Adverse Selektion und Moral Hazard - Beck-Shop

Werbung
Die Dynamik von Principal-Agent-Modellen: Adverse Selektion und Moral
Hazard
von
Steffen Schwope
Erstauflage
Diplomica Verlag 2015
Verlag C.H. Beck im Internet:
www.beck.de
ISBN 978 3 95850 893 4
schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG
Leseprobe
Textprobe
Kapitel 1, Einleitung
Die Vertragstheorie stellt einen wichtigen Bestandteil der betriebswirtschaftlichen Forschung dar
und liefert gleichzeitig Erkenntnisse für reale Vertragsbeziehungen. Im Fokus stehen dabei
Prinzipale und Agenten. Die zu erfassende Problematik zwischen den beiden Parteien entsteht
durch ein Ungleichgewicht an Informationen. Es wird daher von imperfekten Informationen
gesprochen
Es gibt in der Principal-Agent-Literatur zwei bedeutende Beispiele für imperfekte Informationen:
Moral Hazard und Adverse Selektion. Ein Großteil der Literatur betrachtet diese zwei
Anreizprobleme klassischerweise isoliert. Verträge in der realen Welt werden jedoch nur selten
unter Berücksichtigung eines Anreizproblems gestaltet. Der Grund dafür ist, dass diese beiden
Formen von Informationsasymmetrie in der Vertragsumwelt oftmals gemeinsam auftreten
Ein Ziel dieser Arbeit ist es daher festzustellen, welche Auswirkungen von imperfekten
Informationen ausgehen, wenn sie zusammen betrachtet werden. Dabei wird Moral Hazard als
Standardproblem aufgefasst. Was für Veränderungen sich ergeben, wenn Hidden Action um
Adverse Selektion erweitert wird, ist Gegenstand der Untersuchung. Adverse Selektion wird dabei
zweiseitig behandelt. Es wird eine Aufteilung in Hidden Characteristics und Hidden Information
vorgenommen
Ein zusätzliches Anliegen dieser Arbeit ist die Dynamik von Principal-Agent-Modellen. Jene
Modelle werden oft statisch und lediglich eine Periode betrachtend dargestellt. Die Welt ist jedoch
dynamisch und statische Verträge könnten ineffizient sein. Es ergibt sich die Notwendigkeit einer
mehrperiodigen Modellierung
Ein weiteres Ziel besteht deshalb darin, festzustellen, welche Bedeutung einer dynamischen
Perspektive bei der Analyse von Principal-Agent-Modellen zukommt. Die vorliegende Arbeit
untersucht somit dynamische Agentenmodelle mit Moral Hazard, Adverser Selektion und Hidden
Information (Adverse Selektion im weiteren Sinn). Obwohl diese Eingrenzung bereits viele Modelle
ausschließt, werden der Übersicht wegen einige weitere Kriterien eingeführt
Die Beziehung zwischen Prinzipal und Agent findet viele Anwendungsgebiete. Der Fokus hier wird
auf die Vergütung eines Managers (Agent) und das Verhältnis zwischen ihm und dem
Unternehmen (Prinzipal), in dem der Manager beschäftigt ist, gelegt. Zudem liegt eine bilaterale
Beziehung vor. In jedem hier betrachteten Modell ist es die Aufgabe eines Prinzipals genau einen
Agenten unter Vertrag zu nehmen. Weiterhin bewältigt der Agent nie mehr als eine Aufgabe
gleichzeitig
Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Kapitel 2 präsentiert die Grundlagen der Principal-Agent-Theorie
inklusive der drei erwähnten Anreizprobleme. Kapitel 3 stellt den Hauptteil dieser Arbeit dar.
Zunächst wird die Notwendigkeit einer dynamischen Betrachtung aufgezeigt. Anschließend
werden als Vergleichsgrundlage reine Moral Hazard Modelle überblicksartig erfasst. Daraufhin
folgen drei große Abschnitte: Modelle mit Moral Hazard und Adverser Selektion; Modelle mit Moral
Hazard und Hidden Information und Modelle mit Moral Hazard, Adverser Selektion und Hidden
Information. Jeder Abschnitt enthält zwei Modelle. Abschnitt 3.6 vergleicht die gesammelten
Erkenntnisse und gibt Anregungen für weiteren Diskussionsbedarf. Kapitel 4 schließt die Arbeit ab
2, Principal-Agent-Theorie
Bevor die Problemlösung zu der in Kapitel 1 erläuterten Problemstellung erfasst wird, werden
wichtige Vorkenntnisse vermittelt. Zunächst werden die Grundlagen einer Principal-AgentBeziehung gezeigt. Anschließend wird auf drei Anreizprobleme in der Theorie eingegangen, die
Gegenstand dieser Arbeit sind: Moral Hazard, Adverse Selektion und Hidden Information
2.1, Grundlagen
Zunächst ist zu klären, was der Gegenstand der Principal-Agent-Theorie ist. Sie findet dann
Anwendung, wenn sich mindestens zwei Personen gegenüberstehen: Der Prinzipal und der
Agent. Seien es ein Kreditgeber und ein Kreditnehmer, ein Versicherungsgeber und ein
Versicherungsnehmer oder ein Arbeitgeber und ein Arbeitnehmer. Dieser Aufsatz fokussiert die
Beziehung zwischen Unternehmen und ihren Managern. Die Problematik der Beziehung zwischen
Prinzipal und Agent hat MYERSON folgendermaßen beschrieben
„In order to get information from the agents (…) the principal must design a coordination system
which gives the agents the incentive to do as he intends“
In dem Zitat wird deutlich, dass die Handlungsmacht des Prinzipals durch den Agenten
eingeschränkt wird. Die grundlegende Situation ist folglich, dass der Prinzipal die uninformierte
Partei und der Agent die informierte Partei ist. Der Prinzipal ist daher unsicher, was die
Handlungen des Agenten betrifft. Es existiert ein Risiko, das zwischen beiden Seiten aufgeteilt
werden muss. Weiterhin besteht das Problem des Prinzipals darin, den Agenten genügend zu
motivieren, damit dieser den vom Prinzipal geforderten Einsatz zeigt. Risikoteilungs- und
Anreizprobleme begleiten die Principal-Agent-Beziehung damit zusätzlich. In der Literatur wird
zeitweilig davon ausgegangen, dass darüber hinaus ein Umweltzustand Einfluss auf das
Unternehmensergebnis ausübt. Folgende Grundstruktur einer Interaktion ohne
Informationsasymmetrie zwischen Prinzipal und Agent zeigt den Ablauf der Beziehung
2.2, Moral Hazard
Moral Hazard wird in der Principal-Agent-Theorie zeitlich länger erfasst als Adverse Selektion.
Dies wird in der Betrachtung vieler Modelle deutlich. Zunächst ist der Begriff zu klären. Moral
Hazard, oder auch Hidden Action genannt, bezeichnet den Zustand, wenn der Agent eine Aktion
wählt, die nicht vom Prinzipal beobachtet werden kann. Der Agent könnte dabei den
Informationsnachteil des Prinzipals ausnutzen und sich opportunistisch verhalten. Um das Moral
Hazard Problem anzugehen, wird oftmals angenommen, dass ein gutes Ergebnis X in
Zusammenhang mit einer großen Anstrengung a des Agenten steht. Der Agent wird dann in
Abhängigkeit der Höhe von X belohnt oder bestraft. Wichtig ist, dass die Informationsasymmetrie
erst nach Vertragsabschluss zustande kommt. Demnach herrscht zum Vertragsabschluss eine
Informationssymmetrie zwischen beiden Parteien. Die optimale Lösung des Vertragsproblems ist
zudem nur noch eine Second Best Lösung. Es ergibt sich folgende Grundstruktur einer PrincipalAgent-Beziehung mit Moral Hazard
2.3, Adverse Selektion
Der Unterschied zwischen Moral Hazard und Adverser Selektion besteht zum einen in der
zeitlichen Abfolge der Informationsasymmetrie. Während bei Moral Hazard vor Vertragsabschluss
symmetrische Informationen vorliegen, sieht sich der Prinzipal bei Adverser Selektion bereits ex
ante mit Informationsnachteilen konfrontiert. Ein weiterer Unterschied ist, dass Moral-HazardModelle verborgene Handlungen thematisieren, wohingegen verborgene Charaktereigenschaften
des Agenten das Problem von Modellen der Adversen Selektion sind. Es handelt sich hierbei um
Adverse Selektion bezüglich Hidden Characteristics. Das Problem von Hidden Characteristics
besteht darin, dass der Agent vor Vertragsabschluss Informationen besitzt, die der Prinzipal
benötigen könnte. Ohne diese Informationen kann es zu Fehlentscheidungen kommen, zum
Beispiel könnte dem Agenten ein aus Sicht des Prinzipals nicht optimaler Vertrag angeboten
werden. Derartige Informationen sind beispielsweise die Produktivität oder die Präferenzen des
Agenten. Diese Informationen behält der Agent für sich, wodurch ein Nachteil für den Prinzipal
entsteht. Folgende strukturelle Beziehung zwischen Prinzipal und Agent mit Adverser Selektion
ergibt sich
Von Bedeutung ist das Revelationsprinzip. Dieses besagt, dass ein Agent seinen wahren Typ
dadurch offenbart, indem er einen Vertrag auswählt, der mit seinem Typ übereinstimmt. Dies wird
erreicht, indem der Prinzipal dem Agenten verschiedene Verträge anbietet. Wird neben dem Moral
Hazard Problem auch Adverse Selektion betrachtet, ist die zu findende Lösung bezüglich des dem
Prinzipal verbleibenden monetären Nutzens nur noch Third Best
2.4, Hidden Information
Ein drittes Anreizproblem innerhalb der Principal-Agent-Theorie entsteht, wenn ein Agent private
Informationen besitzt, die ihm gegenüber dem Prinzipal einen Vorteil verschaffen. Die
Informationsasymmetrie entsteht nach Vertragsabschluss. Dadurch ähnelt das Hidden Information
Problem dem Hidden Action Problem. Dennoch werden private Informationen in der Literatur
oftmals als ein Problem von Adverser Selektion betrachtet
„(…) private information gives the contracting problem an adverse selection component (…)“
Daher wird in dieser Arbeit das Hidden Information Problem als Adverse Selektion im weiteren
Sinn gesehen. Hierbei geht es um Kenntnisse und Informationen, die der Prinzipal nicht besitzt
und die der Agent ausnutzen kann. So ist zum Beispiel ein Unternehmer, der ein neues Produkt
entwickelt, besser über dessen Fortschritte informiert, als die Investoren, die dieses Produkt
finanzieren. Eine Vertragsbeziehung, die nur Hidden Informationen enthält, kann durch folgende
Abbildung verdeutlicht werden
3, Dynamische Modelle der Principal-Agent-Theorie
Nachdem die Problemstellung und die grundlegenden Kenntnisse zur vorliegenden Thematik
erläutert worden sind, erfolgt in diesem Kapitel die Problemlösung. Das Kapitel stellt den Hauptteil
der Arbeit dar. Zunächst wird begründet, warum eine mehrperiodige Betrachtung von Modellen
notwendig ist. Danach werden sechs Modelle betrachtet, die die verschiedenen
Informationsdefizite thematisieren. Zum Schluss werden diese Ansätze verglichen
3.1, Notwendigkeit
Dieser Abschnitt stellt überblicksartig das Erfordernis einer dynamischen, mehrperiodigen
Betrachtung von Principal-Agent-Modellen dar. Das erste Argument bezieht sich auf die
Geschehnisse der realen Welt. Auch wenn diese Arbeit theoretische Fragen untersucht, ist ein
Vergleich mit der Realität zuweilen notwendig. Modelle haben letztendlich die Aufgabe, die
Umwelt so gut wie möglich abzubilden. Daher werden Arbeitsverträge oftmals derart gestaltet,
dass ein langfristiges Bestehen gesichert ist. Im Hinblick auf die in der Einleitung vorgenommene
Beschränkung auf Managerverträge erscheint eine dauerhafte Bindung des Managers an die
Unternehmung als sinnvoll. Ferner ergeben sich aus einer dynamischen Modellierung zugleich
einige Vorteile. Zum einen kann das Problem verborgener Charaktereigenschaften von Agenten
erfasst werden. Eine mehrperiodige Betrachtung erlaubt modelltheoretisch eine Verschiebung der
Vergütung an das Vertragsende T. Ist T sehr groß, können Agenten mit geringer Qualität davon
abgehalten werden, eine Vertragsbeziehung einzugehen. Diese Form von Screening ermöglicht
es dem Prinzipal, nur produktive Agenten an das Unternehmen zu binden. Eine Anwendung
davon findet sich in Abschnitt 3.5.1. Zum anderen kann die Vertragsdauer auch einen direkten
Einfluss auf die Anreize des Agenten nehmen. Wenn zum Beispiel die Vergütung in jeder Periode
ansteigt, hat der Agent ein Motiv, der Unternehmung langfristig anzugehören. Ein ähnliches Motiv
findet sich bei LAZEAR, der in seinem Ansatz die Möglichkeit einer Pensionierung am Ende der
Vertragslaufzeit und daher steigende Vergütungen modelliert
Die Abkehr von statischen Modellen kann auch Komplikationen mit sich bringen. Werden mehrere
Perioden angenommen, ergeben sich für den Agenten mehr Möglichkeiten der Abweichung von
vorgegebenen Strategien durch den Prinzipal. Es ist nachvollziehbar, dass die Modellierung durch
die Betrachtung mehrerer Perioden technisch schwieriger wird. So ist beispielsweise im
einperiodigen Fall keine Diskontierung notwendig.
Herunterladen