M E D I Z I N ZUR FORTBILDUNG Helmut K. Wolf Otmar D. Wiestler Die Neuropathologie chronischer pharmakoresistenter Epilepsien rotz der großen Durch die in letzter Zeit zunehmende Verbreitung operativer Ver- Reihe von BesonderFortschritte in heiten auf und unterder Pharmako- fahren in der Behandlung von Patienten mit pharmakoresistenter scheidet sich ganz therapie von Epilepsie gelangen vermehrt epilepsiechirurgische Resektate zur grundlegend von dem Epilepsien bleibt die des allgemeinen neumedikamentöse An- neuropathologischen Untersuchung. In der überwiegenden Zahl der rochirurgischen Einfallskontrolle bei etwa Fälle lassen sich feingewebliche Veränderungen nachweisen. Die gangsgutes. 20 Prozent aller EpilepGrundsätzlich unhierbei erhobenen Befunde sind für ein besseres Verständnis der Pa- terscheiden siepatienten unzureiwir zwichend (6). Bei vielen thogenese von humanen Epilepsien von sehr großer Bedeutung. schen fokalen Läsiodieser Patienten läßt nen (wie zum Beispiel sich eine Anfallsfreiheit dennoch ten einer Ammonshornsklerose so- Tumoren, Fehlbildungen und Nardurch eine Resektion des epilepto- wie die größere Häufigkeit von Tu- ben) auf der einen Seite und der genen Areals erzielen (7, 11, 25). moren bei der Temporallappenepi- Ammonshornsklerose andererseits, Diese chirurgische Epilepsietherapie lepsie. einer für viele Temporallappenepihat in den letzten Jahlepsien charakteristiTabelle 1 ren weltweit an Bedeuschen neuropathologitung gewonnen, was schen Veränderung. Neuropathologische Befunde bei 531 konsekutiven Resektionspräparaten von sich unter anderem im ) Patienten mit chronischer pharmakoresistenter Epilepsie.* Auf- und Ausbau interdisziplinärer epilepsieGlioneuronale Diagnose Anzahl Prozent chirurgischer Zentren Tumoren Tumor 161 30,3 widerspiegelt. 117 22,0 Ammonshornsklerose**) Tabelle 1 gibt einen Hierdurch stehen Glioneuronale Fehlbildung 89 16,8 Überblick über die häusomit zum ersten Mal in Kavernom 25 4,7 figsten fokalen Läsiogrößerem Umfang epiAndere Gefäßläsionen 11 2,1 nen. Das Auftreten von lepsiechirurgische ReAlte Infarkte oder Nekrosen 18 3,4 Tumoren bei einem sektate für eine histoGliale oder gliomesodermale Narbe 14 2,6 Drittel aller Patienten pathologische UntersuPorus 9 1,7 erscheint in Anbetracht chung zur Verfügung, Hemiatrophie und Gliose 6 1,1 des eminent chroniwobei durch sehr aufRasmussen-Enzephalitis 5 0,9 schen Leidens zunächst wendige klinische, elekEnzephalitis, wahrscheinlich viral 4 0,8 überraschend. Eine detrophysiologische und Alte Abszeßwand 3 0,6 taillierte Aufschlüsseneuroradiologische UnAltes Hämatom 3 0,6 lung der Tumordiagnotersuchungen sichergeAndere Befunde 22 4,1 sen (Tabelle 2) zeigt stellt ist, daß das unaber, daß es sich großentersuchte Gehirnareal *) Bei einigen Patienten fanden sich mehrere verschiedene Läsionen. teils um ungewöhnliche, tatsächlich auch die epi**) In präparatorisch gut erhaltenen Resektaten von Patienten mit Temporalniedriggradige Tumoren leptogene Zone entlappenepilepsie wird eine Ammonshornsklerose in etwa 70 Prozent der (WHO-Grad I) handelt, hält. Eine präzise BeFälle beobachtet. die bei Patienten ohne stimmung des epileptoEpilepsie nur selten begenen Areals bei den autoptischen Untersuchungen ist im Im folgenden möchten wir an- obachtet werden. Maligne Tumoren Gegensatz dazu kaum möglich (12, hand unserer Erfahrungen mit über (WHO-Grad III oder IV) kommen 17, 18, 26). 500 epilepsiechirurgischen Resekta- bei chronischen Epilepsiepatienten Aufgrund von klinischen, elek- ten aus dem Bonner Epilepsiezen- kaum vor. Gangliogliome gehören zu den trophysiologischen, neuroradiologi- trum häufige und charakteristische häufigsten Tumoren bei chronischer schen und neuropathologischen Be- Befunde vorstellen. funden werden fokale Epilepsien in Das Spektrum der epilepsieas- Epilepsie. Ihre Vorzugslokalisation ist Temporallappenepilepsien und sol- soziierten Veränderungen weist eine der mediale Temporallappen (Abbildung 1). Häufig findet man eine zyche mit einem extratemporalen Anfallsursprung unterteilt. Neuropa- Institut für Neuropathologie (Direktor: Prof. Dr. stenähnliche Komponente, die bethologisch unterscheiden sie sich ins- med. Otmar D. Wiestler) der Rheinischen reits im Kernspintomogramm sichtbar wird. Feingeweblich sind Ganbesondere durch das häufige Auftre- Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn T A-2544 (42) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 40, 4. Oktober 1996 M E D I Z I N ZUR FORTBILDUNG gliogliome aus einem Flechtwerk von astrozytären und neuronalen Anteilen zusammengesetzt. Die neuronale Komponente besteht aus hochdiffe- als eigenständige Erscheinungsform beschrieben wurden (4). Fast alle DNT gehen mit chronischen fokalen Epilepsien einher. Es handelt sich meist um Tabelle 2 Histopathologische Klassifikation von 148 Tumoren bei 531 Patienten mit chronischer therapierefraktärer Epilepsie Diagnose Gangliogliom (WHO-Grad I oder II) Pilozytisches Astrozytom (WHO-Grad I) DNT*) (WHO-Grad I) Astrozytom (WHO-Grad II) Oligodendrogliom (WHO-Grad II) Oligoastrozytom (WHO-Grad II) Pleomorphes Xanthoastrozytom (WHO-Grad II) Subependymales Riesenzellastrozytom (WHO-Grad I) Anaplastisches Gangliogliom (WHO-Grad III) Anaplastisches Astrozytom (WHO-Grad III) Anaplastisches Oligodendrogliom (WHO-Grad III) Summe *) DNT: dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor Anzahl Prozent 71 27 18 15 14 10 2 1 1 1 1 44,1 16,8 11,2 9,3 8,7 6,2 1,2 0,6 0,6 0,6 0,6 161 100,0 aktiv sind, konnte in einigen Fällen die Expression von Proliferationsmarkern immunhistochemisch nachgewiesen oder ein langsames Wachstum radiologisch dokumentiert werden (5, 16, 29). Die Prognose ist nach chirurgischer Entfernung günstig. Auch DNT sind häufig mit Migrationsstörungen assoziiert. Glioneuronale Fehlbildungen Im Gegensatz zu Tumoren zeigen glioneuronale Fehlbildungen eine erheblich geringere Zelldichte und eine fehlende Wachstumstendenz. Histologisch lassen sich zwei Formen unterscheiden. Tuberöse skleroseähnliche glioneuronale Hamartome Es handelt sich um makroskopisch sichtbare Läsionen von bis zu mehreren Zentimetern Größe, die die Rinde und das subkortikale Marklager betreffen und meist neuroradiologisch erkannt werden. Die meisten dieser Hamartome liegen im Frontallappen. Es können jedoch auch andere Rindenareale betroffen sein. Histologisch findet man weitgehend regellos angeordnete übergroße und atypische Ganglienzellen, renzierten, aber regellos angeordneten multinoduläre Läsionen mit einer proGanglienzellen mit reichlich Zytoplas- minenten oligodendroglial erscheinenma, Nissl-Substanz, großen Nukleolen den Komponente, weshalb DNT lange und einem komplexen Netzwerk neu- Zeit als Oligodendrogliome verkannt ronaler Fortsätze. Gelegentlich findet wurden (Abbildung 2). In geringerer man zweikernige Ganglienzellen. Un- Zahl finden sich Astrozyten und hochtersuchungen der Proliferationskine- diffenzierte Ganglienzellen, die oft in tik von Gangliogliomen zeigen, daß le- einer myxoiden Matrix gelegen sind diglich die astrozytäre Komponente und keine wesentliche Zellatypie zeiproliferiert, während die neuronale gen. Während viele DNT mitotisch inKomponente mitotisch inaktiv ist (19, Abbildung 1: Ganglio28). Möglicherweise gliom; oben links: Tuentstehen Ganglio- mor im rechten Temgliome durch eine porallappen bei eineoplastische Trans- nem Sektionspräparat. Typisch ist das zyformation der astrostenähnliche Zentrum zytären Komponente der Läsion; oben einer vorbestehenden rechts: Links temglioneuronalen Fehl- poromedial gelegebildung. Dies wür- nes Gangliogliom im de erklären, warum T2-gewichteten KernGangliogliome häufig spintomogramm mit mit einer langen An- unterschiedlich sifallsanamnese einher- gnal-angehobenen Tugehen und neben dem moranteilen (Pfeile); Tumor nicht selten unten links: Histolokleine glioneuronale gie des GanglioFehlbildungen auftre- glioms: Zahlreiche ten. Dysembryopla- große Ganglienzellen stische neuroepithe- sind in einer astrozyliale Tumoren (DNT) tären Matrix gelegen sind seltene Läsionen, (HE-Färbung); unten rechts: Gangliogliom in der immunhistochemischen Darstellung von Neurofilament-Protein. Die zahlreichen, zum die erst im Jahr 1987 Teil abnorm aufgetriebenen Axone, die den Tumor durchziehen, sind braun dargestellt. Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 40, 4. Oktober 1996 (45) A-2545 M E D I Z I N ZUR FORTBILDUNG große Astrozyten und ballonierte mehrkernige Riesenzellen mit einem aufgetriebenen, blaß-eosinophilen Zytoplasma (Abbildung 2b). Neuere immunhistochemische und ultrastrukturelle Untersuchungen zeigen, daß zumindest ein Teil dieser ballonierten Zellen neuronal differenziert ist (10, 30). Trotz dieser histopathologischen Merkmale, die von einem kortikalen Tuber bei tuberöser Sklerose nicht sicher zu unterscheiden sind, finden sich bei den betroffenen Patienten in aller Regel keine weiteren Stigmata für eine tuberöse Sklerose. Ob es sich bei diesen Läsionen um eine Minimalvariante (forme fruste) einer tuberösen Sklerose oder um eine eigenständige Entität (fokale kortikale Dysplasie) handelt, ist zur Zeit unklar. Es empfiehlt sich, bei einem entsprechenden histopathologischen Befund die Patienten gründlich im Hinblick auf weitere subtile Stigmata für eine tuberöse Sklerose zu untersuchen. embryonalen Form des neuralen Zelladhäsionsmoleküls (Abbildung 2c) darauf hinweist, daß solche Hamartien als Folge von Migrationsstörungen bei der Wanderung neuraler Vorläuferzellen von der periventrikulären Keimschicht in die Rinde auftreten (29). Hypothese zur Epileptogenese glioneuronaler Läsionen Zerebrale Gangliogliome und DNT sowie glioneuronale Hamartien und Hamartome sind fast immer mit chronischen Epilepsien assoziiert und a Glioneuronale Hamartien Hierbei ist die einzelne Läsion nur wenige Millimeter groß und besteht aus Oligodendroglia-ähnlichen Zellen mit kleinen runden Kernen und einem optisch leeren Hof sowie regellos eingestreuten hochdifferenzierten Ganglienzellen und vereinzelten Astrozyten. Diese Läsionen werden ganz überwiegend im Temporallappen angetroffen und können in der grauen oder weißen Substanz oder an der Rinden-Mark-Grenze gelegen sein. Häufig sind zahlreiche Einzelläsionen in kleinen Gruppen mit einem angedeutet radiären Verteilungsmuster angeordnet, was ebenso wie die starke Expression der b c Abbildung 2: Andere glioneuronale Läsionen; 2a: Dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor. Die oberflächliche Lage, der noduläre Bau und die mikrozystische Matrix sind charakteristisch für diesen Tumor (HE-Färbung); 2b: Glioneuronales Hamartom mit tuberösem skleroseähnlichem Bau: Man erkennt zahlreiche abnorm große, regellos angeordnete Ganglienzellen sowie Riesenzellen mit einem blaß-eosinophilen Zytoplasma (Pfeile; HE-Färbung); 2c: Glioneuronale Hamartien in der immunhistochemischen Darstellung der embryonalen Form des Neuralzelladhäsionsmoleküls (MAk 735; Übersichtsvergrößerung). Braun dargestellt sind multiple mikroskopisch kleine Läsionen, die in Verbänden mit einem angedeutet streifenartigen Muster angeordnet sind. treten bei Patienten ohne Epilepsie nur äußerst selten auf. Dies weist auf ein sehr großes epileptogenes Potential hin. Es erscheint daher möglich, daß die Ganglienzellkomponente dieser Läsionen auf neurochemischem oder elektrophysiologischem Wege direkt an der Auslösung epileptogener Potentiale beteiligt ist. Diese Hypothese wird durch den Nachweis von Neurotransmitter-Rezeptor-Untereinheiten, Neu- A-2546 (46) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 40, 4. Oktober 1996 rotransmitter-produzierenden Enzymen und Neuromodulatoren in glioneuronalen Tumoren, Hamartien und Hamartomen gestützt (30). Andere Tumoren und fokale Läsionen Pilozytische Astrozytome, niedriggradige diffus infiltrierende Astrozytome, Oligodendrogliome, Kavernome und narbige Defektzustände sind weitere häufige Befunde bei chronischen Epilepsiepatienten. Sie unterscheiden sich histopathologisch nicht von denen bei Patienten ohne Epilepsie und sollen daher hier nicht im einzelnen dargestellt werden. Man geht davon aus, daß die epileptogene Aktivität in der Umgebung dieser Läsionen durch verschiedene Mechanismen ausgelöst werden kann. Hierzu zählen die Unterbrechung von Faserverbindungen umschriebener Kortexareale, die direkte physikalische Einwirkung der Läsion auf den umgebenden Kortex, eine Einengung des Extrazellularraums, Verschiebungen der IonenHomöostase oder eine unzureichende Inaktivierung von Neurotransmittern. Immunhistochemisch konnten abnorme Verteilungsmuster von inhibitorischen oder exzitatorischen Neurotransmittern und NeurotransmitterRezeptoren im periläsionellen Gewebe nachgewiesen werden, die möglicherweise durch eine vermehrte neuronale Erregung, den Verlust hemmender Impulse oder durch eine Hypersynchronisation epileptogene Entladungen auslösen können (6, 9, 22, 23, 31). Rasmussen-Enzephalitis Erkenntnisse der letzten beiden Jahre haben zu einem grundlegend neuen Verständnis der RasmussenEnzephalitis, einer ungewöhnlichen entzündlichen Erkrankung bei jungen Patienten mit therapierefraktärer Epilepsie geführt. Diese seltene, chronisch progrediente Enzephalitis des Kindesalters, die ausschließlich oder überwiegend auf nur eine Großhirn-Hemisphäre beschränkt ist und nach mehrjährigem Verlauf zu einer unilateralen Großhirnatrophie führen kann, wurde 1958 von Rasmussen et al. erstmals be- M E D I Z I N ZUR FORTBILDUNG schrieben (20). Klinisch geht das als wesentliches pathologisch-anatoKrankheitsbild mit fokalen epilepti- misches Substrat eine Ammonsschen Anfällen, progredienten neuro- hornsklerose. Unabdingbar für die hilogischen Defiziten bis hin zur Hemi- stopathologische Diagnose einer Amparese und einer progredienten De- monshornsklerose ist ein präparatomenz einher. Die chirurgische The- risch intaktes Resektat, in dem die rapie besteht meist in einer funktionel- verschiedenen Segmente der Hippolen Hemispherektomie. Histopathologisch findet man im frühen Stadium der Erkrankung eine diffuse Vermehrung von Mikrogliazellen, Mikrogliaknötchen sowie perivaskuläre Lymphozytenaggregate, die überwiegend aus TZellen bestehen. Bei lange bestehender Rasmussen-Enzephalitis findet man häufig schon makroskopisch eine ausgeprägte Atrophie der betroffenen Hemisphäre. Histologisch ist der Kortex spongiform aufgelockert und zeigt einen massiven Verlust von Ganglienzellen sowie eine ausgeprägte reaktive Astrogliose. Das Abbildung 3: Ammonshornsklerose. Der typische Ausfall fokale Verteilungsmuster der ent- von Pyramidenzellen im Sommer-Sektor (Pfeile) wird in der zündlichen Infiltrate kann die ein- Nissl-Färbung besonders deutlich. deutige histopathologische Diagnose einer Rasmussen-Enzephalitis campusformation identifiziert weranhand kleiner Biopsieproben sehr er- den können. Unter Ammonshornschweren. Die Ätiologie der Rasmus- sklerose versteht man einen massiven sen-Enzephalitis ist noch unbekannt. elektiven Verlust von vulnerablen Hinweise für eine virale Pathogenese Ganglienzellpopulationen im Hippokonnten bislang nicht erhärtet werden. campus mit einer begleitenden reaktiNeuere Arbeiten weisen darauf hin, ven Gliose. Besonders schwer betrofdaß es sich um eine Autoimmuner- fen sind in der Regel die Pyramidenkrankung handeln könnte, die mit der zellen in dem nach dem ErstbeschreiBildung von Autoantikörpern gegen ber der Ammonshornsklerose als die Glutamat-Rezeptor-Untereinheit Sommer-Sektor bezeichneten CA1GluR3 einhergeht. Die Antikörper- Segment des Hippocampus (24). bindung führt zu einer Aktivierung er- Häufig sind jedoch auch andere Abregender Glutamatrezeptoren und ist schnitte des Hippocampus und des möglicherweise maßgeblich an der Pa- Gyrus dentatus betroffen. Der Neuthogenese der Epilepsie beteiligt (21, ronenverlust geht mit einer Reorgani27). Unklar ist bislang, wie die Bildung sation neuronaler Verschaltungen insvon Autoantikörpern gegen die besondere im Gyrus dentatus einher, GluR3-Rezeptor-Untereinheit aus- die für die Pathogenese der Tempogelöst wird, wie es zur Schädigung der rallappenepilepsie eine wesentliche Blut-Hirn-Schranke kommt, die den Rolle zu spielen scheint, sich jedoch Übertritt der Antikörper ins Gehirn- nur mit Hilfe von aufwendigen Speziparenchym ermöglicht, welche Rolle alpräparationen erkennen läßt. Seit die zelluläre Immunantwort spielt und langem wird kontrovers diskutiert, ob wie die starke Asymmetrie des der Ammonshornsklerose eine primäre pathogenetische Bedeutung für Großhirnbefalls zustande kommt. die Entstehung der Epilepsie zukommt oder ob es sich vielmehr um eine Folgeschädigung nach immer Ammonshornsklerose wiederkehrenden epileptischen AnBei etwa 70 Prozent der Patien- fällen oder einer damit verbundenen ten mit einer pharmakoresistenten Hypoxie (Krampfschaden) handelt Temporallappenepilepsie findet man (1–3, 8, 13–15). Obwohl es eine kleine Gruppe von Patienten gibt, bei denen eine Ammonshornsklerose und eine der oben beschriebenen fokalen Läsionen zusammen vorkommen (duale Pathologie), ist die Ammonshornsklerose bei Patienten ohne fokale Läsion signifikant häufiger als bei solchen mit fokaler Läsion (p<0,005). Dies deutet darauf hin, daß die Ammonshornsklerose zwar als Sekundärphänomen bei Epilepsien extrahippocampalen Ursprungs auftreten kann, daß die überwiegende Mehrzahl der Fälle jedoch primär pathogenetisch relevant ist. Schlußfolgerungen Etwa 90 Prozent aller Patienten mit pharmakoresistenter fokaler Epilepsie weisen eindeutige strukturelle Läsionen auf. Da aus technischen Gründen nur selten das gesamte resezierte Gewebe zur histologischen Aufarbeitung gelangt, darf man vermuten, daß sich bei einer minutiösen feingeweblichen Untersuchung des betroffenen Hirnareals bei nahezu allen Patienten mit pharmakoresistenter fokaler Epilepsie spezifische histopathologische Alterationen finden. Diese Befunde sind daher gut vereinbar mit der Hypothese, daß einer chronischen, pharmakoresistenten Epilepsie in der großen Mehrzahl der Fälle strukturelle Veränderungen zugrunde liegen. Eine wesentliche Aufgabe für die Zukunft wird darin bestehen, Mechanismen aufzuklären, die für das epileptogene Potential solcher Veränderungen verantwortlich sind. Zitierweise dieses Beitrags: Dt Ärztebl 1996; 93: A-2544–2547 [Heft 40] Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser. Anschrift für die Verfasser: Priv.-Doz. Dr. med. Helmut K. Wolf Institut für Neuropathologie der Universität Bonn Sigmund-Freud-Straße 25 53105 Bonn Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 40, 4. Oktober 1996 (47) A-2547