Elektronik 1 MUSTERLÖSUNG zum Kurztest 1 vom 25. März 2013 1. Eigenschaften von Operationsverstärkern a) Frage: Erklären Sie, wodurch sich ein sogenannter Single Supply-Operationsverstärker von einem Operationsverstärker ohne dieses Prädikat unterscheidet. Lösung: Der Eingangsgleichtaktbereich eines Single Supply-OP reicht bis an die negative Versorgungsspannung, ebenso kann der Ausgang die negative Versorgungsspannung erreichen. "Normale" OP's benötigen ein- wie ausgangsseitig eine Reserve gegenüber positiver wie negativer Speisespannung von 1 .. 3 V. Bemerkung: Ein Single Supply-OP kommt aus diesem Grund für viele Anwendungen ohne virtuelle Masse aus. Grundsätzlich können aber alle OP's mit nur einer Versorgungsspannung betrieben werden, bloss müssen dann die Beschränkungen durch Eingangsgleichtakt- und Ausgangsspannungsbereich berücksichtigt werden. b) Frage: Was ist die genaue Bedeutung des Verstärkungsbandbreiteproduktes (engl. gain bandwidth product, GBW), das in fast allen Datenblättern spezifiziert wird? Das GBW gibt an, wie hoch die Verstärkung eines Verstärkers bei einer gegebenen Frequenz maximal sein kann. Da diese Maximalverstärkung umgekehrt proportional zur Betriebsfrequenz abnimmt, ist das Produkt daraus konstant. c) Frage: Was ist der Zweck der generell empfohlenen Kondensatoren von jedem der beiden Speisungsanschlüsse eines Operationsverstärkers gegen Masse? Die beiden Kondensatoren stellen sicher, dass die Quellenimpedanz, die der OP an seinen Speisungsanschlüssen sieht, auch für höhere Frequenzen tief (nahe null) ist, unabhängig vom Innenwiderstand des Speisegerätes (oder der Batterie) und von der Induktivität der Speisekabel. Eine zu hohe Quellenimpedanz der Speisung kann zu Eigenschwingungen des Operationsverstärkers oder anderen unerwünschten Effekten führen. 2. Nichtinvertierender Verstärker a) Frage: Wie gross ist die Spannungsverstärkung vU = Uaus/Uein unter der Annahme, dass der Operationsverstärker ideal ist? Die Werte der Widerstände sind wie folgt: R1 = 1.0 k, R2 = 100 k R Lösung: vU 1 2 101 R1 b) Frage: Geben Sie die in Aufgabe a) berechnete Verstärkung in dB an! Lösung: vU (dB) 20 log 101 40.09 dB c) Frage: Berechnen Sie den Eingangswiderstand der Schaltung! Rein = Uein/Iein Lösung: Da der OP ideal sein soll, fliesst in den nichtinvertierenden Eingang überhaupt kein Strom, d.h. der Eingangswiderstand geht gegen unendlich. d) Frage: Angenommen, der Operationsverstärker sei nun nicht mehr ideal und weise einen typischen Eingangsstrom (Bias-Strom, input bias current) von 30 A auf (high speed-Operationsverstärker). Wie ist die Schaltung zu modifizieren, damit die durch den 257833561 Seite 1 W. Baumberger Bias-Strom verursachten Fehler minimal werden? Gefragt ist eine Schemaskizze und die Dimensionierung der eingefügten Bauteile. Lösung: Der Bias-Strom in den invertierenden Eingang verursacht über den parallel geschaltet erscheinenden Widerständen R1 und R2 einen Spannungsabfall. Schaltet man in Serie zum nichtinvertierenden Eingang einen Widerstand R3, dessen Wert der Parallelschaltung von R1 und R2 entspricht (R3 = R1//R2), fällt über diesem ebenfalls eine Spannung ab, die gleich ist wie diejenige über R1//R2 und diese somit aufhebt. Dabei geht man davon aus, dass der Bias-Strom in beide Eingänge gleich ist, was nur näherungsweise stimmt. 3. Schmitt-Trigger a) Frage: Dimensionieren Sie die beiden Widerstände für eine Hysterese UH von 2.0 V. Begründen Sie die Wahl der Bauteilewerte, falls Ermessensspielraum besteht (Betriebsspannung 5 V, Ausgangsspannungsbereich des OP 14 V bei 15 V Speisung). Lösung: Zunächst muss man verstehen, dass ein Ausgangsspannungsbereich von 14 V bei 15 V Speisung bedeutet, dass dieser OP bei 5 V Speisung am Ausgang 4 V erreicht (1 V Restspannung auf jeder Seite). Zur Berechnung der Schaltschwellen US1, US2 nimmt man am besten an, der OP befinde sich im einen oder anderen Schaltzustand (Uaus1,2 = +4 V, -4 V) und sucht diejenigen Eingangsspannungen Uein1,2 = US1,2, bei denen der OP gerade umschaltet; dies ist bei einer Eingangsdifferenzspannung Ud = 0 der Fall. Der nichtinvertierende Eingang hat in diesem Moment gerade Massepotential (0 V), d.h. die Ausgangsspannung von +4 V oder -4 V fällt über R2 ab. 2 V Hysterese bedeutet bei einer symmetrischen Schaltung US1,2 = -1 V, +1 V. Somit erhält man fürs Widerstandsverhältnis: R1 U S 1 U S 2 0.25 R2 U aus2 U aus1 Wählt man R2 = 10 k, erhält man für R1 = 2.5 k. Bemerkung: Möchte man es besonders genau nehmen, reproduziert man idealerweise den Ausgangsstrom, wie er im Datenblatt angenommen wurde: 10 k Lastwiderstand bei 14 V Ausgangsspannung entspricht 1.4 mA. Bei 4 V Ausgangsspannung wird für denselben Ausgangsstrom ein Lastwiderstand von 2.9 k benötigt. Da im Umschaltzeitpunkt der 257833561 Seite 2 W. Baumberger nichtinvertierende Eingang gerade auf Masse liegt, wirkt R2 als Lastwiderstand; die ideale Vorwahl ist damit R2 = 2.9 k. b) Frage: Modifizieren Sie die Schaltung so, dass sie mit UB+ = +10 V und UB- = 0 V betrieben werden kann. Die Hysterese soll dieselbe bleiben. Gefragt ist eine Schemaskizze und die Werte der Bauteile mit Berechnung resp. Begründung. Lösung: Das Massepotential erhält der Operationsverstärker mit Split-Speisung nur über dessen invertierenden Eingang. Es reicht deshalb, diesen Eingang auf die halbe Single SupplySpeisespannung anzuheben. Da kein Strom in diesen Eingang fliesst, reicht ein einfacher Spannungsteiler mit identischen Widerständen, deren Wert im Prinzip beliebig hoch sein kann. Wir wählen z. B. R3 = R4 = 100 k. Bemerkung: Ist der OP nicht ideal, d.h. weisen seine Eingänge einen Bias-Strom auf, sollte man R3 // R4 = R1 // R2 wählen (Begründung s. Aufgabe 2c). Das war hier aber nicht gefragt. 4. Unbekannte Grundschaltung a) Frage: Analysieren Sie mit Hilfe Ihrer Kenntnisse das Verhalten der gegebenen Schaltung, wenn am Eingang der in der Aufgabenstellung skizzierte Spannungsverlauf angelegt wird (Anstieg von U = 1 V (0 auf 1 V) in t1 = 1 ms, Abfall von 1 auf 0 V in t2 = 0.5 ms). Lösung: Zunächst stellt man fest, dass es sich um eine gegengekoppelte Schaltung handelt: R geht vom Ausgang auf den invertierenden Eingang, d.h. es gilt Differenzspannung Ud = 0 und der invertierende Eingang ist eine virtuelle Masse. Ferner gilt folgendes: Der Kondensator C ist am Anfang ungeladen (Spannung UC = 0); nach der steigenden Rampe trägt er die Ladung Q1 = UC. Der während der steigenden Rampe fliessende konstante Ladestrom I1 errechnet sich aus Q1 = t1I1. Man erhält: I1 C U 1.0 mA t1 Da kein Strom in den invertierenden Eingang fliesst, muss I1 durch R fliessen. Dafür muss der Ausgang während der steigenden Rampe von Uein folgende Spannung Uaus,1 annehmen: U aus,1 I1 R -1.0 V Das negative Vorzeichen folgt direkt aus der invertierenden Wirkung des Operationsverstärkers. 257833561 Seite 3 W. Baumberger Eine analoge Überlegung lässt sich für die fallende Rampe anstellen. Da sie um den selben Spannungsbetrag geht, aber in entgegengesetzter Richtung und in der halben Zeit, gilt für den Umladestrom I2 und die Ausgangsspannung Uaus,2 während der fallenden Rampe: I2 C U -2.0 mA, U aus, 2 I 2 R +2.0 V t2 Die momentane Ausgangsspannung zeigt also gerade die Steilheit der Rampe am Eingang an (invertiert, also mal -1) resp. ist proportional zur negativen Änderungsrate der Eingangsspannung. 257833561 Seite 4 W. Baumberger