Kognition und Multiple Sklerose Mit praktischen Übungen Liebe Patientin, lieber Patient, wissen Sie auch manchmal nicht mehr, was Sie gerade noch tun wollten? Haben Sie Probleme damit, sich an Termine zu erinnern? Verlegen Sie häufiger Ihren Autoschlüssel? Dass man manchmal etwas vergisst, das ist ganz normal. Kommt dieses öfter vor, könnten kognitive Störungen die Ursache sein, ein häufiges Symptom bei Multipler Sklerose (MS). Atmen, das Herz schlagen lassen, Nahrung verdauen, aber auch ganz allgemein das Bewegen, Koordinieren, Fühlen, Handeln – selbst wenn wir es nicht bewusst wahrnehmen, arbeitet unser Gehirn rund um die Uhr. Etwa 100 Milliarden Nervenzellen stehen ihm zur Verfügung, um Informationen zu verarbeiten und Reaktionen unterschiedlichster Art hervorzurufen. Bei MS richtet sich das Immunsystem fälschlicherweise gegen die eigenen Nervenzellen – und damit auch gegen das eigene Gehirn. Dabei werden Nervenzellen zerstört oder beschädigt; eben jene werden für die Weiterleitung von Reizen und Signalen ans und der Informationsverarbeitung im Gehirn aber benötigt. Kommt es durch den Krankheitsprozess der MS zur Behinderung oder einem Ausfall bestimmter Signalübertragungen, können neurologische Symptome wie kognitive Störungen auftreten. Kognitive Störungen betreffen vor allem das Gedächtnis, die Informationsverarbeitung, die komplexe Aufmerksamkeit sowie das Planen und Handeln – Fähigkeiten, die unseren Alltag beeinträchtigen, wenn sie vermindert sind. Durch den natürlichen Alterungsprozess baut das Gehirn ab dem 20. Lebensjahr Nervenzellen ab. Krankheiten wie Multiple Sklerose können diesen Prozess beschleunigen. Denn der Verlust an Nervenzellen führt bei MS-Erkrankten zu einem frühzeitigen Abbau an Hirnvolumen und dadurch verstärkt zu kognitiven Störungen. Hirnschwund, und wie man sich davor schützen kann, rückt heute immer weiter in den Fokus der Forschung. Inzwischen weiß man, dass der Hirnschwund durch eine gesunde Lebensweise, richtiges kognitives Training und eine wirksame medikamentöse MS-Behandlung verlangsamt werden kann und sich die geschädigten Nervenbahnen in frühen Phasen der Multiplen Sklerose noch erholen können. In dieser Broschüre haben wir für Sie weitergehende Informationen zu den Themen Gehirn, kogni­tive Störungen, Hirnschwund und Hirnschutz bei MS zusammengestellt. Im anschließenden Übungs­teil finden Sie Anregungen für ein effektives Gehirntraining im Alltag. Wir wünschen Ihnen damit viel Erfolg! Ihr Extracare-Team 2 Inhalt Das Gehirn..............................................................................................................................4 Das Gehirn – die Schaltzentrale in unserem Körper.......................................................................4 Wie das Gehirn funktioniert................................................................................................................ 5 Wie das Gehirn bei Multipler Sklerose geschädigt wird...............................................................6 Hirnschwund bei Multipler Sklerose.................................................................................................. 7 Die Folgen des Hirnschwunds – kognitive Störungen..........................................................8 Hirnschwund und kognitive Störungen im Alltag von MS-Patienten........................................9 Welche kognitiven Störungen findet man bei MS?...................................................................... 10 Faktoren, welche die kognitiven Funktionen beeinträchtigen.................................................. 12 Irrtümer und Gerüchte zu kognitiven Problemen und MS......................................................... 13 Kognitive Störungen erkennen und behandeln...................................................................15 Die Diagnose kognitiver Störungen..................................................................................................15 Wie werden kognitive Störungen behandelt?............................................................................... 16 Bausteine des neuropsychologischen Trainings.............................................................................17 10 Tipps zur Kompensation von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen................... 18 Aktiv gegen Hirnschwund – Mission Hirnschutz.......................................................................... 21 Praktische Übungen für den Alltag: So trainieren Sie effektiv Ihre Kognition............................................................................. 23 Übungen zur Aufmerksamkeit und Konzentration......................................................................24 Übungen für das Gedächtnis............................................................................................................ 28 Übungen zur Wahrnehmung............................................................................................................32 Übungen zur Entspannung............................................................................................................... 36 Literatur, weiterführende Adressen und Websites............................................................ 40 Wo finde ich Hilfe?.............................................................................................................................. 41 Quellen und weiterführende Literatur............................................................................................42 Weitere wichtige Adressen und Websites......................................................................................43 Interessante Links zum Kognitionstraining....................................................................................43 3 Das Gehirn Unser Gehirn ist das Zentrum unseres Denkens und Handelns. Innerhalb kürzester Zeit verarbeitet es Sinneseindrücke, leitet Informationen weiter und löst Reaktionen aus. Es trägt einen wesentlichen Anteil zu unserer Persönlichkeit bei. Unzählige Nervenzellen, -fasern und Verbindungsstellen, die sogenannten Synapsen, sorgen dafür, dass die Informationen in kürzester Zeit in unserem Gehirn weitergeleitet werden. Das Gehirn – die Schaltzentrale in unserem Körper Das Gehirn ist die Schaltzentrale in unserem Körper, in der Signale über das Rückenmark zum Körper gesendet oder von dort empfangen werden. Die Nervenzellen und ‑fasern steuern diese Prozesse. Im Gehirn sorgen sie außerdem dafür, dass die verschiedenen Hirnregionen zusammenarbeiten, damit diese ihre jeweiligen Funktionen ausführen können. Abb. 1: Schematischer Aufbau des Gehirns Großhirn (Cortex) Zwischenhirn Kleinhirn Mittelhirn Nachhirn (verlängertes Rückenmark) Abbildung 1: Aufteilung der unterschiedlichen Hirnregionen • Das Großhirn reguliert unsere Handlungen und Entscheidungen. • Das Zwischenhirn verarbeitet die Sinnesreize. • Das Mittelhirn leitet die Seh- und Hörimpulse weiter. • Das Kleinhirn koordiniert unsere Bewegungen und das Gleichgewicht. 4 • Das Nachhirn (verlängertes Rückenmark) leitet die Erregungen von dem Großhirn an das Kleinhirn weiter. Es ist die Zentrale für lebenswichtige Reflexe wie z. B. Schlucken oder Husten sowie Atmung, Herzschlag und Blutdruck. Wie das Gehirn funktioniert Abb. 2: Die Großhirnrinde Das Gehirn besteht aus weißer und grauer Substanz. Die graue Substanz beherbergt die Zellkörper der Nervenzellen, die weiße Substanz vorwiegend die Nervenfasern, die ihre weiße Farbe vom umhüllenden Myelin erhalten. graue Substanz weiße Substanz Die Nervenzellkörper bilden die Grundlage für die Informationsweiterleitung in unserem Körper. An ihnen entstehen durch Sinneseindrücke elektrische Impulse. Die Nervenfasern leiten die Impulse von Nervenzelle zu Nervenzelle weiter und sorgen dafür, dass eine Reaktion ausgelöst wird. Die Myelinschicht dient dabei zur elektrischen Isolierung der Nervenfasern. Sie wird entlang der Nervenfaser regelmäßig von den „Ranvier“-Schnürringen unterbrochen, die eine schnelle Reizweiterleitung gewährleisten. Abbildung 2: Die Großhirnrinde – graue und weiße Substanz Abb. 3: Der Aufbau von Nervenfasern einer Nervenzelle Nervenzellkörper Nervenfasern mit Myelinschicht „Ranvier“ Schnürring Reizweiterleitung Nervenfaser Myelinschicht Abbildung 3: Der Aufbau von Nervenfasern einer Nervenzelle: Die Nervenfaser einer Nervenzelle ist von einer schützenden Isolierschicht (Myelin) umgeben. Die Reize „springen“ von Schnürring zu Schnürring und werden so rasch weitergeleitet. 5 Wie das Gehirn bei Multipler Sklerose geschädigt wird Bei Multipler Sklerose handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Nervensystems, bei der das Immunsystem körpereigene Bestandteile angreift und zerstört (Autoimmunerkrankung). Dabei können einerseits Nervenzellen absterben (Neurodegeneration), andererseits schädigen die Entzündungsprozesse das Myelin und sorgen für eine teilweise „Demyelinisierung“ (Entmarkung) der Nervenfasern. Die Entzündung kann abheilen, dabei repariert sich die Myelinschicht teilweise (Remyelinisierung). An diesen Stellen bilden sich jedoch Vernarbungen (Sklerosen), die dauerhaft die Weiterleitung der Reize erschweren können. Als Folge dieser Schädigung können weitere Nervenzellen komplett zerstört werden. Die Schädigung und Zerstörung von Nervenzellen hat zur Folge, dass die Weiterleitung der Informationen über die Nervenfasern im Zentralnervensystem (ZNS) dauerhaft gestört oder unterbrochen bleibt. Abb. 4: So wirkt sich MS im ZNS aus Isolierschicht (Myelin) Nervenfaser Normale Nervenzelle Geschädigte Nervenzelle Zerstörte Nervenzelle Abbildung 4: Bei gesunden Nervenzellen werden elektrische Signale über die von Myelin umhüllten Nervenfasern (Axone) rasch weitergeleitet. Wird die Myelinschicht beschädigt (Demyelinisierung), ist die Signalweiterleitung zwischen den Nervenzellen gestört. Die dauerhafte Beschädigung der Myelinschicht kann Nervenzellen auch komplett zerstören. 6 Hirnschwund bei Multipler Sklerose Der Abbau der Hirnmasse ist ein ganz normaler Prozess. Ab dem 20. Lebensjahr baut das Gehirn auch bei Gesunden durch den natürlichen Alterungsprozess an Masse ab. Bei MS-Betroffenen kann die krankheitsbedingte Schädigung und Zerstörung von Nervenzellen in der grauen und weißen Substanz zu einem gesteigerten frühzeitigen Abbau von Hirnvolumen führen. Man spricht dann von Hirnschwund bzw. Hirnatrophie. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Abnahme des Hirnvolumens pro Jahr bei MS-Betroffenen ohne angemessene Therapie in etwa in der Größenordnung eines Esslöffels liegt, während gesunde Menschen und auch MS-Betroffene mit geeigneter Therapie im selben Zeitraum nur etwa einen Teelöffel voll verlieren. Dem Abbau des Hirnvolumens wird jedoch auch entgegengewirkt. Im Gehirn eines Erwachsenen werden lebenslang immer wieder neue Nervenzellen gebildet. Dieser Vorgang wird als adulte Neurogenese bezeichnet. Ältere Gehirne nutzen zudem Funktionsareale besser und bleiben trainierbar. Das heißt, ausgefallene Nervenverbindungen können durch neu gebildete Synapsen (Verbindungsstellen, die für die Reizübertragung von Nervenzelle zu Nervenzelle verantwortlich sind) übernommen werden. Gehen mehr Nervenzellen verloren als neu gebildet werden, kommt es auf lange Sicht zu bleibenden Beeinträchtigungen. Abb. 5: Der Hirnschwund bei Multipler Sklerose Multiple Sklerose verstärkt den Hirnschwund. Ein MS-Patient verliert ohne adäquate Therapie pro Jahr Hirnsubstanz in etwa der Größenordnung eines Esslöffels. Moderne Therapien können den Hirnschwund auf ein normales Maß bringen. Der Verlust an Hirnvolumen kann mithilfe von modernen Therapien bei circa einem Teelöffel und damit nahezu auf dem Niveau von Gesunden gehalten werden. Abbildung 5: Der Hirnschwund bei Multipler Sklerose 7 Die Folgen des Hirnschwunds – kognitive Störungen Der Hirnschwund ist ein schleichender Prozess. Das Leiden macht sich daher nicht so akut bemerkbar wie ein Schub. Oft treten Symptome erst dann zu Tage, wenn die Nervenzellen bereits irreparabel geschädigt sind, denn das Gehirn besitzt die Fähigkeit, einen Teil der Defizite auszugleichen. Die Medizin nennt diese Fähigkeit des Gehirns Plastizität. Bis zu einem gewissen Grad kann die Myelinschicht wiederhergestellt werden. Darüber hinaus kann das Gehirn lange Zeit eine Umgehungsstrategie anwenden. Es bildet in Bereichen, die nicht von Entzündungen betroffen sind, neue Wege für die Weiterleitung der Reize aus und kann so den Verlust von Hirnvolumen für eine gewisse Zeit kompensieren. Was ist „Kognition“? Kognition ist ein Sammelbegriff für alle Prozesse und Strukturen, die mit dem Wahrnehmen und Erkennen zusammenhängen. Kognitive Störungen betreffen das Gedächtnis, die Informationsverarbeitung, die komplexe Aufmerksamkeit sowie das Planen und Handeln. Der Verlust des Hirnvolumens kann bei MS-Patienten auf lange Sicht zu neurologischen und kognitiven Beeinträchtigungen führen. Bis zu 70 % der Patienten sind betroffen. Die kognitiven Defizite machen sich in Form von Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten oder abnehmender Gedächtnisleistung bemerkbar. Wann dieser Zeitpunkt eintritt, ist individuell unterschiedlich. Es konnte ein Zusammenhang zwischen Größe und Lokalisation von Läsionen, Hirnschwund und kognitiver Leistungsfähigkeit hergestellt werden. MS-Betroffene mit Schädigungen im Großhirn und Kleinhirn haben öfter kognitive Probleme als jene mit Schädigungen im Kleinhirn, Stammhirn oder Rückenmark. Treten kognitive Störungen im Schub auf oder werden sie durch andere Faktoren wie Depression, Fatigue, Stress, Medikamente etc. hervorgerufen, können sie sich wieder komplett zurückbilden. 8 Hirnschwund und kognitive Störungen im Alltag von MS-Patienten Die Neuropsychologin Iris-Katharina Penner weiß von ihren Patienten, wie sich kognitive Störungen auf den Alltag auswirken. Nehmen MS-Patienten den Hirnschwund wahr? Dr. Iris-Katharina Penner: Nicht direkt. Sie beobachten eher die einzelnen kognitiven Veränderungen im Krankheitsverlauf an sich selbst. Diese beziehen sich meist auf drei Phänomene: Das erste ist die Verlangsamung. Viele Patienten stellen fest, dass ihr Denken PD Dr. med. verzögert ist. Die zweite Beobachtung betrifft die Konzentrationsfähigkeit. Iris-Katharina Penner Betroffene bemerken, dass sie ihre Aufmerksamkeit nicht mehr so lange wie gewohnt auf eine bestimmte Tätigkeit richten können. Sie brauchen für verschiedene Dinge länger. Und das dritte Phänomen sind die Gedächtnisprobleme. MS-Patienten mit verstärktem Hirnabbau haben Schwierigkeiten, sich ganz alltägliche Dinge zu merken. Sie stehen beispielsweise im Supermarkt oder in der Küche und wissen gar nicht mehr, was sie dort wollten. Welches der drei Phänomene belastet die Betroffenen in ihrem Alltag am stärksten? Dr. Iris-Katharina Penner: Ich würde sagen, es ist vor allem das Realisieren von „Ich brauche mehr Zeit als die anderen“ – das gilt gerade vor dem Hintergrund des allgemein herrschenden Zeitdrucks. Die meisten Patienten arbeiten ja auch noch. Sie stellen fest, dass sie ihr gewohntes Pensum nicht mehr schaffen. Insofern ist das bestimmt die gravierendste Auswirkung auf den Alltag. Doch auch die Gedächtnisschwierigkeiten belasten Betroffene sehr. Wohingegen sich die Konzentrationsprobleme zu Beginn überspielen lassen. Hat der Hirnschwund auch Auswirkungen auf die Persönlichkeit? Dr. Iris-Katharina Penner: Bisher konnte kein Zusammenhang zwischen dem Abbau des Gehirns und einem möglichen Wandel der Persönlichkeit nachgewiesen werden. Allerdings zeigen sich bei Patienten, die sehr viel Hirnmasse im Frontallappen verlieren, Veränderungen im Verhalten: Sie verlieren oft die Beherrschung, wenn sie etwas überfordert. Das liegt daran, dass im Frontalhirn Areale liegen, die für die Kontrolle der eigenen Person verantwortlich sind. Darüber hinaus hat man auch festgestellt, dass sich bei MS-Patienten im Krankheitsverlauf Wesenszüge wie die emotionale Stabilität und Gewissenhaftigkeit negativ verändern. Allen diesen möglichen Auswirkungen kann jedoch mit modernen Therapien und begleitenden Maßnahmen, wie zum Beispiel gezieltem Hirnjogging, vorgebeugt beziehungsweise entgegengewirkt werden. 9 Welche kognitiven Störungen findet man bei MS? MS-Erkrankte sind individuell sehr unterschiedlich von kognitiven Störungen betroffen. Allgemein gültige Aussagen lassen sich nur schwer treffen. Die Probleme reichen von Störungen des Gedächtnisses oder der komplexen Aufmerksamkeit bis hin zu Schwierigkeiten beim Sprechen. Die Sprache, die visuelle Wahrnehmung und die einfache Aufmerksamkeit sind seltener betroffen, ebenso wie eine Verhaltensänderung oder ein sehr schwerer kognitiver Abbau nicht sehr häufig beobachtet werden. Folgende kognitive Fähigkeiten sind bei MS-Betroffenen häufig beeinträchtigt: • Gedächtnis Das Gedächtnis ist die Fähigkeit, Informationen zu speichern und zu reproduzieren. Ist das Gedächtnis beeinträchtigt, benötigen Sie länger, um sich die Einkaufsliste einzuprägen, sich eine Telefonnummer zu merken oder Vokabeln zu lernen, so dass sie später wieder abrufbar sind. • Informationsverarbeitung Um einen Text zu verstehen, müssen Zusammenhänge erfasst und Informationen verarbeitet werden. Ist die Informationsverarbeitung gestört, benötigen Sie länger, um den Inhalt eines Textes zu begreifen, aber auch, um Bekanntes aus dem Gedächtnis abzurufen, beispielsweise, in welchem Ort Sie letztes Jahr Urlaub gemacht haben oder das passende Wort (Wortfindungsstörungen). 10 • Komplexe Aufmerksamkeit Aufmerksamkeit benötigt man für fast alle Dinge im Alltag, wie zum Beispiel Kommunikation, Fernsehen, Kochen, Werken, Orientieren, Lesen. Bei MS-Patienten findet man insbesondere Störungen bei komplexen Aufmerksamkeitsleistungen (Multitasking), bei denen es auf die Verarbeitung von vielen Informationen gleichzeitig ankommt, während die „normale“ Aufmerksamkeit beispielsweise für einzelne Handlungen nur wenig beeinträchtigt ist. Das äußert sich in Schwierigkeiten, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, z. B. ein Gespräch zu führen und gleichzeitig Gesprächsnotizen anzufertigen, oder zu bügeln und dabei eine Fernsehsendung zu verfolgen. Jede einzelne Aktion für sich stellt normalerweise aber kein Problem dar. • Planen und Handeln Planen und Handeln umfasst die Fähigkeit, komplexe Vorgänge zu erfassen, Strategien und Problemlösungen zu entwickeln und schließlich das Geplante umzusetzen. Ist diese Fähigkeit eingeschränkt, dauert es beispielsweise länger, den Tagesverlauf zu planen oder es fällt schwerer, Lösungsstrategien zu entwickeln, wenn beispielsweise ein Kind früher als geplant von der Schule abgeholt werden muss. Abbildung 7: Ungefähre Häufigkeit einiger kognitiver Störungen bei Multipler Sklerose. Abb. 6: Kognitive Störungen bei MS Planen und Handeln 20–30 % Gedächtnis 30–60 % Komplexe Aufmerksamkeit 25–35 % Informationsverarbeitung 40–50 % modifiziert nach: MS in focus: Kognition und MS, MSIF 2013 11 Faktoren, welche die kognitiven Funktionen beeinträchtigen Kognitive Funktionen werden sowohl durch körperliche als auch durch äußere Umstände beeinflusst. Bei einer Schädigung des Gehirns verbunden mit Hirnschwund kann es zur dauerhaften kognitiven Einschränkung kommen. Anders sieht es dagegen bei einer Funktionsstörung aus, die z. B. mit einer Depression, akutem Schub oder mit der Einnahme eines bestimmten Medikamentes einhergeht. In diesen Fällen können die kognitiven Fähigkeiten mit der richtigen Behandlung wiederhergestellt werden. Gleiches gilt für körperliche Einschränkungen oder Fatigue, die zudem durch Hilfsmittel oder strukturierte Tagesplanung verbessert werden können. Bei einigen Menschen führt die MS zu sozialem Rückzug und einer sehr eintönigen Lebensweise. Wird der Denkapparat nicht mehr regelmäßig gefordert, lassen meist auch die geistigen Fähigkeiten nach. Eine Veränderung der Lebensweise reicht oft schon, um das Gehirn mehr zu fordern und ihm wieder auf die Sprünge zu helfen. Ob und inwieweit eine dauerhafte oder nur eine vorübergehende Einschränkung der Kognition vorliegt und wie diese am besten behandelt wird, kann nur von einem Arzt sicher diagnostiziert werden. Abb. 7: Faktoren, die Kognition beeinflussen Emotionale Veränderungen (Depression) Körperliche Einschränkungen Änderungen der Lebensweise etc. Kognition Medikamente Dauerhafte Gehirnschädigungen Erschöpfung / Müdigkeit (Fatigue) Schübe (Akutes oder fortschrei­ tendes Krankheitsgeschehen) 12 modifiziert nach: MS in focus: Emotionen und Kognition, MSIF 2004 Irrtümer und Gerüchte zu kognitiven Problemen und MS Kognitive Störungen sind nicht zu verwechseln mit Alzheimer. MS ist eine ganz andere Krankheit mit anderen Vorgängen im Gehirn und an den Nervenzellen als bei Alzheimer. MS-Betroffene brauchen manchmal etwas länger, um sich zu erinnern, oder aber die Erinnerung ist etwas verschwommen, sie ist aber noch da. Gedächtnisstützen wie Einkaufslisten, Kalender, Wegbeschreibungen oder ein Handy, welches einen an wichtige Dinge erinnert, helfen, den Alltag zu meistern. Neue Informationen können aufgenommen, gespeichert und bei Bedarf auch wieder abgerufen werden, wenn auch manchmal langsamer als früher. Mit Alzheimer wäre dies nicht mehr möglich. Denn bei Alzheimer schwindet nach und nach das Gedächtnis dauerhaft. Während der Gedächtnisverlust bei Alzheimer-Erkrankten nicht aufzuhalten ist, gibt es für Menschen mit Multipler Sklerose eine Vielzahl an modernen Therapien, die in Verbindung mit regelmäßigen Gedächtnis-, Aufmerksamkeitsund Konzentrationstrainings dem Abbau des Denkapparates entgegenwirken. Kognitive Störungen führen nicht zum Verlust des Intellekts. MS-bedingte kognitive Probleme bedeuten keinen Intelligenzverlust. Einige Betroffene sind nur nicht so schnell und flexibel in ihrem Denken, wie sie es einmal waren. Manchen fällt es auch schwerer, sich an veränderte Routinen oder Umgebungen anzupassen. Mit genügend Zeit und in einer entspannten Atmosphäre sind sie jedoch nach wie vor in der Lage, Strategien z. B. für ein bestimmtes Projekt zu planen und Lösungsvorschläge für auftretende Schwierigkeiten im Beruf oder auch in ihrem Alltag auszuarbeiten. Kognitive Störungen sind keine psychische Erkrankung. Manchmal werden kognitive Probleme mit einer psychischen Erkrankung oder mit seelischen Problemen wie Angstzustände oder Depression verwechselt. Aber negative Emotionen sind häufig nur die Antwort auf eine chronische Krankheit und ihre Symptome, wie auch auf kognitive Störungen. Sie sind keinesfalls miteinander zu verwechseln und bedingen einander nicht. 13 nach: Inside MS: MS and Mind. National MS Society 2008 14 Kognitive Störungen erkennen und behandeln Der kognitive Einfluss von MS auf das alltägliche Leben wird zunächst oft übersehen. Der Prozess verläuft zum einen sehr langsam. Viele Menschen sind sich anfangs nicht bewusst, dass sie kognitive Störungen haben. Sie denken, dass sie beispielsweise den Schlüssel wiederholt verlegen, weil sie nur abgelenkt waren. Zum anderen sind die kognitiven Schwierigkeiten weniger auffällig als körperliche Symptome. Den Schlüssel zu verlegen tut nicht weh. Ist der Verdacht da, an einer kognitiven Störung zu leiden, kann der Arzt die richtige Diagnose stellen. Die Diagnose kognitiver Störungen Der Blick in das Gehirn von MS-Betroffenen kann über die Entwicklung der Krankheit viele Aufschlüsse geben. So wissen Ärzte heute, dass jeder ihrer MS-Patienten von den Risiken verstärkten Hirnschwunds betroffen ist. Sie können allerdings nicht sagen, in welchem Stadium sich der Hirnschwund befindet oder wie schnell er voranschreiten wird. Leider gibt es noch kein ausgereiftes und standardisiertes Messverfahren, das zur Diagnose in der Praxis eingesetzt werden kann. Die in den Kliniken und Praxen gängigen bildgebenden Verfahren – wie die Magnetresonanztomographie (MRT) – sind in der Lage, den Abbau der Hirnsubstanz zu dokumentieren. Aber: Sie zeigen den Verlust erst auf, wenn dieser bereits weit vorangeschritten ist. Die Herausforderung besteht heute daher darin, eine einheitliche und praktikable Messmethode zu entwickeln. Denn nur so kann der Abbau des Gehirns früh erfasst und möglichen kognitiven Einschränkungen vorbeugend entgegengewirkt werden. In der klinischen Praxis wird die kognitive Leistungsfähigkeit mittels standardisierter neuropsychologischer Testverfahren wie u. a. FST (Faces Symbol Test), MUSIC (Multiple Sclerosis Inventory Cognition) oder BRB-N (Brief Repeatable Battery of Neuropsychological Tests in MS) erfasst. Ziel einer neuropsychologischen Testung ist die Beurteilung verschiedener kognitiver Leistungskomponenten, insbesondere Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprache, Flexibilität im Denken und Problemlösefähigkeit sowie deren Auswirkungen auf den Alltag und auf das Wohlbefinden der Patienten. Um die kognitiven Störungen von Depressionen und Fatigue abzugrenzen, werden standardisierte Fragebögen sowie strukturierte Interviews eingesetzt. 15 Wie werden kognitive Störungen behandelt? Kognitive Störungen können gezielt behandelt werden. Dabei finden sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Therapien Anwendung. Übergeordnete Ziele der Therapie sind dabei einerseits die Vorbeugung von Hirnschwund und der damit verbundenen Probleme. Andererseits sollen bereits vorliegende Störungen durch „Gehirntraining“ gebessert oder Strategien für den Alltag entwickelt werden. Medikamentöse Therapie Eine medikamentöse Therapie zur symptomatischen Behandlung von Hirnleistungsstörungen gibt es zurzeit nicht. Allerdings können moderne Immuntherapien in Kombination mit Hirnleistungstraining bei Menschen mit MS dem Abbau des Denkapparates vermindern. Nicht-medikamentöse Therapie Weiß man, welche kognitive Störung vorliegt, kann man diese mittels gezielter neuropsychologischer Funktionsübungen wirksam behandeln. Das Training sollte individuell, alltagsorientiert und lebensbegleitend erfolgen. Therapieziele sind dabei: • gesunde Bereiche des Gehirns zu trainieren • verlorengegangene Fähigkeiten durch Strategien (z. B. Erinnerungshilfen) auszugleichen • die Umwelt durch Hilfsmitteleinsatz an eine Behinderung anzupassen (z. B. Stehpult) • das Selbstwert- und Lebensgefühl zu verbessern (z. B. Verhaltenstherapie) 16 Neuropsychologische Rehabilitation Art Ziel Wiederherstellung Nicht geschädigte Bereiche des Gehirns werden trainiert, die beeinträchtigte Funktion vollständig oder teilweise zu übernehmen, z. B. durch computergestütztes Training. Ausgleich Durch den Einsatz gut erhaltener Fähigkeiten oder mithilfe ausgleichender Strategien, z. B. durch Erinnerungshilfen oder Zeitund Selbstmanagement wird die Störung kompensiert. Anpassung Die (Arbeits-) Umwelt wird z. B. durch Hilfsmitteleinsatz an eine bleibende Behinderung angepasst. Wiedereingliederung Unter Berücksichtigung aller persönlichen Ziele, des sozialen Umfelds und der gegebenen Faktoren wird ein weitreichender Therapieplan erarbeitet, der eine hohe Lebensqualität für den Betroffenen zum Ziel hat. nach: Symptome beser erkennen und behandeln, T.Henze, Zuckschwerdt Verlag 2010 Entsprechend der Problemkonstellation basiert das Therapiekonzept auf verschiedenen Ansätzen. Oft arbeiten Neuropsychologen mit Sprach-, Ergo- und Physiotherapeuten zusammen. Bausteine des neuropsychologischen Trainings • Computergestütztes neuropsychologisches Training Trainiert spezielle kognitive Bereiche am Computer, z. B. Aufmerksamkeit und Konzentration, verbales, visuelles und figurales Gedächtnis, Reaktionsverhalten, Planungsverhalten, Visuomotorik, Daueraufmerksamkeit u. a. Dabei passt sich das Schwierigkeitsniveau automatisch dem Leistungsniveau an. • Individuelles Training mit dem Patienten Unter fachlicher Anleitung und Kontrolle werden beobachtete Defizite aber auch alltagsorientierte Fähigkeiten geübt, z. B. Lesen, Rechnen, Wahrnehmung, Sehen und Orientierung. • Verhaltenstherapie Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken, Stärkung des Selbstwertgefühls, Veränderung der Selbstwahrnehmung, Verbesserung der Eigenständigkeit, Hilfsmitteltraining, Entscheidungs- und Problemlösetraining, Kommunikationstraining, Lebenszielplanung, Aktivitätenplanung usw. 17 10 Tipps zur Kompensation von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen Einschränkungen der Gedächtnisleistung bei Menschen mit MS lassen sich mit verschiedenen Strategien umgehen. Nicht jeder der hier aufgeführten Tipps ist für jede Person geeignet. Finden Sie heraus, welche Taktiken Ihnen den Alltag am besten erleichtern. Tipp 1 Das Wichtigste aufschreiben Die Strategie ist nicht neu, aber effektiv: Wichtige Informationen sollten immer schriftlich festgehalten werden. Alle Merkhilfen, egal ob Terminkalender oder Notizzettel, sind dabei erlaubt. Wenn wir uns Dinge notieren, wandeln wir sie in eigene Worte um. Die Informationen erlangen dadurch eine größere Bedeutung, sodass man sich leichter an sie erinnert. Der Effekt kann durch eine Verbindung mit Bildern, Düften und Eindrücken gesteigert werden. Denn durch die Verknüpfungen kommen die Informationen schneller ins Gedächtnis. Kleine Symbole neben Mitteilungen können also beim Erinnern helfen. Tipp 2 Hilfsmittel nutzen Armbanduhren, Handys und Tablet-PCs mit Alarmfunktionen können im Alltag unterstützend wirken und an wichtige Ereignisse oder Termine erinnern. Mit ihnen ist es außerdem möglich, Listen, Tagespläne, Telefonnummern und Adressen zu erstellen sowie zu speichern. Außerdem können über die Geräte speziell für MSBetroffene entwickelte Apps wie z. B. „MS und ICH“ abgerufen werden. Sie helfen sowohl dabei, regelmäßig die Therapie durchzuführen und Symptome zu dokumentieren als auch die kognitiven Fähigkeiten zu trainieren. Das erleichtert nicht nur den Alltag mit MS, sondern unterstützt zugleich den Erfolg einer Therapie. 18 Tipp 3 Das kennt jeder: Wer seine persönlichen Sachen immer an einen anderen Platz legt, findet sie früher oder später nicht wieder. Portemonnaie und Co. sollten deshalb stets am gleichen Ort platziert werden. Ein Schlüsselbrett im Flur oder eine Pinnwand für Notizen sind daher hilfreich. Diese Kontinuität und Routine hilft im Alltag, sich daran zu erinnern, wo Dinge abgelegt wurden. Tipp 4 Das Gehirn regelmäßig trainieren Wer lange Zeit in eine Sache vertieft ist, fühlt sich meist schnell ausgelaugt. Verstärkt wird dieser Effekt, wenn Konzentrationsprobleme die Aufgabe unnötig in die Länge ziehen. Regelmäßiges Gehirnjogging bzw. Gedächtnistraining kann den Denkapparat fit machen. Übungen, die das Zahlenverständnis, das Lesevermögen, den Sprachschatz und die Merkfähigkeit ansprechen, halten die Konzentrationsfähigkeit auf einem konstant guten Niveau oder verbessern sie sogar. Tipp 6 Stress vermeiden Stress kann zu Konzentrations- und Gedächtnisstörungen führen oder diese verstärken. Situationen, Personen und Dinge, die unter Druck setzen oder aufregen, sollten deshalb vermieden werden. Eine entspannte Atmosphäre zu Hause und am Arbeitsplatz kann zusätzlich helfen. Und nicht vergessen: regelmäßig kurze Pausen gönnen. So wird ein klarer Kopf bewahrt und die anschließenden Aufgaben können ohne Probleme bewältigt werden. Tipp 5 Routine in den Alltag bringen Abwechslung schaffen Auch neue Eindrücke halten das Gedächtnis in Form: Ein Spaziergang durch eine unbekannte Umgebung, verschiedene kreative und sportliche Kurse oder ein Wochenendausflug bieten dem Denkapparat regelmäßig neue Reize. Sie helfen außerdem, das Erinnerungsvermögen auf Trab zu halten. Ganz wichtig: auch hier regelmäßig Ruhepausen einlegen. Denn das Gehirn braucht Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. 19 Tipp 7 Wahrnehmung schulen Mit regelmäßigem Training der räumlichen Wahrnehmung und Vorstellungskraft kann die Orientierung im Alltag leichter fallen. Deshalb sollten immer wieder kleine Gedankenübungen in ruhigen Momenten eingebaut werden. So kann die Wahrnehmung beispielweise durch die Vorstellung auf der Spitze eines Eisberges zu stehen oder durch das Hin- und Her-Drehen eines Gegenstandes im Kopf trainiert werden. Auch das „gedankliche Abgehen“ eines Weges kann nützlich sein. Es beugt möglichen Orientierungsproblemen vor. Tipp 8 Ausreichend Schlaf gönnen Ein Ausflug ins Land der Träume dient neben der Erholung auch dem Gedächtnistraining. Für ausreichend Schlaf sollte daher immer gesorgt werden. Denn nur wer genügend schläft, kann komplexe Informationen verarbeiten. Das Gehirn braucht eine Phase, in der alle äußeren Reize ausgeschaltet sind. Nur dann ist es in der Lage, Informationen auszusortieren und wichtige Details in das Langzeitgedächtnis zu übertragen. Das heißt: Ohne Schlaf wird nichts Neues im Gedächtnis verankert. 9 Tipp Geschichten kommen aus der Phantasie. Sie bieten daher eine gute Gelegenheit, die Gedächtnisleistung zu stärken, sodass man sich besser an Informationen erinnert. Telefonnummern, Einkaufslisten und Geburtstage sollten deshalb in kleine Anekdoten verpackt werden. Je absurder dabei die Geschichte ist, umso besser. Beim Lernen von Geschichten werden die Informationen mit Bildern verbunden. Dieses assoziative Aneignen sorgt für einen höheren Erinnerungseffekt. 10 Tipp 20 Geschichten erfinden Mit Familie und Freunden reden Mit Familie und Freunden über Probleme zu reden, kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und Verständnis für die Situation zu schaffen. Die Gespräche tragen außerdem zur Entspannung bei. Denn sobald die Umgebung von den Defiziten weiß, verfliegt der eigene Druck. Tipp: Gern einmal die Lieben in tägliche Prozesse und Aufgaben mit einbinden. Aktiv gegen Hirnschwund – Mission Hirnschutz Sowohl Patienten als auch Ärzte müssen dem allmählichen Hirnschwund nicht tatenlos zusehen. Denn sie können dem übermäßigen Abbau von Hirnmasse bei MS und möglichen Folgeschäden entgegenwirken. Dabei sollte man beachten, dass der Verlust von Nervenzellen nicht erst im späten Stadium der Erkrankung startet, sondern direkt von Anfang an. Da einmal abgebautes Hirngewebe nicht wiederhergestellt werden kann, ist es ratsam, sein Gehirn so früh wie möglich zu schützen. Moderne Therapieoptionen reduzieren nicht nur Schubrate und Behinderungsprogression, sondern können auch einen günstigen Einfluss auf die Hirnatrophie nehmen. Gleichzeitig halten sie den Abbau der Nervenzellen und damit auch den Verlust an Hirnvolumen auf dem Niveau eines gesunden Menschen. Neben medikamentösen Therapieansätzen können MS-Betroffene mit regelmäßigen Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsübungen dem Verlust von Hirnvolumen und eventuellen Beeinträchtigungen vorbeugen und ihr Gehirn aktiv unterstützen. Denn man weiß, dass das Lernvermögen des Gehirns bis ins hohe Alter erhalten und stark trainierbar bleibt. Durch gezielte Übungen können die Aufgaben gestörter Bereiche des Gehirns von anderen übernommen werden. Dabei wird das verloren gegangene Hirngewebe zwar nicht wiederhergestellt, die Information jedoch über neue „Verbindungswege“ weitergeleitet, verarbeitet und abspeichert. Physiotherapie, Sport und Entspannungsübungen wirken zusätzlich aktiv gegen Hirnschwund. Werden angeeignetes Wissen und Erfahrung zur Bewältigung eines Problems zusätzlich eingesetzt, können Schwächen unterstützend kompensiert werden. Betroffene, egal in welchem Krankheitsstadium, können jederzeit mit einer Behandlung beginnen. Je früher, desto besser, denn ein zeitig trainiertes Gehirn kann länger gut funktionieren. Geeignete Übungen finden Sie unter www.missionhirnschutz.de, auf unserer Homepage unter www.msundich.de und auf den folgenden Seiten. Mit der App „MS und ICH“ können Sie sich nicht nur das Therapiemanagement erleichtern, sondern gleichzeitig auch spielerisch u.a. Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit, visuelle Orientierung, Reaktionsschnelligkeit und Kurzzeitgedächtnis trainieren. Die benutzerfreundliche App kann im Apple Appstore und Google Playstore kostenlos heruntergeladen werden. 21 22 Praktische Übungen für den Alltag: So trainieren Sie effektiv Ihre Kognition Tausende Informationen prasseln den ganzen Tag auf uns ein – das bedeutet Höchstleistung für unser Gehirn. Da ist es oft gar nicht so leicht, die wirklich wichtigen Dinge herauszufiltern. Auch die jeweilige Situation und unser körperliches Wohlbefinden haben einen entscheidenden Einfluss auf die Denkleistung und Merkfähigkeit. An manchen Tagen ist man schnell abgelenkt, lässt die Gedanken schweifen oder verliert einfach den Faden. Passiert dies häufiger, treten schnell Frustration und Sorge auf. Doch unser Gehirn kann geschult werden – mit einfachen Übungen und kleinen Hilfen für den Alltag. Gezieltes Hirnleistungstraining hilft Ihnen dabei, Aufmerksamkeit und Konzentration, Gedächtnis sowie Wahrnehmung zu trainieren. Bewegung- und Entspannungübungen sind zusätzlich wichtige Bausteine für ein gut funktionierendes Gehirn. Bausteine des Hirnleistungstrainings: • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsübungen • Wahrnehmungsübungen • Bewegung und Entspannungsübungen • Gedächtnisübungen Es ist wichtig, das Gehirn täglich auf unterschiedliche Art und Weise herauszufordern: neue Wege gehen, unterschiedliche Dinge erleben, andere Perspektiven betrachten. Deshalb sollten Sie Ihren Alltag auch möglichst abwechslungsreich gestalten. Das bringt nicht nur neuen Schwung in Ihr Leben, sondern hält auch Ihr Gedächtnis fit. Tipp: Probieren Sie öfter etwas Neues aus und fordern Sie Ihr Gehirn auf abwechslungsreiche Art heraus zu lernen und Erfahrungen zu sammeln, z. B. mit einem Spaziergang durch eine neue Umgebung oder durch Teilnahme an einem kreativen oder sportlichen Schnupperkurs. Vergessen Sie allerdings nicht, regelmäßig Ruhepausen einzulegen, denn neue Erlebnisse verarbeitet das Gehirn am besten während der Ruhephasen. Wir haben für Sie einfache Übungen ausgesucht, die Sie leicht in Ihren Alltag integrieren können und die Spaß machen. Partnerübungen bringen zudem nicht nur Abwechslung in den Alltag, sondern helfen auch an manchen Tagen, sich zu motivieren. 23 Übungen zur Aufmerksamkeit und Konzentration Sich konzentrieren heißt, die Aufmerksamkeit bewusst auf eine Tätigkeit oder eine Pro­blem­ stellung richten. Muss sich das Gehirn über längere Zeit konzentrieren, absolviert es geradezu Höchstleistungen. Daher ist es nicht ungewöhnlich, wenn man sich anschließend ausgelaugt und erschöpft fühlt. Doch die einzelnen Fähigkeiten des Gehirns lassen sich auf vielfältige Weise trainieren. Auf den folgenden Seiten finden Sie Übungen, die das Zahlenverständnis, das Lesevermögen und den Sprachschatz sowie die Merkfähigkeit, Konzentration und Vorstellungskraft ansprechen. Wichtig ist die Vielseitigkeit der Aufgaben, mit denen Sie sich beschäftigen. Wenn Sie Gefallen daran finden, Ihre grauen Zellen regelmäßig herauszufordern, dann widmen Sie sich auch zukünftig möglichst abwechslungsreichen Aufgabenstellungen. Auf diese Weise erhöhen Sie die Trainingserfolge und schulen verschiedene Areale des Gehirns gleichermaßen. Tipp: In einer ruhigen Umgebung wird es Ihnen leichter fallen, sich zu konzentrieren. Zahlenreihen Wir haben Ihnen drei Zahlen vorgegeben. Suchen Sie diese in den unten stehenden Zahlenreihen und streichen Sie weg. Versuchen Sie die gefunden Zahlen gleichzeitig zu addieren und tragen Sie Ihre Lösungen am Ende der Reihe ein. 4 6 5 3 4 8 2 5 0 2 5 2 4 3 6 0 8 8 5 6 6 6 0 2 7 5 3 3 9 8 2 7 9 5 6 8 6 3 9 5 2 4 9 4 9 8 2 3 7 9 6 8 9 2 2 7 4 2 8 5 4 8 5 9 4 8 8 0 3 9 7 8 3 8 5 3 1 4 6 2 4 6 9 7 0 8 7 2 4 5 Gesamtsumme 24 2 8 6 24 London-Erzählungen In diesem Text ist leider einiges schief gegangen: Satzzeichen fehlen, Buchstaben wurden wahllos groß oder klein geschrieben und alle Wörter hängen aneinander fest. Können Sie trotzdem die Schilderung von Sherlock Holmes Kollegen Dr. Watson lesen? EswAreinsePteMberaBenDundnOchkEinesiEbenuHrabErdeRtaGwArdüStergEweseNunDeiNdiChteRnieSelnDernEbellAgübErdErgrOßensTadTsChmutZigeRauewoLkenhiNgEntRauriGüBerdeNscHla mMigEnstRaßeneNtlanGdesstRandesStanDenlamPenaBersiEeRzeuGtennUrnEbligekLecKsevOndi fFusemLicHtunDwaRfeneiNenSchwacHenkrEisFörmigEnschiMmErauFdEmschlEimiGenbürGersTei gdAsglEißendgElbeliChtdeRschAUfensTerstRahLteiNdieFeuChtelUftuNdwaRfseiNedÜsteRenstRah leNindiEübErfülLtedUrchfAhrTdiEenDloseprOzesSionvONgeSichterNinDiesEnliChtkEgelnhAttEnet WasuNheimLichESunDgeiSterHaftEstRauriGeuNdfroHegEsichTeraUsgeZehrTeuNdfrÖhliChEWieaL lemEnTscHliChenEwEsEnfLatTerNsieVondErfinSterniSiNslicHtuNdzUrücKindiEfinstErniSicHbiNniCh tlEichTzuBeeiNdrucKenAbErdeRtrüBefeUchtEabenDunddAsseLtsamEvoRhaBeNauFdAswiruNseinGelaSsenhAtTenrEichtEnaUsuMmicHnErvÖsunDdePrimieRtzUmAcheN. Aus: Das Zeichen der Vier, Sir Arthur Conan Doyle, Kapitel 1 Auf dem Tennisplatz Wie viele Tennisschläger sehen Sie? Probieren Sie es zunächst ohne Hilfsmittel. Lösung: 25 26 Wortgewandt 1 Bei dieser Aufgabe sollen Sie aus den vorgegebenen Buchstaben möglichst viele Wörter bilden. Sie dürfen in alle Richtungen lesen: waagerecht, senkrecht oder diagonal. Bedingung ist jedoch, dass sich die Buchstabenfelder an mindestens einer Seite / Ecke berühren. Verwenden Sie jedes Buchstabenfeld innerhalb eines Wortes nur einmal! a) A M G E S T I E E I E G S E I R b) A S I S Lösungen: Lösungen: GIER EIS Z L A E I E M T D R K S Hinweise: • Sie können auch innerhalb eines festen Zeitrahmens arbeiten (z. B. 2 Min.) • Versuchen Sie möglichst Lösungen mit 3 Buchstaben oder mehr zu finden. Wortgewandt 2 Finden Sie aus den Buchstaben der zusammengesetzten Wörter möglichst viele neue Begriffe. Fügen Sie dabei keine neuen Buchstaben hinzu, sondern arbeiten Sie nur mit den vorgegebenen. Weitere Übungsworte können Sie gut beim nächsten Zeitungslesen notieren. Mit Hilfe einer vorher festgelegten Zeit können Sie die Aufgabenstellung erschweren. a) b) ERDBEBENFRÜHWARNSYSTEM OBSTPLANTAGENBESITZER 27 Übungen für das Gedächtnis Sich an etwas erinnern, Sachverhalte verknüpfen, Namen und Gesichter merken – das alles sind Fähigkeiten unseres Gedächtnisses. Diese Fakten werden jedoch unterschiedlich lange abgespeichert. Regelmäßige Wiederholungen begünstigen bspw. die Aufnahme von Informationen ins Langzeitgedächtnis. Das Arbeits- oder Kurzzeitgedächtnis hingegen speichert nur für begrenzte Zeit, bspw. das Aufschreiben einer Telefonnummer, die uns mündlich mitgeteilt wird. Die Merkfähigkeit zu trainieren ist gar nicht so schwer. Stellen Sie Ihr Gehirn nur oft genug vor eine gedankliche Herausforderung! Im Supermarkt Es ist eine durchaus oft erlebte Situation. Die benötigten Lebensmittel werden vorab notiert, doch im Supermarkt stellt sich heraus, dass der Einkaufszettel noch auf dem Küchentisch liegt. Kleine Strategien helfen Ihnen dabei, sich Dinge leichter zu merken und, wie in diesem Fall, Ihren Einkauf dennoch vollständig zu erledigen. • Stellen Sie sich bei der Planung alle Produkte bildlich vor, die Sie benötigen. Auch Anfassen hilft: Testen Sie ruhig durch Anheben oder Schütteln, ob beispielsweise noch genügend Milch in der Packung ist. • Orientieren Sie sich daran, wo Sie Ihre Einkäufe verstauen würden und gehen Sie in Gedanken die einzelnen Plätze in Bad und Küche ab. • Überlegen Sie sich eine kleine, einfach zu merkende Geschichte zu Ihrer Einkaufsliste, z. B. „Wenn die Karotten nicht im Orangensaft gebadet hätten, wären Gouda und Trauben noch rechtzeitig zur Vollkornbrotparty gekommen.“ Tipp: Berichten Sie einem Freund von dem Kinofilm, den Sie zuletzt gesehen haben. Und wissen Sie noch, was Sie vor drei Tagen zum Mittag gegessen haben? 28 Partnerübung Reichen Sie dieses Heft an Ihren Übungspartner, der Ihnen nun in Sekundenabständen Wörter vorlesen wird. Nennen Sie anschließend alle Begriffe, an die Sie sich noch erinnern können. Absolvieren Sie drei bis vier Übungsläufe, in denen Ihr Partner richtig gemerkte Wörter mit einem Kreuz markiert. Tipps: • Versuchen Sie sich die einzelnen Begriffe bildlich vorzustellen. • Arbeiten Sie auch mit eigenen Wörterlisten. Wörterliste 1. Übungslauf 2. Wiederholung 3. Wiederholung 4. Wiederholung Brezel Familie Stein Kopf Lampe Teppich Hecke Apfelkuchen Tuch Fußball Bildschirm Rose Kleid 29 Vorstellungsrunde Sie sehen acht Bilderpaare. Schauen Sie sich jedes Paar genau an und stellen Sie sich dieses mit geschlossenen Augen vor, z. B. „Beim ersten Glockenschlag beginnt die Ente zu quaken .“ Anschließend halten Sie bitte die rechte Seite zu und benennen laut das fehlende Bild. Danach wiederholen Sie den Durchgang mit der linken Seite. Abgeschmeckt Sie sehen unten den Begriff „Mahlzeit“. Überlegen Sie nun für jeden einzelnen Buchstaben mindestens zwei Gerichte oder Zutaten, die mit diesem beginnen. Beispiel: B = Bratfisch, Brezel, Brokkoli M A H L Z E I T ' 30 Tipp: Unser Gehirn verbraucht etwa 20 % der zugeführten Nährstoffe und Sauer­stoff. Tun Sie für sich und Ihren Kopf etwas Gutes – mit abwechslungsreichen, gesunden Mahlzeiten und langen Spaziergängen an der frischen Luft. Geheimnisvolle Symbole Sechs Wörter gilt es hierbei zu entschlüsseln. Fünf sind aber nur genannt. Können Sie den Code für das letzte Wort knacken? Dabei steht ein bestimmtes Symbol für einen Buchstaben. Beispiel: =M WELLEN • GARTEN • GAR AGE • L AGERN • WARTEN Kniffelig Enträtseln Sie die folgenden Fragestellungen. Sie können sich gern auf einem separaten Blatt Papier Notizen machen. 1 Welcher Tag ist übermorgen, wenn vorgestern der Tag nach Samstag war? 2 Maria hat keine Geschwister. Sie betrachtet ein Foto und sagt: „Die Mutter des abgebilde- ten Mädchens ist die Tochter meiner Mutter.“ Wer ist zu sehen? 3 Finden Sie die gemeinsame Bezeichnung: Sowohl Blumenarrangement als auch Verkehrsregler Sowohl Menschengetümmel als auch leckeres Gericht Sowohl Verwandter als auch Kirchenmann Sowohl Obst als auch Kopfbedeckung Sowohl Schließvorrichtung als auch kleine Schokolade 31 Übungen zur Wahrnehmung Verschiedene Reize aus der Umwelt wirken tagtäglich auf uns ein und fordern unseren Seh-, Riech-, Hör-, Geschmacks- und Tastsinn. Aber auch die räumliche Wahrnehmung und Vorstellungskraft sind faszinierende Fähigkeiten unseres Gehirns. Drehen Sie einen Würfel in Gedanken oder stellen Sie sich vor, Sie wären am Meer. Auch im Straßenverkehr profitieren wir davon: So fällt die Orientierung leichter, wenn man einen neuen Weg bereits einmal im Kopf „abgegangen“ ist. Unser Gehirn bewältigt diese Aufgaben anhand des bereits Gelernten sowie der ganz persönlichen Sammlung von Erinnerungen und Erfahrungen. 32 Verdrehte Welt u u u u u u 4 u 2 C D C D D C C C D C C D D D C C C C D C Diese beiden sind gleich: C D D D C D D D 3 4 C D D D C C D C 1 D C C D u u u u u u u D D C C u Diese beiden sind gleich: C C D C u u u u u u u u u u u 3 u 2 u 1 u Zwei der vier Musterquadrate sind gleich. Welche sind es? Drehen Sie die Quadrate in Gedanken in alle Richtungen und finden Sie die Paare. C C D C D D C C D C D D C D D D 33 Tag und Nacht auf See Jede Abbildung im rechten Feld besitzt auch ein Gegenstück auf der linken Seite. Jede? Nein, leider nicht. Kontrollieren Sie, welche Abbildung fehlt. Lösen Sie diese Aufgabe zunächst ohne Hilfsmittel. Es fehlt Nummer 34 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Sinnlich In der folgenden Tabelle sehen Sie viele verschiedene Begriffe aufgelistet. Ordnen Sie diesen so schnell wie möglich die passende Sinnesempfindung zu. Manchmal müssen auch mehrere Kreuze gesetzt werden. In einem zweiten Durchgang können Sie die Begriffe noch einmal in Ruhe mit geschlossenen Augen„betrachten“. Riechen Sie den frischen Kaffee? Begriffe Ofenkartoffeln frische Wäsche Kieselstein Donnergrollen neues Parfüm Eisblumen Kaffeemühle Zwiebelringe Seidentuch Meeresbrise Vogelgesang Rosengarten neues Buch Handcreme gemähtes Gras Mittagshitze Pferdestall sehen riechen hören schmecken fühlen Farbwürfel Welches der ausgeklappten Modelle kann zu dem gezeigten Würfel zusammengesetzt werden? 1 2 3 35 Übungen zur Entspannung Um das Gehirn erfolgreich zu trainieren und auch unsere Leistungen in Schule, Beruf und Alltag zu bessern, ist es wichtig, dass wir Spaß an den Aufgaben haben, uns zwischendurch ausreichend erholen können und auf unterschiedliche Art und Weise gefordert werden. Auf den folgenden Seiten finden Sie Aufgaben, die sowohl Geist als auch Körper ansprechen und Ihnen helfen, zwischendurch auch einmal abzuschalten, um die Energiereserven wieder aufzuladen. Fingertipp Das Quadrat beherbergt alle Buchstaben des Alphabets. Tippen Sie nun mit einem Finger oder einem Stift schnellstmöglich in der Reihenfolge A – Z auf alle Buchstaben. Versuchen Sie in einem zweiten Durchgang, das Alphabet rückwärts zu tippen. C J T I O G A H Q L F E S R U D W 36 V P F X R BMY N G Z K A Einige der Buchstaben sind doppelt. Haben Sie sie schon entdeckt? Elefanten-Übung Auf den unteren Bildern sehen Sie einen Bewegungsablauf, der Sie am Anfang ein wenig durcheinander bringen kann. Wiederholen Sie den Ablauf mehrmals und steigern Sie das Tempo. Sie werden schnell feststellen, dass diese Übung sehr viel Spaß macht – vor allem in der Gruppe. 2 Linke Hand an die Nase, rechte Hand ans linke Ohr 1+3 Mit beiden Händen auf den Oberschenkel klopfen 4 Rechte Hand an die Nase, linke Hand ans rechte Ohr 37 Körperatmung Bei dieser Übung sollen Sie sich ganz bewusst auf Ihre Atmung konzentrieren. Dabei liegen die Hände auf unterschiedlichen Bereichen des Körpers. Legen Sie die Dauer dieser Übung ganz individuell fest und wiederholen Sie diese nach Belieben. 1 Nehmen Sie eine aufrechte Sitzhaltung ein und legen Sie beide Hände auf Ihren Bauch. Schließen Sie die Augen und atmen Sie tief und ruhig in den Bauch hinein. Konzentrieren Sie sich ganz auf diese Bewegung und versuchen Sie Ihre Umgebung so gut wie möglich auszublenden. 2 Lassen Sie Ihre Augen auch weiterhin geschlossen und legen Sie nun Ihre Hände auf den unteren Brustkorb. Sie werden spüren, wie sich dieser gleichmäßig hebt und senkt. Atmen Sie auch in dieser Position bewusst ruhig. 3 Bei der letzten Übung liegen beide Hände auf dem Schlüsselbein. Versuchen Sie sich auch hier wieder ganz auf die Atembewegung zu konzentrieren. 38 Entspannungstipps Das Gehirn benötigt Ruhepausen, um wirklich effektiv arbeiten zu können. Bei einer ununterbrochenen Beanspruchung baut unser Körper spürbar seine Leistungsfähigkeit ab. Es ist somit sehr wichtig, dem Stress und der Anspannung aktiv entgegenzuwirken. Anbei finden Sie ein paar hilfreiche Anregungen für die „Zwischendurch-Entspannung“. Tipps: • Identifizieren Sie Ihre Stressfaktoren. Versuchen Sie, die Anforderungen an sich zu reduzieren bzw. weniger kraftraubend zu organisieren. • Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für kleine Pausen. • Nutzen Sie die Mittagspause, um frische Luft zu schnappen. Das belebt. • Finden Sie einen Ausgleich zu den Anforderungen des Alltags und unternehmen Sie etwas, das Ihnen deutlich Freude bereitet, z. B. einen Freizeitkurs, die Teilnahme an einer Sportgruppe oder regelmäßige Treffen mit Freunden zu gemeinsamen Koch- und Genussabenden. • Autogenes Training ist eine gute Methode, um den inneren Ruhepunkt zu finden. Versuchen Sie einfache Übungen in Ihren Alltag einzubauen. • „Power Napping“ (kurzer Mittagsschlaf von rund 2o Minuten) ist ein nachweislich hilfreiches Mittel, um den Energiespeicher wieder aufzuladen und Kraft zu tanken. Lösungen Seite 24: Summe der Zahlenreihen Lösung: 24 + 22 + 24 + 18 + 18 + 22 + 18 + 24 + 26 = 196 Seite 31: Geheimnisvolle Symbole Lösung: Garten – Wellen – Lagern – Garage – Warten – Regale Seite 25: Auf dem Tennisplatz Lösung: 17 Tennisschläger Seite 31: Kniffelig Lösung 1: Donnerstag – Vorgestern war Sonntag (der Tag nach Samstag), also ist heute Dienstag und übermorgen Donnerstag. Seite 27: Wortgewandt 1 a) z. B.: Tier, Teig, Stier, Eier, Sieg, Riese, Steig, Miete, Geige b) z. B.: Meter, Leid, Sie, Samt, Mais, Taler, Ziel Wortgewandt 2 a) z. B.: derbe, fremd, Benehmen, Nase, Hand b) z. B.: Ober, Platz, Tier, Stange, Banane Lösung 2: Marias Tochter – Marias Aussage besteht aus zwei Teilen: „Die Mutter des abgebildeten Mädchens“ und „die Tochter meiner Mutter“, letztere kann nur Maria sein. Also zeigt das Foto ihre eigene Tochter. Lösungen 3: Ampel – Auflauf – Bruder – Melone – Riegel Seite 33: Verdrehte Welt Lösung 1: Nummer 1 und 3 Lösung 2: Nummer 2 und 3 Seite 34: Tag und Nacht auf See Lösung: Nummer 3 Seite 35: Farbwürfel Lösung: Nummer 3 Seite 36: Fingertipp Lösung: A, F, G und R sind doppelt. 39 40 Wo finde ich Hilfe? Wenn Sie Gedächtnis- oder Aufmerksamkeitsstörungen bei sich beobachten, sollten Sie zunächst Ihren behandelnden Hausarzt oder Neurologen ansprechen. Bei begründetem Verdacht wird dieser Sie für weitere neuropsychologische Testungen an einen Neuropsychologen überweisen. In Zusammenarbeit mit Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten erstellt der Neuropsychologe ein geeignetes Therapieprogramm und Kompensationsstrategien, die Ihnen dabei helfen, die diagnostizierten Defizite zu überwinden. Die Anschriften der Selbsthilfegruppen, aktuelle Informationen und weitere Literaturhinweise finden Sie zusätzlich unter: Novartis Pharma GmbH Roonstraße 25 90429 Nürnberg EXTRACARE-Servicehotline: 0800-987 00 08 (gebührenfrei Mo. bis Fr. von 10.00 bis 17:00 Uhr) Informationen rund um das Thema MS: www.ms-und-ich.de Informationen zum Thema MS und Hirnschutz: www.missionhirnschutz.de Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e. V. Krausenstraße 50 30171 Hannover Telefon: 0511 9 68 34-0 Fax: 0511 9 68 34-50 www.dmsg.de 41 Weiterführende Literatur MS in focus: Kognition und MS. Multiple Sclerosis International Federation, 2004. www.msif.org. MS in focus: Emotionen und Kognition. Multiple Sclerosis International Federation, Juli 2013. www.msif.org. Inside MS: MS and Mind. The Magazine for Members oft the National MS Society, S. 15 Ausgabe März 2008, www.nationalmssociety.org. Multiple Sklerose Konsensus Gruppe (MSTKG): Symptomatische Therapie der Multiplen Sklerose. Nervenarzt, 2004 [Suppl 1] 75: S2–S39. Freier Download unter DOI 10.1007/s00115-004-1771-y. DGN /KKNMS Leitlinie zur Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, vom 23.4.2014, Freier Download unter: www.kompetenznetz-multiplesklerose.de. MSIF survey on Employment and MS - Juni 2010. www.msif.org. Haupts M, Schipper S: Unsichtbare Symptome der Multiplen Sklerose dmv Deutscher Medizin Verlag, Münster, 2008. ISBN 978-3-936525-46-5. Henze T (Hrsg): Multiple Sklerose: Symptome besser erkennen und behandeln. W. Zuckschwendt Verlag, 2. Auflage 2010. ISBN: 978-3-88603-974-0. Symptomatische Therapie bei MS: Patienteninformationsbroschüre der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft. Konzentriert denken, planen, handeln – Kognitive Probleme bei MS, Patienteninformationsbroschüre der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft. Schapiro R.T. (2004): Multiple Sklerose: Symptome aktiv lindern, TRIAS Verlag, S. 103–105. „Autogenes Training“ Grasberger D, Gräfe und Unzer Verlag, 2010. ISBN 978-3-8338-1973-5. „Besser konzentrieren. Der Workshop für ein besseres Gedächtnis“ Wegerle C, humboldt Verlag, 2011. ISBN 978-3-869104-79-9. „Gut vernetzt? Das Powerprogramm für Ihr Gedächtnis“ Broschüre des Bundesverbandes Gedächtnistraining e.V., online bestellbar auf www.bvgt.de. „Warum fällt das Schaf vom Baum? Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin“ Stenger Ch, Campus Verlag, 2004. ISBN 978-3-593374-55-0. 42 Weitere wichtige Adressen und Websites GNP – Gesellschaft für Neuropsychologie Nikolausstraße 10 36037 Fulda Telefon: 0700 467 467 00 Fax: 0661 90196-92 E-Mail: [email protected] www.gnp.de MSIF – Multiple Sclerosis International Federation 3rd Floor Skyline House 200 Union Street London SE1 0LX Telefon: +44 (0) 20 7620 1911 Fax: +44 (0) 20 7620 1922 E-Mail: [email protected] www.msif.org Kompetenznetz Depression Universitätsklinikum Leipzig Klinik und Poliklinik für Psychiatrie Semmelweisstraße 10 04103 Leipzig Telefon: 0341 9724-530 Fax: 0341 9724-539 E-Mail: [email protected] www.deutsche-depressionshilfe.de Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation Solmsstraße 18 60486 Frankfurt am Main Telefon: 069 605 018-0 Fax: 069 605 018-29 E-Mail: [email protected] www.bar-frankfurt.de Interessante Links zum Kognitionstraining Ein animiertes „Wortgewandt“-Rätsel (mit Zeitvorgabe): www.wortopia.de Gedächtnisambulanz der Georg-August-Universität Göttingen www.psychiatrie.med.uni-goettingen.de/de/content/patienten/117.html Große Auswahl verschiedener Wahrnehmungs- und Logikrätsel www.studienkreis.ch/infothek/gratis-broschueren.html Lerntechniken und Stressbewältigung www.uni-bielefeld.de/erziehungswissenschaft//scs/studierende/studientechniken/ stressbewaeltigung.html 43 Weitergehende Informationen finden Sie im Internet unter: www.ms-und-ich.de Falls Sie Fragen haben, steht Ihnen unser Serviceteam gerne zur Verfügung. EXTRACARE-Servicehotline: 0 800-987 00 08 (gebührenfrei Mo. bis Fr. von 10.00 bis 17:00 Uhr) E-Mail: [email protected] 04 / 2016 Novartis Pharma GmbH Roonstraße 25 90429 Nürnberg 320744