit dieser Verursachung zu versöhnen.
Die umfassende Frage heißt hier also: „Was gibt es an Erklärungsmöglichkeiten für die
Entstehung der Krankheit?“
In der Naturheilkunde existieren verschiedene Vorstellungen (Hypothesen) über die
Entstehung von Autoimmunkrankheiten/ Autoaggressionskrankheiten. Viele
naturheilkundlich arbeitende Therapeuten arbeiten seit vielen Jahren und Jahrzehnten mit und
an der Hypothese, dass die frühe Impfung unserer Neugeborenen, insbesondere die
Mehrfachimpfung zu einer Drosselung der Fähigkeit des Immunsystems führt, Freund und
Feind zu unterscheiden. Recht neu ist diese Arbeitshypothese der konventionellen Medizin:
eine überstarke Hygiene in der Kindheit (Desinfektionsmittel, häufige Antibiotikagaben) u n t
e r f o r d e r t e n das Abwehrsystem. So habe das Abwehrsystem unseres Körper kein
Übungsfeld mehr gehabt zur Erkennung zwischen Freund oder Feind. Deshalb gibt es in
jüngster Zeit die Empfehlung von Allergologen, Kinder frühzeitig zum Beispiel mit den
Keimen eines Bauernhofes zu konfrontieren. Dies hilft zwar einem Basedowkranken nicht
mehr, zeigt aber vielleicht auf, wie man Prävention betreiben kann.
Zur Ursache der Autoimmunologie sind die Arbeiten von Prof. Enderlein ein sehr
umfassendes und in der Praxis immer wieder bewährtes Beispiel.
Er geht von einer Vererbung einer „tuberkulinischen Tendenz“ aus, die in der Erbfolge zu
Autoimmunologie führt. Diese Tendenz ist mit der Dunkelfeldmikroskopie nachweisbar,
auch , wenn man ich nicht mehr erinnert, ob der Großvater väterlicher- oder mütterlicherseits
ein Tuberkulose hatte. Interessanterweise bestätigt sich die Theorie Enderleins in der Praxis –
Es sind häufiger die Angehörigen der großelterlichen Generation als der elterlichen
Generation, die in der Krankengeschichte des Erkrankten eine Tuberkulose durchgemacht
haben. Wenn dies mittels oben erwähnter Dunkelfeldmikroskopie bestätigt wird, gibt es die
Möglichkeit mit den eigens von Prof. Enderlein entwickelten Medikamenten , z.B. Utilin,
Utilin S, Mucokehl, Nigersan (Fa. Sanum Kehlbeck) oder mit Spenglersanen R,T,G oder K (
Firma Spengler) für eine bestmögliche Ausscheidung ererbter Blockierungen zu sorgen. Ich
Vergleiche diese Therapie gerne mit einem Virusschutzprogramm in der EDV. Nur, dass in
diesem Fall nicht Viren, sondern Erinnerungen an eine Tuberkulose „gelöscht“ werden.
Auch das homöopathische Einzelmittel Tuberkulinum bringt hier sichtbare Verbesserungen.
Natürlich gilt alles in Abschnitt 1 und 2 Erwähnte auch hier.( Homöopathie, Phytotherapie,
Neuraltherapie) Das gesamte Arsenal naturheilkundlicher Maßnahmen zur Ordnung, zur
Regulation eines Organismus kann sich hier zum Wohle des Patienten entfalten.
ANHANG
1. Tabelle Zeichen der Überfunktion der Schilddrüse
Schneller Puls
Rhythmusstörung
Bluthochdruck
Durchfall
Schwitzen, Temperaturerhöhung, Cholesterin erniedrigt
Haut warm, feucht, gut durchblutet, warme Räume werden schlecht vertragen
Nervosität, innere Unruhe, Reizbarkeit bis zu schweren psychischen Auffälligkeiten
Rastlosigkeit, Unkonzentriertheit
Schlafstörung
Vermehrter Durst, vermehrter Hunger
Gewichtsabnahme
Zittern,
Menstruationsstörungen
2. Tabelle typische Zeichen für Morbus Basedow und korrellierte Erkrankungen
SD-Vergrößerung (Kropf, Struma),
alle Zeichen der SD-Überfunktion,
hervortretende Augen (endokrine Orbitopathie, Exophthalmus),
Unterschenkel- und Knöchelödeme,
Schwellung an den Schienbeinen ( prätibiales Myxödem),
Pigmentstörung der Haut (Vitiligo),
unterschiedliche Hautveränderungen, Haarausfall (z.B. kreisrunder H.)
Muskelschmerzen, Muskelschwäche,
Gelenkschmerzen und Schwellungsgefühl in den Gelenken (eventuell auch hormonell
ausgelöst)
Rückenschmerzen ohne sicheren organischen Befund
Knochenneubildung an den Fingerendgliedern (Akropachie)
Herzinnenschichtsyndrom,
Nahrungsmittelintoleranzen
unklare Bauchspeicheldrüsenschwächen
unklare Leberwerterhöhungen
Stimmungslabilität (sowohl durch Immunkrankheit ausgelöst, als auch durch hormonelle
Veränderungen)
Übelkeit und Magen-Darmprobleme (eventuell auch hormonell ausgelöst)
allgemeine Schwäche
grippeähnliche Symptome
Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen
(Trigeminusneuralgie?)
3. Beschwerden bei endokriner Orbitopathie
Hervortretende Augen (Exophthalmus),
Tränende Augen,
Augenbrennen,
Lichtempfindlichkeit,
verschwommenes Sehen
Fremdkörpergefühl in den Augen,
Druckgefühl hinter dem Auge
geschwollene Augenlider,
hochgezogenes Augenlid,
seltener Lidschlag
trockene Augen,
Hornhautentzündungen,
Bindehautentzündungen
mangelnder Lidschluss
Kopfschmerzen
Doppelbilder, Augenmuskelprobleme, Sehstörungen
selten: schwere Beeinträchtigung des Sehvermögens durch Schädigung des Sehnerven
4. Tabelle Behandlungsmöglichkeiten des Morbus Basedow der konventionellen Medizin
Schilddrüsenblocker ( Thyreostatika)
Operation
Radiojod-Behandlung
symptomatische Behandlung der Hyperthyreosezeichen
( z.B. Betablocker gegen Tachycardie)
Symptomatische Bestrahlung der Augenhöhle bei endokriner Orbitopathie
operative Vergrößerung der Augenhöhle
5.
Tabelle
Naturheilkundliche Behandlungsstrategien bei milden Hyperthyreosen
und Basedowschwer Erkrankung
Pflanzliche Schilddrüsenblocker Lycopus, Adonis vernalis
u.a. enthalten in: Lycoaktin( Steigerwald) Mutellon( Klein), Thyreo-LogesN( Loges)
KlassischeHomöopathie Calcium jodatum, Calcium fluoratum,Bromum,
Spongia, Badiaga
Konstitutionsmittel : Jodum, Calc. Carb.,
Sulfur, Phosphor, Nat.mur
Homöopathische Komplexmittel: z.B. Hewethyreon ( Hewert),
Thyreo-Pasc( Pascoe)
Spagyrik Strumatik I+II, Strumatik-Salbe, Hepatik, Renalin
Anthroposoph. Medizin Thyreoidea comp, Thyreoidea/ Ferrum (Wala)
Neuraltherapie Neuraltherapie der Schilddrüse
Akupunktur
Ordnungstherapien und Ausleitungstherapien Fasten, Nahrungsmittelallergien beachten,
Ausleitung über Leber, Niere und Lymphe
Enderleintherapie Mucedokehl, Utilin S , Nigersan
Symptomatische Behandlung der endokrinen Orbitopathie
Aderlässe bei Herzinnenschichtsyndrom
Behandlung mitbeteiligter Drüsen durch natürliche Hormonersatztherapie
z.B. Progesteron bei entsprechendem Mangel
z.B. Cortisol bei Nebenniereninsuffizienz
© Marianne Krug 2003
[email protected] www.akana-frankfurt.de
Herunterladen