Physik-Department LS für Funktionelle Materialien WS 2014/15 Übungen zu Experimentalphysik 1 für MSE Prof. Dr. Peter Müller-Buschbaum, Dr. Volker Körstgens, Daniel Moseguí González, Pascal Neibecker, Nitin Saxena, Johannes Schlipf Vorlesung 17.12.2014, Übungen 22.12.2014 und 07.01.2015 Blatt 11 1. U-Rohr L Wir betrachten eine reibungsfreie Flüssigkeitssäule in cher Höhe so ist das System im Gleichgewicht. Ist eine rücktreibende Gewichtskraft F. Hierbei sei L = kg A = 35,0 cm2 die Querschnittsfläche und ρ = 1,00 dm3 einem U-Rohr. Sind beide Enden auf gleidie Säule um y verschoben, so entsteht 85,0 cm die Länge der Flüssigkeitssäule, die Dichte der Flüssigkeit (Wasser). a) Geben Sie die Formel für die Rückstellkraft F an. rücktreibende Kraft = Gewichtskraft der Flüssigkeitssäule mit der Höhe 2y F = −ρ · V (Säule mit Höhe 2y) · g = −ρ · A · 2y · g b) Stellen Sie eine Differentialgleichung auf, die die Bewegung beschreibt. Um welche Art von Bewegung handelt es sich? Mÿ = −2ρAyg (Newton) mit M = Masse der kompletten Flüssigkeit, also M = ρAL =⇒ =⇒ ÿ + ρALÿ + 2ρAyg = 0 2g y = 0 (Schwingungsgleichung, Form: ÿ + ω02 y = 0) L c) Lösen Sie die Differentialgleichung unter der Voraussetzung, dass bei t = 0 die Wassersäule um y = 10,0 cm ausgelenkt ist und dass dies gleichzeitig auch die maximale Auslenkung ist. Wir kennen die Lösung dieser DGL bereits: (√ y(t) = y0 cos(ω0 t + φ0 ) = y0 cos 2g · t + φ0 L ) haben Anfangsbedingungen y(0) = 0,1 m und ẏ(0) = 0 (√ ) √ 2g 2g ẏ(t) = −y0 · sin · t + φ0 L L √ 2g 0 = ẏ(0) = −y0 sin( φ0 ), wähle φ0 = 0 | {z L} ̸ =0 =⇒ 0,1 m = y(0) = y0 √ ) (√ ( ) m 2 · 9,81 1 2g s2 · t = 0,1 m · cos · t = 0,1 m · cos 4,8 · t y(t) = 0,1 m · cos L 0,85 m s d) Wie groß müsste die Fadenlänge eines mathematischen Pendels sein, das die gleiche Schwingungsfrequenz hat wie unser U-Rohr? √ g aus Vorlesung: ω Fadenpendel = l √ g = l √ 2g L =⇒ l= L 2 Es müsste eine Fadenlänge von 42,5 cm haben. e) Was würde sich ändern wenn wir eine andere Flüssigkeit mit einer dreimal so hohen Dichte einfüllen würden? Nichts, da die Dichte in der Bewegungsgleichung nicht vorkommt. 2 2. Brückenversuch Nach ihrer Fertigstellung unterzogen die Bauingenieure die neue Brücke über die Hamburger Norder-Elbe einem Großversuch. Unter der Last eines in der Mitte der Brücke zu diesem Zweck angehängten Gewichts von m = 100 t bog sich die Brücke den Messungen zufolge um 5,0 cm durch. Als schließlich die Verbindung der Brücke mit dem Gewicht schlagartig gelöst wurde, geriet die Brücke wie erwartet in Schwingungen, die viele Sekunden andauerten. Die Frequenz der Schwingung betrug f = 0,62 Hz. Ein Beobachter, der sich mitten auf der Brücke befand, berichtete, er habe das Gefühl gehabt, die Brücke habe sich um ca. einen Meter gehoben und gesenkt. a) Wie groß war die Amplitude, mit der sich der Augenzeuge bewegt hat in Wirklichkeit? Wie groß war seine maximale Geschwindigkeit? m = 100 t; x0 = −0,05 m x (t) = x0 cos(ωt) = x0 cos(2π f t) (da zum Zeitpunkt t = 0 gilt: x (0) = −0,05 m und ẋ (0) = 0) =⇒ Amplitude der Bewegung des Augenzeugen ebenfalls 0,05 m ẋ (t) = −2π f xc sin(2π f t) =⇒ maximale Geschwindigkeit vmax = −2π f x0 = −2π · 0,62 1s · −0,05 m = 0,19 ms b) Bei welcher Auslenkung erfuhr obiger Beobachter die maximale Beschleunigung und wie groß war diese? ẍ (t) = −4π 2 f 2 x0 cos(2π f t) wird maximal für cos(2π f t) = 1, also z.B. für t = 0 ( )2 maximale Beschleunigung amax = −4π 2 f 2 x0 = −4π 2 0,62 1s · −0,05 m = 0,76 m s2 c) Um wie viel Prozent scheint sich sein Gewicht während einer solchen Schwingungsbewegung zu ändern? m m , amin = −0,76 2 s2 s Dies entspricht etwa (±)7,7% des Ortsfaktors und damit einer gefühlten Gewichtsänderung von 15,4%. amax = 0,76 3 d) Wie groß ist die Energie, die mit der beschriebenen Schwingbewegung der Brücke verbunden ist? „Federkonstante“ D der Brücke über Ausgangssituation D= F mg = x0 x0 Betrachte Punkt der maximalen potentiellen Energie. An dem gilt: Emax = E pot = 1 1 2 1 N Dx0 = mgx0 = · 100 · 103 kg · 9,81 · 0,05 m = 2,5 · 104 J 2 2 2 kg e) Ein Steinchen der Masse 2,0 g liegt neben dem Beobachter. Bleibt dieses Steinchen am Boden liegen? Und wenn nicht, wie hoch wird es im Vergleich zur unausgelenkten Brücke geschleudert? amax und amin gelten für das Steinchen genauso. Da | amin | < | g| ist, bleibt das Steinchen am Boden liegen. 4 3. Überlagerung harmonischer Schwingungen In der Vorlesung haben Sie die allgemeine Lösung der Schwingungsgleichung kennengelernt. Sie lautet y(t) = c1 sin(ωt) + c2 cos(ωt). Dies kann auch als eine Überlagerung zweier harmonischer Schwingungen gleicher Frequenz aufgefasst werden. Das Ergebnis ist wieder eine harmonische Schwingung gleicher Frequenz und kann geschrieben werden als y(t) = cneu sin(ωt + φneu ). a) Leiten Sie allgemein cneu und φneu als Funktionen von c1 und c2 her. Verwenden Sie dazu die vektorielle Darstellung im Zeigerdiagramm. ⃗c1 ist Vektordarstellung der Funktion c1 sin(ωt), ⃗c2 analog |⃗c1 | = c1 , |⃗c2 | = c2 ( ) ( ) c1 cos(ωt) −c2 sin(ωt) ⃗c1 = ⃗c2 = c1 sin(ωt) c2 cos(ωt) ( ) c1 cos(ωt) − c2 sin(ωt) ⃗c1 +⃗c2 = = ⃗cneu c1 sin(ωt) + c2 cos(ωt) 5 √ c21 cos2 (ωt) + c22 sin2 (ωt) − 2c1 c2 cos(ωt) sin(ωt) √ +c21 sin2 (ωt) + c22 cos(ωt) + 2c1 c2 sin(ωt) cos(ωt) = c21 + c22 cneu = |⃗cneu | = (Unter Benutzung von cos2 α + sin2 α = 1) Berechnung von φneu : ( ) c2 =⇒ φneu = arctan tan φneu c1 ( ( )) √ c2 2 2 y(t) = c1 sin(ωt) + c2 cos(ωt) = c1 + c2 · sin ωt + arctan c1 c2 = c1 =⇒ b) Wir betrachten zwei sich überlagernde harmonische Schwingungen y1 (t) = 3,0 · cos( π3 t) und y2 (t) = 4,0 · sin( π3 t). Geben Sie die Überlagerung in der Form y(t) = cneu sin(ωt + φneu ) an. √ cneu = 32 + 42 = 5,0 ( ) 3 ≈ 0,64 φneu = arctan 4 π =⇒ y(t) = 5,0 · sin( t + 0,64) 3 c1 = 4, c2 = 3 =⇒ 6