Kognition und Multiple Sklerose

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Kognition und Multiple Sklerose
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besseres
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besseresLeben
Leben
Leben
Lebenmit
mit
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MS.
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MS.
Gemeinsam
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MS.
MS.
MS.
Liebe Patientin, lieber Patient,
wissen Sie auch manchmal nicht mehr, was Sie gerade noch tun wollten? Haben Sie Probleme
damit, sich an Termine zu erinnern? Verlegen Sie häufiger Ihren Autoschlüssel? Dass man manchmal etwas vergisst, das ist ganz normal. Kommt dieses öfter vor, könnten kognitive Störungen die
Ursache sein, ein häufiges Symptom bei Multipler Sklerose (MS). Atmen, das Herz schlagen lassen,
Nahrung verdauen, aber auch ganz allgemein das Bewegen, Koordinieren, Fühlen, Handeln – selbst
wenn wir es nicht bewusst wahrnehmen, arbeitet unser Gehirn rund um die Uhr. Etwa 100 Milliarden Nervenzellen stehen ihm zur Verfügung, um Informationen zu verarbeiten und Reaktionen
unterschiedlichster Art hervorzurufen.
Bei MS richtet sich das Immunsystem fälschlicherweise gegen die eigenen Nervenzellen – und
damit auch gegen das eigene Gehirn. Dabei werden Nervenzellen zerstört oder beschädigt; eben
jene werden für die Weiterleitung von Reizen und Signalen ans und der Informationsverarbeitung
im Gehirn aber benötigt. Kommt es durch den Krankheitsprozess der MS zur Behinderung oder
einem Ausfall bestimmter Signalübertragungen, können neurologische Symptome wie kognitive
Störungen auftreten. Kognitive Störungen betreffen vor allem das Gedächtnis, die Informationsverarbeitung, die komplexe Aufmerksamkeit sowie das Planen und Handeln – Fähigkeiten, die
unseren Alltag beeinträchtigen, wenn sie vermindert sind.
Durch den natürlichen Alterungsprozess baut das Gehirn ab dem 20. Lebensjahr Nervenzellen ab.
Krankheiten wie Multiple Sklerose können diesen Prozess beschleunigen. Denn der Verlust an
Nervenzellen führt bei MS-Erkrankten zu einem frühzeitigen Abbau an Hirnvolumen und dadurch
verstärkt zu kognitiven Störungen. Hirnschwund, und wie man sich davor schützen kann, rückt
heute immer weiter in den Fokus der Forschung. Inzwischen weiß man, dass der Hirnschwund
durch eine gesunde Lebensweise, richtiges kognitives Training und eine wirksame medikamentöse
MS-Behandlung verlangsamt werden kann und sich die geschädigten Nervenbahnen in frühen
Phasen der Multiplen Sklerose noch erholen können.
In dieser Broschüre haben wir für Sie weitergehende Informationen zu den Themen Gehirn,
kogni­tive Störungen, Hirnschwund und Hirnschutz bei MS zusammengestellt. Im anschließenden
Übungs­teil finden Sie Anregungen für ein effektives Gehirntraining im Alltag.
Wir wünschen Ihnen damit viel Erfolg!
Ihr Extracare-Team
2
Inhalt
Das Gehirn..............................................................................................................................4
Das Gehirn – die Schaltzentrale in unserem Körper.......................................................................4
Wie das Gehirn funktioniert................................................................................................................ 5
Wie das Gehirn bei Multipler Sklerose geschädigt wird...............................................................6
Hirnschwund bei Multipler Sklerose.................................................................................................. 7
Die Folgen des Hirnschwunds – kognitive Störungen..........................................................8
Hirnschwund und kognitive Störungen im Alltag von MS-Patienten........................................9
Welche kognitiven Störungen findet man bei MS?...................................................................... 10
Faktoren, welche die kognitiven Funktionen beeinträchtigen.................................................. 12
Irrtümer und Gerüchte zu kognitiven Problemen und MS......................................................... 13
Kognitive Störungen erkennen und behandeln...................................................................15
Die Diagnose kognitiver Störungen..................................................................................................15
Wie werden kognitive Störungen behandelt?............................................................................... 16
Bausteine des neuropsychologischen Trainings.............................................................................17
10 Tipps zur Kompensation von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen................... 18
Aktiv gegen Hirnschwund – Mission Hirnschutz.......................................................................... 21
Praktische Übungen für den Alltag:
So trainieren Sie effektiv Ihre Kognition............................................................................. 23
Übungen zur Aufmerksamkeit und Konzentration......................................................................24
Übungen für das Gedächtnis............................................................................................................ 28
Übungen zur Wahrnehmung............................................................................................................32
Übungen zur Entspannung............................................................................................................... 36
Literatur, weiterführende Adressen und Websites............................................................ 40
Wo finde ich Hilfe?.............................................................................................................................. 41
Quellen und weiterführende Literatur............................................................................................42
Weitere wichtige Adressen und Websites......................................................................................43
Interessante Links zum Kognitionstraining....................................................................................43
3
Das Gehirn
Unser Gehirn ist das Zentrum unseres Denkens und Handelns. Innerhalb kürzester Zeit verarbeitet
es Sinneseindrücke, leitet Informationen weiter und löst Reaktionen aus. Es trägt einen wesentlichen Anteil zu unserer Persönlichkeit bei. Unzählige Nervenzellen, -fasern und Verbindungsstellen, die sogenannten Synapsen, sorgen dafür, dass die Informationen in kürzester Zeit in unserem
Gehirn weitergeleitet werden.
Das Gehirn – die Schaltzentrale in unserem Körper
Das Gehirn ist die Schaltzentrale in unserem Körper, in der Signale über das Rückenmark zum
Körper gesendet oder von dort empfangen werden. Die Nervenzellen und ‑fasern steuern diese
Prozesse. Im Gehirn sorgen sie außerdem dafür, dass die verschiedenen Hirnregionen zusammenarbeiten, damit diese ihre jeweiligen Funktionen ausführen können.
Abb. 1: Schematischer Aufbau des Gehirns
Großhirn
(Cortex)
Zwischenhirn
Kleinhirn
Mittelhirn
Nachhirn
(verlängertes
Rückenmark)
Abbildung 1:
Aufteilung der unterschiedlichen
Hirnregionen
• Das Großhirn reguliert unsere Handlungen und Entscheidungen.
• Das Zwischenhirn verarbeitet die Sinnesreize.
• Das Mittelhirn leitet die Seh- und Hörimpulse weiter.
• Das Kleinhirn koordiniert unsere Bewegungen und das Gleichgewicht.
4
• Das Nachhirn (verlängertes Rückenmark) leitet die Erregungen von dem Großhirn an das Kleinhirn weiter. Es ist die Zentrale für lebenswichtige Reflexe wie z. B. Schlucken oder
Husten sowie Atmung, Herzschlag und Blutdruck.
Wie das Gehirn funktioniert
Abb. 2: Die Großhirnrinde
Das Gehirn besteht aus weißer und grauer Substanz. Die
graue Substanz beherbergt die Zellkörper der Nervenzellen,
die weiße Substanz vorwiegend die Nervenfasern, die ihre
weiße Farbe vom umhüllenden Myelin erhalten.
graue Substanz
weiße
Substanz
Die Nervenzellkörper bilden die Grundlage für die Informationsweiterleitung in unserem Körper. An ihnen entstehen
durch Sinneseindrücke elektrische Impulse. Die Nervenfasern leiten die Impulse von Nervenzelle zu Nervenzelle
weiter und sorgen dafür, dass eine Reaktion ausgelöst wird.
Die Myelinschicht dient dabei zur elektrischen Isolierung
der Nervenfasern. Sie wird entlang der Nervenfaser regelmäßig von den „Ranvier“-Schnürringen unterbrochen, die
eine schnelle Reizweiterleitung gewährleisten.
Abbildung 2:
Die Großhirnrinde –
graue und weiße Substanz
Abb. 3: Der Aufbau von Nervenfasern einer Nervenzelle
Nervenzellkörper
Nervenfasern
mit Myelinschicht
„Ranvier“ Schnürring
Reizweiterleitung
Nervenfaser
Myelinschicht
Abbildung 3:
Der Aufbau von Nervenfasern einer Nervenzelle: Die Nervenfaser einer Nervenzelle ist von
einer schützenden Isolierschicht (Myelin) umgeben. Die Reize „springen“ von Schnürring zu
Schnürring und werden so rasch weitergeleitet.
5
Wie das Gehirn bei Multipler Sklerose geschädigt wird
Bei Multipler Sklerose handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Nervensystems, bei
der das Immunsystem körpereigene Bestandteile angreift und zerstört (Autoimmunerkrankung).
Dabei können einerseits Nervenzellen absterben (Neurodegeneration), andererseits schädigen
die Entzündungsprozesse das Myelin und sorgen für eine teilweise „Demyelinisierung“ (Entmarkung) der Nervenfasern. Die Entzündung kann abheilen, dabei repariert sich die Myelinschicht
teilweise (Remyelinisierung). An diesen Stellen bilden sich jedoch Vernarbungen (Sklerosen),
die dauerhaft die Weiterleitung der Reize erschweren können. Als Folge dieser Schädigung
können weitere Nervenzellen komplett zerstört werden.
Die Schädigung und Zerstörung von Nervenzellen hat zur Folge, dass die Weiterleitung der
Informationen über die Nervenfasern im Zentralnervensystem (ZNS) dauerhaft gestört oder
unterbrochen bleibt.
Abb. 4: So wirkt sich MS im ZNS aus
Isolierschicht
(Myelin)
Nervenfaser
Normale
Nervenzelle
Geschädigte
Nervenzelle
Zerstörte
Nervenzelle
Abbildung 4:
Bei gesunden Nervenzellen werden elektrische Signale über die von Myelin umhüllten
Nervenfasern (Axone) rasch weitergeleitet. Wird die Myelinschicht beschädigt
(Demyelinisierung), ist die Signalweiterleitung zwischen den Nervenzellen gestört. Die
dauerhafte Beschädigung der Myelinschicht kann Nervenzellen auch komplett zerstören.
6
Hirnschwund bei Multipler Sklerose
Der Abbau der Hirnmasse ist ein ganz normaler Prozess. Ab dem 20. Lebensjahr baut das Gehirn
auch bei Gesunden durch den natürlichen Alterungsprozess an Masse ab.
Bei MS-Betroffenen kann die krankheitsbedingte Schädigung und Zerstörung von Nervenzellen
in der grauen und weißen Substanz zu einem gesteigerten frühzeitigen Abbau von Hirnvolumen
führen. Man spricht dann von Hirnschwund bzw. Hirnatrophie.
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Abnahme des Hirnvolumens pro Jahr bei MS-Betroffenen ohne angemessene Therapie in etwa in der Größenordnung eines Esslöffels liegt, während
gesunde Menschen und auch MS-Betroffene mit geeigneter Therapie im selben Zeitraum nur
etwa einen Teelöffel voll verlieren.
Dem Abbau des Hirnvolumens wird jedoch auch entgegengewirkt. Im Gehirn eines Erwachsenen
werden lebenslang immer wieder neue Nervenzellen gebildet. Dieser Vorgang wird als adulte
Neurogenese bezeichnet. Ältere Gehirne nutzen zudem Funktionsareale besser und bleiben
trainierbar. Das heißt, ausgefallene Nervenverbindungen können durch neu gebildete Synapsen
(Verbindungsstellen, die für die Reizübertragung von Nervenzelle zu Nervenzelle verantwortlich
sind) übernommen werden.
Gehen mehr Nervenzellen verloren als neu gebildet werden, kommt es auf lange Sicht zu bleibenden Beeinträchtigungen.
Abb. 5: Der Hirnschwund bei Multipler Sklerose
Multiple Sklerose verstärkt den Hirnschwund.
Ein MS-Patient verliert ohne adäquate
Therapie pro Jahr Hirnsubstanz in etwa der
Größenordnung eines Esslöffels.
Moderne Therapien können den Hirnschwund auf ein normales Maß bringen.
Der Verlust an Hirnvolumen kann mithilfe von modernen Therapien bei circa
einem Teelöffel und damit nahezu auf
dem Niveau von Gesunden gehalten
werden.
Abbildung 5:
Der Hirnschwund bei Multipler Sklerose
7
Die Folgen des Hirnschwunds – kognitive Störungen
Der Hirnschwund ist ein schleichender Prozess. Das Leiden macht sich daher nicht so akut bemerkbar wie ein Schub. Oft treten Symptome erst dann zu Tage, wenn die Nervenzellen bereits
irreparabel geschädigt sind, denn das Gehirn besitzt die Fähigkeit, einen Teil der Defizite auszugleichen. Die Medizin nennt diese Fähigkeit des Gehirns Plastizität. Bis zu einem gewissen Grad
kann die Myelinschicht wiederhergestellt werden. Darüber hinaus kann das Gehirn lange Zeit eine
Umgehungsstrategie anwenden. Es bildet in Bereichen, die nicht von Entzündungen betroffen
sind, neue Wege für die Weiterleitung der Reize aus und kann so den Verlust von Hirnvolumen für
eine gewisse Zeit kompensieren.
Was ist „Kognition“?
Kognition ist ein Sammelbegriff für alle Prozesse und Strukturen, die mit dem Wahrnehmen
und Erkennen zusammenhängen. Kognitive Störungen betreffen das Gedächtnis, die
Informationsverarbeitung, die komplexe Aufmerksamkeit sowie das Planen und Handeln.
Der Verlust des Hirnvolumens kann bei MS-Patienten auf lange Sicht zu neurologischen und
kognitiven Beeinträchtigungen führen. Bis zu 70 % der Patienten sind betroffen. Die kognitiven
Defizite machen sich in Form von Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten oder abnehmender Gedächtnisleistung bemerkbar. Wann dieser Zeitpunkt eintritt, ist individuell unterschiedlich.
Es konnte ein Zusammenhang zwischen
Größe und Lokalisation von Läsionen, Hirnschwund und kognitiver Leistungsfähigkeit
hergestellt werden. MS-Betroffene mit
Schädigungen im Großhirn und Kleinhirn
haben öfter kognitive Probleme als jene mit
Schädigungen im Kleinhirn, Stammhirn oder
Rückenmark.
Treten kognitive Störungen im Schub auf
oder werden sie durch andere Faktoren wie
Depression, Fatigue, Stress, Medikamente etc.
hervorgerufen, können sie sich wieder komplett zurückbilden.
8
Hirnschwund und kognitive Störungen
im Alltag von MS-Patienten
Die Neuropsychologin Iris-Katharina Penner weiß von ihren Patienten,
wie sich kognitive Störungen auf den Alltag auswirken.
Nehmen MS-Patienten den Hirnschwund wahr?
Dr. Iris-Katharina Penner: Nicht direkt. Sie beobachten eher die einzelnen
kognitiven Veränderungen im Krankheitsverlauf an sich selbst. Diese beziehen sich meist auf drei Phänomene:
Das erste ist die Verlangsamung. Viele Patienten stellen fest, dass ihr Denken
PD Dr. med.
verzögert ist. Die zweite Beobachtung betrifft die Konzentrationsfähigkeit.
Iris-Katharina Penner
Betroffene bemerken, dass sie ihre Aufmerksamkeit nicht mehr so lange
wie gewohnt auf eine bestimmte Tätigkeit richten können. Sie brauchen für verschiedene Dinge
länger. Und das dritte Phänomen sind die Gedächtnisprobleme. MS-Patienten mit verstärktem
Hirnabbau haben Schwierigkeiten, sich ganz alltägliche Dinge zu merken. Sie stehen beispielsweise im Supermarkt oder in der Küche und wissen gar nicht mehr, was sie dort wollten.
Welches der drei Phänomene belastet die Betroffenen in ihrem Alltag am stärksten?
Dr. Iris-Katharina Penner: Ich würde sagen, es ist vor allem das Realisieren von „Ich brauche
mehr Zeit als die anderen“ – das gilt gerade vor dem Hintergrund des allgemein herrschenden
Zeitdrucks. Die meisten Patienten arbeiten ja auch noch. Sie stellen fest, dass sie ihr gewohntes
Pensum nicht mehr schaffen. Insofern ist das bestimmt die gravierendste Auswirkung auf den
Alltag. Doch auch die Gedächtnisschwierigkeiten belasten Betroffene sehr. Wohingegen sich die
Konzentrationsprobleme zu Beginn überspielen lassen.
Hat der Hirnschwund auch Auswirkungen auf die Persönlichkeit?
Dr. Iris-Katharina Penner: Bisher konnte kein Zusammenhang zwischen dem Abbau des Gehirns
und einem möglichen Wandel der Persönlichkeit nachgewiesen werden. Allerdings zeigen sich bei
Patienten, die sehr viel Hirnmasse im Frontallappen verlieren, Veränderungen im Verhalten: Sie
verlieren oft die Beherrschung, wenn sie etwas überfordert.
Das liegt daran, dass im Frontalhirn Areale liegen, die für die Kontrolle der eigenen Person verantwortlich sind. Darüber hinaus hat man auch festgestellt, dass sich bei MS-Patienten im Krankheitsverlauf Wesenszüge wie die emotionale Stabilität und Gewissenhaftigkeit negativ verändern.
Allen diesen möglichen Auswirkungen kann jedoch mit modernen Therapien und begleitenden
Maßnahmen, wie zum Beispiel gezieltem Hirnjogging, vorgebeugt beziehungsweise entgegengewirkt werden.
9
Welche kognitiven Störungen findet man bei MS?
MS-Erkrankte sind individuell sehr unterschiedlich von kognitiven Störungen betroffen. Allgemein
gültige Aussagen lassen sich nur schwer treffen. Die Probleme reichen von Störungen des Gedächtnisses oder der komplexen Aufmerksamkeit bis hin zu Schwierigkeiten beim Sprechen. Die
Sprache, die visuelle Wahrnehmung und die einfache Aufmerksamkeit sind seltener betroffen,
ebenso wie eine Verhaltensänderung oder ein sehr schwerer kognitiver Abbau nicht sehr häufig
beobachtet werden.
Folgende kognitive Fähigkeiten sind bei MS-Betroffenen häufig beeinträchtigt:
• Gedächtnis
Das Gedächtnis ist die Fähigkeit, Informationen zu speichern und zu reproduzieren. Ist das Gedächtnis beeinträchtigt, benötigen Sie länger, um sich die Einkaufsliste einzuprägen, sich eine
Telefonnummer zu merken oder Vokabeln zu lernen, so dass sie später wieder abrufbar sind.
• Informationsverarbeitung
Um einen Text zu verstehen, müssen Zusammenhänge erfasst und Informationen verarbeitet
werden. Ist die Informationsverarbeitung gestört, benötigen Sie länger, um den Inhalt eines
Textes zu begreifen, aber auch, um Bekanntes aus dem Gedächtnis abzurufen, beispielsweise,
in welchem Ort Sie letztes Jahr Urlaub gemacht haben oder das passende Wort (Wortfindungsstörungen).
10
• Komplexe Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeit benötigt man für fast alle Dinge im Alltag, wie zum Beispiel Kommunikation,
Fernsehen, Kochen, Werken, Orientieren, Lesen. Bei MS-Patienten findet man insbesondere
Störungen bei komplexen Aufmerksamkeitsleistungen (Multitasking), bei denen es auf die
Verarbeitung von vielen Informationen gleichzeitig ankommt, während die „normale“ Aufmerksamkeit beispielsweise für einzelne Handlungen nur wenig beeinträchtigt ist. Das äußert
sich in Schwierigkeiten, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, z. B. ein Gespräch zu führen und
gleichzeitig Gesprächsnotizen anzufertigen, oder zu bügeln und dabei eine Fernsehsendung
zu verfolgen. Jede einzelne Aktion für sich stellt normalerweise aber kein Problem dar.
• Planen und Handeln
Planen und Handeln umfasst die Fähigkeit, komplexe Vorgänge zu erfassen, Strategien und
Problemlösungen zu entwickeln und schließlich das Geplante umzusetzen. Ist diese Fähigkeit eingeschränkt, dauert es beispielsweise länger, den Tagesverlauf zu planen oder es fällt
schwerer, Lösungsstrategien zu entwickeln, wenn beispielsweise ein Kind früher als geplant
von der Schule abgeholt werden muss.
Abbildung 7:
Ungefähre Häufigkeit einiger kognitiver Störungen bei
Multipler Sklerose.
Abb. 6: Kognitive Störungen bei MS
Planen und
Handeln
20–30 %
Gedächtnis
30–60 %
Komplexe
Aufmerksamkeit
25–35 %
Informationsverarbeitung
40–50 %
modifiziert nach: MS in focus: Kognition und MS, MSIF 2013
11
Faktoren, welche die kognitiven Funktionen
beeinträchtigen
Kognitive Funktionen werden sowohl durch körperliche als auch durch äußere Umstände beeinflusst. Bei einer Schädigung des Gehirns verbunden mit Hirnschwund kann es zur dauerhaften
kognitiven Einschränkung kommen. Anders sieht es dagegen bei einer Funktionsstörung aus, die
z. B. mit einer Depression, akutem Schub oder mit der Einnahme eines bestimmten Medikamentes einhergeht. In diesen Fällen können die kognitiven Fähigkeiten mit der richtigen Behandlung
wiederhergestellt werden. Gleiches gilt für körperliche Einschränkungen oder Fatigue, die zudem
durch Hilfsmittel oder strukturierte Tagesplanung verbessert werden können.
Bei einigen Menschen führt die MS zu sozialem Rückzug und einer sehr eintönigen Lebensweise.
Wird der Denkapparat nicht mehr regelmäßig gefordert, lassen meist auch die geistigen Fähigkeiten nach. Eine Veränderung der Lebensweise reicht oft schon, um das Gehirn mehr zu fordern und
ihm wieder auf die Sprünge zu helfen. Ob und inwieweit eine dauerhafte oder nur eine vorübergehende Einschränkung der Kognition vorliegt und wie diese am besten behandelt wird, kann nur
von einem Arzt sicher diagnostiziert werden.
Abb. 7: Faktoren, die Kognition beeinflussen
Emotionale Veränderungen (Depression)
Körperliche
Einschränkungen
Änderungen der
Lebensweise etc.
Kognition
Medikamente
Dauerhafte
Gehirnschädigungen
Erschöpfung /
Müdigkeit (Fatigue)
Schübe (Akutes oder fortschrei­
tendes Krankheitsgeschehen)
12
modifiziert nach: MS in focus: Emotionen und Kognition, MSIF 2004
Irrtümer und Gerüchte zu kognitiven Problemen und MS Kognitive Störungen sind nicht zu verwechseln mit Alzheimer.
MS ist eine ganz andere Krankheit mit anderen Vorgängen im Gehirn und an den Nervenzellen als bei Alzheimer. MS-Betroffene brauchen manchmal etwas länger, um sich
zu erinnern, oder aber die Erinnerung ist etwas verschwommen, sie ist aber noch da.
Gedächtnisstützen wie Einkaufslisten, Kalender, Wegbeschreibungen oder ein Handy,
welches einen an wichtige Dinge erinnert, helfen, den Alltag zu meistern. Neue Informationen können aufgenommen, gespeichert und bei Bedarf auch wieder abgerufen
werden, wenn auch manchmal langsamer als früher. Mit
Alzheimer wäre dies nicht mehr möglich. Denn bei Alzheimer schwindet nach und nach das Gedächtnis dauerhaft.
Während der Gedächtnisverlust bei Alzheimer-Erkrankten
nicht aufzuhalten ist, gibt es für Menschen mit Multipler
Sklerose eine Vielzahl an modernen Therapien, die in Verbindung mit regelmäßigen Gedächtnis-, Aufmerksamkeitsund Konzentrationstrainings dem Abbau des Denkapparates
entgegenwirken.
Kognitive Störungen führen nicht zum Verlust des Intellekts.
MS-bedingte kognitive Probleme bedeuten keinen Intelligenzverlust. Einige Betroffene
sind nur nicht so schnell und flexibel in ihrem Denken, wie sie es einmal waren. Manchen fällt es auch schwerer, sich an veränderte Routinen oder Umgebungen anzupassen. Mit genügend Zeit und in einer entspannten Atmosphäre sind sie jedoch nach wie
vor in der Lage, Strategien z. B. für ein bestimmtes Projekt zu planen und Lösungsvorschläge für auftretende Schwierigkeiten im Beruf oder auch in ihrem Alltag auszuarbeiten.
Kognitive Störungen sind keine psychische Erkrankung.
Manchmal werden kognitive Probleme mit einer psychischen Erkrankung oder mit
seelischen Problemen wie Angstzustände oder Depression verwechselt. Aber negative
Emotionen sind häufig nur die Antwort auf eine chronische Krankheit und ihre Symptome, wie auch auf kognitive Störungen. Sie sind keinesfalls miteinander zu verwechseln und bedingen einander nicht.
13
nach: Inside MS: MS and Mind. National MS Society 2008
14
Kognitive Störungen erkennen und behandeln
Der kognitive Einfluss von MS auf das alltägliche Leben wird zunächst oft übersehen. Der Prozess
verläuft zum einen sehr langsam. Viele Menschen sind sich anfangs nicht bewusst, dass sie kognitive Störungen haben. Sie denken, dass sie beispielsweise den Schlüssel wiederholt verlegen, weil
sie nur abgelenkt waren. Zum anderen sind die kognitiven Schwierigkeiten weniger auffällig als
körperliche Symptome. Den Schlüssel zu verlegen tut nicht weh.
Ist der Verdacht da, an einer kognitiven Störung zu leiden, kann der Arzt die richtige Diagnose
stellen.
Die Diagnose kognitiver Störungen
Der Blick in das Gehirn von MS-Betroffenen kann über die Entwicklung der Krankheit viele Aufschlüsse geben. So wissen Ärzte heute, dass jeder ihrer MS-Patienten von den Risiken verstärkten
Hirnschwunds betroffen ist. Sie können allerdings nicht sagen, in welchem Stadium sich der Hirnschwund befindet oder wie schnell er voranschreiten wird. Leider gibt es noch kein ausgereiftes
und standardisiertes Messverfahren, das zur Diagnose in der Praxis eingesetzt werden kann.
Die in den Kliniken und Praxen gängigen bildgebenden Verfahren – wie die Magnetresonanztomographie (MRT) – sind in der Lage, den Abbau der Hirnsubstanz zu dokumentieren. Aber: Sie
zeigen den Verlust erst auf, wenn dieser bereits weit vorangeschritten ist. Die Herausforderung
besteht heute daher darin, eine einheitliche und praktikable Messmethode zu entwickeln. Denn
nur so kann der Abbau des Gehirns früh erfasst und möglichen kognitiven Einschränkungen vorbeugend entgegengewirkt werden.
In der klinischen Praxis wird die kognitive Leistungsfähigkeit mittels standardisierter neuropsychologischer Testverfahren wie u. a. FST (Faces Symbol Test), MUSIC (Multiple Sclerosis Inventory
Cognition) oder BRB-N (Brief Repeatable Battery of Neuropsychological Tests in MS) erfasst. Ziel
einer neuropsychologischen Testung ist die Beurteilung verschiedener kognitiver Leistungskomponenten, insbesondere Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprache, Flexibilität im Denken und Problemlösefähigkeit sowie deren Auswirkungen auf den Alltag und auf das Wohlbefinden der Patienten.
Um die kognitiven Störungen von Depressionen und Fatigue abzugrenzen, werden standardisierte
Fragebögen sowie strukturierte Interviews eingesetzt.
15
Wie werden kognitive Störungen behandelt?
Kognitive Störungen können gezielt behandelt werden. Dabei finden sowohl medikamentöse als
auch nicht-medikamentöse Therapien Anwendung. Übergeordnete Ziele der Therapie sind dabei
einerseits die Vorbeugung von Hirnschwund und der damit verbundenen Probleme. Andererseits
sollen bereits vorliegende Störungen durch „Gehirntraining“ gebessert oder Strategien für den
Alltag entwickelt werden.
Medikamentöse Therapie Eine medikamentöse Therapie zur symptomatischen Behandlung von Hirnleistungsstörungen gibt es
zurzeit nicht. Allerdings können moderne Immuntherapien in Kombination mit Hirnleistungstraining
bei Menschen mit MS dem Abbau des Denkapparates vermindern.
Nicht-medikamentöse Therapie
Weiß man, welche kognitive Störung vorliegt, kann man diese mittels gezielter neuropsychologischer Funktionsübungen wirksam behandeln. Das Training sollte individuell, alltagsorientiert und
lebensbegleitend erfolgen.
Therapieziele sind dabei:
• gesunde Bereiche des Gehirns zu trainieren
• verlorengegangene Fähigkeiten durch Strategien (z. B. Erinnerungshilfen) auszugleichen
• die Umwelt durch Hilfsmitteleinsatz an eine Behinderung anzupassen (z. B. Stehpult)
• das Selbstwert- und Lebensgefühl zu verbessern (z. B. Verhaltenstherapie)
16
Neuropsychologische Rehabilitation Art
Ziel
Wiederherstellung
Nicht geschädigte Bereiche des Gehirns werden trainiert, die beeinträchtigte Funktion vollständig oder teilweise zu übernehmen,
z. B. durch computergestütztes Training.
Ausgleich
Durch den Einsatz gut erhaltener Fähigkeiten oder mithilfe ausgleichender Strategien, z. B. durch Erinnerungshilfen oder Zeitund Selbstmanagement wird die Störung kompensiert.
Anpassung
Die (Arbeits-) Umwelt wird z. B. durch Hilfsmitteleinsatz an eine
bleibende Behinderung angepasst.
Wiedereingliederung
Unter Berücksichtigung aller persönlichen Ziele, des sozialen
Umfelds und der gegebenen Faktoren wird ein weitreichender
Therapieplan erarbeitet, der eine hohe Lebensqualität für den
Betroffenen zum Ziel hat.
nach: Symptome beser erkennen und behandeln, T.Henze, Zuckschwerdt Verlag 2010
Entsprechend der Problemkonstellation basiert das Therapiekonzept auf verschiedenen Ansätzen.
Oft arbeiten Neuropsychologen mit Sprach-, Ergo- und Physiotherapeuten zusammen.
Bausteine des neuropsychologischen Trainings
• Computergestütztes neuropsychologisches Training
Trainiert spezielle kognitive Bereiche am Computer, z. B. Aufmerksamkeit und Konzentration,
verbales, visuelles und figurales Gedächtnis, Reaktionsverhalten, Planungsverhalten, Visuomotorik, Daueraufmerksamkeit u. a. Dabei passt sich das Schwierigkeitsniveau automatisch dem
Leistungsniveau an.
• Individuelles Training mit dem Patienten
Unter fachlicher Anleitung und Kontrolle werden beobachtete Defizite aber auch alltagsorientierte Fähigkeiten geübt, z. B. Lesen, Rechnen, Wahrnehmung, Sehen und Orientierung.
• Verhaltenstherapie
Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken, Stärkung des Selbstwertgefühls, Veränderung der Selbstwahrnehmung, Verbesserung der Eigenständigkeit, Hilfsmitteltraining, Entscheidungs- und Problemlösetraining, Kommunikationstraining, Lebenszielplanung, Aktivitätenplanung usw.
17
10 Tipps zur Kompensation von Gedächtnis- und
Aufmerksamkeitsstörungen
Einschränkungen der Gedächtnisleistung bei Menschen mit MS lassen sich mit verschiedenen
Strategien umgehen. Nicht jeder der hier aufgeführten Tipps ist für jede Person geeignet. Finden Sie heraus, welche Taktiken Ihnen den Alltag am besten erleichtern.
Tipp
1
Das Wichtigste aufschreiben
Die Strategie ist nicht neu, aber effektiv: Wichtige Informationen sollten immer schriftlich festgehalten werden. Alle Merkhilfen, egal ob Terminkalender oder Notizzettel, sind
dabei erlaubt. Wenn wir uns Dinge notieren, wandeln wir sie in eigene Worte um.
Die Informationen erlangen dadurch eine
größere Bedeutung, sodass man sich leichter an sie erinnert. Der Effekt kann durch
eine Verbindung mit Bildern, Düften und
Eindrücken gesteigert werden. Denn durch
die Verknüpfungen kommen die Informationen schneller ins Gedächtnis. Kleine Symbole neben Mitteilungen können also beim
Erinnern helfen.
Tipp
2
Hilfsmittel nutzen
Armbanduhren, Handys und Tablet-PCs mit Alarmfunktionen können im Alltag unterstützend wirken und an wichtige Ereignisse oder Termine erinnern. Mit ihnen ist es
außerdem möglich, Listen, Tagespläne,
Telefonnummern und Adressen zu erstellen sowie zu speichern. Außerdem
können über die Geräte speziell für MSBetroffene entwickelte Apps, wie z. B.
das „MS-Tagebuch“ der DMSG, abgerufen
werden. Sie helfen dabei, regelmäßig die
Therapie durchzuführen und Symptome
kontinuierlich zu dokumentieren.
Das erleichtert nicht nur den Alltag mit
MS, sondern unterstützt zugleich den
Erfolg einer Therapie.
18
Tipp
3
Das kennt jeder: Wer seine persönlichen Sachen immer an einen anderen Platz legt,
findet sie früher oder später nicht wieder. Portemonnaie und Co. sollten deshalb stets
am gleichen Ort platziert werden. Ein Schlüsselbrett im Flur oder eine Pinnwand für
Notizen sind daher hilfreich. Diese Kontinuität und Routine hilft im Alltag, sich daran
zu erinnern, wo Dinge abgelegt wurden.
Tipp
4
Das Gehirn regelmäßig trainieren
Wer lange Zeit in eine Sache vertieft ist, fühlt sich meist schnell ausgelaugt. Verstärkt
wird dieser Effekt, wenn Konzentrationsprobleme die Aufgabe unnötig in die Länge
ziehen. Regelmäßiges Gehirnjogging bzw. Gedächtnistraining kann den Denkapparat
fit machen. Übungen, die das Zahlenverständnis, das Lesevermögen, den Sprachschatz und die Merkfähigkeit ansprechen,
halten die Konzentrationsfähigkeit auf einem konstant guten Niveau oder verbessern
sie sogar.
Tipp
6
Stress vermeiden
Stress kann zu Konzentrations- und Gedächtnisstörungen führen oder diese verstärken. Situationen, Personen und Dinge, die unter Druck setzen oder aufregen, sollten
deshalb vermieden werden. Eine entspannte Atmosphäre zu Hause und am Arbeitsplatz kann zusätzlich helfen. Und nicht vergessen: regelmäßig kurze Pausen gönnen.
So wird ein klarer Kopf bewahrt und die anschließenden Aufgaben können ohne
Probleme bewältigt werden.
Tipp
5
Routine in den Alltag bringen
Abwechslung schaffen
Auch neue Eindrücke halten das Gedächtnis
in Form: Ein Spaziergang durch eine unbekannte Umgebung, verschiedene kreative
und sportliche Kurse oder ein Wochenendausflug bieten dem Denkapparat regelmäßig neue Reize. Sie helfen außerdem, das
Erinnerungsvermögen auf Trab zu halten.
Ganz wichtig: auch hier regelmäßig Ruhepausen einlegen. Denn das Gehirn braucht
Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten.
19
Tipp
7
Wahrnehmung schulen
Mit regelmäßigem Training der räumlichen Wahrnehmung und Vorstellungskraft kann
die Orientierung im Alltag leichter fallen. Deshalb sollten immer wieder kleine Gedankenübungen in ruhigen Momenten eingebaut werden. So kann die Wahrnehmung
beispielweise durch die Vorstellung auf der Spitze eines Eisberges zu stehen oder durch
das Hin- und Her-Drehen eines Gegenstandes im Kopf trainiert werden. Auch das
„gedankliche Abgehen“ eines Weges kann nützlich sein. Es beugt möglichen Orientierungsproblemen vor.
Tipp
8
Ausreichend Schlaf gönnen
Ein Ausflug ins Land der Träume dient neben
der Erholung auch dem Gedächtnistraining. Für
ausreichend Schlaf sollte daher immer gesorgt
werden. Denn nur wer genügend schläft, kann
komplexe Informationen verarbeiten. Das
Gehirn braucht eine Phase, in der alle äußeren
Reize ausgeschaltet sind. Nur dann ist es in
der Lage, Informationen auszusortieren und
wichtige Details in das Langzeitgedächtnis zu
übertragen. Das heißt: Ohne Schlaf wird nichts
Neues im Gedächtnis verankert.
9
Tipp
Geschichten kommen aus der Phantasie. Sie bieten daher eine gute Gelegenheit, die
Gedächtnisleistung zu stärken, sodass man sich besser an Informationen erinnert.
Telefonnummern, Einkaufslisten und Geburtstage sollten deshalb in kleine Anekdoten
verpackt werden. Je absurder dabei die Geschichte ist, umso besser. Beim Lernen von
Geschichten werden die Informationen mit Bildern verbunden. Dieses assoziative Aneignen sorgt für einen höheren Erinnerungseffekt.
10
Tipp
20
Geschichten erfinden
Mit Familie und Freunden reden
Mit Familie und Freunden über Probleme zu reden, kann helfen, Missverständnisse zu
vermeiden und Verständnis für die Situation zu schaffen. Die Gespräche tragen außerdem zur Entspannung bei. Denn sobald die Umgebung von den Defiziten weiß, verfliegt der eigene Druck. Tipp: Gern einmal die Lieben in tägliche Prozesse und Aufgaben mit einbinden.
Aktiv gegen Hirnschwund – Mission Hirnschutz
Sowohl Patienten als auch Ärzte müssen dem allmählichen Hirnschwund nicht tatenlos zusehen.
Denn sie können dem übermäßigen Abbau von Hirnmasse bei MS und möglichen Folgeschäden
entgegenwirken. Dabei sollte man beachten, dass der Verlust von Nervenzellen nicht erst im
späten Stadium der Erkrankung startet, sondern direkt von Anfang an. Da einmal abgebautes
Hirngewebe nicht wiederhergestellt werden kann, ist es ratsam, sein Gehirn so früh wie möglich
zu schützen.
Moderne Therapieoptionen reduzieren nicht nur
Schubrate und Behinderungsprogression, sondern
können auch einen günstigen Einfluss auf die Hirnatrophie nehmen. Gleichzeitig halten sie den Abbau der Nervenzellen und damit auch den Verlust
an Hirnvolumen auf dem Niveau eines gesunden
Menschen.
Neben medikamentösen Therapieansätzen können MS-Betroffene mit regelmäßigen Gedächtnis-,
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsübungen
dem Verlust von Hirnvolumen und eventuellen
Beeinträchtigungen vorbeugen und ihr Gehirn aktiv
unterstützen. Denn man weiß, dass das Lernvermögen des Gehirns bis ins hohe Alter erhalten und
stark trainierbar bleibt.
Durch gezielte Übungen können die Aufgaben
gestörter Bereiche des Gehirns von anderen übernommen werden. Dabei wird das verloren gegangene Hirngewebe zwar nicht wiederhergestellt, die
Information jedoch über neue „Verbindungswege“ weitergeleitet, verarbeitet und abspeichert.
Physiotherapie, Sport und Entspannungsübungen wirken zusätzlich aktiv gegen Hirnschwund.
Werden angeeignetes Wissen und Erfahrung zur Bewältigung eines Problems zusätzlich eingesetzt, können Schwächen unterstützend kompensiert werden.
Betroffene, egal in welchem Krankheitsstadium, können jederzeit mit einer Behandung beginnen.
Je früher, desto besser, denn ein zeitig trainiertes Gehirn kann länger gut funktionieren.
Geeignete Übungen finden Sie auf den folgenden Seiten, unter www.missionhirnschutz.de und
auf unserer Homepage www.msundich.de.
21
22
Praktische Übungen für den Alltag:
So trainieren Sie effektiv Ihre Kognition
Tausende Informationen prasseln den ganzen Tag auf uns ein – das bedeutet Höchstleistung
für unser Gehirn. Da ist es oft gar nicht so leicht, die wirklich wichtigen Dinge herauszufiltern.
Auch die jeweilige Situation und unser körperliches Wohlbefinden haben einen entscheidenden
Einfluss auf die Denkleistung und Merkfähigkeit. An manchen Tagen ist man schnell abgelenkt,
lässt die Gedanken schweifen oder verliert einfach den Faden. Passiert dies häufiger, treten
schnell Frustration und Sorge auf.
Doch unser Gehirn kann geschult werden – mit einfachen Übungen und kleinen Hilfen für den
Alltag. Gezieltes Hirnleistungstraining hilft Ihnen dabei, Aufmerksamkeit und Konzentration, Gedächtnis sowie Wahrnehmung zu trainieren. Bewegung- und Entspannungübungen sind zusätzlich wichtige Bausteine für ein gut funktionierendes Gehirn.
Bausteine des Hirnleistungstrainings:
• Aufmerksamkeits- und Konzentrationsübungen
• Wahrnehmungsübungen
• Bewegung und Entspannungsübungen
• Gedächtnisübungen
Es ist wichtig, das Gehirn täglich auf unterschiedliche Art und Weise herauszufordern: neue Wege
gehen, unterschiedliche Dinge erleben, andere Perspektiven betrachten. Deshalb sollten Sie Ihren
Alltag auch möglichst abwechslungsreich gestalten. Das bringt nicht nur neuen Schwung in Ihr
Leben, sondern hält auch Ihr Gedächtnis fit.
Tipp: Probieren Sie öfter etwas Neues aus und fordern
Sie Ihr Gehirn auf abwechslungsreiche Art heraus zu
lernen und Erfahrungen zu sammeln, z. B. mit einem
Spaziergang durch eine neue Umgebung oder durch
Teilnahme an einem kreativen oder sportlichen Schnupperkurs. Vergessen Sie allerdings nicht, regelmäßig
Ruhepausen einzulegen, denn neue Erlebnisse verarbeitet das Gehirn am besten während der Ruhephasen.
Wir haben für Sie einfache Übungen ausgesucht, die Sie leicht in Ihren Alltag integrieren können
und die Spaß machen. Partnerübungen bringen zudem nicht nur Abwechslung in den Alltag, sondern helfen auch an manchen Tagen, sich zu motivieren.
23
Übungen zur Aufmerksamkeit und Konzentration
Sich konzentrieren heißt, die Aufmerksamkeit bewusst auf eine Tätigkeit oder eine Pro­blem­
stellung richten. Muss sich das Gehirn über längere Zeit konzentrieren, absolviert es geradezu
Höchstleistungen. Daher ist es nicht ungewöhnlich, wenn man sich anschließend ausgelaugt
und erschöpft fühlt. Doch die einzelnen Fähigkeiten des Gehirns lassen sich auf vielfältige Weise
trainieren. Auf den folgenden Seiten finden Sie Übungen, die das Zahlenverständnis, das Lesevermögen und den Sprachschatz sowie die Merkfähigkeit, Konzentration und Vorstellungskraft
ansprechen. Wichtig ist die Vielseitigkeit der Aufgaben, mit denen Sie sich beschäftigen. Wenn
Sie Gefallen daran finden, Ihre grauen Zellen regelmäßig herauszufordern, dann widmen Sie sich
auch zukünftig möglichst abwechslungsreichen Aufgabenstellungen. Auf diese Weise erhöhen Sie
die Trainingserfolge und schulen verschiedene Areale des Gehirns gleichermaßen.
Tipp: In einer ruhigen Umgebung wird es
Ihnen leichter fallen, sich zu konzentrieren.
Zahlenreihen
Wir haben Ihnen drei Zahlen vorgegeben. Suchen Sie diese in den unten stehenden
Zahlenreihen und streichen Sie weg. Versuchen Sie die gefunden Zahlen gleichzeitig
zu addieren und tragen Sie Ihre Lösungen am Ende der Reihe ein.
4
6
5
3
4
8
2
5
0
2
5
2
4
3
6
0
8
8
5
6
6
6
0
2
7
5
3
3
9
8
2
7
9
5
6
8
6
3
9
5
2
4
9
4
9
8
2
3
7
9
6
8
9
2
2
7
4
2
8
5
4
8
5
9
4
8
8
0
3
9
7
8
3
8
5
3
1
4
6
2
4
6
9
7
0
8
7
2
4
5
Gesamtsumme
24
2
8
6
24
London-Erzählungen
In diesem Text ist leider einiges schief gegangen: Satzzeichen fehlen, Buchstaben wurden
wahllos groß oder klein geschrieben und alle Wörter hängen aneinander fest. Können Sie
trotzdem die Schilderung von Sherlock Holmes Kollegen Dr. Watson lesen?
EswAreinsePteMberaBenDundnOchkEinesiEbenuHrabErdeRtaGwArdüStergEweseNunDeiNdiChteRnieSelnDernEbellAgübErdErgrOßensTadTsChmutZigeRauewoLkenhiNgEntRauriGüBerdeNscHla
mMigEnstRaßeneNtlanGdesstRandesStanDenlamPenaBersiEeRzeuGtennUrnEbligekLecKsevOndi
fFusemLicHtunDwaRfeneiNenSchwacHenkrEisFörmigEnschiMmErauFdEmschlEimiGenbürGersTei
gdAsglEißendgElbeliChtdeRschAUfensTerstRahLteiNdieFeuChtelUftuNdwaRfseiNedÜsteRenstRah
leNindiEübErfülLtedUrchfAhrTdiEenDloseprOzesSionvONgeSichterNinDiesEnliChtkEgelnhAttEnet
WasuNheimLichESunDgeiSterHaftEstRauriGeuNdfroHegEsichTeraUsgeZehrTeuNdfrÖhliChEWieaL
lemEnTscHliChenEwEsEnfLatTerNsieVondErfinSterniSiNslicHtuNdzUrücKindiEfinstErniSicHbiNniCh
tlEichTzuBeeiNdrucKenAbErdeRtrüBefeUchtEabenDunddAsseLtsamEvoRhaBeNauFdAswiruNseinGelaSsenhAtTenrEichtEnaUsuMmicHnErvÖsunDdePrimieRtzUmAcheN.
Aus: Das Zeichen der Vier, Sir Arthur Conan Doyle, Kapitel 1
Auf dem Tennisplatz
Wie viele Tennisschläger sehen Sie? Probieren Sie es zunächst ohne Hilfsmittel.
Lösung:
25
26
Wortgewandt 1
Bei dieser Aufgabe sollen Sie aus den vorgegebenen Buchstaben möglichst viele Wörter bilden. Sie dürfen in alle Richtungen lesen: waagerecht, senkrecht oder diagonal. Bedingung ist
jedoch, dass sich die Buchstabenfelder an mindestens einer Seite / Ecke berühren. Verwenden
Sie jedes Buchstabenfeld innerhalb eines Wortes nur einmal!
a)
A
M
G
E
S
T
I
E
E
I
E
G
S
E
I
R
b)
A
S
I
S
Lösungen:
Lösungen:
GIER
EIS
Z
L
A
E
I
E
M
T
D
R
K
S
Hinweise: • Sie können auch innerhalb eines festen Zeitrahmens arbeiten (z. B. 2 Min.)
• Versuchen Sie möglichst Lösungen mit 3 Buchstaben oder mehr zu finden.
Wortgewandt 2
Finden Sie aus den Buchstaben der zusammengesetzten Wörter möglichst viele neue Begriffe. Fügen Sie dabei keine neuen Buchstaben hinzu, sondern arbeiten Sie nur mit den vorgegebenen. Weitere Übungsworte können Sie gut beim nächsten Zeitungslesen notieren. Mit
Hilfe einer vorher festgelegten Zeit können Sie die Aufgabenstellung erschweren.
a)
b)
ERDBEBENFRÜHWARNSYSTEM
OBSTPLANTAGENBESITZER
27
Übungen für das Gedächtnis
Sich an etwas erinnern, Sachverhalte verknüpfen, Namen und Gesichter merken – das alles sind
Fähigkeiten unseres Gedächtnisses. Diese Fakten werden jedoch unterschiedlich lange abgespeichert. Regelmäßige Wiederholungen begünstigen bspw. die Aufnahme von Informationen ins
Langzeitgedächtnis. Das Arbeits- oder Kurzzeitgedächtnis hingegen speichert nur für begrenzte
Zeit, bspw. das Aufschreiben einer Telefonnummer, die uns mündlich mitgeteilt wird. Die Merkfähigkeit zu trainieren ist gar nicht so schwer. Stellen Sie Ihr Gehirn nur oft genug vor eine gedankliche Herausforderung!
Im Supermarkt
Es ist eine durchaus oft erlebte Situation. Die
benötigten Lebensmittel werden vorab notiert,
doch im Supermarkt stellt sich heraus, dass der
Einkaufszettel noch auf dem Küchentisch liegt.
Kleine Strategien helfen Ihnen dabei, sich Dinge leichter zu merken und, wie in diesem Fall,
Ihren Einkauf dennoch vollständig zu erledigen.
• Stellen Sie sich bei der Planung alle Produkte bildlich vor, die Sie benötigen. Auch
Anfassen hilft: Testen Sie ruhig durch Anheben oder Schütteln, ob beispielsweise
noch genügend Milch in der Packung ist.
• Orientieren Sie sich daran, wo Sie Ihre Einkäufe verstauen würden und gehen Sie in
Gedanken die einzelnen Plätze in Bad und
Küche ab.
• Überlegen Sie sich eine kleine, einfach zu
merkende Geschichte zu Ihrer Einkaufsliste, z. B. „Wenn die Karotten nicht im Orangensaft
gebadet hätten, wären Gouda und Trauben noch rechtzeitig zur Vollkornbrotparty gekommen.“
Tipp: Berichten Sie einem Freund von dem
Kinofilm, den Sie zuletzt gesehen haben.
Und wissen Sie noch, was Sie vor drei Tagen
zum Mittag gegessen haben?
28
Partnerübung
Reichen Sie dieses Heft an Ihren Übungspartner, der Ihnen nun in Sekundenabständen Wörter
vorlesen wird. Nennen Sie anschließend alle Begriffe, an die Sie sich noch erinnern können.
Absolvieren Sie drei bis vier Übungsläufe, in denen Ihr Partner richtig gemerkte Wörter mit
einem Kreuz markiert.
Tipps: • Versuchen Sie sich die
einzelnen Begriffe bildlich vorzustellen.
• Arbeiten Sie auch mit
eigenen Wörterlisten.
Wörterliste
1. Übungslauf
2. Wiederholung
3. Wiederholung
4. Wiederholung
Brezel
Familie
Stein
Kopf
Lampe
Teppich
Hecke
Apfelkuchen
Tuch
Fußball
Bildschirm
Rose
Kleid
29
Vorstellungsrunde
Sie sehen acht Bilderpaare. Schauen Sie
sich jedes Paar genau an und stellen Sie
sich dieses mit geschlossenen Augen vor,
z. B. „Beim ersten Glockenschlag beginnt die Ente zu quaken .“ Anschließend
halten Sie bitte die rechte Seite zu und
benennen laut das fehlende Bild. Danach
wiederholen Sie den Durchgang mit der
linken Seite.
Abgeschmeckt
Sie sehen unten den Begriff „Mahlzeit“.
Überlegen Sie nun für jeden einzelnen
Buchstaben mindestens zwei Gerichte
oder Zutaten, die mit diesem beginnen.
Beispiel: B = Bratfisch, Brezel, Brokkoli
M
A
H
L
Z
E
I
T
'
30
Tipp: Unser Gehirn verbraucht etwa
20 % der zugeführten Nährstoffe und
Sauer­stoff. Tun Sie für sich und Ihren
Kopf etwas Gutes – mit abwechslungsreichen, gesunden Mahlzeiten und langen Spaziergängen an der frischen Luft.
Geheimnisvolle Symbole
Sechs Wörter gilt es hierbei zu entschlüsseln. Fünf sind aber nur genannt.
Können Sie den Code für das letzte Wort knacken?
Dabei steht ein bestimmtes Symbol für einen Buchstaben. Beispiel:
=M
WELLEN • GARTEN • GAR AGE • L AGERN • WARTEN
Kniffelig
Enträtseln Sie die folgenden Fragestellungen. Sie können sich gern auf einem separaten
Blatt Papier Notizen machen.
1 Welcher Tag ist übermorgen, wenn vorgestern der Tag nach Samstag war?
2 Maria hat keine Geschwister. Sie betrachtet ein Foto und sagt: „Die Mutter des abgebilde-
ten Mädchens ist die Tochter meiner Mutter.“ Wer ist zu sehen?
3
Finden Sie die gemeinsame Bezeichnung:
Sowohl Blumenarrangement als auch Verkehrsregler
Sowohl Menschengetümmel als auch leckeres Gericht
Sowohl Verwandter als auch Kirchenmann
Sowohl Obst als auch Kopfbedeckung
Sowohl Schließvorrichtung als auch kleine Schokolade
31
Übungen zur Wahrnehmung
Verschiedene Reize aus der Umwelt wirken tagtäglich auf uns ein und fordern unseren Seh-,
Riech-, Hör-, Geschmacks- und Tastsinn. Aber auch die räumliche Wahrnehmung und Vorstellungskraft sind faszinierende Fähigkeiten unseres Gehirns. Drehen Sie einen Würfel in Gedanken
oder stellen Sie sich vor, Sie wären am Meer. Auch im Straßenverkehr profitieren wir davon: So
fällt die Orientierung leichter, wenn man einen neuen Weg bereits einmal im Kopf „abgegangen“
ist. Unser Gehirn bewältigt diese Aufgaben anhand des bereits Gelernten sowie der ganz persönlichen Sammlung von Erinnerungen und Erfahrungen.
32
Verdrehte Welt
u
u
u
u
u
u
4
u
2
C
D
C
D
D
C
C
C
D
C
C
D
D
D
C
C
C
C
D
C
Diese beiden
sind gleich:
C
D
D
D
C
D
D
D
3
4
C
D
D
D
C
C
D
C
1
D
C
C
D
u
u
u
u u
u
u
D
D
C
C
u
Diese beiden
sind gleich:
C
C
D
C
u
u
u u
u
u
u
u
u
u u
3
u
2
u
1
u
Zwei der vier Musterquadrate sind gleich. Welche sind es? Drehen Sie die Quadrate in Gedanken in alle Richtungen und finden Sie die Paare.
C
C
D
C
D
D
C
C
D
C
D
D
C
D
D
D
33
Tag und Nacht auf See
Jede Abbildung im rechten Feld besitzt auch ein Gegenstück auf der linken Seite. Jede? Nein,
leider nicht. Kontrollieren Sie, welche Abbildung fehlt. Lösen Sie diese Aufgabe zunächst ohne
Hilfsmittel.
Es fehlt Nummer
34
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Sinnlich
In der folgenden Tabelle sehen Sie viele verschiedene Begriffe aufgelistet. Ordnen Sie diesen
so schnell wie möglich die passende Sinnesempfindung zu. Manchmal müssen auch mehrere
Kreuze gesetzt werden. In einem zweiten Durchgang können Sie die Begriffe noch einmal in
Ruhe mit geschlossenen Augen„betrachten“. Riechen Sie den frischen Kaffee?
Begriffe
Ofenkartoffeln
frische Wäsche
Kieselstein
Donnergrollen
neues Parfüm
Eisblumen
Kaffeemühle
Zwiebelringe
Seidentuch
Meeresbrise
Vogelgesang
Rosengarten
neues Buch
Handcreme
gemähtes Gras
Mittagshitze
Pferdestall
sehen
riechen
hören
schmecken
fühlen
Farbwürfel
Welches der ausgeklappten Modelle kann zu dem gezeigten Würfel zusammengesetzt werden?
1
2
3
35
Übungen zur Entspannung
Um das Gehirn erfolgreich zu trainieren und auch unsere Leistungen in Schule, Beruf und Alltag
zu bessern, ist es wichtig, dass wir Spaß an den Aufgaben haben, uns zwischendurch ausreichend
erholen können und auf unterschiedliche Art und Weise gefordert werden. Auf den folgenden
Seiten finden Sie Aufgaben, die sowohl Geist als auch Körper ansprechen und Ihnen helfen, zwischendurch auch einmal abzuschalten, um die Energiereserven wieder aufzuladen.
Fingertipp
Das Quadrat beherbergt alle Buchstaben des Alphabets. Tippen Sie nun mit einem Finger
oder einem Stift schnellstmöglich in der Reihenfolge A – Z auf alle Buchstaben. Versuchen Sie
in einem zweiten Durchgang, das Alphabet rückwärts zu tippen.
C
J
T
I
O G
A
H
Q
L F
E
S R U
D W
36
V P
F
X R
BMY
N
G
Z
K A
Einige der Buchstaben sind
doppelt. Haben Sie sie
schon entdeckt?
Elefanten-Übung
Auf den unteren Bildern sehen Sie einen Bewegungsablauf, der Sie am Anfang ein wenig
durcheinander bringen kann. Wiederholen Sie den Ablauf mehrmals und steigern Sie das
Tempo. Sie werden schnell feststellen, dass diese Übung sehr viel Spaß macht – vor allem in
der Gruppe. 2
Linke Hand
an die Nase,
rechte Hand
ans linke Ohr
1+3
Mit beiden
Händen auf den
Oberschenkel
klopfen
4
Rechte Hand
an die Nase,
linke Hand ans
rechte Ohr
37
Körperatmung
Bei dieser Übung sollen Sie sich ganz bewusst auf Ihre Atmung konzentrieren. Dabei liegen die
Hände auf unterschiedlichen Bereichen des Körpers. Legen Sie die Dauer dieser Übung ganz
individuell fest und wiederholen Sie diese nach Belieben.
1
Nehmen Sie eine aufrechte Sitzhaltung ein und legen
Sie beide Hände auf Ihren Bauch.
Schließen Sie die Augen und atmen Sie tief und ruhig
in den Bauch hinein.
Konzentrieren Sie sich ganz auf diese Bewegung und
versuchen Sie Ihre Umgebung so gut wie möglich
auszublenden.
2
Lassen Sie Ihre Augen auch weiterhin geschlossen und
legen Sie nun Ihre Hände auf den unteren Brustkorb.
Sie werden spüren, wie sich dieser gleichmäßig hebt
und senkt.
Atmen Sie auch in dieser Position bewusst ruhig.
3
Bei der letzten Übung liegen beide Hände auf dem
Schlüsselbein.
Versuchen Sie sich auch hier wieder ganz auf die
Atembewegung zu konzentrieren.
38
Entspannungstipps
Das Gehirn benötigt Ruhepausen, um wirklich effektiv arbeiten zu können. Bei einer ununterbrochenen Beanspruchung baut unser Körper spürbar seine Leistungsfähigkeit ab. Es ist somit
sehr wichtig, dem Stress und der Anspannung aktiv entgegenzuwirken. Anbei finden Sie ein
paar hilfreiche Anregungen für die „Zwischendurch-Entspannung“.
Tipps: • Identifizieren Sie Ihre Stressfaktoren. Versuchen Sie, die Anforderungen an sich zu reduzieren bzw. weniger kraftraubend zu organisieren.
• Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für kleine Pausen.
• Nutzen Sie die Mittagspause, um frische Luft zu schnappen. Das belebt.
• Finden Sie einen Ausgleich zu den Anforderungen des Alltags und unternehmen Sie
etwas, das Ihnen deutlich Freude bereitet, z. B. einen Freizeitkurs, die Teilnahme an einer
Sportgruppe oder regelmäßige Treffen mit Freunden zu gemeinsamen Koch- und Genussabenden.
• Autogenes Training ist eine gute Methode, um den inneren Ruhepunkt zu finden. Versuchen Sie einfache Übungen in Ihren Alltag einzubauen.
• „Power Napping“ (kurzer Mittagsschlaf von rund 2o Minuten) ist ein nachweislich hilfreiches Mittel, um den Energiespeicher wieder aufzuladen und Kraft zu tanken.
Lösungen
Seite 24: Summe der Zahlenreihen
Lösung: 24 + 22 + 24 + 18 + 18 + 22 + 18 + 24 + 26
= 196
Seite 31: Geheimnisvolle Symbole
Lösung: Garten – Wellen – Lagern – Garage –
Warten – Regale
Seite 25: Auf dem Tennisplatz
Lösung: 17 Tennisschläger
Seite 31: Kniffelig
Lösung 1: Donnerstag – Vorgestern war
Sonntag (der Tag nach Samstag), also ist
heute Dienstag und übermorgen Donnerstag.
Seite 27: Wortgewandt 1
a) z. B.: Tier, Teig, Stier, Eier, Sieg, Riese, Steig,
Miete, Geige
b) z. B.: Meter, Leid, Sie, Samt, Mais, Taler, Ziel
Wortgewandt 2
a) z. B.: derbe, fremd, Benehmen, Nase, Hand
b) z. B.: Ober, Platz, Tier, Stange, Banane
Lösung 2: Marias Tochter – Marias Aussage
besteht aus zwei Teilen: „Die Mutter des
abgebildeten Mädchens“ und „die Tochter
meiner Mutter“, letztere kann nur Maria
sein. Also zeigt das Foto ihre eigene Tochter.
Lösungen 3: Ampel – Auflauf – Bruder
– Melone – Riegel
Seite 33: Verdrehte Welt
Lösung 1: Nummer 1 und 3
Lösung 2: Nummer 2 und 3
Seite 34: Tag und Nacht auf See
Lösung: Nummer 3
Seite 35: Farbwürfel
Lösung: Nummer 3
Seite 36: Fingertipp
Lösung: A, F, G und R sind doppelt.
39
40
Wo finde ich Hilfe?
Wenn Sie Gedächtnis- oder Aufmerksamkeitsstörungen bei sich beobachten, sollten Sie zunächst
Ihren behandelnden Hausarzt oder Neurologen ansprechen. Bei begründetem Verdacht wird dieser Sie für weitere neuropsychologische Testungen an einen Neuropsychologen überweisen.
In Zusammenarbeit mit Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten erstellt der Neuropsychologe ein geeignetes Therapieprogramm und Kompensationsstrategien, die Ihnen dabei
helfen, die diagnostizierten Defizite zu überwinden.
Die Anschriften der Selbsthilfegruppen, aktuelle Informationen und weitere Literaturhinweise
finden Sie zusätzlich unter www.dmsg.de und www.ms-und-ich.de.
Novartis Pharma GmbH
Roonstraße 25
90429 Nürnberg
EXTRACARE-Servicehotline: 0 800-987 00 08
(gebührenfrei Mo.–Fr.: 8.30–18.30 Uhr)
Informationen rund um das Thema MS
www.ms-und-ich.de
Informationen zum Thema MS und Hirnschutz
www.missionhirnschutz.de
Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft
Bundesverband e. V.
Küsterstraße 8
30519 Hannover
Telefon: 0511 9 68 34-0
Fax: 0511 9 68 34-50
www.dmsg.de
41
Weiterführende Literatur
MS in focus: Kognition und MS. Multiple Sclerosis International Federation, 2004.
www.msif.org.
MS in focus: Emotionen und Kognition. Multiple Sclerosis International Federation, Juli 2013.
www.msif.org.
Inside MS: MS and Mind. The Magazine for Members oft the National MS Society, S. 15
Ausgabe März 2008, www.nationalmssociety.org.
Multiple Sklerose Konsensus Gruppe (MSTKG): Symptomatische Therapie der Multiplen Sklerose.
Nervenarzt, 2004 [Suppl 1] 75: S2–S39. Freier Download unter DOI 10.1007/s00115-004-1771-y.
DGN /KKNMS Leitlinie zur Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, vom 23.4.2014, Freier
Download unter: www.kompetenznetz-multiplesklerose.de.
MSIF survey on Employment and MS - Juni 2010. www.msif.org.
Haupts M, Schipper S: Unsichtbare Symptome der Multiplen Sklerose
dmv Deutscher Medizin Verlag, Münster, 2008. ISBN 978-3-936525-46-5.
Henze T (Hrsg): Multiple Sklerose: Symptome besser erkennen und behandeln.
W. Zuckschwendt Verlag, 2. Auflage 2010. ISBN: 978-3-88603-974-0.
Symptomatische Therapie bei MS: Patienteninformationsbroschüre der Deutschen
Multiplen Sklerose Gesellschaft.
Konzentriert denken, planen, handeln – Kognitive Probleme bei MS,
Patienteninformationsbroschüre der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft.
Schapiro R.T. (2004): Multiple Sklerose: Symptome aktiv lindern, TRIAS Verlag, S. 103–105.
„Autogenes Training“
Grasberger D, Gräfe und Unzer Verlag, 2010. ISBN 978-3-8338-1973-5.
„Besser konzentrieren. Der Workshop für ein besseres Gedächtnis“
Wegerle C, humboldt Verlag, 2011. ISBN 978-3-869104-79-9.
„Gut vernetzt? Das Powerprogramm für Ihr Gedächtnis“
Broschüre des Bundesverbandes Gedächtnistraining e.V., online bestellbar auf www.bvgt.de.
„Warum fällt das Schaf vom Baum? Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin“
Stenger Ch, Campus Verlag, 2004. ISBN 978-3-593374-55-0.
42
Weitere wichtige Adressen und Websites
GNP – Gesellschaft für
Neuropsychologie
Nikolausstraße 10
36037 Fulda
Telefon: 0700 467 467 00
Fax: 0661 90196-92
E-Mail: [email protected]
www.gnp.de
MSIF – Multiple Sclerosis
International Federation
3rd Floor Skyline House
200 Union Street
London
SE1 0LX
Telefon: +44 (0) 20 7620 1911
Fax: +44 (0) 20 7620 1922
E-Mail: [email protected]
www.msif.org
Kompetenznetz
Depression
Universitätsklinikum Leipzig
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
Semmelweisstraße 10
04103 Leipzig
Telefon: 0341 9724-530
Fax: 0341 9724-539
E-Mail: [email protected]
www.kompetenznetz-depression.de
Bundesarbeitsgemeinschaft
für Rehabilitation
Solmsstraße 18
60486 Frankfurt am Main
Telefon: 069 605 018-0
Fax: 069 605 018-29
E-Mail: [email protected]
www.bar-frankfurt.de
Interessante Links zum Kognitionstraining
Ein animiertes „Wortgewandt“-Rätsel (mit Zeitvorgabe):
www.wortopia.de
Gedächtnisambulanz der Georg-August-Universität Göttingen
www.gedaechtnisambulanz-goettingen.med.uni-goettingen.de
Große Auswahl verschiedener Wahrnehmungs- und Logikrätsel
www.studienkreis.ch/infothek/gratis-broschueren.html
Lerntechniken und Stressbewältigung
www.uni-bielefeld.de/erziehungswissenschaft//scs/studierende/studientechniken/
stressbewaeltigung.html
Seite für Merk- und Gedächtnistraining
www.lernenheute.de
43
Weitergehende Informationen
finden Sie im Internet unter:
www.ms-und-ich.de
www.missionhirnschutz.de
Falls Sie Fragen haben, steht Ihnen unser
EXTRACARE-Servicecenter gerne zur Verfügung.
EXTRACARE-Servicehotline:
0 800-987 00 08
(gebührenfrei
Mo. bis Fr. von 8.30 bis 18.30 Uhr)
EXTRACARE-Servicecenter:
[email protected]
10 / 2014
Novartis Pharma GmbH
Roonstraße 25
90429 Nürnberg
315336
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