I M P L E N U M K o m p a k t Parteienzusammenarbeit in Europa Konferenz vom 3. bis 4. Februar 2011 in Berlin Auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) fand vom 3. bis 4. Februar 2011 in Berlin die Konferenz „Parteienzusammenarbeit in Europa” mit Vertretern von dreißig Parteien aus der „Familie” der Europäischen Volkspartei (Vollmitglieder, Assoziierte Mitglieder, Be­ obachter) aus den Ländern Mittel-, Ost- und Südost­ europas statt. Ziel dieser Veranstaltung war es, die organisatorische Führungsebene der Parteien, darunter etliche (stellvertretende) Vor­sitzende, Generalsekretäre, Hauptgeschäftsführer und Abgeordnete zusammen­ zubringen und gemeinsam mit hochrangigen Vertretern der Europäischen Volkspartei (EVP) und der CDU Deutschlands den Stand und die Perspektiven der Parteienzusammenarbeit im Rahmen der EVP, Fragen der Parteiorganisation und Strategieentwicklung zu Mitgliedsstaaten die neuen Herausforderungen meistern erörtern sowie Erfahrungen beim Aufbau parteinaher zu können. Die wichtigste Aufgabe der Parteien sei Stiftungen auszutauschen. die nationale Konsensfindung in grundlegenden europäischen Fragen. Die Spielräume auf der EU-Ebene seien Der stellvertretende Generalsekretär der Konrad-­ klein und deshalb warnte Altmaier davor, innenpolitische Adenauer-Stiftung, Herr Dr. Gerhard Wahlers, eröffnete Fragen gegen die europäische Einigung zu nutzen. die Konferenz am 3. Februar. Er betonte dabei den ­hohen Stellenwert, den die Parteienzusammenarbeit Herr Altmaier bemerkte, dass selbst einige Parlamen­ für die KAS im Allgemeinen, besonders aber für die tarier keine näheren Kenntnisse über die Funktionen teilweise noch nicht vollständig abgeschlossene demo- der EU-Institutionen hätten, die jedoch elementar kratische Konsolidierung in den Ländern Mittel-, Ost- seien. Um den Erwerb solcher Kenntnisse sowie einen und Südosteuropas habe. In diesem Zusammenhang stärkeren Austausch zwischen der nationalen und der sei auch diese Veranstaltung zu sehen, die den Erfah- ­europäischen Ebene zu fördern, seien Vertretungen rungsaustausch und die Netzwerkbildung u ­ nter den der Parlamente, wie die des deutschen Bundestags, in Teilnehmern fördern solle, so Dr. Wahlers. Brüssel wünschenswert. Er sei sich den hohen K ­ osten ­einer parlamentarischen Vertretung bewusst, und Im Anschluss ging der Erste Parlamentarische schlug deshalb den Gästen vor, über weitere Koopera­ ­Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, tionen zwischen nationalen Parlamenten nachzudenken. Herr Peter Altmaier MdB, auf die Rolle und Heraus­ Darüber hinaus sei auch der direkte Kontakt zwischen forderungen der nationalen Parlamente in der EU ein. Parlamentariern der beiden Ebenen wichtig. So nähmen Herr Altmaier unterstrich, dass die Anwesenheit der deutsche Mitglieder des Europäischen Parlaments eingeladenen Gäste einen Teil der Erfolgsgeschichte (MdEP) an den Sitzungen des E ­ uropaausschusses des der EVP widerspiegele. Da der Zusammenhalt in einer Bundestags teil und MdBs würden nach Brüssel einge­ „Familie” immer schwieriger werde, je mehr Mitglieder laden, um ein Netzwerk bilden und pflegen zu können. sie habe, sei dieses Treffen von besonderer Bedeutung. Deshalb schlug Herr Altmaier den T ­ eilnehmern vor, auch Er betonte, dass eine parteiübergreifende Solidarität MdEPs oder K ­ ommissare in die Ausschüsse ihrer Parla- in der EVP wichtig sei, um insbesondere in den neuen mente ­einzuladen. Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-­ Stiftung und ehe­­ma­ lige Präsident des Europäischen Parlaments, Dr. Hans-Gert Pöttering MdEP, eröffnete die Abendveranstaltung im Rahmen der Konferenz. 2 Dr. Gerhard Wahlers, stellvertretender Generalsekretär der KAS, eröffnete die Konferenz. (Archivbild). Peter Altmaier (links), daneben: Dr. Hubert Gehring, Landesbeauftragter der KAS für die Tschechische Republik und die Slowakei. Obwohl Herr Altmaier eine starke Rolle der nationa- Nach den Ausführungen von Herrn Altmaier stellte len Parlamente begrüßte, mahnte er aber auch zur der stellvertretende Generalsekretär der Europäischen Vorsicht: In der EU gäbe es den Trend, dass immer Volkspartei, Herr Christian Kremer, Stand und Per- mehr nationale Parlamente das Recht einforderten, spektiven der Parteienzusammenarbeit im Rahmen bei europäischen Angelegenheiten mitzubestimmen. der EVP dar. Zu Beginn betonte Herr Kremer die Wenn sich jedoch 27 Regierungen mit Parlaments- Bedeutung der KAS, insbesondere die Arbeit der Aus- vorbehalten konfrontiert sähen, wäre dies ein großes landbüros, für die EVP. Anschließend ging er auf die Problem für die EU. Dabei verwies er auf die skandi- Rolle der EVP ein, die sich vorrangig als Koordinations- navischen Länder, die damit keine guten Erfahrungen gremium wahrnehme. Ziel sei die Stärkung des Profils gemacht hätten. So könnten Minister teilweise nicht der Fraktion, zum Beispiel durch die Entwicklung von an Verhandlungen teilnehmen, weil sie kaum Ver- gemeinsamen Ansätzen, damit die EVP besser in der handlungsfreiheiten hätten. Deshalb müsse man zum Öffentlichkeit wahrgenommen werde. Als größte euro- Beispiel auch in Deutschland aufpassen, dass Ver- päische politische Parteienfamilie müsse die EVP mehr treter der EU nicht mehr Zeit in den Ausschüssen des Führungskompetenz zeigen. Angesichts der teils stag- Bundestages verbrächten als in Verhandlungen auf nierenden Popularität der EU in der Bevölkerung und EU-Ebene. der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise engagiere sich die EVP für eine bessere Kooperation auf der Seit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon käme nationalen Ebene. Herr Kremer betonte, dass Europa den nationalen Fraktionen eine größere Rolle in der „untergehen werde”, wenn die Mitglieder die Probleme europäischen Integration zu. Im Rahmen des Früh- nicht gemeinsam lösten. Insbesondere im internatio- warnsystems könnten nationale Parlamente Bedenken nalen Kontext müsse die gemeinsame Position verteidigt gegen Gesetzesinitiativen der Kommission vorbringen, werden. wenn diese gegen das Prinzip der Subsidiarität verstießen. Aus diesem Grund sei eine Kooperation zwischen Herr Kremer berichtete, dass die EVP gegenwärtig an den Ländern wichtig, um Informationen und Meinungen einer neuen Plattform arbeite, um eine Kompromiss- austauschen zu können. Kleinere Länder könnten mit findung zwischen den 27 Mitgliedsstaaten zu erleich- der Unterstützung in den Parlamenten der größeren tern. Die EVP stelle sich der schwierigen Aufgabe einer Länder rechnen. Herr Altmaier unterstrich, dass es Re-Definition, um neue Prioritäten zu setzen und Visi- jedoch noch viel wichtiger sei, dass sich die Parteien onen zu entwickeln. Gerade im Hinblick auf die Wahl an der europäischen Debatte beteiligten. Zum einen des Europäischen Parlaments im Jahr 2014 müsse die müsse die EVP insgesamt besser von den Wählern EVP eine stärkere Rolle einnehmen. Um der geringen wahrgenommen werden und zum anderen müsse sich Wahlbeteiligung entgegen zu wirken, müsse Europa die EVP klar von den anderen Fraktionen abgrenzen den Bürgern näher gebracht werden. So müsse auch können, damit die Wähler die Unterschiede erkennen die Idee eines neuen Wahlsystems diskutiert werden. könnten. Um dies zu erreichen und um die interne Herr Kremer unterstrich, dass auch die Frage eines Kooperation zu erleichtern, habe die EVP als erste gemeinsamen Kandidaten der EVP relevant sei, denn Fraktion ein internes informelles Gremium geschaffen. ohne Gesichter könne man die europäische Idee nicht Abschließend betonte Herr Altmaier nochmals die vermitteln. Abschließend betonte er, dass der Dialog Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Mit- zwischen der EVP und den nationalen Politikern ver- gliedsparteien der EVP. stärkt werden sollte. 3 Christian Kremer, stellvertretender Generalsekretär der Europäischen Volkspartei. Teilnehmer des Panels „Parteistiftungen und parteinahe Institute“. In der Bildmitte der Landesbeauftragte der KAS für Ungarn, Hans Kaiser. Moderiert wurde der erste Teil der Konferenz vom noch Bürger, die persönlich angesprochen werden ­Landesbeauftragten der KAS für die Tschechische wollten. Obwohl sich die politische Kommunikation ­Republik und die Slowakei, Herrn Dr. Hubert Gehring. globalisiere, bleibe Politik immer noch lokal. Deshalb müssten die Antworten nicht über das Internet, son- Der zweite Konferenzblock trug die Überschrift dern zu Hause gefunden werden, so Herr Güldenzopf ­„Moderne politische Kommunikation und Wahlkampf- abschließend. führung”. Hier berichteten Frau Simone Großner, ­Abteilungsleiterin Strategische Planung in der CDU- Anschließend berichtete Frau Großner über die Stra­ Bundesgeschäftsstelle, Herr Ralf Güldenzopf, Leiter tegien der Wahlkampfführung. Sie hob hervor, dass der Abteilung Politische Kommunikation der KAS, und Facebook zwar wichtig sei, das Hauptwählerklientel Herr Borko Ilić, Fraktionsvorsitzender der Demokra­ der CDU jedoch Leute ab sechzig Jahren seien, die tischen Partei Serbiens im Parlament der Autonomen nicht über diesen Kanal angesprochen werden könnten. Provinz Vojvodina, über die Herausforderungen des Obwohl es keine Standardstrategien für die moderne modernen Wahlkampfes. politische Kommunikation und Wahlkampfführung gebe, wolle sie fünf Punkte ansprechen. Erstens nähme die Einleitend ging Herr Güldenzopf auf die Rolle des Personalisierung, wie man sie aus den USA kenne, zu. ­Internets im Wahlkampf ein. Er betonte, dass sich Gerade wenn der Kandidat auch im gegnerischen Lager die Ziele der politischen Kommunikation seit Jahrhun- Sympathien habe, solle man auf seine Personalisierung derten kaum verändert hätten, da es nach wie vor setzten, um Wechselwähler zu gewinnen. Dennoch ­darum gehe, Menschen zu erreichen. Der mo­derne sollte man immer noch berücksichtigen, dass vierzig Wahlkampf zeichne sich nur durch die neuen Instru- Prozent der CDU-Wähler die Partei aufgrund ­ihrer The- mente, insbesondere das Internet, das den Wahl- men wählten. Zweitens spiele das „Agenda-Setting” kampf revolutioniert habe, aus. Herr Güldenzopf un- zunehmend eine wichtigere Rolle. Die Partei müsse terstrich, dass man im Internet aktiv sein müsste, erreichen, den Wahlkampf auf die Themen zu lenken, gleichzeitig aber mit einem Kontroll- und Streuverlust in denen sie gut sei. Deshalb müsse man immer ab- konfrontiert sei, da man nicht mehr kontrollieren wägen, ob man auf die Themen der Konkurrenz über- könne, was mit den ursprünglichen Pressemittei- haupt eingehe. Dies erfordere eine hohe Anstrengung lungen passiere. Darüber hinaus senke das Internet und Disziplin innerhalb der Partei. Drittens müsse sich auf der einen Seite die Hürde für politisches Engage- eine Partei die Frage stellen, wie man mit „nega­tive ment. Auf der anderen Seite bedeute dies jedoch Campaigning” umgehe und was die Partei selbst in auch, dass die Parteien ihr Organisationsmonopol diesem Bereich mache. Frau Großner hob hervor, verlören. Ebenso verändere sich das Informations­ dass die christlich-demokratischen Wähler mehrheit- verhalten der Menschen, da sie nicht mehr aktiv nach lich negativ gegenüber dem „negative Campaigning” ­Informationen suchen müssten, sondern vielmehr eingestellt seien. automatisch damit konfrontiert würden, wie zum ­Beispiel auf Facebook. Aus diesem Grund würden Die vierte Herausforderung stelle das Nichtwählerlager die Websites der Parteien in Zukunft an Bedeutung dar. Frau Großner meinte, dass diese Gruppe keine ver­lieren, während die Facebookseite an Bedeutung ­homogene sei und sich auch nicht in der Öffentlichkeit gewinne. Gleichzeitig warnte Herr Güldenzopf je- bekenne. In Deutschland habe es im letzten Wahl- doch vor einer Überdigitalisierung. Das Internet sei kampf so viele Nichtwähler gegeben, weil dieser kaum zwar wichtig, aber längst nicht alles. Es gebe immer polarisiert war. Demzufolge sei eine Debatte über 4 Die stellvertretende Wojewodin von Niederschlesien, Frau Ilona Antoniszyn-Klik, Vorstandsmitglied der ­Polnischen Volkspartei (PSL) in der Wojewodschaft Niederschlesien, während der Diskussion. Borko Ilić; links im Bild: der Teamleiter Europa/Nord­ amerika der KAS, Jens Paulus. Nichtwähler nicht zielführend. Der Fokus solle vielmehr liche Studien, dem Think-Tank der rumänischen PD-L, auf der Polarisierung liegen. Im letzten Punkt ging Frau Frau Cristina Trăilă, der Direktor der Stiftung für ein Großner auf die Frage ein, ob man sich um die Stamm- bürgerliches Ungarn (PMA), Herr Zsolt Szabó und wähler oder um die Wechselwähler kümmern müsse. Frau Magdalena M. Baran, Projektkoordinatorin des Obwohl es viel anstrengender sei, Wechselwähler zu Bürgerinstituts der polnischen Bürgerunion (Instytut gewinnen, müssten Kandidaten beide Gruppen anspre- Obywatelski) stellten ihre Erfahrungen beim Aufbau chen, um möglichst viele Stimmen zu gewinnen. der parteinahen Institute sowie deren Aufgaben dar. Während Herr Güldenzopf und Frau Großner die Wahl- Im ersten Beitrag stellte Frau Trăilă das Institut für kampfstrategien eher aus der deutschen Perspektive Volksparteiliche Studien vor. Sie unterstrich, dass für darstellten, ging Herr Ilić auf die Herausforderungen diese junge Einrichtung die KAS ein sehr wichtiger des Wahlkampfes in Serbien ein. Er betonte, dass Partner sei. Ziel sei der Beitrag zur Konsolidierung der ­Internet in Serbien noch nicht so verbreitet sei wie demokratischen und konservativen Werte in Rumänien beispielsweise in Deutschland. Nur um die vierzig und der Nachbarregion. Das Institut organisiere De- ­Prozent der Bevölkerung nutze das Internet, darunter batten über institutionelle Reformen in Kooperation viele junge, noch nicht wahlberechtigte Personen. mit der KAS, die Nachwuchsförderung sowie eine Deshalb warnte Herr Ilić vor einer zu starken Konzen- ­Arbeitsgruppe zur Sozialen Marktwirtschaft. Es wolle tration auf das Internet, da man auf diesem Weg viele in Zukunft die bisherigen Projekte weiterführen und Bevölkerungsgruppen nicht erreiche. Insofern sei es zusätzlich Verwaltungsmitarbeitern der lokalen Partei- immer noch wichtig, „hinaus” zu gehen, weil viele organisationen der PD-L ausbilden. Leute mit Politikern persönlich reden wollten. Grasroot-Campaigning sei noch genauso wichtig wie früher Anschließend präsentierte Herr Szabo die Stiftung für und deshalb brauche man nach wie vor gute Politiker ein bürgerliches Ungarn. „Bürgerlich” stehe in diesem auf der lokalen Ebene, um Wähler zu erreichen. Gleich­ Fall für die Partei Fidesz. Herr Szabo fügte hinzu, dass zeitig könne man jedoch mit Hilfe des Internets schon er dies bedauere, da sich dadurch viele Bürger nicht an- früh um die jungen Leute sowie um Personen, die gesprochen fühlten. Ähnlich wie das von Frau Trăilă vor- sich von der Politik abgewandt hätten, werben. Das gestellte Institut werde auch die Stiftung für ein bürger- Internet stelle deshalb ein attraktives Kommunikations­ liches Ungarn von den deutschen Stiftungen unterstützt. mittel dar, um diese Leute (wieder) für die Politik ge- Im Gegensatz zu den meisten anderen ost- und südost- winnen zu können. Deshalb plädierte Herr Ilić für eine europäischen Ländern, wurde 2003 in Ungarn ein Gesetz Kombination von Internetnutzung und traditionellem zur Finanzierung von parteinahen Stiftungen verabschie- Wahlkampf. det, und Herr Szabo bot an, den Gesetzestext den anwesenden Gästen zukommen zu lassen. Ziel der Stiftung Diese Runde wurde vom Teamleiter Europa/Nordame- für ein bürgerliches Ungarn sei es, möglichst allen Bür- rika der KAS, Herrn Jens Paulus, moderiert. gern der Region zum Wohlstand zu verhelfen. Um dies zu erreichen, wolle sie die notwendigen Strukturen auf- Mit dem Programmpunkt „Parteistiftungen/parteinahe bauen und engagiere sich überwiegend im Bereich der Institute: Stand und Perspektiven in EVP-Mitglieds­ politischen Bildung. Abschließend sagte Herr Szabo, dass parteien” wurde die Tagung unter Leitung des Landes- die Stiftung gegenwärtig vor einer Herausforderung ste- beauftragten der KAS für Ungarn, Herrn Hans Kaiser, he, da die Partei nun in der Regierung sei und sich des- fortgesetzt. Die Leiterin des Instituts für Volkspartei- halb die Stiftung der neuen Situation anpassen müsste. Der Vorsitzende der weißrussischen Oppositionsbewegung „Für die Freiheit“, Dr. Alexander Milinkiewitsch, sprach über die aktuelle politische Lage im Land. Im letzten Beitrag dieses Konferenzblocks berichtete Herr Dr. Pöttering betonte die Solidarität der KAS, Frau Baran über die Tätigkeiten des Bürgerinstituts der CDU und des Europäischen Parlaments (EP) mit der polnischen Bürgerunion. Das Institut unterstütze der weißrussischen Demokratiebewegung. Die KAS sei die Regierung und Abgeordnete, indem es Berichte moralisch verpflichtet, allen politisch verfolgten Demo- und Kommentare über aktuelle Probleme erstelle. kraten materielle und ideologische Hilfe zu gewähren. ­Darüber hinaus sehe sich das Institut als Brücke zwi- So unterstütze sie auch Herrn Dr. Milinkiewitsch, der schen den Bürgern und der Politik. Es organisiere sich seit Jahren ungeachtet der Repressionen für ein ­Debatten und Seminare zu den Problemen in der Ge- freies Weißrussland einsetze und für zivilgesellschaft- sellschaft und kooperiere mit Professoren, Experten liches Engagement stehe. Herr Dr. Pöttering forderte und Sozialarbeitern, um die öffentliche Debatte zu die sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen verbessern. in Weißrussland und rief zur internationalen Solidarität auf. Im Hinblick auf die eingeschränkte Reisefreiheit der Moderiert von Herrn Dr. Holger Dix, Landesbeauftrag- Bürger aus Staaten außerhalb des Schengen-Raums, ter der KAS für Rumänien und die Republik Moldau, forderte er, dass allen Europäern Reisefreiheit auf dem stellte im Anschluss der stellvertretende Direktor und europäischen Kontinent gewährleistet werde. Forschungschef des Centre für European Studies (CES), Herr Roland Freudenstein, das Profil des CES Im Anschluss berichtete Herr Dr. Milinkiewitsch über dar. Er hob hervor, dass es seine Hauptaufgabe sei, die aktuelle Lage der weißrussischen Opposition und den Bürger näher an die europäischen Institutionen warb um die Unterstützung der demokratischen zu bringen. Das CES leiste einen Beitrag zu den euro- ­Kräfte in Weißrussland. Er dankte zunächst der KAS päischen Debatten und fördere das Networking zwi- für die Einladung und lobte das Engagement der Stif- schen den nationalen Parteien. Ferner berate es die tung für eine freie und demokratische Welt. Obwohl MdEPs der EVP. Darüber hinaus würden gemeinsame es nicht einfach sei, eine Demokratie aufzubauen, Aktivitäten mit den Mitgliedsstiftungen durchgeführt, ­­habe Deutschland, insbesondere Bundeskanzlerin wie zum Beispiel eine Konferenz zum politischen Dr. Angela Merkel, Weißrussland immer unterstützt. ­Islam. Schließlich lege das CES auch großen Wert Anschließend ging Herr Dr. Milinkiewitsch auf die auf die Forschung von europarelevanten Themen. Demonstrationen anlässlich der Präsidentenwahl am Herr Freudenstein stellte abschließend noch die Be- 19. Dezember 2010 ein. Er sei sehr beeindruckt von dingungen für die Mitgliedschaft einer politischen dem Mut und Enga­gement der Bürger, die, trotz der ­Stiftung im CES vor und präsentierte Beschäftigungs- Furcht, die im Land herrsche, auf die Straße gingen, möglichkeiten. um friedlich gegen die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen zu demonstrieren. Warum die Situa­tion Im Rahmen der Konferenz fand am Abend eine eskalierte, wisse man noch nicht, aber er vermute, öffent­liche Vortragsveranstaltung mit dem Vorsitzen- dass regierungsnahe Gruppen die Demonstranten den der Bewegung „Für die Freiheit” und Träger des provoziert hätten. Mehr als 700 Demonstranten wurden ­Sacharow-Preises des Europäischen Parlaments, dabei festgenommen, die bis zu fünfzehnjährige Ge- Herrn Dr. Alexander Milinkiewitsch, und dem stellver- fängnisstrafen befürchten müssten. Darüber h ­ inaus tretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestags- könnten Menschen auch w ­ egen terroristischer Aktivi- fraktion, Herrn Arnold Vaatz, im Forum der Akademie täten verurteilt und erschossen werden. Da der weiß- statt. Eröffnet wurde dieser Programmteil vom Vorsit- russische Geheimdienst (KGB) die Untersuchungen zenden der KAS, Herrn Dr. Hans-Gert Pöttering MdEP. leite, forderte Herr Dr. M ­ ilinkiewitsch eine unabhän- 6 Bild links: Der stellv. Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Arnold Vaatz MdB, auf der Abendveranstaltung. Bild rechts: CDU-General­sekretär Hermann Gröhe MdB empfing die Konferenzteilnehmer im KonradAdenauer-Haus. gige Untersuchung und e ­ ine internationale Beurteilung hätten noch nie eine Person aus der EU gesehen, aber der Ereignisse. Das Wichtigste an diesen Tagen sei über die Hälfte würde gerne in der EU leben. Deshalb jedoch gewesen, dass die weißrussische Gesellschaft betonte Herr Dr. Milinkiewitsch, dass die Vereinfachung gezeigt habe, dass eine Zivilgesellschaft vorhanden des V ­ isumsrechts mindestens so wichtig sei wie zum sei. Viele Menschen hätten die Demonstranten unter- Beispiel die Unterstützung von Medienprogrammen stützt, indem sie beispielsweise Decken gebracht oder (TV, Radio), anhand derer sich die Menschen ein Bild völlig unbekannte Menschen im Gefängnis besucht machen könnten, wie man in Freiheit lebe. Abschließend hätten. Ein Gefängnis­besuch sei deshalb so heikel, weil erinnerte Herr Dr. Milinkiewitsch an das Prinzip „für Besucher ihre I­ dentitätskarte zeigen müssten und sie ­unsere und eure Freiheit”, denn ein Volk könne nicht somit selbst Repressionen befürchten müssten. Herr in Freiheit leben, ohne die Freiheit der anderen Völker. Dr. Milinkiewitsch unterstrich, dass das Regime mittler­ weile die totale Kontrolle über die Gesellschaft habe. Herr Vaatz unterstrich, dass er die Forderun­gen von Die Pressefreiheit sei nicht mehr gewährleistet und die Herrn Dr. Milinkiewitsch nach einer Erleich­terung der Anzahl der politischen Gefangenen nehme zu. Deshalb Reisefreiheit unterstütze. Die deutsch-deutsche Ge- appellierte er an die Gäste, sich solidarisch mit dem schichte habe gezeigt, dass der friedliche Wandel die weißrussischen Volk zu zeigen. Folge von Begegnungsmöglichkeiten für „normale” Bürger der DDR in Verbindung mit der Resignation des Herr Dr. Milinkiewitsch rief die internationale Gemein- Regimes gewesen sei. Deshalb müsse man auch das schaft dazu auf, den Druck auf das Regime mindestens weißrussische Regime zur Resignation zwingen. Anstatt aufrecht zu erhalten oder sogar zu erhöhen. Allerdings auf die Ratschläge der Theoretiker außerhalb des Lan- zweifele er an der Wirksamkeit der wirtschaftlichen des zu hören, sollten wir in Deutschland und in der EU Sanktionen, da die weißrussische Regierung den „Wes­ auf die authentischen Vorschläge der weißrussischen ten” für die schlechte Situation der Bevölkerung ver- Bevölkerung eingehen. antwortlich mache. Er betonte, dass ein Dialog mit der weißrussischen Regierung notwendig sei, um positive Ebenso betonte Herr Vaatz, dass „Weißrussland” Veränderungen zu erzielen. Wirtschaftliche Reformen nicht gleich „Weißrussland” sei. Wir müssten uns seien wichtig und der „Westen” müsse Weißrussland ­entscheiden, ob wir uns an das Regime annähren an sich binden, gerade in Anbetracht des russischen wollten auf Kosten des weißrussischen Volkes oder Engagements in Weißrussland. Herr Dr. Milinkiewitsch an das weißrussische Volk auf Kosten der weißrus- warb um die Unterstützung der demokratischen Kräfte sischen Regierung. Herr Vaatz unterstrich, dass ein in Weißrussland. Konkret forderte er die EU auf, Visa­ Dialog mit dem weißrussischen Regime nur konditio- angelegenheiten für die weißrussische Bevölkerung niert stattfinden könne, indem auch Russland einge- zu erleichtern. Seit der Aufnahme der weißrussischen bunden werde. D ­ arüber hinaus müsse ein Dialog zwi- Nachbarländer Polen, Litauen und Lettland in den schen der weißrussischen Regierung und dem weiß- Schengen-Raum im Jahr 2007 sei es für die weißrus- russischen Volk unterstützt werden. Deutschland sische Bevölkerung noch schwieriger geworden, in die müsse immer wieder verdeutlichen, dass es die Oppo- Nachbarstaaten zu reisen. So koste ein Visum sechzig sition des Landes unterstütze, zum Beispiel im Rah- Euro, was für viele zu teuer sei. Personen aus Russland men von Praktika und Stipendien. Obwohl Herr Vaatz und der Ukraine müssten dagegen nur halb so viel den Eindruck bekommen habe, die Opposition in bezahlen. Laut e ­ iner Umfrage waren siebzig Prozent Weißrussland sei mittlerweile besser vereint, gelte der Weißrussen noch nie in einem EU-Land, 45 Prozent es, den weiteren Einigungsprozess zu unterstützten. Am zweiten Tag wurde die Konferenz mit einem desgeschäftsstelle vor. Dabei betonte er, dass die ­Besuch in der CDU-Bundesgeschäftsstelle fortge- Partei einem ständigen Wandlungsprozess unterliege setzt. Der Generalsekretär der CDU Deutschlands, und immer wieder vor neuen Herausforderungen stehe. Hermann Gröhe MdB, richtete zunächst ein Grußwort Zum einen sehe sie sich mit dem demographischen von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel an die anwe- Wandel konfrontiert, zum anderen gäbe es, bedingt senden Gäste. Anschließend betonte Herr Gröhe die durch die Veränderung der Arbeitszeiten und Lebens- gemeinsamen europäischen Werte. Europa sei nie stile, immer weniger Mitglieder auf der Ortsebene. nur Westeuropa gewesen, sondern Osteuropa hätte So wollten viele Mitglieder lieber direkt auf der Bundes- schon immer zu Europa gehört. Die CDU habe immer ebene mitwirken anstatt auf der lokalen Ebene. proeuropäisch argumentiert und sich aktiv für die europäische Integration eingesetzt. Estland, das „seit Anschließend ging Herr Röseler auf die Marketingstra- 35 Tagen Mitglied der Eurozone” sei, zeige, dass auch tegie der CDU ein. Nachdem er detailliert die Struktur neue Mitglieder der EU die Prinzipien ernst nähmen der Abteilung „Marketing und Interne Kommunikation” und erreichen könnten. vorgestellt hatte, präsentierte er ausführlich die verschiedenen Marketingstrategien der CDU. So zeigte Herr Gröhe betonte, dass das Ringen um Demokratie er den Internetauftritt, den Online-Fernsehkanal „CDU. und Menschenrechte auch auf unserem Kontinent TV”, das Multimedia-Magazin „Union” und einen Wahl- weitergehe. Mit Sorge betrachte man die Entwicklung kampfspot aus dem Jahr 2009. von autoritären Verhaltensweisen in der Ukraine und zeige sich solidarisch mit dem weißrussischen Volk. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Herrn Um einen dauerhaften Beitrag zur Stabilität zu lei- Frank Spengler, stellvertretender Leiter der Haupt­ sten, sei der Austausch innerhalb der EVP und die abteilung Europäische und Internationale Zusammen- Solidarität untereinander sehr wichtig. Herr Gröhe arbeit. unterstrich, dass die Wahrung der Menschenrechte von Parteien geleistet werden müsse, die von klaren Die Teilnehmer aus den Ländern Mittel-, Ost- und Wertvorstellungen geleitet werden. Die CDU fühle Südosteuropas bewerteten das gesamte Tagungspro- sich deshalb den Schwesterparteien besonders ver- gramm als sehr hilfreich für ihre Parteiarbeit und pflichtet und sei sehr daran interessiert von den Teil- lobten die Konrad-Adenauer-Stiftung für die Initiative, nehmern der Konferenz zu lernen. diese Tagung auszurichten. Der Bereichsleiter Internes Management, Herr Dr. Stefan Hennewig, sowie der Leiter der Abteilung Marketing und Interne Kommunikation, Herr Oliver Röseler, diskutierten anschließend mit den Gästen die Themen „Organisation einer Volkspartei, Strategieentwicklung” und „moderne politische Kommunikation”. Angesichts der noch relativ jungen Parteien empfanden die Gäste ­diesen Programmpunkt besonders interessant. Herr Dr. Hennewig stellte deshalb detailliert die Strukturen der CDU sowie das Organigramm der CDU Bun- P ublikationen der K onrad -A denauer- S tiftung zum T hema „­ Parteienzusammenarbeit ” Christliche Demokratie: Grundsätze und Politikgestaltung. Handbuch für die Europäische und Internationale Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung Augustin/Berlin 2010 | ISBN 978-3-941904-07-1 http://www.kas.de/wf/de/33.21408/ Parteiendialoge und -kooperationen der KAS in Asien Herausgeber Sankt Augustin/Berlin 2010 Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., http://www.kas.de/wf/de/33.19791/ Sankt Augustin/Berlin KAS-Demokratiereport 2009: Parties and Democracy, Vol. II Text Sankt Augustin/Berlin 2009 | ISBN 978-3-941904-07-1 Yvonne Daum (ext.) http://www.kas.de/wf/en/33.18261/ Karsten Grabow Parteien und Parteienkooperationen der KAS in L ­ ateinamerika Sankt Augustin/Berlin 2008 http://www.kas.de/wf/de/33.13827/ Internationale Parteienzusammenarbeit der KAS. Globales Engagement für Frieden und Demokratie Konrad-Adenauer-Stiftung 2007 http://www.kas.de/wf/de/33.12772/ Gerhard Wahlers|Karsten Grabow (Hrsg.): Parteien und Demokratie. Beiträge der Internationalen Fachkonferenz zum KAS-Demokratiereport 2007 Redaktion Karsten Grabow Fotos CDU-Bundesgeschäftsstelle Christian Echle, Henning ­Lüders, Josephine Landertinger Forero, Harald Odehnal Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Konrad- Sankt Augustin/Berlin 2007 | ISBN 978-3-939826-41-5 Adenauer-Stiftung e.V. unzu- http://www.kas.de/wf/de/33.11488/ lässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Über- Peter Fischer-Bollin (Hrsg.): Parteienzusammenarbeit der KAS in setzungen, Mikroverfilmungen ­Mittel-, Ost- und Südosteuropa und die Einspeicherung Sankt Augustin/Berlin 2006 in und Verarbeitung durch http://www.kas.de/wf/de/33.9462/ elektronische Systeme. © 2011 Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. ISBN 978-3-942775-18-2 www.kas.de