Magere Zeiten für Sparer - Handelsblatt macht Schule

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Wirtschaft aktuell im Unterricht vom 17.02.2017
Magere Zeiten für Sparer
1. Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler sollen ...
1. sich erschließen, was unter einer Inflation verstanden wird.
2. die derzeitige Zinsentwicklung in Europa sowie die hierfür verantwortlichen Ursachen ermitteln.
3. die Auswirkungen von Inflations- und Zinsentwicklung für deutsche Sparer sowie
die hieraus resultierenden Handlungsnotwendigkeiten herausarbeiten und diskutieren.
2. Aufgaben
1. Erklären Sie, was unter einer Inflation verstanden wird. Erörtern Sie in diesem Zusammenhang, inwieweit eine solche auch als „schleichende Enteignung von Sparern“ bezeichnet werden kann.
2. Fassen Sie die Entwicklung der Zinssätze in Europa in der jüngsten Vergangenheit
zusammen. Ermitteln Sie deren wesentliche Ursachen.
3. Beschreiben Sie das durchschnittliche Anlageverhalten deutscher Sparer. Benennen
Sie die am häufigsten gewählten Anlageformen.
4. Setzen Sie sich mit den Auswirkungen der derzeitigen Inflations- und Zinsentwicklungen für die deutschen Sparguthaben auseinander.
5. Diskutieren Sie vor diesem Hintergrund die Notwendigkeit von Entscheidungsänderungen aufseiten deutscher Sparer. Analysieren Sie bestehende Handlungsmöglichkeiten sowie die mit ihnen einhergehenden Potenziale und Risiken.
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Wirtschaft aktuell im Unterricht vom 17.02.2017
Magere Zeiten für Sparer
Die Inflation steigt, der Zins für Tages- und Festgeld aber nicht. Das Geld verliert an
Kaufkraft. Sparer müssen genauer denn je prüfen, wie viel Kapital sie parken wollen.
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Mehr als zwei Billionen Euro auf Konten schmoren zu lassen ist fahrlässig. Jedenfalls in
Zeiten, in denen die Preise steigen, aber die Zinssätze für Tages- und Festgeld sich nach
wie vor nur in eine Richtung bewegen: nach unten. Doch genau dort lagern die Deutschen
knapp vierzig Prozent ihres Geldvermögens - und zahlen drauf. Das kann die Sparer real also nach Abzug von Inflation - Milliarden von Euro im Jahr kosten.
Zuletzt ist die Inflationsrate in Deutschland vor allem wegen des teureren Ölpreises auf
immerhin 1,9 Prozent geklettert, im Januar erreichte sie den höchsten Stand seit rund drei
Jahren. Im vergangenen Jahr ist das Preisniveau im Durchschnitt nur um 0,5 Prozent
gestiegen. Die Zinsen für Tages- und Festgeld sacken dagegen immer weiter ab - als Folge
der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB), die mit dem billigen Geld
versucht, die Konjunktur in der Euro-Zone in Schwung zu bringen. Die Banken zahlen
schon seit geraumer Zeit Strafzinsen für ihre Einlagen bei der Notenbank. Ihren
Geschäftskunden zwacken daher immer mehr Geldhäuser Zinsen für Einlagen ab. Und bei
Privatkunden sinkt der Sparzins immer tiefer. Viele Banken bieten schon gar kein Tagesoder Festgeld mehr an. Im Durchschnitt hat sich der Satz für das täglich verfügbare
Tagesgeld 2016 fast halbiert auf 0,2 Prozent, wie die Frankfurter FMH-Finanzberatung
berechnet. Ähnlich schrumpfte der Festgeld-Zins: Für ein Jahr bekommen Sparer im
Schnitt gerade noch 0,21 Prozent.
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Grob überschlagen könnten Sparer in diesem Jahr real somit gut sechs Milliarden Euro
verlieren, wenn die Inflationsrate auf dem Niveau von 2016 bliebe. Wenn das Preisniveau
sogar weiter mit 1,9 Prozent kletterte, betrüge der Verlust satte 36 Milliarden Euro.
Vereinfacht wurde angenommen, dass die Deutschen ihre liquiden Mittel zum
Durchschnitts-Tagesgeldsatz parken. Zu zahlende Steuern kämen noch obendrauf. „Die
Deutschen verlieren sicher Geld“, moniert Sigrid Herbst von FMH. Doch offensichtlich
störe sie das nicht, schließlich ließen sie es dennoch auf Konten liegen. Klug wäre es
angesichts der Zinsmisere, genau zu prüfen, wie viel Geld Sparer wirklich auf Konten
parken müssen, meint Herbst. Alles andere Kapital sollte für den längerfristigen Aufbau
von Vermögen lukrativer angelegt werden.
Klassisch dient Geld auf Konten - wie das stets verfügbare Tagesgeld, Sparbücher oder
Festgeld mit kürzeren Laufzeiten - als Reserve für unvorhersehbare oder absehbare
künftige Ausgaben. Dafür empfehlen Berater als Daumenregel, dass jeder drei
Nettogehälter verfügbar haben sollte. Mit ihren knapp vierzig Prozent des Geldvermögens
oder 2,15 Billionen Euro, wie die Bundesbank errechnete, schießen die Deutschen aber
weit übers Ziel hinaus. Ihre Reserve-Euro sollten Sparer aktuell eher flexibel anlegen.
Dass die Sparzinsen noch deutlich weiter abrutschen, damit rechnen zumindest Experten
nicht. Am Geldmarkt leihen sich die Banken untereinander zumindest für drei Monate zu
einem etwas niedrigeren Strafzins von - 0,328 Prozent Geld aus als ganz kurzfristig damit erwarten die Banker künftig eher abnehmende Strafzinsen. Auch aus der EZB gibt
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es erste Signale: Der Tiefpunkt der Leitzinsen könnte inzwischen erreicht sein, deutete
EZB-Direktor Yves Mersch vor kurzem in einer Rede an. Vor dem Hintergrund macht es
für Sparer Sinn, Geld kurzfristig zu parken - um nicht in Tiefstzinsen festzustecken, falls
die Zinsen doch irgendwann steigen.
Auch wenn die Zinsen unterm Strich bescheiden sind, lohnt es, Angebote zu vergleichen.
Denn es gibt Unterschiede: Beim Tagesgeld weisen die besten Zinsen immerhin noch eine
eins vor dem Komma auf. Allerdings zahlen die Spitzenanbieter den Zins nur neuen
Kunden oder für frisches Geld und auch nur für eine gewisse Zeit. […] Auch über
Onlinevermittler locken ausländische Kreditinstitute mit überdurchschnittlichen Zinsen.
So zahlt Key Project, die Onlinetochter der kleineren italienischen Bank Banca Progetto,
1,2 Prozent Tagesgeldzins, die rumänische Alpha Bank Romania 1,01 Prozent. Für
Festgeld über zwölf Monate gewährt die Bank 1,6 Prozent. Allerdings müssten Sparer ihr
Kapital im Fall einer Pleite in dem Land der Bank einklagen. Und im Fall der Alpha Bank
hätten Sparer nach dem EU-Einlagenschutz nur einen Anspruch auf den Gegenwert von
100 000 Euro in rumänischen Lei.
Quelle: Rezmer, A., Handelsblatt, Nr. 035, 17.02.2017, 30
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