Kognitive Ansätze Prof. Dr. Guy Bodenmann Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien 1 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Methoden der Verhaltenstherapie Methoden der Stimuluskontrolle (respondente Konditionierung) Systematische Desensibilisierung Exposition und Reaktionsverhinderung Methoden der Konsequenzkontrolle (operante Konditionierung) Kognitive Methoden Methoden des Modelllernens (soziale Lerntheorien) Verstärkung Selbstinstruktion Modelllernen Token Economies Kognitive Umstrukturierung Selbstsicherheitstraining Response Cost Time-out Reizüberflutung (Flooding) Verhaltensverträge Kognitives Üben Shaping/Chaining Gedankenstopp Problemlösetraining Kognitives Üben 2 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Diagnostik (SORCK): Funktionale Verhaltensanalyse Stimulus • Unkonditionierte Stimuli • Konditionierte Stimuli • Diskriminative Stimuli Reaktion • • • • behavorial kognitiv emotional physiologisch S Organismusvariable O R C • genetische Anlage • biologische Konstitution • Körperbau (Grösse, Gewicht usw) • Selbstwert • Informationsverarbeitung • Attributionsstil • Copingkompetenzen • Sozialkompetenzen Kontingenzverhältnis • raum-zeitliches Verhältnis zwischen S-R / R-K Konsequenzen • qualitativ (positiv vs. negativ) • temporal (kurz- vs. langfristig) • locus (intern vs. extern) K 3 (Kanfer & Philipps,1975) Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) O-Variable: Dysfunktionale kognitive Prozesse ungünstige Kontrollüberzeugungen und Erwartungen, dysfunktionale Informationsverarbeitung, dysfunktionaler Attributionsstil 4 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Welches sind die theoretischen Annahmen hinter den kognitiven Methoden? 5 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Kognitiv-Behavioristische Lerntheorie Nach Tolman charakterisiert sich Verhalten durch folgende Merkmale: Verhalten ist zielgerichtet und absichtsvoll. Verhalten ist flexibel und akkomodationsfähig. E. Tolman (1886 - 1959) Verhalten wird durch Erwartungen gesteuert. Verhalten kann aufgrund von latenten Lernerfahrungen erfolgen, ohne dass diese vorgängig verstärkt wurden. 6 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Zielgerichtetes Handeln Menschliches und tierisches Handeln ist zielgerichtet. Gezeigte Verhaltensweisen sind keine reflexartigen Reaktionen, sondern Handlungen, welche nach äusseren und inneren Rahmenbedingungen variieren können. Diese Annahme setzt eine kognitive Repräsentation eines Ziels voraus und die Möglichkeit dieses auf verhaltensökonomische Weise zu erreichen. 7 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Erwartungslernen Erwartungen = Einheiten des Wissens Um Ziele zu erreichen benötigt es eine Repräsentation entsprechender Handlungen und Erwartungen, welche Verhaltensweisen zielführend sein könnten. Motivation zur Performanz resultiert aus der Erwartung, dass ein angestrebtes Ziel erreicht werden kann. Erwartungen gehen in Handlungen über, wenn das Ziel eine hohe positive Valenz aufweist. 8 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Tolman nimmt erwartungsgeleitete Hypothesen an, welche im Abwägen verschiedener diskriminativer Stimuli zu einer Favorisierung bestimmter Hypothesen führen. Verstärkungen werden nicht als verhaltensdeterminierend angesehen, sondern dienen der Festigung gewisser Hypothesen. Dadurch steigen an gewisse Hypothesen gebundene Erwartungen. 9 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Ansatz von Rotter Rotter gehört zu denjenigen Psychologen, welche behavioristische und kognitive Elemente miteinander in Verbindung setzen. Er initiierte die “kognitive Wende” in der Psychologie. J.B Rotter (1916) Kennzeichen seines Ansatzes ist die Annahme interner, vermittelnder kognitiver Prozesse. 10 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Verhalten wird durch subjektinterne Informationsaufnahme- und Informationsverarbeitungsmechanismen bestimmt. Das Verhalten wird als Produkt einer Interaktion zwischen Individuum und Umwelt gesehen. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Verhaltens hängt vom subjektiven Verstärkungswert einerseits und anderseits von den Erwartungen des Individuums, die Verstärker durch eigenes Verhalten auch wirklich erlangen zu können, ab (Erwartungs x Wert-Theorien). 11 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Generalisierte Erwartungen Generalisierte Erwartungen sind Handlungs-ErgebnisErwartungen aufgrund von Erfahrungen. Generalisierung bezieht sich auf Situationen mit ähnlichen Verstärkern, Zielen oder Bedürfnissen oder strukturelle Ähnlichkeiten von Situationen mit unterschiedlichen Verstärkern. Diese werden insbesondere in neuartigen und ambiguösen Situationen in Form von Kontrollüberzeugungen aktualisiert (“Locus of control”). 12 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Ansatz von Rotter Verhaltenspotential Auftretenswahrscheinlichkeit Verstärkung R Black Box Erwartungen spezifische Erwartung Verstärkerwert (Valenz) C+/- generalisierte Erwartung Erreichbarkeit von C+ locus of control internal external defensiv passiv 13 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Erklären Sie, weshalb ein Schüler nicht lernt, obgleich er für sein Lernen bisher mit guten Noten verstärkt wurde. Geben Sie vier verschiedene Erklärungsmöglichkeiten an. 14 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Nach Rotter ist nicht nur der Verstärker per se relevant (wie bei Skinner), sondern folgende Variablen zur Vorhersage von Verhalten: a) b) c) d) e) Verstärker Subjektiver Wert des Verstärkers Erwartung, dass der Verstärker generell (von überhaupt jemandem) erreicht werden kann (Handlungsergebniserwartung) Erwartung, dass man selber den Verstärker erreichen kann (internale Kontrollüberzeugung oder Selbstwirksamkeitsüberzeugung) Situative Motivation (psychologische Situation) 15 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Rotter Stimulus Kognitive Aspekte Kontrollüberzeugung, Erwartungen Reaktion 16 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Kontrollüberzeugung nach Rotter Kontrollüberzeugung Internale Kontrollüberzeugung ( I ) Devensiv-externale Kontrollüberzeugung ( P ) → „power of others“ Passiv-externale Kontrollüberzeugung ( C ) → „chance“ 17 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Internale Kontrollüberzeugung Erwartung einer Person, selber Kontrolle über die Umwelt zu besitzen. Externale Kontrollüberzeugung Externale Kontrollüberzeugung bedeutet, dass eine Person Verstärkungen und Ereignisse nicht aufgrund eigener Handlungen, sondern wegen dem Einfluss anderer Personen, dem Glück oder Zufall erwartet. Die Umwelt hat Kontrolle über Ausgänge 18 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) 1975 erweitert Rotter das Konstrukt der externalen Kontrollüberzeugung durch - die passiv-externale Kontrolle (fatalistisch, Schicksal) („chance“) und - die defensiv-externale Kontrolle (negative Ausgänge werden vor allem auf andere Personen zurückgeführt) („significant others“) 19 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) In der Verhaltenstherapie spielt die therapeutische Arbeit an den Erwartungshaltungen des Patienten eine wichtige Rolle. Störungen können vorliegen bezüglich: Mangelnde internale Kontrollüberzeugung oder schwache Selbstwirksamkeitsüberzeugung Überhöhten Erwartungen Unrealistischen Erwartungen Kontrollillusion 20 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Ansatz von Bandura Bandura bezieht sich auf die Differenzierung von situations- und handlungsspezifischen Erwartungen. Die Handlungs-Ergebnis-Erwartung und Selbstwirksamkeitserwartung spielen eine Rolle. A. Bandura (1925) 21 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Bandura Stimulus Kognitive Aspekte (Selbstwirksamkeit, Handlungsergebniserwartung) Reaktion 22 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Erwartungstypen bei Bandura Handlungs-Ergebnis-Erwartung Einschätzung einer Person, dass eine spezifische Verhaltensweise zu einem bestimmten Ergebnis führen wird. Selbstwirksamkeitserwartung Überzeugung einer Person, dass sie sich selber in der Lage sieht, das Verhalten auszuführen, welches für die Erreichung des Ergebnisses notwendig ist. 23 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Zusammenhang Selbstwirksamkeits- und Handlungs-Ergebnis- Erwartung Person Selbstwirksamkeitserwartung → Kann ich das? Verhalten Handlungs-Ergebnis- Erwartung → Kann man das? Ergebnis 24 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Problematisch sind: Hohe Handlungsergebniserwartung – geringe Selbstwirksamkeitserwartung (Selbstunterschätzung) Niedrige Handlungsergebniserwartung - hohe Selbstwirksamkeitserwartung (Selbstüberschätzung) Niedrige Handlungsergebniserwartung – niedrige Selbstwirksamkeitserwartung (insgesamt niedrige Kontrollerwartung) 25 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Wie werden Erwartungen aufgebaut und erworben? 26 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Akquisition von Erwartungen Objektive Kontingenzen Die beobachtbare raumzeitliche Nachbarschaft von Reaktionen und ihren Folgen in der physikalischen Umwelt der sich verhaltenden Person. Diese spielen insbesondere in den ersten Lebensmonaten für den Aufbau von Kontrollerfahrungen eine wichtige Rolle 27 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Beobachtete Kontingenzen Dies sind jene Reaktions-Konsequenzen-Abfolgen, welche eine Person bei andern Personen beobachten kann (vgl. Modelllernen). Symbolische vermittelte Kontingenzen Dies sind jene ReaktionsKonsequenzen-Zusammenhänge, welche über Geschichten, Erzählungen usw. symbolisch kodiert mitgeteilt werden. 28 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Fremdinterpretierte Kontingenzen Zusammenhangsinterpretationen, die Personen der sozialen Umwelt einer Person P zur Erklärung oder Prognose für Verhaltensfolgen der Person P kommunizieren. 29 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Was tut man therapeutisch bei dysfunktionalen Erwartungen? 30 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Kognitive Interventionen: Selbstinstruktion Mit Hilfe von Selbstverbalisationen können Erwartungen modifiziert werden: Die Sprache vermag autonome und motorische Reaktionssysteme zu steuern Sprachliche Instruktionen wirken als diskriminative Stimuli handlungsmotivierend Selbstinstruktionen als symbolische (verbale) Modelle Lautes oder «inneres Sprechen» reaktionsbezogen vs. Situationsbezogen möglich 31 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Anwendung von Selbstinstruktionen Selbstinstruktionen können in verschiedenen Phasen von Stresssituationen angewendet werden: 1. Zur Orientierung und Planung (“Was ist als nächstes zu tun?; “Ich pack das an).”) 2. Eigene Bewältigungsmöglichkeiten beim Aufsuchen der Situation (“Entspanne dich! Das ist nicht so schlimm! Ich kann das, weiss wie es geht”) 32 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Anwendung von Selbstinstruktionen (Fortsetzung) 3. Zur Ermutigung in der Situation (“Ich schaffe das, kein Problem für mich. Das kann ich, ich bleibe ganz cool”) allen 4. Zur Bewertung und Verstärkung (“Es ging schon besser als beim letzten Mal!” “Das habe ich gut gemacht”; “Ich habe bewiesen, dass ich auch jemand bin”) (Attribution) 33 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Welche Rolle spielen Erwartungen im Therapieprozess? 34 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Methodenübergreifende Patientenmerkmale und Rolle von Erwartungen ♦ Attraktivität des Patienten im Sinne des YAVIS-Patienten (Schofielt, 1964) ♦ Sympathie als dynamisches Phänomen zwischen Therapeut und Patient ♦ Therapieerwartung (Deckung Therapieerwartung/konkretes Angebot des Therapeuten) ♦ Erfolgserwartung des Patienten ♦ Dem Therapeuten zugeschriebene Glaubwürdigkeit und Kompetenz (Attributionsprozesss) Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Kontrolle und Kausalattribution Erwartung Prospektiv Ereignis Kausalattr. Retrospektiv Ansätze von Rotter und Bandura weisen auf die Rolle der Erwartungen bezüglich des Eintretens von operanten Verstärkern hin. Es interessiert jedoch weniger die Verstärkung als solche, als vielmehr die subjektive Kontrolle über die Verstärkung. 36 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Kognitive Theorien zur Erklärung von Emotionen (z. B. Angst, Depression) als O- Variable 37 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Martin Seligman (Revidierte Theorie) 38 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Seligman et al. Stimulus Kognitive Aspekte (Attributionen) Reaktion 39 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Die Kontrolle kann objektiv gegeben oder subjektiv angenommen werden. Die subjektiv wahrgenommene Kontrolle ist wichtiger, als die effektiv objektiv vorliegende. Der Ansatz von Abramson, Seligman &Teasdale oder Weiner thematisieren die subjektiven Ursachen für das Eintreten der Ereignisse ( Kausalattributionen) Kausalattributionen sind vergangenheitsbezogene, subjektive, selektive und allenfalls hypothesengeleitete aktive Rekonstruktionen der Realität. 40 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Taxonomie von Kausalattributionen Taxonomie von Weiner & Rosenbaum (1980) KONTROLLIERBAR UNKONTROLLIERBAR stabil variabel stabil variabel internal konstante eigene Anstrengung variable eigene Anstrengung eigene Fähigkeit Eigene Müdigkeit und Stimmung; Fluktuation der eigenen Fähigkeit external konstante Anstrengung anderer Personen variable Anstrengung anderer Personen Fähigkeit anderer, Aufgabenschwierigkeit Müdigkeit; Stimmung; Fluktuation der Fähigkeit anderer, Zufall 41 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Taxonomie von Abramson, Seligman & Teasdale (1978) INTERNAL Dimension EXTERNAL stabil variabel stabil variabel durchgefallener Student Fehlen der Intelligenz Erschöpfung Testinstitut wählt unfaire Tests aus Heute ist Freitag, der 13. Zurückgewiesene Frau Ich bin unattraktiv für Männer Meine Konversation ist manchmal für Männer langweilig Männer müssen mit intelligenten Frauen sofort konkurrieren Männer haben manchmal zurückweisende Launen global spezifisch durchgefallener Student Fehlen am Mathematikaufmathematischer gaben kotzen Fähigkeit mich an Testinstitut Es war der 13. wählt unfaire Mathematiktest Mathematiktests aus Zurückgewiesene Frau Ich bin für ihn unattraktiv Er muss mit intelligenten Frauen sofort konkurrieren Meine Konversation langweilt ihn Er war in zurückweisender Laune 42 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Übung: Ein Patient kommt bei Frauen schlecht an. Immer wieder erlebt er, dass seine Initiativen, eine Frau zum Kaffee einzuladen scheitern. Geben Sie verschiedene Kausalerkärungen. 43 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Besonders problematisch (pathogen) ist folgender Attributionsstil: Bei Misserfolg: internal/stabil/global bei Erfolg: external 44 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Richard Lazarus 45 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Wie entstehen Gefühle? Situation Wahrnehmung Stimmung Persönlichkeit Einschätzung Anforderungen Ressourcen neutral Keine Gefühle negativ / stressend Stressgefühle wie: Ärger / Wut Angst Trauer …. positiv Angenehme Gefühle wie: Freude Stolz …. © Prof. Dr. Guy Bodenmann 46 47 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Stresstheorie von Lazarus (1981) Stimmung neutral Situation Persönlichkeit Einschätzung Anforderungen / Ressourcen positiv Bedrohung Verlust Provokation Herausforderung Angst Traurigkeit Ärger Aktivierung aktiviert, blockiert lähmt, hemmt reizt, übersteigert stimuliert, regt an EUSTRESS DISTRESS negativ / stressend © Prof. Dr. Guy Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Individueller Umgang mit Stress vorbeugend/ prophylaktisch in der Situation selber Emotionsbezogene Aspekte von Stress Problembezogene Aspekte von Stress Stressausgleichende Aktivitäten Vermeidung von unnötigem Stress Beruhigungsstrategien Strategien zum Umgang mit akutem Stress Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Aron Beck 49 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Kognitiver Ansatz von Beck Schemata: stabile kognitive Verarbeitungsmuster Bildung der den Schemata zugrunde liegenden Hypothesen und Einstellungen durch frühere Erfahrungen A.T. Beck (1921) Annahme, dass die verzerrte Sicht der Realität sowie die daraus hervorgehenden Interpretationen und Wahrnehmungen für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen bedeutsam sind 50 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Depression: Kognitive Triade Negative Bewertung von: Eigene Person schwach, fehlerhaft oder benachteiligt Welt Zukunft negative Einschätzung der eigenen Chancen und Möglichkeiten, der Gefahren Ewiges Andauern von Problemen und Leiden, ständige Benachteiligung 51 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Systematische kognitive Fehler / Automatische Gedanken Willkürliche Schlussfolgerungen Schlussfolgerungen, die willkürlich, ohne jeden Beleg und vielmals auch trotz entgegengesetzter Erfahrungen aus dem Alltag gezogen werden Bsp.: „Meine Eltern lieben mich nicht mehr, weil sie so viel arbeiten.“ Selektive Verallgemeinerung Tendenz, einzelne Ereignisse aus dem Kontext zu nehmen und überzubewerten, ohne andere, wichtigere Situationsmerkmale zu beachten. Bsp.: „Mein Schulkamerad hat mich heute nicht gegrüsst, er mag mich also nicht mehr.“ Übergeneralisierung Allgemeine Schlussfolgerung auf der Basis einzelner Ereignisse, die dann sowohl auf vergleichbare wie auch andersartige Situationen übertragen wird. 52 Bsp.: „Ich mache in der Schule immer alles falsch.“ Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Minimierung versus Maximierung Bedeutung eines Ereignisses wird massiv unter- oder überschätzt Bsp.: „Die Lehrstellenzusage hat rein gar nichts mit meinen Kompetenzen und Qualitäten zu tun.“ „Ich und meine Freundin hatten heute eine Meinungsverschiedenheit. Diese Freundschaft hat definitiv keine Zukunft.“ Personalisierung Äußere Ereignisse werden stark auf die eigene Person bezogen, ohne dass es dafür Beweise gibt. Bsp.: „Dass mein Vater heute Migräne hat, liegt an meinem schlechten Verhalten von gestern.“ Verabsolutiertes, dichotomes Denken Erfahrungen werden in zwei sich gegenseitig ausschließende Kategorien eingeordnet (Schwarz-Weiss-Denken). 53 Bsp.: „Wenn ich eine Prüfung verhaue, bin ich ein Versager.“ Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Zusammenhang zwischen Schemata, automatischen Gedanken und kognitiver Triade (Frühe) Erfahrungen Grundüberzeugungen / Einstellungen Schemata Automatische Gedanken, kognitive Fehler Ereignis Wahrnehmung Bewertung Gedanken Gefühle Verhalten Kognitive Triade (eigene Person, Welt,54 Zukunft) Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Einfluss von Gedanken: Der Teufelskreis der Angst (Ehlers & Margraf) z.B. Soziale Situation Gespräch mit Klassenkameraden Gedanken Was denken die von mir? Ich darf auf keinen Fall schwitzen! Körperliche Symptome Schweissausbrüche Gefühle Angst, sich zu blamieren Innere Unruhe Nervosität Physiologische Reaktionen z.B. Anstieg der Schweissproduktion 55 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Was tut man therapeutisch bei einer dysfunktionalen Informationsverarbeitung? 56 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Kognitive Umstrukturierung 57 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Kognitive Interventionen: Kognitive Umstrukturierung Bei der kognitiven Umstrukturierung geht es darum, den Klienten aufzuzeigen, welchen Einfluss gewisse Kognitionen auf das emotionale Befinden haben. Unangemessene Gedanken werden identifiziert und durch adäquatere ersetzt. 58 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Gedankenprotokoll mit 3 Spalten Situation Wer? Was? Wann? Wo? Kognitionen Gefühle a) Was geht Ihnen durch den Kopf? a) Was fühlen Sie? b) Kreisen Sie die Kognition ein, die Sie am meisten berührt b) Schätzen Sie Ihre Stimmung auf einer Skala von 1-100 % ein 59 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Gedankenprotokoll mit 5 Spalten Situation Wer? Was? Wann? Wo? Kognitionen a) Was geht Ihnen durch den Kopf? b) Kreisen Sie die Kognition ein, die Sie am meisten berührt Gefühle a) Was fühlen Sie? b) Schätzen Sie Ihre Stimmung auf einer Skala von 1-100 % ein Gegenkognitionen Schreiben Sie neue, realistische und ausgeglichene Kognitionen auf Gefühle Beurteilen Sie Ihr Gefühl / Ihre Stimmung mit den neuen Kognitionen 60 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Gedankenstopp 61 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Kognitive Interventionen: Gedankenstopp Beim Gedankenstopp handelt es sich um ein Verfahren zur Beeinflussung von Gedanken, Vorstellungen etc. unerwünschtes Grübeln soll unterbrochen und letztlich ganz abgebaut werden Unterdrückungsversuch durch Vorstellung oder Vorsprechen des Wortes » stopp « Voraussetzung: Fähigkeit, Gedanken zu beobachten und zu kontrollieren 62 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Vorgehen beim Gedankenstopp (Fortsetzung) Erklärung und sorgfältige Exploration des Ereignisses Üben (mit dem Therapeut und individuell), so dass » stopp « nur noch gedacht werden muss und der unerwünschte Gedanke deutlich weniger häufig auftritt Einsatz von Alternativgedanken nach dem » stopp «-Signal (vgl. auch kognitive Umstrukturierung) 63 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Problemlösetraining 64 Ziel Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Ausgangssituation Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Wie Probleme wirksam gelöst werden können Abschließen und Auswerten Planen und Realisieren Bewerten und Entscheiden Problem wahrnehmen und beschreiben Ziel definieren Lösungsmöglichkeiten suchen Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) O-Variable: Kompetenzdefizite (z. B. Sozialkompetenz) 67 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Diagnostik (SORCK): Funktionale Verhaltensanalyse Stimulus • Unkonditionierte Stimuli • Konditionierte Stimuli • Diskriminative Stimuli Reaktion • • • • behavorial kognitiv emotional physiologisch S Organismusvariable O • Copingkompetenzen • Sozialkompetenzen • Kommunikationskompetenzen R C Kontingenzverhältnis • raum-zeitliches Verhältnis zwischen S-R / R-K Konsequenzen • qualitativ (positiv vs. negativ) • temporal (kurz- vs. langfristig) • locus (intern vs. extern) K 68 (Kanfer & Philipps,1975) Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Methoden der Verhaltenstherapie Methoden der Stimuluskontrolle (respondente Konditionierung) Systematische Desensibilisierung Exposition und Reaktionsverhinderung Methoden der Konsequenzkontrolle (operante Konditionierung) Kognitive Methoden Methoden des Modelllernens (soziale Lerntheorien) Verstärkung Selbstinstruktion Modelllernen Token Economies Kognitive Umstrukturierung Selbstsicherheitstraining Response Cost Time-out Reizüberflutung (Flooding) Verhaltensverträge Kognitives Üben Shaping/Chaining Gedankenstopp Problemlösetraining 69 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Welches sind die theoretischen Annahmen beim Modelllernen? 70 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Modelllernen Komplexe und differenzierte Verhaltensweisen können rein durch Beobachtung des Verhaltens bei andern, verhaltensökonomisch erworben werden (Bandura, 1969, 1971). 71 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Bedeutung des Modelllernens Neuerwerb von Verhalten Auslösefunktion von Verhalten Verstärkung bzw. Abschwächung von Verhaltensweisen 72 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Modelltypen Reale Modelle Symbolische Modelle Kompetenzmodelle (mastery model) zeigen dem Beobachter auf, wie Probleme kompetent bewältigt werden können. Bewältigungsmodelle (coping model) zeigen in der Problemsituation Lösungsmodelle und verschiedene Problemlösestrategien auf. Vor allem bei Kindern oder in Therapien sind diese Modelle wirksamer, da motivierender. 73 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Determinanten für Modelllernen Stimuluseigenschaften des Modells, die Modelllernen erleichtern: Alter, Geschlecht und Status Ähnlichkeit mit dem Modell Art des vom Modell gezeigten Verhaltens (z.B. aggressives Verhalten) Auf Modellverhalten folgende Konsequenzen (passive Verstärkung) Motivationale, motorische und kognitive Voraussetzungen seitens des Beobachters 74 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Modellierte Ereignisse • Modellstimuli Aufmerksamkeitsprozesse • Unterscheidbarkeit / Affektive Valenz Komplexität / Grad des Vorherrschens / Funktionalwert • Beobachtereigenschaft • Sensorische Fähigkeit / Erregtheitsgrad / Wahrnehmungseinstellung / Frühere Bekräftigungen Behaltensprozesse • Symbolische Kodierung • Kognitive Organisation Motorische Reproduktionsprozesse • Symbolische Wiederholung Motivationale Prozesse • Externe Bekräftigung • Physische Fähigkeit • Motorische Wiederholung • Verfügbarkeit von Teilreaktionen • Selbstbeobachtung bezüglich Reproduktionen • Rückmeldung bezüglich Genauigkeit • Stellvertretende Bekräftigung Nachahmungsleistung • Selbstbekräftigung 75 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Unterscheidung: Rollenspiel Verhaltensübung Rollenspiel Oft sind Handlungsweisen geliehen Betonung auf Ausprobieren (z.B. verschiedenes Verhalten ausprobieren und auf Reaktionen achten) Verhaltensübung Ausdrücklich auf die kommende Anwendung in der Realität verwiesen Betonung auf Üben (z.B. von sozialen Kompetenzen) Die Konzepte der beiden Methoden überschneiden sich 76 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Verhaltensübung und Rollenspiel Es werden wirklichkeitsnahe Bedingungen geschaffen und Lernmethoden angewandt Operantes Lernen Lernen am Modell Weglassen angsterzeugender Bedingungen Bewältigung von Ängsten und Aufbau von neuem Verhalten 77