Vom Land der Stille zur asiatischen Mittelmacht : eine kurze politische Geschichte Koreas Autor(en): Shim, Jae-Hoon Objekttyp: Article Zeitschrift: Du : die Zeitschrift der Kultur Band (Jahr): 60 (2000) Heft 705: Korea : fernöstliche Passagen PDF erstellt am: 21.10.2017 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-300169 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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In ihren geografischen Mut¬ massungen kam das Land irgendwo zwi¬ schen Äquator und Mittelmeer oder Schwarzem Meer zu liegen. Keiner der Ratenden, so schreibt sie in ihrem grund¬ legenden Werk über Korea und seine Nachbarn, kam der tatsächlichen Lage des Landes näher als 2000 Meilen. Diesen blinden Fleck im geografi¬ schen Wissen mag man Bishops Freun¬ den nachsehen, wenn man hört, dass es einem anderen britischen Autor, Michael Breen, mehr als hundert Jahre später auch nicht besser erging, als er versuchte, sei¬ nen Landsleuten das moderne Korea nahe zu bringen. In seinem Buch Tide Koreans zitiert er einen seiner Verwand¬ ten, der ihn fragte: «Korea, das gehört doch zu Vietnam, oder?» Das «Land der Stille», wie man seit dem 19. Jahrhundert gerne sagt, hat sich dem Verständnis der Aussenwelt lange entzogen; das gilt vor allem für die Eu¬ ropäer, die sich in ihren Kontakten vor¬ nehmlich auf Indien, China, Japan und Südostasien beschränkten. So ist Korea in der europäischen Wahrnehmung des Ori¬ ents ein weit abgelegenes Land geblieben. In geopolitischer Sicht stellen die Dinge sich freilich anders dar. Ein¬ gezwängt zwischen der Kontinental¬ macht China im Westen und Japan im Osten, war die koreanische Halbinsel jahrhundertelang ein Zankapfel für beide Mächte. Mit einer Länge von nur 1000 Kilometern ragt die koreanische Halb¬ insel von der asiatischen Landmasse her in das Östliche Meer hinein (das die Ja¬ paner das Japanische Meer nennen), wie ein Degen, der auf die 206 Kilometer südöstiich gelegenen japanischen Inseln Honshu und Kyusho gerichtet ist. Im Westen, über das Gelbe Meer, trennen nur 190 Kilometer Korea von China. Im Norden grenzt Korea an die Grosse Mandschurische Ebene; der Yalu (in Korea Amnokkang genannt) bildet eine natürliche Grenze zu Nordostchina. wilde, zerklüftete Grenzregion erstreckt sich über eine Länge von Die 3"ir s 1300 Kilometern und wird von einer In ethnischer Hinsicht ist Korea weit¬ koreanisch-chinesischen Mischbevölke¬ rung bewohnt. Im Nordosten trennt der Turnen (in Korea Tumangang genannt) das Land vom russischen Fernen Osten; die gemeinsame Grenze hat eine Länge von 16 Kilometern. Korea, das mit einer Landfläche von circa 220000 Quadratkilometern etwa die Grösse Britanniens hat, ist also unmittel¬ bar von dreien der vier Weltmächte um¬ geben: China, Russland und Japan. Jeder dieser Giganten hat seine Spuren in der Entwicklung Koreas hinterlassen. In dieser einzigartigen geografischen Lage fiel dem Land während des letzten Jahrtausends die Rolle einer Brücke zu, über die Chinas überlegene Zivilisation und Kultur nach Japan gelangte. Der Buddhismus und das idiografische Schriftsystem Chinas erreichten Japan über Korea, und so konnten Chinas Tang-, Japans Heian- und Koreas SillaPeriode in einer umfassenden ostasia¬ tischen Zivilisation aufblühen, die auf einer gemeinsamen Religion und einer ge¬ meinsamen Schrift basierte. Neben diesen engen kulturellen Kontakten entwickelte sich dadurch auch der Handel zwischen diesen Ländern und über die Seiden¬ strasse mit dem Mittleren Osten und selbst mit Teilen des Römischen Reiches. Die geografische Lage bescherte Korea jedoch auch das Schicksal wieder¬ holter ausländischer Invasionen. Immer wenn in den Steppen Mittelasiens oder in Japan eine neue Macht aufstieg, richteten sich begehrliche Blicke auf Korea als Aus¬ gangs- oder Zielpunkt einer Überquerung des Japanischen Meeres. So eroberten die Mongolen im 13. Jahrhundert Korea und versuchten vergeblich, von dort aus Japan zu erreichen; man sagt, Japan sei damals gerettet worden, weil göttliche Winde (Kamikaze) die Schiffe der Mongolen versenkt hätten. Dreihundert Jahre später drang ein japanisches Heer in Korea ein und verwüstete weite Teile des Landes während eines siebenjährigen Krieges. Anfang des 20. Jahrhunderts waren Korea und seine unmittelbare Umgebung Schauplatz des Russisch-Japanischen und des Chinesisch-Japanischen Krieges, in dessen Folge das Land 1910 japanische Kolonie wurde. gehend homogen; die Vorfahren stamm¬ ten aus Mittelasien und wanderten in den letzten 20000 bis 30000 Jahren nach und nach ein. Archäologische Funde belegen, dass die Halbinsel schon vor einer halben Million Jahren von Menschen besiedelt war. Trotz der viele Jahrhunderte währen¬ den politischen und kulturellen Vorherr¬ schaft Chinas gelang es den Koreanern, eine eigenständige Sprache und Kultur zu entwickeln. Die koreanische Sprache ent¬ stammt der altaischen Sprachfamilie; sie ist mit den Turksprachen, dem Mongo¬ lischen und dem Japanischen verwandt, mit denen sie eine Reihe von Merkmalen wie die Vokalharmonie und das Fehlen von Konjunktionen verbindet. Korea hat eine Gesamtbevölkerung von 70 Millionen Einwohnern; 45 Mil¬ lionen davon leben im Süden. Landwirt¬ schaft und Fischerei bilden traditionell die Lebensgrundlage, wobei der Reis¬ anbau die wichtigste Nahrungsquelle ist. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor ist von jeher die Fischerei, denn die stark mäandrierende Küstenlinie der Halbinsel erreicht eine Gesamtlänge von 8700 Kilo¬ metern. Über 70 Prozent der Fläche sind bergig, nur der südwestliche Teil bietet günstige Bedingungen für eine landwirt¬ schaftliche Nutzung. Die Knappheit an landwirtschaftlich nutzbarem Land zwang sowohl den Nor¬ den als auch den Süden zur Industrialisie¬ rung. Die südkoreanische Wirtschaft, die ihrer Grösse nach an elfter Stelle in der Welt steht, hat ein gewaltiges Wachstum erlebt. Ihre Stärken liegen im Bereich der Elektronik, der Automobilindustrie, des Schiffbaus, der Telekommunikation und der Halbleiterfertigung. Der Export er¬ reichte 1999 einen Wert von 144 Milliar¬ den Dollar. Angesichts einer relativ ra¬ schen Erholung nach der Finanzkrise des Jahres 1997 ist Korea heute eine Mittel¬ macht, wie Australien, die in der Sicher¬ heitspolitik und den diplomatischen Ar¬ rangements der Region eine bedeutende Rolle spielt. Im Gegensatz dazu liegt die nord¬ koreanische Wirtschaft nach Jahrzehnten stalinistischer Kontrolle und Ineffizienz am Boden, und die internationale Nah¬ rungsmittelhilfe vermag nicht einmal die Hungersnot abzuwenden, der in den letz¬ ten fünf Jahren schätzungsweise zwei bis drei Millionen Menschen zum Opfer ge¬ fallen sind. Nordkorea mit seiner Haupt¬ stadt Pyongyang bezeichnet sich offiziell als Demokratische Volksrepublik Korea und erhebt den Anspruch, ein kommu¬ nistischer Staat zu sein, ist aber in Wirk¬ lichkeit das autokratische Regime einer Handvoll Führer, die fanatisch an der Ideologie des 1994 verstorbenen stalinis¬ tischen Diktators Kim II Sung festhalten. (Dessen Sohn Kim Jong II hat inzwischen die Stellung des obersten Führers einge¬ nommen.) Im technischen Sinne befin¬ den der Norden und der Süden sich bis heute im Kriegszustand, seit der Waffen¬ stillstand von 1953 einen dreijährigen of¬ fenen Bruderkrieg beendete. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands ist Korea heute der einzige Ort auf der Welt, an dem der kalte Krieg weitergeht. tigen China. In sehr frühen chinesischen Aufzeichnungen werden die Koreaner als Dongyi-Stamm oder Bogenmänner be¬ zeichnet, und goldene Spangen aus der Mandschurei stützen diese Annahme, denn sie zeigen die Koreaner als mit Bo¬ gen bewaffnete Reiter. In ethnischer Hinsicht gehören sie zur tungusischen Stammesfamilie, ihre Spra¬ che entwickelte sich aus der altaischen Sprachengruppe, und chinesische Quel¬ len berichten von einem Führer namens Kija (oder Kizu in chinesischer Ausspra¬ che) aus dem chinesischen Staat Yin, der sich in den befestigten Städten in der Nähe des Liao-Flusses jenseits des Yalu niederliess. Befestigte Städte wie diese entstanden in Alt-Choson während der Bronzezeit, erste Keimzellen eines Korea im modernen Sinne des Namens. In christlicher Zeit entwickelten sich auf der koreanischen Halbinsel drei riva¬ lisierende Königreiche: Koguryo, Paekche und Siila. Koguryo (37 v. Chr. bis 668 DIE ENTSTEHUNG DER n. Chr.), ein Militärstaat mit hochent¬ KOREANISCHEN NATION. wickelter politischer Struktur, erstreckte Ausserhalb der nordkoreanischen Haupt¬ sich über weite Teile der Mandschurei stadt Pyongyang steht ein modernes, ko¬ und das heutige Nordkorea; Paekche nisch geformtes Gebäude, das ein wenig (18 v. Chr. bis 660 n. Chr.) nahm ein klei¬ an die Ruinen der Mayas erinnert. Es nes Gebiet im Südwesten der Halbinsel in der heutigen Region Cholla ein; und Siila (57 v. Chr. bis 935 n. Chr.) be¬ fand sich im Südosten, auf dem Gebiet der heutigen Provinz Kyongsang. Weder Paekche noch Koguryo reichten in kultu¬ reller Hinsicht an das un¬ ter starkem buddhistischem Einfluss stehende Siila her¬ an. Siila hinterliess Wun¬ Nordkoreanische Soldaten schlagen 1976 auf der südkoreanischen Seite derwerke der Baukunst der Waffenstillstandslinie zwei amerikanische Offiziere tot, die eine Pappel stutzen wollten. Als Reaktion darauf fällen die USA mit einem wie die Sokkuram-Grotte massiven Aufgebot von Land-, Luft- und Seetruppen den Baum. und den 70 Meter hohen Hwangyongsa-Tempel, der wurde in den letzten Jahren errichtet, um bei der Mongoleninvasion des 13. Jahr¬ die, wie nordkoreanische Archäologen hunderts zerstört wurde. In den nahezu mit aller Entschiedenheit behaupten, 1000 Jahren seines Bestehens förderte Siila die Wissenschaft - in der einstigen vollständig erhaltenen Gebeine Tan'guns aufzunehmen, der nach der Legende im Hauptstadt Kyongju ist man heute noch Jahr 2333 vor Christus als Sohn des Son¬ stolz auf eine alte Sternwarte und ent¬ und des einer Frau Bärenwickelte nengottes ausgefeilte politische Institutio¬ totems geboren wurde und das koreani¬ die auf einem selbstbestimmten nen, sche Reich gründete. Südkoreanische Stammessystem basierten. Es entstand Historiker nehmen dies als archäologi¬ eine Rittertradition, die der Ausbildung schen Witz, etwas krass geratene Pro¬ einer kultivierten, disziplinierten Jugend diente. paganda, eine Fiktion ohne alle Glaub¬ Man erweiterte den Handel mit China würdigkeit, ersonnen, um Nordkoreas Anspruch zu untermauern, die Urquelle und Japan und über die Seidenstrasse auch der koreanischen Nation zu sein. Dieser mit dem Mittleren Osten. Der aus Siila Anspruch könnte allenfalls im Hinblick stammende Mönch Hyecho unternahm auf die Richtung der Wanderungs¬ eine Pilgerfahrt nach Indien und hinter¬ liess einen Bericht über seine Reise. Im bewegung sinnvoll erscheinen, denn die Koreaner sind tatsächlich von Norden her 7. Jahrhundert krönte Siila diese Leistun¬ eingewandert, zuerst aus den Steppen gen mit der Vereinigung der koreanischen Mittelasiens in den Nordwesten des heu¬ Halbinsel; zunächst eroberte man Paekche * > - und dann auf Grund eines Bündnisses mit der chinesischen Tang-Dynastie das im Norden gelegene Koguryo. Im vereinigten Siila nahm das heutige, an China grenzende Korea erstmals Ge¬ stalt an. Diese Vereinigung war insofern von Bedeutung, als sie die Grundlage für eine eigenständige Geschichte des korea¬ nischen Volkes schuf. Aus dem Zusammenbruch Sillas, dem Resultat inneren Niedergangs, ging im frühen 10. Jahrhundert das Reich Koryo (918-1392) hervor, von dessen Name die im Westen gebräuchliche Bezeichnung «Korea» abgeleitet ist. Koryo, dessen Grenze etwas südlich des heutigen Pyong¬ yang verlief, entwickelte eine militärische, hochgradig zentralisierte Herrschaft, de¬ ren Bürokraten in höfischen Prüfungsver¬ fahren ausgewählt wurden, das vom China der Tang-Dynastie übernommen worden war. Dieses System der Rekrutierung hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten, es gibt der Regierung Kontrolle über ihre Verwaltungsbeamten und ist ein prägender Zug des ostasiatischen Staates. Koryo hatte damals jedoch viel Zeit auf die Ab¬ wehr der Mongolen im Norden zu ver¬ wenden, wo ständig Stämme der Jurchen und Khitan auf Nahrungssuche plündernd in den Süden vordrangen. Die Khitan er¬ oberten das mit Koryo verbündete ParhaeReich nördlich des Yalu. Die wiederholten Einfälle der Mon¬ golen schwächten Koryo. Um die Hilfe Buddhas zu erflehen, liess der König buddhistische Schriften auf 80 000 Holz¬ tafeln schreiben, die heute noch erhalten sind. Vor allem aber geht darauf die Er¬ findung beweglicher Lettern aus Metall zurück, die den Druck von Büchern und Schriften erleichterten, und zwar lange bevor diese Technik in China zur Anwen¬ dung kam. Die Mongoleneinfälle nahmen kein Ende, so dass der König von Koryo sich aufdie Insel Kanghwa westlich von Seoul zurückziehen musste. Auch im Innern litt die Macht der Dynastie unter Aristo¬ kraten und buddhistischen Klöstern, die grosse Ländereien an sich brachten und das Volk in Armut stürzten. Ein endloser Machtkampf zwischen aufsteigenden mi¬ litärischen Befehlshabern und zivilen Bürokraten schwächte die militärische Schlagkraft. Konfuzianer und Buddhisten stritten unaufhörlich um ihre Privilegien. Schliesslich musste Koryo sich den Mon¬ golen ergeben und ihnen bei dem 1274 unternommenen und 1281 wiederholten Versuch helfen, Japan zu erobern. Weil die Mongolen keine Erfahrungen mit der Seekriegsführung besassen und wegen schlechten Wetters, scheiterten beide Versuche. Nach einem dreissigjährigen Kampf gegen die Mongolen war Koryo erschöpft und verwüstet. Als das Land angesichts der Strei¬ tereien um Landbesitz und der Querelen zwischen Konfüzianern und Buddhisten immer tiefer im Chaos versank, ergriff General Yi Song Gye in einem Staats¬ streich die Macht und setzte den König ab. Er führte eine einschneidende Boden¬ reform durch, die den Pächtern ihren Besitz garantierte. Der Landbesitz der Aristokraten wurde einer Kontrolle un¬ terworfen. Konfuzianische Hofbeamte ersetzten die buddhistischen Mönche als neue Machtelite der von Yi begründeten Choson-Dynastie. Zur Stärkung der äusseren Sicherheit intensivierte Yi seine Tributbeziehungen zur chinesischen Ming-Dynastie, doch sein Hauptproblem war der Süden, wo seit der Mitte des 16. Jahrhunderts japani¬ sche Piraten die Küstenregionen Koryos attackierten. In Japan endeten damals die inneren Wirren, die für die «Zeit der kämpfenden Provinzen» typisch gewesen waren, und Toyotomi Hideyoshi gelang es, das Land zu einen. Um inneren Frie¬ den und Einheit zu sichern, hatte er die Energie seiner Generäle in ausländische Eroberungen umzuleiten. Toyotomi fasste auch China als mögliches Eroberungsziel ins Auge und nahm damit die territoria¬ len Expansionsbestrebungen Japans im 19. Jahrhundert vorweg. Im Frühjahr 1592 landete eine erste japanische Streitmacht von 300000 Sol¬ daten in Pusan; sieben Jahre wogte der Kampf die Halbinsel hinauf und hinunter und verwandelte Korea in ein Schlacht¬ haus ungekannten Ausmasses. Zahllose Dörfer und Städte, Tempel und Paläste gingen in Flammen auf, und die Bevölke¬ rungszahl ging beträchtlich zurück. Erst Toyotomis Tod Mitte 1598 zwang das ja¬ panische Heer zum Rückzug. Mit chine¬ sischer Unterstützung leisteten die Kore¬ aner tapferen Widerstand, vor allem in Seeschlachten unter Admiral Yi Sun Sin, dessen schildkrötenförmiges Schlacht¬ schiff die Japaner an der Südküste in Angst und Schrecken versetzte. Als die Japaner abzogen, hatten sie den Samen der ewigen Feindschaft gesät, die selbst heute noch das Verhältnis zwischen Kore¬ anern und Japanern belastet. DIE JAPANISCHE KOLONISATION. Der japanische Geschäftsmann Mamoru Ikehara, der seit 26 Jahren Abfallverbren¬ nungsöfen nach Korea verkauft, weiss sehr wohl um die Gefühle des durch¬ schnittlichen Koreaners gegenüber sei¬ nem Land. Er kennt sie sogar so gut, dass er auf seinen Geschäftsreisen in Korea öffentliche Verkehrsmittel meidet, aus Angst, die übrigen Fahrgäste könnten sich provoziert fühlen, wie er mit einer gewissen Verlegenheit erklärt. Dennoch hat Ikehara, 65, seine Angst überwunden und einen gewitzt-provokativen Bestsel¬ ler mit dem Titel Die Koreaner und eine Kritik an ihnen geschrieben, in dem er sich über die Koreaner mokiert, weil sie immer noch nicht von ihrem alten Hass auf die Japaner lassen wollen. Wenn die Koreaner unbedingt einen äusseren Feind brauchten, schreibt er dort, sollten sie sich lieber an die Mongolen als an die Japaner halten. Denn schliesslich seien die Mon¬ golen mit einer Brutalität und Zer¬ störungswut im Land vorgegangen, wo¬ neben die 35jährige Kolonialherrschaft der Japaner verblassen müsse. Dennoch hassen zu seiner Betrübnis nur wenige Koreaner die Mongolen ebenso inständig wie die Japaner, und zwar deshalb, weil die Koreaner den Mongolen wirtschaft¬ lich überlegen seien, so dass von dort keine Gefahr für ihr Ego ausgehe. Japan ziehe wegen seiner grösseren Wirt¬ schaftskraft den grösseren Hass auf sich. Diese spielerisch-schwungvolle Ver¬ allgemeinerung ergötzt Koreaner, weil heute viele darin übereinstimmen, dass die antijapanischen Ressentiments in den Jahren des koreanischen Wirtschafts¬ aufschwungs zurückgegangen seien, ins¬ besondere bei der jüngeren Generation. Die vom Staat lange verbotene populäre Kultur Japans kehrt in Form von Mode, Popmusik und Kino nach Korea zurück. In den koreanischen Medien diskutiert man inzwischen sogar über die Frage, ob man den japanischen Kaiser einladen solle, als Geste, die einen Schlussstrich unter die Vergangenheit setzen könnte. Doch wie Ikehara scharfsinnig bemerkt, werden die alten Animositäten weiter¬ bestehen, solange der durchschnittliche Koreaner das Gefühl hat, die alten Rech¬ nungen im ökonomischen oder politi¬ schen Bereich seien noch nicht beglichen. Als die Japaner Korea 1910 annektier¬ ten, rechtfertigten sie diesen Akt mit dem Fortschritt, mit dem Schutz vor den west¬ lichen Mächten und mit den ökonomi¬ schen Vorteilen, die Korea aus der Anbindung an die Metropole erwüchsen. Im koreanischen Adel akzeptierten viele diese Argumentation, vor allem nachdem Japan China und Russland besiegt und die Vorherrschaft über Korea und die Mandschurei erlangt hatte. Ganz anders die einfachen Leute. Sie organisierten sogleich einen Guerrillakrieg und leisteten den Japanern mit den primi¬ tivsten Waffen Widerstand, wo immer sie konnten; in den fünf Jahren zwischen dem Protektoratsvertrag von 1905 und der An¬ nexion von 1910 verloren dabei 17 000 Ko¬ reaner ihr Leben. Nach der Annexion unterwarf das japanische Generalgouver¬ nement die Bevölkerung einer strengen Kontrolle, löste alle gesellschaftlichen und politischen Organisationen auf und stülpte einem feindseligen Volk japanische Erzie¬ hungstraditionen und Werte über. Die japanische Herrschaft war durch einschneidende polizeiliche Massnahmen und eine allmächtige Bürokratie gekenn¬ zeichnet, die bald die gesamte koreani¬ sche Gesellschaft durchdrang. Nichts entging ihrer Aufmerksamkeit, von den Schulen über die Tempel bis hin zur Sprache. In der japanischen Kolo¬ nialverwaltung waren 1937 insgesamt 248000 Menschen tätig, einschliesslich koreanischer Beschäftigter in niederen Funktionen; zum Vergleich: Die Franzo¬ sen beschäftigten in der vietnamesischen Kolonialverwaltung zur selben Zeit weni¬ ger als 3000 Menschen. 1941 unterhielten die Japaner in Korea eine Polizeitruppe von 60000 Mann, während die Franzo¬ sen 1937 in Vietnam lediglich 10000 Sol¬ daten stehen hatten. Nach koreanischen Geschichtsbüchern kam auf 400 Korea¬ ner ein japanischer Polizist. Durch die Erstellung eines Katasters, bei der man die Koreaner kurzfristig aufforderte, ihren Landbesitz registrieren zu lassen, brachte die japanische Kolo¬ nialregierung 40 Prozent des gesamten Bodens an sich, weil viele Koreaner, vor '¦f y'fify'- -ff-fr-ff », f.. A l : Brücke über den chinesisch-nordkoreanischen Grenzf luss Yalu: von hier schauen südkoreanische Touristen durch das Fernrohr auf die Modellstadt Hoi Ryung. allem unwissende Bauern, ihren Besitz nicht registrieren liessen. Auch ein Jahr nach der Annexion wurden immer noch etwa 50000 Koreaner unter diversen An¬ schuldigungen in Haft gehalten. Die Dis¬ kriminierung war beträchtlich: Nach dem 1911 erlassenen Unternehmensgesetz konnten Koreaner eine Geschäftstätigkeit nur mit Zustimmung der Regierung auf¬ nehmen; Eisenbahn, Kommunikations¬ wesen und Bergbau gingen in japanischen Besitz über. 1939 wurden alle Koreaner verpflichtet, ihre Namen in mehrsilbige japanische Vor- und Zunahmen umzu¬ wandeln. In der Schule und am Arbeits¬ platz war die koreanische Sprache offiziell verboten. Ermutigt durch eine Erklärung des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson über das Selbstbestimmungsrecht unterdrückter Völker, forderten soziale und religiöse Führer Koreas am 1. März i 1919 die Unabhängigkeit von Japan. Es folgten Demonstrationen im ganzen Land, die von den Japanern mit Hilfe der Polizei und des Militärs unterdrückt wur¬ den. Innerhalb weniger Wochen wurden 7500 Koreaner getötet, 15000 verletzt und 45 000 inhaftiert. In einer Orgie der Zerstörung und des Tötens steckten die Japaner ganze Dörfer in Brand, ohne die Bewohner vorher zu warnen. Die Unabhängigkeit blieb den Korea¬ nern verwehrt, aber man bildete eine pro¬ visorische Exilregierung in Shanghai, die koreanische Führungspersönlichkeiten in aller Welt in Amerika, China, Russland und Japan veranlassten, sich in China zusammenzufinden. Der nationalistische Flügel der Unabhängigkeitsbewegung arbeitete mit der Kuomintang-Regierung unter Tschiang Kai-schek zusammen, während die Linke sich mit der Kommu¬ nistischen Partei Chinas verbündete und auf der Seite Mao Tse-tungs kämpfte. Diese ideologische Aufspaltung legte die Grundlagen für die Spaltung, zu der es nach der Befreiung des Landes von den Japanern unter den koreanischen Führern kam. Die gewaltsame Assimilation der Koreaner sollte eine umfassende Mobi- - wurden, japanischen Soldaten an der Front sexuell zu Diensten zu sein. Die Koreaner waren geistig und kör¬ perlich gebrochen, als der Krieg im August 1945 mit der Niederlage Japans endete. Politische Führer, die nach langjährigem Exil in die Heimat zurückkehrten, wie Syngman Rhee aus den Vereinigten Staa¬ ten und Kim Ku aus China, fanden dort kaum organisatorische Grundlagen, auf denen sie aufbauen konnten. Während die Sowjetunion, die erst in letzter Minute in den Krieg gegen Japan eingetreten war, den Norden Koreas besetzte und Kim II Sung an die Macht brachte, der sich einst an der chinesisch-koreanischen Grenze als Guerrillakämpfer hervorgetan hatte, un¬ terstützten die USA im Süden Syngman Rhee. Die sowjetische Besatzungsmacht säuberte das Land von Kollaborateuren und führte eine durchgreifende Boden¬ reform durch; die Amerikaner dagegen griffen auf die Dienste bisheriger koreani¬ scher Spione und Polizeispitzel zurück und beliessen projapanische Verwal¬ tungsleute in ihren Amtern. Als 1948 in Seoul und Pyongyang zwei rivalisierende Regierungen einge¬ setzt wurden, spitzte sich die soziale und ideologische Polarisierung zu. Die Rechte „fr- m*r schlugen, intervenierte China auf Seiten Im Juli 1953 wurde ein Waffenstillstand geschlossen; Korea lag vollständig in Trümmern, der grösste Teil der Industrie war zerstört, und nahezu drei Millionen im Norden und im Süden des Nordens. hatten ihr Leben verloren, waren ver¬ stümmelt oder wurden vermisst. Seither sind Millionen von Familien getrennt; sie können einander nicht besuchen und auch keine Briefe schreiben. Der Krieg hatte keinen Sieger und keinen Verlierer, er hinterliess nichts als Misstrauen und Unsicherheit. VOM «WIRTSCHAFTSWUNDER» ZUR VEREINIGUNG? Es war ein schicksalhafter Augenblick in der Geschichte Koreas. In den frühen Morgenstunden des 16. Mai 1961 fuhren Panzer in der Innenstadt von Seoul auf, und Soldaten besetzten die wichtigsten staatlichen Gebäude. «Die Armee hat sich erhoben, um das Land aus einer ge¬ fährlichen Krise zu erretten», erklärte eine Stimme im staatlichen Rundfunk. Es war ein Staatsstreich und erst der zweite seit 1392, als General Yi Song Gye seinen Feldzug gegen die Mongolen plötzlich - i I "f. Nordkorea: Die landwirtschaftliche Entwicklung ist irgendwo in der Vergangenheit stehen geblieben. Die meisten Arbeiten werden mit primitivsten Werkzeu¬ gen oder von Hand verrichtet. Mitte: eine Siedlung auf dem Land. Rechts: Die Hungersnot in Nordkorea erreichte 1997 ihren schlimmsten Stand, die inter¬ nationale Hilfe kam für viele zu spät, die Kinder¬ sterblichkeit vervielfachte sich. Ernährungsprogramm drei Kinder in einem Spital. lisierung der koreanischen Bevölkerung für die Zwecke der Kriegführung ermög¬ lichen. Als Japan 1931 die Mandschurei eroberte, in das chinesische Kernland ein¬ marschierte, Südostasien attackierte und schliesslich mit dem Angriff auf Pearl Harbour den Krieg im Pazifik auslöste, wurden zahlreiche Koreaner eingezogen und zu zivilen oder militärischen Diens¬ ten in Übersee gezwungen. Nach histori¬ schen Quellen mussten etwa vier Millio¬ nen Koreaner oder erstaunliche sechzehn Prozent der damaligen Bevölkerung Koreas ihr Land verlassen, um für die Japaner zu arbeiten oder zu kämpfen, in Fabriken und Kohlegruben, beim Bau militärischer Einrichtungen oder bei der Bewachung von Kriegsgefangenen in Südostasien. Eine besonders schändliche Form der Mobilisierung, die in aller Welt Abscheu erregte, traf junge Frauen und Mädchen, die mit Gewalt gezwungen repräsentierte im wesentlichen die vermö¬ genden und gebildeten Schichten ein¬ schliesslich jener Koreaner, die für die Ja¬ paner gearbeitet hatten und daher dem gesellschaftlichen und politischen Wan¬ del mit Ablehnung begegneten; die Linke bestand aus Studenten und Intellektuel¬ len, Bauern und Arbeitern und jenen, die durch eine Bodenreform und andere Massnahmen soziale und ökonomische Gerechtigkeit herstellen wollten. abbrach, nach Hause zurückkehrte und der zerfallenden Koryo-Dynastie die Macht entriss. Während die von Yi begründete Dy¬ nastie 1910 traumatisch mit der Annexion Koreas durch Japan endete, hinterliess dieser zweite Staatsstreich ein ganz an¬ deres Vermächtnis. Er sollte das Gesicht Koreas für immer verändern und aus dem Die politische Polarisierung führte zu einem zweijährigen Guerrillakrieg, als die Linke zu den Waffen griff und die ge¬ wählte Regierung im Süden abzusetzen versuchte. Da der Erfolg ausblieb, unter¬ nahm Kim II Sung im Juni 1950 mit Un¬ terstützung der Sowjetunion den Versuch einer vollständigen Invasion. Als die von den USA geführten UNO-Streitkräfte die Eindringlinge bis hinter die Aus¬ gangslinie am 38. Breitengrad zurück¬ Mit dem Staatsstreich des Ge¬ neralmajors Park Chung Hee, damals 44, begann eine Zeit noch nie dagewesener Grösse, aber zugleich auch ein weiteres blutiges Kapitel in der neueren Ge¬ schichte Südkoreas. Der Bewunderer Bismarcks, Kemal Paschas und Nassers, ein kleingewachse¬ ner, hagerer Kettenraucher mit stechen¬ dem Blick, der seine Augen oft hinter einer dunklen Sonnenbrille verbarg, ord- rückständigen, erniedrigten Agrarland einen kraftvoll-modernen Industriestaat machen. - nete erfolgreich die Kräfte seines Landes und setzte einen atemberaubenden Wirt¬ schaftsaufschwung in Gang. Die Indus¬ trialisierung Koreas in den achtzehn Jah¬ ren, in denen er das Land mit eiserner Faust regierte, ist eine herausragende Er¬ folgsgeschichte der Nachkriegszeit. Parks starker Charakter spielte eine bedeutende Rolle beim Aufstieg Koreas. Als er die Macht ergriff, konnte er bereits auf eine eindrucksvolle Vergangenheit zurückblicken. Seine Persönlichkeit war durchaus widersprüchlich. Er war bele¬ sen, sah in den Intellektuellen jedoch nur kraftlose Weichlinge. Nach seiner Aus¬ bildung an der Kaiserlichen Militär¬ akademie in Japan wurde er Offizier in der gefürchteten japanischen KwangtungArmee, die in der Mandschurei stationiert war; doch in seinem Herzen war er ein Nationalist geblieben, der ausländische Einflüsse verachtete. Seiner Veranlagung nach war er ein Rechter, der Disziplin und Ordnung über alles stellte, doch als er nach der Befreiung Koreas 1945 zurück¬ kehrte, trat er der Kommunistischen Par¬ tei bei. Vor der Exekution wegen seiner Rolle beim missglückten Putsch der Kommunisten 1948 retteten ihn nur die Bittgesuche von Freunden, aber er selbst zeigte niemals Gnade gegenüber den Menschen, die von seinen willfährigen Gerichten zum Tode verurteilt wurden. Park und sein Mitverschwörer Kim Jong Pil, der zweimal das Amt des Pre¬ mierministers übernahm, brachten sehr rasch sämtliche politischen, ökonomischen und sozialen Institutionen des Landes un¬ ter die Kontrolle des Obersten Rates für nationalen Wiederaufbau, einer Militär¬ junta. Politiker und Intellektuelle, die sich seiner Herrschaft widersetzten, wurden unter dem Vorwurf prokommunistischer Umtriebe ins Gefängnis geworfen. Der von Kim Jong Pil aufgebaute Geheim¬ dienst diente als Terrorinstrument gegen jeden, der gegen die Regierung oppo¬ nierte. Der Geheimdienst hielt Menschen ohne Haftbefehl und Prozess gefangen. Seine Agenten setzten regelmässig die Folter als Mittel der Einschüchterung selbst gegen Ab¬ gegen jedermann ein weichler innerhalb der Regierungspartei. Tatsächlich war der Terror das prägende Merkmal der gesamten Regierungszeit Parks, der länger im Amt war als jeder an¬ - dere Präsident Südkoreas. Doch seine Stärken lagen in seinen ehrgeizigen ökonomischen Zielen. Als er 1963 die Präsidentenwahlen gewonnen hatte, legte er einen ersten Fünfjahresplan vor, und es sollten noch viele weitere fol¬ gen. Er entwarf und verwirklichte rück¬ sichtslos eine zentralistisch-dirigistische Wirtschaft, die von einer Gruppe ergebe¬ ner Technokraten im Staatsapparat ge¬ lenkt wurde. Ohne auf Einwände der von den USA beherrschten Weltbank zu ach¬ ten, die sich gegen teure Verkehrsprojekte aussprach, baute Park eine moderne Au¬ tobahn zwischen Seoul und Pusan, dem im Süden gelegenen Exporthafen des Landes. Mit Reparationen der Japaner für die 35jährige Kolonialherrschaft machte er die Pohang Iron and Steel Co. zu einem der effizientesten Stahlkonzerne der Welt. Er orientierte sich am japanischen Entwicklungsmodell und machte die Ex¬ portförderung zum Kern seiner Entwick¬ lungsstrategie. Bescheidene Anfänge im Export von Textilien und Schuhen wur¬ den stetig ausgebaut und auf einfache elektronische Bauteile und andere Er¬ zeugnisse der Leichtindustrie ausgewei¬ tet. Auf diese Weise wuchs das Export¬ volumen des Landes von 40 Millionen Dollar im Jahr des Putsches auf eine Mil¬ liarde Dollar zehn Jahre später und 15 Milliarden Dollar im Jahr seiner Ermor¬ dung 1979. Park war niemals ein besonderer Freund ausländischer Direktinvestitio¬ nen, obwohl sie in grosser Menge ins Land strömten. Ein grosser Teil des Startkapitals für seine Industrialisierungs¬ vorhaben kam aus Japan, in Gestalt öf¬ fentlicher und privater Kredite. Im Zuge der Normalisierung der diplomatischen Beziehungen 1965 zahlte Japan über eine Zeitspanne von zehn Jahren hinweg 300 Millionen Dollar und stellte ausserdem staatliche Kredite in Höhe von 200 Mil¬ lionen und private Kredite in Höhe von 300 Millionen Dollar zur Verfügung. Persönlich frei von jeglicher Kor¬ ruption, sorgte Park dafür, dass diese Geldmittel zum Aufbau der Werften, der Automobilindustrie, der elektronischen und der petrochemischen Industrie ein¬ gesetzt wurde. Später bedauerte man in Japan, den Koreanern das Know-how für die Stahlproduktion zur Verfügung ge¬ stellt zu haben, denn daraus erwuchs den japanischen Stahlkochern und Werften eine verheerende Konkurrenz. Park beging jedoch auch einige schwerwiegende politische Fehler. Er för¬ derte in übertriebenem Mass exportorien¬ tierte Unternehmen mit subventionierten Krediten und anderen Vorteilen. So trug er dazu bei, dass überdimensionierte industrielle Konglomerate entstanden, die sich in zahlreichen Bereichen der Schwer- und Leichtindustrie engagierten, und durch verbilligte Kredite ermöglichte er ihnen die Expansion. Ein Unter¬ nehmen wie Samsung, das in der Zucker¬ produktion und Textilherstellung begon¬ nen hatte, engagierte sich im Schiffbau und in der Elektronik, während Hyundai, ursprünglich ein Bauunternehmen, sich der Automobilproduktion und der Ener¬ gieerzeugung zuwandte. Das Ergebnis war ein chaotisches Gebilde aus Industriekonglomeraten, die alles produzierten und sich auf nichts spe¬ zialisierten. Dank staatlich subventionier¬ ter Kredite wurden diese als Chaebol be¬ zeichneten Gruppen immer grösser, bis sie schliesslich die gesamte Wirtschaft des Landes beherrschten und einen gewalti¬ gen Schuldenberg aufgetürmt hatten. Unter der Last einer internationalen Überschuldung und angesichts abneh¬ mender Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt stürzten sie das Land in die asiatische Finanzkrise des Jahres 1997. Von solchen Schwierigkeiten blieb Park zu seinen Lebzeiten verschont. Der durchschnittliche südkoreanische Wähler freute sich über die Verbesserung des Lebensstandards. Die wachsende Zahl der Arbeitsplätze und die steigenden Löhne machten den durchschnittlichen Südkoreaner zu einem beachtenswerten Verbraucher, der über ein stetig wachsen¬ des Einkommen verfügen konnte. Darin lag ein deutlicher Unterschied zu den vorangegangenen, von Zivilisten geführ¬ ten Regimes, die das Land ineffektiv regiert hatten. Der Gründungsvater der Nation, Syngman Rhee, stürzte 1960 in einer blu- y }.'*y m r ^ i-X 1995 wurde die Reisernte von Fluten komplett zerstört. Zum ersten Mal in seiner Geschichte bat das nordkoreanische Regime um internationale Hilfe. tigen Studentenrevolte, nachdem er durch gefälschte Wahlen für eine dritte Amts¬ periode bestätigt worden war. Rhee, der bereits 73 Jahre alt war, als er 1948 die Führung der unabhängigen Regierung übernahm, war so mit der Verteidigung des Landes gegen die kommunistische Invasion aus dem Norden beschäftigt, dass er keine Zukunftsvision entwickeln konnte. Als die Polizei am 19. April 1960 das Feuer auf demonstrierende Studenten eröffnete und mehr als 180 von ihnen tö¬ tete, griffen die Vereinigten Staaten ein und zwangen Rhee zum Rücktritt. Rhees Sturz kam zwar dem demokra¬ tischen Prozess zugute, führte aber nicht zu einer vollgültigen Demokratie im westlichen Sinne. Die oppositionelle De¬ mokratische Partei kam an die Macht und änderte die Verfassung, so dass die Macht vom Präsidenten auf den Premierminister überging. Der gemässigte Katholik John M. Chang wurde Premierminister, während Yin Posun, Führer der konserva¬ tiven Fraktion derselben Partei, das nur noch repräsentative Amt des Staatsober¬ haupts übernahm. Sie stellten Presse- und Koalitionsfreiheit wieder her, und so¬ gleich entstanden Dutzende neuer politi¬ scher Parteien, Zeitungen, Gewerkschaf¬ ten und anderer Interessengruppen, die die unverzügliche Beseitigung zahlloser Missstände forderten. Angesichts der ständigen Protestveranstaltungen nahezu aller sozialen Gruppen, von den Lehrern über die Bergleute bis hin zu den Polizis¬ ten, war die Regierung gelähmt. Die Studenten, die so viel zur Herstel¬ lung der neuen demokratischen Ordnung beigetragen hatten, machten die Lage noch komplizierter, indem sie eine eigene explosive Forderung aufstellten: die Ver¬ einigung mit dem Norden. Dahinter stand der naive Gedanke, Korea könne ein neutraler Staat werden, wenn der Norden den Stalinismus aufgäbe und der Süden die Amerikaner zum Abzug ihrer Truppen bewegte. Als General Park putschte, stand Süd¬ korea vor der Wahl, einen brutalen Dikta¬ tor zu ertragen, der für Ordnung sorgen konnte, oder die Dinge so weiterlaufen zu Diese Schwäche nutzte Park aus und schuf sich sehr schnell eine politische Ba¬ sis in der Landbevölkerung, indem er sich mit einem pragmatischen Programm wirtschaftlicher Entwicklung identifi¬ zierte. Er sorgte dafür, dass die Fabriken aufs Land gingen und saisonunabhängige Arbeitsplätze bereitstellten. Der Land¬ jugend bot er in der Armee die Mög¬ lichkeit zur Berufsausbildung, so dass die jungen Leute nach der Ableistung des Wehrdienstes mit einer Ausbildung als Fahrer, Zimmermann, Elektriker oder Schlosser nach Hause zurückkehrten. Das ganze Land war auf Wachstum ausge¬ richtet. Von 1961 bis 1980 verdoppelte sich das Pro-Kopf-Einkommen alle fünf Jahre. Von 100 Dollar 1963 schoss es auf 1647 Dollar im Jahr der Ermordung Parks. Und bis 1996, dem Jahr vor der asiatischen Finanzkrise, war es auf 11000 Dollar gestiegen. Aber diese Leistung forderte einen schrecklichen Preis. Die Erfahrung Süd¬ koreas war einzigartig und lässt sich nicht auf das restliche Asien übertragen. Sie bietet eine wertvolle Lektion, wonach wirtschaftliche Entwicklung kaum allein zu haben ist. Vielmehr muss sie mit poli¬ tischer Entwicklung einhergehen, sonst besteht die Gefahr ernsthafter sozialer und politischer Verwerfungen. Anders als die Verfechter «asiatischer Werte» be¬ haupten, schliessen ökonomische und po¬ litische Entwicklung einander nicht aus, sondern sind miteinander verträglich. Angesichts wachsender Proteste gegen die Menschenrechtsverletzungen und die Beschränkung der Presse- und Koali¬ tionsfreiheit unabhängige Gewerk¬ schaften waren gesetzlich verboten - ver¬ liess Präsident Park sich auf immer härtere Gesetze und Massnahmen, um seine Macht zu erhalten. 1972 rief er das Kriegsrecht aus und löste die National¬ versammlung auf, angeblich um den Er¬ folg der in Angriff genommen Yushin(Wiederbelebungs-)Reform zu sichern. Er behauptete, die im Rahmen der Nixon-Doktrin erfolgte Verringerung der amerikanischen Truppenstärke könne den Norden zu einem Angriff verleiten. Mit diesem Argument begründete er ein Not¬ standsrecht, das es ihm gestattete, ein Drittel der Nationalversammlung ohne Wahl mit handverlesenen Abgeordneten zu besetzen. Er änderte die Verfassung, so dass ihm eine unbegrenzte Zahl von Amtsperioden möglich wurde. Er schaffte die Direktwahl des Präsidenten ab und übertrug diese Aufgabe einer Ver¬ sammlung ausgewählter Abgeordneter. Die neue Verfassung verbot sogar jede Forderung in Wort oder Schrift nach einer Direktwahl des Staatsoberhauptes. Die Willkürherrschaft hatte bereits verheerende Ausmasse angenommen. - Im Rahmen einer Hilfsaktion liefert die Europäische Union Saatgut nach Nordkorea. mit einer von korrupten, streitenden und ineffektiven Zivi¬ ewig listen geführten Regierung. Wie kaum anders zu erwarten, entschieden die süd¬ koreanischen Wähler sich für die erste Möglichkeit, nicht aus Liebe zur Militär¬ diktatur, sondern aus Mangel an Alterna¬ tiven. Nur selten haben südkoreanische Poli¬ tiker über die Interessen ihrer Wähler nachgedacht. Anders als in Europa, wo die Politiker aus Interessengruppen her¬ vorgehen, stammen die südkoreanischen Politiker meist aus der städtischen Bil¬ lassen wie bisher, dungsschicht und dort wiederum aus Kreisen der Beamtenschaft oder aus vermögenden Schichten. Da es ihnen an Fachwissen und an der politischen Orien¬ tierung an theoretisch begründeten Al¬ ternativen mangelte, kreiste in der Poli¬ tik alles um Personen, und dies nach Richtgrössen regionaler Herkunft oder Schichtzugehörigkeit. 10 1973 verschleppten südkoreanische Ge¬ heimagenten den Oppositionsführer Kim Dae Jung aus Japan und stellten ihn in Seoul unter Hausarrest. 1979 liess Park den Führer einer anderen Oppo¬ sitionspartei, Kim Young Sam, aus der Na¬ tionalversammlung entfernen, weil er die Vereinigten Staaten aufgefordert hatte, in Südkorea zu intervenieren und bei der Wiederherstellung der demokratischen Ordnung zu helfen. (Beide Kims wurden später selbst zum Präsidenten gewählt.) Wenige Tage nach Kim Young Sams Aus¬ schluss kam es in Pusan und Masan an der Südküste zu heftigen Protesten, und Prä¬ sident Park wurde von Kim Jae Kyu er¬ schossen, dem Chef des Geheimdienstes, dem er rückhaltlos vertraut hatte. Parks Ermordung konnte das militäri¬ sche Establishment nicht dazu bewegen, die Macht abzugeben. Die neuerliche Verhaftung des Dissidentenführers Kim Dae Jung wegen angeblicher Umtriebe zum Sturz der Regierung löste im Mai 1980 in Kwangju, nicht weit von seinem Geburtsort, einen heftigen Aufstand aus. Bei der neuntägigen Erhebung gegen die Zentralregierung wurden 200 Einwohner der Stadt getötet und weitere 2000 ver¬ letzt. In ganz Asien wurde Kwangju zum Symbol für den Kampf um Demokratie: von der People's-Power-Bewegung für Aquino 1983 in Manila über die Studen¬ tenproteste für mehr Demokratie auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Frie¬ dens 1989 und die Studentenproteste 1992 in Bangkok bis hin zu den Studen¬ tendemonstrationen in Jakarta, die Präsi¬ dent Suharto nach 30 Jahren Herrschaft 1998 zur Abdankung zwangen. Nach Parks Tod wurde der pensionierte General Roh Tae Woo zum Präsidenten gewählt. Zuvor hatte man die Direktwahl des Präsidenten wieder eingeführt, und zwar im Gefolge der sogenannten Samte¬ nen Revolution, in der Hunderttausende junger Büroangestellter tagelang friedlich demonstriert und ein Ende der Militär¬ herrschaft gefordert hatten. Darin kulmi¬ nierte ein 30 Jahre währender Kampf um politische Freiheit, dessen Speerspitze die Studenten gebildet hatten, massiv unter¬ stützt von der liberalen christlichen Ge¬ meinde das Landes. Der katholische Kle¬ rus und protestantische Führer spielten eine führende Rolle in der Demokratie¬ bewegung und arbeiteten dort eng mit der Arbeiterschaft zusammen. Da nun eine gewählte Regierung im Amt war, markier¬ ten die Olympischen Spiele 1988 in Seoul für das südkoreanische Volk einen bedeut¬ samen Übergang. Die Entwicklung politischer Vielfalt in Südkorea stellt für Nordkorea eine neue Herausforderung dar, die stalinisti¬ sche Isolation aufzugeben und die Wirt¬ schaft zu reformieren. Der weltweite Zu- sammenbruch des Sozialismus und die Auflösung der Sowjetunion 1991 ver¬ stärkte die bereits tiefgreifende ökonomi¬ sche Krise. Das magere Bruttosozial¬ produkt von 22 Milliarden Dollar (Schätzung der Bank of Korea in Seoul) ist in den letzten zehn Jahren ständig ge¬ sunken, da die ehemaligen sozialistischen Staaten keine Hilfe mehr leisten und auch die minderwertigen Erzeugnisse des Lan¬ des nicht mehr abnehmen. Eine Agrar¬ politik, die Ideologie über Produktivität stellt, hat zusammen mit schlechten Wet¬ terverhältnissen eine verheerende Nah¬ rungsmittelknappheit herbeigeführt und Pyongyang gezwungen, Südkorea, die Vereinigten Staaten, die Vereinten Natio¬ nen und die Europäische Gemeinschaft jährlich um etwa eine Million Tonnen Nahrungsmittel zu bitten. Der Tod des stalinistischen Diktators Kim II Sung 1994 fiel mit dem Beginn einer fünfjährigen Hungersnot zusam¬ men, der nach Schätzungen westlicher Hilfsorganisationen zwei bis drei Millio¬ nen Menschen zum Opfer fielen. Wie verheerend die Lage sein musste, bewie¬ sen Tausende hungriger Nordkoreaner, die auf der Suche nach Nahrung an die chinesische Grenze strömten. Dies ist das Ergebnis einer Politik, die Milliarden Dollar in ein Geheimprojekt zur Ent¬ wicklung von Atomwaffen steckte. In der Genfer Übereinkunft von 1994 erklärte der Norden sich bereit, das Atomwaffen¬ projekt einzustellen; im Gegenzug sollte Südkorea zwei Leichtwasserreaktoren zur Stromerzeugung liefern. Doch im August 1998 schockierte Pyongyang die Welt mit dem Abschuss einer ballistischen Lang¬ streckenrakete, die über Japan hinweg flog. Jetzt fordert Nordkorea zwei Milli¬ arden Dollar als Preis für die Bereitschaft, Entwicklung und Export von Raketen zu suspendieren. Nordkoreas oberster Führer Kim Jong Il spielt mit Washington und Seoul ein gefährliches Spiel, das sich hart am Ab¬ grund bewegt. Wie sein Vater Kim II Sung stützt er sich aufdie Armee, um Re¬ formen abzuwehren. Die Hungersnot und das Unvermögen Chinas, wirksame Hilfe zu leisten, zwingen den 58jährigen Generalsekretär der Kommunistischen Partei und Vorsitzenden des Zentralen Militärausschusses, im Süden um finan¬ zielle Hilfe nachzusuchen. Ein Projekt, das es Südkoreanern ermöglicht, das landschaftlich schöne Kumkang-Gebirge im Norden zu besuchen, bringt dem Norden jährlich 150 Millionen Dollar ein. Hinzu kommt der indirekte Handel mit dem Süden, der im ersten Halbjahr 1999 einen Umfang von 74 Millionen Dollar erreichte. Diese Devisen und die Nahrungsmittelhilfe aus aller Welt, zu der die USA vergangenes Jahr 900 000 Ton¬ nen beisteuerten, hält das Regime in Pyongyang wenige Schritte vom Ab¬ grund. Kim steht vor einem äusserst schwieri¬ gen Dilemma. Die Unfähigkeit, das Land zu reformieren und die Wirtschaft zu öffnen, wie China das verlangt, lässt als Folge stetigen Zerfalls einen Zu¬ sammenbruch des Systems befürchten. Wählt Kim den Weg, den China vor¬ schlägt, hat er möglicherweise die Bevöl¬ kerung bald nicht mehr im Griff. «Das Regime hat überleben können, weil es eine extreme soziale und politische Kon¬ trolle ausübt, den ideologischen Eifer in einer feindlichen Umgebung stärkt, wirt¬ schaftlichen und politischen Nutzen aus einer erpresserischen Politik zieht und eine riesige Militärmaschine unterhält», sagt der russische Experte Vladimir P. Lukin. Amerikanische und südkoreani¬ sche Experten sehen für die Zukunft Nordkoreas drei mögliche Szenarien: Harte Landung: Das Regime bricht zusammen, weil es nicht länger in der Lage ist, eine wirksame politische, ökono¬ mische und soziale Kontrolle aufrecht zu erhalten. Die Endphase dieses Szenarios hängt vom Ausmass der inneren Gewalt ab, was im Extremfall eine Situation Kim jedoch Wirtschaftshilfe und Nah¬ rungsmittellieferungen aus Südkorea und den USA, und das musste auf Dauer seine Legitimation untergraben. Er wäre in im¬ mer stärkerem Masse auf ausländische Hilfe angewiesen und liefe Gefahr, dass enttäuschte Hardliner in Partei oder Ar¬ mee sich gegen ihn erhöben. Keines dieser Szenarien vermag den Norden zu retten. Und keines ist für den Süden angenehm. Präsident Kim Dae Jung verfolgt den Kurs einer sanften Lan¬ dung und hofft, Nahrungsmittelhilfe und Investitionen könnten den Norden von einem zerstörerischen Weg abhalten. Das ist die «Sonnenscheinpolitik», wie Kim Dae Jung sie nennt, weil sie das Klima er¬ wärmen und Pyongyang an den Verhand¬ lungstisch bringen soll. Ein plötzlicher Zusammenbruch der Kim-Regierung ist das letzte, was man in Seoul wünscht, weil die dann erforder¬ lichen Geldmittel astronomische Aus¬ masse erreichen würden. Nach Schätzun¬ gen wären bei einer Vereinigung über einen Zeitraum von zehn bis fünfzehn Jahren mit Kosten in Höhe des zwei- bis dreifachen südkoreanischen Bruttosozial¬ produkts zu rechnen. «Die Summen sind so gross, dass man sie gar nicht erst zu «em&ms** mm m Nordkoreanische Feldarbeiterin. Sorgfältig gepflegte Setzlinge. einschliessen kann, in der verschiedene schätzen braucht», meint ein Analytiker der Regierung. Die Alternative dazu ist eine Politik, die den Norden im Dialog mit dem Süden und den Vereinigten Staaten hält, um ein Abgleiten in die Katastrophe zu verhin¬ dern. Es ist ein Spiel nervösen Beobach¬ ter und Abwartens, bei dem man darauf achtet, dass es nicht allzu weit vom gegen¬ wärtigen Kurs lautstarker, aber nicht durch politische Gruppen oder Regionen gegeneinander kämpfen, während das Land in Chaos und Gewalt versinkt. Wenn das geschieht, könnte daraus ein neuer Verzweiflungsangriff auf den Süden resultieren. Angesichts der Zerstörungs¬ kraft der nordkoreanischen Militär¬ maschine könnte solch ein Angriff kata¬ strophale Folgen für beide Seiten haben. Weiche Landung: Kim führt schritt¬ weise eine kontrollierte Reform durch, um Chaos und Gewalt zu vermeiden. Aber je mehr die Wirtschaft sich erholt und das politische System sich entspannt, desto grösser werden Veränderungsdruck und Unruhe im Volk. Kann eine ge¬ schwächte Partei oder Regierung diese Herausforderung bestehen? Keine Landung: Kim und die Armee versuchen, die Krise ohne nennenswerte Reformen durchzustehen und den Status quo aufrecht zu erhalten. Dazu benötigte 11 » Handlungen unterstützter Drohungen abweicht. Für den Augenblick halten die Vereinigten Staaten und Südkorea Zu¬ ckerbrot und Peitsche bereit: Sie belohnen Nordkorea fur jedes Zeichen der Mässigung, reagieren aber entschlossen auf jede Provokation. Diese Entschlossenheit demonstrierte Seoul etwa, als die Südkoreanische Marine im vergangenen Jahr ein nordkoreanisches Schiff versenkte, das im Gelben Meer das Feuer auf südkoreanisehe Schiffe eröffnet hatte. ¦ a l ; : \ c \ \