Modul 31: Allgemeine Hämodynamik

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Allgemeine Hämodynamik
Modul 31
Modul 31: Allgemeine Hämodynamik
Stichworte:
HAGEN-POISEUILLE - LAPLACE - Strömungswiderstand - Herzzeitvolumen
- Windkessel - FRANK-STARLING-Mechanismus
Lern-Inhalte
Die allgemeine Hämodynamik analysiert den Blutfluß als Funktion
von Blutdruck und Gefäßmechanik. Davon abzugrenzen ist die
Hämorheologie, die die Fließeigenschaften des Blutes untersucht.
Interpretiert man in nullter Näherung die Blutgefäße als starre Rohre,
so gilt für den Volumenstrom (V/t) das OHMsche Gesetz. Es
beschreibt
den
Zusammenhang
zwischen
Volumenstrom,
Druckdifferenz und Flußwiderstand. Der Flußwiderstand wird durch
die Änderungen des Gefäß-Radius maßgeblich beeinflußt, da er zur
vierten Potenz in den Widerstand eingeht (siehe Gesetz von HAGENPOISEUILLE). Die Bedeutung von Gefäßdurchmesser und nachgiebigkeit wird an einem Modell veranschaulicht. Nach dem
Gesetz von LAPLACE ist der Innendruck einer Hohlkugel direkt
proportional zu Wandspannung und -dicke zu aber umgekehrt
proportional zum Radius.
Fallbeispiel
"Sehr geehrter Herr Kollege NN, nachfolgend berichten wir über Ihre Patientin Frau Rosemarie E., geb. am
31.10.1924, die sich zur Durchführung einer Anschlussheilbehandlung in unserer Klinik befand. Diagnosen:
a) Zustand nach Mitralklappenersatz (unmittelbar vor Klinikaufnahme) bei kombiniertem Vitium nach 1969
diagnostizierter Mitralklappenstenose III. Grades und operativer Mitralklappensprengung 1970, b) Arrhythmia
absoluta bei Vorhofflimmern, c) Zustand nach subtotaler Strumektomie 1972. Zuletzt befand sich Frau E. in der Klinik
für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, wo ihr eine Mitralklappenprothese implantiert wurde (Omnicarbon M 27).
Postoperative Nachsorge in der Medizinischen Klinik und Poliklinik, Abteilung Innere Medizin. Bei Aufnahme in
unsere Klinik zur Anschlussheilbehandlung dominierten perioperative Schmerzen in der rechten Thorakalhälfte sowie
eine leichte Erschöpfbarkeit. Zurzeit keine kardiovaskulären Risikofaktoren. Aufgrund des klinischen Gesamteindrucks verzichteten wir auf eine Lungenfunktionsanalyse. Radiologisch leichte Betonung der Oberlappensammelvenen als Hinweis auf eine Stauung. Das Herz war deutlich nach rechts und links verbreitert mit rechtsrandbildendem linkem Vorhof, angehobener Herzspitze und aufgeweitetem Bifurkationswinkel. Im seitlichen Strahlengang Vergrößerung des Herzens nach dorsal bei Zustand nach Mitralklappenersatz. Ausgeprägte Aortenektasie und Hinweise
auf Sklerose. Kontrolle nach vier Wochen ohne Befundänderung. Absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern und
Ventrikelfrequenzen von 100/min sowie unvollständiger Rechtsschenkelblock; Repolarisationsstörungen in den
Brustwandableitungen. Im Bandspeicher-EKG über 18 Stunden normofrequente absolute Arrhythmie sowie geringe
ventrikuläre Extrasystolen .... echokardiografisch paravalvulärer Nebenfluss am medialen Rand der Mitralklappenprothese ..."
Verdachtdiagnose: Progredienz eines kombinierten Mitralvitiums
Herzklappenfehler können als angeborenes oder erworbenes Vitium an jeder der vier Herzklappen auftreten. Dabei
handelt es sich um Stenosen, Insuffizienzen oder eine Kombination beider Vitien. Bei einer Stenose ist der von der
jeweiligen Herzklappe freigegebene Durchmesser zu eng, als dass ein ausreichender Blutfluss möglich wäre. Bei
einer Insuffizienz ist der reguläre Klappenschluss beeinträchtigt; es tritt ein Blutrückstrom in die vorgeschaltete
Herzhöhle auf. Ein kombiniertes Mitralvitium liegt vor, wenn an der Mitralklappe gleichzeitig Stenose und Insuffizienz
auftreten. Dabei kann eine der Komponenten überwiegen und die hämodynamische sowie die klinische Situation
primär bestimmen.
31-1
Allge
emeine Häm
modynamik
Mod
dul 31
Gese
etzmäßigke
eit nach HA
AGEN-POIS
SEUILLE
siologische
es Kernwis
ssen
Phys
Der vom Herze
en bei sein
ner Kontrakktion erzeug
gte Druck treibt ein bbestimmtes Zeitvolum
men durch den perip
pheren Kreiislauf. Dab
bei ist das Herzzeitvoolumen bei konstanttem Druck von der Hö
öhe des W
Widerstandes abhängig
g (OHMschees Gesetz)). Der
mittle
ere Druck wird
w
mit zu
unehmende r Entfernun
ng vom Herzen immerr kleiner. Dieser
D
Drucckabfall ist durch
d
den (v
viskösen) F
Flußwidersta
and bedingtt. Im physikkalischen Modellversu
uch können
n wir uns da
avon leicht überzeugen, wenn wirr den Druckk an versch
hiedenen Stellen dess Ausflussrohres durc h eingesetz
zte Steigröh
hren messeen. Ist das Ausflussrohr überalll gleich we
eit, bietet e
es also der durchfließe
enden Flüsssigkeit in je
edem
so fällt der Druck in ihm auch gleichmäßig ab
Abscchnitt den gleichen
g
Widerstand,
W
(HAG
GEN-POISE
EUILLEsche
es Gesetz).. Änderunge
en dieses gleichmäßig
g
gen Drucka
abfalls
ergeben sich, wenn
w
das Au
usflussrohr an einzelne
en Stellen eine
e
unterscchiedliche in
nnere
Weite
e hat. Wird
d der Quers
schnitt größ
ßer, so verm
mindert sich der Wideerstand, und der
Drucckabfall ist entsprechen
e
nd geringerr. Wird das Rohr engerr, so erhöhtt sich der WiderW
stand
d in diesem
m Stück, un
nd der Drucckabfall erffolgt entspre
echend steeiler (Abb. 31-1).
3
Der Strömungswiderstand wird im w
wesentlichen
n von der inneren Reeibung bestimmt
(Viskkosität).
Abb. 31-1: Drucckabfall im Gefäßmodell: a) bei einem
m Rohr ("Geffäßstrecke") konstanter Weite,
W
b) be
ei Zwischenscchaltung eine
es engen Ro
ohrabschnitts
s.
Für d
die Flüssigkeitsströmu
ung gilt ebe
enso wie in
n der Elekttrizitätslehree das OHM
Msche
Gese
etz: Der Vo
olumenstrom V/t ist um so grö
ößer, je grrößer die trreibende DruckD
differrenz ∆p ist, und ist um
m so kleinerr, je größer der Widers
stand R ist, also V/t = ∆p/R.
Widerstand
Der W
d R eines Rohres
R
ist p
proportional der Länge
e l, umgekeehrt proporrtional
der 4
4. Potenz des
d Radius (r4) und ab
bhängig von
n einer Kon
nstanten K, die sich au
uf die
Visko
osität der Flüssigkeitt bezieht, also R = (l/r4 x K).
K Setzen wir den oben
ange
egebenen Wert
W für den
n Widerstan
nd in die Fo
ormel des OHMschen
O
G
Gesetzes ein, so
ergib
bt sich damiit das HAGE
EN-POISEU
UILLEsche Gesetz:
V
p * r4 * π
___ = _
_________
8*η*l
t
wobe
ei η der Visskositätskoe
effizient ist. Mit andere
en Worten: Die durch eine Kapilla
are in
einerr bestimmte
en Zeit (t) durchfließe
ende Flüssig
gkeitsmeng
ge (V) ist uum so größer, je
größer die Drucckdifferenz p
 zwischen
n Anfang un
nd Ende de
er Kapillare ist, je weite
er das
Gefä
äß ist (propo
ortional r4!),jje kürzer di e Kapillare ist und je dünnflüssige
d
er die Flüss
sigkeit
ist. W
Wegen der Abhängigkeit von derr 4. Potenz des Radius bewirkenn bereits kle
einste
enänderung
Weite
gen der Ge
efäße erheb
bliche Wide
erstandsänd
derungen uund damit große
g
Durcchblutungsä
änderungen. Das HAG
GEN-POISE
EUILLEsche
e Gesetz ggilt nur für starrwand
dige Kapilla
aren. Die Elastizität
E
d er Gefäßba
ahn beding
gt zusätzlichh ein weit über-
31-2
Allgemeine Hämodynamik
Modul 31
proportionales Anwachsen der Stromstärke gegenüber dem Druck (Abnahme des Strömungswiderstandes infolge Druckdehnung des Rohres).
Aufgabe 1
LAPLACEsches Gesetz
Physiologisches Kernwissen
Nach dem Gesetz von LAPLACE (1749-1827) besteht für eine Hohlkugel in Abhängigkeit von Radius und Wanddicke ein Gleichgewicht zwischen Wandspannung und
Innendruck. Die Spannung erhöht sich mit zunehmendem Druck, wachsendem Volumen und abnehmender Wanddicke.
Wenn σ = Wandspannung
p = Innendruck einer Hohlkugel
d = Wanddicke der Hohlkugel
r = Radius der Hohlkugel
gilt
p*r
_______
σ =
2*d
und
σ*2*d
p = ________
r
Abb. 31-2: Gesetz nach LAPLACE am Beispiel einer Hohlkugel
Methode
Zwei miteinander verbundene Ballons werden unter Verwendung mehrerer Ventilvorrichtungen so aufgepumpt, dass der eine größer als der andere ist. Wegen der unterschiedlichen Größe ist der Druck im kleineren Ballon höher als im größeren. Nach
Öffnen des Ventils zwischen den beiden Ballons strömt die Luft aus dem kleineren
Ballon, der dabei zusammenfällt, in den größeren, dessen Volumen dabei wächst.
Geräte/Material
1. Perfusorspritze als "Luftpumpe" (50 ml)
2. drei Dreiwegehähne (a, b, c)
3. zwei abgesägte Perfusorspritzen A und B
4. zwei Gummifingerlinge
5. zwei Spannringe
31-3
Allge
emeine Häm
modynamik
Mod
dul 31
3: Modell (A)
Abb.
31und D
Durchführungsschema (B) zur Verde
eutlichung des
d LAPLAC
CEschen Gessetzes. Im DurchD
führungsschema sind auf jed
der Stufe je ne Dreiwege
ehähne durc
ch Kreise m
markiert, an denen
d
jeweils Manipulationen vorzun
nehmen sind
d.
chführung
Durc
1. V
VL setzt auss den ange
egebenen K
Komponente
en das Mod
dell zur Deemonstration
n des
G
Gesetzes na
ach LAPLAC
CE gemäß Abb. 31-3 zusammen:
z
2. V
VL pumpt unter Manipulation der Dreiwegeh
hähne den Fingerling aan der Perffusorsspritze A zu einem kleineren
k
B allon, den an der Pe
erfusorspritz
tze B zu einem
e
g
größeren Ba
allon auf.
3. D
Durch Manip
pulation der Dreiwege hähne wird
d die Verbin
ndung zur LLuftpumpe unteru
b
brochen und
d stattdesse
en eine Verb
bindung zw
wischen den beiden Balllons herges
stellt.
4. E
Es ist zu seh
hen, dass der
d kleinere Ballon kolla
abiert und der
d größere expandiertt.
wertung un
nd Interpre
etation
Ausw
Der V
Versuch mit gekoppeltten Ballons wurde 1902 von C.V. BOYS pub liziert. Eine
e Auswertu
ung des Ve
ersuchs ist nicht notwe
endig. Die Interpretatio
on basiert aauf dem Gesetz
nach
h LAPLACE
E. Die Wan
nd des kleiineren Ballons ist weniger gedeehnt als die
e des
größeren. Das bedeutet:
b
Die
D Wanddiccke der kleineren Hohlkugel ist grö
rößer. Auße
erdem
ist de
er Radius des
d kleinere
en Ballons kleiner. Da
araus resulttiert als treeibende Kra
aft ein
stärkkerer Druck p in dem kleineren
k
Ba
allon. Die Demonstratio
D
on dieses P
Phänomens
s trägt
u.a. zzum Verstä
ändnis der Atelektasen
A
bei. Als Ate
elektase be
ezeichnet m
man den Zus
stand,
bei d
dem Alveole
en der Lung
ge nicht mit Luft gefülltt sind, so da
ass ihre Wäände aneina
ander
liege
en. Bei der Ausweitung
A
g atelektatisscher Bezirk
ke spielen die
d im Verssuch verdeu
utlichten Z
Zusammenh
hänge eine wesentliche
e Rolle.
31-4
Allgemeine Hämodynamik
Aufgabe 2
Modul 31
Studien am Kreislaufmodell
Physiologisches Kernwissen
Für den Blutdruck sind zwei Faktoren von essenzieller Bedeutung:
1. Die Funktion des Herzens, die den Zufluss zum arteriellen System bestimmt.
2. Die Funktion der Gefäßabschnitte, die im wesentlichen durch die Arteriolen
repräsentiert werden und den Abfluss aus dem arteriellen System bestimmen.
Zu 1: Die Kontraktion des Herzmuskels übt im Zusammenspiel mit den Herzklappen
eine Pumpfunktion aus. Die Herzklappen wirken dabei als Ventile und bestimmen die
Richtung des Blutstromes. Kontrahieren sich die Ventrikel, so schließen sich die Vorhofkammerklappen. Mit steigendem Kammerinnendruck öffnen sich die Klappen zu
den Arterien, sobald der intraventrikuläre Druck den intraarteriellen Druck übersteigt.
Damit wird das Blut aus dem Herzen in die Arterien ausgeworfen. Bei der Erschlaffung
des Herzens schließen sich die Arterienklappen wieder, wenn der intraventrikuläre
Druck unter den intraarteriellen Druck absinkt. Mit weiterer Verminderung des
Ventrikeldruckes öffnen sich die Vorhofkammerklappen, so dass die Kammern wieder
aus den Vorhöfen gefüllt werden. Dieser Füllungsprozess wird in seiner Endphase vor
allem bei schneller Herzfrequenz durch die Kontraktion der Vorhöfe unterstützt, die der
nächsten Kammerkontraktion unmittelbar vorausgeht. Da mit jedem Herzschlag ca. 70
ml Blut ausgeworfen werden (Schlagvolumen), ergibt sich in Ruhe (Schlagfrequenz
70/min) ein Herzminutenvolumen von ca. 5 l. Eine Zunahme des Herzminutenvolumens erhöht den Zufluss zum arteriellen System und bei gleich bleibendem Gefäßwiderstand den Blutdruck.
Zu 2: Die Wände der Arteriolen, der sog. Widerstandsgefäße, bestehen überwiegend
aus glatter Muskulatur, die ringförmig angeordnet ist. Dementsprechend führt eine Kontraktion der Muskulatur zu einer Gefäßverengung und damit zu einem Anstieg des
Strömungswiderstandes. Eine Erschlaffung geht mit den umgekehrten Effekten einher.
Der Kontraktionszustand der Gefäßmuskulatur und damit die Gefäßweite und der Strömungswiderstand unterliegen u. a. der Kontrolle des vegetativen Nervensystems.
Bei der Kontraktion des Herzens (Systole) wird ein Druck von ca. 120 mmHg erreicht,
während bei der Erschlaffung (Diastole) der Druck auf sehr niedrige Werte absinkt. Zur
Entstehung einer kontinuierlichen Strömung im arteriellen System ist eine Verminderung dieser Druckschwankungen erforderlich. Das wird dadurch erreicht, dass die
Wände der herznahen Gefäße einen großen Anteil elastischer Elemente besitzen.
Diese elastischen Eigenschaften ermöglichen es, dass während der Systole Blut in den
genannten Gefäßen gespeichert und während der Diastole entspeichert wird. Diese
sog. Windkesselfunktion der großen Gefäße glättet die von der Herzkammer ausgehenden Druckschwankungen.
Zur Korrektur einer aktuellen Blutdruckabweichung nehmen die Kreislaufzentren über
die sympathischen und parasympathischen Kerngebiete des vegetativen Nervensystems Einfluss auf die Aktivität von Herz und Gefäßen. Die Funktion dieses Regelkreises soll am Beispiel eines plötzlichen Blutdruckabfalles verdeutlicht werden. Die
Senkung des Blutdrucks wird von den Pressorezeptoren den Kreislaufzentren in der
Medulla oblongata mitgeteilt. Von dort wird der Parasympathikus gehemmt und der
Sympathikus aktiviert. Dadurch wird über eine Steigerung der Schlagfrequenz das
Herzminutenvolumen erhöht, zum anderen wird durch eine Gefäßverengung der
Strömungswiderstand heraufgesetzt. Die Verstellung der Gefäßweite erfolgt sowohl
direkt über sympathische Nervenfasern als auch unter Einschaltung des Nebennierenmarks, aus dem Noradrenalin und Adrenalin freigesetzt werden. Die gleichzeitige
Beeinflussung von Herz und Gefäßen lässt den Blutdruck wieder ansteigen.
Die an der Blutdruckregulation beteiligten Prozesse werden im Folgenden an einem
Kreislaufmodell nachgestellt.
31-5
Allgemeine Hämodynamik
Modul 31
Methode
In einem Kreislaufmodell repräsentiert ein Wasservorrat das Blutvolumen. Das Wasser
zirkuliert, indem eine Pumpe die Herztätigkeit nachahmt. Die Parameter
Schlagvolumen, Schlagfrequenz, Gefäßwiderstand und Windkesselfunktion sind in
dem Modell veränderbar. Die Auswirkungen werden anhand des Wasser-Rückflusses
und der Druckregistrierung am Oszilloskop beobachtbar.
Geräte/Material
1. Kreislaufmodell
2. Oszilloskop
Durchführung
Vorbereitung des Modells:
1. VL reguliert die Hähne H1 und H2 so, dass die Hauptstrecke zwischen H1 und
H2 durchflossen wird und die gewundene Parallelstrecke außerhalb des
Flusses bleibt.
Hahn H3 dient zur Entlüftung des „Herzens“
2. VL stellt das „Herzminutenvolumen“ ein, indem er die Schlagfrequenz und das
Schlagvolumen reguliert:
- Schlagfrequenz: etwa 60/min ein (Regler SF, Abb. 31-4)
- Schlagvolumen: Einstellschraube für den Hub (SV, Abb. 31-4) so weit
drehen, dass der Exzenter des Elektromotors den Kolben gerade noch
berührt; dann wird die Einstellschraube um 6 Rastereinstellungen zurück
gedreht.
- Anschließend Pumpe entlüften (mit H3, Abb. 31-4)
3. Entlüften des „arteriellen Windkessels“ (gewundener Schlauch) mithilfe der
Dreiwegehähne (H1 und H2, Abb. 31-4): Der Dreiwegehahn auf der
Zulaufseite des „Windkessels“ (H1) ist dabei so einzustellen, dass der
gewundene Schlauch und der feste nicht dehnbare Schlauch zugleich in den
Kreislauf eingeschaltet sind. Der Dreiwegehahn an der Ablaufseite des
„Windkessels“ (H2) ist so einzustellen, dass nur der gewundene Schlauch
„durchblutet“ wird; auf diese Weise findet eine Entlüftung statt. Nach der
Entlüftung werden die Dreiwegehähne an der Zu- und Ablaufseite (H1 und
H2) so eingestellt, dass nur der feste nicht dehnbare Schlauch „durchblutet“
wird. Während des weiteren Versuchs wird dieser Hahn nicht mehr verstellt.
4. Einstellen des Oszilloskops: CH1: 1.00VBw; M: 1.0s
5. Der Strömungswiderstand wird durch Zu- und Abschalten der „peripheren
Gefäße“(Kippschalter V1 und V2, Abb. 31-4) manipuliert
Ausgangssituation des Versuchs:
1.
2.
3.
4.
Schlagfrequenz: 60/min
Schlagvolumen wie beschrieben
Windkessel: angeschlossen wie beschrieben
Strömungswiderstand: hoch (nur 1 „Gefäß“ in der Peripherie zugeschaltet)
31-6
Allge
emeine Häm
modynamik
Mod
dul 31
Abb. 31-4: Kreisslaufmodell mit
m Oszilloskkop.
H1 = Dreiwegehahn Zulaufseite, H2 = D
Dreiwegehah
hn Ablaufseite, H3 = Drreiwegehahn
n zum
Entlüften des „H
Herzens“, SV
S = Einste
ellschraube für den Hub
H
(Schlaggvolumen), SF =
Einstellknopf für die
d Herzfrequ
uenz, V1 = K
Kippschalter für
f Ventil 1, V2
V = Kippschhalter für Ventil 2
Vers
suchsdurch
hführung:
Bei jeder der fo
olgenden Be
eeinflussun gen des arrteriellen Blu
utdrucks sinnd der Blutdruck
(mit dem Oszillloskop reg
gistriert) und
d die Ausw
wirkungen auf den R
Rückfluss in
n das
Vorra
atsgefäß zu
u beobachte
en.
1. Variation
n des Herzm
minutenvolu
umens:
a) Einflu
uss der Sc
chlagfrequen
nz wird in 5 Stufen biis auf
nz: Die Schlagfrequen
den kleinstmög
glichen We
ert gesenktt; die ermiittelte Freqquenz kann
n am
gelesen werrden. Nach Senken de
er Frequenzz ist sie nun
n in 5
Oszilloskop abg
en auf etwa
a 160 Schlä
äge/Minute zu erhöhen, bevor siee wieder au
uf den
Stufe
Ausg
gangswert von 60/Min
nute reguliert wird. Die
D ermitteltten Freque
enzen
könn
nen am Osz
zilloskop abg
gelesen we
erden.
b) Einflu
uss des Sc
chlagvolum ens: Beginnend bei 0,
0 wird das Schlagvolumen
durch Drehung um 10 Rasttereinstellun
ngen nach und nach eerhöht.
2
2. Variation
n des Windk
kessels:
In der Nähe
N
von H1
H beginne
end wird je
ede zweite Schleife dees gewund
denen
Schlauch
hs nach und
d nach man
nuell komprrimiert. Schließlich wirdd der Windk
kessel
vollständ
dig ausgesc
chaltet, inde
em der Hah
hn auf der Zulaufseitee (H2) zuge
edreht
wird. Na
achdem die Bedeutung
g des Windk
kessels bei schrittweisser Ausscha
altung
sichtbar wurde, wird
w
der W
Windkessel durch Öfffnen des Hahns an
n der
eite (H2) wie
eder in den Kreislauf eingeschalte
et.
Zulaufse
3
3. Variation
n des Ström
mungswidersstandes:
Der arte
erielle Wid
derstand w
wird durch sukzessiv
ves Zuschaalten von zwei
„Gefäßen“ in der Peripherie
P
e
erniedrigt (ü
über Betätig
gung der K
Kippschalte
er V1
nd am Oszilloskop zu beobachten
b
n
und V2). Die Auswiirkungen sin
31-7
Allgemeine Hämodynamik
Modul 31
Auswertung und Interpretation
Die Auswertung besteht darin, die Veränderungen des arteriellen Blutdrucks zu
beschreiben, die durch Manipulation von Schlagfrequenz, Schlagvolumen, Compliance
(Windkessel) und Strömungswiderstand auftreten.
Bei der Interpretation ist der Zusammenhang zwischen den im Modell ermittelten
Resultaten nach hämodynamisch relevanten Gefäßveränderungen zu verdeutlichen.
Das nach O. Frank (1865 – 1944) und E.H. Starling (1866 – 1927) benannte FRANKSTARLING-Gesetz
besagt,
dass
eine
Zunahme
des
enddiastolischen
Ventrikelvolumens (EDV) die Auswurfleistung des Herzens mitbestimmt, indem sie
eine Längsausdehnung der Herzmuskelfasern bedingt; proportional zur Zunahme der
Herzmuskelfaserlänge nimmt die Kontraktionskraft des Herzens zu. Dadurch kann der
Anstieg der EDV eine Zeit lang kompensiert werden. Jenseits einer kritischen Länge
(Überdehnung) nimmt die Kontraktionskraft ab. Dieser Mechanismus wirkt bei z.B.
beginnender Herzinsuffizienz mit steigender Vorlast (Belastung des rechten Herzens)
kompensierend.
Relevant für die Interpretation der Ergebnisse ist auch das HAGEN-POUSEUILLEGesetz (siehe S. 2 der Anleitung), bei dem klar wird, dass der Radius eines Gefäßes
den Volumendurchfluss maßgeblich (in vierter Potenz) bestimmt.
Klinisches Kernwissen: Progedienz eines kombinierten Mitralvitiums
Vorkommen und Häufigkeit
Das häufigste erworbene Herzvitium ist die Mitralstenose. Dabei erschwert die reduzierte Öffnungsfläche der
Mitralklappe den Einstrom des Blutes aus dem linken Vorhof in den linken Ventrikel. Die Erkrankung findet sich mit
einer Relation von etwa 3:1 öfter bei Frauen als bei Männern. Auch die Mitralinsuffizienz ist eines der oft auftretenden Vitien. Hierbei liegt eine Schlussunfähigkeit der Mitralklappe vor, so dass während der Systole Blut aus dem linken Ventrikel in den linken Vorhof zurückströmt. Beim kombinierten Mitralvitium kann zwar einer der beiden Fehler
dominieren, oft aber sind bereits bei der Auskultation die Schallphänomene der Mitralstenose und der Mitralinsuffizienz nebeneinander zu hören.
Ursachen
Mitralstenose: Bei etwa 40% aller mitteleuropäischen Patienten mit Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
entwickelt sich innerhalb von 20-30 Jahren eine Mitralstenose. Die rheumatische Erkrankung kann einen chronischen Prozess einleiten, in dessen Verlauf einerseits Fibrosierung und Verklebung der Klappe, andererseits Verkalkung (Kalzifikation), Verkürzung und Verdickung der Sehnenfäden auftreten kann. Seltenere Ursache ist eine
schleimhaltige, gutartige Geschwulst (Myxom) im linken Vorhof, die nach und nach eine Einengung der Klappenöffnung bewirkt. Kennzeichen der Mitralstenose ist der zunächst im linken Vorhof steigende Druck. Diese Druckbelastung bewirkt im weiteren Verlauf nicht nur eine Belastungsdyspnoe, sondern auch kompensatorische Engerstellung der pulmonalen Arteriolen. Die immer weiter retrograd übergreifenden Störungen führen schließlich zu einer
Druckbelastung auch des rechten Ventrikels und zu einer daraus resultierenden rechtsventrikulären Insuffizienz.
Mitralinsuffizienz: Bei etwa 10% aller Patienten mit Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises entwickelt sich
eine Mitralinsuffizienz. Andere Ursachen sind z.B. Papillarmuskelfunktionsstörungen, gerissene Sehnenfäden oder
myxomatöse Degeneration der Mitralklappe. Der systolische Rückstrom (Regurgitation) aus dem linken Ventrikel in
den linken Vorhof führt wegen der Elastizität der Vorhofwand zunächst nur zu geringen Drucksteigerungen im linken
Vorhof und im Lungenkreislauf. Aufgrund der für die Mitralinsuffizienz kennzeichnenden Volumenüberlastung des
linken Vorhofs und des linken Ventrikels entwickeln sich jedoch innerhalb kurzer Zeit eine Dilatation des linken Vorhofs und eine exzentrische Volumenhypertrophie des linken Ventrikels.
Kombinierte Mitralvitien: Die rheumatisch bedingte Mitralinsuffizienz wird oft von einer Mitralstenose begleitet.
Kombinierte Mitralvitien begünstigen die Entstehung von Vorhofflimmern, das seinerseits ein erhöhtes Risiko für eine
Thromboembolie darstellt.
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Allgemeine Hämodynamik
Modul 31
Diagnostik
Bei der Diagnostik des kombinierten Mitralvitiums sind üblicherweise die Zeichen der Mitralstenose oder die der
Mitralinsuffizienz führend. Bereits die Anamnese kann wertvolle Hinweise liefern: Erfragen von u. U. lange zurückliegenden rheumatischen Erkrankungen.
Hauptsymptom der Mitralstenose ist die erschwerte Atemtätigkeit, verbunden mit subjektiver Atemnot: Dyspnoe,
verstärkt bei körperlicher Anstrengung. Zusätzlich klagen etwa 15% der Erkrankten über pektanginöse Beschwerden.
Bei der Inspektion kann eine periphere Zyanose auffallen. Bei der Auskultation hört man vor allem über der Herzspitze und bei Linksseitenlage des Patienten einen auffallend betonten (sog. paukenden) ersten Herzton und einen
betonten zweiten Herzton. Im EKG findet man häufig einen Steil- oder Rechtslagetyp sowie eine doppelgipflige Veränderung der P-Welle (P mitrale). Mitralvitien (vor allem Stenosen) sind häufig Ursache für eine absolute Arrhythmie
bei Vorhofflimmern. Im Röntgenbefund ist die Herztaille durch den vergrößerten linken Vorhof verstrichen, die
Trachealbifurkation wird durch den vergrößerten Vorhof aufgespreizt und die Lungengefäßzeichnung ist vermehrt.
Detailliertere Diagnostik erfolgt durch die DOPPLER-Echokardiografie und die Herzkatheteruntersuchung.
Die Mitralinsuffizienz verläuft im Frühstadium weit gehend symptomlos. Linker Vorhof und linker Ventrikel können
sich der veränderten Hämodynamik über längere Zeit gut anpassen. Erst in späteren Stadien treten Zeichen der
latenten, danach der manifesten Herzinsuffizienz auf. Im Ruhe-EKG finden sich P mitrale und Zeichen der Linksherzhypertrophie. Detailliertere Diagnostik erfolgt auch hier durch die DOPPLER-Echokardiografie und die Herzkatheteruntersuchung.
Therapie
Ein kombiniertes Mitralvitium ruft ebenso wie eine Reihe weiterer Herzerkrankungen eine Minderung der Herzleistung (Herzinsuffizienz) hervor. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Herzinsuffizienz. Nach einem
Vorschlag der New York Heart Association (NYHA) unterscheidet man vier Schweregrade:
Schweregrad I: Herzerkrankung ohne Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit.
Schweregrad II: Leichte Einschränkung der körperlichen Aktivität. Beschwerdefrei in Ruhe.
Schweregrad III: Deutliche Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit. Wohlbefinden in Ruhe. Schweregrad IV:
Beschwerden in Ruhe. Bei geringster körperliche Aktivität erhebliche Zunahme der Beschwerden.
Mitralstenose: Äußert sich die Stenose der Mitralklappe als Herzinsuffizienz der Stadien I oder II, genügt in der Regel
die therapeutische Empfehlung körperlicher Schonung. In den Stadien III und IV ist die operative Therapie mit Kommissurotomie angezeigt, evtl. mit Klappenersatz.
Mitralinsuffizienz: Äußert sich die Insuffizienz der Mitralklappe als Herzinsuffizienz des Stadiums I, empfiehlt man
körperliche Schonung, ab klinischem Stadium II gibt man dem operativen Vorgehen mit der organerhaltenden Mitralklappenrekonstruktion, ggf. dem Klappenersatz den Vorzug, da im Stadium II noch keine irreversible Schädigung des
linken Ventrikels eingetreten ist.
Kombiniertes Mitralvitium, Stadium III / IV: In diesem Fall ist der operative Klappenersatz das Mittel der Wahl.
31-9
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