Prof. Dr. F. Koch Dr. H. E. Porteanu [email protected] [email protected] SS 2004 HÖHERE PHYSIK – SKRIPTUM VORLESUNGBLATT VII – 04.06.04 Festkörperphysik X – Supraleitung Experimentelle Fakten zur Supraleitung a) Welche Materialien sind supraleitend? - alle Metalle mit Ausnahme Alkalis, Edelmetalle, ferromagnetische Metalle; TC bis 10K. - metallische Legierungen und intermetallische Verbindungen; höchstes TC 23.2K (Nb3Ge) - Hoch-TC Supraleiter (Nobel Preis 1987 Bednorz und Müller), Keramiken wie YBa2Cu3O7-δ mit nicht vollständig gefüllten Orbitalen in den CuO-Ebenen. TC bis 100K! b) Meissner Effekt. B-Feld wird verdrängt aus dem Supraleiter. Typ I-perfekt diamagnetisch mit χ= µ0 M = −1. Typ II – partielles Durchdringen des magnetischen Flusses. VortexB zustand. c) Kritische Felder. BC von nur ca. 0.03 T zerstören die Supraleitung bei Typ I. BC ist Tabhängig und verschwindet bei TC. Für Typ II ist BC1<BC und BC2 >BC. Das Feld BC2 kann wesentlich größer als BC sein (bis 50 T!). d) Spez. Wärme. Ist erhöht bei T=TC in S-Zustand, fällt dann aber exponentiell unter den Wert im N-Zustand. Man beobachtet für T<0.5 TC ein exponentielles Gesetz mit etwa 1.75kTC exp − . Suggeriert eine Energielücke ∆ = 1.75kTC für Elektronen nahe bei EF. T Die Entropie-Reduktion, die man aus der spez. Wärme erhält, deutet auch darauf hin, dass nur 10-4 der Elektronen an der Supraleitung teilnehmen. 1 e) Energielücke ∆(T ) . Mit Tunnelexperimenten (S-N) und spez. Wärme lässt sich ∆(T ) messen. Bei T TC = 1 ist ∆ = 0 (Übergang S-N ist 2. Ordnung). f) Mikrowellen-Infrarot Absorption. Eine Energielücke ist detektierbar bei ω = E g aber Absorption ist bei T ≠ 0 endlich weil angeregte Quasiteilchen vorhanden sind. 1 g) Isotopeneffekt. M 2TC = konstant. Theorie – Konzepte und Effekte Thermodynamik. Kondensationsenergie für den S-Zustand ist verknüpft mit dem kritischen Feld BC(T) ∆U = U N − U S = BC2 2µ 0 London Gl. 1 J =− A (Postulat) µ 0 λ2L Es folgt B( x) = B(0 )e − x / λ L , wobei λL = c nq 2 mit ω p2 = . ωp ∈0 m Werte für λL ~ 300 Å = 3 ⋅10 −8 m . Magnetfelder werden in einer Randschicht λ L durch Superströme abgeschirmt. Dünne Schichten sind im S-Zustand bis zu wesentlich höheren Feldern als BC weil Abschirmung nicht vollständig. Kohärenzlänge ξ (T ). Die intrinsische Kohärenzlänge ist ξ 0 ~ vF 2 E g und ist deutlich größer λL für typische Supraleiter. Wenn Störungen da sind gilt das „dirty limit“ mit ξ ~ ξ 0l und ξ kann beliebig klein werden, also auch ξ < λ L . als BCS Theorie. Paarung der Elektronen als Cooper-Paare mit jeweils 2 Elektronen ( ± k und ↑↓ ) im Energiebereich Eg um EF. Wechselwirkungsenergie ist von der Größenordnung ω phonon weil die Bindung durch Gitterpolarisation verursacht wird (2 Partner auf der Matratze!) Der Grundzustand ist eine Vielteilchenfunktion für die Cooper-Paare, die zwar Spin 0 Teilchen sind aber dennoch keine echten Bosonen. BCS Theorie gibt 2∆ = E g = 3.5kTC . Ein wesentlich vereinfachtes Bild des BCS-Zustandes gibt die makroskopische Quantenbeschreibung mit Wellenfunktion Ψ = neiθ ( r ,t ) (Analogie zum Photonenfeld einer Welle). Flussquantisierung. Der kanonische Impulsoperator p = −i∇ im Magnetfeld beinhaltet den Teilchenimpuls mυ plus den Term qA . Es folgt dass 1 υ = (− i∇ − qA) und der Erwartungsm wert des Stromes bei Anwendung auf die makroskopische Wellenfunktion im S-Zustand ist nq J= ∇θ − qA [London Gl. weil ∇x ∇θ ≡ 0 ]. m 2 2 Man identifiziert nq m = 1 µ 0 λL und erhält den Wert von λL als c ω p . ( ) ( ) 2 Weil im Inneren des S-Zustandes J ≡ 0 J ∫ ⋅ dl ≡ 0 ∴ 2πs = qΦ Φ s = sΦ 0 erhält man das Flussquant h q = 2 ⋅ 10 −15 Φ0 = h q Wb. Vortexzustand (Ginzburg-Landau Theorie). Einfache Abschätzungen für Typ 2 Supraleiter mit 2 Flussschläuchen geben BC 1 ~ Φ πλ L BC 2 ~ Φ πξ 2 Die Bildungsenergie einer Flusslinie pro Einheitslänge ist f ~ 1 (BC2ξ 2 − B 2λ2 ). 2µ0 Für f negativ gibt es stabile Flussschläuche im Supraleiter. Beim Einsetzen der Flusspenetration ist B=BC1 und f=0. Man erhält BC ~ BC1 BC 2 . Tunneleffekt. Single particle und Josephson (Cooper Paar) Tunneln. Für die angeregten singleparticle Zustände gelten die in der Abb. gezeigten Verhältnisse Für das Josephson-Tunneln gibt es 3 Varianten: 1. dc Effekt – der Gleichstrom über einen Tunnelkontakt hängt von der Phasendifferenz ab. Supraströme bis maximal J0 J = J 0 sin (θ 2 − θ1 ) sind möglich. 2. ac Effekt. Liegt eine Spannung V an über dem weak-link/Tunnelkontakt dann oszilliert die Phase θ 2 − θ 1 so dass J (t ) = J 0 sin (const. − 2eVt / ); ω = 2eV 3. Interferenz-Effekt SQUID. Makroskopische Quanteninterferenz wird beobachtet in Schleifen von Supraleitern durch die ein magnetischer Fluss dringt. Die Phase θ 2 − θ 1 variiert mit Fluss Φ um jeweils 2π pro Flussquant. 3