Aufgaben zur Einführung in die Geometrie und Topologie Prof. Dr. C.-F. Bödigheimer, M. Sc. Felix Boes Sommersemester 2016 Blatt 2 Abgabetermin: Donnerstag, den 28.04.16, 10:00 (vor der Vorlesung) Felix Hausdorffs Definition des topologischen Raums; aus F. Hausdorff, Grundzüge der Mengenlehre, Seite 213. Aufgabe 7 (Einseitiges Abschätzen) Es seien auf X zwei Metriken d1 und d2 gegeben und wir nehmen an: es gibt eine Konstante C > 0, sodass für alle x, y ∈ X die Abschätzung d2 (x, y) ≤ C d1 (x, y) gilt. Man zeige: 1. Die identische Abbildung idX : (X, d1 ) → (X, d2 ) ist gleichmäßig-stetig. 1 2. Jede Menge, die bzgl. d2 eine offene Menge ist, ist auch bzgl. d1 offen. 3. Jede Menge, die bzgl. d2 eine Umgebung eines Punktes a ∈ X ist, ist dies auch bzgl. d1 . 4. Jede bzgl. d1 konvergente Folge ist auch bzgl. d2 konvergent. 5. Jede Folge, die bzgl. d1 eine Cauchy-Folge ist, ist dies auch bzgl. d2 . Nun seien (Y, d0 ) und (Z, d00 ) zwei weitere metrische Räume. 6. Ist f : (X, d2 ) → (Y, d0 ) stetig, so auch f : (X, d1 ) → (Y, d0 ). 7. Ist g : (Z, d00 ) → (X, d1 ) stetig, so auch g : (Z, d00 ) → (X, d2 ). 8. Folgt aus der obigen Abschätzung, dass die Räume (X, d1 ) und (X, d2 ) homöomorph sind? (Beweis oder Gegenbeispiel). Aufgabe 8 (Stetigkeitskriterum I) Es sei f : X → Y eine Funktion zwischen topologischen Räumen. Dann sind äquivalent: 1. Die Funktion f ist stetig. 2. Für jedes B ⊂ Y gilt f −1 (B ◦ ) ⊂ f −1 (B)◦ . 3. Für jedes C ⊂ Y gilt f −1 (C) ⊂ f −1 (C). Man zeige anhand der stetigen Funktion f : R → R, f (x) = exp(−x2 ), dass die Inklusionen in 2. und 3. im Allgemeinen strikt sind. Aufgabe 9 (Stetigkeitskriterium II) S Es sei Bi (i ∈ I) eine Familie von Unterräumen eines topologischen Raumes X, die X überdecken, d.h. Bi = X. Es sei f : X → Y eine Funktion in einen weiteren topologischen Raum Y , und die Einschränkungen fi = f |Bi : Bi → Y seien sämtlich stetig. Man zeige, dass jede der folgenden Voraussetzungen für die Stetigkeit von f hinreichend ist. 1. Alle Bi sind offen. 2. Alle Bi sind abgeschlossen und I ist endlich. Man zeige durch ein Gegenbeispiel, dass man die Endlichkeitsbedingung in 2. nicht weglassen darf; und durch ein weiteres Gegenbeispiel, dass man offene und abgeschlossene Mengen nicht durcheinanderwerfen darf. Aufgabe 10 (Topologie durch Umgebungsbasen) Es sei X eine Menge und N : X → P(P(X)) erfülle die folgenden Eigenschaften. 1. Für alle x ∈ X ist N (x) 6= ∅. 2. Für alle N ∈ N (x) folgt x ∈ N . 3. Für alle N, M ∈ N (x) existiert P ∈ N (x) mit P ⊂ N ∩ M . 4. Für alle N ∈ N (x) existiert U ⊆ N mit x ∈ U , sodass es für alle y ∈ U ein My ∈ N (y) mit My ⊆ N gibt. Zeigen Sie, dass es genau eine Topologie T auf X gibt, sodass die N (x) für jeden Punkt x ∈ X eine Umgebungsbasis ist. 2 Aufgabe 11 (Metrische Räume und Abzählbarkeitsaxiome) 1. Ein topologischer Raum X erfüllt das erste Abzählbarkeitsaxiom, wenn jeder Punkt x ∈ X eine abzählbare Umgebungsbasis besitzt. Zeigen Sie, dass jeder metrische Raum X das erste Abzählbarkeitsaxiom erfüllt. 2. Ein topologischer Raum X erfüllt das zweite Abzählbarkeitsaxiom, wenn seine Topologie eine abzählbare Basis besitzt. Desweiteren heißt X separabel, wenn er eine abzählbare dichte Teilmenge besitzt. Zeigen Sie, dass ein metrischer Raum X genau dann das zweite Abzählbarkeitsaxiom erfüllt, wenn er separabel ist. 3. Entscheiden Sie, ob Rn mit der Standardtopologie separabel ist. Aufgabe 12* (Vervollständigung durch Cauchy-Folgen) Es sei X ein metrischer Raum mit Metrik d. Mit C(X, d) bezeichnen wir die Menge der Cauchy-Folgen; darauf definieren wir dC (x, y) = lim d(xn , yn ) −→ n für zwei Cauchy-Folgen x = (xn ) und y = (yn ). Man beachte zunächst, dass der Limes rechts existiert, weil d(xn , yn ) eine Cauchy-Folge in R ist und R vollständig ist. Man zeige: 1. dC ist eine Pseudo-Metrik. 2. Die Relation x ∼ y ⇔ limn d(xn , yn ) = 0 ist eine Äquivalenzrelation. −→ 3. Auf X = C(X, d)/ ∼ ist d([x], [y]) = dC (x, y) = lim d(xn , yn ) −→ n wohldefiniert und eine Metrik. 4. Die Funktion c : X → X wobei c(x) = [x] mit x = (x, x, . . .) die konstante Folge ist eine isometrische Einbettung mit dichtem Bild; ist X vollständig, so ist c eine Isometrie (also insbesondere ein Homöomorphismus). 5. Der metrische Raum X ist vollständig. 6. (Universelle Eigenschaft) Zu jeder gleichmäßig-stetigen Abbildung f : X → Y in einen vollständigen, metrischen Raum Y gibt es genau eine Abbildung fˆ: X → Y mit c ◦ fˆ = f . 7. (Funktorialität) Zu jeder gleichmäßig-stetigen Abbildung f : (X1 , d1 ) → (X2 , d2 ) gibt es ein f : X1 → X2 mit f ◦ c1 = c2 ◦ f ; es ist f ◦ g = f ◦ g und id(X,d) = id(X,d) (wobei id(X,d) in dieser Kategorie natürlich id : (X, d) → (X, d) ist). 8. Ist φ : (X1 , d1 ) → (X2 , d2 ) eine Isometrie, so auch φ : (X 1 , d1 ) → (X 2 , d2 ). 9. Finden Sie ein Beispiel für einen Homöomorphismus φ : (X1 , d1 ) → (X2 , d2 ), sodass (X 1 , d1 ) und (X 2 , d2 ) nicht homöomorph sind (geschweige denn isometrisch). 3