Stundenbild „Gedächtnissysteme“:

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PS Experimente im Psychologieunterricht
SS 2008
MMag M. Halmetschlager
Corinna Kramer
0209790
A 190 299 333
Stundenbild „Gedächtnissysteme“:
Lehrplanbezug:
Der Unterrichtsvorschlag bezieht sich auf den Lehrplan der 7. Klasse der AHS:
„Kognitive
Prozesse
reflektieren.
Gedächtnismodelle
und
Lernstrategien,
lerntheoretische Anwendungen.“
Lernziele:
In einem größeren Kontext der Behandlung des Themas „Gedächtnis“ sehe ich es
als Lernziel für die SchülerInnen, die Funktionen des menschlichen Gedächtnisses
kennen zu lernen, um diese für sich nutzen zu können. Das heißt, dass in einem
weiteren Schritt der Bezug zum eigenen Lernen geschaffen werden soll und das die
SchülerInnen ihren jeweiligen Lernstil reflektieren und eigene Lernstrategien
entwickeln sollen.
Unterrichtskontext:
Die dargestellte Unterrichtsstunde führt in das Thema „Gedächtnis“ ein. Es wird der
Aufbau des Gedächtnisses erläutert. In den folgenden Stunden wird das Thema
besonders auf die Prozesse der Enkodierung, Speicherung und des Abrufes und
damit auf die Erarbeitung von Lernstrategien gelenkt.
Planungsraster:
Inhalt
Materialien
1 Begrüßung und Organisatorisches
2 Einstieg in das Thema:
Experiment 1 – das Kurzzeitgedächtnis
4 Experiment 2 - Gedächtnis und
Aufmerksamkeit
5 Erklärung und Besprechung des
Experimentes
6 Abschließende Betrachtungen
Zeit
L- S- Gespräch 3’
PP-
Plenum
10’
Präsentation
3 Theorien zum Aufbau des menschlichen Folien,
Gedächtnisses
Sozialform
L- S- Gespräch, 20’
Handout
Lehrervortrag
PP-
Plenum
10’
Folien,
Lehrervortrag,
5’
Handout
L- S- Gespräch
Präsentation
L- S- Gespräch 2’
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Theoretischer Hintergrund von Experiment 1:
Dieses Experiment nimmt Bezug auf die „magische Zahl“, die Georg Miller (1956)
vorschlug. Die meisten Menschen können zwischen fünf und neun Items erinnern
(das heißt 7 +/- 2), wenn es um das Behalten von Zufallsfolgen geht, die aus
Wörtern, Zahlen, Buchstaben oder einem anderen bedeutungshaltigem, vertrauten
Material bestehen.
Ablauf:
Die SchülerInnen werden gebeten, sich zu konzentrieren und während des
Experimentes nicht miteinander zu kommunizieren. Sie sollen sich im Folgenden die
gezeigten Ziffernfolgen merken und sie, sobald sie nicht mehr aufscheinen, auf
einem Papier aufschreiben. Nun erscheinen die Folien der PP- Präsentation jeweils
für zwei bis drei Sekunden. Zwischen zwei Folien bekommen die SchülerInnen Zeit,
alle Ziffern in der richtigen Reihenfolge, soweit sie sich erinnern, zu notieren. Die
Ziffernanzahl wächst stetig von drei bis zu neun Ziffern. Nach Beendigung des
Experimentes
werden
die
Ergebnisse
und
Erfahrungen
der
SchülerInnen
ausgetauscht. Die richtigen Ziffernfolgen werden zur Kontrolle bekannt gegeben.
Materialien:
Man benötigt eine Powerpointpräsentation mit Folien, die Zahlen mit einer
aufsteigenden Ziffernanzahl beinhalten. Zum Beispiel folgende:
1) 371
2) 269
3) 5376
4) 9526
5) 31475
6) 85362
7) 142759
8) 951327
9) 2519743
10) 7295814
11) 43718259
12) 61495283
13) 593817206
14) 748190362
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Erwartetes Ergebnis:
Es ist zu erwarten, dass der Großteil der Klasse sich mit relativer Leichtigkeit Zahlen
mit einer Ziffernanzahl bis zu sieben merken kann. Einige wenige sind vielleicht
sogar in der Lage, acht oder neun Ziffern zu behalten. Je nachdem ob
Merkstrategien (wie die Gruppierung der Zahlen 748190362 > 748 190 362)
angewendet werden, ist ein höheres Ergebnis möglich. Es ist in diesem
Zusammenhang auch interessant, mit den SchülerInnen über diese eventuellen
Mnemotechniken zu diskutieren,
Theoretischer Hintergrund von Experiment 2:
Die Enkodierung von Informationen im Kurzzeitgedächtnis funktioniert nur durch
Rehearsal, durch erhaltende Wiederholung. Um sie zu behalten, muss man die
Information ständig im Kopf kreisen lassen. Peterson & Peterson (1959)
untersuchten, was passiert, wenn dieser Prozess des Wiederholens gestört wird,
indem der Proband beispielsweise durch eine Mathematikaufgabe, die bearbeitet
werden soll, gestört wird. Viele Gedächtnisinhalte sind dann schon nach drei
Sekunden verloren. Nach achtzehn jedoch ist fast nichts mehr übrig von der
Information.
Ablauf:
Die SchülerInnen benötigen wiederum Konzentration und etwas zum Schreiben. Der/
die LehrerIn liest jeweils eine Reihe von fünf unzusammenhängenden Konsonanten
vor. Daraufhin erscheint eine Folie der PP- Präsentation. Von der gezeigten Zahl aus
sind die SchülerInnen aufgefordert, in Dreierschritten abwärts zu zählen. Dies erfolgt
von jedem/ jeder Einzelnen still vor sich hin. Die Prozedur wird zwei bis drei mal
wiederholt, wobei die Spanne des Zurückrechnens zwischen drei und achtzehn
Sekunden variiert wird. Nachher werden die Ergebnisse verglichen und die korrekten
Buchstabenfolgen von dem/ der LehrerIn präsentiert.
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Materialien:
Benötigtes Material ist eine PP- Präsentation mit den dreistelligen Zahlen, die der
Ablenkung dienen sollen. Der/ die LehrerIn sollte sich außerdem eine Liste mit
Fünferreihen von Buchstaben vorbereiten. Wie bereits beim ersten Experiment kann
die PP- Präsentation genauso gut durch eine Reihe von Folien auf einem OverheadProjektor ersetzt werden, wenn sonst kein technisches material vorhanden ist. Die
Genauigkeit ist dann jedoch nicht gewährleistet.
Beispiel:
1) UGBVR
3 Sek.
2) IJSHZ
3 Sek.
3) PLTRS
18 Sek.
4) DWOGC
3 Sek.
5) IQKTB
18 Sek.
Erwartetes Ergebnis:
Das erwartete Ergebnis ist, dass die SchülerInnen große Schwierigkeiten haben, die
korrekten Buchstabenreihen zu notieren. Diejenigen, bei denen sie lediglich für den
Zeitraum von drei Sekunden abwärts zählen mussten, werden zum Teil noch richtig
reproduziert werden können. Die anderen mit achtzehn Sekunden Unterbrechungsund Störungszeit werden fast gar nicht erinnerbar sein.
Literatur:
1) Croisile, Bernhard (Hrsg.): Unser Gedächtnis. Erinnern und Vergessen,
Darmstadt 2006, WBG
2) Gerrig, Richard J.; Zimbardo, Philip G.: Psychologie, 16. Aufl., München 2004
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Handout: Die unterschiedlichen Gedächtnissysteme
Das sensorische Gedächtnis:
-
-
Ikonisches Gedächtnis: Speicherung von visuellen Daten, Dauer etwa 1/2
Sekunde
Echoisches Gedächtnis: Speicherung von akustischen Daten, Dauer fünf bis
zehn Sekunden
Das Kurzzeitgedächtnis als Arbeitsgedächtnis:
-
Modell von Alan Baddeley, 1974:
Phonologische Schleife: Speichern von sprachbasierten Informationen
Visuell- räumlicher Notizblock: Vgl. phonologische Schleife, nur für visuelle und räumliche
Informationen, „mentales Bild“
Zentrale Exekutive: Kontrolle der Aufmerksamkeit, Koordination der Informationen aus der
Phonologischen Schleife und dem Visuell- räumlichen Notizblock, zur Erfüllung von Aufgaben, die
eine Kombination mentaler Prozesse erfordern, Verbindung zum Langzeitgedächtnis
Episodischer Puffer: multimodales Speichersystem mit begrenzter Kapazität, Speicherung sowohl
von visuellen und als auch phonologischen Informationen in Form von „Episoden“
-
Georg Miller (1956): Speicherung von 7 (+/- 2) Items
sehr anfällig, Speicherung nur möglich durch erhaltende Wiederholung (die
Daten im Kopf kreisen lassen)
Peterson & Peterson, 1959: bereits nach drei Sekunden sind viele
Gedächtnisinhalte verloren, nach 18 Sekunden sind nahezu alle
verschwunden
Das Langzeitgedächtnis:
-
Episodisches Gedächtnis: autobiographische Ereignisse
Semantisches Gedächtnis: allgemeine kulturelle Fakten
Prozedurales Gedächtnis: Tätigkeiten
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