Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der

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Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile
der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit
Frau Dr. Eva Douma ist Organisations-Beraterin
in Frankfurt am Main
Das ist eine Zusammen-Fassung des Vortrages:
Busines as usual?
Chancen und Risiken der Ökonomisierung der Sozialwirtschaft
von Eva Douma.
Um was geht es?
Frau Douma erklärt:
• Was bedeutet Ökonomisierung in der Sozial-Wirtschaft?
• Welche Nachteile hat das?
• Welche Vorteile hat das?
Douma: Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung
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1. Die Ökonomisierung der Sozialen Arbeit
Was heißt Ökonomisierung?
Die sozialen Einrichtungen müssen wirtschaftlich arbeiten.
Sie müssen genau schauen:
• Was kostest das?
• Und was bringt das?
Es geht um das Angebot, die Nachfrage und den Preis.
Das Angebot:
Es gibt zum Beispiel viele verschiedene Pflege-Dienste.
Jeder Pflege-Dienst muss gute Arbeit machen.
Oder er muss seine Arbeit billiger machen, als andere.
Sonst laufen die Kunden weg.
Die sozialen Einrichtungen müssen also gute Arbeit machen.
Und sie müssen wirtschaftlich arbeiten.
Frau Douma sagt:
Dadurch kann die Qualität der Arbeit besser werden.
Aber es gibt auch einen Preis-Kampf.
Darum verdienen viele Mitarbeiter heute weniger Geld als früher.
Und sie haben keine guten Arbeits-Verträge.
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Die Nachfrage und der Preis:
Soziale Leistungen werden heute oft
von der Stadt-Verwaltung ausgeschrieben.
Das heißt zum Beispiel:
Die Stadt-Verwaltung sagt:
Wir brauchen einen Kindergarten, der 50 Kinder betreut.
Dann bewerben sich vielleicht 2 Anbieter.
Sie machen dafür ein Angebot.
Die Stadt-Verwaltung fragt nicht nur: Wie wird die Arbeit gemacht?
Die Frage ist: Wie viele Kinder werden zu welchem Preis betreut?
Wenn die Einrichtung ihre Mitarbeiter gut bezahlt,
dann wird auch der Kindergarten-Platz teurer.
Wenn die Einrichtung ihre Mitarbeiter schlecht bezahlt,
dann wird der Kindergarten-Platz billiger.
Die Stadt-Verwaltung muss Geld sparen.
Also sieht sie nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf den Preis.
Sie wird sich für den billigeren Anbieter entscheiden.
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2. Die Wirtschaft wird sozial.
Viele Firmen unterstützen heute die Soziale Arbeit.
Und sie machen bei sozialen Aufgaben mit.
Oder sie spenden viel Geld.
Zum Beispiel:
Es gibt einen Verein, der hilft Kindern beim Deutsch Lernen.
Eine Computer-Firma schenkt dem Verein neue Computer.
So können Kinder am Computer besser Deutsch lernen.
Die Firma sagt: Wir haben auch eine Verantwortung.
Aber es ist auch eine gute Werbung für die Firma.
3. Welche Nachteile gibt es durch die Ökonomisierung?
Durch die Ökonomisierung muss man mehr auf das Geld achten.
Die Gefahr ist, dass man nur noch auf den Preis und den Erfolg sieht.
Was kostet das und was bringt das?
Dann wird Soziale Arbeit nicht mehr für die Menschen gemacht,
die es wirklich brauchen.
Sondern nur da, wo es nicht viel kostet.
Und da, wo man schnelle Erfolge sehen kann.
Zum Beispiel:
Da ist eine 21 jährige allein-erziehende Mutter.
Ihr erstes Kind hat sie mit 15 bekommen.
Sie hat 4 Kinder von 3 verschiedenen Männern.
Sie hat viele Schulden und keinen Schul-Abschluss.
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Jetzt gibt es viel zu tun:
• Die junge Frau braucht eine Beratung,
wie sie ihre Schulden bezahlen kann.
• Sie braucht Hilfe,
damit sie ihren Schul-Abschluss machen kann.
• Sie braucht Hilfe bei der Erziehung ihrer Kinder.
• Und vieles mehr.
Das wird sehr viel Geld kosten.
Und keiner weiß, ob es Erfolg haben wird.
Vielleicht findet die junge Frau keine Arbeit.
Vielleicht werden die Kinder später auch arbeitslos.
Vielleicht brauchen die Kinder später auch Hilfe.
Das weiß man erst in 20 oder 30 Jahren.
Ein anderes Beispiel:
Da ist ein junger Mann mit einer guten Ausbildung.
Er hatte ein gute Arbeit. Aber seine Firma ging pleite.
Jetzt ist er arbeitslos.
Es gibt einen Verein, der macht Kurse für Arbeitslose.
Der Verein macht nur Kurse für Menschen,
die eine gute Ausbildung haben.
Diese Menschen finden wahrscheinlich auch ohne Hilfe
schnell wieder eine neue Arbeit.
Der Verein muss nicht viel machen.
Aber er hat sehr viel Erfolg.
Der Verein bekommt weiter Geld von der Agentur für Arbeit.
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Frau Douma zeigt mit diesen beiden Beispielen:
• Man darf bei der Sozialen Arbeit nicht nur auf die Kosten
und auf den Erfolg schauen.
• Sonst bekommen nur die Menschen Hilfe,
die vielleicht gar keine Hilfe brauchen.
4. Welche Vorteile gibt es durch die Ökonomisierung ?
Die Ökonomisierung schafft neue Aufgaben.
Frau Douma sagt: Die Ökonomisierung der Gesellschaft
schafft neue Aufgaben für die Soziale Arbeit.
Frau Douma erzählt ein Beispiel:
Frau Douma arbeitete vor 30 Jahren bei der Firma Bayer Leverkusen.
Dort gab es viele Arbeits-Plätze für Menschen mit Behinderung.
Oder für Menschen, die keinen Beruf gelernt haben.
Zum Beispiel als Pförtner oder als Begleiter im Lasten-Aufzug.
Heute ist das anders.
Die Mitarbeiter müssen heute viel mehr leisten.
Es gibt viel mehr Druck und viel mehr Stress.
Aber viele Menschen halten das nicht aus.
Viele Menschen werden krank durch die Arbeit.
Das nennt man zum Beispiel: burn-out.
Diese Menschen brauchen wieder Hilfe durch die Soziale-Arbeit.
Das heißt:
die Ökonomisierung schafft neue Aufgaben für die Soziale Arbeit.
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Die Einrichtungen gehen besser mit dem Geld um.
Manche soziale Einrichtungen arbeiten nicht wirtschaftlich.
Es gibt ja diesen Spruch über die Sozial-Arbeiter:
„Gut, dass wir drüber geredet haben.“
Aber Reden allein hilft nicht.
Auch in einer sozialen Einrichtung
müssen alle Mitarbeiter wirklich gut arbeiten.
Frau Douma erzählt ein Beispiel:
Da ist eine soziale Einrichtung mit Geld-Problemen,
weil der Buchhalter nicht gut arbeitet.
Jetzt kann man sagen:
„Ja aber wir sind doch ein Betrieb der Behinderten-Hilfe.
Wir haben damit einen Arbeits-Platz geschaffen.
Da können wir doch nicht so harte Maßstäbe anlegen.“
Aber: der Buchhalter ist gar kein Mensch mit Behinderung.
Er arbeitet einfach nicht gut.
Das hat nichts mit sozial zu tun. Das ist unverantwortlich.
Auch in einer sozialen Einrichtung muss es klare Regeln geben.
Durch die Ökonomisierung geht man verantwortlich mit dem Geld um.
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5. Der Unterschied zwischen
Sozial-Wirtschaft und Privat-Wirtschaft
• Die Privat-Wirtschaft will nur Geld verdienen,
und will schnelle Erfolge sehen.
• Die Sozial-Wirtschaft soll Menschen helfen.
Aber den Erfolg von Sozialer Arbeit kann man
vielleicht erst in 10 oder 20 Jahren sehen.
Ein Beispiel:
In Berlin lebt jedes dritte Kind von Hartz-4.
Diese Kinder werden wahrscheinlich
keine gute Ausbildung bekommen
und keine gute Arbeit.
Sie werden wahrscheinlich wenig Geld in die Renten-Kasse bezahlen.
Und sie werden vielleicht viel Hilfe brauchen.
Vielleicht werden manche später Autos klauen.
Das alles wird den Sozial-Staat viel Geld kosten.
Frau Douma sagt:
Wir müssen jetzt dafür sorgen,
dass die Kinder eine gute Ausbildung bekommen.
Dann bekommen sie eine gute Arbeit
und bezahlen Geld in die Renten-Kasse.
Und sie klauen keine Autos, sondern sie kaufen Autos.
Das hilft nicht nur den Hartz-4-Kindern.
Das ist gut für das ganze Land.
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Die Sozial-Wirtschaft muss zeigen,
was ihre Arbeit bringen kann.
Und sie muss zeigen, was es kostet, wenn nichts passiert.
• Was müssen wir tun?
• Was kostet das?
• Wer ist dafür zuständig?
• Und wer trägt dafür die Verantwortung?
Wir alle entscheiden, was wir kaufen und zu welchem Preis.
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