PD Dr. Alexander Breder ([email protected]) Georg-August-Universität Göttingen SoSe 2017 Veranstaltungsnummer: 15 133 30200 Organische Experimentalchemie Für Studierende der Humanmedizin, Zahnmedizin und Biologie (Lehramt) Marburg, 28. April 2017 Lösungen zu Übung 1: Atombau und die chemische Bindung Aufgabe: Antwort: 1. Wodurch werden die chemischen 1. Durch die Valenzelektronen Eigenschaften eines Elementes bestimmt? 2. Bitte geben Sie die Elektronenkonfiguration des Natrium- und des Chloratoms an. 3. Was ist die Triebkraft für eine Reaktion zwischen den vorgenannten Elementen? 2. Na: 1s2, 2s2, 2p6, 3s1 (11 El.; 1 VE) Cl: 1s2, 2s2, 2p6, 3s2, 3p5 (17 El.; 7 VE) 3. Erlangung der Edelgaskonfiguration (für Na+ ergibt sich die Konf. des Neons (10 El.) und für Cl– ergibt sich die des Argons (18 El.)) 4. Ordnen Sie die folgenden Atomorbitale in der Reihenfolge ihrer Besetzung und geben Sie 4. 1s2, 2s2, 2p6, 3s2, 3p6, 4s2, 3d10, 4p6 (Elektronenkonfiguration des Kryptons) die maximal mögliche Besetzung mit Elektronen an: 3s, 2p, 3d, 4s, 3p, 1s, 4p, 2s. 2 Lösungen zu Übung 1: Atombau und die chemische Bindung Aufgabe: Antwort: 5. Welche räumliche Struktur hat Ammoniak 5. Da das N-Atom sp3-hybridisiert vorliegt, (NH3)? Begründen Sie Ihre Antwort! besitzt Ammoniak die Struktur eines verzerrten Tetraeders. 6. Formaldehyd hat die Summenformel CH2O. Zu welchem Kohlenwasserstoff weist dieses 6. Formaldehyd ist strukturell analog zu Ethen (C- und O-Atom sind sp2-hybridisiert) Molekül eine strukturelle Analogie auf? Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ammoniak 3 Lösungen zu Übung 1: Atombau und die chemische Bindung Aufgabe: Antwort: 7. Die Reaktion zwischen Kaliumhydroxid (KOH) 7. nein! Blausäure enthält sowohl Kohlenstoff und Blausäure (HCN) liefert das anorganische als auch Wasserstoff in seiner Salz Kaliumcyanid. Handelt es sich bei der Molekülstruktur Blausäure ebenfalls um ein anorganische Molekül? 4 Fazit der Woche 1: Atombau und die chemische Bindung Elektronenkonfigurationen: Orbitale: Hybridisierung und Bindungsbildung 5 3. Wichtige Reaktionsklassen: Allgemeiner Überblick Die vier elementaren Reaktionstypen in der organischen Chemie Substitution: Austausch eines Substituenten durch einen anderen Beispiel: A B + A C C + B C D A B C D Addition: Anlagerung eines Moleküls an eine Mehrfachbindung (Doppel- oder Dreifachbindung) eines anderen Moleküls + C D A B C D A B C D D C A B A B Eliminierung: Formale Abspaltung eines Moleküls aus einer Verbindung unter Ausbildung einer Mehrfachbindung (Doppel- oder Dreifachbindung). Umlagerung: Reaktion, bei der die Bindungen innerhalb eines Moleküls neu ausgerichtet werden (Veränderung der Konnektivität) 3. Grundlegende Reaktionsklassen und wichtige reaktive Intermediate A B + 6 3. Wichtige Reaktionsklassen: Allgemeiner Überblick Einordnung der Reaktionspartner . Radikal: (R ) Beispiele: Teilchen mit mindestens einem ungepaarten Valenzelektron Alkylradikale: R3C Hydroxidion: Alkohole: Amine: HO– ROH RNH2, R2NH, R3N Carbocationen: Proton: Carbonyle: Imine: R3C+ H+ R2C=O R2C=NR‘ Nukleophil: (Nu oder Nu–) Teilchen, das als Elektronenpaardonor (z.B. als Anion oder mit freiem Elektronenpaar oder π-Bindung(en)) neue Bindungen knüpft . . Stickstoffmonoxid: NO .O-O. Sauerstoff: Elektrophil: (E oder E+) Teilchen, das als Elektronenpaarakzeptor (z.B. als Kation oder Gruppe mit stark polarisierten s- oder π-Bindungen) neue Bindungen knüpft 3. Grundlegende Reaktionsklassen und wichtige reaktive Intermediate 7 3. Wichtige Reaktionsklassen: Exemplarische Reaktionen Die vier elementaren Reaktionstypen in der organischen Chemie Beispiel: Substitution: Austausch eines Substituenten durch einen anderen Me Me OH Me HBr Me Me Br + H 2O Me Mechanismus: (X = Abgangsgruppe) Nukleophiler Angriff auf unbesetztes p-Orbital 3. Grundlegende Reaktionsklassen und wichtige reaktive Intermediate 8 3. Wichtige Reaktionsklassen: Exemplarische Reaktionen Die vier elementaren Reaktionstypen in der organischen Chemie Beispiel: Substitution: Austausch eines Substituenten durch einen anderen Me Me OH Me HBr Me Me Br + H 2O Me Addition: Anlagerung eines Moleküls an eine Mehrfachbindung (Doppel- oder Dreifachbindung) eines anderen Moleküls Relevante Orbitalwechselwirkungen: π* Br Br H H H H freies Elektronenpaar σ* Br Br Br Br π H H H H 3. Grundlegende Reaktionsklassen und wichtige reaktive Intermediate Br Br 9 3. Wichtige Reaktionsklassen: Exemplarische Reaktionen Die vier elementaren Reaktionstypen in der organischen Chemie Beispiel: Substitution: Austausch eines Substituenten durch einen anderen Me Me OH HBr Me Me Br + H 2O Me Me Addition: Anlagerung eines Moleküls an eine Mehrfachbindung (Doppel- oder Dreifachbindung) eines anderen Moleküls Eliminierung: Formale Abspaltung eines Moleküls aus einer Verbindung unter Ausbildung einer Mehrfachbindung (Doppel- oder Dreifachbindung). 3. Grundlegende Reaktionsklassen und wichtige reaktive Intermediate σ C–H H Me Me σ*C–X Me Base Me –X X Me Me + H Base Me Me 10 3. Wichtige Reaktionsklassen: Exemplarische Reaktionen Die vier elementaren Reaktionstypen in der organischen Chemie Beispiel: Substitution: Austausch eines Substituenten durch einen anderen Me Me OH HBr Me Me Br + H 2O Me Me Addition: Anlagerung eines Moleküls an eine Mehrfachbindung (Doppel- oder Dreifachbindung) eines anderen Moleküls Eliminierung: Formale Abspaltung eines Moleküls aus einer Verbindung unter Ausbildung einer Mehrfachbindung (Doppel- oder Dreifachbindung). Umlagerung: Reaktion, bei der die Bindungen innerhalb eines Moleküls neu ausgerichtet werden (Veränderung der Konnektivität) 3. Grundlegende Reaktionsklassen und wichtige reaktive Intermediate σ C–H H Me Me σ*C–X Me Base Me –X X O Me Me + H Base Me Me OH Hitze 11 4. Alkane: Definition und Eigenschaften Definition: Als Alkane bezeichnet man die Stoffgruppe der gesättigten (keine Mehrfachbindung!), acyclischen (keine Ringstrukturen!) Kohlenwasserstoffe, deren Vertreter nur aus den beiden Elementen Kohlenstoff (C) und Wasserstoff (H) bestehen und die sich über die Summenformel CnH2n+2 beschreiben lassen. Name: Methan Ethan Propan Butan 4. Alkane Valenzstrichformel: Summenformel: H H C H H CH4 H H H C C H H H C2H6 H H H H C C C H H H H H H H H H C C C C H H H H H Skelettformel: Kugel-Stab-Modell: C3H8 C4H10 12 4. Alkane: Physikalische Eigenschaften Name: Summenformel: Mol.-Masse: Smp. [°C]. Sdp. [°C] Dichte Methan CH4 16,04 g·mol−1 –182 –162 Ethan C2H6 30,07 g·mol−1 –183 –89 Propan C3H8 44,10 g·mol−1 –188 –42 n-Butan C4H10 58,12 g·mol−1 –138 0 n-Pentan C5H12 72,15 g·mol−1 –130 36 0,626 g/cm3 n-Hexan C6H14 86,18 g·mol−1 –95 69 0,659 g/cm3 n-Heptan C7H16 100,2 g·mol−1 –91 98 0,684 g/cm3 n-Octan C8H18 114,2 g·mol−1 –57 126 0,703 g/cm3 n-Nonan C9H20 128,3 g·mol−1 –54 151 0,718 g/cm3 n-Decan C10H22 142,3 g·mol−1 –30 174 0,73 g/cm3 n-Undecan C11H24 156,3 g·mol−1 –26 196 0,74 g/cm3 n-Dodecan C12H26 170,3 g·mol−1 –10 216 0,75 g/cm3 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Alkane 4. Alkane 13 4. Alkane: Schmelz- und Siedepunkte Siedepunkte: Die Siedepunkte (Sdp.) der geradkettigen Alkane steigen regelmäßig mit zunehmender C-Zahl. Die Schmelzpunkte (Smp.) der Alkane steigen mit wachsender Kettenlänge unter Wechsel von stärkerem und schwächerem Anstieg der Schmelzpunkte. Geradzahlige Alkane schmelzen relativ zu ihrer Atommasse bei höheren Temperaturen als ungeradzahlige (odd-even-Effekt). Begründung: Bessere Packung und höhere Ordnung bei geradzahligen Ketten; Zwischen den Alkan-Ketten wirken Van-der-Waals Kräfte (London-Kräfte, Abstandsabhängigkeit 1/r6). Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50293855 4. Alkane Temp. [C°] Die Unterschiede zwischen den Siedepunkten benachbarter Glieder der homologen Reihe werden in Richtung der höheren Verbindungen geringer (Bedeutung für Trennung durch Destillation!). Anzahl der C-Atome = Sdp. = Smp. 14 4. Alkane: Schmelz- und Siedepunkte London-Kräfte: London-Kräfte (benannt nach Fritz Wolfgang London) sind schwache Anziehungskräfte zwischen unpolaren Molekülen und Atomen, die durch spontane Polarisation eines Teilchens und dadurch induzierte Dipole in benachbarten Teilchen entstehen. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Van-der-Waals-Kräfte 4. Alkane 15 4. Alkane: Isomerie bei Alkanen H 3C CH3 n-Butan C4 CH3 H 3C CH3 Isobutan (2-Methylpropan) H 3C CH3 n-Pentan Sdp. [C°] Smp. [C°] n-Butan 0.5 –138.3 Isobutan 11.7 –159.4 C5 n-Pentan 36.1 –129.8 Isopentan 29.9 –159.9 Neopentan 9.4 –16.0 4. Alkane CH3 CH3 H 3C CH3 H 3C Isopentan (2-Methylbutan) C6 CH CH3 3 Neopentan (2,2-Dimethylpropan) Sdp. [C°] Smp. [C°] n-Hexan 68.7 –95.3 2-Methylpentan 60.3 –153.6 3-Methylpentan 63.3 –118.0 2,2-Dimethylbutan 49.7 –100.0 2,3-Dimethylbutan 58.0 –128.4 16 4. Alkane: Isomerie bei Alkanen Zahl der Konstitutionsisomere Zahl der Konstitutionsisomere und Konfigurationsisomere Methan Ethan Propan n-Butan n-Pentan n-Hexan 1 1 1 2 3 5 1 1 1 2 3 5 n-Heptan n-Octan n-Nonan 9 18 35 11 24 55 n-Decan 75 136 > 4.11 · 109 … ca. 6.25 · 1013 … Name: n-Triacontan (C30H62) n-Tretracontan (C40H82) Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Alkane 4. Alkane 17 4. Alkane: Nomenklatur der Alkylreste (Seitenketten) Regeln: 1. Abstraktion eines H-Atoms von einem Alkan (CnH2n+2) ergibt ein Kohlenwasserstoffradikal (CnH2n+1), das Alkyl-Radikal genannt wird. Aliphatische Seitenketten lassen sich ebenfalls über die letztgenannte Summenformel beschreiben, sodass... 2. die Namen der Seitenketten in verzweigten Alkanen sich vom Stammnamen der Seitenkette und der Endung für Radikale (–yl) ableiten. Methyl Me Ethyl Et Propyl Pr Butyl Bu 4. Alkane H 3C H 3C Isoprpyl i-Pr H 3C H 3C sec-Butyl s-Bu H 3C H 3C H 3C CH3 Isobutyl i-Bu tert-Butyl t-Bu H3C CH3 H 3C H 3C H 3C = primäres C-Atom = sekundäres C-Atom = tertiäres C-Atom = quartäres C-Atom 18 4. Alkane: Nomenklatur der Alkylreste (Seitenketten) Systematische Benennung: C-Atome in der Kette Stammname Präfix (Seitenkette) Verbindungsname (Suffix = an) generisch Alk Alkyl- Alkan 1 Meth Methyl- Methan 2 Eth Ethyl- Ethan 3 Prop Propyl- Propan 4 But Butyl- Butan 5 Pent Pentyl- Pentan 6 Hex Hexyl- Hexan 7 Hept Heptyl- Heptan 8 Oct Octyl- Octan 9 Non Nonyl- Nonan 10 Dec Decyl- Decan 4. Alkane 19 4. Alkane: Rotation um die C–C s-Bindung Torsionswinkel 𝝓 (Diederwinkel) zwischen den Wasserstoffen von 180° NewmanProjektion Torsionswinkel 𝝓 (Diederwinkel) zwischen den Wasserstoffen von 0° G. Solomons, C. Fryhle, Organic Chemistry, Wiley New York, 2000. 4. Alkane 20 4. Alkane: Die Konformation Definition: Die Konformation eines organischen Moleküls beschreibt die räumliche Anordnung seiner Atome, die durch die Drehbarkeit um σ-Bindungen resultiert. 60° Moleküle mit gleicher Konfiguration, die sich jedoch in der spezifischen Anordnung der Atome unterscheiden und in einem Energieminimum liegen, bezeichnet man als Konformere. Die Untersuchung der Abhängigkeit physikalischer und chemischer Eigenschaften von bevorzugten Konformationen wird Konformationsanalyse genannt. Kugel-StabModell 60° H H H 60° H H NewmanProjektion HH H H H H SägebockProjektion H a) E. F. Eliel, Angew. Chem. 1965, 77, 784; b) G. Solomons, C. Fryhle, Organic Chemistry, Wiley New York, 2000. 4. Alkane 21 4. Alkane: Die Konformation Gestaffelte Konformationen (engl. staggered) sind energieärmer als die ekliptischen Konformationen (engl. eclipsed). Die Energiebarriere für die Rotation um C–C-Einfachbindung ist jedoch zu gering, um bei Raumtemperatur Konformere trennen zu können. Für die Isolierung von Konformeren ist eine Rotationsbarriere von mindestens 100 kJ/mol erforderlich. P. Y. Bruice, Organische Chemie, Pearson, 2007 4. Alkane 22 4. Alkane: Die Konformation und die Hyperkonjugation Verantwortlich für die Stabilisierung der gestaffelten Konformation ist die Wechselwirkung von C–H σ-Bindungsorbitalen mit C–H σ*-Bindungsorbitalen der benachbarten (vicinalen) C–H Bindung. Diese Delokalisation von Elektronendichte wird (negative) Hyperkonjugation genannt. ekliptisch s C–H H H s C–H H H Pauli-Austausch (abstoßend) 4. Alkane s gestaffelt C–H H H s* C–H H H destabilisierende Hyperkonjugation s C–H H H H H s* C–H stabilisierende Hyperkonjugation (anziehend) 23 4. Alkane: Die Konformation und die Hyperkonjugation Relevante Konformationen des n-Butans: J. Clayden, N. Greeves, S. Warren, Organische Chemie, 2. Ed., 2013, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 4. Alkane 24 4. Alkane: Die Konformation und die Hyperkonjugation Verantwortlich für die Stabilisierung der gestaffelten Konformation ist die Wechselwirkung von C–H σ-Bindungsorbitalen mit C-H σ*-Bindungsorbitalen der benachbarten C–H Bindung. Diese Delokalisation von Elektronen wird (negative) Hyperkonjugation genannt. J. Clayden, N. Greeves, S. Warren, Organische Chemie, 2. Ed., 2013, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 4. Alkane 25 4. Alkane: Nomenklatur der Cycloalkane Regel: Die Namen der Cycloalkane werden aus denjenigen der entsprechenden n-Alkane mit gleicher Kohlenstoffanzahl durch die Vorsilbe Cyclo gebildet. Die Cycloalkane ohne Seitenketten bilden eine homologe Reihe mit der allgemeinen Summenformel CnH2n, wobei n ≥ 3 ist. Cyclopropan Cyclobutan Cyclopentan Cyclohexan Cycloheptan Cyclooctan Regeln bei substituierten Cycloalkanen: 1. 2. 3. Wenn der Ring Alkylsubstituenten trägt, ist der Ring in der Regel die Stammverbindung Zwei oder mehrere Ringsubstituenten werden in alphabetischer Reihenfolge angegeben Die Ringsubstituenten werden mit den kleinst möglichen Ziffern belegt Me Me Me Me 4-Ethyl-2-methyl-1-propylcyclohexan Me Me 1,1,2-Trimethylcyclopentan Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Cycloalkane#Nomenklatur 4. Alkane 26 4. Alkane: Physikalische Eigenschaften der Cycloalkane Aufgrund der Abweichung von der durch die sp3-Hybridisierung vorgegebenen Tetraedergeometrie kommt es bei kleinen und mittelgroßen Cycloalkanen (C-Zahl 3 und 4 bzw. 8-16) zur sogenannten Winkelspannung, die mit einer geringeren Überlappung der sp3-Hybridorbitale in den endocyclischen σ-Bindungen einhergeht. Im Beispielsfall des Cyclopropans werden die resultierenden C–C Bindungen auch Bananenbindungen genannt. Im Cyclopropan liegen alle C–H σ-Bindungen ekliptisch und das Molekül mithin planar (flach) vor. Bananenbindungs-Modell Cyclopropan Abweichung von der Planarität im Cyclobutan und Cyclopentan (Briefumschlag-Konformation). Cyclobutan Cyclopentan Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Cycloalkane#Nomenklatur 4. Alkane 27 4. Alkane: Physikalische Eigenschaften der Cycloalkane Verbrennungswärmen repräsentativer n-Alkane J. Clayden, N. Greeves, S. Warren, Organische Chemie, 2. Ed., 2013, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 4. Alkane 28 4. Alkane: Physikalische Eigenschaften der Cycloalkane Ermittlung der Spannungsenergie in Cycloalkanen Cyclopropan 4. Alkane Cyclobutan Cyclopentan Cyclohexan Valenzwinkel im Ring (°) 60 90 ca. 108 109.5 ValenzwinkelDeformation gegenüber 109.5° 49.5 19.5 ca. 1.5 0 Verbrennungswärme pro CH2-Gruppe (kJ/mol) [kcal/mol] 697 [166.6] 686 [164.0] 664 [158.7] 659 [157.5] Spannungsenergie pro CH2-Gruppe (kJ/mol) [kcal/mol] 38 [9.1] 27 [6.5] 5 [1.2] ∼0 [∼0] 29 4. Alkane: Konformationsanalyse bei Cycloalkanen Axiale und äquatoriale Orientierung im Cyclohexanring = axiale Position = äquatoriale Position G. Solomons, C. Fryhle, Organic Chemistry, Wiley New York, 2000. 4. Alkane 30 4. Alkane: Konformationsanalyse bei Cycloalkanen Ringinversion des Cyclohexanrings durch Rotation um C–C s-Bindungen a) P. Y. Bruice, Organische Chemie, Pearson, 2007; b) J. Clayden, N. Greeves, S. Warren, Organische Chemie, 2. Ed., 2013, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 4. Alkane 31 4. Alkane: Konformationsanalyse bei Cycloalkanen Profil der relativen Energielagen bei Ringinversion des Cyclohexans G. Solomons, C. Fryhle, Organic Chemistry, Wiley New York, 2000. 4. Alkane 32 4. Alkane: Konformationsanalyse bei Cycloalkanen Analyse der Boot-Konformation G. Solomons, C. Fryhle, Organic Chemistry, Wiley New York, 2000. 4. Alkane 33 4. Alkane: Konformationsanalyse beim Methylcyclohexan Axiale vs. äquatorialer Orientierung des Me-Substiuenten P. Y. Bruice, Organische Chemie, Pearson, 2007 4. Alkane 34 4. Alkane: A-Werte diverser Substituenten im Cyclohexanring 1,3-diaxiale Wechselwirkung R steht äquatorial H H H H R R R steht axial Substituent DG0 [kJ/mol] Substituent DG0 [kJ/mol] DG0 [kJ/mol] Isomerenverhältnis H 0 F 1.05 0 50:50 Me 7.12 Cl 2.18 2.7 75:25 Et 7.33 Br 2.30 5.4 90:10 i-Pr 9.21 I 1.93 7.3 95:5 t-Bu ~ 21 HO 3.94 11.4 99:1 HOOC (Carbonsäure) 5.90 H3CO 3.14 21 99.99:0.01 MeOOC (Methylester) 5.40 H2N 5.86 4. Alkane 35 4. Alkane: Disubstituierte Cyclohexanringe H3C CH3 H H CH3 H H H H H CH3 CH3 H CH3 1,1-Dimethylcylohexan CH3 H H 3C H H H CH3 H CH3 H3CH H H H H 3C CH3 H H trans-1,4-Dimethylcylohexan 4. Alkane CH3 (vgl. Beispiel links) H H H H 3C cis-1,4-Dimethylcylohexan H CH3 Befinden sich die Substituenten jedoch relativ zueinander auf gegenüberliegenden Seiten dieser Ebene, dann werden sie als trans-ständig bezeichnet. CH3 H Regel: Wenn hypothetisch alle C-Atome eines Cycloalkans in einer gedachten Ebene liegen, dann werden Substituenten, die sich relativ zueinander auf derselben Seite dieser Ebene befinden (egal ob oberhalb oder unterhalb) als cis-ständig bezeichnet. CH3 36 4. Alkane: Anellierte Cycloalkane (polycyclische Alkane) trans-Bicyclo[4.4.0]decan (trans-Decalin) cis-Bicyclo[4.4.0]decan (cis-Decalin) H H H H Ringinversion nicht möglich H H 4. Alkane 37 4. Alkane: Von-Baeyer-Nomenklatur polycyclischer Alkane Regeln: 1. Bestimmung des numerischen Präfix (Bi-, Tri- etc.) 2. Einfügen der Silbe „cyclo“ 3. Angabe der Anzahl der Brückenglieder beginnend mit der größten Zahl x in Form [x.y.z ...] 4. Angabe des Stammnamens des analogen n-Alkans (z.B. bei 8 C-Atomen im Polycyclus „oct“) 5. Angabe des Suffix (Verbindungsname; z.B. bei reinen Kohlenwasserstoffen „an“, da es sich im die Klasse der Alkane handelt) H H H H H cis-Bicyclo[3.3.0]octan 4. Alkane trans-Bicyclo[3.3.0]octan H cis-Bicyclo[4.3.0]nonan Bicyclo[2.2.1]heptan (Norbornan) 38 4. Alkane: Cycloalkane in der Natur – Steroide Cycloalkane Natürliche Steroide kommen in Tieren, Pflanzen und Pilzen vor. Ihre biochemischen Aufgaben reichen von Natürlich vorkommende Cycloalkane Vitaminen und Hormonen (z.B. Androgene, Estrogene) über Gallensäure und Krötengifte bis zu den herzaktiven Giften von Fingerhut und Oleander. In Tieren und im menschlichen Organismus stellt Das Cholesterol‐Grundgerüst besteht aus polyanellierten 5‐ und 6‐Ringen Cholesterin das wichtigste Steroid dar. Aus Cholesterin werden Lipoproteine und Steroidhormone aufgebaut. Hormonen, Vitamine, Lipide,… O OH H H H H HO H H H H H H O Cholesterin Membranlipid, ubiquitär im allen Zelltypen und tierischen Organismen Testosteron Männliches Sexualhormon H HO H O Progesteron Schwangerschaftshormon H H H Cholesterin 68 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Zellmembran 4. Alkane 39 Übung 2: Struktur und Nomenklatur von Alkanen Aufgaben: 1. Zeichnen Sie die Strukturen folgender Verbindungen: 2,4‐Dimethylpentan, 4,8‐Diethyl‐2,5,9‐trimethylundecan und 2-Ethyl-1-methyl-4-(1-ethyl-2-methylbutyl)cyclohexan. 2. Geben Sie die Strukturformeln der neun Konstitutionsisomere des Heptans an und benennen Sie diese nach den IUPAC-Nomenklaturregeln! 3. Geben Sie die Summenformel, Valenzstrichformel und Skelettformel von Cyclopentan an. Zeichnen Sie zudem die energieärmste Konformation von Propan in der Sägebock- und NewmanProjektion. 4. Welche Sesselkonformation wird Ihrer Ansicht nach im cis-1-Chlor-4-(1-methylethyl)cyclohexan vorliegen? Begründen Sie Ihren Vorschlag. 40