Leseprobe Marcel Rebiai Islam, Israel und die Gemeinde Der Kampf um die Erwählung Schleife Verlag, CH-Winterthur © Schleife Verlag CH-Winterthur Leseprobe c 2004 Marcel Rebiai 2.Auflage Feb. 2005 © Schleife Verlag, Pflanzschulstrasse 17, Postfach 85, CH-8411 Winterthur, Switzerland. Tel. +41 (0)52 2322424 Fax. +41 (0)52 2336082 Email: [email protected] www.schleife.ch ISBN 3-907827-42-2 Vertriebspartner Deutschland, Österreich: Gerth Medien, D-Asslar Schweiz: Gerth Medien AG, CH-Rothrist Die Bibelzitate sind wechselweise der Luther-Bibel, der Zürcher Bibel oder der Jerusalemer Bibel entnommen. Die Zitate aus dem Koran entstammen der Übersetzung von Rudi Paret, Verlag Kohlhammer, 4. Auflage. Der Text des Buches folgt den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung. Lektorat: Michael Herwig und Judith Petri Umschlaggestaltung und Foto auf der Vorderseite: Pia Maurer Foto auf der Rückseite: GDV Satz und Druck: Schönbach-Druck GmbH, D-Erzhausen Alle Rechte vorbehalten, auch für auszugsweise Wiedergabe und Fotokopie. © Schleife Verlag CH-Winterthur Leseprobe INHALTSVERZEICHNIS Vorwort von Gen Keller Einführung 1. Islam im Brennpunkt Der Islam — eine „Religion des Friedens“? • Gleichsetzung von Christentum und Islam Islam als Partner? Keine Religionsfreiheit in islamischen Staaten Gläubige Christen als Störfaktor • Kontroverse um Israel • Zwei Definitionen von Terrorismus • Haus des Friedens — Haus des Krieges Die Botschaft der Liebe 2. Der Islam — seine Stellung zu Israel und zur christlichen Gemeinde Das Judentum • Das Christentum • Der Islam • Der Islam, die „einzig wahre Religion“ • Adam, der „erste Moslem “• Unterwerfung unter den Islam • Mohammed als Messiasgestalt • Der Islam als anthropozentrische Religion • Die Anfänge des Islam • Mohammeds Werdegang zum Propheten. Mohammed erfährt Ablehnung • Die Bedeutung von Jerusalem • Kampf gegen die Juden • Abraham als Schlüsselfigur . Judentum und Christentum als „gefälschte Botschaften“ • Islamische Theologie • Das territoriale Denken des Islam • Dar al-islam, Haus des Friedens • Dar al-harb, Haus des Krieges • Islamisches und westliches Denken • Unser Gott ist ein persönlicher Gott, beziehungssuchender Gott• Im Islam steht Gott ausserhalb der Geschichte • Islamische Logik • Die islamische Welt braucht das Evangelium 3. Israel aktuell: Der Nahost-Konflikt aus aktueller, historischer und geistlicher Sicht . Die Augen der Welt sind auf Israel gerichtet Palästinenser unter jordanischer und ägyptischer Herrschaft Juden — Täter statt Opfer? • Missbrauch von Kindern Aufruf zum Heiligen Krieg • Kein ethnischer Konflikt ‘Anspruch des Islam auf Israel und Jerusalem • Islam oder biblische, jüdisch-christliche Gottesoffenbarung 4. Gottes Sicht für den ganzen Nahen Osten Der Nahe Osten — ein Zentrum des Segens (Jesaja 19,24-25). Stolperstein Jerusalem • Die Bedeutung Jerusalems für den Islam und das Judentum Die Berufung Israels • Die Wurzeln des NahostKonflikts • Die Sicht der Bibel . Segen für Ismael • Das Wesen Ismaels • Exkurs: Das prophetische Bild des Olbaums • Die Berufung Ismaels • Verschiedene Trennwände • Gott verherrlicht sich durch gebrochene Gefässe . Die Verheissung schliesst Agypten mit ein • Auflehnung gegen Gott statt Vertrauen • Gottes Strategie . Zerbruch des Islam • Israel muss sich demütigen Der Stolz der Nationen • Die Kirche • Die ganze Welt ist betroffen 5. Israel — ein Licht für die Völker Warum wurde Israel erwählt? • Gott wirbt um die Völker‘ Gottes Gegenwart ist Voraussetzung für Leben • Leben in der Finsternis • Zurück ins verheissene Land • Israel: © Schleife Verlag CH-Winterthur Leseprobe Gottes Volk“ • Israel: Ort der Gottesoffenbarung ‘Israel: Der Zeuge Gottes 6. Der Messias und das Land Hindert „ christlicher Zionismus“ die Erfüllung des Missionsbefehls? • Zionismus — ein Stein des Anstosses • Relativierung des Alten Testaments • Römer 9 bis 11 • Die Gemeinde • Liebe und Zorn • Gericht über die Völker • Was ist Zionismus? • Gott — ein Zionist? • Kontroverses Israel Der Treuetest 7. Ist in Israel „Erntezeit“9 Was wurde gesät? Worum geht es Israelfreunden? Tröstet, tröstet mein Volk!“ • Israels Berufung: die Herzensbeziehung zum Vater • Berufung entwendet ... ‘Jesus, der König der Juden • Wer ist gerufen, zu trösten? • Warten auf den Friedefürst Die Saat des Himmeireiches Gref bare Vaterschaft „Den Juden zuerst“ • Die Juden brauchen unser Zeugnis‘ Was bin ich bereit zu säen? 8. Das Böse überwinden Auschwitz — nur ein deutsches Problem? • Auch Schweigen ist Schuld • Den „guten Menschen “gibt es nicht • Ein verhängnisvoller Irrtum • Das Böse kommt mit Gewalt • Das Einfallstor der Minderwertigkeit ‘Die Erlösungsbedürftigkeit der Kirche • Die „zehn Gerechten“ • Israel — der Sündenbock • Die Stimme der Kirche • Hoffnung und Zukunft 9. Das Buch Ruth — Der Auftrag der Gemeinde am jüdischen Volk Gottes Herrschaft verlassen • Zurück nach Bethiehem, zurück zum Ort des Erbes • Ruth: ein prophetisches Bild für die Gemeinde • Rahab von Jericho • Seltene Eigenschaften Ruth und der Erlöser Noch näher zum Messias • Der Schlüssel zum Erbe 10. Am Scheidepunkt Israel vor der uralten Entscheidung ‘Der Druck auf Israel wächst • Israel kann sich seiner Berufung nicht entziehen‘ Auch die Gemeinde Jesu vor der Entscheidung • Unsere Bestimmung: Gottes hörbare Stimme für die Welt • Werden wir uns als Gemeinde Jesu zu Israel stellen? Anhang: Brauchen die Juden auch Jesus? (Reuven Berger) © Schleife Verlag CH-Winterthur Leseprobe VORWORT Wer heute zu derart brisanten Themen wie Israel oder Islam Stellung bezieht, muss sich die Frage nach der Legitimation gefallen lassen. Experte oder Sachverständiger zu sein, ist nicht genug. Persönliche Integrität und eine Liebe zu den Menschen und Völkern, die hinter diesen Themen stehen, muss dazukommen. Ich kenne Marcel Rebiai nun schon über drei Jahrzehnte. Mir sind wenig Menschen mit einer so ausgeprägten Integrität begegnet, wie ich sie bei ihm beobachten konnte. Und zwar auf allen Ebenen: der familiären, der mitmenschlichen und der glaubensmässigen. Als erfolgreicher Jugendarbeiter in einer landeskirchlichen Gemeinde hatte er schon damals der Versuchung widerstanden, Menschen an sich zu binden. Auf dem späteren Weg in seine eigentliche Berufung hinein hat er nichts übers Knie gebrochen; er liess es über viele Stationen wachsen und in Gottes Zeit reif werden. Und als vor Jahren seine Frau Regula mitten in einem erfüllten Leben an Leukämie erkrankte, bewährte sich auch in dieser Extrembelastung die Integrität ihrer Gottesbeziehung — Integrität immer verstanden als Wille zur Transparenz, die auch die eigene Schwäche mit einschliesst. Über seine engagierte Beziehung zu Juden und Arabern schreibt Marcel Rebiai in der Einleitung dieses Buches. Gerade diese Herzensbeziehungen sind es, die ihm eine blinde Parteinahme verwehren. Als Christen sind wir gewarnt vor solchen Kurzschlüssen. Die Antwort Jesu auf alle religiöse oder rassistische Verhetzung ist sein freiwilliger Tod am Kreuz. Indem er dort die blutige Identifikation mit dem Brudermord aller Zeiten an seinem eigenen Leib vollzog, wurde er zum Erstgeborenen einer neuen Menschheit, wo nicht Jude oder Araber, Sklave oder Freier, Mann oder Frau ist. Der Gott Jesu Christi ist der Vater aller. Darum steht am Anfang der Evangelien die Bergpredigt als Charta des Reiches Gottes. In ihr wird die unantastbare Würde des Menschen festgeschrieben: „Jeder der seinem Bruder zürnt, soll dem Gericht verfallen sein ... Wer aber sagt: du Tor! soll der Hölle mit ihrem Feuer verfallen sein.“ (Matthäus 5,22) Söhne (und Töchter) des Vaters im Himmel sind daran zu erkennen, dass sie ihre Feinde lieben und für die bitten, die sie verfolgen (vgl. Matthäus 5,44). Die einzige, wirkliche Parteinahme ergreift der Verfasser für seinen Gott und für dessen Wille und Wort. Deshalb sucht er die Gründe für den verfahrenen Konflikt in Nahost auch nicht zuerst in den bekannten Hindernissen. Ausgangspunkt ist die freie Erwählung eines liebenden Schöpfers, der nicht nach Verdienst und Ansehen urteilt, sondern das Seinige austeilt, wie und wem er will. Der Anfang der Weisheit — auch im Blick auf alle Nahost-Sackgassen — ist die Gottesfurcht. Das bedeutet, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. Nur in diesem Wort erschliesst sich Hoffnung und Zukunft. Als Parteigänger dieser Hoffnung führt Marcel Rebiai auch die Auseinandersetzung mit dem Islam, wohl wissend, dass Medien und Öffentlichkeit hier im Westen seismografisch auf jedes Wort reagieren, das als Kritik am Islam empfunden werden könnte. Selbst prominente Kolumnisten sind davon nicht ausgenommen und riskieren ein Strafverfahren, wenn sie eine Verbindung zwischen Islamisten und dem Islam erwägen. Im Namen der Toleranz beugen wir uns als so genanntes christliches Abendland schon jetzt der Intoleranz, die eine Gleichwertigkeit der Weltreligionen einfordert. Das Buchcover zeigt einen Palästinenserjungen, der sich spontan mit seinem Lamm vor der Fotografin aufpflanzte. Dies ist wohl der tiefste Ausdruck von Hoffnung: nur © Schleife Verlag CH-Winterthur Leseprobe durch die Ohnmacht der Liebe, die alles erträgt, alles glaubt, alles hofft und alles erduldet, kann das Böse letztlich überwunden werden. O crux! Spes unica mundi! 0 Kreuz, du einzige Hoffnung der Welt! Darum mussten schon die Israeliten das Passahlamm vor seiner Opferung während Tagen in ihrem Haus halten. Nur da, wo das Lamm in der Mitte der Familie, der Kirchen und der Gesellschaft ist, verlieren unsere Wolfsspiele (Dürrenmatt) ihre Macht. In meinem Geist sehe ich immer wieder die Gesichter der Frauen und Männer der Gemeinschaft der Versöhnung, die von Marcel und Regula Rebiai ins Leben gerufen wurde. Sie alle spiegeln den verborgenen Glanz jenes Lammes, das der Welt Sünde trägt. Geri Keller © Schleife Verlag CH-Winterthur Leseprobe EINFÜHRUNG Als Autor dieses Buches bin ich Teil einer christlichen Lebensgemeinschaft, der Gemeinschaft der Versöhnung, die dem Aufruf des Messias Jesus gefolgt ist, Botschafter der Versöhnung zu sein (2. Korinther 5,20). Als Gemeinschaft — bestehend aus Familien und Unverheirateten — teilen wir seit Jahren den Lebensalltag mit Juden, moslemischen und christlichen Arabern, Israelis und Palästinensern. Der Alltag unserer jüdischen und arabischen Freunde ist geprägt von Angst, Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, von zunehmender Aggression, Gewalt und Gegengewalt, von sozialer Not, Schuldzuweisungen, Verbitterung und Hass, ohne Anzeichen auf einen echten Ausweg. In persönlichen Beziehungen zu Juden wie Arabern versuchen wir, Freundschaft, Annahme und die Hoffnung des Evangeliums hineinzutragen, und zu bezeugen, dass Frieden und Versöhnung zuallererst eine Frage des Herzens sind. Durch das Aus leben von Freundschaft auf jüdischer wie auf arabischer Seite wollen wir eine Brücke der Versöhnung sein, indem wir die Hoffnung des Evangeliums durch Wort und Tat in das Leben unserer Freunde hineinbringen und auf individueller Ebene zwischen einzelnen Familien und Gruppen Versöhnung und Frieden ermöglichen und fördern. Durch das Vertrauen, das viele — sowohl der jüdischen wie auch der arabischen Freunde — zu unseren Mitarbeitern aufbauen konnten, ist schon manche Sichtweise des arabischen wie des jüdischen „Feindes“ verändert worden. Unsere Mitarbeiter bilden durch ihren Einsatz und ihr Leben, durch ihre Freundschaft zu beiden Seiten eine Brücke, die es Verfeindeten, Zerstrittenen, Entfremdeten ermöglicht, in einem Rahmen des Vertrauens neuen Zugang zueinander zu finden. Dieses Zwischen-den-Fronten-Stehen ist unglaublich anspruchsvoll, weil es nur gelebt werden kann, wenn man sich bei aller Nähe zu den Menschen — bei allem Mitgehen, Mitleiden, Mittragen an der Not und ihrem Schmerz — nicht von ihren Feindbildern emotional vereinnahmen lässt. Dies erfordert ein grosses Mass an Disziplin und bewusstem Leben, das meines Erachtens nur aus der Kraft Gottes gelebt werden kann. Weil wir uns ganz zu dem Gott der Bibel stellen, und damit auch zu seinen Verheissungen und Plänen mit dem jüdischen Volk, mit Israel, aber auch zu seinen Verheissungen und Plänen mit dem arabischen Volk (nach Jesaja 19,2324), und weil wir wissen, dass der Gott Israels auch der Gott des arabischen Volkes sein will und es auch ist, können wir mit einem weiten Herzen in der gleichen Liebe und Hingabe für Juden wie Araber leben. In vielen palästinensischen Familien, zu denen wir Beziehungen pflegen, werden Lebenshilfe, soziale Hilfe und Erziehungshilfe geleistet. Männer wie Frauen wurden in Gefängnissen besucht, um ihnen sowohl administrative, z. T. juristische, aber auch geistliche, Hilfe zu geben und immer wieder die Botschaft der Hoffnung und der Versöhnung in ihr Leben hinein zu bezeugen. Auch auf jüdischer Seite sind unsere Mitarbeiter am Leben vieler beteiligt und leisten Beistand und Hilfe, bringen Trost und bezeugen, dass es Hoffnung gibt, weil der Gott Israels lebt und sich seines Volkes annimmt. Er will und wird sich seinem Volk neu offenbaren im Angesicht des Messias und König der Juden, Jeschua (Jesus) von Nazareth. Der Inhalt dieses Buches ist kein in sich abgeschlossenes Thema, sondern vielmehr eine Zusammenfassung von verschiedenen Referaten und Artikeln, die sich mit dem Thema Islam, Israel und die Christen auseinander setzen. Die Absicht ist, das Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten, zu informieren und zur Auseinandersetzung anzuregen. Marcel Rebiai © Schleife Verlag CH-Winterthur Leseprobe KAPTEL 1 Islam im Brennpunkt In der weltanschaulichen Auseinandersetzung mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York werden nach meinem Eindruck in weiten Teilen der Öffentlichkeit vor allem zwei Wurzeln des Übels in der heutigen Welt ins Visier genommen: und zwar nicht — wie man dies in der Folge der Ereignisse vom 11. September natürlicherweise erwarten könnte — der Islam, sondern vielmehr Israel und die bekennenden Christen. Beide werden gerne mit dem stigmatisierenden Etikett fundamentalistisch versehen. Beide gefährden angeblich die Weltsicherheit und das friedliche Zusammenleben der Weltgemeinschaft. Wie komme ich zu diesem doch überraschenden Eindruck? Der Islam — eine „Religion des Friedens“? Es ist erwiesen, dass dieser Anschlag, der die bisherigen Grenzen im Austragen internationaler Konflikte rückhaltlos überschritten hat, von überzeugten Moslems verübt worden ist. Es handelt sich um Menschen, die den islamischen Glauben absolut ernst nehmen und sich auf nichts anderes als ihre religiösen Quellen, d.h. auf den Koran und die Hadith, stützen (Hadith = traditionelle Lehre vom Leben und Denken Mohammeds und seiner Nachfolger). Weil ihr Denken und Handeln aber für den Nichtmoslem und besonders für Menschen der westlichen Kultur weder begreiflich noch annehmbar sind, wollen uns westliche Politiker und Kirchenführer im Verbund mit den Medien und der islamischen lntelligentia einreden, der Anschlag habe mit dem wahren Islam nichts zu tun. Sie vertreten die Ansicht, diese Terroristen seien keine echten Moslems, sondern Extremisten, wie sie in jeder Religion und jedem Volk vorkommen. Erfüllt von dem Bedürfnis nach einer konfliktfreien, harmonischen und solidarischen Welt sind viele schnell dabei zu bekräftigen, der Islam sei eine „Religion des Friedens“, welche Gewalt gegen Anders- glaubende ablehne. Dass islamische Staaten wie Saudi-Arabien, Pakistan, Sudan, Afghanistan und der Iran jegliche Ausübung nicht-islamischer Religionen in der Öffentlichkeit sowie die Verbreitung ihrer Schriften verbieten, Missionare strafrechtlich verfolgen und Konversionen zum christlichen Glauben anhand des religiösen Rechts (Scharia) mit dem Tod ahnden, scheint der westlichen Gesellschaft entweder unbekannt oder als Ausdruck des gewalttätigen Wesens des Islam unerheblich zu sein. Entrüstung über Menschenrechtsverletzung spart man sich lieber für den israelischpalästinensischen Konflikt auf, was beispielsweise darin zum Ausdruck kam, dass für Dezember 2001 in Genf eine Konferenz über israelische Menschenrechtsverletzungen am palästinensischen Volk angesetzt wurde. Gleichsetzung von Christentum und Islam Um jeder Verdächtigung des Islam vorzubeugen und mögliche Infragestellungen zu entkräften, wird auf den Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten und den zugehörigen Terror im Namen der christlichen Religion hingewiesen. Auch die Inquisition und die Kreuzzüge werden herangezogen, um auf Verwirrungen und Entartungen in allen Religionen aufmerksam zu machen. Christentum und Islam werden als leicht zu missbrauchende Religionen gleichgesetzt. Es ist wahr, dass es im Christentum viel Missbrauch gegeben hat und immer noch gibt. Aber wer Islam und Christentum gleichsetzt, hat weder das eine noch das andere wirklich verstanden. © Schleife Verlag CH-Winterthur Leseprobe Islam als Partner? Um die islamischen Völker als Partner im Kampf gegen den internationalen Terrorismus zu gewinnen, versichern ihnen die führenden westlichen Nationen, dass sie ihre Religion nicht in Frage stellen, sondern respektieren, achten und schützen. Der Islam ist, soweit mir bekannt ist, die einzige Religion, die von der UNO auf der Konferenz in Durban 2001 durch eine Resolution gegen Islamophobie (krankhafte Angst vor dem Islam) geschützt wurde. In der westlichen Welt gehört es sich nicht, sich kritisch gegenüber dem Islam zu äussern; man setzt sich damit dem Verdacht aus, intolerant, fremdenfeindlich oder gar rassistisch zu sein. Was fürchtet der westliche Mensch mehr, als mit einem solchen Etikett versehen zu werden? Die islamische lntelligentia und geistliche Führerschaft weiss um diese Hemmungen des Westens und spielt die Karten der Toleranz geschickt auf diesen Emotionen und Ängsten aus. Sie fordert für den Islam Rechte, die dieser in seinem eigenen Umfeld anderen Religionsgruppierungen nie zugestehen würde. Keine Religionsfreiheit in islamischen Staaten Wo kann man heute in Ländern wie Saudi-Arabien, Iran und Pakistan, die für die Koalition im Kampf gegen den Terror umworben worden sind, Kirchen oder Synagogen, christliche oder jüdische Schulen bauen? Die islamischen Nationen vertreten eine klare Haltung. Was sie in ihren Staaten tun und lassen, bezeichnen sie als ihre eigene Angelegenheit. Weltanschauung, Lebensweise und Kultur, die ein Nichtmoslem nicht versteht, müssen akzeptiert und respektiert werden. An einer Konferenz der islamischen Aussenminister vor einigen Jahren wurde gesagt, das Aufzwingen westlicher Ansichten von Menschenrechten sei geistiger Kolonialismus und Entmündigung. Amar Moussa, ehemaliger ägyptischer Aussenminister und heutiger Präsident der arabischen Liga, warnte kürzlich die westlichen Nationen vor einer Konfrontation der Zivilisationen und forderte sie auf, jede Form von Feindschaft, Ablehnung und Unterdrückung gegenüber der islamischen Welt zu beseitigen. Terrorismus sei hingegen als Folge von Unterdrückung und Armut zu verstehen; wären diese einmal beseitigt, stünde einem weltweiten Frieden nichts mehr im Wege. Bezeichnenderweise darf sich Amar Moussa der Zustimmung der westlichen Welt sicher sein; denn viele sind sich einig, dass das Problem in jeder Religion einzig die radikalen Elemente seien. Deshalb müssen die konfliktschaffenden Extremisten, die Friedensverhinderer und Unruheherde neutralisiert werden. Die islamischen Nationen lassen keinen Zweifel daran, wer für sie die Kriterien der konfliktschaffenden Elemente erfüllt: Es sind wie oben schon erwähnt die gläubigen Christen und Israel. Gläubige Christen als Störfaktor Warum die gläubigen Christen? Diese sind überzeugt, dass die Menschen, die in der islamischen Welt leben, wie alle anderen Menschen ein Recht haben, die Frohe Botschaft von Jesus Christus zu hören. Sie sehen es als ihre Pflicht, den Moslems das Evangelium zugänglich zu machen, damit sie sich damit auseinander setzen können. Diese Haltung erzeugt Konfrontation mit den Autoritäten des offiziellen Islams, d. h. mit dessen Regierungen und geistlichen Führern. Müssen Kirchenführer, Politiker und Medien im Westen gegen Missionare, die unter islamischen Völkern arbeiten, vorgehen, sie bekämpfen und ihre Mission verbieten, © Schleife Verlag CH-Winterthur Leseprobe um dem Anspruch des Islam nach bedingungsloser Annahme nachzukommen? Kann es sein, dass die zentralen Grundlagen des Evangeliums — und damit die bekennenden Christen — von der westlichen Welt geopfert werden müssen, um Konflikte mit dem Islam zu vermeiden? Das heisst: Aggression, Gewalt und Terror aus der islamischen Welt abzubauen, weil man für eigene Interessen und Sicherheit zu allem bereit ist‘? Kontroverse um Israel Auch Israel scheint ein solcher Preis zu sein, den die westliche Welt immer williger zu zahlen bereit ist, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten, welche man durch die Unberechenbarkeit der islamischen Welt bedroht sieht. Wie die UNOMenschenrechtskonferenz in Durban gezeigt hat, sind sich alle islamischen Staaten, nicht nur die palästinensischen Vertreter, in der Feindschaft Israel gegenüber einig. Ihre Mitarbeit in der von den USA ins Leben gerufenen Anti-Terror-Koalition wird abhängig gemacht von der Haltung des Westens Israel gegenüber. Plötzlich werden Staaten wie Iran und Syrien, die bisher als Schutzherren verschiedener terroristischer Zellen galten und dafür geächtet wurden, vom Westen umworben. Gleichzeitig wird Israel vermittelt, es könne dieser Koalition nicht beitreten, weil ihr Beitritt zu viele, vor allem islamische Länder vor den Kopf stossen würde. Syrien darf sogar ohne Protest der USA, geschweige denn der EU, für eine bestimmte Zeit Teil des ständigen Sicherheitsrats der UNO werden. Dabei weiss jedermann, dass Syrien die Terrororganisation Hisbollah unterstützt und seit Jahren Teile des Libanons besetzt hält. Die Einzigen, die bis zu ihrem Abzug im Mai 2000 in Bezug auf den Libanon an die Zügel genommen worden sind, sind die Israelis. © Schleife Verlag CH-Winterthur