Fakultät für Physik und Geowissenschaften Physikalisches Grundpraktikum E18 „Kirchhoffsche Regeln und temperaturabhängige Widerstände“ Aufgaben 0. Berechnen Sie zur Vorbereitung des Praktikumsversuchs den Widerstandswert des Pt­100, die Brückenspannung der in Abb. 1 gezeigten Brückenschaltung sowie die Spannung Ua in Abb. 2 in Abhängigkeit von der Temperatur im Intervall von 0°C ­ 100°C und stellen Sie diese als Graph dar. Überprüfen Sie mittels linearer Regression der berechneten Werte, ob in guter Näherung Linearität vorliegt. 1. Fertigen Sie die in Abb. 2 gezeigte Schaltung. Achten Sie beim Löten auf sinnvolle Platznutzung, übersichtliche Verdrahtung und Ordnung am Arbeitsplatz. Prüfen Sie die einzelnen Teile der Schaltung und die gesamte Schaltung nach deren Fertigstellung auf Funktion. 2. Ermitteln Sie die Messunsicherheit Ihres Thermometers unter Zuhilfenahme der Ergebnisse aus Aufgabe 0 und der Toleranz des Pt­100 (Klasse B, u()Pt100 0,3°C 0,005 ) Literatur Physikalisches Praktikum, 13. Auflage, Hrsg. W. Schenk, F. Kremer, Elektrizitätslehre, 1.0.1, 1.1, 1.2 Gerthsen Physik, 22. Auflage, D. Meschede, 6.3 Halbleiterschaltungstechnik, 13. Auflage, U. Tietze, Ch. Schenk Geräte und Zubehör Lötstation mit Zubehör, Digitalmultimeter, DC­Steckernetzteil, Spannungsregler, Kondensatoren, Widerstände, Operationsverstärker, Pt100­Messfühler Schwerpunkte zur Vorbereitung ­ ­ ­ ­ ­ ­ Kirchhoffsche Regeln (Maschenregel, Knotenregel) Strom­ und Spannungsmessungen, strom­ und spannungsrichtige Schaltung Ohmsches Gesetz, Ohmscher Widerstand Widerstandsmessungen, Ohmmeter Wheatstone­Brückenschaltung Strom­Spannungs­, Widerstands­Strom­ und Widerstands­Temperatur­Kennlinien verschiedener Materialien (Metalle, Halbleiter) ­ Eigenschaften idealer Operationsverstärker 1 Sicherheitshinweis Alle Schaltungen sind vor Inbetriebnahme vom Betreuer oder dem Techniker des Praktikums zu prüfen. Die beim Löten entstehenden Dämpfe sind gesundheitsschädlich. Vermeiden Sie daher das Einatmen der Dämpfe und sorgen Sie für ausreichend Belüftung am Arbeitsplatz. Schalten Sie den Lötkolben bei längeren Pausen aus. Dies dient sowohl der Haltbarkeit des Lötkolbens als auch der Vermeidung von Bränden oder anderer Schäden. Bemerkungen Für die Berechnung der Brückenspannung (UBr) sind U = 5 V, R1 = 1800 , R2 = 100 und weiterhin ein Platinwiderstand (Pt­100) mit R0°C=100 und Temperaturkoeffizienten (nach DIN EN 60751) von A = 3.908310­3 °C­1 und B = ­5.77510­7 °C­2 anzunehmen. Im Bereich von 0°C bis 850°C gilt die Beziehung R() = R0°C (1 + A + B²). Für die Widerstände sind eine Genauigkeit von 0.1% und ein Temperaturkoeffizient von 25 ppm K­1 angegeben. Abb. 1 Wheatstone­Brückenschaltung Aus didaktischen Gründen wird das Löten als Einzelarbeit durchgeführt. In Aufgabe 1 ist die in Abb. 2 gezeigte Schaltung aufzubauen. Diese wurde der Übersichtlichkeit halber in drei Teile gegliedert. Teil 1 (oben) ist ein einfacher Aufbau einer Spannungsquelle mit nicht einstellbarem konstantem Spannungswert. Für den TS7805 ist vom Hersteller für die Ausgangsspannung eine maximale Abweichung von 4% vom Nennwert (UB = 5 V) sowie ein Temperaturkoeffizient von ­0.8 mV/K angegeben. Soll eine Messschaltung mit höherer Präzision gebaut werden, ist der Einsatz von Spannungsreferenzen erforderlich. Der zweite Teil (Mitte) stellt die Wheatstone­Brückenschaltung (Widerstandwerte siehe Aufgabe 0) dar. Zum Anschluss des Pt­100 werden zwei 4 mm Buchsen verwendet. Um die Brückenspannung (UBr) zu verstärken, wird der in Teil 3 (unten) dargestellte Impedanzwandler mit Subtrahierverstärker verwendet. Die Werte der Widerstande sind R3 = 1000 (0.1%, 25ppm) und R4 = 10000 (0.1%, 25ppm). Die Spannungsversorgung des Operationsverstärker­IC erfolgt durch UB. Die Pinbelegung des IC entnehmen Sie dem am Arbeitsplatz ausliegenden Datenblatt. 2 Abb. 2 Schaltung zu Aufgabe 1 Der Verstärker Der Verstärker ist eine Schaltung aus Operationsverstärkern, die Spannungsdifferenzen verstärkt und einen sehr hohen Eingangswiderstand besitzt. Zur Erläuterung der Funktionsweise dieser Schaltung verwenden wir ideale Operationsverstärker, die durch folgende Merkmale charakterisiert sind: I. unendlich großer Eingangswiderstand (d.h. verschwindender elektrischer Strom an den Eingängen) II. sehr kleiner Ausgangswiderstand III. unendlich großer Verstärkungsfaktor bei Abwesenheit einer Rückkopplung. Der Operationsverstärker hat zwei Eingänge, einen invertierenden (­) und einen nicht­invertierenden (+). Der Verstärker besteht aus zwei Stufen: in der ersten Stufe aus zwei Impedanzwandlern und in der zweiten Stufe aus einem Differenzverstärker. In der ersten Stufe wird die Eingangsspannung über den hochohmigen nicht­invertierenden Eingang aufgenommen und mit einer Verstärkung von v = 1 am Ausgang ausgegeben. Dieser Impedanzwandler ist eine Sonderform des nicht­invertierenden Verstärkers (Abb. 3, oben). Bei diesem wird ein Teil der Ausgangsspannung Ua1 über den Spannungsteiler R1, R2 an den Abb. 3 Nicht­invertierender invertierenden Eingang rückgekoppelt. Diese Spannung wirkt der Verstärker Ausgangsspannung entgegen (Gegenkopplung). Für den Fall Ue+ = Ue­ ist die Ausgangsspannung stabil und es gilt Ua1 Ue R1 / R2 1 . Der Impedanzwandler stellt nun den Sonderfall (Abb.4, unten) mit R1 = 0 und R2 = ∞ dar, so dass Ua1 = Ue+ wird. Die Differenz der Spannungen wird von dem zweiten Teil der Schaltung verstärkt ausgegeben. Dieser Subtrahierverstärker ist eine Kombination aus nicht­invertierendem und invertierendem Verstärker. Die Grundschaltung für einen invertierenden Verstärker ist in Abb. 4 gezeigt. Die Eingangsspannung Ue­ wird über den Widerstand R1 an den invertierenden Eingang angelegt, die Ausgangsspannung Ua über den Widerstand R2 gegengekoppelt. Da der Eingangsstrom zu vernachlässigen ist , gilt Ue­/R1 = ­Ua/R2, so dass man einen Verstärkungsfaktor v = ­R2/R1 erhält. Abb. 4 Invertierender Verstärker Für den Subtrahierverstärker (Abb. 5) gilt der Ua k1U­ k2U+ Überlagerungssatz , d.h. die Ausgangsspannungen des invertierenden und nicht­ invertierenden Verstärkers werden superponiert. Für U+ = 0 arbeitet der Verstärker als invertierender Verstärker mit k1 =­R4 / R3 . Für den Fall U­ = 0 wird U+ durch den Spannungsteiler R3, Abb. 5 Subtrahierverstärker R4 geteilt, so dass für das Potential am nicht­ invertierenden Eingang V UR4 /(R3 R4 ) gilt. Diese Spannung wird nun mit v 1 R4 / R3 verstärkt. Daraus folgt Ua R4U /(R3 R4 )1 R4 / R3 (R4 / R3 )U+ und k2 R4 / R3 . Für den Betrieb als Subtrahierverstärker ergibt sich daraus Ua R4 U+ U­ . R3 3 Hinweise zum Löten Als Löten bezeichnet man den Vorgang des Zusammenfügens zweier Werkstoffe mit der Schmelze eines Werkstoffs, der einen niedrigeren Schmelzpunkt hat. Im Bereich der Elektrotechnik werden Weichlote zum Verlöten von meist aus Kupfer gefertigten Bauteilanschlüssen verwendet. Diese Weichlote bestehen aus eutektischen Legierungen von Zinn, Blei, Kupfer und Silber. Um das Lot vollständig mit dem Werkstoff zu verbinden, ist ein Flussmittel erforderlich. Dieses reinigt aufgrund des sauren Charakters die Lötstelle und ermöglicht die Benetzung des Werkstoffes mit dem Lot. In der Elektrotechnik werden sogenannte säurefreie Flussmittel wie zum Beispiel Kolophonium verwendet; dabei bezieht sich säurefrei jedoch nur auf den erstarrten Zustand. Das Flussmittel ist im Lötdraht bereits enthalten, d.h. dieser besteht aus dem Lot (Ummantelung) und dem Flussmittel (Kern), siehe Abb. 6. Von großer Bedeutung für den erfolgreichen Lötprozess ist die Temperatur des Lötkolbens. Bei bleihaltigen Loten nutzt man eine Lötspitzentemperatur von 300°C ­ 330°C, bei bleifreien Loten Abb. 6 Lötdraht Temperaturen von 350°C ­ 370°C. Je höher die Temperatur ist, desto schneller können empfindliche Bauteile thermisch beschädigt werden. Daher gilt immer der Grundsatz: so hoch wie nötig, so niedrig wie möglich. In Abb. 7 ist der Lötvorgang in vier Schritten gezeigt. Zuerst wird der Anschlussdraht so in die Bohrung der Leiterplatte gesteckt, dass das Ende des Drahtes auf der mit Kupfer besetzten Seite herausragt (1.). Danach werden Lötpunkt und Draht kurz (ca. 2s) erhitzt (2.). Wird nun der Lötdraht zugeführt, schmilzt dieser und umfließt den Draht (3.). Dieser Schritt sollte nur wenige Sekunden dauern, da sonst durch die Wärmezufuhr eine thermische Zerstörung empfindlicher Bauteile möglich ist. Zum Abschluss wird der Lötkolben entfernt und die Lötstelle erkaltet (4.). Dabei ist darauf zu achten Erschütterungen zu vermeiden, da dies sonst zu sogenannten sog. kalten Lötstellen führen kann. Bei diesen kalten Lötstellen ist die Formschlüssigkeit nicht gegeben, weshalb hohe Übergangswiderstände oder Wackelkontakte auftreten können. Eine gute Lötstelle erkennt man an einem deutlich ausgeprägten Meniskus und bei bleihaltigen Loten zusätzlich an einer glänzenden Oberfläche. Abb. 7 Lötvorgang in vier Schritten 4