1. Chemische Thermodynamik, Kinetik und Gleichgewicht chemische Reaktion Chemische Reaktionen sind Umwandlungen von Ausgangsstoffen in Reaktionsprodukte mit anderen Eigenschaften. Wesentliches Merkmal ist die Stoffumwandlung. Sie wird von anderen Erscheinungen, zum Beispiel Energieabgabe oder Energieaufnahme begleitet. Chemische Reaktionen bilden eine Einheit aus Stoff- und Energieumsatz. chemische Systeme Als chemisches System wird der jeweils untersuchte reine Stoff, die Stoffmischung oder das Stoffgemische betrachtet. • abgeschlossenes System Es findet kein Stoffübergang mit der Umgebung statt. findet kein • Es Energieübergang mit der Umgebung statt. • geschlossenes System Es findet kein Stoffübergang mit der Umgebung statt. • Es findet Energieübergang mit der Umgebung statt. • offenes System Es findet Stoffübergang mit der Umgebung statt. • Es findet Energieübergang mit der Umgebung statt. chemische Zustandsgrößen Zur quantitativen Beschreibung stofflicher Systeme dienen Größen und Größengleichungen. Dabei werden extensive und intensive Größen unterschieden. • • extensive Größen Extensive Größen sind solche Größen, deren Wert sich bei der Vereinigung zweier chemischer Systeme verdoppelt. Die Symbole extensiver Größen sind meist Kleinbuchstaben (außer beim Volumen). Größe Stoffmenge, Objektmenge Volumen Symbol n Einheit mol V m³, l Masse m kg, g innere Energie u J • • • intensive Größen Intensive Größen sind solche Größen, deren Wert bei der Vereinigung zweier gleicher chemischer Systeme gleich bleibt. Viele intensive Größen werden durch die Division zweier extensiver Größen gebildet. Die Symbole intensiver Größen sind meist Großbuchstaben. Größe Temperatur molares Volumen molare Masse Druck Dichte Heizwert Symbol T Einheit K Bildung Vm l * mol-1 Vm = V / n M g * mol-1 M=m/n p ρ H Pa g * cm-1 KJ * kg-1 M / Vm H = Q /m Energie eines stofflichen Systems Jedes stoffliche System besitzt einen Vorrat an innerer und äußerer Energie. • innere Energie Die durch innere Zusammenhänge in einem stofflichen System vorhandene Energie heißt innere Energie. • äußere Energie Die Energie, die sich aus der Lage eines stofflichen Systems in elektrischen, magnetischen und Gravitationsfeldern (potentielle Energie) oder aus der Bewegung gegenüber anderen Systemen (kinetische Energie) ergibt, wird als äußere Energie • • • • Die innere Energie lässt sich nicht bestimmen, da sich kein Nullpunkt festlegen lässt. Die innere Energie u umfasst vereinfacht die drei Energieformen Kernenergie uK, chemische Energie uch und thermische Energie uth. u = uK + uch + uth Die Änderung der inneren Energie Δu lässt sich bestimmen. • bezeichnet. Die äußere Energie lässt sich nicht bestimmen, da sich kein Nullpunkt festlegen lässt. 1. Hauptsatz der Thermodynamik • • • Bei einem Prozess kann Energie weder erschaffen noch vernichtet werden. Energie kann nur aus einer Form in andere Energieformen umgewandelt werden. Der erste Hauptsatz der Thermodynamik oder auch Satz von der Erhaltung der Energie ist ein Erfahrungssatz. Geräte, die gegen ihn verstoßen sollen, heißen Perpetuum mobile erste Art. Reaktionsenergie • • • • • Während physikalischen oder chemischen Prozessen innerhalb eines stofflichen Systems ändert sich dessen innere Energie. Diese Änderung Δu erfolgt von einem Anfangszustand u1 zu einem davon verschiedenen Endzustand u2. In der chemischen Thermodynamik wird davon ausgegangen, dass die Änderung der inneren Energie in einem geschlossenen System ihre Ursache im Energieübergang in Form von Arbeit w und Wärme q über die Systemgrenzen hat. Δu = u2 - u1 = q + w Die Reaktionsenergie ist eine extensive Größe. Volumenarbeit bei chemischen Reaktionen • • • w = wmech = -p * ΔV Das Minuszeichen ergibt sich aus der Überlegung, dass eine Volumenzunahme eine Abgabe von Volumenarbeit bedeutet, und umgekehrt. Δu = q - p * ΔV Enthalpie • • • • • • qp = (u2 + p * V2) - (u1 + p * V1) Die Gleichung für die Reaktionswärme bei isobarer Prozessführung als Differenz zweier Terme dargestellt, die jeweils den Anfangs- und Endzustand eines chemischen Systems darstellen. Da sie sich nur aus Zustandsgrößen zusammensetzen, werden sie zu einer Zustandsgröße zusammengefasst. Diese neue Zustandsgröße ist die Enthalpie h und ist die Summe aus der inneren Energie eines Systems und dem oft als Volumenenergie bezeichneten Produkt aus Druck und Volumen. h=u+p*V Da die innere Energie nicht bestimmt werden kann, kann auch die Enthalpie nicht bestimmt werden. Reaktionsenthalpie • • • • Die Reaktionsenthalpie ΔRh entspricht der Differenz der Enthalpien zweier Zustände eines chemischen Systems. Δh = h2 - h1 = (u2 + p * V2) - (u1 + p * V1) Damit entspricht sie bei isobarer Prozessführung der Reaktionswärme. Chemische Reaktionen, deren Reaktionswärme kleiner als Null ist, werden als exotherme • • Reaktionen bezeichnet. Das stoffliche System gibt Energie in Form von Wärme an die Umgebung ab. Chemische Reaktionen, deren Reaktionswärme größer als Null ist, werden als endotherme Reaktionen bezeichnet. Das stoffliche System nimmt Energie in Form von Wärme von der Umgebung auf. Die Reaktionsenthalpie ist eine extensive Größe. molare Reaktionsgrößen Molare Reaktionsgrößen bestimmen sich aus den nicht-Molaren Reaktionsgrößen geteilt durch die Stoffmenge der Formelumsätze nF. Größe molare Reaktionsenergie molare Reaktionsenthalpie molares Reaktionsvolumen ΔRU ΔRH ΔRVm Symbol Berechnung = ΔRu / nF = ΔRh / nF = ΔRV / nF experimentelle Bestimmung von Reaktionsenthalpien • • • • • • • • • • • • • Das Standardmäßig verwendete Verfahren zur Bestimmung von Reaktionsenthalpien ist die Kalorimetrie. Um die Reaktionsenthalpie zu bestimmen, wird die Wärme bestimmt, die während einer Reaktion abgegeben oder aufgenommen wird. Für die übertragene Wärme gibt es kein Messgerät, sie kann jedoch über die Temperaturänderung des, das stoffliche System umgebende, Medium bestimmt werden. c ist die spezifische Wärmekapazität des umgebenden Stoffes. [c] = J * g-1 * K-1 q = c * m * ΔT m ist die Masse des umgebenden Stoffes. c (H 2 O ) * m (H 2 O ) * Δ T Damit gilt für die Reaktionsenthalpie: Δ R H = − nF Als umgebender Stoff wird meist Wasser mit c = 4,19 J * g-1 * K-1 verwendet. Die chemische Reaktion muss schnell verlaufen. Die chemische Reaktion muss weitgehend vollständig. Die chemische Reaktion muss eine ausreichend große Reaktionswärme haben.. Verbrennungsenthalpie ΔVH Bildungsenthalpie ΔBH Gilt für die Bildungsreaktion • Gilt für die • Verbrennungsreaktion eines Stoffes. eines Stoffes. Auf der rechten Seite der • Ist die (meist exotherme) • Reaktionsgleichung steht Reaktion mit Sauerstoff. nur der Stoff mit der Stöchiometriezahl 1. Auf der linken Seite der • Reaktionsgleichungen stehen nur die Elementsubstanzen in der unter den Reaktionsbedingungen stabilen Form, aus denen der Stoff besteht. Die Bildungsenthalpien von Elementsubstanzen sind 0. Neutralisationsenthalpie Gilt für die Neutralisation einer Säure mit einer Base, welche exotherm ist. Neutralisationen laufen sehr schnell, exotherm und in wässriger Lösung ab. Daher kann die Lösung gleichzeitig als Kaloriemtrieflüssigkeit verwendet werden, deren spezifische Wärmekapazität und Dichte der von Wasser entspricht. Mit einem Kaloriemeter, das mit 400g Wasser gefüllt ist, wird bei der Reaktion von 4,48 g Eisen mit 2,26 g Schwefel eine Temperaturerhöhung des Kaloriemeterwassers um 4,5 K ermittelt. Berechne die Bildungsenthalpie von Eisen(II)sulfid! Fe + F ' FeS Die Reaktion von 40 ml Natronlauge (c = 1 mol*l-1) mit 40 ml Salzsäure (c = 1 mol*l-1) bewirkt eine Temperaturerhöhung der wässrigen Lösung um 6,7 K. Berechne die molare Reaktionsenthalpie der Neutralisation! (Die Dichte von Wasser beträgt 1 g*ml-1.) H3O+(aq) + OH-(aq) ' 2 H2O c(H2O) * m(H2O) * ΔT * M(FeS) m(FeS) -1 ΔBH = -94,19 kJ * mol Δ BH = c(H2O) * ρ(H2O) * ( VSäure + VBase ) * ΔT VBase * c 0 (OH− ) c(H2 O) * ρ(H2 O) * ( V(HCl) + V(NaOH)) * ΔT Δ RH = − V(NaOH) * c 0 (NaOH) Δ RH = − Eisen und Schwefel wurden im stöchiometrischen Verhältnis zur Reaktion gebracht, daher gilt: ΔRH = -56 kJ * mol-1 Satz von Hess • • • Die molare Reaktionsenthalpie hängt nur vom Anfangs- und Endzustand des chemischen Systems ab. Sie ist vom Reaktionsweg unabhängig. ΔRH = νRp * ΔBHRp - νAs * ΔBHAs exotherme und endotherme Reaktionen • exotherme Reaktionen Bei exothermen Reaktionen ist ΔRH kleiner als • Null. endotherme Reaktionen Bei endothermen Reaktionen ist ΔRH größer als Null. • Energiediagramm einer exothermen Reaktion, • bei der Volumenarbeit vom System verrichtet Energiediagramm einer endothermen Reaktion, bei der Volumenarbeit vom System • • wird. z.B. Mg + 2 HCl ' MgCl2 + H2 • Energiediagramm einer exothermen Reaktion, • bei der Volumenarbeit vom System aufgenommen wird. z.B. N2 + 3 H2 ' 2NH2 • verrichtet wird. z.B. CaCO3 ' CaO + CO2 Energiediagramm einer endothermen Reaktion, bei der Volumenarbeit vom System aufgenommen wird. Prinzip des Energieminimums • Es ist für den freiwilligen Ablauf einer Reaktion günstig, wenn die Reaktionsenthalpie kleiner als Null ist. 2. Hauptsatz der Thermodynamik • • • • Ein chemischer oder physikalischer Vorgang verläuft in einem abgeschlossenen System stets in der Richtung, in der die Unordnung zunimmt. Bei Vorgängen in abgeschlossenen Systemen bleibt die Entropie bei ideal umkehrbarem (reversiblem) Verlauf konstant (Δs = 0), beim tatsächlichen Ablauf in der Natur und Technik nimmt sie stets zu (Δs > 0). Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik ist ein Erfahrungssatz. Geräte, die gegen ihn verstoßen sollen, heißen Perpetuum mobile zweiter Art. Entropie • • • • • • Die Entropie s ist ein Maß für die Unordnung eines Systems. Je größer die Entropie eines Systems ist, desto größer ist die Unordnung des Systems. R W R thermodynamische * ln W Δs = * ln Ende Nach Boltzmann gilt: s = W ≙ Wahrscheinlichkeit NA NA W Anfang Im Gegensatz zur Enthalpie besitzt die Entropie einen Nullpunkt, der beim absoluten Nullpunkt der Temperatur (0 K) erreicht wird. Entropieänderung und molare Q q reversible übertragene qrev, ΔS = rev Δs = rev Entropieänderung Qrev ≙ Wärme T T Eine chemische Reaktion läuft freiwillig ab, wenn die Entropie des sie umgebenden stofflichen Systems zunimmt. Prinzip des Entropiemaximums • Es ist günstig für den freiwilligen Ablauf einer chemischen Reaktion wenn die Entropieänderung größer als Null ist. molare Standardreaktionsentropie • • • Die molare Standardreaktionsenthalpie ΔRS⊖ einer chemischen Reaktion entspricht der Differenz aus den Standardentropien der Reaktionsprodukte und den Standardentropien der Ausgangsstoffe. Die Reaktionsentropie kann auch kleiner Null sein, wenn das stoffliche System nicht abgeschlossen ist. ΔRS⊖ = νRp * S⊖Rp - νAs * S⊖As Freie Enthalpie • • • • • • • • • • Die Entropieänderung eines stofflichen Systems kann man auf Änderungen seiner Zustandsgrößen (z.B. durch eine chemische Reaktion) zurückführen. Darum wurde eine weitere Zustandsgröße, die Gibbssche Energie g definiert. Gibbssche Energie: g = h – T * s Molare Gibbssche Energie G=H–T*S Da sie die Enthalpie enthält, kann auch die Gibbssche Energie eines stofflichen Systems nicht konkret angegeben, sondern nur ihre Änderung ΔG bestimmt werden. ΔG = ΔH – ΔT * ΔS Bei isotherm-isobarer Prozessführung ΔG = ΔH – T * ΔS Gibbs-Helmholtz-Gleichung, für chemische Reaktionen ΔRG = ΔRH – T * ΔRS⊖ molare Gibbssche Reaktionsenthalpie, freie Reaktionsenthalpie Die molare Gibbssche Reaktionsenthalpie entspricht der maximalen Arbeit je Mol Formelumsatz, die durch die Reaktion im Reaktionsverlauf verrichtet werden kann. Temperatur und Druck sind konstant. ΔRH = ΔRG – T * ΔRS⊖ T * ΔRS⊖ entspricht der molaren gebundenen Reaktionsenthalpie, die unter keinen Umständen in nutzbare Energie umgewandelt werden kann. Die Richtung chemischer Reaktionen • • Exergonisch chemisches Gleichgewicht ΔRG < 0 • ΔRG = 0 • gilt das • Die Reaktion verläuft freiwillig • Es Massewirkungsgesetz. (von rechts nach links). • Dabei wird Arbeit verrichtet. 1. ΔRH < 0 und ΔRS⊖ > 0 Die Reaktion läuft immer • freiwillig ab. C5H12 + 8 O2 ' 5 CO2 + 6 H2O 2. ΔRH > 0 und ΔRS⊖ > 0 Endotherme Reaktionen mit steigender Entropie laufen nur bei hoher Temperatur freiwillig ab (T * ΔRS⊖ > ΔRH). H2O + C ' CO + H2 3. ΔRH < 0 und ΔRS⊖ < 0 Exotherme Reaktionen mit sinkender Entropie laufen nur unterhalb einer gewissen Grenztemperatur freiwillig ab (|T * ΔRS⊖| < |ΔRH |). 2 H2 + O2 ' 2 H2O Endergonisch ΔRG > 0 Die chemische Reaktion verläuft nur unter Aufwand von Arbeit. 1. ΔRH > 0 und ΔRS⊖ < 0 Siehe chemisches Die Reaktion läuft nie freiwillig Gleichgewicht. ab. 3 O2 ' 2 O3 2. Siehe links Endotherme Reaktionen mit steigender Entropie laufen bei geringer Temperatur nicht freiwillig ab. 3. Siehe links Exotherme Reaktionen mit sinkender Entropie laufen bei hoher Temperatur nicht freiwillig ab. Reaktionsordnung • • • • Die Ordnung einer chemischen Reaktion entspricht der Summe der Stöchiometriezahlen der Ausgangsstoffe. Reaktion 1. Ordnung A ' Reaktionsprodukte Reaktion 2. Ordnung A+B ' Reaktionsprodukte 2A ' Reaktionsprodukte Reaktion 3. Ordnung A + B + C ' Reaktionsprodukte 2A+B ' Reaktionsprodukte 3A ' Reaktionsprodukte Reaktionsgeschwindigkeit • • • • • • • • • • • • Die Reaktionskinetik beschäftigt sich mit dem zeitlichen Ablauf chemischer Reaktionen. Die Reaktionsgeschwindigkeit v ist von vielen Faktoren (z.B. Konzentration, Temperatur, Grenzfläche, Anwesendheit eines Katalysators) abhängig. Δc(i) bzw. Δp(i) mit Partialdrücken anstatt Konzentrationen bei Gasen. [v ] = mol * l −1 * s −1 v= v= Δt Δt i ≙ Reaktionsteilnehmer i In geschlossenen Systemen ist die Reaktionsgeschwindigkeit nicht konstant, sie wird ständig kleiner, da die Konzentrationen der Ausgangsstoffe ständig abnehmen. Δc( Ausgangsstoff ) bzw v = − Δp( Ausgangsstoff ) Durchschnittsgeschwindigkeit: v = − ν( Ausgangsstoff ) * Δt . ν( Ausgangsstoff ) * Δt d c( AS) 1 bzw v = − 1 * d p( AS) v=− * Augenblicksgeschwindigkeit: . dt ν( AS) ν( AS) dt Die Reaktionsgeschwindigkeit ist skalar und immer positiv. Mit Geschwindigkeitskonstanten k als Proportionalitätsfaktor wird eine Gleichung für die Reaktionsgeschwindigkeit erhalten, die als Geschwindigkeitsgleichung oder Zeitgesetz bezeichnet wird. a A + b B + c C + .... ' Reaktionsprodukte → v = k * ca(A) * cb(B) * cc(C) * .... Die Einheit der Geschwindigkeitskonstante ist von der [k ] = (l * mol −1 )Re aktionsordnung−1 * s −1 Reaktionsordnung abhängig. Das Zeitgesetz kann nur für Reaktionen die in einem Schritt verlaufen aus der Reaktionsgleichung abgeleitet werden. E EA − A ≙ Arrheniussche Aktivierungsenergie Arrhenius-Gleichung: k = A * e R*T A ≙ Frequenzfaktor (Aktionskonstante) Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit ...von der Konzentration ...von der Temperatur • Die Geschwindigkeit • chemischer Reaktionen in homogenen Systemen hängt von den Konzentrationen der Ausgangsstoffe ab. • Dies kann aus dem • Zeitgesetz der Reaktionsgeschwindigkeit abgelesen werden. • • • • ...von der Anwesendheit eines Katalysators Um reagieren zu können, • Die Reaktionsgeschwindigkeit kann auch von Stoffen müssend die Teilchen der beeinflusst werden, die nach Ausgangsstoffe der Reaktionsgleichung nicht zusammenstoßen. Doch nur zu den Ausgangsstoffen ein Bruchteil dieser gehören. Zusammenstöße ist auch wirksam, d.h. eine Reaktion • Katalysatoren wirken selektiv. findet statt. Dafür ist eine günstige • Katalysatoren beeinflussen die Reaktionsgeschwindigkeit räumliche Lage und eine durch ihre Anwesendheit. Mindestenergie der Teilchen notwendig. sind Diese Energie ist die • Katalysatoren Reaktionspartner, die jedoch molekulare nach der Reaktion in Aktivierungsenergie ε und sie unveränderter Form wieder wird verwendet, um alte vorliegen. Bindungen zu lösen und neue zu bilden. Bei höherer Temperatur ist die • Bei positiver Katalyse steigt die Reaktionsgeschwindigkeit, mittlere kinetische Energie der während sie bei negativer Teilchen und somit die Katalyse (Katalysator wird Wahrscheinlichkeit wirksamer Inhibitor genannt) sinkt. Zusammenstöße größer. Mit steigender Temperatur • Wirkt ein Reaktionsprodukt als Katalysator, so ist dies steigt die Autokatalyse. Reaktionsgeschwindigkeit. RGT-Regel: Eine • Durch Verlauf der Katalyse über Zwischenstufen wird die Temperaturerhöhung um 10 K molekulare Aktivierungsenergie bewirkt eine Verdoppelung bis • Siehe Zeitgesetz • Vervierfachung der Reaktionsgeschwindigkeit. Siehe Arrheniusgleichung • ε gesenkt. Im Körper Biokatalysatoren. wirken chemisches Gleichgewicht Einstellung des chemischen Gleichgewichts • • • • • • • • • • • • • • • • Wird eine chemische Reaktion in einem geschlossenen System durchgeführt ohne das eine Reaktionshemmung vorliegt, laufen sowohl Hin- als auch Rückreaktion gleichzeitig ab. Am Anfang läuft nur die Hinreaktion ab, weil noch keine Reaktionsprodukte vorhanden sind. Liegen dann auch Reaktionsprodukte vor, so beginnt die Rückreaktion. Im Verlauf wird die Konzentration der Ausgangsstoffe ständig kleiner, währen die der Reaktionsprodukte ständig ansteigt. Dadurch sinkt die Geschwindigkeit der Hinreaktion und die der Rückreaktion steigt. Irgendwann wird ein Zustand erreicht, bei dem genauso viele Reaktionsprodukte durch die Hinreaktion entstehen wie durch die Rückreaktion verbraucht werden. Die Konzentrationen der Ausgangsstoffe und Reaktionsprodukte ändern sich nicht mehr. Δc = 0 Die Geschwindigkeiten der Hin- und Rückreaktion sind gleichgroß aber ungleich null. vHinreaktion = vRückreaktion ≠ 0 Die Gesamtreaktionsgeschwindigkeit ist deshalb gleich null. VGesammt = vHinreaktion – vRückreaktion = 0 Es handelt sich also um ein dynamisches Gleichgewicht. Ein solches System wird als chemisches Gleichgewicht bezeichnet. Die Zeit bis zur Einstellung des chemischen Gleichgewichts wird als Einstellzeit bezeichnet. Chemische Gleichgewichte können sich von beiden Seiten her einstellen. Massenwirkungsgesetz • • • Im Chemischen Gleichgewicht ist bei einer bestimmten Temperatur der Quotient des Produktes der Konzentrationen der Reaktionsprodukte und des Produktes der Konzentrationen der Ausgangsstoffe eine konstante Größe. c(C) ν( C ) * c(D) ν(D ) ν(A) A + ν(B) B ' ν(C) C + ν(D) D → K c = c( A ) ν( A ) * c(B) ν (B ) −1 Δν mit Δν = ν(C) + ν(D) − [ν( A ) + ν(B)] [K c ] = (mol * l ) Kinetische Herleitung des Massenwirkungsgesetzes • • • • Im chemischen Gleichgewicht gilt für die Geschwindigkeiten der Hin- und Rückreaktion: vHinreaktion = kHinreaktion * c(AS1)ν(AS1) * c(AS2)ν(AS2) * … vRückreaktion = kRückreaktion * c(RP1)ν(RP1) * c(RP2)ν(RP2) * … Auch gilt: vHinreaktion = vRückreaktion Und somit: k Hinreaktion c(AS1)ν(AS1) * c(AS2)ν(AS2) * ... = = Kc k Rückreaktion c(RP1)ν(RP1) * c(RP2) ν(RP2) * ... Der Quotient zweier Geschwindigkeitskonstanten Gleichgewichtskonstante Kc. ergibt wiederum eine Konstante, die Prinzip von Le Châtelier und Braun • Wird auf ein sich im chemischen Gleichgewicht befindendes stoffliches System ein Zwang ausgeübt, dann weicht dieses System dem Zwang so aus, dass die Wirkungen des Zwangs verringert werden. • Temperaturerhöhung Dem äußeren Zwang einer • Temperaturerhöhung weicht ein sich im Temperatursenkung Dem äußeren Zwang einer Temperatursenkung weicht ein sich im • chemischen Gleichgewicht befindendes stoffliches System durch eine endotherme Reaktion aus, bis sich ein neues chemisches Gleichgewicht eingestellt hat. Druckerhöhung Dem äußeren Zwang einer • Druckerhöhung weicht ein sich im chemischen Gleichgewicht befindendes stoffliches System durch eine Reaktion aus, die unter Volumenabnahme verläuft, bis sich ein neues chemisches Gleichgewicht eingestellt hat. chemischen Gleichgewicht befindendes stoffliches System durch eine exotherme Reaktion aus, bis sich ein neues chemisches Gleichgewicht eingestellt hat. Drucksenkung Dem äußeren Zwang einer Drucksenkung weicht ein sich im chemischen Gleichgewicht befindendes stoffliches System durch eine Reaktion aus, die unter Volumenzunahme verläuft, bis sich ein neues chemisches Gleichgewicht eingestellt hat. Estergleichgewicht • organische Säure + Alkohol ' Ester + Wasser + Ethanol ' • Beispiel: Essigsäure CH3COOH + C2H5OH ' Essigsäureethylester CH3COOC2H5 + Wasser + H2O Gasgleichgewicht • Löslichkeitsgleichgewicht • Gibt man Bariumchlorid in eine Sulfatlösung, so fällt schwerlösliches Bariumsulfat als Niederschlag aus. Nach Beendigung dieser Fällung ist das System jedoch noch nicht zum Stillstand gekommen, von dem gefällten Bariumsulfat lösen sich ständig Bariumionen, die im selben Maß wieder ausfallen. Ba2+(aq) + SO42-(aq) • • • • • • • • • • • ' BaSO4(s) Für das Löslichkeitsgleichgewicht eines Salzes kann (AmBn) (s) ' m An+(aq) + n Bm-(aq) folgende Reaktionsgleichung angegeben werden: Für die Sättigung der Lösung ist es unwesentlich, ob viel oder wenig Niederschlag im System vorhanden ist. Daher wird er in der Gleichung für das Massenwirkungsgesetz KL(AmBn) = cm(An+) * cn(Bm-) nicht beachtet: [KL(AmBn)] = molm+n * l-(m+n) Diese vereinfachte Ableitung gilt nur für schwerlösliche Salze, da nur hier die Konzentrationen ausreichend gering sind, so dass sich die Ionen nicht gegenseitig beeinflussen. Oft wird der Löslichkeitsexponent pKL angegeben: pKL = -lg {KL}. Die Konzentration eines Stoffes in seiner gesättigten Lösung (Sättigungskonzentration cS) wird als Löslichkeit l des Stoffes (in dem verwendeten Lösungsmittel) bezeichnet. K (A B ) Für die Löslichkeit eines schwerlöslichen Salzes in reinem Wasser gilt: l( A mBn ) = m+n L m m nn m *n Erniedrigung der Löslichkeit (KCLO4)(s) ' K+(aq) + ClO4-(aq) werden K+- oder ClO4--Ionen hinzugefügt, sinkt die Löslichkeit. durch gleichionigen Zusatz: Da fremdionige Zusätze die Hydrathüllen der Ionen beeinflussen, kann durch sie die Löslichkeit leicht erhöht werden. Erhöhen der Löslichkeit AgCl(s) ' Ag+(aq) + Cl-(aq) Ag+(aq) + 2 NH3 ' [Ag(NH3)2]+(aq) durch Komplexbildung: Durch Komplexbildung werden Silberionen aus der Lösung entfernt. Erniedrigung der Löslichkeit durch Komplexe entsteht, wenn Komplexbildner vor allem mit Kationen (+) schwerlösliche Komplexe bilden. • Erhöhung der Löslichkeit Wird Calciumchloridlösung mit Natriumfluorid versetz, so fällt durch Säurezusatz: Calciumfluorid aus. CaCl2 + 2 NaF ' CaF2n + 2 NaCl Bei Salzsäurezusatz lost sich dieser Niederschlag wieder auf: (CaF2)(s) ' Ca2+(aq) + 2 F-(aq) Fluoridionen haben mit den Hydroniumionen der Säure unter Fluorwasserstoffbildung reagiert. F + H3O+ ' HF + H2O Dadurch kann weiteres Calciumfluorid in Lösung gehen. Gleichgewicht an der Phasengrenze • • Taucht ein Metallstab in eine verdünnte Metallsalzlösung ein, so bilden sich an seiner Oberfläche Metallionen. Diese gehen als positive Ladungsträger in die zunächst noch elektrisch neutrale Lösung über und lassen freiwerdende Elektronen im Metallstab zurück. Dadurch wird die Lösung dem Metallstab gegenüber positiv aufgeladen. Es bildet sich eine Ladungsdifferenz, das Elektrodenpotential auf. Dadurch entsteht eine Anziehung, die einige geladene Ionen an der Oberfläche des Metalls festhält, wodurch eine elektrochemische Doppelschicht entsteht. Das elektrochemische Gleichgewicht einer Metall/Metallionenionen-Elektrode ist durch folgende vier Merkmale gekennzeichnet: 1. Die Bildung hydratisierter Metallionen (Hinreaktion) und die Bildung von Metallionen (Rückreaktion) erfolgt mit der gleichen Geschwindigkeit. 2. Im elektrochemischen Gleichgewicht ist der Übertritt geladener Teilchen und damit der zwischen den Phasen fließende Strom in beide Richtungen gleich. 3. Die bei der Bildung hydratisierter Ionen stattfindende Ladungstrennung führt zur Ausbildung einer elektrischen Potentialdifferenz zwischen den Phasen. 4. Aufgrund der elektrischen Potentialdifferenz zwischen den Phasen bildet sich eine elektrochemische Doppelschicht aus. 2. Atombau und chemische Bindung Atommodelle Elementarteilchen • 206 Pb nach der Form A X. • Üblich ist die Atomschreibweise, z.B. • A ≙ Massezahl • • • • X ≙ Elementsymbol A=Z+N Ionen sind Atomarten mit von der Kernladungszahl verschiedener Elektronenanzahl. Isotope sind Atomkernarten mit gleicher Protonenanzahl aber unterschiedlicher Neutronenanzahl. Kernradien sind sehr viel kleiner als Atomradien. • Proton Elementarteilchen des Atomkerns, Ladung: +1 e • • • 82 Z Z ≙ Kernladungszahl ≙ Anzahl der Protonen im Kern ≙ Anzahl der Elektronen im Atom N ≙ Anzahl der Neutronen im Kern • • Neutron Elementarteilchen des Atomkerns. Ladung: ±0 e • • Elektron Elementarteilchen der Atomhülle. Ladung: -1 e • • Masse: 1,6726231*10-27 kg ≈1u Anzahl im Atom: Z • • 1,6749286*10-27 kg ≈1u Anzahl im Atom: N = A – Z Masse: • • Masse : 9,1093897*10-31 kg ≈0u Anzahl im Atom = Z Bohr-Sommerfeldsches Atommodell • • • • • • • • • Aus den Atomspektren wurden von Bohr Vorstellungen über den Atomaufbau abgeleitet. Elektronen umkreisen den Atomkern auf Bahnen. Die Stabilität wird durch ganzzahlige Vielfache des Planckschen Wirkungsquantums h charakterisiert. Der Faktor des Planckschen Wirkungsquantums h wird als Quantenzahl (bzw. Hauptquantenzahl) n bezeichnet. Durch sie werden die Energieniveaus beschrieben. Dadurch konnten die Spektrallinien des Wasserstoffs berechnet werden. Die durch Zahlenwerte von n charakterisierten Bahnen werden als Schalen (n=1: K-Schale; n=2: LSchale; n=3: M-Schale usw.) bezeichnet. Da außer Kreisbahnen im Atom noch elliptische Bahnen möglich sind, wurde die Nebenquantenzahl l eingeführt, die deren Form beschreibt. Jedes Elektron besitzt einen Spin, welcher entweder mit oder entgegengesetzt zur Kreisbahn verläuft. Dieser wird durch die Spinquantenzahl s beschrieben. Die magnetische Quantenzahl m dient zur Erklärung der Aufsplittung von Spektrallinien im magnetischen und elektrischen Feld. Welle-Teilchen-Dualismus • • • • • • In einigen Experimenten verhalten sich Elektronen wie Teilchen (sie können z.B. andere Elektronen aus Metallen herausschlagen), in anderen zeigen sie jedoch Wellencharakter (Beugung an Gittern). Der Wellencharakter wird des Elektrons wird besonders bei Interferenz am Doppelspalt deutlich. Man benötigt also sowohl ein Teilchen- als auch ein Wellenmodell, um die Eigenschaften der Elektronen zu beschreiben. Daher spricht man vom Welle-Teilchen-Dualismus. Um die Bahnkurve eines Elektrons beschreiben zu können, wird sowohl sein Ort als auch sein Impuls (p = m * v) benötigt. Da aber jede Ortsbestimmung eines Elektrons dessen Impuls ändern würde, ist es nie möglich, sowohl Ort als auch Impuls gleichzeitig genau anzugeben. Dies ist nur mit einer gewissen Unschärfe möglich. Die Heisenbergsche Unschärferelation lautet: Δp * Δx ≥ h. Δp ≙ Impulsunschärfe Δx ≙ Ortsunschärfe ≙ Plancksches Wirkungsquantum h Aus der Heisenbergschen Unschärferelation folgt, dass Atommodelle ohne die Vorstellung von Atombahnen auskommen müssen. Bestimmbar ist lediglich die Aufenthaltswahrscheinlichkeit in einem bestimmten Bereich in der Atomhülle. Bohrsches Postulat • Elektronen sind elektrische Ladungen und bewegen sich um den Atomkern. Ein Elektromagnetisches Feld entsteht, die Elektronen geben Energie ab. Dadurch werden sie langsamer und stürzen eines Tages in den Atomkern. Dies trifft nicht zu! Wellenmechanisches Atommodell bzw. Quantenmechanisches Atommodell • • • • • • Die Wellenbewegung der Elektronen in der Hülle ist von drei Raumkoordinaten und der Zeit abhängig. Sie wird durch eine Differentialgleichung zweiter Ordnung beschrieben. Die Lösungen dieser Gleichung sind selbst Funktionen, die die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen in einem bestimmten Bereich in der Atomhülle wiedergeben. Solche Bereiche werden als Orbitale bezeichnet. Sie werden meist so begrenzt, dass die Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Elektrons 90% beträgt. Ihre geometrische Ausrichtung wird durch die Quantenzahlen n, l und m bestimmt. s-Orbitale sind kugelförmig. p-Orbitale sind Hantelförmig. • • • • • • • • d-Orbitale sind rosettenförmig. Die Besetzung der Orbitale mit Elektronen wird als Elektronenkonfiguration bezeichnet. Sie wird durch die vier Quantenzahlen bestimmt, für die folgende Regeln gelten: n 1, 2, 3, ... K-, L-, M-Schale, ... n wird als Radialquantenzahl bezeichnet. l 0 bis n-1 in ganzzahligen Schritten l wird als Bahnrehimpulsquantenzahl bezeichnet. M -l bis +l In ganzzahligen Schritten s -½, +½ Auf ein Orbital können jeweils zwei Elektronen mit entgegengesetztem Spin Platz finden. Dies wird als Spinkopplung bezeichnet. n 1 2 3 4 5 l 0 0 1 0 1 2 0 1 2 3 0 1 2 3 Quantenzahlen m 0 0 +1; 0; -1 0 +1; 0; -1 +2; +1; 0; -1; -2 0 +1; 0; -1 +2; +1; 0; -1; -2 +3; +2; +1; 0; -1; -2; -3 0 +1; 0; -1 +2; +1; 0; -1; -2 +3; +2; +1; 0; -1; -2; -3 Orbitalbezeichnung 1s 2s 2p 3s 3p 3d 4s 4p 4d 4f 5s 5p 5d 5f Elektronenanzahl 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 Schale 2 K-Schale 8 L-Schale 18 M-Schale 32 N-Schale 32 O-Schale Pauli-Prinzip • Die Elektronen im gleichen Atom müssen sich in mindestens einer Quantenzahl unterscheiten. Demnach kann ein Orbital nur mit zwei Elektronen entgegengesetzten Spins besetzt werden. Energetisches Aufbau-Prinzip • • Die Elektronenkonfiguration der Atome entspricht der energetischen Reihenfolge der Orbitale. Diese ist bei Mehrelektronensystemen nicht immer mit der Reihenfolge der Hauptquantenzahlen identisch. So ist die Energie des 4s-Orbitals niedriger als die des 3d-Orbitals. Die energetische Wertigkeit kann mit der Summe n + l abgeschätzt werden. Hundsche Regel • Orbitale gleicher Energie eines Atoms werden zunächst mit Elektronen gleichen Spins besetzt, bevor die Doppelbesetzung unter Spin-Paarung erfolgt. Elektronenkonfiguration • • • In der ausführlichen Schreibweise werden die einzelnen Orbitale als Kästchen dargestellt, in denen Pfeile Elektronen symbolisieren. Ihre entgegengesetzte Richtung drückt den entgegengesetzten Spin aus. In vereinfachter Schreibweise wird die Hauptquantenzahl, und das Orbitalsymbol gefolgt von der Anzahl der Elektronen auf dem Orbital (hochgestellt) notiert. N: 1s2 2s2 2p3 Oft wird die Elektronenkonfiguration abgekürzt, indem nur diejenigen Orbitale erwähnt werden, die sich von der Konfiguration des vorangegangenen unterscheiden, dessen Symbol in eckigen Klammern dargestellt wird. Calcium: ||Ar|| 4s2 Aufbau des Periodensystems der Elemente • • • • • • Die Ordnungszahl eines Atoms gibt die Gesamtzahl der Elektronen im Atom an. Die waagerechten Zeilen heißen Perioden. Die senkrechten Spalten heißen Gruppen. Die Nummer der Periode entspricht der Anzahl der Energieniveaus und somit der Hauptquantenzahl. Die Gruppe eines Elements entspricht der Anzahl seiner Valenzelektronen, also den Elektronen auf den unvollständig besetzten Außenschale. Das äußerste besetzte Orbital der Elemente der 1. und 2. Hauptgruppe ist das s-Orbital (ebenso beim Helium). • • • Das äußerste besetzte Orbital der Elemente der 3. bis 8. Hauptgruppe ist das p-Orbital (außer Helium). Das äußerste besetzte Orbital der Nebengruppenelemete (mit Lanthan und Actinium; außer den Lathanoiden und Actinoiden) ist das d-Orbital. Das äußerste besetzte Orbital der Lathanoide und Actinoide ist das f-Orbital. chemische Bindungen • Atombindung • Metallbindung • polare Atombindung • Ionenbindung Eine Atombindung besteht, wenn Atome durch gemeinsame Elektronenpaare zusammengehalten werden. Elektronegativitätswertdifferenz: 0 – 0.8 Eine Metallbindung besteht, wenn Teilchen durch Anziehungen zwischen positiv geladenen Metallionen und beweglichen Elektronen zusammengehalten werden. Eine polare Atombindung besteht, wenn bei einer Atombindung ein Atom das gemeinsame Elektronenpaar stärker anzieht/beansprucht als das andere. Elektronegativitätswertdifferenz: 0.9 – 1.6 Eine Ionenbindung besteht, wenn Teilchen durch Anziehungen zwischen entgegengesetzt geladenen Ionen zusammengehalten werden. Elektronegativitätswertdifferenz: ab 1.7 σ-Bindung im Wasserstoffmolekül • • • • • • • • • • • • • • • • Um ein Wasserstoffmolekül in zwei einzelne Atome zu zerlegen muss die Bindungsenergie zugeführt werden. Diese wird auch bei der Bildung eines Wasserstoffmoleküls wieder frei. Aufgrund elektrischer Abstoßungskräfte nähern sich die beiden Atome nur bis auf eine bestimmte Entfernung, der Bindungslänge. Diese stellt ein Energieminimum dar. Durch die Wechselwirkungen der einzelnen 1s-Orbitale der Wasserstoffelektronen entstehen ein bindendes und ein antibindendes Molekülorbital. Das bindende wird durch Überlappung der beiden 1s-Atomorbitale gebildet und ist rotationssymmetrisch zur Kernverbindungsachse der beiden Atomkerne. Solche zur Kernverbindungsachse rotationssymmetrische Orbitale werden als σ-Orbitale bezeichnet und die dadurch entstehenden Bindungen σ-Bindungen. Die Elektronendichte ist deshalb zwischen den beiden Kernen am größten. Beim antibindenden Orbital ist die Elektronendichte geringer, es wird σ*-Orbital genannt. Es ist energetisch höherwertiger als das σ-Orbital und wird deshalb nicht mit Elektronen besetzt. Das Molekülorbital des Wasserstoffmoleküls wird als 1s-s-σ-Molekülorbital bezeichnet. Verbindet sich ein Atom mit einem anderen, so werden alle seine Orbitale mit den entsprechenden Orbitalen (1s mit 1s, 3px mit 3px...) des anderen Atoms verbunden. Dabei entsteht je ein bindendes und ein antibindendes Orbital. Werden doppelt besetzte Orbitale kombiniert, so müssen auch die antibindenden Orbitale besetzt werden. Die energetische Höherwertigkeit eines antibindenden Orbitals hebt sich in etwa mit der energetischen Niederwertigkeit eines bindenden Orbitals auf, darum spielen nur die äußersten Orbitale eine wesentliche Rolle bei Molekülbildungen. Im Valenzbindungsmodell werden deshalb nur diese Orbitale betrachtet. Hybridisierung am Ethanmolekül • • • • • Das Ethanmolekül hat die Summenformel C2H6, die Bindungswinkel betragen 109,5°. Das Kohlenstoffmolekül besitzt in der äußeren Schale ein Elektronenpaar und zwei ungepaarte Elektronen (Kohlenstoff: 1s2 2s2 2p2). Um nach dem Valenzbindungsmodell vier Atombindungen ausbilden zu können, sind vier einfach besetzte Orbitale notwendig. Durch Energiezufuhr wird ein Elektron aus dem 2s-Orbital in ein 2p-Orbital überführt. Dies wird als angeregter Zustand bezeichnet. • • • Die so entstandenen vier gleichartigen q-Hybridorbitale zeigen die räumliche Orientierung eines Tetraeders. Das von den p-Orbitalen verschiedene 2s-Oribtal wurde nämlich nun energetisch und räumlich diesen angeglichen. An der Hybridisierung sind ein 2s- und drei 2p-Orbitale beteiligt, darum wird das q-Hybridorbital auch als 2sp3-Hybridorbital bezeichnet. Drei der sp3-Hybridorbitale bilden nun eine sp3-s-σ-Bindung mit Wasserstoffatomen aus, während das vierte eine sp3-sp3-σ-Bindung mit dem anderen Kohlenstoffatom ausbildet. π-Bindung im Ethenmolekül • • • • • • • • • • • Das Ethenmolekül hat die Summenformel C2H4 die Bindungswinkel betragen 120°. Das Molekül ist planar. Zwischen Wasser- und Kohlenstoffatomen bestehen Atombindungen gleicher Bindungsenergie, die Kohlenstoffatome sind jedoch durch Doppelbindungen verbunden. Die Bindungsenergie einer Doppelbindung ist geringer als die zweier Einfachbindungen, daraus folgt, dass die zweite Bindung schwächer ist. Im angeregten Zustand entstehen drei Hybridorbitale aus einem 2s- und zwei 2p-Atomorbitalen, während das dritte 2p-Orbital nicht mit hybridisiert wird und sich somit von den anderen Orbitalen energetisch und räumlich unterscheidet. Die drei 2sp2-Hybridorbitale liegen in einer Ebene, nach den Ecken eines gleichseitigen Dreiecks ausgerichtet, während das unveränderte 2p-Orbital senkrecht zu dieser Ebene steht. Zwei der 2sp2-Hybridorbitale bilden mit den 1s-Atomorbitalen der Wasserstoffatome sp2-s-σBindungen aus. Das dritte der 2sp2-Hybridorbitale bildet mit dem 2sp2-Hybridorbital des anderen Kohlenstoffatoms eine sp2-sp2-σ-Bindungen aus. Die σ-Bindungen im Atom liegen rotationssymmetrisch zu den Kernverbindungsachsen. Die beiden nichthybridisierten 2p-Orbitale der Kohlenstoffatome bilden auch ein bindendes Molekülorbital, welches senkrecht zur Ebene der 2sp2-Hybridorbitale angeordnet ist. Solche Orbitale heißen π-Orbitale, die dadurch entstehenden Bindungen π-Bindungen. π-Bindungen sind weniger stabil als σ-Bindungen, da sie energetisch höherwertiger sind. kumulierte Doppelbindung Zwei 2sp2-hybridisierte Kohlenstoffatome im Molekül vorhanden, jedoch nicht benachbart. 1,2-Pentadien CH2=C=CH2-CH3 sp2 sp2 konjugierte Doppelbindung isolierte Doppelbindung Vier benachbarte 2sp2- Vier 2sp2-hybridisierte hybridisierte Kohlenstoffatome im Kohlenstoffatome im Molekül Molekül vorhanden. vorhanden, jedoch nicht durchgehend benachbart. 1,3-Pentadien 1,4-Pentadien CH2=CH-CH=CH-CH3 CH2=CH-CH2-CH=CH2 sp2 sp2 sp2 sp2 sp2 sp2 sp2 sp2 Bindungen im Ethinmolekül • • • • • • Ethin hat die Summenformel C2H2, die Atome im Molekül sind linear angeordnet, Die Kohlenstoffatom sind durch eine Dreifachbindung verbunden, der Bindungswinkel beträgt 180°. Im angeregten Zustand entstehen aus je einem 2s- und einem 2p-Orbital zwei 2sp-Hybridorbitale. Die anderen zwei 2p-Orbitale sind nicht an der Hybridisierung beteiligt. Eines der Hybridorbitale bildet ein sp-s-σ-Molekülorbital mit dem 1s-Orbital des Wasserstoffatoms aus, während das andere eine sp-sp-σ-Bindung mit dem anderen Kohlenstoffatom ausbildet. Aus den beiden nicht hybridisierten 2p-Orbitalen entstehen p-p-π-Bindungen mit dem anderen Kohlenstoffatom. Polare Atombindungen • • • Beträgt die Elektronegativitätswertdifferenz zweier an einer Atombindung beteiligter Atome zwischen 0,9 und 1,6, so ist die Bindung polar. Das Atom mit dem höheren Elektronegativitätswert zieht die bindenden Elektronen stärker zu sich hin. Das Molekülorbital hat daher in der nähe des Atoms mit dem höheren Elektronegativitätswert eine größere Ladungsdichte. • Darum hat dieses Atom eine negative (δ-) und das andere eine positive Partialladung (δ+). Dipolmoleküle • Befinden sich die Schwerpunkte der positiven und negativen Partialladungen in Molekülen mit polaren Atombindungen an verschiedenen Orten, so handelt es sich um Dipolmoleküle. Chlorwasserstoff • • • • Im Chlorwasserstoffmolekül besteht eine s-p-σ-Bindung zwischen dem 1s-Atomorbital des Wasserstoffatoms und einem 3p-Orbital des Chloratoms. Auf Grund der Elektronegativitätswerte (Chlor: 3,0; Wasserstoff: 2.1) ist diese Bindung polar. Das Chloratom erhält eine negative und das Wasserstoffatom eine positive Partialladung. Auf Grund der räumlichen Trennung der Partialladungen handelt es sich um ein Dipolmolekül. Wasser • • • • • • • Im Sauerstoffatom entstehen aus dem 2s- und drei 2p-Orbitalen vier 2sp3-Hybridorbitale, die nach den vier Ecken eines Tetraeders ausgerichtet sind. Zwei der 2sp3-Hybridorbitale sind bereits doppelt besetzt. Die anderen beiden überlappen sich mit den 1s-Atomorbitalen der Wasserstoffatome und bilden ssp3-σ-Bindungen aus. Da die bereits doppelt besetzten Orbitale auf Grund der Abstoßung der Elektronen mehr Platz benötigen, beträgt der Bindungswinkel 104,5°. Auf Grund der Elektronegativitätswerte (Sauerstoff: 3,5; Wasserstoff: 2.1) ist die Bindung polar. Das Sauerstoffatom ist partiell negativ geladen, während die beiden Wasserstoffatome eine positive Partialladung innehaben. Wegen dem gewinkelten Bau des Wassermoleküls fallen die Partialladungen nicht zusammen und es handelt sich um ein Dipolmolekül. aromatischer Bindungszustand • • • • • • • • • • • Das Reaktionsverhalten eines Aromaten wie Benzen ist das eines gesättigten Kohlenwasserstoffs. Die Kohlenstoffatome im Benzen sind sp2-hybridisiert, der Ring ist planar aufgebaut. Dadurch ist eine optimale Überlappung aller pz-Orbitale der Kohlenstoffatom gewährleistet. Daraus resultieren π-Molekülorbitale, die sich über das gesamte Ringsystem erstrecken. Die sechs π-Elektronen sind völlig gleichartig über die sechs Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungen verteilt. Sie sind delokalisiert und bilden ein mesomeres System, das π-Elektronensextett. Für die Darstellung mesomerer Systeme werden Grenzformeln verwendet, die den Zustand des Moleküls eingrenzend beschreiben, aber nicht real existieren. Diese Formeln werden durch den Mesomeriepfeil Q verbunden. Die vollständige Delokalisierung des π-Elektronensextetts ist mit einer energetischen Stabilisierung des Systems verbunden. Diese Energie wird als Mesomerieenergie bezeichnet. Bei chemischen Reaktionen der aromatischen Verbindungen muss diese Energie aufgebracht werden, wenn der aromatische Zustand temporär oder entgültig aufgehoben werden soll. Hückel-Regel • • Cyclische, konjugierte, planare Verbindungen sind dann aromatisch, wenn im Ringsystem 4n+2 πElektronen vorhanden sind. Daher sind Ringsysteme mit 2, 6, 10, 14 π-Elektronen aromatisch, solche mit 4, 8, 12 jedoch nicht. Struktur und Eigenschaften von Molekülsubstanzen • Eigenschaften von Substanzen werden direkt auf deren Bau zurückgeführt. van-der-Waals-Kräfte • • • • • • • • • • In den Molekülsubstanzen wirken neben den Atombindungen noch andere Anziehungskräfte zwischen den Molekülen. Sie werden als van-der-Waals-Kräfte bezeichnet. Die van-der-Waals-Kräfte in unpolaren Molekülen haben ihre Ursache in kurzen Elektronenverschiebungen in deren Hüllen, weswegen sich kurzzeitige Dipole ausbilden. Diese induzieren in ihren Nachbarmolekülen ebenfalls Dipole. Zwischen diesen kurzzeitigen und induzierten Dipolen bestehen elektrostatische Anziehungskräfte, die Dispersionskräfte. In großen Molekülen lassen sich die Elektronenhüllen ihrer Atome leicht verformen, da sich deren Elektronen weiter vom Kern entfernt befinden. Die Dispersionskräfte hängen von der Anzahl der vorhandenen Elektronen ab, ihre Stärke ist der molaren Masse proportional. Neben den Dispersionskräften wirken in polaren Molekülen noch andere Anziehungskräfte, DipolDipol-Kräfte. Die van-der-Waals-Kräfte sind größer, wenn außer den Dispersionskräften noch solche Anziehungskräfte zwischen permanenten Dipolen wirken. Darum sind die Siedetemperaturen polare Molekülsubstanzen höher als die von unpolaren. Die van-der-Waals-Kräfte sind zwischen Molekülkristallen und flüssigen Molekülsubstanzen schwach, weshalb solche Stoffe eine niedrige Schmelz- und Siedetemperatur haben. Wasserstoffbrückenbindungen • • • • • • • • Wasser hat eine ungewöhnlich hohe Schmelz- und Siedetemperatur. Ebensolches gilt auch für andere Wasserstoffverbindungen der Elemente der V. und VII. Hauptgruppe. In solchen Stoffen sind Wasserstoffatome jeweils mit einem Partner besonders großer Elektronegativität verbunden, weshalb sie partiell positiv (δ+) geladen sind, während der Bindungspartner eine negative Partialladung (δ-) innehat. Die Bindung ist auf Grund der großen Elektronegativitätswertdifferenz sehr stark polar. Zwischen dem Wasserstoffatom eines Moleküls und dem partiell negativ geladenen Atom eines anderen Moleküls bildet sich eine Wasserstoffbrückenbindung aus. Die Wasserstoffbrückenbindung ist eine elektrostatische Anziehung zwischen dem partiell positiven Wasserstoffatom und einem freien Elektronenpaar eines stark elektronegativen Atoms eines anderen Moleküls. Die molare Bindungsenergie von Wasserstoffbrückenbindungen beträgt 4-25 KJ/mol und ist damit bedeutend geringer als die von Atombindungen. Sie wird in Elektronenschreibweise als gestrichelte Linie dargestellt. Sie ist für die hohen Schmelz- und Siedetemperaturen von Fluorwasserstoff, Wasser, Ammoniak, Alkoholen, Karbonsäuren und Aminen verantwortlich. Molekülgitter • • • • • • Molekülgitter, in denen zwischen den Molekülen Wasserstoffbrückenbindungen vorliegen sind relativ stabil und besitzen charakteristische Strukturen. Beim Eis bilden die Sauerstoffatome im Molekül je zwei Wasserstoffbrückenbindungen aus. Mit den beiden schon vorhandenen Atombindungen entsteht so wiederum eine Tetraederform. Dadurch wird die größtmögliche Anzahl von Wasserstoffbrückenbindungen erreicht und ein netzartiges Gitter mit hexagonalen Hohlräumen erzeugt. Der große Raumbedarf dieses Gitters bewirkt die geringere Dichte von Eis im Vergleich mit flüssigem Wasser. Dieser Aspekt wird als Dichteanomalie des Wassers bezeichnet, da dieses bei 4°C die größte Dichte besitzt. Löslichkeit • • Eine Lösung besteht aus einem Lösungsmittel und einer gelösten Substanz. Eine Lösung die trotz Berührung mit dem zu lösenden Stoff nicht mehr von diesem aufnehmen kann ist gesättigt. • • • Die Konzentration der gesättigten Lösung ist die Löslichkeit. Beim Lösen werden die Moleküle des zu lösenden Stoffes aus dem Molekülkristall abgespalten und dann von Molekülen des Lösungsmittels umschlossen. Dieser Vorgang wird als Solvation bezeichnet (ist Wasser Lösungsmittel, so heißt er Hydration). Je ähnlicher sich Lösungsmittel und zu lösender Stoff hinsichtlich ihrer Polarität sind, desto größer ist die Löslichkeit. Struktur und Eigenschaften von Ionensubstanzen • • • • • • • • • • • Ionensubstanzen sind aus entgegengesetzt geladenen Ionen aufgebaut. Insgesamt sind sie elektrisch neutral. Durch die elektrischen Felder umgeben sich die positiven Ionen symmetrisch mit negativ geladenen und umgekehrt. Dies bezeichnet man als das Prinzip der höchsten Symmetrie. Diese regelmäßige Anordnung der Ionen im Kristall wird durch das Modell des Ionengitters verdeutlicht. Auf Grund der abwechselnden Anordnung von entgegengesetzt geladenen Ionen brechen Ionenkristalle sehr leicht. Durch Druck werden nämlich die Ionen gegeneinander verschoben und elektrisch gleich geladene können sich gegenüber stehen und stoßen sich ab. Die Koordinationszahl eines Gitters gibt die Anzahl der Nachbarn eines Gitterbausteins an. Bei Salzen hängt die Struktur des Ionengitters von den Radienverhältnissen der Kationen zu den Anionen ab. Bei einem Radienverhältnis unter 0,73 bilden die Anionen eine dichteste Kugelpackung. Die Kationen liegen in den Lücken dieser Packung. Für Verbindungen des Typs AB ergeben sich folgende Gitterstrukturen: ZnS-Typ Radienverhälnis: < 0,41 Koordinationszahl: 4 Form: tetraedrisch Zinkblende-Typ; Zinksulfid; BeO; ZnSe NaCl-Typ Radienverhälnis: < 0,73 Koordinationszahl: 6 Form: oktaedrisch Natriumchlorid; Steinsalz-Typ; viele Salze; NaI; KCl CsCl-Typ Radienverhälnis: > 0,73 Koordinationszahl: 8 Form: Würfelartig Caesiumchlorid-Typ; CsI, CsBr Vorgänge beim Lösen • • • • • • • • • • • • • Wassermoleküle sind im Vergleich zu den Ionen im Kristallgitter eher klein. Um eine Ionensubstanz in Wasser zu Lösen, wird diese vollständig mit Wasser bedeckt. Dabei lagern sich die Wassermoleküle mit ihren Partialladungen an die entgegengesetzt geladenen Ionen der Kristalloberfläche an. Auch dringen sie wegen ihrer geringen Größe in die Baufehler des Kristalls ein. Hier und an seinen Ecken und Kanten sind die elektrischen Felder, die die Ionen umgeben, am größten, deshalb erfolgt dort die intensivste Wasseranlagerung. Dringt Wasser in den Kristall ein, so wird die Coulombkraft, welche den Kristall zusammenhält, abgeschwächt. An den Kanten und Ecken werden nun zuerst Ionen aus der Substanz gelöst und vollständig von Wasserdipolen umschlossen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Hydration bzw. Solvation. Dabei werden die noch vorhandenen Anziehungskräfte zwischen den Ionen durch die entstehenden Hydrathüllen weiter abgeschwächt. Die gelösten Ionen bilden die Vorraussetzung für elektrische Leitfähigkeit der Lösung. Aus energetischer Sicht betrachtet wird zuerst die Gitterenthalpie ΔGH des Kristalls überwunden. Danach wird bei der Hydration Energie in Form der Hydrationsenthalpie ΔHH frei. Der Vorgang verläuft stark in Richtung höhere Entropie, da Teilchen aus einem Zustand hoher Ordnung in einen Zustand der Unordnung übergehen. Daher ist er auch meist exergonisch und verläuft freiwillig. Ob ein Auflösungsvorgang insgesamt exotherm oder endotherm erfolgt, kann mit Hilfe der molaren Lösungsenthalpie ΔLH bestimmt werden. Für sie gilt: ΔLH = ΔHH - ΔGH Kreisprozess nach Haber-Born • • • • Für die Bildung positiv geladener Ionen wird Energie benötigt. Diese wird bei der Bildung des Ionengitters abgegeben und als Gitterenthalpie bezeichnet. Diese Gitterenthalpie lässt sich experimentell nur sehr schwer ermitteln, deshalb wird die Bildung eines Ionengitters nach dem Born-Haber-Kreisprozess in Einzelschritte zerlegt. Durch Summierung der Enthalpien der Teilschritte ergibt sich die Gitterenthalpie. 1. Die Stoffe werden in Atome überführt. Natrium wird verdampft. Die erforderliche Sublimationsenthalpie ΔSH wird ermittelt. 2. Die Natriumatom werden ionisiert und die Ionisierungsenthalpie ΔIH ermittelt. 3. Die Bindung der Chlormoleküle wird gelöst und die Dissoziationsenthalpie ΔDH bestimmt. 4. Chlorid-Ionen werden gebildet und die Elektronenaffinität ΔEH ermittelt. 5. Die Ionensubstanz wird gebildet und die Bildungsenthalpie ΔBH bestimmt. 6. Berechnung der molaren Gitterenthalpie ΔGH. Struktur und Eigenschaften von Metallen • • Metalle haben Eigenschaften wie elektrische Leitfähigkeit (nimmt mit steigender Temperatur ab), gute Wärmeleitfähigkeit, metallischen Glanz und plastische Verformbarkeit gemeinsam. Diese Eigenschaften können mit Hilfe des Elektronengasmodells und des Energiebändermodells erklärt werden. Elektronengasmodell • • • • • • • • Elektronen sind bewegliche Ladungsträger im Metall. Die Gitterplätze im Metall sind durch positive Atomrümpfe besetzt, den Metall-Ionen, deren Valenzelektronen als „Elektronengas“ sich frei im Metall bewegen können. Im Gegensatz zu Molekülverbindungen sind also die Valenzelektronen nicht an bestimmte Atome gebunden. Die Bindungskräfte zwischen positiven Atomrümpfen und dem Elektronengas sind ungerichtet, weshalb diese sich dicht zusammenlagern. Die gute Verformbarkeit von Metallen lässt sich dadurch erklären, dass sich die einzelnen Gitterebenen leicht gegeneinander verschieben lassen, da sich an der Umgebung der Atomrümpfe durch das Elektronengas nichts ändert. Dies kann durch den Einbau von Fremdatomen wie bei Legierungen verhindert werden. Die gute elektrische und thermische Leitfähigkeit von Metallen beruht auf den frei beweglichen Elektronen im Elektronengas. Die sinkende elektrische Leitfähigkeit bei steigender Temperatur hat ihre Ursache in der stärkeren Schwingung der Atomrümpfe und der daraus resultieren Behinderung der Elektronenbewegung. Energiebändermodell • • Zur Erklärung der unterschiedlichen Leitfähigkeiten von Metallen, Halbmetallen und Isolatoren dient das Energiebändermodell. Bei der Bildung des Metallkristalls aus isolierten Atomen bilden sich Molekülorbitale die sich über den gesamten Kristall erstrecken und sich energetisch kaum unterscheiden. • • • • • • • • • Die bestehenden Energiedifferenzen sind so gering, dass die Molekülorbitale zu Energiebändern zusammengefasst werden. Bei der Besetzung von Energiebändern im Atom gilt die Pauli-Regel. Das äußerste besetzte Band wird als Valenzband bezeichnet. (bei Lithium 2s-Band) Das nächst höhere Band ist das Leitungsband. (bei Lithium 2p-Band) Durch die Überlappung von Valenz- und Leitungsband ist bei Metallen nur sehr wenig Energie nötig, um die Elektronen vom Valenz- in das Leitungsband zu heben. Diese Elektronen können sich nun frei im Metall bewegen, weshalb Metalle gute Leiter sind. Bei Isolatoren ist das Valenzband voll besetzt und durch eine breite Lücke, der verbotenen Zone, vom Leitungsband getrennt. Darum sind Isolatoren keine elektrischen Leiter. Ist die Lücke zwischen dem voll besetzten Valenz- und dem Leitungsband schmal, tritt Eigenhalbleitung auf, Elektronen gelangen bei höherer Temperatur leichter auf das Leitungsband. Metallgitter • • • • • • Die meisten Metalle haben kristallinen Aufbau. Sie bestehen aus kleinen Kriställchen, den Kristalliten, in denen Atome, ähnlich wie im Ionengitter, feste Plätze einnehmen. Alle Atome im Metallkristall haben die gleiche Größe. Die Anziehungskräfte sind ungerichtet, weshalb der kristalline Aufbau wieder mit dem Modell der Kugelpackung erklärt werden kann. kubisch raumzentriert lockere Kugelpackung Wolfram Koordinationszahl: 8 • • kubisch flächenzentriert dichteste Kugelpackung Kupfer Koordinationszahl: 12 hexagonal • dichteste Kugelpackung • Magnesium • hexagonales Prisma Koordinationszahl: 12 3. Nebengruppenelemente und Redoxreaktionen • • • • • • • • Elemente, deren Atome als energetisch höchstes, besetztes Orbital ein d-Orbital haben, sind Nebengruppenelemente. Wichtig sind drei Gruppen dieser sogenannten d-Elemente: 3d-Reihe: Scandium bis Zink (Außenorbital ist 3d-Orbital) 4d-Reihe: Yttrium bis Cadmium (Außenorbital ist 4d-Orbital) 5d-Reihe: Hafnium bis Quecksilber (Außenorbital ist 5d-Orbital) Dazu kommen zwei Gruppen von f-Elementen: 4f-Reihe: Lanthanoide Cer bis Lutetium 5f-Reihe: Actinoide Thorium bis Lawrencium (Außenorbital ist 4f-Orbital) (Außenorbital ist 5f-Orbital) Infolge von Wechselwirkungen zwischen Elektronen ist das 3d-Orbital energetisch niederwertiger als das 4s-Orbital, weshalb bei Ionenbildungen zuerst die beiden 4s-Elektronen abgegeben werden. Darum bilden die meisten Nebengruppenelemente meist zweifach positiv geladene Ionen. Nebengruppenelemente besitzen ausschließlich positive Oxidationszahlen. Die höchste Oxidationszahl eines Nebengruppenelements entspricht der Elektronenkonfiguration des vorangegangenen Edelgases. Sie kann bestimmt werden aus 8 - Nebengruppennummer. Oxidationszahlen: Sc ±0; +3 Ti V Cr Mn Fe Co Ni Cu Zn ±0; +2; ±0...+5 ±0...+6 ±0...+7 ±0...+6 ±0...+4 ±0...+4 ±0...+3 ±0; +2 +3; +4 **************** atombau-eigenschaft fe, mn, cr **************** Redoxreaktion • • • • • • • • • • • • • • • • Die Oxidationszahl eines Atoms in einer Verbindung entspricht der Ladung, die es hätte, wenn es ein Ion wäre. Oxidation ist die Abgabe von Elektronen. Dadurch steigt die Oxidationszahl. Reduktion ist die Aufnahme von Elektronen. Dadurch sinkt die Oxidationszahl. Ein Oxidationsmittel kann Elektronen aufnehmen, es ist ein Elektronenakzeptor und oxidiert andere Stoffe. Ein Reduktionsmittel kann Elektronen abgeben, es ist ein Elektronendonator und reduziert andere Stoffe. Elektronenabgabe kann nur erfolgen, wenn ein Stoff da ist, der Elektronen aufnehmen kann (und umgekehrt). Daher sind Oxidation und Reduktion stets gekoppelt. Sie werden als Redoxreaktion zusammengefasst und sind Elektronenübertragungsreaktionen. Mit Hilfe des Elektrischen Stroms sind Oxidation an einer Anode (anodische Oxidation) und Reduktion an einer Katode (katodische Reduktion) möglich. Oxidation und Reduktion sind umkehrbare Vorgänge. Aus Reduktionsmitteln (Red) entstehen durch Elektronenabgabe Oxidationsmittel (Ox) und umgekehrt. Dies wird als korrespondierendes Redoxpaar bezeichnet: Red ' Ox + z eZwischen einem Reduktionsmittel und dem korrespondierenden Oxidationsmittel besteht eine Potentialdifferenz, das Redoxpotential. An einer Redoxreaktion sind stets zwei Red 1 + Ox 2 ' Ox 1 + Red 2 korrespondierende Redoxpaare beteiligt: - - - - Oxidation - - - - " Red 1 ' Ox 1 - - - - Reduktion - - - - ! - - - - Oxidation - - - - Ox 2 + b e' Red 2 - - - - Reduktion - - - - + a e- 1. korrespondierendes Redoxpaar 2. korrespondierendes Redoxpaar - - - - Oxidation - - - - " b Red 1 + a Ox 2 ' b Ox 1 + a Red 2 - - - - Reduktion - - - - Redoxreaktion pH-abhängige Redoxreaktionen • • • Bei vielen Redoxreaktionen ist der Elektronenübergang an einen Protonenübergang gekoppelt. Der Ablauf solcher Reaktionen ist dann an den pH-Wert gebunden. Am Beispiel Kaliumpermanganat bedeutet dies: - In sauerer Lösung gehen Permanganationen in Mangan(II)-Ionen über. MnO4- + 8 H3O+ + 5 e- ' Mn2+ + 12 H2O Dabei ändert sich die Oxidationszahl Mangans von +7 auf +2 (fünf Elektronen wurden aufgenommen). - In alkalischer Lösung entstehen verschiedene Mangan(IV)-Verbindungen, wobei nur drei elektronen aufgenommen werden. - Nicht nur die Oxidationszahl, sondern auch die Stärke eines Oxidationsmittels kann vom pH-Wert beeinflusst werden. - In stark sauer Lösung ist Kaliumpermangant ein stärkeres Oxidationsmittel als in schwach sauerer Lösung. 4. Komplexchemie Verbindungen höherer Ordnung • • • • • • Viele nach außen neutrale Metallverbindungen sind in der Lage, Moleküle oder Ionen anzulagern und Verbindungen höherer Aggregation zu bilden. Diese Reaktionen heißen Komplexreaktionen, die entstehenden Verbindungen Komplexverbindungen. In Formeln für Komplexverbindungen werden charakteristische Atomgruppen in eckigen Klammern zusammengefasst. Meist handelt es sich um komplexe Salze, welche in wässriger Lösung dissoziieren und komplexe Anionen oder komplexe Kationen bilden (und ebenso die dazugehörenden Kat- und Anionen). Die Ladung eines Komplexes entspricht der Summe der Ladungen aller komplex gebundenen Ionen. Gleichen sich die Ladungen aus, entstehen Neutralkomplexe. Aufbau der Komplexe • • • • • • • • • Komplexe bestehen aus Zentralion oder Zentralatom und Liganden. Meist treten Metallkationen als Koordinationszentrum auf. Die Liganden sind entweder Ionen (meist Anionen) oder Moleküle (meist Dipole), die über ein freies Elektronenpaar verfügen. Die Bindung der Liganden an das Zentralion erfolgt durch Haftatome (meist Nichtmetalle). Die Anzahl der am Liganden vorhandenen Haftatome bezeichnet man als Zähnigkeit. Die Anzahl der Haftatome von Liganden, mit denen das Zentralion verbunden ist, als dessen Koordinationszahl. Diese ist von dem Größenverhältnis Zentralion-Liganden, den Anziehungs- und Abstoßungskräften zwischen den Liganden und der Elektronenkonfiguration des Zentralions abhängig. Oft greifen Liganden mit mehreren Haftatomen am Zentralion an, dabei entstehen ringförmige Verbindungen, die Chelate, in denen der Ligand das Zentralatom scherenartig umschließt. Koordinationszahl 2 lineare Anordnung [Ag(NH3)2]+ • • Koordinationszahl 4 tetradrische Anordnung [Al(OH)4]-, [CoCl4]2planar-quadratische-Anordnung [Ni(CN)4]2-, [Pt(NH3)4]2+ • Koordinationszahl 6 oktaedrische Anordnung [Fe(CN)6]4-, [Co(H2O)6]2+ Namen von Komplexverbindungen • • • • • In den Formeln von Komplexen steht das Zentralion vorn, gefolgt von anionischen, neutralen und kationischen Liganden. Die Formeln werden in eckige Klammern gesetzt. Die Namen setzen sich wie folgt zusammen: - Anzahl der Liganden Die Anzahl wird durch griechische Zahlwörter 8 Die Formeln werden in Klammern gesetzt., tri, tetra, penta, hexa...) ausgedrückt, bei Liganden mit komplizierten Namen werden nutzt man Zahlwörter wie bis, tris, tetrakis vor dem in Klammern gesetzten Liganden. - Art der Liganden Die Namen der Liganden werden in alphabetischer Reihenfolge genannt. Anionische Liganden erhalten die Endung –o. Bei einigen häufigen Liganden werden Kurznamen verwendet. - Name des Zentralatoms oder –Ions Bei Anionen wird der lateinische Wortstamm mit der Endung –at verwendet, bei anderen der normale deutsche Namen. - Oxidationszahl des Zentralions Römisch. Wird in Klammern gesetzt. Die Namen salzartiger Komplexe werden um die zugehörigen Kat- bzw. Anionen erweitert, wobei zuerst das Kation genannt wird. Kat- und Anion sind durch Bindestrich getrennt. komplexes Anion Al Ag Au Co Cu Fe Name Aluminat Argentat Aurat Cobaltat Cuprat Ferrat anionischer oder neutraler Ligand NH3 H2O SCNCNF-, Cl-, Br-, IO2O22S2O32S2- Name ammin aqua cyanato cyano fluoro, chloro, bromo, iodo oxo peroxo sulfato thio chemische Bindungen in Komplexen • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Auf Grund elektrostatischer Wechselwirkungen ziehen sich entgegengesetzt geladene Ionen oder Dipolmoleküle an. Oft finden am Zentralion mehr ionische Liganden Platz, als zum Ladungsausgleich notwendig. Ionische Liganden stoßen einander stärker ab als Neutralliganden. Daher haben Komplexe mit neutralen Liganden oft höhere Koordinationszahlen. Als Ergebnis der Wechselwirkungen zwischen den Teilchen, die von Größenverhältnis, Ladungen und Dipolwirkungen abhängig sind, ordnen sich die Liganden symmetrisch am Zentralion an. Alle enthalten freie Elektronenpaare an den Haftatomen, so dass Atombindungen zum Zentralion entstehen. Hierbei stammen die bindenden Elektronen jedoch nur von einem Reaktionspartner, dem Liganden. Dies wird als koordinative Bindung bezeichnet. Häufig erreichen die Zentralionen durch Aufnahme von Komplexen Edelgaskonfiguration. Nach der Valenzbindungstheorie kommt die Bindung zwischen Zentralion und Ligand durch Überlappung der Ligandenorbitale mit den Hybridorbitalen des Zentralions zustande. Bei tetraedrischen Komplexen liegt eine sp3-, bei planar-quadratischen eine dsp2- und bei oktaedrischen Komplexen eine d2sp3-Hybridisierung vor. In der 3d-Reihe stehen bei oktaedrischen Komplexen zur Hybridisierung neben dem 4s- und den drei 4p-Orbitalen noch entweder zwei 3d- oder zwei 4d-Orbitale zur Verfügung. Daher unterscheidet man inner-Orbital und outer-Orbital-Komplexe, wobei inner-Orbital-Komplexe eine geringere Anzahl von Elektronen mit paralleler Spin-Orientierung besitzen, und darum auch als low-spin und die outer-Orbital-Komplexe als high-spin bezeichnet werden. Komplexe der Nebengruppenelemte sind meist farbig, während Komplexe der Hauptgruppenelemente oft farblos sind. Die Ligandenfeldtheorie betrachtet darum die Wechselwirkung eines vom Liganden erzeugten elektrischen Feldes mit den d-Orbitalen. Im freien Ion sind diese energetisch gleich (entartet), weisen jedoch unterschiedliche räumliche Orientierung auf. Durch die vom Ligandenfeld vorgegebene Symmetrie werden sie darum verschieden beeinflusst, und die energetische Gleichheit (Entartung) wird teilweise aufgehoben. Elektronenübergänge zwischen den d-Orbitalen sind leicht möglich, welche durch sichtbares Licht anregbar und die Ursache für die Farbigkeit von Komplexen sind. Dadurch entstehen unterschiedliche Elektronenverteilungen auf deren Oberfläche. Es ist z.B. möglich, nur einige d-Orbitale unter Spinkopplung zu besetzen (low-spin) oder aber alle d-Orbitale mit Elektronen parallelem Spins zu füllen (high-spin). Daraus resultiert auch das unterschiedliche magnetische Verhalten der Komplexe. Komplexbildung und –zerfall • • • An viele Metallionen werden leicht Wassermoleküle angelagert, daher enthalten auch viele Metallsalze Kristallwasser. In wässriger Lösung liegen Komplexionen mit Wasserliganden meist mit der Koordinationszahl 6 vor. Diese Liganden lassen sich schrittweise durch andere Liganden verdrängen (Ligandenaustausch), was oft von Farbänderungen begleitet ist. Dipolmoleküle werden von Zentralionen nur schwach angezogen, sie können leicht durch ionische Liganden ausgetauscht werden. • • Gleichgewichtskonstanten liefern Aussagen über die Stabilität von Komplexen und werden daher als Komplexstabilitätskonstanten bezeichnet. K1 ist die Bruttostabilitätskonstante und K2 ist die individuelle Stabilitätskonstante. Chelatkomplexe • • • • • • • Chelate sind Komplexe, bei denen Liganden mit mehreren Haftatomen das Zentralion scherenartig umschließen. Sie sind stabiler als Komplexe mit Einzelliganden gleicher Haftatome, was als Chelateffekt bezeichnet wird. Die Chelatbildung wird durch einen Entropieeffekt begünstigt. Greift ein mehrzähniger Ligand mit einem Haftatom am Zentralion an, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich weitere Bindungen geknüpft werden. Das führt zur Verdrängung anderer Liganden, wodurch sich die Teilchenzahl erhöht, was eine thermodynamische Stabilität bewirkt. Kinetisch stabil oder inert sind Komplexe, die sehr langsam zerfallen, sich jedoch auch nur sehr langsam bilden. Die Geschwindigkeit von Ligandenaustauschen hängt von der Elektronenkonfiguration der Zentralionen ab. isomere Komplexe • • • • • • Isomere Komplexe unterscheiden sich durch unterschiedliche Anordnung der Liganden am Zentralion. Bei der Cis-trans-Isomerie können Liganden in oktaedrischen oder planar-quadratischen Komplexen entweder benachbart sein oder sich gegenüberstehen. Optische Isomerie tritt auf, wenn sich Komplexe zueinander wie Bild und Spiegelbild verhalten, was bei oktaedrischer oder tetraedrischer Anordnung möglich ist. Solche Komplexe sind optisch aktiv, sie drehen die Schwingungsebene polarisierten Lichtes. Hydratisomerie tritt auf, wenn Wassermoleküle in der Koordinationsphase gegen Anionen ausgetauscht werden, die dann fest mit dem Zentralion verbunden sind. Bindungsisomerie liegt vor, wenn ein Ligand verschiedene Haftatome betätigen kann, was zum Beispiel bei SCN- der Fall ist, welches entweder durch das Schwefel- oder das Stickstoffatom gebunden wird. Komplexometrie • • • • • • • • Komplexbildungsreaktionen können zur quantitativen Bestimmung von Metallionen durch Titration dienen (Komplexometrie). Dafür sind Komplexe hoher Stabilität geeignet, die sich in mölichst wenigen Schritten möglichst schnell bilden. Ligand und Komplex müssen wasserlöslich sein. Dies erfüllt vor allem die Ethylendiamintetraessigsäure H4edta. Oft wird darum das Natriumsalz Na2H2edta * 2 H2O verwendet, welches nach Abgabe der Protonen ein sechszähniger Ligand wird, welcher auf Grund des Chelateffektes sehr stabile Komplexe bildet. Zur Erkennung des Äquivalenzpunktes werden Metallindikatoren verwendet, welche komplexbildende Farbstoffe sind, deren Metallkomplexe andere Färbungen aufweisen als der freie Ligand. Da sie auch Säure-Base-Indikatoren sind, muss während der Titration der pH-Wert konstant gehalten werden. Die Härte des Wassers, welche durch die gelösten Stoffe Sulfate, Chloride und Hydrogencarbonate von Magnesium und Calcium bestimmt wird, kann auf komplexometrischen Wege ermittelt werden. Bedeutung und Verwendung von Komplexen • • Farbreaktionen und Löslichkeitsänderungen (z.B. Fällungsreaktionen), die mit Komplexbildung verbunden sind, dienen häufig zum quantitativen und qualitativen Nachweis von Stoffen. Die Eigenschaft komplexbildender Substanzen, Metallverbindungen aufzulösen, wird zum Aufschluss von Erzen und Mineralien genutzt. • • • • • So wird Aluminium nach dem Bayer-Prozess und Gold mit Cyanidlaugung gewonnen. Ebenso ist das Fixieren im fotographischen Prozess eine Komplexreaktion. Katalytische Wirkungen von Metallen beruhen auf Reaktionsverläufen über Metallkomplexe. In der Natur spielen Komplexe eine wichtige Rolle, sie sind zum Beispiel im Hämoglobin (Häm) und Chlorophyll sowie Vitamin B12 enthalten. Sie dienen der Photosynthese, Redoxreaktionen in Organismen und der Regulation des Zellwachstums. Auch werden sie bei der Ausschaltung störender Ionen in Reaktionen zur sogenannten Maskierung genutzt. 5. Säure-Base-Gleichgewicht Entwicklung des Säure-Base-Begriffs • • • • • • • Nach Arrhenius sind Säuren Stoffe, die in wässriger Lösung Wasserstoffionen abspalten, während Basen in wässriger Lösung Hydroxidionen abspalten. Damit führte er den sauren Charakter einer Lösung auf das Vorhandensein von H+- und OH--Ionen zurück. Zwischen Säuren und Basen gibt es nach Arrhenius keinen funktionellen Zusammenhang, nur die Neutralisation (H+ + OH- ' H2O) ist eine Säure Base-Reaktion. Nach Lewis sind Säuren Stoffe, die in ihrer äußeren Schale eine Elektronenpaarlücke aufweisen, Base besitzen mindestens ein freies Elektronenpaar. Säuren sind somit Elektronenpaar-Akzeptoren während Basen Elektronenpaar-Donatoren sind. Säure-Base-Reaktionen sind nach Lewis Ausbildungen einer koordinativen Bindung. Nach Brönsted wurden Säure-Base-Reaktionen als Reaktionen mit Protonenübergang charakterisiert. Säure-Base-Definition nach Brönsted • • • • • • • • • • • Säuren sind Teilchen, die bei Reaktionen Protonen abgeben, und daher Protonendonatoren. Sie enthalten Wasserstoffatome mit positiver Partialladung. Basen sind Teilchen, die bei Reaktionen Protonen aufnehmen, also Protonenakzeptoren. Sie besitzen mindestens ein freies Elektronenpaar, dass die Ausbildung einer koordinativen Bindung mit einem Proton ermöglicht. Ampholyte sind Teilchen, die sowohl als Säure wie auch als Base reagieren können, denn sie sind säure-base-amphoter. Neben Wassermoleküle sind z.B. auch Hydrogen-Anionen Ampholyte. Chemische Reaktionen mit Protonenübergang werden als Säure-Base-Reaktionen oder Protolysen bezeichnet. Säuren, Basen und Ampholyte werden unter der Bezeichnung Protolyte zusammengefasst. Die saure Eigenschaft des Chlorwasserstoffs lässt sich durch folgende Gleichung beschreiben: HCl ' ClSäure ' Base + H+ + Proton Aus dem Säuremolekül entsteht durch Protonenabgabe ein Basemolekül, aus dem umgekehrt durch Protonenaufnahme wieder ein Säuremolekül entstehen kann. Eine Säure und eine Base, die auf solche Weise miteinander verknüpft sind, bezeichnet man als korrespondierendes Säure-Base-Paar. Das Chlorwasserstoffmolekül ist die korrespondierende Säure des Chloridions, während dieses die korrespondierende Base des Chlorwasserstoffmoleküls ist. Protolysegleichgewicht • • Die Abgabe eines Protons durch eine Säure kann nur erfolgen, wenn eine Base da ist, die dieses Proton aufnehmen kann. An einer Reaktion mit Protonenübergang sind stets zwei korrespondierende Säure-Base-Paare beteiligt: HCl ' H+ + Cl- 1. korrespondierendes Säure-Base-Paar ' H+ Säure 1 + + + H2O Base 2 HCl + Säure 1 + H2O Base 2 H H+ • • • ' H3O ' Säure 2 + Base 1 + ' H3O+ + ' Säure 2 + 2. korrespondierendes Säure-Base-Paar ClBase 1 Säure-Base-Reaktion (Protolyse) Da Säure-Base-Reaktionen oft nicht vollständig verlaufen, stellt sich ein chemisches Gleichgewicht, das Säure-Base-Gleichgewicht (oder Protolysegleichgewicht) ein. Wegen der sehr niedrigen Aktivierungsenergie für Protonenübergänge sind Säure-Base-Reaktionen immer reversibel. Darum stellen sich Säure-Base-Gleichgewichte auch sehr schnell ein. Autoprotolyse des Wassers • • • • • • • • • • • • • Wasser enthält stets Ionen (H3O+, OH-), die bei einer Säure-Base-Reaktion des Wassers mit sich selbst, einer Autoprotolyse, entstehen. Das Ampholyt Wassermolekül geht durch Protonenübergang in seine korrespondierende Säure Hydroniumion (H3O+) und seine korrespondierende Base Hydroxidion (OH-) über. Ein sich bildendes chemisches Gleichgewicht, dass Autoprotolysegleichgewicht, liegt auf der Seite der Wassermoleküle. 2 H2O(l) ' H3O+(aq) + OH-(aq) ΔRH = 57,4 KJ/mol Daraus ergibt sich folgende Gleichgewichtskonstante für c ( H 3 O + ) * c ( OH − ) K = das Massenwirkungsgesetz: c 2 (H 2 O ) Aus der Reaktionsgleichung geht hervor, dass in reinem Wasser die Konzentrationen der Hydronium- und der Hydroxidionen gleich sind. Bei 24°C betragen sie jeweils 10-7 mol/l, wobei die Konzentration des Wassers mit 55,6 mol/l wesentlich größer ist. Wenn durch Zusatz einer Säure oder Base die Konzentration der Hydronium- bzw. der Hydroxidionen vervielfacht wird, bleibt die Konzentration des Wassers auf Grund des sehr großen Wasserüberschusses praktisch konstant. Sie kann darum in der Gleichung des KW = c(H3O+) * c(OH-) Massenwirkungsgesetzes vernachlässigt werden: Die Gleichgewichtskonstante KW für das Autoprotolysegleichgewicht des Wassers wird als Ionenprodukt des Wassers bezeichnet. In reinem Wasser bei 24°C beträgt sie 10-14 mol²/l², sie ist von der Temperatur abhängig. Das Ionenprodukt des Wassers gilt auch für jede wässrige Lösung eines Stoffes. So ist in sauren Lösungen mit hoher Hydroniumionenkonzentration ist demzufolge die Hydroxidionenkonzentration gering, so dass das Produkt beider Konzentrationen wieder KW = 10-14 mol²/l² ergibt.. Neben Wasser zeigen alle Ampholyte in wässriger Lösung Autoprotolyse. pH-Wert • • • • • • Der pH-Wert entspricht dem negativen dekadischen Logarithmus des Zahlenwertes der Hydroniumionenkonzentration. Der pOH-Wert entspricht dem negativen dekadischen Logarithmus des Zahlenwertes der Hydroxidionenkonzentration. pH = -lg {c(H3O+)} pOH = -lg {c(OH-)] In analoger Weise wird oft mit Gleichgewichtskonstanten chemischer Reaktionen verfahren, so ergibt sich der Ionenexponent des Wassers: pKW = -lg {KW} pKW = pH + pOH = 14 Die pH-Skala umfasst die Werte von 0 bis 14. Reines Wasser hat den pH-Wert 7, es ist neutral. Lösungen mit pH-Werten kleiner als 7 sind sauer, Lösungen mit pH-Werten größer als 7 sind alkalisch oder basisch. • • • • • Lösungen mit pH-Werten unter 0 werden als übersauer, mit pH-Werten über 14 als überalkalisch bezeichnet. Bei solchen Lösungen werden in den Definitionsgleichungen die Konzentrationen durch Aktivitäten ersetzt. Ionen dieser Lösungen sind so stark konzentriert, dass sie sich gegenseitig behindern und darum eine geringere chemische Wirksamkeit (Aktivität) haben. Die Aktivität a bestimmt sich aus a = γ * c, wobei γ der Aktivitätskoeffizient (meist ≤ 1) ist. Wird die Geschwindigkeit einer Reaktion vom pH-Wert beeinflusst, so liegt eine Säure-BaseKatalyse vor. Stärke von Säuren und Basen • • • • • • Die pH-Werte gleich konzentrierter Säure und Basen können verschieden sein. Die Konzentrationen der Hydroniumund Hydroxidionen werden bei gleichen Ausgangskonzentrationen der Protolyte nur durch das unterschiedliche Ausmaß ihrer Protolyse bestimmt. Die Reaktionen von Säuren und Basen mit Wasser liefern Vergleichswerte für deren Stärke. HA B- + + • • • • • • • • • • • + + AReaktion einer Säure mit Wasser HB+ Reaktion einer Base mit Wasser Je weiter das Protolysegleichgewicht auf der Seite der Protolyseprodukte liegt, desto stärker ist das Protolyt. Um eine quantitative Aussage über diese Stärke zu ermöglichen, wird das Massenwirkungsgesetz auf das Protolysegleichgewicht angewendet, wobei die Konzentration des Wassers, wegen seines großen Überschusses, als konstant angesehen werden kann. Die Gleichgewichtskonstante für die Reaktion einer Säure mit Wasser wird als Säurekonstante KS, die einer Base mit Wasser als Basekonstante KB bezeichnet. KS = • • H2O ' H3O+ H2O ' OH- c (H 3 O + ) * C ( A − ) c ( HA ) KB = c ( OH − ) * C ( HB + ) c (B ) Je größer die Säurekonstante einer Säure, desto stärker ist sie. Analoges gilt für Basen. Auch hier ist es üblich, den negativen dekadischen Logarithmus, den Säureexponenten pKS und den Baseexponenten pKB, zu verwenden, wobei gilt: pKS = -lg {KS} pKB = -lg {KB} Säure- und Baseexponenten haben bei starken Säuren und Basen kleine Werte. Zwischen der Stärke einer Säure und der Stärke ihrer korrespondierenden Base besteht der Zusammenhang KS * KB = KW. Daraus folgt auch: pKS + pKB = pKW = 14. Je stärker eine Säure ist, umso schwächer ist also ihre korrespondierende Base und umgekehrt. Schwache Säuren und Basen vollziehen mit Wasser keine Säure- oder Basereaktion. Im Bezug auf Protolysen in wässriger Lösung kann man sie vernachlässigen. Sehr starke Protolyte (pK ≤ -1,74) reagieren mit Wasser vollständig. Es liegt kein Protolysegleichgewicht mehr vor. Da neben ihren sehr schwachen korrespondierenden Partnern nur noch die sehr starke Säure Hydroinumion bzw. die sehr starke Base Hydroxidion vorliegen, erscheinen sehr starke Protolyte jeweils gleichstark. Ihre unterschiedlichen Stärken werden durch das Wasser auf das Niveau der Hydronium- bzw. Hydroxidionen nivelliert. Daher besitzen gleichkonzentrierte Lösungen verschiedener sehr Starker Säuren bzw. Basen den • • • • • gleichen pH-Wert. Die Wertigkeit einer Säure entspricht der Anzahl der Protonen, die sie abgeben kann. Mehrwertige Säuren und Basen protolysieren stufenweise, wobei nur die erste Protolysestufe im Protolysegleichgewicht eine Rolle spielt, da sich die Protolysekonstanten meist um etwa 5 Zehnerpotenzen unterscheiden. Werden verschiedenstarke Protolyte gemischt, so bestimmt nur der stärkere Protolyt den pH-Wert. Ionen liegen in Lösungen hydratisiert vor, an positive Kationen sind Wassermoleküle mit ihrem negativen Ladungsschwerpunkt am Sauerstoffatom angelagert, wodurch diese stärker polarisiert werden und leichter Protonen abgeben können. Daher reagieren kleine, mehrfach positiv geladene, hydratisierte Metallkationen wie in einigen Komplexen (z.B. [Fe(H2O)6]3+) als Säuren. wässrige Lösungen • • • sehr starker Protolyte pK ≤ -1,74 KS/B > 10 1,74 • • mol/l Sehr starke Protolyte sind in wässriger Lösung vollständig • protolysiert. • starker Protolyte -2 < pK < 2 10 −2 mol / l < = KS K S /B c < 10 • 2 mol / l Diese Gleichung wird gelöst, da die Näherung c(H3O+)≪c0(HA) nicht gilt. + + 0 = c²(H3O )+KS*c(H3O )-KS*c0(HA) • c(H3O ) = c0(HA) • c(H3O ) • c(OH-) = c0(B) • K ⎛K ⎞ = − S + ⎜ S ⎟ + KS * c0 (HA) 2 ⎝ 2⎠ c(OH-) =− pH = -lg {c0(HA)} pH = -lg {c(H3O+)} pOH = -lg {c0(B)} pOH = -lg { c(OH-)} • • • + pH • • + • KS/B < 10-4 mol/l • Im Protolysegleichgewicht sind die Konzentrationen der korrespondierenden SäureBase-Paare aufgrund der stöchiometrischen Verhältnisse gleich. Es gilt c(H3O+) ≪ c0(HA) • c(HA) = c0(HA) - c(A-) pH = • c 2 (H3 O + ) c 0 (HA) − c(H3 O + ) 0 2 KB ⎛K ⎞ + ⎜ B ⎟ + KB * c0 (B) 2 ⎝ 2⎠ 2 • • • • • = 14 - pOH mittelstarker bis sehr schwacher Protolyte pK > 4 c(H3O+) = c(A− ) = KS * c0 (HA) pOH 1 (pK S − lg{c 0 (HA )}) 2 1 = (pK B − lg{c 0 (B)}) 2 c2(H3O+ ) c (H O+ ) ≈ 2 3 + c0(HA) − c(H3O ) c0(HA) KS = pH = 14 - pOH Ampholyte • • • • • • HB- + H2O ' H3O+ + B2HB- + H2O ' OH- + H2B Ist die Differenz der pKS- und pKB-Werte dieser Stoffe gering, so liefern sie etwa gleich viele Hydronium- und Hydroxidionen, welche miteinander zu Wasser reagieren und darum vernachlässigbar wenig gegenüber den korrespondierenden Partnern der Ampholyte sind. ' H2B + B2Die bestimmende Reaktion ist denn seine Autoprotolyse 2 HB2Dies ist bei fast allen wichtigen Protolyten der Fall, so das gilt c(H2B) ≈ c(B ). Ampholyte reagieren mit Wasser sowohl als Säure als auch als Base: Aus c(H2B) = c(H3O + ) * c(HB − ) K (HB − ) * c(HB − ) = c(B 2− ) = S K S (H2B) c(H3O + ) - - folgt c(H3O+ ) = K S (H2B) * K S (HB− ) . - pH = ½ (pKS(H2B) + pKS(HB )) = ½ [pKW + pKS(HB ) – pKB(HB ) ] = ½ (14 + pKS – pKB). Protolysegrad • Der Protolysegrad gibt den Anteil der Säure oder Base, der bis zur Einstellung des Gleichgewichts, mit Wasser reagiert hat, wieder. • • Protolysegrad der Säure αS HA + H2O ' H3O+ + AαS = c(H3O + ) c( A − ) = c 0 (HA) c 0 (HA) • • Protolysegrad der Base αB B + H2O ' HB+ + OHαB = c(OH − ) c(HB + ) = c 0 (B) c 0 (B) • • Sehr starke Protolyte reagieren mit Wasser vollständig, ihr Protolysegrad beträgt 1 (100%), der von schwachen Protolyten ist sehr gering. Der Protolysegrad ist vom pH-Wert der Lösung abhängig. Ostwaldsches Verdünnungsgesetz • • • • • • KS = α s2 * c 0 (HA) 1 − αS KB = αB2 * c 0 (B) 1 − αB Aus den Gleichungen geht hervor, das der Protolysegrad mit abnehmender Ausgangskozentration der Protolyte, also zunehmender Verdünnung, steigt. Protolysegrad und pH-Wert sind daher ungeeignet für die Charakterisierung der Stärke eines Protolyten. sehr starke Protolyte: αS = 1 αS = starke Protolyte: mittelstarke bis schwache Protolyte: αS = − K S + K S2 + 4K S * c 0 (HA) 2c 0 (HA) KS c 0 (HA ) KS = αS2 * c0(HA) Puffersysteme • • • • • • • • Setzt man einer Lösung einer mittelstarken Säure ihre korrespondierende Base zu, so wird ihr Protolysegleichgewicht verändert. Ein neues Gleichgewicht stellt sich, wofür Hydroniumionen verbraucht werden, weshalb der pHWert steigt. Wird der Zusatz entsprechend gewählt, sind also die Konzentrationen der Säure und ihrer korrespondierenden Base gleich, so entsteht eine Pufferlösung. Werden dieser Pufferlösung Hydroniumionen zugesetzt, so regieren diese mit der korrespondierenden Base zur korrespondierenden Säure und Wasser, bis sich das Gleichgewicht wieder einstellt. Zugeführte Hydroxidionen verbinden sich mit der korrespondierenden Säure zur korrespondierenden Base und Wasser. Beide Male sind die pH-Wertänderungen sehr gering. Die korrespondierende Säure einer solchen Lösung wird als Puffersäure, die korrespondierende Base als Pufferbase und beide zusammen als Puffersystem bezeichnet. Für solche Puffersysteme gilt die Puffergleichung, auch Henderson-Hasselbach-Gleichung genannt: KS = • • • • • • • • • • • • • c(H3O + ) * c( A − ) c(HA ) pH = pK S + lg c( A − ) c(HA ) Der pH-Wert der Pufferlösung wird hochgradig durch den pKS-Wert der Puffersäure bestimmt. Der pH-Wert der Pufferlösung bestimmt das Konzentrationsverhälnis von Puffersäure und Pufferbase und ebenso umgekehrt. Sind die Konzentrationen von Puffersäure und Pufferbase gleich, so gilt: pH = pKS. Die graphische Darstellung der Puffergleichung wird als Pufferungskurve bezeichnet. Am Wendepunkt der Pufferungskurve gilt pH = pKS und c(A-) = c(HA), hier ist die Steigung der Kurve am kleinsten. Die Steigung (und damit der pH-Wert) ändert sich selbst bei erheblicher Veränderung des Verhältnisses c(A-):c(HA), nur wenig. Unter der Pufferkapazität β versteht man die Stoffmenge eines einwertigen sehr starken Protolyten, die ein Liter einer Pufferlösung neutralisieren kann, ohne dass sich der pH-Wert signifikant ändert. Sie ist im Bereich des Wendepunktes der Pufferungskurve, bei pH = pKS, am größten. Die Pufferkapazität steigt mit der Konzentration des Puffersystems. Stark sauer bzw. basische Lösungen puffern ohne Zusatz. Durch den Einsatz mehrerer Puffersysteme in einer Lösung bzw. mehrwertiger Puffersäure kann ein breiter Pufferbereich erzielt werden. Da der pH-Wert oft eine bestimmende Reaktionsbedingung und wichtig für die Stabilität eines Systems ist, sind Pufferlösungen sehr bedeutend. Biologische Systeme wie der Erdboden und das Blut sind durchgehend gepuffert. Säure-Base-Titration • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Die Maßanalyse (Volumetrie) ist ein klassisches Verfahren der quantitativen Analyse. Ein genau gemessener Teil der Analyseprobe wird gelöst. Diese Lösung heißt Analyselösung. Sie enthält den zu bestimmenden Titranden. Ein genau gemessenes Volumen der Analyselösung wird in ein Titriergefäß gebracht. Diese wird dann so lange mit einer Maßlösung aus einer Bürette titriert, bis der Endpunkt (Äquivalenzpunkt) der Reaktion erreicht ist. Die Maßlösung enthält den Titrator. Liegt dieser Analyse eine Säure-Base-Reaktion zu Grunde, so wird sie als Säure-Base-Titration bzw. Neutralisationsanalyse bezeichnet. Zur Ermittlung des Äquivalenzpunktes der Neutralisation wird der Lösung ein Säure-Base-Indikator zugesetzt. Reagieren bei einer Neutralisationstitration eine Säure und eine Base gleicher Wertigkeit, so gilt am Äquivalenzpunkt n1 = n2, wenn n1 die Stoffmenge des Protolyten in der Analyselösung und n2 die Stoffmenge des in der Maßlösung verbrauchten Protolyten ist. Da n = c * V gilt auch c1 * V1 = c2 * V2. c 2 * V2 Stoffmengenkonzentration des zu bestimmenden Protolyten: c1 = V1 Stoffmenge des zu bestimmenden Protolyten: n1 = c2 * V2. M * c * V2 β1 = 1 2 Massekonzentration des zu bestimmenden Protolyten: V1 Masse des zu bestimmenden Protolyten: m1 = M1 * c2 * V2. Oft werden Normallösungen als Maßlösungen verwendet. Die Konzentration einer Normallösung wird als Stoffmengenkonzentration ihrer chemischen Äquivalente angegeben. Chemische Äquivalente sind stöchiometrisch einwertige Elementargruppen (also Moleküle, Ionen oder Bruchteile dieser Teilchen). Bezeichnet z die stöchiometrische Wertigkeit, dann ist der z-te Teil eines Moleküls oder Iones ein chemisches Äquivalent. Die Schwefelsäure ist zweiwertig (z=2). Ein chemisches Äquivalent entspricht demzufolge der Elementargruppe ½ H2SO4. Die Stoffmengenkonzentration c(H2SO4) = 1 mol/l entspricht einer Stoffmengenkonzentration an Schwefelsäureäquivalent von c(½ H2SO4) = 2 mol/l. Für die Substanz A gilt: z * c(A) = c(1/z A) Die Arbeit mit Normallösungen ist vorteilhaft, denn gleiche Volumina von Normallösungen gleicher Stoffmengenkonzentration sind zu einander äquivalent. Titrationskurven • • • • • • • • • Der Titrationsgrad τ für die Neutralisation, auch Neutralisationsgrad genannt, ist wie folgt definiert: τ= Stoffmenge des zugesetzten Titrantors Stoffmenge des vorgelegten Titranden Die Abhängigkeit des pH-Wertes vom Titrationsgrad wird in der Titrationskurve dargestellt. Die Titrationskurve wird am Beispiel der Neutralisation von 100 ml der sehr starken Säure Salzsäure (c=0,1 mol/l) durch die sehr starke Base Natronlauge (c=1 mol/l) ermittelt. Vor Beginn des Zusatzes von Maßlösung hat die Salzsäure den pH-Wert 1. Nach Zugabe von 9 ml Natronlauge sind 90% der anfangs vorhandenen Hydroniumionen neutralisiert, der Titrationsgrad beträgt 90%. Die Konzentration der Hydronium-Ionen beträgt nur noch ein Zehntel der Ausgangskonzentration, also gilt pH = 2. Ein Zusatz von 9,9 ml Natronlauge entspricht einem Titrationsgrad von 99% und einem pH-Wert von 3, während ein Zusatz von 9,99 ml Natronlauge einem Titrationsgrad von 99,9% und einem pHWert von 4 entspricht. Wurden 10 ml Natronlauge zugeführt, so ist der Äquivalenzpunkt erreicht. Der Titrationsgrad beträgt 100% und der pH-Wert 7. • • • • Werden nun weitere 0,1 ml Natronlauge zugegeben, so wird diese auf etwa das 10³-fache verdünnt, der pH-Wert beträgt dann etwa 11. Der Titrationsgrad steigt auf 101%. Zu Beginn steigt der pH-Wert also langsam (die stark saure Lösung puffert), während am Äquivalenzpunkt schon ein Tropfen Natronlauge einen großen pH-Sprung bewirkt. Je schwächer Säuren oder Basen sind, desto geringer ist der pH-Sprung am Äquivalenzpunkt, bei schwachen Protolyten ist er bereits nicht mehr messbar. Säure-Base-Indikatoren • • • • • • • • • Säure-Base-Indikatoren sind organische Farbstoffe mit schwach saurem oder schwach basischem Charakter, deren Säure eine andere Farbe hat als die korrespondierende Base. In wässriger Lösung liegt die Indikatorsäure HIn als Protolysegleichgewicht vor: HIn + H2O Indikatorsäure (z.B. rot) ' H3O+ + InIndikatorbase (z.B. gelb) Die Farbe des Indikators durch das Verhältnis c(IN-):c(HIn) in der Lösung bestimmt. c(In − ) pH = pK S (HIn) + lg Es gilt die Puffergleichung: c(HIn) Bei Säurezusatz (Senkung des pH-Wertes) verschiebt sich das Indikatorgleichgewicht nach links, die Lösung hat die Farbe der Indikatorsäure. Bei Basezusatz (Erhöhung des pH-Wertes) verschiebt sich das Indikatorgleichgewicht nach rechts, die Lösung hat die Farbe der Indikatorbase. Bei pH = pKS(HIn) mit c(HIn) = c(In-) liegt der Umschlagspunkt des Indikators. Aufgrund der Ungenauigkeit des menschlichen Auges wird der Bereich pH = pKS(HIn) ± 1 als Umschlagsbereich verwendet. Universalindikatoren sind Mischungen aus Indikatoren mit unterschiedlichen, sich überlappenden Umschlagsbereichen. Vergleich von Säure-Base-Reaktion mit Redoxreaktion Säure-Base-Reaktion Redoxreaktion • Reaktion mit Protonenübergang • Reaktion mit Elektronenübergang • Das Proton ist das kleinste Kation und besitzt • Das Elektron ist das kleinste „Anion“ und besitzt keinen Atomkern. keine Atomhülle. Aufgrund der geringen Größe und hohen Reaktionsfähigkeit existieren sowohl Elektronen als auch Protonen nicht frei. • Protonendonatoren sind Säuren. • Elektronendonatoren sind Reduktionsmittel. Protonenakzeptoren sind Basen. • • Elektronenakzeptoren sind Oxidationsmittel. Es sind stets zwei korrespondierende Säure• Es sind stets zwei korrespondierende • Redoxpaare an Reaktion beteiligt. Base-Paare an Reaktion beteiligt. Wertigkeit eines • Die Wertigkeit einer Säure/Base entspricht der • Die Reduktionsmittels/Oxidationsmittels entspricht Anzahl von Protonen die sie der Anzahl von Elektronen die es abgeben/aufnehmen kann. abgeben/aufnehmen kann. 1. korrespondierendes 1. korrespondierendes ' O1 S1 ' B1 + H+ + a eR1 Säure-Base-Paar Redoxpaar 2. korrespondierendes 2 korrespondierendes + B2 + H ' S2 O2 + b e- ' R2 Säure-Base-Paar Redoxpaar S1 + B2 ' S2 + B1 Säure-Base-Reaktion b R1 + a O2 ' b O1 + a R2 Redoxreaktion Es stellt sich ein chemisches Gleichgewicht ein. • Die Einstellung des Redoxgleichgewichts ist oft kinetisch gehemmt. • Teilchen, die säure-base-amphoter sind, • Teilchen, die redoxamphoter sind, können Elektronen sowohl aufnehmen als auch können Protonen sowohl aufnehmen als auch abgeben. abgeben. • Das sind Ampholyte. • Das sind Teilchen, die Atome mittlerer Oxidationszahlen enthalten. • Die Stärke des Donator-Akzeptor-Verhaltens • Die Stärke des Donator-Akzeptor-Verhaltens eines korrespondierenden Redoxpaares unter eines korrespondierenden Säure-Base-Paares Standardbedingungen ist durch das unter Standardbedingungen ist durch den Säureexponenten pKS gekennzeichnet. Standardpotential E⊖ gekennzeichnet. Der elektrochemischen Spannungsreihe der korrespondierenden Redoxpaare entspricht die pKS-Reihe der korrespondierenden Säure-Base-Paare. Je kleiner die pKS- bzw. E⊖ Werte, desto größer die Donatortendenz. Der Übergang von Protonen und Elektronen erfolgt unter Standardbedingungen stets von dem Teilchen der größeren Donatortendenz zum Teilchen mit der größeren Akzeptortendenz. • Die Gleichgewichtskonstante K einer Säure- • Für Redoxreaktionen gilt Analog: Base-Reaktion kann aus den Säurekonstanten der beiden am chemischen Gleichgewicht beteiligten korrespondierenden Säure-BasePaaren berechnet werden. • K = KS1 * 1/KS2 • pK = pKS1 – pKS2 • pK = (z/0,059 V) * (E⊖2 - E⊖1) Das chemische Gleichgewicht liegt immer auf der Seite der schwächeren Protolyte bzw. der schwächeren Reeduktions- und Oxidationsmittel. Die Stärke der Donator-Akzeptor-Tendenz der korrespondierenden Partner ist auch abhängig vom Konzentrationsverhältnis dieser Partner zu einander. • Diese Abhängigkeit bestimmt sich mit der • Diese Abhängigkeit bestimmt sich mit der Henderson-Hasselbach-Gleichung Gleichung Nernstschen Gleichung bestimmen. bestimmen. • pH-Wert • Redoxpotential E • Säure-Base-Pufferung • Redoxpufferung pH-Farbindikatoren • • Redox-Farbindikatoren Die Säure-Base-Pufferungsund • Die Redox-Pufferungskurve und die Redox• Titrationskurve werden mit der Nernstschen Neutralisationskurve werden mit der Gleichung bestimmt. Henderson-Hasselbach-Gleichung bestimmt. 6. E-Chemie Echte und potentielle Elektrolyte • • • • • • • • • • • Echte Elektrolyte sind in festem Zustand aus Ionen in einem Ionenkristall aufgebaut. Stoffe, in deren Molekülen mindestens eine polare Atombindung vorhanden ist, können durch chemische Reaktionen in Wasser hydratisierte Ionen bilden. Molekülsubstanzen, bei denen erst durch chemische Reaktionen in Wasser Ionen entstehen, sind potentielle Elektrolyte. Solche chemische Reaktionen sind meist exotherm. Die unter Einfluss eines Lösungsmittels stattfindende Bildung hydratisierter Ionen wird elektrolytische Dissoziation genannt. Starke Elektrolyte sind in wässriger Lösung vollständig in Ionen dissoziiert. Starke Elektrolyte sind die meisten echten Elektrolyte und viele potentielle Elektrolyte wie HCl. Schwache Elektrolyte sind potentielle Elektrolyte, die bei der Reaktion mit Wasser nur teilweise dissoziieren, z.B. Essigsäure und Ammoniak. Die Stärke eines Elektrolyts kann durch den Dissoziationsgrad α (auch Protolysegrad) bestimmt werden. Je mehr hydratisierte Ionen gelöst sind, desto höher ist die elektrische Leitfähigkeit der Lösung. Die Wechselwirkungen zwischen hydratisierten Ionen und Wasserteilchen werden als Ionenreibung bezeichnet. elektrolytische Leitfähigkeit • • • • • • Hydratisierte Ionen bewegen sich im Wasser ungerichtet. Wirkt ein äußeres elektrisches Feld auf sie ein, so bewegen sie sich in Folge der Kraft F gerichtet. F=q*E F=z*e*U/I Die positiven Kationen wandern zur negativ geladenen Katode. Die negativen Anionen wandern zur positiv geladenen Anode. Die Leitfähigkeit von Elektrolytlösungen und -Schmelzen kann genutzt werden zum Ionentransport im elektrischen Feld, zur Stofftrennung und -Gewinnung bei technischen Prozessen und als Grundlage verschiedener Analysemethoden. Elektrochemische Doppelschicht und Potentialbildung • • • • • • • • • • • • • • • Die Kombination von einem elektronenleitenden Stoff, z.B. einem Metall, und einer Elektrolytlösung nennt man elektrochemische Elektrode. Diese Elektrode besteht aus einer metallischen Phase und einer Elektrolytlösungsphase. Zwischen denen Übergänge von Ladungsträgern (Elektronen, Ionen) auftreten. In der Elektrolytlösung bilden sich hydratisierte Metallionen. Für die Kupfer/Kupfer(II)-Ionen-Elektrode gilt die Redoxreaktion: Cu(s) ' Cu2+(aq) + 2 eSie erhält das Symbol Cu/Cu2+. Taucht ein Metallstab in eine Metallsalzlösung ein, so findet an der eingetauchten Oberfläche eine chemische Reaktion statt, bei der positive Metallkationen gebildet werden. Die dabei frei werdenden Elektronen bleiben im Metallstab zurück, weshalb sich die Lösung gegenüber dem Stab positiv auflädt. Aufgrund der Ladungstrennung zwischen Metall und Elektrolyt bildet sich eine elektrische Potentialdifferenz aus, die Elektrodenpotential genannt wird. Sie ist umso größer, je mehr sich hydratisierte Metallionen an der Phasengrenze bilden. Dadurch entstehen elektrostatische Anziehungskräfte, die einen Teil der hydratisierten Ionen an der Phasengrenze der Elektrode festhalten. Es entsteht eine elektrochemische Doppelschicht und ein elektrochemisches Gleichgewicht stellt sich ein. Dieses Gleichgewicht ist durch vier Merkmale gekennzeichnet: 1. Die Bildung hydratisierter Ionen (Hinreaktion) und die Bildung von Metallionen (Rückreaktion) verlaufen mit gleicher Geschwindigkeit. 2. Der Übertritt geladener Teilchen und damit der elektrische Strom ist in beiden Richtungen gleich. 3. Die Ladungstrennung bei der Bildung hydratisierter Ionen führt zu einer elektrischen Potentialdifferenz. 4. Wegen dieser elektrischen Potentialdifferenz bildet sich eine elektrochemische Doppelschicht aus. Die Potentialdifferenz zwischen metallischer Phase und Elektrolytlösung ist nicht direkt messbar, Vergleiche zweier Elektrodenpotentiale sind aber möglich, indem man beide miteinander kombiniert und die zwischen ihnen auftretende elektrische Spannung misst. Kombinationen von Elektroden heißen galvanisches Element, galvanische Zelle oder – Kette, einzelne Elektroden werden darum auch als Halbelement, Halbzelle oder Halbkette bezeichnet. Abhängigkeit des Elektrodenpontentials von Temperatur Konzentration Art des Metalls Ebenso wie die chemischen • Je unedler das Metall, desto Gleichgewichte werden auch stärker ist seine Tendenz zur die elektrochemischen Gleichgewichte durch die Temperatur bestimmt. • Je höher die Temperatur, • desto größer das Elektrodenpotential. Je größer die Konzentration • der Elektrolytlösung, desto größer das Elektrodenpotential Bildung hydratisierter Ionen, desto mehr hydratisierte Ionen bilden sich bis zur Einstellung des Gleichgewichts. Je unedler das Metall, desto größer das Elektrodenpotential.. elektrochemische Spannungsreihe • • • • • • • • • • Um die Potentialdifferenz zwischen einer metallischen Phase und einer Elektrolytlösung messen zu können muss die Metall/MetallionenElektrode immer mit einer Bezugselektrode kombiniert werden. Als Bezugselektrode wird die Standardwasserstoffelektrode verwendet. Sie besteht aus einem Platinblech, das von Wasserstoff umspült wird und sich in einer Säurelösung der Konzentration c = 1 mol/l als Elektrolytlösung befindet. Der Druck des Wasserstoffs beträgt 101,3 kPa, also Standarddruck. Unter diesen Bedingungen ist das Elektrodepotential der StandardWasserstoffelektrode auf E⊖ (H2/2 H3O+) = 0,00 V bei allen Temperaturen festgelegt. Die bei einer Temperatur von T = 298 K gegen die Standard-Wasserstoffelektrode gemessenen Elektrodenpotentiale elektrochemischer Elektroden werden als Standard-Elektrodenpotentiale E⊖ bezeichnet. Um diese zu ermitteln, wird die Standard-Wasserstoffelektrode mit den jeweiligen Elektroden kombiniert und die Zellspannung zwischen ihnen gemessen. Man bezeichnet das Standard-Elektrodenpotential auch Metall ' MetallIonz+ + z eals Redoxpotential der zugehörigen Redoxreaktion: Red ' Ox + z eDurch das Standard-Elektrodenpotential können Zellspannungen zwischen zwei Elektroden berechnet und der Ablauf von Redoxreaktionen bestimmt werden. Die Anordnung der Metall/Metallionen-Elektroden in der Reihenfolge ihrer Standardpotentiale wird als elektrochemische Spannungsreihe bezeichnet. Nernstsche Gleichung • Um das Redoxpotential E berechnen zu können, wenn die Bedingungen von den Standardbedingungen abweichen (z.B. c ≠ 1 mol/l), wurde die Nernstsche Gleichung entwickelt: Metall ' MetallIonz+ Red ' Ox • + z e+ z e- Unter Standardbedingungen ergibt sich E = EΘ + R*T c(Ox ) * ln z*F c(Re d) E = EΘ + 0,059V * lg{c(Ox z+ )} z F = Faraday-Konstante = 9,648 53 * 104 As/mol . • • Die Nernstsche Gleichung gilt nur für stark verdünnte Lösungen, bei denen angenommen wird, dass keine Wechselwirkungen zwischen den Ionen stattfinden. Die Spannung galvanischer Zelle ΔE berechnet sich nach ΔE = E1 – E2. • Für Konzentrationszellen gilt die vereinfachte Gleichung: ΔE = c 0,059 V * lg 1 2 c2 elektrochemische Reaktionen • • Unter elektrochemischen Reaktionen versteht man Redoxreaktionen an einer Phasengrenze, bei denen ein Ladungstransport über die Phasengrenze erfolgt. Bei Reaktionen verdünnter Säuren mit unedlen Metallen bildet sich Wasserstoff, da unedle Metalle ein kleineres Standardpotential als das System H2/H3O+ haben. elektrochemische Fällung von Metallen • • • Die Tendenz eines Metalls, Ionen zu bilden, ist umso größer, je kleiner das Standardpotential der zugehörigen Metall/Metallionen-Elektrode ist. Taucht man ein Metall mit einem niedrigen Standardpotential in eine Elektrolytlösung, die Metallionen eines Metalls mit hohem Standardpotentials enthält, so findet eine Redoxreaktion statt, in derem Verlauf sich aus dem Metall niedrigen Standardpotentials Ionen bilden, die in Lösung gehen (Oxidation), während Ionen des anderen Metalls aus der Lösung zu Metallatomen reduziert werden. Zn(s) Cu2+(aq) Zn(s) + + - 2e Cu2+(aq) ' Zn2+(aq) ' Cu(s) ' Zn2+(aq) + 2 e- + Cu(s) Oxidation Reduktion Redoxreaktion Im umgekehrten Fall findet keine Reaktion statt. technische Anwendung galvanische Elemente • • • In galvanischen Elementen wird chemische Energie in nutzbare elektrische Energie umgewandelt. Galvanische Elemente, bei denen nur die Umwandlung chemischer Energie in elektrische technisch nutzbar ist, also Zellen, die nur so lange einsetzbar sind, bis die notwendigen Ausgangsstoffe (Reduktions- und Oxidationsmittel) umgesetzt sind, heißen Primärelemente. Können galvanische Elemente durch Zufuhr elektrischer Energie wieder in den Ausgangszustand zurückversetzt werden, so handelt es sich um Sekundärelemente bzw. Akkumulatoren. Primärelemente • • • • • • • Eines der ersten technisch brauchbaren Elemente war das Daniell-Element. Es besteht aus einer Kupfer/Kupfer(II)-Ionen-Elektrode und einer Zink-Zink-Ionen-Elektrode. Durch die Oxidation von Zink und die Reduktion von Kupfer erhält man eine Standard-Zellspannung von ΔE⊖ = +1,1 V. Zn(s) Cu2+(aq) Zn(s) + + - 2e Cu2+(aq) ' Zn2+(aq) ' Cu(s) ' Zn2+(aq) + 2 e- + Cu(s) Oxidation Anode Reduktion Katode Redoxreaktion Das einfache Zink-Kohle-Element besteht aus einer Zinkelektrode und einer Kohleelektrode mit 20%iger Ammoniumchloridlösung (mit Stärke angedickt) als Elektrolyt. Die Zellspannung beträgt U = 1 V. Um den Wiederstand der Zelle, der durch Wasserstoffbildung an der Katode entsteht, zu senken, wird diese nach Leclanché von einem Gemisch aus Mangan(IV)-Oxid (Braunstein) und Graphit umgeben. Dadurch wird die Zellspannung sogar auf U = 1,5 V erhöht. + • • • • • Zn(s) 2 H3O+(aq) Zn(s) + + - 2e 2 H3O+(aq) ' Zn2+(aq) ' H2(g) ' Zn2+(aq) + + + 2 e2 H2O H2(g) + Oxidation Anode Reduktion Katode 2 H2O Redoxreaktion Die Alkali-Mangan-Zelle ist eine Weiterentwicklung des LeclanchéElements. Es wird Zinkpulver mit einer großen Oberfläche als Elektrode und Kalilauge als Elektrolytlösung verwendet. Die Zelle ist bis –60°C einsetzbar. Früher wurde die Zinkoberfläche mit Quecksilber aktiviert. In der Zink-Luft-Zelle wird anstatt von Mangan(IV)-Oxid Luftsauerstoff als Oxidationsmittel verwendet. Zn(s) ½ O2(q) + H2O(l) - + 2e ' Zn2+(aq) + 2 e' 2 OH-(aq) Oxidation Reduktion Zink-Luft-Zelle Quecksilberoxid-Zelle • • • • • • • In der Quecksilberoxid- und Silberoxid-Zelle dienen Quecksilberoxid bzw. Silberoxid als Oxidationsmittel, während Kalilauge als Elektrolyt verwendet wird. Zn(s) HgO(s) Ag2O(s) + H2O(l) + H2O(l) - +2e + 2 e- ' Zn2+(aq) ' Hg(l) ' 2 Ag(s) + 2 e+ 2 OH-(aq) + 2 OH-(aq) Oxidation Reduktion Reduktion Anode Katode Katode + Bzw. + Lithium-Zellen verwenden Lithium als Anode, weshalb besonders hohe Spannung von bis zu 4 V erreicht werden können. Im Gegensatz zu allen bisher genannten Primärelementen ist bei Brennstoffzellen der Vorrat an Oxidations- und Reduktionsmitteln nicht begrenzt, sie werden kontinuierlich zugeführt. Die einfachste Brennstoffzelle ist die WasserstoffSauerstoff-Zelle, bei der die Oxidation des Wasserstoffs und die Reduktion des Sauerstoffs räumlich getrennt stattfinden. Mit Kaliumhydroxidlösung als Elektrolytlösung kann eine Zellspannung von U = 1,23 V erreicht werden. Der Wirkungsgrad von Brennstoffzellen ist wesentlich höher als der von anderen Primärzelle und die Oxidationsprodukte schädigen die Umwelt nicht. Es müssen jedoch stets Brennstoff und Sauerstoff kontinuierlich zur Verfügung stehen und die Reaktionsprodukte aus dem Elektrolyten entfernt werden sowie ein bestimmter Temperaturbereich eingehalten werden. Sekundärelemente • • • • Das am häufigsten eingesetzt Sekundärelement ist der Bleiakkumulator oder Bleisammler. Im geladenen Zustand besteht die Oberfläche der einen Elektrode aus Blei, die andere aus Blei(IV)Oxid. Um eine große Oberfläche zu erzielen sind die an den Elektroden wirksamen Stoffe sind feinkörnig und es werden viele Elektrodenplatten eingesetzt. Als Elektrolytlösung dient 32%ige Schwefelsäure, die bei dieser Konzentration ihr • • • • • • • • Leitfähigkeitsmaximum hat. Beim Entladen des Akkus laufen folgende Reaktionen ab. Pb(s) + SO42-(aq) ' PbSO4(s) + 2 e(s) + 2PbO2 + 4 H3O (aq) + SO4 (aq) + 2 e ' PbSO4(s) + 6 H2O Anode Katode Oxidation Reduktion ' PbO2(s) + 4 H3O+(aq) + SO42-(aq) + 2 e- Anode ' PbO2(s) + 4 H3O+(aq) + SO42-(aq) + 2 e- Katode Reduktion Oxidation Diese Prozesse liefern eine Zellspannung von 2 V. Beim Laden laufen folgende Reaktionen ab: PbSO4(s) + 6 H2O PbSO4(s) + 2 eInsgesamt ergibt sich: PbO2(s) + Pb(s) + 4 H3O+(aq) + 2 SO42-(aq) ' 2 PbSO4(s) + 6 H2O(l) Die Konzentration der Schwefelsäure ist im entladenen Zustand geringer, daher sinkt auch die Dichte des Elektrolyts. Nickel-Cadmium-Akkumulatoren erreichen eine Zellspannung von U = 1,35 V. Es laufen folgende Reaktionen ab: Cd 2 NiO(OH) Cd ' Cd(OH)2 + 2 e ' 2 Ni(OH)2 + H2O ' 2 Ni(OH)2 + 2 OH+ H2O + 2 NiO(OH) - + 2 e+ 2 OH + + Cd(OH)2 elektrochemische Korrosion • • • • • • • • • • • • Wird ein metallischer Werkstoff durch elektrochemische Reaktionen von seiner Oberflächer her zerstört, so spricht man von Korrosion. Hauptursache für elektrochemische Korrosion ist die Bildung galvanischer Elemente, sogenannter Lokalelemente. Es gibt drei Arten galvanischer Elemente: Daniell-Element (Elektroden verschiedenen Materials in verschiedenen Elektrolyten), das Konzentrationselement (unterschiedliche Konzentrationen) und das Temperaturelement (unterschiedliche Temperaturen). Am häufigsten sind sogenannte Daniell-Elemente. Korrosion tritt nur auf, wenn auf der betreffenden Metalloberfläche eine Elektrolytlösung vorhanden ist, welche sich durch Luftfeuchtigkeit bilden kann. Da Zinn ein relativ hohes Standardpotential E⊖ (Sn/Sn2+) = 0,14 V hat und von Lebensmitteln nicht angegriffen wird, ist es als Überzug für Gefäße geeignet. Wird die Zinkschicht jedoch beschädigt, kommt es zu Korrosion, da Eisen ein niedrigeres Standardpotential hat und eine Anode bildet. Fe(s) 4 Fe2+(aq) + 18 H2O(l) 2 H3O+(aq) + 2 e- + O2(g) ' Fe2+(aq) + 2 e' 4 Fe(OH)3(s) + 8 H3O+(aq) ' H2(g) + 2 H2O(l) Anode Katode Oxidation Folgereaktion Reduktion Zink bildet eine dichte, gut schützende Oxidschicht und darum als Überzug von Stahlbauteilen einen langen Schutz gegen Luft- und Wassereinwirkung. Wird diese beschädigt, so kommt es nur langsam zu Korrosion, da Zink ein niedrigeres Standardpotential als Eisen hat, welches im Lokalelement die Katode bildet. Zn(s) 2 H3O+(aq) Zn2+(aq) + + ' Zn2+(aq) ' H2(g) ' Zn(s) - 2e 2 e- + 2 e+ 2 H2O Anode Katode eventl. Oxidation Reduktion Reduktion Eisenwerkstoffe unterliegen ungeschützt relativ stark der Korrosion, dem sogenannten Rosten. Ursache ist die Bildung von Wasserinseln und Lokalelementen auf der Oberfläche. Durch chemische Reaktion des Eisens mit dem gelösten Luftsauerstoff sinkt dessen Konzentration in der Mitte der Wasserinsel, weshalb ein lokales Konzentrationselement entsteht. Fe(s) ½ O2(g) 2 H3O+ Fe2+(aq) - + H2O(l) +2e + 2 e+ 2 OH-(aq) ' ' ' ' Fe2+(aq) 2 OH-(aq) H2 (g) Fe(OH)2(s) + 2 e+ 2 H2O(l) Anode Oxidation Katode Reduktion …wenn H3O+ da 2 Fe(OH)2 ' 2 FeO(OH)(s) + ½ O2(g) + H2O(l) = Rost Oxidation Korrosionsschutz 1. Einsatz korrosionsbeständiger bzw. korrosionsarmer Metalle oder Kunststoffe und Keramik die nicht der Korrosion unterliegen. 2. Anbringen von nichtleidenden Lack- und Bitumenschichten zum Schutz der Phasengrenze zweier unterschiedlicher Metalle vor äußeren Einflüssen. 3. Aufbringen von Korrosionsschutzschichten vor und während der Montage. 4. Vermeiden von Konstruktionen mit Stellen, wo sich Wasser sammeln kann. • Korrosionsschutzschichten sind oft Anstriche oder Metallüberzüge (aufgedampft, aufgespritz, durch galvanische Vorgänge). • Einige Metalle (z.B. Aluminium) bilden dichte Oxidschichten aus, die weitere Korrosion verhindern. • Dies kann auf chemischem Wege (Eloxieren) forciert werden. • Aufbringen von Phosphatschichten (Phosphatierung). • Ausbessern kleinerer Rostschäden durch Rostumwandler. • Emailieren der Oberfläche. • Elektrochemischer Schutz durch Verwendung von Opferanoden aus unedlen Metallen. 7. Organik Ermittlung der Struktur und Zusammensetzung organischer Stoffe Strukturmerkmale organischer Stoffe sp3- sp2- sp-Hybridisierung der Kohlenstoffatome LB. S.36 ff. Funktionelle Gruppen Funktionelle Gruppe Hydroxylgruppe Formel -OH Aldehydgruppe -CHO Carboxylgruppe -COOH Ketogruppe Aminogruppe Peptidbindung Esterbindung Ether -CO-NH2 -CO-NHR-CO-O-R R-O-R Nachweis Reaktion mit Na unter Wasserstoffbildung, Bildung charakteristischer Ester, Borsäuremethylester brennt grün (Nachweis von Methanol) reduzierende Wirkung, Nachweis mit Fehlingscher Lsg. Ammoniakalischer Silbernitratlösung (Tollens Reagenz) und Fuchsinschweflige Säure Protolyse in Wasser, Nachweis der Hydroniumionen mit Säure-Base-Indikatoren, Reaktion mit unedlen Metallen unter Wasserstoffbildung, bildet mit Alkoholen Ester charakteristisch riechender Art Nachweis des Ammoniaks (Unitest blau) nach Erhitzen Nachweis von C, H, O, N, S, Halogenen in organischen Stoffen • Oxidieren : • Ehitzen : C über CO2 (Ba(OH)2) H Über H2O (Cobaltchlorid) (blau nach rosa) Erhitzen unter Luftabschluss mit Mg, Nachweis des MgO mit Wasser und Unitest (blau) N über Ammoniak, färbt feuchtes Unitestpapier blau S über Beiacetat, bildet schwarzes Bleisulfid (Sulfidnachweis) Bestimmung der qualitativen Zusammensetzung: • • • Verhältnisformel nach Liebig LB. S.86 Bestimmung der molaren Masse leicht flüchtiger Stoffe Dampfvolumenbestimmung ab S.88 experimentelle Bestimmung der chemisch : funktionelle Gruppen Strukturmerkmale Mehrfachbindung Physikalisch : Chromatographie Massenspektrometrie IR Spektroskopie NMR Spektroskopie Aromaten • • Hückelregel Benzen • Phenol • • mehrkernige Aromaten Heterocyclen Aromat = 4n + 2 π-Elektronen Vorkommen, Eigenschaften, Verwendung Mesomerie Derivate Styrol C6H5-CH=CH Toluol C6H5-CH3 Benzylakohol C6H5-CH2-OH Benzaldehyd C6H5-CHO Benzoesäure C6H5-COOH o-, m-, p-Xylol Vorkommen, Eigenschaften, Verwendung, Säurecharakter, I- und MEffekte z. B. Anthracen, Naphthalin also mit z. B. Stickstoff im Ringsystem typische organische Reaktionen • • • • • • radikalische Substitution radikalische Addition und Polymerisation elektrophile Substitution nucleophile Substitution elektrophile Addition Eliminierungen Bromierung von Hexan und Toluol Kettenstart (z. B. durch organisches Peroxid R-O-O-R) Kettenfortpflanzung Kettenabbruch Bromierung und Nitrierung von Benzol Bildung des Bromkation ( durch Katalysator {AlCl3} ) Anlagerung an den Aromat (elektrophil) π-Komplex, σ-Komplex, π-Komplex Abgabe eines Protons SN1, SN2 LB.S. 113, stereochemische Konsequenzen Verseifung, Veresterung, Polykondensation Enantiomer, asymmetrisches (chirales) C-Atom, Racemat Bromierung von Ethen S.118 LB. S. 116 Ionische Eliminierungen, monomolekulare (E1) und bimolekulare (E2) Eliminierungen HOFFMANN und SAITZEW-Produkt 8. Makromolekulare Stoffe Kunststoffe • • • Polymerisate Polykondensate Polyaddukte PE, PVC, PP, PS usw. Polyester, Polyamide, Phenoplaste, Aminoplaste PUR Polyaddition Zusammensetzung, Struktur und Eigenschaften von Duroplasten, Thermoplasten und Elasten LB. S. 166 Kunststoffrecycling • Gelbe Tonne, Grüner Punkt usw. Kohlenhydrate • • • • • Ketosen, Aldosen Bau, Eigenschaften, Struktur von Monosacchariden, Disacchariden und Polysacchariden Glykosidische Bindung wirkt reduzierend, siehe Nachweise Nachweise Glukose, Fruktose, mit Fehling (ziegelroter Niederschlag) und Ammoniakalischer Maltose Silbernitratlösung (Silberspiegel) Fruktose Seliwanoff-Reaktion: Erwärmen mit Resorzin und Salzsäure = Rotfärbung Stärke Iod-Kaliumiodid-Lösung (Lugolsche Lösung) blau bis dunkelschwarz Zellulose Chlor-Zink-Iod-Lösung braun Chiralität Darstellung in Fischerprojektion Eiweiße • Basizität der Amine • Aminosäuren • • • Chiralität Peptidbindung Proteine • Nachweise • Hydrolyse • Chromatographie Amine (Stoffe mit Aminogruppe reagieren basisch NH2-R + H2O _ NH3+-R + OH-) wichtige Beispiele, Struktur, Eigenschaften Aminosäuren sind säure-base-amphoter (haben ja zusätzlich die Carboxylgruppe) Isoelektrischer Punkt: pH-Wert, an dem die max. Konzentration an Zwitterionen vorliegt Zwitterion: Aminogruppe positiv und Carboxylgruppe negativ geladen, durch die positive und gleichzeitig negative Ladung in einem Molekül starke Anziehungskräfte elektrostatischer Art also hohe Schmelz- und Siedetemperatur Nachweis mit Ninhydrinlösung (färbt sich blauviolett) S. 154 -CO-NHPrimärstruktur Sekundärstruktur AS-Sequenz Faltblatt, Helix, Stabilisierung durch innermolekulare Wasserstoffbrücken zwischen -CO- und -NHTertiärstruktur vollst. Räumliche Anordnung des Proteins, Stabilisierung durch Wasserstoffbrücken aber wichtiger Disulfidbrücken -S-S- zwischen Ketten und Faltblättern Quartärstruktur Räumliche zusammenstzung eines Toffes aus zwei oder mehr Proteinen Xanthoproteinreaktion Eiweiß + konz. Salpetersäure = gelb Biuretreaktion Eiweiß + verdünnte KOH + Kupfersulfatlösung = lila Abbau, meist enzymatisch, Aufspaltung der Peptidbindung unter Wasseranlagerung Trennung eines AS-Gemischs durch untersch. Laufgeschwindigkeit mit bekannten AS als Vergleich zum Identifizieren, Sichtbarmachen mit Ninhydrin (blauviolett) Fette • Ester aus Glycerin und Fettsäuren (langkettige Carbonsäuren) • • • gesättigte und ungesättigte Fettsäuren; Nachweis der Mehrfachbindungen mit Bromwasser Iodzahl gibt Gehalt an Mehrfachbindungen an Fette sind die Naturstoffe, die die größte Energiemenge in kleinstem Volumen speichern • • • • • • • • • • • Kohlenstoff C Wasserstoff H Sauerstoff O • Stickstoff N • 1. Schwefel S 2. • • • Halogen F, Cl, Br, I, Ar 1. Hydroxylgruppe -OH 2. Aldehydruppe -C=O └H Carboxylgruppen -C=O └OH 1. 2. 1. 2. • Mehrfachbindungen C=C 1. Reduzierende Zucker Glucose C6H12O6 Fructose C6H12O6 Cellulose n * D-Glucose Stärke Amylose und Amylopektin Amminosäuren 2. • • • • • • • • • Oxidieren des organischen Stoffes mit Kupfer(II)-oxid (CuO) Entweichendes Gas in Bariumhydroxidlösung (BaOH) einleiten Weißer Niederschlag Oxidieren des organischen Stoffes mit Kupfer(II)-oxid (CuO) Kondensat mit Cobalt(II)-chlorid-papier (CoCl2) prüfen Blaue Farbe, wird blassrosa Organischen Stoff mit Magnesium mischen Unter Luftabschluss erhitzen Mit Universalindikator (Unitest) prüfen Blaufärbung Umsetzen des organischen Stoffes mit konzentrierter Natriumhydroxidlösung (NaOH) Entstehendes Gas (Ammoniak) mit feuchtem Universalindikatorpapier prüfen Blaufärbung • Zersetzen des organischen Stoffes durch erhitzen • Entstehendes Gas (Sulfid-Ion) mit Bleiacetatpapier prüfen • Schwarzfärbung • Umsetzen des organischen Stoffes mit Kaliumnitrat • Entstehende Sufationen mit Bariumchloridlösung nachweisen • Weißer Niederschlag Zersetzen des organischen Stoffes in Anwesenheit eines Kupferdrahtes Kupfer(II)-halogenid entsteht (CuX2) Grünfärbung, wenn Kupfer(II)-halogenid in Flamme gehalten wird • Alkohole enthalten Hydroxylgruppen im Molekül • Durch Reaktion mit Säuren entstehen Ester mit charakteristischen Eigenschaften • Alkohole bilden mit Borsäure Ester • Diese zeigen bei der Verbrennung einen grünen Flammensaum • Ist der Alkohol Mathanol, so ist die Flamme durchgängig grün • den Stoff mit fuchsinschwefliger Säure mischen • violette Färbung • Aldehyde haben reduzierende Eigenschaften • Mit ammoniakalischer Silbernitratlösung mischen • Metallisches Silber wird ausgefällt • Niedrigmolekulare Alkansäuren bilden mit niedrigmolekularen Alkoholen charakteristische Ester • Carboxylgruppen haben saure Wirkung • Universalindikator wird daher rot gefärbt Stoffe mit Mehrfachbindungen addieren Brom • • • • • Stoff mit Tollens Reagenz mischen Farbänderung Lösung der Substanz zu Fehlingscher Lösung geben Bis nahe zum Sieden erhitzen ziegelrote Färbung Schiffs Reagenz mit Stoff mischen Seliwanoff-Reaktion: Stoff in Lösung mit Salzsäure und Resorcinkristallen mischen Farbänderung Stoff mit Chlor-Zink-Iod-Lösung mischen Blau-lilane bis schwarz-braune Färbung Stärke mit Iodkaliumioditlösung mischen Blaue bis braune Färbung Ninhydrinreagens mit Methanol uns Stoff mischen Nachweise Ag+ Pb2+ Cu2+ Sn2+ Fe3+ Fe2+ Co2+ Ni2+ Zn2+ Mn2+ Al3+ Cr3+ Mg2+ Ca2+ Sr2+ Ba2+ Li+ Na+ K+ -OH -CHO -COOH -CO-NH2 -CO-NHR-CO-O-R R-O-R CO2 H2O O2 NH3 N S Glucose Fructose Maltose Sacharose Cellulose Stärke Proteine + Na2S ' Ag2S ↓ + Na2S ' PbS ↓ + Na2S ' CuS ↓ + Na2S ' SnS ↓ + Na2S ' FeS ↓ + NaOH ' Ag2O ↓ + NaOH ' Pb(OH)2 ↓ + NaOH ' Cu(OH)2 ↓ + NaOH ' Sn(OH)2 ↓ + NaOH ' Fe(OH)3 ↓ + Cl- ' AgCl ↓ + Cl- ' PbCl2 ↓ + NH3 ' [Cu(NH3)4]2+ + K4[Fe(CN)6] ' KFe[Fe(CN)6] ↓ wie Fe3+, aber erst nach + H2O2 + KSCN ' Fe(SCN)3 + NaOH ' Fe(OH)2 ↓ + Na2S ' FeS ↓ + NaOH ' Co(OH)2 ↓ + CH2COOH + KCl + NaNO2 ' K3[Co(NO2)6] ↓ + Na2S ' CoS ↓ + Na2S ' NiS ↓ + NaOH ' Ni(OH)2 ↓ + NH3 + Diacetyldioxim ↓ + NH3 (Komplexlösung) + Na2S ' ZnS ↓ + NaOH ' Zn(OH)2 ↓ ZnS/Zn(OH)2 erhitzen → gelb (kalt: weiß) + Na2S ' MnS ↓ + NaOH ' Mn(OH)2 ↓ + 6fache Menge KNO3 + K2CO3 schmelzen 22+ NaOH ' Al(OH)3 ↓ + verdünnte Co(NO3) /CoCl Lsg., glühend in Flammensaum + NaOH ' Cr(OH)3 ↓ + 2fache Menge KNO3 + K2CO3 schmelzen + NaOH ' Mg(OH)2 ↓ + (Na2HPO4 + NH4Cl + NH3) Lösung ' weiß, feinkristallin in Flamme + NaOH ' Ca(OH)2 + SrSO3 ↓ + BaSO4 ↓ in Flamme + NaOH ' Sr(OH)2 + SrSO3 ↓ + BaSO4 ↓ in Flamme + NaOH ' Ba(OH)2 + SrSO3 ↓ + BaSO4 ↓ in Flamme in Flamme in Flamme + Na ' H2 + Borsäuremethylester in Flamme charakteristische Esther + Fehling + heiß ammoniakalische Silbernitratlösung fuchsinschweflige Säure + Unitest + unedles Metall ' H2 + Alkohol ' Ester Erhitzen + Unitest + Ba(OH)2 ↓ + Cobaltchlorid mit Mg unter Luftabschluß erhitzen + H2O + Unitest Unitest über NH3 über Bleiacetat ' PbS ↓ Fehling + heiß ammoniakalische Silbernitratlösung Fehling + heiß ammoniakalische Silbernitratlösung Fehling + heiß ammoniakalische Silbernitratlösung siehe Glucose + Chlor-Zink-Iod-Lösung + Iod-Kaliumioditlösung + konz. H2SO4 + verdünnte. KOH + Kupfersulfatlsg. Resorcin + Salzsäure + heiß file:///E:/stuff/Homepage/TU%20Chemnitz/uni/anderes/chem/nachw.htm Nachweise Ag+ Na2S → Ag2S ↓ NaOH → Ag2O ↓ Cl- → AgCl ↓ verdünnte Co(NO3)2-/CoCl2- Lsg., glühend im Al3+ NaOH → Al(OH)3 ↓ Ba2+ in Flamme NaOH → Ba(OH)2 SrSO3 ↓ BaSO4 ↓ Ca2+ in Flamme NaOH → Ca(OH)2 SrSO3 ↓ BaSO4 ↓ Flammensaum Cellulose Chlor-Zink-Iod-Lösung -CHO fuchsinschweflige Säure Co2+ Na2S → CoS ↓ CO2 Ba(OH)2-Lsg. ↓ -COOH Cr3+ Fehlingsche Lsg. (erhitzt) NaOH → Co(OH)2 ↓ unedles Metall → H2 ↑ Unitest NaOH → Cr(OH)3 ↓ ammoniakalische Silbernitratlösung CH2COOH + KCL + NaNO2 → K3[Co(NO2)6] ↓ Alkohol → Ester zweifache Menge KNO3 + K2CO3 schmelzen Cu2+ Na2S → CuS ↓ NaOH → Cu(OH2) ↓ NH → [Cu(NH)4]2+ Fe3+ Na2S → FeS ↓ NaOH → Fe(OH)3 ↓ KSCN → Fe(SCN)4 Fe2+ Na2S → FeS ↓ NaOH → Fe(OH)2 ↓ weiteres wie Fe3+, aber erst nach + H2O2 Fructose Fehlingsche Lsg. (erhitzt) ammoniakalische Silbernitratlsg. Glucose Fehlingsche Lsg. (erhitzt) ammoniakalische Silbernitratlsg. H2O in Flamme Li+ in Flamme Mg2+ Mn2+ Fehlingsche Lsg. (erhitzt) ammoniakalische Silbernitratlsg. NaOH → Mg(OH)2 ↓ (Na2HPO4 + NH4Cl + NH3) Lösung → weiß, feinkristallin Na2S → MnS ↓ NaOH → Mn(OH)2 ↓ N über NH3 Nachweis Na+ in Flamme -NH2 Unitest (erhitzt) NH3 Unitest Ni2+ Na2S → NiS ↓ O2 Mg + H2O + Unitest (erhitzt, Luftabschluss) NaOH → Ni(OH)2 ↓ -OH Na → H2 ↑ charakteristische Ester Pb2+ Na2S → PbS ↓ NaOH → Pb(OH)2 ↓ Proteine S Sacharose Resorcin + HCl (erhitzt) Cobaltchlorid K+ Maltose K[Fe(CN)6] → KFeFe(CN)6] ↓ konz. H2SO4 sechsfache Menge KNO3 + K2CO3 schmelzen NH3 (Komplexlösung) Borsäuremethylester in Flamme Cl- → PbCl2 ↓ verdünnte KOH + Kupfersulfatlsg. Bleiacetat → PbS ↓ Fehlingsche Lsg. (erhitzt) NH3 + Diacetyldioxim ↓ ammoniakalische Silbernitratlsg. file:///E:/stuff/Homepage/TU%20Chemnitz/uni/anderes/chem/nachw.htm (1 von 2)25.10.2006 08:47:05 file:///E:/stuff/Homepage/TU%20Chemnitz/uni/anderes/chem/nachw.htm Sn2+ Na2S → SnS ↓ NaOH → Sn(OH)2 ↓ Sr2+ in Flamme NaOH → Sr(OH)2 Stärke Iod-Kaliumioditlösung Zn2+ Na2S → ZnS ↓ NaOH → Zn(OH)2 ↓ SrSO3 ↓ BaSO4 ↓ ZnS/Zn(OH)2 (erhitzt) (erkaltet) Anderes file:///E:/stuff/Homepage/TU%20Chemnitz/uni/anderes/chem/nachw.htm (2 von 2)25.10.2006 08:47:05 Startseite Periodensystem Periodensystem der Elemente Ein Klick auf die Elementsymbole öffnet ein Fenster mit den Elementdaten. Haupgruppe Periode I 1 1 Haupgruppe III II IV V VI VII VIII 2 1.00797 He Wasserstoff 2 3 6.941 1 Li Helium 4 9.0122 Na K Rb Cs 44.9559 22 47.88 23 50.9415 1.3 Sc 1.5 Ti 1.6 V 88.9059 40 91.224 41 92.9064 42 95.94 Y 1.4 Zr 1.6 Nb 1.8 Mo Ba 57 138.9055 72 La 1.1 178.49 Hf 1.3 Lathanoide 57-71 Ac* 1.1 Actinium Radium Francium Tantal 105 W 1.7 Wolfram Ns* Kurtschatovium Nielsbohrium 59 140.9077 60 144.24 61 [145] 62 150.4 Ce 1.1 Pr 1.1 Nd 1.1 Pm* 1.2 Sm Th* 1.3 Halbmetall flüssig 12.011 7 14.0067 C 3 N 2.5 Kohlenstoff 8 15.9994 9 18.9984 O 4 F 3.5 Stickstoff Sauerstoff VIII VIII I II Al 1.5 Praseodymium 1.3 Pa* Proactinium Hauptgruppenmetall fest Neodymium 54.938 Mn 26 55.847 1.9 Tc* Technetium 1.9 Re 44 101.07 Ru 2.2 Ruthenium U* Prometium Uranium Nebengruppenmetall künstliches Element 1.3 1.8 58.7 29 63.546 30 65.39 Ni 1.9 Cu 1.6 Zn 1.8 45 102.9055 46 106.4 2.2 Rh Pd 2.2 47 107.868 48 77 192.22 Os 2.2 Ir 112.41 1.7 Cd Cadmium Silber Palladium Rhodium Ag 1.9 78 195.08 79 196.9665 80 200.59 Au 1.9 Hg Pt 2.2 2.4 Gold Platin Iridium 31 69.723 32 Ga 1.6 Quecksilber P 2.1 33 74.9216 34 Ge 2 As In Sn 1.8 81 204.37 82 Tl 207.2 Pb 1.8 79.904 2.8 Br 52 127.6 2.1 Te Brom Samarium 63 151.96 64 157.25 1.2 Eu Europium Gd 1.2 Gadolinium Np* Neptunium 1.3 Pu* Plutonium 1.3 Am* Americium 1.3 Cm* Curium 65 158.9254 66 1.2 Tb Terbium 162.5 1.2 Dy Dysprosium 97 [247.07] 98 [251.08] 1.3 Bk* Berkelium 1.3 Cf* Californium 67 164.9304 68 167.26 1.2 Ho Holmium 1.2 Er Erbium 99 [252.08] 100 [257.1] 1.3 Es* Einsteinium 1.3 Fm* Fermium absoluter Nullpunkt T0 0 K = -273.15 °C atomare Masseeinheit u molares Normvolumen Vn 22.414 l/mol Normdruck pn 101 325 Pa 1.013 25 bar Normtemperatur Tn 273.15 K = 0 °C AVOGADRO-Konstante NA 6.022 136 * 1023 pro mol universelle Gaskonstante R * Alle Isotope sind Radioaktiv file:///E:/stuff/Homepage/TU%20Chemnitz/uni/anderes/chem/pse/index.htm (1 von 2)25.10.2006 08:48:22 8.314 510 J/(K*mol) FARADAY-Konstante 0.083 145 1 bar/(K*mol) F Tm Thulium 101 1.3 [258.1] Md* Mendelevium 1.660 540 * 10-27 kg 9.648 456 * 104 C/mol oder As/mol 1.2 I Iod Tellur Bi 1.9 2 Po* Polonium Bismut Yb 1.2 131.3 Xe Xenon At* 2.2 Astat Lu Ytterbium Luthetium 102 [259.1] 103 [260.11] 1.3 Kr 53 126.9045 54 2.5 83.8 Krypton 69 168.9342 70 173.04 71 174.967 1.2 36 83 208.9804 84 [208.98] 85 [209.99] 86 [222.02] Blei Thallium 35 Se Sb Ar Argon 78.96 121.75 Antimon Zinn Indium 1.8 1.9 18 39.948 Cl Chlor Selen Arsen Germanium 49 114.82 50 118.71 51 1.7 2.4 Ne Neon 35.453 3 Schwefel 72.6 1.8 S 2.5 Phosphor Silizium Gallium Zink Kupfer Nickel Cobalt Osmium Rhenium Co 190.2 2.2 92 [238.029] 93 [237.0482] 94 [244.06] 95 [243.06] 96 [247.07] 1.4 27 58.9332 28 Eisen Mangan 43 [98.9062] Fe 1.8 Si 1.8 10 20.179 Fluor [262] Ku* 140.12 Thorium gasförmig Ta 1.1 90 [232.0381] 91 [231.0359] Actinoide 89-103 [261] Molybdän 58 Cerium Nichtmetall VIII 73 180.9479 74 183.85 75 186.207 76 1.5 Hafnium Lanthan Ra* Niobium Zirkonium Yttrium 1.5 Chromium 1.3 137.33 0.9 Cr 1.6 39 Barium Fr* 24 51.9961 25 Sr 87 [223.02] 88 [226.0254] 89 [227.0278] 104 0.7 Vanadium Titanium Scandium Strontium Cäsium 7 VII 87.62 0.9 6 Aluminium 21 1 55 132.9054 56 0.7 VI Ca Calcium Rubidium 6 V 40.078 1 37 85.4678 38 0.8 IV Magnesium Kalium 5 B 13 26.9815 14 28.0855 15 30.9738 16 32.066 17 III Mg 19 39.0983 20 0.8 10.811 2 Bor 24.305 1.2 Natrium 4 5 Beryllium 11 22.9898 12 0.9 Nebengruppe Be 1.5 Lithium 3 4.0026 H 2.1 No* Nobelium 1.3 Lr* Lawrencium Elektron Ruhemasse Ladung me 9.109 389 7 * 10-31 kg e 1.602 177 * 10-19 C spezifische Ladung e/me 1.758 819 62 * 1011 C/kg Neutron Ruhemasse mn 1.674 928 6 * 10-27 kg Proton mp 1.672 623 1 * 10-27 kg Ruhemasse Rn* Radon Vorklausur Chemie Aufgabenteil A 1.1 Erläutern Sie das Lösen von Ionensubstanzen in Wasser! Ionen sind Atome, die auf Grund von Elektronenabgabe oder –Aufnahme ihre elektrische Neutralität verloren haben, sie sind elektrisch geladene Teilchen. Ionensubstanzen meist Feststoffe, welche aus unterschiedlich geladenen Ionen aufgebaut sind. Diese sind in gitterförmiger Struktur abwechselnd angeordnet. Wasser ist eine Flüssigkeit, die aus dem Dipolmolekül H2O aufgebaut ist. Die beiden Wasserstoffatome sind auf Grund des Elektronegativitätswertunterschieds von 1,4 polar an das Sauerstoffatom gebunden. Dabei sind sie partiell positiv, das Sauerstoffatom dagegen partiell negativ geladen. Wassermoleküle sind im Vergleich zu den Ionen im Kristallgitter eher klein. Um eine Ionensubstanz in Wasser zu Lösen, wird diese vollständig mit Wasser bedeckt. Dabei lagern sich die Wassermoleküle mit ihren Partialladungen an die entgegengesetzt geladenen Ionen der Kristalloberfläche an. Auch dringen sie wegen ihrer geringen Größe in die Baufehler des Kristalls ein. Hier und an seinen Ecken und Kanten sind die elektrischen Felder, die die Ionen umgeben, am größten, deshalb erfolgt dort die intensivste Wasseranlagerung. Dringt Wasser in den Kristall ein, so wird die Coulombkraft, welche den Kristall zusammenhält, abgeschwächt. An den Kanten und Ecken werden nun zuerst Ionen aus der Substanz gelöst und vollständig von Wasserdipolen umschlossen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Hydration bzw. Solvation. Dabei werden die noch vorhandenen Anziehungskräfte zwischen den Ionen durch die entstehenden Hydrathüllen weiter abgeschwächt. Die gelösten Ionen bilden die Vorraussetzung für elektrische Leitfähigkeit der Lösung. AB ' A+(aq) + B-(aq) Aus energetischer Sicht betrachtet wird zuerst die Gitterenthalpie ΔGH des Kristalls überwunden. Danach wird bei der Hydration Energie in Form der Hydrationsenthalpie ΔHH frei. Der Vorgang verläuft stark in Richtung höhere Entropie, da Teilchen aus einem Zustand hoher Ordnung in einen Zustand der Unordnung übergehen. Daher ist er auch meist exergonisch und verläuft freiwillig. 1.2 Erklären Sie, dass das Lösen von Ionensubstanzen in Wasser eine chemische Reaktion ist! Bei dem Lösen einer Ionensubstanz ändert sich deren Aggregatzustand, sie geht vom festen in den hydratisierten Zustand über. Dadurch ändern sich die mechanischen, physikalischen und chemischen Eigenschaften des Stoffes. Außerdem wird Energie abgegeben oder aufgenommen. Dies hat zur Folge, dass sich die Temperatur des Lösungsmittels ändert. Damit entspricht der Lösungsvorgang in jeder Hinsicht der Definition einer chemischen Reaktion. 1.3 Welcher pH-Wert ist nach dem Lösen von Ammoniumchlorid in Wasser zu erwarten? Begründen Sie mit Hilfe von Reaktionsgleichungen! Ammoniumchlorid ist eine Ionensubstanz, ein aus einem Ammniumion und einem Chloridion bestehendes Salz. Löst man es in Wasser, werden folgende Reaktionen ablaufen: NH4Cl ' NH4+(aq) + Cl-(aq) + NH4 (aq) + H2O ' H3O+(aq) + NH3 H2O + Cl-(aq) ' HCl + OH-(aq) Das Ammoniumion hat eine Säurestärke pKS von 9,25, während die Basestärke des Chloridions nur pKB = 21 beträgt. Demnach sollte der pH-Wert der Lösung kleiner als sieben, und somit sauer sein. Damit läuft die Bildung von Hydroniumionen in weit höherem Maße ab, als die Bildung von Hydroxydionen und die Lösung ist deshalb sauer. 2.1 Worauf ist die unterschiedliche Säurestärke von Wasser und Ethanol zurückzuführen? Nach Brönsted sind Säuren Stoffe, die Protonen aufnehmen können (Protonenakzeptoren). Dazu müssen sie über mindestens ein freies Elektronenpaar im Molekül verfügen. Basen sind demnach Stoffe, die Protonen abgeben können (Protonendonatoren), also über mindestens ein polar gebundenes und partiell positiv geladenes Wasserstoffatom im Molekül verfügen. Wasser ist eine Flüssigkeit, die aus dem Dipolmolekül H2O aufgebaut ist. Die beiden Wasserstoffatome sind auf Grund des Elektronegativitätswertunterschieds von 1,4 polar an das Sauerstoffatom gebunden. Dabei sind sie partiell positiv, das Sauerstoffatom dagegen partiell negativ geladen. Wassermoleküle können Wasserstoffionen sowohl aufnehmen als auch abgeben. Sie sind daher Ampholyte. Auch dissoziieren sie zu gleichen Teilen in Hydroniumionen und Hydroxydionen. Daher ist Wasser insgesamt chemische neutral und hat den pH-Wert sieben. H+ + H2O ' H3O+ H2O ' H+ + OH2 H2O ' H3O+ + OHEthanol ist ein Alkanol, welches aus einem Ethanmolekül mit einem durch eine Hydroxylgruppe substituierten Wasserstoffatom. Es verfügt ebenfalls über eine polare Bindung im Molekül, welche sich in der funktionellen Gruppe befindet. Genau wie das Sauerstoffatom im Wasser besitzt auch das im Ethanol zwei freie Elektronenpaare, an die sich ein Wasserstoffion anlagern könnte. Damit ist es meiner Meinung nach auch ein Ampholyt, da es sowohl über freie Elektronenpaare als auch partiell positiv geladenen Wasserstoff verfügt. Es müsste ebenfalls eine Autoprotolyse ablaufen. H+ + C2H5OH ' C2H5OH2+ C2H5OH ' C2H5O- + H+ 2 C2H5OH ' C2H5OH2+ + C2H5OHDa sich der pH-Wert jedoch auf das Lösungsmittel Wasser bezieht, wird Ethanol, welches an sich neutral ist, als schwache oder sehr schwache Säure agieren, da mir die Protonenabgabe wahrscheinlicher als die Protonenaufnahme in wässriger Lösung erscheint. 2.2 Wie kann die Säurestärke von Ethanol durch Einführen von Substituenten erhöht werden? Nennen Sie die wesentliche Eigenschaft, die die Substituenten besitzen müssen und begründen Sie an Hand eines Beispiels! Dies schreibe ich gegen meinen Willen, da ich nach wie vor die Methode, eine Carboxylgruppe anzusubstituieren für ästhetischer halte. Um die Säurestärke von Ethanol zu erhöhen, muss man die Protonenabgabe erleichtern. Die einzige polare Bindung zu einem Wasserstoffatom im Molekül befindet sich in der funktionellen Hydroxylgruppe. Substituiert man irgendwo am Ethanolmolekül Atome oder Ionen an, die dafür sorgen, dass das Sauerstoffatom der Hydroxylgruppe das gemeinsame Elektronenpaar näher zu sich zieht, also elektronegativer wird, so kann das Wasserstoffatom leichter abgegeben werden. Dafür eignen sich alle Substituenten, deren Elektronegativitätswert höher ist als der des Kohlenstoffs (2.5) bzw. wenigstens höher als der des Wasserstoffs (2.1). Besonders geeignet sind demnach Halogene wie F, Cl, Br und notfalls I. Diesen Effekt bezeichnet man als –I-Effekt, da die höhere Elektronegativität sich von Atom zu Atom überträgt. CH3-CH2-OH + Cl-Cl ' CH2Cl-CH2-OH + H-Cl CH3-CH2-OH + H-H ' H3O+ + CH2Cl-CH2-OLagert sich also an das zweite Kohlenstoffatom des Ethanols ein Chloratom an, so zieht es das gemeinsame Elektronenpaar der sp3-p-δ-Bindung weiter zu sich hin als es das Wasserstoffatom in der sp3-s-δ-Bindung zuvor getan hat. Dadurch wird die Bindung leicht polarisiert und der Elektronegativitätswert des Kohlenstoffatom etwas erhöht. Dies bedeutet, dass das zweite Kohlenstoffatom das gemeinsame Elektronenpaar (sp3-sp3-δ-Bindung) mit dem ersten Kohlenstoffatom stärker zu sich zieht als vorher. Damit wird dieses wiederum leicht polarisiert, wenn auch in geringerem Maße als das erste. Dadurch verlagert sich die sp3-p-δBindung mit dem Sauerstoff mehr in seine Richtung, wodurch dessen s-p-δ-Bindung mit dem Wasserstoffatom stärker polarisiert wird, weshalb sich dieses leichter lösen lässt. 3. Essigsäure und Salzsäure gleicher Stoffmengenkonzentration werden mit Magnesium zur Reaktion gebracht. Das Endvolumen des entstehenden Gases wird gemessen. 3.1 Entwickeln Sie die Reaktionsgleichungen in Ionenschreibweise! I. II. III. 3.2 H2O + CH3-COOH ' H3O+ + CH3-COOH2O + H-Cl ' H3O+ + Cl2 H3O+ + Mg ' Mg2+ + H2 + 2 H2O Vergleichen Sie die Reaktion hinsichtlich ihrer Reaktionsgeschwindigkeit und des Endvolumen des entstehenden Gases! Begründen Sie! Essigsäure (I.) und Salzsäure (II.) bilden mit Wasser Hydroniumionen. Da nur diese mit Magnesium zu Magnesiumionen (III.) reagieren, ist die Endreaktion bei beiden Säuren gleich, und wird nur einmal dargestellt. Essigsäure und Salzsäure reagieren im Lösungsmittel Wasser beide sauer. Dabei hat Essigsäure eine geringere Säurestärke (pKS = 4,75) als Salzsäure (pKS = -7). Dies bedeutet, dass sich in der Essigsäurelösung (I.) die Hydroniumionen langsamer und zunächst in geringerem Maße bilden, als bei der Salzsäure (II.). Da weniger Ausgangsstoff zur Verfügung steht, verläuft die Endreaktion (III.) auch langsamer als bei Salzsäure. Das Gas Wasserstoff entsteht also auch langsamer. Betrachtet man jedoch dessen Endvolumen, so ist dieses genauso groß wie das bei der Salzsäure entstandene. Während Salzsäure vollständig dissoziiert und dies so entstehenden Hydroniumionen sofort durch die Endreaktion (III.) verbraucht werden, gehen bei der Essigsäure für verbrauchte Hydroniumionen immer neue Essigsäuremoleküle in Dissoziation. Aus jedem dissozierten Essigsäuremolekül kann, genau wie bei der Salzsäure, ein Hydroniumion gewonnen werden kann. Schritt für Schritt dissoziieren langsam auch alle Essigsäuremoleküle, so dass letztendlich gleich viel Wasserstoff entsteht. 4. Säure- und Redoxreaktionen kennzeichnen Gemeinsamkeiten. Erstellen Sie eine Übersicht mit mindestens 4 Beispielen! Säure-Base-Reaktion Reaktionen mit Protonenübergang Proton ist das kleinstes Kation, besitz keine Elektronenhülle Ein Proton ist sehr Reaktionsfähig und existiert in Lösungen nicht frei. Protonendonatoren sind Säuren. Protonenakzeptoren sind Basen. Korrespondierende Säure-Base-Paare Bei der Säure-Base-Reaktion sind stets zwei korrespondierende Säure-Base-Paare beteiligt. Die Wertigkeit einer Säure entspricht der Anzahl der Protonen, die abgegeben werden können. Redoxreaktion Reaktionen mit Elektronenübergang Elektron ist das kleinste Anion und besitzt keinen Atomkern. Ein Elektron ist sehr Reaktionsfähig und existiert in Lösungen nicht frei. Elektronendonatoren sind Reduktionsmittel. Elektronenakzeptoren sind Oxidationsmittel. Korrespondierende Redoxpaare Bei der Redoxreaktion sind stets zwei korrespondierende Redoxpaare beteiligt. Die Wertigkeit eines Reduktionsmittels entspricht der Anzahl der Elektronen, die abgegeben werden können. Die Wertigkeit einer Base entspricht der Anzahl Die Wertigkeit eines Oxidationsmittels der Protonen, die aufgenommen werden können. entspricht der Anzahl der Elektronen, die aufgenommen werden können. Es stellen sich chemische Gleichgewichte ein. Es stellen sich chemische Gleichgewichte ein. Es gibt Teilchen, die Protonen sowohl abgeben Es gibt Teilchen, die Elektronen sowohl als auch aufnehmen können. abgeben als auch aufnehmen können. Diese Stoffe bezeichnet man als amphoter. Diese Stoffe bezeichnet man als redoxamphoter. Das Protonendonatorverhalten wird durch den Das Elektronendonatorverhalten wird durch Säureexponent pKS charakterisiert. das Standardpotential EΘ charakterisiert. Säure-Base-Reaktion: Redoxreaktion: S1 B2 + n2 * H+ n2 * S1 + n1 * B2 5. ' ' ' Red1 ' Ox1 + z1 * eOx2 + Z2 * e ' Red2 z2 * Red1 + z1 * Ox2 ' z2 * Ox1 + z1 * Red2 B1+ n1 * H+ S2 n2 * B1 + n1 * S2 0,01 Mol Essigsäure werden in 1 l Wasser gelöst. Berechnen Sie die Stoffmengenkonzentration von Essigsäure, Acetation, Hydronium- und Hydroxydion! Geg.: n0 = 0,01 mol V = 1l pKsEssigsäure = 4,75 Ges.: cEssigsäure in mol * l-1 cActation in mol * l-1 cHydroniumion in mol * l-1 cHydroxydion in mol * l-1 Lös.: c0Essigsäure = n0 / V c0Essigsäure = 0,01 mol * l-1 Essigsäure ist eine mittelstarke bis schwache Säure. pH = ½ * (pKsEssigsäure – lg {c0Essigsäure} ) pH = 3,375 cHydroniumion =10-pH cHydroniumion = 0,0004216965 mol *l-1 cHydroxydion = 10-(14-pH) cHydroxydion = 2,371373706 * 10-11 mol * l-1 cAcetation = cHydroniumion cAcetation = 0,0004216965 mol *l-1 cEssigsäure = c0Essigsäure – cAcetation cEssigsäure = 0,00957830349 mol * l-1 Die Konzentration der Essigsäure beträgt 0,0095 mol*l-1, die der Acetationen 0,00042 mol*l-1, die der Hydroniumionen 0,00042 mol*l-1 und die der Hydroxydionen 2,3 * 10-11 mol*l-1. Aufgabenteil B 1. Zink wird aus Zinkblende (ZnS) gewonnen. Das Material wird zuerst geröstet (mit Luftsauerstoff oxidiert) und dann mit Schwefelsäure ausgelaugt. 1.1 Entwickeln Sie die Reaktionsgleichungen! Es entsteht entweder SO2 oder SO3. Stufenweise Dissoziation der Schwefelsäure. Endreaktion: 1.2 2 ZnS + 3 O2 2 ZnS + 4 O2 H2O + H2SO4 H2O + HSO42 H2O + H2SO4 2 H3O+ + ZnO + SO42- ' ' ' ' ' ' 2 ZnO + 2 SO2 2 ZnO + 2 SO3 H3O+ + HSO4H3O+ + SO422 H3O+ + SO42Zn2+ + 3 H2O + SO42- Zur elektrolytischen Abscheidung von 20 kg Zink ist eine elektrische Arbeit von 64 kWh nötig. Die Badspannung beträgt 3,5 V. Berechnen Sie den Wirkungsgrad! Geg.: m = 20 kg = 20’000 g W = 64 kWh = 64000 Wh = 230’400'000 Ws U = 3,5 V F = 9,64853 * 104 C*mol-1 MZn = 65,39 g*mol-1 z=2 Ges. η Lös: NZn = m / MZn NZn = 305,8571647 mol I*t=F*n*z W=P*t P=U*I W=U*I*t I*t=W/U I * t = 65’828’571,43 As nE = (I * t) / (F * z) nE = 341,1326463 mol η = nZn / nE η = 0,8965930645 Der Wirkungsgrad beträgt 90%. 1.3 Diskutieren Sie die Möglichkeit der elektrolytischen Zinkgewinnung aus einer wässrigen Lösung von Zinkionen! Wenn Zink(II)-Ionen aus einer wässrigen Lösung elektrochemisch gewonnen werden sollen, so ist es dafür notwendig, das Standardpotential dieser Reaktion zu überwinden. Bei dem Redoxpaar Zink/Zink(II)-Ion beträgt es –0,76 V. Dieses ist niedriger als das der Standardwasserstoffelektrode, welches mit 0,00 V angesetzt wird. Es gilt: Je geringer das Standardpotential eines Metalls ist, desto höher ist seine Tendenz, Ionen zu bilden. Taucht man ein Metall niedrigen Standardelektronenpotentials in eine Elektrolytlösung, welche Metallionen höheren Standardelektronenpotentials enthält, so werden diese zu Metallatomen reduziert und fallen aus, währen das eingetauchte Metall zu Ionen oxidiert, hydratisiert und in Lösung gehen wird. Diesen Vorgang nennt man auch elektrochemische Fällung. Legt man an eine Elektrolytlösung, welche sowohl Ionen eines Metalls mit hohem als auch Ionen eines Metalls mit niederem Standardelektronenpotential enthält eine Spannung an, so gilt umgekehrt, dass zuerst die Ionen des Metalls mit hohem Standardelektronenpotential reduziert werden, und erst danach die Ionen des Metalls mit niedrigem Standardelektronenpotential. Da Zink ein niedrigeres Standardelektronenpotential als Wasser hat, so würde beim Anlegen einer Spannung zuerst die Hydrolyse des Wassers ablaufen und sich dieses in Wasserstoff und Sauerstoff spalten. Es bliebe eine Bodensatz von nicht-reduzierten Zinkionen übrig, nachdem alles Wasser gespalten wäre. Selbst wenn dieses Produkt Ziel einer elektrolytischen Zinkgewinnung wäre, so gäbe es doch weit kostengünstigere Methoden es zu gewinnen. Dennoch ist die elektrolytische Abscheidung Zinks auf Grund eines elektrochemischen Phänomens, der Überspannung, doch bedingt durchführbar. Da dieses Stoffgebit jedoch noch nicht im Unterricht behandelt wurde, fällt es bei der Lösung der Aufgabe weg. Eine elektrolytische Zinkgewinnung ist also im großtechnischen Maßstab weder effektiv durchführbar, rentabel noch sinnvoll. 2. In Komplexverbindungen ist das zweiwertige Eisen (Koordinationszahl 6) stabiler, ansonsten das dreiwertige Eisen. Die Stabilität von Atomen hängt stets mit deren Elektronenkonfigurationen zusammen. Eisen hat die Koordinationszahl 6, was bedeutet, dass es in Komplexen sechs koordinative Bindungen mit Liganden eingehen kann. Bei koordinativen Bindungen spendet der Ligand das gemeinsame Elektronenpaar allein. Dies bedeutet, dass Eisen in Komplexen zwölf Elektronen aufnimmt. Die verschiedenwertigen Eisenatome haben also im Komplex folgende Elektronenkonfiguration: Fe(II) Fe(III) 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 3d10 4s2 4p6 = [Kr] 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 3d10 4s2 4p5 = [Br] Alle Orbitale des Eisen(II)-Komplexes sind vollbesetzt. Dies stellt einen energetisch sehr günstigen Zustand dar, den man als Edelgaskonfiguration bezeichnet. Während Eisen(II) die Elektronenkonfiguration des Kryptons erreicht, verfügt Eisen(III) in Komplexen nur über die des Broms, welche weniger stabil ist. 3. Es besteht die Möglichkeit, allein aus Silberdraht, Silbernitratlösung und einigen Glasgeräten elektrochemische Spannungsquellen aufzubauen. Erläutern Sie die zwei möglichen Varianten! Konzentrationselement Temperaturelement Die erste Möglichkeit, eine elektrochemische Spannungsquelle zu konstruieren, wäre ein Konzentrationselement. Silberdrähte werden in je zwei, räumlich von einander getrennte, Silbernitratlösungen getaucht. Diese unterschieden sich in der Konzentration des Silbernitrats. Zwischen den Drähten kann nun eine Spannung abgegriffen werden. Die zweite Möglichkeit wäre ein, vom räumlichen Aufbau her gleiches, Temperaturelement. Hier beruht die Zellspannung auf den verschiedenen Temperaturen der gleichkonzentrierten Lösungen. Die dritte Möglichkeit wäre eine Kombination von Temperatur und Konzentrationselement, um den Wirkungsgrad zu optimieren. Aufgabenteil C1 1. Sie erhalten 5 Proben unterschiedlicher Kohlenhydrate. Entwickeln Sie einen Plan zur Identifizierung! Fordern Sie die notwendigen Nachweismittel beim aufsichtsführenden Lehrer an! Führen Sie die Nachweise durch und geben Sie an, welches Kohlenhydrat im jeweiligen Reagenzglas enthalten war! Hinweis : Es handelt sich um zwei Monosacharide, ein Disacharid und zwei Polysacharide. Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4 Reagenz 1: Reagenz 2: Reagenz 3: Alle Stoffe werden in Wasser gelöst. Die Reagenzien 3 und 4 lösen sich nicht. Damit sind die beiden Polysacharide. Diese beiden Stoffe werden mit Iodkaliumioditlösung vermischt. Reagenz 4 zeigt eine dunkelbraune bis lilane Färbung, damit handelt es sich um Stärke. Reagenz 3 ist somit Cellulose. Seliwanowreaktion. Teile der Proben werden mit Salzsäure (c=1 mol*l-1) vermischt. Einige Resocinkristalle werden hinzugegeben. Die Reagenzien werden erhitzt. Die Reagenz 1 färbt sich rot, Reagenz 2 wird dunkelrot. Reagenz 2 ist somit Fructose und Reagenz 1 das Disacharid und muss Fructose enthalten. Fehlingsche Lösung I und II werden zu gleichen Teilen gemischt und zu den noch unidentifizierten Proben gegeben. Anschließend werden diese erhitzt. Die beiden Reagenzien 5 und 1 zeigen ziegelrote Färbung. Sie enthalten beide Glukose. Da Reagenz 1 aber ein Disaccharid ist, kann es sich nur um Sascharose handeln. Sacharose Fructose Cellulose Reagenz 4: Reagenz 5: Stärke Glucose Organik Ermittlung der Struktur und Zusammensetzung organischer Stoffe Strukturmerkmale organischer Stoffe sp3- sp2- sp-Hybridisierung der Kohlenstoffatome LB. S.36 ff. Funktionelle Gruppen Hydroxylgruppe -OH Reaktion mit Na unter Wasserstoffbildung, Bildung charakteristischer Ester, Borsäuremethylester brennt grün (Nachweis von Methanol) reduzierende Wirkung, Nachweis mit Fehlingscher Lsg. Ammoniakalischer Aldehydgruppe -CHO Silbernitratlösung (Tollens Reagenz) und Fuchsinschweflige Säure Carboxylgruppe -COOH Protolyse in Wasser, Nachweis der Hydroniumionen mit Säure-BaseIndikatoren, Reaktion mit unedlen Metallen unter Wasserstoffbildung, bildet mit Alkoholen Ester charakteristisch richender Art Ketogruppe -CONachweis des Ammoniaks (Unitest blau) nach Erhitzen Aminogrupp e -NH2 Peptidbindung -CO-NHEsterbindung R-CO-O-R Ether R-O-R Nachweis von Elementen in organischen Stoffen C, H, O, N, S, Halogene - Oxidieren C über CO2 (Ba(OH)2) H Über H2O (Cobaltchlorid) (blau nach rosa) Erhitzen unter Luftabschluss mit Mg, Nachweis des MgO mit Wasser und Unitest (blau) N über Ammoniak, färbt feuchtes Unitestpapier blau S über Beiacetat, bildet schwarzes Bleisulfid (Sulfidnachweis) oder Erhitzen Bestimmung der qualitativen Zusammensetzung: - Verhältnisformel nach Liebig LB. S.86, Bestimmung der molaren Masse leicht flüchtiger Stoffe Dampfvolumenbestimmung ab S.88 experimentelle Bestimmung der Strukturmerkmale - chemisch - funktionelle Gruppen - Mehrfachbindung Zusatzè physikalisch - Chromatographie - Massenspektrometrie - IR Spektroskopie - NMR Spektroskopie Aromaten - - - Hückelregel Aromat = 4n + 2 π-Elektronen Benzen: Vorkommen, Eigenschaften, Verwendung Mesomerie Derivate (Styrol C6H5-CH=CH2, Toluol C6H5-CH3, Benzylakohol C6H5-CH2-OH, Benzaldehyd C6H5-CHO, Benzoesäure C6H5-COOH, o-, m-, p-Xylol) steht im Tafelwerk Phenol: Vorkommen, Eigenschaften, Verwendung Säurecharakter, I- und M-Effekte mehrkernige Aromaten (z. B. Anthracen, Naphthalin) Zusatz Heterocyclen also mit z. B. Stickstoff im Ringsystem typische organ. Reaktionen - radikalische Substitution - radikalische Addition und Polymerisation - elektrophile Substitution - nucleophile Substitution - elektrophile Addition Bromierung von Hexan und Toluol Kettenstart (z. B. durch organisches Peroxid R-O-O-R) Kettenfortpflanzung Kettenabbruch Bromierung und Nitrierung von Benzol SN1, SN2 LB.S. Bildung des Bromkation ( durch Katalysator {AlCl3} ) Anlagerung an den Aromat (elektrophil) π-Komplex, σ-Komplex, π-Komplex Abgabe eines Protons 113, stereochemische Konsequenzen Verseifung, Veresterung, Polykondensation Enantiomer, asymmetrisches (chirales) C-Atom, Racemat Bromierung von Ethen S.118 - Eliminierungen LB. S. 116 Ionische Eliminierungen, monomolekulare (E1) und bimolekulare (E2) Eliminierungen HOFFMANN und SAITZEW-Produkt Makromolekulare Stoffe Kunststoffe - Polymerisate - Polykondensate Polyester, Polyamide, Phenoplaste, Aminoplaste - Polyaddukte - PE, PVC, PP, PS usw. PUR Polyaddition Zusammensetzung, Struktur und Eigenschaften von Duroplasten, Thermoplasten und Elasten LB. S. 166 - Kunststoffrecycling Gelbe Tonne, Grüner Punkt usw. Kohlenhydrate - Ketosen, Aldosen Bau, Eigenschaften, Struktur von Monosacchariden, Disacchariden und Polysacchariden Glykosidische Bindung wirkt reduzierend, siehe Nachweise Nachweise: Glukose, Fruktose, Maltose mit Fehling (ziegelroter Niederschlag) und Ammoniakalischer - Silbernitratlösung (Silberspiegel) Fruktose: Seliwanoff-Reaktion: Erwärmen mit Resorzin und Salzsäure = Rotfärbung Stärke: +Iod-Kaliumiodid-Lösung (Lugolsche Lösung) blau bis dunkelschwarz Zellulose: +Chlor-Zink-Iod-Lösung braun Darstellung in Fischerprojektion Chiralität: Eiweiße - Basizität der Amine - Aminosäuren + - Amine (Stoffe mit Aminogruppe reagieren basisch NH2-R + H2O _ NH3 -R + OH ) wichtige Beispiele, Struktur, Eigenschaften Aminosäuren sind säure-base-amphoter (haben ja zusätzlich die Carboxylgruppe) Isoelektrischer Punkt: pH-Wert, an dem die max. Konzentration an Zwitterionen vorliegt Zwitterion: Aminogruppe positiv und Carboxylgruppe negativ geladen, durch die positive und gleichzeitig negative Ladung in einem Molekül starke Anziehungskräfte elektrostatischer Art also hohe Schmelz- und Siedetemperatur Nachweis mit Ninhydrinlösung (färbt sich blauviolett) S. 154 - Chiralität: ... Peptidbindung Proteine - Nachweise - Hydrolyse Chromatographie -CO-NHPrimärstruktur Sekundärstruktur = = AS-Sequenz Faltblatt, Helix, Stabilisierung durch innermolekulare Wasserstoffbrücken zwischen -CO- und -NHTertiärstruktur = vollst. Räumliche Anordnung des Proteins, Stabilisierung durch Wasserstoffbrücken aber wichtiger Disulfidbrücken -S-S- zwischen Ketten und Faltblättern Xanthoproteinreaktion: Eiweiß + konz. Salpetersäure = gelb Biuretreaktion : Eiweiß + verdünnte KOH + Kupfersulfatlösung = lila Abbau, meist enzymatisch, Aufspaltung der Peptidbindung unter Wasseranlagerung Trennung eines AS-Gemischs durch untersch. Laufgeschwindigkeit mit bekannten AS als Vergleich zum Identifizieren, Sichtbarmachen mit Ninhydrin (blauviolett) Fette - Ester aus Glycerin und Fettsäuren (langkettige Carbonsäuren) gesättigte und ungesättigte Fettsäuren; Nachweis der Mehrfachbindungen mit Bromwasser Iodzahl gibt Gehalt an Mehrfachbindungen an Fette sind die Naturstoffe, die die größte Energiemenge in kleinstem Volumen speichern Bau von Molekülen a) Elektronenpaar-Abstoßungsmodell Wasserstoffmolekül H–H E kJ/mol 74 pm 0 Abstand -436 Anzahl der Atombindungen im Molekül: Oktettregel: SO42- A Methanmolekül CH4 NH3 H 2O b) Orbitalmodell Es entsteht bei der Wechselwirkung der 1s-Atomorbitale ein bindendes und ein antibindendes Molekülorbital. Das σ-Molekülorbital ist rotationssymmetrisch zur Kernverbindungsachse. HCl Chemische Bindung zwischen C – H: sp3 – s - σ - Bindung B Ethen C Grundzustand Bindungen: hybridisierter Zustand C – H: sp² - s - σ - Bindung C – C: p – p - π - Bindung C Ethin C Grundzustand Bindungen: hybridisierter Zustand C – H: sp – s - σ - Bindung C – C: sp – sp - σ - Bindung, 2 mal p – p - π- Bindung Für 1 C-Atom Ionensubstanzen Anionen: el. negativ geladen Kationen: el. positiv geladen Ionensubstanzen dissoziieren in wäßriger Lösung in el. positiv geladene Kationen und el. negativ geladene Anionen. Kation 3 K+ Kalium Anion PO43- phosphat Komplexes Kation [Cu(H2O)4]2+ Tetraaquakupfer(II) - Anion 2 Cl- chlorid Kation 3 K+ Kalium - Komplexes Anion [Fe(CN)6]3- hexacyanoferrat Komplexverbindungen 1. Aufbau Liganden „sitzen“ mit einem Haftatom am Zentralion Anzahl der Haftatome = Zähnigkeit Anzahl der einzähnigen Liganden, die gebunden werden können = Koordinationszahl Bsp.: 1. Natrium-di(thiosulfato)-argentat(I): Na3[Ar(S2O3)2] 2. Pentaaqua-hydroxo-aluminium(III)-Ion: [Al(H2O)5OH)]2+ 3. Kalium-tetraiodo-mercurat(II): K2[HgI4] 4. K3[Fe(CN)6]: Kalium-hexacyanoferrat(III) | K4[...]: Kalium-hexacyanoferrat(II) 5. [Zn(NH3)4]2+: Tetraamminzinkat(II)-Ion 6. Li[AlH4]: Lithium-tetrahydritoaluminat(III) Versuch: 1. CuSO4 × 5 H2O stark erhitzen: blau → weiß (da wasserfrei) 2. Abkühlen 3. Mit wenig H2O versetzen: CuSO4 + 5 H2O ↔ CuSO4 × 5 H2O ΔRH=-x kJ/mol Mit mehr H2O versetzen: CuSO4 ↔ Cu2+ + SO42Mit viel H2O versetzen: Cu2+ + 4 H2O ↔ [Cu(H2O)4]2+ Mit Ammoniak versetzen: [Cu(H2O)4]2+ + 4 NH3 ↔ [Cu(NH3)4] 2+ + 4 H2O (Zwischenschritt): [Cu(H2O)4]2+ +NH3 ↔ [Cu(H2O)3(NH3)] 2+ + H2O É schrittweise Î Komplexe mit mehrzähnigen Liganden nennt man Chelat. Der Effekt der stärkeren Stabilität dieser Komplexe heißt Chelateffekt. Bindungsverhältnisse in Komplexen a) elektrostatische Wechselwirkungen: Anziehungskräfte zwischen el. entgegengesetzt geladenen Zentralion (+) und den Liganden (-) oder Liganden sin Dipole und lagern sich mit ihrem neg. Ladungsschwerpunkt am Zentralion an. - regelmäßige Anordnung der Liganden wird durch deren gegenseitige Abstoßung erklärt Problem: Planarquadratische Struktur läßt sich mit diesem Modell nicht erklären. b) Atombindungsmodell (Koordinative Bindung) Elektronenzahl: Co Elektronen aus den Lig. (6×2) Σ c) [Co(NH3)6]2+ 25 12 37 Valenzbindungstheorie inner-orbital: wenig parallele Elektronenspinorientierung outer-orbital: viel/hohe parallele Elektronenspinorientierung high spin: entspricht outer-orbital low spin: entspricht inner-orbital diamagnetisch: geringfügig magnetisch paramagnetisch: scheinbar magnetisch Ligandenfeldtheorie (Weiterentwicklung der elektrostatischen Erhöhungstheorie) Exp.: 1. Fe2+-Lsg. mit K3[Fe(CN)6] versetzen → blau 2. Fe3+-Lsg. mit K4[Fe(CN)6] versetzen → blau Fe4[Fe(CN)6]3 es entsteht Berliner Blau [Co(NH3)6]3+ 24 12 36 Infrarotspektroskopie Prinzip: Infrarotstrahlung ist eine, für das menschliche Auge nicht sichtbare, elektromagnetische Strahlung. IRspektroskopische Messungen werden als Absorbtions- und Reflexionsmessungen durchgeführt. Bei den Absorbtionsmessungen entnehmen die Analysesubstanzen dem eingestrahlten Kontinuum Energie zur Anregung von Schwingungen und Rotationen der Moleküle. Nach der spektralen Zerlegung sind die Absorbtionsbereiche der Substanz als Lücken im Kontinuum zu erkennen. Ihre Lage wird durch die Wellenlänge oder die Wellenzahlen als reziproke Größe angegeben. IR-Spektroskopie umfaßt die elektromagnetische Strahlung im Bereich der mittleren Infrarotstrahlung: 400 bis 4000 cm-1, 25 bis 2,5 µm, 12 bis 120 THz bzw. 50 bis 500 meV, wobei alle Angaben äquivalent zueinander sind. Verfahren: Das von der Strahlungsquelle (1) kommende Infrarotlicht trifft auf den Strahlteiler (3), einen halbdurchlässigen Spiegel. Der Strahl wird zu gleichen Teilen reflektiert und durchgelassen. Die so entstandenen zwei Strahlen treffen jeweils auf einen festen (4) und einen beweglichen Spiegel (5) und werden zum Strahlteiler zurückreflektiert. Nach dem Strahlteiler überlagern sich die Wellenzüge. Es entsteht ein Interferenzmuster. Sind die optischen Wege beider Wellenzüge gleich lang oder um k * λ verschoben, so kommt es zur Verstärkung. Durch die Bewegung des Spiegels werden Gangunterschiede erzeugt. Die Probe (6) befindet sich nach dem Strahlteiler und vor dem Detektor (7) und kann so bei bestimmten Wellenlängen Strahlung absorbieren. Die Synchronisation des Interferometers mit dem Abtasten der Daten wird durch einen Referenzlaser (2) gewährleistet. Bei einer kontinuierlichen Spiegelbewegung erhält man nach der Fouriertransformation des Detektorsignals ein Spektrum. Ablauf: Fourir-Transformations-Infrarot-Spektrometer sind meist Einstrahlgeräte, die in einem Interferrogramm die gesamte Information des IR-Spektrums liefern. Ein typisches Verfahren zur Bestimmung des Transmissionsgrades besteht darin, zunächst ein Referenzinterferogramm einer Bezugsprobe (meist trockene, C02- arme Luft oder leere Küvette bzw. KBr- Tablette) aufzunehmen. Diese Daten werden als Background-Spektrum gespeichert. Dann wird eine Probe in den Strahlengang gebracht und der Vorgang wiederholt. Anschließend wird das Verhältnis der spektralen Daten von Probe und Referenz berechnet. Als Ergebnis erhält man den Transmissionsgrad der Probe bei verschiedenen Wellenzahlen. Die Identifizierung einer organischen Verbindung anhand eines Spektrums ist ein Zweistufenprozeß. Im ersten Schritt bestimmt man, welche funktionellen Gruppen sehr wahrscheinlich vorliegen, indem man den Bereich der gruppenspezifischen Frequenzen überprüft (circa 3600 cm-1 bis etwa 1200 cm-1). Im zweiten Schritt erfolgt ein genauer Vergleich des Spektrums der unbekannten Verbindung mit den Spektren reiner Verbindungen, die all jene funktionellen Gruppen enthalten, die im ersten Schritt gefunden wurden. Eine besonders wertvolle Hilfe hierbei ist der Fingerprintbereich (1200 cm-1 bis 600 cm-1). Darstellung Spektren, die mit Hilfe der Infrarotspektroskopie ermittelt werden, werden als Interferrogramme dargestellt. Das sind Diagramme, bei denen an der Abszisse die Wellenzahlen und an der Ordinate der Absorbtionsgrad eingetragen wird. Dabei ergeben sich wie in der Darstellung auf der Rückseite Berge (Peaks) und Täler. Für die Stoffbestimmung werden hauptsächlich die Peaks genutzt, da diese die Stellen im Spektrum angeben, an denen der Stoff die meiste Energie absorbiert hat. Stoff reines Wasser (H2O) kristalliner Zucker (C6H12O6) Essigsäure (CH3COOH) charakteristische Peaks in cm-1 3300; 1630 3560; 3310; 2930; 2350; 1435-1235; 1240-840 3030; 1700; 1400; 1290; 1000 1. Chemieklausur 11/1 1. Sauerstoff kann im Labor durch Zerfall von Wasserstoffperoxid dargestellt werden. Bei einem Experiment wurde im Verlaufe der Reaktion die Stoffmengenkonzentration des Wasserstoffperoxids c in Abhängigkeit von der Zeit t gemessen. Folgende Werte wurden beobachtet: t in min c in mol * l-1 0 0,5 5 0,38 10 0,31 15 0,25 20 0,20 30 0,12 40 0,08 50 0,05 60 0,30 70 0,02 1.1. Zeichnen Sie anhand der Messwerte ein c/t-Diagramm für den Zerfall des Wasserstonperoxids. 1.2. Zeichnen Sie in die grafische Darstellung jeweils die Zeiten t1, t2, t3 ein, in denen die Ausgangskonzentration jeweils auf die Hälfte, ein Viertel, ein Achtel abgesunken ist. Wie groß ist das Zeltintervall tH zwischen diesen Zeiten? Was stellen Sie hinsichtlich der Konzentrationsabhängigkeit der Zeit tH fest? 1.3. Ermitteln Sie aus den Größeneinheiten der Geschwindigkeitsgleichung für die Reaktion 1. Ordnung und die Reaktion 2. Ordnung jeweils die Größeneinheit von k. Entscheiden Sie, welche Reaktionsordnung im untersuchten Fall vorliegt. 1.4. Berechnen Sie das Sauerstoffvolumen, das sich bei 25 °C und unter Normaldruck vom Beginn der Reaktion bis zur 25. Minute aus 100 ml Wasserstoffperoxidlösung entwickelt hat. Entnehmen Sie erforderliche Werte aus dem c/t Diagramm. 2. Beschreiben Sie das Prinzip der kalorimetrischen Reaktionsenthalpiebestimmung an einem selbstgewählten Beispiel! 3. Was besagt der Satz von HESS? Geben Sie ein Beispiel! 4. Eine Probe Wasserstoff nimmt bei 28,6 °C und 108943 Pa ein Volumen von 60 l ein. Berechnen Sie das Volumen unter Standardbedingungen (273,15 K, 101325 Pa)! 5. 6. Berechnen Sie, ob die chemische Reaktion C + H2O ⎯→ CO + H2 a) bei Zimmertemperatur b) bei 1000K freiwillig abläuft! Stellen Sie Ihre Ergebnisse graphisch dar! Die im Hochofen ablaufenden chemischen Reaktionen können vereinfacht in folgender chemischer Gleichung zusammengefaßt werden: Fe2O3 + 3 C ⎯→ 2 Fe + 3 CO Beim Hochofenprozeß dient der eingesetzte Koks als Reduktionsmittel und als Energieträger. 6.1. Berechnen Sie die Masse an Reduktionsmittel Kohlenstoff, die zur Herstellung von 1t Roheisen bei vollständigem Stoffumsatz benötigt wird! 6.2. Berechnen Sie die molare Reaktionsenthalpie für diese chemische Reaktion! Koks hat einen Heizwert von 29 000 kJ kg-1. Welche Masse an Koks wird theoretisch zur Gewinnung der Energie benötigt, die für die Herstellung dieser 1 t Roheisen aufgewendet werden muß? In der Praxis ist zur Produktion von 1 t Roheisen etwa 1 t Koks erforderlich. Begründen Sie den Unterschied zu den theoretisch berechneten Werten. → „chemische Systeme“ Chemische Reaktionen Chemische Reaktionen sind mit Energieumwandlungen verbundene Stoffumwandlungen. Es reagieren Ausgangsstoffe zu Reaktionsprodukten. Aktivierungsenergie beschleunigt die Teilchen und bricht so die Teilchenbindungen auf. Eine Stoffumwandlung findet nun statt. 2 Mg + silbern glänzendes Metall Metall A u s g a n g s s ⎯⎯→ O2 t o farbloses Gas Molekülsubstanz f f e 2 MgO weißes Pulver Ionensubstanz Reaktionsprodukt Q = Energie der Reaktionsprodukte - Energie der Ausgangsstoffe endotherme Reaktion exotherme Reaktion Bei endothermen Reaktionen ist die chemische Energie der Reaktionsprodukte größer als die der Ausgangsstoffe. Folglich ist Q stets positiv. Bei exothermen Reaktionen ist die chemische Energie der Reaktionsprodukte geringer als die der Ausgangsstoffe. Folglich ist Q stets negativ. Der Elektronegativitätswert ist ein Vergleichsmaß für die Anziehungskräfte von Atomen unterschiedlicher Elemente auf gemeinsame Elektronenpaare. Die Arten der chemischen Bindungen bestimmt man durch die Differenz der Elektronegativitätswerte der einzelnen Stoffe. Arten von chemischen Bindungen: 1. Atombindung: Eine Atombindung besteht, wenn Atom durch gemeinsame Elektronenpaare zusammengehalten werde. 0 – 0.8 2. Metallbindung: Eine Metallbindung besteht, wenn Teilchen durch Anziehungen zwischen positiv geladenen Metallionen und beweglichen Elektronen zusammengehalten werden. 3. polare Atombindung: Eine polare Atombindung besteht, wenn bei einer Atombindung ein Atom das gemeinsame Elektronenpaar stärker anzieht/beansprucht als das andere. 0.9 – 1.6 4. Ionenbindung: Eine Ionenbindung besteht, wenn Teilchen durch Anziehungen zwischen entgegengesetzt geladenen Ionen zusammengehalten werden. 1.7 – J (3.3 ist bekanntes Maximum) Energie eines chemischen Systems u = ukern + uchemisch + uthermisch Energie ist die Fähigkeit eines Systems Arbeit zu verrichten. Es gibt drei Arten chemischer Systeme: 1. 2. 3. abgeschlossenes System: Es findet weder Stoff- noch Energieaustausch mit der Umwelt statt. geschlossenes System: Es findet Energie- aber kein Stoffaustausch mit der Umwelt statt. offenes System: Es findet Energie- und Stoffaustausch mit der Umwelt statt. Extensive und Intensive Größen Zur quantitativen Beschreibung stofflicher Systeme dienen Größen und Größengleichungen. Man unterscheidet extensive und intensive Größen. Extensive Größen sind solche Größen, deren Wert sich bei der Vereinigung zweier gleicher stofflicher Systeme verdoppelt. Intensive Größen ändern bei der Vereinigung zweier gleicher stofflicher ihren Wert nicht Viele intensive Größen werden durch die Division zweier extensiven Größen gebildet. Besondere Bedeutung haben die molaren Größen. ΔU = U2 - U1 = Q + W W = F * Δs W steht für die Volumenarbeit W = F * A / A * Δs ΔU = U2 – U1 = Q - p * ΔV W = -p * ΔV VM = 22,414 l/mol T = 273,15K Zustandsgleichung eines idealen Gases: p = 101 325 Pa p * V / T = konstant Der konstante Wert entspricht der universellen Gaskonstante R (8, 314 510 J / (K * mol)). p1 * V1 / T1 = p2 * V2 / T2 Berechne die Volumenarbeit. Mg(s) + VH2 = 22,414 W = -101 325 Pa * 22,414 l V * (101 325 N/m²) / 294,5 K = R Begriffsklärung: ⎯⎯→ 2 HCL(l) W = -p * ΔV Isobar Isotherm Isochor Reaktionsenthalpie Δrh MgCl2 + H2 ΔV = 22,414 W = -101 325 N/m² * 22,414 dm² V = 24,123 l Der Druck bleibt konstant. Die Temperatur bleibt konstant. Das Volumen bleibt konstant. Molare Reaktionsenthalpie ΔrH Bei Prozessen, die isobar ablaufen nennt man die Reaktionswärme Q Reaktionsenthalpie ΔRH. h =u+p*V Δh = h2 – h1 = (u2 + pV2) – (u1 + pV1) Δrh = qp (Das kleine p bedeutet, das der Druck konstant ist). Kaloriemetrische Bestimmung der Reaktionsenthalpie Voraussetzungen für die kaloriemetrische Bestimmung der Reaktionsenthalpie sind das die Reaktion ohne große Volumenänderung aber vollständig abläuft. Es muß auch ein gut meßbarer Wärmeumsatz vorhanden sein. ΔRH = mH2O * cH2O * ΔT / n ΔRH = mH2O * cH2O * ΔT * MRp / mRp c...spezifische Wärmekapazität mH2O = 950 g T1 = 24,0°C T2 = 30,0°C TΔ = 6,0 °K mFe = 15,0 g mS = 8,6 g mRp = 23,6 g cH2O = 4,19KJ / (Kg * K) MRp =MFe + MS = 87,92 g/mol ΔRH = 0,95 Kg * 4,19KJ / (Kg * K) * 6,0 K * 87,92 g/mol / 23,6 g ΔRH = 88,97 KJ * K / mol Mögliche Fehlerquellen bei der kaloriemetrischen Messung der Reaktionsenthalpie sind: Der Reaktionsumsatz war möglicherweise nicht vollständig, schon die Wärmekapazität des Reagenzglases verfälscht das Ergebnis und die Isolierung konnte unter Umständen eine Wärmeabgabe an die Umwelt nicht verhindern. ΔU = U2 - U1 = Q + W; W steht für die Volumenarbeit. exotherme Reaktionen endotherme Reaktionen Energiediagramm einer exothermen Reaktion, bei der Volumenarbeit vom System verrichtet wird. Energiediagramm einer endothermen Reaktion, Bei der Volumenarbeit vom System verrichtet wird. z.B. CaCO3 ⎯→ CaO + CO2 z.B. Mg + 2HCl ⎯→ MgCl2 + H2 Energiediagramm einer exothermen Reaktion, bei der Volumenarbeit vom System aufgenommen wird. z.B. N2 + 3H2 ⎯→ 2NH2 Energiediagramm einer endothermen Reaktion, Bei der Volumenarbeit vom System aufgenommen wird. z.B. ??? Für die Zersetzung von zwei mol CaCO3 beträgt die Energieänderung ΔrU 350,2 KJ. Ermittle die Reaktionsenthalpie ΔrH und Die Volumenarbeit W. CaCO3 ⎯→ CaO + CO2 ΔV = 22,414 l da die beiden Feststoffe CaCO3 und CaO etwa das gleiche Volumen haben, aber ein mol CO2 hinzugekommen ist und als Gas ein Volumen von 22,414 l hat. Dieses Volumen wird in m³ umgerechnet, ergibt also 0,022414m³. Als Druck wird der Normdruck von 101 325 Pa angenommen. W = p * ΔV; Die Volumenarbeit ist, da sie vom System verrichtet wird, negativ. W = -101 325 Pa * 0,022414 m³ W = -2271,0986 J = -2,271 KJ ΔU = Q + W (ΔU / 2)– W = Q = ΔrH; da die Reaktionswärme der Reaktionsenthalpie entspricht und 2 mol umgesetzt wurden. (350,2 KJ / 2) - -2,271 KJ = 177,3711 KJ / mol Die Reaktionsenthalpie beträgt 177,4 KJ / mol und die Volumenarbeit –2,271 KJ. Bestimme die Reaktionsenthalpie ΔRH der Reaktion von Magnesium und Salzsäure experimentell! Mg + 2HCL ⎯→ MgCl2 + H2 Zwei Bechergläser werden ineinander gestellt, um den Wärmeverlust möglichst klein zu halten. Zuerst wird die Salzsäure eingefüllt und die Temperatur gemessen. Danach wird das Magnesium hinzugegeben und das Becherglas abgedeckt. Man wartet, bis sich die Temperatur des ganzen nicht mehr ändert und notiert diese schließlich. Da die Salzsäure selbst Wasser enthält, braucht man nur deren Erwärmung zum Berechnen der Enthalpie. Wir nahmen 50ml einmolaren Salzsäure und 597,25 mg Magnesium. Die Anfangstemperatur T1 betrug 23°C und die Endtemperatur T2 55,7°C. Klärung: einmolar ist die Konzentration (c), errechnet aus n/v. vHCL = 50ml nHCL = 0,05 mol (da ein mol pro Liter) mMg = 597,25mg nMg = 0,024568 mol; da MMg = 24,31 g/mol T2 = 55,7°C T1 = 23°C ΔT = 32,7 K mH2O = mHCL = 50 g = 0,05 Kg (da die Dichte von Wasser 1g / ml beträgt) MRP = 2 * MCl + MMg = 95,21 g / mol mRP = nMg * MRP (da weniger Magnesium als Salzsäure vorhanden ist, und nur so viel reagieren kann, wie da ist) mRP = 2,340 g cH2O = 4,19 KJ / (Kg * K) → c ist hier die spezifische Wärmekapazität, nicht mit Konzentration (c) verwechseln ΔRH = (mH2O * cH2O * ΔT * MRP) / mRP ΔRH = -278,7264 KJ/mol (da Reaktion exotherm ist die Reaktionsenthalpie negativ). Die Reaktionsenthalpie der Reaktion Mg + 2HCL ⎯→ MgCl2 + H2 beträgt –278,7 KJ / mol. Die Bestimmung der Neutralisationsenthalpie: Bestimme die Neutralisationsenthalpie der Reaktion zwischen Kaliumhydroxid und Salzsäure! 100ml 1M HCl reagieren mit 100 ml 1M KOH. HCl + KOH ⎯→ H2O + KCl 100ml HCl sind 0,1 mol 100ml KOH sind auch 0,1 mol. Die Anfangstemperatur beträgt 22,4°C und die Endtemperatur 28°C. ΔT = 5,6 K 100 ml einmolarer Salzsäure reagieren mit 100ml einmolarer Kaliumhydroxid-Lauge zu 200ml ½ molarer Kaliumchloridlösung. Der Formelumsatz beträgt 0,1 mol. Wieder werden die 200ml in KOH und HCL enthaltene Wasser als Wärmespeicher benutzt. ΔRH = mH2O * cH2O * ΔT / n ΔRH = 0,2 Kg * 4,19 KJ / (Kg * K) * 5,6 K / 0,1 mol ΔRH = -46,928 KJ / mol (negativ da Reaktion exotherm) Die Neutralisationsenthalpie der Reaktion zwischen Salzsäure und Kaliumhydroxid beträgt –47 KJ / mol. Der Satz von Hess Die molare Bildungsenthalpie ΔBH gibt die Energie die bei der Bildung eines Mols der Entsprechenden Substanz aus den Elementen frei bzw. aufgenommen wird an. Die molare Bildungsenthalpie ist bei Elementsubstanzen wie z.B. O2 oder H2 stets 0. Bestimme die Reaktionsenthalpie ΔRH der Reaktion von Schwefeltrioxid und Wasser! SO3 + H2O ⎯→ H2SO4 ΔRH = ΔBHH2SO4 - ΔBHH2O - ΔBHSO3 ΔRH = -814 KJ/mol - -285 KJ/mol - -396 KJ/mol ΔRH = -133 KJ/mol Die Reaktionsenthalpie ΔRH der Reaktion von Schwefeltrioxid und Wasser beträgt –133 KJ/mol. Bestimme die Reaktionsenthalpie der Photosynthese. 6 CO2 + 6 H2O ⎯→ C6H12O6 ΔBHCO2 = -393,5 KJ/mol ΔBHH2O = -285 KJ/mol ΔBHC6H12O6 = -1260 KJ/mol ΔRH = ΔBHC6H12O6 - 6 * ΔBHCO2 - 6 * ΔBHH2O ΔRH = 2811 KJ/mol Achtung! Die Stöchiometriezahlen werden mit der Bildungsenthalpie ΔBH multipliziert! Gegeben seien folgende drei Reaktionen, berechne die Reaktionenthalpie der vierten! I II III IV C + O2 ⎯→ CO2 H2 + ½ O2 ⎯→ H2O CH4 + 2 O2 ⎯→ CO2 + 2 H2O C + 2 H2 ⎯→ CH4 ΔRHI = -393,5 KJ/mol ΔRHII = -286 KJ/mol ΔRHIII = -890,7 KJ/mol ΔRHIV = ??? Da Elementsubstanzen eine molare Bildungsenthalpie von 0 KJ/mol besitzen, kann man aus der ersten Reaktionsgleichung die Bildungsenthalpie von CO2 herleiten: ΔBHCO2 = ΔRHI – 0 KJ/mol – 0 KJ/mol = ΔRHI = 393,5 KJ/mol. Nun benötigen wir die Bildungsenthalpie von Wasser, ΔBHH2O und die wird aus der zweiten Gleichung genau wie die von CO2 errechnet: ΔBHH2O = ΔRHII – 0 KJ/mol - 0 KJ/mol = -286 KJ/mol, da O2 und H2 beides Elementsubstanzen sind. Jetzt können wir die Bildungsenthalpie von Methan ΔBHCH4 errechnen: ΔBHCH4 = 2 * ΔBHH2O - ΔBHCO2 - ΔRHIII = 2 * -286 KJ/mol + -393,5 KJ/mol – -890,7 KJ/mol = -74,8 KJ/mol, da sich die Reaktionsenthalpie Differenz der Bildungsenthalpien der Reaktionsprodukte und der Bildungsenthalpien der Ausgangsstoffe ergibt. Da nun O2 und CO2 Elementsubstanzen sind, entspricht die Reaktionsenthalpie der vierten Reaktion ΔRHIV der Bildungsenthalpie von Methan, nämlich –74,8 KJ/mol. Energetische Betrachtungen chemischer Verfahren Kalkbrennen Berechne die Menge von Koks, die benötigt wird, um eine Tonne Kalk zu brennen! Kalkbrennen: CaCO3 ⎯→ CaO + CO2 ΔBHCO2 = -393,5 KJ/mol ΔBHCaO = -635 KJ/mol ΔBHCaCO3 = -1207 KJ/mol ΔRHCaCO3 = ΔBHCaO + ΔBHCO2 - ΔBHCaCO3 ΔRHCaCO3 = 178,5 KJ/mol Die Reaktionsenthalpie gilt für ein Mol, sie muß also auf eine Tonne umgerechnet werde; dazu berechnet man zuerst, wieviel Mol Kalk eine Tonne wiegen, um dann die erhaltene Stoffmenge mit der (molaren) Reaktionsenthalpie zu multiplizieren. MCaCO3 = MCa + MC + 3 MO = 100,087 g/mol 1t = 1 000 000g nCaCO3 = mCaCO3 / MCaCO3 = 9991,3076 mol ΔRhCaCO3 = nCaCO3 * ΔRH = 178,5 KJ/mol * 9991,3076 mol = 1783448,4 KJ Um nun zu errechnen, wieviel Mol Koks man verbrennen muß, um diese Energie freizusetzen, berechnet man zuerst die molare Reaktionsenthalpie bei eben dieser Verbrennung um dann die benötigte Energie zum Kalkbrennen durch den Betrag davon zu dividieren. Koksverbrennung: C + O2 ⎯→ CO2 Diese Reaktion muß exotherm soviel Energie freisetzen, wie das Kalbenden endotherm benötigt. ΔBHC = 0 KJ/mol (Elementsubstanzen haben stets eine Bildungsenthalpie von 0 KJ/mol) ΔBHO2 = 0 KJ/mol ΔBHCO2 = -393,5 KJ/mol ΔRHCO2 = -393,5 KJ/mol nC = ΔRhCaCO3 / ΔRHCO2 = 1788444,1 KJ / 393,5 KJ/mol = 4532,2704 mol Um nun schließlich und endlich die Masse Koks zu errechnen multipliziert man die Stoffmenge Koks mit der molaren Masse von Koks. MC = 12,01 g/mol mC = MC * nC = 4550,7482 mol * 12,01 g/mol = 54432,567 g. Die Masse Koks, die benötigt wird, um eine Tonne Kalk zu brennen, beträgt 54,4 Kg. Eisenherstellung C + O2 ⎯→ CO2 ΔRH = -393,5 KJ/mol ΔRH = +172 KJ/mol C + CO2 ⎯→ 2 CO Fe2O3 + 3 CO ⎯→ 2 Fe + 3 CO2 ΔRH = -23,5 KJ/mol Die Richtung chemischer Reaktionen Frage: Wann laufen chemische Reaktionen freiwillig ab? Teilchen versuchen bei chemischen Reaktionen einen möglichst stabilen Zustand zu erreichen. Je energieärmer ein Teilchen ist, desto stabiler ist sein Zustand. Daraus folgt: Chemische Reaktionen laufen dann freiwillig ab, wenn ein möglichst energiearmer Zustand erreicht wird, d.h. exotherme Reaktionen sollten immer freiwillig ablaufen, endotherme dagegen nicht. Experiment I: Experiment II: Ein in Aceton getränkter Wattebausch wird um ein Thermometer gewickelt. Das Aceton verdunstet und das Thermometer zeigt deutlich eine Abkühlung an. Bariumhydroxid (Ba(OH)2) und NH4(SCN) werden in einem Reagenzglas vermischt. Die beiden Pulver reagieren miteinander und das Gefäß kühlt stark ab Aus diesen Experimenten wird ersichtlich: Es gibt aber auch endotherme Reaktionen die freiwillig ablaufen Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik lautet: Bei Vorgängen in einem abgeschlossenen System bleibt die Entropie s bei ideal umkehrbarem (reversiblem) Verlauf konstant, beim tatsächlichen Ablauf in Natur und Technik nimmt sie stets zu. Die Entropie s ist ein Maß für die Unordnung eines Systems: Je größer die Entropie eines Systems ist, desto größer ist die Unordnung. Die molare Standardreaktionsentropie ΔRSθ einer chemischen Reaktion ist gleich der Differenz aus den Standardentropien der Reaktionsprodukte und den Standardentropien der Ausgangsstoffe. Die Reaktionsentropie einer chemischen Reaktion kann auch kleiner als null sein, wenn das stoffliche System kein abgeschlossenes System ist. Siehe auch → Leben und Energie Die Standardentropie ist die Entropie eines Stoffes bei Zimmertemperatur (25°C) und Normdruck. ΔS =Q/T Die Gibbssche Energie oder auch freie Enthalpie ΔG Δ RG = Δ RH – T * Δ S Reaktionen, bei denen die freie Reaktionsenthalpie kleiner als 0 KJ/mol ist, laufen freiwillig ab, man nennt sie exergonisch. Ist bei einer Reaktion die freie Reaktionsenthalpie größer als 0 KJ/mol, so läuft diese nicht freiwillig ab (durch Zuführen von Energie usw. kann sie aber dennoch ablaufen). Diese Reaktionen heißen endergonische Reaktionen. Sollte die freie Reaktionsenthalpie gar 0 KJ/mol betragen, so befindet sich das chemische System im Gleichgewicht. Läuft die Verbrennung von Koks bei Zimmertemperatur freiwillig ab? C + O2 ⎯→ CO2 Zuerst müssen wir die Reaktionsenthalpie ΔRH bestimmen, diese errechnen wir aus der Differenz der Bildungsenthalpien ΔBH der Reaktionsprodukte und der Bildungsenthalpien der Ausgangsstoffe. In Unserem Fall sind die Ausgangsstoffe C (Kohlenstoff = Koks) und O2 beides Elementsubstanzen und haben deshalb eine Bildungsenthalpie von 0 KJ/mol. Das Reaktionsprodukt, Kohlenstoffdioxid (CO2), hat eine Bildungsenthalpie von –393,5 KJ/mol. Also beträgt die Reaktionsenthalpie der Verbrennung von Koks –393,5 KJ/mol – 0 KJ/mol – 0 KJ/mol, nämlich –393,5 KJ/mol. Als nächstes müssen wird die Zimmertemperatur T, 25°C, in Kelvin umrechnen: 25°C + 273,15 K = 298,15 K. Danach rechnen wir die Änderung der Entropie, ΔS, aus der Differenz der Standardentropien der Reaktionsprodukte und der Standardentropien ΔRSθ der Ausgangsstoffe aus. Koks (C) hat eine Standardentropie von 6 J/(mol * K), Sauerstoff hat eine von 205 J/(mol * K) und Kohlenstoffdioxid eine von 214 J/(mol * K). Nach der Gleichung ΔS = 214 J/(mol * K) – 205 J/(mol * K) – 6 J/(mol * K) ergibt sich eine Entropieänderung von 3 J/(mol/K). Diese 3 Joule pro Mol und Kelvin müssen wir noch in KJ/(mol * K) umrechnen, dann ergibt sich ΔS = 0,003 KJ/(mol * K). Jetzt haben wir alle Größen, die wir in die Gleichung zu Bestimmung der freien Enthalpie ΔRG einsetzen müssen. ΔRG = ΔRH – T * ΔS ΔRG = -393,5 KJ/mol – 298,15 K * 0,003 KJ/(mol * K) = -392,6555 KJ/mol. Die molare freie Reaktionsenthalpie ΔRG beträgt bei der Verbrennung von Koks bei Zimmertemperatur also -392,6 KJ/mol, die Reaktion ist also exergonisch und läuft freiwillig ab. Läuft diese Reaktion immer freiwillig ab? Eine Reaktion läuft nicht mehr freiwillig ab wenn die freie Reaktionsenthalpie größer als 0 KJ/mol ist. Die Reaktionsenthalpie und die Entropieänderung haben wir oben bereits ausgerechnet, nun müssen wir nur noch für die freie Reaktionsenthalpie ΔRG 0 KJ/mol einsetzen. 0 KJ/mol < -393,5 KJ/mol – T * 0,003 KJ/(mol * K) Diese Gleichung stellen wir nach der Temperatur T um, und erhalten die Temperatur, unterhalb der die Reaktion nicht mehr freiwillig abläuft. ΔRG < ΔRH – T * ΔS ΔRG - ΔRH < -T * ΔS (ΔRG - ΔRH) / ΔS < -T -(ΔRG - ΔRH) / ΔS > T So, jetzt setzen wir die entsprechenden Werte ein und erhalten –(0 KJ/mol - -393,5 KJ/mol) / 0,003 KJ/(mol * K) > T, ausgerechnet ergibt sich eine Temperatur von –131166 2/3 K. Da die Kelvinskala aber nur bis zum Absoluten Nullpunkt von 0K reicht, und keine reale Temperatur darunter liegen kann, ist dieses Ergebnis unmöglich. Das bedeutet, das die Reaktion immer freiwillig abläuft. Die Reaktionsgeschwindigkeit Reaktionsgeschwindigkeit Experiment: Es wird zu Magnesium je 1; 0,5 und 0,25 Molare Salzsäure gegeben und die Zeit gemessen, die benötigt wird um ein bestimmtes Volumen Gas (Wasserstoff) herzustellen. ⎯→ v = Δn / Δt Ausblick: v = dc / dt. Die Reaktionskinetik untersucht den zeitlichen Ablauf einer chemischen Reaktion und die Möglichkeiten, diesen zu verändern. 1 0,8 t in s da die Konzentration c der Stoffanzahl n durch das Volumen V entspricht und das Volumen konstant bleibt folgt c~n, also gilt v = Δc / Δt . 1,2 0,6 0,4 0,2 0 0 5 10 15 20 c in mol/l 25 30 35 Reagiert der Stoff A zum Stoff B, so gelten folgende Gleichungen für die Reaktionsgeschwindigkeiten. A ⎯→ B Durchschnittsgeschwindigkeit: Augenblicksgeschwindigkeit: vR = - ΔcA / Δt = ΔcB / Δt vR = -dcA / dt = dcB / dt Die Augenblicksgeschwindigkeit entspricht der Durchschnittsgeschwindigkeit, wenn Δt gegen 0 geht. Die Reaktionsgeschwindigkeit vR einer chemischen Reaktion ist gleich dem Differentialquotienten der Konzentration nach der Zeit. Die Reaktionsordnungen Die Ordnung einer chemischen Reaktion entspricht der Summe der Stöchiometriezahlen der Ausgangsstoffe. Reaktion 1. Ordnung: Reaktion 2. Ordnung: Reaktion 3. Ordnung: . . . Reaktion n. Ordnung: A A + B 2A A + B + C A + 2B 2A + B 3A nA . . . A + B + ... ⎯→ ⎯→ ⎯→ ⎯→ ⎯→ ⎯→ ⎯→ Reaktionsprodukte (RP) RP RP RP RP RP RP ⎯→ RP ⎯→ RP Die Exponenten der Konzentrationen der Ausgangsstoffen entsprechen ihren Stöchiometriezahlen. Die Stoßtheorie Damit Teilchen der Ausgangsstoffe zu Teilchen der Reaktionsprodukten Reagieren können, müssen diese zusammenstoßen. Nicht bei jedem Zusammenstoß von Teilchen klappt das jedoch, denn es müssen drei Bedingungen erfüllt sein: 1. Die Teilchen müssen von den richtigen Stoffen sein (bei der Reaktion H2 + Cl2 ⎯→ HCl bringt es nichts, wenn zwei Wasserstoffmoleküle zusammenstoßen). 2. Die Geschwindigkeit der Teilchen muß groß genug sein, so daß der Zusammenstoß heftig genug ist um die Bindungen der Ausgangsstoffe aufzubrechen und die Teilchen reagieren können. 3. Und schließlich müssen die Teilchen sich auch noch an der richtigen Stelle treffen, um reagieren zu können. Worin äußert sich das chemisch? Erhöht man die Konzentration eines Ausgangsstoffes, so erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, das sich Teilchen von en richtigen Stoffen mit der richtigen Geschwindigkeit an der richtigen Stelle treffen. Die Reaktionsgeschwindigkeit steigt also. Gleiches gilt bei Temperaturerhöhung, denn die Teilchen prallen weit heftiger zusammen. Daraus ergeben sich folgende Gleichungen für die Reaktionsgeschwindigkeit: Reaktion 1. Ordnung: Reaktion 2. Ordnung: A 2A A + B Reaktion 3. Ordnung: 3A A + 2B 2A + B A + B + C . . . Reaktion n. Ordnung: nA . . . A + B + ... ⎯→ RP ⎯→ RP ⎯→ RP ⎯→ ⎯→ ⎯→ ⎯→ RP RP RP RP vR = k1 * cA vR = k2 * cA² vR = k2 * cA * cB vR vR vR vR = = = = k3 * cA³ k3 * cA * cB² k3 * cA² * cB k3 * cA * cB * cC ⎯→ RP vR = kn * cAn ⎯→ RP vR = kn * cA * cB * ... k ist die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante. Bei einer Reaktion 1. Ordnung ist die Reaktionsgeschwindigkeit proportional zur Konzentration der zerfallenden Moleküle. Beispiel: S2O8- + 2 I- ⎯→ 2 SO42- + I2 Dies ist eine Reaktion 3. Ordnung (1 * S2O8- + 2 * I-) = 3 vR = cS2O8- + cI-² Die Arrheinus-Gleichung k = A * e–EA / (R * T) EA ist die (Arrheniusche) Aktivierungsenergie A ist der Frequenzfaktor (die Aktionskonstante bzw. Aktivitätskonstante) T ist die Temperatur R ist die universelle Gaskonstante Reaktionshemmung und Aktivierungsenergie Der Einfluß eines Katalysators auf die Aktivierungsenergie Der Einfluß eines Katalysators auf die Aktivierungsenergie wird mit Hilfe des Zerfalls von Wasserstoffperoxid mit und ohne den Katalysator Kaliumdichromat. 2 H2O2 → 2 H2O + O2 ohne Katalysator: mit Katalysator: nichts passiert Die Flüssigkeit schäumt schwarz auf, Gas entsteht und entweicht, dann beruhigt sich das Ganze und wird Orange Katalysatoren erhöhen die Reaktionsgeschwindigkeit und senken die Aktivierungsenergie. 2 H2O2 ⎯→ 2 H2O + O2 (aber eben seeehr langsam..) 2 H2O2 + Kat ⎯→ 2 H2O2 – Kat* ⎯→ Kat + 2 H2O + O2 Der Katalysator geht stets unverändert aus der Reaktion hervor, obwohl sie an ihr teilnehmen. Die Wirkung eines Katalysators ist substratspezifisch, ein Katalysator wirkt also nicht auf alle Substanzen gleich. Katalysatoren wirken selektiv, sie können bestimmte Reaktionen verstärken (positive Katalyse) und andere hemmen (negative Katalyse) und auf wieder andere überhaupt keine Wirkung haben. Man unterscheidet die heterogene Katalyse, bei der die Ausgangsstoffe (das Substrat) und der Katalysator verschiedene Aggregatzustände innehaben (Beispiel: Autokatalysator), und die homogene Katalyse, bei der Ausgangsstoffe (Substrat) und Katalysator den gleichen Aggregatzustand besitzen. Beispiel Autokatalysator: In den Motorblock des Autos wird der Treibstoff (Kohlenwassertoffe CHx) und Luft (O2, N2) gepumpt. Im Motor wird der Treibstoff zu Wasser und Kohlenstoffdioxid, bei unvollständiger Verbrennung auch zu Kohlenstoffmonoxid, verbrannt. Etwas Treibstoff wird auch so wie er reinkam wieder in die Umwelt hinausgepustet. Durch die hohe Temperatur im Motor wird auch der Luftstickstoff zu NOx oxidiert. Nur die Stickoxide und das Kohlenstoffmonoxid sind umweltschädlich, sie müssen als im Autokatalysator umgewandelt werden. Folgende Reaktion findet statt: x CO + 2 NOx → x CO2 + N2. Die geschieht durch den Einfluß des PlatinRhodium-Gemisch im Kern des Katalysators. Beispiel Seltersflasche: Steckt man einen Strohalm in eine Seltersflasche (mit Selters drin), so bilden sich sofort an ihm kleine Bläschen Kohlenstoffdioxid. ⎯→ Strohalm H2CO2 = Katalysator CO2 + H2O Reaktion mit unvollständigem Stoffumsatz – chemische Gleichgewichte ' abkühlen Stärke + Jodlösung Jodstärke erhitzen Stärke ist ein Polysacharid aus Alphaglucose. Gibt man Jod zu stärke, so lagert sich dieses in die Alphaglucose ein. Man kann das Jod schlechter sehen, da es verdeckt wird, die Mischung wird bräunlich. Wenn man das Gemisch erhitzt, so steigt die kinetische Energie der Jodmoleküle und diese verlassen die Glucosemoleküle, werden besser sichtbar und die Mischung wird blau, die Farbe des Jodes in freier Wildbahn. Experiment zum chemischen Gleichgewicht Modellexperiment zum chemischen Gleichgewicht: 40 35 30 v in ml 25 AS RP 20 15 10 5 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Man nehme zwei Meßbecher und fülle den einen mit einer farbigen Flüssigkeit (bei uns mit 38ml rot gefärbtem Wasser). Nun werden zwei Glasröhrchen pro Zeiteinheit in je einen Meßbecher getaucht, oben zugehalten (damit die Flüssigkeit drinbleibt), und in den je anderen Meßbecher entleert. Nach einer gewissen Zeit ändert sich der Stand der Flüssigkeit in beiden Meßbechern nicht mehr, ein Gleichgewicht hat sich eingestellt. 80 Zeiteinheiten A + B ⎯→ C + D Merkmale eines chemischen Gleichgewichts: Das chemische Gleichgewicht ist ein dynamisches Gleichgewicht. vHinreaktion = vRückreaktion vGesamt = 0 ΔcA = ΔcB = ΔcC = ΔcD = 0 Das chemische Gleichgewicht stellt sich von beiden Seiten her ein. Die Lage des chemischen Gleichgewichts entspricht dem Verhältnis der Ausgangsstoff zu den Reaktionsprodukten. Die Gleichgewichtskonstante Kc: vHinreaktion vRückreaktion = kHinreaktion * cA * cB = kRückreaktion * cC * cD kHinreaktion / kRückreaktion Kc = cC * cD / (cA * cB) = cC * cD / (cA * cB) Kc ist proportional zu den Konzentrationen der Reaktionsprodukte und umgekehrt proportional zu den Konzentrationen der Ausgangsstoffe. Die Gleichgewichtskonstante Kc wird hauptsächlich bei Reaktionen angewandt, deren Ausgangsstoffe bzw. Reaktionsprodukte keine Gase sind. Stöchiometriezahlen beachten! Siehe Stoßtheorie/Reaktionsgeschwindigkeit! Beispiel: N2 + 3 H2 ⎯→ 2 NH3 Kc NH3 = c²NH3 / (cN2 * c³H2) Das Massenwirkungsgesetz: Im chemischen Gleichgewicht ist bei einer bestimmten Temperatur der Quotient des Produktes der Konzentrationen der Reaktionsprodukte und des Produktes der Konzentrationen der Ausgangsstoffe eine konstante Größe. Die Gleichgewichtskonstante Kp: Für Gasreaktionen wird die Gleichgewichtskonstante Kp verwendet: Kp = pC * pD / (pA * pB) Es gilt: p * V = n * R * T und n / v = c und P = c * R * T und c = P / (R * T) woraus folgt: ν...Änderung der Stoffmenge der Gase Kp = Kc * (R * T)Δν Aufgabe 1: Die Gleichgewichtskonstante für die Bildung von Essigsäureethylester aus Essigsäure und Ethanol beträgt bei 25°C Kc = 4. Wie groß ist die Stoffmenge an Ester, wenn von 5 mol Essigsäure und 3 mol Ethanol ausgegangen wird. Reaktionsgleichung Start Gleichgewicht 4 n² 0 n½ n1 n2 = = = = = = CH3COOH 5 mol 5 mol – n + C2H5OH 3 mol 3 mol – n ' CH3COOC2H5 0 mol n + H2O 0 mol n n² / ((5 mol – n)(3 mol – n)) 4 n² - 32 mol * n + 60 mol² n² - 32/3 mol * n + 20 mol² 16/3 mol ± √(256 / 9 mol² - 20 mol²) 8,24 mol (geht nicht, da nie mehr als einer der Ausgangsstoffe rauskommen kann!) 2,43 mol Die Ausbeute η Die Ausbeute η eines Reaktionsproduktes gegenüber einem Ausgangsstoff ist der Quotient aus der erhaltenen Stoffmenge des Reaktionsproduktes und der Stoffmenge des Ausgangsstoffes, die am Beginn der Reaktion vorhanden war. Normalerweise wird der Ausgangsstoff eingesetzt, der mit der geringsten Stoffmenge am Reaktionsbeginn vorhanden war. Der Wirkungsgrad einer Reaktion entspricht der Ausbeute des gewünschten Reaktionsproduktes gegenüber dem Ausgangsstoff, der mit der geringsten Stoffmenge eingesetzt wurde. Aufgabe 2: Berechne die Ausbeute an Essigsäureethylester gegenüber Ethanol aus den Werten von Aufgabe 1 auf der vorherigen Seite. nEthanolStart nEsterEnde = 3 mol = 2,43 mol η = 2,43 mol / 3 mol η = 0,81 = 81 % Der Satz von Henri Le Châtelier und Karl-Ferdinand Braun Wird aus ein sich im chemischen Gleichgewicht befindendes stoffliches System ein Zwang ausgeübt, dann weicht dieses System dem Zwang so aus, daß die Wirkungen des Zwangs verringert werden. Erklärung an der Beispielreaktion: C(f) + H2O(g) ' CO(g) + H2(g) Bei der Hinreaktion wird aus einem Mol Gas zwei, das Volumen nimmt also zu (Reaktion mit Volumenzunahme) und sie ist endotherm (ΔRH = 131 KJ/mol). Für die Rückreaktion gilt also das Gegenteil. 1. Erhöhung der Konzentration eines Stoffes begünstigt die Reaktion, welche diesen Stoff verbraucht. Gibt man also mehr Wasserdampf zu, so wird die Hinreaktion gefördert, bei Erhöhung Kohlenstoffmonoxidkonzentration entsteht mehr Kohlenstoff und Wasserdampf. 2. Verringerung der Konzentration eines Stoffes begünstigt die Reaktion, welche diesen Stoff erzeugt. Senkt man also die Wasserstoffkonzentration, so wird die Hinreaktion verstärkt 3. Erhöht man den Druck auf das Gleichgewicht, so wird die Reaktion verstärkt, welche das Gesamtvolumen der Stoffe im Gleichgewicht senkt. Erhöht man den Druck, verlagert sich das Gleichgewicht mehr in Richtung Ausgangsstoffe, da die Rückreaktion das Volumen senkt (aus zwei Mol Gas wird eins). 4. Senkt man den Druck, so wird die Reaktion mit der größten Volumenzunahme gefördert, bei unserem Beispiel würde sich das Gleichgewicht mehr in Richtung Reaktionsprodukte verlagern. 5. Erhöht man die Temperatur, so wird die Reaktion gefördert, die die meiste Wärme verbraucht. Da unsere Beispielreaktion endotherm ist, würde sich das Gleichgewicht in Richtung Reaktionsprodukte verlagern, da die Hinreaktion gefördert würde. 6. Senkt man die Temperatur, so wird die Reaktion verstärkt, die die meiste Reaktionswärme freisetzt. Bei uns ist das die Rückreaktion, es würden also mehr Ausgangsstoffe entstehen. 7. Katalysatoren beeinflussen die Lage des chemischen Gleichgewichtes nicht, so verkürzen nur dessen Einstellzeit (bei positiver Katalyse). Hierbei wird deutlich, das die Gleichgewichtskonstanten Kc und Kp druck- (nur Kp) , temperatur- und konzentrationsabhängig sind. Das Löslichkeitsgleichgewicht Gibt man Bariumchlorid in eine Sulfatlösung, so fällt schwerlösliches Baiumsulfat als Niederschlag aus. Nach Beendigung dieser Fällung ist das System jedoch noch nicht zum Stillstand gekommen, von dem gefällten Bariumsulfat lösen sich ständig Bariumionen, die im selben Maß wieder ausfallen. Es liegt also ein dynamisches Gleichgewicht vor. Ba2+(aq) + SO42-(aq) ' BaSO4(s) Das Gleichgewicht hat sich dann eingestellt, wenn sich von dem Niederschlag, egal wie sehr man ihn auch rührt, kein Bariumsulfat mehr löst. Dann ist die Lösung gesättigt und wird als Löslichkeitsgleichgewicht bezeichnet. Der Niederschlag und die Lösung darüber bilden ein heterogenes System. Werden Salze in Wasser gelöst, so werden die verschiedenen Ionen hydratisiert, d.h. das dipolare Wasser lagert sich an ihre Hüllen an. (siehe → „Cytologie“, 4. Chemische Bestandteile der Zelle, 1.Wasser) Experiment: Je 1 ml einer gesättigten Bleinitratlösung wird mit a) 1 ml gesättigter Kaliumjoditlösung b) 1 ml gesättigter Natriumchloridlösung vermischt. Beobachtung: Es werden Ionen ausgefällt. a) weißer Niederschlag b) gelber Niederschlag Das Löslichkeitsprodukt Für die Sättigung der Lösung ist es egal, ob und wieviel Niederschlag vorhanden ist, dieser wird darum in der Gleichung weggelassen. Für das Löslichkeitsgleichgewicht KL(MaLb) = (cMm+)a [KL(MaLb)] Aufgabe: * ' MaLb aMm+ + bLn- gilt: (cLn-)b 1 mola+b * l-(a + b) = Wie groß ist die Stoffmengenkonzentration der Silberionen, die überschritten werden muß, damit aus Natriumchloridlösung (c = 0,1 mol * l-1) Silberchlorid ausgefällt wird? Geg: cNaCl KL(AgCl) Ag+ + Cl- Ges: cAg Lös: KL(AgCl) cAg+ cAg+ cAg+ = 0,1 mol*l-1 = 2 * 10-10 mol² * l-² ' AgCl = = = = cAg+ * cClKL(AgCl) / cCl2 * 10-10 mol2 * l-2 / 0,1 mol * l-1 2 * 10-9 mol * l-1 Der Löslichkeitsexponent pKL pKL = -lg{KL} Die Van’t Hoffsche Temperaturregel Die Van’t Hoffsche Temperaturregel (RGT) macht Aussagen über die Änderung der Reaktionsgeschwindigkeit wenn sich die Temperatur ändert. Die Geschwindigkeit des menschlichen Stoffwechsels halbiert sich zum Beispiel, wenn die Temperatur um 10K sinkt. Es gilt: vStoffwechsel2 = vStoffwechsel1 * 0,5ΔT/10 Die Van’t Hoffsche Temperaturisobare (d ln{K}) / dT = ΔRH∅ / (R * T²) R........... universelle Gaskonstante ΔRH∅.... molare Reaktionsenthalpie Die Lösungsenthalpie beim Lösen von Salzen Beim Lösen von Salze werden die Ionen durch die elektrostatischen Wechselwirkungen mit den dipolaren Wassermolekülen aus dem Kristallgitter gerissen. Beim herausreißen der Ionen muß jedoch die Gitterenergie oder Gitterenthalpie ΔGH überwunden werden, die die Ionen im Kristallgitter hält. Sind die Ionen gelöst, so bilden sie eine Hydrathülle, wobei die Energie der Hydratationsemthalpie ΔHH frei wird. Man berechnet die Lösungsenthalpie ΔLH = ΔHH - ΔGH. Ist dieser Wert negativ, so wird die Lösung durch die abgegebene Energie erwärmt, ist er positiv wird ihr Energie entzogen und sie kühlt ab. Die Färbung des Niederschlags bei Salzen / Fällungsreaktion Positives Ion Ag+ Ag+ Ag+ Fe2+ Ba2+ / Ca2+ || Negatives Ion ClBrIS2CO32|| + HCl Färbung weiß gelbweiß gelb schwarz weiß löst sich auf Positives Ion Pb2+ Pb2+ Pb2+ Pb2+ Ba2+ / Ca2+ || Negatives Ion ClBrIS2SO42|| + HCl Färbung weiß weiß gelb schwarz weiß löst sich nicht Die Löslichkeit l Die Konzentration eines Stoffes in seiner gesättigten Lösung wird als Löslichkeit l dieses Stoffes in dem verwendeten Lösungsmittel bezeichnet. Gilt die Reaktionsgleichung so berechnet sich das Löslichkeitsprodukt MaLb ' aMm+ + bLn-, KL(MaLb) = (cMm+)a * (cLn-)b. Für die Löslichkeit gilt: lMaLb = √( KL(MaLb) / aa * bb) a+b Beispiel: In einer gesättigten Lösung von Silberchromat liegt folgendes Löslichkeitsgleichgewicht vor: Ag2CrO4 ' 2 Ag+ + (1) CrO42Das Löslichkeitsprodukt wird also so errechnet: KL(Ag2CrO4) = (cAg+)² * cCrO42Die Reaktionsgleichung zeigt uns, das die Konzentration der Silberionen in der Lösung genau doppelt so groß ist, wie die der Chromationen. Ebenso entspricht die Löslichkeit des Silberchromats der der Chromationen und der Hälfte der der Silberionen. Man könnte also schreiben: lAg2CrO4 = cCrO42- = ½ cAg+ Für das Löslichkeitsprodukt erhält man dann: KL(Ag2CrO4) = (2 * lAg2CrO4)² * lAg2CrO4 KL(Ag2CrO4) = 4 * lAg2CrO43 Für die Löslichkeit des Silberchromats gilt also: 3 lAg2CrO4 = √( KL(Ag2CrO4) / 4) Aufgabe: Ein Niederschlag von Silberchlorid wird mit 400ml Wasser gewaschen. Welche Masse an Silberchlorid geht dabei verloren? Geg: vH2O = 400 ml = 0,4 l KLAgCl AgCl MAgCl Ges: mAg in g Lös: KLAgCl KLAgCl lAgCl lAgCl nAgCl nAgCl mAgCl mAgCl mAgCl = ' = 2 * 10-10 mol² * l-2 Ag+ + Cl143,32 g/mol = = = = = = = = = cAg+ * cCl(lAgCl)² √ KLagCl 3,162277 * 10-5 mol * l-1 lAgCl * vH2O 1.26911 * 10-5 mol nAgCl * MAgCl 1.26911 * 10-5 mol * 143,32 g/mol 1,812870 * 10-3 g Es gehen also 1,8 Milligramm Silberchlorid verloren. Verringerung der Löslichkeit durch gleichionigen Zusatz: Beispiel: AgCl ' Ag+ + ClErhöht man die Konzentration der Chloridionen in einer bereits gesättigten Lösung, so sinkt die Konzentration der Silberionen und Silberchlorid fällt aus. Warum solches? Das Löslichkeitsprodukt KLAgCl ist konstant und errechnet sich folgendermaßen: KLAgCl = cAg+ * cCl-. Wenn man Chloridionen zugibt, so muß die Silberionenkonzentration sinken, damit KLAgCl konstant bleiben kann. Da die einzelnen Ionen jedoch nicht ausfallen können (sag‘ ich jetzt mal so...), muß also Silberchlorid ausfallen. Dies entspricht auch dem Satz von Henri Le Châtelier und Karl-Ferdinand Braun, der besagt, dass das Gleichgewicht immer den Folgen eines ausgeübten Zwangs entgegenwirkt. Der Anstieg der Reaktionsproduktkonzentration wäre hier die Folge, also werden Reaktionsprodukte (Silber- und Chloridionen) in Silberchlorid umgewandelt, welches ausfällt. Erhöhung der Löslichkeit durch Komplexbildung Wenn man die mehr Silberchlorid im Wasser lösen, als es deren Löslichkeit zuläßt, so kann man Ammoniak hinzugeben, und simsalabim – es geht! Warum? Das Silberchlorid und der Ammoniak im Wasser reagieren miteinander wie folgt: AgCl + 2 NH3 ' [Ag(NH2)2]+ + Cl- Es entstehen Diamminsilberionen und Chloridionen, welche sich besser lösen, als nur Silber- und Chloridionen. Dadurch werden die Silberionen aus dem Löslichkeitsgleichgewicht entfernt und es können sich mehr lösen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Komplexbildung. Ab hier geht’s mit dem Atombau weiter. Redoxreaktion Redoxreaktionen sind chemische Reaktionen bei denen sich die Oxidationszahlen einzelner Elemente ändern. Es finden Elektronenübergänge statt. Eperiment: Eise(III)Chloridlösung wird mit Kaliumjoditlösung vermischt. - Das Gemisch färbt sich dunkelbraun. Bei der Extraktion mit Pentan färbt sich dieses lila. 2 Fe³+ + 3 Cl- + 2 K+ + 2 I→ I2+ + 2 Fe2+ 3 Cl- + 2 K+ Die braune und lilane Färbung rührt von dem Jod. ⏐ Oxidation_______ ↓ ±0 2 F3+ + 2 I→ 2 Fe2+ + I2 | Reduktion______ ↑ +3 -1 +2 Bei einer Oxidation nimmt die Oxidationszahl des entsprechenden Elements zu. Es findet eine Elektronenabgabe statt. Bei einer Reduktion nimmt die Oxidationszahl des entsprechenden Elements ab. Es findet eine Elektronenaufnahme statt. Das Oxidationsmittel (OM) wird reduziert, es ist ein Mittel zum oxidieren. Das Reduktionsmittel (RM) wird oxidiert, es ist ein Mittel zum reduzieren. Es gilt: OM1 + OM1: Fe³+ RM2 ' RM1 + OM2 RM1: Fe2+ OM2: I- RM2: I2 Redoxreaktionen bei der Eisengewinnung ⏐ Oxidation__________ ↓ ±0 ±0 C + +3 O2 → CO2 | Reduktion_ __ ↑ ⏐ -2 Fe2O3 | +4 -2 CO2 | ±0 +4 -2 + 3 CO2 Das Aluminuthermische Schweißen als Redoxreaktion ⏐ Oxidation_____________________ ±0 8 Al ±0 + 3 Fe3O4 | ±0 +4 -2 Oxidation_________ ↓ 3 CO → 2 Fe Reduktion________↑ +2 -2 + ⏐ ' 9 Fe Reduktion______↑ ↓ +3 -2 + 4 Al2O3 + Oxidation___ ↓ C → 2 CO Reduktion_________↑ +2 -2 PH-Wert abhängige Redoxreaktionen Experiment: a) Kaliumpermanganatlösung wird mit Eisen(II)Sulfatlösung versetzt. +7 -2 +4 -2 +2 MnO4-/MnO2 Oxidation: Reduktion: +3 Fe2+/Fe3+ Fe2+ MnO4- + + 2 H 2O ' ' MnO4- + 2 H 2O ' - 3e Fe3+ MnO2 + + e4 OH- MnO2 + 4 OH- Durch Ausgleichen errechnet man: Redoxreaktion: 3 Fe2+ + 3 Fe3+ + b) Kaliumpermanganatlösung wird mit Eisen(II)Sulfatlösung versetzt und mit H2SO4 angesäuert. Oxidation: Reduktion: Fe2+ MnO4- + Redoxreaktion: MnO4- + ' ' - 5e 5 Fe2+ 8 H+ + Fe3+ Mn2+ + + e4 H2O ' 5 Fe3+ + Mn2+ 4 H2O → → CO2 Mn2+ + + 2 e4 H2O + 2 Mn2+ + 8 H 2O + 10 CO2 → → CO2 2 Cr3+ + + 2 e7 H2O + 2 H+ 6 CO2 + 2 Cr3+ + 7 H2O Weitere Beispiele: Ox: Red: HOOC-COOH MnO4- Und die Redoxreaktion: 5 HOOC-COOH + Oxidation: Reduktion: + - 5e 6 H+ 2 MnO4- + HOOC-COOH Cr2O72- - + 6e Cr2O72- Redoxreaktion: 3 HOOC-COOH + → → 2 H+ Die Photographie als Redoxreaktion In der Belichtungsphase reagiert Silberbromid in den Punkten, auf die Licht trifft, unter Energiezufuhr (Lich) zu Silber- und Bromionen. → n AgBr Agn+ + n Br+ Bei der Entwicklung wird mit Hilfe des Entwicklers, einem Reduktionsmittel, das Silber reduziert. Agn → Br+ Ag AgBr + red- + ox In der Fixage wird nun das restliche, unbelichtete Silberbromid entfernt: AgBr + 2 Na2S2O3 → [Ag(S2O3)4]3 + + Br4 Na Dies wird zweimal durchgeführt, da man nach der ersten Fixage an den Stellen, wo Licht war, nun Dunkelheit hat, man muß also den Film sozusagen noch einmal photographieren. Bau von Molekülen a) Elektronenpaar-Abstoßungsmodell Wasserstoffmolekül H–H E kJ/mol 74 pm 0 Abstand -436 Anzahl der Atombindungen im Molekül: Oktettregel: SO42 CH4 NH3 H2O b) Orbitalmodell Es entsteht bei der Wechselwirkung der 1s-Atomorbitale ein bindendes und ein antibindendes Molekülorbital. Das σ-Molekülorbital ist rotationssymmetrisch zur Kernverbindungsachse. HCl Chemische Bindung zwischen C – H: sp3 – s - σ - Bindung Ethen C Grundzustand Bindungen: hybridisierter Zustand Für 1 C-Atom C – H: sp² - s - σ - Bindung C – C: p – p - π - Bindung Ethin C Grundzustand Bindungen: hybridisierter Zustand C – H: sp – s - σ - Bindung C – C: sp – sp - σ - Bindung, 2 mal p – p - π- Bindung Ionensubstanzen Anionen: Kationen: elektrisch negativ geladen elektrisch positiv geladen Ionensubstanzen dissoziieren in wäßriger Lösung in el. positiv geladene Kationen und el. negativ geladene Anionen. Kation 3 K+ Kalium Anion PO43- phosphat Komplexes Kation [Cu(H2O)4]2+ Tetraaquakupfer(II) - Anion 2 Cl- chlorid Kation 3 K+ Kalium - Komplexes Anion [Fe(CN)6]3- hexacyanoferrat Komplexverbindungen 1. Aufbau Liganden „sitzen“ mit einem Haftatom am Zentralion Anzahl der Haftatome = Zähnigkeit Anzahl der einzähnigen Liganden, die gebunden werden können = Koordinationszahl Beispiele: 1. Natrium-di(thiosulfato)-argentat(I): Na3[Ar(S2O3)2] 2. Pentaaqua-hydroxo-aluminium(III)-Ion: [Al(H2O)5OH)]2+ 3. Kalium-tetraiodo-mercurat(II): K2[HgI4] 4. K3[Fe(CN)6]: Kalium-hexacyanoferrat(III) | K4[...]: Kalium-hexacyanoferrat(II) 5. [Zn(NH3)4]2+: Tetraamminzinkat(II)-Ion 6. Li[AlH4]: Lithium-tetrahydritoaluminat(III) Versuch: 1. CuSO4 × 5 H2O stark erhitzen: blau → weiß (da wasserfrei) 2. Abkühlen 3. Mit wenig H2O versetzen: CuSO4 + 5 H2O ↔ CuSO4 × 5 H2O ΔRH=-x kJ/mol Mit mehr H2O versetzen: CuSO4 ↔ Cu2+ + SO42Mit viel H2O versetzen: Cu2+ + 4 H2O ↔ [Cu(H2O)4]2+ Mit Ammoniak versetzen: [Cu(H2O)4]2+ + 4 NH3 ↔ [Cu(NH3)4] 2+ + 4 H2O (Zwischenschritt): [Cu(H2O)4]2+ +NH3 ↔ [Cu(H2O)3(NH3)] 2+ + H2O É schrittweise Î Komplexe mit mehrzähnigen Liganden nennt man Chelat. Der Effekt der stärkeren Stabilität dieser Komplexe heißt Chelateffekt. Bindungsverhältnisse in Komplexen a) elektrostatische Wechselwirkungen Anziehungskräfte zwischen elektrisch entgegengesetzt geladenen Zentralion (+) und den Liganden (-) oder Liganden sin Dipole und lagern sich mit ihrem neg. Ladungsschwerpunkt am Zentralion an. - regelmäßige Anordnung der Liganden wird durch deren gegenseitige Abstoßung erklärt Problem: Planarquadratische Struktur läßt sich mit diesem Modell nicht erklären. b) Atombindungsmodell (Koordinative Bindung) Elektronenzahl: Co Elektronen aus den Lig. (6×2) Σ c) inner-orbital: outer-orbital: high spin: low spin: diamagnetisch: paramagnetisch: [Co(NH3)6]2+ 25 12 37 Valenzbindungstheorie wenig parallele Elektronenspinorientierung viel/hohe parallele Elektronenspinorientierung entspricht outer-orbital entspricht inner-orbital geringfügig magnetisch scheinbar magnetisch d) Ligandenfeldtheorie (Weiterentwicklung der elektrostatischen Erhöhungstheorie) Exp.: 1. Fe2+-Lsg. mit K3[Fe(CN)6] versetzen → blau 2. Fe3+-Lsg. mit K4[Fe(CN)6] versetzen → blau Fe4[Fe(CN)6]3 es entsteht Berliner Blau [Co(NH3)6]3+ 24 12 36 Chemievorlesungen Organik Organische Chemie Als umfangreichstes Teilgebiet der Chemie umfaßt die O. C. alle Verb. des Kohlenstoffs mit Ausnahme der Wasserstoff-freien Chalkogenide u. deren Deriv., der salzartigen u. metall. Carbide sowie der Metallcarbonyle. Zur Anorganischen Chemie rechnet man neben diesen außerdem alle Kohlenstoff-freien Verb. u. die chem. Elemente einschließlich Kohlenstoff. Die Zahl der bekannten organischen Verbindungen, d.h. aller natürlichen u. synthet. Kohlenstoff-Verb., die nicht in den Bereich der Anorg. Chemie fallen, hat bereits die Grenze von 7 Millionen weit überschritten, während die der anorg. Verb. nur etwa 2% davon beträgt. Etwa 90% der org. Verb. bestehen aus C, H u. O in wechselnden Mengenverhältnissen; Verb., die nur aus C u. H bestehen, heißen Kohlenwasserstoffe Zahlreiche org. Verb. enthalten auch noch N, während S, P u. die Halogene wesentlich seltener anzutreffen sind, doch kann grundsätzlich jedes Element in org. Verb. eingebaut werden – beispielsweise weist das Gebiet der Metall-organischen Verbindungen eine hohe Zuwachsrate auf. Die Vielfalt u. Vielzahl der org. Verb. – die Zahl erhöht sich jährlich z.Z. um > 300 000 – ist auf die bes. Fähigkeit der Kohlenstoff-Atome, untereinander Ketten u./od. Ringe zu bilden, zurückzuführen; die übrigen Elemente sind hierzu u. auch zur Isomerie nicht od. nur in bescheidenem Umfang befähigt. Die Mannigfaltigkeit der org. Verb. wird auch durch die Tetraeder-Struktur des C-Atoms bedingt, die es zum idealen Baustein für komplizierte räumliche Gebilde macht. Bei der system. Einteilung der C,H-Grundkörper der org. Verb. unterscheidet man zwischen kettenförmiger ringförmiger Anordnung Eine weitere Unterteilung ergibt sich dadurch, daß auch Heteroelemente in reinen C,H-Strukturen eingebaut werden können. Makromol. Kohlenstoff-Verb.: Eiweißstoffe Nucleinsäuren Polysaccharide Biopolymere sowie synthet. Polymere sind natürlich auch org. Verb. u. lassen sich jeweils in dieser Systematik unterbringen. Wegen der durch ihren makromol. Charakter bedingten Sonderstellung werden sie heute meist in Lehrbüchern u. Monographien als makromolekulare Stoffe behandelt. Im Jahre 1865 kannte man etwa 3000– 4000 org. Verb., 1880 waren es rund 15000, 1910 150 000, 1935 ca. 350 000, 1965 ca. 1 300000, u. heute schätzt man – wie erwähnt – die Anzahl auf ì 7 000 000 – der Zuwachs spiegelt sich logischerweise auch im exponentiellen Anwachsen der zu bewältigenden chemischen Literatur – Chemical Abstracts registrierten 1977 die vier-, 1981 die fünf-, 1983 die sechs-, u. 1990 die siebenmillionste chem. Verbindung! Geschichtl.: Die Bez. „Organische Chemie“ soll schon auf den Dichter u. Philosophen Novalis (um 1800) zurückgehen; nach anderen Quellen wurde sie 1806 von Berzelius geprägt. Verständlicherweise wurde die Bez. damals auf solche chem. Verb. beschränkt, die allein durch den lebenden Organismus aufgebaut werden konnten. Nachdem es jedoch schon seit 1816 (Döbereiner, später Wöhler 1828: Harnstoff-Synth. aus Ammoniumcyanat) gelungen war, körpereigene Substanz aus anorg. Material zu gewinnen, setzte sich allmählich die Erkenntnis durch, daß auch die O. C. einer breiten präparativen Bearbeitung zugänglich ist, zumal bald eine Reihe weiterer, aus org. Materie isolierter Verb. synthet. hergestellt werden konnten. Bereits 1838 schrieben Liebig u. Wöhler: „Die Philosophie der Chemie wird aus dieser Arbeit den Schluß ziehen, daß die Erzeugung aller org. Materien, in so weit sie nicht mehr dem Organismus angehören, in unsern Laboratorien nicht allein wahrscheinlich, sondern als gewiß betrachtet werden muß.“ Dennoch setzte sich die Erkenntnis, daß der Kohlenstoff-Gehalt das wesentliche Charakteristikum einer org. Verb. ist, erst in der Mitte des 19. Jh. allg. durch. Die Abtrennung der „Chemie der Kohlenstoff-Verb.“ als O. C., unter Einschluß auch solcher Verb., die nicht in org. Material auftreten, also nur synthet. gewonnen werden können, von der Anorg. Chemie geht vor allem auf L. Gmelin, Kolbe u. Kekulé zurück. Letzterer etablierte dann mit seiner Erkenntnis von der 4-Wertigkeit des Kohlenstoffs u. von der Struktur des Benzols die O. C. endgültig als autonomes Forschungsgebiet. Tatsächlich weisen die org. Verb. des Kohlenstoffs in der Zusammensetzung u. im chem. Verhalten so charakterist. Unterschiede gegenüber den meisten anorg. Verb. auf, daß man die auf anorg. Gebiet gewonnenen Erkenntnisse nicht ohne weiteres auf org. Verb. übertragen darf u. umgekehrt. So haben sich im Laufe der letzten 100 Jahre Denkweise u. Nomenklatur der Anorg. Chemie u. der Org. Chemie voneinander fortentwickelt. In letzter Zeit scheint sich jedoch eine Rückbesinnung auf die gemeinsamen Ausgangspunkte bemerkbar zu machen, was besonders an dem rasch wachsenden Gebiet der Metall-organischen Chemie, mit ihren fließenden Übergängen zwischen anorg.- u. org. Systematik u. Methodik, deutlich wird. Die immer stärker vordringende dynam. Betrachtungsweise von org.-chem. Reaktionen lehrt mittels moderner allg. Theorien wie z.B. der Elektronentheorie der chem. Valenz, der MO-Theorie, quantentheoret. Betrachtungen usw. nicht nur den Mechanismus chem. Umsetzungen zu verstehen, neue Reaktionen vorherzusagen od. die jeweils besten Versuchsbedingungen zu wählen, sie führt vielmehr auch den Lernenden vom „Symptomwissen“ (Kenntnis von Einzelreaktionen) zum „Kausalwissen“, indem sie die Vielfalt von Einzelreaktionen nach den ihnen innewohnenden Gesetzmäßigkeiten – den sog. Reaktionsmechanismen – ordnet, überschaubar u. für die prakt. Arbeit verfügbar macht. In neuerer Zeit sind auf diesem Gebiet weitere Anstrengungen unternommen worden, zumal durch Eindringen des Computers in die chem. Laboratorien, verallgemeinerungsfähige retrosynthet. Betrachtungsweisen für eine strategische Synth.-Planung zur Verfügung stehen, die durch mathemat. Algorithmen angegangen werden können . Molekülorbitale (Abk.: MO) Mol. Einelektronenwellenfunktionen, d.h. von den Ortskoordinaten eines Elektrons abhängige Funktionen. M. werden heutzutage häufig über das Hartree-Fock-Self-Consistent-Field berechnet, wobei ab initio- od. semiempirische Verfahren eingesetzt werden. Die M. werden meistens durch Linearkombination von Atomorbitalen (AO) dargestellt. Wie bei chemische Bindung beschrieben, können anstelle der delokalisierten kanon. M. in gleichwertiger Weise auch lokalisierte M. zur Beschreibung der Elektronenstruktur eines Mol. herangezogen werden (sofern die Lokalisierung gelingt Valenz (von lat.: valens=stark, wirksam, wert sein) 1. Insbes. in der Anorg. Chemie Synonym für Wertigkeit. In diesem Sinne wird V. auch verstanden in zusammengesetzten Begriffen, die in einem Zusammenhang mit chemischer Bindung u. Bindigkeit stehen; Beisp.: Kovalente Bindung, Restvalenzen, Hypervalente Moleküle, Mischvalenz (s. Wertigkeit), Partialvalenzen, vgl.a. Wertigkeit u. die hier folgenden Stichwörter u. Verweisungen. 2. In der Theoret. Chemie ist die Valence-Bond-Methode (VB-Methode) eine Alternative zur MO-Theorie, die v.a. auf qualitat. Ebene zur Diskussion von Bindungsverhältnissen Anw. findet. 3. In der Immunologie versteht man unter V. die Zahl der Haftstellen (Determinanten, Haptene) eines Antigens (bzw. Antikörpers) für Antikörper (bzw. Antigene). Valenzelektronen Elektronen, die sich bevorzugt in der äußeren Elektronenschale (Valenzschale) eines Atoms od. Mol. aufhalten. Die Elektronen, die sich überwiegend in der Nähe der Atomkerne aufhalten, nennt man Rumpfelektronen. Valence-Bond-Methode (VB-Methode, Valenzstrukturmethode, HLSP-Methode) Näherungsverf. der Quantenchemie, welches in engem Zusammenhang mit der klass. (vorquantenmechan.) Valenztheorie von Lewis steht. Die V.-B.-M. wurde kurz nach der Entwicklung der Quantenmechanik begründet; Ausgangspunkt ist die 1927 erschienene Veröffentlichung von Heitler u. London über die chemische Bindung im H2-Mol.. Die Erweiterung auf Mol. mit mehr als 2 Elektronen wurde v.a. von Pauling, Slater u. Eyring vorgenommen. Die V.-B.-M. geht von der Vorstellung aus, daß die Atome in einem Mol. weitgehend erhalten bleiben. Die Wellenfunktion eines Mol. mit 2 od. mehr Elektronen wird daher in der V.-B.-M. im Gegensatz zur MO-Theorie direkt aus Atomorbitalen (AO), d.h. atomaren Einelektronenwellenfunktionen aufgebaut. Rumpfelektronen werden mit antiparallelen Spins in den Aos untergebracht Valenzelektronen sind zu einem Singulett gekoppelt Während die MO-Theorie eine zwanglose Erklärung dafür liefert, daß das Sauerstoff-Mol. im elektron. Grundzustand ein Triplett ist, hat die V.-B.-M. in diesem Fall mehr Schwierigkeiten. Es gibt viele Mol., die sich nicht durch eine einzige Lewis-Formel adäquat beschreiben lassen. In solchen Fällen ist auch der einfachste VB-Ansatz komplizierter, d.h. es sind mehrere „Grenzstrukturen“ zu berücksichtigen u. die Gesamtwellenfunktion ist eine Linearkombination hiervon, die nach Pauling auch als Resonanzhybrid bezeichnet wird. Wie in den bisherigen Beisp. werden die Spins von jeweils zwei Elektronen zu einem Singulett gekoppelt, so daß Elektronenpaarbindungen resultieren. Auf qual. Ebene gehört die V.-B.-M. zum Handwerkszeug eines jeden Chemikers, das zur Diskussion von Bindungsverhältnissen u. Reaktivität eingesetzt wird. Die qualit. Aspekte der V.-B.-M. sind v.a. in Paulings Buch ausführlich dargestellt. Den Versuch einer Synth. von VB- u. MO-Theorie stellt die Molecular Orbital Valence Bond (MOVB)-Theorie von Epiotis dar. Räumliche Ausrichtung 2 sp² 3 sp² 4 sp³ - linear - planar, trigonal 120° - tetraedrisch 109° Tetraeder griech.: tetra = vier u. hedra = Fläche abgeleitete Bez. für Vierflächner, eine Pyramide mit dreieckiger Grundfläche. Das von vier gleichseitigen Dreiecken begrenzte regelmäßige T. zählt zu den 5 platonischen Körpern. Das T.-Modell des vierbindigen Kohlenstoffs wurde 1874 unabhängig voneinander von van't Hoff u. Le Bel aufgestellt u. ist eine der Grundlagen der Stereochemie org. Verb.. Eine theoret. Begründung des T.-Modells liefert die Quantenchemie, insbes. die Valence-Bond-Methode. Tetraedr. Strukturen findet man nicht nur bei Verb. der 4. Hauptgruppe, sondern auch bei zahlreichen Koordinationsverb. mit der Koordinationszahl 4. Aufbauprinzip Regeln zur Ermittlung der Elektronenkonfiguration eines Mehrelektronenatoms mit der niedrigsten Gesamtenergie. Die Atomorbitale werden hierbei nach zunehmender Orbitalenergie unter Berücksichtigung des Pauli-Prinzips u. bei entarteten od. fastentarteten Orbitalen auch der Hundschen Regeln besetzt. Für die Orbitalenergien der energetisch tiefsten Atomorbitale gilt die Reihenfolge: 1s<2s<2p<3s<3p. Das A. läßt sich auch auf Moleküle anwenden; anstelle der Atomorbitale sind dann Molekülorbitale zu verwenden. Konfiguration Begriff aus der Stereochemie. Unter K. versteht man die räumliche Anordnung eines Mol. ohne Berücksichtigung der verschiedenen Atomanordnungen, die sich voneinander nur durch Rotationen um Einfachbindungen unterscheiden. Mol. mit gleicher Konstitution aber unterschiedlicher K. nennt man Konfigurationsisomere. Zur gegenseitigen Umwandlung von Konfigurationsisomeren müssen Atombindungen getrennt u. neu gebildet od. wenigstens stark geschwächt werden, weswegen die zwischen ihnen existierende Energiebarriere ziemlich groß ist. Konfigurationsisomere sind daher als stoffliche Individuen isolierbar u. charakterisierbar; die Reaktionsgeschw. für ihre Umwandlung ineinander ist bei Raumtemp. äußerst klein. Dies steht im Gegensatz zu den Konformationsisomeren, deren gegenseitige Umwandlung nur wenig Energie erfordert u. entsprechend rasch abläuft. In vielen Fällen unterscheiden sich Konfigurationsisomere dadurch, daß sie sich wie Bild u. Spiegelbild verhalten, die nicht zur Deckung gebracht werden können; man bezeichnet sie dann als Enantiomere. Voraussetzung für das Auftreten von Enantiomeren ist das Vorliegen von Chiralität. Alle anderen Konfigurationsisomeren sind Diastereomere. Zur Beschreibung der K. von Spiegelbild-Isomeren verwendete man früher dreidimensionale Darst., heute jedoch bevorzugt man die Projektionsformeln nach Emil Fischer od. Darst. wie die bei Enantiomerie od. Diastereo(iso)merie gewählten, bei Kohlenhydraten die sog. Haworth-Projektionen. Die absolute Konfiguration einer Verb., d.h. die tatsächliche Anordnung der an asymmetr. Atome gebundenen Gruppen, wurde erstmals von J. M. Bijvoet et al. durch röntenograph. Unters. des Natriumrubidiumtartrats u. des Isoleucinhydrobromids ermittelt. Dabei ergab sich, daß die von E. Fischer vermutete Anordnung der ans asymmetr. C-Atom gebundenen Gruppen den tatsächlichen Verhältnissen entspricht. Zur Herst. von opt. akt. Verb. erwünschter K. bedient man sich der bei asymmetrische Synthese, Chiralität u. Racemattrennung erwähnten Methoden, u. die Enantioselektivität der Reaktion kennzeichnet man als optische Ausbeuten, vgl. Enantiomerie. Für die physikal. Eig. von Kunststoffen ist die K. der Monomeren u. die daraus resultierende Taktizität wesentlich. In anderem Zusammenhang benutzt die Theoretische Chemie den Begriff K., nämlich zur Beschreibung des Besetzungszustands von Elektronenniveaus bei Mol. u. Atomen (Elektronenkonfiguration). Häufig wird auch – etwas salopp – von einer Konfigurations-Zustandsfunktion als einer K. geredet. Standartkonfiguration aller Elemente 1s² 2s² 2s6 3s² 3s6 4s² 3d10 4s6 5s² 4d10 5p6 4f14... Konstitution Bez. für die unverwechselbare u. für jede chem. Verb. charakterist. Anordnung der Atome, Atomgruppen u. Valenzelektronen (Bindungen) im Mol. ohne Berücksichtigung von räumlichen Richtungen. In der Praxis werden die Termini Struktur u. K. meist unterschiedslos nebeneinander gebraucht, obwohl erstere eigentlich räumliche Vorstellungen impliziert. Entsprechend wird nur selten zwischen Struktur- u. K.-Formel unterschieden, obwohl strenggenommen Strukturformeln den räumlichen Aufbau von Mol., ggf. sogar Konfiguration u. Konformation erkennen lassen sollten, während K.-Formeln nur das Atom-Gerüst kennzeichnen, wenn sie auch informativer als Bruttoformeln sind. Verb. mit der gleichen Bruttoformel, aber unterschiedlicher K. bezeichnet man als Konstitutionsisomere (od. Stellungsisomere). Man nennt die von Kekulé eingeführten K.-Formeln, die z.B. durch Doppel- od. Dreifachbindung behelfsmäßige Annahmen über die AtomVerkettung machen, auch aufgelöste Formeln. Unter diesem Gesichtspunkt sind auch die Elektronenformeln als K.-Formeln zu betrachten. Die Ableitung der K. eines Stoffs aus seinen Analysendaten nennt man Konstitutionsermittlung. Die K. einer chem. Verb. ist verantwortlich nicht nur für ihre chem. u. physik., sondern auch für ihre physiolog. Eig. Man bemüht sich daher, quant. Beziehungen zwischen K. u. physiolog. Wirkung aufzustellen u. gezielt Substanzen zu synthetisieren, die eine bestimmte sensor. od. pharmakolog. Wirkung zeigen. Andererseits ist es gerade die räumliche Struktur einer Verb., die eine bestimmte physiolog. Wirkung hervorruft. Man denke z.B. an die unterschiedlichen Eig. von zwei Enantiomeren einer konstitutionell einheitlichen Verb. Konformation (Konstellation). Ein von Haworth 1929 erstmals benutzter Begriff aus der Stereochemie. Hierunter versteht man die genaue räumliche Anordnung von Atomen od. Atomgruppen eines Mol. definierter Konstitution u. Konfiguration.Verschiedene K. werden durch Rotation um Einfachbindungen erzeugt u. lassen sich nicht zur Deckung bringen; theoretisch existieren bei einem Mol. gegebener Konfiguration unendlich viele K. Entsprechen diese einem Energieminimum, so redet man von Konformationsisomeren od. Konformeren, insbes. bei offenkettigen Verb. auch von Rotationsisomeren od. Rotameren. Die Energiebarrieren zwischen Konformeren sind meistens so klein, daß eine Isolierung verschiedener Konformere nicht möglich ist. Isolierbar werden Konformere, wenn die Energiebarriere bei Raumtemp. bei etwa 70 kJ mol–1 liegt. Im Fall von 2 Substituenten wird bei den gestaffelten K. zwischen der antiperiplanaren Form (trans-Form) u., zwei synclinalen (synschiefen, windschiefen; E skew od. gauche) Formen unterschieden, wovon letztere im gegenseitigen Verhältnis von Bild u. Spiegelbild stehen. Desgleichen gibt es 3 eklipt. Formen (anticlinal u. synperiplanar), die energiereicher u. daher unwahrscheinlicher sind. K.-Betrachtungen werden bes. bei Ketten angestellt, d.h. bei linearen Makromolekülen. Die IUPAC-Regeln zur Stereochemie von Polymeren legen nicht nur die Benennungen von Konfigurationen fest, sondern auch die von K. u. der Taktizität von Makromolekülen. Noch früher als bei acyl. Verb. sind K.-Überlegungen bei gesätt. cyclischen Verbindungen zur Deutung zahlreicher Phänomene herangezogen worden, insbes. solcher, die die Baeyer-Spannungs-Theorie vom ebenen Bau der Ringe unerklärt ließ. Dagegen forderte schon die Sachse-Mohr-Theorie den nichtebenen Bau des Cyclohexans u.a. Ringe. Die Vorstellungen Sachses (1890) konkretisierten sich im Sessel-Wanne-Modell des Cyclohexans. Die Konformationsanalyse untersucht die bevorzugten K. eines Mol. Zur Konformationsanalyse werden physik. u. theoret. Meth. herangezogen. Von bes. Bedeutung ist die K.-Analyse bei den Biopolymeren, da sich daraus Eig. wie die Sekundär-, Tertiär- u. Quartärstruktur von Proteinen, Helix-Coil-Umwandlungen, die Rechtshändigkeit der DNA-Helix u.a. ableiten. Die K.-Unters. biolog. wichtiger kleiner Mol. haben zu Erklärungen für die erstaunliche Spezifität vieler enzymat. Reaktionen, pharmakolog. od. olfaktor. (geruchlicher) Eig. geführt u. Theorien für die Wirkungsweise von Zellmembranen gestützt. Struktur lat.: structura = Bau, Bauart abgeleitete Bez. wird in der Chemie in vielerlei – hier im allg. in Einzelstichwörtern behandelten – Zusammenhängen gebraucht, häufig zwar auf die Anordnung der Atome u. Atomgruppen in einem Mol. – im Rahmen der Strukturchemie im Sinne von Konstitution – beschränkt, nicht selten auch pauschal als Oberbegriff zu Konfiguration u. Konformation. Praktischerweise unterscheidet man 3 Typen von S.: 1. Mit Modellvorstellungen verbundene S.: Elektronen-S. der Atome, Bindungs-S. der chemischen Bindung (mit Elektronendichteverteilungen aufgrund theoret. Vorstellungen z.B. der MO-Theorie od. ermittelt durch Kristall- bzw. Röntgenstrukturanalyse) etc. 2. Geometr. S.: S. der Moleküle als Konstitution (durch Strukturformeln symbolisiert), Konfiguration u. Konformation (durch räumliche Darst. versinnbildlicht), Kristall-S. (die ggf. Hinweise auf die Mol.-S. gibt), S. von Gläsern, amorphe Strukturen, S. von Makromol. (Primär- bis Quartär-S.) etc. 3. Zeitabhängige S.: S. von Flüssigkeiten u. Lsg., S. von Mol. mit Fluktuierenden Bindungen, von Nichtstarren Mol., von oszillierenden Systemen (dissipative Strukturen), von ionotropen Gelen, Liesegangschen Ringen u.ä. Phänomenen, wie sie evtl. in der Evolution eine Rolle gespielt haben (Synergetik). In das Schema lassen sich auch Begriffe wie Grenzstrukturen, Strukturisomerie einbauen. Die S.-Aufklärung wird häufig als eigenständiges Arbeitsgebiet (Strukturchemie) angesehen. In Anbetracht der Vielzahl möglicher S. für eine Verb. ist nicht nur die Konstitutionsermittlung einschließlich der Aufklärung der Stereochemie eine wichtige Aufgabe, sondern auch die Erfassung der S. durch die Mittel der Datenverarbeitung. Hiermit in Zusammenhang steht die Speicherung von org. S. u. Partialstrukturen für die Zwecke der Dokumentation, wofür eine Reihe von Notationen u. ein selbsttätig arbeitendes, sog. topolog. Codierungsverf. entwickelt worden sind. Überdies sollte die chem. Nomenklatur in der Lage sein, geometr. S. von Mol. eindeutig zu beschreiben, u. zwar selbst von komplizierten Mol. wie Käfig- od. Kronenverb., Kryptaten, Koordinationsverb. od. synthet. u. natürlichen Makromolekülen Zur Benennung bedient sich die Nomenklatur u.a. sog. Strukturpräfixe wie cis, trans, synperiplanar, icosahedro, mer, fac, nido, a, b, E, Z, R, S usw. Einprägsamer als der Name einer chem. Verb. ist oft das mit Hilfe der chemischen Zeichensprache erstellte Formelbild. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, die Beziehungen zwischen der S. von Stoffen u. ihren physik. Eig. (Schmelzu. Siedepunkt, Lsg.-Eig., Farbe etc.) nicht nur durch empir. Regeln (Parachor, Refraktion, MolrotationsDifferenzen etc.) zu erfassen, sondern mit den Meth. der Quantenchemie abzuleiten. Hier sind erste Teilerfolge zu verzeichnen, zu denen Gruppen- u. Ligandenfeldtheorie, MO-Theorie u. Valence Bond-Methode, Kraftfeld-, Symmetrie- u. Topologie-Betrachtungen Interpretationshilfe geleistet haben. Strukturformel Bez. für die symbol. Darst. der Struktur eines Mol. unter Verw. von Elementsymbolen, Strichen, Punkten, Sonderzeichen etc.. Gelegentlich, aber nicht konsequent, unterscheidet man zwischen Konstitutionsformel Æ gibt die Konstitution des Mol. unter Verzicht auf die Darst. seiner Stereochemie wieder Strukturformel Æ soll die auch die räumliche Geometrie deutlich machen Für bes. Konfigurations- u. Konformations-Betrachtungen können sog. Projektionsformeln von Vorteil sein. In der org. Chemie sind Skelettformeln als Konstitutionsformeln gang u. gäbe; hier bedeutet jeder Knick od. Eckpunkt eine CHn-Gruppierung. Die Bez. Struktur u. Strukturformel wurden von Butlerow, die Bez. Konstitutionsformel dagegen von Kekulé geprägt. Zur graph. Darst. von S. bedient man sich zweckmäßigerweise der Formelschablonen, od. man verwendet Letraset-Symbole. Isoelektronisch Bez. für den Zustand, daß die gleiche Zahl u. Anordnung der Elektronen bei verschiedenen Atomen, Ionen u. dgl. vorliegt; Beisp.: O2–/F–/Ne/Na+/Mg2+/Al3+ od. HF/OH–. Hydrid-Verschiebungssatz Die von Grimm aufgestellte, auch als Grimmscher H. bezeichnete Regel besagt: Durch Aufnahme von n Wasserstoff-Atomen nehmen Atome (bzw. die so gebildeten Pseudoatome) formal die Eig. der im Periodensyst. n Stellen rechts neben ihnen stehenden Atome an, was durch die gleiche Ladungszahl verursacht wird. Beispielsweise lassen sich folgende Analogien aufstellen: Innerhalb der senkrechten Kolonnen sind die Gruppen bzw. Pseudoatome isoelektronisch, nicht dagegen isoster. Die „Pseudoelemente“ F bis CH3 treten (z.T. neg.) einwertig, Na bis CH5 bevorzugt in Form pos. Ionen auf. Der H. macht plausibel, daß sich Fluorid- u. Hydroxid-Ionen in Silicaten gegenseitig vertreten können. Isoelektronisch verhalten sich auch die „Dimeren“ Sauerstoff (O=O), Diimin (HN=NH) u. Ethylen (H2C=CH2) sowie Stickstoff (NºN) u. Acetylen (HCºCH). Auf dem Grimmschen H. aufbauend hat Haas ein „periodisches System funktioneller Gruppen“ entworfen. Isosterie Von Langmuir (1919) geprägte Bez. für den bes. isoelektronischen Zustand, daß Mol. od. Ionen bei gleicher Anzahl an Atomen die gleiche Gesamtzahl an Elektronen, die gleiche Elektronenkonfiguration u. die gleiche Gesamtladung besitzen. Isostere Verb.-Paare lassen sich aufgrund einer einfachen Regel auffinden, wenn man von zwei Atomen einer beliebigen Verb. das eine durch ein Atom mit einer um x höheren, das andere durch ein Atom mit einer um x kleineren Ordnungszahl ersetzt. Die physik. Eig. von isosteren Verb. sind einander sehr ähnlich; man kann deshalb aufgrund von bekannten Eig. einer Verb. auf diejenigen ihrer isosteren Partner schließen, was die Suche nach Verb. mit gewünschten Eig. sehr erleichtert. Deshalb hat man I.-Überlegungen auch in die pharmazeutische Chemie einbezogen u. benutzt sie bei der Suche nach neuen Pharmaka mit agonist. u. antagonist. Wirkung (sog. Bioisosterie). In verwandtem Sinne spricht man von I. bei solchen Effektoren, die eine kompetitive Hemmung von Enzymen aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit dem Enzymsubstrat hervorrufen, s. dagegen Allosterie. Isomerie 1. 2. In der Chemie Bez. für die Erscheinung, daß die Mol. von Verb. aus den gleichen Anzahlen der gleichen Atome bestehen, sich jedoch hinsichtlich ihrer Anordnung unterscheiden können, wodurch unterschiedliche Eig. der Verb. bedingt werden. Isomer sind somit chem. Verb. mit gleichen Brutto-, jedoch verschiedenen Strukturformeln. Die zueinander im Verhältnis der I. stehenden Verb. werden Isomere oder Isomeren genannt. Die Konformations-I. – ebenfalls eine Form der Stereo-I. – ist demgegenüber nur selten mit dem Auftreten optischer Aktivität verbunden. Sie kommt zustande durch Rotation von Gruppen um Einfachbindungen. Bei gehinderter Rotation kann es zur Ausbldg. von Atropisomerie kommen. Bei Komplexen kennt man weitere I.-Möglichkeiten, bei Hydraten die sog. Hydratisomerie, bei Verb.-Klassen wie Catenanen, Knoten u. dgl. od. Einschlußverb. die sog. topologische I., bei Verb. mit fluktuierenden Bindungen (Topomeren) I. durch Topomerisierung. Die Zahl der möglichen Isomeren zu einer gegebenen Bruttoformel wächst mit der Zahl der Atome rasch an. Auf die Bedeutung der I. in Chemie u. Physiologie braucht wohl nicht hingewiesen zu werden – man denke an die Unterschiede hinsichtlich Geruch, pharmakolog. od. tox. Wirkung, die bei Isomeren zu beobachten sind. Geschichtl.: Die frühesten Überlegungen zur I. sollen von Jungius stammen, die ersten systemat. Beobachtungen machte Meinecke , bevor Liebig 1823 bei der Elementaranalyse feststellte, daß Stoffe trotz ihrer chem. Verschiedenheiten die gleiche Bruttoformel besitzen. Wenige Jahre später synthetisierte F. Wöhler (1828) den isomeren Harnstoff u. damit eine org. Verb. durch Isomerisierung aus einer anorg. Verbindung. Der Begriff I. wurde 1830 von Berzelius in die Chemie eingeführt; er verstand darunter Stoffe, die „die gleichen Elementaratome, aber in ungleicher Weise zusammengelegt“ enthalten. In der Kernphysik u. Kernchemie tritt Kernisomerie auf. Nomenklatur (von lat.: nomenclatio = Benennung mit Namen) Unter N. im allg. Sinne kann man eine Art „Sprachregelung“ verstehen, derer sich manche Wissenschaftszweige zur sprachlichen Beschreibung u. Gliederung ihrer spezif. Gegenstände bedienen – beispielsweise spricht man von der N. der Enzyme, der Viren u. Bakterien, der Biologie, Botanik, Zoologie, Genetik, Medizin, Physik, Geologie etc., u. auch die Pharmakopöen der Apotheker u. Listen von Freinamen u. Common Names kann man als N. betrachten, ja sogar die sog. Brüsseler Nomenklatur. Die chem. Wissenschaft kann sich glücklich schätzen, daß sich ihre charakterist. Gegenstände u. Sachverhalte oft durch recht einfache Definitionen erschließen u. in Klassifikationen ordnen lassen, auch wenn die definitor. Abgrenzung nichtmaterieller Begriffe (z.B. Cycloaddition, Umlagerung, Reaktionsordnung u. -kinetik etc.) noch in den Anfängen steckt. Ob man überhaupt dgl. Definitionen als Teil der chem. N. ansieht od. sie einer Terminologie der Chemie zurechnet u. in einen Thesaurus einordnet, ist hier nicht zu diskutieren. Darum sei hier unter N. im Bereich der Chemie die von den Fachgremien, v.a. den N.-Kommissionen der IUPAC, festgelegten od. zumindest vorgeschlagenen Richtsätze zur Benennung der chem. Elemente u. Verb. verstanden. Auch die Festlegung von Abk. für systemat. Namen ist zweifellos Bestandteil der N., nicht dagegen Notationen u. Codierungen von chem. Strukturen, die man zur Symbolik, mit Einschränkungen auch zur chemischen Zeichensprache, rechnen kann. Noch weniger mit N. hat das Registry Number-System von Chemical Abstracts zu tun. Org. Chemie: In den ältesten Zeiten benannte man die chem. Substanzen regellos u. willkürlich nach ihrem Vork. in der Natur, nach ihrer Herkunft aus anderen Stoffen od. nach gewissen äußerlichen Merkmalen; so hieß z.B. jeder salzig schmeckende Stoff Salz, jeder flüchtige Stoff Spiritus usw. Erst gegen Ende des 18. Jh. versuchte Lavoisier, eine planmäßige, systemat. Benennung der Stoffe einzuführen, in welcher die chem. Zusammensetzung zum Ausdruck kam. Diese Art der Stoffbez. wurde von Berzelius, Gerhardt, Laurent, Kekulé, A. W. von Hofmann u.a. weitergeführt. Mit der zahlenmäßigen Zunahme an analysierten u. synthetisierten Verb. u. der Intensivierung des internat. Gedankenaustausches entwickelte sich auch das Bedürfnis nach einer Vereinheitlichung der chem. Namen. Daher beauftragte der Internat. Chemikerkongreß in Paris 1889 eine Kommission mit der Ausarbeitung von Vorschlägen für die chem. Namengebung. Diese Vorschläge wurden in den Sitzungen des Genfer Kongresses 1892, an dem sich 34 Chemiker aus 8 europäischen Ländern beteiligten, beraten u. als Empfehlungen verabschiedet (Genfer Nomenklatur). Für die Benennung der org. Verb. wurde ein umfangreiches, auch der heutigen N. der org. Chemie zumeist zugrunde liegendes Regelwerk rationeller Namen – heute spricht man von systemat. Namen – aufgestellt: Die aliphat. u. cycloaliphat. Verb. werden durch das Vorsetzen od. Anhängen von in diesem Lexikon separat abgehandelten Vor- u. Nachsilben (Präfixen u. Suffixen) an die Stammnamen (E parent names) benannt. Diese gehen häufig zurück auf griech. Zahlwörter, die die Anzahl der Kohlenstoff-Atome in einer Kette beschreiben od. auf Trivialnamen. An die Stammnamen hängt man die Endungen (keine Suffixe im engeren Sinne): -an (gesätt. aliphat. Kohlenwasserstoffe), -en (ungesätt. aliphat. Kohlenwasserstoffe mit Doppelbindung), -in (ungesätt. aliphat. Kohlenwasserstoffe mit Dreifachbindung), -yl (einwertige Radikale); - die Vorsilbe iso- sollte zur Benennung verzweigter Ketten dienen - Alkohole sollten das Suffix -ol (Ethanol) - Aldehyde -al (Hexanal) - Ketone -on (2-Butanon) - für Kohlenhydrate bzw. Enzyme sollten die Endungen -ose bzw. -ase charakterist. sein Bes. Beachtung verlangte die N. im Fall der Isomerie. Zur Kennzeichnung von Substitutionsstellen wird die (unverzweigte) Kette von einem Ende zum anderen durchnumeriert; diese Nummern (Stellungsziffern) nennt man Lokanten (E locants). Bei Verw. von griech. Buchstaben statt Ziffern beginnt das Alphabet mit „a“ an demjenigen C-Atom, das die charakterist. Gruppe trägt. Räumliche Anordnungen sollten durch die Vorsilben cis- od. syn-, trans- od. anti-, meso-, epi-, cyclo- usw. gekennzeichnet werden; heute sind die Benennungen mit (E)- u. (Z)- u. mit (R)- u. (S)- hinzu- od. an die Stelle getreten. Die Deriv. von Stammverb. komplizierten Molekülbaues sollten durch (systemat.) Abwandlung der Trivialnamen der Grundverb. benannt werden. Die Funktionsgruppe mit der höchsten Priorität erscheint als Suffix. Die früher vielfach verwendeten Namen mit 2 Suffixen (z.B. ...olon) sind nicht mehr zugelassen. Es ist nicht möglich, an dieser Stelle die seit 1978 gültigen N.-Regeln wiederzugeben: Das wegen seiner Einbandfarbe auch „Blaues Buch“ genannte N.-Werk der Org. Chemie „Nomenclature of Organic Chemistry“ umfaßt 560 Seiten. Es gliedert sich in 7 Sektionen: A. Kohlenwasserstoffe B. Heterocycl. Syst. C. Charakterist. Gruppen (mit C, H, O, N, Halogen, S, Se, Te) D. Elementorg. Gruppen (mit P, As, Sb, Bi, Si, B, Metalle) E. Stereochemie F. Naturstoffe G. Isotopenmodifizierte Verb. Neben diesen N.-Regeln existieren gültige Richtsätze z.B. für die Benennung von Aminosäuren, Steroiden, Vitaminen, Carotinoiden, Kohlenhydraten, Corrinoiden u.a. Naturstoffen, von Verb. in abweichenden Wertigkeits- bzw. Bindigkeitszuständen, für die Klinische Chemie, für die Photochemie usw. Ebenso wie die neu synthetisierten org.-chem. Verb. komplizierter werden, nimmt auch die N. an Komplexität zu, u. es entstehen ggf. unhandliche, wenn auch meist eindeutige Namen. Eine der wesentlichsten Aufgaben der N.Kommissionen der IUPAC ist es, das Regelwerk flexibel zu halten. Für die Zwecke der Chemie-Dokumentation u. Information, d.h. für die Verschlüsselung, Speicherung u. Wiederauffindung von Stoffbez. scheinen die von den N.-Kommissionen erarbeiteten Regeln zu schwerfällig u. zudem nicht immer eindeutig interpretierbar zu sein. Anorg. Chemie: Für das Gebiet der Anorg. Chemie wurden von der 1921 gegr. Anorg. Nomenklaturkommission der IUPAC neue Richtlinien ausgearbeitet. Die Neufassung wurde 1959 veröffentlicht. Das wegen seiner Einbandfarbe oft auch kurz als „Rotes Buch“ bezeichnete N.-Werk wurde gleichlautend publiziert. Das Regelwerk legt die Namen der Elemente, Verb., Ionen u. Radikale fest u. gibt Empfehlungen zur systemat. Benennung von Säuren u. Salzen, Iso- u. Heteropolyanionen, nichtstöchiometr. Verb., Leg., Bor-Verb. u. Komplexen einschließlich deren Stereochemie Selbstverständlich findet man auch Hinweise auf die Anw. der Suffixe ...id, ...it, ...at etc., die Benutzung des Ewens-Bassett- u. des Stock-Systems, die Zulässigkeit von Gruppennamen wie Chalkogenide, Erdalkalimetalle, Halogenide Halide, die Notwendigkeit der Ersetzung von Bi... durch Hydrogen..., Einschränkungen im Gebrauch von Ortho... usw. Reaktionsmechanismen Im Gegensatz zur Brutto-Reaktionsgleichung machen R. Aussagen über das Geschehen während der Reaktion. Dem im Dtsch. früher gelegentlich synonym verwendeten Begriff Chemismus hat die Bez. R. voraus, daß in ihr sowohl das Steuerbare als auch das selbsttätig Ablaufende eines Mechanismus (von griech.: mechanema = Kunstgriff, Maschine) anklingen. Im folgenden soll – unter Bezug auf das Stichwort Reaktionen – versucht werden, anhand von Beisp. v.a. aus der org. Chemie einige vielgebrauchte Begriffe zu definieren u. sie in Beziehung zueinander zu setzen. Während die Stöchiometrie einer Reaktion eine Aussage über die Mengenverhältnisse der an ihr beteiligten Stoffe macht u. die Ableitung von Gleichungen für die sog. Bruttoreaktion erlaubt, sollen R. beschreiben, wie es im einzelnen zur Bldg. bzw. Nicht-Bldg. des od. der Prod. kommt. Dabei muß man zunächst festzustellen versuchen, ob die betrachtete Reaktion eine einfache od. zusammengesetzte Reaktion (Stufenreaktion) ist. Beispielsweise kann die Isomerisierung einer Verb. A in einem Lsgm. (M) in einer einfachen Reaktion direkt zum Isomeren A' führen, sie kann aber auch als Stufen-Reaktion – z.B. unter Beteiligung des Lsgm. – vor sich gehen. Da die meisten chem. Reaktionen Gleichgew.-Reaktionen sind, sind selbstverständlich nicht nur die sog. Hinreaktionen, sondern auch die Rückreaktionen zu berücksichtigen. In der Mehrzahl der Fälle liegen Reaktionssequenzen mit Verzweigung vor. Die Aufklärung der zeitlichen Abfolge dieser verschiedenen Elementarreaktionen u. Zwischenreaktionen als Simultanreaktionen (Parallelreaktionen, Konkurrenzreaktionen) u. Sukzessivreaktionen (Folgereaktionen) ist eine äußerst diffizile Aufgabe für die Reaktionskinetik. Diese muß versuchen, über die Reaktionsgeschwindigkeiten (z.B. die Halbwertszeiten) die Reaktionsordnungen zu ermitteln u. über Konz.-Abhängigkeiten die Reaktionsmolekularitäten festzustellen, d.h. ob eine Elementar-Reaktion unimol. abläuft od. ob sie eine bimol. od. höhermol. Reaktion ist. Zur Klärung derartiger Fragen stehen heute Verf. der physik. Analyse zur Verfügung, mit denen sich auch sehr schnelle Reaktionen untersuchen lassen. Daneben stehen chem. Meth. zur Verfügung, mit denen z.B. reaktive Zwischenstufen wie Radikale, Carbenium- u. Carbonium-Ionen, Carbanionen, Carbene etc. durch zweckmäßig geplante Abfang-, d.h. Konkurrenzreaktionen nachgewiesen bzw. wahrscheinlich gemacht werden können . Durch Unters. ders. Reaktion sowohl in wäss. als auch nichtwäss. Lsgm. od. in der Gasphase, durch Unters. des Einflußes von Salzen (Salzeffekte), Schweratomen, Säuren od. Basen, Radikalfängern, Sensibilisatoren u. Katalysatoren od. mit anderem rein chem. Rüstzeug kann der Chemiker feststellen, ob eine Reaktion nach radikal., ion. od. elektroneutralen Gesichtspunkten abläuft, ob sie einen Protonierungsschritt enthält, katalyt. beeinflußbar ist od. welchem der beteiligten Mol. die photochem. zugeführte Aktivierungsenergie zugute kommt usw. Wichtige Hilfsmittel sind auch markierte Verbindungen. Erst bei Kenntnis der erwähnten kinet. Parameter (u. natürlich der chem. Konstitution der Ausgangs-, Zwischenu. Endprod.) kann man versuchen, den mol. Mechanismus einer Reaktion zu beschreiben. Oft wird unter dem „eigentlichen R.“ überhaupt nur dieser Teil der Reaktionsaufklärung verstanden, der unter Zuhilfenahme von Strukturformeln, Elektronendichteverteilungen u. Ladungsschwerpunkten an einzelnen Atomen, Bindungsabständen etc. u. Berücksichtigung des Energieinhalts der verschiedenen Zustände verständlich zu machen sucht, warum ein Mol. mit einem anderen Mol., Atom, Radikal, Ion, so u. nur so reagiert, wie dies beobachtet wird. Resultate derartiger Überlegungen an einer Vielzahl jeweils gleichartiger Reaktionen waren zunächst empir. Regeln für die Oxidation, Reduktion, Substitution, Eliminierung u. Fragmentierung, Addition, Hydrolyse, Veresterung, Salzbildung, Dissoziation, Cyclisation u.a. Ringreaktionen, Umlagerung, Valenzisomerisierung, Keto-Enol-Tautomerie, Polymerisation etc. In diesen nur phänomenolog. abgeleiteten Regeln waren bereits die Einflüsse von funktionellen Gruppen, von Substituenten, von Nachbargruppen, von Hyperkonjugation, ster. Hinderung etc. auf den Reaktionsverlauf berücksichtigt, u. auch die Stereochemie einer Reaktion war in Grenzen voraussagbar, beispielsweise, ob sie mit Inversion od. Retention der Konfiguration verbunden sein würde. Ähnlich beschreibend, wenn auch mit der Kenntnis der Bindungsverhältnisse formuliert, sind Begriffe wie Resonanz, Push-pull, Akzeptor/Don(at)or, Capto-dativ, Mesomerer u. Induktiver Effekt, Ortho-Effekt, Elektromerie, Käfig-Effekt, Pseudorotation od. Turnstile-Prozesse, Umpolung usw., bei R. der anorg. Chemie bes. das HSAB-Prinzip, Rückbindung, Cluster Mit dem Eindringen der Quantentheorie-Betrachtungen in die chem. Theorie, d.h. mit dem Aufkommen der Quantenchemie, fanden diese empir. abgeleiteten Gesetzmäßigkeiten teilweise ihre theoret. Untermauerung. Insbes. die semiempir. Molekülorbital-Theorie hat seit den 60er Jahren viel zum Verständnis der R. beigetragen. Gleichwertige Aussagen zu R. erhält man häufig bei Anw. des Frontorbital-Konzepts von Fukui, bei dem die Elektronen-Delokalisierung zwischen den HOMO u. LUMO genannten Molekülorbitalen untersucht wird. Heutzutage werden in vielen Labors quantenchem. Verf., sowohl ab initio als auch semiempirische Verfahren, eingesetzt, um die Geometrien u. Energien von Übergangszuständen zu berechnen. Oft wählt man zur Beschreibung der energet. Verhältnisse innerhalb einer Reaktion die Darst. ihres Energieprofils. HOMO-LUMO-Modell (Grenzorbitalkonzept). Zuerst v.a. von K. Fukui (Nobelpreis 1981) propagiertes Konzept, wonach die Grenzorbitale HOMO: highest occupied molecular orbital LUMO: lowest unoccupied molecular orbital der Reaktanden wesentlich die Reaktivität bestimmen. Nach Fukui ist die Elektronendelokalisierung zwischen HOMO u. LUMO im allg. der Hauptfaktor, der die Leichtigkeit einer chem. Reaktion u. ihre Stereoselektivität bestimmt; dies gilt sowohl für intermolekulare als auch für intramolekulare Prozesse. Bei Rechnungen mit dem H.-L.-M. wird von den Grenzorbitalen der ungestörten Reaktanden ausgegangen; die HOMO-LUMOWechselwirkung wird dann mit Hilfe der Störungstheorie berücksichtigt. Das H.-L-M. findet in der Chemie vielfältige Anw. Bes. fruchtbar erwies es sich in der theoret. Behandlung pericyclischer Reaktionen unter Berücksichtigung des „Prinzips der Erhaltung der Orbitalsymmetrie“. Isomerisierung Bez. für die Überführung einer Verb. in ein Isomer(es). Da es mehrere Formen der Isomerie gibt, sind auch ebenso viele I. möglich. I.-Reaktionen als typische intramolekulare Vorgänge sind Bestandteile nahezu aller Umlagerungs-Reaktionen der org. Chemie. Einige I. sind reversibel, andere nicht. Die Mehrzahl der I. benötigt zur Auslösung die Ggw. von Katalysatoren, Einwirkung von UV-Bestrahlung, Hitze, Protonen, Isomerasen Bei der Valenz-I., auch als Bindungs-I. bezeichnet, werden Bindungen (Einfach- od. Mehrfachbindungen) verschoben. In günstigen Fällen lassen sich I. spektroskop. verfolgen (NMR-Spektroskopie). Es gibt aber auch Fälle, in denen die Isomeren ununterscheidbar sind, z.B. bei sog. degenerierten Umlagerungen od. Automerisierungen, die man heute Topomerisierungen nennt.I. treten nicht nur in vitro, sondern – in lebenswichtigen Funktionen – in vivo in Erscheinung, d.h. im pflanzlichen u. tierischen Stoffwechsel. In der Technik sind die I. im allg. übersichtlicher. Von erheblicher Bedeutung sind die Beckmann-Umlagerungen von Oximen zu Lactamen, die gezielte Verschiebung von Doppelbindungen, bes. aber die Umwandlung geradkettiger Paraffine in verzweigte, klopfbeständige Typen (Isobutan, Isopentan usw.). Halogenierung Bez. für die Überführung eines Elementes od. einer Verb. in ein Halogenid od. Einführung von Halogen-Atomen in eine org. Verb. durch Addition, Substitution od. doppelte Umsetzung. Hierbei kann das Halogen in freier Form od. als Säure, Sauerstoffsäure, Salz od. Nichtmetall-Verb. zur Anw. kommen. Während in der Regel die Chlorierung u. Bromierung nach einander ähnelnden Meth. erfolgen, sind für die Fluorierung u. Iodierung bes. Arbeitsweisen notwendig. Die für org. Synth. bes. wichtige H. kann z.B. in einer Addition von Halogenen (X2) bzw. Halogenwasserstoffen (HX, Hydrohalogenierung) an eine C,C-Doppelbindung bestehen od. in der substituierenden Einführung von Halogen-Atomen in Alkane bzw. aromat. Ringe durch Ersatz von Wasserstoff usw., wobei häufig photochem. Prozesse u.a. mit dem Auftreten freier Radikale verbundene Reaktionen eine Rolle spielen. Wichtige H.-Reaktionen sind z.B. die H. mit N-Halogensuccinimiden, Photohalogenierungen, die Sandmeyer-Reaktion, Hell-Volhard-Zelinsky-Reaktion usw. Die Umkehrung der H. ist die Dehalogenierung. Acetylierung Bez. für die Einführung der Acetyl-Gruppe in org. Verb., die OH-, SH- od. NH2-Gruppen enthalten. Im Falle von OH-Gruppen führt die Acylierung zu Acetaten. Die A. einer geeigneten CH-Gruppe ist ebenfalls möglich u. liefert Ketone. Die A. spielt in der Analytik der Fette, Öle u. Wachse eine Rolle bei der Best. der Acetyl-Zahl. Gewöhnlich erhitzt man die zu acetylierende Verb. zusammen mit Essigsäureanhydrid od. Acetylchlorid in Gegenwart eines Lsgm. In manchen Fällen wird die A. durch Zusatz saurer od. basischer Katalysatoren beschleunigt. Auch gemischte Anhydride eignen sich zur A. Hydratisierung Nicht scharf definierte u. gegenüber Hydratation u. Hydrolyse abgegrenzte Bez. für die Anlagerung von H2O an org. Substrate. Hier wird unter H. ausschließlich die durch chem. Reaktion u. kovalent erfolgende Bindung von H u. OH (aus Wasser) an zwei benachbarte Atome verstanden. Im lebenden Organismus laufen ständig – durch Hydratasen/Dehydratasen katalysierte – H. u. Dehydratisierungen nebeneinander ab. Die in Ggw. von (sauren) Katalysatoren (meist Schwefelsäure) ausgeführten H. dienen zur großtechn. Herst. von Aldehyden (aus Acetylenen) u. Alkoholen, wobei mengenmäßig die H.-Verf. zur Herst. von Ethanol u. 2-Propanol die von Butanolen bei weitem überwiegen . Auch im Laboratorium eignet sich die H. zur Synth. von Hydroxy-Verb., wobei der Eintritt der OH-Gruppe meist der Markownikoffschen Regel folgt. Streng nach der MarkownikoffRegel verläuft die als Oxymercurierung bezeichnete H. von Alkenen mit Quecksilber(II)-acetat. QuecksilberSalze katalysieren auch die H. von Alkinen, wobei, außer im Falle von Acetylen selbst, Ketone gebildet werden. Die H. von Carbonyl-Verb. führt oft zu instabilen gem-Dihydroxy-Verb., die fachsprachlich als „Hydrate“ bezeichnet werden u. nur in Ausnahmefällen isoliert werden können. Hydrolyse (von Hydro... u. ...lyse) Unter H. versteht man eine chem. Reaktion, bei der eine Verb. durch Einwirkung von Wasser gespalten wird. Bei der analogen Reaktion mit Deuteriumoxid spricht man von Deuterolyse. Der Begriff H. wurde von Arrhenius verwendet, um den experimentellen Befund zu erklären, daß wäss. Lsg. von Salzen schwacher Säuren od. Basen nicht neutral, sondern basisch bzw. sauer reagieren. Allg. Schema für diese „Salzhydrolyse“: Salz + Wasser Ù Säure + Base Diese H. ist demnach die Umkehrung der Neutralisation. Heutzutage wird die Salz-H. im allg. in das allgemeinere Säure-Base-Konzept von Brønsted eingeordnet. Techn. wichtige H. sind die Spaltung von Fetten, Saccharose in Glucose u. Fructose (Inversion), Stärke u. Cellulose in Glucose. Verseifung von Estern: Ester + Wasser Ù Säure + Alkohol Spaltung von Eiweißstoffen in Aminosäuren (Eiweiß-Hydrolysate) Präparativ nutzbare, mikrobielle H. werden durch Hydrolasen bewirkt. Durch H. lassen sich auch Hydrosole herstellen u. zwar dann, wenn das eine H.-Prod. prakt. in Wasser unlösl. ist, während sich das andere aus dem Wasser entfernen läßt. H. kann zu einer Verminderung od. Aufhebung tox. Wirkungen führen. Die H.-Geschw. wird deshalb oft als Kriterium für die Beurteilung der Umweltverträglichkeit herangezogen. Für viele Verb. läßt sich die H.-Geschw. berechnen. Im angelsächs. Schrifttum wird mit H. oft auch die Aquotisierung gemeint. Verseifung Im engeren Sinne Bez. für die der Veresterung entgegengesetzte hydrolyt. Spaltung von Estern mit Hilfe von Laugen, Wasser, Säuren od. Enzymen (Esterasen), wobei unter Wasseraufnahme Alkohole u. Säuren entstehen. Für V. u. Veresterung gilt die Taft-Gleichung. Prinzipiell kann man die Umesterung als V. mit nachfolgender Veresterung auffassen. Mit Hilfe von Alkalien (meist NaOH) erhält man bei diesem Vorgang Glycerin u. die als Seife bekannten Natriumsalze der entsprechenden Fettsäuren, während die hydrolyt. Hochdruckspaltung mit od. ohne Katalysator direkt die freien Fettsäuren zus. mit Glycerin liefert. Verbleibende Rückstände bezeichnet man als Unverseiftes od. Unverseifbares. In der Analytik der Fette bestimmt man die Verseifungszahl (VZ) als Kenngröße. Im weiteren Sinne wird als V. jede hydrolyt. Spaltung bezeichnet, z.B. von Nitrilen zu Amiden (Hydrolyse) od. selbst von Eiweißstoffen u. Polysacchariden. Die Überführung einer Carbonsäure in ihr Alkalisalz wird in der Technik immer noch als „Verseifung“ bezeichnet. Addition Reaktionstyp in der org. Chemie, der speziell die Reaktivität von ungesättigten Verb. wie Alkene (Olefine), Alkine u. anderen mit Kohlenstoff-Heteroelement-Doppelbindung bzw. -Dreifachbindung bestimmt. Die Prod. von A.-Reaktionen werden gelegentlich als Addukte nicht aber als Additionsverbindungen bezeichnet, da dieser Begriff in der Hauptsache den Molekülverb. vorbehalten ist. Je nach Art der ungesättigten Verb. u. des addierenden Reagenz kann die A. einstufig od. zweistufig ablaufen, es können offenkettige od. ringförmige Addukte gebildet werden, bei konjugierten Dienen kann die A. in 1,2- od. 1,4-Stellung erfolgen u. die A. kann, was in neuster Zeit von immer größerer Bedeutung für die synthetische org. Chemie wird, stereoselektiv bzw. stereospezifisch erfolgen. Zweistufige A. können als elektrophile, nucleophile od. radikalische Reaktionen ablaufen, wobei neben den beteiligten A.-partnern die Lösungsmittel-Polarität u. die Gegenwart von A.Beschleunigern wie Radikal-Startern od. eine Säure-Base-Katalyse, die Reaktionsweise bestimmen. Die A. von Halogenwasserstoffen an Alkene wird als zweistufige, elektrophile A. aufgefaßt. Bei unsymmetrischen Alkenen kann anhand der Markownikoffschen Regel die Regiochemie der A. vorhergesagt werden. Die A. von Carbanionen an a,b-ungesättigte Carbonyl-Verb. ist ein Beispiel für eine nucleophile A., während radikalische A. beispielsweise bei der Dimerisation von Halogenalkenen beobachtet werden. Elektrophile Reaktionen Unter e. R. faßt man im wesentlichen die elektrophile Addition u. elektrophile Substitution zusammen. E. R. verlaufen in der Regel zweistufig, wobei zunächst ein elektrophiles (elektronenliebendes) Teilchen ein Substrat mit erhöhter Elektronendichte, z.B. das p-System einer aromatischen Verbindung angreift. Als elektrophile Spezies kommen vor allem positive Ionen (z.B. Carbenium-Ionen), die positiven Enden eines Dipols (z.B. Carbonyl-Deriv.) od. induzierten Dipols, Lewis-Säuren usw. in Frage. Ob die Reaktion als Substitution od. Addition weiterläuft hängt von der thermodynamischen Stabilität des Endproduktes ab. Während arom. Verb. praktisch ausschließlich unter Substitution reagieren, addieren Alkene u. Alkine das zum Elektrophil vorhandene Gegenion. Am besten untersucht sind die elektrophilen aromatischen Substitutionen. Reaktionstypen: Halogenierung, Nitrierung, Sulfonierung, Alkylierung, Acylierung Nucleophile Reaktionen (anionoide Reaktionen) Ion. Reaktionen der org. Chemie, bei denen ein Nucleophil ein elektrophiles Substrat angreift. N. R. können als Additionen, Eliminierungen, Substitutionen od. Umlagerungen – wobei hier nur die wichtigsten Reaktionstypen aufgeführt sind – ablaufen. In manchen Fällen wird ein Einelektronentransfer SET-Mechanismus unter Beteiligung von Radikal-Anionen durchlaufen. In mechanist. Hinsicht sehr gut untersucht ist die nucleophile Substitution. Radikalische Reaktionen Radikale können 6 unterschiedliche Elementarreaktionen eingehen. Es sind dies Atomabstraktionen, Additions-, Eliminierungs-, Umlagerungs-, Elektronen-ÜbertragungsKombinations-Disproportionierungs-Reaktionen Umlagerungsreaktionen spielen bei r. R., im Gegensatz zur Chemie der Carbenium-Ionen, eine untergeordnete Rolle, da bei synchronem Verlauf der Umlagerung eine energet. ungünstige Dreielektronen-DreizentrenBindung durchlaufen wird . Von großer Bedeutung dagegen sind Elektronen-Übertragungsreaktionen (SETReaktionen). Freie Radikale Die meisten Chemiker verstehen unter f.R. Mol. od. Mol.-Bruchstücke, bei denen nicht alle Elektronen gepaart vorliegen, die einen von Null verschiedenen Spin besitzen u. damit paramagnetisch sind. Diese Definition ist aber nicht ganz unproblematisch. Spektroskopiker verwenden häufig eine heuristische Definition, wonach alle Spezies als f.R. bezeichnet werden, die unter normalen Laborbedingungen in der Gasphase eine kurze Lebensdauer besitzen. Hiernach zählen praktisch alle reaktiven Zwischenstufen zu den f.R., stabile Mol. in Nicht-Singulett-Grundzuständen wie NO od. O2 hingegen nicht. Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß es keine eindeutige, allg. akzeptierte Definition des Begriffes f.R. gibt. Die Existenz f.R. im Sinne der „Spektroskopiker-Definition“ wurde von Paneth (1929) bewiesen; bei den f.R. handelte es sich hierbei um Methyl-Radikale (CH3), die durch thermische Zersetzung von Bleitretramethyl, Pb(CH3)4, erzeugt wurden. Beiden genannten Definitionen genügende kurzlebige Spezies lassen sich hauptsächlich folgendermaßen erzeugen: 1. durch homolytischen Bindungsbruch A–B Ù A+B; der Bindungsbruch kann hierbei thermisch od. durch Bestrahlen mit energiereicher Strahlung wie UV-Strahlung erfolgen; 2. durch Reaktion mit anderen f.R. 3. durch Einelektronen-Übertragung (Oxidation od. Reduktion) Zur Untersuchung von f.R. werden spektroskopische Meth. herangezogen. Ein chem. Nachweis f.R. erfolgt durch Abfangexperimente, bei denen reaktive f.R. mittels sog. Radikal-Fänger („spin traps“) in langlebige Spezies umgewandelt werden. In der Biologie ist Vitamin E ein wichtiger Radikal-Fänger. F.R. spielen als reaktive Zwischenstufen bei vielen Reaktionen eine wichtige Rolle, z.B. bei Reaktionen in der Atmosphäre, in Flammen, Ketten-Reaktionen in der präparativen Chemie, bei der radikalischen Polymerisation od. in der Strahlenchemie. Newman-Projektion Von M. S. Newman eingeführte Projektion zur Beschreibung der Konformation eines Mol. Hierbei projiziert man in die Richtung der Bindung zwischen zwei Atomen. Die von diesen Atomen ausgehende, durch Striche symbolisierte Bindungen ähneln den Speichen eines Rades. Katalyse Von griech.: Auflösung hergeleitete Bez. für die Erscheinung, daß die Geschw. einer chem. Reaktion durch die Ggw. eines Stoffes (des Katalysators) beeinflußt wird, der die Reaktion scheinbar unverändert übersteht. Der Katalysator wird in der Brutto-Reaktionsgleichung nicht berücksichtigt; für seine Wirkungsweise gelten die folgenden Regeln: 1. Die Zusammensetzung des Katalysators bleibt während der Reaktion scheinbar unverändert. 2. Oft genügt bereits eine kleine Menge, um die Umsetzung einer großen Menge der reagierenden Substanz zu beeinflussen. 3. Eine Reaktion, welche thermodynamisch nicht möglich ist, kann auch durch einen Katalysator nicht ausgelöst werden; er kann lediglich die Reaktionsgeschwindigkeit od. besser die Geschw., mit der sich ein chemisches Gleichgewicht einstellt, beeinflussen. Die Ursache hierfür ist, daß die Aktivierungsenergie der Reaktion in Ggw. des Katalysators (K) kleiner ist als die der unkatalysierten Reaktion. Eine quantenmechan. Behandlung der Katalyse zeigt, daß sich zahlreiche Gesetzmäßigkeiten anhand von stat. Kugelspielen verdeutlichen lassen. Bei einer verzögernden Wirkung des Katalysators auf die Einstellung des chem. Gleichgew. spricht man von neg. K. od. Antikatalyse. Gelegentlich werden die Begriffe Antikatalyse u. Inhibition gleichgesetzt; dies sollte vermieden werden, da die Wirkungsweise von Inhibitoren u./od. Hemmstoffen (diese verbrauchen sich u.U. bei der Reaktion) eine andere sein kann als die eines Katalysators. Dagegen wird die Desaktivierung mitunter als neg. K. bezeichnet. Bei der Autokatalyse entsteht der Katalysator erst während der Reaktion. Begriffe wie Pseudo-, Autokatalyse, intramol. K., K.-gifte, Physi- u. Chemisorption, Aktivitätszentrum, Substrat u. dgl. wurden von der IUPAC verschiedentlich definiert. Kann ein Einsatzstoff auf unterschiedlichen Reaktionswegen zu unterschiedlichen Prod. reagieren, so besteht durch die Verw. eines geeigneten Katalysators die Möglichkeit, den Weg der Reaktion, d.h. deren Selektivität zu beeinflussen. Definition: Man unterscheidet zwischen homogener u. heterogener K. Bei der homogenen K. gehört der Katalysator der gleichen Phase an wie das Reaktionssyst.; bei der heterogenen K. liegt der Katalysator im allg. als Feststoff vor, d.h. die Reaktanden (flüssig od. gasf.) u. der Katalysator sind einander berührende, jedoch verschiedene Phasen. Katalysatoren aller Art spielen in den Organismen (als sog. Biokatalysatoren, insbes. die Enzyme) u. in der Technik eine außerordentlich wichtige Rolle. Manche Katalysatoren (bes. die Enzyme) wirken selektiv, d.h., auf bestimmnte Stoffe od. Reaktionen. Diese Eigenart der Biokatalysatoren macht sich die Biotechnologie zunutze, wobei die in den letzten Jahren entwickelten Meth. der Immobilisierung die Durchführung heterogener K. selbst in großtechn. Umfang ermöglicht haben. Dagegen sind techn. Katalysatoren oft sehr vielseitig. Die Entwicklung neuer Katalysatoren ist u.U. sehr aufwendig. Unters.-Meth.: Im Fall der heterogenen K. erfolgt die Reaktion an der Oberfläche des Katalysators. Dabei werden die Edukte bei der Adsorption an der Katalysatoroberfläche in einen akt. Zustand versetzt. Einen tieferen Einblick in Struktur u. Wirkungsweise von Katalysatoren gewinnt man heute mit einer Vielzahl von physik.chem. Unters.-Meth. Mit Hilfe dieser Meth. lassen sich Aussagen zu folgenden Katalysatoreig. machen: Chem. Zusammensetzung, Oxidationsstufen, Säure/Base-Eig., Struktur adsorbierter Spezies, Oberfläche, Porenstruktur/-radien/-vol., Partikelgröße Markownikoffsche Regel Eine von W. W. Markownikoff (1838–1904) 1869 aufgestellte Regel, wonach „bei der elektrophilen Addition von unsymmetr. elektrophilen Reagenzien (Halogenwasserstoffe, Wasser, Alkohole, u.a.) an unsymmetr. Alkene, dasjenige Regioisomere gebildet wird, bei dem sich der elektrophilere Teil des Additionsreagenz an dem Kohlenstoff-Atom der Doppelbindung wiederfindet, das die meisten Wasserstoff-Atome besitzt“ Das tiefere Verständnis für die M.-R. ergibt sich daraus, daß bei der zweistufig verlaufenden, elektrophilen Addition, das Elektrophil an die Doppelbindung so addiert, daß das stabilere Carbenium-Ion als Zwischenstufe gebildet wird. Geht man von der Gültigkeit des Hammond-Postulates aus, so sollte die Bldg. des stabileren Carbenium-Ions durch den niedrigeren Übergangszustand bewirkt werden. Alkene mit ElektronenakzeptorResten können die M.-R. verletzen, da in diesen Fällen das zu erwartende Carbenium-Ion einem anderen positivierten Atom benachbart ist, was energetisch ungünstig ist. Verläuft die Addition nicht elektrophil sondern nach einem radikal. Mechanismus, so wird die M.-R. ebenfalls verletzt. Grund hierfür ist, daß sich das stabilere u. sterisch günstigere Radikal als Zwischenstufe bildet. Chemische Verbindungen Bez. für homogene reine Stoffe, deren kleinste Einheiten (Moleküle) aus mindestens zwei Atomen verschiedener Elemente zusammengesetzt sind. Nicht zu den c.V. zählt man daher die mehratomigen Modif. der Elemente. Die Eig. der c.V. unterscheiden sich grundlegend von denen der Gemische aus gleichen Anteilen der sie aufbauenden Elemente. Die Atome sind durch chemische Bindung in bestimmten zahlenmäßigen Verhältnissen miteinander verbunden. Nach der Anzahl der beteiligten Elemente (Atomarten) unterscheidet man binäre, ternäre, quaternäre usw. Verbindungen andererseits spricht man im Hinblick auf die chem. Bindung der Atome auch von polaren, apolaren intermetall. Verbindungen Einfache od. Verb. 1. Ordnung können nur in Elemente od. bruchstückartige Atomgruppen (Radikale, Ionen) gespalten od. aus solchen (ohne Umsetzung) aufgebaut werden; zusammengesetzte od. Verb. höherer Ordnung entstehen durch Zusammentreten einfacher c.V.. Während einer Reaktion vorübergehend entstehende, nicht im Endprod. enthaltene c.V. nennt man intermediäre Verb. od. Zwischenstufen. Eine bes. Gruppe sind die nichtstöchiometrischen Verbindungen, die man früher als Berthollide den Daltoniden (c.V. mit stöchiometr. Zus.) gegenüberstellte. Verbindungsklassen Bez. für Gruppen solcher chemischer Verbindungen, die infolge des Besitzes gleicher funktioneller Gruppen od. gleicher Ionen gleichartige chem. Reaktionen aufweisen. Funktionelle Gruppen Org. Kohlenwasserstoffe sind in der Regel reaktionsträge u. oft nur an den Stellen, die polare Atom-Bindungen besitzen angreifbar. Solche Stellen bezeichnet man daher als funktionelle Gruppen, da sie die Reaktivität einer Stoffklasse bestimmen. Sie dienen auch, neben der Einteilung der Verb. in Kohlenstoff-Gerüste, als Kriterium, um die org. Chemie zu systematisieren . Die wichtigsten f.G. mit ihren zugehörigen Stoffklassen sind in der Tab. aufgeführt: C NH2 C OH C O C NH C OH O C O NH2 von oben nach unten: Amino-Gruppe Hydroxy-Gruppe Carbonyl-Gruppe Imino-Gruppe Carboxy-Gruppe Carboxamid-Gruppe Æ Amine Æ Alkohole Æ Aldehyde/ Ketone Æ Imine/ Acormethine Æ Schiff´sche Basen/ Carbonsäuren Æ Carbonamine Alkane Sammelbez. für früher auch – weil sie bis zur Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit Wasserstoff-gesätt. sind – Grenzkohlenwasserstoffe od. auch Paraffine genannte gesätt. aliphat. Kohlenwasserstoffe der allg. Formel CnH2n+2 in verzweigten (Isoalkane, Isoparaffine) unverzweigten (n-Alkane, n-Paraffine) Ketten ringförmige gesätt. Kohlenwasserstoffe besitzen die allg. Formel CnH2n u. werden Cycloalkane genannt. Nach den Nomenklatur-Regeln werden A. im Namen durch die Endung -an gekennzeichnet: Methan Ethan Propan Butan Pentan Hexan Heptan Oktan Nonan Dekan Die A. mit mehr als 4 C-Atomen erhalten ihre Namen unter Zuhilfenahme der griech. Zahlwörter, z.B. Dodecan (C12H26), Eicosan (C20H42). Vom Butan ab können aufgrund von Kettenverzweigungen Isomere auftreten, d.h. Verb. gleicher Bruttozusammensetzung wie das entsprechende lineare Alkan. Für die ersten Glieder dieser verzweigten A. sind noch Trivialnamen in Gebrauch, doch sollte die eindeutige Zuordnung durch Verw. der IUPAC-Nomenklatur vorgenommen werden, da schon vom Decan beispielsweise 75, beim Eicosan bereits über 300000! Isomere denkbar sind. Unter Normalbedingungen sind die A. von C1 bis C4 Gase von C5 bis C16 Flüssigkeiten die höheren A. sind (z.T. wachsartige) Festkörper Der Schmp. 100° wird etwa bei C60 erreicht. A. mit MG. >1000 rechnet man meist schon zu den Polyolefinen. Wie schon der frühere Gattungsname Paraffine besagt, sind die A. im allg. nicht sehr reaktionsfreudig (lat. parum = wenig, affinis = geneigt), wenn auch unter drast. Bedingungen Protonierungen, Oxygenierungen , Pyrolyse , Radiolyse u. Photolyse möglich sind. Die Oxidaton der A. läßt sich auch elektrochem. bewirken . Auch einige Mikroorganismen vermögen A. abzubauen. Vor allem die niederen Glieder sind leicht entflammbar u. bilden mit Luft explosive Gemische; ihre Löslichkeit in Wasser ist sehr gering. In der Natur finden sich die A. im Erdöl u. Erdgas, woraus sie techn. durch Dest. u. Extraktion gewonnen werden. Verw.:Als Lsgm., Brennstoffe, Treibstoffe, zur Fettsynthese, zur Überführung in Olefine, die als Ausgangsstoffe für Alkylbenzole eine große Rolle für die Synth. biolog. abbaubarer Waschmittel spielen, zur Gewinnung von Fettsäuren durch Luftoxidation , zur Herst. von SCP (Eiweiß) usw. Alkohole Gruppenbez. für Hydroxy-Deriv. von aliphat. u. alicycl. gesätt. u. ungesätt. Kohlenwasserstoffen. Man spricht von ein-, zwei-, dreietc.-wertigen A., je nachdem, wie viele Hydroxy-Gruppen das Molekül enthält. Zweiwertige A. nennt man, wenn die HydroxyGruppen benachbart sind, nach ihrem einfachsten Vertreter Glykol auch Glykole, anderenfalls Diole. Die höherwertigen, mit den Zuckern verwandten A. (Zuckeralkohole) werden nach den Nomenklaturregeln der Aldite benannt. Diese werden gelegentlich mit anderen mehrwertigen A. zu Polyolen zusammengefaßt. Wenn bei Benzol-Abkömmlingen die OH-Gruppe an einem der 6 C-Atome des Ringes sitzt, handelt es sich um Phenole, die auf Grund ihres besonderen Verhaltens nicht mehr zu den A. gerechnet werden; dagegen spricht man von A., wenn die OH-Gruppe in den aliphat. Seitenketten aromat. Kohlenwasserstoffe vorliegt (z.B. Benzylalkohol). Wenn die OH-Gruppe bei aliphat. A. an einem endständigen C-Atom fixiert ist, spricht man von primären, an mittelständigen C-Atomen von sekundären an Verzweigungsstellen von tertiären Alkoholen. Die systemat. Namen werden von denen der Stamm-Kohlenwasserstoffe durch Anhängen des Suffixes -ol od. durch Vorhängen des Präfixes Hydroxy... abgeleitet, wobei gegebenenfalls Ziffern die Stellung der OH-Gruppe im Mol. kennzeichnen. Zu den A. gehören auch die Enole, die Acyloine (als Hydroxyketone), Aminoalkohole (z.B. die Alkanolamine) u. die Hydroxycarbonsäuren, die ggf. intramol. Ester (Lactone) bilden können. Vork.: In der Natur kommen so viele A. frei od. verestert vor, daß hier nur oberflächlich darauf eingegangen werden kann: Fett- u. Wachsalkohole kommen in Fetten, fetten Ölen u. Wachsen vor, ein Bestandteil wichtiger Nervensubstanzen ist der A. Sphingosin (ein Aminoalkohol), das exotische Dolichol kommt im Nierengewebe vor, die Mehrzahl der physiolog. akt. Steroide (Cholesterin, Östradiol, Testosteron etc.) sind ebenso A. wie die Catecholamine, wie Zucker u. Kohlenhydrate, viele Pharmaka sind A., in Harzen und Gummen sind aliphat. Tetrole gebunden . A. gehören zu den wichtigsten Riechstoffen , die in vielen etherischen Ölen vorkommen. Auf das Auftreten der niederen A. bei Gärungsprozessen braucht nicht besonders hingewiesen zu werden – schließlich wird Ethanol umgangssprachlich als „Alkohol“ schlechthin bezeichnet. Einige A. treten auch im Stoffwechselgeschehen in Erscheinung. Niedere A. hemmen bei Pflanzen die Samenkeimung . Die einwertigen prim. A. mit 1–3 C-Atomen sind leichtbewegliche Flüssigkeiten, die sich mit Wasser beliebig mischen; die A. mit 4–12 C-Atomen sind ölige Flüssigkeiten, die höheren A. sind bei gewöhnlicher Temp. fest, geruchlos, wachsähnlich u. nur noch in org. Lsgm. löslich. Mehrwertige A. lösen sich in Wasser leichter auf; ihre Süßigkeit steigt im allg. mit der Zahl der OH-Gruppen. Die Siedepunkte der A. liegen infolge WasserstoffBrückenbindungen bedeutend höher als die der entsprechenden Kohlenwasserstoffe; mit jedem weiteren Atom steigt der Sdp. um durchschnittlich 19°, die Schmelzpunkte erhöhen sich mit wachsender Molmasse weniger regelmäßig. Die sek. u. tert. A. haben tiefere Siedepunkte als die prim. Alkohole. In chem. Hinsicht sind die A. sehr reaktionsfähig, wobei jedoch die Isomeren deutliche Unterschiede in ihrem Verhalten zeigen. So lassen sich prim. u. sek. A. meist unter milden Bedingungen, tert. dagegen nur unter drastischen od. gar nicht mit Carbonsäuren zu Estern umsetzen. Ähnlichen Unterschieden begegnet man in der Reaktion mit Metallen, mit denen Alkoholate gebildet werden, sowie in der Substitution der OH-Gruppe durch Halogen-Atome, wozu meist Phosphorhalogenide bzw. Thionylchlorid herangezogen werden. Charakterist. ist das Verhalten gegenüber Oxidationsmitteln: prim. A. werden zu Aldehyden u. weiter zu Carbonsäuren oxidiert, aus sek. A. Ketone; tert. A. bleiben unter analogen Bedingungen unverändert Von mehrwertigen A. leiten sich mehrere Oxidationsprod. (bei Ethylenglykol insgesamt 5) ab. Durch Einwirkung dehydratisierender Mittel wie Säuren, Metall-Salzen etc. lassen sich aus A. Alkene od. Ether gewinnen. Additions-Reaktionen der A. an C,C-Mehrfachbindungen lassen Ether, solche an C,ODoppelbindungen Acetale entstehen. Der Wasserstoff der OH-Gruppe ist „sauer“, wobei die Acidität von Methanol zu Neopentylalkohol zunimmt . Die Beweglichkeit des Wasserstoffs ist auch die Ursache für die leichte Bildung von deuterierten Verbindungen. Aus der Vielzahl der Herst.-Meth. für A. seien die Hydratisierung von Alkenen, die Hydrolyse von Alkylhaliden, die Verseifung von Estern sowie die Reduktion von Carbonyl- bzw. Carboxy-Gruppen (z.B. mit Lithiumaluminiumhydrid) genannt. Spezielle Meth. sind die Aldol-Addition, Grignard-Reaktion, Oxo-Synthese, Hydroborierung, Cannizzaro-Reaktion, Bouveault-Blanc-Reaktion Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion Zum Nachweis u. zur Best. von A. wird von alters her die Bildung schwerlösl. u. ggf. gefärbter Ester herangezogen. Üblicherweise setzt man die A. in der Schotten-Baumann-Reaktion mit Carbonsäurechloriden um. Verw.: Als Lsgm. in Laboratorium u. Technik, zur Herst. von Estern für die Aromen-, Parfüm- u. PharmaIndustrie, von Tensiden, von Monomeren u. als Rohstoffe für die Herst. anderer Organika. Aldehyde Von Liebig (1835) eingeführte Bez. (Alcohol dehydrogenatus), weil die A. durch Entziehung von 2H-Atomen aus Alkoholen erhalten werden können. A. sind durch die Aldehyd-Gruppe –C(=O)H charakterisiert. Ihre Benennung erfolgt 1. durch Trivialnamen 2. ersetzt man bei den lat. Namen der Säuren, die bei der Oxidation der betreffenden A. entstehen, die Endung durch –aldehyd 3. fügt man an den systemat. Namen des zugrunde liegenden Kohlenwasserstoffs die Endung -al an 4. hängt man an die Namen vor allem alicycl. u. aromat. Kohlenwasserstoffe die Endung -carbaldehyd an 5. hat eine andere funktionelle Gruppe eine höhere Priorität, so muß die A.-Funktion durch das Präfix Formyl... bezeichnet werden Die A.-Gruppe ist eine wichtige osmophore Gruppe: Viele A. haben einen angenehmen, obst- od. blumenartigen Geruch. Die Siedepunkte der A. steigen mit den Molmassen u. liegen niedriger als die der zugehörigen Alkohole; die niederen A. sind wasserlösl., die höheren nicht. Die A. reagieren neutral od. höchstens schwach sauer; sie können leicht zu den entsprechenden org. Säuren oxidiert werden u. wirken als Redukitonsmittel auf Fehlingsche u. ammoniakal. Silbernitrat-Lösung. Nachw.: Schiffs Reagenz färbt sich nach Zusatz von A. blaurot; mit 12-Molybdokieselsäure in alkal. Lsg. geben A. eine blaue Farbreaktion. Vork.: In Organismen treten A. als Zwischenprod. des Stoffwechsels auf , wobei Oxidation u. Reduktion durch Dehydrogenasen bewirkt werden. In der Natur kommen A. in gebundener Form in den Polysacchariden (Kohlenhydraten) überall, in freier Form meist nur in geringen Konz. in ether. Ölen vor. Herst.: Die techn. Herst. der A. geht meist von den zugehörigen Alkoholen aus, die mit CrO3 in Pyridin, HMPT od. Graphit, mit HNO3, NO2 od. katalyt. mit Luft oxidiert werden; auch die Reduktion von Carbonsäuren, ihren Halogeniden od. Salzen kommt als Herst.-Meth. in Frage, doch werden großtechn. benötigte A. meist nach speziellen Verfahren gewonnen. Die A. sind sehr reaktionsfähige Verb.; die Carbonyl-Gruppe geht leicht Additionen, Kondensationen u. Polymerisationen ein. Aufgrund ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten haben die A. große techn.Bedeutung. Anw.: Die niederen als Rohstoffe für Synth., für Kunststoffe u. Kunstharze (Aminoplaste, Phenoplaste), als Desinfektionsmittel, zum Gerben etc., die höheren zur Herst. von Riechstoffen. Aromat. A. werden zu Aromen, Pharmazeutika, Pflanzenschutzmitteln u. Farbstoffen verarbeitet. Ketone Von Aceton abgeleiteter Gruppenname für Verb. der allg. Formel R1R2C=O, wobei die org. Reste Alkyl- u./od. Aryl-Gruppen darstellen bzw. zum Ring geschlossen sein können. Die Benennung der K. kann 1. von Trivialnamen Gebrauch machen (Aceton, Testosteron) 2. die beiden Reste R1 u. R2 als Präfixe vor die Gruppenbez. setzen 3. durch Anhängen des Suffixes... ...on mit Stellungsbez. an den Namen des StammKohlenwasserstoffs geschehen 4. in geeigneten Fällen durch Bez. als Acyl-Rest vorgenommen werden, insbes. wenn andere Substituenten vorhanden sind 5. bei Vorliegen eines Substituenten mit höherer Priorität muß die Benennung durch Voransetzen des Präfixes Oxo... (früher Keto...) vor den Namen der bereits anderweitig substituierten Verb. erfolgen Einfache niedermol. K. sind stabile, farblose Flüssigkeiten von angenehmem, leicht aromat. Geruch. Sie sind relativ flüchtig mit Siedepunkten, die nur wenig über denen der entsprechenden Alkane liegen. Bis C5 sind aliphat. K. in Wasser lösl. u. finden als excellente Lsgm. vielfache Verw. in der chem. Ind. Die aliphat.-aromat. bzw. aromat. Ketone sind dagegen hochsiedende Flüssigkeiten bzw. Feststoffe. Ihre Hauptverw. liegt in der org. Synth. Nachw.: Im allg. durch Kondensations-Reaktionen mit Stickstoff-Verb., die zu schwerlösl., leicht zu charakterisierenden u. oft farbigen Derivaten führen. Mit Hilfe der IR-Spektroskopie können K. anhand der charakterist. CO-Valenzschwingung erkannt werden. Aus Gemischen lassen sich K. evtl. mit Girard-Reagenzien abtrennen. Vork.: In der Natur sind K. sehr verbreitet, z.B. in Form von Sexualhormonen u.a. Steroidketonen, als Terpenketone in ether. Ölen u. Duftstoffen, als Stoffwechselzwischenprod. im Organismus, als Substrate in biol. Redoxreaktionen, als Biogenesezwischenstufen usw. Sog. Keton-Körper sammeln sich bei bestimmten Stoffwechselstörungen u. auch bei Hunger im Organismus an (Acetonurie). Herst.: Aliphat. K. erhält man leicht durch Oxid. od. Dehydrierung von sek. Alkoholen. Ein historisch altes Verf. ist die Pyrolyse der Calcium-Salze von Carbonsäuren, die nur in Ausnahmefällen brauchbare Ergebnisse liefert. Mit Hilfe der Umpolung ist es auch möglich, einen Aldehyd in ein Keton umzuwandeln. In der industriellen Synth. werden K. meistens durch eine Direktoxid. von Alkanen mit Sauerstoff an spezif. Katalysatoren, durch Gasphasen-Dehydrierung von sek. Alkoholen od. nach dem Wacker-Verf. aus Alkenen hergestellt. Reaktionen: Die Fähigkeit der K. zur Enolisierung ist die Grundlage für die Bldg. von Salzen. K. reagieren in Additions- u. Kondensations-Reaktionen wie Aldehyde, da das Reaktionsverhalten nur von der Carbonyl-Gruppe bestimmt wird. Im allg. sind die Ketone jedoch reaktionsträger. Für die Red. von K. zu Alkoholen, Diolen u. Kohlenwasserstoffen gibt es viele Meth. Von z.T. techn. Bedeutung sind die katalyt. Hydrierung, die Red. mit Zn/Hg u. Salzsäure, mit komplexen Hydriden, die Wolff-Kishner-Reduktion mit der Variante der HuangMinlon-Reduktion, die Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion. In Ggw. von Nickel als Katalysator lassen sich K. mit NH3 u. H2 zu Aminen reduzieren (reduktive Aminierung). Grignard-Verb. setzen sich mit K. zu tert. Alkoholen um. Die reduktiven Kupplungen verlaufen über Elektronentransfer vom Metall zum K. unter Bldg. eines Radikal-Anions, das dann dimerisiert. Mit den üblichen Oxid.-Mitteln reagieren K. erst unter drastischen Bedingungen über Peroxide u. C,C-Spaltung zu Carbonsäuren. Aus cycl. Ketonen lassen sich so gezielt Dicarbonsäuren herstellen. Verw.: Aceton, Cyclohexanon, 2-Butanon (Methylethylketon) u. 4-Methyl-2-pentanon (Methylisobutylketon) gehören zu den meist produzierten industriellen Chemikalien. Während die drei acycl. K. als Lsgm. Verw. finden, wird Cyclohexanon vorwiegend für die Herst. von e-Caprolactam (Polyamid-Herst.) gebraucht. K. finden auch Verw. als Ausgangsstoffe für synthet. Prod. in der pharmazeut.-, Farbstoff-, Riechstoff-, Schädlingsbekämpfungs- u. Kunststoff-Ind.. Carbonsäuren Bez. für eine große Gruppe von org. Säuren, die eine od. mehrere Carboxy-Gruppen enthalten; Formel: R–COOH entspr. kennt man Mono-, Di-, Tricarbonsäuren, Polycarbonsäuren usw. Die Carboxy-Gruppen können mit (gesätt. od. ungesätt.) Alkyl- od. Cycloalkyl-Resten od. mit aromat. Resten verbunden sein; die ersteren bezeichnet man auch als Fettsäuren. Die Nomenklatur der C. greift entweder auf Trivialnamen zurück oder bildet die systemat. Namen entweder aus dem Namen des Stammkohlenwasserstoffs R durch Anhängen der Nachsilbe „...carbonsäure“ od. aus dem Namen des Kohlenwasserstoffs (R+1) unter Anhängen von „...säure“. Bekannte C. sind Ameisen-, Essig-, Butter-, Stearinsäure (gesätt. Fettsäuren), Acrylsäure, Crotonsäure, Ölsäure (ungesätt. Fettsäuren), Oxal-, Malon-, Bernstein-, Adipinsäure (gesätt. Dicarbonsäuren), Benzoe- u. Phthalsäure (aromat. Mono- u. Dicarbonsäure) Die Gegenwart weiterer Substituenten am Grundgerüst der C. vergrößert die Zahl der C. erheblich; zu diesen substituierten C. zählen die Aminosäuren, Hydroxy- u. Oxosäuren. Durch Ersatz des Carbonyl- u./od. Hydroxysauerstoffs durch Stickstoff- bzw. Schwefel-haltige Gruppen gelangt man zu Imid-, Hydroxam-, Thiosäuren etc. Die niederen aliphat. C. (bis ca. C10) sind bei Raumtemp. fast alle flüssig, die höheren ebenso wie die aromat. fest. Alle C. haben sehr hohe Sdp., was auf die Neigung zur Assoziation zurückzuführen ist. Bis etwa C8 sind die C. wasserlöslich. Im allg. sind die C. schwächere Säuren als die gängigen anorg. Säuren, obwohl z.B. halogenierte C. weitgehend dissoziiert sind. Mit Basen bilden die C. feste Salze u. mit Alkoholen Ester. Findet die Veresterung innerhalb desselben Moleküls (Hydroxy-C.) statt, so entstehen die Lactone. Die Einwirkung wasserentziehender Mittel auf C. führt zur Bldg. von Säureanhydriden. Mit Ammoniak bilden die C. Amide, mit Aminen die entsprechenden N-Alkylamide u. mit Amino-Gruppen innerhalb desselben Moleküls (Amino-C.) Lactame. Thermisch erweisen sich viele C. als labil; sie verlieren beim Erhitzen, ggf. in Ggw. von Katalysatoren, Kohlendioxid: R–COOH Ù R–H + CO2 (Decarboxylierung). Mit Reduktionsmitteln reagieren viele C. unter Bldg. der Alkohole. Wegen der Reaktionsfreudigkeit der Carboxy-Gruppe ist es oft nötig, Schutzgruppen einzuführen, wenn an anderer Stelle des C.-Mol. Reaktionen durchgeführt werden sollen. Vork.: In der Natur kommen veresterte C. in Ölen, Fetten u. Wachsen vor, ferner in natürlichen Aromen u. Harzen. In freier Form treten die niederen aliphat. C. u. einige aromat. C. als Bestandteile von Pflanzensäften, Schweiß u.a. Tiersekreten in Erscheinung. Die bemerkenswerte Bevorzugung der aliphat. C. mit geradzahliger C-Zahl in der Natur ergibt sich aus dem Aufbaumechanismus über Acetyl-CoA. Umgekehrt unterliegen geradzahlige C. leichter dem biologischen Abbau als ungeradzahlige u. verzweigte. Nachw.: Durch die Herst. von krist. Deriv. wie Aniliden, Aminen, Phenacylestern usw., durch Überführung in Hydroxamsäuren, die mit FeCl3 eine charakterist. Färbung geben. Herst.: Durch Oxidation von Alkoholen od. Aldehyden, durch Hydrolyse der Nitrile, durch Oxidation, z.B. mit Luft in Ggw. von Katalysatoren, von Alkylbenzolen zu aromat. C. u. durch Hydrierung derselben zu alicycl. Carbonsäuren. Während in diesen Verfahren, die auch techn. Verw. finden, die C. die gleiche Anzahl C-Atome enthalten wie das Ausgangsmaterial, gibt es eine große Anzahl von meist in Einzelstichwörtern behandelten sog. Aufbaureaktionen, mit deren Hilfe sich C. mit höherer C-Zahl aus Rohstoffen mit niedrigerer synthetisieren lassen. Zur Techn. Herst. einzelner C. sind meist Spezialverfahren entwickelt worden, wozu auch die oxidative Spaltung höhermol. Olefine bzw. ungesätt. Fettsäuren zu rechnen ist u. die katalysierte Luft od. SauerstoffOxidation von Petrochemikalien. Ein großer Prozentsatz techn. C. wird auch auf dem Gärungswege gewonnen. Ester Von Gmelin (1850) aus Essigäther gebildete Bez. für eine wichtige Gruppe von Carbonsäure-Deriv. Entspr. den Benennungen bei anorg. Salzen erhalten die E. die Endung ...at, od. man reiht an den Namen der Säure den Alkyl- od. Aryl-Rest des Alkohols u. setzt das Wort E. an den Schluß (Essigsäureethylester statt Ethylacetat). Formel: R1 – C(=O) – O – C – R2 Wegen der Vielfalt der Säure- od. Alkohol-Komponenten ist die E.-Gruppe sehr variantenreich; in der Natur ist sie in Form der Fette u. fetten Öle, Wachse, Lecithine, Phosphatide u. Riechstoffe von Früchten u. Blüten (Aromen) sehr häufig anzutreffen. Die E. von niedermol. Komponenten sind flüssig, die der höhermol. fest. Herst.: Die wichtigste Herst.-Meth. für E. ist die durch Säuren katalysierte Umsetzung von Carbonsäuren mit Alkoholen. Diese sog. Veresterung ist eine typische Gleichgewichtsreaktion, die durch das Massenwirkungsgesetz bestimmt wird. Die Veresterung profitiert von einem Alkohol-Überschuß od. von einem kontinuierlichen Entfernen des gebildeten Wassers, das beispielsweise durch azeotrope Destillation erfolgen kann. Der Mechanismus der Veresterung wird durch säurekatalysierte Additions-Eliminierungs-Schritte mit tetraedrischer Zwischenstufe beschrieben. Nicht alle Carbonsäuren lassen sich nach diesem Mechanismus verestern, insbesondere wenn sterische Hinderung vorliegt. In diesen Fällen hat sich das Eintragen der Säure in konz. Schwefelsäure (Bildung eines Acyl-Kations R-CO+) mit nachfolgender Zugabe zu dem gewünschten Alkohol bewährt. Neben den E. der Carbonsäuren gibt es auch E., die sich von anorg. Säuren ableiten. Bekannte Vertreter sind Schwefelsäuredialkylester, Glycerintrinitrat, Salpetrigsäureester. Mehrwertige Alkohole können an sämtlichen Hydroxy-Gruppen verestert sein, wobei auch unterschiedliche Säure-Reste vorhanden sein dürfen. Zu nennen sind hier die natürlich vorkommenden Fette, Öle, Wachse u. Phospholipide, die den dreiwertigen Alkohol Glycerin als Alkohol-Komponente enthalten (Triglyceride, Phosphoglyceride). Reakt.: E. finden vielfache Verw. in der org. Synthese. Die Umkehrung der Veresterung ist die Hydrolyse der E. in Carbonsäure u. Alkohol. Die säurekatalysierte Hydrolyse ist wie die Veresterung selbst eine Gleichgewichtsreaktion, während die alkalische Hydrolyse (Verseifung) infolge der Bildung des reaktionsträgen Carboxylat-Anions praktisch irreversibel verläuft. Verw.: In der Analytik dienen E. zum Nachw. von Alkoholen u. als leichter handhabbare Deriv. ansonsten empfindlicher Stoffe. Techn. wichtige E. sind u.a. die Fette, fetten Öle, Wachse, Cellulosenitrat, Celluloseacetat, Glycerintrinitrat, Lecithine, Phosphatide, Trikresylphosphat, Phosphor- u. Thiophosphorsäureester als Insektizide, Alkydharze für Lacke, Polyester für Esterharze u. Chemiefasern. Viele Pharmawirkstoffe liegen als E. vor , u. E. spielen infolge ihres Wohlgeruchs in der Parfümerie eine wichtige Rolle. Niedermol. E. werden als Lsgm. z.B. in der Anstrichmittelind. u. als Weichmacher gebraucht, einige anorg. auch als Alkylierungsmittel. Amine Man kann die A. als Substitutionsprod. des Ammoniaks durch Alkyl- od. Aryl-Reste auffassen; je nachdem, ob 1, 2 od. alle 3H-Atome des NH3 durch solche Reste R ersetzt sind, liegen Mono-, Di- od. Trialkylamine bzw. die entsprechenden aromat. A. vor. Zugleich sind diese Verb. Vertreter für prim., sek. u. tert. A.. Durch Quaternisierung entstehen quartäre Ammonium-Verbindungen. Auch von alicycl. Verb. leiten sich A. ab, u. selbstverständlich existieren auch gemischt aliphat.-aromat. A. Andererseits können aliphat. bzw. aromat. Verb. auch mehrere Amino-Gruppen enthalten. In Analogie zur Keton-Enol-Tautomerie können Imine in Form von Enaminen vorliegen, u. auch Inamine sind bekannt. Amidine u. Aminale lassen sich ebenfalls als A. auffassen, während man Amide nicht zu den A. rechnet. Die Namen der A. werden, soweit nicht Trivialnamen wie Anilin etc. zugelassen sind, entweder durch Anhängen des Suffixes ...amin an den Namen des KohlenwasserstoffRadikals gebildet od. durch Vorsetzen des Präfixes Amino... Die Radikale des Typs NR1R2 werden Aminyle genannt . Reakt.: Alle A. reagieren als Basen, wobei die Alkylamine stärker bas. sind als die aromat. A. (Aniline). Aufgrund der nucleophilen Eigenschaften lassen sich A. leicht alkylieren od. acylieren. Die Oxidation der A. liefert je nach Art des A. verschiedene Produkte. Die prim. aliphat. A. sind im Normalzustand Gase (C1–C2), Flüssigkeiten (C3–C11) bzw. Festkörper; mit steigender Molmasse ändert sich ihr Geruch von Ammoniak-artig über fischartig bis zur Geruchlosigkeit. Außer Di- u. Trimethylamin sind die niedrigen sek. u. tert. A. flüssig, die höheren fest. Aromat. A. sind hochsiedende, viskose Flüssigkeiten od. Festkörper. Die Löslichkeit der aliphat. A. in Wasser nimmt mit steigender Molmasse u. Substitutionsgrad ab u. auch die der aromat. A. ist gering; dagegen sind alle A. in org. Lsgm. gut löslich. Vork.: Unsubstituierte A., die im Organismus im allg. als Decarboxylierungsprod. aus Aminosäuren hervorgehen (Biogene Amine), spielen als Hormone u. in der Neurochemie ebenso wie N-alkylierte A. eine große Rolle. Diese A. werden je nach Konstitution oft als Monoamine od. als Catecholamine zusammengefaßt. Das Fehlen od. die Hemmung eines spezif. Enzyms, der Monoaminoxidase, hat eine das ZNS aktivierende Wirkung. Als Stimulantien dienen die Amphetamine u.a. Weckamine. Auch andere Nervensubstanzen enthalten A. Die Entfernung der NH2-Gruppe auf enzymat. Wege kann als reduktive od. oxidative Desaminierung erfolgen. Wegen ihrer ausgeprägten pharmakolog. Wirkung finden sich unter den Arzneimitteln viele A. Andererseits können sich – auch im Organismus – aus manchen A. mit Nitriten od. salpetriger Säure die Nitrosamine bilden, von denen viele als Carcinogene bekannt sind. Nachw.: Prim. A. reagieren mit HNO2 zu N2, Alkoholen u. H2O, sek. zu gefärbten Nitrosaminen, tert. gar nicht, u. aromat., prim. A. bilden Diazonium-Salze. Ein Nachweis für prim. A. ist die Bildung von Isocyaniden. Herst.: Aliphat. A. lassen sich durch Umsetzung von Alkylhalogeniden od. Alkoholen mit NH3 (Ammonolyse), durch sog. reduktive Aminierung von Ketonen od. Aldehyden, durch Aminoalkylierung etc. od. Katalysatoren herstellen. Verw.: Aliphat. A. (insbes. Fettamine) dienen als Ausgangsmaterialien für die Herst. von Lsgm., Textil- u. Flotationshilfsmitteln, Invertseifen, Tensiden, Bakteriziden, Korrosionsinhibitoren, Antischaummitteln, Additiven u. Pharmazeutika, die aromat. A. darüber hinaus vorwiegend zur Herst. von Farbstoffen, insbes. AzoFarbstoffen. In jüngerer Zeit gewinnen Polyamine, auch makrocycl., an Interesse wegen ihrer chelatisierenden Eigenschaften, die sie als Co-Katalysatoren geeignet erscheinen lassen . Imine 1. 2. 3. 4. Eine Gruppe von leicht hydrolysierenden org. Verb., in denen formal das Sauerstoff-Atom von CarbonylVerb. durch die Imino-Gruppe (NH) ersetzt ist u. in denen analog der Keto-Enol-Tautomerie eine Imin-Enamin-Tautomerie möglich ist, wobei das Gleichgew. in der Regel auf der Imin-Seite liegt. Bei den I. sind in vielen Fällen Stereoisomere zu erwarten. Bei der Oxid. entstehen oft Oxaziridine. Ersetzt man in Sulfoxiden bzw. Sulfonen formal den Sauerstoff durch die Imino-Gruppe, so erhält man analoge Sulfimide bzw. Sulfoximide. Nach IUPAC-Regel werden die Azomethine als substituierte I. aufgefaßt. Die Bez. Iminium-, Imonium- od. Immonium-Salz für Imin-Strukturen mit pos. geladenem Stickstoff ist nach IUPAC nicht zulässig. Solche Salze müssen als Onium-Verb. benannt werden. Ebenfalls Bez. für org. Verb., in denen die Atom-Gruppierung –NH– (Imido...) ident. Molekülteile mit Benennungspriorität verbindet. Früher bezeichnete man als Alkylenimine ringförmige Verb. mit der NH-Gruppe als Ringglied; die systemat. Benennung sollte jedoch nach den IUPAC-Regeln für heterocycl. Verb. vorgenommen werden. Nitrile Bez. für org. Verb., die sich als Deriv. der Blausäure auffassen lassen, d.h. als org. Cyanide. Weil sich aus den N. durch Hydrolyse Carbonsäuren herstellen lassen, werden die N. auch als Säurenitrile bezeichnet. Für die systemat. Benennung der N. existieren verschiedene Möglichkeiten: 1. Durch Anhängen der Endung „...nitril“ an den Namen des Stammkohlenwasserstoffes; 2. Bei Verwandtschaft zu Säuren mit zulässigem Trivialnamen durch Auswechseln von „...(oe)säure“ gegen „...(o)nitril“; 3. Bei Ableitung von Carbonsäuren, die mit „...carbonsäure“ zu benennen sind, durch Austausch dieses Suffix gegen „...carbonitril“; 4. Veraltet ist die Formulierung als Cyanid, d.h. als Blausäureester des entsprechenden Alkohols; 5. Durch Voransetzen des Präfixes „Cyan(o)...“, falls in der Verb. bereits Substituenten mit einer höheren Priorität vorhanden sind. Die einfachen aliphat. u. aromat. N. bis ca. C12 sind farblose, angenehm riechende Flüssigkeiten, die allerdings in der Regel ziemlich tox. sind. Mit Ausnahme der einfachsten Vertreter sind die N. in Wasser wenig od. gar nicht, in org. Lsgm. dagegen gut löslich u. stark assoziiert. Einige N. wurden im interstellaren Raum nachgewiesen. Herst.: Die Alkylierung von Cyaniden, die Dehydratisierung von Carbonsäureamiden u.a. Carbonsäure-Deriv. sowie die von Aldoximen sind die wichtigsten Labormethoden. Verw.: In Umkehrung ihrer Bldg. gehen N. beim Erhitzen mit Basen od. Säuren in Carbonsäuren mit der gleichen Anzahl C-Atome über, was zur präparativen Synth. von Carbonsäuren ausgenutzt werden kann. N. lassen sich zu Aminen reduzieren u. sind in Analogie zur Aldol-Addition zu Dimerisierungen u. Cyclisierungen fähig. Halogenkohlenwasserstoffe Sammelbez. für Kohlenwasserstoffe, bei denen H-Atome durch Halogene ersetzt sind. Wenn alle Wasserstoff-Atome durch Halogene ersetzt sind, spricht man von perhalogenierten Kohlenwasserstoffen od. Halogenkohlenstoffen. Die meist flüssigen bis festen H. werden durch Halogenierung od. durch Austausch anderer Gruppen gegen Halogen hergestellt. Die auch als Halogenide aufzufassenden H. sind nützliche Zwischenprod. für org. Synth., für nucleophile Substitutionen, für Eliminierungen (Dehydrohalogenierung), für elektrophile Substitutionen. Außerdem finden sie Verw. als - Lsgm., - Anästhetika, - Feuerlösch-, - Kälte- Treibmittel usw. Einige der flüchtigen H. werden gelegentlich als Schnüffelstoffe mißbraucht , andere – bes. die Chlorfluorkohlenstoffe, die im allg. Sprachgebrauch als FCKW's abgekürzt werden – sind in letzter Zeit wegen möglicher Umwelt-Belastung – insbes. wegen schädlicher Einflüsse auf die Ozon-Schicht der Atmosphäre – in Mißkredit gekommen. Das Auftreten von H. in der Umwelt ist aufgrund der zahlreichen Verw. prakt. ubiquitär. Bes. bei der industriellen Anw. treten abhängig vom Verarbeitungsprozeß u. dem Alter der Produktionsanlagen mehr od. minder große Stoffverluste über das Abwasser u. die Luft auf, wodurch es häufig zu Grundwasserschäden kommt. Zu deren Sanierung sind recht aufwendige Verf. nötig. Analytik: Die analyt. Best. der leichtflüchtigen H. erfolgt nach flüssig/flüssig Extraktion mittels Gaschromatographie. Neben den leichtflüchtigen H. zählen auch die chlorierten Paraffine, die chlorierten Aromaten, von denen die polychlorierten Biphenyle (PCB) zu den bekanntesten gehören, u. eine Reihe weiterer Chlor-org. Stoffe zu den H. Bei den PCB handelt es sich um eine Vielzahl tox. , persistenter u. ubiquitär verbreiteter Verb. (z.B. in Altöl, Trafoöl), die aufgrund ihrer Fettlöslichkeit vermehrt im Körpergewebe u. sogar in Frauenmilch zu finden sind . Planck Max Karl Ernst Ludwig (1858–1947), Prof. für Physik in Kiel u. Berlin, Präsident der Kaiser-Wilhelm-Ges. 1930–1937. Arbeitsgebiete: 2. Hauptsatz, Strahlungsvorgänge, Temp.-Strahlung des schwarzen Körpers, Nernstsches Wärmetheorem, Postulat der Energiequantelung u. damit Begründung der Quantentheorie (1900), wofür er 1918 den Nobelpreis für Physik erhielt. Plancksches Wirkungsquantum Eine nach Planck benannte Naturkonstante mit der Dimension einer Wirkung (Energie·Zeit). Die Energie E von Lichtquanten (Photonen) ist bei den verschiedenen Arten von Strahlungen proportional der Frequenz n der jeweiligen Strahlung, d.h. es gilt E=hn Der Proportionalitätsfaktor h wird als das Plancksche Wirkungsquantum od. Elementarquantum bezeichnet u. zu den sog. Grundkonstanten gerechnet. Das P. W. hat den Wert h=6,6260755·10–34 J·s Cyclische Verbindungen (griech.: kyklos = Kreis) Sammelbez. für chem. Verb., in denen einige od. alle der mehr als einwertigen Atome zu Ringstrukturen angeordnet sind. Obwohl es auch anorg. c.V. gib, verbindet man doch mit dem Begriff der c.V. meist die Vorstellung von ringförmigen org. Verb. Je nachdem, ob die Ringe aus Atomen des gleichen od. von mindestens zwei verschiedenen Elementen bestehen, unterscheidet man iso- od. homocyclische – in der org. Chemie insbes. carbocyclische – u. heterocyclische Verbindungen. Zu den c.V. gehören als wirtschaftlich bedeutendste Gruppe die aromatischen Verbindungen. Die Aromaten können carbocycl. od. heterocycl. Struktur sein, u. sie können ein- od. mehrkernig vorliegen; in letzterem Fall spricht man von kondensierten Ringsystemen od. polycycl. Ringsystemen. Eine noch größere Vielfalt des Molekülbaus trifft man bei den partiell ungesätt. u. bei den gesätt. c.V. an, die auch alicyclische Verbindungen, Alicyclen od. Cycloaliphaten genannt werden. Untergruppen dieser in der Natur sehr weit verbreiteten Verbindungsklasse sind die Cycloalkane (Cyclane) od. Cycloparaffine, Cycloalkene od. Cycloolefine, auch Cyclodiene usw., Cycloalkine, Spiro-Verbindungen, Brücken- u. Käfigverbindungen. Da zu den c.V. so verschiedenartige Verb. gehören, ist keine allg. Reaktionsweise dieser Ringverb. zu erwarten. Soweit die Ringsyst. nicht durch evtl. natürliches Vork. vorgegeben sind, entstehen c.V. aus acycl. Ausgangsstoffen durch Cyclisierung, Cycloaddition, Cyclodimerisation od. Cyclooligomerisation. Zu diesen Ringschlußreaktionen treten als weitere Bildungsweisen noch Ringerweiterungs- u. verengerungsreaktionen hinzu. Die cycl. Struktur bringt es mit sich, daß c.V. über bes. Formen der Stereoisomerie verfügen. Cycloalkane (Cycloparaffine) Gruppenbez. für gesätt. cycl. Kohlenwasserstoffe, die ausschließlich Kohlenstoff-Atome im Ring enthalten; die allg. Bruttoformel der monocycl. C. ist CnH2n Sie können als Untergruppe der alicyclischen Verbindungen (cycloaliphat. Verb.) aufgefaßt werden. Die Namen der C. leiten sich von denen der Alkane mit gleicher C-Zahl durch Voransetzen des Präfixes Cyclo... ab; bekannte Vertreter sind Cyclopropan, -butan, -pentan, -hexan usw. sowie deren Alkyl-Substitutionsprodukte. Aufgrund ihrer nicht ganz einheitlichen Reaktionsweisen kann man die C. in Gruppen verschiedener Ringgröße einteilen. Aufgrund des Valenzwinkels zwischen den einzelnen Kohlenstoff-Atomen sind die C. nicht eben gebaut. Unter Normalbedingungen sind die C. von C3 u. C4 Gase, die von C5 bis etwa C10 Flüssigkeiten, u. die höheren C. sind Festkörper. Chem. sind die C. ziemlich reaktionsträge, weshalb sie als Lsgm. Verw. finden können. In der Natur kommen lediglich Cyclopentan, -hexan u. -heptan im Erdöl vor; wegen dieser Herkunft werden die C. gelegentlich auch als Naphthene bezeichnet, wenn auch diese unpräzise Bez. wohl meist nur auf die Deriv. des Cyclopentans u. -hexans angewendet wird. Aus Alkanen entstandene C. werden als Zwischenprod. beim Reformieren diskutiert. Alkyl-substituierte C. kommen ferner in ether. Ölen (Terpene) vor. Zur Herst. der C. geht man entweder von ungesätt. cycl. Verb. aus (Cycloalkene, aromat. Verb.), die man hydriert, von Alkanen, die man der Dehydrocyclisierung unterwirft, od. man reduziert die durch Cyclisierung zugänglichen cycl. Ketone bis zur Kohlenwasserstoff-Stufe. Konformation Cylohexan: seat – boat – twistboat Æ Substituenten bevorzugen im Cyclohexan äquatoriale Gruppen Spiro-Verbindungen Von v. Baeyer 1900 geprägte u. von Spiro... abgeleitete Bez. für Verb. „brezelartiger“ Struktur, in denen 1 Kohlenstoff-Atom (Spiroatom) zwei Ringen gemeinsam angehört. Die Namen der S. werden nach den IUPACRegeln durch Voransetzen des Präfixes Spiro... vor den Namen des acycl. Kohlenwasserstoffs mit gleicher CZahl gebildet, wobei die durch eckige Klammern eingeschlossenen u. durch Punkt getrennten Ziffern die Zahl der jeweiligen Ringglieder mit Ausnahme des zentralen Spiroatoms angeben. Die Bezifferung beginnt im kleineren Ring an dem dem Spiroatom benachbarten C-Atom. Nach den gleichen Prinzipien werden auch S. mit Heteroatomen benannt. Die Vorsilbe Spiro... ist ein bei alphabet. Sortierung zu berücksichtigender Bestandteil des Stammnamens. Di-, Tri-, Tetraspiro-Verb. enthalten analog 2, 3 od. 4 Spiroatome. Dieses Verf. gilt für S. mit monocycl. Partialgerüsten. Bei polycycl. Gerüsten behalten diese ihren Namen bei. Die zweidimensionale Darst. der Formelbilder läßt die bes. Stereochemie der S. nicht erkennen; prinzipiell stehen die Ringe wegen der sp3-Hybridisierung des zentralen Spiroatoms senkrecht aufeinander. Der Aufbau der S. bedingt zusätzliche Isomeriemöglichkeiten (Dissymmetrie), die sich ggf. auch im Auftreten optischer Aktivität äußern können. Für S. wird oft eine sog. Spirokonjugation diskutiert. Als polycycl. S. lassen sich die Rotane auffassen, u. Orthocarbonate wie z.B. Ethylenorthocarbonat kann man als Tetraoxa-S. ansehen. In der Natur treten SpiroStrukturen auf bei Terpenen, Sesquiterpenen, Alkaloiden, Steroiden, Antibiotika usw. Synthet. sind S. durch eine Vielzahl von Reaktionen zugänglich. Auch photochem. od. Metall-org. katalysierte Cycloadditionen können zu S. führen, die Acetalisierung von Ketonen auch zu S. mit 1,3-Dioxolan-Struktur. Weitere S. leiten sich von Pentaerythrit durch Kondensation mit Ketonen ab; aus 1,4-Cyclohexandionen sind auf diese Weise auch polymere S. zugänglich. Manche heterocycl. S. (Spiropyrane) sind wegen ihrer Photochromie auch auf Eignung für reprograph. Syst. untersucht worden. Carbokationen Bez. für positiv geladene organische Spezies, die im allg. nur als reaktive Zwischenstufen bei chem. Reaktionen auftreten. In Ausnahmefällen, insbes. wenn Heteroelemente die positive Ladung stabilisieren od. wenn sie Teil eines aromatischen Ringsystems ist, können mehr od. weniger stabile Salze der C. isoliert werden. Man unterscheidet zwei Untergruppen der C.: die Carbenium-Ionen u. die Carbonium-Ionen. Geschichtl.: Die salzartigen Eigenschaften von Triphenylmethylchlorid in Lösung ließen Baeyer, Gomberg, Walden u.a. die Existenz einer Zwischenstufe logisch erscheinen, der sie kationische Eigenschaften zuschrieben u. die sie Carbonium-Ion nannten. Der Name wurde später in Carbenium-Ion umgewandelt, der logischer ist, da die Endung ...onium solchen Spezies vorbehalten sein soll, die durch Anlagerung einer positiven Ladung an ein gesättigtes Atom gebildet werden. Bis ca. 1970 findet man – bes. in der angloamerikanischen Lit. die Bez. Carbonium für Carbenium-Ionen. Die heutige rationale Einteilung geht auf die fundamentalen Arbeiten von Olah zurück, der die Namen Carbokation, Carbenium-Ion u. Carbonium-Ion neu definiert hat. Die Umlagerung von Camphen in Isobornylchlorid machte für Meerwein die Existenz von Carbenium-Ionen wahrscheinlich. Sir C. Ingold u. Hughes entwickelten das Konzept der nucleophilen Substitution, die im Falle der sog. SN-Reaktion über Carbenium-Ionen verläuft. Kinetische u. stereochemische Kriterien wurden entwickelt, um die Beteiligung von C. an chem. Reaktionen sicherzustellen. Das Konzept des „nicht klassischen“ C. wurde von Winstein entwickelt, um zu erklären, weshalb Nachbargruppen die Heterolyse zu C. beschleunigen. Die Erzeugung von C. bei tiefen Temp. in supersaurem Medium od. in der Gasphase läßt direkte Beobachtung zu, so z.B. mit Hilfe der NMR-Spektroskopie der Massenspektroskopie u. ESCA-Methode u. macht auch das Auftreten von CarboniumIonen plausibel. Strukt.: Carbenium-Ionen besitzen einen dreibindigen Kohlenstoff, der die positive Ladung trägt u. der nur 6 Valenzelektronen besitzt. In Abwesenheit sterisch sperriger Gruppen ist der Carbenium-Kohlenstoff sp2 hybridisiert u. die drei Bindungen zu den Substituenten sind coplanar. Die positive Ladung wird in dem leeren 2p-Orbital lokalisiert, das senkrecht auf der von den 3 sp2-Hybridorbitalen aufgespannten Ebene steht. Im Gegensatz dazu sind Carbonium-Ionen Deriv. des fünfbindigen Kohlenstoffs, die CS-Symmetrie besitzen. Diese Spezies sind anders als Carbenium-Ionen Elektronenmangel-Verbindungen, da sie eine ungenügende Anzahl an Valenzelektronen zur vollständigen Ausbildung von Elektronenpaar-Bindungen besitzen. Die Beteiligung einer Zweielektronen-Dreizentrenbindung zur Beschreibung der Struktur ist deshalb notwendig; solche Bindungsverhältnisse finden sich auch bei den Borhydriden u. die Analogie im Reaktionsverhalten zwischen Carbonium-Ionen u. Bor-organischen Verbindungen ist bemerkenswert. Das 2-Norbornyl-Kation kann als ein Paar schnell äquilibrierender Carbenium-Ionen od. als ein einziges Carbonium-Ion beschrieben werden, womit der Begriff „verbrücktes“ od. „nicht klassisches“ Carbenium-Ion verbunden ist. Bez. für die Erscheinung, daß bei manchen org. Reaktionen, z.B. Substitutions- od. Umlagerungs-Reaktionen, eine dem Reaktionszentrum benachbarte Gruppe einen beschleunigenden od. verzögernden Einfluß auf die Geschw. der Reaktion u. auf die Stereochemie (Konfigurationserhalt od. Konfigurationsumkehr an einem asymmetr. Zentrum) ausübt. Wie bei anchimere Hilfe dargelegt kann der N.-E. nicht nur von Atomen mit freien Elektronenpaaren (N-, O- u. S-Atome), sondern auch von C,C-Doppel- u. C,C-Einfachbindungen ausgehen, wodurch nichtklass. Strukturen als Zwischenstufen solcher Reaktionen diskutiert werden; s. anchimere (synartetische) Hilfe, Carbokationen u. Nichtklassische Ionen. Man kann die N.-E. als Beisp. für Proximitätseffekte – zu denen man im allg. auch transannulare u. Throughspace- od. Through bondWechselwirkungen rechnet – auffassen. Nucleophile Substitution Bez. für eine nucleophile Reaktion, bei der das angreifende Teilchen (das Nucleophil Y) unter Einbeziehung eines Elektronenpaars eine neue Bindung zu einem Substrat knüpft, wobei ein anderes Teilchen (das Nucleofug) mit einem Elektronenpaar das Substrat verläßt. In allen Fällen muß Y – neg. geladen od. neutral – eine LewisBase sein. Ist das Nucleophil auch gleichzeitig Lsgm., so spricht man von Solvolyse. Die bei weitem wichtigste n. S. ist die an aliphat. C-Atomen, während solche an aromat. C-Atomen geringere Bedeutung besitzen. Mehrere Mechanismen werden für die n. S. diskutiert, die in Abhängigkeit von Nucleophil, Nucleofug, Substrat u. Reaktionsbedingungen ablaufen können; die bei weitem wichtigsten sind der SN1- u. der SN2-Mechanismus. Beim SN1-Mechanismus (unimol. nucleophile Substitution) werden zwei Reaktionsschritte – nämlich die Ionisation des Substrates in ein Carbenium-Ion u. das Nucleofug als reaktionsbestimmender Schritt sowie die schnelle Reaktion zwischen dem Carbenium-Ion u. dem Nucleophil – angenommen; bei opt. akt. Verb. erfolgt Racemisierung, da das als Zwischenstufe durchlaufende Carbenium-Ion durch das Nucleophil von zwei Seiten angegriffen werden kann. Bei einer n. S. nach dem SN2-Mechanismus (bimol. nucleophile Substitution) greift das Nucleophil von der Rückseite zum austretenden Nucleofug das Substrat an, wobei die neue u. die alte Bindung des Substrates zum Nucleophil bzw. Nucleofug gleichzeitig gebildet bzw. gebrochen wird; bei opt. akt. Verb. erfolgt Konfigurationsumkehr. Allg. kann man sagen, daß n. S. nach dem SN1-Mechanismus bevorzugt an tert.-C-Atomen, solche nach SN2 bevorzugt an prim.-C-Atomen ablaufen. N. S. an aromat. C-Atomen sind auf aromat. Verb. beschränkt, die durch elektronenziehende Gruppen desaktiviert sind, z.B. Nitroaromaten, Elektronenmangel-Heterocyclen wie Pyridin. Induktiver Effekt (I.-Effekt) Bes. von G. N. Lewis u. Sir C. Ingold erarbeitetes Konzept, das die Einflüsse zu erfassen sucht, die elektropos. od. -neg. Substituenten in org. Mol. auf die Reaktivität ausüben. Der i.E. kommt durch über s-Bindungen übertragene Polarisation des restlichen Mol. durch die Substituenten zustande. Angaben über die Stärke des i.E. erhält man aus Dipolmomenten. Man bezieht im allg. alle i.E. auf Wasserstoff als Standard-Substituenten. Atome od. Atomgruppen, die stärker elektronenanziehend sind als H, zeigen einen –I-Effekt, elektronenschiebende Substituenten einen +I-Effekt. Bes. ausgeprägt ist der i. E. bei elektro- bzw. nucleophilen Substitutionen von aromat. Verb., wo er mit dem Resonanz- (od. Mesomerie-)Effekt konkurriert. Wird letzterer durch das p-Elektronensyst. fortgeleitet, so ersterer durch s-Bindungen od. durch den Raum (engl.: through space). Seine Stärke nimmt mit wachsender Entfernung des Reaktionszentrums vom dirigierenden Substituenten ab. Hingewiesen sei auch auf die Verwandtschaft des i. E. mit dem Ortho-Effekt u. den als Push-PullMechanismen, als Hyperkonjugation u. durch die Hammett-Gleichung beschriebenen Effekten. H N H N N Pyrazol H N S O O N N N Imidazol N Oxazol Isoxazol (1,3-Oxazol) (1,2-Oxazol) 6-Ring-Heteroaromaten N N N N Thiazol N 1,2,3-Triazol N Pyridin Chinolin Isochinolin Acridin N N N N N N Pyridazin (1,2-Azin) N N N N H 9H-Purin N N Pyrazin (1,4-Azin) Pyrimidin (1,3-Azin) N Phenazin N N N Pteridin +M/ -M-Effekt Den dirigierenden Einfluß im Mol. bereits vorhandener funktioneller Gruppen bei Substitutions-Reaktionen bezeichnet man als R.- od. Mesomerie-Effekt (R- od. M-Effekt), wenn er durch Delokalisierung der p- od. pElektronen des Substituenten über das p-Elektronensyst. im restlichen Mol. zustandekommt. Werden diesem Elektronen geliehen, d.h. wird seine Elektronendichte erhöht, dann können elektrophile Reaktionen leichter eintreten (+M- od. +R-Effekt); umgekehrt verhält es sich mit dem –M- od. –R-Effekt u. nucleophilen Reaktionen. Ein +M- od. +R-Effekt liegt z.B. im Anilin vor, das leichter elektrophil zu substituieren ist als Benzol. +M-Effekt und Halogene: o-/ und p-Stellung -M-Effekt: m-Stellung Bromierung Einführung von Brom in eine organische Verbindung durch Addition od. Substitution. Für die elektrophile B. von C,C-Doppelbindungen werden Bromonium-Ionen als Zwischenstufen angenommen; Substitutionen verlaufen häufig radikalisch. Nitrierung Unter N. versteht man im allg. die Einführung von Nitro-Gruppen in org. Verb., wobei im Falle der Substitution an C-Atomen Nitro-Verbindungen entstehen. Die N. von Alkanen (Paraffinen) geschieht in der Regel in der Gasphase bei Temp. um 400°, wobei ein Radikal-Kettenmechanismus angenommen wird. Die N. verläuft nicht einheitlich, da Mono-, Di- u. Polynitrierung eintritt; z.T. erfolgt im beträchtlichen Ausmaß C,CBindungsspaltung. Für die präparative Chemie von großer Bedeutung ist die elektophile N. von aromat. Verb., zum einen, weil fast alle Aromaten mit einem geeigneten Nitrierungsreagenz nitriert werden können, u. zum anderen, weil die aromat. Nitro-Gruppe leicht in andere funktionelle Gruppen umgewandelt werden kann. Das einfachste Nitrierungsreagenz ist eine Mischung aus Salpeter- u. Schwefelsäure (Nitriersäure); empfindlichere Aromaten, wie aromat. Amine od. Phenole werden jedoch besser mit Salpetersäure allein od. mit Salpetersäure in Wasser, Essigsäure od. Acetanhydrid nitriert. Bei all diesen N. wird angenommen, daß das Nitronium-Ion NO2+ das angreifende elektrophile Teilchen ist. Da eine einmal eingeführte Nitro-Gruppe desaktivierend auf eine weitere Substitution wirkt, ist eine Mononitrierung leicht zu verwirklichen; unter verschärften Bedingungen sind aber auch Mehrfachnitrierungen möglich, wobei die zweite Nitro-Gruppe in meta-Stellung zur ersten eingeführt wird, da resultierende kation. Zwischenstufe (s-Komplex) im Falle der ortho- od. para-Substitution durch das zwangsläufige Auftreten zweier benachbarter positiver Ladungen destabilisiert wird. Sulfonierung Bez. für die Umsetzung von Estern od. olefin. ungesätt. Stoffen mit Sulfiermitteln (Schwefelsäure, Oleum, Chlorsulfonsäure, Amidosulfonsäure, Schwefeltrioxid, s.a. Sulfierung) unter Einführung der Sulfo-Gruppe (SO3H) in das Molekül. So liefert die S. von Aromaten auf dem Wege einer nucleophilen Substitution Arylsulfonate. Bei der S. von Fettsäureestern werden Prod. erhalten, die eine Sulfonat-Gruppe in a-Stellung zur Carboxy-Funktion aufweisen. Im Gegensatz zur Sulfatierung werden auf dem Weg der S. Sulfonate mit einer C– S-Bindung erhalten, die gegenüber dem Angriff von Säuren stabil ist. Das Quecksilber-Herz Geräte: Uhrglas (10cm), evtl. Stativmaterial, evtl. Overheadprojektor und Leinwand Chemikalien: Quecksilber, verd. Schwefelsäure (ca. 14%ig), stark verd. Kaliumpermanganatlösung, Eisennagel oder -draht Vorbereitende Arbeiten: Auf ein Uhrglas bringt man einen Quecksilbertropfen von ca. 2 cm Durchmesser, übergießt ihn mit verdünnter Schwefelsäure und fügt dann noch etwa 1 ml stark verdünnte Permanganatlösung hinzu, so daß die Lösung hellrot gefärbt ist. Durchführung: Man führt einen Eisenstift mit feiner Spitze vorsichtig an das Quecksilber heran, bis die Spitze das Quecksilber eben berührt. Ergebnis: Der Quecksilbertropfen gerät in zuckende Bewegung. Hinweise: a) b) Erläuterung: um diesen Versuch einem größerem Zuschauerkreis zugänglich zu machen, kann man ihn auf dem Overheadprojektor durchführen. Der Quecksilbertropfen erscheint dann auf der Leinwand als schwarze, zuckende Scheibe. Da evtl. beim Zuschauer der Eindruck entstehen könnte, die zuckende Bewegung würde durch geschicktes Anstoßen des Tropfens zustande kommen, hält man den Eisenstift nicht mit der Hand fest, sondern spannt ihn in ein Stativ ein und überläßt dann den Versuch sich selbst. „In dem Augenblick, in dem die Nadel das Quecksilber berührt entsteht ein galvanisches Element Hg/H2SO4/Fe. Eisen als das unedlere Metall löst sich auf, ist also die Anode; Quecksilber ist die Kathode. Permanganat ist das Oxidationsmittel, das reduziert wird. Die auf dem Quecksilber adsorbierten Elektronen vermehren die Ladungsdichte auf der Oberfläche, die Oberflächenspannung wächst. Infolgedessen krümmt sich die Oberfläche stärker ein (Abb. 1, gestrichelt). Die Verbindung mit dem Eisen wird unterbrochen. Die Elektronen werden jetzt vom Oxidationsmittel übernommen. Damit sinkt erneut die Oberflächenspannung, der Tropfen flacht sich ab und berührt wiederum die Nadel, der Vorgang beginnt von neuern.“ Hinweise zum Arbeiten mit Quecksilber und Quecksilberverbindungen: a) Gesundheitsschädigende Wirkung. Quecksilber ist ein flüssiges, silberglänzendes, an der Luft beständiges Metall. Bei gewöhnlicher Temperatur hat es einen Sättigungsdampfdruck von 0,0013 mm, weswegen eine mit Quecksilberdampf gesättigte Luft 15 mg Quecksilber pro m3 enthält. Da Quecksilberdampf sehr giftig ist, kann in einem schlecht gelüfteten Labor schon verspritzten Quecksilber zu chronischer Quecksilbervergiftung führen. Ähnlich wie Quecksilber sind auch die meisten seiner Verbindungen äußerst giftig. Die Vergiftungserscheinungen zeigen sich folgendermaßen: Entzündung der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches, brennender Schmerz in Speiseröhre und Magen, blutiges Erbrechen und blutiger Durchfall, schwere Nierenschädigung, Kopfschmerzen, Gedächtnisschwund, schwere Schädigung des Nervensystems. b) Arbeiten mit Quecksilber und Quecksilberverbindungen - - im Abzug arbeiten. Quecksilbergefäß niemals offen stehen lassen; mit Quecksilber nur an glatten, mit erhöhtem Rand versehen Tische arbeiten; nach Möglichkeit Quecksilberauffangwanne oder Fotoschale als Arbeitsunterlage benutzen; nur in Räumen mit fugenlosem Fußboden arbeiten. verschüttetes Quecksilber sofort und restlos aufnehmen (große Tropfen mit der Quecksilberzange, kleine Tropfen mit einem Streifen Zinkblech oder mit Zinkstaub unter Amalgambildung aufnehmen). - - Reste von Quecksilber und Quecksilberverbindungen nicht in Abfallgefäße oder Ausguß geben; Sie sind zu sammeln und später zu vernichten. mit Quecksilber und Quecksilberverbindungen in Berührung gekommene Geräte sind zunächst mit einer Paste aus Zinkstaub und Wasser, dann mit konz. Salzsäure und evtl. konz. Salpetersäure zu behandeln, nach dem Experimentieren sind die Hände gründlich mit warmem Wasser, Seife und Bürste zu reinigen. Schaumstoffpilze Geräte: Becherglas (1l), Polyäthylenbeutel, Holzstab, anstelle des Becherglases kann auch ein Trinkbecher aus Kunststoff (Polystyrol) ohne Polyäthylenbeutel benutzt werden. Chemikalien: Desmophen-Aktivatorgemisch, Desmodur 44 V Vorbereitende Arbeiten: Die Durchführung des Versuches in einem Glasgefäß ist nicht ratsam, da nach Herausdrehen des erkalteten Pilzes Schaumstoffreste an den Wandungen des Gefäßes kleben, die sehr schwer zu entfernen sind. Auf Grund dessen schützt man das Becherglas mit einem passenden Polyäthylenbeutel. Die beiden Chemikalien sind sirupartig. Daher ist es nicht sinnvoll, Sie vor dem Zusammengießen in zwei getrennte Gefäße abzuwiegen. Beim Zusammengießen bleibt nämlich sehr viel von den beiden Substanzen an den Gefäßwänden haften, so daß man die angegebene Menge nicht einhalten kann. Abgesehen davon entsteht ein unnötiger Verbrauch an Chemikalien. Man behilft sich folgendermaßen: das Gefäß, in dem die Reaktion stattfinden soll, stellt man auf eine entsprechende Waage. Nun gießt man aus den Vorratsflaschen nacheinander die vorgeschriebenen Mengen ein. Wenn man auf diese Weise eine Vorstellung gewonnen hat, welches Volumen die jeweils benötigte Chemikalienmenge einnimmt, so läßt sich auch durch Abschätzen das richtige Mischungsverhältnis finden. In das mit einem Polyäthylenbeutel geschützte Becherglas gibt man zuerst 33 g Desmophen-Aktivatorgemisch und dann 50 g Desmodur 44 V. Mit einem Holzstab rührt man die Mischung so lange, bis Gasentwicklung feststellbar ist. Die nun anlaufende Reaktion überläßt man sich selbst. Ergebnis: Aus der sirupartigen Mischung wächst langsam eine gelbe, das Becherglas auffüllende, schaumartige Substanz nach oben, die nach einiger Zeit so fest wird, daß man Sie aus dem Glas nehmen kann. Hinweise: a) Sollte Desmodur bzw. Desmophen auf die Haut gelangen, so ist die entsprechende Hautstelle sofort unter fließendem Wasser intensiv zu spülen. b) Man kann den Versuch auch mit entsprechend kleineren Mengen Desmophen und Desmodur durchführen. Dabei ist darauf zu achten, daß man das Volumen des Reaktionsgefäßes klein genug wählt, so daß ein Teil des entstehenden Schaumstoffes über den Rand des Gefäßes fließen kann. Dadurch bekommt das Reaktionsprodukt ein pilzförmiges Aussehen. Erläuterung: Der entstandene Stoff gehört zu der großen Gruppe der Polyurethan-Kunststoffe. Diese Kunststoffe entstehen durch Polyaddition von Di-oder Polyhydroxyverbindungen an Di- oder Polyisocyanate. Ein Polyaddition ist dadurch gekennzeichnet, daß zwei funktionelle Gruppen ohne Abspaltung eines Nebenproduktes, allerdings unter Wanderung von Wasserstoffatomen, miteinander reagieren. Der Mechanismus der Polyurethan-Reaktion sieht folgendermaßen aus: jenachdem welche Ausgangsstoffe man wählt, erhält man lineare oder vernetzte Polyurethane. Die Schaumbildung wird durch Kohlendioxidentwicklung wirkt. Dieses Kohledioxid entsteht infolge einer Reaktion des Isocyanates mit dem im Desmophen-Aktivatorgemisch vorhandenen Wasser: Kohle aus der Retorte Geräte: schmales, hohes Becherglas (11), große Kristallisierschale, Chemikalienflasche Chemikalien: Saccharose, konz. Schwefelsäure. Vorbereitende Arbeiten: In die Chemikalienflasche gibt man 100 ml konz. Schwefelsäure. Das 1-Ltr. Becherglas wird zu 1/4 mit Saccharose gefüllt, welche dann mit etwa 100 ml Wasser zu einem Brei verrührt wird. Das Becherglas stellt man vorsichtshalber in eine große Kristallisierschale. Durchführung: Die konz. Schwefelsäure wird in die Zuckerlösung gegossen. Ergebnis: Die Mischung färbt sich zunächst schwarz und bläht sich dann unter starker Gasentwicklung derart auf, daß Sie zylinderförmig in dem Becherglas nach oben wächst und schließlich über den Rand des Gefäßes quillt . Hinweise: a) b) Erläuterung: C12H22011 → Wegen der starken Gasentwicklung wird dieser Versuch unter dem Abzug durchgeführt. Auf Grund der großen Affinität von konz. Schwefelsäure zu Wasser ist ein Vermischen der beiden Substanzen mit intensiver Wärmeentwicklung verbunden. Man sollte daher das Reaktionsgefäß nicht anfassen und vor evtl. herausspritzender Flüssigkeit achtgeben. (Schutzbrille) Saccharose wird von konz. Schwefelsäure durch Wasserentzug zerstört: 12 C + 11 H20 Gleichzeitig wirkt die konz. Schwefelsäure auch oxidierend auf die organische Substanz, wobei Sie selbst zu schwefeliger Säure reduziert wird, die dann in S02 und H20 zerfällt. pH-Muskel Geräte: Standzylinder (4 cm, Höhe 40 cm) Chemikalien: pH-Muskel (Bezugsquelle-siehe Hinweise), konz. Salzsäure, konz. Natronlauge, dest. Wasser Vorbereitende Arbeiten: Man füllt einen Standzylinder mit dest. Wasser und hängt den blau gefärbten Folienstreifen (Länge mit Gewicht: 12cm) hinein. Der Streifen dehnt sich aus und hat nach kurzer Zeit etwa die doppelte Länge angenommen . Durchführung I: In den Standzylinder gibt man einige ml konz. Natronlauge. Ergebnis I: Der pH-Muskel dehnt sich um ca. 10 cm aus. Durchführung II: in den Standzylinder gibt man einige ml konz. Salzsäure. Ergebnis II: Der pH-Muskel verkürzt sich um fast die Hälfte seiner Länge. Kontraktion und Dilatation des Muskels läßt sich durch abwechselnde Lauge-und Säurezugabe mehrmals wiederholen. Allerdings sind die Gestaltsänderungen dabei nicht mehr so ausgeprägt wie zu Anfang des Versuches. Vermutlich wirkt die zunehmende Salzkonzentration (NaCI) hemmend. Hinweis: Man erhält den pH-Muskel, gebrauchsfertig mit angeklebtem Holzstäbchen und Gewicht (Ring), bei folgender Bezugsquelle: Fa. R. Kind, 862 Lichtenfels, Postfach 1208. Erläuterung: Der pH-Muskel besteht aus einer quellbaren, jedoch in Wasser nicht löslichen Polyvinylalkohol-Folie (PVAI-Folie), die Polyacrylsäure (PAS) enthält. Der Effekt des Versuches beruht auf spezielle Eigenschaften der PAS: In wässriger Lösung ist die als Molekülknäuel vorliegende Säure verhältnismäßig schwach dissoziiert. Erst im alkalischen Bereich liegen praktisch alle Carboxylgruppen als -COO- vor, die sich gegenseitig abstoßen und das Knäuel dadurch in eine gestreckte Form überführen: Die lediglich als Stützsubstanz dienende PVAI-Folie folgt den Bewegungen der PAS (bzw. deren ionisierter Form). Kollagen-Muskel Geräte: großes Bücherglas, 2 Tropftrichter, Abzweigstück (z. B. Stromschlüssel), Korkstopfen, schwarze Pappe, Stativmaterial Chemikalien: Kollagenfaden (Bezugsquelle—siehe Hinweise), dest. Wasser, Lithiumchlorid bzw. Lithiumbromid Vorbereitende Arbeiten: - Man legt den Kollagenfaden für ca. I Std. in dest. Wasser. - 45 g LiCI werden in 100 ml Wasser gelöst (Vorsicht: sehr starke Erhitzung) - Versuchsaufbau nach Abb. 3; den Kollagenfaden befestigt man mit Hilfe eines kurzen Schlauches an dem Abzweigungsstück; als Gewicht nimmt man einen Korkstopfen (ca. 3 g); um den Faden (Länge 1,20m) besser sichtbar zu machen, verwendet man als Hintergrund schwarze Pappe; ein Tropfrichter wird mit konz. LiCI-Lsg. gefüllt, der andere mit dest. Wasser. Durchführung 1: Man läßt LiCI-Lsg. an dem Kotlagenfaden herabfließen. Ergebnis 1: Der 1,20 m lange Faden verkürzt sich um ca. 50—60 cm. Durchführung 2: Man läßt Wasser an dem Faden herabfließen. Ergebnis 2: Der Faden wird wieder länger. Allerdings erreicht er nicht mehr seine ursprüngliche Länge, sondern er wird nur noch ca. I m lang. Die Kontraktion und Entspannung des Fadens läßt sich beliebig oft wiederholen. Hinweise: a) Der Kollagenfaden für diesen Versuch wurde von der Firma Carl Freudenberg, Weinheim/Bergstr. bezogen. Diese Firma stellt allerdings seit einiger Zeit diese Fäden nicht mehr her. Da Nähfäden für Operationen meistens auch aus Kollagen bestehen, läßt sich der vorliegende Versuch evtl. mit derartigen Fäden durchführen. b) Will man den Versuch mehrmals wiederholen, so benutzt man aus Kostengründen zwei Auffanggefäße: eines für das Wasser und das andere für die LiCI-Lsg., die sich mehrmals verwenden läßt. Erläuterung: Der Kollagenfaden besteht aus schraubenförmigen, parallel zur Längsachse angeordneten Molekülen. (Helixstruktur). Taucht man einen solchen Faden in heißes Wasser, so zieht er sich zusammen, da sich die relativ gestreckte Schraubenstruktur in ein ungeordnetes Knäuel zusammenballt. Das Material ist von einem quasi kristallinen Zustand in den amorphen übergegangen, ein Prozeß, der dem Schmelzvorgang entspricht. Bekanntlich wird die Schmelztemperatur von Eis durch Salzzugabe erniedrigt. Ganz ähnlich verhält sich der Kotlagenfaden gegenüber einer hinreichend konzentrierten Salzlösung: er zieht sich schon bei Zimmertemperatur zusammen. Pharaoschlange Geräte: Glasstab, Klebstoff Chemikalien: Quecksilber (Il)-rhodanid (Quecksilberthiorhodanat), Salpeter-papier Vorbereitende Arbeiten: a) Herstellung von Salpeterpapier: 15 g Kaliumnitrat werden in 100 ml Wasser gelöst. Mit dieser Lösung tränkt man Filterpapier, welches man anschließend gut trocknen läßt. b) Aus Salpeterpapier wird ein einseitig geschlossenes Röhrchen her gestellt, (1 cm, Länge ca. 8 cm), welches mit Quecksilber (Il)rhodanid gefüllt wird. Mit einem Glasstab preßt man das weiße Pulver in dem Röhrchen etwas zusammen. Durchführung: Das Röhrchen wird an dem offenen Ende angezündet. Ergebnis: Aus dem langsam verglimmenden Röhrchen kriecht unter Zischen eine lange, gelbe Schlange hervor. Hinweis: Da beim Entzünden der Schlange giftige Quecksilberdämpfe entstehen, muß dieser Versuch unter dem Abzug durchgeführt werden. Auch die entstandene Asche kann noch giftiges Quecksilber enthalten (siehe auch "Hinweise zum Arbeiten mit Quecksilber und Quecksilberverbindungen", Versuch 1). Erläuterung: Quecksilber (Il)-rhodanid zerfällt beim Erhitzen unter Hinterlassung einer zusammenhaltenden, volumenreichen Asche, die aus Stickstoff, Kohlenstoff und Schwefel besteht. Diese Asche nimmt etwa das 25-50-fache Volumen der ursprünglichen Substanz ein. Das Experiment sollte nur im Freien durchgeführt werden, da beim Zerfallprozeß auch Quecksilberdampf entsteht. Raaf schildert eine ungiftige Pharaoschlange. 2 Emser Bastillen wenden in Zigarettenasche gesteckt, die mit Alkohol getränkt wurde. Beim Anzünden entquilltaus den Bastillen die "Schlange". Chemischer Garten Geräte: Küvette (500 ml), Präparateglas, verschließbare Flasche Chemikalien: Kristalle von Kupfer(ll)-sulfat, Nickel(ll)-nitrat, Kobalt(ll)-nitrat, Eisen(ll)-sulfat, Eisen(ll)chlorid, Mangan(ll)-chlorid, Calciumnitrat, Magnesiumchlorid, Aluminiumsulfat, Bleinitrat und andzren Erdalkali- und Schwermetallsalzen; Natronwasserglas, dest. Wasser Vorbereitende Arbeiten: a) Man mischt gewöhnliches Natronwasserglas mit der doppelten Menge dest. Wasser und füllt 500 ml davon in eine verschließbare Flasche.b) in ein Präparateglas gibt man einige erbsengroße Kristalle der oben ange-gebenen Salze. Durchführung: in die mit Wasserglaslösung gefüllte Küvette schüttet man den Inhalt des Präparateglases, so daß der Boden gleichmäßig mit den Kristal-len bedeckt ist. Ergebnis: Nach kurzer Zeit wachsen aus den Kristallen moos-, algen-, tang-und pilzähnliche Gebilde in die Wasserglaslösung hinein, und verwandeln die Lösung in eine "bunte, üppig blühende Vegetation". Hinweise: a) Man kann die "Pflanzen" auch trocken gewinnen, wenn man die Lösung vorsichtig absaugt. b) Eisen(lll)-chlorid-Kristalle bilden dicke, braune, oft verzweigte und eingeschnürte Äste, die sehr rasch wachsen und innerhalb von wenigen Minu-ten die restlichen Kristalle überwuchern können. Sehr schnell ist auch das Wachstum von Mangan(ll)-chlorid-Kristallen, die weiße, eiszapfenähnliche Gebilde hervorbringen. c) Das schnelle Wachstum der Eisen(lll)-chlorid-Kristalle läßt sich folgendermaßen auf einer Leinwand verfolgen: man füllt eine große Kristallisierschale mit Wasserglaslösung und wirft einige Eisen(lll)-chlorid-Kristalle hinein. Dann läßt man auf der Wasserglaslösung eine leichte Glasplatte oder eine etwas kleinere Kristallisierschale schwimmen. Dadurch werden die Kristalle in ihrem Wachstum waagerecht abgelenkt, was sich mit einem Overheadpro-jekt orsehr gut auf eine Leinwand projizieren läßt. Erläuterung: Das in der Wasserglaslösung sich auflösende Metallsalz bildet mit dem Lösungsmittel augenblicklich einen unlöslichen Niederschlag eines entsprechenden Metasilikates (Me2+ +SiO32 → MeSiO3), der den Kristall in Form eines kleinen Häutchens umgibt. Diese Membran ist semipermeabel. Wegen dieses Sachverhalts diffundiert Wasser in den Zwischenraum zwischen Kristall und Membran und löst dort ein wenig von dem Metallsalz. Da diese Metallsalzlösung das Bestreben hat, sich zu verdünnen, zieht sie weiteres Wasser zu sich hinein. Dadurch steigt der osmotische Druck und die Membran platzt schließlich. Die ausfließende Salzlösung bildet an der Berührungsstelle mit dem Wasserglas sofort eine neue Haut, die das Loch verschließt. Ent-sprechend dem Ausmaß der Eruption der Metallsalzlösung ist das Gebilde gewachsen. Die Salzkonzentration innerhalb des Häutchens ist auf Grund der Schwerkraft am höchsten Punkt der Hülle am niedrigsten. Die hier entstehende Membran ist daher sehr dünn und platzt bevorzugt. Deshalb wachsen die Pflanzen nach oben. Erläuterung: Erklärung siehe Versuch 7 K4[Fe(CN)6] + 2 CuCI2 → Cu2 [Fe(CN)6] + 4 KCI) 8. Harmlose Seeschlange Geräte: Becherglas (100 ml) Chemikalien: dest. Wasser, Kaliumhexacyanoferrat(ll), Kupfer(ll)-chlorid Vorbereitende Arbeiten: 3 g Kaliumhexacyanoferrat(ll) werden in 100 ml x dest. Wasser gelöst. Durchführung: Man wirft einen etwa erbsengroßen Kristall von Kupfer(ll)-chlorid in die Lösung. Ergebnis: Aus der Kristalloberfläche wächst innerhalb kurzer Zeit ein heller, fast durchsichtiger, bräunlicher Schlauch in die Höhe. 9. Untergehende Sonne Gerate: Diaprojektor, Rundkolben (250 ml), Leinwand, Stativmaterial, 2 Erlenmeyerkolben Chemikalien: verd. Salzsäure, dest. Wasser, Natriumthiosulfat-5-Hydiat (Fixiersalz) Vorbereitende Arbeiten: Folgende Lösungen werden hergestellt: Lsg. A: 10 ml verd. Salzsäure in 90 ml dest. Wasser Lsg. B: 2 g Natriumthiosulfat-5-Hydrat in 100 ml dest. Wasser Der Rundkolben wird unmittelbar vor die Linse gestellt (s. Abb. 4). Durchführung: Nachdem das Licht gelöscht worden ist, schaltet man den Diaprojektor ein und schüttet die beiden Lösungen in den Rundkolben. Ergebnis: Der zunächst auf der Leinwand erscheinende helle Kreis zeigt -ähnlich wie die untergehende Sonneallmählich eine Farbänderung über Gelb, Orange, Rot, Dunkelrot. Hinweis: Der Versuch läßt sich auch sehr gut mit einem Overheadprojektor durchführen. Zu diesem Zweck deckt man die Leuchtplatte mit einem Stück Pappe ab, in welches man ein kreisrundes Loch geschnitten hat. Auf diese Öffnung wird eine Kristalvisierschale gestellt, in die man dann die beiden Lösungen schüttet. Erläuterung: Das Thiosulfation reagiert mit dem Wasserstoffion, wobei die Geschwindigkeit dieser Reaktion konzentrationsabhängig ist: S2032- + 2 H+ → S↓ + SO2 ↑+ H20 Der langsam kolloid ausfallende Schwefel bewirkt durch Lichtabsorption die beobachtbare Farbänderung. mit Quecksilberchlorid verhindert bzw. eine schen vorhandene Oxidschicht wird zerstört, da Quecksilber entsteht (3 HgCI2+2AI<2AICI34 311g), welches mit Aluminium ein Amalgan bildet. In einem solchen amalgamierten Aluminiumblech sind zwischen den Aluminiumatomen Quecksilberatome einge-bettet. Das Aluminium kann daher die zusammenhängende, schützende Oxidhaut nicht mehr ausbilden. Es oxidiert nun an der Luft außerordentlich leicht unter Bildung von Aluminiumoxidhydrat. 10. Verschimmerndes Aluminium Gerate: Baumwollappen Chemikalien: Aluminiumblech oder -folie (5 x 5 cm), Quecksilber (Il)-chloridlösung Durchführung: Einige Tropfen Quecksilber(ll)-chloridiösung werden auf ein Stück Aluminiumblech gegeben und mit einem Lappen verrieben, bis die Siel Fläche wieder trocken erscheint. Ergebnis: Nach kurzer Zeit schießen weiße Fasern aus dem Aluminium hervor und b-decken das Blech wie mit einer Vegetation von Schimmel. Hinweis: Quecksilber(ll)-chlorid ist sehr giftig; 0,5 g können bereits tödlich wirken (siehe auch Hinweise— Versuche 1). Erläuterung: Aluminium zeigt ein sehr großes Bestreben, sich mit Sauerstoff zu verbinden. Da es allerdings mit einer fest anhaftenden, zusammenhängenden Oxidschicht bedeckt ist, ist es an der Luft beständig und korridiert nicht. Die Bildung dieser schützenden Aluminiumoxidschicht wird durch Einreiben 11. Vulkan Geräte: Becherglas (100 ml), Asbestpappe Chemikalien: granuliertes Ammoniumdichromat, (evtl. etwas Aceton) Vorbereitende Arbeiten: Das mit granuliertem Ammoniumdichromat gefüllte Becherglas wird so auf die Asbestpappe ausgeschüttet, daß die Substanz die Form eines Kegels bekommt. Durchführung: Die Spitze des Kegels wird angezündet. (Befeuchtet man die Kegelspitze mit etwas Aceton, dann läßt sich das Ammoniumdichromat leichter anzünden.) Ergebnis: Unter lebhaftem Glühen und Rauschen bildet sich aus der orangen Substanz ein lockeres, grünes Pulver, welches ein größeres Volumen einnimmt als die Ausgangssubstanz. Das Reaktionsprodukt (Cr203) gehört zu den Giften der Abteilung 3 des Giftgesetzes Dichromate und chromhaltiger Staub werden außerdem karzinogenen Stoffen zugeordnet. Erläuterung: Ammoniumdichromat zerfällt beim Erhitzen: (NH4)2Cr207 → 2NH3 + 2CrO3 + H20. Das dabei entstehende CrO3 ist ein äußerst starkes Oxidationsmittel, welches den Ammoniak unter Feuererscheinung und Rauschen (Stickstoffentwicklung) zu Stickstoff oxidiert: 2 NH3 + 2 CrO3 → N2 + Cr203 + 3 H20 + 734,8 kJ Das grüne Reaktionsprodukt besteht aus Cr203. 12. Mottenkugeltanz Gerate: Standzylinder, Mottenkugeln Chemikalien: Natriumhydrogencarbonat, Essigsäuren Durchführung: Der Standzylinder wird mit Wasser gefüllt. Dazu gibt man etwas Essigsäure und Natriumhydrogencarbonat, das ganz allmählich hinzu geschüttet werden muß, da es sonst zu sehr schäumt. In diese schäumende Flüssigkeit werden nun einige Mottenkugeln geworfen. Ergebnis: Die Mottenkugeln sinken zunächst, aber nach kurzer Zeit erhebt sich eine Kugel nach der anderen, steigt bis zur Wasseroberfläche und sinkt_ dann wieder. Auf den Boden des Gefäßes angelangt steigt die Kugel erneut wieder nach oben etc. Hinweise: a) Sind die Kugeln zu glatt, dann können sich keine Gasbläschen daran festsetzen. Deshalb müßte man Sie evtl. vorher etwas aufrauhen. Sind die Kugeln allerdings zu rauh, so lösen sich an der Wasseroberfläche die Bläschen nicht vor den Kugeln und Sie sinken nicht mehr nach unten. b) Hat man keine Mottenkugeln zur Hand, so kann man sich folgendermaßen behelfen: Styroporkugeln werden in Knetmasse "eingepackt"! Die Menge der Knete muß so bemessen sein, daß die Kugeln in Wasser gerade untergehen. Auf Grund der günstigen Oberflächenbeschaffenheit der Knete und des optimalen Gewichtes der selbsthergestellten Kugeln gelingt der Versuch recht gut. Erläuterung: Das bei der Reaktion zwischen Essigsäure und Natriumhydrogencarbonat entstehende Kohlendioxid setzt sich in kleinen Bläschen auf den Kugeln ab und bewirkt so einem Auftrieb. An der Wasseroberfläche ent-weichen die Bläschen in die Luft und die Kugeln sinken wieder. 14. Hüpfender Kitt Geräte: Hammer, Amboß Chemikalien: Borpolysiloxan ("hüpfender Kitt"), normaler Glaserkitt Durchführung 1: Man formt aus Siliconkitt eine Kugel von 2—3 cm Durchmesser und läßt Sie auf den Boden fallen oder wirft Sie kräftig gegen die Wand. Dasselbe geschieht mit einer Kugel aus Glaserkitt. Ergebnis 1: Die Kugel aus Siliconkitt ist hochelastisch und prallt zurück, ohne ihre Kugelgestalt zu verlieren; die Glaserkittkugel hingegen wird platt gedrückt. Durchführung 2: Eine Siliconkugel wird auf eine horizontale Unterlage gelegt. Ergebnis 2: Nach einigen Minuten hat Sie ihre Kugelgestalt verloren, da Sie wie eine sehr zähe Flüssigkeit auseinandergeflossen ist (siehe Abb. 5). Durchführung 3: Stangenförmig ausgerollter Siliconkitt wird auf einen Amboß gelegt. Mit der Schmalseite des Hammers schlägt man kräftig auf die Mitte der Stange. Ergebnis 3: Der Siliconkitt verhält sich wie ein spröder Körper; er zerbricht in zwei Teile. Hinweise: a) Man erhält den "hüpfenden Kitt' bei folgender Bezugsquelle: Wacker-Chemie GmbH, Werk Burghausen, 8263 Burghausen/Obb., Postfach 1260. b) Interessante gummielastische Eigenschaften finden sich auch bei Synthese-Kautschuk: Ein Kautschukband (20 cm) wird im gereckten Zustand festgehalten und in Eis eingebettet. Nimmt man nach ca. 10 Sekunden das Band aus dem Eis heraus so bleibt es im gereckten Zustand. Die elastische Eigenschaft kehrt sofort zurück, wenn man es in heißes Wasser wirft. Dieser Versuch läßt sich beliebig oft wiederholen. Erläuterung: Der "hüpfende Kitt" besteht aus Siliconketten (siehe Versuch 15) in die Boratome eingebaut worden sind: —Si—O—B—O—Si—. Der Borgehalt beträgt 1 Boratom auf 3 bis 100 Siliciumatome. Der Siliconkitt verhält sich gegenüber langsam wirkenden Kräften als plastische, leicht knetbare Masse. Bei stoßartigen Kräften aber ist er hochelastisch. Die Rückprallelastizität beträgt mehr als 50%. Diese hohe Elastizität ist um so erstaunlicher, als das Material Borpolymethylsiloxan- aus verhältnismäßig kurzkettigen Molekülen besteht. Man nimmt zur Erklärung eine vorübergehende Vernetzung an, welche wahrscheinlich dadurch zustandekommt, daß die freien Elektronen am Siloxansauerstoff in die Okettlücken der Boratome "einschnappen". 15. Wasserscheues Gewebe Geräte: Becherglas (50 ml) Chemikalien: Wasser, Sand, siliconisierte Verbandsgaze. Durchführung 1: Auf ein Stück siliconisierte Verbandsgaze, welche leicht Gespannt gehalten wird, schüttet man Sand. Ergebnis : Der Sand fällt durch. Durchführung 2: Auf das grobmaschige Gewebe gießt man vorsichtig 20 bis 40 ml Wasser. Ergebnis 2: Das Wasser bleibt als Riesentropfen auf dem Gaze liegen. Durchführung 3: Man stößt leicht gegen das Gewebe. Ergebnis 3: Das Wasser läuft heraus. Hinweise: a) Man erhält die siliconisierte Verbandsgaze bei folgender Bezugs-quelle: Wacker-Chemie GmbH Werk Burghausen, 8263 Burghausen/Obb., Postfach 1260. b) Ein Taschentuch wird kräftig mit Bärlappsporen (Lycopodium) eingerieben. Die Farbe des Gewebes soll so beschaffen sein, daß man die gelbe Farbe der Bärtappsporen nicht bemerkt. Man hält das Taschentuch an den vier Ecken fest, so daß es die Form eines Beutels bekommt, und schüttet dann ein Glas Wasser hinein. Es fließt kein Wasser heraus. Erläuterung: Unter Silicone versteht man eine große Gruppe von Verbindungen mit folgender allgemeiner Formel: —SiR2—O—n (R: organische Gruppe). Sie bilden Öle, Pasten, "Fette", gummiartige Massen und Harze. Gegenstände (Gewebe, Papier, Ziegelsteine etc.), die mit bestimmten Siliconlösungen behandelt worden sind, erweisen sich beim Aufbringen von Wasser als unbenetzbar. Diese hydrophobe Wirkung läßt sich vermutlich auf eine orientierte Absorption der Siliconmoleküle zurückführen: die SiO-Gruppe wendet sich dem Gegenstand zu, während die hydrophobe organische Gruppe dem Gegenstand abgewandt ist und eine wasserabweisende Schicht bildet. 16. Trockene Flüssigkeit Geräte: Becherglas Chemikalien: Bärlappsporen (Lycopodium), Wasser oder Tinte Vorbereitende Arbeiten: Ein Becherglas wird mit Wasser oder Tinten gefüllt. Durchführung 1: Man taucht einen Finger in die Flüssigkeit. Ergebnis 1: Der Finger wird naß, bzw. farbig. Durchführung 2: Man schüttet Bärtappsporen auf die Flüssigkeit und taucht dann einen Finger hinein. Ergebnis 2: Der Finger wird nicht benetzt und bleibt trocken. Hinweis: Siehe Hinweise Versuch 15. 17. Gefangenes Gas Geräte: Kippscher Gasentwickler, 2 gewinkelte Glasröhren mit Hahn, Schlauch, Erlenmeyerkolben, Stopfen, Filtriermaterial, Reibschale mit Pistill Chemikalien: Hydrochinon, Salzsäure (10%-ig), Eisensulfid, dest. Wasser Vorbereitende Arbeiten: a) Zur Herstellung von Schwefelwasserstoff wird ein Kippscher Apparat mit 10%iger Salzsäure und Eisensulfid beschickt. Man kann auch eine einfache Gasentwicklungsapparatur aus einem Erlenmeyerkolben und einem Tropftrichter verwenden b) Man bereitet eine warm gesättigte Hydrochinonlösung, indem man 10g Hydrochinon in 100 ml warmen Wasser löst. Auf diese Lösung leitet man Schwefelwasserstoff (siehe Abb. 6). Hahn A wird nach Verdrängen der Luft geschlossene Hahn B bleibt geöffnet, so daß ein leichter Schwefelwasserstoffdruck auf der Lösung vorhanden ist. Man schüttelt den Kolben etwas. Die beim Abkühlen entstehenden Kristalle werden abfiltriert und getrocknet. bis kein Schwefelwasserstoffgeruch mehr wahrnehmbar ist. Durchführung: Einige Kristalle werden in der Reibschale zerrieben. Ergebnis: Der charakteristische Geruch von Schwefelwasserstoff ist wahrnehmbar. Hinweis: a) Vorsicht bei der Schwefelwasserstoffherstellung: Schwefelwasserstoff ist ein farbloses Gas mit unangenehmem Geruch, der allerdings in hoher Konzentration nicht mehr wahrnehmbar ist. Es ist ein gefährliches Gift wie die Blausäure. Unmittelbare Einatmung des Gases (2 mg/) kann zu plötzlichem Tod durch Atemlähmung führen. Für gewöhnlich verhindert aber sein außer-ordentlich unangenehmer Geruch, daß bedenkliche Mengen eingeatmet werden. b) "Als Staub oder als konzentrierte Lösung wirkt Hydrochinon ätzend auf die Haut. Besonders schwere Schäden können durch Berühren der Substanz mit Horn- oder Bindehaut des Auges entstehen. Daher Schutzhandschuhe und Schutzbrille tragen!" Erläuterung: Hydrochinon bildet mit Schwefelwasserstoff kristalline Hydrochinon-Addukte (siehe Abb. 7), die praktisch unbegrenzt haltbar sind. Sie ermöglichen bei Versuchen eine bequeme Handhabung des Schwefelwasserstoffes ohne größere Geruchsbelästigung. Werden die Kristalle zerrieben, so wird der Kristallkäfig zerstört und Schwefelwasserstoff entweicht. 18. Uri-Geller-Löffel Geräte: Thermoskanne, Tasse Chemikalien: Woodsches Metall, Kaffee (70°C), Zucker Vorbereitende Arbeiten: Aus dem Woodschen Metall wird ein Löffel hergestellt. Dazu gießt man die Metallschmelze in eine Gipsform. Einfacher ist es aber, das verflüssigte Metall auf eine Eternit- oder Porzellanplatte in Löffelform auszugießen, was nach einiger Übung gut gelingt. Durchführung: Aus der Thermoskanne wird heißer Kaffee in die Tasse geschüttet. Nun gibt man einen Löffel Zucker hinzu und rührt um. Ergebnis: Der eingetauchte Teil des Löffels ist verschwunden. Hinweise: a) Der Kaffee darf selbstverständlich nicht mehr für Genußzwecke verwendet werden. b) ,, Woodsche Legierung ist käuflich, läßt sich aber nach folgendem Rezept leicht selbst herstellen: In einer flachen Eisenschale erhitzt man auf dem Asbestdrahtnetz über dem Brenner ein Gemisch von je 12,5 g Zinn und Cadmium, 25 g Blei und 50 g Wismut unter ständigem Rühren, bis sich eine einheitliche, silbrige, leicht fließende Schmelze gebildet hat. Das Zusammenschmelzen in einem Porzellantiegel auf Tondreieck über der offenen Flamme empfiehlt sich nach langer Erfahrung nicht, da sich Komponenten des Gemisches unter Ausstoßen brauner Dämpfe leicht entzünden und zu Asche verglühen. Sollten sich beim Zusammenschmelzen doch Oxidschlacken auf der flüssigen Legierung gebildet haben, so kann man diese durch Eingießen der Schmelze in heißes Wasser leicht trennen.' Erläuterung: Bekanntlich gibt es leichtschmelzende Legierungen (sogen. ,,Eutektika"), von denen das Weichlot des Klempners (eine Blei-Zinn-Legierung) am bekanntesten sein dürfte; auch viele Schüler kennen es vom Elektrobasteln her. Das Woodsche Metall übertrifft dieses aber an Tiefe des Schmelzpunktes bei weitem, es schmilzt schon bei etwa 6O°C. Bei Thermosicherungen findet es auch eine praktische Anwendung in Geräten; sein Durch- schmelzen unterbricht den Stromkreis und schützt so vor Überhitzung. 19. Unheimliche Träne Geräte: Zange, Becherglas, Handschuhe, Schutzscheibe, Schutzbrille Chemikalien: 2 Bologneser Glastränen, Wasser Durchführung 1: Man zwickt mit einer Zange die Glastropfenspitze ab. Ergebnis 1: Der Glastropfen zerfällt explosionsartig zu staubfeinem Pulver. Durchführung II: Der unter 1 geschilderte Versuch wird in einem mit Wasser gefüllten Becherglas durchgeführt. Ergebnis II: Das Becherglas wird zertrümmert. Hinweise: a) Bei diesem Versuch ist für ausreichenden Splitterschutz zu sorgen. b) Durch Abschmelzen eines Glasstabes im Gebläsebrenner und Abschrecken der dabei entstehenden Glastropfen in Wasser kann man die Bologneser Träne selbst herstellen. Erläuterung: siehe Erläuterung Versuch 20. 20. Bologneser Flasche Geräte: Breitkopfnagel, Stück Weichholz, Glassplitter oder spitzes Steinchen, Handschuhe, Schutzbrille, Schutzscheibe Chemikalien: Bologneser Flasche Durchführung I: Man schlägt mit der Bologneser Flasche einen Breitkopfnagel in ein Stück Weichholz (vorsorglich Splitterschutz!). Ergebnis I: Die Flasche bleibt unbeschädigt. Durchführung II.. Man läßt durch den Flaschenhals einen kleinen Glassplitter fallen. Ergebnis II: Die ganze Flasche wird augenblicklich zertrümmert. Hinweise : a) Bei diesem Versuch ist für ausreichenden Splitterschutz zu sorgen. b) Die Bologneser Flasche ist bei der Gerresheimer Glashütte zu beziehen. Erläuterung: In zu schnell abgekühlten Glaswaren treten starke Spannungen auf. Da die Bologneser Flasche nur innen solche Spannungen aufweist, kann man unbesorgt mit ihr einen Nagel einschlagen, während ein in die Flasche fallengelassenes spitzes Steinchen die ganze Flasche sofort zerstört. 22. Flüssiger Stickstoff ,,Ein weithalsiges 1- oder 2 l-Dewar-Gefäß wird zu zwei Drittel mit flüssigem Stickstoff gefüllt. Man benutzt ihn für eine Reihe von Tieftemperaturdemonstrationen. Mindestens ein Dutzend luftgefüllte Ballons können vor der Veranstaltung in das Gefäß einkondensiert werden. Während der Vorführung gibt man noch ein paar dazu; dann werden alle mit einer Zange herausgenommen, und man läßt Sie sich ausdehnen. Besonders wirkungsvoll sind große Ballonfiguren. Eine Banane wird mindestens eine Minute lang in den flüssigen Stickstoff getaucht. Sie wird dann dazu benutzt, um einen Nagel in ein Stück Balsaholz einzuschlagen. Zum Anfassen der gefrorenen Gegenstände sollte man Asbesthandschuhe benutzen. Eine Blume - Rose, Chrysantheme oder Nelke - läßt sich einfrieren und dann in viele Splitter zerschlagen. Ein hohler Gummiball wird 30-60 Sekunden in den flüssigen Stickstoff eingetaucht. Man achte darauf, daß er durch Drehen gleichmäßig abkühlt. Der Ball kann dann an einer Wand zerschlagen werden. 23. Feuer essen Geräte: Messer, Korkbohrer Chemikalien: Marzipan (bzw. Apfel, weiße Rübe), Mandel kern Vorbereitende Arbeiten: Aus dem Marzipan formt man evtl. mit Hilfe des Korkbohrers - eine Kerze. Als Docht wird der entsprechend zugeschnittene Mandelkern an einem Ende hineingesteckt. Durchführung: Die Kerze wird entzündet, dann schiebt man Sie brennend in den Mund und ißt Sie auf. Hinweis: Damit man sich nicht Zunge und Mund verbrennt, muß dieser Versuch geübt werden. Entweder läßt man die brennende Kerze in den hochgehaltenen Mund fallen, wobei man Sie ausbläst oder man umschließt die Kerze mit dem Mund derart, daß die Flamme aus Sauerstoffmangel gleich ausgeht. Der ölhaltige Mandeldocht wird durch das Brennen sehr heiß. Daher sollte man nach dem Abbeißen versuchen den heißen Mandelkern möglichst rasch mit Marzipanmasse zu umgeben. 24. Der unverbrannte Faden Geräte: 2 kleine Messingringe, Stativ Chemikalien: Kochsalz, Wasser, Garn Vorbereitende Arbeiten: Etwa 1 m Garn wird in eine gesättigte Kochsalzlösung gelegt. Nach etwa 24 Stunden nimmt man den Faden heraus und läßt ihn trocknen. Er hat sich äußerlich kaum verändert. Dieser präparierte Faden wird zusammen mit einem normalen Faden sichtbar aufgehängt. An den Enden der beiden Fäden befestigt man jeweils noch einen kleinen Messingring. Durchführung: Beide Fäden werden entzündet. Ergebnis: Der normale Faden verbrennt zu Asche; dabei fällt der Ring herunter. Der präparierte Faden brennt auch, allerdings zerfällt die Asche nicht und der Ring bleibt hängen. Erläuterung: Die Salzkristalle halten den Aschefaden so zusammen, daß er den Ring noch tragen kann. 25. Magisches Pulver Geräte: 2 Reagenzgläser Chemikalien: Blei(II)-nitrat, Kaliumjodid Vorbereitende Arbeiten: In das eine Reagenzglas füllt man 2 g Blei(II)-nitrat, in das andere 2 g Kaliumjodid. Durchführung: Der Inhalt der beiden Reagenzgläser wird zusammengeschüttet und die Mischung kräftig geschüttelt. Ergebnis: Die weiße Mischung färbt sich gelb. Hinweis: Blei(II)-nitrat gehört zu den Giften der Klasse 3. Erläuterung: Beim Mischen der beiden Substanzen bildet sich das gelbe Bleijodid. Es liegt hier eine Reaktion im festen Zustand vor. 26. Alternative Energie Geräte: 2 Reagenzgläser, Reagenzglasständer, 2 Stopfen Chemikalien: Ammoniumchlorid, Natriumhydroxid Vorbereitende Arbeiten: In das eine Reagenzglas wird 1 g Ammoniumchlorid, in das andere 1 g Natriumhydroxid gegeben. Durchführung: Beide Reagenzgläser werden mit etwa 10 ml Wasser gefüllt, verschlossen und geschüttelt. Man läßt einige Zuschauer die Temperatur der beiden Reagenzgläser feststellen. Ergebnis: Das eine Reagenzglas fühlt sich sehr heiß an, das andere sehr kalt. Hinweise: a) Natriumhydroxid ist sehr ätzend! b) Löst man wasserfreies CaCl2 in Wasser, so wird eine beachtliche Energie frei. Geht man von 11,1 g CaCl2 aus (1/10 mol) + 16 ml Wasser, so steigt die Temperatur etwa von 18°C auf 88°C. CaCl2+6H2O~CaCl2 * 6H2O bzw. [Ca(H2O)6] Cl2 Aus dem aquotisierten Salz läßt sich das wasserfreie Salz durch Wärmezufuhr wieder gewinnen (festes aquotisiertes Calciumchlorid wird in einer Porzellanschale erhitzt bis das Kristallwasser verdampft), Calciumchlorid kann also als Wärmespeicher verwendet werden. 27. Flüssiges Pulver Geräte: 2 Abdampfschalen, Glasstab Chemikalien: Bariumhydroxid, Ammoniumthiocyanat Vorbereitende Arbeiten: In die eine Abdampfschale wird etwa 30 g Bariumhydroxid, in die andere 15 g Ammoniumthiocyanat gegeben* Durchführung: Die beiden weißen Pulver werden zusammengeschüttet und mit dem Glasstab gut vermischt. Ergebnis: Das Reaktionsgemisch wird zunehmend flüssiger und läßt sich demonstrativ in ein anderes Gefäß schütten. Das Reaktionsgemisch kühlt beim Flüssigwerden sehr stark ab, außerdem ist auch deutlich ein Geruch von NH3 wahrnehmbar* Hinweis: Bariumhydroxid gehört zu den Giften der Klasse 3. Erläuterung: Ba(OH)2 * 8H2O +2NH4SCN → Ba(SCN)2 +2NH3 +2H2O Das Reaktionsgemisch wird zunehmend flüssiger durch das entstehende und freiwerdende Wasser. Gleichzeitig tritt eine Temperaturerniedrigung um etwa 54,5°C ein. Bei einer Zimmertemperatur von I9,5°C erreicht man somit im Reaktionsgefäß -35°C. Stellt man das Reaktionsgefäß auf einen nassen Schwamm, so gefriert er sofort an* 28. Schnelles Kristallwachstum Geräte: 2 Erlenmeyerkolben, Kristallisierschale, Bunsenbrenner, Dreifuß, Asbestdrahtnetz, Filtriermaterial, Watte Chemikalien: Natriumsulfat-10-Hydrat, dest. Wasser, Eis Vorbereitende Arbeiten: 100 ml dest. Wasser und 100 g Natriumsulfat-10- Hydrat werden in einen Erlenmeyerkolben gegeben und unter Umschütteln solange erwärmt, bis sich das Salz aufgelöst hat. Die Lösung nimmt ein Volumen von ca. 160 ml ein. Man filtriert die warme Lösung in einen zweiten Erlenmeyerkolben, verschließt diesen mit einem Wattebausch und erhitzt bis zum Sieden. Den heißen Erlenmeyerkolben stellt man zum Abkühlen in eine mit Eiswasser gefüllte Kristallisierschale. Nach ca. 15 Minuten ist die Lösung genügend abgekühlt - ihre Temperatur beträgt etwa 15 °C -, so daß man zur Versuchsdurchführung übergehen kann. Durchführung. Man nimmt den Erlenmeyerkolben mit der abgekühlten Lösung unter Vermeidung von Erschütterung aus dem Eiswasser, entfernt den Wattebausch und wirft einen kleinen Natriumsulfatkristall hinein. Ergebnis: Aus dem hineingeworfenen Kristall wachsen nach allen Richtungen Kristallnadeln in die Lösung, welche innerhalb weniger Sekunden den Kolbeninhalt in eine eisartig aussehende Masse verwandeln. Um zu zeigen, daß der Inhalt fest geworden ist, kann man den Erlenmeyerkolben mit der Öffnung nach unten halten. Hinweis: Lösungen von Natriumsulfat neigen zur Übersättigung. Die Durchführung des Versuches muß nicht sofort nach der 15-minütigen Abkühlungszeit stattfinden. Man kann die verschlossene Lösung ca* 1 Stunde im Eiswasser stehenlassen - Sie hat dann eine Temperatur von etwa 5 °C -, bevor man den Versuch vorführt. Länger sollte man allerdings nicht warten, da Sie dann meistens von selbst auskristallisiert. Erläuterung: 100 g Wasser lösen bei 0 12,6 10 23,04 15 36 20 58,35 25 98,5 30 184 34 412 °C Gramm Na2SO4⋅ 10H2O Beim Abkühlen der Lösung auf 15°C müßten 100 g-36 g = g Natriumsulfat-l0-Hydrat auskristallisieren. Da aber das Filtrieren und Kochen der Lösung zu einer Entfernung von Kristallisationspunkten geführt hat, erhält man eine übersättigte Lösung. Eine solche Lösung steht in einem sehr labilen Zustand und bei Zugabe eines Kristallisationskernes kristallisiert das überschüssig gelöste Salz sofort aus. 29. Künstlicher Kaviar Geräte: Tropftrichter, Kristallisierschale (300 ml), Stativmaterial, Glasstab, Büchnertrichter Chemikalien: Kupfersulfat-5-Hydrat, Natriumalginat, dest. Wasser Vorbereitende Arbeiten: Folgende Lösungen werden hergestellt: Lsg. A: 1 g Natriumalginat werden in 100 ml kochendem Wasser gelöst. Lsg. B: 8 g Kupfersulfat-5-Hydrat in 100 ml Wasser. Versuchsaufbau nach Abb. 9. Durchführung: a) Man läßt die Natriumalginatlösung in die Kupfersulfatlösung eintropfen. Dabei entstehen kaum sichtbare, kleine Kügelchen, die auf der Kupfersulfatlösung schwimmen. Um ein Zusammenbacken dieser Kügelchen mit der eintropfenden Flüssigkeit zu vermeiden, rührt man hin und wieder mit einem Glasstab in der Lösung* b) Sobald die Natriumalginatlösung verbraucht ist, wird die Kupfersulfatlösung in einen Büchnertrichter geschüttet. Man läßt die Flüssigkeit abfließen und gibt den Rückstand in eine Kristallisierschale. Ergebnis: Es sind durchscheinende, türkisfarbene Kügelchen (ca. 5 mm) entstanden, die in ihrem Aussehen an Froscheier erinnern. Hinweis: Verwendet man statt Kupfersulfat Silbernitrat, so erhält man durchscheinend weiße Kügelchen, die allerdings nicht so fest und elastisch sind wie die türkisfarbenem. Ähnlich schwammige und unstabile Kügelchen bekommt man beim Eintropfen der Natriumalginatlösung in Salzsäure. Erläuterung: Alginsäure ist ein farbloses, Carboxylgruppen enthaltendes Polysaccharid (MG 100 000-240 000), welches sich in beträchtlichen Mengen in Braunalgen findet (bis zu 40% Trockensubstanz), wo es ähnlich wie die Zellulose eine Stützfunktion ausübt* In kaltem Wasser ist diese Substanz unlöslich, in siedendem Wasser löst Sie sich mit schwach saurer Reaktion. Die Alkalisalze und Magnesiumsalze der Alginsäure sind wasserlöslich. Technische Verwertung finden Alginsäure und Alginate als Verdickungsmittel für Speiseeis, Marmeladen, Fertigsuppen, Leimen, Kosmetika etc. Ausgehend von der Annahme, daß das Kupfersalz der Alginsäure in Wasser unlöslich ist, läßt sich die Kügelchenbildung folgendermaßen erklären: beim Eintropfen der Natriumalginatlösung kommt die Oberfläche der Tropfen mit der Kupfersulfatlösung in Berührung; es bildet sich das unlösliche Kupfersalz der Alginsäure, welches die Tropfen mit einer festen, zusammenhaltenden Schicht überzieht. Daneben bildet sich auf Grund der sauren Reaktion der Kupfersulfatlösung vermutlich auch noch die wasserunlösliche Alginsäure. Da das Innere der Tropfen keinen Kontakt mit der Kupfersulfatlösung hatte, bleibt es flüssig. 31. Nylon-Seil-Trick Geräte: 3 Bechergläser, Pinzette, Trichter, Stativmaterial, Glasstäbe, Stopfen Chemikalien: Hexamethylendiamin, Adipinsäuredichlorid (oder Sebacinsäuredichlorid) Tetrachlormethan (oder Tetrachloräthylen), Phenolphthalein, dest. Wasser Vorbereitende Arbeiten: a) Versuchsaufbau nach Abb. 10, die beiden Glasstäbe werden zweckmäßigerweise jeweils in einen durchbohrten Stopfen geschoben, welcher dann am Stativ befestigt wird. Um eine genügend große Fallhöhe für den Nylonfaden zu erreichen, spannt man das Becherglas, in das die beiden Lösungen kommen, am oberen Ende einer Stativstange ein. b) Folgende Lösungen werden hergestellt: Lsg. A: In einem kleinen Becherglas werden etwa 2 ml Adipinsäuredichlorid (oder Sebacinsäuredichlorid) in 50 ml Tetrachlormethan (oder Tetrachloräthylen) gelöst. Man erhält eine braungelbe Lösung. Lsg. B: In einem anderen Becherglas löst man ca. 2 g Hexamethylendiamin in 50 ml Wasser. Durch Zugabe von etwas Phenolphthalein färbt man die Lösung rot. Durchführung: Lsg. A wird in das eingespannte Becherglas gegeben. Dann wird mit Hilfe eines Trichters vorsichtig Lsg. B auf Lsg. A geschichtet (siehe Abb. 10). Ergebnis: An der Berührungsstelle der beiden Lösungen entsteht eine dünne Haut, die man mit der Pinzette in der Mitte der Oberfläche erfaßt und aus der Lösung zieht. Da die Haut sich augenblicklich neu bildet, läßt sich ein zusammenhängender Faden herausziehen, der viele Meter lang wird. Sollte der Faden reißen, so kann man natürlich mit der Pinzette einen neuen Faden aus der Lösung ziehen. Dieser Faden wird so über zwei Glasstäbe gelegt, daß er alleine durch sein Eigengewicht nach unten sinkt (siehe Abb. 10) und sich dabei langsam aus der Lösung zieht. Das nötige Eigengewicht wird bei einer Fadenlänge von ca. 2 m erreicht. Man läßt ihn daher von einem hohen Stativ auf den Fußboden fallen. Weil der Faden nicht trocken ist, empfiehlt es sich, eine alte Zeitung unterzulegen. Der Versuch ist beendet, wenn das Becherglas leer ist. Erläuterung: An der Berührungsstelle der beiden Lösungen bildet sich unter Abspaltung von HCl Nylon (Grenzflächenkondensation). Anstatt Sebacinsäuredichlorid kann man auch Adipinsäuredichlorid verwenden. Man erhält dann Nylon 6,6. Die beiden Zahlen geben die Anzahl der Kohlenstoffatome in den monomeren Ausgangsstoffen an. Die unverzweigten Moleküle des Nylons bilden untereinander Wasserstoffbrücken aus: 32.Wandernde Stoffe Geräte: 2 Reagenzgläser (3 cm, Länge 18 cm), 2 passende Stopfen Chemikalien: Campher, Brennspiritus, Chloralhydrat (Trichloräthanal-Hydrat), Salicylsäurephenylester Vorbereitende Arbeiten: Die beiden Reagenzgläser werden folgendermaßen präpariert: Rg. A: Man füllt das Reagenzglas vollständig mit Salicylsäurephenylester (ca. 20 g) und hält es über die Flamme eines Bunsenbrenners. Sobald die Masse flüssig geworden ist (Schmp. liegt bei 43°C), erhitzt man noch einige Zeit weiter, um auch die kleinsten Kristalle zu schmelzen. Das Schmelzprodukt nimmt etwa das halbe Volumen des Reagenzglases ein. Man läßt das Reagenzglas abkühlen. Dabei verfestigt sich die Substanz nicht. Sie bleibt ca. 2~3 Stunden flüssig und ist relativ beständig gegenüber Bewegung. Lsg. B: Campher und Chloralhydrat werden fein pulverisiert. Den Campher feuchtet man vor der Pulverisierung mit einigen Tropfen Alkohol an. Das Reagenzglas füllt man zunächst zur Hälfte mit Campher (ca. 15 g), darüber schichtet man das pulverisierte Chloralhydrat (ca. 5 g), so daß das Reagenzglas schließlich zu 3/4 gefüllt ist. Durchführung: Die beiden Reagenzgläser werden mit den Stopfen verschlossen und dann gleichzeitig kräftig geschüttelt. Ergebnis: Die feste Substanz ist flüssig geworden, die flüssige fest. Die beiden Stoffe haben also ihren Platz gewechselt. Die beim Schütteln des flüssigen Salicylsäurephenylesters entstehenden Kristalle haften am Reagenzglas und täuschen so eine Volumenzunahme vor. Das Volumen der Campher-Chloralhydrat-Mischung nimmt beim Flüsssigwerden ab (siehe Abb. 11). Hinweise: a) Salicylsäurephenylester wird beim Auskristallisieren warm! b) Da der aromatische Geruch von Campher zu sorglosem Umgang mit dieser Substanz verleiten kann, soll kurz auf seine Giftwirkung hingewiesen werden. In geringer Menge ist Campher anregend, in größerer Menge wirkt es allerdings lähmend auf Atmung, Herztätigkeit und Zentralnervensystem. Für ein Kind ist die Aufnahme von 1 g Campher über die Verdauungswege bereits tödlich. Chloralhydrat findet als Schlafmittel Verwendung. Es ist ein Nervengift. Innerlich eingenommen wirken O,9-12 g tödlich. 33. Kupfer-Silber-Gold Geräte: kleineres Becherglas, Glasstab, Tiegelzange, Bunsenbrenner, Dreifuß, Asbestdrahtnetz Chemikalien: konz. Natronlauge, Kupfermünzen, Zinkstaub Vorbereitende Arbeiten: Die benötigten Chemikalien und Geräte werden bereitgestellt. Durchführung I: In das Becherglas gibt man konz. Natronlauge, etwas Zinkstaub und einige gereinigte Kupfermünzen. Dann erhitzt man unter Umrühren bis zum Sieden. Nach einiger Zeit nimmt man mit der Tiegelzange die Münzen aus der Lösung und spült sie mit Wasser gut ab. Ergebnis I: Die Münzen sind mit einer silberglänzenden Schicht überzogen. Durchführung II: Die Münzen werden kurz in der Brennerflamme erwärmt. Ergebnis II: Es bildet sich ein goldener Überzug. Hinweis: Alkalische Flüssigkeiten neigen zum Siedeverzug. Um ein plötzliches Herausschleudern der stark ätzenden, heißen Flüssigkeit zu vermeiden, sollte die Natronlauge beim Erhitzen mit einem Glasstab gerührt werden. Erläuterung: Zink löst sich vor allem in der Wärme in starker Alkalilauge. Dabei bildet sich vermutlich Natriumtetrahydroxozinkat. Das Tetrahydroxozinkation dissoziiert in wässriger Lösung: [Zn(OH)4]2- → Zn2+ +4 OHDie entstehenden Zinkionen scheiden sich als Zinküberzug auf dem Kupfer, an dem sie entladen werden, ab. Wird die verzinkte Kupfermünze in einer Flamme erwärmt, so bildet sich eine Kupfer-Zink-Legierung. Diese, als Messing bekannte Legierung, besitzt goldähnliches Aussehen. 34. Verkupfern mit einem Schlag Geräte: 2 Bechergläser, Glasstab, etwas Draht Chemikalien: 5%ige Kupfersulfatlösung, konz. Salpetersäure (min. 80 Gew.%), Eisenblech, Benzol Vorbereitende Arbeiten: Das Eisenblech wird an einer Seite durchbohrt. Eventuell vorhandenen Rost beseitigt man durch Schmirgeln, bis eine metallisch blanke Oberfläche vorliegt. Dann spült man das Blech mit dest. Wasser, trocknet es mit einem sauberen Tuch und entfettet es mit Benzol (p. a). An der Bohrung befestigt man ein Stück Draht, mit dem das Eisenblech bei der Versuchsdurchführung gehalten wird. Das eine Becherglas wird mit konz. HNO3 gefüllt, das andere mit 5 %iger CuSO4-Lsg. Die beiden Bechergläser müssen so bemessen sein, daß das Eisen. blech gut hineinpaßt und von den eingefüllten Lösungen vollständig bedeckt werden kann. Durchführung: Man taucht das an einem Draht aufgehängte Eisenblech in die konz. Salpetersäure und unmittelbar darauf in die Kupfersulfatlösung. Ergebnis: Nach Herausnahme aus dem Kupfersulfatbad zeigt sich auf dem Eisenblech kein Kupferniederschlag. Erst ein leichter Stoß mit einem Glasstab auf das Blech läßt in Sekundenschnelle von der Aufschlagstelle aus einen Kupferüberzug auf dem Eisen entstehen. Hinweise: a) Wegen der konz. Salpetersäure wird der Versuch unter dem Abzug durchgeführt. b) Da das passivierte Eisen anfällig gegen Erschütterung ist, muß der Draht gut befestigt sein, und darf nicht an dem Blech scheuern. Auch sollte man beim Eintauchen jegliche Berührung des Eisens mit dem Glasgefäß vermeiden. c) Der vorliegende Versuch läßt sich folgendermaßen erweitern: zunächst taucht man ein Eisenblech für einige Sekunden in die blaue Kupfersulfatlösung und zeigt dann das verkupferte Blech vor. Nach diesem, schon für sich spektakulärem Ergebnis, geht man mit einem anderen Eisenblech zur eigentlichen Versuchsdurchführung über. Zum Schluß verwandelt man die beiden verkupferten Eisenbleche wieder in Eisen, indem man Sie mit konz. Salpetersäure behandelt (Abzug!). Erläuterung: Das Element Kupfer ist mit einem Normalpotential von +0,34 Volt edler als das Element Eisen, welches ein Normalpotential von -0,44 Volt aufweist. Auf Grund dessen verdrängt Eisen das Kupfer aus der Lösung seines Salzes: Fe+Cu2+ +SO42- → Fe2+ +S042- + Cu Kupfersulfat Eisensulfat Diese Reaktion läuft nicht ab, wenn man Eisen vorher in konz. Salpetersäure taucht und dadurch passiviert. In diesem Zustand verhält es sich ähnlich wie ein Edelmetall: von konz. und verd. Salpetersäure wird es nicht angegriffen und aus einer Silbersalzlösung scheidet es kein Silber aus. Das Phänomen der Passivierung zeigen auch andere unedle Metalle. Es läßt sich bis heute noch nicht restlos erklären. Nach der sog. „Oxidhauttheorie" wird die Passivität durch Bildung einer sehr dünnen, zusammenhängenden Sauerstoff - bzw. Oxidschicht verursacht. Da diese Schutzschicht sehr labil ist, wird die Passivierung des Eisens durch Erschütterung aufgehoben und das Metall verhält sich wieder unedel. 36. Versilbertes Glas Geräte: 1 Rundkolben (250 ml), 2 braune Flaschen, 1 weites Becherglas, Dreifuß, Bunsenbrenner, Asbestdrahtnetz, Stativmaterial, Filtriermaterial, Thermometer Chemikalien: Silbernitrat, verd. Ammoniaklösung, Seignettesalz (Kaliumnatriumtartrat), dest. Wasser, konz. Salzsäure, Kaliumdichromat Vorbereitende Arbeiten: a) Folgende Lösungen werden hergestellt: Lsg.. A: Man löst 2,5 g Silbernitrat in 125 ml dest. Wasser und gibt tropfenweise soviel verd. Ammoniaklösung hinzu, bis der anfänglich auftretende Niederschlag. sich wieder auflöst. 125 ml dieser Lösung werden in eine braune Flasche gefüllt. Lsg. B: Man bringt 250 ml dest. Wasser zum Sieden und löst darin zunächst 0,5 g Silbernitrat und dann 0,4 g Seignettesalz. Man filtriert die Lösung heiß und füllt 125 ml in eine braune Flasche. b) Damit das Silber gut haftet und sich gleichmäßig niederschlägt, muß der Rundkolben sorgfältig gereinigt werden. Zu diesem Zweck gibt man in das Glasgefäß einige ml konz. Schwefelsäure, fügt eine Spatelspitze Kaliumdichromat hinzu und erwärmt unter vorsichtigem (!) Umschütteln auf etwa 50°C. Nach einiger Zeit schüttet man die Lösung weg und spült den Kolben zunächst mit Leitungswasser, dann mit dest. Wasser gut aus. c) Versuchsaufbau bau Nach Abb. 13, das Wasser im Becherglas wird auf 70-80°C erhitzt. Durchführung: Man gibt Lsg. A und Lsg. B gleichzeitig in den Rundkolben, den man dann für ca. 60 Sekunden in das heiße Wasser taucht. Ergebnis: Die Innenseite des Rundkolbens überzieht sich vollständig mit einer spiegelnden Silberschicht. Hinweis: Der Rundkolben läßt sich mit konz. Salpetersäure reinigen (Abzug!), das Silber wird dabei wieder zu Silberionen oxidiert und löst sich auf. Erläuterung: Die ammoniakalische Silbernitratlösung ist durch das Seignettesalz zu metallischem Silber reduziert worden. 38. Rote Stichflamme Geräte: 2 Präparategläser, Asbestpappe, Pipette, Blatt Papier Chemikalien: Kaliumchlorat, Zucker, Strontiumnitrat, konz. Schwefelsäure Vorbereitende Arbeiten: Die beide Präparategläser werden folgendermaßen gefüllt: Glas A: 5 g Kaliumchlorat Glas B: 5 g Zucker und 5 g Strontiumnitrat Durchführung: Der Inhalt der beiden Gläser wird auf einem Blatt Papier vorsichtig (!) durch ineinander schütten (nicht durch verreiben) vermischt und dann auf einer Asbestplatte zu einem Kegel gehäuft. Mit der Pipette läßt man auf die Spitze des Kegels einen Tropfen konz. Schwefelsäure fallen. Ergebnis: Es entsteht eine rote Stichflamme. Hinweis: Dieser Versuch muß unter dem Abzug durchgeführt werden. Erläuterung: Schwefelsäure setzt aus dem Kaliumchlorat Chlorsäure in Freiheit: KClO3 + H2SO4→ HClO3 + KHSO4. Unter Einwirkung der konz. Schwefelsäure zerfällt die Chlorsäure: 3 HclO3 → HClO4 + H2O +2 ClO2. Das dabei entstehende Chloroxid ist eine sehr unbeständige Verbindung, die bei Erwärmung oder Berührung mit brennbaren Substanzen in Sauerstoff und Chlor zerfällt. Die Zündung der vorliegenden Mischung wird durch Chloroxid verursacht. Die dabei entstehende Verbrennungswärme sorgt für die Fortpflanzung der Reaktion. Das beigemischte Strontiumsalz verleiht der Flamme die karminrote Farbe. Hinweise zum Arbeiten mit Kaliumchlorat Kaliumchlorat gehört zu den Giften der Abteilung 3 des Giftgesetzes, wird allerdings nach den Arbeitsschutzrichtlinien in Schulen wie Gift 1 behandelt. Wegen seiner oxidativen Wirkung ist es für den Blutfarbstoff gefährlich - ca. 10 g können für einen Erwachsenen tödlich wirken. Mit leicht entzündlichen Stoffen (z. B. Staub) ist es hoch explosiv. Schon durch Stoß oder Schlag können Explosionen ausgelöst werden. Daher sollte man nur analysenreine Substanz verwenden. Bei der Herstellung von Gemischen aus Kaliumchlorat und leicht entzündlichen Stoffen ist folgendes zu beachten: - nur kleine Mengen mischen nicht mir harten Gegenständen mischen (z. B. Spatel), sondern das Mischen am besten durch mehrmaliges Umschütten auf Papier vornehmen unbedingt Schutzbrille tragen Schüler durch Schutzscheibe sichern 39. Feuer ohne Streichholz Geräte: Asbestpappe, Pipette, Schutzbrille Chemikalien: Chrom(Vl)-oxid, Äthanol Vorbereitende Arbeiten: Man gibt eine Spatelspitze trockenes Chrom(Vl)oxid auf die Asbestpappe. Die Pipette wird mit etwas Äthanol gefüllt. Durchführung: Man tropft vorsichtig 1 2 Tropfen Äthanol auf die roten Kristalle. Ergebnis: Es entsteht sofort eine Stichflamme. Hinweise: a) Schutzbrille und Schutzscheibe verwenden; nur mit kleinen Mengen arbeiten! b) Das ätzend wirkende Chrom(Vl)-oxid ist giftig, 2 g können tödlich wirken. Erläuterung: Chrom(Vl)-oxid ist ein äußerst kräftiges Oxidationsmittel. Seine Oxidationswirkung reicht aus, um den leicht brennbaren Äthylalkohol zu entzünden. 4CrO3 +C2H5OH → 2Cr2O3 + 2CO2 + H2O 40. Selbstentzündung durch Wasser Geräte: 2 Präparategläser, Asbestpappe Chemikalien: Zinkstaub, Ammoniumnitrat, Ammoniumchlorid, Bariumnitrat, Wasser Vorbereitende Arbeiten: In die beiden trockenen Präparategläser gibt man jeweils folgende Substanzen: Glas A: 4 g Zinkstaub Glas B: 4 g Ammoniumnitrat, 1 g Ammoniumchlorid und 0,5 g Bariumnitrat Durchführung: Der Inhalt der beiden Gläser wird vereinigt und durch Schütteln gut vermischt. Die Mischung schüttet man auf die Asbestpappe und bespritzt sie (z. B. durch Schütteln der nassen Hand) mit einigen Tropfen Wasser. Ergebnis: Aus der Mischung schießt eine Flamme empor. Hinweise: a) Der Versuch ist unter dem Abzug durchzuführen. Schutzbrille tragen! Erläuterung: Die Zündung des Gemischs wird durch die bei der Oxidation des feuchten Zinkstaubs entstehende Wärme hervorgerufen. Als Reaktionsprodukte entstehen u. a. Zinkoxid und Ammoniak. Das Bariumsalz färbt die Flamme grün. b) Ein Gemisch von pulverisiertem Kaliumpermanganat (1 g) und pulverisiertem Zucker (1 g) läßt sich durch einige Tropfen Wasser zur Entzündung bringen. c) Ein Gemisch aus Na2O2 (20 g) und trockenem Sägemeh! (etwa das halbe Volumen) verbrennt lebhaft, wenn man mit der Pipette einige Tropfen Wasser zufügt (Abzug, Schutzbrille). Diese Mischung darf aber auf keinen Fall vorbereitet und aufgehoben werden, da sie sich an feuchter Luft nach einiger Zeit von selbst entzündet. Na2O2 ist ein sehr hygroskopisches Pulver, das sich in Wasser unter lebhafter Sauerstoffentwicklung löst: Na2O2 + H2O → 2 NaOH + ½O2 41. Gefährliches Filterpapier Geräte: Reagenzglas, Halter, Filterpapier, Asbestpappe, Stativmaterial Chemikalien: Weißer Phosphor, Schwefelkoh!enstoff Vorbereitende Arbeiten: Die Chemikalien und Geräte werden bereitgestellt. Durchführung: Ein linsengroßes Stück weißer Phosphor wird in etwas Schwefelkohlenstoff gelöst. Mit einem Teil dieser Lösung tränkt man ein Filterpapier, das dann über ein Stück Asbestpappe aufgehängt wird. Ergebnis: Nach einiger Zeit fängt das Filterpapier an zu brennen. Führt man diesen Versuch im Dunkeln durch, so leuchtet das Filterpapier zunächst, bevor es sich entzündet. Hinweis: Vorsicht beim Arbeiten mit Schwefelkohlenstoff! Bereits bei gewöhn- licher Zimmertemperatur verdunstet es außerordentlich stark. Da seine Dämpfe ca. zweieinha!bmal so schwer wie Luft sind, sinken sie zu Boden und können dort weiterkriechen. Der Dampf ist sehr leicht entzündbar (ein heißer Glasstab über Schwefelkohlenstoff gehalten führt schon zur Entzündung). Schwefel- kohlenstoff gehört zu den Giften der Abteilung 3 des Giftgesetzes. Es ist ein Atem- und Hautgift und ruft akute und chronische Vergiftungen hervor, in deren Gefolge Sehstörungen bis zur Erblindungen beobachtet werden. Weißer Phosphor ist ebentalls sehr giftig. Beim Arbeiten mit diesen Substanzen sollte man folgendes beachten: unter dem Abzug arbeiten alle Flammen löschen kleinste Mengen benutzen mit Schwefelkohlenstoff, auf Grund der Brand- und Explosionsgefahr, aber auch weil es biologisch nicht abbaubar ist, nicht in den Abguß geben sondern mit saugfähigem Brennmaterial unter dem Abzug verbrennen. Erläuterung: Weißer Phosphor ist im Schwefelkohlenstoff gut löslich. Ein mit einer derartigen Phosphorlösung getränktes Stück Papier enthält nach dem Verdunsten des Schwefelkohlenstoffs Phosphor in fein verteilter Form. In diesem fein verteilten Zustand neigt der Phosphor sehr leicht zur Selbstentzündung. - Hinweise zum Arbeiten mit weißem Phosphor: a) Eigenschaften des weißen Phosphors: Der weiße Phosphor stellt eine der drei Modifikationen des Phosphors dar. Er bildet eine wachsweiche, durchscheinende Masse von charakteristischem Geruch (knoblauchartig), die in Wasser schwer und in Schwefelkohlenstoff gut löslich ist. Seine Dichte bei 20°C beträgt 1,82 g cm-3, der Schmelzpunkt liegt bei 44°C und der Siedepunkt bei 28O°C. Weißer Phosphor zeigt eine große Reaktionsfähigkeit: in kompakten Stücken entzündet er sich schon wenig oberhalb von 5O°C, in fein verteiltem Zustand allerdings schon bei Zimmertemperatur. Sein charakteristisches Leuchten im Dunkeln beruht auf der Oxidation der von ihm ständig spurenweise abgegebenen Dämpfe durch den Luftsauerstoff. Weißer Phosphor ist äußerst giftig. Er gehört zu den Giften der Abteilung ! des Giftgesetzes. Die tödliche Dosis liegt zwischen 50-500 mg; sie kann durch Mund, Wunden und auch intakte Haut in den Körper gelangen. Das dauernde Einatmen der Phosphordämpfe führt zu chronischen Knochenschäden. Auf Grund seiner großen Giftigkeit und seiner leichten Entzündbarkeit werden im folgenden einige Hinweise gegeben, die beim Arbeiten mit Phosphor zu beachten sind. b) - Arbeiten mit weißem Phosphor unter dem Abzug arbeiten weißen Phosphor nie mit bloßen Händen berühren Phosphorstangen nur unter Wasser schneiden (Vorsicht vor Verspritzen von weißem Phosphor oder des giftigen Absperrwassers) - - brennenden Phosphor nicht mit Wasser, sondern mit Sand löschen Lösungen von weißem Phosphor in Schwefelkohlenstoff jeweils frisch zubereiten und unter keinen Umständen aufbewahren Reste von weißem Phosphor und Phosphorlösungen unmittelbar nach dem Gebrauch durch Abbrennen unter dem Abzug unschädlich machen. mit weißem Phosphor in Berührung gekommene Metallgeräte sind nach Gebrauch auszuglühen. mit weißem Phosphor in Berührung gekommene Glasgeräte sind nach Gebrauch mehrmals mit konz. Salpetersäure zu spülen und dann mit einer 5 %igen Kupfersulfat- oder Kaliumpermanganatlösung nachzuspülen. Phosphorbrandwunden sofort mit reichlich Wasser und einer 5 %igen Natriumhydrogencarbonatlösung oder einer 2%igen Natriumcarbonat- lösung oder einer 1 %igen Kupfersulfatlösung spülen. nach dem Arbeiten sind die Hände gründlich zu reinigen. 43. Schwebende Flamme Geräte: Rundkolben, Glasrohr (Länge ca. 1 m), Stativmaterial, Bunsenbrenner, Dreifuß, Asbestdrahtnetz Chemikalien: weißer Phosphor, Wasser Vorbereitende Arbeiten: Versuchsaufbau nach Abb. 14; in den mit Wasser gefüllten Rundkolben gibt man ein halberbsengroßes Stück weißen Phosphor. Durchführung: Man verdunkelt den Raum und erhitzt den Kolbeninhalt bis zum Sieden. Ergebnis: Sobald die Flüssigkeit siedet, steigt im Glasrohr eine kleine, gelb- grüne Flamme langsam nach oben und erscheint schließlich über dem oberen Ende des Rohres. Unterbricht man die Wärmezufuhr, so fällt die Flamme in den Rundkolben zurück. Dieser Vorgang läßt sich durch entsprechende Wärmeregulierung sehr oft wiederholen. Wird der Raum derart abgedunkelt, daß man die Versuchsapparatur nicht sieht (Pilzheizhaube benutzen), so erhält man den Eindruck, als ob die aus dem ,,Nichts" entstandene Flamme frei im Raum hoch und runter schwebt. Hinweis: Der Versuch wird unter dem Abzug durchgeführt (siehe dazu ,,Hinweise zum Arbeiten mit weißem Phosphor", Versuch 41). Erläuterung: Auf Grund des großen Dampfdruckes des weißen Phosphors verflüchtigt er sich leicht mit Wasserdampf. An der Stelle des Glasrohres, an der sich der Wasserdampf kondensiert, kommt der weiße Phosphor mit der von oben eindringenden Luft in Berührung. Der Phosphor wird an dieser Stelle des Rohres oxidiert. Die Oxidation erfolgt in zwei Stufen. Zunächst entsteht Phosphortrioxid (P2O3), das dann unter Lichtabgabe (Chemilumineszenz) zu Phosphorpentoxid (P2O5) weiteroxidiert wird. Im Dunkeln läßt sich daher an dieser Stelle eine Leuchterscheinung beobachten. 46.Kalte Flamme Geräte: Glaskolben (1 l), gewinkeltes Glasrohr, Gummischlauch Chemikalien: Weißer Phosphor, Kohlendioxid, Wasser Vorbereitende Arbeiten: Die benötigten Geräte und Chemikalien werden bereitgestellt. Aus praktischen Gründen benutzt man Kohlendioxid aus der Stahlflasche. Durchführung: Versuchsaufbau nach Abb. 15 In den Glaskolben gibt man ein kleines Stückchen Phosphor und soviel Wasser, daß der Phosphor nicht völlig bedeckt ist. Nachdem man den Kolben mit mäßig warmem Wasser etwas erwärmt hat, löscht man das Licht und leitet in einem langsamen Strom Kohlendioxid in das Glasgefäß. Ergebnis: Nach einigen Sekunden tritt aus der Halsöffnung des Kolbens eine fahle Flamme. (Die Flamme ist so kalt, daß man ohne Gefahr die Hand hineinhalten kann. Danach Hände sorgfältig waschen!) Stoppt man nun die CO2-Zufuhr, so fällt die Flamme in den Kolben zurück und ruft ein schlierenförmiges Leuchten hervor. Hinweise: a) Siehe ,,Hinweise zum Arbeiten mit weißem Phosphor" Versuch 41. b) Um zu demonstrieren, daß die Flamme kalt ist, sollte man aus Sicherheitsgründen nicht die Hand, sondern besser ein Stück Papier benutzen. c) Da die Phosphorflamme aus weiter Entfernung nicht gut sichtbar ist, ist dieser Versuch nur für einen kleineren Zuschauerkreis geeignet. Erläuterung: Bei der Lumineszenz des weißen Phosphors leuchtet nicht der feste Phosphor selbst, sondern der von ihm spurenweise abgegebene Dampf, der oxidiert wird (siehe Erläuterung zu Versuch 43). Leitet man nun Kohlendioxid in den Kolben, so wird die das Leuchten hervorrufende Oxidation des Phosphordampfes unterbunden und das Gefäß kann sich vollständig mit dampfförmigem Phosphor anfüllen. An der Halsöffnung des Glaskolbens kommt dieser Dampf mit dem Luftsauerstoff in Berührung und leuchtet. 50. Phosphorlampe Geräte: Wasserstrahlpumpe, Vakuumschlauch (ca. 1,5 m), Rundkolben. doppelt durchbohrter Stopfen, pneumatische Wanne, Einweghahn Chemikalien: Schwefelkohlenstoff, weißer Phosphor Durchführung I: Ein Stück Phosphor wird in Schwefelkohlenstoff gelöst. Man schwenkt diese Lösung in dem Rundkolben, so daß über die Hälfte der Glas- wand von der Lösung benetzt wird. Gleichzeitig schließt man die Wasserstrahlpumpe an, so daß in etwa 5 Minuten das Lösungsmittel verdunstet ist. Nachdem der Raum verdunkelt ist, läßt man bei geringer Saugwirkung der Pumpe langsam Luft in die ,,Lampe" eintreten. Ein Glashahn wird des besseren Regulierens wegen vorgeschaltet. Ergebnis I: Der Rundkolben leuchtet soweit er von dem weißgrauen Überzug des Phosphors bedeckt ist grün auf. Durchführung II: Der Glashahn wird geschlossen bzw. die Pumpe abgestellt. Ergebnis II: Der Leuchteffekt verschwindet. Man kann auf diese Weise die Lampe beliebig ,,an - und ausknipsen". Hinweise: a) Siehe Hinweise zum Arbeiten mit weißem Phosphor, Versuch 41. b) ,,Es empfiehlt sich mit der Lampe unter Wasser zu bleiben, damit die- geringe Oxidationswärme sofort abgeleitet wird, was der Lebensdauer der Lampe- zugute kommt. In diesem Fall muß man eine geräumige pneumatische Wanne bereitstehen haben." Erläuterung.' Siehe ,,Erläuterung", Versuch 43 und 65. 51. Fliegendes Feuer Geräte: Bunsenbrenner, Glasrohr Chemikalien: Bärlappsporen (Semen Lycopodii ) Vorbereitende Arbeiten: Ein Glasrohr wird spitz ausgezogen und locker mit Bärlappspore-n gefüllt. Durchführung: Man hält die Spitze des Glasrohres horizontal nahe an die Flamme eines Bunsenbrenners und bläst die Bärlappsporen durch die Flamme. Ergebnis: Die Bärlappsporen entzünden sich und es entsteht ein fliegendes Feuer, das manchmal 1 bis 1,5 m lang ist, aber bald wieder verschwindet. Hinweise: a) In der Nähe des Versuches dürfen sich keine leichtentzündlichen Stoffe befinden. Auch sollte- das Glasrohr nicht allzu kurz sein, damit der Experimentator nicht gefährdet wird. b) Der Versuch sollte vorher ausprobiert werden. Denn die günstigste Form des Blasrohres und die nötige Menge der Sporen hängt von der Lungenkraft des Experimentators ab. Man achte darauf, daß die Sporen hinreichend trocken sind. Eventuell müssen Sie im Exsiccator getrocknet werden. Erläuterung: Dicht gepackte Bärlappsporen brennen verhältnismäßig schlecht. Nur im Gemisch mit Luftsauerstoff können die etherischen, gut brennbaren Öle der Bärlappsporen blitzartig verbrennen. 53. Weiterschießen einer Kerzenflamme Geräte: Schreckschußpistole, 2 Kerzenhalter Chemikalien: weißer Phosphor, 2 Kerzen Vorbereitende Arbeiten: a) Der aus dem Wachs herausragende Docht einer Kerze wird fest mit feuchtem, weißen Phosphor geknetet. Damit sich der Docht nicht vorzeitig entzündet, darf die Kerze erst kurz vor der Vorführung präpariert werden. b) Die beiden Kerzen werden in einem Abstand von etwa 50 bis 30 cm voneinander aufgestellt. Die normale Kerze wird entzündet. Durchführung: Aus einem Abstand von 0,5 bis 1 m zielt man durch die Flamme der ersten Kerze auf den mit Phosphor präparierten Docht der zweiten Kerze und drückt ab. Ergebnis: Die erste Kerze erlischt und die zweite entzündet sich. Hinweise: a) Siehe ,,Hinweise zum Arbeiten mit weißem Phosphor" Versuch 41. b) Mit der Schreckschußpistole nie auf Nahesitzende zielen, sondern immer vom Publikum weg schießen. c) Man achte darauf, daß der Phosphor fest mit dem Docht verknetet ist und nicht durch die Gewalt des Mündungsfeuers vom Docht gerissen und auf den Boden geschleudert wird. d) Der vorliegende Versuch läßt sich folgendermaßen verändern: Mit Phosphorpräparierte Kerzen werden auf den Experimentiertisch gestellt. Nach einiger Zeit entzünden sich die Kerzen von selbst. Erläuterung: Die heißen Verbrennungsgase der Schreckschußpistole entzünden den weißen Phosphor. 54. Funkengarbe Geräte: Trichter mit Filter, Reagenzgläser, Reagenzglasständer, Brenner, Reagenzglashalter' Spatel, Watte Chemikalien: Eisen(II)-Ammoniumsulfat (Mohrsches Salz), Ammoniumethandiatlösung (10% ige Ammoniumoxalatlösung). Vorbereitende Arbeiten: Man löst einen Spatel Eisen(II)-Ammoniumsulfat in 10 ml Wasser, versetzt mit l0%iger Ammoniumethandiatlösung und erwärmt etwas. Es bildet sich ein schwachgelber Niederschlag von Eisen(II)-ethandiat. Der Niederschlag wird abfiltriert und an der Luft bei Raumtemperatur getrocknet. Frühestens am nächsten Tag wird der (gut getrocknete) Niederschlag in ein trockenes Reagenzglas gegeben, mit einem Wattebausch verschlossen und für die Vorführung bereit gehalten. Durchführung: Das mit einem Wattebausch verschlossene Reagenzglas wird erhitzt. Nach beendeter Zersetzung des Eisen(II)-ethandiats entfernt man den Wattebausch und schleudert das schwarze Glühprodukt, das noch muß, heraus. Ergebnis: Es entsteht eine Funkengarbe. Hinweis: Nicht gegen Personen oder brennbare Gegenstände schleudern! Erläuterung: Aus Eisen(II)-sulfat und Ammoniumethandiat entsteht ethandiat: Beim Erhitzen zerfällt das Eisen(Il)-ethandiat, wobei sich pyrophores Eisen bildet: Bei Berührung mit dem Sauerstoff der Luft bildet das pyrophore Eisen unter Aufglühen Eisen(III)-oxid: 4 Fe +3 O2 → 2 Fe2O3 55. Violetter Rauch Geräte: Abdampfschale, Pipette, Glasstab Chemikalien: Jodpulver, Magnesiumpulver, Wasser Durchführung: Magnesium- und Jodpulver werden in eine Abdampfschale gegeben und mit einem Glasstab gut miteinander vermischt. Zu der Mischung gibt man ein paar Tropfen Wasser. Ergebnis: Es erfolgt eine heftige Reaktion, bei der rotvioletter Rauch (Joddampf) gebildet wird. Hinweis: Der Versuch muß unter dem Abzug durchgeführt werden! Jod ist bei gewöhnlicher Temperatur ein festes Element, das erst bei 184 °C siedet. Aber schon bei Zimmertemperatur ist es merklich flüchtig. Seine Dämpfe sind giftig und führen zu Entzündungen der Nasen- und Augenschleimhäute. Eingenommen wirkt es stark giftig. Erläuterung: Die heftige Reaktion beruht auf Salzbildung: Mg + J2 → MgJ2 + Energie Die bei dieser Reaktion freiwerdende Energie verdampft einen Teil des Jods. 56. Rauchringe Geräte: 2 Waschflaschen. Handgebläse, Schlauch, Pappschachtel, Pergament, Klebstoff Chemikalien: halbkonz. Salzsäure, halbkonz. Ammoniaklösung Vorbereitende Arbeiten: a) Versuchsaufbau nach Abb. 17 b) Man schneidet aus dem Boden einer Pappschachtel eine Kreisscheibe von etwa 3 cm Durchmesser. Der Deckel der Schachtel wird durch ein Stück Pergament ersetzt (mit Klebstoff befestigen) Durchführung: Man drückt mit Hilfe des Handgebläses Luft durch die beiden Waschflaschen und erzeugt dadurch einen NH4Cl-Rauch, den man durch die kreisrunde Öffnung in die Pappschachtel leitet. Man schnippt mit dem Finger gegen die Rückwand der rauchgefüllten Pappschachtel. Ergebnis: Aus der Öffnung schießen weiße Rauchringe hervor. Stellt man vor die Öffnung eine brennende Kerze, so erlischt Sie, wenn ein Rauchring den Docht berührt. Die Kerze wird auch dann zum Erlöschen gebracht, wenn die Schachtel leer ist und nur noch unsichtbare Wirbelringe der Luft die Kerzenflamme erreichen. 57. Künstlicher Nebel Geräte: Abdampfschale, Spatel, Waage, Meßzylinder, Asbestpappe Chemikalien: Zinkpulver, Tetrachlormethan, Zinkoxid, Schwefel, Kaliumnitrat, Salpeterpapier Vorbereitende Arbeiten: a) In einer Abdampfschale verrührt man 10 g Zinkpulver mit 15 ml Tetrachlormethan und gibt dann so viel Zinkoxid oder Kieselgur (dient als Saugmaterial) zu, bis eine teigige Masse entsteht. b) Zur Entzündung dieses Gemischs benötigt man einen Streifen Salpeter Vorwort zur 7. Auflage Faszinierende Experimente zeigen die Fülle der Möglichkeiten auf, Chemie in all ihrer Mannigfaltigkeit zu erleben. Im Chemieunterricht entfalten solche Experimente eine beachtenswerte Motivationskraft und regen an, sich mit Chemie zu beschäftigen. Die in diesem Buch vorgestellten Experimente sind bis auf wenige Ausnahmen Demonstrationsexperimente, die vom Lehrer oder einem erfahrenen Experimentator vorgeführt werden müssen. Es läßt sich nicht vermeiden, daß faszinierende Experimente mit Substanzen durchgeführt werden, die im Sinne der auch für Schule und Hochschule gültigen Gefahrstoffverordnung als giftig, ätzend, leicht entzündlich oder sogar mit Verdacht auf Krebserregung eingestuft werden. In der neuen Auflage dieses bewährten Buches wurden deshalb die Konsequenzen aus der Gefahrstoffverordnung eingearbeitet, um den Experimentator vor Schaden zu bewahren und um die Umwelt zu schonen. Im einzelnen wirkt sich das wie folgt aus: 1. Neben der jeweiligen Versuchsbeschreibung im Buch sind die für die verwendeten Chemikalien erforderlichen Gefahrensymbole dargestellt. Dieses Symbole enthalten auch die entsprechenden Kennbuchstaben. 2. Im Anhang sind alle nach Versuchen geordneten Chemikalien mit ihren R-und S-Sätzen aufgeführt. Es ist deshalb sinnvoll, vor der Durchführung eines Versuchs, diese Sätze zu lesen und deren Bedeutung in einer Liste der R- und S-Sätze nachzulesen. 3. Für jeden Versuch findet man bei der Versuchszusammenstellung im Anhang einen Entsorgungsvorschlag, wie er sich aus der Gefahrstoffverordnung ergibt. Es werden sechs Gefäße genannt, in denen die Substanzen nach dem Versuch aufgenommen werden. Lesen Sie bitte immer nach Beendigung eines Versuchs den Entsorgungshinweis nach. Wenn kein besonderes Gefäß aufgeführt wird, so ist die Entsorgung über den normalen Ausguß oder in einem Papierkorb vorzunehmen. Es gibt einige Exprimente, die mit besonderes gefährlichen Stoffen durchgeführt werden. Aber auch diese Experimente sind mit den nötigen Vorsichtsmaßnahmen als Lehrerversuch im Abzug möglich. Es wird auch empfohlen, das Benzol (Versuch 58) durch das harmlosere Toluol zu ersetzen. Besondere Vorsicht ist bei den Versuchen mit weißem Phosphor (Versuche 41, 43, 46, 53, 65), mit Quecksilber und Quecksilbersalzen (Versuche 1, 6, 10, 35, 68), mit Kohlenstoffdisulfid (Versuche 50, 65) und mit Tetrachlormethan (Versuche 31, 57) geboten. Prof. Dr. H. Schmidtkunz, im Herbst 1990 Einleitung Die Umwelt des in der heutigen Zivilisation lebenden Menschen ist zu einem großen Teil durch die Ergebnisse chemischer Forschung geprägt. Aufgabe des Chemieunterrichtes ist es nun, dem Schüler die Einsichten, Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln, die ihm helfen, Erscheinungen seiner Umwelt und späteren Arbeitswelt zu deuten und zu erklären. Um dieser Aufgabe im Unterricht nachkommen zu können, ist es wichtig, beim Schüler Interesse und Aufgeschlossenheit für das Fach Chemie zu wecken und zu fördern. Für jeden Chemielehrer ergibt sich oft die Gelegenheit, sei es die erste Chemiestunde zu Anfang des Schuljahres oder sei es bei Schulfesten, Karneval und anderen ähnlichen Anlässen, mit der Vorführung ausgefallener, verblüffender Versuche beim Schüler Verwunderung und Neugier hervorzurufen und die Freude an der Chemie ein wenig anzufeuern. Die vorliegenden Ausführungen sollen eine Hilfestellung zur Gestaltung derartiger Stunden bieten. In ihr werden Versuche beschrieben, die auf Grund ihres effektvollen und unerwarteten Verlaufs einen entspannten, unterhaltsamen Umgang mit der Chemie ermöglichen. Bei diesen Versuchen kommt es nicht so sehr auf die chemischen Tatbestände an, sondern darauf, daß durch ihren eindrucksvollen Ablauf beim jungen Menschen Begeisterung und Interesse für die Experimentalchemie hervorgerufen werden. Die Motivationswirkung dieser Schauversuche für das Fach Chemie macht natürlich einen gut geplanten und interessant gestalteten Unterricht nicht überflüssig, sondern Sie stellt statt dessen eine Chance dar, die im normalen Chemieunterricht geschickt aufgegriffen und ausgebaut werden sollte. Die beschriebenen Experimente sind für sich schon spektakulär, allerdings läßt sich durch entsprechende Auswahl und Anordnung der Versuche, geeignete Kostüm- und Raumdekoration und gekonntes Vorführen die Wirkung der Experimente noch bedeutend steigern. Von der Darstellung einer derartigen "Vorführung" wurde hier abgesehen. Zum einen würde Sie über den Rahmen der vorliegenden Arbeit hinausgehen, zum anderen erscheint eine solche Darstellung nicht zweckmäßig: die schulischen Gegebenheiten (Verdunkelungsmöglichkeiten, Ausstattung an Chemikalien und Geräten, Vorhandensein eines Abzugs, Zahl der Schüler, zur Verfügung stehende Zeit. . .) sind überall verschieden und somit hätte eine Zusammenstellung der Versuche zu einer zusammenhängenden, dezidiert beschriebenen "Vorführung" keine allzugroße praktische Bedeutung. Aus diesem Grund werden in der vorliegenden Arbeit die Versuche einzeln und unabhängig voneinander vorgestellt und beschrieben. Dies bietet die Möglichkeit, entsprechend der jeweiligen Situation die passenden Experimente selbständig auszusuchen, zusammenzustellen und gegebenfalls humorvoll zu kommentieren. Bei manchen Versuchen entsteht eine heftige Reaktion oder es ergeben sich giftige Stoffe. Auf die Gefährlichkeit des Experimentierens wird dann besonders hingewiesen. Es muß immer Grundsatz für den Experimentator sein, sich genau und gewissenhaft an die Versuchsvorschriften zu halten und die Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Eine Schutzbrille sollte immer getragen werden. Die einfache Aneinanderreihung der einzelnen Versuche führt zu einer nüchternen Darstellungsweise, die der Absicht der beschriebenen Experimente, nämlich Freude und Interesse an Chemie zu vermitteln, nicht gerecht wird. Deshalb wurden an geeigneten Stellen Bilder, die den Effekt des entsprechenden Versuches in humorvoller Weise wiedergeben, eingefügt. Sie dienen der Auflockerung des Textes und sollen zur Erheiterung und auch Neugier des Lesers beitragen. Die Bilder wurden von Frau Barbara Krämer angefertigt, der auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Auf dem ersten Bild sieht man wie ein zu einem Chemiker umgewandeltes Reagenzglas versucht, sachkundig und mit großem Geschick, eine Suppe zu salzen. Die einzelnen Versuche sind in sich abgeschlossen dargestellt. Um das Nachvollziehen eines Versuches zu erleichtern, wurde die Versuchsbeschreibung nach einem bestimmten Schema vorgenommen: Gerate: Hier werden die zur Versuchsdurchführung benötigten Geräte (und Chemikalien) aufgezählt. Diese Aufzählung dient zunächst einer ersten Übersicht, inwieweit der vorliegende Versuch überhaupt mit den vorhandenen Geräten (und Chemikalien) durchgeführt werden kann. Daneben trägt Sie aber auch zu einer Erleichterung der Versuchsvorbereitung bei. Chemikalien: s. o.—Geräte Vorbereitende Arbeiten: Dieser Abschnitt enthält genaue Anweisungen zur Vorbereitung des Versuches, wie etwa die Beschreibung des Versuchsaufbaus oder die Herstellung benötigter Lösungen. Die Mengenangaben wurden überall genau festgelegt, so daß bei Einhaltung dieser Angaben der Versuch gelingt. Durchführung: Die Demonstration des Experimentes wird beschrieben. Ergebnis: Die Versuchsdurchführung soll derart gestaltet sein, daß der hier beschriebene Effekt des Versuches auch allgemein zur Geltung kommt. Hinweise: Die Durchführung einiger Versuche ist nicht ganz gefahrlos. Es wird daher auf die zu beachtenden Gefahrenquellen hingewiesen. Die aufgeführten Gefahrenhinweise erheben allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit — gewisse Erfahrungen im Experimentieren werden vorausgesetzt. Da einige gefährliche Chemikalien (z.B. Quecksilber, Kaliumchlorat) in mehreren Versuchen vorkommen, werden die bei ihrem Umgang notwendigen Vorsichtsmaßnahmen in einem gesonderten Abschnitt behandelt, auf den dann jeweils verwiesen wird. Daneben finden sich evtl. in diesem Abschnitt auch noch Hinweise anderer Art, wie etwa Angaben von Bezugsquellen, Abänderungen des vorliegenden Versuches u. ä. Erläuterung: Soweit es in diesem Rahmen sinnvoll ist, wird auf die den Versuchen zu Grunde liegenden chemischen Tatbestände eingegangen. 88.Rezepte Die Vorführung der beschriebenen Experimente ist mit viel Arbeit und Konzentration verbunden. Die beiden letzten Versuche dienen daher zur Stärkung des erschöpften Experimentators. Es versteht sich von selbst, daß nur mit absolut reinen Chemikalien und Geräten gearbeitet werden darf. Partieller thermischer Abbau von α-D-Glucapyrnnasyl-ß- D-Fructofuranosid (Saccharose) unter Einschluß gesättigter Triglyceride (Speisefett) Geräte: Gasbrenner, Dreifuß mit Asbestdrahtnetz bzw. Tondreieck, Porzellanschale, Tiegelzange, Glasstab, Aluminiumfolie, Schutzbrille Chemikalien: Gemisch gesättigter Triglyceride, α-D-Glucopyranosyl-ß-Dfructofuranosid (Zucker und Butter). Vorbereitende Arbeiten: 5 g eines Gemisches gesättigter Triglyceride, dem die Vitamine A, D, E und F in geringen Mengen beigegeben sind, werden in einer Porzellanschale auf dem Asbestdrahtnetz bzw. dem Tondreieck mit der gerade noch leuchtenden Flamme des Gasbrenners unter ständigem Rühren (Porzellanschale mit Tiegelzange festhalten) mit dem Glasstab bis zum Sieden erhitzt. (Vorsicht! Gefahr von Verbrennungen durch Verspitzen!) Dann gibt man unter andauerndem Rühren 20 g α-D-Glucopyranosyl-ß-Dfructofuranosid hinzu und erhitzt vorsichtig weiter, bis eine homogene, hellbraungefärbte Masse enstanden ist. (Verkohlung vermeiden, gegebenenfalls Brenner vorher kurzzeitig entfernen). Der Brenner wird dann ausgestellt, die Porzellanschale mit Hilfe der Tiegelzange vom Asbestdrahtnetz bzw. Tondreieck genommen und ihr Inhalt auf ein in Form eines Backblechs gefaltetes Stück Aluminiumfolie gegossen. Durchführung: Nach dem Erkalten des Reaktionsproduktes wird ein kleines Stück davon abgebrochen und vorsichtig auf seinen Geschmack geprüft. Falls dieser nicht unangenehm erscheint, sollte das gesamte Reaktionsprodukt redlich geteilt werden, um es dann einer weitern Reihe enzymatisch gesteuerter Abbaureaktionen im Magen-Darm-Trakt zu unterwerfen. Ergebnis: Der Experimentator ist nun gestärkt für das letzte Experiment. Hinweis: Die Porzellanschale muß noch heiß sofort von allen Resten gründlich befreit werden, indem sie unter fließendem Wasser ausgewaschen und anschließend abgetrocknet wird. Auch alle anderen Geräte, die mit der Masse in Berührung gekommen sind (z. B. Glasstab, Tiegelzange) sind ebenso sorgfältig zu reinigen. Partialthermolyse eines homogenisierten Triglycerid-saccharid-protein-gemischs Geräte: Dreituß mit Asbestdrahtnetz, Gasbrenner, 400 ml Becherglas, Rührstab, Spatel, Aluminiumfolie, Kalandrierwalze, scharfe Platte aus nichtoxidierendem Stahl; Chemikalien: wasserhaltiges gesättigtes Triglyceridgemisch, α-D-Glucopyranosyl-ß-D-fructofuranosid, lecithinhaltiges Lipoid-Protein-Gemisch, 4-Hydroxy-3-methoxybenzaldehyd-Saccharose-Gemisch, Ammoniumhydrogencarbonat, Natriumchlorid, Polysaccharidgemisch aus Amylose und Amylopektin Vorbereitende Arbeiten: Man erwärmt auf Dreifuß und Asbestdrahtnetz in einem 400 ml Becherglas mit dem Gasbrenner 25 g einer 80%igen wäßrigen Emulsion gesättigter und vitaminierter Triglyceride gerade zum Schmelzen, entfernt dann den Brenner und fügt unter ständigem Rühren nacheinander 25 g α-DGlucopyranosyl-ß-D-fructofuranosid, 1 Löffel eines stark lecithin- haltigen Lipoid-Protein-Gemischs, 100 mg eines Gemisches von 4-Hydroxy- 3-methoxy-benzaldehyd mit Saccharose, 20 mg Ammoniumhydrogencarbonat, 5 mg Natriumchlorid sowie 50 g eines Polysaccharidgemischs von Amylose und Amylopektin hinzu. Wenn die Masse sehr zähflüssig geworden ist, wird sie vollständig dem Becher- glas entnommen und auf einem 30 mal 30 großen Stück Aluminiumfolie solange mechanisch bearbeitet-nötigenfalls spatelweise weiters AmyloseAmylopektin-Gemisch zusetzen-, bis sie nicht mehr an der Unterlage haftet und zu einer maximal 0,5 cm dicken Folie kalandriert werden kann. Diese wird anschließend mit Hilfe von scharfen Platten aus nichtoxidierendem Stahl durch Zerschneiden geformt und dann 10-15 min. lang bei 200°C im Trockenschrank zur Reaktion gebracht. Alle verwendeten Geräte sind unterdessen mit Hilfe von Tensiden gründlich zu reinigen. Durchführung: Nach dem Erkalten wird das Reaktionsprodukt einer Reihe enzymatisch gesteuerter Prozesse unterworfen. Ergebnis: Chemie ist eine schmackhafte Wissenschaft. Hinweis: Um größere gesundheitliche Schäden zu vermeiden sollte man anschließend sofort gründlich die Zähne putzen. 48. Bengalisches Feuer Geräte: 2 Präparategläser, Porzellanscherbe, Salpeterpapier, Schutzbrille Chemikalien: Holzkohlenpulver, Schwefelblume, Strontiumnitrat, Kaliumchlorat Vorbereitende Arbeiten: a) Herstellung des Salpeterpapiers: siehe Versuch 6. b) Die Präparategläser werden folgendermaßen gefüllt: Glas A: 3,5 g Kaliumchlorat Glas B: eine Mischung aus 1 g Holzkohlepulver, 11 g Schwefelblume und 32 g Strontiumnitrat Durchführung: Der Inhalt der beiden Gläser wird vorsichtig (!) auf einem glatten Papier miteinander vermischt und dann kegelförmig auf das Ende eines ca. 10 cm langen Salpeterpapierstreifens ausgeschüttet. Man löscht das Licht und entzündet den Salpeterpapierstreifen. Ergebnis: Die Mischung brennt mit einer intensiv roten Flamme ab. Brenndauer: ca. 45 Sekunden Hinweise: a) Schon bei der Herstellung des Gemisches ist eine Schutzbrille zu tragen. b) Das Gemisch nicht direkt mit dem Bunsenbrenner zünden - Explosions- und Verbrennungsgefahr! c) Siehe Hinweise zum Arbeiten mit Kaliumchlorat, Versuch 83. d) Mischt man statt Strontiumnitrat 50 g Bariumnitrat unter das Gemenge, so zeigt die Flamme eine fahlgrüne Färbung. e) Verschiedene Flammenfärbungen lassen sich auch mit Alkohol und bestimmten Salzzusätzen erreichen. Diese flammenfärbenden Zusätze werden in eine Porzellanschale gegeben und mit Brennspiritus zu einer breiartigen Masse verrührt und dann im Dunkeln entzündet. Dabei ergibt: Indiumchlorid Lithiumchlorid blau rot Borsäure Natriumchlorid Zinkchlorid Erläuterung: grün gelb weiß Da das Gemisch aus kräftigen Oxidationsmitteln (Chlorate, Nitrate) und Reduktionsmitteln (Schwefel, Kohlenstoff) besteht, brennt es nach dem Entzünden heftig ab. Die rote Flammenfärbung wird durch das Strontiumsalz verursacht 49. Blitze unter Wasser Geräte: Reagenzglas, Becherglas, Pipette, Stativmaterial Chemikalien: Brennspiritus, konz. Schwefelsäure, Kaliumpermanganat, Wasser Vorbereitende Arbeiten: Versuchsaufbau nach Abb. 16 Das trockene Reagenzglas wird 2 cm hoch mit konz. Schwefelsäure gefüllt. Man achte darauf, daß die obere Glaswand von der Säure nicht benetzt wird. Dann läßt man aus einer Pipette vorsichtig eine 4 cm hohe Schicht Brennspiritus auf die Schwefelsäure fließen. Durchführung: Ein kleines Kriställchen von Kaliumpermanganat (Höchstgewicht 0,05 g) wird in das Reagenzglas geworfen. Das Kristall sinkt durch das Äthanol hindurch in die Schwefelsäure. Ergebnis: Nach kurzer Zeit lassen sich an der Grenzfläche zwischen Schwefelsäure und Brennspiritus helle, blitzartige Funken beobachten. Die Funkenerscheinung unter der Flüssigkeit dauert einige Zeit an. Hinweise: a) Auf Grund der guten Mischbarkeit von Brennspiritus und konz. Schwefelsäure muß der Spiritus vorsichtig auf die Säure geschichtet werden. Eine Vermischung der beiden Flüssigkeiten kann zu einer gefährlichen Erhitzung führen, die evtl. den Reagenzglasinhalt herausschleudert. Da konz. Schwefelsäure eine Dichte von ca. 1,8 und Brennspiritus eine Dichte von ca. 0,8 hat, bleiben die beiden Flüssigkeiten längere Zeit voneinander getrennt. b) Verwendet man zu große Kristalle, so läuft man Gefahr, daß die Reaktion zu heftig wird und Flüssigkeit herausspritzt. c) Läßt das blitzartige Leuchten nach, so kann man es durch erneut hineingeworfene Kriställchen wieder hervorrufen. Erläuterung: Läßt man konz. Schwefelsäure auf Kaliumpermanganatkristalle einwirken, so entsteht Manganheptoxid: 2MnO4- +2H+ → 2HMnO4 → Mn2O7 +2H2O Dieses Oxid ist allerdings sehr unbeständig, es zerfällt in Manganoxid (bewirkt Braunfärbung der Grenzzone) und Sauerstoff 2 Mn2O7 → 4 MnO2 + 3 O2 Der Sauerstoff oxidiert an der Grenzfläche der beiden Flüssigkeiten den Brennspiritus unter leichter Feuererscheinung zu CO2 und H2O. 52. Brennender Schneeball Chemikalien: Kampfer, Schnee Vorbereitende Arbeiten: Man steckt ein Stück Kampfer in einen Schneeball. Durchführung: Der Schneeball wird angezündet. Ergebnis: Der Schneeball brennt mit leuchtender, leicht rußender Flamme. Hinweise: a) Zur Giftigkeit von Kampfer siehe Versuch 32. b) Der Effekt steigt, wenn man vorher reine Schneebälle ins Publikum wirft. Hat man keinen Schnee zur Verfügung kann man sich mit fein zerstoßenem Eis behelfen. Allerdings muß es möglichst fein zerstoßen oder zermahlen sein, damit es so weiß wie Kampfer aussieht. 45. Feuerfestes Taschentuch Geräte: Taschentuch. Tiegelzange, 2 Bechergläser Äthanol Wasser, Natriumcarbonat, verd. Salzsäure Vorbereitung: a) Man bedeckt den Boden eines großen Becherglases mit konz. Natriumcarbonatlösung und stellt eine Flasche mit verd. Salzsäure bereit. b) In einem Becherglas wird ein Gemisch aus 30 ml Äthanol und 30 ml Wasser hergestellt. Durchführung: Ein Taschentuch wird gründlich mit dem Äthaol 1-Wasser- Gemisch getränkt und angezündet. Nach ca. 30 Sekunden löscht man die Flammen mit folgender Anordnung: Man schüttet einige ml Salzsäure in die konz. Natriumcarbonatlösung und taucht dann das brennende Taschentuch in das entstehende Kohlendioxid. Ergebnis: Das Taschentuch ist unversehrt geblieben. Hinweis: Da evtl. brennendes Äthanol vom Taschentuch herunter tropfen kann, ist es ratsam, Asbestpappe unterzulegen. Erläuterung: Das Taschentuch ist nicht zerstört worden. da nur das Äthanol brannte: C2H5OH + 3O2 → 2CO2 + 3H2O 57. Künstlicher Nebel Geräte: Abdampfschale, Spatel, Waage, Meßzylinder, Asbestpappe Chemikalien: Zinkpulver, Tetrachlormethan, Zinkoxid, Schwefel, Kaliumnitrat, Salpeterpapier Vorbereitende Arbeiten: a) In einer Abdampfschale verrührt man 10 g Zinkpulver mit 15 ml Tetrachlormethan und gibt dann so viel Zinkoxid oder Kieselgur (dient als Saugmaterial) zu, bis eine teigige Masse entsteht. b) Zur Entzündung dieses Gemischs benötigt man einen Streifen Salpeter 56. Rauchringe Geräte: 2 Waschflaschen. Handgebläse, Schlauch, Pappschachtel, Pergament, Klebstoff Chemikalien: halbkonz. Salzsäure, halbkonz. Ammoniaklösung Vorbereitende Arbeiten: a) Versuchsaufbau nach Abb. 17 b) Man schneidet aus dem Boden einer Pappschachtel eine Kreisscheibe von etwa 3 cm Durchmesser. Der Deckel der Schachtel wird durch ein Stück Pergament ersetzt (mit Klebstoff befestigen) Durchführung: Man drückt mit Hilfe des Handgebläses Luft durch die beiden Waschflaschen und erzeugt dadurch einen NH4Cl-Rauch, den man durch die kreisrunde Öffnung in die Pappschachtel leitet. Man schnippt mit dem Finger gegen die Rückwand der rauchgefüllten Pappschachtel. Ergebnis: Aus der Öffnung schießen weiße Rauchringe hervor. Stellt man vor die Öffnung eine brennende Kerze, so erlischt Sie, wenn ein Rauchring den Docht berührt. Die Kerze wird auch dann zum Erlöschen gebracht, wenn die Schachtel leer ist und nur noch unsichtbare Wirbelringe der Luft die Kerzenflamme erreichen. 44. Überraschungswatte Bei dem Arbeiten sollte man hier besonders vorsichtig sein. Das Tragen einer Schutzbrille ist unerläßlich. Geräte: 3 Bechergläser, Glasstäbe, Meßzylinder (50 ml), Trichter (~ 10 cm), Porzellanschalen, Waage, Bunsenbrenner Chemikalien: konz. Salpetersäure (65 %ig), konz. Schwefelsäure (96%ig), Watte, Indikatorpapier, Filterpapier, Kaliumnitrat, Schwefelpulver, Holzkohlenpulver Vorbereitende Arbeiten: Herstellung der nitrierten Cellulose: ,,Man laßt zu 20 ml konz. Salpetersäure in ein 250 ml-Becherglas das unter dem Abzug in einer Schale mit kaltem Wasser steht, langsam unter Umrühren 40 ml konz. Schwefelsäure zufließen. In das auf Zimmertemperatur abgekühlte Gemenge beider Säuren trägt man 2 g Watte ein, die mit einem Glasstab in der Flüssigkeit ständig bewegt wird, so daß alle Fasern mit der Nitriersäure in Berührung kommen. Nach 15 Min. gießt man die Säure möglichst vollständig ab, wobei die Watte mit dem Glasstab zurückgehalten und ausgedrückt wird. Man läßt die Watte in ein großes mit Leitungswasser gefülltes Becherglas (11) gleiten, wo Sie durch schnelles Hinundherbewegen gründlich gewaschen wird. Das Waschwasser wird noch mindestens 2 mal erneuert. Das letzte Waschwasser, das mit Indikatorpapier auf Säurefreiheit geprüft wird, läßt man durch einen Trichter abfließen, schiebt die Watte dann ebenfalls in den Trichter und spült Sie noch etwa 5 Min. unter fließendem Wasser aus. Man preßt die Watte zunächst zwischen zwei dicken Glasplatten und danach zwischen Filtrierpapier gründlich aus und stellt Sie fein zerrupft noch 2 bis 3 Std. bei 40 ° C in den Trockensehrank. Ausbeute: Aus 2 g Watte erhält man etwa 3,3 g nitrierte Cellulose." Herstellung des Schwarzpulvers:,,Zur Herstellung von Schwarzpulver werden zunächst 14 g Kaliumnitrat fein zerrieben und dann mit 2 g Schwefel und 4 g Holzkohle, die beide vorher für sieh fein gepulvert wurden, sehr sorgfältig und gründlich vermischt. Um eine vorzeitige Entzündung auszuschließen, wird die Mischung in einer Reib- schale mit einem Spatel oder einem Plastiklöffel, statt mit dem Pistill (Vermeidung von Reibungsdruck und damit örtliche Erwärmung) vorgenommen. Durchführung I: Man legt einen kleinen Bausch Schießbaumwolle (nitrierte Watte) in eine Porzellansehale und berührt ihn mit der Sparflamme des Bunsenbrenners. Ergebnis I: Die Watte brennt blitzartig schnell mit heller, gelber Flamme ab ohne einen Rückstand zu hinterlassen. Durchführung II: Man legt einen Bausch nitrierte und nicht nitrierte Watte jeweils auf ein Stück Filterpapier und entzündet beide. Ergebnis II: Die Verbrennung der nitrierten Watte erfolgt so schnell, daß Sie die brennbare Unterlage nicht angreift. Die nicht nitrierte Watte hingegen verbrennt sehr langsam und kohlt dabei das darunterliegende Papier an. Durchführung III: Schießbaumwolle und normale Watte werden jeweils auf ein kleines Häufchen Schwarzpulver gelegt und gezündet (Abzug). Die langsam brennende Watte bringt das Schwarzpulver er zur Entzündung, die schnell brennende Schießbaumwolle nicht. Ergebnis III: Durchführung IV: Eine kleine Flocke Schießbaumwolle wird auf der Handfläche entzündet (dieser Versuch darf erst durchgeführt werden. wenn man sich von der hohen Verbrennungsgeschwindigkeit des selbsthergestellten Präparates überzeugt hat). Ergebnis IV: Die Schießbaumwolle brennt ab, ohne daß die Haut angegriffen wird. Durchführung V: Man legt eine kleine Flocke Schießbaumwolle auf einen Amboß und schlägt mit dem Hammer kräftig darauf. Ergebnis V: Es erfolgt ein schußartiger Knall (Mund etwas öffnen). Hinweis: a) Schießbaumwolle unterliegt bei längerem Aufbewahren. vor allem wenn Sie noch Spuren von Säure enthält, der Selbstzersetzung, die durch die dabei entstehenden nitrosen Gase explosionsartig verlaufen kann (autokatalytischen Reaktion). Die selbsthergestellte Nitrocellulose soll daher im Labor nur feucht in keinem Fall im Exsikkator - aufbewahrt werden. b) Statt Watte kann man auch Papier nitrieren. Am besten eignet sich dazu Seidenpapier. Man entzündet das Papier mit einem Streichholz oder - etwas mysteriöser wirkt -~ mit einem Tropfen der Flüssigkeit aus Versuch 41. Das Papier wird beim Entzünden mit der Zange gehalten. Nachdem es entflammt ist, läßt man es fallen. Das Papier ist verbrannt, ehe es den Boden erreicht. Erläuterung: Bei Einwirkung von Salpetersäure auf Cellulose bildet sich, je nach Reaktionsbedingungen, Salpetersäureester mit ein, zwei oder drei Nitratgruppen auf sechs Kohlenstoffatome. Das unter den obigen Bedingungen gewonnene Cellulosenitrat liegt mit einem Stickstoffgehalt von etwa 12,7% zwischen dem Trinitrat (14,14% N2) und dem Dinitrat (11,1 % N2). Die Bildung des Cellulosenitrats verläuft folgendermaßen: (C6H11O5)x + 3 x HNO3 → (C6H7O2(O NO2)3)x + 3 x H2O Wie aus der Strukturformel ersichtlich ist, befindet sich der für die Verbrennung notwendige Sauerstoff gleichmäßig verteilt in dem langkettigen Cellulosetrinitratmolekül. Augrund dessen zerfällt diese Verbindung bei Energiezufuhr (Erwärmung, Schlag) blitzschnell und stark exotherm, wobei nur gasförmige Reaktionsprodukte gebildet werden. Da aber mit der Ausdehnung dieser großen Gasmassen eine starke Abkühlung verbunden ist, reicht die freiwerdende Wärmemenge zur Entzündung des Schwarzpulvers nicht aus. 42. Violette Flammenerscheinung Geräte: Porzellanschale, Pipette Chemikalien: Glycerin, Kaliumpermanganat Vorbereitende Arbeiten: Drei Spatel fein pulverisiertes Kaliumpermanganat werden in einer Porzellanschale zu einem Kegel aufgehäuft, dessen Spitze etwas eingedellt wird. Durchführung: Mit einer Pipette läßt man einige Tropfen Glycerin in die Vertiefung der Kegelspitze tropfen. Ergebnis: Nach wenigen Sekunden entzündet sich das Gemisch; die Flamme zeigt violette Färbung. Hinweis: Da die Reaktion mitunter etwas verzögert, dann aber explosionsartig einsetzt, ist eine Schutzbrille zu tragen. Erläuterung: ,,Kaliumpermanganat ist ein starkes Oxidationsmittel, das bestimmte organiche Stoffe schon bei Zimmertemperatur heftig oxidiert Propantriol (Glycerin) mit seiner Häufung an Alkoholgruppen ist hierfür besonders gut geeignet. Die Reaktion verläuft stark exotherm, so daß sich das Gemisch schon nach kurzer Zeit selbst entzündet und mit Flammenerscheinung abläuft. Die Flamme zeigt die typische violette Färbung, die durch Kalium hervorgerufen wird. Die Oxidationsprodukte können nicht genau definiert werden, so daß sich die reaktionsgleichung nicht genau angeben läßt.“ Erläuterung: ,,Kaliumpermanganat ist ein starkes Oxidationsmittel, das bestimmte organische Stoffe schon bei Zimmertemperatur heftig oxidiert. Propantriol (Glycerin) mit seiner Häufung an Alkoholgruppen ist hierfür besonders gut geeignet. Die Reaktion verläuft stark exotherm, so daß sich das Gemisch schon nach kurzer Zeit selbst entzündet und mit Flammenerscheinung abläuft. Die Flamme zeigt die typische violette Färbung, die durch Kalium hervorgerufen wird. Die Oxidationsprodukte können nicht genau definiert werden, so daß sich eine Reaktionsgleichung nicht genau angeben läßt." 55. Violetter Rauch Geräte: Abdampfschale, Pipette, Glasstab Chemikalien: Jodpulver, Magnesiumpulver, Wasser Durchführung: Magnesium- und Jodpulver werden in eine Abdampfschale gegeben und mit einem Glasstab gut miteinander vermischt. Zu der Mischung gibt man ein paar Tropfen Wasser. Ergebnis: Es erfolgt eine heftige Reaktion, bei der rotvioletter Rauch (Joddampf) gebildet wird. Hinweis: Der Versuch muß unter dem Abzug durchgeführt werden! Jod ist bei gewöhnlicher Temperatur ein festes Element, das erst bei 184 °C siedet. Aber schon bei Zimmertemperatur ist es merklich flüchtig. Seine Dämpfe sind giftig und führen zu Entzündungen der Nasen- und Augenschleimhäute. Eingenommen wirkt es stark giftig. Erläuterung: Die heftige Reaktion beruht auf Salzbildung: Mg + J2 → MgJ2 + Energie Die bei dieser Reaktion freiwerdende Energie verdampft einen Teil des Jods. 47. Wunderkerzen Geräte: Becherglas, Glasstab, Draht Chemikalien: Bariumnitrat' Aluminiumpulver' Eisenpulver, Stärke Vorbereitende Arbeiten: Herstellung der Wunderkerzen: Man vermengt ein Gemenge aus 55 g Bariumnitratpulver' 5 g Aluminiumpulver, 25 g Eisenpulver und 15 g Stärke mit etwas kochendem Wasser zu einem steifen Brei und überzieht damit die oberen zwei Drittel von 10 20 cm langen Drähten, die man dann im Trockenschrank gut trocknet. Durchführung: Diese Wunderkerzen werden entzündet. Ergebnis: Während des Brennens schleudern die Kerzen viele sternartige Funken ab. Erläuterung: Die Eisen- und Aluminiumkörnchen werden durch den vom Bariumnitrat in konzentrierter Form gelieferten Sauerstoff blitzartig verbrannt. Die Stärke dient lediglich als Bindemittel für die pulverförmigen Bestandteile. 35. Falschgeld Geräte: Porzellanschale, Pinzette, Tuch Chemikalien: Quecksilber(II)-chlorid, Kupfermünze, dest. Wasser Vorbereitende Arbeiten: In der Porzellanschale löst man eine Spatelspitze Quecksilber(II)-chlorid in einigen ml Wasser. Durchführung: Eine blanke Kupfermünze wird mit der Pinzette in die Quecksilber(Il)-chloridlösung. getaucht und darin etwas bewegt. Sie überzieht sich mit einem grauen Belag. Nach einiger Zeit entfernt man die Münze aus de Lösung, spült Sie mit Wasser gut ab und reibt Sie mit einem Tuch. Ergebnis: Die Münze wird silberglänzend. Hinweise: a) Quecksilber(II)-chlorid ist sehr giftig. Schon 0,5 g. können eine erwachsenen Menschen töten. b) Kupferamalgam ist nicht sehr beständig. Im Laufe der Zeit wird Quecksilber frei! (siehe auch: ,,Hinweise zum Arbeiten mit Quecksilber und Queck silberverbindungen", Versuch 1). Erläuterung: Nach der Spannungsreihe der Metalle ist Quecksilber edler als Kupfer. Auf Grund dessen wird das Quecksilberion von dem metallischen Kupfer zu Quecksilber reduziert: Hg2+ + Cu → Cu2+ + Hg. Dabei scheidet sich das metallische Quecksilber auf dem überschüssigen Kupfer ab unter Bildung einer Quecksilber-Kupfer-Legierung (Kupferamalgam). Auswertung der Infrarotspektroskopie Probe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Auffällige Peaks (Berg) In Wellennummern Wasser 3300 1630 kristalliner Zucker 3560 3310 2930 2350 1435-1235 1240-840 Puderzucker Wie Zucker, nur die ersten Peaks weniger ausgeprägt Zuckerlösungen g/l Allgemein: Die Spitzen sind bei allen Proben vorhanden, 1 nur sind sie unterschiedlich 5 stark ausgeprägt. Bei der 10 schwächsten sind die Peaks 15 im Regelfall höher als bei 20 den stärker konzentrierten. 50 1260 Zuckerbande1 1100 Zuckerbande2.1 1050 Zuckerbande2.2 1010 Zuckerbande2.3 unterschiedliche Höhe der Getränke Wasserbanden Limonade unterschiedlich hohe Cola1 Banden bei Cola2 charakteristischen Sportgetränk Fructosebanden Johannisbeersaft Milch bei Honig und Marmelade Brotaufstrich charakteristische Marmelade Wasserbanden und am Honig Ende charakteristische Nutella Zuckerbanden, jene sind auch bei Nutella vorhanden Wasserbanden Obst charakteristische Banane Fructosebande am Ende Essigsäure Der Anteil der Wasserbanden nimmt zu. Essigsäure pur Es sind Kohlendioxidbanden Essigsäure 1:2 vorhanden. Essigsäure 1:10 3030 Essigsäurepeak1 1700 Essigsäurepeak2 1400 Essigsäurepeak3 1290 Essigsäurepeak4 1000 Essigsäurepeak5 Essigsäuren2 charakteristische Vermutung Wasser-Peak-1 Wasser-Peak-2 Charakteristischer Zucker-Peak-1 Wasser-Peak-1 Charakteristischer Zucker-Peak-2 CO2-Peak Charakteristischer Zucker-Peak-3 Charakteristischer Zucker-Peak-4 Ist Zucker, nur feinkörniger und enthält weniger Wasser. Unterschiedlicher Wassergehalt der Proben enthält statt Normalzucker, Fructose. Bei Milch ist es wahrscheinlich Lactose. Honig und Marmelade enthalten Formen der Glukose Banane enthält Fructose Dadurch, daß weniger Wasser enthalten ist, kommt es zu einer charakteristischeren Ausbildung der Essigbanden. Weinessig, Kräuteressig und Apfelessig Weinessig Kräuteressig Apfelessig Aceto balsamico Ausprägung, wie bei Essigsäure 1:10 Die Kohlendioxidbande von Weinessig ist ebensowenig ausgeprägt, wie die von Aceto balsamico. Letzterer besitzt zu dem noch einen zusätzlichen Peak bei 1100. Zudem ist bei ihm die Essigsäurenbanden am Schluß stärker ausgeprägt. unterscheiden sich in ihrem Aufbau nur unwesentlich. Die letzten Essigbanden sind beim Weinessig stärker ausgeprägt, als bei den anderen zweien. Die Besonderheiten bei Aceto balsamico sind auf seinen andersartigen Bau zurück zuschließen. Kohlenhydrate Kohlenhydrate, auch Saccharide genannt, ist die Sammelbezeichnung für eine Klasse von zumeist festen und geruchlosen Stoffen, zu denen alle Zucker-, Stärke-, und Zellulosearten gehören. Gemeinsam ist den meisten Kohlenhydraten der chemische Grundaufbau (CH2O). Man kann sehr vereinfacht zwei Arten verwertbarer Kohlenhydrate hinsichtlich ihrer chemischen Merkmale, ihrer Bausteine und Molekülgröße unterscheiden: 1) Zucker: Einfache Zucker sind Monosaccharide, die nicht weiter spaltbar sind. Zu den Monosacchariden gehören Glukose (Traubenzucker), Fruktose (Fruchtzucker) und Galaktose (Bestandteil des Milchzuckers). Verbindungen von zwei Monosacchariden heißen Disaccharide. So ist Saccharose (der Haushaltszucker aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr) aus Glukose und Fruktose zusammengesetzt. Weitere Disaccharide sind Laktose (Milchzucker) und Maltose (Malzzucker). Sind bis zu 10 Zucker-Bausteine miteinander verbunden, spricht man von Oligosacchariden. Gemeinsam ist diesen Kohlenhydraten, daß sie wasserlöslich sind und süß schmecken. Zucker gibt es z.B. als Haushaltszucker, im Honig, in Obst oder in Konfitüren und Süßwaren. 2) Stärke: Bis zu mehrere tausend Monosaccharid-Bausteine bilden die sogenannten Polysaccharide. Sie sind praktisch geschmacksfrei und wasserunlöslich. Bekanntester Vertreter der verwertbaren Polysaccharide ist die Stärke. Stärke ist in Brot, im Mehl, in Teigwaren, im Reis, in Getreideprodukten, in Kartoffeln und in Hülsenfrüchten enthalten. Kohlenhydrate zählen zu den energieliefernden Nährstoffen. Zucker Es lassen sich drei grundlegenden Zuckersorten unterscheiden: Isolierter Zucker: Der chemisch reine, industriell gewonnene raffinierte Zucker, dessen Herstellung gerade beschrieben wurde. Er kommt in vielen verschiedenen Formen auf den Markt und ist in fast allen vorbereiteten, abgepackten Nahrungsmitteln enthalten. Diesem Industriezucker wurden alle Vitalstoffe und andere lebenswichtige Substanzen entzogen. Es ist diese Art von Zucker, die für den Organismus völlig unnötig ist, ihm sogar Schaden zufügen kann. Natürlicher Zucker in Lebensmitteln: Dies sind die Zuckersorten, die ein Lebensmittel, wie z.B. Früchten, auf natürliche Weise süß machen, und die in nahezu allen Pflanzen in einem bestimmten Anteil vorkommen, allerdings mit den zur Verdauung nötigen Vitalstoffen. Ißt man beispielsweise einen Apfel, dann liefert diese Frucht neben ihrer natürlichen Süße auch die Stoffe, die der Körper benötigt, um den im Apfel enthaltenen Zucker problemlos aufzunehmen und zu verarbeiten und den Apfel als Ganzes zu verdauen und zu verwerten. Blutzucker: Blutzucker in der Form von Glukose ist für die Energieversorgung des Körpers notwendig. Wichtig für einen normalen Ablauf aller Körperfunktionen ist eine gleichmäßige und konstante Glukosemenge im Blutkreislauf. Diese wird vom Körper aus Kohlenhydraten (v.a. Brot, Reis, Nudeln, Hülsenfrüchte) bezogen. Es ist völlig falsch zu behaupten, man müsse Fabrikzucker essen, um die Energieversorgung des Körpers aufrechtzuerhalten. Ganz im Gegenteil! Die Zufuhr von isoliertem Zucker bringt den natürlichen Glukosespiegel im Blut aus dem Gleichgewicht und schafft für den Körper eine Reihe von Problemen. Monosaccharide Eine andere Bezeichnung für Einfachzucker. Dazu gehören Glukose, Fruktose und Galaktose. Sie bestehen aus nur einer Zuckereinheit. Fruchtzucker / Fruktose Fruchtzucker ist ein Einfachzucker oder Monosaccharid (d.h. er besteht aus einer Zuckereinheit) wie z.B. Glukose oder Galaktose. Fruchtzucker kommt in der Natur vor allem in Früchten und Honig vor. Traubenzucker / Glukose Traubenzucker ist ein Monosaccharid bzw. ein Einfachzucker, wie auch Fruktose und Galaktose. Disaccharide bestehen aus zwei Monosaccharid- (Einfachzucker-) Einheiten. Zu ihnen gehören z.B. die Laktose Milchzucker / Laktose Milchzucker ist ein Disaccharid und besteht aus je einem Molekül Glukose und Galaktose. Milchzucker ist für den Säugling längere Zeit das einzige Kohlenhydrat in seiner Nahrung. Das für die Spaltung des Milchzuckers erforderliche Enzym Laktase kann bei manchen Menschen in nicht ausreichender Menge vorhanden sein oder von Geburt an fehlen. Dadurch kann es bei manchen Menschen zu einer Milchunverträglichkeit kommen. Rohrzucker / Saccharose Rohrzucker, der auch als Haushaltszucker bezeichnet wird, ist ein sog. Disaccharid. D.h. Rohrzucker oder Saccharose besteht aus zwei Zuckermolekülen (Glukose und Fruktose). Karamel Braune, nichtkristallisierende Masse, die durch Erhitzen von Glukose oder Saccharose auf 150-180'C entsteht. Polysaccharide sind aus einer Vielzahl von Monosaccharid- (Einfachzucker-) Einheiten zusammengesetzt. Zu ihnen gehören z.B. die Stärke und die Zellulose. Invertzucker Gemisch von gleichen Anteilen Traubenzucker und Fruchtzucker, das durch Auflösung (Inversion) von Saccharose entsteht. Findet in der Nahrungsmittelindustrie Verwendung. Ist z. B. in Honig enthalten. Kandiszucker Sammelbezeichnung für grobe Zuckerkristalle von unterschiedlicher Größe und weißer oder brauner Farbe. Kandis wird aus reinen Zuckerlösungen durch langsames Auskristallisieren gewonnen, beim braunen Kandis wird karamelisierter Zucker zugesetzt. Kandis hat die gleiche Wirkung wie normaler weißer Fabrikzucker. Essigsäure alchemistisches Zeichen (17. Jahrhundert) atomtheoretische Formel (J. Dalton, ca. 1810) "Wurstformel" (A. Kekulé, 1861) heute übliche Formel "Formel des 21. Jahrhunderts" Seite 63 Aufgabe 1 Erklären Sie, warum sich bei Eisenwerkstoffen wie Grauguß oder Stahl an der Luft kein luftdichter Oxid/Hydroxidüberzug bildet! Eisenoxid ist porös und luftdurchlässig, es kommt also ständig Luft an das noch unoxidierte eisen, die dieses oxidiert. Eisenwerkstoff wie Stahl und Grauguß unterliegen der Korrosion im ungeschützten zustand relativ stark. Der kompliziert verlaufende Prozeß der Korrosion an Eisenwerkstoffen heißt Rosten. Ursache für das Rosten sind Sauerstoff, Luftfeuchtigkeit und Kohlenstoffdioxid sowie die Bildung von Lokalelementen in Wasserinseln auf der Metalloberfläche. Schon nach wenigen Stunden ist am Rand von Wasserinseln auf der Eisenoberfläche die beginnende Rostbildung zu beobachten. Die chemische Reaktion zwischen Eisen und dem gelösten Sauerstoff führt zu einer Konzentrationserniedrigung des Sauerstoffs im Zentrum der Wasserinsel. Dadurch entsteht ein galvanisches Element, weil das Konzentrationsgefälle durch den Sauerstoffumsatz im Zentrum und die Sauerstoffzufuhr an der Grenze zwischen Luft und Wasser aufrecht erhalten wird. Das Metall im Zentrum der Wasserinsel wird zur Anode, am Rand der Wasserinsel wird das Metall zur Katode (siehe Grafik) Sehr vereinfacht laufen folgende Reaktionen ab: Anode: Fe(s) Katode: ½ O2(g) + H20(l) + 2 e → → Fe2+(aq) + 2 e 2 OH-(aq) Oxidation Reduktion und bei Vorhandensein von Hydronium-Ionen teilweise auch 2 H3O+(aq) + 2 e → H2(g) + 2 H2O(l) Eisen(II)-Ionen bilden mit Hydroxid-Ionen schwerlösliches Eisen(II)-hydroxid, das mit weiterem Sauerstoff zum rot-braunem Eisen(III)-oxid-hydroxid (Rost) oxidiert wird und sich am Rande der Wasserinsel absetzt. Fe2+(aq) + 2 OH-(aq) 2 Fe(OH)2(s) + ½ O2(g) → → Fe(OH)2(s) 2 FeO(OH) (s) + H2O(l) Da die Größe der Wasserinseln durch Kondensieren und Verdampfen zeitlich wechselt, wird durch die Korrosion allmählich die gesamte Eisenoberfläche überzogen. Rost ist ein poröser Stoff mit geringer Festigkeit. Daher wird die weitere Korrosion durch gebildete Rostschichten nicht behindert. Seite 63 Aufgabe 2 Geben Sie Beispiele für unvollständig ablaufende Reaktionen an! Nennen Sie die jeweilige Ursache für den unvollständigen Stoffumsatz! Folgende chemische Reaktionen sind reversible, sie laufen gleichzeitig als Hin- und als Rückreaktion ab. Daher können die Ausgangsstoffe nie völlig umgesetzt werden, es entsteht eine chemisches Gleichgewicht. CH4COOH + C2H5OH C2H4 + H2 NH3 + H2O N 2O 4 ' ' ' ' CH2COOC2H5 + H2O C2H6 NH4+ + OH 2 NO2 Bei den nächsten drei Reaktionen werden Metalle oxidiert, welche an ihrer Oberfläche eine luft- und somit sauerstoffundurchlässige Oxidschicht bilden. Sie können also nicht vollständig oxidieren, da alles was unter dieser Oxidschicht liegt, nicht mit dem Sauerstoff in Kontakt kommt. Allerdings sind diese Reaktionen nur Reaktionen mit unvollständigem Stoffumsatz, wenn die Metalle in genügend großem Volumen vorhanden sind, kleine Metallkügelchen mit 0,01 mm Durchmesser z.B. würden vollständig oxidieren. 2 Zn + O2 4 Cu + O2 4 Al + 3 O2 → → → 2 ZnO 2 Cu2O 2 Al2O3 Seite 64 Aufgabe 1 Erklären Sie die unterschiedlichen Zeiten vom Reaktionsstart (Zugabe von Wasser bzw. Salzsäure) bis zum sichtbaren Reaktionsbeginn bei den Experimenten 1 und 2! Experiment 1 Auf einer Glastüpfelplatte mit erhöhtem Rand werden in eine Vertiefung eine Spatelspitze Ammoniumchlorid (Xn) und 2 Plätzchen Natriumhydroxid (C) gegeben. Eine zweite Vertiefung, von der ersten zwei bis drei Vertiefungen entfernt, wird mit Wasser gefüllt, dem man zwei Tropfen Universalindikatorlösung hinzufügt. Die Tüpfelplatte ist auf die Projektionsebene eines Tageslichtprojektors zu stellen. Danach sind drei Tropfen Wasser in die Vertiefung 1 zu geben und die Tüpfelplatte ist mit einer Glasplatte abzudecken. Vorsicht, Ammoniak (T)! Beobachten Sie die Veränderungen in der Vertiefung 2! Stellen Sie die Reaktionsgleichungen auf! Experiment 2 Die Durchführung des Experiments erfolgt analog der des Experiments 1. In die erste Vertiefung wird eine Spatelspitze Ammoniumchlorid (Xn) gegeben, in der zweiten Vertiefung wird Wasser mit Indikatorlösung versetzt. Auf dem Projektor werden in die Vertiefung 1 drei Tropfen konzentrierte Schwefelsäure (C) gegeben. Die Platte ist abzudecken. Vorsicht, Chlorwasserstoff (C)! Beobachten Sie die Veränderungen in der Vertiefung 2! Stellen Sie die Reaktionsgleichungen auf! 1. 2. 3. 4. Von den ganzen Anweisungen versteh‘ ich nur Glastüpfelnatriumchloridexperimentprojektor! Ich habe keine Ahnung was da eigentlich passieren soll! Wer denkt sich so etwas überhaupt aus? Warum ich? Die unterschiedlichen Zeiten vom Reaktionsstart bis zum optischen Reaktionsbeginn erkläre ich mir durch die unterschiedlichen Reaktionsgeschwindigkeiten der Reaktionen bzw. der jeweiligen Hin- und Rückreaktionen. Seite 65 Aufgabe 2 Erörtern Sie, ob sich in einem offenen stofflichen System ein chemisches Gleichgewicht einstellen kann! Bei einem offenen stofflichen System finden ständig Stoff- und Energieaustausch mit der Umwelt statt. Es wird also ständig entweder etwas von den Ausgangsstoffen oder Reaktionsprodukten an die Umwelt abgegeben. Dies wiederum bedeutet, daß sich die Konzentration der Ausgangsstoffe bzw. der Reaktionsprodukte ständig ändert. Dadurch widerspricht die Reaktion aber der Eigenschaft Δc = 0, die für alle chemische Gleichgewichte gilt. Daraus folgt, daß sich in einem offenem stofflichen System kein chemisches Gleichgewicht einstellen kann. Ein chemisches Gleichgewicht kann sich in einem offenen stofflichen System nicht einstellen, da ein geschlossenes oder abgeschlossenes stoffliches System Voraussetzung für das Entstehen eines chemischen Gleichgewichtes ist. Seite 67 Aufgabe 1 Begründen Sie, daß Δc = 0 ein notwendiges, aber kein hinreichendes Merkmal für ein chemisches Gleichgewicht ist! Δc = 0 ist ein notwendiges Merkmal für chemische Gleichgewichte, da sich die Konzentration der Ausgangsstoffe und Reaktionsprodukte nicht ändern darf, da das chemische Gleichgewicht andernfalls auch Reaktionen mit einschließen würde, bei denen sich die Konzentration der Ausgangsstoffe und Reaktionsprodukte ändern. Dies wären somit sämtliche chemische Reaktionen, egal ob sich das Verhältnis der Konzentration der Ausgangsstoffe und Reaktionsprodukte schließlich auf einen konstanten Wert einstellt, also ein Gleichgewicht bildeten. Seite 67 Aufgabe 2 Warum ist das chemische Gleichgewicht ein dynamisches Gleichgewicht? Das chemische Gleichgewicht ist ein dynamisches Gleichgewicht, da die Hin- und die Rückreaktion gleichzeitig ablaufen. Seite 67 Aufgabe 3 Erläutern Sie die Voraussetzungen und Merkmale eines chemischen gleichgewichts am Beispiel des Systems N2O4/NO2! N 2O 4 ' 2 NO2 Das chemische Gleichgewicht ist ein besonderer, stabiler und zeitunabhängiger Zustand eines stofflichen Systems, der bei konstanten äußeren Bedingungen (Temperatur, Druck) beliebig lange bestehen bleibt. Das chemische Gleichgewicht ist ein stabiles dynamisches Gleichgewicht. Voraussetzungen für die Herausbildung eines chemischen Gleichgewichts sind die Umkehrbarkeit chemischer Reaktionen, die bei der Reaktion von N2O4 zu zwei NO2 gegeben ist, und der Ablauf dieser Reaktion in einem geschlossenen oder abgeschlossenen System, was sich mit N2O4 auch leicht realisieren läßt, indem man es einfach in eine Flasche füllt und oben einen Deckel draufmacht. Das chemische Gleichgewicht besitzt folgende Merkmale: • • • Hin- und Rückreaktion laufen gleichzeitig und mit gleicher Geschwindigkeit ab vHinreaktion = vRückreaktion ≠ 0. Also gut, wir haben unser N2O4 brav in eine Flasche gefüllt und den Deckel fest zugeschraubt, und schon nach kurzer Zeit können wir nicht beobachten, das sich, grob vereinfacht, jedesmal, wenn ein N2O4-Molekül in zwei NO2-Moleküle zerfällt, auch aus zwei NO2-Molekülen ein neues N2O4-Molekül bildet. Beobachten kann man es deshalb nicht, weil es auf molekulare Ebene passiert, was für unsere Augen ein wenig zu klein ist, und es sich bei den beiden Stoffen, sollte mich nicht alles täuschen, um zwei farblose Gase handelt. Nichts desto trotz stimmt es aber, die Geschwindigkeiten der Hin- und Rückreaktionen sind, nach der Einstellzeit, gleich. Die Reaktionsgeschwindigkeit für die umkehrbare chemische Reaktion ist null. vgesamt = vHinreaktion – vRückreaktion = 0. Da die Hin- und Rückreaktionsgeschwindigkeit gleich sind, ergibt ihre Differenz logischer Weise 0. Die Ausgangsstoffe und Reaktionsprodukte liegen nebeneinander vor. Ihre Konzentrationen bleiben unverändert Δc = 0. Wie bei • Nummer 1 erklärt, wandeln sich die Moleküle der Ausgangsstoffe und Reaktionsprodukte gleichschnell ineinander um, und durch logisches schließen kommt man zu der Erkenntnis, das es deshalb immer konstant viel N2O4 und NO2-Moleküle gibt, deren Konzentration also gleich bleibt. Seite 67 Aufgabe 4 Erläutern Sie, warum die Stöchimetriezahlen einer Reaktionsgleichung in der Gleichung des Massenwirkungsgesetz die Exponenten der Konzentrationen sind! Bei der Reaktion wA + xB ' yC + zD lautet die Gleichung für das Massenwirkungsgesetz Kc = (cCy * cDz) / (cAw * cBx). Warum das so ist, wird am besten durch die Herleitung zu dieser Gleichung deutlich: Bei einem chemischen Gleichgewicht laufen Hin- und Rückreaktion gleichzeitig ab. Die Lage des chemischen Gleichgewichtes hängt von den Reaktionsgeschwindigkeiten der Hin- und Rückreaktionen ab. Für die Hin- und die Rückreaktionsgeschwindigkeit gelten folgende Gleichungen: vHinreaktion = kHinreaktion * cAw * cBx vRückreaktion = kRückreaktion * cCy * cDz In diesen Gleichungen sind die Söchiometriezahlen bereits als Exponenten der Konzentrationen vertreten. Um eine Relation zwischen Hin- und Rückreaktionsgeschwindigkeit zu bilden, verbindet man die beiden Gleichungen wie folgt: kHinreaktion / kRückreaktion = cCy * cDz / (cAw * cBx) kHinreaktion / kRückreaktion werden nun noch zusammengefaßt und als Kc bezeichnet: = (cCy * cDz) / (cAw * cBx). Kc Man erhält also die obige Gleichung, aber warum sind die Stöchiometriezahlen in den Gleichungen für die Reaktionsgeschwindigkeiten als Exponenten vertreten? Nun, erhöht man bei einer Reaktion die Konzentration eines der Ausgangsstoffe, verdoppelt sie zum Beispiel, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, das die richtigen Teilchen der Ausgangsstoffe wirksam zusammenstoßen, um das vierfache. Seite 69 Aufgabe 1 Stellen Sie für die Reaktion A + 3 B ' 2 C die Gleichung des Massenwirkungsgesetzes auf! Geben Sie die Einheit der Gleichgewichtskonstante Kc an! A+3B ' 2C Kc = cC² / (cA * cB³) [Kc] [Kc] [Kc] = = = (mol * l-1)² / ( (mol * l-1) * (mol * l-1)³) = (mol * l-1)² / (mol * l-1)4 = (mol * l-1)-2 = mol-2 * l² ⇒ 1 mol-² * l² Seite 69 Aufgabe 2 Leiten Sie die Beziehung zwischen den Gleichgewichtskonstanten Kc und Kp der Ammoniaksynthese her! Geben sie die Einheiten beider Gleichgewichtskonstanten an! N2 + 3 H2 ' 2 NH3 Kc [Kc] = = cNH32 / (cN2 * cH2³) 1 mol-² * l² Kp = Kp = pVNH3 / (pVN2 * pVH2) = p44,828 l / (p22,414 l * p67,242 l) = p-44,828 l [Kp] = 1 Pa-44,828 l p*V p n/V p Kp = = = = = n*R*T n/V*R*T c c*R*T Kc * (R * T)Δv Da aus vier Mol Gas zwei Mol Gas werden, gilt: Kp Kp = = Kc * (R * T)2*22,414 l Kc * (R * T)44,828 l (bei Stoffumsatz von einem Mol) ? Der Atombau Geschichte • • • • Demokrit (460-371 v. Chr.) Dalton (1766-1844) Ernest Rutherford (1871 – 1917) Niels Bohr (1886-1965) „Alle Stoffe bestehen aus Atomen“ Kugelmodell der Atome „Atome bestehen aus einem positiven Kern mit einer negativen Hülle, die aus Elektronen besteht“ Entwickelt sein Atommodel mit Hilfe der Spektralanalyse und findet heraus, dass sich die Elektronen nur auf bestimmten Bahnen bewegen. 1. Das Bohrsche Atommodell z.B. Natrium Atome bestehen aus einem positiv geladenem Kern, der Protonen und Neutronen enthält, und der von den negativ geladenen Elektronen auf genau definierten Bahnen („Schalen“) umkreist wird. Die maximale Anzahl der Elektronen pro Schale beträgt 2n², wobei die äußerste Schale stets maximal 8 Elektronen aufnehmen kann. Wird den Elektronen Energie zugeführt, so kann stets nur ein charakteristischer Betrag aufgenommen werden, nämlich genau der Betrag, der benötigt wird um das Elektron auf eine der höheren Schalen springen zu lassen. Elektronen können sich nicht zwischen diesen Bahnen aufhalten. Man sagt, die Energiezustände der Elektronen sind gequantelt. 2. Wellenmechanisches / quantenmechanisches Atommodell Bohrsches Postulat: Elektronen sind elektrische Ladungen und bewegen sich um den Atomkern. Ein elektromagnetisches Feld entsteht, die Elektronen geben Energie ab. Dadurch werden sie langsamer und stürzen eines Tages in den Atomkern. Dies trifft nicht zu! Elektronen haben wie das Licht Teilchen und Welleneigenschaften (Welle-Teilchen-Dualismus). Heißenbergsche Unschärferelation: Betrachtet man das Elektron als Teilchen, so ist es nicht möglich, seinen genauen Aufenthaltsort zu bestimmen, da die Energie die dafür aufgewendet würde die Lage des Elektrons ändern würde. Man kann lediglich den etwaigen Aufenthaltsort des Elektrons in der Atomhülle bestimmen, diesen bezeichnet man als Orbital. Die Orbitale hängen von den Quantenzahlen ab. Die Hauptquantenzahl n entspricht dem Energieniveau der Bahn des Elektrons, wie in der Skizze auf der anderen Seite. Die Nebenquantenzahl l kann Werte von 0 bis l – 1 annehmen und bestimmt die Form der Bahn des Elektrons. Die Aufspaltung der Spektrallinien wird durch die Magnetquantenzahl m charakterisiert, welche die Werte von -l bis +l annehmen kann. Die Spinquantenzahl, welch die Drehrichtung der Elektronen beschreibt, ist immer entweder –½ oder +½. Haupquante n-zahl n Nebenquantenzahl l Name des Orbitals 1 2 0 0 s s 1 p -1 0 1 0 1 s p 2 d 0 -1 0 1 -2 -1 0 1 2 0 1 s p 2 d 3 4 Magnetquantenzahl m 0 0 0 -1 0 1 -2 -1 0 1 2 Spinquantenzahl s Elektronen auf Orbital Elektronen auf Schale ±½ ±½ 2 2 2 8 ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ 6 2 6 18 10 2 6 10 32 3 Pauli-Prinzip / Pauli-Verbot: f -3 -2 -1 0 1 2 3 ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ 14 Die Elektronen in einem Atom müssen sich in mindestens einer Quantenzahl unterscheiden. Jeder Nebenquantenzahl ist ein Orbital zugeordnet, das je maximal 4l + 2 Elektronen aufnehmen kann. Das s-Orbital ist kugelförmig und der Nebenquantenzahl 0 zugeordnet, es nimmt maximal 2 Elektronen auf. Die hantelförmigen p-Orbitale sind der Nebenquantenzahl 1 zugeordnet und nehmen maximal 6 Elektronen auf. Die d-Orbitale, welche keulenförmig sind, und der Nebenquantenzahl 2 entsprechen, nehmen maximal 10 Elektronen auf. Der Nebenquantenzahl 3 entsprechen die f-Orbitale, sie nehmen maximal 14 Elektronen auf. Die energetisch niedrigwertigsten Orbitale eines Atoms werden immer zuerst besetzt. In der Darstellung eines Orbitals steht ein Quadrat je für Plätze für zwei Elektronen mit entgegengesetztem Spin. Die energetische Wertigkeit der Orbitale wird im Energieniveauschema der Atomorbitale dargestellt. Energetisches Aufbauprinzip: Es werden immer die energetisch niedrigwertigsten Orbitale eines Atoms zuerst mit Elektronen besetzt. Man kann die Energieverhältnisse eines Orbitals mit der Gleichung n + l abschätzen. Hundsche Regeln: Orbitale gleicher Energie eines Atoms werden zunächst mit Elektronen gleichem Spins besetzt, bevor die Doppelbesetzung unter Spinpaarung eintritt. Darstellung der Elektronenkonfiguration: Die Anordnung der Orbitale eines Orbitals kann durch Kästchen, ihre Besetzung durch in die Kästchen eingezeichnete Pfeile und der Spin der Elektronen durch die Richtung der Pfeile dargestellt werden. Jeder Pfeil entspricht einem Elektron. Steht ein Elementsymbol in eckigen Klammern vor der Elektronenkonfiguration (z.B. [Kr]), so bedeutet dies, das die folgenden Orbitale zur Elektronenkonfiguration dieses Atoms addiert werden. In der vereinfachten Schreibweise wird die Besetzung eines Orbitals als hochgestellte Zahl hinter das Orbital geschrieben. H He Li Be B C N O F Ne 1s1 1s² 1s² 2s1 1s² 2s² 1s² 2s² 2p1 1s² 2s² 2p2 1s² 2s² 2p3 1s² 2s² 2p4 1s² 2s² 2p5 1s² 2s² 2p6 Na Mg Al Si P S Cl Ar 1s² 2s² 2p6 3s1 1s² 2s² 2p6 3s² 1s² 2s² 2p6 3s2 3p1 1s² 2s² 2p6 3s2 3p2 1s² 2s² 2p6 3s2 3p3 1s² 2s² 2p6 3s2 3p4 1s² 2s² 2p6 3s2 3p5 1s² 2s² 2p6 3s2 3p6 Lage im Periodensystem der Elemente 1./2. Hauptgruppe, außer Helium (8. Hauptgruppe) 3.-8. Hauptgruppe Nebengruppen Lanthanoide oder Actinoide Letztes besetztes Orbital s-Orbital p-Orbital d-Orbital f-Orbital Edelgase sind Elemente, deren letztes Orbital ein vollbesetztes d-Orbital ist bzw. es ist nur ein s-Orbital vorhanden, welches vollbesetzt ist vorhanden Stabile Zustände: Atome streben immer den energetisch niedrigsten Zustand an, die sie erreichen, indem sie Elektronen abgeben oder aufnehmen. Das bedeutet das letzte Orbital ist - vollbesetzt - leer - zur Hälfte voll besetzt (alle Elektronen haben den gleichen Spin). Daraus ergeben sich folgende stabile Zustände: Die Oxidationszahlen eines Elements geben an, ob eine Atom in einer chemischen Bindung Elektronen aufgenommen oder abgegeben hat. Bei Elektronenaufnahme sind sie negativ, bei Elektronenabgabe positiv und anderenfalls ±0. Sie beschreiben die Ladung, die das Atom hätte, wenn es ein Ion wäre. Am Beispiel des Chlors: Cl Cl-1 Cl+1 Cl+3 Cl+5 Cl+7 1s² 2s² 2p6 3s2 3p5 [Ar] [Ne] 3s1 3p5 [Ne] 3s2 3p3 [Ne] 3s2 3p0 = [Ne] 3s0 3p0 = z.B. in Cl2 z.B. in Cl2O7 [Ne] 3s2 [Ne] Nächstes Thema: „chemische Reaktionen“