Mitteilungen VSD - Volkssternwarte Darmstadt eV

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Inhalt, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ein neues Teleskop für die Ludwigshöhe — Andreas Domenico . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Neues aus Astronomie und Raumfahrt — Wolfgang Beike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Einweihung des neuen Newton — Bernd Scharbert und Andreas Domenico . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Kugelige Klassenzimmer — Dr. Ilka Petermann, Argelander-Institut Bonn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Weshalb ist Astronomie wichtig? — Harald Horneff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Vorschau April / Mai / Juni 2014 — Alexander Schulze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Veranstaltungen und Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Zum Titelbild
Es war ein ereignisreiches 1. Quartal 2014. Vieles hat sich gerade zum Wechsel des Vierteljahres förmlich
zusammengeballt“ — Mitgliederversammlung, Einweihung des neuen Newton und der Astronomietag —
”
so dass diese Ausgabe der Mitteilungen nur mit fast zweiwöchiger Verspätung an den Start gehen konnte.
Dafür ist sie mit 31 Seiten extradick“ und sie enthält ein zentrales Thema, das nicht in den Mitteilungen
”
stünde, wären sie pünktlich veröffentlicht worden: Das offizielle First Light“ des neuen Newton-Teleskops
”
der Volkssternwarte Darmstadt hat stattgefunden! Der brandneue 14-Zöller ist nun einsatzbereit und
wurde am 4. April während einer Einweihungsveranstaltung vor den Augen aller, die auf die eine oder
andere Weise zur Realisierung des Newton-Projekts beigetragen haben, feierlich enthüllt“. Lesen Sie
”
hierzu den Bilder-Bericht auf Seite 10. Aus diesem Anlaß eröffnet diese Ausgabe der Mitteilungen anstelle
des Editorials mit dem Wortlaut der Ansprache des 1. Vorsitzenden, welche dieser zu diesem Anlaß vor den
versammelten Sponsoren, Stiftungsvertretern und Mitgliedern hielt. Hoffen wir nun auf viele sternenklare
Nächte, um Teleskop und Kamera-Equipment ausgiebig einsetzen zu können.
Andreas Domenico
Impressum
Die Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt“
”
erscheinen vier mal im Jahr (jeweils zu Quartalsbeginn) als Online-Publikation des Vereins Volkssternwarte Darmstadt e.V. — Der Download als PDF-Datei
ist kostenlos. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben
nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Urheberrechte bei den Autoren.
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Redaktion: Karlstr. 41,
64347 Griesheim, Tel.: 06155-898496, Fax.: 06155898495. Redaktionsleitung: Andreas Domenico. Lay-
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out, Satz: Andreas Domenico.
Volkssternwarte Darmstadt e. V.: Andreas Domenico (1. Vorsitzender), Robert Schabelsky (2. Vorsitzender), Beisitzer: Bernd Scharbert, Dr. Dirk Scheuermann, Heinz Johann, Peter Lutz, Dr. Robert Wagner, Ulrich Metzner, Harald Horneff. Jahresbeitrag:
60 EUR bzw. 30 EUR (bei Ermäßigung). Konto: 588
040, Sparkasse Darmstadt (BLZ 508 501 50). Internet:
http://www.vsda.de, email: [email protected]
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
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Ein neues Teleskop für die Ludwigshöhe
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, Mitglieder und Freunde der Volkssternwarte Darmstadt,
vor etwa einem Jahr haben einige Mitglieder des sogenannten harten Kerns“ dieses Vereins den Ent”
schluss gefasst, einen Weg zu finden, um das inzwischen veraltete und fehlerhafte Newton-Spiegelteleskop,
das im Observatorium der Volkssternwarte viele Jahrzehnte seine Dienste leistete, durch ein neues und
leistungsfähigeres Instrument zu ersetzen. Ein zeitgemäßes Teleskop sollte es werden, eines, das den Ansprüchen moderner Technik und heutiger Amateurastronomen entspricht.
Wir benannten dieses Projekt — entsprechend der Bauart des Teleskops — Projekt Newton“.
”
Das Teleskop ist das wichtigste Instrument der Astronomie und von einer Sternwarte wird heutzutage erwartet, dass sie über mindestens ein leistungsfähiges Teleskop verfügt, wie es sich der einzelne im
Normalfall nicht anschaffen kann. Dieses sollte an einem Ort aufgestellt sein, der Beobachtungsbedingungen aufweist, die den Einsatz eines solchen Teleskops sinnvoll erscheinen lassen und der dennoch ohne
übermäßige Anreisezeit zu erreichen ist. Das Observatorium auf der Ludwigshöhe wurde nach eben diesen
Kriterien errichtet und auch das Teleskop, dass wir am heutigen Tage seiner Bestimmung übergaben, folgt
diesen Grundsätzen.
Uns war von Anfang an klar, dass ein Projekt dieser Größenordnung an finanzielle Mittel gekoppelt ist,
die uns als gemeinnützigem Verein nicht unmittelbar zur Verfügung stehen. Ohne die Hilfe tatkräftiger
Unterstützer, ohne Ihre Hilfe, hätten wir das auch nicht geschafft. Dafür gilt es heute zu danken! Aber
es gilt heute auch jenen Mitgliedern dieses Vereins zu danken, die das Projekt Newton“ von der ersten
”
Idee bis zu seiner Verwirklichung geplant, organisiert und durchgeführt haben. Auch ohne ihren Einsatz
wären wir heute nicht hier versammelt.
Ein chinesisches Sprichwort sagt: Du musst sehr lange mit offenem Mund herumstehen, ehe dir eine
”
gebratene Taube hineinfliegt“. Anders ausgedrückt: Wenn man sich nicht bewegt, kann man auch nichts
bewegen.
Aber es gibt heute noch einen weiteren Grund zum Feiern: Vor genau 45 Jahren, im Frühjahr des Jahres
1969, wurde dieser Verein namens Volkssternwarte Darmstadt e. V. gegründet. Wir feiern heute also auch
unseren 45. Jahrestag, auch wenn dies in der Begeisterung um das neue Teleskop verständlicherweise etwas
in Vergessenheit geraten ist.
Dieser Verein wählte bei seiner Gründung den Namen Volkssternwarte, um seine Absichten nach außen
ganz klar zu darzustellen und sich ihnen zu verpflichten. Eines der wichtigsten, in der Satzung des jungen
Vereins verankerten Ziele, war der Bau einer astronomischen Beobachtungsstation in Darmstadt — einer
Sternwarte für die Darmstädter. Auch damals ging es darum, Förderer und Unterstützer zu finden, um
ein ehrgeiziges Projekt verwirklichen zu können.
Aber schon in diesen Anfangszeiten wurde das oberste Ziel des Vereins klar formuliert: Nämlich das
öffentliche Interesse für Astronomie und Weltraumforschung im weitesten Sinne zu fördern und damit zur
Volks- und Jugendbildung beizutragen. Wir tun dies als Amateure und seit nunmehr viereinhalb Jahrzehnten, insbesondere durch den Betrieb dieser Sternwarte und die Durchführung öffentlicher Veranstaltungen
für die Darmstädter Bürgerinnen und Bürger.
Der Verein steht nicht nur seinen rund 100 Mitgliedern zur Verfügung, sondern auch der interessierten
Bevölkerung, indem beispielsweise Kinder und Jugendliche an naturwissenschaftliches Wissen und an die
Praxis astronomischer Beobachtungen heran geführt werden. Obgleich wir als Volksbildungseinrichtung
aus Darmstadt kaum mehr wegzudenken sind, findet eine finanzielle Förderung unserer Arbeit seitens der
öffentlichen Stellen praktisch nicht statt. Unser Verein trägt sich ausschließlich durch die materiellen und
immateriellen Beiträge seiner Mitglieder, durch Eintrittsgelder und Spenden.
Doch wir haben mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem die allgemeinen Wirtschaftsumstände die
Existenz des Vereins bedrohen. Insbesondere die Betriebskosten für das Sternwarten-Gebäude sind in
den letzten Jahren immens angestiegen. Auch ein Ende der Ausbau- und Instandsetzungsarbeiten, die
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
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Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
von den Mitgliedern in Eigenarbeit durchgeführt werden, ist noch nicht abzusehen. Wir benötigen auch
immer wieder Unterstützung für die Anschaffung von Lehrmaterialien und Medien, die essentiell für die
Durchführung unserer Veranstaltungen sind.
Und diese Unterstützung ist natürlich ganz besonders dann wichtig, wenn es um die Kernsubstanz
der Sternwarte geht: Eine notwendige Modernisierung des astronomischen Instrumentariums. Denn die
Investition in ein modernes Teleskop der Größe und Bauart, die wir für unsere Arbeit als sinnvoll erachten,
entspricht ungefähr der Preisklasse eines Mittelklassewagens.
Die Volkssternwarte Darmstadt war noch nie ein reicher Verein. Dennoch ist er ein aktiver, funktionierender Verein. Er kann natürlich nur funktionieren, wenn ein begeisterter und engagierter Kreis idealistischer
Sternfreunde zusammenfindet, der bereit ist, Arbeitskraft und Freizeit einzusetzen zur Erreichung seiner
Ziele. Diese Menschen müssen neben ihrem Wissensschatz über den Idealismus verfügen, ohne Entgelt,
lediglich aus Begeisterung für die Sache und aus Freude über das Interesse der Besucher, ihr Wissen
und ihren Enthusiasmus weiterzugeben. Dieser Idealismus ist die Bereitschaft zum Ehrenamt, ohne die in
weiten Teilen unserer Gesellschaft nichts mehr funktionieren würde. Auf der Grundlage dieses wertvollen
Engagements versuchen wir unseren Beitrag zu leisten.
Aber warum tun wir das? Warum benötigt man überhaupt eine Einrichtung, die astronomisches Wissen
vermittelt? Welchen Nutzen haben die Menschen von der Astronomie, der Wissenschaft von den Sternen,
Planeten und Galaxien?
Lassen Sie mich Brechts Galilei zitieren: Die Monde des Jupiter verbilligen nicht die Milch“. Aber die
”
Astronomie kann uns unendlich bereichern, denn sie ist die älteste, sozusagen die Mutter aller Naturwissenschaften. Damit gehört sie zum wichtigsten kulturellen Erbe der Menschheit.
Sie ist jedoch nicht nur Himmelskunde, nicht nur Sterne gucken — sie ist heutzutage eine interdisziplinäre
Wissenschaft. Moderne Astronomie behandelt die verschiedensten Fragen, beispielsweise die Frage nach
dem Ursprung und der Entwicklung von Sternen und Galaxien, aber sie widmet sich auch dem großen
Ganzen, nämlich wie das Universum selbst entstand und welcher Dynamik es unterliegt. Die Astronomie
stellt auch die Frage nach der Natur des Lebens und wie es sich auf Planeten entwickeln kann. Sie dringt
auch in den Mikrokosmos vor, nämlich dann, wenn sie das Licht der Gestirne zu beschreiben versucht oder
wenn es um die ganz frühen Phasen kosmologischer Entwicklung geht. Auch behandelt die Astronomie den
Ursprung der chemischen Elemente, der Kräfte und Elementarteilchen, sie dringt sogar bis an die Grenzen
physikalischer Beschreibung vor. Nicht nur in den Naturwissenschaften, auch in den Geisteswissenschaften,
besonders in Philosophie, Religion und Kunst, spielt die Astronomie eine Rolle. Astronomie inspiriert uns
darüber nachzudenken, was beispielsweise Raum, Zeit und Materie sind und was Unendlichkeit ist. Hier
nimmt die Astronomie Züge der Philosophie an.
Und da die Astronomie von Menschen gemacht wird, berührt sie auch die Disziplinen Geschichte und
Kulturwissenschaften, die uns z.B. den Wandel von naturwissenschaftlichen Weltbildern in einem sozialen
und kulturellen Kontext vorführen. Natürlich kommen wir auch auf Fragen nach der Schöpfung, so dass
Astronomie und Theologie in einen spannenden Dialog kommen — der in früheren Jahrhunderten oftmals
ein bitterer Disput war. Gibt es einen Plan hinter allem? Oder kann man das Universum selbstkonsistent
nur mit nüchternen Naturgesetzen erklären? Sie wissen schon: Die ultimative Frage nach dem Leben, dem
Universum und allem anderen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass der Mensch ein gewisses Grundverständnis in Astronomie braucht,
um eine Gesamtsicht auf Natur und Gesellschaft bekommen zu können. Deshalb bietet sich der Facettenreichtum der Astronomie in ganz hervorragender Weise an, um in den Schulunterricht integriert zu
werden.
Das Problem ist jedoch: Astronomie wird in den Schulen praktisch nicht gelehrt. Anders als die heilige
”
Dreifaltigkeit“ der Naturwissenschaften, die heute als Pflichtfächer aus den Schulen nicht wegzudenken
sind — Physik, Chemie und Biologie — sucht man die Astronomie meist vergebens auf den Lehrplänen
der bundesdeutschen Lehranstalten.
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Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editorial
In Ost-Deutschland ist das etwas anders, aufgrund des Stellenwerts, den die Astronomie im Schulsystem der ehemaligen DDR hatte. 1959, zwei Jahre nach dem Erfolg von Sputnik, wurde die Astronomie
in den Schulen der DDR zum Pflichtfach. Auch nach der Wende blieb die Astronomie in den neuen
Bundesländern in Form eines eigenständigen Unterrichts bestehen. Aber selbst in diesen Hochburgen der
Schul-Astronomie ist man seit einigen Jahren auf dem Rückzug. In Sachsen hat die Landesregierung den
eigenständigen Astronomie-Unterricht bereits abgeschafft — unter Protesten der Bevölkerung.
In West-Deutschland hat es die Astronomie als Schulfach nie gegeben. Bei uns existieren seit jeher nur
freiwillige Arbeitsgemeinschaften, Wahlpflichtangebote, sowie Astronomie als Themenbereich innerhalb
des Physik- oder Geographie- Unterrichts. In der gymnasialen Oberstufe werden astronomische Inhalte
— wenn überhaupt — ausschließlich in diesen Schulfächern vermittelt.
Fragt man nach warum das so ist, hört man natürlich dieselben Gründe die immer aufgeführt werden,
wenn man Missstände in unserem Schulsystem anspricht: Hessen sucht dringend Physiklehrer, NordrheinWestfalen braucht Sonderpädagogen und in Berlin fehlen mehr als 100 Schulleiter. Und leider stimmt das
ja auch.
In manchen Bundesländern ist der Lehrermangel so groß, dass alle Naturwissenschaften bereits in einem
einzigen Fach zusammengefasst werden. Naturwissenschaftlicher fächerverbindender Unterricht, nennt sich
das dann. Und da ist eben einfach kein Platz für ein weiteres naturwissenschaftliches Fach.
Außerdem ist die Zeit der Umstellung auf das zwölfjährige Abitur eine denkbar ungünstige Zeit, um
überhaupt darüber nachzudenken. Ja, mit unserem Bildungssystem steht es nicht zum Besten. Allerdings
ist es schon seltsam von den Bildungspolitikern zu hören, für die Astronomie sei in den Lehrplänen kein
Platz, während man diese doch einfach nur entstauben müsste. Oder anders ausgedrückt: Man müsste die
Lehrinhalte endlich in 21. Jahrhundert holen, um das Problem zu lösen.
So hält man in der Oberstufe noch immer am Lateinunterricht fest und fordert nach wie vor das Latinum
als Zugangsberechtigung für diverse Studiengänge in Deutschland. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag
Latein. Als Amateurastronom vertrete ich hier die Wissenschaft und Latein ist traditionell die Sprache
Wissenschaften. Aber über den Nutzen des Lateinunterrichts für unsere Kinder streiten sich selbst die
Fachleute.
Manch einer von ihnen behauptet sogar, dass es gar nicht um das Erlernen der lateinischen Sprache
geht, sondern vielmehr um die als nützlich erachteten Nebenwirkungen, die der Lateinunterricht mit sich
bringt, wie beispielsweise die Förderung der Lerndisziplin und ein besserer Umgang mit Leistungsdruck.
Ich aber behaupte: Die Astronomie hätte bessere Nebenwirkungen: Sie würde die Schüler dazu erziehen, fächerübergreifend zu lernen und zu denken. Und die Beschäftigung mit der Astronomie würde das
Interesse an zukunftsweisenden Technologien wecken.
Und was ist die Folge der Vernachlässigung der Astronomie in unserer Gesellschaft? Wir beobachten es
regelmäßig: Ein erschreckend geringes astronomisches Allgemeinwissen in der Bevölkerung.
Fragt man die Menschen auf der Straße, so sind zwar viele an astronomischen Themen interessiert, aber
als lebensnotwendig oder wichtig erachten sie dieses Wissen nicht. Zu weit entfernt von den alltäglichen
Dingen, so sagen sie. Gleichzeitig sind vielen Menschen die einfachsten astronomischen Zusammenhänge
fremd.
Und die Astronomen tun ja auch nichts, was der Menschheit Nutzen bringt. So die landläufige Meinung.
Sie lernen was über Sterne und Galaxien, haben ein paar philosophische Diskussionen über den Urknall,
verbreiten bunte Bilder über das Internet und fahren mit ferngesteuerten Autos über andere Planeten.
Und für all das verplempern sie Unsummen — Geld. das man woanders sinnvoller verwenden könnte.
Ist das alles wirklich so? Lassen Sie mich erklären warum es nicht so ist:
Zunächst einmal sind alle Naturwissenschaften eng mit der Astronomie verbunden. Auch die heilige
”
Dreifaltigkeit“ Chemie, Biologie und ganz besonders die Physik.
So sollte sich jeder Chemiker immer daran erinnern, woher die Elemente des Periodensystems überhaupt
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Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
kommen. Dass diese Atome in stellaren Fusionsreaktoren oder bei Sternexplosionen — sogenannten Supernovae — entstanden sind und noch immer entstehen.
Und auch jeder Biologe sollte sich bewusst machen, dass das Leben auf der Erde, welches er erforscht, nur
entstehen konnte, weil das Zusammenspiel einer Vielzahl astronomischer Faktoren es überhaupt möglich
machte.
Und die Physik wäre ohne die Astronomie so unsäglich langweilig. Im Prinzip gibt es kein physikalisches Konzept, das nicht in Bezug zu einem astronomischen Thema steht. Diesen Umstand sollten sich
Physiklehrer zunutze machen, um mit Hilfe der Astronomie physikalisches Wissen zu vermitteln.
Wir sollten uns all dessen nicht zuletzt im Hinblick auf die Anforderungen bewusst sein, die vielleicht in
zehn oder zwanzig Jahren an die jungen Menschen gestellt werden, die heute noch zur Schule gehen. Es gibt
Staaten auf dieser Erde, wo dies klarer erkannt wird als in unserem Land und wo man die entsprechenden
Konsequenzen daraus bereits gezogen hat.
Wenn die Bildungsstudien der letzten Jahre uns eines gezeigt haben, dann dass angesichts der hochtechnisierten Gesellschaft in der wir leben, ein Rückstand auf einem wichtigen Wissensgebiet unverzeihlich
und von einem gewissen Zeitpunkt an nur sehr schwer wieder gutzumachen ist.
Und was die Kosten angeht: Immer wenn in den Medien über ein neues großes Forschungsprojekt berichtet
wird dauert es nicht lange bis die Stimmen laut werden, die sich über das viele Geld aufregen, dass hier
angeblich sinnlos verpulvert wird.
Die teuersten Projekte der beobachtenden Astronomie der letzten Jahre sind beispielsweise das ALMARadioteleskop-Array in Chile und die fliegende Infrarot-Sternwarte SOFIA mit jeweils rund 2 bzw. 1
Milliarde Euro. Das Hubble-Weltraumteleskop, das schon 24 Jahre die Erde umkreist und unzählige
Bilder gemacht hat, kostete ca. 2 Milliarden Dollar.
Dazu kommen noch die aktuellen interplanetaren Raumsonden, wie Rosetta, die im November diesen
Jahres den Kometen Tschurjumow-Gerasimenko erreicht, mit ebenfalls ca. 1 Milliarde Euro und New
Horizons, die im Juli des kommenden Jahres beim Pluto ankommen wird, mit rund 700 Millionen Euro.
Die meisten anderen Projekte - vor allem die der erdgebundenen Astronomie - kratzen ebenfalls nur an der
Milliarden-Grenze. Selbst die Kosten für das riesige Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte
— und zwar für alle vier Acht-Meter-Spiegel zusammen — beliefen sich auf gerade mal 1 Milliarde Euro.
Zum Vergleich ein paar Zahlen aus anderen, nichtwissenschaftlichen Bereichen: Der bundesdeutsche
Verteidigungsetat in 2013 belief sich auf über 32 Milliarden Euro. Die USA hatten 2012 einen Rüstungsetat
von sage und schreibe 662 Milliarden Dollar. Das sind 331 Hubble-Weltraumteleskope!
Und dann gab es jüngst noch Olympische Winterspiele für mal eben so 50,8 Milliarden Euro. Von dem,
was diese zweiwöchige Sportveranstaltung gekostet hat, könnte das CERN dreizehn weitere Large Hadron
Collider bauen – und bekäme sogar noch was raus.
Zu all dem kommt noch ein weiterer Grund, weshalb Astronomie ein wichtiger Bestandteil unserer
Gesellschaft ist: Astronomie ist auch Grundlagenforschung.
Wenn man sich mit völlig neuen Dingen beschäftigen muss — und das tut man in der Grundlagenforschung zwangsläufig — trifft man auch auf völlig neue Probleme für die man ebenso völlig neue Lösungen
entwickeln muss. Das dabei gewonnene Wissen lässt sich oft auch in anderen Bereichen anwenden.
Die Astronomie hat gerade im vergangenen Jahrhundert immensen Einfluss auf Gebiete wie Optik und
Datenverarbeitung genommen. Sie greift beinahe in alle Zweige der Naturwissenschaften und über Technologietransfers in die Industrie und sogar in die Medizin hinein. Viele der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen, die wir heute in unserem Alltag nutzen und als unverzichtbare Selbstverständlichkeit
betrachten, wären ohne die Erforschung des Weltalls vermutlich nie verwirklicht worden.
Das bekannteste Beispiel dafür steckt in Ihren Digitalkameras, meine Damen und Herren. Der Sensor
darin wurde ursprünglich für die Astronomie entwickelt, ein lichtempfindlicher Halbleiter-Chip, der es
gestattet jede Form von Licht in elektrische Ströme umzuwandeln. Diese Eigenschaft beruht auf dem
Photoeffekt, für dessen Deutung Albert Einstein 1921 den Nobelpreis für Physik erhielt. Seit den 1980er
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Jahren — also lange bevor sie in handelsübliche Fotoapparate Einzug fanden — werden diese Chips als
Detektoren an astronomischen Teleskopen verwendet.
Oder zwei Beispiele aus der Medizin:
Ein optisches Stabilisierungssystem, das ursprünglich für das Weltraumteleskop Darwin entwickelt wurde,
findet heute in Operationssälen Verwendung, wo komplizierte Eingriffe am menschlichen Auge vorgenommen werden, für die man ein ebenso extrem stabilisiertes Bild benötigt wie für die Suche nach extrasolaren
Planeten.
Und die Entwicklung von Sensoren für die Röntgenstrahlung von Himmelsobjekten hat neue, extrem
leistungsfähige Abbildungssysteme hervor gebracht, die auch in der Krebsdiagnose eingesetzt werden
können.
Um es auf den Punkt zu bringen: Astronomie ist ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft und keineswegs
unnötiges Wissen. Das verleiht der Astronomie einen Bildungswert, der überhaupt nicht abzuschätzen ist.
Und was haben wir Amateurastronomen mit all dem zu tun?
Da die Astronomie in den Schulen überhaupt nicht oder nur oberflächlich behandelt wird, kommt in
Deutschland unserer Tätigkeit — also der Arbeit amateurastronomischer Vereine, Planetarien und Volkssternwarten — diese Aufgabe und damit größte Bedeutung zu.
Darüber hinaus ermöglichen Volkssternwarten etwas, was Schulen in der Regel gar nicht leisten können:
Jedem Interessierten mit eigenen Augen durch größere Teleskope einen Blick in die geheimnisvolle Welt außerhalb unseres Planeten zu ermöglichen. Eine öffentliche Sternwarte vermittelt eben nicht nur in Kursen
und Vorträgen die theoretischen Grundkenntnisse, sie ermöglicht vor allem durch die praktische Beobachtung der Himmelsobjekte bleibende Eindrücke.
Und wer wird hindurch schauen, durch unser neue Teleskop? Sie, ich, Erwachsene und Kinder, die
den Wundern des Weltalls aufgeschlossen gegenüber stehen und den Weg auf diese Sternwarte finden.
Menschen, die eine Begeisterung für die Astronomie hegen, die keineswegs im Widerspruch zu den eben
erwähnten Wissens- und Bildungslücken in der Öffentlichkeit steht. Im Gegenteil: Wenn Menschen sich
gerade dann für ein Thema interessieren, das ihnen fremd ist, spiegelt das den Wunsch wider, diese Lücken
zu schließen. Und dafür sind wir da.
Astronomie kann auch eine ganz neue Erfahrung sein. Wer das aller erste Mal eine sternklare Nacht hinter
einem Fernrohr verbracht hat, wer mit dem Teleskop — selbst mit einem kleinen Fernrohr — über die
schroffen Gebirgskämme und Kraterwälle des Mondes spaziert ist, das Spiel der vier großen Jupitermonde
erlebt, den einmalig schönen Ring des Saturns bewundert hat, wer in das Gewimmel der Tausende von
Sternen in der Milchstraße blickte und Sternhaufen, Nebel und Galaxien in der dunklen Tiefe des Kosmos
schweben sah, der ändert im wahrsten Sinne seine Sicht auf die Welt. Der ist hinterher nicht mehr der
Selbe.
Und dazu soll das neue Teleskop der Volkssternwarte Darmstadt, das wir mit Hilfe Ihres materiellen und
immateriellen Einsatzes verwirklichen konnten, in Zukunft seinen wesentlichen Teil beitragen.
¦
(Ansprache des 1. Vorsitzenden anläßlich des Festakts zur Einweihung des neuen Newton am 4. April 2014)
Mit sternfreundlichen Grüßen
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
Andreas Domenico
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Astro-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neues aus Astronomie und Raumfahrt
von Wolfgang Beike
Der Mond ist übersät mit unzähligen Kratern.
Warum also, fragen sich viele Sternfreunde, sollte es
nicht möglich sein, mal einen Meteoriteneinschlag
zu verfolgen? Vielleicht entstünde dabei auch ein
neuer Krater. Ein weltweites Netzwerk von Teleskopen hat sich das Erfassen von Lichtblitzen auf
unserem Erdtrabanten zum Ziel gesetzt. Nun hat
José M. Madiedo beim Auswerten der Daten zweier
in Südspanien stationierter Teleskope einen solchen
Impakt im Mare Nubium erkannt. Beim Aufschlag
eines Asteroiden auf der Mondoberfläche entsteht
eine derartige Hitze, dass das Gestein aufschmilzt,
teilweise verdampft und die entstehenden Gase hell
aufleuchten. Madiedo maß nun auf der Erde eine
scheinbare Helligkeit von ca. 2,m9, was auch mit
bloßem Auge gut zu sehen ist. Es war zudem ein
Nachleuchten über etwa 8 Sekunden zu verzeichnen. Daraus berechneten Astronomen einen Durchmesser von 0,6 bis 1,4 m, eine Masse von etwa 400
kg, eine Aufprallgeschwindigkeit von etwa 61.000
km/h und einen vermutlichen Krater von etwa 40 m
Durchmesser. Nach diesem wird nun mit der hoch
auflösenden Kamera des Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) der NASA gesucht. Dieses Instrument
erreicht eine Auflösung um 1 m und hat bereits frische Einschlagskrater gefunden.
Astronomen haben aus Bildern des LRO das bislang detaillierteste Mosaik der Nordpolarregion
des Mondes erstellt. Im Internet kann man diese aus 10.581 Bildern zusammengesetzte Ansicht
mithilfe einer interaktiven Karte erkunden. Die
detailliertesten Aufnahmen haben eine Auflösung
von zwei Metern pro Bildpunkt. Es umfasst eine Region, die mehr als einem Viertel der Fläche
der USA entspricht. Dabei wurde darauf geachtet,
dass die einzelnen Bilder alle unter vergleichbaren
Beleuchtungsverhältnissen gewonnen wurden. Vier
Jahre Arbeit stecken in dieser Karte. Das gesamte Bild hat eine Größe von 931.070 Quadrat-Pixel
und hätte als einzelne Datei eine Größe von 3,3
Terabyte. Es wurde daher in zahlreiche Einzelbilder zerlegt. So ist eine Erkundung dieses Mondbereichs für jedermann vom heimischen Schreibtisch
aus möglich. Die Pole des Mondes sind auch deswegen interessant, weil verschiedene Beobachtungen
in den vergangenen Jahren darauf hindeuten, dass
es in dauerhaft schattigen Kratern Wassereis geben
8
könnte. Für eine eventuelle bemannte Mondmission
wäre das Vorhandensein von Wasser von großer Bedeutung, da sich dieses zur Versorgung der Astronauten nutzen lassen könnte und somit nicht von
der Erde mitgebracht werden müsste.
Wenn Physiker Strömungen von Gasen und
Flüssigkeiten untersuchen, legen sie viel Wert darauf, Temperatur, Druck, Dichte und andere Zustandsgrößen möglichst genau zu ermitteln. Ob es
bei Strömungen mit verschiedenen Substanzen zu
chemischen Reaktionen kommt, diese Frage wird
meist verdrängt. Wie sehr man damit auf die Nase
fallen kann, zeigen Beobachtungen des 450 Lichtjahre entfernten Protosterns IRAS 04368+2557
durch ein internationales Forscherteam. Bislang
gingen die Astronomen davon aus, dass die rotierende Scheibe aus Gas und Staub, in der um
einen jungen Stern Planeten entstehen, die gleiche chemische Zusammensetzung besitzt, wie die
große Gaswolke, aus der sich der Stern ursprünglich gebildet hat. Die Messungen zeigten aber unter anderem eine starke Abnahme von Cyclopropen
und eine Zunahme von Schwefelmonoxid. Sicher ist,
dass sich Dichte und Temperatur bei der SternenVerklumpung vervielfachen, was chemische Reaktionen fördert.
Bei der Suche nach Planeten außerhalb
unseres Sonnensystems wurde das NASAWeltraumteleskop Kepler unter anderem im Sternbild Leier fündig. Die Zwillingsplaneten Kepler 62e
und 62f umkreisen eine orangefarbene Zwergsonne, 1200 Lichtjahre von uns entfernt. Es sind nur
zwei von über Tausend der heute bekannten Exoplaneten. Aber seit Simulationen am Max-PlanckInstitut für Astronomie in Heidelberg die Vermutung nahelegen, dass es sich bei den beiden um reine Ozeanplaneten ohne Inseln oder Kontinente
handeln könnte, steigt das Interesse der Fachwelt.
Hinweise auf Wasser im All lassen Astrobiologen
hellhörig werden. Als Lösungsmittel ist Wasser bei
der Entstehung von Leben praktisch unverzichtbar. Es besteht aber die Gefahr, dass die Evolution
auf einem reinen Wasserplaneten in eine Sackgasse
läuft. Durch Anpassung und Weiterentwicklung
bilden sich Lebewesen mit stromlinienförmigen
Körpern, gut geeignet, um sich im dichten Me-
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astro-News
dium Wasser energiesparend fortzubewegen. Für
höheres Leben ist aber z. B. die Entwicklung von
Augen und Händen wichtiger als perfekt gestylte
Flossen. Ein Planeten mit Wasser und Land mit
Gebirgen und Sümpfen bringt die Evolution dazu
verschiedene Variationen von Leben hervorzubringen.
Die Gravitation von Galaxienhaufen verzerrt
nicht nur die Bilder von Hintergrundgalaxien
in noch viel größerer Entfernung. Wegen der
Krümmung der Lichtstrahlen können die fernen
Sterneninseln auch um ein Vielfaches heller erscheinen. Diesen Linseneffekt macht sich das Weltraumteleskop Hubble derzeit bei dem auf mehrere Jahre
angesetzten Projekt Frontier Fields (Grenzfelder)
zu Nutze, um tiefer als je zuvor ins All zu schauen.
Sechs Galaxienhaufen werden in der Summe jeweils
mehrere Tage lang belichtet und dann nach gelinsten Bildern tausender Galaxien aus den Tiefen
des Kosmos abgesucht. Dabei zeigten sich Galaxien
mit Helligkeiten, die um einen Faktor 10 bis 20 unter der Empfindlichkeit selbst von Hubble liegen. In
Zeiten knapper Kassen für Astronomie und Weltraumfahrt ist dies eine originelle Alternative zum
Aufspüren schwächster Galaxien. Nachteilig ist jedoch, dass die so gefundenen Galaxien meist deformiert abgebildet werden.
Wie ein Forscherteam der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA herausfand, stößt Ceres, der
größte Zwergplanet im Asteroidengürtel, Wasser
aus. Schon vor 30 Jahren fand man heraus, dass
es auf Ceres Wasser gibt. Allerdings nicht in Form
von Eis, sondern in die Kristallstruktur von Mineralien eingebettet. Die ca. 900 km große Ceres
hat neben ihrem Kern einen eishaltigen Mantel und
darüber einer dünne dunkle Kruste aus wasserhaltigen Substanzen. Aufnahmen des Infrarot-satelliten
Herschel über mehrere Stunden zeigen in zwei Gebieten mit jeweils 60 km Durchmesser — genannt
Piazzi“ und Region“ — die Freisetzung von Was”
”
serdampf. Die Menge wird auf bis zu 6 kg Wasser
pro Sekunde geschätzt. Wenn sich Ceres auf ihrer
elliptischen Bahn in Sonnennähe befindet, sprüht
sie am meisten Wasserdampf ins All. Sie umrundet unsere Sonne in 4,6 Jahren und reflektiert nur
mäßige 9%. Der größte Teil des Sonnenlichts trägt
also dazu bei, die äußere Kruste aufzuheizen und
Wassereis freizusetzen. In Sonnenferne konnte kein
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
Wasserdampf im Umfeld von Ceres gefunden werden.
Die großräumige Verteilung der Materie im
Weltall bildet ein verzweigtes Netz aus Gasfilamenten, das riesige Mengen an Wasserstoff seit
dem Urknall enthält. Bisher konnte dieses Netz
kaum erforscht werden. Nun gelang es Astronomen
aus Kalifornien und Heidelberg einen kleinen Ausschnitt (2 Mio. Lichtjahre) dieses Netzes zu erhellen. Möglich wurde es durch die starke Strahlung
des Quasars Um 287 – ein Schwarzes Loch, das
gerade einen kräftigen Wachstumsschub durchlebt.
Nach Meinung der Astronomen entstehen Galaxien da wo die Gasfilamente Knoten bilden. Dies gilt
auch für die Wirtsgalaxie des Quasars. Die enorme Leuchtkraft des Quasars reicht aus, um die
Filamente in seiner Umgebung zum Fluoreszieren
zu bringen. Eine solche Beobachtung ist ungemein
hilfreich um kosmologische Computersimulationen
zu unterstützen und Korrekturen vorzunehmen. So
enthält das kosmische Netzwerk mehr kühles Gas
als bisher gedacht und liegt in Form von vielen dichten Einzelwolken vor.
Wie begann das Weltall seine Existenz? Die
Urknall-Theorie ist heute allgemein anerkannt,
doch es bleiben Probleme. Einige Grundeigenschaften des Universums, wie etwa seine Gleichförmigkeit und nicht nachweisbare Krümmung, waren mit
der reinen Urknall-Theorie nicht so einfach in Einklang zu bringen. Daher schlug der amerikanische
Physiker Guth 1980 vor, dass sich das Universum
innerhalb der ersten Bruchteile einer Sekunde nach
dem Urknall ungeheuer schnell ausgedehnt hat –
mit einer Geschwindigkeit, die die des Lichts bei
weitem übersteigt. Er nannte diese Phase Inflation. Die Inflation wurde bald zum festen Bestandteil der kosmologischen Modelle. Aber einen direkten Beweis gab es bislang nicht. Nun sollten Astronomen mit einem Mikrowellenteleskop in der klaren und kalten Luft des Südpols in der kosmischen
Hintergrundstrahlung erstmals einen Abdruck von
Gravitationswellen aufgespürt haben. Allein dies
ist schon eine Überraschung, konnte man doch auf
der Erde trotz ausgeklügelter Detektoren bis heute
keine solchen Wellen finden. Doch damit nicht genug, dieser Abdruck im erst 380.000 Jahre jungen
Weltall sollte nach Ansicht der Forscher auch einen
Beweis der Inflation ermöglichen.
¦
9
Aus dem Verein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Einweihung des neuen Newton
von Bernd Scharbert und Andreas Domenico
Die externen Sponsoren des neuen Newton mit Mitgliedern der Volkssternwarte Darmstadt e. V. (VSD);
v.l.n.r.: Andreas Domenico (1. Vorsitzender VSD), Bernhard Schlesier (VSD), Prof. Dr. Stephan Peter (Kurt
und Lilo Werner RC Darmstadt Stiftung), Oliver Schroen (Privatsponsor), Norbert Leber (HSE Stiftung), Dr.
Dr. Hannsjörg Lindemann (Kurt und Lilo Werner RC Darmstadt Stiftung), Stephan Perthes (Privatsponsor),
Matthias Drees (OKA Spezialmaschinenfabrik), Daniela Lewin (Merck Kultursponsoring), Dr. Robert Wagner
(VSD), Robert Schabelsky (2. Vorsitzender VSD). Foto: M. Boucsein
Im Jahr 2013 startete die Volkssternwarte Darmstadt e. V. ein Projekt, um das 50 Jahre alte Hauptfernrohr durch ein zeitgemäßes Gerät zu ersetzen.
Eine Restaurierung des alten Fernrohres war mit
vertretbarem Aufwand nicht mehr möglich.
Ein Teil der für die Neuanschaffung nötigen
finanziellen Mittel wurde von den Mitgliedern
der Volkssternwarte Darmstadt aufgebracht. Den
größeren Anteil steuerten jedoch private Spender,
Darmstädter Firmen und Institutionen, sowie das
Land Hessen bei. Im Kreise der Sponsoren wurde das Fernrohr am 4.4.2014 im Rahmen eines
Festakts seiner Bestimmung übergeben. In seiner
Ansprache bedankte sich Andreas Domenico, 1.
Vorsitzender der Volkssternwarte Darmstadt, ganz
10
herzlich für die großzügige Unterstützung und wies
auf die Bedeutung der Astronomie für die Gesellschaft hin (siehe Editorial in diesen Mitteilungen
Anm. d. Red.).
Das neue Fernrohr ermöglicht den Mitgliedern
und den Besuchern einen deutlich besseren Blick
in die Tiefen des Universums. Die Objekte des
Sonnensystems können beobachtet werden, jedoch
liegt der hauptsächliche Einsatzbereich in der Beobachtung von Objekten in den Tiefen des Alls. So
können zum Beispiel Sternentstehungsgebiete und
Sternleichen besser als zuvor beobachtet werden.
Ebenso Galaxien, die Millionen Lichtjahre entfernt
sind.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Aus dem Verein
Bernhard Schlesier und Andreas Domenico enthüllen“ den neuen Newton. Foto: M. Boucsein
”
Duch die moderne Steuerung kann das Teleskop
automatisch auf das Beobachtungsobkjekt ausgerichtet werden. Bislang erfolgte dies manuell. Das
führte bei öffentlichen Beobachtungsabenden oft zu
Wartezeiten.
Der Newton
Der Newton ist eine Teleskop-Bauart für die Beobachtung von lichtschwachen Objekten, z. B. Nebeln
und Galaxien, und ist sowohl für die visuelle Beobachtung, als auch für nahezu alle Arten der Astrofotografie geeignet, obgleich die Nähe zur Großstadt
die Länge der Belichtungszeiten leider stark eingrenzt.
Bei dem neuen Hauptteleskop der Volkssternwarte Darmstadt handelt es sich um einen TS ONTC
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
Carbon-Newton (Öffnung 14 Zoll, Öffnungsverhältnis f/4,6 bzw. 360/1600 mm). Dieser hat damit 55 mm mehr Öffnung als sein ausgemusterter
Vorgänger (305/2100 mm), hat aber aufgrund der
kürzeren Brennweite (größere Lichtstärke) einen
deutlich kürzeren Tubus. Der Hauptspiegel ist ein
Orion UK Suprax-Spiegel. Mit zum Umfang des Teleskops gehören ein visuell und fotografisch einsetzbarer Komakorrektor (ParaCorr) und ein 31-mmNagler-Okular.
Die ebenfalls neu erworbere Montierung vom Typ
Knopf MK70S ist eine der besten auf dem Markt.
Sie trägt Teleskope bis über 70 kg Gewicht und
ist mit einer GoTo-Steuerung (FS2) ausgestattet.
Zum neu angeschafften Equipment gehört auch eine
CCD-Kamera Modell Moravian G2-4000 mit Filterrad und zahlreichem Zubehör.
¦
11
Astrophysik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kugelige Klassenzimmer
Von bekannten Mitschülern und blauen Unbekannten
von Dr. Ilka Petermann, Argelander-Institut Bonn
Die Sterne eines Kugelsternhaufens sind im Grunde genommen alle Klassenkameraden. Bei der Entstehung der dichten Sternansammlungen aus einer homogenen Molekülwolke gab es nur eine einzige Sternbildungsphase. Damit haben alle Mitglieder, ganz gleich ob leicht oder schwer, groß oder klein, dasselbe Alter.
Der Klassenverband besteht mehr oder weniger unverändert seit Milliarden von Jahren und letztlich sollte man das Entwicklungsstadium aller Mitschüler kennen. Aber eine Handvoll blauer Nachzügler“ fällt
”
aus dem Rahmen: sie erscheinen erheblich jünger und heller. Welches Anti-Aging-Rezept“ diese Sterne
”
haben, ist seit ihrer Entdeckung vor gut 60 Jahren Gegenstand der Forschung.
Abb.1: Kugelsternhaufen M13, auch Herkuleshaufen genannt (Robert Collins)
Kugelsternhaufen sind extrem dicht gepackte Ansammlungen von bis zu 100.000 Sternen, die gravitativ gebunden sind. Wechselwirkungen, zumeist in
Form von Bahnveränderungen, tragen maßgeblich
zu ihrer kugelförmigen Erscheinung bei. Ein Kugelsternhaufenzentrumsplanetenbewohner hätte nicht
nur mit dieser eleganten“ Bezeichnung zu kämp”
fen, sondern müsste sich vermutlich auch auf einen
sehr hellen Himmel einstellen: Während im Abschnitt der Milchstraße, in dem sich auch unsere
12
Sonne befindet, weniger als ein Stern pro Kubikparsec zu finden ist, können es im Zentrum von
Kugelsternhaufen bis zu tausend Sterne in einem
Kubikparsec sein.
Kugelsternhaufen sind gravitativ an Galaxien gebunden und bewegen sich in deren Halo, einem ausgedehnten, annähernd sphärischen Bereich um die
sichtbare Galaxie herum. Im Milchstraßenhalo sind
heute 150 Kugelsternhaufen bekannt, Schätzungen
gehen von bis zu 50 weiteren aus, die allerdings hin-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Astrophysik
ter Staub und dichtem Gas verborgen sind.
Die meisten Kugelsternhaufen sind von der südlichen Hemisphäre aus zu beobachten, der hellste
Kugelsternhaufen am Nordhimmel ist M13, der
Herkuleshaufen (Abb. 1). Das gut 25.000 Lichtjahre entfernte Nebelscheibchen“, das unter sehr
”
guten Bedingungen freiäugig ausgemacht werden
kann, ist nicht nur ein beliebtes Beobachtungsobjekt, sondern war auch Ziel der Arecibo-Botschaft
von 1974. Das Radiosignal sollte möglichen außerirdischen Nachbarn“ in sieben binär codierten
”
Absätzen von Zahlen, chemischen Elementen, Nukleotiden, DNA-Struktur, Menschheit, Erde und
Absender erzählen. Eine Antwort steht noch aus. . .
Ein weiteres Charakteristikum von Kugelsternhaufen ist ihr hohes Alter – auf bis zu dreizehn
Milliarden Jahre bringen es die ältesten und sind
damit in kosmischen Maßstäben nur wenig jünger
als das Universum selbst. Die stürmischen Zeiten
der Sternentstehung haben sie schon lange hinter
sich gebracht – ausgedehnte, leuchtende Gasmassen, ein Zeichen für aktive Sternentwicklung, lassen
sich nicht mehr finden. Stattdessen prägen alte, zumeist rötliche Sterne die Erscheinung.
Um mehr über kosmische Objekte lernen zu
können, muss man ihre Bestandteile in bestimmter Art und Weise sortieren.
die Helligkeit gegen ihre Oberflächentemperatur
(oder Farbe) auf, so ergeben sich bestimmte Gebiete, die deutlich stärker bevölkert sind als andere. Auffälligstes Merkmal dieser auch HertzsprungRussell-Diagramm genannten Darstellung (Abb.
2a) ist ein diagonales Band, das sich von sehr hellen, sehr heißen Sternen zu leuchtschwachen, kühleren Sternen hinzieht. Auf dieser Hauptreihe (engl.:
main sequence) halten sich Sterne den weitaus längsten Teil ihres Lebens auf, daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sie in diesem Lebensabschnitt beobachtet, am größten.
Sterne leuchten umso heller, je massereicher
sie sind. Was ein Stern an Energie abstrahlt,
muss aber im Inneren laufend durch Brennprozesse nachgeliefert werden, damit der Stern im
Gleichgewicht bleibt. Massereichere leuchtkräftigere Sterne mit ihrem großen Brennstoffhunger
haben also eine kürzere Lebensdauer als masseärmere und leuchtschwächere Sterne. Betrachtet man das Hertzsprung-Russell-Diagramm von
Kugelsternhaufen fällt auf, dass die Hauptreihe
verkürzt ist: die leuchtstarken Sterne haben diesen Teil ihrer Entwicklung bereits beendet und sind
nach rechts auf den Riesenast gewandert. Auf diesem Ast tummeln sich aufgeblähte Sterne, die man
ihrer Farbe und gewaltigen Größe wegen Rote Riesen (eng:. red giants) nennt. Aus Modellrechnungen
kann man Voraussagen treffen, wie lange Sterne mit
bestimmter Masse auf der Hauptreihe bleiben und
aus dem Abbruch auf der Hauptreihe das Alter des
Kugelsternhaufens erschließen.
Viel Raum für Unbekanntes scheint es da eigentlich nicht zu geben, wäre da nicht eine Handvoll
Sterne, die nicht ins Raster passen und für große
Verwunderung bei den Astronomen gesorgt haben:
die Blauen Nachzügler (engl.: blue stragglers).
Abb. 2a: Das Hertzsprung-Russell-Diagramm für den offenen Sternhaufen NGC 188 im Sternbild Kepheus. Er
ist mit über fünf Milliarden Jahren einer der ältesten offenen Sternhaufen in der Milchstraße. Der Sternhaufen
besteht aus etwa 5000 Sternen.
Trägt man für eine große Anzahl von Sternen
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
Blaue Nachzügler sind Sterne, die für ihren Sternhaufen eigentlich viel zu jung erscheinen. Sie liegen im Hertzsprung-Russell-Diagramm jenseits des
Hauptreihen-Abbruchs ( Turn-off“) und sind so”
wohl leuchtkräftiger als auch erheblich heißer (das
entspricht einem bläulich-weißen Farbton) als man
in einem Kugelsternhaufen vermuten könnte (Abb.
2b). Die meisten von ihnen sind im dichten Zentrum und den äußersten Randgebieten des Haufens
zu finden. Nachträglich in die Klasse“ hinzukom”
men konnten die Nachzügler nicht – wie also konnten sie überhaupt entstehen und welchen Entwicklungsweg haben sie genommen? Und warum gibt es
13
Astrophysik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
nur so wenige von ihnen?
für die Häufigkeit von Kollisionen liefern – hierfür
braucht es aber auch wieder den Abgleich mit weiteren Beobachtungen.
Abb. 2b: Das Hertzsprung-Russell-Diagramm für den offenen Sternhaufen NGC 188, jetzt mit denen nach dem
Abknickpunkt dargestellten Blauen Nachzüglern“.
”
Blaue Nachzügler wurden erstmals von Allan
Sandage im Jahr 1953 während photometrischer
Messungen des Kugelsternhaufens M3 beschrieben.
Seitdem ist in immer neuen Beobachtungen eine
große Anzahl neuer Nachzügler in unterschiedlichen Sternhaufen dazugekommen. Mit dem Hubble Teleskop wurden zum Beispiel in den Kugelsternhaufen 47 Tucanae (NGC 104, Abb. 3), Messier 30 und dem offenen Sternhaufen M67 einige
Nachzügler entdeckt. Vor kurzem konnten sogar im
Bulge der Milchstraße, dem dichten, bauchigen“
”
Zentralbereich unserer Heimatgalaxie, einige blaue
Nachzügler beschrieben werden.
Verschiedene Theorien wurden zu ihrer Entstehungsgeschichte vorgeschlagen. Da die Zahl an
Blauen Nachzüglern im dichten Zentrum von Kugelsternhaufen hoch ist, könnten Kollisionen von
Sternen für sie verantwortlich sein (Abb. 4). Mit
geringen Relativgeschwindigkeiten könnte solch ein
Zusammentreffen glimpflich ablaufen und es würde
nicht zu einer vollständigen Durchmischung der
beiden Sterne kommen. Da Blaue Nachzügler in
ihrem Spektrum keinerlei Anzeichen für solch eine
Mischung zeigen, liefert das Szenario des Zusam”
mentreffens bei geringen Relativgeschwindigkeiten“
einen Mosaikstein zu ihrer Entstehungsgeschichte.
Aussagekräftige Modelle müssen auch Schätzungen
14
Abb. 3: Der nur von der Südhalbkugel zu sehende Kugelsternhaufen 47 Tucanae liegt direkt neben der Kleinen Magellanschen Wolke und besitzt innerhalb von ca.
120 Lichtjahren Durchmesser mehrere Millionen Sterne.
(Dieter Willasch / Astro-Cabinet)
Ein anderer Ansatz sieht Doppelsternsysteme als
Ausgangspunkt für Blaue Nachzügler. Haben die
beiden Partner unterschiedliche Massen, entwickelt
sich der Schwerere auf einer kürzeren Zeitskala.
Nach dem Verlassen der Hauptreihe, bläht sich
der Stern als Roter Riese gewaltig auf und kann,
in engen Sternsystemen, Masse auf seinen Begleiter übertragen (Abb. 4). Diese großzügige Spende
wirkt wie eine Verjüngungskur: der Begleitstern hat
mehr Brennstoff zur Verfügung als seinem Alter
entsprechen würde – er erscheint heller und bläulicher. Der Spenderstern selbst würde als kompakter alter Stern, als ein sogenannter Weißer Zwerg,
um den verjüngten Begleiter kreisen. Ein derartiges
System konnte mit dem Weltraumteleskop Kepler
tatsächlich gefunden werden. Damit liefert dieser
Entstehungsweg eine mögliche Erklärung für den
Teil aller Blauen Nachzügler, die als Pärchen im
Sternhaufen leben.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Astrophysik
Abb. 4: Die beiden möglichen Szenarien, die zur Bildung eines Blauen Nachzüglers führen könnten.
Gibt man bei Google den Suchbegriff Anti Aging“
”
ein, werden knapp 80 Millionen Ergebnisse angezeigt – von harmlos bis haarsträubend ist alles dabei. Während die irdischen Verjüngungskuren also
wohl noch etwas auf sich warten lassen – bei den
kosmischen Ansätzen sind die Astronomen zumindest schon auf der richtigen Spur.
¦
Abbildungen
Abbildung 2a und 2b aus: Stars aquire youth
through duplicity (Christopher Tout), Nature Volume: 478, Pages: 331-332, Date published: (20 October 2011)DOI:, Modifizierte Darstellung aus Stetson, P. B., McClure, R. D., VandenBerg, D. A.Publ.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
Astron. Soc. Pacif. 116, 1012-1030 (2004)
Abbildung 4 aus: Stellar revival in old clusters
(M.B. Davies), Nature 462, 991-992 (December
2009)
Literatur
arXiv:1105.4176v1[astro-ph.GA],
William
I.
Clarkson, Kailash C. Sahu, Jay Anderson, R. Michael Rich, T. Ed Smith, Thomas M. Brown, Howard E. Bond, Mario Livio, Dante Minniti, Alvio
Renzini, Manuela Zoccali: The first detection of
Blue Stragglers in the Milky Way Bulge / The
Astrophysical Journal, Volume 735, Issue 1, article
id. 37, 10 pp. (2011).
15
Astronomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Weshalb ist Astronomie wichtig?
Betrachtungen über Wert und Nutzen der ältesten Naturwissenschaft
von Harald Horneff
Schon im Dezember 1933 veröffentlichte Robert Grant Aitken (31.12.1864 — 29.10.1951), ein amerikanischer Astronom und späterer Direktor am Lick-Observatorium, im Flugblatt 59 der Astronomical Society
of the Pacific, weshalb Astronomie für die Menschheit einen hohen Stellenwert haben soll. Eine neuere Arbeit vom 24.11.2013 ist ein weiterer Versuch zu erklären, warum unser aller Steuergeld eben nicht
sinn- und nutzlos“ ausgegeben ist, wenn man Großteleskope und Forschungssatelliten baut; denn oft ist
”
zu hören: dieses Geld könne man ja für den Kampf gegen den Hunger ausgeben“. Doch die Bedeutung der
”
Astronomie für Kultur, Gesellschaft, die Wissenschaft und letztlich für eine humanere Welt ist größer,
als viele von uns erahnen.
Der oben angeführte Artikel vom 24.11.2013 stellt
bekannte und weniger bekannte Leistungen vor, die
ihren Weg von der Astronomie in die unterschiedlichsten Bereiche unserer Gesellschaft gefunden haben. Wir sollten uns diese Erfolge immer vor Augen
halten, um die Bedeutung der Astronomie sowohl
für die Gesellschaft als auch jeden einzelnen von
uns richtig einschätzen zu können. Dies versucht
die folgende Übersetzung zu unterstützen.
Einführung
Während ihrer gesamten Geschichte haben Menschen zum Himmel aufgeschaut, um über die Weiten der Ozeane zu navigieren, um zu entscheiden,
wann sie ihre Saat ausbringen und um die Frage zu
beantworten: Woher sind wir gekommen und wie
sind wir hierher gelangt? Es ist ein Wissenszweig,
der uns die Augen öffnet, den Rahmen für unseren
Platz im Universum liefert und der unsere Sicht
auf die Welt neu gestalten kann. Als Kopernikus
behauptete, dass die Erde nicht das Zentrum des
Universums ist, löste dies eine Revolution aus. Eine
Revolution, durch die sich Religion, Wissenschaft
und Gesellschaft an diese neue Weltsicht anpassen
mussten.
Astronomie hat immer einen bedeutenden Einfluß
auf unsere Weltsicht gehabt. Frühe Kulturen identifizierten Himmelsobjekte mit den Göttern und
nahmen deren Bewegungen am Himmel als Voraussage dessen, was da kommen würde. Wir würden
dies jetzt als Astrologie bezeichnen, fernab der harten Fakten und teuren Instrumente der heutigen
Astronomie, aber es gibt noch immer in der modernen Astronomie Hinweise aus jenen vergangenen Zeiten. Nehmen wir zum Beispiel die Namen
der Sternbilder: Andromeda, die angekettete Jung-
16
frau der griechischen Mythologie oder Perseus, der
Halbgott, der sie rettete.
Jetzt, da unser Verständnis von der Welt Fortschritte macht, finden wir uns selbst und unsere
Weltansicht sogar noch enger mit den Sternen verbunden. Die Entdeckung, dass die Elemente, die wir
in den Sternen und im Gas und Staub um sie herum
finden, die gleichen Elemente sind, aus denen sich
unser Körper aufbaut, hat die Verbindung zwischen
uns und dem Kosmos weiter vertieft. Diese Beziehung berührt unsere Leben und die Ehrfurcht, die
sie erweckt, ist vielleicht der Grund dafür, dass die
schönen, von der Astronomie gelieferten Bilder in
der heutigen Kultur so beliebt sind.
Es gibt nach wie vor viele unbeantwortete Fragen in der Astronomie. Die derzeitige Forschung
bemüht sich, Fragen wie diese zu erfassen: Wie alt
”
sind wir?“, Was ist das Schicksal unseres Univer”
sums?“ und vermutlich die interessanteste Frage:
Wie einzigartig ist das Universum und könnte ein
”
leicht abgewandeltes Universum jemals Leben hervorgebracht haben?“. Doch die Astronomie bricht
auch jeden Tag neue Rekorde — sie etabliert die
gewaltigsten Entfernungen, die massereichsten Objekte, die höchsten Temperaturen und die heftigsten Explosionen.
Die Suche nach Antworten auf diese Fragen ist
eine grundlegende Eigenschaft des menschlichen
Wesens, doch ist es in der heutigen Welt zunehmend wichtiger geworden, die Suche nach diesen
Antworten zu begründen. Die Schwierigkeiten bei
der Beschreibung, die der Bedeutung von Astronomie und Grundlagenforschung im Allgemeinen zukommt, sind sehr schön im folgenden Zitat zusammengefaßt:
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomie
Das Bewahren von Wissen ist einfach. Auch das
”
Weitergeben von Wissen ist einfach. Doch das Erlangen von neuem Wissen ist kurzfristig betrachtet
weder einfach noch gewinnbringend. Grundlagenforschung erweist sich erst auf lange Sicht als ertragreich, und, genauso wichtig, sie ist eine Kraft,
die die Kultur jeder Gesellschaft mit Vernunft
und grundlegenden Wahrheiten bereichert.“ (Ahmed Zewali, Nobelpreisträger für Chemie [1999]).
Obwohl wir in einer Welt leben, die mit vielen drückenden Problemen wie globale Erwärmung,
Hunger, Armut und Energiekrise konfrontiert ist,
behaupten wir, dass Astronomie langfristig Vorteile besitzt, die für eine zivilisierte Gesellschaft in
gleichem Maße wichtig sind. Verschiedene Untersuchungen (siehe weiter unten) haben uns gezeigt,
dass Investitionen in wissenschaftliche Ausbildung,
Forschung und Technologie einen großen Ertrag liefern — nicht nur ökonomisch, sondern auch kulturell und auf indirektem Weg für die Bevölkerung
im Allgemeinen — und Ländern geholfen hat, Krisen entgegenzutreten und zu überwinden. Die wissenschaftliche und technologische Entwicklung eines Landes oder einer Region ist eng mit seinem Index zur menschlichen Entwicklung verbunden - eine
Statistik, die ein Maß für die Lebenserwartung, die
Erziehung und das Einkommen ist (Truman, 1949).
Es gibt weitere Schriften, die dazu beigetragen haben, die Frage zu beantworten: Warum ist Astro”
nomie wichtig?“ Dr. Robert Aitken, Direktor des
Lick-Observatoriums, zeigte schon 1933 in seiner
Arbeit mit dem Titel The Use of Astronomy (Aitken, 1933), dass eine Notwendigkeit bestand, die
Astronomie zu rechtfertigen. Sein letzter Satz faßt
seine Gedanken zusammen: Der Menschheit im”
mer mehr Wissen über das Universum zu geben und
ihr zu helfen, Demut zu lernen und sich begeistern
zu können, das ist die Aufgabe der Astronomie.“
Kürzlich schrieb C. Renée James einen Artikel,
in dem er die technologischen Fortschritte neueren Datums skizziert, die wir der Astronomie verdanken, wie etwa GPS, medizinische Bildgebungsverfahren und drahtloses Internet (Renée James,
2012). Zur Verteidigung der Radioastronomie erklärte Dave Finley in Finley (2013): Zusammen”
gefaßt: Die Astronomie ist ein Grundpfeiler des
technologischen Fortschritts durch die gesamte Geschichte hindurch, hat viel in der Zukunft beizu-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
tragen und gibt allen Menschen ein grundlegendes
Gefühl für unseren Platz in einem unvorstellbar riesigen und aufregenden Universum.“
Astronomie und verwandte Gebiete stehen an der
Spitze von Wissenschaft und Technologie; sie beantwortet fundamentale Fragen und treibt Neuerungen voran. Aus diesem Grund hat die Internationale Astronomische Union (IAU) in ihrem strategischen Plan für 2010 — 2020 drei Hauptbereiche im Blickfeld: Technologie und Kompetenz, Wissenschaft und Forschung sowie Kultur und Gesellschaft.
Auch wenn nichtkommerzielle (rein an Wissensgewinn orientierte) Forschung wie Astronomie selten
unmittelbar greifbare Ergebnisse in einem kurzen
zeitlichen Rahmen einbringt, erfordert das Arbeiten in dieser Wissenschaft allerneueste Technologien und Methoden, die langfristig durch deren breitere Anwendung etwas bewirken können.
Eine Fülle an Beispielen — von denen viele weiter
unten beschrieben werden — zeigt, wie die Wissenschaft der Astronomie zur Technologie, Ökonomie und Gesellschaft beiträgt, indem sie ständig
die Suche nach Instrumenten, Prozeßabläufen und
neuer Software, die jenseits unserer gegenwärtigen
Möglichkeiten liegen, vorantreibt.
Die Erfolge der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung in der Astronomie, speziell auf Gebieten wie Optik und Elektronik, sind
für unser heutiges Leben unerläßlich geworden,
mit Anwendungen wie etwa Personal Computer,
Kommunikationssatelliten, mobile Telefone, globale Positionsbestimmungssysteme, Solarzellen und
Magnetresonanz-Bildgebungsscanner.
Obwohl das Studium der Astronomie eine Fülle an
materiellen, finanziellen und technologischen Gewinnen gebracht hat, ist vielleicht der wichtigste
Aspekt der Astronomie nicht mit einem ökonomischen Maßstab zu messen. Astronomie revolutionierte und revolutioniert unser Denken auf einer
weltweiten Skala. In der Vergangenheit hat man die
Astronomie genutzt, um Zeit zu messen, die Jahreszeiten kenntlich zu machen und über die gewaltigen
Ozeane zu navigieren. Als eine der ältesten Wissenschaften ist die Astronomie Teil der Geschichte
und des Ursprungs jeder Kultur. Sie begeistert uns
mit wunderschönen Bildern und verheißt Antworten auf die großen Fragen. Sie wirkt wie ein Fenster
in die unermeßliche Weite und Vielschichtigkeit des
Raums, relativiert die Erde und fördert die Idee
17
Astronomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
vom Weltenbürger und den Stolz auf unseren Heimatplaneten.
Verschiedene Arbeiten aus den USA (National Research Council, 2010) und Europa (Bode et al.,
2008) zeigen, dass die wichtigsten Beiträge der
Astronomie gerade nicht die technologischen und
medizinischen Anwendungen (Technologietransfer,
siehe unten) sind, sondern eine einzigartige Sichtweise, die unseren Horizont erweitert und uns hilft,
die Erhabenheit des Universums und unseren Platz
darin zu entdecken. Doch uns viel direkter betreffend hilft uns die Astronomie zu untersuchen, wie es
gelingt, das Überleben unserer Art zu verlängern.
Zum Beispiel ist es entscheidend, den Einfluß der
Sonne auf das Klima der Erde zu untersuchen und
wie es das Wetter, den Meeresspiegel usw. beeinflußt. Nur die Untersuchung der Sonne und anderer Sterne kann uns helfen, diese Vorgänge in ihrer
Gesamtheit zu verstehen. Darüber hinaus erlaubt
uns die Bestimmung der Bewegung all der anderen
Objekte in unserem Sonnensystem, die potentiellen
Bedrohungen unseres Planeten aus dem All vorherzusagen. Solche Ereignisse könnten große Veränderungen unserer Welt verursachen, wie uns durch
den Einschlag eines Meteoriten 2013 in Tscheljabinsk, Russland, deutlich vor Augen geführt wurde.
Zwischenmenschlich ist die Ausbildung unserer
Jugend in Astronomie von großem Wert. Es ist
bewiesen worden, dass Schüler, die sich in der
Grund- oder Realschule mit Astronomie und verwandten Tätigkeiten beschäftigen, vermutlich eher
Karrieren in Wissenschaft und Technologie verfolgen und sich über wissenschaftliche Entdeckungen auf dem Laufenden halten (National Research
Council, 1991). Dies kommt nicht nur dem Arbeitsgebiet Astronomie zugute, sondern erreicht auch
andere wissenschaftliche Disziplinen.
Astronomie ist eine der wenigen wissenschaftlichen Felder, die direkt mit der Gesellschaft in
Wechselbeziehung stehen. Sie überschreitet nicht
nur Grenzen, sondern fördert aktiv die Zusammenarbeit um die ganze Welt herum. Auf den nachfolgenden Seiten sollen die konkreten Bereiche dargestellt werden, in denen die Astronomie auf unterschiedlichen Feldern beigetragen hat.
Technologietransfer
Von Astronomie zu Industrie
18
Einige der nützlichsten Beispiele von Technologietransfer zwischen Astronomie und Industrie beinhalten Fortschritte bei den Bildgebungsverfahren
und in der Kommunikation. So ist zum Beispiel ein
Film, genannt Kodak Technical Pan, ausgiebig von
spektroskopisch arbeitenden Mitarbeitern im ärztlichen und industriellen Bereich, Berufsphotographen sowie Künstlern ver-wendet worden und wurde ursprünglich entwickelt, damit Astronomen die
Änderungen in der Oberflächenstruktur der Sonne aufnehmen konnten. Darüber hinaus wurde die
Entwicklung von Technical Pan — wiederum angetrieben von den Bedürfnissen der Astronomen
— über mehrere Jahrzehnte (bis zu seiner Einstellung) genutzt, erkrankte Nutzpflanzen und Wälder
zu entdecken, in der Zahnheilkunde und medizinischer Diagnose eingesetzt und Farbschichten von
Malereien zu untersuchen, um Fälschungen zu entlarven (National Research Council, 1991).
2009 wurden Willard S. Boyle und George E.
Smith mit dem Nobelpreis für Physik für die Entwicklung einer weiteren Erfindung geehrt, die weithin in der Industrie Anwendung findet. Die Sensoren zur Bilderfassung, für astronomische Bilder
entwickel und als Charge Coupled Devices (CCDs)
bekannt, wurden erstmals 1976 in der Astronomie
eingesetzt. Innerhalb weniger Jahre hatten sie nicht
nur in den Teleskopen den Film ersetzt, sondern
auch in den Taschenkameras, Webcams und Mobiltelephonen vieler Menschen. Die Erschließung und
Beliebtheit der CCDs geht auf die Entscheidung der
NASA zurück, hochempfindliche CCD-Technologie
im Hubble-Weltraum-Teleskop einzusetzen (Kiger
und English, 2011).
Auf dem Gebiet der Kommunikation hat Radioastronomie eine Fülle an nützlichen Werkzeugen, Geräten und Methoden zur Datenverarbeitung geliefert. Viele erfolgreiche Kommunikationsgesellschaften wurden ursprünglich von Radioastronomen gegründet. So wurde die Computersprache
FORTH ursprünglich entwickelt, um am 11-MeterTeleskop des Kitt Peak eingesetzt zu werden und
bildete dann die Grundlage eines höchst erfolgreichen Unternehmens (Forth Inc.). Das Programm
wird heute von FedEx weltweit zur Nachverfolgung
seiner Sendungen genutzt.
Einige weitere Beispiele für den Technologietransfer zwischen Astronomie und Industrie sind im
Folgenden aufgelistet (National Research Council,
2010):
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomie
Die Firma General Motors nutzt die für die Astronomie entwickelte Programmsprache Inter-active
Data Language (IDL), um Zahlenmaterial von
Fahrzeugzusammenstößen auszuwerten.
Die ersten Patente für Techniken zur Messung von
Gravitationsstrahlung — die entsteht, wenn massereiche Körper beschleunigen — sind von einem
Unternehmen erworben worden, um ihm zu helfen,
die Stabilität unterirdischer Ölreservoirs zu bestimmen.
Telekommunikationsunternehmen nutzen Reduction and Analysis Facility (IRAF) — eine Sammlung von Software, am National Optical Astronomy
Observatory geschrieben — um Computersysteme
sowie graphischen Darstellungen in der Festkörperphysik auszuwerten.
Larry Altschuler, ein Astronomen, war verantwortlich für die Entwicklung der Tomographie, also ein Schnittbildverfahren mittels einer durchdringenden Welle, durch seine Arbeit, die Sonnenkorona aus ihren linearen Abbildungen zu rekonstruieren. (Altschuler, M. D. 1979).
Von Astronomie zu Luft- und Raumfahrt
Der Luft- und Raumfahrtsektor teilt einen Großteil seiner Technologie mit der Astronomie – im Besonderen bei der Teleskop- und Instrumententechnik, der Bildgewinnung und der Bildbearbeitungsverfahren.
Seit der Entwicklung weltraumgestützter Teleskope und der Informationsbeschaffung zur Verteidigung hat sich die Nutzung erdgebundener Techniken auf in der Luft und im All gestützte Methoden verlagert. Abwehrsatelliten sind im Grunde
genommen erdwärts gerichtete Teleskope und erfordern die gleiche Technik und Gerätschaft, die in
den astronomischen Gegenstücken verwendet wird.
Zudem setzt man zur Bearbeitung von Satellitenbildern die gleiche Software und Methodik wie bei
astronomischen Bildern ein.
Einige konkrete Beispiele astronomischer Entwicklungen, die im Verteidungssektor Anwendung
finden, sind im Folgenden aufgelistet (National Research Council, 2010):
Beobachtungen von Sternen und Modelle von
Sternatmosphären werden genutzt, um Feuerschweife von Raketen von kosmischen Objekten zu
unterscheiden. Die gleiche Methode wird jetzt auf
ihre Tauglichkeit in Frühwarnsystemen untersucht.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
Beobachtungen über die Verteilung der Sterne am
Himmel — die zur Ausrichtung und Eichung der
Teleskope genutzt werden — finden sich auch in
der Luft- und Raumfahrttechnik wieder.
Astronomen entwickelten einen für die Sonne blinden Photonenzähler – ein Gerät, das Lichtteilchen
einer Quelle am Tag messen kann, ohne durch die
von der Sonne kommenden Photonen überlastet
zu werden. Dies nutzt man jetzt, um ultraviolette
(UV) Photonen aufzuspüren, die von den Abgasen einer Rakete stammen; dies ermöglicht ein nahezu Fehlalarm freies UV-Raketenwarnsystem. Die
gleiche Technologie kann auch zur Messung giftiger
Gase genutzt werden.
Satelliten des Global Positioning Systems (GPS)
sind auf astronomische Objekte wie Quasare und
entfernte Galaxien angewiesen, um genaue Standorte zu ermitteln.
Von Astronomie zum Energiebereich
Astronomische Techniken können eingesetzt werden, um sowohl neue fossile Brennstoffe aufzuspüren, als auch die Möglichkeit, neue regenerative Energiequellen zu bewerten (National Research
Council, 2010):
Zwei Ölgesellschaften, Texaco und BP, verwenden
IDL sowohl zur Untersuchung von Bohrkernproben um Ölfelder herum als auch zur allgemeinen
Erdölforschung.
Das australische Unternehmen Ingenero hat Solarzellen entwickelt, um die Sonnenenergie auf
der Erde zu nutzen. Sie entwickelten Kollektoren mit 16 Meter Durchmesser, was nur mit Hilfe von Kohlenstoff-Verbundwerkstoffen möglich ist,
die wiederum für ein weltraumgestütztes Teleskopfeld entwickelt wurden.
Technologien, die entwickelt wurden, um Röntgenstrahlung durch Röntgenteleskope abbilden zu
können — solche Teleskope müssen anders aufgebaut werden als Teleskope für sichtbares Licht —
werden nun eingesetzt, um Plasmafusion zu beobachten. Wenn die Fusion — bei der zwei leichte Atomkerne verschmelzen und einen schwereren
Kern bilden — kontrolliert werden kann, könnte es
die Lösung für sichere, saubere Energie sein.
Astronomie und Medizin
19
Astronomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Astronomen mühen sich fortwährend ab, Objekte zu sehen, die immer lichtschwächer und entfernter gelegen sind. Die Medizin kämpft mit ähnlichen Problemen: Sie will Dinge sehen, die im
menschlichen Körper verborgen sind. Beide Wissenschaftsbereiche benötigen hochaufgelöste, fehlerfreie und detailreiche Bilder. Vielleicht das namhafteste Beispiel für Wissenstransfer zwischen diesen beiden Wissenschaften ist die Technik der
Apertursynthese, entwickelt von dem Radioastronom und Nobelpreisträger Martin Ryle (Royal Swedish Academy of Sciences, 1974). Diese Technologie wird in der Computertomographie (auch bekannt als CT oder CAT-Scanner), Magnetresonanztomographie (MRT), der Positronen-EmissionsTomographie (PET) und vielen weiteren medizinischen Abbildungsverfahren eingesetzt.
Zugleich mit diesen Abbildungstechniken hat die
Astronomie viele Programmiersprachen entwickelt,
die die Bildbearbeitung wesentlich einfacher gestalten, insbesondere IDL und IRAF. Diese Sprachen werden für medizinische Zwecke häufig genutzt (Shasharina, 2005).
Ein weiteres wichtiges Beispiel, wie astronomische Forschung an der Welt der Medizin beteiligt
ist, zeigt die Entwicklung der Reinräume. Der Bau
weltraumgestützter Teleskope erfordert eine extrem saubere Umgebung, um Staub oder Teilchen
zu vermeiden, die in den Teleskopen die Spiegel abdunkeln oder die Instrumente behindern (wie bei
der STEREO-Mission der NASA; Gruman, 2011).
Die Reinraum-Protokolle, Luftfilter und Schutzanzüge, die entwickelt wurden, um das zu erreichen,
werden jetzt auch in Krankenhäusern und pharmazeutischen Laboratorien eingesetzt (Clark, 2012).
Einige weitere unmittelbare Anwendungen astronomischer Techniken in der Medizin sind:
Die Zusammenarbeit zwischen einer Arzneimittelfirma und der Cambridge Automatic Plate Measuring Facility (einer Einrichtung im britischen
Cambridge zur automatischen Vermessung astronomischer photographischer Platten, die außer
Dienst gestellt wurde) erlaubt es, Blutproben von
Leukämiepatienten schneller zu untersuchen und
auf diese Weise eine verbesserte Anpassung in der
Medikamentengabe sicherzustellen (National Research Council, 1991).
Radioastronomen entwickelten eine Technik, die
jetzt als nichtinvasive Form der Tumor-Erkennung
eingesetzt wird. Durch Kombination mit anderen,
20
traditionellen Methoden erreicht man 96 Prozent
an wahrpositiver Erkennungsrate bei Brustkrebspatienten (Barret et al., 1978).
Kleine Wärmesensoren, ursprünglich für die Temperaturkontrolle von Teleskopinstrumenten entwickelt, finden heute ihre Anwendung bei der
Wärmekontrolle der Brutkästen von Frühgeborenen (National Research Council, 1991).
Ein von der NASA entwickelter niederenergetischer Röntgenscanner wird gegenwärtig bei ambulanten Operationen, Sportverletzungen und Kliniken der Dritten Welt eingesetzt. Er ist auch von
der US-Arzneimittelbehörde eingesetzt worden, um
bestimmte Tabletten auf Verunreinigungen zu untersuchen (National Research Council, 1991).
Software zur Bearbeitung von Satellitenbilder hilft
Ärzten jetzt, eine einfache Methode einzuführen,
um für die Alzheimer-Erkrankung eine umfassende Vorsorge-Untersuchung in die Tat umzusetzen
(ESA, 2013).
Durch das flüssigkeitsgefüllte, sich ständig bewegende Auge einer lebenden Person zu blicken
unterscheidet sich nicht wesentlich von dem Versuch, astronomische Objekte durch die unruhige Atmosphäre zu beobachten und so scheint die
gleiche grundlegende Herangehensweise in beiden
Fällen zu funktionieren. Die in der Astronomie
eingesetzte adaptive Optik kann zur Bildgebung
der Retina (Netzhaut) an lebenden Patienten genutzt werden, um Krankheiten wie der MakulaDegeneration (allmählicher Funktionsverlust des
Gelben Flecks“) und der Retinitis pigmentosa
”
(Netzhautfunktionsverlust durch Zerstörung der
Photorezeptoren) in ihren Frühphasen zu untersuchen (Boston Micromachines Corporation, 2010).
Astronomie im Alltag
Es gibt viele Dinge, denen Menschen im alltäglichen Leben begegnen, die von astronomischen
Technologien abgeleitet wurden. Vielleicht die
meistverwendete, aus der Astronomie stammende
Erfindung ist das drahtlose lokale Netzwerk“ (wi”
reless local area network = WLAN). 1977 entwickelte John O Sullivan eine Methode, Bilder von
einem Radioteleskop zu schärfen. Die gleiche Methode wurde auf Radiosignale im Allgemeinen angewandt, im Besonderen auf diejenigen, die die dazu bestimmt waren, Computernetzwerke zu stärken
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomie
und das nun wesentlicher Bestandteil aller WLANAusführungen ist (Hamaker et al., 1977).
Weitere Technologien, die im alltäglichen Leben
von Bedeutung sind und ursprünglich für die Astronomie entwickelt wurden, sind nachfolgend aufgeführt (National Research Council, 2010):
Techniken der Röntgendurchleuchtung werden bei
den heutigen Transportbändern für das Gepäck auf
Flughäfen eingesetzt.
Auf Flughäfen wird ein Gas-Chromatograph —
zur Trennung und Analyse von Stoffen — eingesetzt, um Gepäck auf Drogen und Explosivstoffe zu
untersuchen. Das Gerät war ursprünglich für eine
Marsmission entwickelt worden.
Die Polizei nutzt handliche COD-Photometer —
Instrumente, von Astronomen zur Messung der
Lichtintensität entwickelt — um zu prüfen, ob die
Autoscheiben so durchlässig sind, wie vom Gesetz
gefordert. (COD = Chemical Oxygen Demand)
Ein Gammastrahlen-Spektrometer, ursprünglich
eingesetzt, um den Mondboden zu untersuchen,
findet seine Verwendung heute als nichtinvasive
Methode, um historische Gebäude auf strukturelle Schwächen zu prüfen oder um hinter zerbrechliche Mosaiken zu blicken, so wie bei der St. Markus
Basilika in Venedig geschehen.
Subtiler als diese Beiträge zur Technologie ist der
Beitrag, den die Astronomie für unseren Blick auf
die Zeit geleistet hat. Die ersten Kalender beruhten auf der Bewegung des Mondes und sogar die
Art und Weise, wie wir die Sekunde definieren, ist
auf die Astronomie zurückzuführen. Die Atomuhr,
entwickelt 1955, wurde mittels Ephemeridenzeit geeicht — ein älterer astronomischer Zeitmaßstab,
1952 durch die IAU verabschiedet. Dies führte zur
international anerkannten Neudefinition der Sekunde (Markowitz et al., 1958).
Dies sind alles sehr handfeste Beispiele von dem
Einfluß, den die Astronomie auf unser tägliches Leben hat, doch die Astronomie spielt auch in unserer Kultur eine bedeutende Rolle. Es gibt viele
Bücher und Zeitschriften über Astronomie für Hobbyastronomen. Eine kurze Geschichte der Zeit von
Stephen Hawking ist ein Bestseller, der über 10 Millionen mal verkauft wurde (Paris, 2007) und Carl
Sagens Fernsehserie Cosmos: A Personal Voyage
(deutscher Titel: Unser Kosmos) ist in über 60
Ländern übertragen und von mehr als 500 Millionen Menschen gesehen worden (NASA, 2009).
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
Viele Hobbyastronomen setzten sich für die Astronomie während des Internationalen Jahrs der
Astronomie 2009 (IYA 2009) ein, das größte erzieherische und allgemeine Öffentlichkeitsereignis der
Wissenschaft. Das IYA 2009 erreichte durch Tausende von Aktivitäten über Achthundert Millionen
Menschen in mehr als 148 Staaten (IAU, 2010).
Internationale Zusammenarbeit
Wissenschaftliche und technologische Errungenschaften geben jeder Nation einen großen Wettbewerbsvorteil. Nationen sind selbst stolz darauf, die
effektivsten Technologien zu besitzen und liefern
sich einen Wettlauf, neue wissenschaftliche Entdeckungen zu machen. Aber vielleicht viel wichtiger ist die Tatsache, daß Wissenschaft Nationen
zusammenbringen kann, zur Zusammenarbeit ermutigt und einen steten Wissensfluß erzeugt, wenn
Forscher um die Welt reisen, um in den internationalen Einrichtungen zu arbeiten.
Astronomie ist besonders gut für die internationale Zusammenarbeit geeignet, da man Teleskope an verschiedenen Orten der Welt besitzen muß,
um den gesamten Himmel zu beobachten. Schon
seit mindestens 1887 — als Astronomen der ganzen Welt ihre Teleskopaufnahmen zusammenführten und die erste Karte des gesamten Himmels erstellten — gibt es in der Astronomie eine internationale Zusammenarbeit und 1920 wurde die Internationale Astronomische Union die erste internationale wissenschaftliche Vereinigung.
Über die Notwendigkeit hinaus, den Himmel von
verschiedenen, günstigen Punkten auf der Erde zu
sehen, ist der Bau astronomischer Observatorien
auf der Erde und im Weltraum sehr teuer. Daher
sind die meisten gegenwärtigen und geplanten Observatorien im Besitz mehrerer Staaten. All diese
Kollaborationen sind bisher in gutem Einvernehmen und erfolgreich gewesen. Einige der bemerkenswertesten sind:
Das Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA), eine internationale Partnerschaft von
Europa, Nordamerika und Ostasien in Kooperation
mit der Republik Chile, ist das größte existierende
astronomische Projekt.
Die Europäische Südsternwarte (ESO), die 14 europäische Staaten und Brasilien einschließt und in
Chile beheimatet ist.
21
Astronomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zusammenarbeit an großen Observatorien wie
dem NASA / ESA Hubble-Weltraum-Teleskop zwischen den USA und Europa.
Zusammenfassung
Dieser Text hat sowohl die materiellen wie immateriellen Gründe zusammengefaßt, warum Astronomie ein wichtiger Teil der Gesellschaft ist. Obwohl
sich dieser Artikel hauptsächlich auf Technologieund Wissenstransfer konzentriert hat, ist vielleicht
der wichtigste Beitrag noch immer die Tatsache,
dass Astronomie uns deutlich macht, wie wir in
das gewaltige Universum hineinpassen. Der amerikanische Astronom Carl Sagan zeigte uns einen der
einfachsten und inspirierendsten Beiträge, die uns
die Astronomie für die Gesellschaft gibt, in seinem
Buch The Pale Blue Dot (deutscher Titel: Blauer
Punkt im All. Unsere Heimat Universum):
Es ist gesagt worden, dass Astronomie eine De”
mut lehrende und charakterbildende Erfahrung ist.
Es gibt vielleicht keinen besseren Beweis für den
Aberwitz menschlicher Einbildung als dieses Bild
unserer winzigen Welt aus großer Entfernung. Was
mich betrifft, unterstreicht es unsere Verantwortung, viel gütiger miteinander umzugehen und den
blaßblauen Punkt, die einzige Heimat, die wir überhaupt kennen, zu bewahren und zu pflegen.“
¦
Literatur:
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Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Vorschau April / Mai / Juni 2014
von Alexander Schulze
Almach
M31
M34
Per
And
Algol
Mirfak
Schedar
γ -27A
Cas
Caph
Capella
Aur
Lac
Peg
Alnath
Tau
M36
M37
θ-37A
Menkalinan
Cam
SS
M35
M39
Cep
Alderamin
NCP
Polaris
Gem
Deneb
Gienah Cygni
Sadr
Castor
UMi
Pollux
Kochab
Dra
Del
Jupiter
Ganymede
Europa
Io
Lyn
NEP
Cyg
Dubhe
Etamin
Vul
Sge
Lyr
CMi
Procyon
Merak
Vega
Alioth
Mizar
Altair
UMa
Phecda
M44
Cnc
LMi
Alkaid
M13
Aql
CVn
Her
Algieba
CrB
Rasalhague
Leo
Zosma
Boo
Alphecca
NGP
ε-36A
M11
Com
Denebola
Arcturus
Sct
Alphard
Sex
Se2
M16
M17
Sgr
M23
M21
WS
Se1 Cor Serpentis
Hya
AEq
Oph
M5
Vir
Sabik
Mars
ζ-13
β-27
Crt
Spica
Graffias
6
Regulus
Antares Sco
M4
Moon Saturn
Dschubba
Gienah
Lib
Crv
β-9
5
4
3
2
Lup
1
Alle Zeitangaben für ortsabhängige Ereignisse beziehen sich auf Darmstadt, 49◦ 50’ N, 08◦ 40’ O. Alle
Zeitangaben erfolgen (soweit nicht anders angegeben) in Ortszeit (CEST/MESZ).
Sonne
Die Sonne steht zu Beginn des zweiten Quartals im Sternbild Fische, in das sie am 12.
März aus dem Wassermann kommend eingetreten
war, nach ihrer Überquerung des Himmelsäquators
am 20. März bei einer Deklination von +04◦ 19’01”.
Am 19. April wechselt sie gegen 02:28 weiter ins
Sternbild Widder, am 14. Mai gegen 13:52 ins
Sternbild Stier. Hier erreicht sie am 21. Juni gegen
17:44 ihr Deklinationsmaximum von +23◦ 26’14,”82;
nur einige Stunden später wechselt unser Zentralgestirn am 21. Juni gegen 21:22 weiter in die Zwillinge. Bis zum Ende des Quartals sinkt die Deklination wieder geringfügig auf +23◦ 08’35”. Am 21.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
Menkent
Cen
Juli wird die Sonne gegen 02:09 die Zwillinge in den
Krebs verlassen.
Der Erdabstand steigt von 0,999149 AU auf
1,016656 AU; ein Maximum von 1,016682 AU wird
am 04. Juli gegen 02:05 erreicht.
Am 07. April beginnt gegen 10:37 die Sonnenrotation Nr. 2149, gefolgt von Nr. 2150 am 04. Mai
gegen 16:45, Nr. 2151 am 31. Mai gegen 21:58 und
Nr. 2152 am 28. Juni gegen 02:44.
Am 15. April ereignet sich gegen 09:47 eine totale Mondfinsternis, die aus Amerika, Australien und
dem Pazifikraum beobachtet werden kann. Am 29.
April folgt in den Morgenstunden unserer Zeitzone
eine ringförmige Sonnenfinsternis, deren partielle
Phase von Australien und dem südlichen Indischen
Ozean beobachtet werden kann.
23
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Datum
01.04.
15.04.
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufgang
07:04
06:35
06:04
05:42
05:24
05:19
05:23
Untergang
19:55
20:17
20:41
21:02
21:23
21:33
21:35
Tag
12:51
13:42
14:37
15:20
15:58
16:15
16:12
Nacht
11:09
10:18
09:23
08:40
08:02
07:45
07:48
Dämm. Beginn
21:51
22:21
23:03
23:46
01:01
–:–
–:–
Dämm. Ende
05:09
04:31
03:45
03:00
01:45
–:–
–:–
Astron. Nachtl.
07:19
06:10
04:42
03:14
00:44
00:00
00:00
Tabelle 1a: Dämmerungsdaten, Tag- und Nachtlänge
In Tabelle 1b sind Daten zur Sonnenbeobachtung
aufgeführt. Sie werden für jeden Sonntag im Vorschauzeitraum angegeben und gelten für 12 Uhr
Ortszeit. R ist der Durchmesser der Sonnenscheibe,
P beschreibt die seitliche Neigung der Sonnenachse.
Datum
06.04.
13.04.
20.04.
27.04.
04.05.
11.05.
18.05.
R
15’59,”0
15’57,”1
15’55,”2
15’53,”4
15’51,”7
15’50,”2
15’48,”8
P
−26,◦27
−26,◦12
−25,◦61
−24,◦74
−23,◦51
−21,◦93
−20,◦03
B
−6,◦24
−5,◦75
−5,◦18
−4,◦54
−3,◦84
−3,◦09
−2,◦30
L
12,◦43
280,◦04
187,◦60
95,◦13
2,◦62
270,◦07
177,◦49
B beschreibt die heliographische Breite, L die heliographische Länge der Sonnenmitte. R dient dem
Sonnenbeobachter zur Auswahl der richtigen Kegelblende, P , B und L zur Anfertigung eines Gitternetzes der Sonnenoberfläche.
Datum
25.05.
01.06.
08.06.
15.06.
22.06.
29.06.
R
15’47,”5
15’46,”4
15’45,”5
15’44,”8
15’44,”3
15’44,”0
P
−17,◦81
−15,◦32
−12,◦58
−9,◦67
−6,◦61
−3,◦46
B
−1,◦48
−0,◦64
+0,◦20
+1,◦04
+1,◦87
+2,◦67
L
84,◦89
352,◦27
259,◦62
166,◦97
74,◦31
341,◦66
Tabelle 1b: Beobachtungsdaten Sonne
Mond
In den Tabellen 2a, 2b und 2c sind die
Monddaten für das zweite Quartal 2014 zusammengestellt.
Datum
27.03.
30.03.
07.04.
08.04.
15.04.
22.04.
23.04.
29.04.
06.05.
07.05.
14.05.
18.05.
21.05.
28.05.
03.06.
05.06.
13.06.
15.06.
19.06.
27.06.
30.06.
05.07.
12.07.
Zeit
19:34
21:02
10:12
16:52
09:46
10:09
02:24
08:04
12:23
04:56
20:54
13:57
15:16
20:11
06:26
22:20
05:48
05:29
20:55
09:49
21:10
13:40
13:22
Ereignis
Perigäum
Neumond
erst. Viert.
Apogäum
Vollmond
letzt. Viert.
Perigäum
Neumond
Apogäum
erst. Viert.
Vollmond
Perigäum
letzt. Viert.
Neumond
Apogäum
erst. Viert.
Vollmond
Perigäum
letzt. Viert.
Neumond
Apogäum
erst. Viert.
Vollmond
(365,703 km)
(404,500 km)
(369,765 km)
(404,318 km)
(367,102 km)
(404,954 km)
(362,065 km)
(405,930 km)
Tabelle 2a: Astronomische Daten Mond
(Mondbahn und Phasen)
Datum
19.03.
25.03.
01.04.
08.04.
15.04.
22.04.
28.04.
05.05.
13.05.
19.05.
25.05.
24
Zeit
07:29
21:22
04:28
08:46
15:22
03:32
13:34
16:20
00:05
08:41
19:54
Ereignis
Nulldurchgang ekl. Breite
Max. der ekl. Breite (+5◦ 14’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Min. der ekl. Breite (−5◦ 17’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Max. der ekl. Breite (+5◦ 17’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Min. der ekl. Breite (−5◦ 16’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Max. der ekl. Breite (+5◦ 13’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Datum
25.03.
27.03.
01.04.
02.04.
08.04.
08.04.
15.04.
15.04.
22.04.
23.04.
28.04.
29.04.
05.05.
06.05.
12.05.
13.05.
19.05.
19.05.
25.05.
26.05.
01.06.
02.06.
09.06.
09.06.
15.06.
15.06.
21.06.
21.06.
29.06.
30.06.
06.07.
07.07.
Zeit
21:47
09:40
04:08
11:17
09:02
23:29
16:22
18:17
03:34
00:09
12:38
19:29
16:08
04:01
20:43
00:30
06:02
08:17
18:30
03:34
22:01
11:25
07:52
15:01
13:09
13:40
19:59
21:07
01:22
02:22
12:33
16:32
Ereignis
Min. Lib. in Breite (−6◦ 43’)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Max. Lib. in Länge (+5◦ 34’)
Max. Lib. in Breite (+6◦ 52’)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Min. Lib. in Länge (−5◦ 12’)
Min. Lib. in Breite (−6◦ 46’)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Max. Lib. in Länge (+4◦ 45’)
Max. Lib. in Breite (+6◦ 51’)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Min. Lib. in Länge (−5◦ 47’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Min. Lib. in Breite (−6◦ 42’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Max. Lib. in Länge (+4◦ 57’)
Max. Lib. in Breite (+6◦ 44’)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Min. Lib. in Länge (−6◦ 46’)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Min. Lib. in Breite (−6◦ 34’)
Max. Lib. in Länge (+6◦ 08’)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Max. Lib. in Breite (+6◦ 37’)
Nulldurchgang Lib. in Länge
Nulldurchgang Lib. in Breite
Min. Lib. in Länge (−7◦ 34’)
Tabelle 2b: Astronomische Daten Mond
(Librationsdaten)
Datum
01.06.
09.06.
15.06.
21.06.
29.06.
06.07.
12.07.
Zeit
22:32
07:35
14:02
22:29
01:41
11:50
19:58
Ereignis
Min. der ekl. Breite (−5◦ 09’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Max. der ekl. Breite (+5◦ 05’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Min. der ekl. Breite (−5◦ 01’)
Nulldurchgang ekl. Breite
Max. der ekl. Breite (+5◦ 01’)
Tabelle 2c: Astronomische Daten Mond
(ekliptikale Breite)
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Merkur
In der ersten Hälfte des hier diskutierten zweiten Quartals bewegt sich der innerste Planet des Sonnensystems zielstrebig und in
Rechtläufigkeit in Richtung Norden. Seine Reise
beginnt dabei am ersten April bei einer Deklination von −06◦ 36’58” im Sternbild Wassermann, in
das er zuvor (nach einer Reihe von Wechseln zwischen dem Wassermann und dem Steinbock) am
15. März aus letzterem (zurück-) kommend eingetreten war. Am 06. April überquert Merkur gegen 05:00 die Grenze zum Sternbild Fische; aus
diesem wechselt er (unmittelbar nach der Überquerung des Himmelsäquators am 10. April gegen 18:45) vom 11. April gegen 09:40 bis zum 14.
April gegen 04:44 vorübergehend ins Sternbild Walfisch, um nach diesem Exkurs am 23. April gegen
08:48 aus den Fischen in den Widder überzutreten. Am 05. Mai überquert Merkur schließlich gegen 07:20 die Grenze zum Sternbild Stier; in diesem
erreicht er am 22. Mai gegen 13:32 sein Deklinationsmaximum von +25◦ 31’57,”63. Der erste Stillstand in Rektaszension erfolgt am 07. Juni gegen
12:02 bei 06h 12m 53,s 70 im Sternbild Zwillinge, in
das Merkur am 29. Mai gegen 23:57 eingetreten
war. Nunmehr rückläufig in Richtung Süden wandernd durchquert der innerste Planet vom 12. Juni gegen 16:28 bis zum 21. Juni gegen 14:11 den
nördlichen Teil des Orion, um die Rückläufigkeit
schließlich im Sternbild Stier zu beenden. Hier erreicht Merkur am 28. Juni gegen 19:20 zunächst
ein Deklinationsminimum von +18◦ 41’19,”41, gefolgt vom zweiten Stillstand in Rektaszenzion bei
05h 35m 29,s 41 am ersten Juli gegen 15:45. Die Deklination steigt dabei bis zum Ende des zweiten Quartals wieder auf +18◦ 44’58”. Merkur wandert nun
wieder rechtläufig und in Richtung Norden vom 10.
Juli gegen 14:24 bis zum 16. Juli gegen 17:16 durch
den Orion, um wieder in die Zwillinge einzutreten.
Hier erreicht der Planet nochmals ein (kleineres)
Deklinationsmaximum von +22◦ 23’34,”18, das auf
den 24. Juli gegen 18:12 fällt, bevor er schließlich
am 31. Juli gegen 01:14 in den Krebs wechselt.
Der Erdabstand Merkurs steigt im Vorschauzeitraum zunächst von 1,164858 AU auf ein Maximum von 1,332685 AU, das auf den 23. April gegen 07:14 fällt, um dann wieder auf ein Minimum
von 0,553342 AU am 18. Juni gegen 17:05 abzunehmen. Bis zum Ende des Vorschauzeitraumes steigt
der Erdabstand darauf wieder auf 0,637011 AU.
Der Sonnenabstand sinkt nach seinem Maximum
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
vom 20. März von anfangs 0,447028 AU zunächst
auf ein Minimum von 0,307494 AU am 03. Mai gegen 00:45, um darauf wieder auf ein Maximum von
0,466700 AU am 16. Juni gegen 00:22 anzuwachsen; am Ende des Vorschauzeitraumes ist er wieder auf 0,436071 AU zurückgegangen. Am 30. Juli
folgt gegen 00:00 ein weiteres Minimum von (erneut) 0,307494 AU.
Nach ihrem Nulldurchgang vom 09. März sinkt
die ekliptikale Breite Merkurs von einem Anfangswert von −02◦ 23’29” zunächst auf ein Minimum
von −02◦ 25’21,”28, welches auf den 03. April gegen
18:46 fällt. Am 28. April schließt sich gegen 09:08
ein Nulldurchgang an, gefolgt von einem Maximum
von +02◦ 22’25,”97 am 18. Mai gegen 15:12. Nach
einem weiteren Nulldurchgang am 05. Juni gegen
15:33 erreicht Merkurs ekliptikale Breite am 28. Juni gegen 10:28 ein Minimum von −04◦ 38’28,”26; bis
zum Ende des Vorschauzeitraumes steigt sie noch
geringfügig auf −04◦ 34’01”, um am 25. Juli gegen
08:24 den nächsten Nulldurchgang zu haben.
Nach dem Elongationsminimum vom 14. März gegen 07:30 mit einem Wert von von −27◦ 33’11,”84
ist die Elongation Merkurs zu Beginn des zweiten
Quartals wieder auf einen Wert von −22◦ 11’36” gestiegen; am 26. April kommt es gegen 05:27 zu einer
oberen Konjunktion des Planeten in einem Sonnenabstand von 00◦ 22’25”. Es folgt ein Elongationsmaximum von +22◦ 40’50,”51, das auf den 25. Mai
gegen 09:10 fällt, worauf sich am 20. Juni gegen
00:50 eine untere Konjunktion Merkurs in einem
Sonnenabstand von 03◦ 47’16” anschließt. Bis zum
Ende des Vorschauzeitraumes sinkt die Elongation
wieder auf −15◦ 18’54”; ein weiteres Deklinationsminimum von −20◦ 54’48,”92 folgt am 12. Juli gegen
20:22.
Zu Anfang des Vorschauzeitraumes befindet sich
Merkur am Morgenhimmel, wo er am ersten April
zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges eine Höhe von
03◦ 35’ aufweist. Diese geht allmählich zurück, und
am 24. April steht Merkur zum letzten Mal zum
Zeitpunkt des Sonnenaufganges über dem Horizont; er wechselt an den Abendhimmel, wo er sich
am 26. April erstmals zum Zeitpunkt des Sonnenunterganges über dem Horizont zeigt. Hier erreicht er am 21. Mai ein Maximum der Höhe von
17◦ 09’24” zum Zeitpunkt des Sonnenunterganges;
dieses fällt merklich höher aus als die Maxima der
Höhe am Morgenhimmel vom 02. März (07◦ 50’16”)
25
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
und 18. Juli (s.u.) und liegt auch über dem Maximum vom 02. Februar (14◦ 31’54”) am Abendhimmel. Am 16. Juni steht Merkur letztmals zum Zeitpunkt des Sonnenunterganges über dem Horizont;
er erscheint am 25. Juni erstmals vor dem Sonnen-
aufgang am Morgenhimmel. Bis zum Ende des Vorschauzeitraumes wächst seine Höhe zum Zeitpunkt
des Sonnenaufganges auf 04◦ 54’; ein Maximum von
12◦ 15’25” ereignet sich schließlich am 18. Juli.
Venus
Auch die Bahn des zweitinnersten Planeten des Sonnensystems führt rechtläufig in Richtung Norden: Die Reise der Venus beginnt zu Beginn des Vorschauzeitraumes bei einer Deklination
von −12◦ 23’37” im Sternbild Steinbock; wie Merkur war auch Venus im Zusammenhang mit einer Schleifenbewegung zuvor zwischen dem Wassermann und dem Steinbock gewechselt. Am 03. April
überquert Venus gegen 23:36 schließlich final aus
dem Steinbock kommend die Grenze zum Sternbild
Wassermann; auf ihrer geradlinigen Bahn erreicht
sie am 28. April gegen 05:58 die Grenze zu den Fischen, wo sie am 06. Mai gegen 09:27 den Himmelsäquator überquert. Wie Merkur unternimmt
sie einen kurzen Ausflug in den Walfisch, der vom
09. Mai gegen 00:18 bis zum 12. Mai gegen 19:23 andauert. Es folgt am 31. Mai gegen 15:31 ein Wechsel
in den Widder, wiederum gefolgt von einem Wechsel in den Stier am 17. Juni gegen 19:37. Bis zum
Ende des zweiten Quartals steigt die Deklination
auf +20◦ 20’28”; ein Maximum von +22◦ 50’42,”89
wird am 22. Juli gegen 22:43 im Sternbild Zwillinge erreicht, das Venus über den den nördlichsten
Teil des Orion kommend (Eintritt aus dem Stier
am 16. Juli gegen 20:07, Austritt in die Zwillinge
am 18. Juli gegen 22:43) erreicht.
Datum
01.04.
15.04.
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufgang
05:32
05:14
04:50
04:26
03:59
03:41
03:30
Untergang
15:40
16:05
16:38
17:11
17:53
18:29
19:10
Der Erdabstand der Venus steigt in den hier diskutierten drei Monaten stetig von 0,749644 AU auf
1,391076 AU; der Sonnenabstand steigt zunächst
von anfangs 0,724805 AU auf ein Maximum von
0,728210 AU, welches am 16. Mai gegen 10:27 erreicht wird, und sinkt bis zum Ende des Vorschauzeitraumes wieder auf 0,724786 AU.
Die ekliptikale Breite beträgt am ersten April
+00◦ 58’45”, hat am 11. April gegen 21:34 einen
Nulldurchgang und erreicht am 31. Mai gegen
08:29 ein Minimum von −02◦ 01’05,”38. Bis zum
Ende des Vorschauzeitraumes steigt sie wieder
auf −01◦ 24’52”. Die Elongation steigt nach dem
Minimum vom 22. März von −46◦ 18’07” auf
−30◦ 15’15”.
Venus zeigt sich im aktuellen Vorschauzeitraum
durchgehend am Morgenhimmel; ihre Höhe zum
Zeitpunkt des Sonnenaufganges beträgt zu Beginn
des Quartals 12◦ 42’, sinkt auf ein Minimum von
11◦ 22’ am 30. April und steigt darauf folgend wieder auf 16◦ 07’ am Ende des Vorschauzeitraumes
und schließlich auf ein Maximum von 17◦ 08’, welches am 21. Juli erreicht wird.
Helligkeit
−4,m2
−4,m1
−4,m0
−4,m0
−3,m9
−3,m9
−3,m8
Phase
54
60
67
72
77
81
85
Größe
22,”6
19,”7
17,”2
15,”6
14,”1
13,”1
12,”2
Elong.
−46,◦3
−45,◦1
−42,◦9
−40,◦5
−37,◦1
−34,◦0
−30,◦3
Erdabst.
0,75
0,86
0,98
1,08
1,20
1,30
1,39
Tabelle 3: Astronomische Daten Venus
Mars
Mars befindet sich derzeit im Sternbild
Jungfrau, wo er im aktuellen Vorschauzeitraum eine Rückläufigkeit beendet, die am ersten März mit
einem ersten Stillstand in Rektaszension begonnen
hatte. Zu Beginn des zweiten Quartals beträgt seine Deklination −05◦ 58’19”; der Planet bewegt sich
rückläufig in Richtung Norden. Am 12. Mai erreicht Mars gegen 12:39 ein Deklinationsmaximum
26
von −02◦ 37’50,”59; am 21. Mai endet gegen 11:14
die Rückläufigkeit mit einem zweiten Stillstand in
Rektaszension bei 12h 33m 36,s 38. Bis zum Ende des
Vorschauzeitraumes sinkt die Deklination wieder
auf −07◦ 33’04”.
Der Erdabstand des Planeten sinkt von anfangs
0,636851 AU auf ein Minimum von 0,617556 AU,
welches am 14. April gegen 14:53 erreicht wird, und
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
steigt bis zum Ende des Vorschauzeitraumes wieder
auf 0,987698 AU. Der Abstand zur Sonne sinkt im
zweiten Quartal von 1,628704 AU auf 1,527515 AU.
Nach ihrem Maximum vom 12. März sinkt die ekliptikale Breite des Planeten von +02◦ 40’21” auf
−00◦ 28’55”; der Nulldurchgang fällt dabei auf den
12. Juni gegen 00:08. Die Elongation fällt“ von
”
−168◦ 54’05” auf +99◦ 17’09”; der Vorzeichenwechsel und damit die Opposition des Planeten ereignet
sich am 08. April gegen 22:51.
Mars wechselt vom Morgen- an den AbendhimDatum
01.04.
15.04.
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufgang
20:34
19:11
17:42
16:37
15:37
15:00
14:29
Untergang Helligkeit Phase
07:47
−1,m3
100
06:39
−1,m5
100
05:23
−1,m2
98
04:20
−0,m9
95
03:11
−0,m5
91
m
02:19
−0, 2
89
01:24
+0,m0
88
Tabelle 4: Astronomische Daten
Jupiter
Jupiter bewegt sich rechtläufig und in
Richtung Süden weisend durch das Sternbild Zwillinge. Seine Deklination nimmt nach dem Maximum vom 11. März langsam von +23◦ 13’54” auf
+21◦ 13’53” ab. Am 07. Juli wechselt Jupiter gegen
23:54 aus den Zwillingen in das Sternbild Krebs.
Der Erdabstand Jupiters steigt von 5,122548 AU
auf 6,218485 AU; ein Maximum von 6,282596 AU
ereignet sich am 26. Juli gegen 05:44. Der Abstand
des Gasriesen zur Sonne steigt von 5,225273 AU auf
5,258166 AU.
Die ekliptikale Breite des Planeten steigt von
Datum
01.04.
15.04.
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
mel, wobei er kurzzeitig sowohl zum Zeitpunkt des
Sonnenauf- wie des Sonnenunterganges über dem
Horizont steht. Zu Beginn des zweiten Quartals beträgt seine Höhe zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges 06◦ 15’; sie sinkt langsam und bleibt bis einschließlich zum 16. April positiv. Ab dem 07. April
steht Mars zum Zeitpunkt des Sonnenunterganges
über dem Horizont; seine Höhe zu diesem Zeitpunkt
erreicht am 28. Mai ein Maximum von 36◦ 42’27”
und nimmt bis zum Ende des Vorschauzeitraumes
wieder auf 28◦ 24’ ab.
Aufgang
11:30
10:42
09:50
09:06
08:15
07:35
06:50
Untergang
03:45
02:55
02:00
01:13
00:16
23:27
22:35
Größe
14,”7
15,”2
14,”5
13,”4
11,”8
10,”6
9,”5
Mars
Elong.
−168,◦9
+171,◦5
+150,◦9
+135,◦2
+119,◦5
+109,◦1
+99,◦3
Erdabst.
0,64
0,62
0,64
0,70
0,79
0,88
0,99
+00◦ 16’17” auf +00◦ 21’45”; die Elongation sinkt
von +90◦ 21’34” auf +17◦ 33’32”. Am 24. Juli steht
Jupiter gegen 22:44 in Konjunktion zur Sonne (Abstand 00◦ 24’).
Vor seiner Konjunktion ist Jupiter ein Objekt
des Abendhimmels: Seine Höhe zum Zeitpunkt des
Sonnenunterganges sinkt im Vorschauzeitraum von
63◦ 06’ (nur unwesentlich unter dem Maximum vom
28. März) auf 08◦ 01’ und bleibt bis einschließlich
zum 25. Juli positiv. Ebenfalls ab dem 25. Juli steht
Jupiter zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges über
dem Horizont.
Helligkeit
−2,m1
−2,m0
−1,m9
−1,m8
−1,m7
−1,m7
−1,m7
Größe
38,”4
36,”8
35,”2
34,”0
32,”9
32,”2
31,”6
Elong.
+90,◦4
+78,◦0
+64,◦5
+53,◦2
+40,◦0
+29,◦4
+17,◦6
Erdabst.
5,12
5,35
5,59
5,78
5,98
6,11
6,22
Tabelle 5: Astronomische Daten Jupiter
Saturn
Saturn befindet sich weiterhin im
Sternbild Waage; hier bewegt sich der Ringplanet in
Rückläufigkeit in Richtung Norden. Im Vorschauzeitraum steigt seine Deklination von −16◦ 00’31”
auf −14◦ 34’57”; ein Maximum von −14◦ 33’17,”21
wird am 11. Juli gegen 23:03 erreicht und bildet
zusammen mit dem zweiten Stillstand in Rektaszension bei 14h 58m 34,s 06 am 21. Juli gegen 16:57
das Ende der Rückläufigkeitsperiode.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
Der Erdabstand Saturns sinkt zunächst von
anfangs 9,130434 AU auf ein Minimum von
8,899679 AU, welches auf den 10. Mai gegen 21:35
fällt, und steigt bis zum Ende des Vorschauzeitraumes wieder auf 9,262309 AU an. Der Sonnenabstand des Planeten steigt geringfügig von
9,900223 AU auf 9,919132 AU.
Die ekliptikale Breite Saturns steigt zunächst von
+02◦ 26’43” auf ein Maximum von +02◦ 29’13,”09,
27
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
das auf den 03. Mai gegen 15:57 fällt, und
sinkt daraufhin wieder bis zum Ende des Quartals auf +02◦ 21’24”. Die Elongation sinkt“ von
”
−138◦ 26’14” auf +127◦ 53’02”; der Vorzeichenwechsel und damit die Opposition des Planeten fällt auf
den 10. Mai gegen 20:13.
Die von der Erde aus beobachtete Neigung der
Ringe Saturns sinkt im Vorschauzeitraum von
+22◦ 21’57” auf +21◦ 01’26”; ein Minimum von
+20◦ 59’54” ereignet sich am 11. Juli gegen 16:50.
Die von der Sonne aus gemessene Ringneigung
steigt hingegen von +21◦ 36’24” auf +22◦ 21’49”.
Datum
01.04.
15.04.
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufgang
23:24
22:23
21:16
20:15
19:02
18:02
16:56
Untergang
08:55
07:58
06:52
05:54
04:44
03:47
02:42
Helligkeit
+0,m3
+0,m2
+0,m1
+0,m1
+0,m2
+0,m3
+0,m4
In Zusammenhang mit der Opposition wechselt
Saturn im Vorschauzeitraum vom Morgen- an den
Abendhimmel. Zu Beginn des Quartals hat Saturn
zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges eine Höhe von
13◦ 54’ über dem Horizont; diese geht allmählich
zurück, und am 19. Mai steht Saturn letztmals
zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges über dem Horizont. Ab dem 07. Mai steht der Planet hingegen
zum Zeitpunkt des Sonnenunterganges über dem
Horizont; seine Höhe steigt auf 25◦ 31’ zum Ende
des Vorschauzeitraums und erreicht am 05. Juli ein
Maximum von 25◦ 35’.
Größe
18,”1
18,”4
18,”6
18,”6
18,”5
18,”2
17,”9
Ringng.
+22◦ 21’57”
+22◦ 09’33”
+21◦ 52’49”
+21◦ 37’28”
+21◦ 20’16”
+21◦ 09’07”
+21◦ 01’26”
Elong.
−138,◦4
−152,◦9
−169,◦4
+175,◦0
+158,◦0
+143,◦8
+127,◦9
Erdabst.
9,13
9,00
8,91
8,90
8,97
9,08
9,26
Tabelle 6: Astronomische Daten Saturn
Uranus
Uranus’ Weg führt weiterhin in
Rechtläufigkeit und in Richtung Norden weisend
durch das Sternbild Fische; seine Deklination
wächst im zweiten Quartal von +04◦ 13’22” auf
+05◦ 43’24”. Am 20. Juli kommt es gegen 13:38
zu einem Deklinationsmaximum von +05◦ 46’57,”25,
gefolgt von einem ersten Stillstand in Rektaszension bei 01h 01m 07,s 78 am 22. Juli gegen 06:32, womit der Planet eine Phase der Rückläufigkeit einleitet.
Der Erdabstand des Planeten steigt zunächst
von anfangs 21,026655 AU auf ein Maximum von
21,027292 AU, das auf den 03. April gegen 03:25
fällt, und sinkt bis zum Ende des Vorschauzeitraumes wieder auf 20,124710 AU. Der Sonnenabstand sinkt geringfügig von 20,027838 AU auf
20,021074 AU.
Die ekliptikale Breite steigt von −00◦ 38’52” auf
ein Maximum von −00◦ 38’50,”07, das auf den 11.
April gegen 05:41 fällt, und sinkt bis zum Ende
des Quartals wieder auf −00◦ 40’13”. Die Elongation sinkt von +01◦ 26’17” auf −82◦ 42’32”; der Null-
Neptun
Neptun bleibt auch im aktuellen Vorschauzeitraum dem Wassermann treu. Der Planet erhöht zunächst seine Deklination von anfangs −09◦ 53’10” bis auf ein Maximum von
28
durchgang und damit die Konjunktion des Planeten ereignet sich am 02. April gegen 09:08 (Sonnenabstand 00◦ 39’).
Uranus wechselt vom Abend- an den Morgenhimmel: Zu Beginn des zweiten Quartals beträgt seine
Höhe zum Zeitpunkt des Sonnenunterganges noch
00◦ 08’, und nach dem ersten April geht Uranus vor
der Sonne unter. Ab dem 05. April steht Uranus
zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges über dem Horizont, und zum Ende des Vorschauzeitraumes beträgt seine Höhe zu diesem Zeitpunkt 36◦ 17’. Ein
Maximum von 46◦ 01’38” wird am 30. Juli erreicht.
Die Helligkeit der Planetenscheibe steigt von 5,m9
auf 5,m8, die Größe von 3,”1 auf 3,”3.
Datum
01.04.
15.04.
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufg.
07:10
06:16
05:15
04:21
03:16
02:22
01:20
Unterg.
19:56
19:05
18:07
17:16
16:13
15:21
14:20
Elong.
+1,◦4
−11,◦7
−26,◦4
−39,◦3
−54,◦9
−67,◦8
−82,◦7
Erdabst.
21,03
21,01
20,92
20,80
20,59
20,38
20,13
Tabelle 7: Astronomische Daten Uranus
−09◦ 27’38,”82, welches am 07. Juni gegen 01:00 angenommen wird, und wandert darauf bis zum Ende
des Vorschauzeitraumes wieder auf −09◦ 31’02” in
Richtung Süden zurück. Kurz nach dem Deklinati-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
onsmaximum erreicht der Planet einen ersten Stillstand in Rektaszension bei 22h 37m 26,s 27 am 10. Juni gegen 02:08, womit für Neptun eine Rückläufigkeit beginnt.
Der Erdabstand Neptuns sinkt von 30,792051 AU
auf 29,429375 AU; der Sonnenabstand sinkt von
29,976583 AU auf 29,973955 AU.
−34◦ 45’29”
Die Elongation Neptuns sinkt von
auf
◦
◦
−121 33’27”, die ekliptikale Breite von −00 40’52”
auf −00◦ 43’43”.
Vor seiner Opposition ist Neptun ein Objekt des
Morgenhimmels; seine Höhe zum Zeitpunkt des
Veränderliche Sterne
Die Tabelle 10 enthält
Angaben über Maxima und Minima der Helligkeit
veränderlicher Sterne im zweiten Quartal 2014.
Datum
05.04. 23:10
08.04. –:–
13.04. 23:30
19.04. –:–
Ereignis
Max
Max
Min
Max
Stern
η Aql (δ Cep–Stern)
RT Cyg (Mira-Stern)
U Sge (Bedeckungsver.)
T Cep (Mira-Stern)
Sonnenaufganges steigt im zweiten Quartal von
08◦ 33’ auf 30◦ 44’56” am ersten Juli, wobei der letzte Wert ein Maximum der erreichten Höhe darstellt.
Die Größe der Planetenscheibe steigt von 2,”0 auf
2,”1, die Helligkeit von 8,m0 auf 7,m9.
Datum
01.04.
15.04.
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufg.
06:05
05:11
04:08
03:14
02:07
01:12
00:09
Unterg.
16:36
15:43
14:42
13:49
12:43
11:48
10:44
Elong.
−34,◦8
−48,◦1
−63,◦3
−76,◦6
−92,◦8
−106,◦2
−121,◦6
Erdabst.
30,79
30,64
30,42
30,19
29,91
29,68
29,43
Tabelle 8: Astronomische Daten Neptun
Datum
20.04. 23:50
23.04. –:–
23.04. –:–
29.04. –:–
11.05. 00:40
16.05. –:–
19.05. 00:40
08.06. –:–
09.06. –:–
21.06. –:–
24.06. 00:50
25.06. –:–
Ereignis
Max
Max
Max
Max
Min
Max
Max
Max
Max
Max
Max
Max
Stern
ζ Gem (δ Cep–Stern)
U Her (Mira-Stern)
R LMi (Mira-Stern)
R Aur (Mira-Stern)
U Sge (Bedeckungsver.)
R Vir (Mira-Stern)
η Aql (δ Cep–Stern)
R Boo (Mira-Stern)
χ Cyg (Mira-Stern)
T Her (Mira-Stern)
δ Cep
o Cet (Mira-Stern)
Tabelle 10: Veränderliche Sterne
Meteorströme
Tabelle 11 enthält Angaben zu
den im aktuellen Vorschauzeitraum beobachtbaren
Meteorströmen.
Meteorstrom
Lyriden
π Puppiden
η Aquariden
η Lyriden
Juni-Bootiden
Beg.
16.04.
15.04.
19.04.
03.05.
22.06.
Ende
25.04.
28.04.
28.05.
12.05.
02.07.
Max.
22.04.
23.04.
05.05.
08.05.
27.06.
ZHR
18
var
60
3
var
Tabelle 11: Meteorströme
Sternbedeckungen durch den Mond
In Tabelle 12 findet sich eine Auswahl der im zweiten
Quartal 2014 von Darmstadt aus beobachtbaren
Sternbedeckungen durch den Mond.
Die Tabelle enthält 25 Ereignisse. Zum letzten Ereignis, der Bedeckung von 44 ρ1 Sgr, sind Beginn
und Ende der Bedeckung angegeben.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
Die Helligkeiten bedeckter Sterne liegen zwischen
3,m44 (54 λ Gem am Abend des 04. Mai) und 8,m13
(SD−13◦ 3873 in den frühen Morgenstunden des 10.
Juni). Die Mondphasen variieren zwischen elf Prozent (BD+15◦ 450 am Abend des 02. April) und 96
Prozent (21 ν Lib am Morgen des 17. April). (E
Eintritt, A Austritt)
29
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zeitpunkt
02.04. 21:21:10E
03.04. 21:10:29E
03.04. 23:17:52E
07.04. 20:54:00E
07.04. 21:08:54E
08.04. 20:40:38E
09.04. 03:07:57E
10.04. 03:23:11E
11.04. 22:01:36E
12.04. 03:31:57E
17.04. 04:39:15A
21.04. 03:38:25A
03.05. 23:15:02E
bed. Stern
BD+15◦ 450
BD+16◦ 560
BD+16◦ 569
68 Gem
BD+15◦ 1598
BD+14◦ 1879
BD+13◦ 1936
BD+10◦ 1972
BD+04◦ 2378
BD+02◦ 2367
21 ν Lib
SD−18◦ 5155
BD+17◦ 1267
Helligk.
7,m09
5,m90
5,m97
5,m15
6,m57
7,m24
7,m16
7,m09
7,m09
7,m24
5,m19
6,m27
7,m46
Phase
0, 11+
0, 18+
0, 19+
0, 54+
0, 54+
0, 63+
0, 66+
0, 75+
0, 88+
0, 89+
0, 96−
0, 64−
0, 21+
Zeitpunkt
04.05. 00:03:38E
04.05. 21:55:00E
04.05. 22:35:41E
04.05. 23:22:26E
11.05. 02:27:21E
11.05. 21:45:32E
18.05. 03:18:49A
01.06. 22:14:41E
03.06. 23:50:49E
08.06. 22:25:16E
10.06. 02:01:06E
15.06. 02:21:48E
15.06. 03:29:33A
bed. Stern
BD+17◦ 1277
BD+16◦ 1433
54 λ Gem
BD+16◦ 1448
SD−03◦ 3239
SD−06◦ 3659
V3879 Sgr
BD+15◦ 1676
2 ω Leo
SD−09◦ 3669
SD−13◦ 3873
44 ρ1 Sgr
44 ρ1 Sgr
Helligk.
7,m24
6,m64
3,m44
6,m79
7,m46
6,m87
6,m35
7,m24
5,m38
7,m16
8,m13
3,m89
3,m89
Phase
0, 21+
0, 29+
0, 29+
0, 29+
0, 84+
0, 90+
0, 86−
0, 15+
0, 32+
0, 78+
0, 87+
0, 95−
0, 95−
Tabelle 12: Sternbedeckungen durch den Mond
Der Sternenhimmel
Die Graphik am Anfang
dieses Artikels zeigt den Sternenhimmel für den 15.
Mai um Mitternacht (00:00 CEST).
Der Zenit liegt an der Grenze der Sternbilder
Bärenhüter und Großer Bär. Der prominent am
Südhimmel stehende Bärenhüter ist umgeben vom
Herkules im Osten und der Jungfrau im Südwesten; im Norden trennt ihn der Drache vom Kleinen
Bären. Von der Jungfrau aus weiter in Richtung
Westen finden wir den Löwen und den Krebs sowie die zu diesem Zeitpunkt gerade untergehenden
Zwillinge. Am Osthimmel steht knapp über dem
30
Horizont der Adler, über ihm die Leier und weiter
in Richtung Norden der Schwan. Um den Nordhorizont herum finden wir den Fuhrmann, den Perseus
und die nun ihre tiefste Stellung einnehmende Andromeda, über ihnen die Cassiopeia.
Um Mitternacht stehen die drei Planeten Mars
(Untergang 04:20), Jupiter (Untergang 01:13) und
Saturn (Aufgang 20:19, Untergang 05:54) am Himmel. Merkur war gegen 22:57 untergegangen, Venus
geht gegen 04:26 auf. Auch Neptun und Uranus erscheinen erst in den Morgenstunden, der erstere gegen 03:14, der zweite gegen 04:21.
¦
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 2/2014
. . . . . . Veranstaltungen und Termine . . . . . . April / Mai / Juni 2014 . . . . . .
Freitags ab
19:30
Astro-Treff, Beobachtung, Gespräche über astronomische Themen
Sonntags ab
10:00
Sonnenbeobachtung mit Gesprächen über astronomische Themen
Samstag,
05. 04.
15:00
Astronomietag
Samstag,
05. 04.
21:00
Sternführung: Die Sterne über Darmstadt“
”
Samstag,
19. 04.
14:00
Kinder-Veranstaltung: Kids erwandern das Sonnensystem“
”
Samstag,
26. 04.
20:00
Öffentlicher Vortrag:
Neutronensterne — Leuchttürme im Universum
(Prof. Dr. Jochen Wambach, TU Darmstadt)
Freitag,
02. 05.
20:00
Öffentliche Vorstandssitzung
Sonntag,
04. 05.
10:00
Sonnenbeobachtung
Samstag,
17. 05.
20:00
Öffentlicher Vortrag:
Kosmologie mit Gravitationslinsen
(Dr. Robert Schmidt, ARI Heidelberg)
Samstag,
24. 05.
15:00
Einführung in die Astronomie: Wo steckt die zweite Erde? —
Planeten bei fernen Sternen
Sonntag,
01. 06.
10:00
Sonnenbeobachtung
Freitag,
06. 06.
20:00
Öffentliche Vorstandssitzung
Samstag,
14. 06.
14:00
Kinder-Veranstaltung: Kids erwandern das Sonnensystem“
”
Samstag,
28. 06.
Sonntag,
29. 06.
Redaktionsschluss Mitteilungen 3/2014
10:00
Sonnenbeobachtung
Die Beobachtergruppe trifft sich nach telefonischem Rundruf.
Volkssternwarte Darmstadt e.V.
Observatorium Ludwigshöhe: Geschäftsstelle:
Auf der Ludwigshöhe 196
Karlstr. 41
Telefon: (06151) 51482
64347 Griesheim
email: [email protected]
Telefon: (06155) 898-496
http://www.vsda.de
Telefax: (06155) 898-495
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