Aus der Klinischen Pharmakologie der Universität Wien Intratumorale Zytostatika-Konzentrationen und zytostatischer Effekt Experimentelle Untersuchung der in vivo-Pharmakokinetik und der korrespondierenden in vitro-Pharmakodynamik von Methotrexat und 5-Fluorouracil bei Mammakarzinom-Patientinnen und -Patienten INAUGURAL – DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. Vorgelegt 2000 von Julia Bockenheimer geboren in Worms Dekan 1. Gutachter 2. Gutachter Jahr der Promotion Prof. Dr. rer. nat. M. Schumacher PD Dr. med. U. Karck Prof. Dr. med. M. Müller 2002 meinen Eltern INHALTSVERZEICHNIS I EINLEITUNG 7 I.1 DIE ZYTOSTATISCHE THERAPIE DES MAMMAKARZINOMS 7 I.2 WIRKUNGSWEISE VON ZYTOSTATIKA IM ALLGEMEINEN 9 I.3 WIRKUNGSWEISE VON METHOTREXAT UND 5-FLUOROURACIL 11 I.4 HINTERGRUND DER VORLIEGENDEN ARBEIT 13 I.5 ZIEL DER VORLIEGENDEN ARBEIT 16 II MATERIAL UND METHODEN 17 TEIL I: IN VIVO-EXPERIMENTE 17 II.1 II.1.1 PATIENTINNEN UND MATERIAL 17 II.1.2 METHODIK DER MIKRODIALYSETECHNIK 18 II.1.3 CHEMISCHE ANALYSE, BERECHNUNGEN UND DATENANALYSEN 29 II.2 TEIL II: IN VITRO-EXPERIMENTE 32 II.2.1 MATERIAL 32 II.2.2 ZUGRUNDELIEGENDE IN VIVO-EXPERIMENTE 33 II.2.3 METHODIK DER ZELLKULTUR 34 II.2.4 METHODIK DES MTT-ASSAYS 36 II.2.5 BERECHNUNGEN UND DATENANALYSEN 37 III ERGEBNISSE 38 III.1 38 TEIL I: IN VIVO-EXPERIMENTE III.1.1 BESTIMMUNG DER RECOVERY IN VITRO 38 III.1.2 MIKRODIALYSE IN VIVO 39 TEIL II: IN VITRO-EXPERIMENTE 42 III.2 III.2.1 ZYTOSTATISCHE WIRKUNG IN VITRO 42 III.2.2 PK/PD-SIMULATIONSMODELLE 43 III.2.3 ASSOZIATION ZWISCHEN AUCTUMOR UND ZYTOSTATISCHEM EFFEKT 46 III.2.4 PK/PD-SIMULATION UNTER SIMULTANER INKUBATION MIT III.2.5 METHOTREXAT UND 5-FLUOROURACIL 47 ASSOZIATION ZWISCHEN ZELLZAHL UND ZYTOSTATISCHER WIRKUNG 48 Inhaltsverzeichnis IV DISKUSSION 50 IV.1 TEIL I: IN VIVO-EXPERIMENTE 51 IV.2 TEIL II: IN VITRO-EXPERIMENTE 55 IV.3 SCHLUSSFOLGERUNG 58 V ZUSAMMENFASSUNG 59 VI LITERATURVERZEICHNIS 60 VII ANHANG 69 VII.1 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 69 VII.2 LEBENSLAUF 71 VII.3 DANKSAGUNG 73 Inhaltsverzeichnis 7 I EINLEITUNG Das Mammakarzinom spielt im klinischen Alltag aufgrund seiner hohen Inzidenz und Prävalenz (10% aller europäischen Frauen werden im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom erkranken) und der Lebensbedrohung für die Patientin/ den Patienten eine große Rolle. Bei diesen soliden Tumoren bildet die chirurgische Intervention die Grundlage für eine kurative Therapie. Chirurgische Maßnahmen allein sind jedoch oft nicht ausreichend, so daß zusätzlich auch andere Therapiemodalitäten, wie beispielsweise die Strahlentherapie, die Hormontherapie oder die Chemotherapie genutzt werden. I.1 D IE ZYTOSTATISCHE T HERAPIE DES M AMMAKARZINOMS Je nach Stadium der Erkrankung und individuellem Zustand der Patientin oder des Patienten werden beim Mammakarzinom verschiedene Therapieansätze verfolgt. Eine Therapieform ist die Chemotherapie, die entweder als adjuvante, neoadjuvante oder palliative Therapie durchgeführt wird. Unter dem Begriff der adjuvanten Chemotherapie versteht man eine Therapie in Kombination mit anderen Therapieformen, meist einer vorangehenden Operation. Ziel der adjuvanten Chemotherapie ist die Zerstörung nach einer Operation noch verbliebener, bzw. disseminierter Tumorzellen. Das Konzept der adjuvanten Therapie basiert auf der Erkenntnis, daß sich viele Tumoren vor der Primärtherapie, d.h. der Operation, bereits über den Blutweg ausgebreitet haben. Diese okkulte, das bedeutet makroskopisch, bzw. radiologisch nicht nachweisbare Streuung, kann zur Manifestation von Fernmetastasen führen, welche lebenswichtige Organstrukturen befallen und zerstören können und so das weitere Schicksal der Patienten mitbestimmen. Die adjuvante Chemotherapie spielt im klinischen Alltag eine große Rolle, da gezeigt werden konnte, daß eine lokale Behandlung des Tumors durch chirurgische Maßnahmen und/oder Strahlentherapie mit zusätzlicher Chemotherapie zu einer vergleichsweise größeren Lebensverlängerung führt als eine ausschließlich lokale chirurgische Behandlung (Early Breast Cancer Trialists' Collaborative Group, 1995). Einleitung 8 Für die postoperative Chemotherapie kommen besonders Patientinnen und Patienten mit regionären Lymphknotenmetastasen oder prognostisch ungünstigen Tumoren in Betracht. Es konnte gezeigt werden, daß durch diese Art der Therapie besonders bei Frauen vor der Menopause sowohl eine Verlängerung des rezidivfreien Intervalls (Zeitraum zwischen Primärbehandlung und Wiederauftreten der Tumorerkrankung) als auch eine Verbesserung der Überlebenschancen zu erreichen ist. Sinn der neoadjuvanten Chemotherapie ist die präoperative Verkleinerung eines primär inoperablen Tumors, der durch die medikamentöse Intervention einer operativen Therapie zugänglich gemacht wird. Die palliative Behandlung dient hauptsächlich der Linderung tumorbedingter Schmerzen. Bei fortgeschrittenen und metastasierten Mammakarzinomen zielt die Chemotherapie auf eine möglichst lang andauernde Remission (Rückbildung der Tumormasse), bzw. auf einen Wachstumsstillstand des Tumors. Eine vollständige Heilung kann durch eine palliative Therapie nicht mehr erreicht werden. Zahlreiche Zytostatika haben einen nachgewiesenen zytostatischen Effekt beim Mammakarzinom. Zu den am häufigsten eingesetzten, sogenannten ″first-lineZytostatika″ (Zytostatika erster Wahl), gehören Cyclophosphamid, Adriamycin/Epirubicin, Methotrexat, 5-Fluorouracil und Taxol. Zu den seit vielen Jahren angewandten Chemotherapieschemata beim Mammakarzinom gehört das CMF-Schema (Cyclophoshamid, Methotrexat und Fluorouracil), (Bonadonna und Valagussa, 1985; Bonadonna et al., 1995; Tannock et al., 1988; Engelsman et al., 1991; Brandi et al., 1994; O’Byrne et al., 1998). Aufgrund der in der Literatur verfügbaren Daten über die langzeitliche Wirksamkeit dieses Schemas wird es nach wie vor als ″first-line-Therapie″ bei Patienten mit erstmals diagnostiziertem Mammakarzinom durchgeführt (Hayes et al., 1995). Einleitung 9 I.2 W IRKUNGSWEISE VON Z YTOSTATIKA IM A LLGEMEINEN Der Wirkmechanismus von Zytostatika basiert auf einer Hemmung der Zellteilung. Prinzipiell befindet sich nur eine gewisse Zellfraktion eines Gewebes im Stadium der Zellteilung, die sogenannte Wachstumsfraktion. Nur die Zellen dieser Gruppe sind einer zytostatischen Therapie zugänglich. Die Wachstumsphase des Zellzyklus gliedert sich in eine G1-Phase (1.Wachstumsphase), eine S-Phase (DNS-SynthesePhase), eine G2-Phase (2.Wachstumsphase) und eine M-Phase (Mitose-Phase). Alle anderen Zellen befinden sich in der nicht proliferierenden, sogenannten G0-Phase, aus der sie nur unter besonderen Umständen wieder in den proliferierenden Zellzyklus zurückkehren. Viele Zytostatika wirken hauptsächlich in der S-Phase des Zellzyklus. Der Erfolg einer Therapie ist unter anderem auch davon abhängig, wie groß der Anteil an Zellen in der empfindlichen S-Phase ist. Je schneller ein Tumor wächst, desto mehr Zellen befinden sich in dieser Phase. Die Empfindlichkeit eines Gewebes gegenüber Zytostatika wird also entscheidend durch dessen Proliferationsrate mitbestimmt. Einfluß auf die Sensibilität eines Gewebes gegenüber verschiedenen Zytostatika hat darüber hinaus die Tatsache, daß auch ohne zuvorige Zytostatikatherapie Resistenzen durch spontane Mutationen entstehen können, wodurch die zytostatische Wirksamkeit eingeschränkt werden kann. Zur Zeit werden vielfältige Mechanismen diskutiert, durch die sich Tumorzellen vor zytostatischen Wirkungen schützen können, wovon folgende experimentell unter der Einwirkung von Zytostatika nachgewiesen wurden: • Überexpression Transferase inaktivierender oder Enzyme, Glutathionperoxidase, wie beispielsweise z.B. bei Glutathion-S- alkylierenden und Platinverbindungen (Wang und Tew, 1985; Buller et al., 1987; Bellamy et al., 1991). • Verminderte Expression der Topoisomerase II, wodurch die Empfindlichkeit der Zellen gegenüber Anthrachinonen, Anthrazyklinen und anderen DNS- interkalierenden Substanzen geschwächt wird (Friche et al., 1991; Chen und Beck, 1995; Kusumoto et al., 1996). Einleitung 10 • Überexpression des ″Multi-Drug-Resistance″-Gens, MDR-I, dessen Produkt, ein P-Glykoprotein (Pgp), als energieabhängige Membranpumpe für den Auswärtstransport zahlreicher, vor allem relativ lipophiler, Stoffe sorgt. Die intrazelluläre Konzentration einiger Zytostatika (Anthrazykline, Epipodophyllotoxine, Vinca-Alkaloide u.a.) wird dadurch erniedrigt (Gerlach et al., 1986; Beck, 1987; Endicott und Ling, 1989; van der Bliek und Borst, 1989; Shustik et al., 1995). Da die Anzahl unterschiedlicher Zellklone innerhalb eines Tumors, die Resistenzen gegen verschiedene Zytostatika ausbilden können, mit zunehmender Zellzahl steigt und die Heilungschance von Tumoren auch aus diesem Grund umgekehrt proportional der Anzahl an Tumorzellen ist, sollte eine Therapie möglichst früh angestrebt werden (Goldie und Coldman, 1979 und 1986). Aufgrund der angesprochenen Zellmutationen und unterschiedlicher Angriffspunkte verschiedener Zytostatika im Zellzyklus ist es außerdem sinnvoll, verschiedene Zytostatika im Rahmen einer Kombinations-Chemotherapie zu applizieren (Goldie und Coldman, 1979; Cadman et al., 1981; Benz et al., 1983). Durch diese Form der Therapie kann eine größere Menge teilresistenter Zellklone wirksam bekämpft werden. Einige Studien konnten zeigen, daß kombinierte Zytostatikatherapien auch deshalb meist bessere Tumoransprechraten erzielen, da sich verschiedene Zytostatika gegenseitig direkt in ihrer Wirkung verstärkend beeinflussen können (Major et al., 1982; Benz et al., 1983; Damon et al., 1989; White, 1995). Ferner wurde festgestellt, daß die Wirksamkeit von Zytostatika einer Kinetik erster Ordnung folgt, d.h. es wird immer ein konstanter Prozentsatz von Zellen, die dem Medikament ausgesetzt sind, getötet, nicht eine konstante Anzahl (Skipper et al., 1964). Auf dieser Erkenntnis beruht die Therapie mit intermittierenden Behandlungszyklen. Dieser Aufbau der Therapie ist sinnvoll, um pro Therapiezyklus möglichst viele Zellen zu töten, gleichzeitig aber auch dem restlichen Körper, insbesondere dem Knochenmark, die Möglichkeit zur Regeneration zu bieten. Einleitung 11 I.3 W IRKUNGSWEISE MTX VON UND 5-FU Bei den Zytostatika MTX und 5-FU handelt es sich um sogenannte Antimetabolite. In dieser Gruppe werden Abwandlungsprodukte natürlicher Stoffe zusammengefaßt, die aufgrund ihrer Affinität zu Enzymen im Rahmen der Biosynthese von Nukleinsäuren wirken. Sie entfalten ihre Wirkung hauptsächlich in der S-Phase des Zellzyklus, da zu diesem Zeitpunkt ein besonders hoher Bedarf an Nukleinsäuren zur DNS-Synthese besteht. In die Gruppe der Antimetabolite gehören die Folsäureantagonisten (z.B. MTX, Aminopterin), die Pyrimidinantagonisten (z.B. 5-FU, Cytarabin) und die Purinantagonisten (z.B. 6-Mercaptopurin, Azathioprin). Alle drei Gruppen stören, bzw. verhindern die DNS-Synthese und führen infolge zum Tod der Zelle. Im Rahmen der DNS-Synthese in der S-Phase des Zellzyklus spielt Desoxythymidylat (dTMP) eine wichtige Rolle. Bei dTMP handelt es sich um eines der vier Nukleoside, die als Bausteine der DNS fungieren. Der letzte Schritt in der Bildung von dTMP erfolgt durch die Methylierung von Desoxyuridylat (dUMP), einer Vorstufe von dTMP, zu Desoxythymidylat. Diese Reaktion wird durch das Enzym Thymidylat-Synthase katalysiert: dUMP dTMP Thymidylat-Synthase Die Übertragung der Methylgruppe erfolgt durch das Co-Enzym Tetrahydrofolat (FH4=Tetrahydrofolsäure), bzw. sein aktives Derivat N5,N10-Methylentetrahydrofolat. FH4 wird in dieser Reaktion zu Dihydrofolat (FH2=Dihydrofolsäure) oxidiert: dUMP + FH4 → dTMP + FH2 Um FH4 zu regenerieren, muß FH2 wieder reduziert werden. Dieser Schritt wird durch die Dihydrofolat-Reduktase (DHFR) katalysiert, die NADPH als Reduktionsmittel verwendet: FH2 + NADPH + H+ FH4 + NADP+ Dihydrofolat-Reduktase Einleitung 12 Zellen in der S-Phase des Zellzyklus benötigen aufgrund der hohen Zellteilungsrate besonders viel dTMP zur DNS-Synthese. Die Empfindlichkeit solcher Zellen gegenüber der Hemmung der dTMP-Synthese wird bei der Chemotherapie ausgenutzt, wobei sowohl die Thymidylat-Synthase als auch die DihydrofolatReduktase als Angriffspunkte dienen. Die Synthese von dTMP kann durch Beeinflussung der DHFR moduliert werden. FH2-Analoga wie MTX oder Aminopterin sind kompetitive Inhibitoren der DHFR (Sotos et al., 1994). Sie besitzen im Vergleich zum natürlichen Substrat FH2 eine höhere Affinität zu dem Enzym DHFR und verdrängen FH2 somit von diesem. Die Überführung von FH2 in FH4 wird blockiert, wodurch die FH4-abhängigen Übertragungen von C1-Resten (Methylgruppen) verhindert werden, die im Rahmen der Synthese von Purinnukleotiden und dTMP, und damit der DNS, stattfinden (Dollery, 1991a; Fleisher, 1993; Sotos et al., 1994). Wie die physiologischen Folate, so wird auch MTX intrazellulär in Hepatozyten zu Polyglutamat-Derivaten metabolisiert. Diese akkumulieren im Gegensatz zum Ausgangsstoff im intrazellulären Raum (Jolivet et al., 1982; Jolivet und Chabner, 1983). Die längere intrazelluläre Verweildauer ist mit einer länger anhaltenden Hemmung der DHFR auch nach Abfluten der extrazellulären Substanzkonzentration und somit mit einer ausgedehnteren zytostatischen Wirkung verbunden. Darüber hinaus inhibieren die Polyglutamate auch andere Folsäure-abhängige Enzyme, die nicht direkt durch MTX gehemmt werden, wodurch die Toxizität zusätzlich verstärkt wird (Allegra et al., 1985a/b; Sotos et al., 1994). 5-FU wird in vivo in seine aktive Form, das Fluordesoxyuridylat (F-dUMP) umgewandelt. Dieses dUMP-Analogon hemmt die Thymidylat-Synthase irreversibel, so daß die Desoxythymidylat-Synthese und sekundär auch die DNS-Sythese und -Reparatur gehemmt werden (Heidelberger et al., 1958; Dollery, 1991b, Sotos et al., 1994). Darüber hinaus wird 5-FU in Form von F-dUTP in die Zell-RNS eingebaut (Wilkinson et al., 1975; Tseng et al., 1978; Glazer und Hartman, 1980), was durch Störung der RNS-Funktion erheblich zur Zytotoxizität der Substanz beiträgt (Kufe und Major, 1981; Major et al., 1982). Einleitung 13 I.4 H INTERGRUND DER VORLIEGENDEN A RBEIT In der Vergangenheit wurden verschiedene in vitro-Modelle entwickelt, um Vorhersagen über die Wirksamkeit von Zytostatika gegen solide Tumoren in vivo treffen zu können (von Hoff und Weisenthal, 1980; Wilson et al., 1990; Köpf-Maier, 1992; Huschtscha et al., 1996). Durch in vitro-Modelle konnte beispielsweise gezeigt werden, daß Unterschiede in der Dosis pro Zeiteinheit, der sogenannten ″dose intensity″, die zytostatische Wirkung in der Zellkultur entscheidend mitbeeinflussen (Evans und Relling, 1989). Für viele Zytostatika, die im Rahmen von in vitro-Modellen eine vielversprechende Wirksamkeit zeigten, konnte eine korrespondierende Wirksamkeit in vivo allerdings nicht in gleichem Ausmaß bestätigt werden. Diese Beobachtung führte zu der Hypothese, daß in vivo oft nur eine subinhibitorische dose intensity in der Tumorzelle erreicht werden kann. Die Mehrzahl aller Studien zur Resistenz solider Tumoren fokussierte bislang auf die Erforschung der Biochemie und Molekularbiologie von Tumorzellen. Weniger Beachtung wurde der Tatsache geschenkt, daß die verabreichten Zytostatika in vivo erst zur Tumorzelle gelangen müssen, da Zytostatika meist systemisch über das Blutgefäßsystem und nicht lokal verabreicht werden. Aus dem Blut müssen sie jedoch zunächst in den Zwischenzellraum (Interstitium oder Extrazellulärraum) gelangen, um auf die direkt benachbarten Tumorzellen wirken zu können. Sobald ein Molekül eines Zytostatikums in die Blutbahn injiziert wird, muß es also folgende ″Hindernisse″ überwinden, bevor es an eine Tumorzelle gelangt (Jain, 1987): • Distribution durch das Gefäßsystem • Transport über das Kapillarendothel • Transport durch das Interstitium In allen genannten Subkompartimenten besteht die Möglichkeit, daß das Molekül metabolisiert und in seiner Wirkung abgeschwächt wird oder sich an Proteine oder andere Strukturen bindet und dadurch seine Wirkung am Zielort nicht entfalten kann (Jain, 1987; Gerlowski und Jain, 1983). Darüber hinaus konnte gezeigt werden, daß Tumorgewebe im Vergleich zu normalem Gewebe signifikante Unterschiede in Struktur und Funktion aufweist, die Einleitung 14 zu einem eingeschränkten Transport von Molekülen aus der Blutbahn in das Tumorinterstitium führen können (Jain et al., 1979; Jain 1987; Twentyman, 1985). In jüngster Vergangenheit konnte von einigen Arbeitsgruppen gezeigt werden, daß die verminderte Penetration eines Zytostatikums aus dem Blut in das Tumorgewebe zu einer Einschränkung der klinischen Wirksamkeit beitragen kann, da die Tumoransprechrate unter anderem von der Zytostatika-Dosis im Tumorinterstitium abhängig ist (Presant et al., 1994; Müller et al.,1997b). Um bessere Aussagen über die in vivo-Wirksamkeit von Zytostatika treffen zu können, wäre es daher wünschenswert, intratumorale Konzentrationen quantifizieren zu können. In diesem Zusammenhang ist zunächst von Interesse, ob ein bestimmtes Zytostatikum das Tumorinterstitium in vivo überhaupt in ausreichender Konzentration erreicht. Zur Klärung dieser Frage muß daher eine Methodik angewandt werden, die es erlaubt, die freie, d.h. pharmakologisch aktive, Zytostatika-Konzentration im Zielgewebe zu messen. Derzeit sind mehrere Möglichkeiten verfügbar, um klinisch relevante Medikamentenkonzentrationen im Zielgewebe zu messen: • Biopsie: Durch die chemische Analyse einer Biopsie (Hecquet et al., 1986; Roos und Brorson, 1990; Vaden et al., 1993) ist es zwar möglich, die Medikamentenkonzentration im entnommenen Gewebsstück zu bestimmen, jedoch handelt es sich dabei um ein Homogenisat aus zellulären, extrazellulären und vaskulären Anteilen. Pharmakokinetische Verläufe lassen sich nicht verfolgen, da serielle Probeentnahmen aufgrund der Invasivität der Methodik meist nicht möglich sind. • MRS (Magnetresonanzspektroskopie): Diese Technik wurde bereits für gewebspharmakokinetische Studien angewandt (Wolf et al., 1987; Evelhoch, 1989; Schlemmer et al., 1994; Findlay et al., 1993; Presant et al., 1994). Sie bietet als bildgebendes Verfahren den Vorteil einer Darstellung der Zytostatikaanreicherung im gesamten Tumorbereich, wobei es nicht möglich ist, zwischen freien und proteingebundenen Molekülen zu unterscheiden. Auch läßt sich nicht sagen, ob sich eine Substanz innerhalb eines Tumors in Gefäßen oder dem Tumorinterstitium befindet. Letztendlich ist es auch schwierig, zwischen Metaboliten mit ähnlichen magnetischen Eigenschaften zu unterscheiden (Evelhoch, 1989). Einleitung 15 • PET (Positronenemissionstomographie): Auch dieses Verfahren ist bereits zu Studienzwecken im Bereich der Gewebspharmakokinetik zur Anwendung gekommen (Daghighian et al., 1993) und bietet wie die MRS die Möglichkeit, Zytostatikaanreicherungen innerhalb eines gesamten Tumors darzustellen. Die Methodik ist jedoch mit einer Strahlenbelastung für den Patienten verbunden. Die beiden letztgenannten Verfahren haben unter anderem die Nachteile eines hohen technischen Aufwands und hoher Kosten. Durch die Entwicklung der Mikrodialysetechnik (Ungerstedt et al. 1982; Ungerstedt 1984; Zetterström et al. 1983; Tossman und Ungerstedt, 1986) ist es möglich geworden, Zytostatika-Konzentrationen in vivo direkt in der interstitiellen Flüssigkeit, welche die Tumorzellen unmittelbar umgibt, zu messen. Durch simultanes Messen der Zyostatikakonzentration in Plasma und Tumor kann der transendotheliale Transport eines Zytostatikums bestimmt werden. Dadurch wird es möglich zu untersuchen, inwieweit die Plasmakonzentration eines Medikaments mit dessen Tumorkonzentration und die Medikamentenkonzentration im Tumorgewebe mit dem Therapieerfolg korrelieren. Die interstitiellen Konzentrations-Zeit-Verläufe, die man durch Messungen über einen bestimmten Zeitraum erhält, können als die effektive in vivo-dose intensity, vergleichbar der in vitro-dose intensity in einem ZellkulturExperiment, betrachtet werden. Der neuartige Forschungsansatz einer anschließenden pharmakodynamischen Simulation der interstitiellen Pharmakokinetik in einem in vitro-Modell bietet die Möglichkeit, die in vivo ermittelte intratumorale Pharmakokinetik in vitro nachzuvollziehen und dadurch indirekte Vorhersagen über die klinische Wirksamkeit eines Zytostatikums in vivo treffen zu können. Einleitung 16 I.5 Z IEL DER VORLIEGENDEN A RBEIT Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Einfluß des transendothelialen Transports von Zytostatika aus der Blutbahn in das Tumorinterstitium und der ZytostatikaKonzentration im Tumorinterstitium auf die Tumoransprechrate bei Patientinnen und Patienten mit primärem Mammakarzinom zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurde zunächst mittels Mikrodialyse der Konzentrations-ZeitVerlauf von freiem, nicht an Proteine gebundenem MTX in Plasma und Tumorinterstitium jeder Patientin in vivo gemessen und die jeweilige Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (″Area Under the Curve″, AUC) berechnet. In einem zweiten Schritt wurde der in vivo für jede Patientin bestimmte intratumorale MTX-Konzentrations-Zeit-Verlauf an Mammakarzinomzellen in vitro simuliert (in vivo-pharmakokinetisch / in vitro-pharmakodynamisches Simulationsmodell; PK/PD-Simulationsmodell). Neben MTX wurde auch für 5-FU der in einer früheren Studie (Müller et al., 1997b) ebenfalls bei Mammakarzinom-Patientinnen und -Patienten in vivo ermittelte Konzentrations-Zeit-Verlauf in vitro simuliert. In einer dritten Versuchsanordnung wurden Mammakarzinomzellen simultan mit MTX und 5-FU inkubiert. An mehreren Tagen nach der Zytostatika-Exposition wurde die Anzahl vitaler Zellen ermittelt. Durch die genannten Experimente sollten folgende Fragen beantwortet werden: • Gibt es individuelle Unterschiede in der Plasma-Tumor-Transferrate eines bestimmten Zytostatikums bei verschiedenen Patientinnen? • Ist die Reaktion eines soliden Tumors auf eine Chemotherapie abhängig von der direkt auf die Tumorzellen einwirkenden Konzentration des Zytostatikums pro Zeit? • Korreliert die in vitro-Überlebensrate der Karzinomzellen mit der in vivo-AUCTumor? • Wie wirkt sich die kombinierte Gabe von MTX und 5-FU (wie sie im Rahmen des CMF-Schemas durchgeführt wird) auf die Überlebensrate der Karzinomzellen in vitro aus? Einleitung 17 II MATERIAL UND METHODEN II.1 T EIL I: I N VIVO -E XPERIMENTE II.1.1 Patientinnen und Material II.1.1.1 Patientinnen: In die klinische Studie wurden 9 Patientinnen mit histologisch gesicherter Diagnose eines primären Mammakarzinoms im Stadium T3/4, NX, M0 nach der TNMStadieneinteilung und im Stadium 0, 1 oder 2 der ECOG-scale (WHO performance status) mit einer Lebenserwartung von mindestens drei Monaten eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 52 Jahre (± 4), die durchschnittliche Körperoberfläche 1.77 m2 (± 0,03); (Mittelwerte ± SD). Alle Patientinnen nahmen an der Studie im Rahmen des ersten Behandlungszyklus einer neoadjuvanten Chemotherapie nach dem CMF-Schema (600 mg/m2 Cyclophosphamid, 40 mg/m2 MTX, 600 mg/m2 5-FU) teil. An vier Patientinnen wurden während ihres zweiten Therapiezyklus erneut Mikrodialysemessungen durchgeführt. Die so gewonnenen Daten wurden separat analysiert. Die Studie wurde von der Ethikkommission der medizinischen Fakultät der Universität Wien bewilligt und in Übereinstimmung mit der Helsinki-Deklaration und den ″Good Clinical Practice Guidelines″ der Europäischen Kommission (EC-GCPRichtlinien) durchgeführt. Alle Patientinnen wurden sowohl schriftlich als auch mündlich detailliert über Zweck und Ablauf der Studien aufgeklärt und gaben ihr schriftliches Einverständnis zur Teilnahme. Material und Methoden 18 II.1.1.2 Material: • Mikrodialyse-Sonden mit einem äußeren Durchmesser von 500 µm, einer Schaftlänge von 7 cm, einer Membranlänge von 16 mm und einem ″molecular cutoff″ (oberer Grenzwert für die Durchlässigkeit von Molekülen) von 20 kD (CMA-10®, CMA, Stockholm, Schweden); (siehe Abb.2) • Physiologische Kochsalzlösung (Fresenius, Pharma Austria GmbH, Graz) • Venenkatheter (Venflon2®, Helsingborg, Schweden) • Mikroinfusionspumpe (Predicor®, Infors, Basel, Schweiz) • Microfraction-collector (CMA 120®, CMA, Stockholm, Schweden) • Methotrexat (MTX®, Roche, Basel, Schweiz) • FPI-Assay (Fluorescence polarization immuno assay; Abbott, Abbott Park, III) • COBAS Fara II-Analyser (Roche Diagnostics, Basel, Schweiz) • Computerprogramm (Topfit 2,0, Gustav Fischer, Stuttgart, Jena, New York; 1993) II.1.2 Methodik der Mikrodialysetechnik Die Mikrodialysetechnik, erstmals 1972 von Delgado et al. beschrieben, wurde ursprünglich auf dem Gebiet der präklinischen Hirnforschung angewandt, um im Hirngewebe extrazelluläre Konzentrationen von Neurotransmittern zu messen. 1987 wurde erstmals eine Studie über die Anwendung der Technik am Menschen veröffentlicht (Lönnroth et al., 1987). In den letzten Jahren wurde die Mikrodialyse vermehrt im Bereich der klinischen Pharmakokinetik angewandt, insbesondere, um die Verteilung und Metabolisierung von Pharmaka zu untersuchen (Müller et al., 1995, 1996, 1997 a/b; Blöchl-Daum, 1996; Ekstrøm et al., 1997). Material und Methoden 19 II.1.2.1 Prinzip der Mikrodialyse Das Grundprinzip der Mikrodialyse beruht auf der Konzentrationsmessung endogener Analyte (z.B. Metabolite, Hormone, Neurotransmitter) oder exogen zugeführter Substanzen (Pharmaka und ihre Metabolite) im Extrazellulärraum mit Hilfe einer Mikrodialysesonde. An der Spitze der Mikrodialysesonde befindet sich eine semipermeable Membran, die so im Gewebe plaziert wird, daß sie in direktem Kontakt mit dem Extrazellulärraum des Gewebes steht, in dem Messungen vorgenommen werden sollen (siehe Abb.1 und 2). Nach der Implantation im Gewebe wird die Sonde mit einer physiologischen Flüssigkeit, dem Perfusat, mit einer konstanten Geschwindigkeit von 1-2 µl/min gespült. Zwischen dem Perfusat und dem Extrazellulärraum findet nun ein Konzentrationsausgleich statt. Ungebundene Substanzen diffundieren aus dem Interstitium entlang des Konzentrationsgradienten durch die Membran in das Perfusat. Das mit dem Analyten teiläquilibrierte Perfusat, das Dialysat, wird gesammelt und die Konzentration der zu messenden Substanz chemisch bestimmt (s.a. II.1.2.3. Kalibrierung der Sonde). Basierend auf der Annahme, daß die Membran in beide Richtungen durchgängig ist, können dem Perfusat zugesetzte gelöste Stoffe in das umgebende Gewebe diffundieren. Durch diese Technik können daher auch Pharmaka gezielt in eine Gewebsregion appliziert werden. II.1.2.2 Aufbau der Sonde Derzeit kommen verschiedene Sondentypen zur Anwendung. Bei der am häufigsten verwendeten Mikrodialysesonde handelt es sich um eine nadelförmig konzentrische Sonde (Tossman und Ungerstedt, 1986). Sie besteht aus einem längeren inneren und einem kürzeren äußeren Schaft. Die semipermeable Membran überdeckt den inneren Schaft, ist am äußeren Schaft befestigt und bildet die vorne geschlossene Spitze der Sonde. Die Perfusionsflüssigkeit gelangt über den inneren Schaft zur Spitze der Sonde, wo an der semipermeablen Membran die Diffusion zwischen Gewebe und Perfusat stattfindet. Das so entstandene Dialysat verläßt über den äußeren Schaft die Sonde (siehe Abb.1 und 2). Material und Methoden 20 Perfusat Dialysat Hautoberfläche Blutkapillare Membran Diffusion Interstitium Analyt Zellen Abb.1: Prinzip der Mikrodialysetechnik: An der Spitze einer ins Gewebe implantierten Mikrodialysesonde befindet sich eine semipermeable Membran, die in direktem Kontakt mit dem Interstitium des Gewebes steht, in dem Messungen vorgenommen werden sollen. Nach der Implantation im Gewebe (siehe II.1.2.5 Studienprotokoll) wird die Sonde mit einer physiologischen Flüssigkeit, dem Perfusat, mit einer konstanten Geschwindigkeit von 1-2 µl/min gespült. Zwischen dem Perfusat und dem Extrazellulärraum findet nun ein Konzentrationsausgleich statt. Ungebundene Substanzen diffundieren aus dem Interstitium durch die Membran in das Perfusat. Das mit dem Analyten äquilibrierte Perfusat, das Dialysat, wird gesammelt und die Konzentration der zu messenden Substanz chemisch bestimmt. Material und Methoden 21 Abb.2: Mikrodialyse-Sonde mit einem äußeren Durchmesser von 500 µm, einer Schaftlänge von 7 cm, einer Membranlänge von 16 mm und einem ″molecular cutoff″ von 20 kD (CMA-10®, CMA, Stockholm, Schweden). Zur Veranschaulichung der Größenverhältnisse wurde ein Streichholz gewöhnlicher Größe neben die Sonde gelegt. II.1.2.3 Kalibrierung der Sonde Die im Dialysat gemessene Substratkonzentration entspricht nie gänzlich der absoluten Konzentration im Interstitium, da es während der Mikrodialyse nur zu einer unvollständigen Äquilibrierung zwischen Gewebsflüssigkeit und Perfusat kommt. Die Dialysatkonzentration ist daher niedriger als die tatsächliche absolute Substratkonzentration im Interstitium. Durch Kalibrierung der Mikrodialysesonden ist es möglich, einen Umrechnungsfaktor zu berechnen, die sogenannte ″Recovery″. Erst mit Hilfe dieser Recovery lassen sich quantitative Konzentrationsbestimmungen im Gewebe durchführen. Die Recovery ist definiert als das Verhältnis zwischen der Konzentration einer bestimmten Substanz im Dialysat und der Konzentration der gleichen Substanz im Medium, das die Sonde umgibt (Ungerstedt et al.; 1982). Die Recovery wird in Prozent angegeben. Material und Methoden 22 In vitro-Kalibrierung: Um sicherzustellen, daß eine bestimmte Substanz konzentrationsunabhängig dialysabel ist, sollte für jeden Analyten zunächst eine in vitro-Kalibrierung durchgeführt werden. Die Recovery wird in vitro bestimmt, indem die Sonde in einer Stammlösung, bestehend aus Medium mit dem zu messenden Analyten, kontinuierlich bei gleichbleibender Geschwindigkeit mit physiologischer Kochsalzlösung perfundiert wird. Die Konzentration des Analyten im Dialysat wird in bestimmten Zeitintervallen gemessen und als Prozent der Konzentration in der Stammlösung angegeben: Recovery in vitro (%) = CDialysat / CMedium · 100 wobei CDialysat die Konzentration im Dialysat und CMedium die Konzentration im Medium angibt. Die Bestimmung der Recovery wird mit unterschiedlich hohen Substratkonzentrationen in der Stammlösung durchgeführt, wobei die Höhe der Recovery dabei idealerweise über einen weiten Konzentrationsbereich konstant bleiben sollte. Das heißt, daß sie unabhängig von der Außenkonzentration der Substanz ist, was als wichtige Voraussetzung für quantitative kinetische Studien anzusehen ist. Material und Methoden 23 In vivo-Kalibrierung: Um in vivo-Experimente so durchführen zu können, daß quantitative Aussagen über die Substratkonzentration im Gewebe getroffen werden können, muß die Sonde in vivo kalibriert werden. Dies ist deshalb wichtig, da die Kalibrierung in vitro meist zu höheren Recoverywerten führt als in vivo (Lönnroth et al.; 1987), so daß eine Berechnung der Recovery basierend auf der in vitro-Recovery in einem falsch niedrigen Ergebnis resultieren würde. Der Grund für die Messung unterschiedlich hoher Recoverywerte sind verschiedene Diffusionskoeffizienten für Wasser und Gewebe (Lönnroth et al., 1987; Amberg und Lindefors, 1989; Hsiao et al., 1990; Bungay et al., 1990). Auch die unterschiedlich hohe Durchlässigkeit verschiedener Membranen führt in vitro zu unterschiedlichen Recovery-Werten. In vivo spielt dies jedoch eine eher untergeordnete Rolle, da in vivo nicht der Membranwiderstand, sondern der im Vergleich sehr viel höhere Gewebswiderstand den limitierenden Faktor für die Diffusion darstellt (Hsiao et al., 1990). Für die Bestimmung der in vivo-Recovery wurden verschiedene Techniken entwickelt. Von diesen hat sich die sogenannte ″Retrodialysetechnik″ als am einfachsten und schnellsten durchzuführen herausgestellt. Außerdem ist sie unabhängig vom Fließgleichgewicht der Analytkonzentration im Gewebe (Ståhle, 1991). Die Retrodialysetechnik basiert auf der Annahme, daß die Diffusionsrate über die Membran in beide Richtungen gleich hoch ist. Bei dieser Methode wird die Substanz, die später gemessen werden soll, der Perfusionsflüssigkeit zugefügt. Der Verlust über die Membran entspricht der Recovery: Recovery in vivo (%) = 100 - (100 · CDialysat · CPerfusat-1) Daraus läßt sich anschließend auch die Gewebskonzentration der Substanz als Quotient aus der Substanzkonzentation im Dialysat und der Recovery berechnen: CGewebe = (CDialysat · Recoveryin vivo -1) · 100 Material und Methoden 24 II.1.2.4 Einflußgrößen der Recovery Im Laufe der Jahre wurden in mehreren Studien Faktoren untersucht, welche die Recovery in vitro und in vivo beeinflussen, wovon hier einige aufgeführt und erläutert werden sollen. Beschaffenheit der Membran: Prinzipiell entsprechen die Mikrodialyse-Membranen jenen Membranen, die in Hämodialysesäulen zur Anwendung kommen. Zu den am häufigsten verwendeten Membranmaterialien gehören Polyacrylonitril, Polyethersulfon, Polycarbonatether und Celluloseacetat (Kendrick, 1989; Elmquist und Sawchuk, 1997). Das Membranmaterial sollte möglichst inert und biokompatibel sein, um Interaktionen zwischen zu messenden Substanzen und der Membran zu verhindern (Lindefors et al., 1989). Abgesehen vom Membranmaterial sollten auch die zu- und ableitenden Plastikschläuche des Systems inert sein, um eine Adsorption von Molekülen, die zu einer Verfälschung der Ergebnisse führen kann, zu verhindern (Ungerstedt, 1991). Um bei pharmakokinetischen Studien interstitiell freie, d.h. pharmakologisch wirksame Analytkonzentrationen messen zu können, sollte die durchschnittliche Porengröße groß genug sein, um eine freie Diffusion der gelösten Moleküle zu ermöglichen, jedoch klein genug, um die Passage von Proteinen und anderen Makromolekülen zu verhindern. Membranlänge: Je länger die Membran der Sonde ist, desto größer ist die Diffusionsaustauschfläche und somit auch die Recovery (Hamberger et al., 1983; Ungerstedt, 1984). Dies geht aus dem 1.Fick'schen Diffusionsgesetz hervor: dQ / dt = D · F · ∆c/l Nach diesem Gesetz ist die pro Zeiteinheit (t) über die Membran diffundierende Stoffmenge (Q) proportional dem Diffusionskoeffizienten des Mediums (D), der Fläche (F), über die eine Diffusion stattfinden kann, und der Stoffkonzentration (c) und antiproportional der Länge der Diffusionsstrecke (l). Material und Methoden 25 Interaktionen zwischen Substanz und Membran: Abhängig von Membran- und Substanzeigenschaften können zwischen Membran und Substanz Interaktionen auftreten, die sich auf die Recovery auswirken. So ist beispielsweise beschrieben worden, daß die Recovery für saure Metabolite sehr viel größer ist als für basische, auch wenn die Substanzen den gleichen Diffusionskoeffizienten besitzen (Ungerstedt, 1984). Diffusionskoeffizient: Die Variabilität der Recovery verschiedener Substanzen wird auf Unterschiede im Molekulargewicht, der Konfiguration und der Ladung der Substanzmoleküle, und damit auf unterschiedliche Diffusionskoeffizienten zurückgeführt (Benveniste und Hüttemeier, 1990). Des weiteren wird die Diffusion in einem inhomogenen Medium wie dem Gewebe duch Zellen behindert, wodurch der Diffusionsweg verlängert wird. Dieser Umstand erklärt den erschwerten Übertritt von Molekülen über die Membran in vivo im Vergleich zur Situation in vitro (Benveniste, 1989). Temperatur: Bei einem Temperaturanstieg des Mediums steigt auch der Diffusionskoeffizient um 1-2 % pro °C (Bard und Faulkner, 1980). Die Recovery steigt demnach mit steigender Temperatur (Wages et al., 1986). Zusammensetzung des Perfusats: Die Perfusionsflüssigkeit sollte der interstitiellen Flüssigkeit in bezug auf Osmolarität, Zusammensetzung und pH-Wert möglichst ähnlich sein, um die physiologischen Gegebenheiten des umliegenden Gewebes nicht zu verändern (Benveniste und Hüttemeier, 1990). Zu hohe Gradienten, sowie eine zu hohe Perfusionsgeschwindigkeit können zum Phänomen der ″Drainage″ führen (Benveniste, 1989), wobei dem Gewebe in direkter Umgebung der Sonde die zu messende Substanz durch die Sonde selbst entzogen wird, die Diffusionsmenge abnimmt und dadurch mit der Zeit falsch niedrige interstitielle Werte gemessen werden. Um dies zu vermeiden, kann dem Perfusat eine bestimmte Konzentration der zu messenden Substanz zugefügt werden, um den Gradienten über die Membran und damit auch den Substratabtransport aus dem Gewebe zu senken. Zusätzlich sollte die Perfusionsgeschwindigkeit möglichst niedrig gehalten werden. Material und Methoden 26 Perfusionsrate: Wie in Perfusionsgeschwindigkeit Abbildung und der 3 dargestellt, Recovery ein besteht umgekehrt zwischen der proportionales Verhältnis. Je höher die Perfusionsgeschwindigkeit, desto geringer ist die Recovery (Kehr et al., 1993). Recovery (% ) 80 60 40 20 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 Perfusionsgeschwindigkeit (µl/min) Abb.3: Einfluß der Perfusionsgeschwindigkeit auf die Recovery. Mit zunehmender Fließgeschwindigkeit (µl/min) nimmt die Recovery (%) in nichtlinearer Weise ab. II.1.2.5 Studienprotokoll Am Morgen des Studientages wurden die Patientinnen an der Abteilung für klinische Pharmakologie aufgenommen. Während der Studie befanden sie sich in liegender Position. Um die MTX-Konzentration im Plasma messen zu können, wurde jeder Patientin ein Venenkatheter in die Kubitalvene gelegt. Die Haut wurde im Bereich des Tumors gereinigt und desinfiziert. Hierauf wurde je ein Venenkatheter in den Tumor und in das periumbilikale subkutane Fettgewebe eingestochen, der Mandrin entfernt und über den Venenkatheterschaft jeweils eine Mikrodialysesonde in das Gewebe vorgeschoben. Der Katheterschaft wurde so weit zurückgezogen, daß davon ausgegangen werden konnte, daß die Sondenmembran frei im Interstitium zu liegen kam. Material und Methoden 27 Die Position der Sonden wurde mittels Ultraschall kontrolliert (siehe Abb.4). Die Sonden wurden für 30 Minuten mit Ringerlösung mit einer Rate von 1,5 µl/min über eine Mikroinfusionspumpe gespült und danach über 30 Minuten wie oben beschrieben für MTX kalibriert. Anschließend wurde das System wiederum für 30 Minuten mit Ringerlösung gespült, dann wurde das MTX verabreicht. Dialysatproben wurden mit Hilfe eines ″Microfraction-collectors″ (CMA 120®, CMA, Stockholm, Schweden) über 30-Minuten-Intervalle gesammelt und bis zur Analyse bei -20°C gelagert. Den Patientinnen wurde MTX in Form einer einmaligen i.v.-Dosis von 40 mg/m² über 5 Minuten verabreicht, was einer durchschnittlichen Dosis von 60 mg entsprach. Zuvor wurden 8 mg Ondansetron, 4 mg Dexamethason und 50 mg Ranitidin i.v. verabreicht. Nach der dreistündigen experimentellen Beobachtungsperiode nach MTX-Applikation erhielten die Patientinnen 5-FU und Cyclophosphamid entsprechend dem CMF-Schema. Abb.4: Lage einer Mikrodialysesonde im Tumorgewebe, dargestellt mittels Ultraschall. Material und Methoden 28 II.1.2.6 Beurteilung der Tumoransprechrate Die Reaktion der Tumoren auf die Chemotherapie wurde nach Abschluß mindestens zweier Chemotherapiezyklen radiologisch anhand der WHO-Standardkriterien bestimmt: Eine komplette Remission wurde als Verschwinden aller nachweisbaren Tumorparameter, dokumentiert durch zwei Kontrolluntersuchungen, die mindestens vier Wochen auseinanderlagen, definiert. Eine partielle Remission lag vor, wenn es zu einem Rückgang der Tumorausdehnung um mindestens 50% oder mehr über eine Dauer von mindestens vier Wochen kam. Dies mußte durch Mammographie, Ultraschall oder direkte klinische Messung des Tumordurchmessers festgestellt werden. Führte die Therapie zu keiner signifikanten Änderung der Tumorausdehnung über mindestens vier Wochen (Abnahme um < 50% oder Zunahme um < 25%), wurde dies als unverändertes Krankheitsbild bezeichnet. Im Falle einer Zunahme der Tumorausdehnung um mehr als 25% oder unter der Therapie neu auftretender Tumorläsionen handelte es sich um ein Fortschreiten der Krankheit. Material und Methoden 29 II.1.3 Chemische Analyse, Berechnungen und Datenanalysen II.1.3.1 Chemische Analyse Die MTX-Konzentrationen in Plasma und Dialysaten wurden mit Hilfe eines FPI (Fluorescence polarization immuno)-Assays gemessen. Um geringe MTX- Konzentrationen messen zu können, wurde der Assay für den Gebrauch eines ″COBAS Fara II-Analysers″ (Roche Diagnostics, Basel, Schweiz) adaptiert. Die Inter- und Intraassay-Variationskoeffizienten betrugen weniger als 5%. Die Nachweisgrenze lag bei 0.01µM. II.1.3.2 Pharmakokinetische Berechnungen und Datenanalysen Alle Daten wurden als Mittelwerte ± Standardfehler (standard error, SE) angegeben. Die absoluten Gewebskonzentrationen von MTX wurden als Quotient aus der Substratkonzentration im Dialysat und der Recovery berechnet: CGewebe = (CDialysat · Recoveryin vivo-1) · 100 Alle in vivo gemessenen Daten wurden mit einem kommerziell erhältlichen Computerprogramm (Topfit 2,0) nach der ″least squares method″ in ein Ein- bzw. Zwei-Kompartimentmodell eingepaßt. Die im Plasma gemessenen Zytostatika-Konzentrationswerte wurden in das Programm eingegeben, so daß nach folgender Gleichung für ein Zwei- Kompartimentmodell die Zytostatika-Konzentration im Plasma zu jedem beliebigen Zeitpunkt t berechnet werden konnte: C(t) = A e-k1 t + B e-k2 t Dabei gilt: C(t) Zytostatika-Konzentration im Plasma zu jedem beliebigen Zeitpunkt t k1 Eliminationskonstante für das Plasmakompartiment k2 Eliminationskonstante für das Gewebskompartiment Material und Methoden 30 A rückextrapolierter Schnittpunkt mit der Ordinate für die α-Phase der Elimination B rückextrapolierter Schnittpunkt mit der Ordinate für die β-Phase der Elimination A e-k1 t Zytostatika-Konzentration zu jedem beliebigen Zeitpunkt t während der α-Phase der Elimination B e-k2 t Zytostatika-Konzentration zu jedem beliebigen Zeitpunkt t nach Erreichen der Eliminationsphase Durch die im Gewebe gemessenen Zytostatika-Konzentrationswerte konnte nach folgender Gleichung für ein Ein-Kompartimentmodell die Zytostatika-Konzentration im Gewebe zu jedem beliebigen Zeitpunkt t berechnet werden: C(t) = B e-k2 t - C e-ka t Dabei gilt: C(t) Zytostatika-Konzentration im Gewebe zu jedem beliebigen Zeitpunkt t ka Absorptionskonstante für das Gewebskompartiment B e-k2 t Zytostatika-Konzentration zu jedem beliebigen Zeitpunkt t nach Erreichen der Eliminationsphase C e-ka t noch nicht absorbierte Zytostatika-Konzentration zu jedem beliebigen Zeitpunkt t während der Absorptionsphase Anschließend wurde die Plasma-Gewebe-Transferrate (k12) nach folgender Gleichung ermittelt: k1 + k2 = k12 + k21 + k13 , wobei k1, k2 und k13 durch das Topfit- Programm berechnet wurden; k21 ergibt sich aus: k21 = k1 · k2 : k13 Material und Methoden 31 Dabei gilt: k12 Transferrate vom Plasma ins Gewebe k21 Transferrate vom Gewebe ins Plasma k13 Eliminationskonstante aus dem Plasma Das Penetrationsverhältnis für das Tumorgewebe wurde ausgedrückt durch den Quotienten AUCTumor / AUCPlasma Folgende pharmakokinetischen Parameter wurden ermittelt: AUC Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (in µg·min·ml-1) Die AUC-Werte wurden nach der Trapezregel berechnet. cmax maximale Konzentration tmax Zeitpunkt bis zum Erreichen der maximalen Konzentation Statistik: Für Korrelationen und Vergleiche zwischen pharmakokinetischen Parametern verschiedener Kompartimente wurden Spearman rank (rs)-, bzw. Mann-Whitney Utests angewandt, da die pharmakokinetischen Parameter nicht normalverteilt waren. Ein p-Wert < 0.05 wurde als signifikant gewertet. Material und Methoden 32 II.2 T EIL II: I N VITRO -E XPERIMENTE II.2.1 Material II.2.1.1 Zellkultur: • MCF-7-Zellstamm (ATCC, Rockville, MD, USA) • Kulturflaschen (75 cm2 Vented Culture Flask, 0.2µm Vented Tissue Filter Cap, Culture Treated; Costar®3276, Cambridge, MA, USA) • Medium, zusammengesetzt aus: • RPMI mit Glutamax I® (GIBCO 61870-010, Gaithersburg, MD, USA) • 10%igem hitzeinaktiviertem fötalen Kälberserum (GIBCO 10106-066, Gaithersburg, MD, USA) • 50µl Gentamicin/ml Medium (GIBCO 15750-037, Gaithersburg, MD, USA) • Trypsin; 2.5%ige Lösung (210234, Boehringer Mannheim, Deutschland) • Trypanblau; 0.5%ige Lösung (S11-004, PAA Laboratories GmbH, A-4020) • Bürker-Türk-Zählkammer (7192 06, Brand GmbH + Co KG, D-97861) • 96-well-Mikrotiterplatten; flat bottom (Costar® 3596, Cambridge, MA, USA) • Methotrexat (Serva, Heidelberg, Deutschland) • 5-FU (Serva, Heidelberg, Deutschland) II.2.1.2 MTT-Assay: • CellTiter 96 Non-Radioactive Cell Proliferation Assay (Promega, Mannheim, Deutschland); beinhaltet: • 100 ml Solubilization/Stop Solution • 15 ml Dye Solution • ELISA-Meßgerät (Easy reader EAR 400 AT, SLT-Labinstruments, Austria) Material und Methoden 33 II.2.2 Zugrundeliegende in vivo-Experimente Grundlage der in vitro-Studie bildeten die pharmakokinetischen Konzentrations-ZeitVerläufe, die in zwei in vivo-Studien an Patientinnen und Patienten mit primärem Mammakarzinom gemessen wurden. Die mit MTX durchgeführte in vivo-Studie wurde bereits in TEIL I vorgestellt. Die Daten der in vivo-Experimente mit 5-FU basieren auf der Studie von Müller et al. (1997b). In diese klinische Studie wurden 8 Patientinnen und 2 Patienten mit histologisch gesicherter Diagnose eines primären Mammakarzinoms im Stadium T3/4, NX, M0 nach der TNM-Stadieneinteilung und im Stadium 0, 1 oder 2 der ECOG-scale (WHO performance status) mit einer Lebenserwartung von mindestens drei Monaten eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 53 Jahre (± 9), die durchschnittliche Körperoberfläche 1.9 m2 (± 0,4); (Mittelwerte ± Standardabweichung der Stichprobe, SD). Zwei Patientinnen nahmen an der Studie im Rahmen des ersten Behandlungszyklus einer neoadjuvanten Chemotherapie nach dem CMF-Schema (600 mg/m2 Cyclophosphamid, 40 mg/m2 MTX, 600 mg/m2 5-FU), acht nach dem FEC-Schema (600 mg/m2 5-FU, 60 mg/m2 Epirubicin, 600 mg/m2 Cyclophosphamid) teil. An drei Patientinnen wurden während ihres zweiten Therapiezyklus erneut Mikrodialysemessungen durchgeführt. Die so gewonnenen Daten wurden separat analysiert und ebenfalls in die in vitro-Studie integriert. Basierend auf den durch die in vivo-Experimente ermittelten pharmakokinetischen Daten wurden die Konzentrations-Zeit-Profile von 5-FU und MTX in vitro an Mammakarzinomzellen der Zellinie MCF-7 simuliert. Material und Methoden 34 II.2.3 Methodik der Zellkultur Humane Mammakarzinomzellen der Zellinie MCF-7 wachsen als Monolayerkulturen in Kulturflaschen in RPMI-Medium in einem Inkubator bei 37°C, 5% CO2 und 95% relativer Luftfeuchtigkeit. Um für die Zellen optimale Bedingungen, d.h. ausreichend Platz zum Wachsen und genügend Nährstoffe im Medium, aufrecht zu erhalten, werden in regelmäßigen Abständen Subkulturen angelegt. Hierfür werden die Zellen durch Trypsin vom Boden der Kulturflaschen gelöst und mit frischem Medium in einer 1:3-1:10-fachen Verdünnung wieder in Flaschen ausgesät. Auf gleiche Weise wurden auch die Zellen für die in vitro-Studie durch Trypsinieren in ihrer logarithmischen Wachstumsphase gewonnen. Um die Konzentration vitaler Zellen der aus einer Kulturflasche gewonnenen Zellsuspension zu bestimmen, wurden 50µl der Suspension mit 50µl Trypanblau angefärbt. Anschließend wurden die Zellen zweier Quadranten einer Bürker-TürkZählkammer unter dem Mikroskop gezählt. Für die in vitro-Experimente wurden auf 96-well-Mikrotiterplatten (Costar® 3596, Cambridge, MA, USA; Platten mit 96 schalenförmigen Vertiefungen, den sogenannten ″wells″) je sechs wells mit 5.000, 15.000 und 25.000 Zellen in 100µl Medium ausgesät. Je drei wells pro Zellzahl dienten der Kontrolle, wurden also keinem Zytostatikum ausgesetzt, die anderen drei der PK/PD-Simulation, d.h. der Inkubation mit MTX, 5-FU oder einer Kombination der beiden Zytostatika (siehe Abb.5). Für die Experimente wurden jeweils drei wells pro Zellzahl untersucht, um nach Durchführung des MTT-Assays (siehe II.2.4) einen möglichst reproduzierbaren Mittelwert für die Extinktion errechnen zu können. Nach dem Aussäen der Zellen wurden die Mikrotiterplatten vier Stunden lang bei 37°C inkubiert, um den Zellen die Möglichkeit zu geben, am Boden der wells anzuwachsen, bevor mit den Experimenten begonnen wurde. Nach der vierstündigen Ruhephase wurden die Zellen nach den in vivo für jede Patientin und jeden Patienten gemessenen Konzentrations-Zeit-Verläufen mit dem entsprechenden Zytostatikum inkubiert. Für die kombinierte Inkubation mit MTX und 5-FU wurde der Konzentrations-Zeit-Verlauf aus den Mittelwerten aller MTX-, bzw. aller 5-FUKinetiken errechnet. In den durch die in vivo-Experimente vorgegebenen Zeitabständen (15 min für 5-FU, 30 min für MTX) wurden die Zellen mit der jeweils in vivo gemessenen MTX-, bzw. 5-FU-Konzentration in 150 µl Medium bei 37°C inkubiert. Material und Methoden 35 Nach den angegebenen Zeitintervallen wurde die Konzentrationslösung mit einer Pasteurpipette abgesaugt und die Zellen mit der Konzentrationslösung für den nächsten Zeitabstand inkubiert. Abschließend wurde die letzte Konzentrationslösung abgesaugt und die Zellen nach Zugabe 150µl reinen Mediums bis zur Durchführung des MTT-Assays (siehe II.2.4) inkubiert. 5.000 Zellen pro well Kontrolle PK/PD-Simulation 15.000 Zellen pro well Kontrolle PK/PD-Simulation 25.000 Zellen pro well Kontrolle PK/PD-Simulation Abb.5: 96-well-Mikrotiterplatte unter der Versuchsanordnung: Ausgesät wurden je sechs wells mit 5.000, 15.000, bzw. 25.000 Zellen. Davon dienten jeweils drei als Kontrolle ( ) und drei der PK/PD- Simulation ( ). Alle restlichen wells der Mikrotiterplatte blieben leer (○). Material und Methoden 36 II.2.4 Methodik des MTT-Assays II.2.4.1 Durchführung des MTT-Assays Um den zeitlichen Verlauf der Tumorreaktion in vitro nachzuvollziehen, wurde die Zahl der überlebenden Zellen jedes Simulationsmodells an den Tagen 1, 2, 4 und 7 nach der Inkubation mit dem Zytostatikum gemessen. Für jeden Meßtag wurde daher eine Mikrotiterplatte vorbereitet. Die Zahl der nach der Zytostatikaexposition noch vitalen Zellen wurde mit Hilfe eines MTT-Proliferationsassays (CellTiter 96) ermittelt. Für die Durchführung eines solchen Assays werden am Meßtag pro well 15 µl einer vorgefertigten Farblösung (″Dye solution″) zugefügt. In der darauffolgenden Inkubationszeit von 4 Stunden bei 37°C findet in allen noch vitalen Zellen eine Umwandlung des in der Farblösung enthaltenen Tetrazolium-Salzes MTT zu einem Formazan-Produkt statt (siehe Abb.6), was deutlich an einem Farbumschlag der Flüssigkeit von gelb nach blau zu erkennen ist. Diese Produktumwandlung ist auf die mitochondriale Dehydrogenase-Aktivität der vitalen Zellen zurückzuführen. Nach der Inkubationszeit werden 100µl einer vorgefertigten Lösung (″Solubilization/Stop Solution″) hinzugefügt, um das gebildete Formazan-Produkt in Lösung zu bringen. Nach weiteren 24 Stunden kann die Absorption bei 570 nm und einer Referenzwellenlänge von 690 nm mit einem ELISA-Meßgerät gemessen werden. Die so ermittelte Absorption ist der Zahl an lebenden Zellen direkt proportional. N N N N H + N S Br N N N S N CH3 N CH3 CH3 CH3 MTT Formazan Abb.6: Umwandlung des Tetrazolium-Salzes MTT in ein Formazan-Produkt: Die nach der Inkubation mit einem Zytostatikum noch vitalen Zellen metabolisieren MTT zu einem FormazanProdukt. Material und Methoden 37 II.2.4.2 Anwendungsbereiche des MTT-Assays Tetrazolium-Salze finden in der Forschung im Rahmen von Zellproliferations- und Zytotoxizitäts-Assays (Campling et al., 1988 und 1991; Wilson et al., 1990), EnzymAssays, histochemischen Untersuchungen und bakteriologischen Screening- Untersuchungen (Berridge et al., 1996), Assays zur Bestimmung der Zellhaftung (Prieto et al., 1993; Klemke et al., 1994) und der Apoptose-Mechanismen von Zellen (Wong und Goeddel, 1994), sowie bei der Bestimmung von Hefe- (Levitz und Diamond, 1985; Smail et al., 1992; Mikami et al., 1994) und Bakterienzellzahlen (Stevens und Olsen, 1993) breite Anwendung. Die Methodik des mit TetrazoliumSalzen entwickelten MTT-Assays basiert auf der quantitativen kolorimetrischen Bestimmung lebender Zellen mit Hilfe eines ELISA-Meßgeräts (Mosman, 1983). Die ursprünglich von Mosman 1983 beschriebene Methodik wurde in den darauffolgenden Jahren durch mehrere Arbeitsgruppen (Tada et al., 1986; Hansen et al., 1989; Denizot und Lang, 1986; Carmichael et al., 1987) abgeändert. Dadurch konnten technische Probleme der Methodik, insbesondere die Serumprotein-Präzipitation durch Zugabe organischer Lösungsmittel, die inkomplette Lösung der Formazan-Kristalle (verminderte Sensitivität des Assays), die Beeinträchtigung der kolorimetrischen Bestimmung durch Zugabe von Phenolrot und die Stabilität des Farbproduktes, deutlich verbessert werden. Nicht zuletzt aufgrund seiner einfachen und schnellen Durchführbarkeit wird dieser Assay in der Forschung häufig angewandt. II.2.5 Berechnungen und Datenanalysen Alle pharmakokinetischen Daten wurden mit einem kommerziell erhältlichen Computerprogramm (Topfit 2,0) nach der ″least squares method″ für ein ZweiKompartimentmodell berechnet. Statistik Korrelationen zwischen pharmakokinetischen Parametern und der relativen Zellwachstumshemmung wurde eine lineare Regressionsanalyse zugrundegelegt. Ein p-Wert < 0.05 wurde als signifikant gewertet. Material und Methoden 38 III ERGEBNISSE III.1 T EIL I: I N VIVO -E XPERIMENTE III.1.1 Bestimmung der Recovery in vitro Vor Beginn der in vivo-Experimente wurden die Mikrodialysesonden in vitro kalibriert, um sicherzustellen, daß der Diffusionsprozeß von MTX über die Sondenmembran über einen weiten Konzentrationsbereich unabhängig von der MTX-Konzentration in der Umgebung der Sonde ist. Die Sonden wurden in Stammlösungen verschiedener MTX-Konzentrationen getaucht und mit physiologischer Kochsalzlösung perfundiert. Die jeweilige MTX-Konzentration im Dialysat wurde anschließend gemessen. Abbildung 7 zeigt die Assoziation zwischen der MTX-Konzentration in der Stammlösung und der MTX-Konzentration im korrespondierenden Dialysat. Das lineare Verhältnis der beiden Parameter (Regressionskoeffizient r=0.99) zeigt die Konzentrationsunabhängigkeit der Recovery, die für MTX 35% betrug. Konzentration im Dialysat (µM) 25 20 15 10 5 0 0 10 20 30 40 50 60 Konzentration in der Stammlösung (µM) 70 Abb.7: In vitro-Kalibrierung der Mikrodialysesonde für MTX: Assoziation zwischen der MTXKonzentration im Dialysat (µM) und der MTX-Konzentration in verschiedenen Stammlösungen (µM; r= 0.99). Die in vitro-Recovery für MTX beträgt 35% bei einer Fließgeschwindigkeit von 1.5 µl/min. Ergebnisse 39 III.1.2 Mikrodialyse in vivo Die in vivo gemessenen MTX-Konzentrations-Zeit-Verläufe für Plasma, Subkutis und Tumor aller neun Patientinnen sind in Abbildung 8 dargestellt. Die berechneten pharmakokinetischen Parameter sind in Tabelle 1 zusammengestellt. 14 13 12 M TX-Konzentration (µM ) 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 0 30 60 90 120 150 180 Zeit (m in) Abb.8: MTX-Konzentrations-Zeit-Verlauf für die drei Kompartimente Plasma, Subkutis und Tumor über 180 Minuten nach einmaliger Gabe einer i.v.-Dosis von 40 mg/m2 MTX über 5 Minuten im Rahmen des ersten CMF-Therapiezyklus einer neoadjuvanten Chemotherapie bei 9 Patientinnen mit primärem Mammakarzinom. Die Abweichung vom Mittelwert der gemessenen Werte, die sich durch die verschiedenen pharmakokinetischen in vivo-Experimente für jede Patientin ergibt, ist durch vertikale Balken gekennzeichnet. (Plasma (○), Subkutis (△); Tumor (▼); Mittelwerte ± SE). Ergebnisse 40 cmax tmax AUC0-180 min (µM) (min) (µM ·min) Plasma 11.7 ± 2.30 550.4 ± 46.4 Subkutis 1.75 ± 0.53 43 ± 10 210.3 ± 91.1 Tumor 1.79 ± 0.76 43 ± 7 223.7 ± 76.8 Tab.1: Pharmakokinetische Parameter für Plasma, Subkutis und Tumorinterstitium nach einmaliger Gabe einer i.v.-Dosis von 40 mg/m2 MTX über 5 Minuten im Rahmen des ersten CMF-Therapiezyklus einer neoadjuvanten Chemotherapie bei 9 Patientinnen mit primärem Mammakarzinom. (cmax maximal erreichte MTX-Konzentration, tmax Zeitpunkt der erreichten cmax , AUC Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve von 0-180 min; Mittelwerte ± SE). Das Verhältnis AUCTumor / AUCPlasma betrug 0.60 ± 0.20, das Verhältnis AUCSubkutis / AUCPlasma betrug 0.49 ± 0.19 (Mittelwerte ± SE). Die fehlende Korrelation zwischen AUCPlasma und AUCTumor wird in Abbildung 9 deutlich (rs=-0.03 und p=0.93). Die Transferrate vom Plasmakompartiment in die peripheren Kompartimente (k12) betrug für das Tumorkompartiment 0.74 ± 0.24 und für das subkutane Kompartiment 0.70 ± 0.23 (Mittelwerte ± SE). Bei vier Patientinnen wurden die Experimente während des ersten und zweiten Chemotherapie-Zyklus durchgeführt. Bei ihnen betrug das Verhältnis AUCZyklus AUCZyklus 2 1 / 0.87 ± 0.07 (Variationskoeffizient = 16%) für das Plasmakompartiment und 0.98 ± 0.17 (Variationskoeffizient = 35%) für das Tumorkompartiment. Bei fünf von neun Patientinnen kam es zu einer partiellen Remission, vier zeigten ein unverändertes Krankheitsbild nach der Chemotherapie. Die mittlere AUCTumor betrug 107.2 ± 46.7 µmol·min·l-1 bei den Patientinnen mit partieller Remission und 34.9 ± 5.5 µmol·min·l-1 bei den anderen vier Patientinnen, die mittlere AUCPlasma betrug 609.6 ± 67.7 µmol·min·l-1 bei den Patientinnen mit partieller Remission und 476.5 ± 44.2 µmol·min·l-1 bei den vier anderen, wobei die Konzentrationsunterschiede keinen signifikanten Unterschied darstellten. Ergebnisse 41 AUC Tumor (µmol min l-1) 800 600 400 200 0 0 200 400 600 800 1000 AUC Plasma (µmol min l-1) Abb.9: Assoziation zwischen AUCTumor und AUCPlasma (r= -0.03; p= 0.93) nach einmaliger Gabe einer i.v.-Dosis von 40 mg/m2 MTX über 5 Minuten im Rahmen des ersten CMF-Therapiezyklus einer neoadjuvanten Chemotherapie bei 9 Patientinnen mit primärem Mammakarzinom. (Patientinnen mit unverändertem Krankheitsbild (■); Patientinnen mit partieller Tumorremission (□)). Ergebnisse 42 III.2 T EIL II: I N VITRO -E XPERIMENTE III.2.1 Zytostatische Wirkung in vitro Als repräsentatives Beispiel der Hemmung des Zellwachstums nach Inkubation der MCF-7-Zellen mit einem Zytostatikum dient für alle durchgeführten PK/PDSimulationsmodelle Abbildung 10. Hier ist das Zellwachstum der zytostatisch mit 5-FU behandelten Zellen der Gruppe mit 5.000 Zellen/well für jedes zugrundeliegende in vivo-Experiment im Vergleich zum Zellwachstum der Kontrolle zusammengefaßt dargestellt. 2,5 Absolute Extinktion 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Zeit (Tage) Abb.10: Beispiel eines PK/PD-Simulationsmodells: Dargestellt ist die Anzahl vitaler Zellen, ausgedrückt durch die Extinktion, an den Tagen 1, 2, 4 und 7 nach Inkubation mit 5-FU. Die Abweichung der gemessenen Werte vom Mittelwert ist durch vertikale Balken gekennzeichnet. (Kontrolle (○); 5.000 Zellen/well nach Inkubation mit 5-FU (●)). Ergebnisse 43 III.2.2 PK/PD-Simulationsmodelle Die Abbildungen 11a und b zeigen die Gegenüberstellung der interstitiellen Konzentrations-Zeit-Verläufe für MTX, respektive 5-FU aller individuellen in vivoMikrodialyse-Experimente und des relativen Wachstums der mit den Zytostatika inkubierten Mammakarzinomzellen mit der Ausgangszellzahl von 25.000 Zellen/well in vitro. Der obere Teil jeder Abbildung repräsentiert den Konzentrations-Zeit-Verlauf in vivo, der untere Teil das relative Zellwachstum in vitro. Korrespondierende in vivound in vitro-Kurven sind durch gleiche Symbole gekennzeichnet. Die Zytostatika-Exposition der MCF-7-Zellen führte für MTX zu einer maximalen Wachstumshemmung, ausgedrückt als Prozent vitaler Zellen von der Kontrolle, von 71%, d.h. einer Reduktion auf 29 ± 3% der ursprünglichen Zellzahl, an Tag 7 und für 5-FU zu einer maximalen Wachstumshemmung von 69%, d.h. einer Reduktion auf 31 ± 4% der ursprünglichen Zellzahl, an Tag 4. Ergebnisse 44 10 Interstitille MTX-Konzentration (µM) 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Relatives Zellwachstum (% der Kontrolle) 0 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0 60 120 180 4000 8000 12000 Zeit (min) Abb.11a: Interstitieller Konzentrations-Zeit-Verlauf für MTX in vivo nach einmaliger Gabe einer i.v.-Dosis von 40 mg/m2 MTX über 5 Minuten im Rahmen des ersten CMF-Therapiezyklus einer neoadjuvanten Chemotherapie bei 9 Patientinnen mit primärem Mammakarzinom (oben) und relatives Zellwachstum in Abhängigkeit der Zeit in vitro, ausgedrückt als Prozent der Kontrolle, für eine Ausgangszellzahl von 25.000 Zellen/well (unten). Ergebnisse 45 Interstitielle 5-FU-Konzentration (µM) 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Relatives Zellwachstum (% der Kontrolle) 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0 60 120 180 4000 8000 12000 Zeit (min) Abb.11b: Interstitieller Konzentrations-Zeit-Verlauf für 5-FU in vivo nach einmaliger Gabe einer i.v.-Dosis von 600 mg/m2 5-FU über 15 Minuten im Rahmen des ersten CMF-Therapiezyklus einer neoadjuvanten Chemotherapie bei 8 Patientinnen und 2 Patienten mit primärem Mammakarzinom (oben) und relatives Zellwachstum in Abhängigkeit der Zeit in vitro, ausgedrückt als Prozent der Kontrolle, für eine Ausgangszellzahl von 25.000 Zellen/well (unten). An drei Patientinnen wurden auch während des 2. Therapiezyklus Mikrodialyse-Messungen vorgenommen, daher sind 13 Kurven dargestellt. Ergebnisse 46 III.2.3 Assoziation zwischen AUCTumor und zytostatischem Effekt Die Abbildungen 12a und b zeigen für jede in vivo gemessene interstitielle Kinetik die korrespondierende AUCTumor von MTX, respektive 5-FU und die Überlebensrate der Mammakarzinomzellen in vitro, ausgedrückt als Prozent der Kontrolle, für eine Ausgangszellzahl von 25.000 Zellen/well. Relatives Zellwachstum (% der Kontrolle) 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 0 200 400 600 800 AUC (µM min) Abb.12a: Assoziation zwischen AUCTumor (µM · min) und relativem Zellwachstum (% der Kontrolle) nach Inkubation von 25.000 Zellen/well mit MTX (r= 0.05; p= 0.88). Relatives Zellwachstum (% der Kontrolle) (Patientinnen mit unverändertem Krankheitsbild (■), Patientinnen mit partieller Remission (□)). 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 0 250 500 750 AUC (µM min) Abb.12b: Assoziation zwischen AUCTumor (µM · min) und relativem Zellwachstum (% der Kontrolle) nach Inkubation von 25.000 Zellen/well mit 5-FU (r= -0.82; p= 0.0005). (Patientinnen mit unverändertem Krankheitsbild (■), Patientinnen mit partieller Remission (□)). Ergebnisse 47 III.2.4 PK/PD-Simulation unter simultaner Inkubation mit Methotrexat und 5-Fluorouracil Die Abbildungen 13a, b und c zeigen das für alle in vitro-Versuche ermittelte durchschnittliche relative Wachstum der Zellen nach der Inkubation mit MTX, 5-FU, bzw. einer Kombination von MTX und 5-FU als Prozent der Kontrolle für eine Ausgangszellzahl von 5.000 (Abb.13a), 15.000 (Abb.13b) und 25.000 Zellen (Abb.13c) pro well. Das Zellwachstum ist über einen Zeitraum von sieben Tagen dargestellt. Für die simultane Applikation von MTX und 5-FU wurden die Mittelwerte aller durch Mikrodialyse in vivo gemessenen Konzentrationswerte im Tumorinterstitium von MTX, bzw. 5-FU berechnet und die Zellen mit diesen Konzentrationen inkubiert. Relatives Zellwachstum (% der Kontrolle) 1,5 1,0 0,5 0,0 0 2 4 6 8 Zeit (Tage) 0 2 4 6 8 Zeit (Tage) 13a 0 2 4 6 8 Zeit (Tage) 13b 13c Abb.13: Relatives Zellwachstum, ausgedrückt als Prozent der Kontrolle, nach Inkubation von 5.000 Zellen/well (Abb.13a), 15.000 Zellen/well (Abb.13b) und 25.000 Zellen/well (Abb.13c) mit MTX, 5-FU und einer Kombination von MTX und 5-FU über einen Zeitraum von sieben Tagen. (5-FU (□), MTX (∆), Kombination von 5-FU und MTX (●)). Ergebnisse 48 III.2.5 Assoziation zwischen Zellzahl und zytostatischer Wirkung Die Abbildungen 14a und b zeigen das für alle in vitro-Versuche durchschnittliche relative Zellwachstum nach der Zytostatika-Exposition der Zellen als Prozent der Kontrolle für eine Ausgangszellzahl von 5.000, 15.000, bzw. 25.000 Zellen pro well: Relatives Zellwachstum (% der Kontrolle) 1,50 1,25 1,00 0,75 0,50 0,25 0,00 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Zeit (Tage) Abb.14a: Durchschnittliches relatives Zellwachstum, ausgedrückt als Prozent der Kontrolle, für eine Ausgangszahl von 5.000, 15.000 und 25.000 Zellen pro well an den Tagen 1, 2, 4 und 7 nach Inkubation der Zellen mit MTX. Die Abweichung der gemessenen Werte vom Mittelwert, die sich durch die individuellen pharmakokinetischen in vivo-Experimente für jede Patientin ergibt, ist durch vertikale Balken gekennzeichnet. (5.000 Zellen/well (■); 15.000 Zellen/well (○); 25.000 Zellen/well (▲)). Ergebnisse 49 Relatives Zellwachstum (% der Kontrolle) 1,50 1,25 1,00 0,75 0,50 0,25 0,00 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Zeit (Tage) Abb.14b: Durchschnittliches relatives Zellwachstum, ausgedrückt als Prozent der Kontrolle, für eine Ausgangszahl von 5.000, 15.000 und 25.000 Zellen pro well an den Tagen 1, 2, 4 und 7 nach Inkubation der Zellen mit 5-FU. Die Abweichung der gemessenen Werte vom Mittelwert, die sich durch die individuellen pharmakokinetischen in vivo-Experimente für jede Patientin/jeden Patienten ergibt, ist durch vertikale Balken gekennzeichnet. (5.000 Zellen/well (■); 15.000 Zellen/well (○); 25.000 Zellen/well (▲)). Sowohl für MTX als auch für 5-FU zeigte sich ein deutlicher Einfluß der ursprünglichen Zellzahl auf den zytostatischen Effekt. Eine höhere initiale Zellzahl war mit einer niedrigeren Wachstumshemmung verbunden. Ergebnisse 50 IV DISKUSSION Die in der Chemotherapie solider Tumoren etablierten Dosierungsrichtlinien für verschiedene Zytostatika stützen sich auf Messungen der in vivo-dose intensity im Plasma, welche mit der effektiv wirksamen dose intensity am Zielort gleichgesetzt wird. Einige Studien konnten jedoch zeigen, daß die im Plasma erreichte Konzentration eines Zytostatikums aufgrund der sehr variablen Penetration aus dem Blut in solide Tumoren meist nicht mit der am Wirkort erreichten Konzentration übereinstimmt (Front et al., 1987; Pujol et al., 1990; Presant et al., 1994; Müller et al., 1997b). Dies könnte ein Grund dafür sein, daß viele in vitro hochaktive Zytostatika in vivo nicht in gleichem Maße wirksam sind. Obwohl das Konzept der Tumor-dose intensity generell anerkannt ist (Evans und Relling, 1989), ist der experimentellen Untersuchung der Penetration von Zytostatika in solide Tumoren bislang nur wenig Beachtung geschenkt worden (Bateman et al., 1979; Front et al., 1987; Pujol et al., 1990; Presant et al., 1994; Müller et al., 1997b). Verschiedene Studien konnten jedoch bereits zeigen, daß ein eingeschränkter Transfer von Medikamenten aus dem Blut über das Tumorendothel in das Tumorinterstitium einen kritischen Punkt in bezug auf die Tumoransprechrate unter einer Chemotherapie darstellt (Jain, 1987, 1989, 1994 und 1998; Ekstrøm et al., 1995; Müller et al.,1997b). Folge eines eingeschränkten Transports ist eine im Vergleich mit der Plasmakonzentration geringere Zielgewebskonzentration des Zytostatikums, denen die Zellen während einer bestimmten Zeit ausgesetzt sind, was zu einer Einschränkung der klinischen Wirksamkeit beitragen kann (Presant et al., 1994; Ekstrøm et al., 1995; Müller et al.,1997b). Interstitielle Zytostatika-Konzentrationen in soliden Tumoren des Menschen wurden bislang nur in wenigen Studien gemessen. Die relativ neue klinische Technik der Mikrodialyse bietet die Möglichkeit, in vivo am Menschen pharmakokinetische Messungen im Tumorinterstitium durchzuführen (Blöchl-Daum et al., 1996; Müller et al., 1997b; Ekstrøm, 1997). Die vorliegende Arbeit hatte das Ziel, die Pharmakokinetik von freiem, d.h. pharmakologisch wirksamem MTX im Tumorinterstitium von MammakarzinomPatientinnen mit Hilfe der Mikrodialyse-Methodik im Rahmen einer Chemotherapie zu messen. Dabei sollten die Zusammenhänge zwischen dem transendothelialen Diskussion 51 Transport von MTX in das Tumorgewebe, welcher die Voraussetzung für eine entsprechend hohe interstitielle Zytostatika-Konzentration ist, und der Tumoransprechrate untersucht werden. Ferner sollte mit den in vivo ermittelten pharmakokinetischen Konzentrations-ZeitProfilen von MTX und 5-FU (letztere aus der Studie Müller et al., 1997b) die Pharmakodynamik Simulationsmodell der beiden Zytostatika nachvollzogen am werden, Zielort um in die einem in vitro- Reaktion von Mammakarzinomzellen auf die direkte Zytostatika-Exposition zu untersuchen. Dabei wurde den Fragen nachgegangen, inwieweit sich die verschiedenen ZytostatikaKonzentrationen auf die Wachstumshemmung der Zellen auswirken und ob die Tumorzellzahl die zytostatische Wirkung beeinflußt. Da MTX und 5-FU in Kombination im Rahmen der Chemotherapie nach dem CMFSchema verabreicht werden, wurde in der vorliegenden Arbeit auch untersucht, wie sich eine simultane Inkubation von Tumorzellen mit beiden Zytostatika auf den zytostatischen Effekt auswirkt. Zu diesem Zweck wurde ein weiteres Experiment durchgeführt, bei dem Mammakarzinomzellen entsprechend der Mittelwerte der in vivo gemessenen MTX- und 5-FU-Konzentrations-Zeit-Verläufe inkubiert wurden. IV.1 T EIL I: I N VIVO -E XPERIMENTE Für die klinische Studie schien ein neoadjuvantes Therapieschema am geeignetsten, da die Zahl resistenter Zellklone in den noch unbehandelten Tumoren als relativ gering angenommen werden kann (Goldie und Coldman; 1979; Fisher, 1995). Dementsprechend kann auch davon ausgegangen werden, daß ein fehlender Zusammenhang zwischen der Konzentration des Zytostatikums im Tumorinterstitium und der klinischen Reaktion des Tumors eher eine pharmakokinetisch bedingte Resistenz als eine Resistenz auf zellulärer Ebene widerspiegelt. Im Gegensatz dazu hätte bei einem palliativen Therapieschema berücksichtigt werden müssen, daß eine eventuelle Vorbehandlung des Tumors zur Induktion resistenter Zellklone führen kann. Diskussion 52 Die interstitielle AUC des freien, nicht an Proteine gebundenen intratumoralen MTX wurde als Hauptvariable der Experimente bestimmt, da die interstitielle Dosis an freiem MTX im Tumor ein direktes Maß für die pharmakologisch wirksame Medikamentenkonzentration am Wirkort darstellt. Die Zeitkurven für die mittlere Konzentration in Subkutis und Tumor zeigten keine signifikanten Unterschiede (siehe Abb.8 und Tab.1). Dabei muß allerdings auch für zukünftige Studien bedacht werden, daß für individuelle Patienten zu den einzelnen Meßzeitpunkten ein deutlicher Unterschied in der MTX-Konzentration in Subkutis und Tumor meßbar sein kann. Die Konzentrationen in Subkutis und Tumor der einzelnen Patienten dürfen dementsprechend nicht a priori gleichgesetzt werden. Interessant wären in diesem Zusammenhang Mikrodialyse-Messungen an einer größeren Menge von Patienten. Dadurch könnte überprüft werden, ob die mittleren Konzentrationen in Subkutis und Tumor auch bei einer größeren Patientenmenge statistisch keinen signifikanten Unterschied zeigen und dadurch in Zukunft eventuell auch einfacher durchzuführende Messungen in der Subkutis als repräsentativ für den Tumor gelten könnten. Die mittlere Transferrate (k12) vom zentralen Kompartiment (Plasma) in die peripheren Kompartimente (Subkutis und Tumorgewebe) beweist eine rasche Equilibrierung zwischen der MTX-Konzentration im Plasma und den freien MTXKonzentrationen in Subkutis und Tumor. Die interstitiellen Konzentrationen in beiden peripheren Kompartimenten betrugen etwa 50% der korrespondierenden Plasmawerte (siehe Abb. 8). Diese Ergebnisse stimmen mit der in der Literatur beschriebenen Plasmaproteinbindung von MTX von ca. 50% (Paxton, 1982; Dollery, 1991a) überein. Die intraindividuelle Variabilität der Tumorexposition für MTX, ausgedrückt als Quotient AUCZyklus 1 / AUCZyklus 2, betrug 16% für das Plasmakompartiment und 30% für das Tumorkompartiment. Im Gegensatz dazu war die interindividuelle Variabilität der AUC-Werte während des ersten Therapiezyklus relativ hoch, obwohl die verabreichte MTX-Dosis basierend auf der Körperoberfläche jeder Patientin errechnet wurde. Der Variationskoeffizient betrug 41% für das Plasma- und 103% für das Tumorkompartiment. Der Plasma-Tumor-Transfer, ausgedrückt als AUCPlasma / AUCTumor, zeigte ebenfalls eine hohe interindividuelle Variabilität. Für die meisten pharmakokinetischen Parameter zeigte sich eine höhere Variabilität für die Tumorwerte als für die korrespondierenden Plasmawerte. Diese Beobachtungen Diskussion 53 zeigen, daß der Transfer vom Plasmakompartiment in das Interstitium keine konstante, sondern vielmehr eine individuell variable Größe für jeden einzelnen Patienten darstellt. Dieses Ergebnis bekräftigt frühere Studien, die zeigten, daß die Penetration solider Tumoren durch Zytostatika sehr variabel ist (Jain, 1987, 1989, 1994 und 1998; Ekstrøm et al., 1995; Müller et al.,1997b). Zu den Gründen für diese Beobachtung zählen ein meist heterogener Aufbau des Kapillarnetzes innerhalb eines Tumors, das außerdem vermehrt arterio-venöse Shunts aufweist. Zwar ist in verschiedenen Studien eine erhöhte Permeabilität von Tumorgefäßen festgestellt worden (Jain, 1987), jedoch finden sich innerhalb eines Tumors Regionen mit hohem interstitiellem Druck, der dem Übertritt von Flüssigkeit und Makromolekülen aus der Blutbahn ins Interstitium entgegenwirkt (Baxter und Jain, 1989; Young et al., 1950). Der erhöhte Druck innerhalb des Tumors kann in manchen Regionen zu einem völligen Stillstand des Transports von Molekülen über die Gefäßwand führen. Da der interstitielle Raum im Tumorgewebe zusätzlich vergrößert ist (Jain, 1989), ist die Diffusion von Molekülen aus der Tumorperipherie ins Zentrum des Tumors stark verlangsamt und teilweise gänzlich inhibiert (Jain und Baxter, 1988). Der Transport innerhalb des Tumorinterstitiums ist dementsprechend von der Konvektion abhängig. Aufgrund des hohen interstitiellen Drucks im Tumorzentrum tritt den Molekülen jedoch bereits in der Tumorperipherie eine nach außen gerichtete Konvektion entgegen, die ein Vordringen in das Tumorzentrum behindert (Jain und Baxter, 1988). Je größer ein Tumor ist, desto geringer ist darüber hinaus die durchschnittliche Kapillarwandoberfläche, so daß bei größeren Tumoren der transkapilläre Austausch im Verhältnis noch geringer ist. Es ist also vorstellbar, daß die hohe interindividuelle Variabilität der MTXKonzentration im Tumorinterstitium in der vorliegenden Studie trotz der relativen Homogenität der Patientengruppe auf individuelle Unterschiede in Tumoraufbau, -größe und -durchblutung zurückzuführen sein könnte. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie bekräftigen experimentell am Menschen und im Tierversuch durchgeführte Studien, bei denen kein Zusammenhang zwischen der ungebundenen Zytostatika-Konzentration im Plasma und im Tumor gefunden wurde (Blöchl-Daum et al., 1996, Müller et al., 1997b; Dukic et al., 1998). Die Annahme einer linearen Relation zwischen MTX-Plasmaspiegeln und intratumoralen Spiegeln, und damit höchstwahrscheinlich auch eines erhofften therapeutischen Effekts, Diskussion 54 konnte durch die vorliegende Studie nicht unterstützt werden. Zwar sind Messungen der Plasma-MTX-Konzentration zur Therapieüberwachung anerkannt (Stroller et al., 1977; Kerr et al., 1983), jedoch scheinen die gemessenen Werte keinen zusätzlichen prädiktiven Wert für intratumorale MTX-Konzentrationen und einen daraus folgenden therapeutischen Effekt zu haben. Zwar läßt die geringe Patientenzahl keine detaillierte statistische Auswertung zu, jedoch waren weder die Zytostatika-Konzentration im Plasma, noch diejenige im Tumor mit einem positiven Ansprechen des Tumors assoziiert. Darüber hinaus gab es auch keinen klaren Zusammenhang zwischen der Plasma-Tumor-Transferrate (k12) und der Tumoransprechrate. Wie sind diese unterschiedlichen Beobachtungen zu erklären? Erstens erhielten die in der vorliegenden Studie eingeschlossenen Patientinnen eine Therapie nach dem CMF-Schema, also eine Kombinationstherapie mit drei verschiedenen Zytostatika. Nachdem ein positiver Zusammenhang zwischen der intratumoralen 5-FU-Kinetik und der klinischen Tumoransprechrate nachgewiesen werden konnte (Presant et al., 1994; Müller et al., 1997b), bleibt offen, ob der Erfolg einer kombinierten Chemotherapie von einem die Tumoransprechrate bestimmenden Medikament abhängig ist, und ob sich die in der Kombinationstherapie enthaltenen Medikamente gegenseitig beeinflussen. In diesem Zusammenhang wäre auch eine PK/PD-Simulation mit der Kombination aller drei im CMF-Schema enthaltenen Zytostatika von Interesse. Experimentelle Untersuchungen mit Cyclophosphamid sind jedoch limitiert, da es sich bei Cyclophosphamid um ein sogenanntes ″pro-drug″ handelt, das im menschlichen Körper erst in seine aktive Form umgewandelt wird und somit in vitro keinen zytostatischen Effekt wie in vivo aufweist (Colvin et al., 1973). Zweitens könnte eine Resistenzentwicklung des Tumors eine Rolle spielen. Im Verlauf der Behandlung mit MTX kann es aus verschiedenen Gründen zur Entwicklung von Resistenzen kommen, welche durch folgende Phänomene erklärt werden können: • Verminderte Aufnahme von MTX in die Zellen durch eine verminderte Affinität der carrier für MTX (Curt et al., 1983 und 1985). • Verminderte Affinität der DHFR für MTX: Resistente Zellen können eine in bezug auf ihr Molekulargewicht oder ihre Bindungsaffinität für MTX veränderte DHFR aufweisen. Auch kann die veränderte DHFR nur noch für andere Diskussion 55 Folsäureantagonisten eine Affinität besitzen (Melera et al., 1988; Dicker et al., 1990). • Vermehrte Bildung von DHFR aufgrund einer erhöhten Anzahl von für dieses Enzym kodierenden Genen (″Gen-Amplifikation″; Haber und Schimke, 1981). • Verminderte Polyglutaminierung (Curt et al., 1983 und 1985). Alle diese Überlegungen sprechen dafür, daß es höchstwahrscheinlich nicht möglich ist, ein einfaches Konzept für eine wirksame MTX-Konzentration anzugeben, wie es für verschiedene Antibiotika durch die ″minimale Hemmkonzentration″ möglich ist. IV.2 T EIL II: I N VITRO -E XPERIMENTE Die Inkubation von MCF-7-Mammakarzinomzellen mit MTX, 5-FU und der Kombination beider Zytostatika führte in allen PK/PD-Simulationsmodellen und in allen drei Versuchsansätzen mit 5.000, 15.000 und 25.000 Zellen pro well zu einer Wachstumshemmung der Zellen im Vergleich zur Kontrolle (siehe Abb.10). Die Abbildungen 11a und 11b zeigen die individuelle intratumorale in vivoPharmakokinetik aller Patientinnen und Patienten, ausgedrückt als ZytostatikaKonzentration pro Zeit, und die korrespondierende in vitro ermittelte Pharmakodynamik, ausgedrückt als Wachstumshemmung im Vergleich zur Kontrolle pro Zeit. Die Diagramme zeigen deutliche Unterschiede sowohl im pharmakokinetischen Verlauf als auch im pharmakodynamischen Effekt von MTX und 5-FU. Für MTX zeigt sich ein durchschnittlich flacherer Konzentrationsanstieg im Tumorinterstitium als für 5-FU. Gleichzeitig fällt die interstitielle 5-FU-Konzentration schneller wieder ab als die MTX-Konzentration. Dies läßt sich durch die unterschiedliche Plasma-Halbwertszeit der beiden Pharmaka erklären, die für MTX 8-10 Stunden, für 5-FU jedoch lediglich 20-30 Minuten beträgt (Dollery, 1991a/b). Zusätzlich wird die Wirkung von MTX durch die im Körper stattfindende Bildung von Polyglutamaten prolongiert. Auch die Pharmakodynamik der beiden Zytostatika unterscheidet sich deutlich. Während MTX erst an Tag 4 zu einer deutlichen Inhibition des Zellwachstums führt, setzt der zytostatische Effekt von 5-FU bereits an Tag 1 ein. Die Wirkung von MTX hält im Vergleich zu der von 5-FU sehr viel länger an. Im beobachteten Zeitraum von Diskussion 56 7 Tagen kam es bei den MTX-exponierten Zellen nicht wieder zu einem Anstieg des Zellwachstums im Vergleich zur Kontrolle. Im Gegensatz dazu kam es bei den 5-FUexponierten Zellen spätestens nach Tag 4 zu einem erneuten Anstieg der Zellzahl. Die Abbildungen 12a und 12b zeigen den Zusammenhang zwischen der AUCTumor der Zytostatika und dem zytostatischen Effekt, also der Wachstumshemmung der Zellen, in vitro. Wieder lassen sich einige Unterschiede hinsichtlich der Wirkung der beiden Zytostatika feststellen. Während die AUCTumor für 5-FU deutlich mit dem erwünschten Effekt korreliert, zeigt sich für MTX kein Zusammenhang zwischen der AUCTumor und dem zytostatischen Effekt. Diese durch die PK/PD-Simulation gewonnenen Ergebnisse bekräftigen die Ergebnisse früherer Studien (Jain 1987, 1989, 1996 und 1998; Müller et al., 1997b) und der in dieser Arbeit vorgestellten in vivo-Studie, daß für einzelne Zytostatika die sehr variable Verteilungskinetik Einfluß auf die Pharmakodynamik hat. Es konnte gezeigt werden, daß für 5-FU im Gegensatz zu MTX der transendotheliale Transport in das Tumorinterstitium ein limitierender Faktor für die Tumoransprechrate ist. Für MTX könnte, wie im vorangehenden Kapitel bereits erörtert, der die Ansprechrate limitierende Faktor auf zellulärer Ebene liegen. Das vorliegende PK/PD-Simulationsmodell verdeutlicht ebenfalls das Zusammenspiel der Pharmakodynamik verschiedener Zytostatika. Dies ist in Abbildung 13 zu sehen, in der die Wirkung von MTX und 5-FU nach simultaner Applikation im Vergleich zu den einzelnen pharmakodynamischen Verläufen der beiden Zytostatika dargestellt ist. Deutlich zu erkennen ist der sofortige Abfall der Zellzahl an Tag 1 für die kombinierte in vitro-Pharmakodynamik. Da MTX zunächst kaum Wirkung zeigt, muß der initiale Effekt für die kombinierte Dynamik in der Wirkung von 5-FU begründet liegen, wie sich auch aus dem Verlauf für die isolierte 5-FU-Dynamik ableiten läßt. Während die Zellzahl der 5-FU-Dynamik ab Tag 2 wieder kontinuierlich sinkt, wirkt nun MTX, was sich auch in der kombinierten Dynamik durch einen weiteren Abfall der Zellzahl bemerkbar macht. Nach vier Tagen wird der zytostatische Effekt allein durch die Wirkung von MTX bestimmt. Durch die Überlagerung der 5-FU- und MTX-Dynamik kommt es somit zu einem summativen Effekt. Die zytostatische Wirkung ist, zumindest für die Experimente mit 15.000 und 25.000 Zellen, bei der Inkubation mit beiden Zytostatika stärker. Dieses Ergebnis unterstreicht den Sinn einer kombinierten Chemotherapie mit MTX und 5-FU. Es zeigt, daß die zytostatische Wirkung jedes der beiden Medikamente Diskussion 57 zwar einzeln vorhanden ist, jedoch besonders in Kombination zu einer länger andauernden Wachstumshemmung der Zellen führt. Dieses Ergebnis bekräftigt frühere Studien, in denen gezeigt wurde, daß sich unterschiedliche Zytostatika in Kombination gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen und die Gesamtwirkung auf den Tumor auch dadurch, und nicht nur durch die additive Wirkung der einzelnen Medikamente, verändert wird (Cadman et al., 1981; Herrick et al., 1982). Abgesehen vom zeitlichen Aspekt der Wirksamkeit der beiden Zytostatika (siehe Abb.13a/b/c) könnte der Kombinationseffekt von MTX und 5-FU einigen Studien zufolge damit zusammenhängen, daß MTX den Einbau von 5-FU in die RNS durch Anheben des Phosphoribosyl-1-pyrophosphatase-Spiegels fördert (Cadman et al, 1979 und 1981; Damon et al., 1989; Sotos et al., 1994). Eine Abhängigkeit der zytostatischen Wirkung konnte auch in bezug auf die Zytostatika-exponierte Ausgangszellzahl pro well festgestellt werden (siehe Abb.14a/b). Besonders deutlich zeigt sich dieses Resultat für die 5-FUSimulationsmodelle. Dieses Ergebnis läßt sich unter Umständen durch das Phänomen der ″multicellular drug resistance″ erklären, wobei eine Zytostatikaresistenz aufgrund interzellulärer Kontakte hervorgerufen wird (St.Croix et al., 1998). Die vorliegende Studie bekräftigt frühere Studien, indem sie erneut zeigt, daß Resistenzen nicht nur aufgrund eines eingeschränkten transendothelialen Transports von Zytostatika (Jain, 1987, 1994 und 1998) und aufgrund intrazellulärer Mechanismen (Volm, 1998), sondern auch aufgrund interzellulärer Adhäsion (St.Croix et al., 1998) ausgebildet werden können. Sowohl Resistenzen aufgrund einer limitierten Zytostatika-Penetration als auch aufgrund interzellulärer Adhäsion sind vom Tumorinterstitium abhängig und könnten eine Erklärung dafür bieten, warum besonders große Tumoren oft schlecht auf eine zytostatische Chemotherapie ansprechen. Diskussion 58 IV.3 S CHLUSSFOLGERUNG Die vorliegenden in vivo-Experimente führten zu dem Ergebnis, daß die AUCPlasma von MTX keinen prädiktiven Wert für die erreichte AUCTumor darstellt und daß weder die AUCPlasma, noch die AUCTumor von MTX mit der Tumoransprechrate korreliert. Der Transport von MTX aus der Blutbahn in das Tumorinterstitium stellt nach diesen Ergebnissen keinen limitierenden Faktor für die Tumoransprechrate dar. Durch die vorliegenden in vitro-Experimente konnten diese Ergebnisse bestätigt und daraus geschlossen werden, daß der zytostatische Effekt von MTX von Einflußfaktoren distal des transendothelialen Transports abhängig sein muß. Für 5-FU hingegen zeigte sich eine Abhängigkeit des zytostatischen Effekts von der Penetration des Zytostatikums in das Tumorinterstitium, ein Ergebnis, welches frühere klinische Beobachtungen bekräftigt (Müller et al., 1997b). Die vorliegende Arbeit konnte zeigen, daß durch PK/PD-Simulationsmodelle nach Erhebung pharmakokinetischer Daten durch interstitielle Mikrodialysemessungen die Pharmakodynamik verschiedener Zytostatika im Tumorinterstitium beschrieben und prädiktive Aussagen über den zytostatischen Effekt in vivo getroffen werden können. Diskussion 59 V ZUSAMMENFASSUNG Ziel der vorliegenden Arbeit war es, zum einen den Einfluß des transendothelialen Transports von Zytostatika aus der Blutbahn in das Tumorinterstitium auf die Tumoransprechrate, und zum anderen den Einfluß der Zytostatika-Konzentration im Tumorinterstitium auf die Tumoransprechrate zu untersuchen. Hierfür wurden klinische in vivo-Experimente bei Patientinnen mit primärem Mammakarzinom mittels Mikrodialyse und in vitro-Experimente an Mammakarzinomzellen der Zellinie MCF-7 durchgeführt. Durch in vitro-Inkubation von Zellen auf Basis der in vivo emittelten Pharmakokinetik verschiedener Zytostatika konnte die Pharmakodynamik dieser Zytostatika am Wirkort simuliert werden. Die Mikrodialyse-Experimente wurden im Rahmen des ersten Behandlungszyklus einer neoadjuvanten CMF-Chemotherapie bei 9 Patientinnen mit primärem Mammakarzinom durchgeführt. Nach einmaliger Gabe einer i.v.-Dosis von 40 mg/m2 MTX wurde der Konzentrations-Zeit-Verlauf von MTX in Plasma und Tumorinterstitium über 180 Minuten gemessen. Vier Patientinnen nahmen ein zweites Mal an Mikrodialysemessungen während des zweiten Therapiezyklus teil. Für die in vitro-Experimente wurden MCF-7-Mammakarzinomzellen nach den in vivo ermittelten Konzentrations-Zeit-Verläufen mit MTX, respektive 5-FU inkubiert (in vivoKonzentrations-Zeit-Verläufe der Mikrodialyse-Studie von Müller et al., 1997b). Des weiteren wurden Zellen einer Kombination von MTX und 5-FU ausgesetzt. Die in vivo-Experimente zeigten eine hohe interindividuelle Variabilität für den Plasma-Tumor-Transfer von MTX, ausgedrückt als AUCPlasma / AUCTumor und eine geringe intraindividuelle Variabilität der Tumorexposition für MTX, ausgedrückt als AUCZyklus 1 / AUCZyklus 2 . Weder die MTX-Konzentration im Plasma, noch diejenige im Tumorinterstitium war mit der Tumoransprechrate assoziiert. Auch in vitro zeigte sich für MTX kein Zusammenhang zwischen der AUCTumor und dem zytostatischen Effekt. Für 5-FU hingegen konnte eine deutliche Assoziation zwischen AUCTumor und der zytostatischen Wirkung nachgewiesen werden. Durch Inkubation der Zellen mit der Kombination von MTX und 5-FU konnte eine stärkere zytostatische Wirkung erzielt werden als durch Inkubation mit nur einem der beiden Zytostatika. Des weiteren zeigten die in vitro-Experimente eine Abhängigkeit der zytostatischen Wirkung von der Ausgangszellzahl. Zusammenfassung 60 VI LITERATURVERZEICHNIS Allegra CJ, Chabner BA, Drake JC, Lutz R, Rodbard D, Jolivet J (1985a): Enhenced inhibition of thymidylate synthase by methotrexate polyglutamates. J Biol Chem 260: 9720-9726 Allegra CJ, Drake JC, Jolivet J, Chabner BA (1985b): Inhibition of phosphoribosylaminoimidazolecarboxamide transformylase by methotrexate and dihydrofolic acid polyglutamates. Proc Natl Acad Sci USA 82: 4881-4885 Amberg G, Lindefors N (1989): Intracerebral microdialysis: II. Mathematical studies of diffusion kinetics. J Pharm Meth 22: 157-183 Bard AG, Faulkner LR (1980): Electrochemical methods. Wiley & sons, New York; p.153 Bateman AE, Peckham MJ, Steel GG (1979): Assays of drug sensitivity for cells from human tumours: in vitro and in vivo tests on a xenografted tumour. Br J Cancer 40 (1): 81-88 Baxter LT, Jain RK (1989): Transport of fluid and macromolecules in tumors. I. Role of interstitial pressure and convection. Microvasc Res 37: 77-102 Beck WT (1987): The cell biology of multiple drug resistance. Biochem Pharmacol 36 (18): 2879-2887 Bellamy WT, Dalton WS, Gleason MC, Grogan TM, Trent JM (1991): Development and characterization of a melphalan-resistant human multiple myeloma cell line. Cancer Res 51: 995-1002 Benveniste H (1989): Brain Microdialysis. J Neurochem 52 (6): 1667-1679 Benveniste H, Hüttemeier PC (1990): Microdialysis: theory and applications. Prog Neurobiol 35: 195-215 Benz C, Cadman E, Gwin J, Wu T, Amara J, Eisenfeld A, Dannies P (1983): Tamoxifen and 5-fluorouracil in breast cancer: cytotoxic synergism in vitro. Cancer Res 43 (11): 5298-5303 Berridge MV, Tan AS, McCoy KD, Wang R (1996): The Biochemical and Cellular Basis of Cell Proliferation Assays That Use Tetrazolium Salts. Biochemica 4: 15-20 Blöchl-Daum B, Müller M, Meisinger V, Eichler HG, Fassolt A, Pehamberger H (1996): Measurement of extracellular fluid carboplatin kinetics in melanoma metastases with microdialysis. Brit J Cancer 73: 920-924 Bonadonna G, Valagussa P (1985): CMF based adjuvant chemotherapy in resectable breast cancer. Breast Cancer Res Treat 5: 95-115 Literaturverzeichnis 61 Bonadonna G, Valagussa P, Moliterni, A, Zambetti M, Brambilla C (1995): Adjuvant cyclophosphamide, methotrexate, and fluorouracil in node-positive breast cancer: the results of 20 years of follow-up. N Engl J Med 332 (14): 901906 Brandi M, De-Mitrio A, Ditonno P, Catino A, Lorusso V, DeLena M (1994): Oral versus intravenous CMF in metastatic breast cancer: A randomised study. Int J Oncol 4: 559-565 Buller AL, Clapper ML, Tew KD (1987): Glutathione-S-transferases in nitrogen mustard-resistant and -sensitive cell lines. Mol Pharmacol 31: 575-578 Bungay PM, Morrison PF, Dedrick RL (1990): Steady-state theory for quantitative microdialysis of solutes and water in vivo and in vitro. Life Sci 46: 105-119 Cadman E, Heimer R, Davis L (1979): Inhenced 5-fluorouracil nucleotide formation following methotrexate: biochemical explanation for drug synergism. Science 205: 1135-1137 Cadman E, Heimer R, Benz C (1981): The influence of methotrexate pretreatment on 5-fluorouracil metabolism in L 1210 cells. J Biol Chem 256: 1695-1704 Campling BG, Pym J, Galbraith PR, Cole SP (1988): Use of the MTT assay for rapid determination of chemosensitivity of human leukemic blast cells. Leukemia Res 12 (10): 823-831 Campling BG, Pym J, Baker HM, Cole SP, Lam YM (1991): Chemosensitivity testing of small cell lung cancer using the MTT assay. Br J Cancer 63 (1): 75-83 Carmichael J, DeGraff WG, Gazdar AF, Minna JD, Mitchell JB (1987): Evaluation of a Tetrazolium-based Semiautomated Colorimetric Assay: Assessment of Radiosensitivity. Cancer Res 47: 943-946 Chen M, Beck WT (1995): DNA-Topoisomerase II expression, stability, and phosphorylation in two VM-26-resistant human leukemic CEM sublines. Oncol Res 7 (2): 103-111 Colvin M, Padgett CA, Fenselau C (1973): A biologically active metabolite cyclophosphamide. Cancer Res 33 (4): 915-918 of Curt GA, Carney DN, Cowan KH et al. (1983): Unstable methotrexate resistance in human small cell carcinoma associated with double minute chromosomes. N Engl J Med 308 (4): 199-202 Curt GA, Jolivet J, Carney DN, Bailey BD, Drake JC, Clendeninn NJ, Chabner BA (1985): Determinations of the sensitivity of human small-cell lung cancer cell lines to methotrexate. J Clin Invest 76 (4): 1323-1329 Daghighian F, Pentlow KS, Larson FM, Graham MC, DiResta GR, Yeh SD, Macapinlac H, Finn RD, Arbit E, Cheung NK (1993): Development of a method to measure kinetics of radiolabelled monoclonal antibody in human tumour with applications to microdosimetry: positron emission tomography studies of iodine-24 labelled 3F8 monoclonal antibody in glioma. Eur J Nucl med 20: 402-409 Literaturverzeichnis 62 Damon LE, Cadman E, Benz C (1989): Enhancement of 5-fluorouracil antitumor effects by the prior administration of methotrexate. Pharmac Ther 43: 155-185 Delgado JMR, DeFeudis FV, Roth RH, Ryugo DK, Mitruka BM (1972): Dialytrode for long term intracerebral perfusion in awake monkeys. Arch Int Pharmacodyn Ther 198: 9-21 Denizot F, Lang R (1986): Rapid colorimetric assay for cell growth and survival: Modifications to the tetrazolium dye procedure giving improved sensitivity and reliability. J Immunol Meth 89: 271-277 Dicker AP, Volkenandt M, Schweitzer B, Benerjee D, Bertino JR (1990): Identification and characterization of a mutation in the dihydrofolate reductase gene from the methotrexate-resistant Chinese hamster ovary cell line Pro-3 MTX RIII. J Biol Chem 265 (14): 8317-8321 Dollery C (1991a): Methotrexate. In: Dollery C (ed.): Therapeutic Drugs. Churchill Livingstone, Edinburgh; pp.M101-M110 Dollery C (1991b): Fluorouracil. In: Dollery C (ed.): Therapeutic Drugs. Churchill Livingstone, Edinburgh; pp.F68-F74 Dukic S, Kaltenbach ML, Gourdier B, Marty H, Vistelle R (1998): Determination of free extracellular levels of methotrexate by microdialysis in muscle and solid tumor of the rabbit. Pharm Res 15 (1): 133-138 Early Breast Cancer Trialists' Collaborative Group (1995): Effects of radiotherapy and surgery in early breast cancer: an overview of the randomized trials. N Engl J Med 333 (22): 1444-1455 Ekstrøm PO, Andersen A, Warren DJ, Giercksky KE, Slørdal L (1995): Pharmacokinetics of different doses of methotrexate at steady state by in situ microdialysis in a rat model. Cancer Chemother Pharmacol 36: 283-289 Ekstrøm PO, Andersen A, Saeter G, Giercksky KE, Slørdal L (1997): Continous intratumoral microdialysis during high-dose methotrexate therapy in a patient with malignant fibrous histiocytoma of the femur: a case report. Cancer Chemother Pharmacol 39: 267-272 Elmquist WF, Sawchuk RJ (1997): Application of Microdialysis in Pharmacokinetic Studies. Pharm Res 14 (3): 267-288 Endicott JA, Ling V (1989): The biochemistry of P-glycoprotein-mediated multidrug resistance. Annu Rev Biochem 58: 137-171 Engelsmann E, Klijn JC, Rubens RD, Wildiers J, Beex LV, Nooij MA, Rotmensz N, Sylvester R (1991): ″Classical″ CMF versus a 3-weekly intravenous CMF schedule in postmenopausal patients with advanced breast cancer. An EORTC Breast Cancer Co-operative Group Phase III Trial (10808). Eur J Cancer 27 (8): 966-970 Evans WE, Relling MV (1989): Clinical pharmacokinetics/pharmacodynamics of anticancer drugs. Clin Pharmacokinet 16: 327-336 Literaturverzeichnis 63 Evelhoch JL (1989): In vivo 19F nuclear magnetic resonance spectroscopy: a potential monitor of 5-fluorouracil pharmacokinetics and metabolism. Investigational New Drugs 7: 5-12 Findlay MPN, Leach MO, Cunningham D et al. (1993): The non-invasive monitoring of low-dose infusional 5-fluorouracil and its modulation by interferon alpha using 19F magnetic resonance spectroscopy in patients with colorectal cancer: a pilot study. Ann Oncol 4: 597-602 Fisher B (1995): Preoperative chemotherapy: a model for studying the biology and therapy of primary breast cancer. J Clin Oncol 13 (3): 537-540 Fleisher M (1993): Antifolate Analogs: Mechanism of Action, Analytical Methodology, and Clinical Efficacy. Ther Drug Monit 15 (6): 521-526 Friche E, Danks MK, Schmidt CA, Beck WT (1991): Decreased DNA topoisomerase II in daunorubicin-resistant Ehrlich ascites tumor cells. Cancer Res 51: 4213-4218 Front D, Israel O, Iosilevsky G, Even-Sapir E, Frenkel A, Peleg H, Steiner M, Kuten A, Kolodny G (1987): Human lung tumors: SPECT quantitation of differences in Co-57 Bleomycin uptake. Radiology 165: 129-133 Gerlach JH, Kartner N, Bell DR, Ling V (1986): Multidrug resistance. Cancer Surv 5 (1): 25-46 (Review) Gerlowski LE, Jain RK (1983): Physiologically based pharmacokinetics: principles and applications. J Pharm Sci 72: 1103-1127 Glazer R, Hartman K (1980): The effect of 5-fluorouracil on the synthesis and methylation of low molecular weight nuclear RNA in L1210 cells. Mol Pharmacol 17: 245-249 Goldie JH, Coldman AJ (1979): A mathematical model for relating the drug sensitivity of tumors to their spontaneous mutation rate. Cancer Treat Rep 63: 1727-1733 Goldie JH, Coldman AJ (1986): Theoretical considerations regarding the early use of adjuvant chemotherapy. Recent Results Cancer Res 103: 30-35 Haber DA, Schimke RT (1981): Unstable amplification of an altered dihydrofolate reductase gene associated with double minute chromosomes. Cell 26: 355-362 Hamberger A, Berthold CH, Karlsson B, Lehmann A, Nyström B (1983): Extracellular GABA, glutamate and glutamine in vivo perfusion dialysis of rabbit hippocampus. In: Glutamine, Glutamate and GABA in the Central Nervous System. Alan R. Liss. Inc., New York; pp.473-492 Hansen MB, Nielsen SE, Berg K (1989): Re-examination and further development of a precise and rapid dye method for measuring cell growth/cell kill. J Immunol Meth 119: 203-210 Hayes DF, Henderson IC, Shapiro C (1995): Treatment of metastatic breast cancer: present and future prospects. Semin Oncol 22 (Suppl. 5): 5-21 Literaturverzeichnis 64 Hecquet B, Leroy A, Lefebre JL, Peyrat JP, Adenis L (1986): Uptake of platinum compounds in human tumors. In vitro study. Bull. Cancer (Paris) 73: 535-541 Heidelberger C, Griesbach L, Montag B, Mooren D, Cruz O, Schnitzer R, Grunberg R (1958): Studies on Fluorinated Pyrimidines. II. Effects on Transplanted Tumors. Cancer Res 18: 305-317 Herrick DJ, Major PP, Kufe DW (1982): Effect of Methotrexate on Incorporation and Excision of 5-Fluorouracil Residues in Human Breast Carcinoma DNS. Cancer Res 42: 5015-5017 Hsiao JK, Ball BA, Morrison PF, Mefford IN, Bungay PM (1990): Effects of Different Semipermeable Membranes on In vitro Performance of Microdialysis Probes. J Neurochem 54 (4): 1449-1452 Huschtscha LI, Bartier WA, Ross CE, Tattersall MH (1996): Characteristics of cancer cell death after exposure to cytotoxic drugs in vitro. Br J Cancer 73: 5460 Jain RK, Wei J, Gullino PM (1979): Pharmacokinetics of Methotrexate in Solid Tumors. J Pharmacokinet Biopharm 7 (2): 181-193 Jain RK (1987): Transport of Molecules in the Tumor Interstitium: A Review. Cancer Res 47: 3039-3051 Jain RK (1989): Delivery of Novel Therapeutic Agents in Tumors: Physiological Barriers and Strategies. J Nat Cancer Inst 81 (8): 570-576 Jain RK (1994): Barriers to Drug Delivery in Solid Tumors. Sci Am 271: 42-49 Jain RK (1996): Delivery of molecular medicine to solid tumors. Science 271: 10791080 Jain RK (1998): The next frontier of molecular medicine: delivery of therapeutics. Nat Med 4: 655-657 Jain RK, Baxter LT (1988): Mechanisms of heterogeneous distribution of monoclonal antibodies and other macromolecules in tumors: Significance of elevated interstitial pressure. Cancer Res 48: 7022-7032 Jolivet J, Schilsky RL, Bailey BD, Drake JC, Chabner BA (1982): Synthesis, retention and biological activity of methotrexate polyglutamates in cultured human breast cancer cells. J Clin Invest 70: 351-360 Jolivet J, Chabner BA (1983): Intracellular pharmacokinetics of methotrexate polyglutamates in human breast cancer cells: selective retention and less dissociable binding of 4-NH2-10-CH3PteGlu4 and Glu5 to dihydrofolate reductase. J Clin Invest 72: 773-775 Kendrick KM (1989): Use of microdialysis in neuroendocrinology. Meth Enzymol 168: 182-205 Kehr J (1993): A survey on quantitative microdialysis: theoretical models and practical implications. J Neurosci Meth 48 (3): 251-261 Literaturverzeichnis 65 Kerr IG, Jolivet J, Collins JM, Drake JC, Chabner BA (1983): Test dose for predicting high-dose methotrexate infusions. Clin Pharm Ther 33 (1): 44-51 Klemke RL, Yebra M, Bayna EM, Cheresh DA (1994): Receptor Tyrosine Kinase Signaling Required for Integrin αvβ5-directed Cell Motility but not Adhesion on Vitronectin. J Cell Biol 127: 859-866 Köpf-Maier P (1992): A new approach for realizing the ″Antioncogram″. Life Sci 50: 1711-1718 Kufe DW, Major PP (1981): 5-FU incorporation into human breast carcinoma correlates with cytotoxicity. J Biol Chem 256: 9802-9805 Kusumoto H, Rodgers QE, Bolge F, Raimondi SC, Beck WT (1996): Characterization of novel human leukemic cell lines selected for resistance to merbarone, a catalytic inhibitor of DNA topoisomerase II. Cancer Res 56 (11): 2573-2583 Levitz SM und Diamond RD (1985): A rapid colorimetric assay of fungal viability with the tetrazolium salt MTT. J Infect Dis 152 (5): 938-945 Liliemark J, Peterson C (1991): Pharmacokinetic Optimisation of Anticancer Therapy. Clin Pharmacokinet. 21 (3): 213-231 Lindefors N, Amberg G, Ungerstedt U (1989): Intracerebral microdialysis: I. Experimental sudies of diffusion kinetics. J Pharm Meth 22: 141-156 Lönnroth P, Jannson PA, Smith U (1987): A microdialysis method allowing characterization of intercellular water space in humans. Am J Physiol 253 (Endocrinol Metab 16): 228-231 Major PP, Egan EM, Sargent L, Kufe DW (1982): Modulation of 5-FU Metabolism in Human MCF-7 Breast Carcinoma Cells. Cancer Chemother Pharmacol 8: 87-91 Melera PW, Davide JP, Oen H (1988): Antifolate-resistant Chinese hamster cells. Molecular basis for the biochemical and structural heterogeneity among dihydrofolate reductases produced by drug-sensitive and drug-resistant cell lines. J Biol Chem 263 (4): 1978-1990 Mikami Y, Sakamoto T, Yazawa K, Gonoi T, Keno Y, Hasegawa S (1994): Comparison of in vitro antifungal activity of itraconazole and hydroxyitraconazole by colorimetric MTT assay. Mycoses 37: 27-33 Mosmann T (1983): Rapid Colorimetric Assay for Cellular Growth and Survival: Application to Proliferation and Cytotoxicity Assays. J Immunol Meth 65: 55-63 Müller M, Schmid R, Georgopoulos A, Buxbaum A, Wasicek C, Eichler HG (1995): Application of microdialysis to clinical pharmacokinetics in humans. Clin Pharmacol Ther 57 (4): 371-380 Müller M, Haag O, Burgdorff T, Georgopoulos A, Weninger W, Jansen B, Stanek G, Pehamberger H, Agneter E, Eichler HG (1996): Characterization of Peripheral-Compartment Kinetics of Antibiotics by In vivo Microdialysis in Humans. Antimicrob Agents Chemother 40 (12): 2703-2709 Literaturverzeichnis 66 Müller M, Burgdorff T, Jansen B, Singer EA, Agneter E, Dorner G, Brunner M, Eichler HG (1997a): In vivo drug-response measurements in target tissues by microdialysis. Clin Pharmacol Ther 62: 1-6 Müller M, Mader RM, Steiner B, Steger GG, Jansen B, Gnant M, Helbich T, Jakesz R, Eichler HG, Blöchl-Daum B (1997b): 5-Fluorouracil Kinetics in the Interstitial Tumor Space: Clinical Response in Breast Cancer Patients. Cancer Res 57: 2598-2601. O'Byrne KJ, Koukourakis MI, Saunders MP, Salisbury AJ, Isaacs R, Varcoe S, Taylor M, Ganesan TS, Harris AL, Talbot DC (1998): Cyclophosphamide, methotrexate and infusional 5-fluorouracil (infusional CMF) in metastatic breast cancer. Br J Cancer 77 (11): 1950-1956 Paxton JW (1982): The protein binding and elimination of methotrexate after intravenous infusions in cancer patients. Clin Exp Pharmacol Physiol 9: 225-234 Presant CA, Wolf W, Waluch V, Wiseman C, Kennedy P, Bleyney D, Brechner RR (1994): Association of intratumoral pharmacokinetics of fluorouracil with clinical response. Lancet 343: 1184-1187 Prieto AL, Edelman GM, Crossin KL (1993): Multiple integrins mediate cell attachment to cytotactin/tenascin. Proc Natl Acad Sci USA 90: 10154-10158 Pujol JL, Cupissol D, Gestin-Boyer C, Bres J, Serrou B, Michel FB (1990): Tumor-tissue and plasma concentrations of platinum during chemotherapy of non small cell lung cancer lesions. Cancer Chemother Pharmacol 27: 72-75 Roos K, Brorson JE (1990): Concentration of Phenoxymethylpenicillin in tonsillar tissue. Eur J Clin Pharmacol 39: 417-418. Schlemmer HP, Bachert P, Semmler W, Hohenberger P, Schlag P, van Kaick G (1994): Drug monitoring of 5-fluorouracil: in vivo 19F NMR study during 5-FU chemotherapy in patients with metastases of colorectal adenocarcinoma. Magnet Res Imag 12 (3): 497-511 Shustik C, Dalton W, Gros P (1995): P-glycoprotein-mediated multidrug resistance in tumor cells: biochemistry, clinical relevance and modulation. Mol Aspects Med 16 (1): 1-78 (Review) Skipper HE, Schabel FM, Wilcox WS (1964): Experimental evaluation of potential anticancer agents. XII. On the criteria and kinetics associated with "curability" of experimental leukemia. Cancer Chemother Rep 35: 1-111 Smail EH, Cronstein BN, Meshulam T, Esposito AL, Ruggeri RW, Diamond RD (1992): In vitro, Candida albicans releases the immune modulator adenosine and a second, high-molecular weight agent that blocks neutrophil killing. J Immunol 148: 3588-3595 Sotos GA, Grogan L, Allegra CJ (1994): Preclinical and clinical aspects of biomodulation of 5-fluorouracil. Cancer Treat Rev 20 (1): 11-49 Ståhle L (1991): Drug distribution studies with microdialysis: I. Tissue dependent difference in recovery between caffeine and theophylline. Life Sci 49: 18351842 Literaturverzeichnis 67 St.Croix B, Man S, Kerbel RS (1998): Reversal of intrinsic and acquired forms of drug resistance by hyaluronidase treatment of solid tumors. Cancer Lett 131: 35-44 Stevens MG, Olsen SC (1993): Comparative analysis of using MTT and XTT in colorimetric assays for quantitating bovine neutrophil bactericidal activity. J Immunol Meth 157 (1-2): 225-231 Stroller RG, Hande KR, Jacobs SA, Rosenberg SA, Chabner BA et al. (1977): Use of plasma pharmacokinetics to predict and prevent methotrexate toxicity. N Engl J Med 297: 630-634 Tada H, Shibo O, Kuroshima K, Koyama M, Tsukamoto K (1986): An improved colorimetric assay for interleukin-2. J Immunol Methods 93: 157-165 Tannock IF, Boyd NF, DeBoer G et al. (1988): A randomised trial of two dose levels of cyclophosphamide, methotrexate, and fluorouracil chemotherapy for patients with metastatic breast cancer. J Clin Oncol 6: 1377-1387 Tossmann U, Ungerstedt U (1986): Microdialysis in the study of extracellular levels of amino acids in the rat brain. Acta Physiol Scand 128: 9-14 Tseng W, Medina D, Randerath K (1978): Specific inhibition of transfer RNA methylation and modification of mice treated with 5-fluorouracil. Cancer Res 38: 1250-1257 Twentyman PR (1985): Predictive chemosensitivity testing. J Cancer 51: 295-299 Ungerstedt U, Herrera-Marschitz M, Jungnelius U, Stahle L, Tossmann U, Zetterström T (1982): Dopamine mechanisms reflected in studies combining behavioral recordings and brain dialysis. Adv Dopamine Res 37: 219-231 Ungerstedt U (1984): Measurement of neurotransmitter release by intracranial microdialysis. In: Marsden CA (Hrsg.): Measurement of neurotransmitter release in vivo. John Wiley & Son Ltd.; Chichester, UK; pp.81-105 Ungerstedt U (1991): Microdialysis - principles and applications for studies in animals and man. J Intern Med 230: 365-373 Vaden SL, Williams PL, Page RL, Riviere JE (1993): Effect of tumor presence on cisplatin and carboplatin: disposition in the isolated, perfused tumor and skin flap. Cancer Chemother Pharmacol 32: 31-38 Van der Bliek AM, Borst P (1989): Multidrug resistance. Adv Cancer Res 52: 165203 Volm M (1998): Multidrug resistance and its reversal. Anticancer Res 18: 2905-2917 Von Hoff DD, Weisenthal L (1980): In vitro methods to predict patient response to chemotherapy. Adv Pharmacol Chemother 7: 133-156 Wages SA, Church WH, Justice JB (1986): Sampling considerations for on-line micropore liquid chromatography of brain dialysate. Analyt Chem 58: 1649-1655 Wang AL, Tew KD (1985): Increased glutathione-S-transferase activity in a cell line with acquired resistance to nitrogen mustards. Cancer Treat Rep 69: 677-682 Literaturverzeichnis 68 White RM (1995): 5-fluorouracil modulates the toxicity of high dose methotrexate. J Clin Pharmacol 35 (12): 1156-1165 Wilkinson DS, Tlsty TD, Hanas RJ (1975): The inhibition of ribosomal RNA synthesis and maturation in Novikoff hepatoma cells by 5-fluorouridine. Cancer Res 35: 3014-3020 Wilson JK, Sargent JM, Elgie AW, Hill JG, Taylor, CG (1990): A feasibility study of the MTT assay for chemosensitivity testing in ovarian malignancy. Br J Cancer 62: 189-194 Wolf W, Albright MJ, Silver M, Weber H, Reichardt U, Sauer R (1987): Fluorine-19 NMR spectroscopic studies of metabolism of 5-fluorouracil in the liver of patients undergoing chemotherapy. Magnetic Res Imaging 5: 165-169 Wong GHW und Goeddel DV (1994): Fas Antigen and TNF Receptor Signal Apoptosis Through Distinct Pathways. J Immunol 152: 1751-1755 Yadid G, Pacak K, Kopin IJ, Goldstein DS (1993): Modified microdialysis probe for sampling extracellular fluid and administering drugs in vivo. Am J Physiol 265 (5 Pt 2): R1205-1211 Young JS, Lumsden CE, Stalker AL (1950): The significance of the ″tissue pressure″ of normal testicular and of neoplastic (Brown Pearce carcinoma) tissue in the rabbit. J Pathol Bacteriol 62: 313-333 Zetterström T, Sharp T, Marsden CA, Ungerstedt U (1983): In vivo measurement of dopamine and its metabolites by intracerebral dialysis: Changes after d-amphetamine. J Neurochem 41: 1769-1773 Literaturverzeichnis 69 VII ANHANG VII.1 A BKÜRZUNGSVERZEICHNIS Abb. Abbildung AUC Area Under the Curve °C Temperatur in Grad Celsius cmax maximal erreichte Konzentration CMF Cyclophosphamid/Methotrexat/5-Fluorouracil DHFR Dihydrofolat-Reduktase DNS Desoxyribonukleinsäure dTMP Desoxythymidylat dUMP Desoxyuridylat EC-GCP-Richtlinien Good Clinical Practice Guidelines der Europäischen Kommission ECOG-scale Eastern Cooperative Oncology Group-scale ELISA Enzyme-Linked Immuno Sorbent Assay F-dUMP 5-Fluorodesoxyuridylat FEC 5-FU/Epirubicin/Cyclophosphamid 5-FU 5-Fluorouracil FH4 Tetrahydrofolsäure FH2 Dihydrofolsäure FPI-Assay Fluorescence Polarization Immuno-Assay G0/G1/G2 von Gap = Lücke H+ Wasserstoffatom (Proton) IE Internationale Einheit kD Kilo Dalton MDR-I Multi-Drug-Resistance-Gen mg Milligramm min Minute Anhang 70 MRS Magnetresonanzspektroskopie MTT 3,(4,5-dimetylthiazol-2-yl)-2,5-diphenyl-tetrazoliumbromid MTX Methotrexat µg Mikrogramm µl Mikroliter µm Mikrometer µM Mikromol/l NADP+ Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid-Phosphat nm Nanometer PET Positronenemissionstomographie PK/PD Pharmakokinetik/Pharmakodynamik RNS Ribonukleinsäure RPMI Rose Park Memorial Institute SD Standardabweichung der Stichprobe SE Standardfehler tmax Zeitpunkt bis zum Erreichen der maximalen Konzentration TNM-Klassifikation T = Tumor (Ausdehnung des Primärtumors) N = Nodulus (regionäre Lymphknotenmetastasen) M = Metastasen (Fernmetastasen) WHO World Health Organization Anhang 71 VII.2 L EBENSLAUF Persönliche Daten Name Geburtsdatum Geburtsort Staatsangehörigkeit Eltern Julia Maria Theresia Bockenheimer 12. Februar 1974 Worms deutsch Dr. med. Gisela Bockenheimer-Lucius Prof. Dr. med. Stephan Bockenheimer Schul- und Universitätsausbildung 1980-1984 1984-1993 1990/91 06/1993 04-07/1994 Seit WS 1994/95 09/1996 08/1997 1997-1999 03/2000 Besuch der Grundschule Merzhausen Besuch des Gymnasiums ″Kaiserin-Friedrich-Schule″, Bad Homburg Schuljahr im Rahmen eines Schüleraustausch-Programms an der ″Central Bucks Highschool West″, Doylestown, Pennsylvania, USA Abitur an der ″Kaiserin-Friedrich-Schule″, Bad Homburg Aufenthalt in Paris; Besuch der Sprachschule ″Alliance Française″ Studium der Humanmedizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. Physikum Erstes Staatsexamen Dreisemestriger Studienaufenthalt an der Universität Wien; Wissenschaftliche Mitarbeit und Fertigstellung der Doktorarbeit an der Abteilung für Klinische Pharmakologie des Allgemeinen Krankenhauses der Universität Wien Zweites Staatsexamen Famulaturen 03/1997 01/1998 08-09/1998 07/1999 08/1999 Abteilung für Abdominal-Chirurgie am Kreiskrankenhaus Bad Homburg Abteilung für Innere Medizin am Allgemeinen Krankenhaus der Universität Wien Abteilung für Anästhesie am ″Tampa General Hospital″ und ″H. Lee Moffitt Cancer Center and Research Institute″ der University of South Florida, Florida, USA Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Universitätsklinik Freiburg Radiologische Praxis ″Urania-Zentrum″, Wien Anhang 72 Medizinische Praktika / Nebentätigkeiten 09-11/1993 01-03/1994 03/1996 WS 1998/99 Seit 05/1999 Krankenpflegepraktikum am Kreiskrankenhaus Bad Homburg Krankenpflegepraktikum an der Neurologischen Klinik Bad Homburg; im Verlauf des Studiums Aushilfstätigkeit während der Semesterferien Praktikum an der Abteilung für Geburtshilfe am Missionskrankenhaus Uwemba, Tanzania Ultraschallkurs an der Universität Wien Stelle als Labormitarbeiterin in der Abteilung für Mikrobiologie im ″Labor Clotten″, Freiburg Publikationen / Auszeichnungen ♦ Müller M, Brunner M, Schmid R, Mader RM, Bockenheimer J, Steger GG, Steiner B, Eichler HG, Blöchl-Daum B (1998): Interstitial Methotrexate Kinetics in Primary Breast Cancer Lesions. Cancer Res 58, 2982-2985. ♦ Müller M, Bockenheimer J, Zellenberg U, Klein N, Steger GG, Eichler HG, Mader RM (2000): Relationship between in vivo drug exposure of the tumor interstitium and inhibition of tumor cell growth in vitro: a study in breast cancer patients. Breast Cancer Res Treat 1678: 1-7. Für die Arbeit ″Interstitial Methotrexate Kinetics in Primary Breast Cancer Lesions″ (1998; Cancer Res 58, 2982-2985) wurde durch die ″Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie″ der Wolfgang Denk Preis 1998 verliehen. Anhang 73 VII.3 D ANKSAGUNG Mein Dank gilt ganz besonders Herrn Prof. Dr. Markus Müller, der mich mit der Methodik der Mikrodialyse vertraut machte und bei der Themenfindung für diese Dissertation eine große Hilfe war. Für Fragen im theoretischen wie auch im praktischen Bereich nahm er sich stets Zeit und stand mir immer unterstützend zur Seite. Prof. Dr. Robert Mader und seinem Laborteam bin ich sehr dankbar für die Geduld und Zeit, die sie aufbrachten, um mir die Methodik der Zellkultur nahezubringen. Bei auftretenden Problemen waren sie jederzeit mit Rat und Tat für mich da. Herrn PD Dr. Ulrich Karck danke ich für seine spontane Bereitschaft, diese Arbeit als Vertreter der Freiburger Medizinischen Fakultät zu begutachten. Auch er opferte viel Zeit für Diskussion und konstruktive Kritik. Des weiteren möchte ich der gesamten Abteilung für Klinische Pharmakologie des Allgemeinen Krankenhauses Wien und Herrn Prof. Dr. Hans-Georg Eichler für die freundliche Aufnahme danken. Die Hilfsbereitschaft und Aufmunterung bei kleineren und größeren Problemen sorgte für eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre. Besonderen Dank schulde ich Herrn Dr. Martin Brunner und Edith Lackner, die nicht nur zur unentbehrlichen Hilfe, sondern zu echten Freunden wurden. Last but not least möchte ich an dieser Stelle auch meiner Familie und meinen Freunden von ganzem Herzen für ihre Anteilnahme und Unterstützung danken. Was wäre ich ohne Euch?! Anhang