Mathematik für Informatiker I Mitschrift zur Vorlesung vom 23.11.2004 Wiederholung der Halbordnung Beispiel: ⊆ N30 “Kisten” (Abmessungen) n o N = (1, 2, 1), (2, 2, 1), (1, 2, 2), (3, 3, 3), (7, 5, 3), (1, 2, 12), (8, 1, 1) Wir wollen untersuchen, ob die Kisten ineinander passen, ohne sie zu drehen. (Wandstärke der Kisten = 0). n o S = ((a1 , a2 , a3 ), (b1 , b2 , b3 )) ∈ N 2 |a1 ≤ b1 , a2 ≤ b2 , a3 ≤ b3 (7,5,3) (3,3,3) @ @ (1,2,2) (8,1,1) (2,2,1) @ @ (1,2,1) Keine vollständige Ordnung Für eine Menge M und einer Ordnungsrelation R auf M heißt ein Element x ∈ M maximales Element, wenn für alle y ∈ M gilt x R y ⇒ x = y. Analog minimales Element mit y R x. Beispiel: N mit den üblichen ≤ - hat kein maximales Element, da man zu jedem Element noch ein grösseres findet. - hat genau ein minimales Element, die Null. Bemerkung: Sei R ⊆ M × M eine Ordnungsrelation (Halbordnung) und N ⊆ M . Dann ist S definiert als S = R ∩ (N × N ) eine Ordnungsrelation auf N . - Reflexivität - Transivität - Antisymmetrie Gilt für ein x ∈ M mit x R y für alle y ∈ N (M, N, S, R wie oben), so heißt x eine obere Schranke von N . (Analog: untere Schranke.) n o N = (1, 2, 1), (2, 2, 1), (1, 2, 2), (3, 3, 3), (7, 5, 3), (8, 1, 1) 3 M = N n0 R = 2 ((a1 , a2 , a3 ), (b1 , b2 , b3 )) ∈ M : a1 ≤ b1 , a2 ≤ b2 , a3 ≤ b3 o (8, 5, 12) ∈ N30 = M obere Schranke von N (100, 100, 100) ebenfalls eine obere Schranke (7,5,3) (3,3,3) @ @ (1,2,2) (8,1,1) (2,2,1) @ @ (1,2,1) Beispiel: M = R, N = N0 , Ordnungsrelation ≤. - hat keine obere Schranke, jedes x ∈ R mit x ≤ 0 ist die untere Schranke. Ist eine obere Schranke x von N Element N , so heißt sie Maximum. (Analog: Minimum.) Bemerkung: Jedes Maximum ist maximales Element, aber nicht umgekehrt. Beispiel: Beispiel: Das Minimum der Menge der oberen Schranke heißt Supremum. (Analog: Infinum.) Bemerkung: Wenn ein Maximum in der ursprünglichen Menge N existiert, so ist es gleich dem Supremum. Beispiel : N = {x ∈ R : x < 0}M = R Supremum: Null Für M = R\{0} = R? → Wenn man die Null ausschließt gibt es kein Supremum. Inverse von Relationen S R ⊆ A × B eine Relation. Dann heißt n o R−1 = (b, a) ∈ B × A : (a, b) ∈ R die Inverse von R. Beispiel: Relation: “ist Elternteil von” Inverse: “ist Kind von” R−1 a 1 * 2 3 - b R a H- 1 j H 2 3 b Zur Erinnerung: Jede Funktion ist auch eine Relation. Daher gibt es zu jeder Funktion f A → B eine inverse Relation f −1 . Wenn f −1 wieder eine Funktion ist, so heißt f invertierbar und f −1 die inverse Funktion zu f . a - 1 * b c - 2 Eine Funktion muss linksvollständig und rechtseindeutig sein. Sei f : A → B eine Funktion. Wenn für alle a1 , a2 ∈ A gilt, dass f (a1 ) = f (a2 ) ⇒ a1 = a2 so heißt f injektiv. D.h. a1 6= a2 → f (a1 ) 6= f (a2 ). Sei f : A → B eine Funktion, so dass für jedes b ∈ B ein a ∈ A existiert, so dass f (a) = b ist. Dann heißt f surjektiv. Notation: f : A → B, M ⊇ A f (M ) = {f (a) ⊇ B : a ∈ M } f (A) = imf “Bild von f ” Bemerkung: f surjektiv gdw. imf = B. Beispiel: 1. a b - 1 2 nicht injektiv nicht surjektiv 2. 3. 4. a - 1 b H *2 H j c H 3 injektiv surjektiv a - 1 b HH j c - 2 nicht injektiv surjektiv a - 1 b 2 - 3 injektiv nicht surjektiv Eine Funktion heißt bijektiv, wenn sie sowohl surjektiv als auch injektiv ist (in unserem Beispiel Nr. 2) Satz: Eine Funktion ist genau dann invertierbar, wenn f bijektiv ist. Seien R ⊆ A × B, S ⊆ B × C Relationen. Dann heißt die Relation S ◦ R = {(a, c) ∈ A × C : es gibt ein b ∈ B mit (a, b) ∈ R und (b, c) ∈ S} die Komposition von R und S. Beispiel: R “ist Schwester von” S “ist Mutter von” S ◦ R “ist die Tante mütterlicherseits von” S ◦ S “ist Großmutter mütterlicherseits von” Für f : A → B, g : B → C ist g ◦ f eine Funktion A → C g ◦ f : A → C, a → g(f (a)) -A g◦f a A A @ R @ b @ 2 @ B @ @ R @ R @ c 3 C A b A-B A AU c C a 1 @ Assoziativ, d.h. h ◦ (f ◦ g) = (h ◦ g) ◦ f Nicht kommutativ: f ◦ g g ◦ f Beispiel: x2 , x + 1 (x + 1)2 6= x2 + 1 Wenn f : A → B invertierbar, dann f ◦ f −1 (b) = f (f −1 (b)) = b ∀ b ∈ B f −1 ◦ f (a) = f −1 (f (a)) = a ∀ a ∈ A Die Funktion A → A, a 7→ a heißt die Identität auf A, symbolisch id : A → A oder idA . Bemerkung: idA ist ihre eigene Inverse. Beispiel: f R → R x 7→ 4x + 3 3 bijektiv, denn f −1 (y) = 14 (y − 3) f −1 (f (x)) = 14 (f (x) − 3) = 14 (4x + 3 − 3) = x Beispiel: f : N 7→ N, x 7→ 4x + 3 ist nicht surjektiv, da z.B. kein x ∈ N0 existiert mit f (x) = 4. 11x 7x 3x Beispiel: f : R → R x 7→ x2 Nicht surjektiv, d.h. keine negativen Elemente im Bild. Nicht injektiv, da f (x) = f (−x) für alle x ∈ R. + 2 −1 Beispiel: f : R+ (y) = 0 7→ R0 , x 7→ x ist bijektiv mit f √ y. Für positive reelle Zahlen ist die Funktion invertierbar. Bemerkung: Wenn f : M → M, M endlich ist, so gilt: f surjektiv ⇔ f injektiv ⇔ f bijektiv •H • • • HH * H j H • - • • - • Gilt nicht für unendliche Mengen: z. B. f : N → N0 , n 7→ n + 1 ist injektiv, aber nicht surjektiv. Dirichletsche Schubfachprinzip Sei f : A → B mit A, B endlich und |A| > |B|. Dann gibt es a1 , a2 ∈ A mit a1 6= a2 und f (a1 ) = f (a2 ). Allgemeiner: f : A → B mit A, B endlich und |A| > k · |B| mit k ∈ N. Dann gibt es mindestens k + 1 Werte in A, die den gleichen Funktionswert annehmen. Beispiel: Aus 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 werden 5 Zahlen gewählt. Dann gibt es darunter zwei, die die Summe 9 ergeben. n o {1, 8}, {2, 7}, {3, 6}, {5, 4} =: B A sei die 5-elementige Teilmenge von {1 . . . 8} f : A → B derart, dass f (a) ≡ a z.B. A(1) = {1, 8}m f (2) = {2, 7} |A| = 5, |B| = 4, d.h. es gibt a1 , a2 < A mit a1 6= a2 und f (a1 ) = f (a2 ) = {c, d} ⊆ {a1 , a2 }. Nach Definition c 6= d also f (a1 ) = f (a2 ) = {a1 , a2 } also a1 + a2 = 9.