Fachgruppe Hochspannungstechnologie Physikstrasse 3, CH-8092 Zürich Prof. Dr. Christian M. Franck Telefon: +41-44-632-47-62 http://www.eeh.ee.ethz.ch/hvl/ Sicherheitsanweisungen für Tieftemperaturflüssigkeiten Gefahren: Direkten Kontakt mit dem flüssigen Stickstoff unbedingt vermeiden. Es können Verletzungen entstehen, die an Brandwunden erinnern! Niemals ungeschützte Hautpartien mit kalten Bauteilen in Berührung kommen lassen. Die Haut kann am Gegenstand festfrieren! → Immer Schutzbrille und Handschuhe tragen Verletzung: Niemals Kleidung vom verletzen Körperteil entfernen Kältebrandwunden niemals reiben oder massieren Gelangt flüssiger Stickstoff auf die Haut oder in die Augen, ist der betroffene Bereich sofort mit viel Wasser zu spülen. Auszug aus dem „Sicherheits- und Entsorgungshandbuch für die Studierenden und Lehrlinge an der ETH Zürich“: (http://www.immobilien.ethz.ch/sgu/services/health/arbeitssicherheit/dl_arbeitssicherheit_safety_manual) 7.2.8 Stickstoff 1. Chemische Charakterisierung Formel: N2 Form: Gas, flüssig Farbe, Geruch: farblos, geruchlos 2. Physikalische und sicherheitstechnische Angaben Zustandsänderung: Schmelzpunkt: -210°C Siedepunkt: -195,8°C 3. Gefährliche Reaktionen oder Zersetzungsprodukte Bei offener Anwendung wird aus der umgebenden Luft durch Wärmeaustausch Sauerstoff kondensiert, wodurch allmählich eine Anreicherung mit stark brandförderndem flüssigem Sauerstoff erfolgt. Dasselbe geschieht in der Flasche nach längerer Standzeit. 5. Schutzmassnahmen, Handhabung - persönliche Schutzausrüstung: Beim Umgang mit grösseren Mengen Atemschutz empfohlen. Handschuhe, Brille. - Arbeitshygiene: Stickstoff verhindert bei Anreicherung auf über 88 % die Atmung. Alle tiefkalten Flüssiggase führen bei Hautkontakt zu Frostschäden mit „Brandwunden“. Hautkontakt vermeiden. - Brand- und Explosionsschutz: Bei offener Anwendung oder sonstiger Berührungsgefahr mit leicht entzündlichen Stoffen nur frisch gewonnen Stickstoff verwenden. Vorsicht bei Verwendung von kleinen Gefässen (Expansion um Faktor 500 bis 1000 beim Verdampfen). 6. Massnahmen bei Unfällen oder Bränden - bei Gasaustritt: Hautkontakt vermeiden. Wenn möglich, Ventil schliessen. Sonst Flasche in Kapelle stellen, Fenster öffnen. Raum verlassen (Stickgas), Türe schliessen. Verantwortliche/n und Abt. S+U (Tel. 888) informieren. - Erste Hilfe: Bergung nur mit Atemschutz. Opfer sofort an die frische Luft bringen. Gegebenenfalls Atemspende, Arzt. Bei Hautkontakt betroffene Stelle unter kaltes Wasser halten. Behandeln wie Verbrennung. Siehe auch Kapitel 2. Fachgruppe Hochspannungstechnologie Physikstrasse 3, CH-8092 Zürich Prof. Dr. Christian M. Franck Telefon: +41-44-632-47-62 http://www.eeh.ee.ethz.ch/hvl/ Praktikumsanleitung Fachpraktikum 5./6. Semester Wir kennen heute vier Typen von Supraleitern: Die Fullerene, die metallischen, die organischen und die keramischen Supraleiter. Bei den metallischen Supraleitern handelt es sich um Tieftemperatur-Hochstrom-Materialien (4.2 K, Jc > 104 A/mm2), wogegen die keramischen Supraleiter sog. Hochtemperatur- Materialien (> 77 K) sind. Im Praktikum werden mit einigen dieser Hochtemperatur-Supraleiter Versuche im flüssigen Stickstoff bei 77 K durchgeführt. Dabei lassen sich interessante Effekte beobachten. Es wird gezeigt, wie sich die grundlegenden elektrischen und magnetischen Eigenschaften des Supraleiters messtechnisch bestimmen lassen. Versuch HS3: Ort: Labor ETL C11 Hochtemperatur - Supraleiter Zeit: 13:30 – 17:00 ÜBERISCHT UND ZIEL DES VERSUCHS ................................................................................................................. 5 ANWEISUNGEN ................................................................................................................................................. 5 SUPRALEITER ..................................................................................................................................................... 6 KRYOEIGENSCHAFTEN VON METALLEN ............................................................................................................... 8 VERSUCH 1 KRYOEIGENSCHAFTEN VON METALLEN ............................................................................................................ 9 HOCHTEMPERATUR SUPRALEITER (HTSL) ........................................................................................................ 10 VERSUCH 2 VERSCHWINDEN DES ELEKTRISCHEN WIDERSTANDES -> KÜHLEN EINES HTSL BI-2223 TAPES............ 10 VERSUCH 3: VERSCHWINDEN DES ELEKTRISCHEN WIDERSTANDES -> KÜHLEN EINES SUPRALEITENDEN RINGES .... 11 MAGNETISCHE EIGENSCHAFTEN DER SUPRALEITER (SL) ..................................................................................... 11 VERSUCH 4 MEISSNER-EFFEKT .............................................................................................................................................12 ANWENDUNGEN SUPRALEITER ......................................................................................................................... 13 ANWENDUNG: PROJEKT AMPACITIY ................................................................................................................. 13 ANHANG 1: SPEZIFISCHER WIDERSTAND VON KUPFER MIT EINEM REINHEITSGRAD VON 99.999% ................... 16 ANHANG 2A: SPEZIFISCHE WÄRMEKAPAZITÄT VON KUPFER .............................................................................. 17 ANHANG 2B: ENTHALPIE VON KUPFER ............................................................................................................. 18 ANHANG 3: ENTHALPIE VON KRYOFLÜSSIGKEITEN ............................................................................................ 19 ANHANG 4: KRITISCHE STROMDICHTE VON HTSL IN ABHÄNGIGKEIT DES MAGNETFELDES ................................ 20 ANHANG 5: FLÜSSSIG-N2 DEWARGEFÄSS ........................................................................................................ 21 ANHANG 6: SUPRALEITENDE ELEMENTE ........................................................................................................... 22 LITERATUR....................................................................................................................................................... 23 MESSPROTOKOLL VERSUCH 1: KRYOEIGENSCHAFTEN METALLE ......................................................................... 24 MESSPROTOKOLL VERSUCH 2: VERSCHWINDEN DES ELEKTRISCHEN WIDERSTANDES -> KÜHLEN EINES HTSL BI2223 TAPES ........................................................................................................................................................................... 26 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter MESSPROTOKOLL VERSUCH 3: VERSCHWINDEN DES ELEKTRISCHEN WIDERSTANDES -> KÜHLEN EINES SUPRALEITENDEN RINGES .................................................................................................................................................... 29 MESSPROTOKOLL VERSUCH 4: MEISSNER-EFFEKT (VORSICHT MIT DEM FL.N2!!) ...................................................... 30 Wichtiger Hinweis Bei Versuchen mit flüssigem Stickstoff ist das Tragen von Handschuhen und (Schutz-) Brille, sowie das Studium der Sicherheitsanweisungen Pflicht. Die Versuchsanleitung muss zwingend vorgängig gelesen und die Übungsaufgaben bearbeitet werden! Ausgabe HS2014 Seite 4 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Überischt und Ziel des Versuchs Zeit Aktivität Gruppe 1 Zeit Aktivität Gruppe 2 13.15 13.20 Eintreffen, einrichten 13.20-13.50 Sicherheitseinweisung, Unterschriften sammeln!!, 5min Lindeverfahren, Dewarbehälter erklären 5min , Theorie durchsprechen 5min, Versuche durchsprechen (wichtige Punkte zeigen) 7.5min, Stickstoff abfüllen zusammen jede Person!! 7.5 min 13.50-14.00 Durchsprechen der Resultate Aufgaben, A1 2min, A2 3 min. A3 5min 14.00 -14.30 Versuch 1 14.00 - 14.45 Versuch 3 14.30 – 15.15 Versuch 2 14.45 -15.00 Versuch 4 15.15 – 16.00 Versuch 3 15.00 – 15.30 Versuch 1 16.00 – 16.15 Versuch 4 15.30 – 16.15 Versuch 2 16.15 – 16.35 Besprechen Resultate Versuche, 10 min Versuch 4, Versuch 3 4min , Versuch 2 3 min , Versuch 1 3min 16.35 – 16.50 Aufräumen, Versuchsmaterialien trocknen Anweisungen - Zu Ihrer eigenen Sicherheit und Effizienz muss die Versuchsanleitung vorgängig gelesen und die Übungsaufgaben bearbeitet werden. - Während dem Versuch werden Messresultate aufgenommen, welche im Messprotokoll der Versuche am Ende der Laboranleitung einzutragen sind. - Bitte ca. 5 Minuten vor Versuchsbeginn eintreffen, damit der Versuch rechtzeitig starten kann. Ausgabe HS2014 Seite 5 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Supraleiter Kühlt man bestimmte Metalle (Tabelle 1), Metallverbindungen (Tabelle 2) und keramische Stoffe (Tabelle 3) auf Kryotemperaturen 1 ab, so stellt man fest, dass ihr spezifischer Widerstand bis auf sehr kleine, praktisch nicht messbare Werte absinkt. Materialien, die dieses Phänomen zeigen (Anhang 6: Supraleitende Elemente), nennt man Supraleiter (SL). Der Übergang vom normalleitenden zum supraleitenden Zustand findet nicht graduell, sondern nahezu sprunghaft in einem engen Temperaturbereich ∆T statt. Bei metallischen SL ist, bei ∆T ≈ 10 −3 K. Metallverbindungen und keramischen SL gilt 1 K < ∆T < 5 K. spez. Widerstand [mΩcm] Abbildung 1 zeigt das Verhalten von ρ = f(T) für Bi2Sr1Ca2Cu2O7, welches ein HochtemperaturSupraleiter ist. Die Temperaturgrenze Tc, bei der noch Supraleitung existiert, wird als kritische Temperatur des Supraleiters bezeichnet 2. 1,5 ρ300 1,2 ρΟΝ 0,9 B2> B1> B=0 0,6 0,3 ρ0 0 0 50 100 150 200 250 300 Temperatur [K] Abbildung 1: Spezifischer Widerstand von Bi2Sr1Ca2Cu2O7 in Abhängigkeit der Temperatur mit der Flussdichte des Fremdfeldes (senkrecht zur Probe) als Parameter Wird der Supraleiter einem externen Magnetfeld ausgesetzt, so nimmt der Wert Tc ab (siehe Abbildung 2). Bei einer bestimmten Temperatur behält das Material seinen supraleitenden Zustand bis zu einem Feldwert Bc, der als kritisches Feld bezeichnet wird. Auch hängt der supraleitende Zustand bei einer Temperatur T von der Stromdichte J ab. Bei bestimmten T und B Werten bleibt der SL bis zu einer Stromdichte Jc, die man als kritische Stromdichte bezeichnet, supraleitend. Die drei Grössen Tc, Bc und Jc sind spezifische Materialeigenschaften des SL. Oberhalb Bc, Jc und Tc existiert keine Supraleitung (siehe Abbildung 2). Fachausdruck für sehr niedrige Temperaturen. Wegen des bei Hochtemperatur-SL nicht sprunghaften Anstiegs des Widerstandes beim Übergang vom supraleitenden (SL) in den normalleitenden (NL) Zustand definiert man hier das sogenannte „1 µV/cm“-Kriterium. Die Grenze zwischen SL und NL ist erreicht, wenn der Spannungsabfall entlang des Supraleiters 1 µV/cm erreicht. 1 2 Ausgabe HS2014 Seite 6 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Jc [kA/cm2] 1000 0K 100 10 20 K 1 4,2 K 50 54 kA/cm2 30 K 100 Bc [T] 50 77,3 K 100 Tc [K] Abbildung 2: Tc-Bc-Jc Diagramm für Ag-ummanteltes Bi2Sr1Ca2Cu2O7 Material Tc [K] bei B=0 T Bc [mT] bei T=0 K Al 1,18 10,5 Hg 4,15 40 Nb 9,25 198 Pb 7,3 80 Sn 3,72 30,5 Ti 0,4 10 Tabelle 1: Tc und Bc Werte von metallischen Supraleitern ohne Strombelastung Die Metalle von Tabelle 1 sind für energietechnische Anwendungen praktisch unbrauchbar, da sowohl Tc als auch Bc sehr klein sind. Nur in der Mikroelektronik haben Nb und Pb für die Herstellung von Kavitäten (für Linearbeschleuniger) eine bestimmte Bedeutung erlangt. Supraleiter aus Metalllegierungen sind hingegen für die technische Anwendung geeignet. Sie besitzen zwar ebenfalls eine niedrige kritische Temperatur Tc, vermögen aber auch bei grossen magnetischen Feldern hohe Stromdichten zu tragen. Diese Supraleiter heissen technische Niedertemperatur Supraleiter (NTSL). Tabelle 2 zeigt einige der wichtigsten technischen NTSL. Beachte die noch hohen Stromdichten bei magnetischen Feldern von 5 T und 10 T. Jc nimmt bei gleich bleibender Temperatur mit zunehmendem B ab. Ausgabe HS2014 Seite 7 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Jc [kA / cm2] bei T = 4,2 K und B = 5 T Jc [kA / cm2] bei T = 4,2 K und B = 10 T Material Tc [K] Bc [T] bei T=0K NbTi 9,5 13 280 20 18,0 23 220 80 16,0 15 — — 16,0 22 80 33 23,0 38 20 — 15,0 60 160 100 Nb3Sn Nb3N V3Ga NbGe PbMo6S8 Tabelle 2: Eigenschaften einiger technischer NTSL Kupfer kann im Vergleich zu den technischen NTSL bis zu einer Stromdichte von 1’000 A/cm2 mit Wasserkühlung, bzw. ca. 2’000 A/cm2 mit Flüssig-Stickstoff-Kühlung betrieben werden. Die technischen NTSL erfordern zur Kühlung und für den Betrieb flüssiges He, ihr Betrieb ist daher teuer. Für den Spulenbau in der Hochenergiephysik konnten sie die Kupferspulen fast vollständig verdrängen. Auch im Bereich der Hochfeldmagnete (B < 30 T) werden immer mehr die technischen NTSL verwendet. Wechselstromanwendungen von NTSL sind, von Ausnahmen abgesehen, wegen zu grossen "Hystereseverlusten" uninteressant. Experimente mit den in Tabelle 2 zusammengefassten Metallverbindungen (NTSL) erfordern zur Kühlung und Betrieb fl.He. Die Versuche sind zwar nicht kompliziert, aber zeitraubend. Daher werden in diesem Praktikum keine Experimente mit NTSL durchgeführt. Kryoeigenschaften von Metallen Wird ein metallischer Leiter z.B. Kupfer von Raumtemperatur auf niedrige Temperaturen abgekühlt, dann nimmt sein spezifischer Widerstand monoton ab (siehe Anhang A1). Bei 77,6 K (d.h. der Siedetemperatur von fl.N2) kann bei Reinkupfer eine Reduktion des spezifischen Widerstands von ρ300/ρ77,6 ≈ 7 festgestellt werden. Der spezifische Widerstand und damit die ohmschen Verluste nehmen um einen Faktor 7 ab. Kühlt man den metallischen Leiter auf flüssig Helium Temperatur ab (Tfl.He = 4,2 K), dann ist die Widerstandsabnahme von 300 K auf 4,2 K etwa 1000. Um Gase zu verflüssigen benötigt man eine Verflüssigungsanlage oder eine Kältemaschine, die nach dem Prinzip von Joule-Tompson arbeitet. Diese haben einen relativ niedrigen Wirkungsgrad. Um die ohmsche Verlustleistung PO (T ) bei einer Kryotemperatur T (z.B. fl.N2) abzuführen, ist die folgende Leistung Pk nötig: Gleichung 1: 300 K− T 100 Pk (T ) = PO (T ) ⋅ ⋅ . T %Ca Dabei ist %Ca der prozentuale Anteil des Carnot-Wirkungsgrades einer kommerziellen Kältemaschine. Bei Maschinen mittlerer Leistung (etwa um 100 kW) beträgt %Ca ca. 20 %. Bei kleinen Maschinen (etwa um 1 kW) ist %Ca ca. 10%. Wir berechnen bei zwei Temperaturen den Leistungsaufwand bei Raumtemperatur: • fl.He Temperatur (T = 4,2 K) • fl.H2 Temperatur ( T = 21 K) Pk (T ) = 352 ⋅ PO (4.2 K ) , Pk (T ) = 66 ⋅ PO (21K ) . Man muss von Fall zu Fall abklären, ob es sinnvoll ist eine Maschine oder ein ÜbertragungsKabel im abgekühlten Zustand zu betreiben. Ausgabe HS2014 Seite 8 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Versuch 1 Kryoeigenschaften von Metallen Der ohmsche Widerstand einer Kupferspule (siehe Abbildung 3) soll bei Raumtemperatur TR und bei der Temperatur von fl.N2 T fl .N 2 gemessen werden. Damit ist das Verhältnis der Verlustleistungen bei TR und T fl .N 2 bestimmt. Abbildung 3: Massskizze der Kupferspule Aufgaben zum Versuch vorbereiten: V1. Vergleichen Sie die Leistungen für einen Betrieb bei 300 K und 77 K , unter Berücksichtigung von Gleichung 1. Vernachlässigen Sie Isolationsverluste beim kalten Betrieb. Lohnt sich energetisch der Kühlungsaufwand? V2. Wie viel fl.N2 wird benötigt, um die Spule von 300 K auf 77 K zu kühlen (Wärmeverluste vernachlässigt). Verwende dazu Anhang 2a, 2b und Anhang 3 und 4. Annahme: Die ganze Spule ist aus Kupfer. Aufgaben während des Versuchs: 1. Mit den gemessenen Werten von U (T ) bei konstant gehaltenem Strom bestimmen Sie das Widerstandsverhältnis RT R300 K und daraus ρ T ρ 300 K und verifizieren Sie somit die Aussage in der Theorie. 2. Messen Sie mit der Hallprobe (Gaussmeter) die Werte der magnetischen Induktion B in verschiedenen Punkten (siehe Abbildung 3) und vergleichen Sie anschliessend die Werte mit berechneten. Ausgabe HS2014 Seite 9 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Hochtemperatur Supraleiter (HTSL) 1986 wurden die HTSL am IBM- Forschungszentrum in Rüschlikon entdeckt. Diese Kuperate oder keramische Supraleiter zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch bei Temperaturen von fl.N2 betrieben werden können. Charakteristische Eigenschaften einiger bekannter Kuperate sind Tabelle 3 zusammengefasst. Technische Anwendungen solcher HTSL sind Übertragungskabel, Transformatoren, Kurzschluss-Strombegrenzer. Flüssiger Stickstoff ist gegenüber fl.He billig, seine Handhabung einfach. Die Verdampfungstemperatur des fl.N2 ist hoch. Material Tc [K] bei B=0T Bc [T] bei T = 77 K Jc [A/cm2] bei T = 77 K, B = 0,5 T Jc [A/cm2] bei T = 21 K, B = 5 T YBa2Cu3O7 92 1 700 60’000 Bi2Sr2Ca2Cu3O10 110 1 600 60’000 Bi2Sr2CaCu2O8 95 1 600 60’000 Ti2Ba2Ca2Cu3O10 125 — — — HgBa2Ca2Cu3O6 133 — — — Tabelle 3: Charakteristische Eigenschaften einiger HTSL Trotz der günstigen Eigenschaft, dass die HTSL bei fl.N2 betrieben werden können, was ihre technische Anwendbarkeit wesentlich vereinfacht, ist es bis heute noch nicht möglich ihre kritische Stromdichte (Jc) und das kritische Feld (Bc) bei 77 K zu erhöhen. Das niedrige Bc und die niedrige Stromdichte hat dazu geführt, dass immer noch Kupfer (J=2'000 A/cm2 bei fl.N2) bevorzugt wird. Bei Temperaturen von fl.H2 (21 K; letzte Spalte in Tabelle 3) sind die kritischen Stromdichten von HTSL sehr hoch und diese Tatsache könnte zu neuen Anwendungen führen (z.B. Schwebebahnen, HTSL-Kabel). Die keramischen SL sind spröde und lassen sich nicht einfach zu Drähten grosser Länge ziehen und verarbeiten. Sie brechen leicht, wenn sie gebogen oder unsachgemäss behandelt werden. Mit einiger Mühe ist es gelungen, Drähte bis zu Längen von einigen 100m zu ziehen. Für die Herstellung von Drähten wird das pulverförmige Ausgangsmaterial (z.B. Bi2Sr2CaCu2O8) in AgMg-Röhrchen eingefüllt und gezogen. In anderen Anwendungen wird der SL nach der CVD (chemical vapour deposition) Methode auf Ag-Mg-Bänder aufgebracht. Mit den Drähten werden zuerst Spulen gewickelt. Anschliessend wird die fertig gewickelte Spule bei 800–1000 K in einer Schutzgas-Atmosphäre reagiert. Zur Demonstration der Eigenschaften der SL eignen sich die HTSL sehr gut, da der Betrieb mit fl.N2 sehr einfach ist. HTSL zeigen alle typischen Eigenschaften der Supraleiter, das Verschwinden des elektrischen Widerstands, die Beobachtung des ideal diamagnetischen Verhaltens oder das Auftreten quantisierter magnetischer Flussschläuche. Die in Tabelle 3 markierten SL werden in den folgenden Versuchen verwendet. Versuch 2 verschwinden des elektrischen Widerstandes -> kühlen eines HTSL Bi-2223 Tapes Kühlen Sie ein Bi2Sr2Ca2Cu3O10 Band auf fl.N2 Temperatur. Messen Sie den Widerstand und beobachten Sie dessen Zusammenfallen beim Abkühlen. Ausgabe HS2014 Seite 10 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Messen Sie die E(J)-Kennlinie bei 77K. Wiederhohlen Sie die Messung mit einem zusätzlichen Magneten über dem SL. Machen Sie die Messung bei verschiedenen Abständen des Magnets. Machen Sie sich Gedanken zur Messgenauigkeit. Zusatzinfos: Bi2Sr2Ca2Cu3O10 ist ein supraleitendes Oxid und gehört zur Materialklasse der Kuperate, diese gehören zu den SL mit den höchsten bekannten Übergangstemperaturen. Diese Verbindung wird manchmal nach der Stöchiometrie der Elemente als Bi-2223 bezeichnet. Versuch 3: verschwinden des elektrischen Widerstandes -> kühlen eines supraleitenden Ringes Kühlen Sie einen supraleitenden Ring auf fl.N2 Temperatur. Induzieren Sie mit Hilfe eines Permanentmagneten einen Strom in den Ring. Messen Sie das B-Feld des Ringes und schliessen Sie dadurch zurück auf den induzierten Strom. Leiten Sie daraus eine obere Grenze für den Widerstand des Supraleiters ab. Was definiert die Genauigkeit der Messung und somit diese obere Grenze? Aufgaben zum Versuch vorbereiten: V3. In diesem Versuch soll ein Widerstandswert für den supraleitenden Ring berechnet werden. Der Strom im supraleitenden Ring nimmt exponentiell ab (Formel in Messprotokoll Versuch 3). Überlegen Sie sich wie Sie mit der gegebenen Formel auf R kommen. Möglicherweise ist eine Skizze hilfreich. Vergleichen Sie die Grössen der Grafik mit der Formel. Müssen zusätzliche Variablen / Grössen eingefügt werden?! Lösen Sie die angepasste Formel nach R auf. Berechnen Sie L (Formel in Messprotokoll Versuch 3). Magnetische Eigenschaften der Supraleiter (SL) Wird ein Supraleiter in ein externes Magnetfeld gebracht, so wird das Feld aus dem Volumen des Supraleiters verdrängt, das heisst, SL verhalten sich wie Diamagnete. Der Supraleiter entwickelt in einer dünnen Schicht (ca. 500 Å) an der Oberfläche Abschirmströme, die das Eindringen des Magnetfeldes in den SL-Körper verhindern. Befindet sich ein supraleitender Körper bei T > Tc in einem externen Magnetfeld, so verhält sich der Körper wie ein Paramagnet und das Magnetfeld durchdringt ihn. Kühlt man den Körper auf T < Tc ab, so wird das Magnetfeld aus dem SL wiederum verdrängt. Abbildung 4 veranschaulicht dieses Phänomen. Der experimentelle Nachweis der Feldverdrängung wurde erstmals von Meissner (1928) erbracht. Bextern = 0 T > TC SL Bextern = 0 T < TC Bextern > 0 T > TC SL BC > Bextern > 0 T < TC Abbildung 4: Meissner Effekt Der Meissner-Effekt kann mittels HTSL Proben eindrücklich und einfach nachvollzogen werden. Ausgabe HS2014 Seite 11 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Versuch 4 Meissner-Effekt Legen Sie eine Tablette aus YBa2Cu3O7 oder eine solche aus Bi2Sr2CaCu2O8 auf den Permanentmagneten, nachdem diese Tablette auf T < Tc abgekühlt wurde (Abbildung 5). Der Magnet kann sich im warmen oder kalten Zustand befinden. Solange die Temperatur der Tablette T < Tc ist, wird sie über dem Magneten schweben. T < TC SL-Tablette Permanentmagnet Abbildung 5: HTSL-Probe schwebt über einem Permanentmagnet Ausgabe HS2014 Seite 12 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Anwendungen Supraleiter Die Anwendungen von Supraleiter sind vielseitig. Die detaillierte Betrachtung sprengt den Umfang des Praktikums, weshalb wir an dieser Stelle nur eine Übersicht abgeben und ein Beispiel einer supraleitenden Übertragungsleitung das AmpacCity Projekt vorstellen. Die Übersicht ist angelehnt an das Kapitel 7 aus W. Buckels Supraleitung, Grundlagen und Anwendungen, in dem Interessierte gerne die Details nachlesen können. - - Supraleitende Magnetspulen o Kernspinresonanz (NMR) o Kernspintomographie (MRI) o Teilchenbeschleuniger (Bsp. LHC CERN) o Kernfusion (Bsp. ITER) o Motoren, Generatoren und Transformatoren o Magnetschwebebahn (Maglev) Supraleitende Kabel und Bänder Supraleitende Resonatoren und Filter Supraleiter als Detektoren (SQUID) Supraleiter in der Mikroelektronik Anwendung: Projekt AmpaCitiy In den letzten Jahren sind die Produktionsverfahren von Hochtemperatur Supraleitern so weit fortgeschritten, dass es technisch möglich ist Supraleiter in industriellem Massstab zu fertigen. Vorzeigeprojekte sollen die Vorteile von HTS-Übertragungsleitungen und die Durchführbarkeit aufzeigen. Das Vorzeigeprojekt in Europa heisst AmpaCity [9]. In der Innenstadt von Essen werden durch ein Mittelspannungs-HTS-Kabel zwei Umspannwerke verbunden. Die In Geplante Ausführung und Schema Abbildung 6 Geplante Strecke der HTS-Übertragungsleitung im Zentrum von Essen ( Nennspannung 10 kV) Ausgabe HS2014 Seite 13 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Das dreiphasig konzentrisch aufgebaute supraleitende Mittelspanungskabel soll ein ca. 1km langes 110 kV Hochspannungskabel ersetzen. Dabei wird erstmals ein Supraleiterkabel mit einem supraleitenden Strombegrenzer (HTS-FCL) kombiniert. Dieser soll das Kabel im Kurzschlussfall vor zu hohen Strömen schützen. Im untenstehenden Bild soll die Situation schematisch dargestellt werden. Abbildung 7 Schema Installation des HTS-Kabels Kenndaten HTS-Kabel: Übertragungsleistung: 40 MVA Nennspannung: 10 kV AC (3-Phasensystem) Nennstrom: 2.3 kA Länge: ca. 1 km Kabelaufbau und Endverschluss Abbildung 8 zeigt die Struktur eines Supraleitenden Kabels mit konzentrischem Design. Ein rostfrei gerilltes Rohr führt den flüssigen Stickstoff (Inlet) und dient zugleich als Kabelführung. (Former). Die drei verschiedenen Phasenleiter sind auf der Kabelführung verseilt und durch isolierende Schichten getrennt. Der Neutralleiter ist die äusserste Leiterschicht (Screen). Zwischen dem Neutralleiter und dem inneren gerillten Rohr des Kabel Kryostat (Cryostat) fliesst der flüssige Stickstoff zurück. Der Kabel Kryostat bestehend aus zwei gerillten, konzentrisch Angeordneten Rohren bildet die äussere Oberfläche. Um sich die Grösse des 10kV 2.3 kA Kabels zu verdeutlichen: Der Durchmesser des Neutralleiters ist zwischen 55-65 mm; Die äussere Röhre des Kryostaten hat einen Durchmesser von 120-130 mm. Um die supraleitenden Leiter zu bilden haben sich 4mm breite und extrem flache „Strips“ aus erster Generation BSCCO und zweite Generation YBCO Supraleiter bewährt. Die Leiter zweiter Generation versprechen dabei ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis. Ausgabe HS2014 Seite 14 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter LN2 L N2 Inlet Former Return Dielectric Phase 1 Cryostat Phase 2 Screen Phase 3 Abbildung 8 Konzentrisch designtes HTS-Kabel Phase 1 Phase 2 Phase 3 Screen Cooling System Inlet / Return Cryostat Abbildung 9 Abschluss HTS-Kabel Der Kabelendverschluss bildet den Übergang vom Supraleiter zum normalen Hochspannungsnetz. Der Kabelendverschluss hat Anschlüsse für die drei Phasen und den Neutralleiter. Beim Kabelendverschluss befindet sich der Inlet und Return des flüssigen Stickstoffs der für den Kühlkreislauf benötigt wird. Ausgabe HS2014 Seite 15 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Anhang 1: Spezifischer Widerstand von Kupfer mit einem Reinheitsgrad von 99.999% [10] Ausgabe HS2014 Seite 16 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter 200 Temperatur, K 10 0.001 0.002 0.004 0.01 0.02 0.04 0.1 0.2 0.4 20 30 40 60 80 100 (10 - 300 K) Spezifische Wärmekap. von Kupfer 300 Anhang 2a: Spezifische Wärmekapazität von Kupfer Cp[J/(gK)] Ausgabe HS2014 Seite 17 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Anhang 2b: Enthalpie von Kupfer Ausgabe HS2014 Seite 18 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Temperatur [K] 1 10 2 3 4 5 6 8 102 2 3 4 6 5 8 103 2 3 4 5 6 He 8 101 2 3 H2 Ne 4 5 6 8 102 N2 2 3 4 5 6 8 103 Anhang 3: Enthalpie von Kryoflüssigkeiten Verdampfungswärme [kJ/kg] Ausgabe HS2014 Seite 19 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Anhang 4: Kritische Stromdichte von HTSL in Abhängigkeit des Magnetfeldes B Jc Magnetische Induktion (s..senkrecht,p..parallel,c..kritisch) Kritische Transportstromdichte im Supraleiter PIT Pulver-im-Rohr-Verfahren g gesintert 106 4*105 2*105 Bs 4.2 K 105 Bs 21 K (Bi,Pb)2Sr2Ca2Cu3Ox (PIT) 3*104 104 Jc [A/cm2] Bp Cu 77 K 103 77 K Bs 77 K 102 (Bi,Pb)2Sr2Ca2Cu3Ox (g) Bs 77 K 101 100 10-4 10-3 10-2 10-1 100 101 102 Bc [T] Ausgabe HS2014 Seite 20 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Anhang 5: Flüsssig-N2 Dewargefäss Ausgabe HS2014 Seite 21 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Anhang 6: Supraleitende Elemente Ausgabe HS2014 Seite 22 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Literatur Lit. 1 W. Buckel, R. Kleiner Supraleitung. Grundlagen und Anwendungen, Aufl. 6 Wiley-VCH, 2004 ISBN: 3527403485 Lit. 2 S. Foner, B. B. Schwartz Superconducting Machines and Devices N.Y. Plenum Press 19742.Auflage 1985 Lit. 3 M. Schubert Untersuchungen über den Einsatz von Hochtemperatur Supraleitern zur Kurzschluss Strombegrenzung VDI-Reihe 218 (1996) Lit. 4 R. Wesche High Temperature Superconductors Kluwer Academic Publishers 1998 ISBN 07923-8336-9 Lit. 5 ABB Hochtemperatur Supraleitung in der Schweiz NFP 30, (1992) Lit. 6 Frederick W. Grover Inductance Calculations: Working Formulas and Tables Dover Publications, Inc., New York 1946 Lit. 7 The Open University http://openlearn.open.ac.uk/ Stand März 2012 Lit. 8 Harald Ibach & Hans Lüth Festkörperphysik – Einführung in die Grundlagen Springer (2008) Lit. 9 Unterlagen von Nexan (2012) Projekt AmpaCity Lit 10 Die von M. Stemmle (Nexans) und J. Bock (Nexans) zur Verfügnung gestellten Paper, Poster, Präsentation und darin enthaltenen Bilder durften für schulische Zwecke weiterverwendet werden. JAHM Software MPDB v7.49 - demo http://www.jahm.com (2012) Ausgabe HS2014 Seite 23 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Messprotokoll Versuch 1: Kryoeigenschaften Metalle Vorgehen: - - - Zeichnen Sie das Schema der Anordnung. Komponenten: Spannungsquelle, Voltmeter, Amperemeter, Spule Verdrahten Sie den Aufbau (Bananenstecker auf Stromquelle und Messgeräte stecken) Lassen Sie den Versuch vor dem Einschalten kontrollieren Stellen Sie die Strombegrenzung der Spannungsquelle auf 190mA (Knopf: CC Set) Machen Sie die Messungen bei Raumtemperatur o Spannungs- und Strommessung o B-Feldmessung installieren Sie die axiale Feldsonde am Teslameter MagnetPhysik FH54 (Sonde dünnes, flaches schwarzes Ende). Vorsicht die Sonden gehen durch zu starke mechanische Belastung kaputt! TIPP: für die B-Feldmessung: Punkt B in Abbildung 3: Massskizze der Kupferspule wird als Nullpunkt der Distanzmessung definiert!! Auf dem Ständer in dem Sie die axiale Sonde einspannen befindet sich eine Skala überlegen Sie sich wie Sie diese einsetzen um die Messwerte zu bekommen. (Abstand Skala 0.5 cm) Stellen Sie den Lüfter so, dass der Dampf des flüssigen Stickstoffs vom Messgerät weg geblasen wird. Dieser Punkt ist WICHTIG! Kühlen Sie die Spule ab. Machen Sie die Spannungs- und Strommessungen bei 77K. Währen dem Abkühlen tragen Sie die Resultate ins Matlabfile ein. Falls das Abkühlen noch länger dauern sollte, machen Sie sich mit Ihrem nächsten Versuch vertraut. Entsprechen die Resultate Ihren Erwartungen? Nach dem Versuch Spannung = 0V einstellen!! Liste verwendeter Geräte: Gerätename: Funktion: Schema / Notizen: (Amperemeter nicht falsch anschliessen!!) Ausgabe HS2014 Seite 24 von 32 Versuch HS3: @ Raumtemperatur U = ……….. Hochtemperatur - Supraleiter I = ……….. R = ……….. B-Feldmessung: (Wie werden die Messwerte eingetragen?) Distanz [cm] 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 B-Feld Distanz [cm] 4.5 Punkt B in Abbildung 3: Massskizze der Kupferspule wird als Nullpunkt der Distanzmessung definiert!! Die Messwerte können auch direkt im Versuchs-PC eingegeben werden. Speichern Sie das File: BzSpule_myname.m mit Ihrem Namen erweitert ab. Die im Matlab verwendete Formel berechnet die magnetische Flussdichteverteilung einer mehrlagigen Spule entlang der Rotationsachse. 𝐿 2 𝐿 2 𝑟𝑎 + �𝑟𝑎2 + �𝑧 + 2� 𝑟𝑎 + �𝑟𝑎2 + �𝑧 − 2� 𝑁∙𝐼∙𝜇 𝐿 𝐿 ⎞ − (𝑧 − ) ∙ ln ⎛ ⎞) 𝐵(𝑧) = ∙ ((𝑧 + ) ∙ ln ⎛ 2 2 2 ∙ (𝑟𝑖 − 𝑟𝑎 ) 2 2 𝐿 𝐿 � 2 � 2 ⎝ 𝑟𝑖 + 𝑟𝑖 + �𝑧 + 2� ⎠ ⎝ 𝑟𝑖 + 𝑟𝑖 + �𝑧 − 2� ⎠ z = auf der Rotationsachse der Spule. Nullpunkt in der Mitte der Spule (z=0) B(z) = magnetische Flussdichte entlang der z-Achse ri= Innenradius Spule ra = Aussenradius Spule L = Länge der Spule @ 77K U = ……….. R = ……….. Ausgabe HS2014 I = ……….. Seite 25 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Messprotokoll Versuch 2: verschwinden des elektrischen Widerstandes -> kühlen eines HTSL Bi-2223 Tapes Vorgehen: - - Zeichnen Sie das Schema der Anordnung. Komponenten: Hochstromquelle; Supraleiterbox; Nanovoltmeter; Überlegen Sie sich was Sie messen wollen! Verdrahten Sie den Aufbau Positionieren Sie vorgängig den Magneten, beachten Sie die Skala. Lassen Sie den Versuch vor dem Einschalten kontrollieren Machen Sie Messungen bei Raumtemperatur legen Sie 1 und 2A an messen Sie die Spannung. Im nicht Supraleitenden Zustand nie mehr als 2A anlegen der Supraleiter wird sonst zerstört!! -> Bevor Sie den Ausgang einschalten, kontrollieren Sie die Anzeige -> 2A !! Stellen Sie den Lüfter so, dass die Anschlüsse des Nanovoltmeter im Luftstrom sind. Bereiten Sie den Magneten vor (wählen Sie 2 Distanzen im Bereich von 0-45mm). Messen Sie die Länge des HTS-Streifens. (Grobe Messung reicht) Kühlen Sie den HTS-Streifen auf 77K (Lassen Sie 2A anliegen ab einem gewissen Zeitpunkt springt die Spannung auf einen neuen Wert!) Stellen Sie die Spannungsskala vor jeder Messserie auf Null, und beeilen Sie sich bei den Messungen ansonsten werden die Resultate verfälscht. Machen Sie Spannungsmessungen bei 77K: o o Bestimmen Sie zuerst Ic nach dem 1μV/cm Kriterium Wie gross ist der Strom bevor sich die Spannungsanzeige merklich verändert? erhöhen Sie den Strom Schrittweise bis eine Spannung von max. 300µV durch das Nanovoltmeter gemessen wird. Zuerst in 10 A Schritten und kurz vor Erreichen des Ic jeweils um 1A erhöhen. Platzieren Sie den Magneten über dem Supraleiter und wiederholen Sie den vorherigen Schritt bei zwei weiteren verschiedenen Magnetpositionen die Sie selber bestimmen können. Messen Sie in dieser Distanz das B-Feld und bestimmen Sie Ic. Tragen Sie ihre Messwerte ins Matlab File E_J_HTS_myname ein. Die Werte können vorerst auch in die folgende Tabelle eingetragen werden (Messwerte können während Versuch 3 in File eingetragen werden). Vergessen Sie den nächsten Punkt nicht! Berechnen Sie den Widerstand für einige I<IC Messwerte und definieren Sie eine obere Grenze des Widerstands gegeben durch die Messgenauigkeit. Was sind die Erkenntnisse aus diesem Versuch? Nach dem Versuch Strom I = 0A einstellen!! o - Liste Verwendeter Geräte: Gerätename: Funktion: Schema / Notizen: Abstand Magnet [mm] B-Feld [mT] Ic [A] Inf. -> kein Magnet Ausgabe HS2014 Seite 26 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Länge Supraleiter: L= …. Berechnung Widerstandswerte / Definieren einer oberen Grenze: Ausgabe HS2014 Seite 27 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Messprotokoll HTS Bi-2223 Tapes Ohne Magnet Magnet Abstand 1 Spannung Spannung Strom [A] [µV] Strom [A] [µV] Ausgabe HS2014 Magnet Abstand 2 Spannung Strom [A] [µV] Seite 28 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Messprotokoll Versuch 3: verschwinden des elektrischen Widerstandes -> kühlen eines supraleitenden Ringes Vorgehen: - - Überlegen Sie sich wie und was Sie messen wollen! Oszilloskop mit Koaxialkabel an Magnet-Physik FH54 hängen. Verwenden Sie die transversale Feldsonde (Sonde mit grauem Schutz). Sonde und Gerät müssen mindestens 5 Minuten warm laufen. Schauen Sie das die Anzeige Null anzeigt ansonsten machen Sie einen Nullabgleich (melden Sie sich!). Die transversale Sonde wird von unten her zwischen Deckel auf dem die Kiste steht und Kistenboden platziert Stellen Sie das Oszilloskop ein. Am besten noch ohne flüssigen Stickstoff. Einstellungen: Single Shot, Triggern auf fallende Flanke, Kopplung DC 1MΩ. Achtung: In der Halterung könnte sich Eis und Wasser angesammelt haben, das beim zu schnellen Einsetzen des Stöpsels, rausspritzt. o Finden Sie zuerst die Nulllinie o Setzen Sie das Triggerlevel o Optimieren der y-Skala: geben Sie den Ring in die Kiste, setzen Sie den Magnetstempel und Gegenstück in den Ring und richten Sie die Sonde so aus, dass möglichst der maximale Flussdichtewert angezeigt wird -> füllen Sie fl.N2 in den Behälter und benutzen Sie den Ring.. Versuchen Sie die y-Skala möglichst gut auszunutzen. (Benutzen Sie den ersten Ring , Teflonstempel Magnetstempel ) o Wechseln Sie den Ring und optimieren Sie die Zeitachse. (Position Ring und Ausrichtung Sonde beachten) o Schliessen Sie den Lüfter an und positionieren Sie ihn so, dass er in den Schlitz bläst, so dass sich die Sonde im Luftzug befindet. o Starten Sie die Messung (Messzeit ca. 15 Minuten) machen Sie sich in der Zwischenzeit weitere Gedanken wie Sie die Messwerte nutzen und welche Messwerte Sie für die weitere Berechnung brauchen? Wie kommen Sie auf den Grenzwert des Widerstands? Falls alles gemacht und klar ist, bearbeiten Sie den nächsten Versuch und warten dabei aufs Resultat. Notizen: Zeitverlauf des Stromes nach: 𝑅 𝐼(𝑡) = 𝐼0 ∙ 𝑒 − 𝐿 𝑡 Annahmen zur Berechnung der Induktivität des Rings: Der Ring besteht aus einer Schleife supraleitenden Drahtes Radius des Drahtes rD=1mm. Der Schleifenradius rS=22mm. Zur Berechnung der Induktivität dieser Anordnung gibt es keine geschlossene Formel wir verwenden deswegen [Lit.6 S.143 ff]: 8𝑟𝑆 𝐿 = 𝜇0 ∙ 𝑟𝑆 ∙ �𝑙𝑛 � � − 1.75� 𝑟𝐷 Notizen: Ausgabe HS2014 Seite 29 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Messprotokoll Versuch 4: Meissner-Effekt (Vorsicht mit dem fl.N2!!) Achtung: Dies ist der wohl gefährlichste Versuch weil das fl.N2 immer wieder in den Versuchsbehälter nachgefüllt werden muss. Behandeln Sie das fl.N2 mit dem nötigen Respekt und schauen Sie darauf die Kanne mit fl.N2 nicht umzustossen! Vorgehen: - - - Nehmen Sie das Superconductivity Demonstration Kit. Sie sehen eine kleine Supraleitertablette YBa2Cu3O7 und einen kleinen Permanentmagneten in der Schutzhülle. !! Gehen Sie sehr Vorsichtig mit dem Material um, verlieren Sie den kleinen Magneten nicht!! Im gleichen Packet befindet sich ein grosser Magnet, lassen Sie Ihn nicht fallen oder an ein anderes Magnet oder Metallstück prallen. Diese Magnete zerbrechen sehr leicht!! Für das Gelingen des Versuchs ist wichtig, dass der kleine Magnet nicht von anderen Magneten beeinflusst wird! Setzen Sie die Supraleitertablette in das Kunststoffgefäss und legen Sie den kleinen Magneten auf die Tablette. Geben Sie fl.N2 hinzu. Warten und schauen. Lassen Sie die Supraleitertablette aufwärmen -> Diamagnetismus verschwindet Nehmen Sie Supraleitertablette und Magnet aus dem Kunststoffgefäss und kühlen Sie die Tablette danach erneut. Legen Sie den kleinen Magneten nach Erreichen des Supraleitenden Zustandes wieder darauf. Sie dürfen den gleichen Versuch mit dem grossen Permanentmagnet wiederholen, der Schwebeffekt ist hier aber nicht mehr so deutlich zu sehen, messen Sie jeweils das BFeld mit dem Magnet-Physik FH54. Achtung Sonde darf nicht zu stark abkühlen -> nur kurz messen und nicht in fl.N2 halten. Wiederholen Sie den Versuch so lange bis Sie die folgende Erklärung verstanden haben! Überlegung: Vergleich Supraleiter vs. idealer Leiter 3 3 Bild [Lit. 7] / Erklärung [Lit. 8] Ausgabe HS2014 Seite 30 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter Erklärung: Magnetisches Verhalten eines idealen Leiters (a), (b) und eines Supraleiters (c), (d). Der ideale Diamagnetismus 4 von Supraleitern entdeckt von Meissner war sehr überraschend, da man für ideale Leiter aufgrund des Induktionsgesetzes lediglich erwartet hätte, dass sie ein in ihrem Innern befindliches Feld beibehalten, aber nicht verdrängen. Induktionsgesetz: 𝑖 ∙ 𝑅 = 𝑈𝑖𝑛𝑑 = − 𝑑Φ 𝑑 �⃗𝑑𝐴⃗ =− �𝐵 𝑑𝑡 𝑑𝑡 𝐴 Verschwindender Widerstand bedeutet, dass der magnetische Fluss (Φ=B*A)in der betrachteten Fläche sich nicht ändern darf. Dass also das Magnetfeld im Inneren des Materials sowohl beim Abkühlen also auch beim Abschalten des äusseren Feldes Bapp bestehen bleibt. Beim Abschalten von Bapp im gekühlten Zustand geschieht dies deshalb, weil durch den Abschaltvorgang im Inneren des Material Dauerströme induziert werden, die das Magnetfeld im Inneren aufrechterhalten (Bild Teil (b)). Würde ein solcher Leiter im feldfreien Raum (Bapp=0) unter TC abgekühlt und dann das äussere Feld Bapp angeschaltet, so müsste wegen R=0 das Innere des Materials feldfrei bleiben – wiederum durch die Wirkung von abschirmenden, induzierten Dau- Diamagnetismus ist eine der Ausprägungsformen des Magnetismus in Materie: Diamagnete magnetisieren sich in einem externen Magnetfeld so, dass sich das Magnetfeld in ihrem Innern proportional zur Stärke des angelegten Magnetfelds abschwächt und diamagnetische Materialien dementsprechend die Tendenz haben, aus einem inhomogenen Magnetfeld herauszuwandern. Quelle: Wikipedia 4 Ausgabe HS2014 Seite 31 von 32 Versuch HS3: Hochtemperatur - Supraleiter erströmen. Nach Abschalten von Bapp im gekühlten zustand bleibt das Innere des Materials nun feldfrei (Bild Teil (a)). Ein idealer Leiter könnte in diesem Sinne also für Bapp=0 und T<TC zwei verschiedene Zustände, mit und ohne Feld im Inneren einnehmen, je nachdem wie der Weg war, auf dem dieser Zustand erreicht wurde. Tatsächlich gilt für den Supraleiter nicht nur 𝐵̇ = 0 sondern auch B=0 unabhängig vom Weg, auf dem der Zustand erreicht wurde. Ein Supraleiter verhält sich, wie in Bild Teil (c)und (d) gezeigt ist. Dieser Effekt, der eine vom verschwindenden Widerstand (R=0) unabhängige Eigenschaft des Supraleiters darstellt, heisst wie schon erwähnt Meissner-Ochsenfeld-Effekt. Der magnetische Zustand eines Supraleiters kann wegen des Meissner-Ochsenfeld-Effekts als idealer Diamagnetismus beschrieben werden, bei dem permanente Oberflächenströme im Inneren eine Magnetisierung M=-Happ aufrechterhalten, die dem aussen anliegenden Magnetfeld Happ genau entgegengesetzt ist. Wenn an einem Supraleiter bei einer Temperatur T<TC ein äusseres Magnetfeld angeschaltet wird, so wird ein gewisser Energieanteil verbraucht, um diese Suprastrome zu induzieren, die das Innere der Probe magnetisch feldfrei halten. Interessierte Studenten: - Wiederholen Sie den Versuch mit der grossen Supraleitertablette und dem grossen Magneten. Was stellen Sie fest? Messen Sie das B-Feld auf der Oberfläche des Supraleiters. Ausgabe HS2014 Seite 32 von 32