SUPRALEITUNG:EINFÜHRUNG – Ergänzungen zum VL-Skript – 1908: He-Verflüssigung durch Heike Kamerlingh-Onnes → Temperaturbereich 1…10K stand erstmals für Experimente zur Verfügung Fragestellung: Was passiert mit dem elektrischen Widerstand für Temperaturen, die gegen den absoluten Nullpunkt streben? ρ = ρ 0 + ρ (T) Vermutung 1: Der elektr. Widerstand in Metallen nähert sich einem Restwiderstand 0, der durch Streuung der Elektronen an Abweichungen des periodischen Potenzials (Defekte etc.) bestimmt wird Vermutung 2: Der elektr. Widerstand geht gegen unendlich, da die Elektronen „einfrieren“ 1911: Messung der Temperaturabhängigkeit des elektr. Widerstands bei sehr tiefen Temperaturen an Hg, das hochrein zur Verfügung stand Beobachtung: Sprunghafte Abnahme des Widerstandesum mehrere Größenordnungen bei der Sprungtemperatur Tc ≈ 4.2K → Supraleitung! Ist der Widerstand für T < Tc tatsächlich Null? Experimentell kann der Widerstand nur nach oben abgeschätzt werden. Genaueste Methode: Dauerstromexperiment (Messung des Abklingens eines Stroms mit der Zeit in einem geschlossenen Supraleiter) [aus W. Buckel: „Supraleitung“, Abb. 5] Abklingstrom: I (t ) = I 0 exp − ρ L t Bis heute ist nicht vorhersagbar, ob und bei welcher Sprungtemperatur ein Material supraleitend wird. Mögliche Aussage (nicht widerlegbar): Alle Metalle (außer die ferromagnetischen) in genügend reiner Form werden bei genügend tiefer Temperatur supraleitend“ s. Skript: Elementare Supraleiter, Hochtemperatur-Supraleiter Unterschied Supraleiter ↔ idealer Leiter Supraleiter sind perfekte Diamagnete, d.h. sie verdrängen Magnetfelder aus ihrem Innern (bis auf eine dünne Oberflächenschicht). Dieser Effekt ist bekannt als Meißner-Ochsenfeld-Effekt. Die Zustandsänderung im (B,T)-Phasendiagramm hängt nicht vom Weg ab. Dies unterscheidet den Supraleiter von einem idelaen elektrischen Leiter, der sich nur durch ρ = 0 auszeichnet. Daher kann der supraleitende zustand auch im thermodynamisch korrekten Sinn als „Zustand“ bezeichnet werden. [aus Ibach/Lüth: „Festkörperphysik“, Abb. 10.4.] “(…)The picture shows a sumo wrestler standing on a levitating magnet platform that floats above a high-temperature superconductor. The superconductor is cooled by liquid air and hidden below the platform.(…)” http://www.hfml.ru.nl/levitate.html Kritische Feldstärke Es existiert eine kritische Feldstärke Bc(T), oberhalb derer ein Supraleiter 1. Art normalleitend wird. Das folgt direkt aus der Thermodynamik: Thermodyn. Potenzial: Gibbssche freie Energie G(T,p,B) dG = − SdT + Vdp − µdB, magnetisches Moment µ B B betrachte Supraleiter im Magnetfeld: G SL (T , B) − GSL (T ,0) = − µdB 0 betrachte Normalleiter im Magnetfeld: G NL (T , B ) − G NL (T ,0) ≈ 0 (magn. Moment vernachlässigbar) Im supraleitenden Zustand ist GSL(T) < GNL(T), beim kritischen Feld Bc muss gelten: GSL(T) = GNL(T), also: G SL (T,Bc )-G SL (T,0 ) = G NL (T) − G SL (T,0 ) Bc ⇔ − µdB = G NL (T) − G SL (T,0 ) ≡ ∆G SL ↔ NL 0 ⇔ V µ0 Bc BdB = ∆G SL ↔ NL VBc2 = ∆G SL ↔ NL 2µ 0 ⇔ 0 Das temperaturabhängige kritische Feld hängt folglich von der Differenz der Gibbsschen freien Energien von Normalleiter und Supraleiter bei der Temperatur ab. In guter Näherung hat man empirisch gefunden: Bc (T ) = Bc (0) 1 − T 2 Tc Neben den Supraleitern 1. Art gibt es auch Supraleiter 2. Art: unter Umständen ist es energetisch günstiger, das Magnetfeld in einigen Bereichen eindringen zu lassen und sog. Fluss-Schläche auszubilden (Shubnikov-Phase). s. Skript: Vortex state Fluss-Quantisierung Welchen magnetischen Fluss kann ein Ringstrom in einem Supraleiter erzeugen? Antwort: Experimente mit Drehmomentwaage (s. Skript) nh Der eingefrorene Fluss ist quantisiert: φ = nφ 0 = 2e Hieraus lässt sich die Ladung der Teilchen, die für die Supraleitung verantwortlich sind, herleiten: Sei mS die Masse und qS die Ladung dieser Teilchen pdr = nh ⇔ Quantisierung : (mS v + q S A)dr = nh mS j dr + Adr = nh n S q S2 Der erste Summand ist Null, wenn der Integrationsweg im Inneren des Supraleiters verläuft, da dort j = 0 ist. Der zweite Summand lässt sich mit dem Satz von Stokes schreiben als: Adr = rot AdF = BdF = φ mit j = n S q S v F qS F q S φ = nh ⇔ φ= nh qS Die Ladung der „Supra-Teilchen“ beträgt also qS = 2e Drehmomentwaage [aus: W. Buckel: „Supraleitung“, Abb. 23] Weitere experimentelle Befunde (Isotopie-Effekt,…): s. Skript