Doktorarbeit 3.0

Werbung
Aus der Klinik für Strahlenheilkunde
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Breisgau
Quantifizierung und Prädiktion akuter Nebenwirkungen
einer
Strahlentherapie im Beckenbereich
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Medizinischen Doktorgrades
der Medizinischen Fakultät
der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg i. Breisgau
Vorgelegt 2009
von Viola Duncker
geboren in Ammerbuch-Reusten
Dekan
Prof. Dr. med. Christoph Peters
Erstgutachter
Prof. Dr. med. Felix Momm
Zweitgutachterin
PD Dr. med. Dipl.-Theol. Dipl.-Caritaswiss.
Gerhild Becker, Master of Palliative Care (King’s
College/University of London)
Jahr der Promotion 2010
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Strahlentherapie: Therapieerfolg und Nebenwirkungen
Seite 1
1.2 Strahlentherapie im Beckenbereich
Seite 2
1.3 Nebenwirkungen einer Strahlentherapie im Beckenbereich
Seite 3
1.4 Chemotherapie
Seite 5
1.5 Akute und Spätfolgen der Strahlentherapie im Beckenbereich
Seite 6
1.6 Einfluss des Zielvolumens und der applizierten Dosis
Seite 10
1.7 Risikoorgane im Beckenbereich
Seite 12
1.8 Nebenwirkungen am Urogenitaltrakt
Seite 14
1.9 Nebenwirkungen am Gastrointestinaltrakt
Seite 14
1.10 Blutbildveränderungen
Seite 15
1.11 Bewertung der Nebenwirkungen der Therapie durch
Patienten und Ärzte
Seite 16
1.12 Fragestellung und Hypothese
1.12.1 Fragestellung
Seite 18
1.12.2 Hypothese
Seite 18
2. Patienten, Material und Methoden
2.1 Patienten
2.1.1 Studienpopulation
Seite 19
2.1.2 Aufklärung
Seite 19
2.2 Zusätzliche Chemotherapie
Seite 19
2.3 Material
2.3.1 Datenerfassungsbogen
Seite 21
2.3.2 Teststreifen zur Harnanalyse
Seite 22
2.4 Methoden
Seite 23
2.4.1 Bestrahlungsplanung
Seite 24
2.4.2 Volumina von Risikoorganen und Bestrahlungsdosis
Seite 26
2.4.3 Blutbildanalyse
Seite 26
2.4.4 Harnanalyse
Seite 26
2.4.5 Übelkeit und Diarrhoe
Seite 27
2.4.6 Nykturie und Schmerzen
Seite 27
2.5 Statistik
Seite 28
3. Ergebnisse
3.1 Demographische Daten
Seite 30
3.1.1 Studienpopulation
Seite 30
3.1.2 Tumorentitäten
Seite 31
3.1.3 TNM-Klassifikation
Seite 32
3.2 Chemotherapie
Seite 33
3.3 Bestrahlungsvolumina und applizierte Dosis
Seite 34
3.3.1 Zielvolumen
Seite 34
3.3.2 Volumen der Risikoorgane
Seite 35
3.3.2.1 Blasenvolumen
Seite 35
3.3.2.2 Rektumvolumen
Seite 38
3.4 Nebenwirkungen
3.4.1 Blutbildveränderungen
Seite 39
Seite 40
3.4.1.1 Leukozyten
Seite 40
3.4.1.2 Thrombozyten
Seite 40
3.4.1.3 Hämoglobin
Seite 41
3.4.2 Urinstatus
Seite 44
3.4.2.1 Urin-Leukozyten
Seite 45
3.4.2.2 Urin-Erythrozyten
Seite 45
3.4.2.3 Urin-Protein
Seite 45
3.4.2.4 Erregernachweis bei vorliegender Cystitis
Seite 47
3.4.3 Übelkeit und Diarrhoe
Seite 47
3.4.4 Nykturie und Schmerzen
Seite 49
3.5 Betrachtung der Ergebnisse für die Patienten mit
Prostata-Karzinom
Seite 51
3.6 Bewertung der Strahlentherapie durch die Patienten
bei der ersten Nachsorge-Untersuchung
3.7 Langzeitverlauf und Spätfolgen
Seite 57
Seite 59
4. Diskussion
4.1 Bestrahlungsvolumina und applizierte Dosis
Seite 61
4.2 Blutbild
Seite 64
4.3 Urinstatus
Seite 65
4.4 Übelkeit und Diarrhoe
Seite 66
4.5 Nykturie und Schmerzen
Seite 68
4.6 Bewertung der Strahlentherapie durch die Patienten
Seite 69
4.7 Spätfolgen
Seite 70
4.8 Vermeidung von Nebenwirkungen
Seite 72
4.8.1 Intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT)
Seite 72
4.8.2 Bildgeführte Strahlentherapie (IGRT)
Seite 73
4.8.3 Stereotaktisch fraktionierte Strahlentherapie
Seite 73
4.8.4 Medikamentöse Prävention von Nebenwirkungen
Seite 74
5. Zusammenfassung
Seite 75
Literaturverzeichnis
Seite 76
Lebenslauf
Danksagung
Appendix
Abkürzungsverzeichnis
CQLE
consequential late effect
CT
Computertomographie
CTC
Clinical toxicity criteria
CTV
Clinical target volume
EORTC
European Organization for Research and Treatment of Cancer
GTV
gross tumor volume
Gy
Gray
IGRT
image guided radiotherapy/Bildgeführte Strahlentherapie
IMRT
Intensity modulated radiotherapy/Intensitätsmodulierte Strahlentherapie
i.v.
intravenös
MRT
Magnetresonanztomographie
NTCP
Normal tissue complication probability
PTV
Planning target volume
R0
Resektionsstatus, Tumor im Gesunden entfernt
R1
Resektionsstatus, mikroskopischer Tumorrest
R2
Resektionsstatus, makroskopischer Tumorrest
RTOG
Radiation Therapy Oncology Group
VAS
visuelle Analogskala
5-FU
5-Fluorouracil
1
1. Einleitung
1.1 Strahlentherapie: Therapieerfolg und Nebenwirkungen
Die Wirksamkeit einer Strahlentherapie ist von mehreren Faktoren abhängig. Die
wichtigsten sind hierbei (1) die Gesamtdosis (2) die Fraktionierung (3) die Dauer der
Behandlung und (4) die Größe des Bestrahlungsvolumens.
Des Weiteren sind Faktoren wie die Strahlensensibilität des Tumors, die individuelle
Strahlensensibilität des Normalgewebes, zusätzlich applizierte Medikamente oder
spezielle Bedingungen beim Patienten wie ein verminderter Hb-Wert von Bedeutung.
Limitierend in der Behandlung von Tumoren sind die Nebenwirkungen der Therapie
auf das Normalgewebe.
Die
Dosis-Wirkungs-Beziehungen
für
das
Tumorgewebe
bzw.
die
Dosis-
Nebenwirkungs-Beziehungen für das gesunde Gewebe wurden bereits 1936 von
Holthusen beschrieben [Holthusen1936].
Abb. 1.1: Darstellung der Dosis-Wirkungsbeziehung einer Strahlentherapie nach Holthusen 1936
Der
Abstand
der
beiden
Kurven
zeigt
die
therapeutische
Breite
einer
Strahlentherapie. Eine quantitative Maßzahl hierfür ist der Therapeutische Index (TI)
als Quotient aus Toleranzdosis (TD) und Effektdosis (ED): Gebräuchlich sind der
Quotient TD50/ED50 bzw. TD25/ED25.
Aus
der
Holthusen-Kurve
lässt
sich
auch
ableiten,
dass
durch
eine
Therapieintensivierung eine bessere lokale Kontrolle erreicht wird, die jedoch mit
einer eventuell höheren therapiebedingten Morbidität/Mortalität verbunden ist.
2
1.2 Strahlentherapie im Beckenbereich
Bei Tumoren im Beckenbereich stellt die Strahlentherapie ein Standardverfahren in
der Therapie dar. Als häufigste Tumorentitäten sind an dieser Stelle das ProstataKarzinom, Karzinome des Rektums und des Sigmoids sowie die bösartigen
Neubildungen der Cervix und des Corpus uteri zu nennen. Seltenere Tumorentitäten
sind das Blasen- und das Anal-Karzinom.
Die Indikation zur Strahlentherapie wird nach dem Resektionsstatus, nach dem
Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen und nach der Tumorausbreitung
gestellt.
Perez et al. untersuchten den Einfluss von Tumorgröße und -ausdehnung, sowie der
Bestrahlungsdosis auf die lokale Tumorkontrolle, das Auftreten von Fernmetastasen
und das rezidivfreie Überleben bei Patientinnen mit Cervix-Karzinom. Das klinische
Stadium und die Größe des Tumors stellten wichtige Faktoren in der Prognose, der
Effektivität der Therapie und der Bewertung der Therapieergebnisse dar. Bei
Läsionen kleiner 2 cm können Bestrahlungsdosen von 75 Gy in weniger als 10%
pelvinen Rezidiven resultieren. Bei größeren Läsionen kann auch eine Dosis von 85
Gy eine Lokalrezidivrate von 30% nicht vermindern.
Eine sorgfältige Bestrahlungsplanung und eine zusätzliche Sensibilisierung der
Tumorzellen, beispielsweise durch eine kombinierte Radiochemotherapie sind
zwingend erforderlich [Perez et al. 1998].
Die Möglichkeiten der Strahlentherapie sind begrenzt durch die Größe des
Bestrahlungsfeldes, da die Toleranz des Normalgewebes in der Umgebung des
Tumors die Dosis limitiert, mit der die Erkrankung behandelt werden kann.
Die Gesamtdauer einer Strahlenbehandlung beeinflusst die lokale Kontrolle eines
bestrahlten Tumors. Eine kürzere Gesamtbehandlungszeit steht im Zusammenhang
mit einer höheren lokalen Kontrolle.
Somit hat auch die Fraktionierung der Strahlendosis einen Einfluss auf das
Therapieergebnis.
Herrmann et al. analysierten insgesamt 33 Arbeiten in vergleichenden Studien und
12 randomisierte Studien, die den Einfluss der Zeitfaktoren auf die lokale
Tumorkontrolle untersuchten.
3
In mehreren großen Studien ließ sich mit einer kontinuierlichen Therapie eine höhere
5-Jahres-Überlebensrate zeigen als mit einer geplanten Behandlungspause von 1416 Tagen. Ähnliches ließ sich auch in kleineren Studien zeigen, in denen eine
Verlängerung der Gesamtbehandlungszeit zu einer Erhöhung der Rezidivrate führte.
Bei Patienten, die einen Split-Course mit einer Pause zur Kompensation akuter
Reaktionen erhielten, war eine um etwa 10% höhere Gesamtdosis notwendig, um
eine äquivalente Tumorkontrolle im Vergleich zu Patienten zu erzielen, bei denen
eine kontinuierliche Therapie durchgeführt worden war [Herrmann et al. 2005].
Hieraus kann man schließen, dass eine Verlängerung der Wartezeit bis zum
Therapiebeginn abhängig von Tumorart und postoperativer Resttumormenge,
beziehungsweise Tumorvolumen einen negativen Einfluss auf das Therapieergebnis
und die Tumorkontrolle haben kann. Ebenso kann eine Verlängerung der
Gesamtbehandlungszeit schlechtere lokale Heilungsergebnisse nach sich ziehen.
Eine Verlängerung der Behandlungszeit führte bei Plattenepithelkarzinomen im KopfHals-Bereich,
bei
Cervixkarzinomen
und
bei
Bronchialkarzinomen
je
nach
Tumorentität und Tumorvolumen zu Verlusten an lokaler Kontrolle zwischen 1 und
16%. Ungeplante Therapiepausen sollten daher unbedingt kompensiert werden.
1.3 Nebenwirkungen einer Strahlentherapie im Beckenbereich
Die Strahlentherapie beeinträchtigt neben dem Tumorgewebe auch die im
Bestrahlungsgebiet gelegenen gesunden Gewebe. Akute Nebenwirkungen können
zu Unterbrechungen der Strahlentherapie führen und dadurch den Therapieerfolg
gefährden. Zu den limitierenden Nebenwirkungen zählen bei Bestrahlungen im
Beckenbereich eine strahleninduzierte Proktitis, eine Strahlendermatitis sowie
Übelkeit und Erbrechen. Wenn blutbildendes Knochenmark im Bestrahlungsgebiet
liegt, so kann eine signifikante Veränderung des Blutbildes einen Faktor darstellen,
der zu einer Unterbrechung oder einem vorzeitigen Abbruch der Bestrahlung führt.
Die Nebenwirkungen einer Strahlentherapie im Beckenbereich sind abhängig von der
Strahlendosis und der Art der Applikation derselben. Wenn eine perkutane
Bestrahlung mit einem Brachytherapieverfahren kombiniert wird, so ist eine höhere
Rate an Komplikationen zu verzeichnen [Creutzberg et al. 2001]. Andere mit der
Therapie in Zusammenhang stehende Risikofaktoren sind die Größe des
4
Zielvolumens, die Fraktionierung und die Bestrahlungstechnik. Risikofaktoren, die die
Patienten betreffen, liegen in vorausgegangenen abdominellen Operationen, im
Patientenalter und in Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, arterieller
Hypertonie oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Die Komplikationen,
die den Gastrointestinal- und Urogenitaltrakt betreffen, machen den überwiegenden
Anteil der Nebenwirkungen aus. Die bedeutendsten hierunter sind Obstruktionen des
Dünndarms, chronische Diarrhoe, Proktitis, Fistelbildungen, vaginale Stenosen und
Strikturen der Harnröhre [Creutzberg et al. 2001].
Die Bestrahlung verringert den Pool an normalgeweblichen Stammzellen und deren
Tochterzellen. Solange die differenzierten Zellen noch intakt sind, wird die Funktion
des Gewebes aufrechterhalten. Wenn diese Zellen jedoch durch normalen
Zelluntergang in ihrer Anzahl vermindert sind, können sie nicht ersetzt werden, bis
der Stammzell-Pool regeneriert ist. Der Schweregrad des Strahlenschadens steigt
mit der Dosis und ist abhängig von dem Ausmaß, in dem die Stammzellpopulation
geschädigt wurde und der Dauer, bis neue funktionelle Zellen entstanden sind
[Perez, Brady 1997].
Eine Therapieoption in der Behandlung maligner Erkrankungen muss nicht nur
aufgrund ihrer Effektivität sondern auch aufgrund ihrer Toxizität beurteilt werden.
Perez et al. untersuchten die Inzidenz und die Art der Nebenwirkungen, die bei einer
Strahlentherapie von Patientinnen mit Cervix-Karzinom auftreten. Etwa 10% der
Patientinnen zeigten Komplikationen Grad 2 und bei etwa 8% traten Grad 3
Nebenwirkungen auf. Als Grad 3 wurden die Komplikationen gewertet, die einen
chirurgischen
Eingriff
erforderlich
machten,
wie
Strikturen
der
Urethra,
vesikovaginale und rektovaginale Fistelungen, Obstruktionen des Dünndarms,
Proktitis und große rektale Ulcera. Der Faktor, der am engsten mit dem Auftreten
solcher Komplikationen verbunden war, war die Dosis, mit der die Beckenorgane
bestrahlt wurden [Perez et al. 1984].
Ohara et al. verglichen die Nebenwirkungen bei Patientinnen mit Cervix-Karzinom,
die ein Strahlentherapie des ganzen Beckens oder nur ein kleines Beckenfeld
erhielten. Diarrhoe und Leukopenie traten bei den Patientinnen, bei denen das ganze
Becken bestrahlt wurde, deutlich häufiger auf als bei den Patientinnen mit einem
5
kleinen Beckenfeld. Von den möglichen späten Nebenwirkungen wurde am
häufigsten ein Lymphödem gesehen [Ohara et al. 2004].
Weiss et al. untersuchten 159 Patientinnen mit Endometrium-Karzinom im Hinblick
auf das Auftreten von Rezidiven, das Gesamtüberleben und das Auftreten von
Nebenwirkungen der Therapie.
Bei 5% der Patientinnen trat die Erkrankung wieder auf, entweder als Lokalrezidiv
oder als Fernmetastase. Akute Nebenwirkungen wurden bei 65,4% der Patientinnen
gesehen (alle Grad 1-2), Spätkomplikationen traten bei 18,8% als Grad 1-2 und bei
1,8% als Grad 3-4 auf. 77% aller Patientinnen mit Unterbrechungen oder einem
verfrühten Abbruch der Therapie entwickelten Spätkomplikationen [Weiss et al.
1999].
Serkies et al. behandelten Patientinnen mit Cervix-Karzinomen im FIGO-Stadium IIB
oder IIIB mit täglichen Fraktionen (7 x 1,6-1,8 Gy/Woche) bis zu einer Gesamtdosis
von 40,0 – 57,6 Gy. Die Patientinnen der Gruppe A erhielten eine tägliche
Einzeldosis von 1,6 Gy, die Patientinnen der Gruppe B erhielten eine tägliche Dosis
von 1,8 Gy. Von den 28 Patientinnen, hatten 17 unerwartete Unterbrechungen der
Therapie. Die meisten Patientinnen zeigten akute Nebenwirkungen der Therapie.
Schwere Nebenwirkungen (EORTC/RTOG Grad 3 und 4) waren überwiegend
gastrointestinaler Natur und traten in beiden Gruppen auf [Serkies et al. 2001].
Wollschlaeger et al. untersuchten 128 Patientinnen mit Cervix-Karzinom, die mittels
Brachytherapie behandelt worden waren in Hinblick auf die Entwicklung akuter
Komplikationen. Die häufigsten Komplikationen waren Fieber und Infektionen sowie
gastrointestinale Probleme. Von den Einflussgrößen Patientenalter, Komorbidität,
Gewicht, Art der Anästhesie oder Dauer der Implantation war keiner mit dem
Auftreten akuten Komplikationen korreliert. Das Überleben und die Entwicklung
später Komplikationen waren nicht mit dem Auftreten akuter Nebenwirkungen
korreliert [Wollschlaeger et al. 2000].
1.4 Chemotherapie
Eine Chemotherapie ist als systemische Therapie häufig mit einer erheblichen
Toxizität
auf
den gesamten
Organismus
behaftet.
Dabei wirkt
sich
eine
Verminderung der Therapieintensität oder gar ein Abbruch der Therapie stets negativ
6
auf das Therapiergebnis aus. Somit zielt ein Teil der onkologischen Forschung stets
auch auf die Verminderung der Toxizität.
Das Ziel einer wirksamen Prävention der Nebenwirkungen der Krebstherapie liegt in
der Prävention der Nebenwirkungen, die viele Organsysteme betreffen, bei Erhalt der
antitumoralen Wirkung des jeweiligen Therapeutikums [Bukowski 1996].s
Die Bestrahlungsdosis, die benötigt wird, um einen Tumor zu eradizieren, kann die
Toleranz des normalen Gewebes gegenüber der Bestrahlung übersteigen.
Chemotherapeutika, die vor, während oder nach der Bestrahlung gegeben werden,
haben den Effekt der Therapie bei vielen Tumorentitäten deutlich verbessert. Dieser
Effekt beruht auf dem Potential der zytotoxischen Substanzen, das Abtöten der
Tumorzellen zu erhöhen, die Reparationsmechanismen von Strahlenschäden zu
verringern, nonproliferative Zellen in den Zellteilungszyklus zu rekrutieren und
hypoxische Zellen für die Bestrahlung zu sensibilisieren [Britten et al. 1996; Lipsztein
et al. 1987, Serkies et al.2004]. Wichtig ist hierbei, dass der sensibilisierende Effekt
auf die Tumorzellen den Effekt auf das Normalgewebe übersteigt.
Serkies et al. untersuchten 112 Patientinnen mit Cervix-Karzinomen, die mit einer
Cisplatin-basierten Radiochemotherapie behandelt wurden. Nur 29 Patientinnen
erhielten die Zyklen zu den geplanten Zeitpunkten. Bei den übrigen Patientinnen
musste die Applikation aufgrund von Nebenwirkungen verschoben werden. Die
häufigsten Nebenwirkungen, aus denen ein Abbruch oder eine Unterbrechung der
Chemotherapie resultierten, waren gastrointestinale Komplikationen und verminderte
Nierenfunktion. Auch eine Leukopenie wurde häufig gesehen. Gleichzeitig konnte
gezeigt werden, dass ungeplante Pausen einen negativen Einfluss auf das
Therapieergebnis haben [Serkies et al. 2004].
1.5 Akute und Spätfolgen der Strahlentherapie im Beckenbereich
Bei den Folgen der Bestrahlung werden in Abhängigkeit von dem Zeitraum, in dem
sie auftreten, akute Nebenwirkungen und Spätfolgen unterschieden. Der Zeitpunkt
der Manifestation ist von den kinetischen Eigenschaften der normalgeweblichen
Zellen, also davon ob sie schnell oder langsam regenerieren, und von der
applizierten Strahlendosis abhängig.
7
Die akuten Nebenwirkungen treten während der Therapie auf, sind meist von milder
bis mittlerer Ausprägung und bilden sich innerhalb von 4 bis 6 Wochen nach Ende
der Therapie zurück. Sie sind vor allem auf die Wirkung der Bestrahlung an den sich
schnell teilenden Zellen zurückzuführen, die sich im Beckenbereich vor allem in der
Mukosa von Rektum, Blase und Urethra finden. Die Spätfolgen der Therapie
entwickeln sich meist erst mehrere Monate (> 90 Tage) nach Beendigung der
Therapie und sind durch den Schaden an den vaskulären Geweben bedingt, der eine
Hypovaskularisation, verminderte Perfusion und Fibrose zur Folge hat [Perez, Brady
1997].
Eine große Sorge in der kurativ intendierten Strahlentherapie ist die Entwicklung von
Spätfolgen
und
Komplikationen.
Die
Möglichkeit,
dass beispielsweise
eine
Strahlentherapie bei Prostata-Karzinom eine Inkontinenz oder Strikturen der
Harnröhre nach Operationen verstärken kann, ist von besonderem Interesse, da dies
die Lebensqualität der Patienten in enormem Maße beeinträchtigen kann. Auch
andere Folgen der Strahlentherapie wie erektile Dysfunktion und durch die Therapie
hervorgerufene Proktitiden spielen eine große Rolle in der Bewertung der Therapie.
In der Bewertung der Strahlentherapie als Therapieoption bei der Behandlung von
Malignomen ist nicht nur das Ergebnis der Therapie von Relevanz, sondern ebenso
das Auftreten von Spätfolgen, die durch diese Therapie verursacht werden. Durch
eine der Strahlentherapie vorausgegangene Operation können die Organe näher
beieinander liegen und eventuell durch Narbengewebe miteinander verbunden sein.
Solche
Adhäsionen
können
die
Mobilisation
des
Dünndarms
aus
dem
Bestrahlungsgebiet verhindern, und auch die Gefäßversorgung des Gewebes kann
durch operative Eingriffe beeinflusst werden. Diese Faktoren können zu einer
erhöhten Vulnerabilität des Gastrointestinaltrakts gegenüber der Bestrahlung führen.
Die Nebenwirkungen am Dünndarm präsentieren sich häufig als Tenesmen oder
Diarrhoe, seltener Stenosen, Nekrosen oder Perforationen.
Für die Einschätzung der Spätfolgen einer Bestrahlung kann das Organ als eine
Reihe von funktionellen Untereinheiten betrachtet werden. Diese können entweder in
Serie oder parallel angeordnet sein. Sind sie in Serie angeordnet, wie zum Beispiel
im Gastrointestinaltrakt, so kann eine Störung in einer Untereinheit zu einem
Funktionsverlust des gesamten Organs führen. In parallel angeordneten Organen,
8
wie beispielsweise der Leber, führt eine Störung einer Untereinheit nicht zum
Funktionsverlust des gesamten Organs. Ein solcher tritt erst ein, wenn ein kritisches
Volumen des Organs geschädigt ist, da in diesem Fall die verbliebenen
Untereinheiten die Funktion des Organs nicht mehr aufrechterhalten können [Perez,
Brady 1997].
Stokes et al. fanden bei Patientinnen, die eine perkutane Strahlentherapie bei
Endometrium-Karzinom erhielten, eine Nebenwirkungsrate von 8,8%. Es bestand
kein Zusammenhang zum Zeitpunkt der Therapie (präoperativ oder postoperativ). Es
bestand jedoch eine Korrelation zur Bestrahlungsdosis [Stokes et al. 1985].
Chen
et
al.
Strahlentherapie
untersuchten
nach
retrospektiv
Hysterektomie
die
wegen
Spätfolgen
einer
Cervix-Karzinomen
adjuvanten
bei
164
Patientinnen. 22 dieser Patientinnen entwickelten Symptome, die als Spätfolge der
Strahlentherapie gewertet wurden. Diese Komplikationen traten nach einer mittleren
Latenzzeit von 18 Monaten auf. Als Risikofaktoren für das Auftreten von
Komplikationen wurden eine radikale Hysterektomie, eine Dosis im kleinen Becken
größer als 54 Gy und ein Patientenalter über 60 Jahren gefunden [Chen et al. 2004].
Kagei et al. untersuchten Patientinnen, die wegen eines Cervix-Karzinoms eine
Kombinationstherapie mit Photonen und Protonen erhielten. Sie fanden 5-JahresRaten für die lokale Kontrolle von 100% für Patientinnen mit Tumoren im Stadium IIB
und 61% für Patientinnen mit Tumoren im Stadium IIB/IVA. 4% der Patientinnen
erlitten schwere (Grad 4 oder größer) Komplikationen an Darm oder Blase in den 5
Jahren nach Therapie [Kagei et al. 2003].
Creutzberg et al. konnten zeigen, dass bei Patientinnen mit Endometrium-Karzinom,
die im Anschluss an die Operation eine adjuvante Strahlentherapie erhielten, die
Rate an späten Nebenwirkungen deutlich höher lag als bei den Patientinnen, die nur
operiert wurden. Die Patientinnen, die während der Therapie unter akuten
Komplikationen gelitten hatten, hatten ein höheres Risiko, Spätfolgen zu entwickeln.
Das Risiko eines Lokalrezidivs jedoch konnte durch die adjuvante Strahlentherapie
deutlich gesenkt werden [Creutzberg et al. 2001].
Eifel et al. untersuchten bei Patientinnen mit Cervix-Karzinom das Risiko für
Spätfolgen nach Strahlentherapie. Das Risiko für Obstruktionen des Dünndarms war
bei den Patientinnen, bei denen eine Laparotomie durchgeführt worden war höher
9
als bei den Patientinnen ohne Operation. Für die Patientinnen, bei denen eine
adjuvante Hysterektomie durchgeführt worden war, war dieses Risiko nicht erhöht
[Eifel et al. 1995].
Firat et al. untersuchten Patientinnen mit Ovarial-Karzinomen, die eine Bestrahlung
im gesamten Abdomen oder im Beckenbereich nach abdominaler Hysterektomie und
beidseitiger Oophorektomie erhalten hatten. Eine Dosis im Abdomen über 30 Gy und
eine Dosis im Becken über 50 Gy waren signifikant mit einem erhöhten Risiko für
Dünndarm-Obstruktionen assoziiert. Bei den Patientinnen, bei denen das gesamte
Abdomen bestrahlt worden war, traten auch hepatische und renale Komplikationen
auf [Firat et al. 2003].
Ein hauptsächlicher Aspekt der Spätfolgen der Bestrahlung besteht darin, dass sie
den Endpunkt des Versuchs eines Heilungsprozesses darstellen. Das Ausmaß der
Schädigung ist abhängig von mehreren Faktoren, wie der Dosis und der Zeit, die seit
der Exposition vergangen ist. Oft ist die Regeneration nach schweren, früh
aufgetretenen Schäden limitiert. Solche Schäden sollten von den Schäden, die
aufgrund vorangegangener Läsionen entstanden sind, unterschieden werden, wie
beispielsweise Stenosen des Gastrointestinaltrakts nach Nekrosen der Mukosa oder
Hautnekrosen nach Epitheliolyse und akuten Ulzerationen [Perez/Brady 1997].
Wang et al. suchten einen Zusammenhang zwischen akuten Nebenwirkungen in
einer Strahlentherapie des Beckens bei Cervix-Karzinom und dem Auftreten von
Spätfolgen nach dieser Therapie. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Patientinnen,
die während der Therapie an akuten Nebenwirkungen wie einer Diarrhoe gelitten
hatten, ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Spätfolgen hatten [Wang et al.
1998].
Koper et al. untersuchten 266 Patienten mit Prostata-Karzinom in Hinblick auf
Spätfolgen der Strahlentherapie in Abhängigkeit von den akuten Nebenwirkungen.
Nach zwei Jahren der Nachuntersuchung gaben die Patienten, die mit konformaler
Strahlentherapie behandelt worden waren, weniger Probleme des Darmes an als
diejenigen, die mit einer konventionellen Therapie mit großen Bestrahlungsfeldern
behandelt worden waren. Es fand sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen
den Spätfolgen am Darm und dem Darmvolumen, das bestrahlt wurde. Auch
zwischen den akuten gastrointestinalen Nebenwirkungen der Therapie und den
10
späten Komplikationen wurde eine enge Korrelation gefunden. Die urogenitalen
Spätfolgen der Therapie waren jedoch nur mit bereits vor Therapiebeginn
bestehenden Problemen wie Dranginkontinenz korreliert [Koper et al. 2004].
Jereczek-Fossa et al. untersuchten Patientinnen, die eine Strahlentherapie bei
Endometrium-Karzinom
erhielten.
Die
Patientinnen
erhielten
entweder
eine
Kombinationstherapie aus perkutaner Bestrahlung und Brachytherapie oder eine
alleinige perkutane oder Brachytherapie. Schwere Spätfolgen der Therapie traten
bei 11% der Patientinnen auf. Als prädiktive Faktoren für ein kürzeres Intervall bis
zum Auftreten von Nebenwirkungen fanden die Autoren ein höheres Patientenalter,
das Stadium der Erkrankung, die Fraktionierung der perkutenen Bestrahlung, den
Einsatz von Brachytherapie und die Bestrahlungsdosis [Jereczek-Fossa et al. 2004].
1.6 Einfluss des Zielvolumens und der applizierten Dosis
Die Größe des bestrahlten Volumens hat einen unmittelbaren Effekt auf die
Nebenwirkungen der Bestrahlung. Es gibt mindestens vier Faktoren, über die das
Volumen einen Einfluss auf die Nebenwirkungen ausübt [Perez, Brady 1997]
1. Mit steigendem Volumen sinkt die Toleranz des Gewebes gegenüber
einem gleich bleibend schweren Schaden. Eine kleine Region mit einer
Verletzung wie beispielsweise einer Ulzeration kann besser toleriert
werden als eine größere Region mit demselben Schaden. Hier sind die
Folgen
schwerer,
die
Heilung
vollzieht
sich
langsamer
und
die
Narbenbildung in Folge der Heilung kann ausgeprägter sein, was zu
stärkeren Spätfolgen führt. Dies alles ist nicht die Folge größerer
Radiosensitivität der Zellen sondern einer größeren Ausdehnung des
Schadens in Folge eines größeren Volumens.
2. Mit steigendem Volumen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für eine
Komplikation bei gleichbleibender Intensität der Gewebeschädigung. Wie
oben angemerkt, sind die funktionellen Untereinheiten in einem seriellen
Gewebe wie die Glieder einer Kette in einer Reihe angelegt, so dass die
Schädigung einer Untereinheit zu einem Verlust in der Funktion des
ganzen Gewebes führen kann. Die Wahrscheinlichkeit der Schädigung
eines Gewebes erhöht sich mit der Anzahl der funktionellen Einheiten, die
11
dem schädigenden Agens, in diesem Fall der Bestrahlung, ausgesetzt
sind.
3. Mit steigendem Volumen steigt auch die Heterogenität der Dosis im
Gewebe. In großen Zielvolumina existieren große Unterschiede in der
Dosisdistribution. Dies kann zu Überdosierungen in bestimmten Bereichen
führen. Deshalb wird in der modernen Strahlentherapie eine präzise
Bestrahlungsplanung gefordert.
4. Mit steigendem Volumen sinkt zumeist direkt proportional die Reserve des
bestrahlten Organs und damit seine Funktion nach der Bestrahlung. Dieser
Effekt ist allerdings weniger vom bestrahlten Volumen abhängig als von
dem Volumen und der Funktionalität des Gewebes, das aus dem
Bestrahlungsvolumen ausgeschlossen und somit geschont ist.
Die Reaktion des normalen Gewebes ist abhängig von der Gesamtdosis, vom
bestrahlten Volumen und der Fraktionierung der Bestrahlung.
Für viele Organe konnte gezeigt werden, dass die Dosis die benötigt wird, um einen
bestimmten Schaden anzurichten, zunimmt, wenn das bestrahlte Volumen kleiner
wird [Perez, Brady 1997, Emami et al. 1991].
Je nach Behandlungsmethode sind Unterschiede in der Dosis zu verzeichnen, die im
normalen Gewebe, das den Tumor umgibt, erreicht wird.
Kölbl et al. konnten zeigen, dass für verschiedene Techniken (3 Felder, 4 Felder und
eine Gegenfeld-Technik) bei Patienten, die eine postoperative Strahlentherapie im
Beckenbereich erhielten, die mediane Dosis im PTV (planning target volume) für alle
untersuchten Methoden gleich war. Im Bereich der Harnblase waren jedoch bei der
Gegenfeld-Technik deutlich höhere Dosen zu verzeichnen, gleiches zeigte sich auch
für den Dünndarm, so dass hier eine signifikant höhere NebenwirkungsWahrscheinlichkeit für diese Organe zu erwarten ist, während die Unterschiede für
die 3- und 4-Felder Technik gering ausfallen [Kölbl et al. 2000].
Eine dreidimensional geplante konformale Strahlentherapie ermöglicht eine präzisere
Applikation der Dosis als die konventionelle, 2D-geplante Therapie, und damit die
Möglichkeit zur Schonung des den Tumor umgebenden gesunden Gewebes.
Pollack et al. verglichen konventionelle und konformale Strahlentherapiepläne und
stellten fest, dass das Blasenvolumen in der konformalen Therapiegruppe deutlich
12
geringer war als in der konventionellen. Das Rektumvolumen war in den beiden
Gruppen äquivalent. Die Autoren konnten keinen Unterschied im Auftreten akuter
Nebenwirkungen zwischen beiden Therapiegruppen feststellen [Pollack et al. 1996].
Mit der dreidimensionalen konformalen Strahlentherapie lassen sich zum Beispiel
beim
Prostata-Karzinom
konventionellen
höhere
Strahlentherapie.
Dosen
Das
präziser
rezidivfreie
applizieren
5-Jahres
als
mit
der
Überleben
der
dreidimensional geplanten Strahlentherapie ist für niedrige Tumorstadien ähnlich
dem
der
radikalen
Prostatektomie,
daher
sind
die
akuten
und
späten
Nebenwirkungen der Therapie von zunehmender Bedeutung in der Entscheidung für
ein Therapieverfahren: das Nebenwirkungsspektrum wird zur hauptsächlichen
Grundlage für die Therapieentscheidung [Hanks et al. nach: Borghede et al. 1997].
1.7 Risikoorgane im Beckenbereich
Die Risikoorgane der Strahlentherapie im Becken sind in erster Linie Blase und
Rektum. An diesen Organen bieten sich besondere Probleme, da bei den
Hohlorganen der Füllungszustand und damit auch ihre Position im Becken stark
variieren können. Insbesondere bei der Strahlentherapie des Prostata-Karzinoms
kann in Abhängigkeit davon auch die Position des Zielvolumens variieren.
Lebesque et al. untersuchten die Volumina von Blase und Rektum bei 11 Patienten
mit Prostata-Karzinom im Verlauf der Strahlentherapie mittels CT-Scans. Während
der Therapie nahmen die Volumina der Organe ab. Dieser Effekt war bei Patienten
mit großen Organvolumina bei Therapiebeginn besonders ausgeprägt. Die
Veränderungen der Volumina, die hohe Strahlendosen erhielten, waren proportional
zum Volumen des gesamten Organs. Die Veränderungen des Volumens der
Rektumwand, in dem hohe Dosen errechnet wurden, waren sehr gering. Das
Volumen der Blasenwand, in dem hohe Strahlendosen errechnet wurden, wurde
signifikant kleiner in Abhängigkeit von der Dehnung der Blasenwand bei steigender
Blasenfüllung [Lebesque et al. 1995].
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass das errechnete Volumen der
Rektumwand aus dem Planungs-CT ebenso wie die Wahrscheinlichkeit für
Komplikationen des gesunden Gewebes (Normal tissue complication probability,
NTCP) für das Rektum für die gesamte Dauer der Therapie zugrunde gelegt werden
13
kann. Für das Volumen der Blasenwand kann eine solche Annahme jedoch nur
gelten, wenn das Volumen der Blase, also der Füllungszustand des Organs, über
den gesamten Therapieverlauf konstant gehalten wird.
Vor allem der Dünndarm, aber auch der Dickdarm stellen dosislimitierende Organe in
der Strahlentherapie des Beckens und des Abdomens dar. Der Dünndarm kann
durch die Lagerung des Patienten, durch bestimmte Therapieverfahren oder durch
eine chirurgische Intervention mittels eines Netzes aus dem Bestrahlungsgebiet
herausgehalten werden. Das Rektum ist in seiner Lage fixiert und wird infolge
dessen bei der Bestrahlung von Tumoren des Beckenbereichs fast immer in
Mitleidenschaft
gezogen.
Die
Inzidenz
sowohl
akuter
als
auch
später
Nebenwirkungen der Therapie ist abhängig von der Bestrahlungsdosis, der
Behandlungszeit und der Fraktionierung der Bestrahlung. Dosen unter 40 Gy führen
selten
zu
ernsthaften
Beckenbereichs
jedoch
Komplikationen.
Meist
Behandlungsdosen
von
erfordern
50-70
die
Gy,
Tumore
wodurch
des
akute
Nebenwirkungen, wie Krämpfe, Diarrhoe und Hämatochezie hervorgerufen werden
können. Bei einigen Patienten führt dies zu einer Unterbrechung der Therapie oder
einer Änderung des Therapiekonzeptes und damit zu einem schlechteren
Therapieergebnis.
Einige Patienten entwickeln, üblicherweise nach einer Latenzzeit von einigen
Monaten, chronische Folgen der Bestrahlung.
Kölbl et al. untersuchten den Einfluss der Lagerung des Patienten auf das DosisVolumen-Histogramm von Risikoorganen bei der Bestrahlung von Patienten mit
Rektum-Karzinomen. Sie untersuchten das Volumen von Blase und Dünndarm in
Bauch- und Rückenlage und errechneten nach der Methode von Lyman und Kutcher
anhand eines radiobiologischen Modells die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von
Komplikationen am gesunden Gewebe (normal tissue complication probability,
NTCP).
In Bauchlagerung konnte die mediane Überschneidung von Zielvolumen und
Volumen der Blase gegenüber der Lagerung auf dem Rücken reduziert werden. Die
mittlere Dosis an der Blase war in Bauchlage um 11% geringer als in Rückenlage.
Das mediane Volumen des Dünndarms, das innerhalb der 90% Isodose lag, war in
Bauchlage um 54% geringer als in Rückenlage. Für die Blase ergab sich keine
14
signifikante Verringerung der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Komplikationen
am gesunden Gewebe (NTCP), wohl aber für den Dünndarm [Kölbl et al. 1999].
1.8 Nebenwirkungen am Urogenitaltrakt
Insbesondere die Patientinnen mit Tumoren des weiblichen Genitaltraktes haben ein
hohes Risiko für die Entwicklung von Harnwegsinfektionen. Dies ist unter anderem
das Resultat aufsteigender Infektionen, aber auch instrumenteller Intervention wie
Zystoskopien, sowie chirurgischer Eingriffe, die die Anatomie im Beckenbereich
verändern. Auch die Strahlentherapie kann durch die Veränderung an der Mukosa
der Harnblase eine Entzündung begünstigen [Prasad et al.1995].
1.9 Nebenwirkungen am Gastrointestinaltrakt
Mukosa-Zellen sind typischerweise ein schnell reagierendes Gewebe, das durch
Zellteilung regenerieren kann. Diese Zellen können sich von den Schädigungen
durch eine Strahlentherapie relativ rasch erholen und sind von der Fraktionierung
derselben einigermaßen unabhängig. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass eine zu
große Schädigung dieser Gewebe zu Spätschäden führen kann (consequential late
effect, CQLE).
Eine
Diarrhoe
während
einer
Strahlentherapie
des
Beckenbereichs
tritt
verhältnismäßig häufig auf und ist durch eine Schädigung der Mukosa des Darms
bedingt. Aufgrund dieser Schädigung können Nährstoffe und Flüssigkeit nicht mehr
adäquat resorbiert werden.
Miller et al. untersuchten 304 Patienten, die entweder mit Strahlentherapie alleine
oder mit einer kombinierten Radiochemotherapie behandelt wurden. Die Patienten,
die nur eine Strahlentherapie erhielten berichteten über Grad 0, 1, 2, 3 und 4
Diarrhoe in 59, 20, 17, 4 und 0% der Fälle. In der kombinierten Radiochemotherapie
mit 5-Fluorouracil trat die Diarrhoe in 21, 34, 23, 20 und 2% der Fälle auf.
Insbesondere der Anstieg der schweren Nebenwirkungen ist zu beachten [Miller et
al. 1998].
Hovdenak et al. untersuchten die konsekutive Entwicklung und die Zusammenhänge
von
klinischen,
endoskopischen
und
histopathologischen
Faktoren
von
Nebenwirkungen am Rektum bei Patienten unter Bestrahlung. Die klinischen
15
Symptome nahmen zum Ende der Therapie zu. Im Gegensatz dazu waren die
Folgen in der Endoskopie nach 2 Wochen der Behandlung am größten. Die Biopsien,
die
während
der
Therapie
entnommen
wurden,
zeigten
Atrophien
des
Oberflächenepithels, Kryptitiden, Kryptenabszesse und Entzündungen des Stromas.
Auch die Veränderungen in der Histologie waren in der zweiten Woche der Therapie
stärker ausgeprägt als in der letzten Therapiewoche [Hovdenak et al. 2000].
In der Radiochemotherapie bei Rektum-Karzinom sind die akuten Nebenwirkungen
am Dünndarm häufig anzutreffen. Sie können zu einer Unterbrechung oder sogar zu
einem Abbruch der Therapie führen. Außerdem kann eine Reduktion der
Behandlungsdosis notwendig werden, die die Effektivität beeinflussen kann. Die
Beziehung zwischen dem Dünndarm-Volumen, das bestrahlt wird, und dem Grad der
Nebenwirkungen ist bekannt, aber nur schlecht quantifiziert. Über die DosisWirkungs-Beziehungen, die für akute Nebenwirkungen am Dünndarm prädisponieren
ist wenig bekannt.
Die Spätfolgen einer Strahlentherapie im unteren Gastrointestinaltrakt sind
gekennzeichnet
durch
die
Symptome
einer
Proktitis,
wie
Blutungen
und
Schleimabgänge, erhöhte Stuhlfrequenz, Krämpfe und Diarrhoe. Für die Entwicklung
dieser Spätfolgen sind die applizierte Dosis und das bestrahlte Volumen von
Bedeutung [Heemsbergen et al. 2006].
1.10 Blutbildveränderungen
Hämatologische Nebenwirkungen sind bei Patienten, die im Beckenbereich bestrahlt
werden, relativ häufig anzutreffen, da etwa 40% der Knochenmarksreserven des
Körpers in den Beckenknochen lokalisiert sind. Hämatologische Nebenwirkungen
sind somit bei den Patienten, die im Beckenbereich bestrahlt werden, ein wichtiges
Problem. Eine Leukopenie erhöht das Risiko von Infektionen und limitiert die
Möglichkeiten zur Applikation einer systemischen Chemotherapie. Der negative
Effekt von niedrigen Hämoglobin-Werten auf die lokale Kontrolle von Tumoren ist
bekannt. Des Weiteren kann der Einsatz von Wachstumsfaktoren und Transfusionen
notwendig werden, was die Lebensqualität der Patienten beeinflusst und
Auswirkungen auf die Kosten der Therapie haben kann [Brixey et al. 2002].
16
Brixey et al. fanden für die hämatologischen Nebenwirkungen bei Patientinnen mit
Cervix- und Uterus-Karzinomen, die mit Intensitätsmodulierter Strahlentherapie
(IMRT) und konventioneller 4-Felder-Technik im Beckenbereich bestrahlt wurden,
vergleichbare Komplikationsraten bezüglich des Blutbildes [Brixey et al. 2002].
1.11 Bewertung der Nebenwirkungen der Therapie durch Patienten und Ärzte
Eine
genaue
Kenntnis
der
möglichen
Nebenwirkungen
und
Folgen
einer
Behandlung, einschließlich des Risikos bleibender Folgeschäden und eines
negativen Einflusses auf die Lebensqualität der Patienten, ist von großer Bedeutung
in der Entscheidung für ein bestimmtes Therapieverfahren in der Behandlung
maligner Erkrankungen. Hierbei sind sowohl die „objektive“ Einschätzung durch den
behandelnden Arzt, als auch die subjektive Einschätzung durch die Patienten selbst
sehr wichtig. Nur der Patient selbst kann beurteilen, in wieweit seine Lebensqualität
durch die Symptome beeinträchtigt wird.
Die Probleme, über die Patienten nach einer Strahlentherapie bei z.B. ProstataKarzinom berichten, sind vielfältig. Sie reichen von Inkontinenz über erektile
Dysfunktion und Stuhldrang bis zu schweren Komplikationen wie gastrointestinalen
Blutungen.
Durch diese Nebenwirkungen der Therapie kann die Lebensqualität der Patienten
erheblich eingeschränkt sein. Die Einschätzung und Bewertung der mit der Therapie
verbundenen Nebenwirkungen ist deshalb sehr wichtig. Man sollte in der
Entscheidung für eine Therapie sowohl die Aspekte des Therapieerfolges als auch
die Komplikationen in die Überlegungen mit einbeziehen. Die Einschätzung der
Komplikationen beruht meist auf einer Auswertung der Patientenakten und somit auf
der Einschätzung durch den behandelnden Arzt. Um eine Einschätzung der
Symptome durch die Patienten in die Überlegungen mit einbeziehen zu können,
wurden in den letzten Jahren Fragebögen entwickelt, die die Kriterien der Reliabilität
und Validität erfüllen. Mit Hilfe dieser Fragebögen verfügt man über einen Test, der
die Nebenwirkungen der Therapie aus der Sicht der Patienten bewertet [Fransson et
al. 2001].
17
Crook
et
al.
fanden
in
einem
solchen
Patientenfragebogen
bezüglich
Beckenbestrahlungen als hauptsächliche Probleme eine Beeinträchtigung der
Darmfunktion, der Harnblase und einen Verlust der Potenz [Crook et al. 1996].
Eine sorgfältige Registrierung der Nebenwirkungen einer Strahlentherapie ist aus
mehreren Gründen sehr wichtig. Zum einen kann die Analyse der Nebenwirkungen
eine Hilfe bei der Entscheidung zwischen gleich oder ähnlich effektiven
Behandlungsansätzen
zugunsten
der
Behandlung
mit
den
geringsten
Nebenwirkungen bieten. Zum anderen ist eine sorgfältige Aufklärung der Patienten
über die möglichen Komplikationen einer Behandlung geboten. Außerdem können
die Unterschiede in der subjektiven Bewertung von Nebenwirkungen durch Ärzte
sichtbar gemacht werden.
Pedersen et al. verglichen zwei existierende Systeme zur Registrierung akuter
Nebenwirkungen einer Strahlentherapie anhand von 442 Patientinnen mit CervixKarzinomen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass in jedem System zur Registrierung
und Klassifikation von Nebenwirkungen jedes Symptom und die erforderliche
Therapie in der Definition des Grades der Komplikation sorgfältig dokumentiert
werden sollte. Gleiches gilt für den Zeitpunkt des Auftretens einer Komplikation. Dies
soll die Einschätzung der Risikoorgane, die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse, die
Unterteilung in frühe und späte Komplikationen und die Einschätzung aktueller
Probleme gewährleisten [Pedersen at al. 1993].
18
1.12 Fragestellung und Hypothese
1.12.1 Fragestellung
Besteht die Möglichkeit einer Vorhersage des Auftretens akuter Nebenwirkungen und
Spätfolgen einer Strahlentherapie im Beckenbereich anhand von klinischen
Parametern?
Diese Fragestellung wurde in einem prospektiven Ansatz behandelt: Der Verlauf
klinischer Parameter sowie das Auftreten akuter Nebenwirkungen und Spätfolgen
einer Strahlentherapie im Bereich des Beckens, insbesondere bei Patienten mit
Prostata-Karzinom, wurde untersucht und mit Bestrahlungsplanungsparametern in
Zusammenhang gebracht.
Die Patienten sollten als Vergleichskollektiv für spätere Studien möglichst umfassend
bezüglich der Nebenwirkungen der Therapie untersucht werden.
1.12.2 Hypothese
Anhand klinischer Parameter lassen sich Vorhersagen bezüglich des Auftretens
akuter Nebenwirkungen und Spätfolgen bei einer konventionellen Strahlentherapie
im Beckenbereich, insbesondere beim Prostata-Karzinom, treffen.
19
2. Patienten, Material und Methoden
2.1 Patienten
2.1.1 Studienpopulation
In die Studie wurden 110 Patienten aufgenommen, die eine CT-gestützte 3Dgeplante Bestrahlung im Beckenbereich erhalten sollten. Hierbei handelte es sich um
Patienten
mit
Prostata-Karzinom,
Rektum-Karzinom,
Anal-Karzinom,
Cervix-
Karzinom und Vulva-Karzinom.
Voraussetzung für die Aufnahme in die Studie war eine Strahlendosis von
mindestens 45 Gy, die in Einzeldosen von 1,8-2,0 Gy appliziert wurde. Die Patienten
sollten keine Vorbestrahlung im Beckenbereich erhalten haben. Der Einschluss in die
Studie setzte die Geschäftsfähigkeit der Patienten, ein Alter von mindestens 18
Jahren sowie die schriftliche Einverständniserklärung des Patienten voraus.
2.1.2 Aufklärung
Alle für die Studie in Frage kommenden Patienten wurden im Rahmen ihrer
Erstvorstellung in der Klinik für Strahlenheilkunde über die Studie informiert. Es
erfolgte eine ausführliche Aufklärung über das Ziel der Strahlentherapie und
eventuelle Nebenwirkungen, wie zum Beispiel eine Cystitis oder Proktitis. Begriffe
und Sachverhalte, die den Patienten unklar waren, wurden ausführlich mit ihnen
diskutiert. [Appendix 1: Aufklärungsbogen „Bestrahlung im Beckenbereich“ perimed]
Den Patienten wurde der Inhalt der Studie eingehend erklärt und es wurde eine
schriftliche Einverständniserklärung erbeten. Jeder Patient erhielt eine Kopie der
Einverständniserklärung für seine Unterlagen.
Der Aufklärungsbogen ist dieser Arbeit als Anhang beigefügt. [Appendix 2:
Patientenaufklärung zur Studie]
2.2 Zusätzliche Chemotherapie
Die Patienten, die eine Chemotherapie erhielten, fanden sich ausschließlich in der
Gruppe
der
Patienten
ohne
Prostata-Karzinom.
Die
Verabreichung
Chemotherapie erfolgte entweder vor oder parallel zur Bestrahlung.
der
20
In Abhängigkeit des Primärtumors wurden die Patienten nach verschiedenen
Chemotherapie-Schemata behandelt.
Die Patienten mit Rektum-Karzinom erhielten entweder eine Chemotherapie nach
dem Protokoll der Arbeitsgemeinschaft Radioonkologie (ARO) oder nach dem
Protokoll des National Health Institute (NIH).
Das ARO-Protokoll kam präoperativ bei T3-4 oder N1-2 Tumoren, sowie postoperativ
bei R1-2 Befunden oder bei definitiver Radio-Chemotherapie zur Anwendung. Die
Patienten erhielten von Montag bis Freitag eine Bestrahlung mit 5 x 1,8 Gy/Woche
bis zu einer Gesamtdosis von 50,4-54 (55,8) Gy. Parallel dazu erfolgte ein
zweiwöchiger Chemotherapie-Zyklus über 2 mal 5 Tage mit Beginn der
Strahlentherapie. Hierbei wurde an den Tagen 1 bis 5 der ersten und der zweiten
Woche jeweils 350 mg 5-FU/m² Körperoberfläche in 50 ml NaCl (0,9%) i.v. via
Perfusor oder in 500 ml NaCl (0,9%) i.v. via Infusomat über 24 Stunden verabreicht.
Außerdem erfolgte an den Tagen 1-5 der beiden Chemotherapie-Zyklen jeweils
täglich die Gabe von 200 mg Leukovorin/m² Körperoberfläche in 250 ml NaCl (0,9%)
i.v. über eine Infusionsdauer von einer Stunde. Am jeweils 5. Tag der beiden
Wochen erhielten die Patienten zusätzlich 4 mg Mitomycin/m² Körperoberfläche in
250 ml NaCl (0,9%) i.v. über eine Infusionsdauer von einer Stunde. Vor jedem
Chemotherapie-Zyklus sollte ein aktuelles Blutbild vorliegen.
4 bis 6 Wochen postoperativ folgte der Beginn von 4 Zyklen adjuvanter
Chemotherapie in vierwöchigem Abstand. Hierbei wurden 500 mg 5-FU/m2
Körperoberfläche an den Tagen 1 bis 5 der jeweiligen Woche verabreicht.
Das NIH-Protokoll als adjuvantes Therapiekonzept zur Anwendung. Die Patienten
erhielten von Montag bis Freitag eine Bestrahlung mit 5 x 1,8 Gy/Woche bis zu einer
Gesamtdosis von 50,4 Gy, bei R1 Resektion bis 54 Gy. Parallel dazu erfolgten sechs
Chemotherapiezyklen in vierwöchigem Abstand. Die Zyklen 1 bis 3 erfolgten jeweils
für drei Tage, die Zyklen 4 bis 6 jeweils für fünf Tage. Während der ChemotherapieZyklen wurde täglich eine Dosis von 500 mg 5-FU/m² Körperoberfläche in 250 ml
NaCl (0,9%) i.v. über 30-60 Minuten appliziert. Zusätzlich wurde ein Vor- und
Nachlauf von je 250 ml NaCl (0,9%) i.v gegeben.
5 der Patientinnen mit Cervix-Karzinom erhielten parallel zur Bestrahlung eine auf
Cisplatin basierende Chemotherapie (40 mg/m² einmal wöchentlich), eine Patientin
21
wurde mit Xeloda behandelt. Eine Patientin mit Endometrium-Karzinom erhielt eine
Therapie mit Carboplatin und Taxol.
Der Patient mit Anal-Karzinom wurde nach dem Nigro-Protokoll behandelt. Hierbei
erhielt er während der Bestrahlung 5-FU (1000 mg/m² Körperoberfläche) und
Mitomycin C (15 mg/m² Körperoberfläche an Tag 1), in drei adjuvanten Zyklen nach
Ende der Therapie wurde zusätzlich zum 5-FU Cisplatin verabreicht.
Von den 69 Patienten mit Prostata-Karzinom erhielt keiner eine Chemotherapie. Von
den übrigen 34 Patienten erhielten 29 eine Chemotherapie, jeweils wie oben
beschrieben.
2.3 Material
2.3.1 Datenerfassungsbogen
Der Datenerfassungsbogen lieferte eine umfangreiche, aber trotzdem möglichst
einfach zu handhabende Übersicht über die häufigsten Beschwerden und
Nebenwirkungen einer Strahlentherapie im Beckenbereich.
Er enthielt Name, Vorname und Geburtsdatum, sowie Tumorentität und -stadium
(UICC-Klassifikation) [Wittekind et al. UICC 6. ed. 2002] und der Strahlentherapie
vorhergehende Therapien wie Operation oder Chemotherapie. Außerdem wurde
über den Bogen jedem Patienten eine fortlaufende Nummer von 1 bis 110 zugeteilt.
Des Weiteren enthielt der Datenerfassungsbogen Angaben zum Zielvolumen
beziehungsweise den Volumina der Risikoorgane Blase und Rektum. Diese
Volumina und die jeweilige minimale, mittlere und maximale Dosis in den Volumina
wurden nach der Bestrahlungsplanung aus dem CT dokumentiert.
Alle diese Werte wurden gemeinsam mit der Baseline-Untersuchung erhoben und
dokumentiert.
Der Datenerfassungsbogen enthielt außerdem zu festgelegten Zeiten erhobene
standardisierte Angaben zum Therapieverlauf und zu Nebenwirkungen der Therapie.
Bei der Baseline-Untersuchung, in Woche 2, Woche 4, Woche 6 der Bestrahlung und
bei der ersten Nachsorgeuntersuchung, wurden die zu diesen Zeitpunkten
bestehenden Nebenwirkungen der Bestrahlung erfasst. Hierzu wurde ein Formblatt
entwickelt, auf dem zu jedem Zeitpunkt in gleicher Weise die wahrscheinlichsten
Nebenwirkungen – Übelkeit/Erbrechen, Diarrhoe, Miktionsbeschwerden/Nykturie,
22
Schmerzen
oder
sonstige
Nebenwirkungen
–
abgefragt
und
nach
dem
RTOG/EORTC-CTC-Score klassifiziert wurden [Cox et al. 1995, Trotti et al. 2000].
Zusätzlich
wurden
Untersuchungszeitpunkt,
das
der
Gewicht
des
Karnofsky-Index
Patienten
und
zum
das
jeweiligen
Ergebnis
der
Urinuntersuchung dokumentiert. Das Ergebnis der Blutbildkontrolle wurde dem
Datenerfassungsbogen als Laborausdruck beigefügt.
Nach Ende der Therapie, beziehungsweise nach der ersten Nachsorgeuntersuchung
in der Klinik für Strahlenheilkunde wurden die Datenerfassungsbögen gesammelt
und die Ergebnisse in eine EDV-Datenbank übertragen. Die Dateneingabe wurde
von einer unabhängigen Person stichprobenartig überprüft.
Der Datenerfassungsbogen ist dieser Arbeit als Anhang beigefügt. [Appendix 3:
Datenerfassungsbogen]
2.3.2 Teststreifen zur Harnanalyse
Zur Harnanalyse wurde ein handelsüblicher Teststreifen der Firma Bayer (Bayer
Reagenzstreifen zur Harnanalyse®) verwendet.
Mittels dieses Teststreifens lassen sich Eiweiß, Blut, Leukozyten, Nitrit, Glucose,
Keton, pH-Wert, spezifisches Gewicht, Bilirubin und Urobilinogen im Harn
nachweisen.
Alle Teststreifen können visuell oder auch instrumentell unter Verwendung eines
Harn-Analysegerätes ausgewertet werden. Für die vorliegenden Daten erfolgte die
visuelle Auswertung der Parameter Leukozyten, Blut, pH und Eiweiß.
Der Teststreifen enthält für den Leukozytentest derivatisierten Pyrrolaminosäureester
und Diazoniumsalz als Indikatorsubstanzen. Granulozytische Leukozyten enthalten
Esterasen,
die
die
Hydrolyse
des
derivatisierten
Pyrrolaminosäureesters
katalysieren. Hierbei entsteht 3-Hydroxy-5-Phenylpyrrol. Dieses reagiert dann mit
dem im Teststreifen enthaltenen Diazoniumsalz.
Der Test für Blut im Urin basiert auf der peroxidase-ähnlichen Aktivität von
Hämoglobin. Diese katalysiert die Reaktion von den im Teststreifen enthaltenen
Substanzen Diisopropylbenzol, Dihydroperoxid und 3,3’,5,5’-Tetramethylbenzidin.
23
Der Test für den pH-Wert basiert auf einem doppelten Indikatorprinzip, dessen breite
Farbpalette den gesamten pH-Bereich von Harn abdeckt. Der Teststreifen enthält die
Indikatorsubstanzen Methylrot und Bromthymolblau.
Der Test für Eiweiß beruht auf dem Prinzip des Protein-Fehlers von pH-Indikatoren,
welches an anderer Stelle dokumentiert ist. Die Indikatorsubstanz für das Eiweiß ist
Tetrabromphenolblau.
2.4 Methoden
Das Studiendesign erhielt ein positives Votum der Ethikkommission der AlbertLudwigs-Universität Freiburg im Breisgau.
Jeder Patient wurde am Tag 0 zu bereits bestehenden Beschwerden befragt. Hierbei
wurden typische akute Nebenwirkungen einer Strahlentherapie im Beckenbereich
abgefragt,
wie
Übelkeit/Erbrechen,
Diarrhoe,
Miktionsbeschwerden/Nykturie,
Schmerzen oder sonstige Beschwerden. Zu all diesen Beschwerden wurde die
Frequenz ihres Auftretens pro Tag eingetragen und der Beschwerdegrad nach dem
RTOG/EORTC-CTC-Score [Cox et al. 1995] bestimmt.
Zusätzlich wurde von den Patienten eine Urinprobe erbeten, aus der der Wert von
Leukozyten, Erythrozyten und Eiweiß im Urin sowie der pH-Wert ermittelt wurde.
Hierdurch sollte eine eventuelle Cystitis ausgeschlossen werden. Wenn der Wert der
Leukozyten im Urin 3-fach positiv (+++) oder höher war, wurde eine Urinprobe an
das Mikrobiologische Institut der Universitätsklinik Freiburg geschickt um Anzahl und
art der Erreger im Urin zu bestimmen. Das Ergebnis der mikrobiologischen
Diagnostik wurde im Datenerfassungsbogen dokumentiert.
Im weiteren Verlauf der Therapie erfolgte zu festgelegten Zeitpunkten – Woche 2,
beziehungsweise
20
Gy,
Woche
4,
beziehungsweise
40
Gy,
Woche
6,
beziehungsweise 60 Gy – eine klinische Untersuchung sowie Kontrollen des
Blutbildes und des Urinstatus, analog zur Baseline-Untersuchung vor Beginn der
Bestrahlung.
Bei jeder Untersuchung wurden die aktuelle Strahlendosis, der Karnofsky-Index, das
Gewicht des Patienten sowie gegebenenfalls der aktuelle Stand der Chemotherapie
dokumentiert.
24
Betrug die Gesamtdosis der Bestrahlung weniger als 60 Gy, so fiel der Zeitpunkt der
letzten Untersuchung – Woche 6 – mit dem Ende der Therapie zusammen.
4 bis 8 Wochen nach Ende der Bestrahlung erfolgte eine Nachsorgeuntersuchung (1.
NU), bei der dieselben Parameter abgefragt wurden wie während der Bestrahlung,
also Karnofsky-Index, Gewicht, Blutbild, Urinstatus, Übelkeit/Erbrechen, Diarrhoe,
Miktionsbeschwerden/Nykturie, Schmerzen und sonstige Beschwerden.
Zusätzlich wurde bei dieser Untersuchung nach einem Rezidiv/Residuum, nach einer
zwischenzeitlich erfolgten Operation sowie der Dauer der Nebenwirkungen nach
Ende der Bestrahlung gefragt. Außerdem wurde mittels Benotung – 1 für sehr gut bis
6 für ungenügend – die Zufriedenheit der Patienten mit der Bestrahlung insgesamt
erfasst und Bemerkungen beziehungsweise Anregungen in Bezug auf den Verlauf
der Therapie aufgenommen.
2.4.1 Bestrahlungsplanung
Die Planung der Strahlentherapie erfolgte für jeden Patienten individuell CT-gestützt,
dreidimensional nach ICRU 50. Als Planungssystem diente Helax TMS Version 1.02
In einer zur Planung erstellten Computertomographie wurde in jeder Schicht das
Zielvolumen (PTV, planning target volume), welches aus dem Tumorvolumen (GTV,
gross tumour volume) oder in der adjuvanten Situation aus dem Klinischen
Zielvolumen (CTV, clinical target volume) und einem Sicherheitssaum besteht, sowie
die Umrisse der Risikoorgane Blase und Rektum konturiert. Aus diesen Konturen
wurden vom System das Planungsvolumen und die Volumina der Risikoorgane
berechnet.
25
B
A
C
Abb. 2.1: Beispielausschnitt aus einem dreidimensionalen Bestrahlungsplan für einen Patienten mit
Rektumkarzinom; Beispielpatient in Bauchlage (Planungssystem: OTP masterplan, Nachfolgesystem von Helax
TMS) 3 Felder-Technik. A: CT-Schnitt: PTV (rosa), 107%-, 95%-, 80%-, 50%- und 20%-Isodose (rot, gelb, grün,
dunkelblau, hellblau); B: Digitale Rekonstruktion des posterioren Feldes; C: Digitale Rekonstruktion des lateralen
Feldes (270°)
B
A
C
Abb. 2.2: Beispielausschnitt aus einem dreidimensionalen Bestrahlungsplan für einen Patienten mit
Prostatakarzinom; (Planungssystem: OTP masterplan, Nachfolgesystem von Helax TMS) 4 Felder Technik. A:
CT-Schnitt: PTV (rosa), 107%-, 95%-, 80%-, 50%- und 20%-Isodose (rot, gelb, grün, dunkelblau, hellblau); B:
Digitale Rekonstruktion des anterioren Feldes; C: Digitale Rekonstruktion des lateralen Feldes (270°)
26
2.4.2 Volumina von Risikoorganen und Bestrahlungsdosis
Zielvolumina und Volumina der Risikoorgane Blase und Rektum wurden nach der
3D-Bestrahlungsplanung aus dem CT dokumentiert und gemeinsam mit den
Patientendaten in den Datenerfassungsbogen eingetragen. Hierbei wurden die
Maximaldosis, die Minimaldosis und die Mittlere Dosis jeweils für das Zielvolumen
und die Volumina der Risikoorgane gesondert dokumentiert.
Jedem Volumen wurde die bei dem einzelnen Patienten in dieses Volumen
applizierte Bestrahlungsdosis zugeordnet. Die Ergebnisse dieser Untersuchung
wurden
graphisch
aufgetragen
und
mittels
eines
T-Tests
auf
signifikante
Unterschiede geprüft. In dieser Weise wurde sowohl für das Zielvolumen als auch für
die Volumina der Risikoorgane Blase und Rektum verfahren.
Die Volumina wurden der Größe nach aufgetragen und der Median ermittelt. Jedem
Volumen, sei es Zielvolumen, Blasen- oder Rektumvolumen wurde die minimale, die
maximale und die Mittlere Dosis zugeordnet, die in diesem Volumen appliziert wurde.
2.4.3 Blutbildanalyse
Bei jedem Patienten wurde durch den Hausarzt oder durch die Klinik für
Strahlenheilkunde in wöchentlichen Abständen das Blutbild kontrolliert. Hieraus
wurden für die Studie die Werte für Leukozyten, Erythrozyten und Thrombozyten
sowie der Hämoglobinwert dokumentiert.
Zum einen wurden die zeitlichen Verläufe von Leukozyten, Erythrozyten und
Thrombozyten sowie des Hämoglobinwertes für die Patienten mit Prostata-Karzinom
und die Patienten mit anderen Tumorentitäten getrennt betrachtet, und graphisch
aufgetragen.
Um einen besseren Vergleich erzielen zu können, wurden in einer anderen
Untersuchung die Differenzen der jeweiligen Werte zum Ausgangswert bei der
Baseline-Untersuchung gebildet und diese graphisch aufgetragen.
2.4.4 Harnanalyse
Für die vorliegende Studie wurden im Urin der Patienten die Leukozyten,
Erythrozyten, der pH-Wert und das Eiweiß gemessen und dokumentiert. Wenn der
27
Wert der Leukozyten als 3-fach positiv (+++) oder höher angegeben wurde, wurde
eine Urinprobe an das Mikrobiologische Institut der Universitätsklinik Freiburg zur
Diagnostik geschickt und das Ergebnis dem Datenerfassungsbogen in Kopie
beigefügt.
Die gefundenen Werte wurden für die Patienten mit Prostata-Karzinom und die
Patienten
mit
anderen
Tumorentitäten
getrennt
betrachtet
und
graphisch
aufgetragen.
Für die Patienten mit Prostata-Karzinom wurden die Ergebnisse mittels eines Chi²Tests auf signifikante Unterschiede geprüft. Hierzu wurden die Patienten zu dem
Untersuchungszeitpunkt, zu dem die Differenz im Auftreten der einzelnen Parameter
zur Baseline am größten war, in Abhängigkeit von der Größe des Zielvolumens oder
der Risikoorgane zwei Gruppen – größer und kleiner als der Median – zugeordnet
und diese Gruppen wurden miteinander verglichen. Genauso wurden die Patienten in
Abhängigkeit der in diesen Volumina applizierten minimalen, maximalen und
mittleren Dosis zwei Gruppen – größer und kleiner als der Median – zugeordnet und
diese Gruppen wurden miteinander verglichen.
2.4.5 Übelkeit und Diarrhoe
Zu jedem Untersuchungszeitpunkt wurden die Patienten zu Problemen mit Übelkeit
und Diarrhoe befragt. Analog zur Harnanalyse wurde auch hier die Differenz zur
Baseline-Untersuchung gebildet und zu dem Zeitpunkt, zu dem der Betrag der
Differenz am größten war eine Unterteilung der Patienten in je zwei Gruppen in
Abhängigkeit von den oben genannten Parametern vorgenommen. Diese Gruppen
wurden dann miteinander verglichen.
2.4.6 Nykturie und Schmerzen
Das Auftreten einer Nykturie wurde in seiner Häufigkeit zu jedem Zeitpunkt der
Untersuchung dokumentiert und graphisch aufgetragen. Auch hier wurden die
Patienten mit Prostata-Karzinom den Patienten mit anderen Tumorentitäten
gegenübergestellt und verglichen. Für die Patienten mit Prostata-Karzinom wurde
analog den oben genannten Parametern verfahren und zum Zeitpunkt des größten
Betrags der Differenz zur Baseline-Untersuchung in Abhängigkeit von größeren oder
28
kleineren Volumina beziehungsweise größerer oder kleinerer Bestrahlungsdosis auf
signifikante Unterschiede geprüft.
Die Schmerzen wurden anhand der Visuellen Analogskala (VAS) quantifiziert. Bei
diesem System werden der Schmerz-Intensität Werte zwischen 0 – keine Schmerzen
– und 10 – unerträgliche Schmerzen – zugeordnet. Die Graphiken sollten zum einen
die absolute Anzahl der Patienten, die Schmerzen angaben, darstellen, zum anderen
einen Überblick über die mittlere Intensität der Schmerzen im Verlauf der
Bestrahlung geben. Dies wurde erreicht, indem die Mittelwerte der Angaben, die die
Patienten anhand der visuellen Analogskala gemacht hatten, graphisch aufgetragen
wurden. Auch für die Schmerzen wurde anhand der Differenz zur BaselineUntersuchung zum Zeitpunkt des größten Betrags der Differenz ein Chi²-Test auf
signifikante Unterschiede in Abhängigkeit von Volumina und Bestrahlungsdosis
durchgeführt.
2.5 Statistik
Die erhobenen Daten wurden durch eine deskriptive Statistik ausgewertet. Hierbei
wurde das Eintreten definierter Nebenwirkungen wie Nykturie, Veränderungen des
Blutbildes und das Auftreten von Diarrhoe oder Übelkeit und Erbrechen über die
Bestrahlungsdosis aufgetragen.
Demographische Daten wie Alter, Geschlecht, Tumor-Entität, TNM-Stadium,
bestrahltes Volumen und Strahlendosis wurden für die Studienpopulation insgesamt
und für die Patienten mit Prostata-Karzinom im Besonderen betrachtet.
Die Patienten mit Prostata-Karzinom wurden in Abhängigkeit von der Größe des
Zielvolumens und des Volumens der Risikoorgane zwei Gruppen zugeordnet. Diese
Zuordnung erfolgte in Abhängigkeit davon, ob bei den einzelnen Patienten diese
Volumina größer oder kleiner als der Median waren. Analog dazu erfolgte die
Unterteilung der Patienten in Abhängigkeit von der minimalen, der mittleren und der
maximalen
Bestrahlungsdosis.
Die
Gruppen
wurden
bezüglich
der
Bestrahlungsparameter miteinander verglichen.
Das Auftreten der oben genannten Nebenwirkungen wurde für die Patienten mit
Prostata-Karzinom und die Patienten mit anderen Tumorentitäten getrennt betrachtet
und über die Zeit graphisch aufgetragen.
29
Für die einzelnen Untersuchungszeitpunkte wurde bezüglich der einzelnen
Untersuchungsparameter die Differenz zur Baseline-Untersuchung gebildet und für
den Zeitpunkt, an dem der Betrag dieser Differenz am größten war, ein Test auf
signifikante Unterschiede durchgeführt. Für quantitative Messergebnisse wurde ein
T-Test für abhängige Stichproben verwendet, für qualitativ messbare Ergebnisse
wurde ein Chi²-Test verwendet.
Zeigte sich ein signifikanter Unterschied (p < 0,05), so wurde die nächst kleinere
Differenz ermittelt und wieder getestet. Dies wurde so lange fortgesetzt, bis sich kein
signifikanter Unterschied mehr ergab. Zeigte sich von Anfang an keine Signifikanz,
so wurde nicht weiter getestet.
30
3. Ergebnisse
Die Arbeit ist als Grundlage für künftige Studien zu sehen. Es sollte herausgefunden
werden, auf welche Parameter bei einer Veränderung der Bestrahlungsmethode
(Einführung von IGRT, IMRT, Stereotaktischer Strahlentherapie) besonderes
Augenmerk gerichtet werden muss.
3.1 Demographische Daten
Die Demographischen Daten wie Alter, Geschlecht, Tumorentität und Staging
wurden für jeden Patienten, der in die Studie aufgenommen wurde, erfasst und
dokumentiert.
3.1.1 Studienpopulation
Die Erhebung der Daten erfolgte in der Zeit von Juni 2005 bis Juli 2006 in der Klinik
für Strahlenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg im Breisgau.
Von den 110 ursprünglich in die Studienpopulation aufgenommenen Patienten
konnten 103 für die Auswertung herangezogen werden. Die übrigen sieben Patienten
wurden aus verschiedenen Gründen aus der Studie ausgeschlossen; in einem Fall
kam es zu einer akuten Exazerbation einer Colitis ulcerosa nach dem ersten IridiumAfterloading, woraufhin auf eine weitere strahlentherapeutische Behandlung
verzichtet werden musste. In einem anderen Fall wurde die Bestrahlung wegen einer
akuten Entzündung der Knie-Endoprothese des Patienten ausgesetzt. In einem Fall
wurde die Behandlung wegen einer Verschlechterung des Allgemeinzustands bei
einer Dosis von 12,6 Gy abgebrochen, so dass dieser Patient nicht für die
Auswertung der Daten herangezogen werden konnte. In zwei Fällen sollte zunächst
eine palliative Chemotherapie gegeben werden, so dass der Beginn der Bestrahlung
zu spät für den Einschluss in die Studie lag. In einem weiteren Fall verzögerte sich
der Beginn der Bestrahlung ebenfalls, so dass der betreffende Patient aus der Studie
ausgeschlossen werden musste. Der letzte Patient konnte nicht in die Studie
eingeschlossen werden, da nach Anlage eines Anus praeter und einer Operation
keine Rücküberweisung zur Strahlentherapie erfolgte.
31
Von den verbliebenen 103 Patienten waren 82 (80%) männlich und 21 (20%)
weiblich. Das Alter der Patienten reichte von 38 bis 84 Jahren mit einem Median von
69 Jahren.
In der Gruppe der Patienten mit Prostata-Karzinom reichte das Alter von 53 bis 84
Jahren mit einem Median von 69 Jahren. Die Patienten in der Gruppe mit anderen
Tumorentitäten waren im Median 68 (38 – 84) Jahre alt.
Tabelle 3.1 gibt einen Überblick über das Alter der Patienten in der gesamten
Studienpopulation sowie unterteilt nach den Patienten mit Prostata-Karzinom und
den Patienten mit anderen Tumorentitäten.
Studienpopulation gesamt
Patienten mit Prostata-Karzinom
Patienten mit anderen
Tumorentitäten
Alter
38-84 Jahre
53-84 Jahre
38-84 Jahre
Median
69
69
68
Tab. 3.1: Altersverteilung der Patienten in der gesamten Studienpopulation sowie unterteilt nach Patienten mit ProstataKarzinom und Patienten mit anderen Tumorentitäten
3.1.2 Tumorentitäten
Prostata-CA: 67%
Rektum-CA: 17%
Cervix-CA: 7%
Vulva-CA: 2%
Vaginal-CA: 2%
Endometrium-CA: 2%
Anal-CA: 1%
Blasen-CA: 1%
Blasen-/Prostata-CA: 1%
Abb. 3.1: Prozentuale Verteilung der Tumorentitäten in der Studienpopulation
32
Die
Patienten,
die
in
die
Studie
eingeschlossen
wurden
erhielten
eine
Strahlentherapie aufgrund von Tumoren im Beckenbereich. Hierbei handelte es sich
in 69 Fällen (67%) um Prostata-Karzinome, in 18 Fällen (17%) um RektumKarzinome, in 7 Fällen (7%) um Cervix-Karzinome und in je zwei Fällen (2%) um
Vulva, Vaginal und Endometrium-Karzinome. In je einem Fall (1%) handelte es sich
um ein Anal-Karzinom, ein Blasen-Karzinom und ein kombiniertes Karzinom der
Blase und der Prostata.
3.1.3 TNM-Klassifikation
Die Tumore aller in die Studie eingeschlossenen Patienten wurden nach TNM (UICC
6.
Auflage,
2002)
zusammengefasst.
klassifiziert.
Die
Stadieneinteilung
ist
in
Tabelle
3.2
33
Tumor-Entität
T
N
M
Prostata-Karzinom n=67
Chemotherapie
OP
0
46
18
7
7
3
0
2
0
1
T1
T1c
T2
T2a
T2b
T2c
T3
T3a
T3b
T4
T4a
1
4
6
2
7
6
7
15
8
10
1
N0
N1
Nx
52
5
10
M0
Mx
51
16
T3
T3c
T3-4
T4
14
1
1
2
N0
N1
N2
Nx
5
7
2
4
M0
Mx
14
4
T1
T1b
T1b2
T2b
T3c
1
2
1
1
1
N0
N1
2
4
M0
6
T2
2
N0
N2
1
1
M0
Mx
1
1
T1
2
N0
Nx
1
1
M0
Mx
1
1
T1b
T2b
1
1
N1
2
M0
Mx
1
1
1
2
T4
1
N2
1
Mx
1
1
0
T4a
1
N2
1
M0
1
1
1
T3a
1
N0
1
Mx
1
1
1
Rektum-Karzinom n=18
Cervix-Karzinom n=6
Vulva-Karzinom n=2
Vaginal-Karzinom n=2
Endometrium-Karzinom n=2
Anal-Karzinom n=1
Blasen-Karzinom n=1
Blasen-/Prostata-Karzinom n=1
Tab. 3.2: TNM-Klassifikation und Anzahl der Patienten mit Chemotherapie in Abhängigkeit von der Tumorentität
3.2 Chemotherapie
Patienten, die eine Chemotherapie erhielten, fanden sich ausschließlich in der
Gruppe der Patienten ohne Prostata-Karzinom. In dieser Gruppe erhielten 29 von 34
34
Patienten eine Chemotherapie (85%). Die Gabe der Chemotherapie erfolgte parallel
zur Bestrahlung im Sinne einer kombinierten Radiochemotherapie, in einzelnen
Fällen auch vor Beginn der Strahlentherapie.
Der Ablauf der Chemotherapie ist dem Kapitel 2, Patienten, Material und Methoden
zu entnehmen.
3.3 Bestrahlungsvolumina und applizierte Dosis
Die Planung der Bestrahlung erfolgte für jeden Patienten individuell anhand einer
Planungs-CT. In dieser CT wurde in jeder Schicht das Tumorvolumen bzw. das zu
bestrahlende Zielvolumen sowie die Volumina der sogenannten „Risikoorgane“ Blase
und Rektum eingezeichnet.
3.3.1 Zielvolumen
Das Zielvolumen (planning target volume, PTV) wurde in jeder Schicht der PlanungsCT eingezeichnet. Als Zielvolumen wurde das Tumorvolumen (gross tumour volume,
GTV), oder bei postoperativen Bestrahlungen das ehemalige Tumorbett (clinical
target volume, CTV), mit einem Sicherheitssaum erfasst.
Die Zielvolumina erreichten insgesamt eine Größe von 115 ml bis 3347 ml, mit einem
Median von 272 ml. In der Gruppe der Patienten mit Prostata-Karzinom reichte die
Größe der Zielvolumina von 115 ml bis 900 ml, mit einem Median von 226 ml. In der
Gruppe der übrigen Patienten reichte die Größe des Zielvolumens von 350 ml bis
3347 ml, mit einem Median von 2217 ml.
Die Gesamtdosis im Zielvolumen betrug im Median 70 Gy (45,6 – 75,2).
Von den Patienten mit Prostata-Karzinom erhielten 45 eine Strahlentherapie der
Prostataloge bei PSA-Rezidiv nach Prostatektomie, 22 Patienten erhielten eine
primäre Strahlentherapie. 6 der primär bestrahlten Patienten erhielten nach einer
high-dose-rate Afterloading-Therapie (Ir-192), zwei Sitzungen à 9 Gy, eine perkutane
Strahlentherapie mit 50 Gy. Die mediane Gesamtdosis der Patienten mit einer rein
perkutanen Strahlentherapie betrug 73,1 Gy (61,9 – 75,2).
Von den Patienten mit anderen Tumorentitäten erhielten zwei Patienten mit CervixKarzinom eine zusätzliche high-dose-rate Afterloading-Therapie („Ring-Stift“, siehe
Standeards Klinik für Strahlenheilkunde, Universitätsklinik Freiburg i. Breisgau) zur
35
perkutanen Bestrahlung, die übrigen Patienten wurden mit einer rein perkutanen
Strahlentherapie behandelt. Die Gesamtdosis der Patienten mit einer rein perkutanen
Strahlentherapie betrug im Median 49,8 Gy (45,6 – 53,7).
Der Unterschied in der Gesamtdosis zwischen den Patienten mit Prostata-Karzinom
und den Patienten mit anderen Tumorentitäten war hoch signifikant (p= 1,65*10-30, TTest).
Zielvolumen (Median) [ml]
Gesamtdosis (Median) [Gy]
Patienten gesamt
272 (115 – 3347)
70 (45,6 – 75,2)
Prostata-Karzinom
226 (115 – 900)
73,1 (61,9 – 75,2)
andere Tumore
2217 (350 – 3347)
49,8 (45,6 – 53,7)
Tab. 3.3: Zielvolumen und mediane Gesamtdosis für die Patienten insgesamt und unterteilt nach Prostata-Karzinom und
anderen Tumorentitäten
3.3.2 Volumen der Risikoorgane
Die Risikoorgane Blase und Rektum wurden in jeder Schicht der CT konturiert und
die Volumina berechnet.
Das Blasenvolumen erreichte insgesamt eine Größe von 40 ml bis 1201 ml, mit
einem Median von 224,5 ml. In der Gruppe der Patienten mit Prostata-Karzinom
erreichte das Blasenvolumen eine Größe von 57 ml bis 1201 ml, mit einem Median
von 240 ml. In der Gruppe der übrigen Patienten erreichte das Blasenvolumen eine
Größe von 40 ml bis 428 ml, mit einem Median von 152 ml.
Das Rektumvolumen erreichte insgesamt eine Größe von 41 ml bis 569 ml, mit
einem Median von 85,5 ml. In der Gruppe der Patienten mit Prostata-Karzinom
reichte die Größe des Rektumvolumens von 41 ml bis 569 ml mit einem Median von
78,5 ml. In der Gruppe der übrigen Patienten erreichte das Rektumvolumen eine
Größe von 46 ml bis 259 ml mit einem Median von 101,5 ml.
3.3.2.1 Blasenvolumen
Die Patienten wurden nach der Größe des Blasenvolumens nach dem Median in
zwei gleich große Gruppen geteilt. Die Gruppe „kleines Volumen“ beinhaltete die
Patienten, deren Blasenvolumen kleiner als der Median der Blasenvolumina war, die
36
Gruppe „großes Volumen“ beinhaltete die Patienten, deren Blasenvolumen größer
als der Median war. Anschließend wurden für die beiden Patientengruppen jeweils
die minimale, die mittlere und die maximale Dosis für Blase und Rektum getrennt
betrachtet.
Bei der minimalen und der mittleren Dosis für das Rektum zeigte sich hierbei kaum
ein Unterschied. Die minimale Dosis für das Rektum war in der Gruppe der Patienten
mit großem Blasenvolumen etwas kleiner als in der Gruppe der Patienten mit
kleinem Blasenvolumen. Ein solches Ergebnis zeigte sich auch bei der mittleren
Dosis für das Rektum (s. auch Abb. 3.2).
Die maximale Dosis für das Rektum hingegen war in der Gruppe der Patienten mit
großem Blasenvolumen größer als in der Gruppe der Patienten mit kleinem
Blasenvolumen. Dieses Ergebnis war jedoch nicht signifikant.
In der Gruppe der Patienten mit kleinem Blasenvolumen war die minimale Dosis für
die Blase deutlich größer als in der Gruppe der Patienten mit großem
Blasenvolumen. Dieser Unterschied war signifikant mit p=0,0002 (T-Test).
Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich für die mittlere Blasendosis. Auch hier war die
Dosis in der Gruppe der Patienten mit kleinem Blasenvolumen deutlich größer als in
der Gruppe der Patienten mit großem Blasenvolumen. Dieser Unterschied war
ebenfalls signifikant mit p<0,00001.
Bei der maximalen Dosis für die Blase zeigte sich kaum ein Unterschied, hier war die
Dosis in der Gruppe der Patienten mit großem Blasenvolumen etwas größer als in
der Gruppe der Patienten mit kleinem Blasenvolumen.
Abbildung 3.2 zeigt die minimale, die mittlere und die maximale Dosis auf Blase und
Rektum in Abhängigkeit von der Größe des Blasenvolumens.
37
Volumen Blase
Dosis [Gy]
klein
klein
groß
groß
klein
80
80
80
60
60
60
40
40
40
20
20
20
0
0
groß
Blase max. Dosis
0
1
2
Minimale Dosis Rektum
80
80
60
60
40
40
40
20
20
Dosis [Gy]
80
60
p=0,0002
1
2
Maximale Dosis Rektum
Mittlere Dosis Rektum
20
p<0,00001
0
1
2
0
Minimale Dosis Blase
1
2
Mittlere Dosis Blase
0
1
2
Maximale Dosis Blase
Abb. 3.2: Minimale, mittlere und maximale Dosis auf Rektum und Blase in Abhängigkeit vom Blasenvolumen
Die mediane Dosis in der Blase erreichte bei den Patienten insgesamt 43,05 Gy (9,764,7).
Die mediane Dosis in der Blase erreichte bei den Patienten mit Prostata-Karzinom
38,75 Gy (9,7-64,7), bei den Patienten mit anderen Tumorentitäten 47,05 Gy (30,652,5). Der Unterschied in der medianen Dosis in der Blase zwischen den Patienten
mit Prostata-Karzinom und den Patienten mit anderen Tumorentitäten war signifikant
(p= 0,006).
Tabelle 3.4 gibt einen Überblick über das Blasenvolumen und die mediane Dosis in
der Blase für die Patienten insgesamt und unterteilt nach Prostata-Karzinom und
anderen Tumorentitäten.
Blasenvolumen (Median) [ml]
Blasendosis (Median) [Gy]
Patienten gesamt
224,5 (40 – 1201)
43,05 (9,7 – 64,7)
Prostata-Karzinom
240 (57 – 1201)
38,75 (9,7 – 64,7)
andere Tumore
152 (40 – 428)
47,05 (30,6 – 52,2)
Tab. 3.4: Blasenvolumen und mediane Dosis in der Blase für die Patienten insgesamt und unterteilt nach Prostata-Karzinom
und anderen Tumorentitäten
38
3.3.2.2 Rektumvolumen
Analog zum Blasenvolumen wurden die Patienten nach dem Rektumvolumen in zwei
gleich große Gruppen unterteilt, die durch den Median des Rektumvolumens
getrennt wurden.
Auch hier wurden die minimale, die mittlere und die maximale Dosis für Rektum und
Blase für die Gruppe mit einem Rektumvolumen größer als der Median und einem
Volumen kleiner als der Median getrennt betrachtet.
Volumen Rektum
Dosis [Gy]
80
klein
groß
klein
80
60
60
40
40
40
20
20
20
1
2
0
Minimale Dosis Rektum
1
0
2
Mittlere Dosis Rektum
80
80
60
60
60
40
40
40
20
20
20
1
2
Minimale Dosis Blase
0
1
2
Mittlere Dosis Blase
1
2
Maximale Dosis Rektum
80
0
groß
80
60
0
Dosis [Gy]
klein
groß
0
1
2
Maximale Dosis Blase
Abb.3.3: Minimale, mittlere und maximale Dosis auf Rektum und Blase in Abhängigkeit vom Rektumvolumen
In der Gruppe der Patienten mit großem Rektumvolumen war die minimale Dosis für
das Rektum etwas kleiner als in der Gruppe der Patienten mit kleinem
Rektumvolumen. Auch die mittlere Dosis war in der Gruppe der Patienten mit
großem Rektumvolumen kleiner als in der Gruppe mit kleinem Rektumvolumen.
Die maximale Dosis für das Rektum hingegen war in der Gruppe der Patienten mit
großem Rektumvolumen größer als bei den Patienten mit kleinem Rektumvolumen.
Die Dosis für die Blase zeigte ein etwas anderes Bild. Auch hier war die minimale
Dosis bei den Patienten mit großem Rektumvolumen kleiner als bei den Patienten
mit kleinem Rektumvolumen. Die mittlere Dosis für die Blase jedoch war bei den
39
Patienten mit kleinem Rektumvolumen kleiner als bei den Patienten mit großem
Rektumvolumen.
Die maximale Dosis für die Blase war bei den Patienten mit großem Rektumvolumen
größer als bei den Patienten mit kleinem Rektumvolumen.
Abbildung 3.3 zeigt die minimale, die mittlere und die maximale Dosis auf Blase und
Rektum in Abhängigkeit von der Größe des Rektumvolumens.
Die mediane Dosis im Rektum erreichte bei den Patienten insgesamt 51 Gy (15,768,9).
Die mediane Dosis im Rektum erreichte bei den Patienten mit Prostata-Karzinom
51,65 Gy (15,7-68,9), bei den Patienten mit anderen Tumorentitäten 50,3 Gy (16,655,4).
Der Unterschied in der Dosis im Rektum zwischen den Patienten mit ProstataKarzinom und den übrigen Patienten war nicht signifikant (p=0,326).
Tabelle 3.5 zeigt Rektumvolumen und mediane Dosis im Rektum für die Patienten
insgesamt und unterteilt nach Prostata-Karzinom und anderen Tumorentitäten.
Rektumvolumen (Median) [ml]
Rektumdosis (Median) [Gy]
Patienten gesamt
85,5 (41 – 569)
51 (15,7 – 68,9)
Prostata-Karzinom
78,5 (41 – 569)
51,65 (15,7 – 68,9)
andere Tumore
101,5 (46 – 259)
50,3 (16,6 – 55,4)
Tab. 3.5: Rektumvolumen und mediane Dosis im Rektum für die Patienten insgesamt unt unterteilt nach Prostata-Karzinom und
anderen Tumorentitäten
3.4 Nebenwirkungen
Zunächst wurden die Patienten, die an einem Prostata-Karzinom erkrankt waren, mit
den übrigen Patienten, die an anderen Tumoren erkrankt waren, verglichen.
Aufgrund der Tatsache, dass die Patienten ohne Prostata-Karzinom alle parallel zur
Bestrahlung eine Chemotherapie erhielten, lässt sich nicht genau beurteilen, welche
der Nebenwirkungen beziehungsweise in welcher Intensität die Nebenwirkungen
tatsächlich durch die Strahlentherapie und nicht durch die Chemotherapie verursacht
wurden. Daher wurden in der Folge in der Hauptsache die Patienten mit ProstataKarzinom betrachtet. Diese erhielten keine Chemotherapie und können aufgrund
40
ihrer Erkrankung und des Therapieschemas als homogene Gruppe betrachtet
werden.
3.4.1 Blutbildveränderungen
Von allen Patienten wurde wöchentlich ein Blutbild angefertigt. Die Ergebnisse für
Leukozyten, Thrombozyten und Hämoglobin wurden über der Strahlendosis
aufgetragen und für die Patienten mit Prostata-Karzinom und die Patienten mit
anderen Tumorerkrankungen getrennt betrachtet.
Um die Unterschiede im Verlauf besser beurteilen zu können, wurde für jeden
Messzeitpunkt die Differenz des gemessenen Blutwerts zum Ausgangswert
(Baseline) gebildet. Zu dem Zeitpunkt, an dem der Betrag der Differenz am größten
war, wurde der Unterschied auf Signifikanz geprüft.
3.4.1.1 Leukozyten
Bei den Patienten mit Prostata-Karzinom zeigte sich im zeitlichen Verlauf eine
Abnahme der Leukozyten-Zahl von im Durchschnitt 6 Tsd/µl zu Beginn der Therapie
auf 5 Tsd/µl am Ende. Auch bei den Patienten mit anderen Erkrankungen zeigte sich
eine solche Abnahme, diese war mit im Durchschnitt 7 Tsd/µl zu Beginn der Therapie
und 3 Tsd/µl am Ende deutlicher als bei den Patienten mit Prostata-Karzinom.
In der Gruppe der Patienten mit Prostata-Karzinom war der Betrag der Differenz zur
Baseline in Woche 6 der Bestrahlung am größten. Hier war der Unterschied
signifikant mit p=0,01.
In der Gruppe der übrigen Patienten war der Unterschied zur Baseline ebenfalls in
Woche 6 der Bestrahlung am größten, hier war der Unterschied hoch signifikant mit
p=0,00053.
3.4.1.2 Thrombozyten
Die Zahl der Thrombozyten zeigte bei den Patienten mit Prostata-Karzinom über die
Zeit kaum eine Veränderung mit einem Wert von im Durchschnitt 230 Tsd/µl. Es war
nur eine diskrete Abnahme über die Dosis erkennbar.
41
Bei den Patienten mit anderen Erkrankungen hingegen ließ sich mit steigender Dosis
und damit über die Zeit eine deutliche Abnahme der Thrombozyten-Zahl von im
Durchschnitt 290 Tsd/µl auf 190 Tsd/µl feststellen.
In der Gruppe der Patienten mit Prostata-Karzinom war der Unterschied zur Baseline
in der Anzahl der Thrombozyten in Woche 4 der Bestrahlung am größten. Dieser
Unterschied war nicht signifikant (p=0,11).
In der Gruppe der übrigen Patienten war der Unterschied zur Baseline in Woche 4
der Bestrahlung am größten, der Unterschied war signifikant mit p=0,00031.
3.4.1.3 Hämoglobin
Auch die Hämoglobin (Hb) - Werte wurden für die Patienten mit Prostata-Karzinom
und für die Patienten mit anderen Erkrankungen gesondert betrachtet.
Hierbei zeigte sich, dass der Hb-Wert für die Patienten mit Prostata-Karzinom mit
steigender Dosis mit im Durchschnitt 14 mg/dl nahezu unverändert blieb. Es war nur
ein diskreter Anstieg über die Zeit zu verzeichnen.
Bei den Patienten mit anderen Erkrankungen nahm der Hb-Wert im Gegensatz zu
den Patienten mit Prostata-Karzinom mit steigender Bestrahlungsdosis von im
Durchschnitt 13 mg/dl auf 12 mg/dl ab.
In der Gruppe der Patienten mit Prostata-Karzinom war die Differenz im Hb-Wert zur
Baseline in Woche 6 der Bestrahlung am größten. Die Differenz war nicht signifikant
(p=0,91).
In der Gruppe der übrigen Patienten war diese Differenz in Woche 2 der Bestrahlung
am größten. Dieser Unterschied war ebenfalls nicht signifikant (p=0,54).
Abbildung 3.4 zeigt den Verlauf der Blutwerte getrennt für die Patienten mit ProstataKarzinom und die Patienten mit anderen Tumorentitäten über die Dosis.
Abbildung 3.5 zeigt die Differenzen der Blutwerte zum Ausgangswert zum Zeitpunkt
der Baselineuntersuchung über die Dosis.
42
16
Leukozyten [10³/µl]
14
12
10
8
6
4
2
0
0
20
40
60
0
20
40
60
0
20
40
60
Thrombozyten [10³/µl]
600
500
400
300
200
100
0
18
Hämoglobin [g/dl]
16
14
12
10
8
6
Dosis [Gy]
andere Erkrankungen
Prostatakarzinome
Abb. 3.4: Verlauf der Leukozyten, Thrombozyten und des Hämoglobins über die Dosis
43
Diff. Leukozyten [10³/µl]
6
4
2
0
-2
-4
-6
-8
-10
10
20
30
40
50
60
70
80
10
20
30
40
50
60
70
80
Diff. Thrombozyten [19³/µl]
400
300
200
100
0
-100
-200
-300
-400
Diff. Hämoglobin [g/dl]
4
2
0
-2
-4
-6
-8
10
20
30
40
Dosis [Gy]
andere Erkrankungen
Prostatakarzinome
Abb. 3.5: Differenzen der Blutwerte zur Baseline über die Dosis
50
60
70
44
3.4.2 Urinstatus
Leukozyten und Proteine im Urin sind Hinweise für eine Cystitis. Der Nachweis von
Erythrozyten kann eine Irritation der Blasenwand, ebenfalls durch eine Entzündung,
aber auch durch äußere Einflüsse bedeuten. Um Anhaltspunkte für eine Cystitis zu
gewinnen, wurden bei allen Patienten bei den Untersuchungen im Rahmen der
Studie Urinproben genommen und auf Veränderungen in den oben genannten
Parametern untersucht. War die Zahl der Leukozyten in einer Urinprobe stark positiv
(≥ 3fach positiv nach Auswertungsskala des Herstellers), so wurde eine Urinkultur
angelegt, um den Erreger der Cystitis nachzuweisen.
Veränderungen des Urinstatus, der Leukozyten, der Erythrozyten und der Proteine
im Urin wurden bei allen Patienten dokumentiert. Diese Veränderungen wurden über
die Zeit aufgetragen und für die Patienten mit Prostata-Karzinomen und für die
Patienten mit anderen Tumorerkrankungen getrennt betrachtet und verglichen.
Abbildung 3.6 zeigt den Anteil der Patienten mit Prostata-Karzinom mit positivem
% der Patienten mit positivem Urin-Befund
Urinbefund für Leukozyten, Erythrozyten und Protein.
50
Urin-Parameter: Verlauf
(Patienten mit Prostatakarzinom)
Leukozyten
Erythrozyten
Protein
40
30
20
10
0
Baseline Woche 2 Woche 4 Woche 6 Nachsorge
Abb. 3.6: Prostata-Karzinom Patienten mit positivem Urinbefund in Prozent
45
3.4.2.1 Urin-Leukozyten
In beiden Patientengruppen war der Anteil der Patienten mit positivem LeukozytenBefund im Urin in Woche 2 der Bestrahlung am höchsten. Allerdings lag der Anteil
bei den Patienten mit Prostata-Karzinom mit 20% deutlich unter dem bei den
Patienten mit anderen Erkrankungen (65%).
Nach der Woche 2 war der Anteil der Patienten mit positivem Leukozyten-Befund in
beiden Patientengruppen bis zur ersten Nachsorgeuntersuchung kontinuierlich
rückläufig.
3.4.2.2 Urin-Erythrozyten
Die Erythrozyten im Urin zeigten einen anderen Verlauf als die Leukozyten. Bei den
Patienten mit Prostata-Karzinom war der Höchstwert mit 30% zwar wie bei den
Leukozyten in der zweiten Woche der Bestrahlung erreicht, jedoch zeigte die Kurve
insgesamt einen flacheren Verlauf. Bis zur ersten Nachsorgeuntersuchung nahm der
Prozentsatz der Patienten mit Prostata-Karzinom, bei denen sich Erythrozyten im
Urin nachweisen ließen, kontinuierlich ab.
Bei den Patienten mit anderen Erkrankungen stieg der Anteil der Patienten, in deren
Urin Erythrozyten nachweisbar waren bis zu Woche 6 der Bestrahlung auf einen
maximalen Wert von 75%, und fiel dann bis zur ersten Nachsorgeuntersuchung
wieder ab.
3.4.2.3 Urin-Protein
Die Anzahl der Patienten mit Prostata-Karzinom, in deren Urin sich Proteine
nachweisen ließen, nahm von der Baseline-Untersuchung bis zur ersten NachsorgeUntersuchung kontinuierlich von 35% auf 15% ab.
Bei den Patienten mit anderen Erkrankungen war der Verlauf uneinheitlich, es ließ
sich keine Tendenz feststellen. Der Anteil der Patienten, in deren Urin Proteine
nachweisbar waren, war aber auch in dieser Gruppe bei der ersten NachsorgeUntersuchung mit 30% am geringsten.
Abbildung 3.7 zeigt den Verlauf der Leukozyten-, Erythrozyten- und des Proteinwerts
im Urin der Patienten im Vergleich zwischen den Patienten mit Prostata-Karzinom
und den übrigen Patienten.
46
100
U rin: L eukozyten
80
60
40
20
% der Patienten mit positivem Befund
0
100
U rin: Erythrozyten
80
60
40
20
0
100
U rin: Protein
80
60
40
20
ge
6
4
hs
ac
N
W
oc
or
he
he
oc
W
he
oc
W
B
as
el
in
2
e
0
PC
A ndere
Abb.3.7: Verlauf von Leukozyten-, Erythrozyten- und Proteinwert im Urin der Patienten, getrennt nach Patienten mit ProstataKarzinom und anderen
47
3.4.2.4 Erregernachweis bei vorliegender Cystitis
Bei den Patienten, in deren Urin die Leukozyten im Urinstatus mehr als dreifach
positiv angezeigt wurden, wurde zusätzlich zur üblichen Diagnostik eine Urinkultur
angefertigt, um den Erreger der vorliegenden Cystitis nachzuweisen. Dieses
Vorgehen kam in zehn Fällen zur Anwendung.
Hierbei konnten die Erreger einzeln, aber auch in Kombination im Urin der Patienten
nachgewiesen werden. So wurde eine Infektion mit gramnegativen Stäbchen
gefunden, die nicht näher spezifiziert werden konnten. Die Keimzahl erwies sich in
diesem Fall jedoch nicht als pathologisch. In einem Fall wurde eine Infektion mit
Escherichia coli gefunden, in zwei weiteren Fällen in Kombination mit Pseudomonas
aeruginosa und einmal in Kombination mit koagulasenegativen Stäbchenbakterien,
die nicht näher spezifiziert wurden. Eine Infektion mit Enterobacter cloacae fand sich
in zwei Fällen, eine Infektion mit Enterococcus faecalis fand sich ebenfalls in zwei
Fällen, in einem davon in Kombination mit Staphylococcus aureus.
Tabelle 3.6 gibt einen Überblick über die gefundenen Erreger und die Anzahl der
durch sie verursachten Harnwegsinfektionen.
Erreger
Anzahl Harnwegsinfektionen
Escherichia coli
1
Escherichia coli + Pseudomonas aeruginosa
2
Escherichia coli + koagulaseneg. Stäbchen
1
Enterococcus faecalis
1
Enterococcus faecalis + Staphylococcus aureus
1
Enterobacter cloacae
2
Gramneg. Stäbchen, Keimzahl nicht pathologisch
1
Ohne Keimnachweis
1
gesamt
10
Tab. 3.6: Erreger und Anzahl der durch sie verursachten Harnwegsinfektionen
3.4.3 Übelkeit und Diarrhoe
Das Auftreten von Übelkeit und Diarrhoe wurde für jeden Patienten bei der 14tägigen
Befragung mit erfasst. Der Anteil der Patienten, die Übelkeit und/oder Diarrhoe
angegeben hatten, wurde für jeden Zeitpunkt der Untersuchung graphisch
aufgetragen (s. auch Abb. 3.8).
48
In der Gruppe der Patienten mit Prostata-Karzinom trat Übelkeit nur selten auf. Am
häufigsten wurde das Auftreten von Übelkeit in Woche 6 der Bestrahlung angegeben
(5% der Patienten). In der Gruppe der Patienten mit anderen Tumoren war das
Auftreten von Übelkeit häufiger, mit einem Maximum in Woche 4 der Bestrahlung
(20% der Patienten). Bis zur ersten Nachsorgeuntersuchung nahm das Auftreten von
Übelkeit in dieser Patientengruppe wieder ab.
Der Anteil der Patienten, die über Diarrhoe klagten, war in beiden Patientengruppen
höher als derjenige der Patienten mit Übelkeit. In der Gruppe der Patienten mit
Prostata-Karzinom erreichte er in Woche 6 der Bestrahlung mit 30% der Patienten
ein Maximum und nahm bis zur ersten Nachsorgeuntersuchung wieder ab. In der
Gruppe der Patienten mit anderen Tumorerkrankungen lag der Anteil der Patienten,
die Diarrhoe angaben, insgesamt höher als in der Gruppe der Patienten mit ProstataKarzinom. Er erreichte in Woche 4 der Bestrahlung mit 50% den Maximalwert und
nahm bis zur ersten Nachsorgeuntersuchung wieder ab.
Abbildung 3.8 gibt einen Überblick über den zeitlichen Verlauf von Übelkeit und
Diarrhoe, aufgeteilt nach Patienten mit Prostata-Karzinom und den übrigen
Patienten.
49
Übelkeit und Diarrhoe, zeitlicher Verlauf
Übelkeit Prostata-Ca
Übelkeit andere
Diarrhoe Prostata-Ca
Diarrhoe andere
100
% Patienten
80
60
40
20
0
Baseline Woche 2 Woche 4
Woche 6 Nachsorge
Abb. 3.8: Zeitlicher Verlauf von Übelkeit und Diarrhoe, aufgetrennt nach Patienten mit Prostata-Karzinom und anderen
3.4.4 Nykturie und Schmerzen
Die Anzahl der Patienten mit Prostata-Karzinom, die angaben, Schmerzen zu haben,
stieg bis Woche 6 der Bestrahlung stetig an und erreichte dort mit 30% den
Höchstwert. In der ersten Nachsorgeuntersuchung gab aus dieser Gruppe kein
Patient an, Schmerzen zu haben.
In der Gruppe der Patienten mit anderen Tumorerkrankungen stieg der Prozentsatz
der Patienten, die über Schmerzen klagten, bis Woche 4 der Bestrahlung auf 40 %
an und nahm dann bis zur ersten Nachsorge-Untersuchung wieder ab.
Die Anzahl der Patienten mit Prostata-Karzinom, die über Nykturie klagten, war über
die Zeitdauer der Bestrahlung und auch im Follow-Up mit etwa 80% der Patienten
gleich bleibend hoch. Ähnlich verhielt es sich mit der Nykturie bei den Patienten mit
50
anderen Tumorentitäten. Hier zeigte sich schon zu Beginn der Bestrahlung ein hoher
Anteil an Patienten, die eine Nykturie angaben, dieser fiel im Verlauf leicht ab, um
dann bis zum Follow-Up wieder auf das Ausgangsniveau von 65% anzusteigen.
Abbildung 3.9 gibt den Zeitlichen Verlauf von Nykturie und Schmerzen im Vergleich
zwischen den Patienten mit Prostata-Karzinom und den übrigen Patienten wieder.
Nykturie und Schmerzen, zeitlicher Verlauf
Nykturie Prostata-Ca
Nykturie andere
Schmerzen Prostata-Ca
Schmerzen andere
100
% Patienten
80
60
40
20
0
Baseline Woche 2 Woche 4
Woche 6 Nachsorge
Abb. 3.9: Zeitlicher Verlauf von Nykturie und Schmerzen, aufgetrennt nach Patienten mit Prostata-Karzinom und übrigen
Abbildung 3.10 zeigt den zeitlichen Verlauf in der Anzahl der Patienten, die
Schmerzen angaben sowie die Intensität, die die Patienten den Schmerzen im Mittel
auf einer Visuellen Analogskala (VAS) zuschrieben. Hierbei zeigen sich in der
Gruppe der Patienten mit anderen Tumorerkrankungen mit Werten auf der VAS bis
zu 8 deutlich höhere Werte für die Schmerzintensität als bei den Patienten mit
Prostatakarzinom (Werte bis zu 5).
51
Schmerzen
35
Anzahl Patienten
30
25
20
PC
15
andere
10
5
0
Bsl
Wo2
Wo4
Wo6
FU
VAS
Schmerzen Mittelwerte VAS
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
PC
andere
Bsl
Wo2
Wo4
Wo6
FU
Abb. 3.10: Zeitlicher Verlauf der Schmerzen und mittlere Intensität der Schmerzen auf einer VAS
3.5 Betrachtung der Ergebnisse für die Patienten mit Prostata-Karzinom
Die Nebenwirkungen in der Gruppe der Patienten mit Prostata-Karzinom wurden in
Abhängigkeit von verschiedenen Parametern untersucht. Hierzu zählten die Größe
des Zielvolumens sowie des Volumens der Risikoorgane, die maximale, mediane
52
und minimale Dosis auf das Zielvolumen sowie die maximale, mediane und minimale
Dosis auf die Risikoorgane Blase und Rektum.
Hierdurch ergaben sich insgesamt 12 Parameter, nach denen das Auftreten der
Nebenwirkungen Übelkeit und Erbrechen, Diarrhoe und Schmerzen sowie die UrinParameter untersucht wurden.
Von den Volumina sowie von den einzelnen Dosen, mit denen die Volumina bestrahlt
wurden, wurde jeweils der Median ermittelt. Dann wurden die Gruppen mit dem
kleineren und dem größeren Volumen, beziehungsweise der kleineren und der
größeren Dosis, miteinander verglichen und mittels eines Chi²-Tests auf signifikante
Unterschiede geprüft. Als Ausgangswert für die Berechnung wurde jeweils der
Zeitpunkt gewählt, an dem die Differenz im Prozentsatz der Patienten, die positiv für
die Nebenwirkung waren, oberhalb und unterhalb des Medians am größten war. Als
signifikant wurden alle Unterschiede gewertet, für die p<0,05 war.
Es ergaben sich folgende signifikante Unterschiede in der Ausprägung der
Nebenwirkungen
-
Für die Diarrhoe in Abhängigkeit von der minimalen Dosis in der Blase
(p=0,017) – bei kleinerer Dosis trat mehr Diarrhoe auf.
-
Für die Schmerzen in Abhängigkeit vom Zielvolumen (p=0,014) – bei
größerem Zielvolumen traten mehr Schmerzen auf.
-
Für die Schmerzen in Abhängigkeit von der medianen Rektumdosis
(p=0,0055) – bei größerer Dosis traten mehr Schmerzen auf.
-
Für die Leukozyten im Urin in Abhänigkeit von der minimalen Dosis im
Zielvolumen (p=0,016) – bei größerer Dosis traten mehr Urin-Leukozyten auf.
-
Für die Leukozyten im Urin in Abhängigkeit von der medianen Dosis auf die
Blase (p=0,027) – bei kleinerer Dosis traten mehr Urin-Leukozyten auf.
-
Für die Erythrozyten im Urin in Abhängigkeit von der medianen Dosis auf die
Blase (p=0,01) – bei kleinerer medianer Dosis traten mehr Urin-Erythrozyten
auf.
-
Für Proteine im Urin in Abhängigkeit vom Zielvolumen (p=0,021) – bei
größerem Zielvolumen wurde mehr Protein im Urin gefunden.
53
Tabelle 3.7 gibt die Nebenwirkungen bei den Patienten mit Prostata-Karzinom in
Abhängigkeit von den oben genannten Parametern mit dem Zeitpunkt ihres
Auftretens wieder.
54
Zielvolumen
klein
groß
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 6)
klein
groß
pos: 0, neg: 33
pos: 2, neg: 31
pos: 10, neg: 21
pos: 7, neg: 26
pos: 9, neg: 13
pos: 4, neg: 20
pos: 1, neg: 33
pos: 7, neg: 24
pos: 12, neg: 19
pos: 8, neg: 19
pos: 13, neg: 18
pos: 6, neg: 21
klein
groß
pos: 0, neg: 33
pos: 2, neg: 31
pos: 5, neg: 28
pos: 10, neg: 24
pos: 7, neg: 13
pos: 6, neg: 20
pos: 2, neg: 31
pos: 6, neg: 26
pos: 12, neg: 21
pos: 8, neg: 24
pos: 6, neg: 27
pos: 12, neg: 20
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 2)
pos: 0, neg: 33
pos: 3, neg: 26
Diarrhoe
(Woche 6)
Diarrhoe
(Woche 6)
pos: 7, neg: 26
pos: 10, neg: 21
Schmerzen
(Woche 2)
Schmerzen
(Woche 6)
pos: 1, neg: 23
pos: 10, neg: 23
Urin-Leukozyten
(Woche 4)
Urin-Leukozyten
(Woche 4)
pos: 2, neg 31
pos: 6, neg: 26
Urin-Erythrozyten
(Woche 4)
Urin-Erythrozyten
(Woche 2)
pos: 6, neg: 27
pos: 14, neg: 18
Urin-Protein
(Woche 4)
Max Dosis
Min Dosis
Urin-Protein
(Woche 2)
pos: 5, neg: 28
klein
pos: 13, neg: 19
groß
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 6)
Mean Dosis
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 2)
pos: 1, neg: 31
pos: 2, neg: 28
Diarrhoe
(Woche 2)
Diarrhoe
(Woche 4)
pos: 2, neg: 32
pos: 6, neg: 28
Schmerzen
(Woche 6)
Schmerzen
(Woche 6)
pos: 8, neg: 15
pos 5, neg 18
Urin-Leukozyten
(Woche 4)
Urin-Leukozyten
(Woche 4)
pos: 5, neg: 28
pos: 3, neg: 29
Urin-Erythrozyten
(Woche 6)
Urin-Erythrozyten
(Woche 4)
pos: 7, neg: 22
pos: 9, neg: 22
Urin-Protein
(Woche 4)
Urin-Protein
(Woche 4)
pos: 8, neg: 25
pos: 10, neg: 22
Tab. 3.7.1: Nebenwirkungenbei den Patienten mit Prostata-Karzinom in Abhängigkeit von der Größe des Zielvolumens und der
Dosis im Zielvolumen
55
Blasenvolumen
klein
groß
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 2)
pos: 0, neg: 32
pos: 2, neg: 32
Diarrhoe
(Woche 6)
klein
groß
pos: 3, neg: 29
pos: 0, neg: 30
pos: 13, neg: 20
pos: 4, neg: 27
pos: 4, neg: 23
pos: 7, neg: 18
pos: 7, neg: 22
pos: 4, neg: 25
pos: 6, neg: 22
pos: 10, neg: 22
pos: 12, neg: 17
klein
pos: 7, neg: 22
groß
pos: 2, neg: 28
pos: 1, neg: 31
pos: 6, neg: 28
pos: 2, neg: 32
pos: 3, neg: 23
pos: 8, neg: 18
pos: 9, neg: 21
pos: 2, neg: 26
pos: 15, neg: 15
pos: 5, neg: 23
Diarrhoe
(Woche 6)
pos: 6, neg: 26
pos: 11, neg: 21
Schmerzen
(Woche 4)
Schmerzen
(Woche 4)
pos: 7, neg: 18
pos: 4, neg: 23
Urin-Leukozyten
(Woche 2)
Urin-Leukozyten
(Woche 2)
pos: 4, neg: 26
pos: 7, neg: 21
Urin-Erythrozyten
(Woche 6)
Urin-Erythrozyten
(Woche 2)
pos: 8, neg: 22
pos: 12, neg: 16
Urin-Protein
(Woche 4)
Blase Max Dosis
Blase Min Dosis
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 6)
Urin-Protein
(Woche 2)
pos: 11, neg: 21
klein
pos: 7, neg: 26
groß
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 2)
Blase Mean Dosis
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 6)
pos: 0, neg: 33
pos: 2, neg: 31
Diarrhoe
(Woche 4)
Diarrhoe
(Woche 4)
pos: 6, neg: 28
pos: 9, neg: 24
Schmerzen
(Woche 6)
Schmerzen
(Woche 4)
pos: 9, neg: 15
pos: 4, neg: 18
Urin-Leukozyten
(Woche 2)
Urin-Leukozyten
(Woche 2)
pos: 7, neg: 26
pos: 4, neg: 21
Urin-Erythrozyten
(Woche 2)
Urin-Erythrozyten
(Woche 2)
pos: 13, neg: 18
Urin-Protein
(Woche 6)
pos: 7, neg: 20
Urin-Protein
(Woche 2)
pos: 6, neg: 24
pos: 8, neg: 22
pos: 11, neg: 19
pos: 8, neg: 20
Tab. 3.7.2: Nebenwirkungenbei den Patienten mit Prostata-Karzinom in Abhängigkeit von der Größe des Blasenvolumens und
der Dosis im Blasenvolumen
56
Rektumvolumen
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 6)
klein
groß
pos: 1, neg: 32
pos: 2, neg: 27
Diarrhoe
(Woche 6)
klein
groß
pos: 2, neg: 30
pos: 0, neg: 34
pos: 6, neg: 27
pos: 9, neg: 25
pos: 3, neg: 22
pos: 8, neg: 19
pos: 2, neg: 31
pos: 6, neg: 26
pos: 6, neg: 24
pos: 10, neg: 20
pos: 12, neg: 18
klein
pos: 11, neg: 21
groß
pos: 0, neg: 32
pos: 2, neg: 32
pos: 6, neg: 27
pos: 9, neg: 25
pos: 1, neg: 23
pos: 10, neg: 18
pos: 3, neg: 30
pos: 5, neg: 27
pos: 5, neg: 24
pos: 11, neg: 20
pos: 7, neg: 26
pos: 11, neg: 21
Diarrhoe
(Woche 4)
pos: 10, neg: 23
pos: 7, neg: 24
Schmerzen
(Woche 2)
Schmerzen
(Woche 4)
pos: 5, neg: 25
pos: 6, neg: 21
Urin-Leukozyten
(Woche 4)
Urin-Leukozyten
(Woche 4)
pos: 6, neg: 27
pos: 2, neg: 30
Urin-Erythrozyten
(Woche 4)
Urin-Erythrozyten
(Woche 6)
pos: 9, neg: 24
pos: 11, neg: 21
Urin-Protein
(Woche 4)
Rektum Max Dosis
Rektum Min Dosis
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 2)
Urin-Protein
(Woche 2)
pos: 11, neg: 22
klein
pos: 7, neg: 25
groß
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 2)
Rektum Mean Dosis
Übelkeit/Erbrechen
(Woche 2)
pos: 0, neg: 33
pos: 2, neg: 31
Diarrhoe
(Woche 4)
Diarrhoe
(Woche 6)
pos: 10, neg: 22
pos: 7, neg: 25
Schmerzen
(Woche 6)
Schmerzen
(Woche 4)
pos: 9, neg: 16
pos: 4, neg: 17
Urin-Leukozyten
(Woche 2)
Urin-Leukozyten
(Woche 4)
pos: 5, neg: 26
pos: 6, neg: 21
Urin-Erythrozyten
(Woche 4)
Urin-Erythrozyten
(Woche 6)
pos: 12, neg: 21
pos: 8, neg: 24
Urin-Protein
(Woche 6)
Urin-Protein
(Woche 4)
pos: 8, neg: 22
pos: 6, neg: 24
Tab. 3.7.3: Nebenwirkungenbei den Patienten mit Prostata-Karzinom in Abhängigkeit von der Größe des Rektumvolumens und
der Dosis im Rektumvolumen
57
3.6 Bewertung der Strahlentherapie durch die Patienten bei der ersten
Nachsorge-Untersuchung
Allen Patienten wurde bei der ersten Nachsorge-Untersuchung die Möglichkeit
gegeben, mit einer Schulnote zwischen 1 = sehr gut und 6 = ungenügend die
Behandlung zu bewerten und somit ihre Zufriedenheit oder Unzufriedenheit mit dem
Therapieverlauf zum Ausdruck zu bringen. Auch diese Bewertungen wurden nach
oben ausgeführtem System ausgewertet. Hierbei ergaben sich keine signifikanten
Unterschiede zwischen den einzelnen Patientengruppen. Im Durchschnitt bewerteten
die Patienten mit Prostata-Karzinomen die Therapie mit der Note 1,79, während die
Patienten mit anderen Tumorentitäten die Therapie mit einer durchschnittlichen Note
von 2,46 bewerteten.
Tabelle 3.8 gibt die Bewertung der Therapie durch die Patienten in Schulnoten in
Abhängigkeit von verschiedenen Parametern wieder.
58
Parameter
Nach Zielvolumen
Note
1
2
3
>3
Nach Max Dosis
1
2
3
>3
Nach Min Dosis
1
2
3
>3
Nach Mean Dosis
1
2
3
>3
Nach Blasenvolumen
1
2
3
>3
Nach Max Dosis Blase
1
2
3
>3
Nach Min Dosis Blase
1
2
3
>3
Nach Mean Dosis Blase
1
2
3
>3
Nach Rektumvolumen
1
2
3
>3
Nach Max Dosis Rektum
1
2
3
>3
Nach Min Dosis Rektum
1
2
3
>3
< Median
klein (MW=1,67)
10
18
1
0
klein (MW=1,83)
9
14
2
1
klein (MW=1,66)
10
16
1
0
klein (MW=1,75)
10
16
1
1
klein (MW=1,86)
8
18
2
1
klein (MW=1,87)
8
15
2
1
klein (MW=1,83)
8
20
3
0
klein (MW=1,73)
11
16
3
0
klein (MW=1,89)
8
16
2
1
klein (MW=1,80)
10
14
2
1
klein (MW=1,69)
11
17
2
0
> Median
groß (MW=1,91)
9
15
4
1
groß (MW=1,76)
10
19
3
0
groß (MW=1,90)
9
17
4
1
groß (MW=1,82)
9
17
4
0
groß (MW=1,72)
11
15
3
0
groß (MW=1,73)
11
18
3
0
groß (MW=1,74)
11
13
2
1
groß (MW=1,85)
8
17
2
1
groß (MW=1,70)
11
17
3
0
groß (MW=1,78)
9
19
3
0
groß (MW=1,89)
8
16
3
1
p=0, 37
p= 0,71
p= 0,45
p= 0,42
p= 0,58
p= 0,72
p= 0,41
p= 0,65
p= 0,70
p= 0,63
p= 0,65
59
Nach Mean Dosis Rektum
1
2
3
>3
Nach OP ja/nein
1
2
3
>3
klein (MW=1,63)
12
17
1
0
OPja (MW=1,77)
13
22
2
1
groß (MW=1,96)
7
16
4
1
OPnein (MW=1,83)
6
11
3
0
p= 0,25
p= 0,56
Tab. 3.8: Bewertung der Therapie durch die Patienten in Schulnoten in Abhängigkeit verschiedener Parameter
3.7 Langzeitverlauf und Spätfolgen
Für die Patienten, die eine Strahlentherapie bei Prostata-Karzinom erhalten hatten,
wurden die Spätfolgen der Therapie aus den Nachsorge-Unterlagen bis November
2008, also über mehr als drei Jahre verfolgt (mindestens 4 Monate, maximal 3 Jahre
und 2 Monate).
Zu diesem Zeitpunkt waren Nachsorgeunterlagen von 47 der 69 Patienten verfügbar.
Dies entspricht 68% der Patienten.
In der Nachsorge klagten 11/47 (23%) der Patienten über Schmerzen und/oder
Blutauflagerungen beim Stuhlgang, 13/47 (28%) der Patienten berichteten über eine
Harninkontinenz und 14/47 (30%) über eine mehr als zweimalige Nykturie. Hierbei
zeigte sich, dass 8/11 (72%), 11/13 (85%) und 9/14 (64%) dieser Patienten zur
Gruppe der vor Bestrahlung operierten Patienten gehörten.
Tabelle 3.9 Gibt die Parameter der Bestrahlung der Patienten mit Spätfolgen wieder.
Bei 6 Patienten entwickelte sich in den mehr als drei Jahren Nachsorge bis
November 2008 ein Progress in Form eines Lokalrezidivs (n= 2 Patienten) oder eine
ossäre Metastasierung (n=4 Patienten) der Erkrankung.
Tabelle 3.10 Gibt die Therapie-Parameter der Patienten mit progredienter
Erkrankung und/oder Metastasen wieder.
60
Pat Prostata
(n=69)
78
Stuhlprobleme
(n=11)
76
Harn-Inkontinenz
(n=13)
76
Nykturie >2
(n=14)
80,5
235
191
224
254
Median Zielvol [ml]
222
251
241
231,5
Median Min Dosis im
Zielvol [Gy]
Median Max Dosis im
Zielvol [Gy]
Median Mean Dosis im
Zielvol [Gy]
Median Min Dosis in
der Blase [Gy]
Median Max Dosis in
der Blase [Gy]
Median Mean Dosis in
der Blase [Gy]
Median Min Dosis im
Rektum [Gy]
Median Max Dosis im
Rektum [Gy]
Median Mean Dosis im
Rektum [Gy]
Z.n. OP (n )
64,0
64,4
61,2
62,3
76,2
76,4
75,3
75,6
72,4
73,1
71,6
72,8
4,9
4,7
4,6
5,7
74,7
75,1
74,9
74,4
38,8
44,4
44,4
43,1
11,9
7,5
12,0
13,9
75,6
74,9
75,3
75,1
51,6
49,7
51,6
53,6
46
8
11
9
Median Vol Rektum
[ml]
Median Vol Blase [ml]
Tab. 3.9: Medianes Volumen des Zielvolumens und der Risikoorgane Blase und Rektum sowie die Mediane Dosis in diesen
Volumina bei den Patienten mit Spätfolgen der Bestrahlung
Median Vol Rektum [ml]
Median Vol Blase [ml]
Median Zielvol [ml]
Median Min Dosis [Gy]
Median Max Dosis [Gy]
Median Mean Dosis [Gy]
Z.n. OP (n )
Progress/Metastasen (n=6)
101
314
279
47,25
75,4
66,05
4
Tab. 3.10: Bestrahlungsparameter der Prostatakarzinom-Patienten mit progredienter Erkrankung/ Metastasen.
61
4. Diskussion
4.1 Bestrahlungsvolumina und applizierte Dosis
Die Patienten in der vorliegenden Studie wurden mit einer konventionellen
Strahlentherapie des Beckens behandelt. Von den Patienten mit Prostata-Karzinom
erhielten 6 eine high-dose-rate Brachytherapie (Ir-192) mit je 2 x 9 Gy im Vorfeld der
perkutanen Strahlentherapie, von den Patienten mit anderen Tumorentitäten wurden
zwei Patientinnen mit Cervix-Carzinom mit einer Afterloading-Therapie („Ring-Stift“,
Ir-192, s. Therapiestandard Klinik für Strahlenheilkunde, Universitätsklinik Freiburg)
vor der perkutanen Bestrahlung behandelt.
Das Zielvolumen (PTV, planning target volume) erreichte bei den Patienten mit
Prostata-Karzinmom im Median eine Größe von 226 ml, bei den Patienten mit
anderen Tumorentitäten 2217 ml.
Für das Blasenvolumen ergab sich bei den Patienten mit Prostata-Karzinom eine
mediane Größe von 240 ml, bei den übrigen Patienten betrug die mediane Größe
des Blasenvolumens 152 ml.
Das Rektumvolumen betrug bei den Patienten mit Prostata-Karzinom im Median 78,5
ml, bei den Patienten mit anderen Tumorentitäten 101,5 ml.
Die mediane Dosis im Zielvolumen erreichte bei den Patienten mit ProstataKarzinom 72,5 Gy, bei den Patienten mit anderen Tumorentitäten 49,8 Gy.
Die mediane Dosis im Blasenvolumen erreichte bei den Patienten mit ProstataKarzinom 38,75 Gy, bei den übrigen Patienten 47,05 Gy.
Die Dosis im Rektum erreichte bei den Patienten mit Prostata-Karzinom im Median
51,65 Gy, bei den Patienten mit anderen Tumorentitäten 50,3 Gy.
Keiner der Patienten mit Prostata-Karzinom erhielt während der Bestrahlung eine
Chemotherapie. In der Gruppe der Patienten mit anderen Tumorentitäten erhielten
85% der Patienten eine kombinierte Radiochemotherapie.
Hanks et al. untersuchten Faktoren, die die Entwicklung von RTOG-EORTC Grad 2
Nebenwirkungen bei Patienten, die aufgrund eines Prostata-Karzinoms bestrahlt
wurden, beeinflussen.
Zielvolumens
und
die
In der multivariaten Analyse waren die Größe des
Behandlungstechnik
(konformale
vs.
konventionelle
62
Strahlentherapie) signifikant mit der Inzidenz der Grad 2 Nebenwirkungen assoziiert
[Hanks et al. 1995].
Koper et al. verglichen die konventionelle Simulator-geplante und die konformale 3-D
geplante Bestrahlungstechnik bei Patienten mit Prostata-Karzinom im Hinblick auf
Nebenwirkungen. In der Gruppe der Patienten, die mit konformaler Technik bestrahlt
wurden, wurde eine Reduktion der gastrointestinalen Toxizität festgestellt (32% in
der konventionellen und 19% in der konformalen Therapiegruppe). Für die
Nebenwirkungen am Urogenitaltrakt wurde kein statistisch signifikanter Unterschied
gefunden, obwohl die Dosis-Volumen-Histogramme für die Blase sich bei den beiden
Therapietechniken deutlich unterschieden [Koper et al. 1999].
Jani et al. verglichen die akuten Nebenwirkungen von intensitätsmodulierter und
konventioneller Strahlentherapie im Beckenbereich bei Patienten mit ProstataKarzinom. Sie fanden für die Nebenwirkungen am Gastrointestinaltrakt ähnliche
Ergebnisse in beiden Therapiegruppen, die Toxizität im Urogenitaltrakt war jedoch
deutlich niedriger bei den Patienten, die mit intensitätsmodulierter Strahlentherapie
behandelt wurden [Jani et al. 2006].
Kitamura et al. untersuchten den Zusammenhang zwischen technischen Parametern
der Strahlentherapie und dem Auftreten von Komplikationen in der Therapie von
Patienten mit Prostata-Karzinomen. Die Risikofaktoren für ein höheres Grading von
Nebenwirkungen in ihrer Analyse waren eine biologische Aquivalenzdosis größer als
65 Gy, eine Einzeldosis größer als 3 Gy, eine Feldgröße über 42 cm² und eine
Behandlung über weniger Bestrahlungsfelder. Keiner dieser Faktoren war jedoch mit
dem Auftreten später Komplikationen assoziiert [Kitamura et al. 2000].
Schutheiss et al. untersuchten Faktoren, die das Auftreten später Komplikationen an
Gastrointestinal- und Urogenitaltrakt nach einer Strahlentherapie wegen ProstataKarzinom begünstigen.
Sowohl die gastrointestinalen als auch die Komplikationen des Urogenitaltraktes
waren von der Gesamtdosis anhängig. Die Symptome nahmen bei den Patienten,
die eine Androgenblockade vor Beginn der Strahlentherapie erhielten, noch zu. Es
bestand ein Zusammenhang zwischen den akuten Nebenwirkungen an Blase und
Darm und den Spätfolgen an beiden Organen [Schultheiss et al. 1997].
63
Jereczek-Fossa et al. untersuchten 317 Patientinnen, die eine postoperative
Strahlentherapie bei Endometrium-Karzinom erhielten. 78% dieser Patientinnen
wurden mit Brachytherapie und perkutaner Strahlentherapie behandelt, 15%
erhielten nur die Brachytherapie und 7% nur eine perkutane Strahlentherapie. Akute
Nebenwirkungen traten bei 265 Patientinnen (84%) auf, mit 66% Komplikationen des
Darms
und
36%
Blasen-Komplikationen.
In
21
Fällen
traten
schwere
Nebenwirkungen (RTOG Grad 3-4) auf. Alle diese Patientinnen gehörten bis auf eine
zu der Gruppe, die eine kombinierte Strahlentherapie mit Brachytherapie und
perkutaner Strahlentherapie erhielt. In der multivariaten Analyse zeigte sich, dass
eine höhere Dosis bei der perkutanen Strahlentherapie und eine höheres
Patientenalter mit einem erhöhten Risiko intestinaler Nebenwirkungen einherging.
Für die Nebenwirkungen an der Blase zeigte sich die Dosierung der Brachytherapie
als unabhängiger Faktor, für die perkutane Strahlentherapie zeigte sich ein Trend,
jedoch kein signifikanter Einfluss. Für die übrigen untersuchten Risikofaktoren wie
FIGO-Stadium, Diabetes mellitus, Hypertonie oder frühere Operationen am
Abdomen, zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang mit den Komplikationen an
Darm oder Blase [Jereczek-Fossa et al. 2003].
Karlsdóttir
et
al.
untersuchten
Patienten
mit
Prostata-Karzinomen,
die
in
Abhängigkeit von Tumorstadium, PSA-Wert und Gleason score entweder an der
Prostata
(Behandlungsgruppe
P),
an
Prostata
und
Vesiculae
seminales
(Behandlungsgruppe PSV) oder am gesamten Becken (Behandlungsgruppe MPF)
bestrahlt wurden. Die Behandlung wurde insgesamt gut toleriert, mit Grad 2
gastrointestinalen Nebenwirkungen bei 11% in Gruppe P, 16% in Gruppe PSV und
35% in Gruppe MPF. Nebenwirkungen des Urogenitaltraktes traten bei je 19%, 34%
und 35% der Patienten auf. Die Behandlungsgruppe und damit die Größe des
Zielvolumens war ein starker prädiktiver Parameter für die Entwicklung akuter
Nebenwirkungen.
Für
die
gastrointestinalen
Nebenwirkungen
war
das
Rektumvolumen, das mehr als 37 – 40 Gy erhielt mit Grad 2 Nebenwirkungen
assoziiert, für die urogenitalen Nebenwirkungen galt dies für das Blasenvolumen, das
mehr als 14 – 27 Gy Bestrahlungsdosis erhielt [Karlsdóttir et al. 2004].
Nuyttens et al. untersuchten 64 Patienten, die wegen eines Prostata-Karzinoms eine
Strahlentherapie erhalten hatten und mit Dosen zwischen 72 und 80 Gy behandelt
64
worden waren. Sie teilten die Patienten in zwei Gruppen; eine, die unter 72 Gy
erhalten hatte, und die Patienten, die eine Dosis über 72 Gy erhalten hatten.
Im Verlauf traten keine akuten Nebenwirkungen RTOG Grad 3 oder 4 auf. In den
beiden Patientengruppen zeigten sich akute Nebenwirkungen am Rektum bei 10%
der Patienten, die mit einer niedrigeren Dosis bestrahlt worden waren und bei 18%
der Patienten mit höherer Bestrahlungsdosis. Diese Nebenwirkungen traten bei einer
mittleren Dosis von 38 Gy auf und waren Dosis-Volumen assoziiert. Patienten ohne
Diarrhoe hatten ein mittleres Rektumvolumen, das eine Dosis von 70 Gy oder mehr
erhielt von 8,5 cm³, bei den Patienten mit Diarrhoe RTOG Grad 2 war dieses
Volumen 16,5 cm³. Über Blasenprobleme berichteten 33% der Patienten mit
niedrigerer Dosis und 47% der Patienten mit höherer Dosis. Sie traten bei einer
mittleren Dosis von 47 Gy auf. Sie waren nicht Dosis-Volumen assoziiert. Grad 1 und
2 Spätfolgen an Rektum und Blase wurden bei je 11 und 8% der Patienten
beobachtet [Nuyttens et al.2002].
Das Ausmaß der Nebenwirkungen einer Strahlentherapie wird also sowohl durch die
Größe des bestrahlten Volumens als auch durch die applizierte Dosis beeinflusst. Im
hier vorgestellten Patientenkollektiv waren die Nebenwirkungen im univariaten Test
signifikant abhängig von der Größe des Zielvolumens, von der medianen Dosis im
Zielvolumen, von der minimalen Dosis im Zielvolumen, von der medianen Dosis in
der Blase, von der minimalen Dosis in der Blase und von der medianen Dosis im
Rektum.
4.2 Blutbild
Bei den Patienten in der vorliegenden Studie wurde insgesamt eine sehr niedrige
Rate an Nebenwirkungen der Strahlentherapie gefunden.
Das Blutbild der Patienten mit Prostata-Karzinom veränderte sich während der
gesamten Dauer der Bestrahlung im Durchschnitt kaum. Die Anzahl der
Thrombozyten (230 Tsd/µl) und der Hämoglobinwert der Patienten (14 mg/dl) blieben
über die Dauer der Therapie nahezu unverändert. Einzig die Zahl der Leukozyten fiel
bis zum Ende der Bestrahlung leicht ab (von 6 Tsd/µl auf 5 Tsd/µl). In der Gruppe der
Patienten mit anderen Tumorentitäten verhielt sich das Blutbild ähnlich, ein stärkerer
65
Abfall bei Leukozyten und Thrombozyten ist vermutlich auf die begleitend zur
Strahlentherapie verabreichte Chemotherapie zurückzuführen.
In einer Studie von Brixey et al. über 36 Patientinnen mit gynäkologischen Tumoren,
die eine intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) des Beckens erhielten, waren
für die Patientinnen, die mit Strahlentherapie allein behandelt wurden, die
Auswirkungen auf das Blutbild nicht signifikant verschieden mit Grad 2 oder größerer
Leukopenie bei 21,6% der Patientinnen mit 4-Felder-Technik und 19,4% der
Patientinnen mit IMRT. Allerdings zeigte sich bei den Patientinnen, die zusätzlich
eine Chemotherapie erhielten ein deutlicher Vorteil in der Anwendung der IMRT mit
Grad 2 oder größerer Leukopenie bei 60% der Patientinnen mit 4-Felder-Technik und
31,2% der Patientinnen mit IMRT. Ähnliche Ergebnisse fanden sich für die Anzahl
der Neutrophilen und für den Hb-Wert bei diesem Kollektiv. Die Autoren führten
diesen Effekt auf die Schonung des blutbildenden Knochenmarks durch die IMRTTechnik zurück [Brixey et al. 2002].
Im Vergleich zu diesen Daten waren die hämatologischen Nebenwirkungen im
vorliegenden Patientenkollektiv sehr gering. In keinem Fall musste die Bestrahlung
aufgrund einer hämatologischen Komplikation unterbrochen werden.
4.3 Urinstatus
In der Beurteilung von Leukozyten, Erythrozyten und Protein im Urin ließ sich in
dieser Untersuchung kein einheitlicher Trend feststellen. Sowohl in der Gruppe der
Patienten mit Prostata-Karzinom als auch bei den Patienten mit anderen
Tumorentitäten war der Anteil der Patienten mit positivem Leukozyten-Befund im
Urin in der zweiten Woche der Therapie am größten.
Für die Erythrozyten war der Anteil bei den Patienten mit Prostata-Karzinom in der
zweiten Woche der Therapie am größten, für die übrigen Patienten hingegen stieg er
bis zur 6. Woche der Bestrahlung kontinuierlich an.
Der Befund für Protein im Urin zeigte einen uneinheitlichen Verlauf.
Für alle Werte zeigte sich jedoch, dass sie bis zur ersten Nachsorge wieder abfielen
und ähnlich dem Wert bei der Baseline-Untersuchung oder darunter lagen.
In den Fällen, in denen eine Harnwegsinfektion nachgewiesen wurde, fanden sich im
Wesentlichen Darmbakterien als auslösende Keime.
66
In einer Studie von Bialas et al., die 172 Patienten, die im Beckenbereich bestrahlt
wurden, untersuchten, wurde vor Beginn der Therapie bei 17% der Patienten eine
Harnwegsinfektion gefunden, während der Therapie entwickelten weitere 17% eine
solche Infektion [Bialas et al. 1989].
Michalski et al. fanden bei Patienten, die eine Strahlentherapie wegen ProstataKarzinoms erhielten, nur geringe Raten an Nebenwirkungen. 53-62% der Patienten
hatten keine oder RTOG Grad 1 Nebenwirkungen. Nur 3% der Patienten hatten
RTOG Grad 3 Nebenwirkungen, kein Patient hatte Komplikationen, die als Grad 4
oder 5 gewertet wurden. In der Analyse konnte gezeigt werden, dass das Risiko für
akute Nebenwirkungen an der Blase stieg, wenn mehr als 30% des Blasenvolumens
über 65 Gy erhielten. Auch das Risiko für Spätfolgen an der Blase stieg, wenn dieser
Anteil zunahm [Michalski et al. 2000].
Prasad et al. untersuchten den Mittelstrahlurin von 36 Patientinnen, die aufgrund
gynäkologischer Tumoren eine perkutane Bestrahlung mir einer Gesamtdosis von 50
Gy erhielten. Eine Harnwegsinfektion wurde bei 33,3% dieser Patientinnen
diagnostiziert, wobei 8,3% schon zu Beginn der
Strahlentherapie eine Infektion
zeigten. Bei den Patientinnen mit Cervix-Karzinom im Stadium III zeigte sich eine
größere Tendenz, eine Harnwegsinfektion zu entwickeln (33,3%) als bei den
Patientinnen mit Stadium II (16,7%). Etwa die Hälfte der Patientinnen hatte
rezidivierende Infektionen trotz adäquater antibiotischer Behandlung [Prasad et al.
1994].
4.4 Übelkeit und Diarrhoe
Insgesamt trat nur bei wenigen Patienten mit Prostata-Karzinom Übelkeit auf. Der
größte Anteil fand sich in der 6. Woche der Bestrahlung, gegen Ende der Therapie.
Für die Patienten mit anderen Tumorentitäten war der Verlauf der Übelkeit anders,
mit einem Maximum in Woche 4 der Therapie. Dies könnte durch die
Bestrahlungstechnik zu erklären sein, bei der zunächst ein größeres Feld bestrahlt
wurde. Gegen Ende der Therapie (nach 45 Gy) wurde das Feld zur Schonung des
Dünndarms verkleinert.
Das häufigere Auftreten einer Diarrhoe in der Gruppe der Patienten mit anderen
Tumorentitäten im Gegensatz zu den Patienten mit Prostata-Karzinom könnte
67
ebenfalls durch diese Technik bedingt sein. Außerdem erhielten diese Patienten zu
85% eine zusätzliche Chemotherapie, wohingegen die Patienten mit ProstataKarzinom eine alleinige Strahlentherapie erhielten. Das vermehrte Auftreten von
Übelkeit und Diarrhoe in der Gruppe der Patienten mit anderen Tumorentitäten als
Prostata-Karzinomen ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit auch durch die
Chemotherapie mit bedingt.
Sood et al. untersuchten 25 Patientinnen, davon 14 mit Cervix-Karzinomen und 11
mit Endometrium-Karzinomen, die eine kombinierte Radiochemotherapie erhielten.
Die Patientinnen erhielten Cisplatin in einer Dosierung von insgesamt je 100 mg/m²
KOF in der ersten und vierten Woche der Therapie. Die Bestrahlungsdosis betrug je
45 Gy. 24 der 25 Patientinnen beendeten die Therapie. Von den 14 Patientinnen mit
Cervix-Karzinom entwickelten drei keine Nebenwirkungen, drei Grad 1-2 und 8 Grad
3-4 hämatologische Nebenwirkungen. Insgesamt entwickelten 6 Patientinnen Grad
3-4 gastrointestinale Nebenwirkungen, von diesen wurden drei wegen CervixKarzinom und drei wegen Endometrium-Karzinom behandelt. Die ausgeprägtesten
Nebenwirkungen (Grad 3-4) traten nach der vierten Behandlungswoche auf. Bei
sechs Patientinnen musste die Therapie aufgrund der Toxizität unterbrochen werden.
Insgesamt kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die Nebenwirkungen bei
diesem Therapieregime zwar erhöht, jedoch gut zu behandeln sind [Sood et al.
2002].
In der Studie von Baglan et al. hatten 10 Patienten CTC Grad 3 und größere
Komplikationen des Dünndarms und es wurde ein statistisch hoch signifikanter
Zusammenhang zwischen der Entwicklung dieser Nebenwirkungen und dem
bestrahlten Dünndarmvolumen gefunden. Das Dünndarm-Volumen, das mindestens
15 Gy erhielt, war stark mit dem Grad der Nebenwirkungen assoziiert [Baglan et al.
2002].
Chou et al. untersuchten 52 Patienten mit Prostata-Karzinomen der Stadien pT1b N0
bid pT2b N0, die eine Strahlentherapie erhielten. 29% dieser Patienten hatten RTOG
Grad 1 und 27% RTOG Grad 2 Nebenwirkungen im Bereich des Darmes, je 40%
und 33% der Patienten gaben Grad 1 und Grad 2 Probleme des Urogenitaltraktes
an. Bei größerem Zielvolumen wurden auch mehr akute Nebenwirkungen gesehen,
eine
neoadjuvante
hormonelle
Therapie
beeinflusste
die
Inzidenz
der
68
Nebenwirkungen nicht. Es wurden keine Nebenwirkungen RTOG Grad 3 oder größer
beobachtet [Chou et al. 2000].
In der Bestrahlung des gesamten Beckens bei Patienten mit Prostata-Karzinom
fanden Liu et al. gastrointestinale und urogenitale Nebenwirkungen bei den
behandelten Patienten. Die Rate der Nebenwirkungen stieg ab Woche 2 der
Behandlung an, erreichte in Woche 5 einen Höhepunkt und nahm dann wieder ab. In
Woche 5 der Behandlung wurden die Komplikationen des Gastrointestinaltraktes bei
12,2% als Grad 1, bei 1,3% als Grad 2 und bei 0,6% als Grad 3 gewertet. Für die
Komplikationen des Urogenitaltraktes ergaben sich 10,9% Grad 1, 3,8% Grad 2 und
0,6% Grad 3 Komplikationen. Patienten mit einem Alter von über 70 Jahren neigten
zu einem ein bis zwei Wochen früheren Eintreten der maximalen Komplikationen [Liu
et al. 1997].
4.5 Nykturie und Schmerzen
Der hohe Anteil der Patienten mit Nykturie unter den Patienten mit ProstataKarzinom ist zum einen darauf zurückzuführen, dass bei diesen Patienten das
Zielvolumen sehr nahe zur Blase gelegen ist und daher ein großer und mit dem
Sphinkterbereich auch ein entscheidender Teil der Blase mit erfasst wird. Zum
anderen kann die Nykturie auch als Folge der Operation beim Prostata-Karzinom mit
Vernarbungen und Veränderungen im Gewebe um die Urethra angesehen werden.
Die Schmerzen können als direkte Auswirkung der Reizung durch die Bestrahlung
und der daraus resultierenden Entzündungsreaktion gewertet werden. Der sinkende
Anteil unter den Patienten mit anderen Tumorentitäten als Prostata-Karzinomen in
Woche 6 könnte das Resultat der Verkleinerung des Bestrahlungsfeldes zum Ende
der Therapie sein.
Shrader-Bogen et al. befragten Patienten, die mit einer radikalen Prostatektomie
behandelt worden waren, und solche, die eine Strahlentherapie erhalten hatten, und
verglichen deren Nebenwirkungen. Die Patienten, bei denen eine Strahlentherapie
durchgeführt worden war, hatten mehr Probleme mit Darmfunktionsstörungen,
während die Patienten nach Prostatektomie mehr Blasenfunktionsstörungen
angaben. Die Angaben zur Lebensqualität der Patienten im Allgemeinen waren in
beiden Therapiegruppen ähnlich [Shrader-Bogen et al. 1997].
69
Choo et al. untersuchten eine Gruppe von 78 Patienten mit pT3 ProstataKarzinomen, die adjuvant mit einer Strahlentherapie behandelt wurden. Akute und
Spätfolgen des Gastrointestinaltraktes sowie des Urogenitaltraktes wurden erfasst
und bewertet: akute Nebenwirkungen der Grade 1-3 traten bei je 66%, 29% und 1%
der Patienten auf. Nach 36 Monaten lag die kumulative Inzidenz von Spätfolgen des
Darmes Grad 2 und Grad 3 bei je 8,1% und 0%. Für den Urogenitaltrakt lagen die
Spätfolgen nach 36 Monaten bei 16,4% und 2,7% für Spätfolgen Grad 2
beziehungsweise Grad 3. Kein Patient erlitt Spätkomplikationen Grad 4 oder größer.
Die Schwere der akuten Nebenwirkungen am Urogenitaltrakt war mit der Entwicklung
von Spätfolgen in diesem Gebiet korreliert [Choo et al. 2008].
4.6 Bewertung der Strahlentherapie durch die Patienten
Insgesamt wurde die Möglichkeit, die Therapie mit einer Schulnote bewerten zu
können, von den Patienten sehr positiv aufgenommen. Auch die Bewertung selbst
fiel im Durchschnitt mit 1,79 bei den Patienten mit Prostata-Karzinom und 2,46 bei
den übrigen Patienten positiv aus. Die schlechtere Bewertung durch die Patienten
mit anderen Tumorentitäten als Prostata-Karzinomen könnte durch die in dieser
Gruppe insgesamt höhere Rate an Nebenwirkungen während der Therapie bedingt
sein. Für einige Patienten war die Strahlentherapie die alleinige Therapie. Andere
Patienten hatten zusätzlich eine Operation oder eine Chemotherapie erhalten.
Hiermit ist die Aussagekraft einer Bewertung der Strahlentherapie durch die
Patienten eingeschränkt, da für die Patienten mit alleiniger Strahlentherapie die
Möglichkeit eines Vergleichs verschiedener Therapiemodalitäten nicht gegeben ist.
Beard et al. untersuchten mittels eines Patienten-Fragebogens die Folgen nach einer
Strahlentherapie wegen Prostata-Karzinom. Sie befragten die Patienten zu
Problemen des Gastrointestinal- und des Urogenitaltraktes. Die Patienten erhielten
eine Therapie mit Fraktionen von 1,8-2,0 Gy bis zu einer Gesamtdosis von
mindestens
66
Stuhlgangprobleme
Gy.
137
nach
der
der
354
befragten
Strahlentherapie
Patienten
an.
20
(39%)
gaben
Patienten
hatten
Blutauflagerungen im Stuhl als einziges Problem und 66 Patienten hatten nur leichte
Probleme, die keine Therapie erforderlich machten. Nur 14% der Patienten
benötigten eine Therapie aufgrund ihrer Symptome. 117 Patienten (33%)
70
entwickelten Blasenprobleme. 14 Patienten (4%) hatten eine asymptomatische
Hämaturie, 71 (20%) hatten milde Symptome und 32 (9%) benötigten eine
Behandlung ihrer Symptome. Von den 171 Patienten die vor der Therapie keine
sexuelle Dysfunktion angaben, berichteten nach der Therapie 106 (62%) über
Impotenz. Es wurde kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den
technischen Parametern der Therapie und den von den Patienten angegebenen
Problemen gefunden [Beard et al. 1998].
Goldner
et
al.
befragten
47
Patienten
mit
Prostata-Karzinom
zu
ihren
Nebenwirkungen und ließen sie einen Fragebogen zu Beginn, in der Mitte und am
Ende der Therapie ausfüllen. Die Daten aus den Fragebögen und aus den
Arztgesprächen wurden graduiert und miteinander verglichen.
Die gastrointestinalen und urogenitalen Nebenwirkungen nahmen während der
Therapie im Arztgespräch und im Patientenfragebogen zu. Für die Nebenwirkungen
im Gastrointestinal- und im Urogenitaltrakt wurde eine Übereinstimmung von etwa
50% gefunden, es gab jedoch auch Über- und Unterschätzungen durch den Arzt im
Vergleich zum Patienten.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass in die Beurteilung der Nebenwirkungen
der Therapie ein Patientenfragebogen in die Analyse mit einbezogen werden sollte
[Goldner et al. 2003].
Insgesamt spiegelt eine allgemeine Beurteilung der Therapie die Zufriedenheit der
Patienten wider. Diese hängt zunächst stark von den Nebenwirkungen der Therapie
ab, weil die Patienten den Therapieerfolg einer Bestrahlung nicht unmittelbar
erfahren können. Zusätzlich hängt ihr tägliches Laben ganz entscheidend von den
Nebenwirkungen der Therapie und der damit verbundenen Einschränkung der
Lebensqualität ab.
4.7 Spätfolgen
Für die Patienten, die eine Strahlentherapie bei Prostata-Karzinom erhalten hatten,
wurden die Spätfolgen der Therapie aus den Nachsorge-Unterlagen bis November
2008, also über mehr als drei Jahre verfolgt.
Die Nachsorgeunterlagen von 47 der 69 Patienten waren zu diesem Zeitpunkt
verfügbar. Dies entspricht 68% der Patienten.
71
23%
der
untersuchten
Patienten
berichteten
über
Schmerzen
und/oder
Blutauflagerungen beim Stuhlgang, 28% berichteten über Harninkontinenz und 30%
über eine mehr als zweimalige Nykturie.
Diese Ergebnisse entsprechen ebenso wie die Ergebnisse zum Therapieergebnis im
Wesentlichen den Ergebnissen in der Literatur. Sie sind hier eventuell höher als in
der Realität, da Patienten, die keine Nebenwirkungen haben, eher nicht zur
Nachsorgeuntersuchung erscheinen.
Borghede et al. fanden in ihrer Studie zu Nebenwirkungen bei Patienten mit ProstataKarzinom bei 37% der Patienten keinerlei Spätfolgen. 53% der Patienten gaben
milde
Probleme
an,
meist
den
Gastrointestinaltrakt
(42%),
seltener
den
Urogenitaltrakt betreffend (23%). Bei fast der Hälfte der Patienten bildeten sich die
leichten Nebenwirkungen auf Dauer zurück. 16% der Patienten gaben mäßige oder
schwere Komplikationen an. In der multivariaten Analyse zeigte sich, dass das Risiko
für Komplikationen nach der Therapie in einem starken Zusammenhang mit schon
vor der Therapie bestehenden Symptomen an den Risikoorganen stand [Borghede et
al. 1997].
Storey et al. verglichen die Rate von Nebenwirkungen bei Patienten mit ProstataKarzinom, die eine Gesamtdosis von 70 Gy oder 78 Gy erhielten. Bei den akuten
Nebenwirkungen von Blase und Rektum stellten sie keine signifikanten Unterschiede
zwischen den Gruppen fest. Nach 5 Jahren hatten 20% der Patienten mit 70 Gy und
9% der Patienten mit 78 Gy Blasenkomplikationen. Komplikationen am Rektum
zeigten nach dieser Zeit 14% der Patienten mit 70 Gy und 21% der Patienten mit 78
Gy. Bei den Patienten mit 78 Gy Gesamtdosis zeigte sich ein enger Zusammenhang
zwischen dem Anteil des Rektums, der mit über 70 Gy bestrahlt wurde und dem
Auftreten später Komplikationen am Rektum [Storey et al. 2000].
Zelefsky et al. fanden bei Patienten mit Prostata-Karzinom, die mit hochdosierter
intensitätsmodulierter Strahlentherapie behandelt worden waren, in 4,5% akute
RTOG Grad 2 Nebenwirkungen am Rektum. Kein Patient entwickelte Grad 3 oder
größere rektale Komplikationen. 28% der Patienten hatten Grad 2 Komplikationen
des Urogenitaltraktes, ein Patient hatte eine Harnretention (Grad 3). 1,5% der
Patienten hatten als Spätkomplikation rektale Blutungen Grad 2. 0,1% der Patienten
hatten Blutungen Grad 3, die Transfusionen oder eine Laserkauterisation erforderlich
72
machten. Es wurden keine Grad 4 Komplikationen beobachtet. 9% der Patienten
hatten Grad 2 Spätfolgen der Blase, bei 0,5% waren diese Spätfolgen als Grad 3
(Striktur der Urethra) gewertet worden [Zelefsky et al. 2002].
Heemsbergen et al. untersuchten bei Patienten mit Prostata-Karzinom den direkten
Zusammenhang zwischen akuten und späten Nebenwirkungen der Therapie. Sie
konnten zeigen, dass bei Patienten, die über akute Nebenwirkungen an der
Schleimhaut des Gastrointestinaltrakts und über akute Proktitis berichtet hatten, die
gesamten Nebenwirkungen, intermittierende Blutungen und Probleme in Bezug auf
die Stuhlkontinenz auftraten. Auch eine erhöhte Stuhlfrequenz war bei diesen
Patienten in der Folge der Strahlentherapie zu verzeichnen. Somit ist die akute
Toxizität der Strahlentherapie auch als Risikofaktor für die Entwicklung von
Spätfolgen zu werten [Heemsbergen et al. 2006].
4.8 Vermeidung von Nebenwirkungen
Wir bereits erwähnt ist die Vermeidung von Nebenwirkungen der Strahlentherapie
ein wichtiger Bestandteil der Therapieplanung und -durchführung. Die wichtigste
Maßnahme hierbei ist die Verkleinerung des Zielvolumens und eine klare Definition
der Risikoorgane. Bei der Verkleinerung des Zielvolumens ist jedoch auf eine
ausreichende Präzision zu achten.
Hierzu
können
verschiedene
Methoden
zur
Erhöhung
der
Präzision
der
Strahlentehrapie zur Anwendung gebracht werden, wie die intensitätsmodulierte
Strahlentherapie (IMRT), die bildgeführte Strahlentherapie (IGRT), stereotaktische
Strahlentherapie oder die Bestrahlung mit Protonen.
Außerdem
kann
die
Appliktion
von
Medikamenten
die
Ausbildung
von
Nebenwirkungen der Strahlentherapie verringern.
4.8.1 Intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT)
In der Bestrahlung großer Volumina, besonders im Beckenbereich, spielt die
Schonung der Risikoorgane eine große Rolle. Dies ist besonders von Bedeutung in
der Bestrahlung pelviner Lymphknoten, wenn das Zielvolumen nicht auf einen
kleinen Bereich im Becken beschränkt werden kann.
73
Die Bestrahlung mit komplexen Plänen mit mehreren (bis zu sechs und mehr)
Feldern hat hier oft nur einen geringen Vorteil in der Schonung der Risikoorgane
gegenüber einer Vier-Felder Technik. Hier kann die IMRT einen klaren Vorteil
bringen, da sich mit dieser Technik eine Schonung ebendieser Bereiche gut
erreichen lässt [Jani et al. 2006].
4.8.2 Bildgeführte Strahlentherapie (IGRT)
Wenn man zur Schonung der Risikoorgane das Zielvolumen verkleinert, ist eine
exakte und reproduzierbare Lagerung des Patienten durch entsprechende
Lagerungshilfen unerlässlich. Die Positionierung des Patienten kann durch IGRTVerfahren, beispielsweise mittels Anfertigung eines cone-beam-CT direkt am
Beschleuniger vor der Bestrahlung überprüft werden. Dieses wird dann mit dem
Planungs-CT verglichen („gemached“) und eine Abweichung kann korrigiert werden.
Für die genaue Lokalisation der Prostata nach dieser Methode ist die Implantation
von Markern (meist Goldmarker) notwendig, um das Organ sicher definieren und
seine Lage kontrollieren zu können.
In der Praxis stellt das IGRT-Verfahren eine sichere Methode zur Lagerungskontrolle
dar [Enmark et al. 2006].
4.8.3 Stereotaktisch fraktionierte Strahlentherapie
Eine weitere viel versprechende Methode stellt die stereotaktische Strahlentherapie
dar, bei der ein kleines Volumen mit hohen Einzeldosen unter maximaler Schonung
der umgebenden Gewebe und Organe bestrahlt wird. King et al. fanden bei einer
Serie von 41 Patienten mit low risk Prostata-Karzinomen die mit einer Gesamtdosis
von bis zu 36,25 Gy in 5 Fraktionen bestrahlt wurden in einer Nachsorgezeit von im
Median 33 Monaten geringe Raten an akuten und späten Nebenwirkungen [King et
al. 2009].
Auch für diese Technik ist eine hochpräzise Lagerung des Patienten unabdingbare
Voraussetzung.
74
4.8.4 Medikamentöse Prävention von Nebenwirkungen
Es stehen nur wenige Medikamente zur Prävention von akuten und späten
Komplikationen einer Strahlentherapie zur Verfügung. Es wurden Ansätze zur
rektalen Instillation vor Strahlentherapie von Amifostin, einem Thiosulfat, das
radioprotektiv für gesundes Gewebe wirken kann, getestet. Amifostin zeigte eine
gute Verträglichkeit. Auch die Aufnahme des Stoffes in den Körper über die
Schleimhaut war vernachlässigbar. 33% der Patienten entwickelten in der Zeit nach
der Strahlentherapie rektale Blutungen, es traten keine sichtbaren Ödeme oder
Ulzerationen der Schleimhäute auf. Die Patienten, die eine niedrigere Dosis an
Amifostin erhalten hatten, zeigten mehr Spätfolgen der Bestrahlung [Ben-Josef et al.
2002].
Dennoch erscheint diese Methode während der Behandlung in der Praxis sehr
aufwendig und wird von den Patienten nicht hinreichend toleriert.
Im hier vorgestellten Patientenkollektiv traten wenige Nebenwirkungen der Therapie
auf. Vergleicht man unter den oben genannten Aspekten die Zielvolumina der
Patienten, die Spätfolgen entwickelten mit dem Median der Zielvolumina, so lässt
sich feststellen, dass bei den Patienten, die Spätfolgen der Bestrahlung entwickelten,
das Zielvolumen größer war als der Median der Zielvolumina aller Patienten. Der
Anteil der Patienten, die vor der Strahlentherapie operiert worden waren, war unter
den Patienten mit Spätfolgen höher als im gesamten Kollektiv.
Somit lässt sich vermuten, dass nicht nur die Größe des Zielvolumens, sondern auch
eine
der Strahlentherapie
vorausgegangene
Spätfolgen der Therapie beeinflusst.
Operation das Entstehen
von
75
5. Zusammenfassung
Fragestellung:
Der
Verlauf
klinischer
Parameter
und
das
Auftreten
von
Nebenwirkungen/Spätfolgen während einer konventionellen Strahlentherapie (RT) im
Beckenbereich, insbesondere beim Prostata-Karzinom, wurden untersucht: Besteht
eine Vorhersagemöglichkeit für Nebenwirkungen/Spätfolgen einer Strahlentherapie
beim Prostata-Karzinom mittels klinischer Parameter?
Patienten und Methoden: In einer prospektiven Untersuchung wurden 103
Patienten mit einer Strahlentherapie im Beckenbereich, davon 67 Prostata-KarzinomPatienten, bezüglich ihrer Laborwerte (Blutbild, CRP, Urinparameter) während der
RT beobachtet. Gleichzeitig wurden die entsprechenden Bestrahlungsplanungsparameter und die auftretenden akuten Nebenwirkungen und Spätfolgen erfasst. Im
Verlauf wurden die Ergebnisse mit den Nebenwirkungen und Spätfolgen korreliert,
um Hinweise auf prädiktive Faktoren zu erhalten.
Ergebnisse: Während der gesamten RT blieben alle Parameter des Blutbildes bei
den Patienten mit Prostata-Karzinom im Durchschnitt unverändert. Der Anteil der
Patienten mit positivem Leukozyten-Befund im Urin war in Woche 2 der RT am
höchsten (16,4%); ebenso verhielt sich der Anteil mit positivem Erythrozyten-Befund
(29,8%). Das Auftreten einer Nykturie erreichte in der vierten Bestrahlungswoche ein
Maximum (80,6%, durchschnittlich 2,2x/Nacht), ebenso die Miktionsfrequenz. Der
Anteil der Patienten, die über Schmerzen im Bestrahlungsgebiet klagten, nahm mit
der Dosis stetig zu und erreichte bei Ende der Strahlentherapie 22,4%. Die
auftretenden
Nebenwirkungen
korrelierten
nicht mit
den prätherapeutischen
Laborparametern. Bezüglich der Bestrahlungsplanungsparameter ergaben sich
Korrelationen, z.B. geringere Miktionsfrequenz bei größerem Blasenvolumen und
somit geringerer medianer Blasendosis.
47 Patienten (68%) standen auch mehr als drei Jahre nach Ende der Therapie für
Nachsorgeuntersuchungen zur Verfügung. 11 Patienten klagten nach dieser Zeit
über Stuhlprobleme/Schmerzen beim Stuhlgang, 13 über eine Harn-Inkontinenz und
14 Patienten über eine mehr als zweimalige Nykturie. Dabei gehörten 8/11 (72%),
11/13 (85%) bzw. 9/14 (64%) zur Gruppe der vor der Bestrahlung Operierten.
Schlussfolgerungen: Das Eintreten akuter Nebenwirkungen einer Strahlentherapie
bei Prostata-Karzinom kann nicht ohne weiteres durch einfache klinische Parameter
vorhergesagt werden. Eine vorangegangene Prostatektomie scheint ein Risikofaktor
für die Entwicklung von Spätfolgen einer RT zu sein. Die vorliegenden Daten aus
einer Serie mit konventioneller, 3D-geplanter RT können in der Zukunft als
Vergleichskollektiv für die Überprüfung des Effektes aufwändiger Therapieverfahren
(IMRT, IGRT) bezüglich der Vermeidung von Nebenwirkungen dienen.
76
Literaturverzeichnis
1.
Baglan KL, Frazier RC, Yan D, Huang RR, Martinez AA, Robertson JM, 2002:
The dose-volume relationship of acute small bowel toxicity from concurrent 5FU-based chemotherapy and radiation therapy for rectal cancer. Int. J. Radiat
Oncol Biol Phys; 52: 176-183
2.
Beard CJ, Lamb C, Buswell L, Schneider L, Propert KJ, Gladstone D, D’Amico
A, Kaplan I, 1998: Radiation-associated morbidity in patients undergoing smallfield external beam irradiation for prostate cancer. Int. J. Radiat Oncol Biol
Phys; 41: 257-262 (No. 2)
3.
Ben-Josef E, Han S, Tobi M, Vargas BJ, Stamos B, Kelly L, Biggar S, Kaplan I,
2002: Intrarectal application of amifostine for the prevention of radiation-induces
rectal injury. Semin Radiat Oncol; 12: 81-85
4.
Bialas I, Bessell EM, Sokal M, Slack R, 1989: A prospective study of urinary
infection during pelvic radiotherapy. Radiother Oncol; 16: 305-309
5.
Borghede G, Hedelin H, 1997: Radiotherapy of localised prostate cancer.
Analysis of treatment complications. A prospective study. Radiother Oncol; 43:
139-146
6.
Brixey CJ, Roeske JC, Lujan AE, Yamada SD, Rotmensch J, Mundt AJ, 2002:
Impact of intensity-modulated radiotherapy on acute hematologic toxicity in
women with gynecologic malignancies. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 54: 13881396
7.
Bukowski RM, 1996: The Need for Cytoprotection. Eur J Cancer; 32A: 2-4
8.
Chen SW, Liang JA, Yang SN, Hung YC, Yeh LS, Shiau AC, Lin FJ, 2004:
Radiation injury to intestine following hysterectomy and adjuvant radiotherapy
for cervical cancer. Gynecol Oncol; 95: 208-214
77
9.
Choo R, Pearse M, Danjoux C, Gardner S, Morton G, Szumacher E, Loblaw A,
Cheung P, 2008: Analysis of gastrointestinal and genitourinary morbidity of
postoperative radiotherapy for pathologic T3 disease or positive surgical
margins after radical prostatectomy using National Cancer Institute expanded
Common Toxicity Criteria. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 72: 989-995
10. Chou RH, Wilder RB, Ji M, Ryu JK, Leigh BR, Earle JD, Doggett RLS, Kubo
HD, Roach M, deVere White RW, 2000: Acute toxicity of three-dimensional
conformal radiotherapy in prostate cancer patients eligible for implant
monotherapy. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 47: 115-119
11. Cox JD, Stetz J, Pajak TF, 1995: Toxicity criteria of the Radiation Therapy
Oncology Group (RTOG) and the European Organization for Research and
Treatment of Cancer (EORTC). Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 31: 1341-1346
12. Creutzberg CL, van Putten WLJ, Koper PC, Lybeert MLM, Jobsen JJ, WárlámRodenhuis CC, De Winter KAJ, Lutgens LCH, van den Bergh ACM, van der
Steen-Banasik E, Beerman H, van Lent M, 2001: The morbidity of treatment for
patients with stage I endometrial cancer: results from a randomized trial. Int. J.
Radiat Oncol Biol Phys; 51: 1246-1255
13. Crook J, Esche B, Futter N, 1996: Effect of pelvic radiotherapy for prostate
cancer on bowel, bladder, and sexual function: the patient’s perspective.
Urology; 47: 387-394
14. Eifel PJ, Levenback C, Wharton JT, Oswald MJ, 1995: Time course and
incidence of late complications in patients treated with radiation therapy for
FIGO stage IB carcinoma of the uterine cervix. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys;
32: 1289-1300
78
15. Emami B, Lyman J, Brown A, Coia L, Goitein M, Munzenrider JE, Shank B,
Solin LJ, Wesson M, 1991: Tolerance of normal tissue to therapeutic irradiation.
Int J. Radiat Oncol Biol Phys; 21: 109-122
16. Enmark M, Korreman S, Nyström H, 2006: IGRT of prostate cancer; Is the
margin reduction gained from daily IG time-dependent? Acta Oncol; 45: 907914
17. Firat S, Murray K, Erickson B, 2003: High-dose whole abdominal and pelvic
irradiation for treatment of ovarian carcinoma: long-term toxicity and outcomes.
Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 57: 201-207
18. Fransson P, Tavelin B, Widmark A, 2001: Reliability and responsiveness of a
prostate cancer questionnaire for radiotherapy-induced side effects. Support
Care Cancer; 9: 187-198
19. Goldner G, Wachter-Gerstner N, Wachter S, Dieckmann K, Janda M, Pötter R,
2003: Acute Side Effects during 3-D-Planned Conformal Radiotherapy of
Prostate Cancer. Differences between Patient’s Self-Reported Questionnaire
and the Corresponding Doctor’s Report. Strahlenther Onkol; 179: 320-327
20. Hanks GE, Schultheiss TE, Hunt MA, Epstein B, 1995: Factors influencing
incidence of acute grade 2 morbidity in conformal and standard radiation
treatment of prostate cancer. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 31: 25-29
21. Heemsbergen WD, Hoogeman MS, Hart GAM, Lebesque JV, Koper PCM,
2005: Gastrointestinal toxicity and its relation to dose distributions in the
anorectal region of prostate cancer patients treated with radiotherapy. Int. J.
Radiat Oncol Biol Phys; 61: 1011-1018
22. Heemsbergen WD, Peeters STH, Koper PCM, Hoogeman MS, Lebesque JV,
2006: Acute and late gastrointestinal toxicity after radiotherapy in prostate
79
cancer patients: consequential late damage. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 66:
3-10
23. Henke M, Bechtold C, Momm F, Dörr W, Guttenberger R, 2000: Blood
hemoglobin level may affect radiosensitivity – preliminary results on acutely
reacting normal tissues. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 48: 339-345
24. Herrmann T, Baumann M, 2005: Die Verlängerung der Wartezeit oder der
Gesamtbehandlungszeit durch ungeplante Bestrahlungspausen. Klinische
Bedeutung der Kompensation. Strahlenther Onkol; 181: 65-76
25. Holthusen
H,
1936:
Erfahrungen
über
die
Verträglichkeitsgrenze
für
Röntgenstrahlen und deren Nutzanwendung zur Verhütung von Schäden;
Strahlenther Onkol; 57: 30-36
26. Hovdenak N, Fajardo L, Hauer-Jensen M, 2000: Acute radiation proctitis: a
sequential clinicopathologic study during pelvic radiotherapy. Int. J. Radiat
Oncol Biol Phys; 48: 1111-1117
27. Janda M, Gerstner N, Obermair A, Fuerst A, Wachter S, Dieckmann K, Pötter
R, 2000: Quality of Life Changes during Conformal Radiation Therapy for
Prostate Carcinoma. Cancer; 89: 1322-1328
28. Jani AB, Su A, Milano MT, 2006: Intensity-modulated versus conventional pelvic
radiotherapy for prostate cancer: analysis of acute toxicicty. Urology; 67: 147151
29. Jereczek-Fossa BA, Badzio A, Jassem J, 2003: Factors determining acute
normal tissue reactions during postoperative radiotherapy in endometrial
cancer: analysis of 317 consecutive cases. Radiother Oncol; 68: 33-39
80
30. Jereczek-Fossa BA, Badzio A, Jassem J, 2004: Time without symptoms and
toxicity (TWIST) analysis of adjuvant radiation therapy for endometrial cancer.
Radiother Oncol; 72: 175-181
31. Kagei K, Tokuuye K, Okumura T, Ohara K, Shioyama Y, Sugahara S, Akine Y,
2003: Long-term results of proton beam therapy for carcinoma of the uterine
cervix. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 55: 1265-1271
32. Karlsdóttir Á, Johannessen DC, Muren LP, Wentzel-Larsen T, Dahl O, 2004:
Acute morbidity related to treatment volume during 3D-conformal radiation
therapy for prostate cancer. Radiother Oncol; 71: 43-53
33. King CR, Brooks JD, Gill H, Pawlicki T, Cotrutz C, Presti JC Jr, 2009:
Stereotactic Body Radiotherapy for localized prostate cancer: interim results of
a prospective phase II clinical trial. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 73: 10431048
34. Kitamura K, Shirato H, Suzuki K, Shinohara N, Demura T, Harabayashi T,
Nishioka T, Kagei K, Takayama N, Shinno Y, Kawakura K, Koyanagi T,
Miyasaka K, 2000: The Relationship Between Technical Parameters of External
Beam Radiation Therapy and Complications for Localized Prostate Cancer. Jpn
J Clin Oncol; 30: 225-229
35. Koelbl O, Richter S, Flentje M, 1999: Influence of patient positioning on dosevolume histogram and normal tissue complication probability for small bowel
and bladder in patients receiving pelvic irradiation: a prospective study using a
3D planning system and a radiobiological model. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys;
45: 1193-1198
36. Kölbl O, Richter S, Flentje M, 2000: Influence of Treatment Technique on DoseVolume Histogram ans Normal Tissue Complication Probability for Small Bowel
and Bladder, A Prospective Study using a 3-D Planning System and a
81
Radiobiological Model in Patients Receiving Postoperative Pelvic Irradiation.
Strahlether Onkol; 176: 105-111
37. Koper PCM, Stroom JC, van Putten WLJ, Korevaar GA, Heijmen BJM,
Wijnmaalen A, Jansen PP, Hanssens PEJ, Griep C, Krol ADG, Samson MJ,
Levendag PC, 1999: Acute morbidity reduction using 3DCRT for prostate
carcinoma: a randomized study. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 43: 727-734
38. Koper PC, Jansen P, van Putten W, van Os M, Wijnmaalen AJ, Lebesque JV,
Levendag PC, 2004: Gastro-intestinal and genito-urinary morbidity after 3D
conformal radiotherapy of prostate cancer: observations of a randomized trial.
Radiother Oncol; 73: 1-9
39. Lebesque JV, Bruce AM, Kroes APG, Touw A, Shouman T, van Herk M, 1995:
Variation in volumes, dose-volume histograms, and estimated normal tissue
complication probabilities of rectum and bladder during conformal radiotherapy
of T3 prostate cancer. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 33: 1109-1119
40. Liu L, Glicksman AS, Coachman N, Kuten A, 1997: Low acute gastrointestinal
and genitourinary toxicities in whole pelvic irradiation of prostate cancer. Int. J.
Radiat Oncol Biol Phys; 38: 65-71
41. Michalski JM, Purdy JA, Winter K, Roach M, Vijayakumar S, Sandler HM,
Markoe AM, Ritter MA, Russell KJ, Sailer S, Harms WB, Perez CA, Wilder RB,
Hanks GE, Cox JD, 2000: Preliminary report of toxicity following 3D radiation
therapy for prostate cancer on 3DOG/RTOG 9406. Int. J. Radiat Oncol Biol
Phys; 46: 391-402
42. Miller RC, Martenson JA, Sargent DJ, Kahn MJ, Krook JE, 1998: Acute
treatment-related diarrhea during postoperative adjuvant therapy for high-risk
rectal carcinoma. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 41: 593-598
82
43. Nuyttens JJ, Milito S, Rust PF, Turrisi AT, 2002: Dose-volume relationship for
acute side effects during high dose conformal radiotherapy for prostate cancer.
Radiother Oncol; 64: 209-214
44. Ohara K, Tsunoda H, Satoh T, Oki A, Sugahara S, Yoshikawa H, 2004: Use of
the small pelvic field instead of the classic whole pelvic field in postoperative
radiotherapy for cervical cancer: reduction of adverse events. Int. J. Radiat
Oncol Biol Phys; 60: 258-264
45. Pedersen D, Bentzen SM, Overgaard J, 1993: Reporting radiotherapeutic
complications in patients with uterine cervical cancer. The importance of latency
and classification system; Radiother Oncol; 28: 134-141
46. Perez CA, Breaux S, Bedwinek JM, Madoc-Jones H, Camel HM, Purdy JA,
Walz BJ, 1984: Radiation Therapy Alone in the Treatment of Carcinoma of the
Uterine Cervix. II. Analysis of Complications. Cancer; 54: 235-246
47. Perez CA, Brady LW, 1997: Principles and Practice of Radiation Oncology.
Third edition, Lippincott-Raven Publishers, Philadelphia
48. Perez CA, Grigsby PW, Chao KSC, Mutch DG, Lockett MA, 1998: Tumor size,
irradiation dose, and long.term outcome of carcinoma of the uterine cervix. Int.
J. Radiat Oncol Biol Phys; 41: 307-317
49. Pollack A, Zagars GK, Starkschall G, Childress CH, Kopplin S, Boyer AL,
Roden II, 1996: Conventional vs. conformal radiotherapy for prostate cancer:
preliminary results of dosimetry and acute toxicity. Int. J. Radiat Oncol Biol
Phys; 34: 555-564
50. Prasad KN, Pradhan S, Datta NR, 1995: Urinary Tract Infection in Patients of
Gynecological Malignancies Undergoing External Pelvic Radiotherapy. Gynecol
Oncol; 57: 380-382
83
51. Schultheiss TE, Lee WR, Hunt MA, Hanlon AL, Peter RS, Hanks GE, 1997:
Late GI and GU complications in the treatment of prostate cancer. Int. J. Radiat
Oncol Biol Phys; 37: 3-11
52. Serkies K, Kobierska A, Konopa K, Sawicki T, Jassem J, 2001: The feasibility
study on continuous 7-day-a-week external beam irradiation in locally advanced
cervical cancer: a report on acute toxicity. Radiother Oncol; 61: 197-202
53. Serkies K, Jassem J, 2004: Concurrent weekly Cisplatin and Radiotherapy in
Routine Management of Cervical Cancer: a Report on Patient Compliance and
acute Toxicity. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 60: 814-821
54. Shrader-Bogen CL, Kjellberg JL, McPherson CP, Murray CL, 1997: Quality of
Life and Treatment Outcomes. Prostate Carcinoma Patients’ Perspectives after
Prostatectomy or Radiation Therapy. Cancer; 79: 1977-1986
55. Song DY, Lawrie WT, Abrams RA, Kafonek DR, Bayless TM, Welsh JS,
DeWeese TL, 2001: Acute and late radiotherapy toxicity in patients with
inflammatory bowel disease. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 51: 455-459
56. Sood BM, Timmins PF, Gorla GR, Garg M, Anderson PS, Vikram B, Goldberg
GL, 2002: Concomitant Cisplatin and extended field radiation therapy in patients
with cervical and endometrial cancer. Int. J. Gynecol. Cancer; 12: 459-464
57. Stokes S, Bedwinek J, Breaux S, Kao MS, Camel M, Perez CA, 1985:
Treatment of Stage I Adenocarcinoma of the Endometrium by Hysterectoma
and Irradiation: Analysis of Complications. Obstet Gynecol; 65: 86-92
58. Storey MR, Pollack A, Zagars G, Smith L, Antolak J, Rosen I, 2000:
Complications from radiotherapy dose escalation in prostate cancer: preliminary
results of a randomized trial. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 48: 635-642
84
59. Trotti A, Byhardt R, Stetz J, Gwede C, Corn B, Fu K, Gunderson L, McCormick
B, Morris M, Rich T, Shipley W, Curran W, 2000: Common Toxicity Criteria:
Version 2.0. An improved reference for grading the acute effects of cancer
treatment: impact on radiotherapy. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 47: 13-47
60. Wang CJ, Leung SW, Chen HC, Sun LM, Fang FM, Huang EY, Hsiung CY,
Chanchien CC, 1998: The correlation of acute toxicity and late rectal injury in
radiotherapy for cervical carcinoma: evidence suggestive of consequential late
effect (CQLE). Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 40: 85-91
61. Weiss E, Hirnle P, Arnold-Bofinger H, Hess CF, Bamberg M, 1999: Therapeutic
outcome and relation of acute and late side effects in the adjuvant radiotherapy
of endometrial carcinoma stage I and II. Radiother Oncol; 53: 37-44
62. Wittekind C, Meyer HJ, Bootz F (Hrsg.), 2003: UICC: TNM Klassifikation
maligner Tumoren 6. Auflage; Springer-Verlag Berlin Heidelberg
63. Wollschlaeger K, Connell PP, Waggoner S, Rotmensch J, Mundt AJ, 2000:
Acute Problems during Low-Dose-Rate Intracavitary Brachytherapy for Cervical
Carcinoma. Gynecol Oncol; 76: 67-72
64. Zelefsky MJ, Fuks Z, Hunt M, Yamada Y, Marion C, Ling CC, Amols H,
Venkatraman ES, Leibel SA, 2002: High-dose intensity modulated radiation
therapy for prostate cancer: early toxicity and biochemical outcome in 772
patients. Int. J. Radiat Oncol Biol Phys; 53: 1111-1116
Danksagung
Ich danke meinem Doktorvater und Erstgutachter Herrn Prof. Dr. Felix Momm dafür,
dass er mir diese Arbeit überlassen hat. Außerdem danke ich ihm für seine
freundliche Unterstützung und dafür, dass er immer ein offenes Ohr für meine
Fragen und Anliegen hatte.
Ich danke Frau Prof. Dr. Anca-Ligia Grosu dafür, dass ich diese Studie an der Klinik
für Strahlenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg durchführen durfte.
Ich danke Frau PD Dr. med. Dipl.-Theol. Dipl.-Caritaswiss. Gerhild Becker, Master of
Palliative Care (King’s College/University of London) für die Übernahme des
Zweitgutachtens.
Danke an Frau Dr. Susanne Bartelt, Frau Dr. Natalja Volegova-Neher, Frau Dr. Jutta
Scholber und Herrn Dr. Stephan Hennings für die Unterstützung bei der
Datenerhebung. Auch dem Ärzteteam der Klinik für Strahlenheilkunde des
Universitätsklinikums Freiburg gilt mein Dank.
Einen herzlichen Dank spreche ich den Patienten aus, die sich zur Teilnahme an
dieser Studie bereit erklärt und mir ihre Daten überlassen haben.
Ich danke meinen Eltern Gabriele und Christoph Duncker für die uneingeschränkte,
liebevolle Zuwendung, mit der sie mich stets begleitet und mir das Studium und diese
Promotion ermöglicht haben.
Ich danke meinem Lebensgefährten dafür, dass er mir in der Zeit, in der ich die
Promotion fertig gestellt habe, zur Seite stand.
APPENDIX 1
Aufklärungsbogen über die Strahlenbehandlung im Unterbauch- und Beckenbereich
Aufklärungsbogen über die Strahlenbehandlung beim Prostatakarzinom
APPENDIX 2
Patientenaufklärung zur Studie
UNIVERSITÄTSKLINIKUM
FREIBURG
Klinik für Strahlenheilkunde • Robert-Koch-Str. 3 •
79106 Freiburg
KLINIK FÜR STRAHLENHEILKUNDE
Ärztlicher Direktor
Universitätsprofessor Dr. Dr. h. c. H. Frommhold
Quantifizierung und Prädiktion akuter Nebenwirkungen einer Strahlentherapie
im Beckenbereich
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
in unserer Ambulanz sind Sie bereits ausführlich über die bei Ihnen geplante
Strahlentherapie und ihre möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt worden. Es ist uns
wichtig, während der Therapie sehr genau über den Zustand unserer Patienten
informiert zu sein. Deshalb führen wir eine eigene Studie durch, in der
möglicherweise auftretende Nebenwirkungen der Strahlentherapie noch genauer als
bisher erfaßt und ausgewertet werden. Wir schlagen Ihnen vor, sich an dieser Studie
zu beteiligen. Für Sie entstehen dabei bis auf die insgesamt maximal fünfmalige
zusätzliche Abgabe von Urin keine Unannehmlichkeiten, Kosten oder Risiken. Die
übrigen notwendigen Untersuchungen wie z.B. regelmäßige Blutbildkontrollen sind
für Ihre geplante Therapie auch in der Routine vorgesehen.
Die Teilnahme an dieser Studie ist freiwillig. Wenn Sie die Teilnahme ablehnen, wird
Ihnen bezüglich Ihrer medizinischen Versorgung keinerlei Nachteil entstehen. Sie
können von Ihrem Einverständnis jederzeit und ohne Angabe von Gründen
zurücktreten. Die Studie wird nach den Gesetzen des Datenschutzes durchgeführt.
Bei weiteren Fragen können Sie sich telefonisch oder persönlich an die beiden
folgenden Ärzte der Klinik für Strahlenheilkunde wenden:
OA PD Dr. F. Momm oder Ltd. OA Prof. Dr. J. Lutterbach, Tel. 0761/270-9462
EINVERSTÄNDNISERKLÄRUNG
Frau/Herr __________________ hat mich heute ausführlich über die oben genannte
Studie aufgeklärt. Die Patienteninformation habe ich gelesen. Alle meine Fragen
wurden ausreichend und in verständlicher Form beantwortet.
Freiburg i. Br. ,
_______________ _____________________________
Datum
Unterschrift des Patienten
Freiburg i. Br. ,
_______________ _____________________________
Datum
Unterschrift des Arztes
APPENDIX 3
Datenerfassungsbogen
Erfassungsbogen
Baseline
Patient Nr. ______
Name __________
Vorname_________
Geb.-Datum ____ ____ ____
Karnofsky _______ Gewicht ______kg
Diagnose: _______________________________________ T ___ N ___ M ___
Geplante Therapie: Strahlentherapie Beckenbereich GD _____ Frkt _____
Chemotherapie
parallel _________________________________________
zuvor __________________________________________
OP
j/n
_______________________________________________
Zielvolumen ______ ml
Dosis [Gy]
Max _____ Min _____
Mean_____
Blase ___________ml
Dosis [Gy]
Max _____ Min _____
Mean_____
Rektum _________ml
Dosis [Gy]
Max _____ Min _____
Mean_____
Labor (Diff.-BB., Klin. Chem.) _____ (Laborausdruck liegt bei)
Urin-Stix
Leukos
Erys
pH
Protein_______
Urin-Status (wenn Leukos +):
Erreger: _________________________________________________________
Beschwerden vor RT/ChT
Übelkeit/Erbrechen j / n FRQ _________/die Grad ____________
Diarrhoe
j / n FRQ _________/die Grad ____________
Miktionsbeschwerden:
FRQ_______/die, Nykturie ____________
Schmerzen (VAS) ______ Lokalisation:________________________
Sonstige NW mit Grad _____________________________________
Woche 2
Patient Nr. ______
Dosis RT___________
ChT_______________
Karnofsky___________
Gewicht ____________kg
Labor (Diff.-BB., Klin. Chem.) _____ (Laborausdruck liegt bei)
Urin-Stix
Leukos
Erys
pH
Protein_______
Urin-Status (wenn Leukos +):
Erreger: _________________________________________________________
Nebenwirkungen
Übelkeit/Erbrechen j / n FRQ _________/die Grad ____________ seit _____Gy
Diarrhoe
j / n FRQ _________/die Grad ____________ seit _____Gy
Miktionsbeschwerden:
FRQ_______/die, Nykturie ____________ seit _____Gy
Schmerzen (VAS) ______ Lokalisation:______________________________
Sonstige NW mit Grad/Dauer _____________________________________
Woche 4
Patient Nr. ______
Dosis RT___________
ChT_______________
Karnofsky___________
Gewicht ____________kg
Labor (Diff.-BB., Klin. Chem.) _____ (Laborausdruck liegt bei)
Urin-Stix
Leukos
Erys
pH
Protein_______
Urin-Status (wenn Leukos +):
Erreger: _________________________________________________________
Nebenwirkungen
Übelkeit/Erbrechen j / n FRQ _________/die Grad ____________ seit _____Gy
Diarrhoe
j / n FRQ _________/die Grad ____________ seit _____Gy
Miktionsbeschwerden:
FRQ_______/die, Nykturie ____________ seit _____Gy
Schmerzen (VAS) ______ Lokalisation:________________________
Sonstige NW mit Grad _____________________________________
Woche 6
Patient Nr. ______
Dosis RT =GD ___________
ChT_______________
Gesamtbestrahlungszeit _______Tage
Karnofsky___________
Gewicht ____________kg
Labor (Diff.-BB., Klin. Chem.) _____ (Laborausdruck liegt bei)
Urin-Stix
Leukos
Erys
pH
Protein_______
Urin-Status (wenn Leukos +):
Erreger: _________________________________________________________
Nebenwirkungen
Übelkeit/Erbrechen j / n FRQ _________/die Grad ____________ seit _____Gy
Diarrhoe
j / n FRQ _________/die Grad ____________ seit _____Gy
Miktionsbeschwerden:
FRQ_______/die, Nykturie ____________ seit _____Gy
Schmerzen (VAS) ______ Lokalisation:________________________
Sonstige NW mit Grad _____________________________________
Nachsorge (FU) 4-8 Wochen nach Therapieende Patient Nr. ______
Rezidiv/Residuum j/n ________________________________________________
Zwischenzeitlich OP? ________________________________________________
Karnofsky___________
Gewicht ____________kg
Labor (Diff.-BB., Klin. Chem.) _____ (Laborausdruck liegt bei)
Urin-Stix
Erys
Leukos
pH
Protein_______
Urin-Status (wenn Leukos +):
Erreger: _________________________________________________________
Beschwerden
Übelkeit/Erbrechen j / n FRQ _________/die Grad ____________
Diarrhoe
j / n FRQ _________/die Grad ____________
Miktionsbeschwerden:
FRQ_______/die, Nykturie ____________
Schmerzen (VAS) ______ Lokalisation:________________________
Sonstige Beschwerden mit Grad _____________________________
Wie lange nach RT haben Beschwerden angehalten?
Sind Sie mit dem Verlauf der Strahlentherapie zufrieden? Schulnote 1-6 _________
Bemerkungen/Anregungen
Herunterladen