BIOsp_0106 02.02.2006 15:12 Uhr Seite 26 Überblick 26 Genetische Einblicke in die Funktion des Zebrafisch-Sehsystems Stephan Neuhauss Zoologisches Institut, Universität Zürich Der Zebrafisch ist mittlerweile ein fest etablierter Modellorganismus in der Entwicklungsbiologie geworden. Im zunehmenden Maße wird er auch zur Erforschung von funktionellen Aspekten des Nervensystems herangezogen. Dieser Ansatz ist besonders geeignet für die Erforschung des Sehsystems. Das visuelle System entwickelt sich außergewöhnlich rasch und ist in der Larve komplett von farbsensitiven Photorezeptoren, den Zapfen, dominiert. Schon im jungen Larvenstadium zeigen Zebrafische ausgeprägte sehvermittelte Verhaltensweisen. Bereits Larven reagieren auf Bewegungsreize mit stereotypen Augenbewegungen. Diese können herangezogen werden, um Verhaltensmutanten mit visuellen Defekten zu identifizieren. Solche sehgestörte Mutanten sind oftmals geeignete Modelle für menschliche Netzhauterkrankungen und zeigen häufig ebenso wie der Mensch syndromische Störungen. Zudem kann man durch Gegenstrang-Technologien (Morpholino anti-sense Injektionen) die Translation spezifischer Proteine im Embryo verhindern und damit unter anderem zapfenspezifische Aspekte der Sehreizverarbeitung untersuchen. Abb. 1: Adulte Zebrafische im Aquarium mit drei Entwicklungsstadien. Das jeweilige Alter der Embryonen wird als Zeit nach der Befruchtung angegeben. Modellorganismus Zebrafisch 왘 Tiermodelle spielen seit jeher eine große Rolle in der biologischen Forschung. Im Zeitalter der Genomik gewinnen Organismen, die sich genetisch manipulieren lassen, zunehmend an Bedeutung. Einer der Neuankömmlinge im Club der bevorzugten Modellorganismen ist der Zebrafisch (lat. Danio rerio; im deutschen auch Zebrabärbling genannt). Die Heimat des Zebrafisches sind Süßgewässer des indischen Subkontinents und angrenzender Gebiete. Der Zebrafisch, der Aquaristen längst wohlbekannt als pflegeleichte und lebendige Bereicherung des Heimaquariums war, wurde in den frühen 70er Jahren auch in Forschungslaboratorien heimisch. Dabei sprachen neben bescheidenen Pflegebedürfnissen die bemerkenswerte Fruchtbarkeit für den etwa 6 cm großen Fisch (Abb. 1). Ein Pärchen vermag jeBIOspektrum · 1/06 · 12. Jahrgang BIOsp_0106 02.02.2006 15:12 Uhr Seite 27 Überblick 27 de Woche durchschnittlich 100 Nachkommen zu zeugen, die ins umgebende Wasser abgegeben werden. Die zahlreichen Embryonen sind dem Experimentator also jederzeit bequem zugänglich und detaillierte Beobachtungen werden durch seine Transparenz erleichtert. Zudem entwickeln sich die Embryonen außergewöhnlich rasch, sodass bereits 24 Stunden nach der Befruchtung der Wirbeltierbauplan angelegt ist und die Organogenese etwa einen weiteren Tag später beginnt (Abb. 1). Diese Eigenschaften empfahlen den Zebrafisch vor allem für Entwicklungsbiologen, und auch heute noch wird der Zebrafisch überwiegend in der Erforschung der zellulären und genetischen Grundlagen der Embryogenese eingesetzt. Abb. 2: Histologischer Schnitt durch das visuelle System einer 5 Tage alten Zebrafischlarve. Die wirbeltiertypische Schichtung der Augen sowie der Sehnerv sind deutlich sichtbar. PhR, Photorezeptorzellen, OC, optisches Chiasma (Sehbahnkreuzung). Zebrafische in der Sehforschung In zunehmendem Maße etabliert sich der Zebrafisch aber auch als Versuchsobjekt zur Erforschung der Funktion des Sehsystems. Die Zebrafischlarve ernährt sich die ersten fünf Tage der Entwicklung von ihrem Dottervorrat. Ist dieser aufgebraucht, muss sich die Larve auf die Suche nach Futter machen. Dabei ist für den Sehforscher von Vorteil, dass sich die kleinen Larven auf ihren Sehsinn verlassen, um ihre Nahrung (vorwiegend Insektenlarven und Einzeller) aufzuspüren. Dieser ökologische Druck macht die rasche Reifung des Sehsystems verständlich. Bereits fünf Tage nach der Befruchtung lässt sich im histologischen Schnitt das gesamte Sehsystem darstellen (Abb. 2). Die wirbeltiertypische Schichtung des Auges mit allen Zelltypen ist ebenso sichtbar, wie die gekreuzte Sehbahn, die zu höheren Verarbeitungszentren des Gehirns führt. In niederen Wirbeltieren mit randständigen Augen kreuzt die Sehbahn komplett und projiziert primär zum optischen Tektum, welches homolog zum humanen Colliculus superior ist und zumindest für einen Teil der visuellen Verarbeitung verantwortlich zeichnet. (schwarz-weiß) bleibt. Zweitens, die Zapfen, die an höhere Lichtintensität angepasst sind und Farbinformation vermitteln können. Zusätzlich zu den drei beim Menschen gefundenen Zapfentypen, die jeweils maximal auf blaues, grünes und rotes Licht ansprechen, kommt beim Zebrafisch noch ein vierter Typus vor, der maximal auf ultraviolettes Licht reagiert. Von großer Bedeutung ist, dass Zebrafischlarven praktisch nur mit den Zapfen sehen. Dies ist von größtem Interesse, da das menschliche Sehsystem ebenfalls funktionell zapfendominiert ist. Die meisten genetischen Untersuchungen des Sehsystems werden an genetisch veränderten Mausstämmen vorgenommen. Mäuse besitzen jedoch als nachtaktive Tiere eine stäbchendominierte Retina und eignen sich daher nur bedingt für Untersuchungen des Zapfensehens. Der Zebrafisch eröffnet uns nun die Möglichkeit, auch das Zapfensehen genetisch zu untersuchen. Erste Untersuchungen haben zu der Erkenntnis geführt, dass sich biochemische Mechanismen des Zapfensehens unerwartet stark vom Stäbchensehen unterscheiden. gungen aus. Dabei folgen die Augen dem Bewegungsreiz, bevor sie ruckartig zurückgestellt werden und eine neue Folgebewegung beginnt. Die Bewegungen der kleinen Augen (0,3 mm im Durchmesser (!)) lassen sich im Binokular beobachten und digital aufzeichnen. Wir haben Methoden entwickelt, die sich dazu eignen, die Augenbewegungen automatisch und exakt zu messen und mit dem Reizmuster in Verbindung zu bringen. Hierzu betrachtet die Larve wie im Kino eine Leinwand, auf die wir computererzeugte Muster projizieren. Die resultierenden Augenbewegungen werden in Echtzeit digital aufgenommen und ausgewertet. Wir konnten zeigen, dass die Effizienz der Augenbewegungen direkt von räumlicher Frequenz (ein Maß für Streifenbreite und Geschwindigkeit) und Kontrast abhängt[2]. Dies ermöglicht es, die Sehleistung mit psychophysischen Methoden exakt zu messen. Mit der Elektroretinographie (ERG) kann die Funktion der Retina auch direkt elektrophysiologisch gemessen werden. Dabei wird mit einer auf dem Auge aufliegenden Elektrode die Veränderung des summierten Feldpotenzials der Retina nach Lichtstimulation gemessen. Die Ableitungen sind denen anderer Wirbeltiere einschließlich dem Menschen sehr ähnlich und lassen einen direkten Vergleich von Knock-out Mäusen oder Patienten mit dem Zebrafisch zu[3]. Zebrafischgenetik Neben den beschriebenen Vorzügen des Zebrafisches waren es jedoch vor allem die ge- Sehvermitteltes Verhalten Die Zebrafischretina Die außergewöhnlich rasche Entwicklung des Sehsystems als ökologische Anpassung ist am eindrücklichsten an der Retina (Netzhaut) sichtbar. Die ersten Photorezeptorzellen, mit denen der Lichtreiz in ein chemisches Signal umgewandelt wird, werden bereits am zweiten Tag nach der Befruchtung geboren. Fünf Tage nach der Befruchtung kann man ähnlich wie beim Menschen zwei Gruppen von Photorezeptoren erkennen: Erstens, die sehr lichtempfindlichen Stäbchen, die bei Dämmerung den Seheindruck vermitteln, der allerdings monochromatisch BIOspektrum · 1/06 · 12. Jahrgang Die Morphologie legt nahe, dass das Sehsystem funktionsfähig ist, was sich in Verhaltensversuchen bestätigen lässt. Es ist einfach, visuell vermittelte Verhaltensantworten auszulösen, die als simple Sehtests dienen können[1]. Besonders reproduzierbar lässt sich der optokinetische Nystagmus auslösen. Zu diesem Zweck wird die Larve in eine kleine Drehtrommel gelegt, die mit einem schwarz-weißen Streifenmuster ausgekleidet ist (Abb. 3). Die Bewegung des Streifenmusters löst zuverlässig die für den optokinetischen Nystagmus charakteristischen stereotypen Augenbewe- Abb. 3: Gerät zur Auslösung des optokinetischen Nystagmus. Larven werden in der Mitte einer drehenden Streifentrommel platziert. Der Bewegungsreiz löst eine stereotype Augenbewegung aus, die aus Nachfolgebewegung und ruckartiger Rückstellbewegung besteht. BIOsp_0106 02.02.2006 15:12 Uhr Seite 28 Überblick 28 netischen Möglichkeiten, die dazu beigetragen haben, ihn als Modellsystem zu etablieren. Zur Anwendung kommen zwei fundamental verschiedene genetische Ansätze, die auch als „Vorwärtsgenetik“ (engl. forward genetics; vom Phänotyp zum Gen) und „Rückwärtsgenetik“ (engl. reverse genetics; vom Gen zum Phänotyp) bezeichnet werden. Im ersten Fall wird zuerst ein Phänotyp, etwa eine Sehstörung, gesucht, die dann im Weiteren mit einer Mutation in einem spezifischen Gen in Verbindung gebracht wird. Im Falle des Zebrafisches werden Mutationen meist chemisch durch DNA verändernde Chemikalien (Ethylnitrosoharnstoff; ENU) ausgelöst. Dieser Ansatz ist mit größtem Erfolg in Wirbellosen (D. melanogaster und C. elegans) angewandt worden. Mit dem Zebrafisch ist es erstmals möglich, einen vergleichbaren Ansatz mit vertretbarem Aufwand auch in einem Wirbeltier anzuwenden. Vergleichbare genetische Ansätze werden auch in der Maus durchgeführt, sind dort allerdings mit sehr großem logistischen und finanziellen Aufwand verbunden. Der komplementäre Ansatz der „Rückwärtsgenetik“ beginnt mit der Inaktivierung eines interessanten Gens, an das sich dann die Untersuchung der Konsequenzen auf den Organismus anschließt. Am erfolgreichsten ist diese Technologie in der Maus etabliert, in der man spezifische Mutationen durch homologe Rekombination erzeugen kann. Diese Methode ist im Zebrafisch noch nicht etabliert, allerdings kann man die Proteinexpression sehr effizient durch Injektion von Gegenstrang-Nukleotiden (Morpholinos) vorübergehend unterdrücken[4]. Dabei werden chemisch modifizierte Oligonukleotide in die befruchtete Eizelle injiziert. Die Oligonukleotide sind so gewählt, dass sie mit einem Segment der mRNA einen Doppelstrang bilden können und damit die Translation, bzw. den Splicemechanismus stören. Das genetische Repertoire wird durch die Möglichkeit ergänzt, transgene Tiere zu erzeugen. Dies bewerkstelligt man entweder durch Injektion von DNA in die befruchtete Eizelle oder durch Infektion von pseudotypisierten Viren. dem optokinetischen Nystagmus Test oder dem optomotorischen Assay auf ihre Sehfähigkeit hin überprüft. Fische, deren Nachkommen sehgestörte Larven in mendelschem Verhältnis haben, sind Träger von erblichen Sehstörungen. Diese können dann im Folgenden histologisch und elektrophysiologisch untersucht werden. In solch einem Screen wurde eine Reihe von sehgestörten Mutanten gefunden, von denen bei der Mehrzahl eine Degeneration der Photorezeptoren nachgewiesen werden konnte[5]. Photorezeptoren sind offensichtlich Zellen, die besonders leicht durch genetische Defekte in ihrer Struktur und Funktion beeinträchtigt werden können, denn auch im Menschen ist dies die häufigste Ursache für erbliche Blindheit[6]. Darüber hinaus lassen sich Gemeinsamkeiten auch im Krankheitsverlauf finden. Ebenso wie bei den Humanerkrankungen ist die Degeneration fortschreitend und verbunden mit einer progressiven Verkürzung der Photorezeptor-Außensegmente, die schließlich im geordneten (apoptotischen) Zelltod endet (Abb. 4). Ebenfalls findet man meist assoziierte Veränderungen des retinalen Pigmentepithels. Der zugrunde liegende molekulare Defekt dieser Mutanten ist in den meisten Fällen noch unbekannt. In einem viralen Insertionsscreen wurden ähnliche Mutanten gefunden und molekular charakterisiert[7]. Interessanterweise wurden in diesem Screen die meisten Pigmentepithelmutanten durch Insertion in Genen ausgelöst, die für Untereinheiten des vesikulären ATPase-Komplexes kodieren. Mutationen die zu Photorezeptordegenerationen führen, sind weitaus diverser und schließen Zapfenvermitteltes Sehen Screens in Zebrafisch Mit den beschriebenen Technologien lassen sich einerseits genetische Manipulationen vornehmen und andererseits deren Auswirkungen auf das Sehsystem präzise untersuchen. Dies ermöglicht es speziell nach Stämmen zu suchen, die Gendefekte tragen, die zu einer Beeinträchtigung der Sehfunktion führen. Die Vorgehensweise ist konzeptionell einfach: Mutagenisierte Stämme werden mit Gene ein, die für Transkriptionsfaktoren, Enzyme und Transportproteine kodieren[7]. Von besonderem medizinischen Interesse sind syndromische Mutanten, die trotz eines einzelnen Gendefekts neben Sehstörungen noch andere Manifestationen der Krankheit aufweisen. Einige dieser Störungen sind unmittelbar einsichtig. So überrascht es nicht, wenn Störungen im retinalen Pigmentepithel zu Defekten in Photorezeptoren führen, da es bekannt ist, dass ein intaktes Pigmentepithel für das Überleben der Photorezeptoren unerlässlich ist. Andere Syndrome sind weniger offensichtlich, liefern aber erste Hinweise auf den zugrunde liegenden Defekt. Einige der sehgestörten Mutanten sind hypopigmentiert und haben Gerinnungsstörungen, was auf einen Defekt in einer speziellen Subpopulation an Lysosomen-verwandten Organellen hindeutet. Interessanterweise treten erbliche Sehstörungen des Menschen ebenfalls oft als Syndrome auf, etwa im Usher-Syndrom, welches Seh- mit Hörstörungen kombiniert, oder im Senior-Loken- und BardetBiedl-Syndrom, welche durch Photorezeptordegeneration und Nierenzystenbildung charakterisiert sind. Die Zebrafischmutanten elipsa, oval und fleer zeigen ebenso Photorezeptordegeneration und Nierenzysten[5, 8]. In oval konnte der Defekt auf Mutationen im ift88 Gen zurückgeführt werden[9]. Dieses Gen kodiert für das intraflagelläre Transportprotein 88. In zwei Insertionsmutanten mit ähnlichem Phänotyp wurden Insertionen in ift172 und ift57 gefunden[7, 10]. Intraflagelläre Transportproteine werden in Zilien für den anterograden Transport benötigt und deuten auf die Bedeutung dieser Transportvorgänge für die Erhaltung von zilientragenden Photorezeptoren hin. Abb. 4: Histologischer Schnitt durch das Auge einer gesunden Larve (linke Spalte) und einer Mutante mit äußerer Retinadegeneration (rechte Spalte). Deutlich sichtbar sind Lücken in der Photorezeptorschicht (Pfeil). Im Vergleich zu normalen Photorezeptoren sind die Außensegmente (Pfeilspitze) stark verkürzt oder fehlen gänzlich. Im Zebrafisch ist es noch nicht wie in der Maus möglich, gezielte Gendefekte durch homologe Rekombination in das Keimgut einzufügen. Eine Alternative stellt die Injektion von Morpholino Gegenstrang-Nukleotiden dar. Hierfür wird zunächst das zu untersuchende Gen kloniert und die Sequenz bestimmt. Gegen bestimmte Abschnitte des Gens werden dann spezielle Oligonukleotide (Morpholino) synthetisiert, die durch Doppelstrangbildung das Übersetzen der mRNA in Protein verhindern. Dadurch können sehr effizient Larven erzeugt werden, denen eine gewünschte Proteinfunktion fehlt[4]. Mit dieser Technik können im Zebrafisch zapfenspezifische Mechanismen des Sehens untersucht werden. Ein Beispiel hierfür ist unser Befund, dass es unterschiedliche Mechanismen der Zapfen- und StäbchenadapBIOspektrum · 1/06 · 12. Jahrgang BIOsp_0106 02.02.2006 15:12 Uhr Seite 29 Überblick 29 Abb. 5: Zapfenspezifische Expression von Grk7. Zapfenphotorezeptoren sind mit einem zebrafischspezifischen Antikörper grün gefärbt. Stäbchen sind rot gefärbt (anti Rhodopsin Antikörper). Da Grk7 exklusiv in Zapfen exprimiert ist, überlappen die beiden Färbungen nicht. (Abbildung freundlicherweise von Dr. Oliver Biehlmaier zur Verfügung gestellt). tation gibt. Nachdem Licht das Sehpigment aktiviert hat, muss es wieder inaktiviert werden, um weitere Aktivierungen zu ermöglichen. In den Stäbchen wird dieser Vorgang durch die Aktivität der Rhodopsinkinase eingeleitet. Dieses Enzym gehört zur Familie der G-Protein abhängigen Rezeptorkinasen und wird daher auch Grk1 (G Protein-dependent receptor kinase 1) genannt. Dieses Enzym phosphoryliert das aktivierte Rhodopsin und ermöglicht damit weitere inaktivierende Schritte, bei denen unter anderem Arrestin beteiligt ist. In vielen zapfendominierten Tieren kommt dieses Enzym nur in Stäbchen, nicht jedoch in Zapfen vor. Wir haben ein zweites Mitglied dieser Proteinfamilie, Grk7, kloniert, von dem bekannt war, dass das Proteinprodukt in Zapfenaußensegmenten vorkommt. Wir stellten die Hypothese auf, dass Grk7 eine der Rhodopsinkinase äquivalente Funktion in Zapfen spielt. Zunächst generierten wir einen spezifischen Antikörper und konnten zeigen, dass das Protein exklusiv in Zapfen vorkommt und in Stäbchen fehlt (Abb. 5). Die Funktion dieses Proteins untersuchten wir durch Injektion von genspezifischen Morpholinos, die die Translation des Proteins weitgehend verhindern. Die injizierten Larven zeigen sowohl in unserer Verhaltensanalyse, als auch in elektrophysiologischen Ableitungen die postulierte verzögerte Inaktivierung des visuellen Zapfenpigments. So blendeten wir etwa die Larven mit einem hellen Lichtblitz und bestimmten das ZeitBIOspektrum · 1/06 · 12. Jahrgang intervall, bis zu dem die Retina wieder vollständig lichtempfindlich wurde. Dieses Intervall ist deutlich verlängert in Grk7 deprivierten Larven. Damit konnten wir demonstrieren, dass Grk7 eine der Rhodopsinkinase äquivalente Rolle in Zapfen spielt[11]. Dieses genetische Experiment konnten wir nur in Zebrafischen durchführen, da das Genom der nachtaktiven Mäuse im Gegensatz zum Menschen kein Gen für Grk7 enthält. Der Zebrafisch bietet sich dank seiner Eigenschaften als genetisches Modellsystem für die funktionelle Erforschung der Wirbeltierretina an. Bereits heute gibt es eine Reihe von medizinisch relevanten Krankheitsmodellen und seine Retina eignet sich hervorragend für das Studium von zapfenspezifischen Sehvorgängen. Mit der Entwicklung neuer genetischer Werkzeuge, Mutantenstämmen und Verhaltenstest kann man von dem Zebrafischmodell auch in Zukunft bedeutende Beiträge zum Verständnis des Wirbeltiersehens erwarten. [4] Nasevicius, A., Ekker, S.C. (2000): Effective targeted gene ‘knockdown’ in zebrafish. Nat. Genet. 26 (2): 216–20. [5] Neuhauss, S.C., Biehlmaier, O., Seeliger, M.W., et al. (1999): Genetic disorders of vision revealed by a behavioral screen of 400 essential loci in zebrafish. J. Neurosci. 19 (19): 8603–15. 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Im Jahr 2000 wurde er Oberassistent an der ETH Zürich im Institut für Hirnforschung der Universität Zürich. 2002 habilitierte er in allgemeiner Genetik an der Universität Tübingen, 2003 erhielt er die Förderungsprofessur für Neurowissenschaften der schweizerischen Nationalfonds an der ETH Zürich. Seit 2005 ist er Professor für Neurobiologie am zoologischen Institut der Universität Zürich. nase GRK7 in larval zebrafish leads to impaired cone response recovery and delayed dark adaptation. Neuron 47 (2): 231–42. Korrespondenzadresse: Prof. Dr. Stephan Neuhauss Professur für Neurobiologie Zoologisches Institut der Universität Zürich Winterthurerstr. 190 CH-8057 Zürich Tel.: 0041+ 1-635 3288 Fax: 0041+ 1-635 3303 [email protected]