Elektrodynamik Theoretische Physik 3 WS 2008/9 Gerhard Ecker Fakultät für Physik Universität Wien Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Lehrbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 I . . . . . . . . . . . . . . . 4 I.1 Fundamentale makroskopische Kräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 I.2 Elektromagnetische Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 I.3 Maxwell-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 I.4 Maßsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Elektrostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 II.1 Einfache Ladungsverteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 II.2 Randwertprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 II.3 Multipolentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Magnetostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 III.1 Vektorpotenzial und Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 III.2 Multipolentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Zeitabhängige elektromagnetische Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 IV.1 Energie- und Impulsbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 IV.2 Induktionsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 IV.3 Allgemeine Lösung der Maxwell-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . 44 IV.4 Elektromagnetische Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 IV.5 Langsam veränderliche Felder in der Nahzone . . . . . . . . . . . . . . 54 IV.6 Elektromagnetische Strahlung (Fernzone) . . . . . . . . . . . . . . . . 59 IV.7 Streuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Elektrodynamik in kontinuierlichen Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 V.1 Polarisierung und Magnetisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 V.2 Isotrope Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 V.3 Elektromagnetische Wellen in kontinuierlichen Medien . . . . . . . . . 75 V.4 Reflexion und Brechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 II III IV V Theoretische Grundlagen des Elektromagnetismus 2 VI Relativistische Formulierung der Elektrodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . 86 VI.1 Relativitätsprinzip und Lorentz-Transformationen . . . . . . . . . . . 86 VI.2 Minkowski-Raum und Lorentz-Gruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 VI.3 Elektrodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 VI.4 Relativistische Mechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 VI.5 Synchrotronstrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 VI.6 Lagrange-Formulierung der Elektrodynamik . . . . . . . . . . . . . . . 115 Danksagung Ich danke Walter Grimus und Helmut Neufeld für zahlreiche Korrekturen und Verbesserungsvorschläge. Lehrbücher T. Fließbach, Elektrodynamik, Spektrum Akad. Verlag, Heidelberg, 1996 J. Honerkamp und H. Römer, Klassische Theoretische Physik, Springer, Berlin, 1989 S. Brandt und H.D. Dahmen, Elektrodynamik, Springer, Berlin, 1997 J.D. Jackson, Klassische Elektrodynamik, de Gruyter, 1983 L.D. Landau und E.M. Lifschitz, Lehrbuch der Theoretischen Physik Bd. 2: Klassische Feldtheorie, H. Deutsch, Frankfurt, 1997 3 I Theoretische Grundlagen des Elektromagnetismus I.1 Fundamentale makroskopische Kräfte Moderne Physik: alle physikalischen Phänomene auf 4 fundamentale Wechselwirkungen zurückzuführen makroskopische Kräfte Kernkräfte Gravitation Elektromagnetismus verantwortlich für alle Phänomene mit d 10−15 m starke Wechselwirkung schwache Wechselwirkung nur relevant für −15 d< ∼ 10 m einfachste Charakterisierung der beiden makroskopischen Kräfte: 2 Punktteilchen mit Massen m1 , m2 und Ladungen q1 , q2 Relativabstand r = r1 − r2 , r = |r| 21 ): 12 (= −K K Kraft des 2. Teilchens auf das 1. Elektromagnetismus Gravitation GN m1 m2 r r3 = 6.674 · 10−11 kg−1 m3 s−2 − GN kC q1 q2 r r3 SI-System (MKSA) −1 kC = (4πε0 )−1 = 1.113 · 10−10 C2 N−1 m−2 12 (r) K Massen positiv Ladungen beiderlei Vorzeichen Anziehung Anziehung (q1 q2 < 0) oder Abstoßung (q1 q2 > 0) Newtonsches Gesetz Coulomb-Gesetz Vergleich der beiden Kräfte für 2 Protonen: m1 = m2 = mp = 1.67 · 10−27 kg, qp = e = 1.602176487(40) · 10−19 C(oulomb) Coulomb | e2 kC |K = 2 = 1.2 · 1036 Newton | mp GN |K Schlussfolgerungen positive und negative Ladungen kompensieren einander offensichtlich äußerst genau in makroskopischen Körpern (Atome statt Ionen) im atomaren Bereich (∼ 10−10 m) Elektromagnetismus einzige relevante Wechselwirkung −→ verantwortlich für Struktur der Atome, Moleküle, Festkörper, . . . 4 Ladungskompensation nicht nur äußerst genau, sondern offenbar auch zeitunabhängig −→ nach heutigem Stand Erhaltung der Ladung absolutes Naturgesetz Übungen: 2 Punktteilchen“ im Abstand von 1 m mit je 50 kg Protonen, deren Ladungen ” zu 99 % durch Elektronen abgesättigt sind. Vergleiche die Coulombkraft zwischen beiden Körpern mit dem Gewicht“ der Erde mErde g. ” Ladungserhaltung −→ Kontinuitätsgleichung meist sinnvoll für makroskopische Elektrodynamik (zum Unterschied von der Quantenelektrodynamik): Mittelung der Ladungen über mikroskopische Bereiche, wobei 10−10 m Mittelungsbereich makr. Distanzen −→ Ladungsdichte ρ(t, r) Ladung im Volumen V : qV (t) = d3 rρ(t, r) V Änderung der Ladung nur durch Hinein- und/oder Herausfließen charakterisiert durch Stromdichte j(t, r): Ladung/(Zeit × Fläche) (analog zu Massenfluss in der Kontinuumsmechanik) Ladungsbilanz bei festgehaltenem Volumen: dqV (t) r) 3 ∂ρ(t, = =− d r dF · j(t, r) dt ∂t V ∂V da Volumen beliebig −→ j(t, r) d3 r ∇ − = Gauß V Kontinuitätsgleichung ∂ρ(t, r) + divj(t, r) = 0 ∂t Def.: durch Fläche F zur Zeit t fließende Stromstärke · j(t, r) IF (t) = dF j = 0] [ρ̇ + ∇ F Dimension: [IF ]= Ladung/Zeit −→ SI-Einheit 1 A(mpère)= 1 C(oulomb)/s Übungen: verifiziere die Kontinuitätsgleichung für ein geladenes Punktteilchen auf einer Trajektorie rq (t) mit j(t, r) = q r˙q (t) δ(3) (r − rq (t)) ρ(t, r) = q δ(3) (r − rq (t)) , vq (t) Bem.: in klassischer Elektrodynamik ist Ladungserhaltung eine Erfahrungstatsache, die über die Kontinuitätsgleichung in den Maxwell-Gleichungen enthalten ist; die Ladung als Erhaltungsgröße einer Symmetrie wird erst in der Q(uanten) E(lektro) D(ynamik) transparent relevante Kopplungsstärke für QED: Feinstrukturkonstante α := 1 e2 kC = c 137.035999679(94) 5 I.2 Elektromagnetische Felder −→ abstrahieren elektrisches Feld aus dem Coulomb-Gesetz r ) der Form Ladung q2 erzeugt im ganzen Raum ein elektrostatisches Feld E( r ) = kC q2 (r − r2 ) E( |r − r2 |3 dieses Vektorfeld ist für alle r = r2 definiert −→ Probeladung q1 an der Stelle r1 spürt dann Coulomb-Kraft r1 ) 12 (r1 − r2 ) = q1 E( K daher: elektrisches Feld = Kraft/Ladung −→ erscheint zunächst als reiner Kunstgriff, die elektromagnetischen Felder gewinnen aber Eigenleben in den Maxwell-Gleichungen Superpositionsprinzip experimentelle Tatsache: betrachten N ruhende Ladungen qi an den Orten ri (Idealisierung) r ) = kC E( −→ N qi (r − ri ) i=1 |r − ri |3 ausgedrückt durch die Ladungsdichte r ) = kC E( r − r |−1 = −|r − r |−3 (r − r ) mit ∇| d3 r ρ(r ) (r − r ) |r − r |3 −→ r ) = −∇Φ( r ) = −∇ (Φ(r) + konst.) E( ρ(r ) elektrostatisches Potenzial Φ(r) = kC d3 r |r − r | Folgerung: elektrostatisches Feld ist konservativ =∇ ×E = −∇ × ∇Φ =0 Bew.: rot E bilden noch =∇ E = −∇ · ∇Φ = −ΔΦ = −kC div E d3 r ρ(r ) Δ 1 |r − r | zur Erinnerung (M2, Übungen): − −→ Δ 1 ist eine Greenfunktion der Laplace-Gleichung 4πr 1 = −4πδ(3) (r − r ) |r − r | und daher 6 r ) = −kC elektrostatische Maxwell − Gleichung : div E( d3 r ρ(r ) Δ 1 = 4πkC ρ(r) |r − r | SI-Einheit des Potenzials (Spannung=Potenzialdifferenz) mN J lK = = =: V(olt) E = −∇Φ −→ [Φ] = q C C gebräuchliche Energieeinheit der Mikrophysik: 1 eV = 1.602 · 10−19 C V = 1.602 · 10−19 J −→ Energiezuwachs eines Elektrons nach Durchlaufen einer Spannung von 1 V bis jetzt statischer Fall betrachtet, auf bewegte Ladungen wirken zusätzliche Kräfte betrachten geladenes Punktteilchen am Ort rq (t) mit Geschwindigkeit vq (t) rq (t)) + kLvq (t) × B(t, rq (t)) L (t) = q E(t, K Lorentz − Kraft −→ sagt zunächst nur, dass zusätzliche Kraft orthogonal auf Geschwindigkeit existiert −→ definiert r) magnetische(s) Feld(stärke) B(t, bzw. B (→ Maßsysteme) Konstante kL : genau wie kC abhängig von Wahl der Einheiten für E, Verallgemeinerung der Lorentz-Kraft für kontinuierliche Ladungsverteilung im elm. Feld dP (t) = dt r) + kLj(t, r) × B(t, r) d3 r ρ(t, r)E(t, P (t): Gesamtimpuls der Ladungsverteilung Bem.: unerwartete Form der Lorentz-Kraft −→ hängt von Geschwindigkeit v und daher vom Inertialsystem ab! wenn Relativitätsprinzip auch in der Elektrodynamik gilt −→ B abhängig vom Bezugssystem E, naheliegende Interpretation: B verschiedene Manifestationen des elektromagnetischen Feldes E, Feldgleichungen für Magnetfeld nicht ableitbar, aber zumindest eine davon ist sofort plausibel aufgrund des experimentellen Befundes (nach derzeitigem Wissensstand): es gibt keine magnetischen Ladungen (magnetische Monopole) r) = 4πkC ρ(t, r) div E(t, r) = 0 div B(t, div B sind bereits die vollständigen zeitabhängigen Maxwell-Gleichungen für div E, auffallend: Feldgleichungen enthalten immer dieselben Differenzialoperationen div F , rot F 7 warum? betrachten fast beliebiges1 Vektorfeld F (r) (Zeitabhängigkeit jetzt irrelevant) (r) (part. Integration im letzten Schritt) mögliche Darstellung für F F (r) = 3 d r F (r )δ (3) 1 (r − r ) = − 4π 1 1 d r F (r )Δ =− |r − r | 4π 3 d3 r ΔF (r ) |r − r | = −∇ × (∇ × F ) + ∇( ∇ F )= − rot rot F + grad div F ΔF Vektoranalysis: −→ (r) = 1 F 4π d3 r × F (r )) − ∇ (∇ F (r )) × (∇ ∇ |r − r | manipulieren i-te (kart.) Komponente des 1.Teils mit part. Integration (r ) × rotF ∇ i d3 r |r − r | ∂ 1 1 ∂ (rot F (r ))k (rot F (r ))k = −εijk d3 r = εijk d3 r |r − r | ∂xj ∂xj |r − r | (r ) 1 rot F 3 ∂ 3 × d r (rot F (r ))k = ∇ = εijk d r ∂xj |r − r | |r − r | i analoge Behandlung des 2. Terms ergibt insgesamt die beiden Vektorgleichungen × F (r )) × (∇ 3 ∇ d r |r − r | F (r )) (∇ 3 ∇ d r |r − r | × = ∇ = ∇ d3 r d3 r × F (r ) ∇ |r − r | F (r ) ∇ |r − r | und daher folgende Darstellung für das Vektorfeld F (r) 1 rot F (r) = 4π rotF (r ) d3 r |r − r | 1 − grad 4π d3 r (r ) divF |r − r | kann durch seine Quellen (div F ) und Wirbel (rot F ) dargestellt werden Vektorfeld F I.3 Maxwell-Gleichungen Naturgesetze nicht ableitbar, aber Struktur kann plausibel gemacht werden deduktiver Zugang (im Gegensatz zum historisch induktiven): 1 | ≤ const/r 2 für r → ∞ zweimal stetig differenzierbar, |F 8 −→ Maxwell-Gleichungen postuliert Konsequenzen untersucht legen uns zunächst nicht auf ein bestimmtes Maßsystem fest −→ kC , kL beliebig zu beachten: und kLj × B sind als Kraftdichten (bereits in der Mechanik definiert) Lorentz-Kraft: ρ E in allen Maßsystemen gleich j = 0 verbunden, die ebenfalls in allen ρ und j durch Kontinuitätsgleichung ρ̇ + ∇ Maßsystemen gilt E und ∇ B bereits bekannt: Maxwell-Gleichungen für die Quellen ∇ r) = 4πkC ρ(t, r) div E(t, r) = 0 div B(t, ×E und ∇ ×B ausständig: Differenzialgleichungen für die Wirbel ∇ Dimensionsüberlegung (Lorentz-Kraft!): = [kLv × B] [E] −→ E l kL B = t bestätigt zumindest die Dimensionen im Induktionsgesetz: × E(t, r) + kL ∂ B(t, r) = 0 ∇ ∂t fehlt nur mehr Diffgl. für Wirbel des Magnetfeldes (zumindest teilweise) durch Stromdichte j bestimmt zu erwarten: rot B ×B = kAj + . . . kL ∇ Faktor kA sollte schon fixiert sein, da keine weitere Skalierungsfreiheit bei geg. kC , kL 4πkC tatsächlich (Dimensionen überprüfen!): kA = (c: Lichtgeschwindigkeit) c2 Ampèresches Gesetz: −→ ×B = 4πkC j ∇ kL c2 Stand der Elektrodynamik vor Maxwell Problem: vorläufiges Gleichungssystem i.a. nicht mit Kontinuitätsgleichung verträglich Divergenz des Ampèreschen Gesetzes: ∇ × B) =0 ∇( −→ j = 0 ∇ nur konsistent im statischen Fall ρ̇ = 0 Maxwell: Ampèresches Gesetz muss modifiziert (erweitert) werden 9 Ansatz in Analogie zum Induktionsgesetz: ∂E 4πkC j + k M kL c2 ∂t ∂ 4πkC ∇j + kM ∇ E 0 = kL c2 ∂t 4πkC + 4πk k 0 = ρ̇ − C M kL c2 ×B = ∇ Divergenz bilden −→ kM = 1 kL c2 Maxwell-Gleichungen in allgemeiner Form E = 4πkC ρ ∇ B =0 ∇ ×E + kL ∂ B = 0 ∇ ∂t ×B − ∇ 1 ∂E 4πkC = j 2 kL c ∂t kL c2 bilden zusammen mit der Lorentz-Kraft die Grundgleichungen der Elektrodynamik dP (t) r) + kLj(t, r) × B(t, r) = d3 r ρ(t, r)E(t, dt Bem.: • Konstante kC , kL beliebig wählbar • Kontinuitätsgleichung folgt aus den Maxwell-Gleichungen wichtige Eigenschaft: Linearität der Maxwell-Gleichungen −→ Superpositionsprinzip: i, B i Lösungen für geg. ρi , ji (i = 1, 2) sind, dann sind E 1 + E 2, B 1 + B 2 Lösungen wenn E der Maxwell-Gl. für ρ1 + ρ2 , j1 + j2 Linearität ist eine Eigenschaft der klassischen Elektrodynamik, wird in der QED durch Effekte der O(n ) (n ≥ 1) modifiziert z.B.: Streuung von Licht an Licht nur quantenfeldtheoretisch (Euler, Heisenberg 1936) zu verstehen Maxwell-Gl. im Vakuum: ρ = 0, j = 0 × (∇ × B) = ∇( ∇ B) − ΔB = −ΔB ∇ − −ΔB 1 ∂ =0 ⇒ ∇×E kL c2 ∂t −→ 1 ∂2B =0 − ΔB 2 2 c ∂t (analog für E −→ Übungen) erfüllt im materiefreien Folgerung: jede Komponente von B Raum die Wellengleichung mit Wellengeschwindigkeit c −→ Licht bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit“ ” 1 ∂2 ∂2 1 ∂2 d’Alembert-Operator: 2 = 2 2 − Δ = 2 2 − c ∂t c ∂t ∂xi ∂xi 10 Wellengleichung ≡ d’Alembert-Gleichung: 2 F (t, r) = 0 I.4 Maßsysteme kC , kL beliebig −→ verschiedene Maßsysteme gebräuchlich Experimentalphysik, Technik: SI=MKSA Theor. Physik: Gauß-System Fachliteratur (Teilchenphysik): Heaviside-Lorenz-System Ziel: einfaches Umrechnungsverfahren von einem System ins andere B, ρ, j entsprechend skalieren (mit Konstanten multiplizieren), dass Vorgangsweise: E, −→ kC , kL verschwinden universelle Form der Maxwell-Gl. (entspricht kC = kL = 1) universell, zur Erinnerung: ρE u = √E , ρu = kC ρ −→ E kC Kontinuitätsgleichung −→ aus MG E = 4πkC ρ ∇ −→ E u = 4πρu ∇ √ ju = kCj Induktionsgesetz: ×E + kL ∂ B ∇ ∂t ×E u + √kL ∂ B ∇ kC ∂t selbstverständlich auch = 0 = 0 −→ u = √kL B B kC B u = 0 ∇ damit alle möglichen Skalierungen vorgenommen −→ letzte Maxwell-Gleichung muss bereits universelle Form haben √ u ∂E 4πkC 1 kC u − 1 √ ju = kC ∇×B 2 kL kL c ∂t kL c2 kC −→ ×B u − 1 ∂ Eu ∇ c2 ∂t = 4π ju c2 geg. 2 beliebige Maßsysteme S1, S2: da universelle Größen systemunabhängig sind k k B B 1 L,1 = 2 L,2 kC,1 kC,2 j1 kC,1 = j2 kC,2 E E 1 = 2 , kC,1 kC,2 ρ1 kC,1 = ρ2 kC,2 , Kriterien für gutes“ Maßsystem: einfach, transparent −→ ” offensichtlich nicht sehr restriktive Kriterien! SI: kC = 1 c2 μ0 , kL = 1 = 4πε0 4π 11 −→ α= e2 4πε0 c −→ Bem.: in α ist e als eSI zu verstehen; Feinstrukturkonstante α ist dagegen eine reine Zahl und daher unabhängig vom Maßsystem Festlegung von μ0 über Kraft zwischen 2 Strömen (→ des Stroms −→ exakte Relation Magnetostatik) und Einheit A(mpère) μ0 = 4π 10−7 N A−2 = 4π 10−7 kg m C−2 Konstante ε0 über ε0 μ0 = 1/c2 definiert da (seit 1983) c = 299792458 m s−1 exakt −→ ε0 ebenfalls exakt Nachteile (aus Sicht des Theoretikers): und B verschiedene Dimensionen haben, obwohl Manifestatio nicht transparent, da E nen desselben elektromagnetischen Feldes nicht einfach, da zusätzliche Einheit A und daher kC eigentlich überflüssig beide Nachteile werden behoben im bevorzugten System der Theoretiker Gauß-System: kC = 1, kL = 1 c −→ α= e2 c Maxwell-Gleichungen im Gauß-System E = 4π ρ ∇ B =0 ∇ ×E + 1 ∂B = 0 ∇ c ∂t ×B − 1 ∂ E = 4π j ∇ c ∂t c v Lorentz-Kraft im Gauß-System (für Punktladung): KL = q E + × B c zu beachten bei Umrechnung: Gauß verwendet g, cm statt kg, m im SI −→ Beispiel: Ladung ρG kC,G = ρSI kC,SI kC,SI eSI = c 10−7/2 kg1/2 m1/2 C−1 1.60 · 10−19 C eG = kC,G = 1.52 · 10−14 kg1/2 m3/2 s−1 = 4.80 · 10−10 g1/2 cm3/2 s−1 ESE B, I im Gauß-System Übungen: E, Teilchenphysik verwendet (zur Vermeidung der Faktoren 4π in den MG) Heaviside-Lorenz-System: kC = 12 1 1 , kL = 4π c −→ α= e2 4πc II Elektrostatik B, ρ, j für zeitunabhängige E, E = 4π ρ ∇ B =0 ∇ ×E =0 ∇ ×B = 4π j ∇ c Magnetostatik Elektrostatik und B entkoppelt E −→ Elektro- und Magnetostatik unabhängig zu behandeln allgemein (bel. Zeitabhängigkeit): Lorentz-Kraft leistet an Punktteilchen Arbeit (i.a. wegabhängig) L dr · K A(r1 , r2 ; C) = C ˙ (t) r r) r) + × B(t, = q dr · E(t, c C = dt r˙ · (r˙ × B) =0 da dr · (r˙ × B) daher allgemein −→ ist wattlos“ Magnetfeld leistet keine Arbeit: B ” r) A(r1 , r2 ; C) = q dr · E(t, C ×E =0 konservatives Feld ∇ −→ E r r ) wegunabhängig: definiert Potenzial Φ(r) dr · E( Φ(r) = − Elektrostatik: −→ r0 A(r1 , r2 ) = q [Φ(r1 ) − Φ(r2 )] wegunabhängig V ( r1 , r2 ) Spannung V (r1 , r2 ): Potenzialdifferenz zwischen den Punkten r1 und r2 qΦ(r): potenzielle Energie des geladenen Teilchens II.1 Einfache Ladungsverteilungen r ), Φ(r) Standardproblem der Elektrostatik: geg. ρ(r), gesucht E( in einfachen Fällen oft direkt lösbar E = d r∇ ·E dF 3 V = 4π V 13 ∂V d3 rρ = 4πqV Gaußsches Gesetz Fluss des elektrischen Feldes durch Oberfläche ∂V = 4π× Ladung im Volumen V = 4πqV dF · E ∂V zeigt von positiver Ladung weg Bem.: E Anwendung: rotationssymmetrische Ladungsdichte ρ(r) Ansatz: Φ(r) −→ dΦ r dΦ = −∇Φ(r) =− E = − ∇r dr dr r E(r) Kugel mit Radius r dF · E r r dΩ r 2 = ∂V dΦ − dr r r dΦ = 4πqV dr qV dΦ = 2 −→ E(r) = − dr r = r) = qV r , E( r2 r Φ(r) = −4πr 2 qV + konst. r Folgerungen: r )| hängt nur von Ladung in Kugel ab |E( kugelsymm. Ladungsdichte mit qV = 0 erzeugt kein elektrisches Feld außerhalb der Kugel kein Feld im Inneren einer Hohlkugel (mit kugelsymm. ρ(r) im Außenraum) charakteristisch für Potenziale ∼ 1/r allg. Fall bei geg. ρ(r): = −∇Φ mit E ΔΦ(r) = −4πρ(r) −→ Poisson − Gleichung Lösung der Poisson-Gleichung mit geeigneten“ Randbedingungen ” allg. Lösung mit Greenfunktion (Vor.: Ladung d3 r ρ(r) endlich) Φ(r) = d3 r ρ(r ) + Φhom (r) |r − r | Φhom (r): Lösung der Laplace-Gleichung ΔΦ = 0 14 −→ = −∇Φ E −→ häufiger Fall: −→ Ladung endlich und (Randbedingung) lim Φ(r) = 0 r→∞ vollständige Lösung (Eindeutigkeit −→ Randwertprobleme) r ) r )(r − r ) 3 ρ( 3 ρ( Φ(r) = d r , E( r ) = − ∇Φ( r ) = d r |r − r | |r − r |3 Äquipotenzialflächen: Φ(r) = konstant = −E Flächennormale zeigt in Richtung von ∇Φ Feldlinien: Kurven r(τ ), deren Tangenten in jedem Punkt parallel zu E −→ dr r (τ )) = 0 × E( dτ einfachstes Beispiel: Kugel mit rotationssymm. ρ(r) Φ(r) = konstant −→ r =konstant: Kugeloberflächen ×E =0 ∇ −→ −→ =0 dr · E keine geschlossenen Feldlinien in der Elektrostatik: immer von positiver zu negativer Ladung zur Veranschaulichung: Dichte der Feldlinien ∼ Feldstärke homogen geladene Platte ρ(r) = σδ(z) d3 rρ(r) = σdxdy σ: −→ (konstante) Flächenladungsdichte da d3 rρ(r) = ∞ −→ Φ nicht mit Greenfunktion zu berechnen, statt dessen direkte Integration der Poisson-Gleichung Ansatz (durch Symmetrie des Problems naheliegend): ΔΦ = −4πρ −→ Φ = Φ(z) −→ d2 Φ = −4πσδ(z) dz 2 dΦ = −Ez = −4πσΘ(z) + k1 dz (wegen z δ(z) = 0) Φ(z) = −4πσz Θ(z) + k1 z + k2 15 Ex = Ey = 0 Symmetrieargument (als Randbedingung): Ez (z > 0) = −Ez (z < 0) für gleiches |z| −→ k1 = 2πσ [Θ(z) + Θ(−z)] = 2πσ (k2 = 0 o.B.d.A) Φ(z) = −2πσ z [Θ(z) − Θ(−z)] Ez (z) = 2πσ [Θ(z) − Θ(−z)] = 2πσ z |z| 2 entgegengesetzt gleich geladene Platten unendlicher Kondensator“ ” Modell für Plattenkondensator Linearität der Maxwell-Gl. −→ Superpositionsprinzip −→ =0 oberhalb und unterhalb des Kondensators: E q im Inneren: |Ez | = 4πσ = 4π F q F 4πq d =: mit Kapazität C = Spannung=Potenzialdifferenz: V = F C 4π d Einheit der Kapazität: cm (Gauß), SI: F(arad)= C(oulomb)/V(olt) leicht nachzuprüfen (→ Maßsysteme): CG 9 · 1011 cm CSI /F elektrostatische Energie potenzielle Energie eines geladenen Teilchens im äußeren Potenzial Φ(rq ): qΦ(rq ) wichtig: vom Punktteilchen erzeugtes Potenzial (Feld) ist darin nicht enthalten betrachten N unendlich weit voneinander entfernte Punktladungen berechnen Arbeit, um sie an Orte r1 , . . . , rN zu bringen diese Energie steckt dann im elektr(ostat)ischen Feld q1 −→ r1 : q2 −→ r2 : qN −→ rN : keine elektrostatische Arbeit notwendig −→ A1 = 0 q1 Potenzial Φ(r) = Φ1 (r) = |r − r1 | q1 q2 notwendig Arbeit A2 = q2 Φ(r2 ) = |r2 − r1 | qi Potenzial Φ = Φ1 + Φ2 mit Φi (r) = |r − ri | Arbeit AN = qN (Φ1 (rN ) + Φ2 (rN ) + · · · + ΦN −1 (rN )) N qi Potenzial Φ(r) = |r − ri | i=1 16 −→ −→ insgesamt geleistete Arbeit A = A1 + A2 + · · · + AN = N qj j=2 A = j−1 Φi (rj ) = i=1 1 qi qj qi qj = |rj − ri | 2 i,j=1 |rj − ri | i,j=1 i<j j−1 N j=2 i=1 qi qj |rj − ri | (beachte Faktor 1/2) i=j ersetzen Punktteilchen durch allgemeine Ladungsdichte ρ(r) ρ(r ) 1 d3 r d3 r A= 2 |r − r | genau genommen: r = r , da Selbstenergie nicht berücksichtigt für stetige Ladungsdichten ρ(r) allerdings ohnehin kein Beitrag Energiebilanz: hineingesteckte Arbeit als elektrostatische Energie vorhanden 1 r ) 1 3 3 ρ( =− d r ρ(r) d r d3 r ΔΦ(r) Φ(r) A = 2 |r − r | 8π 1 1 3 r ) · E( r) d r ∇Φ(r) · ∇Φ(r) = d3 r E( = 8π 8π dabei endliche Ladungsverteilung vorausgesetzt −→ kein Oberflächenterm bei part. Int. Energiedichte des elektrostatischen Feldes 1 2 E(r) 8π η(r) = wird auch für allgemeine zeitabhängige elektrische Felder gelten II.2 Randwertprobleme typischer Fall: Volumen mit Ladungsverteilung, begrenzt durch (elektrische) Leiter Leiter: frei bewegliche Elektronen (Metall), reagieren auf angelegtes Feld, erzeugen Gegenfeld, bis insgesamt (Gleichgewichtsbedingung der Elektrostatik) innen = 0 E ↔ Φinnen = konst. −→ auch ρinnen = 0 wegen ΔΦ = −4πρ −→ Ionen und Elektronen kompensieren einander Ladungen können sich höchstens an Leiteroberfläche ansammeln: Flächenladungsdichte σ(r) dF σ(r) (dF = |dF |) Ladung eines Flächenstücks qF = F Problem: σ(r) i.a. nicht von vornherein bekannt 17 Randbedingung an (Leiter-)Oberfläche ×E =0 ∇ −→ C =0 dr · E = Etang t + Enormal n , t · n = 0, t2 = n2 = 1 E (tatsächlich 2 orthogonale Tangentialvektoren) außen innen = 0 = l Etang d→0: r·E − Etang C d tang stetig an beliebiger Grenzfläche −→ E außen = 0 an Grenzfläche innen = 0 −→ Etang Leiter: E −→ immer normal auf Leiteroberfläche E Gaußsches Gesetz für Quader d × l × b: außen innen dF · E = dF n · (E −E ) = 4πq = 4π dF σ(r) ∂V F =l×b F Quader −→ Punkt (F → 0, d → 0): innen (r) = 4πσ(r) außen (r) − E n · E normal wird durch Flächenladungsdichte σ bestimmt Folgerung: Unstetigkeit in E Leiter: innen = 0 E außen = 4πσ = −n · ∇Φ n · E −→ Lösung des Problems mit Randbedingungen Poisson-Gleichung ΔΦ = −4πρ inhomogene lineare partielle Diffgl. 2. Ordnung (elliptischer Typ) allg. Lösung: Φ(r) = Φs (r) + Φh (r) ΔΦs = −4πρ , ΔΦh = 0 bei geg. spezieller Lösung Φs ist Φh dann so zu wählen, dass Gesamtlösung Φ = Φs + Φh die Randbedingungen erfüllt aus der Theorie der elliptischen Diffgl.: Laplace-Gleichung i. Dirichlet-Randbedingung: ii. Neumann-Randbedingung: ΔΦ = 0 im Volumen V zu lösen mit Φ(r) = Φ0 (r) vorgeg. auf ∂V oder r ) vorgeg. auf ∂V n · ∇Φ( Theorem: ∃ eindeutige Lösung der Laplace-Gleichung (und daher auch der ursprünglichen Poisson-Gleichung) für entweder Dirichlet oder Neumann, aber i.a. nicht für beide zugleich 18 physikalische Wahl: Dirichlet, da Flächenladungsdichte σ i.a. nicht bekannt (kann aber aus der Lösung des Dirichlet-Problems im nachhinein berechnet werden) Existenz: diskutieren einige analytische Methoden, im Prinzip immer numerisch lösbar Eindeutigkeit: ang., es ∃ Φ1 (r), Φ2 (r) als Lösungen von ΔΦ = −4πρ mit Φi (r)|∂V = Φ0 (r) betrachten Differenz Ψ(r) = Φ1 (r) − Φ2 (r) −→ = Ψ∇Ψ 1. Greenscher Satz mit G 3 · ∇Ψ + Ψ ΔΨ = d r ∇Ψ V da · ∇Ψ ≥0 ∇Ψ ∂V =0 =0 ∇Ψ −→ zusammen mit Randbedingung Ψ|∂V = 0 Anwendung: ΔΨ = 0 , Ψ|∂V = 0 · Ψ ∇Ψ =0 dF =0 −→ Ψ(r) = konst. in ganz V −→ Ψ(r) ≡ 0 in ganz V qed Faraday-Käfig ladungsfreier Raum, ganz von Leiter umschlossen ΔΦ = 0, am Rand Φ|∂V = konst. Innenraum: −→ Φ(r) = konst. eindeutige Lösung im Inneren −→ = 0 im Inneren, d.h. Innenraum feldfrei E Spitzenentladungen 2 leitende Kugeln durch (leitenden) Draht verbunden −→ Φ = konst. auf beiden Kugeln andererseits auf Kugeloberflächen (Vor.: weit genug“ voneinander entfernt): ” qi i = qi ni , E (i = 1, 2) Φi = Ri Ri2 Φ1 = Φ2 −→ −→ q1 q2 = R1 R2 −→ 2| q2 R12 |E R1 = = 2 1| R2 q1 R2 |E sehr hohe Feldstärken an Spitzen (R2 R1 ) bis 109 V/m erreicht) Anwendung: Feldemissionsmikroskop (|E| −→ Feynman Lectures 19 Methode der Bildladungen Idee: scheinbare so genannte Bildladung im Leiter angesetzt, um Randbedingung Φ = konst. an Leiteroberfläche zu erreichen, nur für einfache Leitergeometrien verwendbar einfachstes Beispiel: leitender Halbraum mit Punktladung im Außenraum ΔΦ = −4πq δ(3) (r − r0 ), r0 = dez nur im Außenraum relevant −→ Leiter Ansatz: Φ(r) = Randbedingung: daher: innen = 0 E q + Φh |r − r0 | Φ|Rand = Φ(z = 0) = Φ0 = konst. Lösung Φh der Laplace-Gleichung gesucht mit Φh (z = 0) = Φ0 − q x2 + y 2 + d2 Lösung für Φh (r) (erfüllt alle Bedingungen): Φh (r) = Φ0 − da im Außenraum (z ≥ 0) q |r + r0 | ΔΦh (r) = 4πqδ(3) (r + r0 ) = 0 Gesamtlösung (nur für z ≥ 0 gemeint) Φ(r) = q r) = q E( −→ 1 1 − |r − r0 | |r + r0 | r + r0 r − r0 − |r − r0 |3 |r + r0 |3 + Φ0 scheinbare negative Bildladung bei r = −r0 (wo obige Formeln gar nicht gelten) die auf der Oberfläche induzierte Flächenladungsdichte übt eine Kraft auf die Punktladung Influenz (r0 ), wobei das Bild (r0 ) = q E bei r = r0 aus, die so genannte Bildkraft K Influenzfeld durch die Bildladung erzeugt“ wird: ” 2 Bild (r0 ) = − q r0 Influenz (r) = −q r + r0 −→ K E |r + r0 |3 4r03 entspricht genau der (anziehenden) Coulombkraft, die die Bildladung auf die echte Ladung ausüben würde (Abstand 2r0 zwischen den Ladungen) 20 1 2qd = 0) = − Übungen: Flächenladungsdichte σ(z = 0) = ez · E(z 4π 4π(x2 + y 2 + d2 )3/2 −→ dF σ(x, y) = −q, Feldlinien zeichnen Methode der Bildladungen funktioniert auch noch für den Fall von 2 Leiterebenen, die einen π (n ∈ ) einschließen, mit einer Ladung zwischen den Leiterebenen (HalbWinkel α = n raum: n = 1) auch für leitende Kugel mit einer Punktladung im Außenraum anwendbar Æ 2-dimensionale Probleme eine Dimension manchmal irrelevant, z.B. für (langen) leitenden Zylinder −→ Analogie zwischen Elektrostatik und Potenzialströmung der idealen Flüssigkeit (wirbelfrei, inkompressibel, stationär) ideale Flüssigkeit Elektrostatik Geschwindigkeitsfeld v (r) × v (r) = 0 ∇ r) elektrostatisches Feld E( × E( r) = 0 ∇ wirbelfrei ∃ Potenzial Φ(r) v = ∇Φ = −∇Φ E v (r) = 0 (inkompressibel) ∇ E( r ) = 0 (ohne Ladungen) ∇ ΔΦ = 0 Stromlinien analog (v parallel zur Oberfläche) Γ = dr · v = 0 (i.a.) Zirkulation um Oberfläche Äquipotenziallinien ⊥ Oberfläche) (aber E = 0 (immer) dr · E Hydrodynamik: 2-dimensionale Lösungen durch holomorphe (analytische) Funktionen f (z) = f (x + i y) = u(x, y) + i w(x, y) Cauchy-Riemann Diffgl. −→ Δu(x, y) = Δw(x, y) = 0 Funktionentheorie: f (z) erzeugt konforme (winkeltreue) Abbildung (x, y) −→ (u, w) −→ u(x, y) = konst. ⊥ w(x, y) = konst. Zylinder mit Basisradius R ideale Flüssigkeit Γ R2 − i ln z f (z) = v∞ z + z 2π Elektrostatik R2 f (z) = −E∞ z + z Diskussion der elektrostatischen Lösung f (z) = −E∞ R2 (x − i y) x + iy + 2 x + y2 21 R2 u(x, y) = konst.: Feldlinien u(x, y) = −E∞ x 1 + 2 x + y2 R2 = Φ(x, y) w(x, y) = konst.: Äquipotenziallinien w(x, y) = −E∞ y 1 − 2 x + y2 mit r 2 = x2 + y 2 2 2 2xyR R 2 2 ex + 1 − 4 (x − y ) ey E(x, y) = −∇w(x, y) = E∞ r4 r r→∞: −→ E∞ey E Äquipotenziallinien: Feld asymptotisch in y-Richtung R2 E∞ y 1 − 2 = konst. r −→ x-Achse (y = 0) und Zylindermantel (r = R) sind Äquipotenziallinien mit Φ = 0 r→∞: y = konst. sind asymptotische Äquipotenziallinien Interpretation: Lösung beschreibt leitenden Zylinder in einem asymptotisch homogenen elektrischen Feld (in der y-Richtung) Übungen: Flächenladungsdichte auf Zylinder σ(x, y) = E∞ y mit Gesamtladung q = 0 2πR allgemeine Lösung der Laplace-Gleichung Laplace-Operator in Kugelkoordinaten r, Θ, ϕ 2 ∂ ∂2 1 ∂ ∂ 1 2 ∂ ΔΦ(r, Θ, ϕ) = + sin Θ + 2 2 + Φ ∂r 2 r ∂r r 2 sin Θ ∂Θ ∂Θ r sin Θ ∂ϕ2 ∂Φ 1 ∂2Φ 1 1 ∂ 1 ∂2 sin Θ + (rΦ) + = r ∂r 2 r 2 sin Θ ∂Θ ∂Θ sin2 Θ ∂ϕ2 22 Separationsansatz (Einschränkung?) 1 C(r) Y (Θ, ϕ) r Φ(r, Θ, ϕ) = Kugelfunktionen Ylm (Θ, ϕ): vollständiges Orthonormalsystem auf Kugeloberfläche l = 0, 1, 2, . . . , m = −l, −l + 1, . . . , l erfüllen Diffgl. 1 ∂ sin Θ ∂Θ ∂Ylm sin Θ ∂Θ explizite Form Ylm (Θ, ϕ) = + 1 ∂ 2 Ylm + l(l + 1)Ylm = 0 sin2 Θ ∂ϕ2 2l + 1 (l − |m|)! 4π (l + |m|)! 1/2 Plm (cos Θ)eimϕ mit assoziierten (zugeordneten) Legendre-Funktionen (−1)m dl+|m| (1 − x2 )|m|/2 l+|m| (x2 − 1)l l 2 l! dx Plm (x) = = (−1)m (1 − x2 )|m|/2 d|m| Pl (x) dx|m| und Legendre-Polynomen 1 dl 2 (x − 1)l 2l l! dxl Legendre-Polynome bilden ein vollständiges Orthogonalsystem auf dem Intervall [−1, 1]: Pl (x) = 1 −1 dxPk (x)Pl (x) = 2 δkl 2l + 1 Orthonormalität der Kugelfunktionen: ∗ (Θ, ϕ)Yl m (Θ, ϕ) = δll δmm , dΩ Ylm dΩ = sin ΘdΘdϕ Vollständigkeit: jede auf der Kugeloberfläche quadratintegrable Funktion f (Θ, ϕ) (d.h. dΩ|f (Θ, ϕ)|2 < ∞) kann eindeutig nach Kugelfunktionen entwickelt werden: f (Θ, ϕ) = l ∞ alm Ylm (Θ, ϕ) l=0 m=−l mit alm = ∗ dΩf (Θ, ϕ)Ylm (Θ, ϕ) Vollständigkeit kann auch ausgedrückt werden als l ∞ ∗ Ylm (Θ , ϕ )Ylm (Θ, ϕ) = δ(cos Θ − cos Θ )δ(ϕ − ϕ ) l=0 m=−l 23 daher kann jede (auf der Kugel quadratintegrable) Funktion Φ(r, Θ, ϕ) nach Kugelfunktionen entwickelt werden (ursprünglicher Separationsansatz daher keine Einschränkung) Φ(r, Θ, ϕ) = Clm (r) r l,m Ylm (Θ, ϕ) aus Laplace-Gleichung ΔΦ = 0 folgt dann die (gewöhnliche) Diffgl. für die Clm (r): d2 Clm l(l + 1) − Clm = 0 dr 2 r2 mit der allg. Lösung (mit Konstanten alm , blm ) blm rl Clm (r) = alm r l+1 + und daher insgesamt allgemeine Lösung der Laplace-Gleichung ΔΦ = 0 l ∞ blm alm r l + l+1 Ylm (Θ, ϕ) Φ(r, Θ, ϕ) = r l=0 m=−l Randbedingungen −→ Koeffizienten alm , blm Anwendungsbeispiel: geladener Ring (symmetrisch um z-Achse) Zylinderkoordinate ρ = x2 + y 2 , daher Ladungsdichte hier als ρq (r) bezeichnet q δ(ρ − a)δ(z − b) −→ ρq (r) = 2πa q 3 dz dϕ ρdρδ(ρ − a)δ(z − b) = q d r ρq (r) = 2πa keine ϕ-Abhängigkeit −→ −→ m=0 Φ(r, Θ) = ∞ al r + l=0 bl l r l+1 zur Bestimmung der Koeffizienten: r auf z-Achse Pl (cos Θ) −→ Θ = 0, ∞ ρq (r ) bl l al r + l+1 = d3 r Φ(r, 0) = r |r − r | l=0 da r jetzt auf z-Achse (r02 = a2 + b2 , tan α = a/b) 1/2 |r − r | = |r − r0 | = r 2 + r02 − 2r r0 cos α 24 Pl (1) = 1 −→ −→ Nenner des Integrals unabhängig von ρ, ϕ, z trivial zu integrieren in Zylinderkoordinaten Φ(r, 0) ∼ erzeugende Funktion der Legendre-Polynome Φ(r, 0) = q 1/2 r 2 + r02 − 2r r0 cos α =q ∞ l rmin Pl (cos α) r l+1 l=0 max mit rmin = min(r, r0 ), rmax = max(r, r0 ) −→ Koeffizientenvergleich al , bl ∞ l rmin Φ(r, Θ) = q Pl (cos α)Pl (cos Θ) r l+1 l=0 max vollständige Lösung : Entwicklung wird unbrauchbar für r r0 , aber für r r0 (mit P1 (x) = x) r0 r02 q 1 + cos α cos Θ + O( 2 ) Φ(r, Θ) = r r r −→ II.3 Beispiel für Multipolentwicklung geg.: Ladungsverteilung ρ(r) in endlichem Volumen r ) in großer Entfernung von der Ladungsverteilung gesucht: Φ(r), E( −→ 0 Φ(r) r→∞ ρ(r ) Φ(r) = d3 r |r − r | Randbedg.: −→ |r − r | = r |n − r |, r n = r r Entwicklung des Nenners nach Potenzen von r /r (für r > r ) mit Hilfe von (kart. Koord.) x x 2ni xi 1/2 |r − r | = r 1 + i 2 i − r r 1 |r − r | = 1 r = 1 r Multipolentwicklung : ni xi 3 4ni nj xi xj xi xi 3 3 1+ + − 2 + O[x /r ] r 8 r2 2r 1+ ni xi 1 + 2 3ni nj xi xj − xi xi + O[x3 /r 3 ] r 2r Φ(r) = ni nj Qij n · d q + 2 + + O(1/r 4 ) 3 r r 2r Dipol 25 Quadrupol kartesische Multipolmomente q = d3 r ρ(r) d = d3 r r ρ(r) Qij = d3 r ρ(r)(3xi xj − r 2 δij ) , Ladung Dipolmoment Quadrupolmomenttensor Qii = 0, Qji = Qij Anzahl der unabhängigen Kenngrößen: q d 1 l=0 3 l=1 Qij allgemein 5 2l + 1 l=2 l direkt zu sehen in der sphärischen Darstellung mit Additionstheorem für Kugelfunktionen Pl (cos α) = l 4π ∗ Ylm (Θ , ϕ )Ylm (Θ, ϕ) 2l + 1 m=−l r > r −→ 1 |r − r | −→ = 4π r l Y ∗ (Θ , ϕ )Ylm (Θ, ϕ) 2l + 1 r l+1 lm l,m Φ(r) = l ∞ l=0 m=−l qlm = sphärische Multipolmomente: 4π qlm Ylm (Θ, ϕ) 2l + 1 r l+1 ∗ d3 r ρ(r)r l Ylm (Θ, ϕ) offensichtlich 2l + 1 Kenngrößen Dimension: [qlm ] = e cml Anwendung: in großer Entfernung von der Ladungsverteilung meist wenige Terme in der Multipolentwicklung bereits gute Näherung kugelsymmetrische Ladungsverteilung ρ(r) qlm = ∗ d3 rρ(r)r l Ylm (Θ, ϕ) = √ = δl0 δm0 4π ∞ 0 −→ ∞ dr r 2+l ρ(r) 0 √ ∗ dΩ Ylm (Θ, ϕ) Y00 4π 1 q dr r 2 ρ(r) = δl0 δm0 √ 4π Φ(r) = 4π √ 26 q q Y00 = r 4π r Multipolmomente für l > 0: Maß für Abweichung von der Rotationssymmetrie 3 3 q ∗ dz , q11 = − (dx − i dy ) , . . . , q10 = ql,−m = qlm q00 = √ 4π 8π 4π Abhängigkeit vom Bezugssystem Multipolmomente i.a. abhängig vom Bezugssystem Dipolmoment r = r + a d = d3 r r ρ (r ) = d3 r(r + a)ρ (r + a) 3 = d r rρ(r) + a d3 rρ(r) = d + q a −→ nur für insgesamt neutrales Objekt ist Dipolmoment unabhängig von Wahl des Ursprungs allgemein (ohne Beweis): das niedrigste nicht verschwindende Multipolmoment ist unabhängig von Wahl des Bezugssystems Ladung q = 0 −→ i.a. nur Ladung unabhängig vom Bezugssystem Beispiele für elektrische Dipolmomente von Molekülen in e cm |d| H2 O Wasser 0.4 · 10−8 N H3 Ammoniak 0.3 · 10−8 elektrischer Dipol (für q = 0) d = d3 r r ρ(r) −→ zeigt in Richtung des positiven Ladungsüberschusses ΦD (r) = n · d r · d = 3 r2 r welche Ladungsverteilung ergibt ein reines Dipolfeld? ρ(r) = d (3) δ (r − ae3 ) − δ(3) (r + ae3 ) 2a d = 2aq0 −→ 27 q = q0 − q0 = 0 , d = d e3 betrachten Limes a → 0: ∂ d (3) (3) (r) δ (r − ae3 ) − δ(3) (r + ae3 ) = −d δ(3) (r) = −d · ∇δ ρ(r) = lim a→0 2a ∂z δ(3) (r ) d · ∇ ρ(r ) = − d3 r Φ(r) = d3 r |r − r | |r − r | (3) r ) 1 3 (3) 3 δ ( = − d · ∇ d r = d r δ (r )d · ∇ |r − r | |r − r | 1 = r · d = −d · ∇ r r3 Punktmultipole: Ladungsdichte enthält Ableitungen der δ-Funktion natürlich genauso Idealisierung wie Punktladung selbst elektrisches Dipolfeld: D (r) = −∇ r · d = − d + 3 r r · d D (r) = −∇Φ E r3 r3 r5 1 r − r 2 d (r = 0) 3(r · d) = r5 Quadrupolmoment symmetrischer Tensor: Qji = Qij −→ durch Hauptachsentransformation auf Diagonalform (stets angenommen, insbesondere für q = 0) −→ wegen Qii = tr Q = 0 durch 2 Diagonalelemente charakterisiert Spezialfall: Ladungsdichte zylindersymmetrisch −→ ρ = ρ(z, x2 + y 2 ) nur eine unabhängige Kenngröße = das Quadrupolmoment am besten in sphärischer Basis: 3 l ∗ ∗ (Θ, ϕ) qlm = d r ρ(r)r Ylm (Θ, ϕ) = dr dΘ dϕ r 2+l sin Θ ρ(r cos Θ, r 2 sin2 Θ) Ylm da keine ϕ-Abhängigkeit des Integranden qlm = δm0 2π −→ l=2: dr dΘ sin Θ r 2+l 2 2 ρ(r cos Θ, r sin Θ) 2l + 1 Pl (cos Θ) 4π ist das l-te Multipolmoment 5 5 3 2 d r ρ(r)r P2 (cos Θ) = d3 r ρ(r)r 2 (3 cos2 Θ − 1) q20 = 4π 16π 5 5 3 2 2 d r ρ(r)(3z − r ) = Q33 = 16π 16π ql0 28 für positiven Ladungsüberschuss q20 > 0 q20 < 0 Energie einer Ladungsverteilung im äußeren Feld elektrostatische potenzielle Energie Punktladung U (rq ) = qΦext (rq ) U = d3 r ρ(r)Φext (r) allgemein Vor.: ρ(r) sei um r0 konzentriert r = r0 + ξ Entwicklung in ξ: 2 = Φext (r0 ) + ξi ∂Φext |ξ=0 + 1 ξi ξj ∂ Φext |ξ=0 + . . . Φext (r) = Φext (r0 + ξ) ∂xi 2 ∂xi ∂xj ∂2Φ 1 ∂Φext ext 3ξi ξj − ξ2 δij |ξ=0 + |ξ=0 + . . . = Φext (r0 ) + ξi ∂xi 6 ∂xi ∂xj ∂ 2 Φext = ΔΦext = 0 im betrachteten Volumen ∂xi ∂xj ext (r0 + ξ) = d3 r ρ(r) Φext (r) = d3 ξ ρ(r0 + ξ)Φ dabei benützt: U δij = qΦext (r0 ) + mit −→ i d3 ξ ρ (ξ)ξ ∂Φext |ξ=0 + ∂xi 2 1 (3ξi ξj − ξ2 δij ) ∂ Φext |ξ=0 + . . . d3 ξ ρ (ξ) 6 ∂xi ∂xj ∂Φext |ξ=0 = −Eext,i (r0 ) ∂xi ext (r0 ) − 1 Qij ∂Eext,j (r0 ) + . . . U = qΦext (r0 ) − d · E 6 ∂xi Qij , . . . sind Multipolmomente mit Ursprung des Koordinatensystems bei r0 Bem.: d, Kraft des äußeren Feldes auf Ladungsverteilung: E ext (r) + . . . r ) = −∇U (r) = q E ext (r) + (d · ∇) K( wegen (die letzten 3 Terme verschwinden alle) d · E) = (d · ∇) E + (E · ∇) d + d × rot E +E × rot d ∇( 29 ext hängt auch vom Winkel zwischen d und E ext ab UD = −d · E Dipolpotenzial UD = −d Eext cos Θ verallgem. Kraft −→ − ∂U ∂Θ | = |d Eext sin Θ| Drehmoment |N ⊥E ext , d N explizite Rechnung: = d × E ext N ext Drehmoment versucht, Dipol in energetisch günstigste Lage zu drehen, wo d || E ext zeigt von + nach − Grund: E d in Richtung positiver Ladungsüberschuss −→ Dipol stellt sich parallel zum äußeren Feld ein 30 III Magnetostatik keine Statik im engeren Sinn: Magnetfeld hängt mit Bewegung geladener Teilchen zusammen Vor.: stationäre Stromdichte j(r) r) zusammen mit zeitunabhängigem Magnetfeld B( Maxwell-Gleichungen der Magnetostatik ×B = 4π j ∇ c B =0 ∇ Lorentz-Kraft: L = K 1 d r ρ(r)E(r) + j(r) × B(r) c 3 integrale Form der Maxwell-G.: Zirkulation ZB = C dr · B = 4π dF · rot B dF · j ZB = c F F 4π IF ZB = c Satz von Ampère III.1 B =0 ∇ magnetischer Fluss B =0 dF · B = d3 r ∇ ΦB = ∂V V keine magnetischen Ladungen −→ gleich viele B-Feldlinien in und aus V → magnetische Feldlinien stets geschlossen Vektorpotenzial und Magnetfeld r ) mit B( r ) =rot A(r) ∃ A( −→ Vektorpotenzial r) A( (analog zum skalaren Potenzial Φ(r)) nicht eindeutig bestimmt bei geg. Magnetfeld Eichtransformation −→ mit beliebigem Skalarfeld Λ(r) r) + ∇ Λ(r) (r) = A( A −→ ×A ×A = ∇ ∇ Eichinvarianz: in klass. Elektrodynamik vor allem zur Vereinfachung der Gleichungen durch günstige Wahl von Λ(r) QED: quantisiertes elektromagnetisches Feld 31 ∼ Potenziale Φ, A × (∇ × A) = ∇( ∇ A) − ΔA = 4π j ×B = 4π j −→ ∇ ∇ c c sinnvolle Wahl der Eichung: Coulomb-Eichung: A =0 ∇ −→ =− ΔA j = 0 Bem.: ∇ 4π j c verträglich mit Coulomb-Eichung Lösung der 3 Poisson-Gleichungen analog zur Elektrostatik (wenn Integral ∃) r) = 1 A( c −→ d3 r j(r ) |r − r | r) spezielle Lösung für B( r) = B( analog r) = E( 1 c d3 r d3 r j(r ) × (r − r ) |r − r |3 ρ(r )(r − r ) |r − r |3 Randwertproblem der Magnetostatik s erfüllt auch B =B s + ∇Ψ die Maxwell-G. ∇ ×B = 4π j mit obiger spezieller Lösung B c außerdem B =∇ B s + ΔΨ = ΔΨ = 0 ∇ mathematisch völlig äquivalent zur Elektrostatik: Laplace-Gleichung ΔΨ = 0 mit geeigneten Randbedingungen i.a. in einen Leiter eindringen physikalisch komplexer: z.B. kann B tangential an Oberfläche −→ Neumannsche Randbedingung an Ψ Spezialfall Supraleiter: B stromführender Draht häufiger Fall: vernachlässigbarer Querschnitt F1 , F2 Vor.: Stromstärke überall im Draht gleich groß dF · j = dF · j I= F1 F2 −→ für beliebige Funktion f (r ) Draht durch Kurve r (τ ) beschrieben dF · j dr (τ )f (r (τ )) d3 r j(r )f (r ) = = I dr (τ )f (r (τ )) = I 32 dτ dr f (r (τ )) dτ speziell für Vektorpotenzial I dr (τ ) c |r − r (τ )| r) = dA( oder direkt für das von einem Draht erzeugte Magnetfeld r − r (τ ) I dr (τ ) × B(r) = c |r − r (τ )|3 Biot − Savart Anwendung: (unendlich) langer gerader von Strom I durchflossener Draht mögliche Parametrisierung (Zylinderkoord.): r (τ ) = ez ρ tan τ −→ ρ d tan τ dτ = ez dτ dτ cos2 τ −→ ez × (r − r ) dr = ρ ez nur in ϕ-Richtung: B = Beϕ B Berechnung des Integrals −→ Übungen Symmetrieüberlegung mit Satz von Ampère: keine z, ϕ-Abhängigkeit von B −→ r) = B(ρ) eϕ B( Zirkulation um Kreis mit Radius ρ = dr · B ZB = Kreis = 2π 0 × B) = dF · (∇ = 2π ρ B(ρ) ρdϕeϕ · B 4π I c −→ = 2I eϕ B cρ Feldlinien: konzentrische Kreise Rechte-Hand-Regel: Daumen in Stromrichtung in Fingerrichtung B Strom von unten nach oben Kraft zwischen zwei parallelen (unendlich langen) Drähten Kraft auf Drahtstück dl1 : kein Beitrag von Draht 1 (Biot-Savart) nur Magnetfeld von Draht 2 relevant = I1 dl1 × B 1 = d3 r1 1j1 × B dK c c 1 = 2I1 I2 dl1 × eϕ dK c2 d 33 I1 I2 > 0 (< 0): Anziehung (Abstoßung) IG SI-System: kC,G = ISI kC,SI Betrag −→ 1| d|K 2|I1 I2 | = dl1 c2 d μ0 ISI IG = c 4π 1| d|K 2|I1 I2 | μ0 = dl1 d 4π daher im SI-System: Definition des Ampère: 2 parallele Ströme mit I1 = I2 = 1 A in d = 1 m Entfernung üben −→ legt μ0 fest: eine Kraft/Länge von 2 · 10−7 N/m aufeinander aus N kg m μ0 = 10−7 2 = 10−7 2 4π A C Magnetfeld einer (unendlich langen) dicht gewickelten Spule bel. Querschnitt, dichte Wicklung: N/l Windungen pro Länge Beh.: Lösung der Maxwell-G. Bx = By = 0 ⎧ ⎨ 4πIN Bz = cl ⎩ 0 innen außen B = 0, ∇ ×B =0 offenbar innen und außen: ∇ E = 4π ρ): Randbedingung an Oberfläche (vgl. Elektrostatik mit ∇ B =0 ∇ stetig an Oberfläche (trivial erfüllt) Normalkomponente von B −→ ×B = 4π j ∇ c −→ Satz von Ampère muss noch an der Oberfläche verifiziert werden Strom in die (Papier-, Tafel-)Ebene hinein geschlossener Weg im Uhrzeigersinn (dF || j) = 4π N I dr · B c innen 4πIN − Bzaußen = l = l Bz cl Zusammenfassung: Magnetfeld einer dicht gewickelten Spule verschwindet im Außenraum im Inneren zeigt in Richtung der Spulenachse (außer bei Spulenenden), B 4πIN (rechte-Hand-Regel!) mit konstantem B = cl ZB = III.2 Multipolentwicklung lokalisierte Stromverteilung r > r , n = r r 34 wie in der Elektrostatik: 1 1 = |r − r | r n · r ni nj 2 3 3 1+ + 3xi xj − r δij + O[x /r ] r 2r 2 Multipolentwicklung des Vektorpotenzials r) = 1 A( c j(r ) 1 1 3 d r = d r j(r ) + 2 d3 r (n · r )j(r ) + . . . |r − r | cr cr 3 j = jj xj j(r) = ∂ (xj ji ) = δij ji + xj ∇ ∇ ∂xi Nebenrechnung: 0 für bel. (differenzierbare) Funktion f (r): 3 3 (r) d r ∇ xj j(r) f (r) = d r jj (r) f (r) = − d3 r xjj(r) · ∇f im letzten Schritt part. Integration: kein Oberflächenterm wegen lokalisiertem j −→ d3 r j(r) = 0 ← keine magnetischen Monopole i. f (r) = 1 Grund: gleich viele positive und negative Beiträge (in jeder Richtung) für lokalisiertes j ii. f (r) = xi d3 r xi jj (r) = − d3 r xj jk (r)∂k xi = − d3 r xj ji (r) beschränken uns ab jetzt auf Dipolanteil 1 1 1 AD (r) = 2 d3 r j(r )(n · r ) = 2 μ × n = 3 μ × r cr r r mit (a × b) × c = b(a · c) − a(b · c) und nj 1 3 3 d r (ji xj − jj xi ) = d3 r (r × j) × n d r ji nj xj = 2 2 i Def.: magnetisches Dipolmoment der Stromdichte j (unabhängig vom Bezugssystem!) 1 d3 r r × j(r) μ= 2c Vergleich magnetischer Dipol μ × r D (r) = A r3 ! ×A D = 1 3( D (r) = ∇ B μ · r)r − r 2 μ 5 r (3) (r) jD = −c μ × ∇δ elektrischer ΦD (r) = 35 d · r r3 (r > 0) D : μ −→ d E Punktdipol (3) (r) ρD = −d · ∇δ in 1. Näherung Folgerung: in großer Entfernung von lokalisierter Stromverteilung ist B ein Dipolfeld Beispiele: Kompass, Drahtschleife, Erde, . . . Drahtschleife 1 d3 r r × j(r) μ = 2c I dr × r =− 2c Rechtsschraube: μ || ez für j entgegen Uhrzeigersinn 1 mit Flächensatz dF = |r × dr| 2 I = ez | μ 2c I F ez c dr × r| = Energie einer Stromverteilung im äußeren Magnetfeld ähnlich wie im elektrischen Fall ext Lorentz-Kraft auf Stromverteilung durch B r0 ) = K( = 1 ×B ext (r0 + ξ) d3 ξ j(ξ) c 1 1 3 × (ξ · ∇ 0 )B ext (r0 ) + . . . d ξ j(ξ) ×Bext (r0 ) + d3 ξ j(ξ) c c 0 betrachten wieder nur Dipolanteil: nach einigen Umformungen μ ext (r) D (r) = ∇ ·B K und daher potenzielle Energie (gemeinsam mit elektrischem Anteil) einer Strom- und Ladungsverteilung in der Dipolnäherung ext (r) − d · E ext (r) UD (r) = −μ · B ebenfalls analog zur Elektrostatik = μ × B ext N Drehmoment ext dreht μ in Richtung von B −→ Kompass 36 Punktladungen mit Massen ma , Ladungen qa , Trajektorien ra (t) (a = 1, . . . , N ) in diesem Abschnitt beliebige Zeitabhängigkeit qar˙a (t)δ(3) (r − ra (t)) Stromdichte j(t, r) = a Impulsdichte p(t, r) = mar˙a (t)δ(3) (r − ra (t)) a −→ P = Gesamtimpuls d3 r p = mar˙a a magnetisches (Dipol-)Moment 1 d3 r r × j μ= 2c Drehimpuls = d3 r r × p L Spezialfall: alle Teilchen gleiches Verhältnis qa /ma =: q/m −→ −→ j = q q mar˙a (t)δ(3) (r − ra (t)) = p m a m μ = q L 2mc q : gyromagnetisches Verhältnis 2mc QM, QFT: selbst für einzelnes Teilchen Relation modifiziert Γ= für freies Teilchen mit Spin-Vektor(-Operator) S μ=g q S 2mc (Landé − Faktor g) Elektron: Spin 1/2 (in Einheiten von ) −→ Dirac-Gleichung: μe = ge = 2 ge μB 2 (μB = e Bohrsches Magneton) 2me c (wie für alle Fermionen, also Teilchen mit halbzahligem Spin) QFT (QED): weitere Korrekturen α ge =1+ + O(α2 ) 2 2π Korrekturen bis zur Ordnung α4 bekannt eine der am genauesten gemessenen und berechneten Größen der Physik wird heute zur Bestimmung der Feinstrukturkonstante α herangezogen Schwinger (1948): Bewegung im konstanten Magnetfeld Lagrangefunktion eines geladenen Punktteilchens im äußeren elektromagnetischen Feld L= m˙ 2 q r(t) − qΦ(t, r(t)) + A(t, r(t)) · r˙ (t) 2 c 37 r ) ohne explizite Zeitabhängigkeit betrachtet gilt allgemein, hier für Potenziale Φ(r), A( Euler-Lagrange: ∂L d ∂L = dt ∂ ẋi ∂xi q q ∂Aj ∂Φ d + x˙j = −q mẋi + Ai dt c ∂xi c ∂xi ∂Φ q ∂Aj ∂Ai q ˙ ∂Φ .. × A) r × (∇ m xi = −q + x˙j − x˙j = −q + ∂xi c ∂xi ∂xj ∂xi c i .. =q E + 1 v × B + q v × B Lorentz − Kraft −→ m r = −q ∇Φ c c betrachten jetzt mehrere geladene Teilchen im konstanten Magnetfeld Beh.: geeignetes Vektorpotenzial für konstantes Magnetfeld Bew.: −→ × r r) = 1 B A( 2 1 1 Bl (δil δjj − δij δlj ) = Bi εijk ∇j Ak = εijk εklm Bl ∇j xm = εkij εklj Bl = 2 2 2 relevanter Term in L qa qa 1 × ra ) · r˙a = B · (B ra × r˙a = μ qa A(ra (t)) · r˙a (t) = ·B LB = c a 2c 2c a a = −UD ·B LB = μ nicht überraschend: mit magnetischem Dipolmoment für N Punktteilchen μ = 1 qara × r˙a 2c a andere Situation: geladene Punktteilchen in einem kugelsymmetrischen Potenzial ohne Magnetfeld L= ma a 2 r˙a2 − U (ra ) Übergang zu gleichförmig rotierendem System mit Drehachse durch Zentrum des kugelsymmetrischen Potenzials Bewegung im Nichtinertialsystem (T1): (0, ni ) −→ (0, ei (t)) (i = 1, 2, 3) × b −→ r˙ = v + Ω mit r = b = bi (t)ei (t), v = b˙i (t)ei (t) × ei : Winkelgeschwindigkeit Ω e˙ i = Ω L= a Vor.: 2 1 × ba − U (ba ) ma va + Ω r˙a2 − U (ra ) = 2 2 a ma qa /ma = q/m gleich für alle Teilchen = Wahl der (konstanten) Winkelgeschwindigkeit: Ω 38 q B 2mc 2 vernachlässigbar) für genügend kleine Magnetfelder (d.h. B −→ ma × ba ) − U (ba ) + O(B 2) va2 + mava · (Ω L = 2 a = = wobei μ = q 1 · (ba × va ) − U (ba ) mava2 + ma B 2 a 2mc a 1 · 1 mava2 + B qa (ba × va ) − U (ba ) 2 a 2c a 1 − U (ba ) mava2 + μ · B 2 a 1 qa ba × va magnetisches Dipolmoment im rotierenden System 2c a Satz von Larmor System von Ladungen mit gleichem Verhältnis qa /ma im rotationssymmetrischen Potenzial und konstantem Magnetfeld verhält sich annähernd wie ein System im selben Potenzial = q B (ohne Magnetfeld) in einem Koordinatensystem, das mit Winkelgeschwindigkeit Ω 2mc gleichmäßig um das Zentrum rotiert. q B Larmor-Frequenz: Ω = 2mc 39 IV Zeitabhängige elektromagnetische Felder Elektrizität und Magnetismus: 2. große Vereinheitlichung der Physik durch Maxwell E(t, r) = 4π ρ(t, r) ∇ B(t, r) = 0 ∇ × E(t, r) + 1 ∂ B(t, r) = 0 ∇ c ∂t × B(t, r) − 1 ∂ E(t, r) = 4π j(t, r) ∇ c ∂t c r) so eingeführt, dass homogene MG identisch erfüllt sind Idee: Potenziale Φ(t, r), A(t, r) ∃A(t, −→ r) = ∇ × A(t, r) B(t, ∂ B 1 ∂ A 1 ∂ A 1 ×E + ∇ × × E + ×E + =∇ =∇ =0 ∇ c ∂t c ∂t c ∂t B(t, r) = 0 ∇ −→ r) 1 ∂ A(t, r) = −∇Φ(t, E(t, r) − c ∂t ∃ Φ(t, r) : B auf 4 Felder Φ, A reduziert damit Problem von 6 Feldern E, Eichinvarianz: für beliebiges (differenzierbares) Skalarfeld Λ(t, r) mit r) + ∇Λ(t, (t, r) = A(t, r) A Φ (t, r) = Φ(t, r) − 1 ∂Λ(t, r) c ∂t gilt ×A = ∇ ×A =B = ∇ B + 1∇ ∂Λ − 1 ∂ ∇Λ =E − 1 ∂A = E = −∇Φ E c ∂t c ∂t c ∂t B bleiben bei Eichtransformationen ungeändert Folgerung: physikalische (messbare) Felder E, kann zur Vereinfachung der MG verwendet werden −→ tatsächlich nur mehr 3 unabhängige Felder zu bestimmen IV.1 Energie- und Impulsbilanz betrachten System von Ladungen (Ladungs-, Stromdichten) und elektromagnetische Felder Vermutung: Bewegungsenergie (Impuls) der Materie dEMat(erie) = L (ra ) · dra = K a −→ für allg. Stromdichte: a qa ⇔ + 1 r˙a × B E c dEMat = dt Feldenergie (-impuls) · r˙a dt = 40 r) d3 r j(t, r) · E(t, a dt qa r˙a · E · ∂B − E · (∇ × B) E × B) =B · (∇ × E) −E · (∇ × B) = −1B mit ∇( c ∂t 1 ∂ E c ×B − = E · j · E ∇ 4π 4π ∂t −→ c − 1 B · ∂B − 1 E · ∂E ∇(E × B) 4π 4π ∂t 4π ∂t c − 1 ∂ E 2 + B 2 = − ∇( E × B) 4π 8π ∂t 1 c dEMat 3 ∂ 2 2 E × B) =0 + d r E +B + d3 r ∇( −→ dt 8π ∂t 4π 1 2 2 1 2 E +B E ) (Verallgemeinerung von η = Energiedichte: uem = 8π 8π = c E ×B Energiestromdichte (Poynting-Vektor): S 4π = − Energiebilanz (bei festgehaltenem V ) d dEMat (t) 3 r) = 0 + d r uem (t, r) + dF · S(t, dt dt V ∂V Dimensionen: = Energie/(Fläche x Zeit) [S] 2 ] = Impuls/Volumen (Impulsdichte des elm. Feldes → nächste Seite) [S/c Vor.: alle Ladungen und Felder in V (z.B. gesamter Raum) −→ Energieerhaltung im abgeschlossenen System d (EMat + Eem ) = 0 dt Eem (t) = d3 r uem (t, r) Gesamtenergie des elm. Feldes Materie im endlichen Volumen: Energieänderung i.a. durch Energiefluss des Feldes (Poynting-Vektor) kompensiert analoge Überlegung für Impulsbilanz: dPMat (t) 3 r) + = d r ρ(t, r)E(t, dt Übungen: Einsetzen von ρ = j 1 − 1 ∂E = ∇×B c 4π 4πc ∂t ∂Tij d Si + d3 r 2 = d3 r dt V c ∂xj V 1 ∇E, 4π dPMat,i dt 1 j(t, r) × B(t, r) c 41 −→ Maxwellscher Spannungstensor (analog Spannungstensor der Kontinuumsmechanik): Tij = Tji = 1 2 /2 2 + B Ei Ej + Bi Bj − δij E 4π Impuls des elm. Feldes: 2 Pem = d3 r S/c −→ Tii = −uem ( Licht bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit“) ” Impulsbilanz d (PMat + Pem )i = dFj Tij dt ∂V rechte Seite: Kraft auf Oberfläche des Volumens für abgeschlossenes System: (s. Kontinuumsmechanik) d PMat + Pem = 0 dt Impulserhaltung B Energie- und Impulsbilanz: Hinweis auf Eigenständigkeit von E, nicht offensichtlich in klassischer Elektrodynamik QFT: Materie und Strahlung durch Quantenfelder beschrieben, allerdings Materie = massive Quarks und Leptonen (Spin 1/2) Strahlung = masselose Photonen (Spin 1) IV.2 Induktionsgesetz unabhängig von Ladungs- und Stromdichten × E(t, r) + 1 ∂ B(t, r) = 0 ∇ c ∂t Drahtschleife im Magnetfeld magnetischer Fluss r) dF · B(t, ΦB (t) = F (t) Änderung von ΦB (t): dF ∂B = 0 und = 0 ∂t dt Veranschaulichung in einer Raumdimension: d dt g2 (t) g2 (t) dx f (t, x) = g1 (t) dx g1 (t) ∂f (t, x) + ġ2 (t) f (t, g2 (t)) − ġ1 (t) f (t, g1 (t)) ∂t 42 für aktuellen Fall dΦB (t) dt 1 = lim Δt→0 Δt " + Δt, r) − dF · B(t · B(t, r) dF F (t+Δt) F (t) r) ∂ B(t, 1 + lim dF · Δt→0 ∂t Δt F (t) = # F (t+Δt)−F (t) r) dF · B(t, Volumen zwischen 2 Flächen (Gauß): B = d3 r ∇ 0= V ·B − dF F (t+Δt) Folgerung: 1 lim Δt→0 Δt dΦB (t) dt ·B + dF (dr × v Δt) · B F (t) =− dF · B F (t+Δt)−F (t) = ∂B − dF · ∂t F (t) dr · (v × B) ∂F = −c ∂F dr · (v × B) ∂F + v × B dr · E c mit elektromotorische Kraft (EMK) = induzierte Spannung: N.B.: weder ρ noch j kommen vor wenn Leiter vorhanden −→ −→ ∂B ×E = −c ∇ ∂t + dr · (E v × B) c EMK auch im Vakuum erzeugt Strom induziert in meisten Fällen gute Näherung (∼ Reibungskraft auf Ladungsträger im Festkörper) + v × B j = σ E Ohmsches Gesetz c mit Leitfähigkeit σ EMK = V12 1 = σ 2 1 IL dr · j = σQ wobei L die Länge und Q der (kleine) Querschnitt des Leiters sind Folgerung: EMK = I R mit R= L σQ Leitfähigkeit stark temperaturabhängig 43 Ohmscher Widerstand Material 1 (in Ω m) σ bei 20◦ C Ag Cu Fe Si Glas 1.6 · 10−8 1.7 · 10−8 9.7 · 10−8 20 1010÷14 Halbleiter Isolator Leiter spezifischer elektrischer Widerstand (Resistivität): SI-Einheiten: Q 1 = R σ L 1 Ω = 1 V/1 A Lenzsche Regel (← Energieerhaltung) IR=− 1d c dt ·B dF ∂B >0 ∂t −→ I < 0 (math. neg. Sinn) −→ ind nach unten (Rechtsschraube!) erzeugt B −→ wirkt ∂ B/∂t entgegen Schleife festgehalten, Folgerung: durch Induktion erzeugte Kraft, bzw. Magnetfeld versucht, verursachende Bewegung zu hemmen (−→ Wirbelstrombremse), bzw. verursachendes Magnetfeld zu schwächen (−→ Diamagnetismus) IV.3 Allgemeine Lösung der Maxwell-Gleichungen r), B(t, r) zu berechnen bei geg. ρ(t, r), j(t, r) Aufgabe: E(t, r) benützen dazu die Potenziale Φ(t, r), A(t, = −∇Φ − 1 ∂A , E c ∂t homogene MG automatisch erfüllt −→ E = 4πρ ∇ mit −→ =∇ ×A B nur mehr inhomogene MG zu lösen −ΔΦ − 1 ∂ (∇A) = 4πρ c ∂t × (∇ × A) = −ΔA + ∇( ∇ A) ∇ ×B − 1 ∂ E = 4π j ∇ c ∂t c −→ 2 + ∇( ∇ A) + 1∇ ∂Φ + 1 ∂ A = 4π j −ΔA c ∂t c2 ∂t2 c 2 1 ∂ A +∇ ∇ A + 1 ∂Φ = 4π j − ΔA 2 2 c ∂t c ∂t c −→ 4 gekoppelte lineare partielle Diffgl. 2. Ordnung für Φ, A Vereinfachung durch geschickte Wahl der Eichung kann Eichfunktion Λ(t, r) stets so gewählt werden, dass Beh. (→ Übungen): bei geg. Φ, A nach einer Eichtransformation 1 ∂Λ + ∇Λ = A Φ = Φ − A c ∂t 44 A + 1 ∂Φ = 0 Lorenz − Eichung ∇ c ∂t Verallgemeinerung der Coulomb-Eichung im zeitabhängigen Fall −→ inhomogene Wellengleichungen 1 ∂2A = 4π j − ΔA 2 2 c ∂t c = 4π j 2A c 1 ∂2Φ − ΔΦ = 4πρ , c2 ∂t2 2 Φ = 4πρ , −→ (durch Lorenz-Eichung verbunden!) 4 entkoppelte lineare part. Diffgl. für Φ, A allg. Lösung einer inhomogenen linearen Diffgl.: Φ(t, r) Φs (t, r) + Φh (t, r) = 2 Φh = 0 2 Φs = 4πρ , bekanntes Rezept (völlig analog für A): eine spezielle Lösung Φs plus allgemeine Lösung Φh Standardmethode: Φs mit Greenfunktion berechnen Berechnung der Greenfunktion: Fourier-Transformation für Φ(t, r), ρ(t, r) in t (Vor.: Φ, ρ ∈ L1 (−∞, ∞)) ∞ ∞ iωt dω Φ̃(ω, r)e ρ(t, r) = dω ρ̃(ω, r)eiωt Φ(t, r) = −∞ −∞ 2 Φ = 4πρ −→ ∞ ω2 dω − 2 − Δ Φ̃(ω, r)eiωt = 4π c −∞ Umkehrung der Fourier-T. ω2 Δ + 2 Φ̃(ω, r) = −4π ρ̃(ω, r) c ∞ −∞ dω ρ̃(ω, r)eiωt Helmholtz − Gleichung Greenfunktion der Helmholtz-G. (← Übungen) (Δ + k2 ) eikr = −4πδ(3) (r) r −→ Φ̃(ω, r) = GH (r − r ; ω) = k = ± ω/c d3 r GH (r − r ; ω) ρ̃(ω, r ) ω ±i |r − r | e c |r − r | 45 daher spezielle Lösung für (skalares) Potenzial iω t ± |r − r |/c e r − r |/c, r ) 3 ρ(t ± | = d r Φ(t, r) = dω d3 r ρ̃(ω, r ) |r − r | |r − r | av (t, av (t − t , r) = dt d3 r Gret r − r ) ρ(t , r ) Φret avancierte, bzw. retardierte Greenfunktion der Wellengleichung av (t − t , r − r ) = Gret δ(t − t ± |r − r |/c) , |r − r | av (t, 2 Gret r ) = 4πδ(t)δ(3) (r) Interpretation: zur Berechnung des Potenzials Φ(t, r) für geg. Raum-Zeit-Punkt (t, r) Ladungsdichte ρ(t , r ) ∀ (t , r ) benötigt mit t = t + |r − r |/c t > t avancierte Greenfunktion Gav t = t − |r − r |/c t < t retardierte Greenfunktion Gret retardiertes Potenzial Φret (t, r) = d3 r ρ(t − |r − r |/c, r ) |r − r | 2 Φret (t, r) = 4πρ(t, r) −→ Ladungsdichte ρ nur am sog. Rückwärts-Lichtkegel relevant: alle (t , r ) mit t = t − |r − r |/c vollständige Lösung: Φ(t, r) = Φret (t, r) + Φein (t, r) , 2 Φein (t, r) = 0 für zeitlich lokalisierte Ladungsdichte, d.h. insbesondere ρ = 0 für t < T −→ Φ(t, r) = Φein (t, r) für t < T nur einlaufendes Feld (Potenzial): mathematisch völlig äquivalent: avanciertes Potenzial Φav (t, r) mit vollständiger Lösung Φ(t, r) = Φav (t, r) + Φaus (t, r) , 2 Φaus (t, r) = 0 physikalisch häufiger Φret + Φein anwendbar: Präparation der Ladungsdichte vor Messung des Feldes 46 Huygenssches Prinzip ρ(t, r) = δ(t) δ(3) (r) betrachten Punktquelle in Raum und Zeit: Φret (t, r) = δ(t − r/c) r Störung pflanzt sich konzentrisch vom Ursprung mit Geschwindigkeit c fort −→ jeder Punkt r empfängt zur Zeit t = r/c ein scharfes“ Signal, vorher und nachher nichts ” nur scheinbar offensichtlich: Huygenssches Prinzip gilt nur in ungeraden Raumdimensionen (d ≥ 3), in geraden gibt es einen Nachhall −→ Problematik der Wellenwanne für Demonstration von Wellenphänomenen im Raum retardierte Potenziale Φret (t, r) = d3 r ρ(t − |r − r |/c, r ) , |r − r | ret (t, r) = 1 A c d3 r j(t − |r − r |/c, r ) |r − r | speziell für Punktteilchen j(t, r) = q r˙q (t) δ(3) (r − rq (t)) ρ(t, r) = q δ(3) (r − rq (t)) , Berechnung für skalares Potenzial: δ(3) (r − rq (τ )) δ(3) (r − rq (tret )) 3 = q dτ d r δ(τ − t + | r − r |/c) Φret (t, r) = q d3 r |r − r | |r − r | δ(τ − t + |r − rq (τ )|/c) , tret = t − |r − r |/c = q dτ |r − rq (τ )| Integration über τ : wenn überhaupt Lösung existiert eindeutige Lösung von τ − t + |r − rq (τ )|/c = 0 $ $ $ drq $ $ = vq $$ < c eindeutig wegen $ dτ −→ −→ τ = tret ) := r − rq (τ ) Def.: R(τ −→ R(tret ) = |r − rq (tret )| = c(t − tret ) Auswertung der δ−Funktion: da eindeutige (und einfache) Nullstelle −→ δ(F (τ )) = δ(τ − tret ) |Ḟ (tret )| mit Φret (t, r) = F (τ ) = τ − t + R(τ )/c q R(tret ) |Ḟ (tret )| 47 −→ −→ Ḟ (τ ) = 1 + Ṙ(τ )/c )2 R(τ )2 = R(τ Ṙ(τ ) zu berechnen ·R ˙ = −2R · r˙ q (τ ) = −2R · vq (τ ) 2R Ṙ = 2R −→ und daher (unter Vorwegnahme, dass stets Ḟ (tret ) > 0) ret ) · vq (tret )/c R(tret ) |Ḟ (tret )| = R(tret ) + R(tret ) Ṙ(tret )/c = R(tret ) − R(t Liénard-Wiechert-Potenziale Φ(t, r) = IV.4 q r) = A(t, , ret ) · vq (tret )/c R(tret ) − R(t q vq (tret ) ret ) · vq (tret ) c R(tret ) − R(t Elektromagnetische Wellen Maxwell-G. im Vakuum −→ Wellengleichungen r) = 2 B(t, r) = 0 2 E(t, allerdings mehr Information in MG r) (jede Komponente ∈ L1 (−∞, ∞) in jeder Variable) jedes vernünftige“ Vektorfeld E(t, ” durch 4-dim. Fouriertransformation darstellbar ∞ k) ei (k · r − ωt) r) = ˜ E(t, dω d3 k E(ω, −∞ =0 2E −→ −∞ ω2 2 ˜ d k E(ω, k) − 2 + k ei (k · r − ωt) = 0 c ∞ 3 dω Umkehrung der Fourier-T. (eindeutig!) −→ ω 2 = c2 k2 = c2 k2 k) = 0) ˜ (für E(ω, daher allgemeine Lösung als 3-dim. Fourier-Transformierte 0 (k) ei (k · r − ωt) E(t, r) = d3 k E 0 (k) i.a. komplexe Vektorfunktion) können uns auf ω = +c k beschränken (E analog r) = B(t, 0 (k) ei (k · r − ωt) d3 k B Maxwell-G. E = 0 −→ k · E 0 (k) = 0 ∇ ×E = − 1 ∂B ∇ c ∂t 0 (k) = i ω B 0 (k) −→ i k × E c 0 (k) −→ 0 (k) = c k × E −→ B ω 48 0 | = |B 0| |E −→ B = 0, ∇ r) = E(t, mit automatisch erfüllt 0 (k) ei (k · r − ωt) d3 k E r) = B(t, ×B = 1 ∂E ∇ c ∂t d3 k k 0 (k) ei (k · r − ωt) ×E k k · E 0 (k) = 0 Folgerung: allg. Lösung ist (Linearität der MG!) Überlagerung von monochromatischen ebenen Wellen ei (k · r − ωt) monochromatisch: durch einzigen Wellenzahlvektor k gekennzeichnet zur Erinnerung: warum als ebene Wellen bezeichnet? physikalisch realisierbare Wellen: Re ei (k · r − ωt) [oder Im ei (k · r − ωt) ] Fortpflanzung in Richtung k/k −→ speziell für k = k ex cos (k x − ω t) = cos k (x − c t) Welle nach rechts mit Geschw. c Wellen nach links: k = −k ex allg.: Ebenen k · r =konst. pflanzen sich mit Geschwindigkeit ω/k = c in Richtung k/k fort ↔ Welle zerfließt nicht ω linear in k andere Ausdrucksweise: Welle zeigt keine Dispersion (gilt nicht mehr in Materie, s. Kap. V) k: Wellen(zahl)vektor, Notation: k = |k|: Wellenzahl Abstand zwischen benachbarten Maxima bei festem t: Wellenlänge: Kreisfrequenz: Lichtgeschwindigkeit c 2π k 2π c ω = ck = λ Phase der Welle: λ= = k Δx = 2π Frequenz: −→ ϕ = k · r − ωt c ω ν= = λ 2π Phasengeschwindigkeit: Geschwindigkeit, mit der sich Ebenen ϕ =konst. fortpflanzen monochromatische ebene elektromagnetische Wellen (in komplexer Notation) " # k i ( k · r − ωt) i ( k · r − ωt) r) = Re 0 e r) = Re E 0 e , B(t, , ×E E(t, k −→ ⊥ k , E ⊥ k , B 49 ⊥B , E = |B| |E| k · E 0 = 0 −→ und B sind transversal polarisiert, d.h. orthogonal auf Ausbreitungsrichtung E Energie- und Impulsdichte für festes r: Felder oszillieren in t −→ betrachten zeitgemittelte Größen über eine Periode T = 1/ν = 2π/ω 1 T Def.: A = dt A(t, r) Zeitmittel der Größe A T 0 −→ = B =0 E Energie- und Impulsdichten sind aber quadratisch in den Feldern % & k · r − ωt) i ( 0,r + iE 0,i )(cos ϕ + i sin ϕ) = Re (E E(t, r) = Re E0 e 0,i sin ϕ 0,r cos ϕ − E = E 2 cos2 ϕ + E 2 sin2 ϕ − 2E 0,r · E 0,i sin ϕ cos ϕ 2 = E E 0,r 0,i 2 + E 0 · E 2 = 1E ∗ 2 = 1 E E 0,r 0,i 0 2 2 −→ analog (ϕ = k · r − ωt) 1 0 · B ∗ · B ∗ ) = 1 Re (E 0) Re (E 0 0 2 2 · B = E 0 |) 0 | = |B mittlere Energiedichte (mit |E uem = 1 2 2 1 ∗ ∗ 1 ∗ E + B = E0 · E0 + B0 · B0 = E0 · E0 8π 16π 8π mittlere Energiestromdichte (Poynting-Vektor) = S c = c Re (E 0 × B 0∗ ) E × B 4π 8π 0 · E 0∗ = E 0 × (k × E 0∗ ) 1 = k E 0∗ 0 × B E k k −→ −→ = S k c 0 · E ∗ = c k uem E 0 k 8π k Welle transportiert Energie mit Lichtgeschwindigkeit c in Richtung k k uem S −→ = 2 c k c Energie-Impuls-Beziehung für masselose Teilchen (Photonen): Impulsdichte: | p| = E c −→ spezielle Relativitätstheorie (Kap. VI) 50 Polarisation wieder monochromatische ebene Welle betrachtet: k = kez B oszillieren in (x, y)−Ebene −→ E, da B = k ×E beschränken uns auf E, k 2 = |E 2 | e2iα 0 i.a. komplex!): E allg. Polarzerlegung (E 0 0 e−iα = b1 + i b2 , E analoge Zerlegung: 2 e−2iα E 0 0 bi reell, bi ⊥ k b2 − b2 + 2ib1 · b2 = |E 2| 1 2 0 = −→ b1 · b2 = 0 , Wahl der Achsen: ex = r) = Re E(t, b1 , |b1 | ey = ± b2 |b2 | (wenn b2 = 0 : ey = ez × ex ) % & k · r − ωt) i ( = Re (b1 ex ± i b2 ey ) eiϕ E0 e = b1 cos ϕ ex ∓b2 sin ϕ ey Ex (t, r) ϕ = kz − ωt + α , rechts polarisiert dϕ = −ω < 0, dt allg. Fall: k = k ez bi = |bi | Ey (t, r) Polarisationsellipse: mit b2 ≥ b2 1 2 Ex2 Ey2 + 2 =1 b21 b2 links polarisiert (aus der Zeichenebene heraus) (und damit B) elliptisch polarisiert E Spezialfälle b2 = 0 : b1 = b2 : (B) linear polarisiert E (B) zirkular polarisiert E Linearität der MG: allg. Fall als Superposition zweier orthogonal linear pol. oder zweier entgegengesetzt zirkular pol. Wellen darstellbar 51 N.B.: monochromatische ebene Welle ist eine Idealisierung, da −→ Energie = d3 r uem = ∞ uem = konst. physikalisch realisierbar sind nur ≡ Wellenpakete Überlagerung von monochromatischen ebenen Wellen typisches Wellenpaket (für festes t) räumliche Ausdehnung Δ x ∼ l −→ Theorie der Fourier-T. Wellenzahlbereich Δ k 1/l notwendig klassische Unschärferelation: −→ ΔxΔk 1 Übungen: Gaußsches Wellenpaket bis jetzt Wellen im gesamten Raum betrachtet; wesentlich kompliziertere Situation: Wellen in durch Metallwände begrenztem Volumen −→ endliches Volumen Hohlraumresonator −→ Volumen in einer Richtung unbegrenzt Wellenleiter (z.B. Koaxialkabel) Randbedingungen an Metalloberfläche ? Vor.: Frequenzen nicht zu groß, d.h. Zeitabhängigkeit des Feldes nicht zu stark −→ Idealisierung des perfekten Leiters wie in der Elektrostatik ∂V = 0 mit Normalenvektor n auf Metalloberfläche tang |∂V = 0 ↔ n × E| −→ E Magnetfeld ˙ = −c∇ ×E B −→ ˙ = −c(∇ × E) · n = −c∇( E × n) n · B daher insgesamt Randbedingungen an Metalloberfläche ∂V ˙ ∂V = 0 n · B| ∂V = 0 , n × E| gute Näherung für Radiofrequenzen (ν 109 Hz), sicher nicht für UV-Frequenzen oder höher (ν 1016 Hz); Metalle können für sehr große Frequenzen transparent werden rechteckiger Wellenleiter in z−Richtung offen rechteckiger Querschnitt: 0 ≤ x ≤ L1 , 0 ≤ y ≤ L2 im Inneren Vakuum: = 2B =0 2E 52 Rechteckquerschnitt erlaubt Lösung mit Separationsansatz: Ei = fi (x) gi (y) hi (z) Ti (t) 1 2 Ei = 0 Ei fi gi hi 1 T + + − 2 i =0 fi gi hi c Ti 2 + k2 + k2 ) mit ωi2 = c2 (k1i 2i 3i Folgerung: fi 2 = −k1i , fi −→ −→ (i = 1, 2, 3) gi 2 = −k2i , gi hi 2 = −k3i , hi Ti = −ωi2 Ti Lösung ist Produkt ebener Wellen, z.B. fi (x) = fi (0)e±ik1i x E1 : muss verschwinden für y = 0 und y = L2 (Tangentialkomponente) n1 πy n1 π (n1 = 0, 1, 2, . . . ) , d.h. k21 = ± −→ g1 (y) ∝ sin L2 L2 m1 πx analog für E2 : f2 (x) ∝ sin (Vorzeichen egal) L1 m2 πx n2 πy −→ E3 ∝ sin sin E3 : tangential für x = 0, L1 und y = 0, L2 L1 L2 n1 πy i(k1 z − ω1 t) E1 = C1 f1 (x) sin e L2 m1 πx g2 (y) ei(k2 z − ω2 t) (k3i ≡ ki ) E2 = C2 sin L1 m2 πx n2 πy i(k3 z − ω3 t) sin e E3 = C3 sin L1 L2 mit i.a. komplexen Koeffizienten Ci : am Ende immer Realteil zu nehmen E =0 jede Komponente erfüllt Wellengleichung, außerdem muss gelten ∇ −→ n1 πy i(k1 z − ω1 t) m1 πx e g (y) ei(k2 z − ω2 t) + C2 sin 0 = C1 f1 (x) sin L2 L1 2 m2 πx n2 πy i(k3 z − ω3 t) sin e +i k3 C3 sin L1 L2 gilt ∀ t −→ ω1 = ω2 = ω3 =: ω gilt ∀ z −→ außerdem: Lösung für E k1 = k2 = k3 =: kz m1 = m2 =: m und n1 = n2 =: n mπx −→ f1 (x) ∝ sin L1 nπy g2 (y) ∝ sin −→ L2 E2 E3 mπx L1 nπy g2 (y) ∝ cos L2 f1 (x) ∝ cos m2 π 2 n 2 π 2 + 2 + kz2 )): 2 L1 L2 mπx nπy i(kz z − ωt) = C1 cos sin e L1 L2 mπx nπy i(kz z − ωt) = C2 sin cos e L1 L2 mπx nπy i(kz z − ωt) = C3 sin sin e L1 L2 (mit ω 2 = c2 ( E1 und 53 E = 0 zu erfüllen zusätzlich ∇ −→ −C1 −→ mπ nπ − C2 + i kz C3 = 0 L1 L2 2 unabhängige Amplituden = 2 unabhängige Polarisationen bereits bestimmt wegen Magnetfeld B ˙ = −c∇ ×E = −i ω B B B =0, ∇ ×B − 1 ∂ E = 0 und Randbedingung erfüllt automatisch ∇ c ∂t z.B.: c C2 mπ C1 nπ nπy i(kz z − ωt) mπx − cos e cos B3 = −i ω L1 L2 L1 L2 für m=n=0 −→ =B =0 E −→ triviale Lösung untere Schranke für mögliche Frequenzen (Filter!) 1 1 , ω ≥ c π min L1 L2 ohne Beweis: wenn E3 = B3 = 0 =B =0 E −→ daher: allgemeine Lösung ist Überlagerung von transversale elektrische Wellen TE E3 = 0, B3 = 0 transversale magnetische Wellen TM E3 = 0, B3 = 0 Übungen: TE- und TM-Wellen minimaler Frequenz Koaxialkabel: konzentrische Kreiszylinder −→ ∃ auch TEM-Wellen mit E3 = B3 = 0 Hohlraumresonator (endliches Volumen): auch kz quantisiert −→ rein diskretes Frequenzspektrum, stehende Wellen analog schwingender Saite B dringen in Metall ein reale Systeme: E, IV.5 −→ Ohmsche Verluste, gedämpfte Wellen Langsam veränderliche Felder in der Nahzone Vor.: ρ, j = 0 in Gebiet mit Durchmesser ∼ d B nur in der Nähe von ρ, j = 0 berechnet E, −→ |r − r | d B ändern sich langsam: E, durch maximale Frequenz ν = 1/T charakterisiert 54 Änderung langsam im Vergleich womit, d.h. ν ? 1 1 ν = c λ d ↔ ν ∼ 100 MHz=108 s−1 (Ö3) Beispiel: UKW-Empfänger mit d ∼ 1 cm, λ= retardierte Zeit: tret dλ c = 300 cm ν d |r − r | = t − |r − r |/c = t 1 − ct d t f ür t T = t 1+O cT (da d cT ) daher Retardierung in 1. Näherung ignoriert (instantane Näherung): r − r |/c, r ) r ) 3 ρ(t − | 3 ρ(t, Φret (t, r) = d r d r |r − r | |r − r | ret (t, r) = 1 d3 r j(t − |r − r |/c, r ) 1 d3 r j(t, r ) A c |r − r | c |r − r | ˙ ret r) = −∇Φ ret − 1 A E(t, c d3 r ρ(t, r )(r |r − r ) − r |3 1 − 2 c inst (t, r) E r) = ∇ ×A ret B(t, 1 c d3 r ∂j(t, r ) ∂t d3 r |r − r | ind (t, r) E j(t, r ) × (r − r ) inst (t, r) =: B |r − r |3 ind ×E ind ×E =∇ × E inst + E = ∇ ∇ =− 1 c2 ∂j(t, r ) ∂t × d3 r ∇ |r − r | = − inst 1 ∂B c ∂t Interpretation: instantan: zeitliche Änderung: inst , j −→ B inst ρ −→ E inst ∂B ∂j ind −→ −→ E ∂t ∂t Wechselstrom Schaltkreise aufgebaut aus so genannten elementaren Schaltkreisen: beschränken uns auf einige (idealisierte) Elemente 55 2 bel. Punkte betrachtet Strom fließt von 1 −→ 2 ×E inst = 0 Spannungsabfall: da ∇ 2 inst = Φ1 − Φ2 dr · E −→ V12 = 1 z.B.: Generator im E-Werk V12 = −E EMK unabhängig vom Strom I V12 = R I inst = 1 j E σ Ohmscher Widerstand q1 (t) = t V12 = Kondensator dt I(t ), q2 (t) = −q1 (t) −∞ q1 C mit Kapazität C inst ∝ I I erzeugt B inst ∂B dI ind ∝ dI −→ −→ E dt ∂t dt Spule (Leiterschleife) −→ da in idealer Schleife kein Widerstand (σ → ∞) dI ind 0: inst + E inst ∝ auf, so dass E Ladungen bauen entgegengesetztes E dt dI dt Einheit der Induktivität L (Selbstinduktionskoeffizient: hängt nur von Leitergeometrie ab) im SI-System: [L] = H(enry) = V s/ A Selbstinduktion V12 = L Stromverlauf in beliebiger Schaltung bestimmt durch Kirchhoffsche Regeln 1. ×E inst = 0 ∇ −→ inst = 0: dr · E in jedem Schaltkreis 1 −→ 2 −→ . . . −→ N −→ 1 gilt V12 + V23 + · · · + VN 1 = 0 Summe der Spannungsabfälle verschwindet 2. Ladungen können sich nur in einem Kondensator ansammeln −→ Summe der in einen Verdrahtungspunkt einfließenden Ströme verschwindet 56 einfachstes (idealisiertes) Beispiel: ungedämpfter Schwingkreis 1 t dI −E + L + dt I(t ) = 0 dt C −∞ I(t) = dq dt −→ L d2 q 1 + q=E 2 dt C Analogie zum ungedämpften harmonischen Oszillator m −→ d2 η + mω02 η = K dt2 ω02 = Thomson-Formel L∼ =m, −→ η∼ =q , K∼ =E 1 LC ungedämpfte Schwingung mit Frequenz ω0 = √ homogene Lösung (E = 0): 1 LC realistischeres Anwendungsbeispiel 1 dI −E + L + dt C −E + L t −∞ dt I2 (t ) = 0 dI + R I1 = 0 dt I = I1 + I2 −C Summe beider Gleichungen: d2 I dE + L C 2 + I2 = 0 dt dt L dI E + I1 = 0 − + R R dt (wenn I bekannt −→ I1 , I2 berechenbar) 1 1 1 dE 1 dI d2 I + I= E+ + 2 dt RC dt LC RLC L dt harmonischer Oszillator mit Reibung und äußerer Kraft dη K d2 η + ω02 η = + 2ρ 2 dt dt m ω0 = √ Eigenfrequenz Reibung ∼ = Dämpfung Vor.: 1 LC 2ρ = Thomson 1 RC EMK periodische Wechselspannung allg. Lösung: E(t) = E0 cos ωt = E0 Re eiωt , I(t) = Is (t) + Ih (t) 57 E0 > 0 homogene Lösung Ih (t) ∝ e−ρ t ∼ = e−t/(2RC) Einschwingvorgang für t RC bleibt nur erzwungene Schwingung übrig: I(t) Is (t) = I0 cos (ωt + δ) = I0 Re ei(ωt + δ) , I0 > 0 Einsetzen in Diffgl. (komplexe Notation, am Ende Realteil nehmen) 1 iω iω 1 iωt iδ 2 I0 e + e = E0 + eiωt −ω + RC LC RLC L nach Vor.: −→ E0 > 0 , I0 > 0 I0 eiδ Z = E0 , Z = e−iδ |Z| frequenzabhängig! Impedanz (Wechselstromwiderstand) Z 1 L iω 1 + iω − ω 2 LC + − ω2 1 RC R Z = LC = = iωL + 1 1 iω 1 + iωC + iωC + R R RLC L Z = Z1 + Z2 Serie 1 1 1 = + Z Z1 Z2 parallel für unsere idealen Elemente: Z=R Z = iω L R → ∞: ω → ω0 = √ 1 , LC 2. Kreis blockiert −→ 1 iω C 1 1 = iωL + 1 1 1 + iωC + Z2 Z3 R L iω0 R −→ 0 Z→ R→∞ 1 + iω0 C R Z = Z1 + daher in unserem Beispiel: Resonanz: Z= −→ 1. Kreis in Resonanz sehr großer Strom für ω → ω0 −→ I0 = E0 →∞ |Z| Impedanz: große Vereinfachung komplizierter Schaltungen durch komplexe Notation 58 IV.6 Elektromagnetische Strahlung (Fernzone) dλ Vor.: kleine Quelle, d.h. d ∼ r λ: Nahzone −→ Schaltkreise d r, λ: Fernzone −→ Strahlung welcher Anteil des Feldes ist für r d relevant? j(t − |r − r |/c, r ) 1 d3 r Aret (t, r) = c |r − r | ret (t, r) −→ A ∼ r→∞ 1 r 1 ?? r2 1 ∼ ×B r→∞ = c E mind. wie 3 ?? würde bedeuten, dass Poynting-Vektor S 4π r 2 −→ 0 ∼ r r→∞ abgestrahlte Leistung P = dF · S r3 widerspricht offensichtlich der Erfahrung 1 geben: Strahlungsfelder −→ muss Anteile von E, B = O r =∇ ×A ret B scheint zu implizieren: ∼ r→∞ kann nur an Retardierung liegen, die bei obiger Überlegung ignoriert wurde betrachten zunächst Punktteilchen (Liénard-Wiechert) Φret (t, r) = q ret ) · vq (tret )/c R(tret ) − R(t ret (t, r) = A , = −∇Φ ret − 1 ∂ Aret , E c ∂t q vq (tret ) ret ) · vq (tret ) c R(tret ) − R(t =∇ ×A ret B wobei R(t) = r − rq (t) , R(tret ) = |r − rq (tret )| = c(t − tret ) −→ tret (t, r) und vq Problem für Ableitungen: t, r stecken in tret , und zwar in R nach eher langwieriger Ableitung (z.B.: Fließbach, Kap. 23) # " 2) 1 ( n − β)(1 − β ˙ × β r) = q , + 3 n × (n − β) E(t, κ3 R2 cκ R mit n = R , R = vq , β c κ = 1 − n · β κ, R sind Funktionen von tret alle Größen n, β, 59 r) = n × E(t, r) B(t, Folgerungen: ˙ für gleichförmig bewegtes Teilchen (β = 0) 1 q(n − β)(1 − β2) =O E= κ3 R2 r2 keine Strahlung ˙ Strahlungsfeld ist prop. Beschleunigung β × β˙ q n × (n − β) Str (t, r) = |ret , E 3 cR(1 − n · β) −→ Str = n × E Str B radiale Komponente der Energiestromdichte · n = S = c Str × B Str ) · B Str |2 Str ) = c (n × E Str = c |B n · (E 4π 4π 4π × β˙ |2 2 | n × ( n − β) c 2 q |EStr | = |ret 6 4π 4πcR2 (1 − n·β) in Raumwinkel dΩ abgestrahlte Leistung: =S · n R2 dΩ dP = dF · S differenzielle Strahlungsleistung q2 dP = dΩ 4πc nichtrelativistischer Fall: Str E n × (n × v˙ ) = = −→ × β˙ |2 |n × (n − β) 6 (1 − n · β) |ret β1 q n × (n × v˙ ) c2 R (n · v˙ ) n − v˙ |v˙ | cos θ n − |v˙ | cos θ n − v˙ ⊥ , v˙ = |v˙ | cos θ n + v˙ ⊥ , n · v˙ ⊥ = 0 ˙ Str − q v ⊥ ⊥ n E 2 c R nichtrelativistische Strahlungsformel q2 ˙ 2 q2 ˙ dPnrel = = v v (tret )2 sin2 θ dΩ 4πc3 ⊥ 4πc3 maximale Abstrahlung keine Abstrahlung relativistischer Fall −→ orthogonal auf in Richtung Kap. VI 60 Beschleunigung Beschleunigung allgemeine Ladungs- und Stromverteilung ρ, j nur Potenziale und Felder der O(1/r) für r → ∞ sind für Strahlung relevant |r − r | r n · r 1 Multipolentwicklung: t− =t− + +O , n = r/r c c c r 1 r n · r 1 r n · r 3 d r ρ(t − + , r ) , d3 r j(t − + , r ) AStr (t, r) = ΦStr (t, r) = r c c cr c c d λ 1 |n · r | =T = c c c ν (große Wellenlängen : λ d) |n · r | gibt unterschiedliche Verzögerungen der Quellpunkte r am Aufpunkt r an c für λ d Verzögerungseffekte“ klein ” Entwicklung von ρ, j um t − r/c nach n · r /c je größer Frequenz ν, desto mehr Terme müssen in dieser Multipolentwicklung berücksichtigt werden: E1, M1, E2, M2, . . . beschränken uns auf den führenden Term: elektrische Dipol- oder E1-Strahlung Str (t, r) = A 1 cr ΦStr (t, r) = 1 r r d3 r j(t − , r ) + . . . c r 1 d r ρ(t − , r ) + c r 3 −→ 1. Term in ΦStr ist q/r ΦE1 (t, r) = r ∂ρ(t − , r ) c d r r ∂t r n · r ∂ρ(t − c , r ) d r + ... c ∂t 3 kein Beitrag zur Strahlung n cr r ˙ − r ) n · d(t ∂ρ(t − , r ) c c d r r = ∂t cr 3 r p. Int. r = − d r r ∇ j(t − , r ) = d3 r j(t − , r ) c c ˙ − r ) d(t 1 r c E1 (t, r) = d3 r j(t − , r ) = A cr c cr r 1 1 ˙ ∇ × d(t − ) + O BE1 = ∇ × AE1 = cr c r2 .. r 1 xi .. r r ˙ ∂i r = − d (t − ) mit ∂i d(t − ) =d (t − ) − c c c rc c 3 3 .. r d (t − ) × n c E1 (t, r) = , B rc2 61 E1 = B E1 × n E −→ differenzielle Strahlungsleistung dPE1 E1 × B E1 ) · n = r 2 c n · (E = r2 S dΩ 4π .. r | d (t − )|2 sin2 θ c c E1 |2 = |B = r2 4π 4πc3 gesamte abgestrahlte Leistung PE1 = .. .. r r | d (t − )|2 2| d (t − )|2 dPE1 2 c c = dΩ dΩ sin θ = dΩ 4πc3 3c3 .. r 2| μ (t − )|2 c M1-Strahlung: PM1 = 3c3 Übungen: nichtrelativistisches Punktteilchen strahlt nur E1-Strahlung ab Spezialfall Hertzscher Dipol = d0 cos ωt = d0 Re e−iωt d(t) r −iω t − r c = d0 e−i(ωt − kr) d t − = d0 e c monochromatisch schwingender Dipol: in komplexer Notation: −i(ωt − kr) 2 HD (t, r) = − ω d × n = k2 n × d0 e , B rc2 r −→ HD (t, r) = B HD (t, r) × n E auslaufende Kugelwelle zeitgemittelte abgestrahlte Leistung: dPHD = dΩ = 2 c 2 HD (r) × B HD (t, r) = cr n Re E ∗ (r) r nEHD (t, r) × B HD 4π 8π ck4 cr 2 |BHD (r)|2 = |n × d0 |2 8π 8π Polardiagramm |n × d0 | = d0 sin θ ω 4 d20 sin2 θ dPHD = dΩ 8πc3 gesamte abgestrahlte Leistung: PHD = ω 4 d20 3c3 62 IV.7 Streuung typisches Streuexperiment gestreute Welle einfallende Welle Ladungen beschleunigt Vor.: i. einfallende monochromatische ebene Welle k · r − ωt) i( , E(t, r) = Re E0 e = k ×E B k ii. Punktladung sei in einem Oszillatorpotenzial gebunden (Modell für im Atom gebundenes Elektron): Ladung q, Frequenz ω0 , Dämpfung Γ iii. Bewegung nichtrelativistisch (v c) −→ iv. Wellenlänge der einfallenden Welle groß: vernachlässigbar v × B λ |rq | Bewegungsgleichung für Punktladung mit Trajektorie rq (t): .. 0 ei(k · rq − ωt) + O(v/c) m rq +mΓ r˙ q + mω02 rq = q E Reibungskraft −mΓ r˙ q : verursacht durch verschiedene Prozesse, die dem Punktteilchen Energie entziehen (Abstrahlung, Stoßprozesse, . . . ) Dipolnäherung: mit k rq = 2πrq /λ 1 eik · rq = 1 + O(rq /λ) allg. Lösung: Ansatz: rq,s (t) = r0 e−iωt −→ −→ (rq,h klingt mit e−Γt/2 ab) rq (t) = rq,s (t) + rq,h (t) (−ω 2 − iΓω + ω02 ) r0 = q E0 m zeitabhängiges Dipolmoment = q r0 e−iωt = d(t) 0 /m q2E e−iωt ω02 − ω 2 − iΓω 63 0 = eiδ E 0,r mit reellem Vektor E 0,r E −→ Vor.: einfallende Welle linear polarisiert zeitgemittelte Dipolstrahlung ω 4 q 2 |r0 |2 sin2 θ dP c 2 = |E0 | = dΩ 8πc3 8π q2 mc2 2 ω 4 sin2 θ (ω02 − ω 2 )2 + ω 2 Γ2 strikt elastische Streuung: keine Frequenzänderung in der gestreuten Welle Def.: differenzieller Wirkungsquerschnitt dP abgestrahlte Leistung in Raumwinkel dΩ dσ = = dΩ dΩ einfallende Leistung pro Fläche |S| = cuem = c |E 0 |2 mit |S| 8π diff. Wirkungsquerschnitt für Streuung von linear polarisierter Welle an gebundener Ladung dσ = dΩ q2 mc2 2 ω 4 sin2 θ (ω02 − ω 2 )2 + ω 2 Γ2 integrierter Wirkungsquerschnitt: dσ σ = dΩ dΩ 2 2 q ω4 8π = 3 mc2 (ω02 − ω 2 )2 + ω 2 Γ2 Elektronen: e2 = 2.8 fm = rkl me c2 klassischer Elektronenradius Rayleigh-Streuung: ω ω0 relevant für Streuung von Sonnenlicht an Molekülen in der Atmosphäre σ= −→ 8π 2 ω 4 r 3 kl ω04 blaues Sonnenlicht stärker gestreut als rotes 4 ωblau λ4rot 700 nm 4 σblau = 4 = 4 10 σrot 400 nm ωrot λblau Erklärung von Himmelsblau und Abendröte 64 Resonanzstreuung: ω ω0 −→ starke Energieabhängigkeit Instrument zur Strukturuntersuchung σ(ω = ω0 ) = σRes = 8π 2 ω02 r 3 kl Γ2 wo ist σ(ω) = σRes /2 ? wenn (ω02 − ω 2 )2 ω02 Γ2 (f ür Γ ω0 ) Lösung (für Γ ω0 ): ω = ω0 ± −→ Γ 2 Γ = Gesamtbreite bei halbem Maximum QM, QFT: Energieunschärfe des (Resonanz-)Zustands ∼ Γ = τ (τ = Lebensdauer des Zustands) Thomson-Streuung: ω ω0 , Γ insbesondere für freie Elektronen (ω0 = 0) σT(homson) = 8π 2 r 3 kl bisher immer linear polarisiertes Licht betrachtet für Praxis noch wichtiger: Streuung von unpolarisiertem Licht unpolarisiertes Licht: statistisches Gemisch aller möglichen Polarisationen Resultat (ohne Rechnung; θ = Streuwinkel zwischen ein- und auslaufender Welle): 2 2 dσT,unpol q sin2 θ = 1− dΩ mc2 2 integrierter Querschnitt: 2 2 1 2 2 dσT,unpol 1 + cos2 θ q 8π q d(cos θ) = 2π = σT,unpol = dΩ 2 dΩ mc 2 3 mc2 −1 −→ QFT: selbes Ergebnis wie vorher für σT , da im integrierten Querschnitt natürlich keine Richtung (der Polarisation) ausgezeichnet Compton-Streuung γ e− → γ e− Frequenz (∼ Energie) des Photons reduziert (↔ Rückstoß des gestreuten Elektrons) ω = ω 1 2ω θ 1+ sin2 2 me c 2 Frequenzverminderung ist ein Quanteneffekt: ω → ω für →0 65 Klein-Nishina-Formel für Streuung unpolarisierter Photonen dσunpol = dΩ e2 me c2 2 ω ω 2 ω 1 ω sin2 θ + − 2 ω ω 2 bisherige Betrachtung für ein einzelnes Streuzentrum: wie sieht der Wirkungsquerschnitt für N Streuzentren (Atome, Elektronen, . . . ) aus? i. inkohärente Streuung −→ wenn Streuzentren unabhängig voneinander abstrahlen σN = N σ Bsp.: Rayleigh-Streuung von sichtbarem Licht in Atmosphäre Luftmoleküle statistisch verteilt: inkohärente Streuung −→ i. kohärente Streuung konstruktive Interferenz der einzelnen Streuwellen −→ σN = N 2 σ Bsp.: Wasserdampf in der Atmosphäre; Wassertröpfchen mit Durchmesser d ∼ 2 ÷ 500 nm bestehen aus N Molekülen −→ für sichtbares Licht (400 ÷ 700 nm) schwingen −→ induzierte Dipolmomente in Phase −→ dTröpfchen = N dMolekül Wolken weitgehend undurchsichtig, da Licht stark gestreut wird andererseits: homogenes Wasser hat d > λ −→ Moleküle in verschiedenen Teilen der Wassertropfen nicht mehr in Phase −→ homogenes Wasser relativ durchsichtig (inkohärente Streuung) allg.: kohärente Streuung Paradebeispiel: ↔ Interferenz (konstruktiv oder destruktiv) Beugung von Röntgenstrahlen an Kristallen (Laue-Bedingungen) 66 V Elektrodynamik in kontinuierlichen Medien Vorgangsweise analog zur Kontinuumsmechanik: unmöglich (und unnötig), elm. Felder für 1023 Ladungen zu berechnen −→ Mittelung über mikroskopische Bereiche Mittelungsfunktion f (r) Vor.: f (r) rotationssymmetrisch typische Form −→ d3 rf (r) = 1 mikr = E mikr (t, r + r ) =: E(t, r) d3 r f (r ) E bezeichnet, obwohl jetzt andere Bedeutung als das ursprüngliche gemitteltes Feld wieder mit E Feld Emikr zur Erinnerung: Molekülgröße etwa 1 Å=0.1 nm, λLicht ∼ 600 nm −→ gemittelte Felder sinnvoll im optischen Bereich, nicht im Röntgenbereich (λ ∼ Å) und natürlich erst recht nicht für γ−Strahlung wichtig: es gibt keine neue Elektrodynamik in Materie! Maxwell-G. sind die fundamentalen Feldgleichungen auch in kontinuierlichen Medien makroskopische Maxwell-G. sind phänomenologische Näherungen, die in der Praxis von großem Nutzen sind V.1 Polarisierung und Magnetisierung makroskopische MG schauen zunächst wie die fundamentalen MG aus, ausgenommen ρ, j −→ gemittelte Größen ρ, j Grund: partielle Ableitungen kommutieren mit Mittelung der Felder ∂ ∂ E(t, r) = d3 r f (r ) E r + r ) mikr (t, ∂t ∂t ∂ ∂ E(t, r) = d3 r f (r ) Emikr (t, r + r ) ∂xi ∂xi wie sind ρ, j zu verstehen? mittlere Ladungsdichte ρ Materie besteht aus Atomen, Molekülen (elektrisch neutral) und freien“ Ladungsträgern ” (Ionen, Elektronen) −→ 67 Aufspaltung: ρ = ρfrei + ρgeb mit d3 r ρfrei = qV , ρfrei (t, r) = V V qa δ(3) (r − ra (t)) , d3 r ρgeb = 0 ρgeb (t, r) = a ρα (t, r − rα (t)) α wobei die atomaren (molekularen) Ladungsdichten ρα bei r = rα lokalisiert sind (d ∼ Å) Mittelung der gebundenen Ladungsdichte 3 d r f (r )ρα (t, r − rα (t) + r ) = d3 r f (r + rα (t) − r)ρα (t, r ) ρgeb (t, r) = α = f (r − rα (t)) α 3 d r ρα (t, r ) − α (r − rα (t)) ∇f α d3 r r ρα (t, r ) + . . . dα (t) =0 (neutrale Einheiten) dabei wurde die Mittelungsfunktion in der Dipolnäherung um r − rα (t) entwickelt: f (r + rα (t) − r) = f (r − rα (t) − r ) (r − rα (t)) + O(r 2 ) = f (r − rα (t)) − r · ∇f daher ρgeb (t, r) = −∇ = −∇ dα (t) f (r − rα (t)) α d3 r P (t, r) =: ρpol (t, r) dα (t) δ(3) (r − rα (t)) f (r − r ) = −∇ α Def.: Polarisierung P (t, r) = dα (t) δ(3) (r − rα (t)) α = elektrisches Dipolmoment = Dipoldichte der neutralen Einheiten Volumen da es bei Punktladungen nichts zu mitteln gibt −→ ρ(t, r) = ρfrei (t, r) + ρpol (t, r) P (t, r) = ρfrei (t, r) − ∇ Ladungserhaltung −→ Kontinuitätsgleichung j = 0 ρ̇ + ∇ jfrei = 0 muss separat für die freien Ladungen gelten: ρ̇frei + ∇ analoge Analyse für die Stromdichte j(t, r) = jfrei (t, r) + jgeb (t, r) 68 integrierte Polarisierung d3 r P (t, r) = V dα (t) α∈V (t, r) (Magnetisierung) der gebundenen analoge Definition der magnetischen Dipoldichte M (neutralen) Objekte (t, r) d3 r = M μα (t) α∈d3 r diese Magnetisierung führt auf einen gemittelten Strom (alles in Dipolnäherung!) ×M (t, r) jmag (t, r) = c ∇ kann allerdings noch nicht alles sein: auch Polarisierung trägt zum gemittelten Strom bei ρ(t, r) = ρfrei (t, r) + ρpol (t, r) j(t, r) = jfrei (t, r) + jmag (t, r) + jpol (t, r) Kontinuitätsgleichung −→ jmag − ∇ jpol = −∇ jpol = −∇ P˙ ρ̇pol = −∇ −→ konsistente (und richtige) Wahl: jpol = ∂ P (t, r) ∂t homogene Maxwell-G. bleiben bei der Mittelung unverändert ×E + 1 ∂B = 0 , ∇ c ∂t Mittelung betrifft nur die inhomogenen MG: B =0 ∇ P E = 4πρ = 4π (ρfrei + ρpol ) = 4πρfrei − 4π ∇ ∇ Def.: D-Feld (elektrisches Hilfsfeld, dielektrische Verschiebung, elektrische Induktion, elektrische Erregung, . . . ) =E + 4π P D daher D = 4πρfrei ∇ letzte Maxwell-G.: ×B − 1 ∂E ∇ c ∂t = = −→ + 4π P × B − 4π M −1 ∂ E = ∇ c ∂t 4π jfrei + jmag + jpol c 4π ×M + 4π P˙ jfrei + 4π ∇ c c 4π jfrei c Def.: H-Feld (magnetisches Hilfsfeld, magnetische Feldstärke, magnetische Erregung, . . . ) =B − 4π M H 69 Maxwell-Gleichungen in Materie (Dipolnäherung) D = 4π ρfrei ∇ B =0 ∇ ×E + 1 ∂B = 0 ∇ c ∂t ×H − 1 ∂ D = 4π jfrei ∇ c ∂t c B bestimmt Lorentz-Kraft: nach wie vor durch die (jetzt gemittelten) Felder E, 1 3 KL (t) = d r ρfrei (t, r)E(t, r) + jfrei (t, r) × B(t, r) allerdings mit ρfrei , jfrei : c D, B, H noch nicht fest Problem: ρfrei , jfrei legen i.a. E, normalerweise nicht vorgegeben, sondern stellen sich erst in Abhängigkeit P , M B ein −→ weitere phänomenologische Annahmen notwendig von E, atomistische Erklärung von Polarisierung und Magnetisierung a. induzierte P , M Atome, Moleküle besitzen zunächst keine Dipolmomente, durch äußeres Feld werden sie M antiparallel B aber induziert (Deformation der Elektronenhülle) −→ P || E, (Lenzsche Regel, Diamagnetismus) b. Orientierungspolarisierung, -magnetisierung Atome, Moleküle besitzen Dipolmomente, die aber zunächst zufallsverteilt sind; wer M || B (Paramagnetismus) wegen den im äußeren Feld ausgerichtet −→ P || E, Drehmoment der äußeren Felder auf Dipolmomente c. spontane P , M benachbarte Dipole wechselwirken miteinander −→ Dipoldichte = 0 auch ohne äußere Felder; starke Temperaturabhängigkeit (nur für kleine T ; Phasenübergang bei T = Tc ) und nur in geordneten Medien: Ferroelektrizität, Ferromagnetismus −→ und E, bzw. H und B (Hysterese) −→ komplizierter Zusammenhang zwischen D Physik der kondensierten Materie Energiebilanz durch E, B ausgedrückt früher: j · E jetzt: da Lorentz-Kraft ungeändert (allerdings für jfrei ) dEMat = d3 r jfrei · E dt mit = − c ∇( E × H) − 1 H · ∂B − 1 E · ∂D jfrei · E 4π 4π ∂t 4π ∂t S − ∂uem = −∇ ∂t 70 mit ∂uem 1 ˙ ·B ˙ = E·D+H ∂t 4π ×H , = c E S 4π häufiger Fall (s. nächster Abschnitt): uem = konst. E, H = konst. B D 1 ·B E·D+H = 8π −→ Randbedingungen zwischen 2 Medien analog wie im statischen Fall (für zeitlich wenig veränderliche Felder): Oberflächenladungsdichte σfrei zur Vereinfachung: keine Oberflächenstromdichte D = 4π ρfrei ∇ II − D I · n = 4π σfrei D −→ Gauß (Normalkomponenten) =0 B ∇ −→ II − B I · n = 0 B ×H − 1 ∂ D = 4π jfrei ∇ c ∂t c −→ II − H I = 0 n × H Stokes (Tangentialkomponenten) ×E + 1 ∂B = 0 ∇ c ∂t II − E I = 0 n × E −→ diese Randbedingungen werden im letzten Abschnitt gebraucht V.2 Isotrope Medien phänomenologische Näherungen zur Lösung der Maxwell-G. in Medien eingeführt , M ∝B (oder H) für schwache Felder: P ∝ E sicher nicht richtig für Ferroelektrizität, -magnetismus Beispiel (s. Abschnitt über Streuung): induziertes Dipolmoment im zeitabhängigen äußeren Feld d = ω02 q 2 E/m = αE − ω 2 − iΓω mit Polarisierbarkeit α (komplex, frequenzabhängig in der Fourierdarstellung) −→ P = δ(3) (r − rβ ) = n0 α E dβ δ(3) (r − rβ ) = α E β β 71 wenn alle dβ gleich: n0 = Dichte der Atome (Moleküle) Def.: elektrische Suszeptibilität χe P = χe E = E + 4π P = εE D −→ ε = 1 + 4πχe Permittivität (Dielektrizitätskonstante) analog: magnetische Suszeptibilität χm = χm H M = H + 4π M = μH B −→ Permeabilität μ = 1 + 4πχm Bem.: ε → 1 , μ → 1 ergeben MG im Vakuum, aber Achtung: makroskopische MG ableitbar durch Mittelung der fundamentalen MG, aber natürlich nicht umgekehrt selbst bei angenommenem linearen Zusammenhang verschiedene Möglichkeiten: ε , μ i.a. zeit- und ortsabhängig in Kristallen Tensoren statt Skalare H) angeben Ferromagnetismus: keine Linearität mehr (Hysterese) −→ gleich B( für weitere Diskussion: räumliche Homogenität −→ ε , μ ortsunabhängig zunächst auch Zeitunabhängigkeit vorausgesetzt −→ ε , μ tatsächlich Konstante große Vereinfachung: −→ r) = ε E(t, r) , B(t, r) = μ H(t, r) D(t, MG im wesentlichen wie im Vakuum zu lösen Kondensator mit Medium (Dielektrikum) ×E =0 D = 4πρfrei , ∇ ∇ ε = konst. −→ −→ ×D =0 ∇ = 4π q ez = ε E D F Potenzial hängt mit Kraft und daher zusammen: E = −∇Φ mit E = 4π q d = q V = Φ(z = 0) − Φ(z = d) = d |E| εF C Kapazität wird durch Dielektrikum erhöht (immer ε ≥ 1): Spannung: −→ C= εF 4πd typische Werte von ε (bei 20◦ C) Luft: 1.0006, Glas: 4 ÷ 10, Wasser: 80 72 Spule mit para(ferro-)magnetischem Medium (μ > 1) B =0 ×H = 4π jfrei , ∇ ∇ c H =0 μ = konst. −→ ∇ jetzt für H: daher frühere Lösung für B = H 4πIN e3 cl innen = 0 außen = μH = 4πIN μ e3 und daher: B cl −→ (innen) (relevant für Lorentzkraft, Induktion, . . . ) durch Eisenkern große Verstärkung von B zeitabhängige Felder beschränken uns auf elektrisches Feld; Polarisierung jetzt nicht mehr instantan =s−1 ): Ansatz (Dimension der Suszeptibilität jetzt [χe ] zeitliche Faltung ∞ − t , r) dt χe (t ) E(t P (t, r) = −∞ Kausalität: − t , r) für t > 0 (d.h. aus früheren Zeiten) P (t, r) kann nur von E(t beeinflusst werden −→ Fouriertransformation: f˜(ω) = ∞ −∞ χe (t) = 0 dt f (t) eiωt f ür f ür t<0 χe f = P , E, Theorie der FT (leicht zu verifizieren): Faltung −→ Produkt, d.h. ˜ ˜ r) P (ω, r) = χ̃e (ω) E(ω, −→ fouriertransformierte Suszeptibilität χ̃e (ω) wieder dimensionslos ˜ ˜ ˜ r) D(ω, r) = ε̃(ω) E(ω, r) = [1 + 4π χ̃e (ω)] E(ω, im Oszillatormodell: ε̃(ω) = 1 + 4πn0 q 2 /m ω02 − ω 2 − iωΓ Bem.: ε(t) immer reell, ε̃(ω) i.a. komplex (wie im Oszillatormodell) untersuchen ε̃(ω) als Funktion der komplexen Variable ω 73 −→ Pole von ε̃(ω), wenn ω 2 + iωΓ − ω02 = 0 −→ Vor.: ω0 > Γ/2 iΓ Γ2 ± ω02 − 2 4 beide Pole in der unteren Halbebene ω1,2 = − wegen Γ > 0 (Dämpfung) Beh.: kein Zufall, sondern folgt ganz allgemein aus der Kausalität da χe (t) = 0 für t < 0 Bew.: ε̃(ω) = 1 + 4π χ̃e (ω) = 1 + 4π ∞ −∞ dt χe (t) eiωt = 1 + 4π ∞ 0 dt χe (t) eiωt −→ ω = ωr + iωi ∞ dt χe (t) eiωr t − ωi t ε̃(ω) = 1 + 4π zerlegen ω in Real- und Imaginärteil: 0 −→ Integral ∃ stets für ωi ≥ 0 wegen t ≥ 0 −→ Halbebene (und hat dort insbesondere keine Pole) ε̃(ω) ist analytisch in der oberen qed Wegintegral in der komplexen ω−Ebene ε̃(ω ) − 1 dω ω −ω C Integral über Halbkreis: verschwindet für R → ∞ Cauchy: ω−ε −∞ + ∞ + =P ω+ε ∞ −∞ + =0 mit Hauptwert(integral) P ∞ −∞ = lim ε→0 ω−ε −∞ ∞ + ω+ε andererseits folgt aus dem Residuensatz ∞ + = 2πi [ε̃(ω) − 1] P leicht nachzuprüfen: dz + z −∞ dz =0 z Summe Cauchy und Residuensatz: (hier z = ω − ω) P ∞ −∞ = iπ [ε̃(ω) − 1] und daher explizit Dispersionsrelation ∞ i ε̃(ω ) − 1 ε̃(ω) = 1 − P dω π ω −ω −∞ 74 Dispersionsrelation verbindet Re ε̃(ω) (Dispersion) und Im ε̃(ω) (Absorption) χe (t)∗ = χe (t) impliziert Im ε̃(−ω) = −Im ε̃(ω) Re ε̃(−ω) = Re ε̃(ω) , Zerlegung der Dispersionsrelation in Real- und Imaginärteil und Benützung von ∞ ∞ dωf (ω) = dω [f (ω) + f (−ω)] ergibt die −∞ 0 Kramers-Kronig-Relationen 2 Re ε̃(ω) = 1 + P π ∞ dω 0 ω Im ε̃(ω ) ω 2 − ω2 2ω Im ε̃(ω) = − P π , ∞ dω 0 Re ε̃(ω ) − 1 ω 2 − ω2 diese Relationen folgen einzig und allein aus der Kausalität Konsequenzen: i. im statischen Limes (ω = 0) ist ε̃(0) immer reell (da Im ε̃(0) = 0) ii. ε̃(0): Dielektrizitätskonstante im engeren Sinn ε̃(0) = Re ε̃(0) ≥ 1 für Im ε̃(ω) ≥ 0 (nächster Abschnitt) Dispersionsrelationen kommen in vielen Bereichen der Physik zur Anwendung, z.B. auch in der Quantenfeldtheorie: Kausalität −→ analytische Struktur von (Streu-)Amplituden −→ Dispersionsrelationen V.3 Elektromagnetische Wellen in kontinuierlichen Medien Vor.: i. isotropes und homogenes Medium: ε, μ ortsunabhängig ii. Zeit-, bzw. Frequenzabhängigkeit zugelassen: nicht zu große Frequenzen (Wellenlänge λ Mittelungsbereich notwendig) iii. ρfrei = 0, jfrei = 0 (ε(ω), etc. jetzt ohne Tilde geschrieben) Ansatz: monochromatische Welle & % & % r) = Re ε(ω) E( r ) e−iωt r) = Re E( r ) e−iωt , D(t, E(t, " # & % r) B( r) = Re r) = Re B( r ) e−iωt , e−iωt H(t, B(t, μ(ω) ω reell vorausgesetzt (sonst exp. Anwachsen oder Abfall in der Zeit) ε(ω), μ(ω) i.a. komplex (s. Oszillatormodell) 75 Maxwell-G. im Medium: E( r) = 0 , ∇ B( r) = 0 , ∇ mit r) = 0 × E( r ) − iω B( ∇ c r) = 0 × B( r) + iωεμ E( ∇ c × (∇ × B) = ∇( ∇ B) − ΔB = −ΔB ∇ wegen ρfrei = 0) (analog für E 2 =0 ×B = −ΔE − ω εμ E × (∇ × E) − iω ∇ ∇ c c2 ω 2 εμ E(r) = 0 , −→ Δ+ 2 c Lösung durch ebene Wellen: % & r) = Re E 0 ei(k·r−ωt) , E(t, ω 2 εμ Δ+ 2 c r) = 0 B( % & r) = Re B 0 ei(k·r−ωt) B(t, mit ω2 = c2 2 c2 k = 2 k2 = c2k02 , εμ n k = √εμ k0 da ω und c reell, εμ i.a. komplex −→ k i.a. komplex (zur Vereinfachung: k0 reell) √ Def.: Brechungsindex n = εμ (i.a. komplexe Funktion von ω) n= √ εμ = nr + iκ = |n| eiδ , k = (nr + iκ) k0 zusätzliche Konsequenzen der Maxwell-G. (völlig analog zum Vakuumfall) k0 · E 0 = 0 , k0 · B 0 = 0 , k0 × E 0 0 = ω B cn k0 × B 0 0 = − nω E c Folgerungen: ⊥ k0 , E ⊥B , aber |E| = |B| (wenn |n| = 1) ⊥ k0 , B wie im Vakuum E Polarisation ebenfalls wie im Vakuum: i.a. elliptische Polarisation 0 reell betrachten Spezialfall der linearen Polarisation: E k · r − ωt) i( 0 cos (nrk0 · r − ωt) e−κk0 · r =E E(t, r) = E0 Re e 0 = |n| eiδ k0 × E 0 0 = n k0 × E B k0 k0 0 cos (nrk0 · r − ωt + δ) e−κk0 · r r) = |n| k0 × E B(t, k0 −→ zu E phasenverschoben gedämpfte ebene Wellen in Richtung k0 ; B 76 Phasengeschwindigkeit Maximum der ebenen Welle bewegt sich mit Geschwindigkeit vP = ω c = nr k0 nr in Richtung k0 : vP (ω) ist i.a. frequenzabhängig Wellenlänge: wenn κ > 0 −→ nr k0 λ = 2π −→ λ= −→ Dispersion (s. weiter unten) 2π λ0 = nr k0 nr Dämpfung der Amplituden in Ausbreitungsrichtung k0 explizite Form im Oszillatormodell: ε(ω) = 1 + n= 4πn0 q 2 /m , ω02 − ω 2 − iωΓ μ(ω) = 1 √ εμ → n2 = εμ = n2r − κ2 + 2inr κ , Im ε = Im ε = 2nr κ 4πn0 q 2 ωΓ/m > 0 (ω02 − ω 2 )2 + ω 2 Γ2 da nr > 0 in allen realistischen Fällen (nr : Brechungsindex im engeren Sinn) Im ε >0 tatsächlich Dämpfung in Richtung der Wellenausbreitung: κ= 2nr Folgerung: z.B. exponentielle Abnahme der Energiedichte uem 1 = 8π Absorptionskoeffizient = 2κk0 = 2 2 + B εE μ −→ k0 · r −2κk0 k0 ∼ e k0 Im ε nr 1 auf e-ten Teil ab 2κk0 Energieverlust: Strahlung, Streuung an Atomen, Erwärmung des Mediums, etc. κ und weitere Konsequenz der Dämpfung: Phasenverschiebung δ = arctan nr −→ Intensität der Welle fällt auf einer Absorptionslänge lA = + |B(t δ r)| , , r)| = |n| |E(t, ω |n| = 1 i.a. typische Frequenzabhängigkeit von n = betrachten wieder Oszillatormodell: a ε(ω) = 1 + 2 ω0 − ω 2 − iωΓ a = 4πn0 q 2 /m > 0 , μ = 1 , n2 = ε(ω) Re ε(ω) = 1 + a(ω02 − ω 2 ) (ω02 − ω 2 )2 + ω 2 Γ2 77 √ εμ Im ε(ω) = aωΓ (ω02 − ω 2 )2 + ω 2 Γ2 ähnlicher Verlauf für Brechungsindex nr (ω) ∼ (bei kleiner Dämpfung) und für κ(ω) = Re ε(ω) Im ε(ω) 2nr (ω) bei kleiner Dämpfung: n2 = εμ = n2r − κ2 + 2inr κ −→ 2nr dRe ε(ω) dnr dω dω man unterscheidet daher normale Dispersion anomale Dispersion dnr >0 dω wenig Absorption dnr <0 dω starke Absorption weit weg von Resonanz Nähe einer Resonanz Dispersion beschränken uns auf normale Dispersion (κ 0) −→ ebene Wellen fast wie im Vakuum allerdings: n , k = n k0 annähernd reell ω(k) i.a. nicht mehr linear in k, da ω2 = Bem.: −→ c2 k2 n2 (ω(k)) n nr im weiteren nicht unterschieden physikalisch realisierbar sind Wellenpakete k) ei(k · r − ω(k)t) E(t, r) = d3 k E( B) zur Vereinfachung Beschränkung auf eine Raumdimension (f : Komponente von E, ∞ dk f˜(k)ei(kx − ω(k)t) f (t, x) = −∞ verschiedene Wellenzahlen −→ verschiedene Phasengeschwindigkeiten vP (k) = ω(k)/k betrachten jetzt ein fast monochromatisches Wellenpaket Spektrum der Welle: |f˜(k)|2 entwickeln ω(k) um k0 , wo Spektrum ausgeprägtes Maximum hat 78 ω(k) = ω(k0 ) + ! dω(k) |k=k0 (k − k0 ) + O (k − k0 )2 dk vG dk f˜(k)ei(kx − ω(k0 )t − vG (k − k0 )t) k − ω(k )) it(v G 0 0 dk f˜(k) eik(x − vG t) = eit(vG k0 − ω(k0 )) f (0, x − vG t) = e f (t, x) Folgerung: |f (t, x)| = |f (0, x − vG t)| wenn höhere Terme in Entwicklung von ω(k) um k0 vernachlässigbar −→ Welle pflanzt sich fort mit Gruppengeschwindigkeit vG = dω(k) |k=k0 dk Elektrodynamik dω(k) = c = vP dk Wellenleiter (ähnlich für Plasmawellen): andere Dispersionsrelation ' ω(k) ω2 2 2 2 = c 1 + 2min2 > c ω(k) = ωmin + c k −→ vP = k c k c2 k dω(k) 1 =' = c < c −→ vG = 2 dk 2 ωmin ωmin + c2 k2 1+ 2 2 c k Vakuum: εμ = 1 interessante Frage: −→ −→ ω(k) = kc vG = gilt immer vG ≤ c ? Wellen im Medium: ω(k) = kc n(ω) −→ vP = c n leiten die Gleichung n(ω)ω = ck nach k ab dω(k) dω dn dω ω+n = c −→ vG = = dω dk dk dk normale Dispersion: dn > 0, n > 1 dω −→ vG < vP < c 79 c n+ω dn dω = c ω dn n 1+ n dω anomale Dispersion: Im n nicht vernachlässigbar −→ vG keine aussagekräftige Größe Gruppengeschwindigkeit vG : bei Spektrum mit scharfem Maximum Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Zentrums des Wellenpakets Phasen- und Gruppengeschwindigkeit sind zu unterscheiden von der Front(oder Signal)geschwindigkeit eines im Ortsraum lokalisierten Wellenpakets Theorie der Fourier-T.: vF = lim ω(k)/k k→∞ Hochfrequenzlimes: Mittelung der Kontinuumselektrodynamik nicht mehr sinnvoll −→ Hochfrequenzwelle sieht“ körnige (atomare) Struktur ” zwischen den Atomen ist aber Vakuum −→ vF = c (Plausibilitätsargument, kein Beweis) tatsächlich erfordern hohe Frequenzen Behandlung mit Quantenfeldtheorie: relativistische QFT −→ vF = c (Kausalität) eigentliche Bedeutung der Dispersion = Zerfließen von Wellenpaketen in der Näherung ω(k) ω(k0 ) + vG (k − k0 ) −→ vG vP wenn vG = vP : Wellenpaket zerfließt, weil verschiedene Fourierkomponenten versch. Phasengeschwindigkeiten haben −→ offenbar höhere Terme in der Entwicklung von ω(k) ausschlaggebend einfaches Modell: Gaußsches Wellenpaket mit quadratischem Term in ω(k) b2 (k − k0 )2 − b 2 f˜(k) = √ e 2π a2 k2 −→ ω(k) = ω0 1 + 2 vG = dω(k) |k0 = a2 ω0 k0 dk Konstante a, b: Längen, die Wellenpaket und Dispersion charakterisieren f (t, x) = b dk f˜(k)ei(kx − ω(k)t) = √ 2π 2 2 b2 (k − k0 )2 ikx − iω t 1 + a k 0 − 2 2 dk e e 80 Nebenrechnung für Exponenten: a2 k2 b2 (k − k0 )2 + ikx − iω0 t − iω0 t 2 2 2 b a2 k02 2 2 = − d(t) (k − k0 ) + ik(x − vG t) − iω0 t 1 − 2 2 g(t, x, k) = − = − b2 d(t)2 (k − k0 )2 + i(k − k0 )(x − vG t) + ik0 x − iω(k0 )t 2 mit d(t)2 = 1 + iω0 a2 t, b2 vG = a2 ω0 k0 mit neuer Integrationsvariable k = k − k0 und dem Integral 1 √ 2π z2 L2 k 2 − − 1 2 eikz = e 2L2 dk e L −∞ ∞ ergibt sich als explizite Form des Wellenpakets (x − vG t)2 − x − iω(k )t ik 0 e 0 2 2 e 2b d(t) f (t, x) = d(t) t=0: x2 − 2 |f (0, x)| = e 2b t>0: (x − vG t)2 − 2 4 e 2b |d(t)| |f (t, x)| = |d(t)| Interpretation der Zeitabhängigkeit: Maximum des Wellenpakets bewegt sich mit Gruppengeschwindigkeit vG 1/2 a4 2 2 2 Breite ∼ b|d(t)| = b 1 + ω0 t 4 wächst mit t b Breite wächst umso rascher, je kleiner b/a −→ schmälere Wellenpakete zerfließen rascher (Maximum wird dabei kleiner mit wachsendem t) Δx Δk 1 kleines b ↔ breites Spektrum |f˜(k)|2 größerer Bereich von verschiedenen Phasengeschwindigkeiten Grund: klassische Unschärferelation V.4 Reflexion und Brechung experimentelle Situation: 2 verschiedene Medien I, II mit Brechungsindizes √ √ nI = εI (μI = 1) , nII = εII (μII = 1) 81 Vor.: Medien durch (x,y)-Ebene getrennt, nI reell, nII = nII,r + iκII einfallende elektromagnetische Welle in I fällt auf Trennfläche einfallende Welle (z ≤ 0) (komplexe Notation) r) = E 0 ei(k · r − ωt) E(t, 0 = 0 = k × E/k 0 , k = nI k0 , k · E B Randbedg.: an Grenzfläche ρfrei = 0, jfrei = 0 N.B.: Zeichnung nur für ,E , nII sinnvoll 0, E reelle E 0 0 Randbedingung an die Felder (s. Abschnitt V.1): H =B (wegen μ = 1) stetig bei z = 0 Tangentialkomponenten von E, B stetig bei z = 0 Normalkomponenten von D, −→ muss i.a. auch eine Welle in II geben: gebrochene Welle 0 ei(k · r − ω t) , (t, r) = E E /k0 = k × E B (z ≥ 0) damit sind die Randbedingungen i.a. noch nicht zu erfüllen −→ ∃ i.a. auch eine reflektierte Welle 0 ei(k · r − ω t) , (t, r) = E E dabei gilt natürlich /k0 = k × E B (z ≤ 0) k2 ω2 2 = k = , etc. 0 c2 n2I beginnen mit Tangentialkomponenten von E k · r − ωt) i(k · r − ω t) i( ei(k · r − ω t) + E0 e = ez × E z=0: ez × E0 e 0 −→ ω = ω = ω −→ muss für alle Zeiten gelten k2 k 2 k 2 ω2 = = = = k02 c2 n2I n2I n2II legen k in die (x,z)-Ebene: Randbedg. (z = 0) ∀ y −→ k = k ∝ ei(k1 x + k3 z − ωt) E −→ k2 = k2 = 0 −→ k, k , k liegen in einer Ebene ∀ x (z = 0) −→ k1 = k1 = k1 sin ϕ = k1 k k1 , sin ϕ = 1 = k k k 82 −→ (k, k reell) Reflexionsgesetz (Einfallswinkel=Ausfallswinkel): Vor.: κII nII,r −→ schwach gedämpfte Welle in II −→ eik · r = ei Re k · r e−Im k · r Re k definiert Richtung der gebrochenen Welle sin ϕ = ϕ = ϕ −→ k1 k1 k0 nI sin ϕ k1 = = = k0 |Re (nII,r + iκII )| k0 nII,r |Re k | |Re (k0 nII )| Brechungsgesetz (Snellsches Gesetz): nI sin ϕ = nII,r sin ϕ damit sind Exponentialfaktoren in allen Wellen gleich (für z = 0) ,E (i.a. komplex) in Beziehung zueinander 0, E verbleibende Randbedg. setzen E 0 0 B Normalkomponenten von D, 0 + E ) · ez = εII E · ez εI (E 0 0 k × E 0 + k × E · ez = k × E · ez 0 0 i. ii. H =B Tangentialkomponenten von E, ) × ez = E × ez 0 + E (E 0 0 k × E 0 + k × E × ez = k × E × ez 0 0 iii. iv. bel. einfallende Welle ist Überlagerung zweier orthogonal aufeinander linear pol. Wellen; 0 · ey = 0 0 in der Einfallsebene liegt, d.h. E beschränken uns hier auf den Fall, dass E ,E alle in Einfallsebene 0, E Randbedg. −→ E 0 0 ' ' ' 2 2 2 2 , εII = n2 i.a. komplex N.B.: E0 = E0 , E0 = E0 , εI = nI alle reell; E0 = E II 0 i −→ n2I E0 + E0 sin ϕ = n2II E0 sin ϕ dabei ist die i.a. (für κII = 0) komplexe Größe sin ϕ def. durch k1 = k sin ϕ (k1 reell, k komplex) ∝ ey Relation ii ist identisch erfüllt, da k × E iii −→ E0 − E0 cos ϕ = E0 cos ϕ , ∝ ey iv: da k × E =0 da k · E −→ −→ sin2 ϕ + cos2 ϕ = 1 resultierender Vektor in x-Richtung Produkt der Beträge k E geht ein; mit k 2 k2 = = n2I , k02 k02 nI E0 + E0 = nII E0 k 2 = n2II k02 83 −→ −→ i + iv allg. Form des Brechungsgesetzes für komplexes nII nI sin ϕ = nII sin ϕ iii + iv: 2 Gleichungen für E0 , E0 (ϕ mit Hilfe des Brechungsgesetzes eliminiert) 0 in Einfallsebene) Fresnelsche Formeln (für E E0 E0 = E0 2nI nII cos ϕ ' , n2II cos ϕ + nI n2II − n2I sin2 ϕ E0 ' i.a. komplexe Größen; wenn nII komplex: = n2II cos ϕ − nI n2II cos ϕ + nI ' ' n2II − n2I sin2 ϕ n2II − n2I sin2 ϕ n2II − n2I sin2 ϕ = nII cos ϕ zeitgemittelte Energiestromdichte > = <S = c c ∗ ×H >= c Re E 0 × H 0∗ μ=1 <E Re E × B 0 = 0 4π 8π 8π " # ∗ k0 c n c 0∗ = c |E0 |2 k0 Re n 0 · E k0 × E0 Re E0 × Re n E = 8π k0 8π k0 8π k0 in Einfallsebene) Reflexionskoeffizient R|| (für E R|| = > | |E |2 |<S = 02 >| |E0 | |<S ϕ=0 = (nII,r − nI )2 + κ2II |nII − nI |2 = |nII + nI |2 (nII,r + nI )2 + κ2II Transmissionskoeffizient T|| T|| = > | |E |2 Re nII |<S = 0 2 >| |E0 | nI |<S Energieerhaltung: ϕ=0 = 4nI nII,r 4nI Re nII = 2 |nII + nI | (nII,r + nI )2 + κ2II R|| + T|| = 1 für sichtbares Licht: Medium I = Luft, nI 1 Wasser: nII,r 1.33, κII nII,r −→ R|| 0.02 −→ Wasser ist transparent: T|| 0.98 Metall: nII iκII Metallspiegel! −→ im weiteren angenommen: T|| 0 −→ R|| 1 nII reell 2nI cos ϕ E0 = , E0 nII cos ϕ + nI cos ϕ E0 nII cos ϕ − nI cos ϕ = E0 nII cos ϕ + nI cos ϕ Folgerung: E0 = 0 für nII cos ϕB = nI cos ϕ zusammen mit Brechungsgesetz nI sin ϕB = nII sin ϕ kann ϕ eliminiert werden 84 −→ Ergebnis tan ϕB = nII nI −→ tan ϕ = nI = cot ϕB nII −→ ϕB + ϕ = π 2 ϕB : Brewsterscher Winkel bei ϕ = ϕB : kein reflektierter Strahl in Einfallsebene wenn E −→ bei einfallender unpolarisierter Strahlung ist reflektierte Welle ⊥ Ebene vollständig polarisiert mit E Herstellung von polarisiertem Licht (orth. polar. Komp. immer = 0) Symmetrierelation für allgemeine Winkel: |E0 | ungeändert bei ϕ ↔ ϕ und nI ↔ nII −→ Reflexionskoeffizient gleich groß für |E0 | Wellen, die von I nach II unter Winkel ϕ einfallen wie für Wellen, die von II nach I unter Winkel ϕ einfallen, wobei nI sin ϕ = nII sin ϕ Totalreflexion Einfall vom optisch dichteren ins optisch dünnere Medium: nII < nI sin ϕ = −→ nII nII sin ϕ ≤ <1 nI nI −→ ϕ ≤ ϕTR = arcsin Totalreflexion für ϕ > ϕTR Anwendungen: Glasfaser als Lichtleiter, Röntgenlinsen 85 (beide reell) nII nI VI Relativistische Formulierung der Elektrodynamik Mechanik: ausgezeichnete Rolle der Inertialsysteme Relativitätsprinzip: alle Inertialsysteme gleichberechtigt −→ Forminvarianz der Newtonschen Gleichungen unter Galilei-Transformationen Elektrodynamik: offenbar nicht invariant unter Galilei-Transformationen, da Lichtgeschwindigkeit ausgezeichnet von Maxwell bis 1905: MG gelten in einem bevorzugten Bezugssystem, in dem der Träger der elektromagnetischen Wellen ruht (Äther) Michelson und Morley (1887): Lichtgeschwindigkeit in allen Richtungen gleich, obwohl Erde sicher keine ausgezeichnete Position im Universum (Bewegung der Erde im Sonnensystem, in der Milchstraße, gegenüber Fixsternen) Einstein ( Zur Elektrodynamik bewegter Körper“ , 1905): wenn c in allen Inertialsystemen ” den gleichen Wert hat −→ Modifikation der Galilei-Transformationen notwendig kein Äther, aber gravierende Änderung des Zeitbegriffs −→ Relativität der Gleichzeitigkeit Galilei-Transformationen −→ Lorentz-Transformationen wichtiger Unterschied: (Maxwellsche) Elektrodynamik ist bereits eine lorentzinvariante Theorie (Newtonsche) Mechanik muss dagegen modifiziert werden, um Invarianz unter Lorentz-Transformationen zu erreichen VI.1 IS: t, r Relativitätsprinzip und Lorentz-Transformationen IS : t , r (spezielle) Galilei-Transformation: (universelle Zeit) t = t r = r − v t dr dr dr = − v = −→ dt dt dt d2r d2r = 2 −→ Galilei-Invarianz der Mechanik −→ 2 dt dt angenommen, Elektrodynamik wäre galileiinvariant: IS: Lichtgeschwindigkeit=c −→ IS : c = c − v (in Richtung v ) Widerspruch zum Experiment −→ Relation zwischen (t, r) und (t , r ) muss geändert werden welche Kriterien sind maßgebend? verlangen nach wie vor das Relativitätsprinzip: kein Inertialsystem ist vor einem anderen ausgezeichnet 86 −→ sehr starke Einschränkung an mögliche Transformationen stellen 3 Forderungen an erlaubte Transformationen zwischen Inertialsystemen A. Eigenschaft der kräftefreien Bewegung geradlinig, gleichförmig in IS ⇔ geradlinig, gleichförmig in IS Folgerung: lineare Transformation zwischen (t, r) und (t , r ) Eigenschaft unter räumlichen Drehungen: t, t Skalare, r, r Vektoren −→ allgemeiner Ansatz: t = a t + b v · r r = d r + e v (v · r) + f v t −→ a(v ), . . . , f (v ) drehinvariant r Festlegung: nur von v = |v | abhängig = 0 soll r = v t entsprechen d + e v2 + f = 0 −→ v IS −→ B. Inverse Transformation: IS sehr starke Einschränkung −→ IS ⇔ − v −→ IS nur mehr einzige unbestimmte Funktion a(v) 1 − a2 v · r a v2 a−1 = r + 2 v (v · r) − a v t v t = a t + r C. Gruppeneigenschaft IS v −→ IS w −→ IS ⇒ IS u −→ IS selbe Struktur mit u(v , w) Forderung legt a(v) bis auf eine Konstante K fest: a(v) = 1 v2 1− 2 K =: γ außerdem folgt aus der Gruppeneigenschaft das Geschwindigkeitsadditionstheorem: wenn v || w −→ Geschwindigkeitsadditionstheorem für allg. v , w legen v in die x-Richtung: vx t = γ t − 2 K x = γ (x − v t) 87 u = v + w vw 1+ 2 K −→ Übungen y = y z = z was ist die Bedeutung der Konstanten K (Dimension einer Geschwindigkeit)? v 2 x2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 = γ x − 2v x t + v t − K t + 2v x t − x −K t K2 v2 v2 = x2 − K 2 t2 = γ 2 x2 1 − 2 − K 2 t2 1 − 2 K K Folgerung: K ist eine invariante Geschwindigkeit x = ±K t x = ±K t ↔ i. Galilei, Newton: es gibt keine (endliche) invariante Geschwindigkeit Galilei − Transformation (γ = 1) : ii. Einstein: K = c = 299792458 m s−1 −→ t = t y = y x = x − v t z = z K=∞ Lichtgeschwindigkeit v t = γ t − 2 x c x = γ (x − v t) y = y z = z spezielle (eigentliche, orthochrone) Lorentz-Transformation mit γ= 1 1− v2 , u = c2 v + w vw 1+ 2 c (f ür v || w) betrachten massives Teilchen in IS mit Geschwindigkeit w < c : Lorentz-Transformation (in Richtung von −w): immer v < c, damit γ < ∞ in IS : w = v+w vw 1+ 2 c für festes w ist w streng monoton wachsend in v da lim v→c v+w vw = c 1+ 2 c −→ w = v+w vw < c 1+ 2 c Folgerung: c ist eine Grenzgeschwindigkeit −→ massive Teilchen haben immer v < c (s. Abschnitt VI.4: Relativistische Mechanik) andererseits: w=c v+w vw = c 1+ 2 c −→ 88 −→ masselose Teilchen (wie Photonen, s. relativistische Mechanik) haben in allen IS Lichtgeschwindigkeit c (← Invarianz von c) allgemeine Form einer speziellen (eigentlichen, orthochronen) Lorentz-Transformation t v · r = γ t− 2 c r = r + , γ= v2 1− 2 c −1/2 γ−1 v (v · r) − γv t v2 wichtigste Konsequenz: da Raum- und Zeitkoordinaten gemischt −→ keine universelle Zeit mehr −→ Begriff der Gleichzeitigkeit nicht mehr unabhängig vom IS −→ Ursache aller begrifflichen Schwierigkeiten der speziellen Relativitätstheorie (SRT) Raum und Zeit zur Beschreibung von Ereignissen notwendig Raum-Zeit-Diagramm auf 1 Raumdimension beschränkt t -Achse: x = 0 v −→ x = v t , tan α = c x -Achse: t = 0 c2 vx t − 2 = 0 −→ x = t c v v ct ct = 2 = tan β = x c c t v −→ α=β bereits abgeleitet: x = ±c t ↔ x = ±c t Lichtkegel für 3 Raumdimensionen: r 2 = c2 t2 Lichtkegel Grenzgeschwindigkeit c −→ Tangente der Weltlinie (Trajektorie in der Raum-Zeit) eines massiven Teilchens immer innerhalb des Lichtkegels Relativität der Gleichzeitigkeit Raum-Zeit-Punkte A,B: bei t = 0 (gleichzeitig in IS) Lichtblitz nach rechts, bzw. links IS: A und B gleichzeitig IS : B war vor A ! unausweichliche Konsequenz der Invarianz von c Zeitordnung verschiedene Bedeutung bei Galilei- und Lorentz-Transformationen 89 Newton (Galilei) Einstein (Lorentz) Zukunft Zukunft Vergangenheit Vergangenheit Gegenwart: t = t = 0 Ereignisse G, G’: universelle Zeit potenzielle Gegenwart Abstand zweier Raum-Zeit-Punkte (Ereignisse) definiert einen Vierervektor (ct, r) lorentzinvariante Klassifizierung (da c2 t2 − r 2 unabhängig vom IS) c2 t2 − r 2 > 0 t>0 zeitartiger Abstand Zukunft —”— t<0 —”— Vergangenheit lichtartiger Abstand raumartiger Abstand potenzielle Gegenwart c2 t2 c2 t2 − =0 − r2 < 0 r2 potenzielle Gegenwart: ∃ IS, so dass Ereignisse gleichzeitig in diesem IS Grenzgeschwindigkeit c: nur zeitartig oder lichtartig getrennte Ereignisse können kausal miteinander verbunden sein Konsequenzen der Relativität der Gleichzeitigkeit A. Zeitdilatation (Motto: Laufen erhält jung!) 90 Uhren synchronisiert Uhr in IS: t = T, x = 0 Uhr in IS : x = 0 (x = v T ) v T − 2vT v2 c t = = 1− 2 T c v2 1− 2 c t = 0, x = 0 t = 0, x = 0 v2 T < T −→ bewegte Uhren gehen langsamer c2 Relativitätsprinzip: von IS aus betrachtet, geht die in IS ruhende Uhr langsamer ! Zeitdilatation: t = 1− Veranschaulichung mit spezieller Uhr in IS : L.-T. ⊥ auf Lichtweg −→ IS : Abstand d ungeändert t = 2d c von IS aus betrachtet: misst Zeit t = T vT 2 cT 2 = + d2 2 2 2 vT 2 ct = + 2 2 v2 −→ t = 1 − 2 T c unausweichliche Konsequenz der Invarianz der Lichtgeschwindigkeit Realität der Zeitdilatation Myonen: instabile Geschwister der Elektronen, mittlere Lebensdauer im Ruhsystem: τμ = 2.2 · 10−6 s (zerfallen fast ausschließlich in Elektronen und Neutrinos: μ− → e− + νμ + νe ) werden in Atmosphäre durch Höhenstrahlung erzeugt −→ sollten nach einer Strecke c τμ = 3 · 108 m s−1 2.2 · 10−6 s = 660 m zerfallen sein (genauer: ursprüngliche Zahl auf e-ten Teil abgesunken) tatsächlich erreichen auch Myonen die Erde, die in 30 km Höhe erzeugt wurden Grund: wegen Zeitdilatation fliegen Myonen im Mittel eine Strecke γ c τμ 660 m für v < ∼c da im IS(Erde): t = γ t = γ τμ τμ Zeiten t, t offensichtlich keine invariante Bedeutung beliebig bewegte Uhr (kein IS i.a.) infinitesimaler lorentzinvarianter Abstand: ds2 = c2 dt2 − dx2 − dy 2 − dz 2 91 im augenblicklichen Ruhsystem IS (Geschw. v (t0 ) relativ zu IS): dx = dy = dz = 0 1 −→ dt = ds : infinitesimale Eigenzeit dτ −→ ds2 = c2 dt 2 c für endliches Wegstück: 2 t2 τ2 1 t2 ds dr dt = dτ = dt 1 − /c2 τ2 − τ1 = c t1 dt dt τ1 t1 2 t2 t 2 v (t)2 dr = dt 1 − 2 = dt 1 − /c2 c dt t1 t1 Eigenzeit τ ist unabhängig vom Inertialsystem und für beliebige Weltlinien berechenbar offenbar gilt (für Zeiten t1 , t2 in beliebigem IS) |τ2 − τ1 | ≤ |t2 − t1 | Messung des anomalen magnetischen Moments des Myons Myon-Speicherring (Brookhaven National Laboratories): Myonen durch Magnetfeld auf Kreisbahn gehalten v 0.99942 c → γ = 29.3 vτμ cτμ = 660 m naive Erwartung: Myonen im Mittel nach n= 660 m = 7.5 Runden zerfallen 2Rπ tatsächlich zerfallen die Myonen im Mittel erst nach 220 Runden −→ sehr genaue Bestätigung des γ-Faktors T v 2 (t) v2 T 220 = 29.3 dt 1 − 2 = T 1 − 2 −→ =γ= τμ = c c τμ 7.5 0 Bem.: v = 0.999 c würde n = 168 Runden ergeben −→ sehr präziser Test für SRT biologisch unbedenkliche Version des Zwillingsparadoxons: Vergleichsprobe von Myonen in Ruhe sind im Mittel bereits nach τμ zerfallen, während die beschleunigten Myonen γτμ leben, also 29.3 mal länger N.B.: kein Paradoxon, da kreisende Myonen kein Inertialsystem definieren! B. Lorentzkontraktion=Längenkontraktion (Motto: Laufen macht schlank!) Übereinkunft: Längen immer zu gleichen Zeiten in geg. IS gemessen da Gleichzeitigkeit vom IS abhängt, auch Längenmessung abhängig vom IS 92 Stab der Länge L soll in IS ruhen Messung in IS zur Zeit t = 0: Δx = AB Messung in IS : Δx = AB = L x = L : t=0: L = x−vt γ xB = Δx = Δx L = γ γ v2 Δx c2 Folgerung: bewegte Maßstäbe sind kürzer“ −→ ” Konsequenz aus Def. der Längenmessung und Relativität der Gleichzeitigkeit −→ 1− Δx = VI.2 Minkowski-Raum und Lorentz-Gruppe L.-T. mischen räumliche und zeitliche Komponenten −→ (ct, r) zu Vierervektor zusammengefasst, Koordinaten parametrisieren Ereignisse = Punkte in der Raum-Zeit (Minkowski-Raum 4 ) Skalarprodukt in Å Å4 Ziel: c2 t2 − r 2 lorentzinvariante Größe (im Gegensatz zu c2 t2 + r 2 ) Basis in Å4: eμ (μ = 0, 1, 2, 3) Konvention: griechische Indizes für Vierervektoren (μ = 0, 1, 2, 3), keine Vektorpfeile lateinische Indizes für Dreiervektoren (i = 1, 2, 3), Vektorpfeile Def. des Skalarprodukts in Å4: ⎛ eμ · eν = ημν ⎞ 1 0 0 0 ⎜0 −1 0 0⎟ ⎟ =⎜ ⎝0 0 −1 0 ⎠ 0 0 0 −1 ημν : metrischer Tensor (pseudo-euklidische Metrik) x∈ Å4: x = xμ eμ xμ x0 −→ Summenkonvention! (x0 , x1 , x2 , x3 ) = = c t, x1 = x, x2 = y, x3 = z kontravariante Komponenten des Vierervektors x lorentzinvariantes (aber nicht positiv definites) Skalarprodukt x·y = xμ eμ · y ν eν = xμ y ν eμ · eν = xμ y ν ημν = x0 y 0 − 3 xi y i = x0 y 0 − x · y i=1 x 2 := x · x = x0 2 − r 2 = c2 t2 − r 2 93 bis jetzt: spezielle L.-T. betrachtet (Boosts) suchen jetzt allgemeine lineare Transformationen x −→ x , y −→ y der Form z μ = Lμν z ν + aμ z = x, y mit reeller 4x4-Matrix L und reellem Vierervektor a, die den lorentzinvarianten Abstand (x − y)2 = ημν (x − y)μ (x − y)ν = (x0 − y 0 )2 − (x − y)2 ungeändert lassen Komponenten aμ : zeitliche (μ = 0) und räumliche (μ = i = 1, 2, 3) Translationen homogener Anteil (zur Vereinfachung y = 0 gesetzt): x 2 = ημν x μ x ν = ημν Lμλ Lνρ xλ xρ = x2 = ηλρ xλ xρ ν −→ ημν Lμλ Lνρ = ηλρ = Lμ λ ημν L ρ μ Lμ λ := L λ mit der transponierten Matrix: ½ O O = Analogie zu orthogonalen Transformationen: −→ L η L = η −→ ½ Lorentz-Transformationen sind pseudo-orthogonale Transformationen spezielle L.-T. in x-Richtung: v c t = γ c t − x c v x = γ x − ct c y = y ⎛ Lμλ z = z Def.: γ =: cosh ψ −→ −→ v γ − γ c ⎜ v ⎜− γ γ =⎜ ⎜ c ⎝ 0 0 0 0 ⎞ 0 0 ⎟ 0 0⎟ ⎟ ⎟ 1 0⎠ 0 1 Rapidität ψ sinh2 ψ = cosh2 ψ − 1 = γ 2 − 1 = im (x0 , x1 ) Unterraum cosh ψ − sinh ψ L= − sinh ψ cosh ψ 1 − 1 + v 2 /c2 v2 2 = γ 1 − v 2 /c2 c2 pseudo − orthogonale Transformation Menge aller L.-T. bilden die Lorentz-Gruppe: L i η Li = η (i = 1, 2) −→ (L1 L2 ) η L1 L2 = L 2 L 1 η L1 L 2 = L 2 η L2 = η bekannte Untergruppe: ⎛ ⎞ 1 0 0 0 ⎜0 ⎟ ⎟ L=⎜ ⎝0 D ⎠ 0 ½ D (− )D = − −→ ½ → D D = ½ orthogonale Gruppe O(3) zur Erinnerung: orthogonale Gruppe O(3) zerfällt in 2 Teile 94 det D = 1 Drehungen SO(3) det D = −1 Drehspiegelungen keine Gruppe 4 Zusammenhangskomponenten Lorentz-Gruppe O(3, 1): L η L = η −→ det L det η det L = det η −1 −1 2 (det L) = 1 −→ det L = ±1 L η L 00 = η00 = 1 = ημν Lμ0 Lν0 3 0 2 i 2 = L0 − L0 −→ 0 2 L0 ≥1 i=1 L00 daher: ≥1 entweder oder ≤ −1 det L sgn L00 1 1 -1 1 P 1 -1 PT -1 -1 T L↑+ L↑− L↓+ L↓− L↑+ : Untergruppe SO(3, 1) der eigentlichen orthochronen L.T. L↑+ ∪ L↑− : Untergruppe der orthochronen L.T. spezielle L.T. (Boost) in x-Richtung: ⎛ cosh ψ − sinh ψ ⎜− sinh ψ cosh ψ L=⎜ ⎝ 1 ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ 1 det L = cosh2 ψ − sinh2 ψ = 1 cosh ψ ≥ 1 −→ sgn L00 = 1 eigentlich, orthochron Raumspiegelung P(arität) x 0 = x0 , x i = −xi −→ det L = −1, sgn L00 = 1 Zeitumkehr T x 0 = −x0 , x i = xi −→ det L = −1, sgn L00 = −1 N.B.: nur eigentliche orthochrone L.T. sind stetig mit der Einheit verbunden fundamentale Wechselwirkungen: Naturgesetze sind nach derzeitigem Stand invariant bezüglich L↑+ (plus Translationen) aber nicht bezüglich P und T (verletzt durch schwache Wechselwirkungen) starke und elektromagnetische Wechselwirkungen invariant unter der gesamten Poincaré-Gruppe (semi-direktes Produkt von Lorentz-Gruppe und Translationen) 95 o.B.: jede eigentliche orthochrone L.T. kann als Produkt einer Drehung um den Winkel φ = φ n und einer speziellen L.T. (Boost) mit Geschwindigkeit v um eine Achse φ dargestellt werden LBoost (v ) x + a (VI.1) x = LRot (φ) Folgerung: Lorentz-Gruppe hat 6 Parameter v ) (φ, v , aμ ) (φ, Poincaré-Gruppe hat 10 Parameter Poincaré-Invarianz −→ 10 Erhaltungsgrößen (selbe Anzahl wie bei Galilei-Invarianz) Tensoren und Tensorfelder auf dem Minkowski-Raum Def.: 4 Größen V μ = (V 0 , V 1 , V 2 , V 3 ) bilden die kontravarianten Komponenten eines Vierervektors V = V μ eμ , wenn sie sich unter Poincaré-T. wie die Differenziale dxμ transformieren dx μ = Lμν dxν −→ −→ V μ = Lμν V ν Transformation der Basisvektoren: (L η L = η) eν = eμ Lμν (passive Transformation) V = V ν eν = V ν eμ Lμν = Lμν V ν eμ = V μ eμ Tensoren: n-stufiger Lorentz-Tensor T = T μ1 ...μn eμ1 ⊗ · · · ⊗ eμn mit kontravarianten Komponenten: Basisvektoren eμ des Dualraums von Å4: eμ · eν = δμν T μ1 ...μn = Lμν11 . . . Lμνnn T ν1 ...νn ⎛ 1 ⎜ 1 =⎜ ⎝ 1 ⎞ ⎟ ⎟ = δνμ ⎠ 1 Beh.: eν = ηνμ eμ Bew.: eμ · eν = eμ · ηνλ eλ = ηνλ eμ · eλ = ηνλ δμλ = ηνμ = ημν wie im Euklidischen: Å4 kann mit seinem Dualraum identifiziert werden V = V μ eμ = V μ ημν eν =: Vν eν Def.: Vν = ημν V μ = ηνμ V μ −→ kovariante Komponenten des Vierervektors V Vμ = (V0 , V1 , V2 , V3 ) = (V 0 , −V 1 , −V 2 , −V 3 ) Transformationsverhalten der kovarianten Komponenten (leicht nachzuprüfen): analog für beliebige Tensoren (“Indexziehen” mit metrischem Tensor): Tμ1 ...μn = ημ1 ν1 . . . ημn νn T ν1 ...νn Tν1 ...νn = Tμ 1 ...μn Lμν11 . . . Lμνnn 96 Vμ Lμν = Vν metrischer Tensor ist ein invarianter Tensor 2. Stufe mit kovarianten Komp. ημν : = ημν ημν Lμλ Lνρ = ηλρ −→ ημν kontravariante Komponenten: ημν = ημλ ηνρ η λρ −→ η μν = ημν daher Indexziehen auch mit η μν : V μ = η μν Vν auch gemischte Tensorkomponenten möglich, z.B. δμν gemischte Komponenten des metrischen Tensors: δμν = η μλ ηλν = ηνλ η λμ = δνμ N.B.: δ̂μν = diag(1,1,1,1) sind nicht die (kovarianten) Komponenten eines invarianten Tensors einfachster Tensor: Skalar = Tensor nullter Stufe (invariant unter L.T.) wichtiges Beispiel: elektrische Ladung q ist ein Skalar außerdem: Skalarprodukt zweier Vierervektoren ist ein Skalar V · W = ημν V μ W ν = η μν Vμ Wν = V μ Wμ = Vμ W μ weitere wichtige (Lorentz-)Skalare: – 4-dimensionales Volumselement d4 x = dx0 dx1 dx2 dx3 = c dt dx dy dz d4 x = | det ∂x μ 4 | d x = d4 x ν ∂x (wegen | det L| = 1) Lμν – invariantes Linienelement ds2 = (c dt)2 − (dr)2 = ημν dxμ dxν = dxμ dxμ – 4-dimensionaler ε-Tensor (Levi-Cività-Symbol) Def.: kovariante Komponenten ⎧ (μνρσ) gerade Perm. von (0123) ⎨ 1 −1 (μνρσ) ungerade Perm. von (0123) εμνρσ = ⎩ 0 sonst ε-Tensor ist ein invarianter Pseudo-Tensor: εμνρσ Lμα Lνβ Lργ Lσδ = det L εαβγδ dreht bei uneigentlichen L.T. das Vorzeichen um (wie 3-dimensionaler ε-Tensor bei Drehspiegelungen) Relativitätsprinzip: Naturgesetze haben in jedem IS dieselbe Form Tensorgleichungen T1 = T2 −→ (beide Seiten gleiches Verhalten bei IS −→ IS ) Feldtheorie (im Gegensatz zur Punktmechanik): Tensorfelder T (x) mit (kontravarianten) Komponenten T μ1 ...μn (x) 97 Lorentz-Transformation für Tensorfelder: T μ1 ...μn (x ) = Lμν11 . . . Lμνnn T ν1 ...νn (x) d.h.: Raum-Zeit-Argumente müssen ebenfalls transformiert werden! Φ (x ) = Φ(x) skalares Feld: Vektorfeld, Tensorfeld (z.B. elm. Feldstärke-Tensor), etc.: V μ (x ) = Lμν V ν (x), F μν (x ) = Lμλ Lνρ F λρ (x), . . . Feldgleichungen enthalten Ableitungen von Tensorfeldern; einfachstes Beispiel: ∂Φ(x) 4-Gradient eines skalaren Feldes mit Komponenten ∂xμ Transformationsverhalten unter L.T.: ∂Φ (x ) ∂Φ (x ) ∂x μ ∂Φ (x ) μ ∂Φ(x) = = = Lν ∂xν ∂xν ∂x μ ∂xν ∂x μ ∂Φ sind die kovarianten Komponenten des Gradientenvektorfeldes ∇Φ ∂xμ analog für mehrfache Ableitungen, Indexziehen wie bei allen Tensoren −→ Φ, μ := spezieller Differenzialoperator: η μν ∂ ∂ 1 ∂2 ∂2 1 ∂2 μν μ = η ∂ ∂ = ∂ ∂ = − = −Δ=2 μ ν μ ∂xμ ∂xν c2 ∂t2 ∂xi ∂xi c2 ∂t2 −→ d’Alembert-Operator ist ein lorentzinvarianter Differenzialoperator konkret: ist T (x) ein Tensorfeld n-ter Stufe, dann ist auch 2 T (x) – “ – Kontraktion (analog wie für euklidische Tensoren): sind T μ1 ...μn die (kontravarianten) Komponenten eines Tensors n-ter Stufe, dann sind T μ1 ...μi−2 ν μi+1 ...μn ν = ημi−1 μi T μ1 ...μi−2 μi−1 μi μi+1 ...μn die (kontravarianten) Komponenten eines Tensors der Stufe n-2 VI.3 Elektrodynamik Ziel: MG in lorentzkovariante Form bringen (Tensorgleichungen im Minkowski-Raum) −→ Elektrodynamik erfüllt Relativitätsprinzip für L.-T. Ladungs- und Stromdichte als Felder in Å4: j(x) = j(t, r) ρ(x) = ρ(t, r) , betrachten stromführenden Draht in 2 verschiedenen IS (alle Ladungen haben gleiche Geschwindigkeit) 98 IS IS alle Ladungen Geschw. v mitbewegtes System (ruhende Ladungen) Ladungserhaltung: Gesamtladung q unabhängig vom IS (q ist ein Skalar) da Querschnitt F bei L.T. nicht geändert q = L F ρ(x) = L F ρ (x ) L = γ −1 L (bewegter Draht kürzer) Lorentz-Kontraktion: ρ (x ) = L ρ(x) = γ −1 ρ(x) , L Beh.: ρ und j transformieren unter L.T. wie t und r −→ j(x) = ρ(x) v −→ j μ (x) = cρ(x), j(x) kontravariante Komponenten der Viererstrom(dichte) j(x) (Vektorfeld) Bew. (da v || j): v v2 ρ (x ) = γ ρ(x) − 2 · j(x) = γρ(x) 1 − 2 = γ −1 ρ(x) c c j (x ) = γ −v ρ(x) + j(x) = 0 qed Kontinuitätsgleichung: ∂j μ ∂(cρ) ∂j i + = =0 ∂(ct) ∂xi ∂xμ 3 j = ρ̇ + ∇ i=1 da ∂j μ =: ∂μ j μ =: j μ,μ skalares Feld ∂xμ −→ Kontinuitätsgleichung (Stromerhaltung) lorentzinvariante Aussage: ∂μ j μ = 0 Viererstrom für Punktteilchen Weltlinie z μ (s) mit Weglänge s (invariante Weglänge s = cτ ) dz ds dz Geschw.: v (s) = c 0 = c dz ds dz 0 0 0 0 für geg. x , r : x = z (s) → s(x0 ) ρ, j nur dann = 0, wenn r = z(s(x0 )) 99 ρ(x0 , r) = q δ(3) (r − z(s)) −→ j(x0 , r) = q v (s) δ(3) (r − z(s)) Ziel: Viererstrom j(x) in manifest kovariante Form bringen für jede stetige Funktion f (x0 ) gilt offenbar ∞ dz 0 δ(x0 − z 0 ) f (z 0 ) = f (x0 ) −∞ −→ parametrisieren z 0 mit Weglänge s dz 0 δ(x0 − z 0 (s)) f (z 0 (s)) = f (x0 ) ds ds g(s) und daher für g(s) = δ(3) (r − z(s)), bzw. g(s) = cq ds cq −→ ds g(s) dz ds (3) δ (r − z(s)): ds dz 0 dz 0 δ(x0 − z 0 (s)) δ(3) (r − z(s)) = cq δ(3) (r − z(s)) = c ρ(x) ds dz δ(x0 − z 0 (s)) δ(3) (r − z(s)) = q v (s) δ(3) (r − z(s)) = j(x) ds endgültige Form j (x) = (c ρ, j) = c q μ ds dz μ (4) δ (x − z(s)) ds mit 4-dimensionaler δ−Funktion δ(4) (x) = δ(x0 ) δ(3) (r) leicht nachzuprüfen: δ−Funktion ist eine lorentzinvariante Distribution δ(4) (x ) = δ(4) (x) x μ = Lμν xν f ür damit folgt sofort das richtige Transformationsverhalten j μ (x ) = Lμν j ν (x) Def.: Vierergeschwindigkeit u(s) eines Punktteilchens mit kontravarianten Komponenten uμ (s) = c dz μ dz 0 dz 0 dz μ =c 0 =c ds dz ds ds 1, dz dz 0 mit ds2 = dz 0 2 − (dz)2 : ds dz 0 −→ = 1− dz dz 0 uμ (s) = γ (c, v (s)) 2 = −→ 100 1− v 2 = γ −1 c2 uμ uμ = γ 2 (c2 − v 2 ) = c2 −→ u(s) ist ein zeitartiger Vierervektor μ Vierervektorfeld des Stromes: j (x) = ds uμ (s) δ(4) (x − z(s)) inhomogene MG: 2A(x) = 2Φ(x) = 4π ρ(x) , da d’Alembert-Operator 2 = 4π j(x) c 1 ∂2 − Δ = ∂ μ ∂μ lorentzinvarianter Differenzialoperator c2 ∂t2 −→ 2Aμ (x) = 4π μ j (x) c inhomogene MG für das Viererpotenzial A(x) mit Komponenten Aμ (x) = Φ(x), A(x) gilt allerdings nur in der Lorenz-Eichung ∂Φ ∂Ai ∂Aμ 1 ∂Φ + ∇A = + = = ∂μ Aμ = Aμ, μ = 0 c ∂t ∂x0 ∂xi ∂xμ 3 i=1 −→ Lorenz-Eichung ebenfalls lorentzinvariante Aussage Bem.: Lorentzinvarianz hier von Vorteil, aber nicht unbedingt notwendig, da Potenziale keine unmittelbare physikalische Bedeutung (auch nichtlorentzinvariante Eichungen möglich) Eichtransformation: Φ (x) = Φ(x) − ∂Λ(x) 1 ∂Λ(x) ∂Λ(x) = Φ(x) − = Φ(x) − 0 c ∂t ∂x ∂x0 ∂Λ(x) ∂Λ(x) (x) = A(x) + ∇Λ(x) −→ A i (x) = Ai (x) + = Ai (x) − A i ∂x ∂xi A μ (x) = Aμ (x) − −→ Def.: ∂Λ(x) = Aμ (x) − ∂ μ Λ(x) ∂xμ elektromagnetischer Feldstärketensor F (x) (2-stufiges Tensorfeld) F μν (x) := ∂Aμ (x) ∂Aν (x) − = ∂ ν Aμ (x) − ∂ μ Aν (x) = −F νμ (x) ∂xν ∂xμ Eichtransformation: F μν = ∂ ν A μ − ∂ μ A ν = ∂ ν Aμ − ∂ μ Aν − ∂ ν (∂ μ Λ) + ∂ μ (∂ ν Λ) = F μν −→ F μν F (x) ist ein eichinvariantes Tensorfeld = −F νμ −→ 6 unabhängige Komponenten F 0i = ∂ i A0 − ∂ 0 Ai = = − ∂A0 ∂Ai ∂A0 ∂Ai − =− i − ∂xi ∂x0 ∂x c∂t ∂Φ 1 ∂Ai = Ei − ∂xi c ∂t 101 = −∇Φ − 1 ∂A ) (E c ∂t Achtung: Ei (und Bi ) sind nicht die (kovarianten) Komponenten eines Vierervektors, sondern Komponenten eines 2-stufigen Tensors! F ij = ∂ j Ai − ∂ i Aj = ∂Ai ∂Aj ∂Ai ∂Aj − =− j + = εijk Bk ∂xj ∂xi ∂x ∂xi ⎞ 0 Ex Ey Ez ⎜−Ex 0 Bz −By ⎟ ⎟ =⎜ ⎝−Ey −Bz 0 Bx ⎠ −Ez By −Bx 0 ⎛ −→ F μν in der Lorenz-Eichung: ∂ν F μν = Folgerung: ∂F μν 4π μ j = ∂ν (∂ ν Aμ − ∂ μ Aν ) = 2Aμ − ∂ μ (∂ν Aν ) = ∂xν c ∂μ ∂ν F μν = 0 = ∂μ j μ Stromerhaltung (Kontinuitätsgleichung) eichinvariante, manifest lorentzkovariante Form der inhomogenen MG: ∂ν F μν = 4π μ j c Def.: dualer Feldstärketensor F̃ mit kovarianten Komponenten ⎞ ⎛ 0 −Bx −By −Bz ⎜Bx 1 0 Ez −Ey ⎟ ⎟ F̃μν = εμνρσ F ρσ −→ F̃ μν = ⎜ ⎝ By −Ez 0 Ex ⎠ 2 Bz Ey −Ex 0 homogene MG (Übungen): 1 εμνρσ ∂ ν F ρσ = ∂ ν F̃μν = 0 2 manifest lorentzkovariante Form der Maxwell-Gleichungen 4π μ j , ∂ν F̃ μν = 0 ∂ν F μν = c Bem.: F̃ ist ein Pseudotensor 2. Stufe mit F̃˜ = F (Involution) ↔B bis auf Vorzeichen) wegen Abwesenheit magneti Asymmetrie zwischen F, F̃ (E scher Monopole: ∂ν F̃ μν = 0 Lorentz-Kraft nicht in lorentzkovarianter Form formulieren 102 −→ zuerst relativistische Mechanik B lorentzinvariante Kombinationen von E, F (x) 2-stufiges Tensorfeld −→ −→ F μμ skalares Feld, allerdings F μμ ≡ 0 B skalare Kombinationen mindestens quadratisch in E, 2 − E 2 F μν Fμν = 2F 0i F0i + F ij Fij = 2 B ·B εμνρσ F μν F ρσ = 4ε0ijk F 0i F jk = 4εijk F 0i F jk = 8E Skalar Pseudoskalar Folgerungen: in IS kann nicht zu einem rein magnetischen Feld B in IS • rein elektrisches Feld E werden ⊥ B gilt in allen IS, da E ·B = 0 lorentzinvariante Aussage (Strahlungsfeld!) • E B Lorentz-Transformation der Felder E, L.T.: x μ = Lμν xν F (x) 2-stufiges Tensorfeld −→ F μν (x ) = Lμλ Lνρ F λρ (x) für spezielle L.T. in x-Richtung (Boost: v = v ex ) ⎞ ⎛ v 0 0 γ −γ c ⎟ ⎜ v ⎟ ⎜−γ μ γ 0 0 ⎟ Lν =⎜ c ⎟ ⎜ ⎝ 0 0 1 0⎠ 0 0 0 1 explizite Berechnung von Ex (x ) = Ex (x) , Bx (x ) = Bx (x) , Notation: L = L in diesem Fall ν F μν (x ) = Lμλ F λρ (x)L ρ : v Ey (x ) = γ Ey (x) − Bz (x) , c v By (x ) = γ By (x) + Ez (x) , c Ez (x ) = γ Ez (x) + Bz (x ) = γ Bz (x) − v By (x) c v Ey (x) c ⊥ , analog für B = E|| ex + E E E|| (x ) = E|| (x) , v E⊥ (x ) = γ E⊥ (x) + × B⊥ (x) , c B|| (x ) = B|| (x) v B⊥ (x ) = γ B⊥ (x) − × E⊥ (x) c Feld einer gleichförmig bewegten Ladung Ladung q soll im Ursprung von IS ruhen: (x ) = q r , E r 3 (x ) = 0 B 103 Trajektorie des Teilchens: −→ IS : z 0 (s) = c s , z (s) = 0 IS : z 0 (s) = γ c s , z 1 (s) = γ v s , z 0 (s) = c t −→ z2 = z3 = 0 t=γs (x ), B (x ) = 0 Berechnung von E(x), B(x) aus E −→ z1 = v t −→ in früheren Transformationsgleichungen v −→ − v, mit d2 = y 2 + z 2 Ex (x) = Ex (x ) = q x (x 2 Ey (x) = γEy (x ) = [ Bx (x) = Bx (x ) = 0 , y 2 + + γqy ]3/2 z 2 )3/2 , = γ q(x − vt) − vt)2 + d2 ]3/2 γqz Ez (x) = γEz (x ) = [ ]3/2 [γ 2 (x v γ q zv/c By (x) = −γ Ez (x ) = − c [ ]3/2 v γ q yv/c Bz (x) = γ Ey (x ) = c [ ]3/2 zur Zeit t = 0, wo Ladung gerade im Ursprung von betrachten jetzt Momentaufnahme von E IS ist (z = 0) = 0, r) = γ q E(t d=0: x=0: r [γ 2 x2 + d2 ]3/2 = q γ −2 r [x2 + γ −2 d2 ]3/2 2 = q r (1 − v ) E r3 c2 < |E| v=0 |E| =q E = (1 − v 2 /c2 )r [d2 (1 − v 2 /c2 ]3/2 q r 1 − v 2 /c2 r 3 > |E| v=0 |E| Konsequenz: Ionisationsdichte eines geladenen Teilchens in Materie v c: Abnahme mit v, da weniger Zeit zum Ionisieren < v ∼ c: Feld um Ladung breiter −→ mehr Atome im Umgebung ionisiert 104 =q (1 − v 2 /c2 )r (r 2 − v 2 d2 /c2 )3/2 Bremsstrahlung = 0, B = 0; wenn sehr schnelles Teilchen nur in dünner Scheibe um augenblicklichen Ort E Teilchen plötzlich abgebremst oder gestoppt −→ Feld kann nicht instantan folgen, sondern fliegt in Vorwärtsrichtung gebündelt weiter (s. VI.5: Synchrotronstrahlung) Dopplereffekt und Aberration Sternenlicht fällt auf Erde: als ebene Welle mit Wellenvektor k genähert IS : Ruhsystem Erde (L.T. in x-Richtung) IS: Stern ruht aus Viererpotenzial berechnen: Aμ (x) = Aμ (k) ei(k · r − ω t) B E, −→ k · x = ημν kμ xν = kμ xν = ω t − k · r Def.: Vierervektor k mit kμ = (ω/c, k) A μ (x ) = Lμν Aν (x) = Lμν Aν (k) e−i k · x = A μ (k ) e−i k · x k · x = k · x ↔ k μ = Lμν kν nicht überraschend: k ist ein lichtartiger Vektor kμ = −→ ω (1, cos θ, sin θ, 0) , k μ c ⎞ ⎛ ⎛ 1 γ −γ v/c ⎟ ⎜−γ v/c ω ω ⎜ cos θ γ ⎟ ⎜ ⎜ ⎠ = ⎝ ⎝ 0 0 sin θ c c 0 0 0 v ω = ω γ 1 − cos θ , c tan θ = k2 = ω 2 /c2 − k 2 = 0 ←− = 0 0 1 0 ω 1, cos θ , sin θ , 0 c ⎞⎛ ⎞ 0 1 ⎜ ⎟ 0⎟ ⎟ ⎜cos θ⎟ 0⎠ ⎝ sin θ ⎠ 1 0 v ω cos θ = ω γ − + cos θ , c sin θ v , γ cos θ − c ω sin θ = ω sin θ v ω 1 − cos θ ω 1 − v 2 /c2 c = ω = v 1 − v 2 /c2 1 + cos θ c 105 Dopplereffekt 1 − v 2 /c2 θ = 0, v > 0: ω = =ω v 1+ c 1 + v/c >ω θ = π, v > 0: ω = ω 1 − v/c ω = ω 1 − v 2 /c2 θ = π/2: ω 1 − v/c <ω 1 + v/c Rotverschiebung (Stern entfernt sich) Blauverschiebung (Stern nähert sich) transversaler Dopplereffekt charakteristisch für L.T. (Zeitdilatation), erstmals 1938 expt. bestätigt für kleine Geschwindigkeiten Frequenzänderung O(v 2 /c2 ) für θ = π/2 dominieren für kleine v i.a. Terme der O(v/c) Bem.: systematische Rotverschiebung durch Expansion des Weltalls (v = H d , HubbleKonstante H , H −1 1.4 · 1010 Jahre), relativ dazu auch Blauverschiebung möglich (z.B. in Doppelsternen) außerdem Gravitationsrotverschiebung: Photonen verlieren Energie, wenn sie sich aus Gravitationsfeld des Sterns entfernen (Arbeit notwendig, um Gravitationsanziehung zu überwinden) Unterschied zu Schallwellen: elastisches Medium ausgezeichnetes System −→ Dopplerverschiebung abhängig davon, ob Quelle oder Empfänger sich bewegt außerdem natürlich keine Zeitdilatation Aberration tan θ = sin θ θ tan = 2 v −→ γ cos θ − c Folgerung: für v > 0, 0 < θ < π Interpretation: zur O(v/c) θ 1 + v/c tan 1 − v/c 2 −→ θ > θ Regenschirmeffekt (endliche Laufzeit des Lichts im Fernrohr) h cT a+vT h tan θ = , cos θ = a cT sin θ c T sin θ = −→ tan θ = v c T cos θ − v T cos θ − c entspricht einer Galilei-Transformation c → c − v sin θ = Bradley 1728 Einfluss von γ für Sternenlicht gering −→ Effekt der O(v 2 /c2 ) bereits vernachlässigbar Konsequenz: scheinbare Änderung von Sternpositionen durch Erdbewegung IS: Ruhsystem der Sonne IS : mit Erde mitbewegtes System (vErde 30 km/s −→ v/c 10−4 ) 106 z.B. für Stern orthogonal auf Umlaufbahn (θ = π/2): tan θ = − c vγ θ − π/2 −→ v 10−4 c Stern beschreibt in einem Jahr Kreis mit Öffnungswinkel 10−4 −→ VI.4 180 3600 20 π Relativistische Mechanik Newton: m d2r d p =K = 2 dt dt offensichtlich nicht lorentzinvariant, da galileiinvariant (für entsprechendes K) dx kein Vierervektor Hauptgrund: dt ds 2 2 = dt 1 − v /c naheliegende Modifikation: t −→ Eigenzeit τ dτ = c Vierergeschwindigkeit des Teilchens (zeitartiger Vektor) dxμ (s) dxμ (τ ) =c = uμ (s) , dτ ds dxμ dxμ = c2 ds ds Viererimpuls (relativistische Verallgemeinerung des Newtonschen Impulses) uμ uμ = c2 zur Erinnerung: −→ uμ = γ (c, v ) p = mu pμ = m γ (c, v ) = m p = mv 1− β2 −→ vc c 1 − β2 , v β 2 := v 2 /c2 1 − β2 Bedeutung von p0 ? pNewton = m v , Wirkung des freien Teilchens in der relativistischen Mechanik freies Teilchen: Gerade Extremum der Wirkung sollte als Lösung Gerade ergeben Forderung: Wirkung S soll lorentzinvariant sein S = −a 2 1 ds = −a c 2 dτ a > 0 Konstante 1 107 2 Wirkung S minimal, da ds maximal für Gerade (Geodäte in 1 daher in beliebigem IS: S = −a c t2 dt t1 N.B.: v 2 (t) 1− 2 c Å4) −→ L = −a c 1 − v 2 (t) c2 Lagrangefunktion L keine lorentzinvariante Größe! nichtrelativistischer Limes: v4 a v 2 v 2 + ... L = −a c 1 − 2 + O( 4 ) = −a c + 2c c 2c S = −m c −→ 2 ds , 1 2 L = −m c 1− a = mc v 2 (t) c2 kanonischer Formalismus (immer noch für freies Teilchen) Impuls (im gewählten IS): pi = 2 ∂L 2 −vi /c = −m c ∂ ẋi 1 − β2 −→ p = m v 1− β2 −→ vc m v Energie: m c2 (1 − v 2 /c2 ) m c2 m v2 + = = p0 c E = p · v − L = 1 − β2 1 − β2 1 − β2 Folgerung: (E/c, p) = mγ (c, v ) = m uμ = pμ vc: m c2 E= m 2 v 2 + Ruhenergie Vierervektor des Impulses p + O( m v4 ) c2 kinetische Energie pμ = m uμ −→ p2 = pμ pμ = m2 u2 = m2 c2 E2 − p 2 = m2 c2 c2 −→ E 2 = m2 c4 + p 2 c2 = c2 ( p 2 + m2 c2 ) −→ Hamiltonfunktion des freien Teilchens: H = c p 2 + m2 c2 p 2 p 2 p 2 2 2 2 + ... | p| m c : H = mc 1 + 2 2 = m c 1 + + . . . = m c + m c 2m2 c2 2m Energie-Impuls-Relation: m = 0: −→ Impuls und Energie divergieren für v → c −→ massives Teilchen kann sich nicht mit Lichtgeschwindigkeit bewegen E = c| p| (entspricht ω = c k) Ev −→ v=c da allgemein gilt (freies Teilchen): p = 2 c Teilchen mit Wechselwirkung m = 0: Photonen, Gluonen, etc. haben du d2 x dp =m =m 2 Vierervektor dτ dτ dτ relativistische Verallgemeinerung des Newtonschen Gesetzes p Vierervektor −→ −→ auch 108 m d2 x dp =K = dτ 2 dτ Viererkraft Einschränkungen an die Komponenten K μ : uμ uμ = c2 d 2 duμ u = 0 = 2uμ dτ dτ μ du m uμ = uμ K μ = 0 dτ −→ −→ Beh.: Bew.: −→ K μ sind die kontravarianten Komponenten eines raumartigen Vierervektors u zeitartig −→ ∃ IS, in dem zu einem gegebenen Zeitpunkt uμ = (c, 0) (momentanes Ruhsystem des Teilchens) −→ K μ = (0, K) uμ K μ = 0 c K0 = 0 −→ −→ K 0 = 0 in diesem IS 2 < 0 raumartig (invariante Aussage) K 2 = −K im momentanen Ruhsystem des Teilchens (v = 0): m −→ −→ d2 x0 =0, dτ 2 m d2r d2r N = m =K dτ 2 dt2 Newtonsche Kraft in beliebigem IS (wo Teilchen Geschwindigkeit v ) N) KRν = (0, K K μ = Lμν KRν , −→ transformiert wie r, allerdings ist K 0 = 0 −→ K R N v · K γ − 1 μ N + N) ,K v (v · K K = γ c v2 −→ K0 = γ N = γ dA , v · K c c dt wobei dA = Leistung der Kraft am Teilchen dt γ dA dp0 dp0 = K0 = γ = dτ dt c dt −→ −→ Änderung der Energie E = p0 c durch die von der Kraft am Teilchen geleistete Arbeit relativistischen Erhaltungsgrößen entsprechen die Komponenten pμ (folgt vor allem auch aus Invarianz gegenüber zeitlichen und räumlichen Translationen) p 2 ist erhalten (modulo potenzieller Energie) E = p0 c und nicht etwa T = 2m Umwandlung von Ruhenergie m c2 in kinetische Energie möglich tägliches Brot der Kern- und Teilchenphysik (Zerfälle, Streuprozesse) Folgerung: −→ −→ d(p0 c) dA = dt dt Zerfall eines massiven Teilchens in 2 andere Teilchen Beispiele: π 0 → 2 γ , π + → μ+ νμ , Z 0 → e+ e− , etc. Energie-Impuls-Erhaltung P = p1 + p2 109 Gleichung für Vierervektoren (E/c, P ) = (E1 /c, p1 ) + (E2 /c, p2 ) E = M 2 c4 + P 2 c2 , Ea = m2a c4 + p2a c2 (a = 1, 2) gilt in jedem IS, insbesondere im Ruhsystem des zerfallenden Teilchens: P = 0 p2 =: p p1 = − −→ einzige verbleibende Gleichung: ' E/c = M c = (E1 + E2 )/c = m21 c2 + p2 + ' m22 c2 + p2 ≥ c (m1 + m2 ) Zerfall nur für M ≥ m1 + m2 möglich, Massendifferenz → kinetische Energie −→ pa · P = Ea M Ruhsystem: E1 = π 0 → 2 γ: −→ c2 2 M + m21 − m22 , 2M E2 = c2 2 M + m22 − m21 2M Zerstrahlung neutraler π-Mesonen Mπ0 135 MeV/c2 , m1 = m2 = 0 −→ E1 = E2 = 1 M c2 67.5 MeV 2 γ-Strahlung sichtbares Licht zum Vergleich: z.B. λviolett 400 nm 2π 2π 2 · 10−7 eV m −→ Eviolett 3.1 eV E = ω = h ν = c λ λ Teilchenerzeugung Beispiel: e+ + e− → Z 0 Speicherring L(arge)E(lectron)P(ositron)/CERN warum Speicherring statt Positronen auf Materie (jede Menge Elektronen)? PZ = pE + pP MZ2 c2 = 2m2e c2 + 2pE · pP −→ Labor-System (LS): pE = (me c, 0) , daher EPLS ruhende Elektronen pP = EPLS /c, pP −→ 2pE · pP = 2me EPLS = c2 MZ2 − 2m2e c4 MZ2 − 2m2e M 2 c4 (91 GeV)2 8 · 106 GeV = 8 · 103 TeV = Z 2 2 2me c 2me c 1 MeV so hohe Energien werden noch lange nicht in Beschleunigern erzeugt werden können Schwerpunkt-System (SS): LEP p MZ c, 0 = EESS /c, p + EPSS /c, − −→ EESS = EPSS = Vergleich LS mit SS 1 m2e c4 + p2 c2 = MZ c2 = 45.6 GeV 2 −→ gewaltiger Vorteil der Speicherringe: EPSS MZ c2 2me c2 me = = = 5.6 · 10−6 LS MZ 2 MZ2 c4 EP 110 Streuprozesse T1 + T2 −→ X1 + X2 + . . . Xn p1 + p2 = q1 + q2 + · · · + qn i.a. nur mit Quantenfeldtheorie zu behandeln (insbesondere für n > 2) Schwellenbedingung (wie vorher): (p1 + p2 )2 ≥ (m1 + m2 + · · · + mn )2 immer erfüllt für elastische Streuung T1 + T2 −→ T1 + T2 Beispiel: Compton-Streuung γ(q) + e− (p1 ) → γ(q ) + e− (p2 ) p1 = (me c, 0) ' 2 2 2 me c + p2 , p2 (Eγ /c, q) + me c, 0 = Eγ /c, q + Labor-System: ruhendes Elektron-Target −→ Eγ = ω , Eγ = ω Eγ2 = c2 q 2 , Eγ 2 = c2 q 2 Eγ ω = = ω Eγ −→ 1 2 Eγ θ 1+ sin2 me c2 2 geladenes Teilchen im elektromagnetischen Feld nichtrelativistisch: d pN v = KL = q E + × B dt c dp =K dτ Standardüberlegung (Kovarianz): K muss Vierervektor sein, der B, d.h. in F ist; linear in E, muss in kovariante Form gebracht werden: Ansatz: Vierergeschwindigkeit u enthält; ergibt im nichtrel. Limes (v → 0) K μ = (0, q E) K μ = b F μν uν mit Konstante b NR-Limes (v → 0): uν = γ (c, −v ) −→ (c, 0) μ −→ K → b F μ 0 c =⇒ K i = −b c Ei b = −q/c relativistische Verallgemeinerung der Lorentz-Kraft q dpμ = − F μν uν dτ c 111 daher in beliebigem IS: dp0 dτ −→ d m c2 dt 1 − β 2 dpi dτ −→ = γ = q q d mc = − F 0 i ui = − E · (−v )γ 2 dt 1 − β c c dE · v = qE dt Leistung des Feldes an Ladung q ! d m vi q q Ei γ c − F ij uj = − F iν uν = 2 dt 1 − β c c 1 v = γ q Ei − εijk Bk (−vj ) = γ q E + × B c c i = γ Lorentz-Kraft ist räumlicher Anteil von K/γ v m v d + ×B =K L =q E dt 1 − β 2 c einziger Unterschied zum nichtrelativistischen Fall: −→ pN = m v p = m v 1 − v 2 /c2 für Punktteilchen im elektromagnetischen Feld (ohne Beweis): q Wirkung S = − ds m c + 2 Aμ (x(s)) uμ (s) c q 2 +qΦ Hamiltonfunktion H = c m2 c2 + P − A c VI.5 Synchrotronstrahlung Strahlungsfeld einer beschleunigten Ladung (Liénard-Wiechert) × β˙ q n × (n − β) Str = n × E Str Str (t, r) = |ret , B E 3 cR(1 − n · β) mit β = v /c = r − rq (tret ) n = R/R , R tret = t − R(tret , r) c implizite Gleichung für tret (t, r) in Raumwinkel dΩ abgestrahlte Leistung q2 dP = dΩ 4πc × β˙ |2 |n × (n − β) 6 (1 − n · β) 112 |ret Leistung P = Energie/Zeit −→ im relativistischen Fall wichtig: welche Zeit? dE bis jetzt Felder zur Zeit t des Beobachters betrachtet: P = dtB dE dE zu unterscheiden von P̂ = = dtTeilchen dtret dP̂ dΩ = t = tret + R(tret )/c −→ dP̂ dΩ = dP ∂t dΩ ∂tret ∂t = 1 + Ṙ(tret )/c = 1 − n · β = κ ∂tret × β˙ |2 | n × ( n − β) 2 q 5 4πc (1 − n · β) differenzielle Strahlungsleistung = abgestrahlte Energie pro Zeit des Teilchens im NR-Limes kein Unterschied: β → 0 , κ → 1 relativistischer Fall: betrachten Spezialfall v˙ || v (Beschleunigung in Richtung Geschw.) ˙2 2 ×β ˙ |2 = v sin θ |n × (n − β) c2 −→ dP̂ dΩ = θ = Winkel (n, v˙ ) q 2v˙ 2 sin2 θ 4πc3 (1 − β cos θ)5 Nenner κ5 modifiziert Winkelverteilung drastisch für β → 1 −→ Strahlung ganz in Vorwärtsrichtung (kleine θ) gebündelt: κ = 1 − β cos θ 1 − β(1 − θ 2 /2) −→ dP̂ dΩ 1 1 1 (1 − β 2 + θ 2 ) = (1 − β 2 )(1 + γ 2 θ 2 ) = γ −2 (1 + γ 2 θ 2 ) 2 2 2 q 2v˙ 2 32γ 10 θ 2 8q 2v˙ 2 γ 8 γ 2 θ2 = 4πc3 (1 + γ 2 θ 2 )5 πc3 (1 + γ 2 θ 2 )5 mit x = γθ: Maximum von 1 x2 bei x = ± (1 + x2 )5 2 −→ θmax = ± Winkelverteilung starke Bündelung in Vorwärtsrichtung maximale Intensität ∝ γ 8 z.B.: v = 0.9c → γ 8 = 767 Gesamtleistung durch Integration über Raumwinkel (mühsam) 113 1 1 =± 1 − β2 2γ 2 einfache Invarianzüberlegung: dE : Zähler und Nenner 0-te Komponente eines Vierervektors P̂ = dtT −→ P̂ ist ein Lorentz-Skalar, quadratisch in v˙ NR Grenzfall (von früher) 2q 2 2q 2 P̂ = 3 v˙ 2 = 3c 3m2 c3 naheliegende allgemeine Form (N.B.: d pN dt 2 dp/dτ ist ein raumartiger Vierervektor) P̂ = − 2q 2 dpμ dpμ 3m2 c3 dτ dτ und dτ = γ −1 dt mit pμ = m cγ (1, β) P̂ = −→ 2q 2 γ 6 ˙ 2 ˙ 2 β − (β × β) 3c ˙ allgemeine relativistische Strahlungsformel für beliebige Orientierung von β und β Anwendung: kreisförmige Beschleuniger (Speicherring, Synchrotron) ˙ jetzt v˙ ⊥ v , β · β = 0 2 2q 2 2 d p 2q 2 γ 6 ˙ 2 2 ˙ 2 2q 2 γ 4 ˙ 2 β −β β = β = γ P̂ = 3c 3c 3m2 c3 dt dabei benützt: ⎧ ⎨ p d(γ β) 1 d ˙ + (β · β)γ ˙ 3 β = = = γβ ⎩ m c dt dt ˙ γ 3 β ˙ γ β v˙ || v v˙ ⊥ v kreisförmige Bewegung (Radius R, v 2 = konstant c2 ) $ $ $ $ $ $ 2 2 $ $ $ $ $ $ d $ p $ = m $ dγv $ = m γ $ dv $ = m γ v γ m c = E $ dt $ $ dt $ $ dt $ R R R −→ Folgerung: P̂ = 2q 2 E 4 2q 2 c γ 4 = 3 R2 3m4 c7 R2 Strahlungsverluste wachsen mit 4. Potenz der Energie −→ Synchrotronstrahlung beschränkt Verwendung von Kreisbeschleunigern bei hohen Energien Beispiel: LEP (R 4.3 km, zuletzt Ee− = Ee+ 100 GeV) Energieverlust eines Elektrons pro Umlauf ΔE = P̂ 4πe2 γ 4 2πR 2 GeV !! v 3R 114 gewaltige Verluste durch Synchrotronstrahlung: LEP hatte Energiebedarf einer Kleinstadt Elektronbeschleuniger höherer Energie nur mehr als Linearbeschleuniger möglich: wesentlich geringere Strahlungsverluste, da 2 d p 2q 2 in diesem Fall (Faktor γ 2 weniger) P̂ = 2 3 3m c dt Nachteil der Hochenergiephysik −→ Vorteil der Festkörperphysik Synchrotronstrahlung für Strukturforschung verwendet −→ Frequenzspektrum der Synchrotronstrahlung zum Unterschied zur Dipolstrahlung auch Vielfache der Grundfrequenz ω0 = c v R R Fourierzerlegung führt auf modifizierte Besselfunktionen Abschätzung mit Hilfe der klassischen Unschärferelation scharfer Puls in der Zeit des Beobachters (pro Teilchen): R (ohne Rechnung) c γ3 für relevanten Frequenzbereich Δt = κΔtret ∼ Δt Δω ∼ 1 c 1 ∼ γ 3 = ω0 γ 3 −→ Δω ∼ Δt R Fourieranalyse: Maximum des Frequenzspektrums tatsächlich bei ωm ω0 γ 3 −→ 1 praktisch kontinuierliches Spektrum für 3 E c ωm = R me c2 3 3 E E c 2 · 10−7 eV m E(GeV)3 ωm = = = 1.6 keV R me c2 R me c2 R(m) γ3 ESFG: European Synchrotron Facility in Grenoble (Speicherring mit 0.2 A Stromstärke) Ee− = 6 GeV, R = 134 m −→ ωm = 2.6 keV (ν = 6 · 1017 Hz) (stark gebündelte) Röntgenstrahlung VI.6 Lagrange-Formulierung der Elektrodynamik nicht die zentrale Rolle wie in der Mechanik, da MG bereits vorgegeben sind Vorteile: kompakte Darstellung, Symmetrien manifest, Ausgangspunkt für Quantisierung 4-dimensionale relativistische Feldtheorien Felder Φa (x) und 1. Ableitungen ∂μ Φa = ∂Φa = Φa,μ ∂xμ 115 (a = 1, . . . , n) Elektrodynamik: Φa ≡ Aμ Potenziale Mechanik: Wirkung S = dt L(q(t), q̇(t), t) relativistische Feldtheorie: t, r gleichberechtigt“ −→ Wirkung muss lorentzinvariant sein ” 1 d4 x L (Φa (x), Φa,μ (x), x) S= c mit Lagrangedichte L (Φa (x), Φa,μ (x), x) N.B.: für Ableitung der Feldgleichungen Indizes a unterdrückt Integrationsmaß d4 x Skalar: lorentzinv. Lagrangedichte −→ lorentzinv. Wirkung Umkehrung nicht zwingend, trotzdem (fast) immer Lagrangedichte L lorentzinvariant Analogie zur Mechanik (Hamiltonsches Prinzip): Felder Φ(x01 , r) und Φ(x02 , r) vorgegeben, Φ(x) für x01 ≤ x0 ≤ x02 so zu wählen, dass Wirkung(sfunktional) S Extremum annimmt Vor.: lim Φ(x0 , r) = 0 r→∞ Variation: Φ(x) → Φ(x) + η(x) mit η(x01 , r) = η(x01 , r) = 0 S extremal: δS = 0 für infinit. η(x) δS = 1 c = 1 c = x02 x01 d3 r [L (Φ + η, Φ,μ + η,μ , x) − L (Φ, Φ,μ , x)] dt ∂L ∂L 2 η+ dt d r η,μ + O(η ) ∂Φ ∂Φ,μ x01 0 ∂ ∂L ∂L ∂ ∂L 1 x2 − μ dt d3 r η η + O(η 2 ) + μ c x01 ∂Φ ∂x ∂Φ,μ ∂x ∂Φ,μ x02 3 mit ∂ ∂L η,μ = ∂Φ,μ ∂xμ ∂ ∂L ∂L η −η μ ∂Φ,μ ∂x ∂Φ,μ zur Erinnerung: Gaußscher Satz in 3 Dimensionen 3 d r ∇A = dF · A V 2-dim. Fläche in 3 Dim.: dF = r(u, v) ∂V −→ ∂r ∂r × du dv , ∂u ∂v orientiertes Flächenelement dFi = εijk 116 ∂xj ∂xk du dv ∂u ∂v Gaußscher Satz in 4 Dimensionen G d4 x ∂μ Aμ = 3-dim. Hyperfläche in 4 Dim.: dσμ = εμνρσ ∂G x(u, v, w) dσμ Aμ −→ orientiertes Flächenelement ∂xν ∂xρ ∂xσ du dv dw ∂u ∂v ∂w Rand ∂G in unserem Fall: {x0 = x01 } ∪ {x0 = x02 } ∪ {x01 ≤ x0 ≤ x02 , r → ∞} −→ nach Vor.: η|∂G = 0, da η sonst beliebig in G ∂L ∂ ∂L =0 − μ ∂x ∂Φ,μ ∂Φ Euler-Lagrange Feldgleichungen 4π μ j , ∂ν F̃ μν = 0 c 1. Ableitungen in den Feldern entsprechen 2. Ableitungen der Potenziale weitere Forderung: Wirkung muss eichinvariant sein −→ ∂ν F μν = Maxwell-Gleichungen: lässt für j = 0 nur L ∝ Fμν F μν zu Fμν F̃ μν ist eine totale Divergenz (außerdem Pseudoskalar) kein Beitrag zu den Feldgleichungen inhomogener Term 4π j/c nur durch L ∝ Aν j ν zu erreichen Bem.: −→ mit geeigneter Normierung (Gauß-System!) LM(axwell) (x) = − 1 1 Fμν (x)F μν (x) − jμ (x)Aμ (x) = LFeld + LWechselwirkung 16π c scheinbares Problem: Potenzial A tritt explizit in LM auf −→ Eichinvarianz? Aμ −→ A μ = Aμ − ∂ μ Λ 1 1 1 LM −→ LM + jμ ∂ μ Λ = LM + ∂ μ (Λ jμ ) − Λ ∂ μ jμ c c c wegen Stromerhaltung ∂ μ jμ = 0 ändert sich Lagrangedichte nur um eine totale Divergenz ∂ μ (Λ jμ ) −→ Feldgleichungen ungeändert (analog Bewegungsgleichungen in Mechanik) wichtige Erkenntnis: Eichinvarianz nur bei erhaltenem Strom können jetzt auch Unabhängigkeit der Ladung vom IS zeigen d3 r ρ(x0 , r) qIS = qIS = d3 r ρ (x 0 , r ) 4 G μ d x ∂ jμ = 0 = ∂G dσμ j μ 117 wobei ∂G = {x0 = 0} ∪ {x 0 = 0} ∪ {r → ∞ zwischen x0 = 0 und x 0 = 0} für lokalisierte Ströme kein Beitrag von r → ∞ Hyperebene x0 = 0: dσμ = εμνρσ parametrisiert durch u = x1 , v = x2 , w = x3 −→ ∂xν ∂xρ ∂xσ du dv dw = ε0123 dx1 dx2 dx3 , 0, 0, 0 = d3 r, 0 ∂u ∂v ∂w orientierte Flächenelemente haben entgegengesetzte Richtung für x0 = 0 und x 0 = 0 Gaußscher Satz 0= x 0 =0 −→ Lorentzinvarianz der Ladung μ μ 3 dσμ j + dσμ j = d r ρ (x ) − d3 r ρ(x) = qIS − qIS x0 =0 Feldgleichungen überprüfen: L=− 1 1 Fμν F μν − jμ Aμ 16π c 1 ν μ 1 ∂ A (∂ν Aμ − ∂μ Aν ) − jν Aν 8π c 1 1 = − Aμ,ν (Aμ,ν − Aν,μ ) − jν Aν 8π c L = − Euler-Lagrange: ∂ν − ∂L ∂L = ∂Aμ,ν ∂Aμ −→ 1 4π μ 1 ∂ν (Aμ,ν − Aν,μ ) = − j μ −→ ∂ν F μν = j 4π c c homogene MG automatisch erfüllt: F μν = Aμ,ν − Aν,μ −→ ∂ν F̃ μν = 0 Wechselwirkungsterm für Punktteilchen: μ j (x) = q ds uμ (s) δ(4) (x − z(s)) 1 1 d4 x LWW = − 2 d4 x j μ (x)Aμ (x) −→ SWW = c c q q dτ uμ (τ ) Aμ (z(τ )) = − 2 ds uμ (s) Aμ (z(s)) = − c c mit den bekannten Relationen dτ = dt 1 − v 2 /c2 = γ −1 dt , uμ = γ (c, v ) q r(t)) γ −1 dt γ c Φ(t, r(t)) − v (t) · A(t, SWW = − c q r(t)) −→ LWW = −q Φ(t, r(t)) + r˙ (t) · A(t, c −→ bekannte (Wechselwirkungs-)Lagrangefunktion für Punktteilchen 118 Struktur der elektromagnetischen Wechselwirkung S = SMaterie + SFeld + SWW allgemein gültig, in klassischer Elektrodynamik wie in QED (mit Feldoperatoren): 1 1 4 μν d xFμν F , SWW = − 2 d4 x jμ Aμ SFeld = − 16π c c klassisches Punktteilchen: ' SMaterie = −m c dτ uμ (τ )uμ (τ ) 2 = −m c dt 1 − v 2 (t)/c2 beschränkter Anwendungsbereich: im atomaren und erst recht im subatomaren Bereich kann Materie nicht durch klassische Punktteilchen beschrieben werden −→ Quantentheorie, Quantenfeldtheorie in allen Bereichen der Physik (Mechanik, klassische Feldtheorie, QM, QFT) Invarianz der Wirkung Noether-Theorem in der Feldtheorie Energie-Impuls-Tensor: T 00 = = weiters: 1 4π −→ Erhaltungsgröße −→ T μν = T νμ 1 = 4π F μλ F λν 1 + η μν Fρσ F ρσ 4 1 F 0λ F λ0 + Fρσ F ρσ 4 1 2 2 1 2 1 2 2 E + B = uem E + (B − E ) = 4π 2 8π und T 0i = Si /c und T ij = −TM ij mit Poynting-Vektor S (3-dim.) Maxwellschem Spannungstensor TM ij T μν ⎛ uem ⎜ =⎝ S/c S/c ⎞ ⎟ ⎠ −TM ij berechnen 4-Divergenz von T μν ∂μ T μν = = = da der Ausdruck [ 1 1 μ λν μ λν ν ρσ ∂ Fμλ F + Fμλ ∂ F + Fρσ ∂ F 4π 2 1 1 νλ F jλ + Fρσ [∂ ρ F σν − ∂ σ F ρν + ∂ ν F ρσ ] c 8π 1 νλ F jλ c ] in 2. Gleichung identisch verschwindet (Bianchi-Identität) 119 Beh.: obiges Resultat ist die kovariante Formulierung der Energie-Impuls-Erhaltung betrachten hier den Fall j = 0 −→ ∂μ T μν = 0 (keine Ladungen oder Ströme im betrachteten Raum-Zeit-Gebiet) Integration über 3-dimensionales Volumen V 1 d 1 d 3 μν 3 0ν 3 iν 3 0ν 0= d r ∂μ T = d rT + d r ∂i T = d rT + dFi T iν c dt V c dt V V V ∂V ν = 0: Energieerhaltung 1 d c dt −→ d dt 3 d rT 00 + V ∂V V dFi T i0 = 0 d3 r uem + ∂V = 0 dF · S ν = i: Impulserhaltung für abgeschlossenes System (z.B. im gesamten 3-dim. Raum) und j = 0 1 μ = d3 r T 0μ = konstant (μ = 0, 1, 2, 3) −→ Pem c V j = 0: Materiebeitrag muss berücksichtigt werden (hängt von SMaterie ab) Mechanik Feldtheorie Lagrangefunktion L Lagrangedichte L Bewegungsgleichungen ∂L , H = pq̇ − L p= ∂ q̇ Feldgleichungen 1 μ P = d3 r T 0μ c V 120