Gesteinsbestimmung im Gelände

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Roland Vinx
Gesteinsbestimmung
im Gelände
4. Auflage
Gesteinsbestimmung im Gelände
Basaltische Tephraschichten, Teneriffa, Straße TF 24, ca. 4 km nordnordöstlich vom Observatorio del Teide
Roland Vinx
Gesteinsbestimmung
im Gelände
4. Auflage
Roland Vinx
Hamburg
ISBN 978-3-642-55417-9
ISBN 978-3-642-55418-6 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-642-55418-6
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4. Aufl.: © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015
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Planung und Lektorat: Merlet Behncke-Braunbeck, Martina Mechler, Dr. Christoph Iven
Satz: TypoStudio Tobias Schaedla, Heidelberg
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
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(www.springer.de)
Danksagung
Während der Arbeit an den verschiedenen Auflagen der „Gesteinsbestimmung im Gelände“
habe ich in vielfältiger Weise Hilfe und Beiträge
erhalten, für die mich an dieser Stelle bedanken möchte. Dr. Heinrich Kawinski (Grenzach)
hat mit großer Sorgfalt die meisten Kapitel der
ersten Auflage auf Fehler, Unklarheiten und Lücken durchsucht. Prof. Dr. Friedhelm Thiedig
(Münster, Norderstedt) hat wertvolle Hinweise
zur Verbesserung der dritten Auflage gegeben.
Prof. Dr. Jochen Schlüter (Mineralogisches Museum der Universität Hamburg) hat mit großer
Geduld Mineralproben für Fotos aus den Tiefen
der Sammlungen zur Verfügung gestellt und dabei vielfältigen Rat gegeben. Matthias Bräunlich
(Hamburg) hat mir wichtige Proben von verschiedenen Rapakivigraniten überlassen, Jutta
Solcher (Evendorf) ein Glazialgeschiebe aus Eklogit, Prof. Dr. Panagiotis Voudouris (Athen) ein
Sortiment von Blauschiefern. Dipl.-Geologin Fiona Reiser (Passau) und Dipl.-Mineraloge Thomas Bisanz (Hamburg) haben die Endgestaltung
eines Teils der Grafiken übernommen. Dr. Bernd
Stütze und seine Mitarbeiterinnen Elisabeth
Thun und Jutta Richarz (alle Hamburg) haben
gesteinschemische Analysen von problematischen Vulkaniten angefertigt, Peter Stutz (Ham-
burg) Gesteinsdünnschliffe. Für die Überlassung
des Fotos 5.4 danke ich Dr. Kay Heyckendorf
(Hamburg). Rat in Detailfragen, Führungen im
Gelände, Anregungen und Literatur habe ich von
vielen weiteren Experten, Kolleginnen, Kollegen
und Freunden erhalten. Besonders gilt dies für
Dr. Vladimír Cajz (Prag), Prof. Dr. Olav Eklund
(Turku), Prof. Dr. Annette Eschenbach (Hamburg), Dr. Alf Grube (Flintbek), Prof. Dr. Dieter
Jung (Hamburg), Prof. Dr. Anders Lindh (Lund),
Prof. Dr. Eva-Maria Pfeiffer (Hamburg), vereidigter Natursteinsachverständiger Arthur Schröder (AS Arthur Schröder GmbH, NatursteinFachagentur, Hamburg), cand. mag. Per Smed
(Kopenhagen) und Hans-Joachim Wohlenberg
(Tornesch). Schließlich möchte ich Dr. Christoph
Iven, Dr. Jens Seeling und Dipl.-Biologin Heidemarie Wolter (Spektrum Akademischer Verlag)
für die freundliche und geduldige Betreuung
früherer Auflagen danken. Entsprechendes gilt
für Frau Merlet Behncke-Braunbeck und Frau
Martina Mechler (Springer Spektrum) für die
angenehme Zusammenarbeit bei der Entwicklung der vierten Auflage.
April 2014
Roland Vinx
Verzeichnis der Abkürzungen
und Zeichen
u
Ab
An
BB
BH
CNMMN
GPa
Gew.-%
IMA
IUGS
SCMR
Vol.-%
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
unbesetzte Position im Kristallgitter
Albitkomponente in Plagioklas (Feldspat)
Anorthitkomponente in Plagioklas (Feldspat)
Bildbreite (Breite des insgesamt abgebildeten Bereichs)
Bildhöhe (Höhe des insgesamt abgebildeten Bereichs)
Commission on New Minerals and Mineral Names
Gigapascal (Messgröße für Drucke; 1 GPa entspricht 10 Kilobar)
Gewichtsprozent
International Mineralogical Association
International Union of Geological Sciences
Subcommission on the Systematics of Metamorphic Rocks
Volumenprozent
Inhaltsverzeichnis
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Wissenschaftliche und
praktische Bedeutung
der Gesteinsbestimmung
im Gelände: Methoden
und Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . .
5
2
Gesteine: Grundlagen . . . . . .
15
2.1
Gesteinsgruppen . . . . . . . . . . . . .
15
3
Gesteinsbildende Minerale
21
3.1
Diagnostisch wichtige
Mineraleigenschaften . . . . . . . .
Wichtige gesteinsbildende
Minerale einschließlich
Gesteinsglas . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
3.2
Gesteinsglas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Quarz,
andere SiO2-Modifikationen . . . . . .
Feldspäte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Feldspatvertreter (Foide) . . . . . . . . .
Zeolithe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Glimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Amphibole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pyroxene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Olivin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Melilith . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Granat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Al2SiO5-Trimorphe: Andalusit,
Sillimanit, Disthen . . . . . . . . . . . . . . .
Staurolith . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Cordierit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Korund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wollastonit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Turmalin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Vesuvian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
25
36
37
38
42
52
56
56
63
71
80
83
83
85
86
87
88
89
89
90
Chlorit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pumpellyit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Chloritoid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Stilpnomelan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Serpentinminerale . . . . . . . . . . . . . . .
Talk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pyrophyllit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tonminerale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Prehnit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Skapolithe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lawsonit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Epidot. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zoisit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Titanit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Apatit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lazulith (Blauspat). . . . . . . . . . . . . . .
Topas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zirkon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Eudialyt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pyrochlor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Karbonatminerale: Calcit, Aragonit,
Dolomit, Magnesit, Siderit, Ankerit
Gips . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Anhydrit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Steinsalz (Halit) . . . . . . . . . . . . . . . . .
Fluorit (Flussspat) . . . . . . . . . . . . . . .
Baryt (Schwerspat). . . . . . . . . . . . . . .
Graphit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Magnetit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Chromit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ilmenit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Hämatit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kupferkies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pyrit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Molybdänglanz (Molybdänit) . . . . .
Magnetkies (Pyrrhotin) . . . . . . . . . .
Bleiglanz (Galenit) . . . . . . . . . . . . . . .
Zinkblende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Goethit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Manganomelane . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gibbsit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diaspor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
90
91
92
92
93
94
94
95
97
98
98
98
98
100
101
102
102
102
102
103
103
106
107
108
108
109
109
110
110
111
111
112
113
113
113
114
114
115
116
116
116
Inhaltsverzeichnis
VIII
4
Gesteine:
Allgemeine Einführung . . . . .
4.1
Ursachen der Gesteinsvielfalt
der Erde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klassifikation und Benennung
von Gesteinen . . . . . . . . . . . . . . .
Übersicht bestimmungsrelevanter Merkmale
von Gesteinen . . . . . . . . . . . . . . .
4.2
4.3
5.4.2
117
117
117
120
5
Magmatische Gesteine . . . .
127
5.1
5.2
5.2.1
5.3
Magmatismus . . . . . . . . . . . . . . . .
Magma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Magmentypen . . . . . . . . . . . . . . . . .
Magmatische Fazies: Plutonite,
Vulkanite, Subvulkanite,
pyroklastische Bildungen,
Ganggesteine, Hyaloklastite . .
Makroskopische und Geländemerkmale von Vulkaniten . . . . .
128
5.3.1
5.3.1.1 Geologische Formen
des Auftretens von Vulkaniten . . . .
5.3.1.2 Absonderungsformen und Inhomogenitäten von Vulkaniten
und Subvulkaniten . . . . . . . . . . . . . .
5.3.2
Makroskopische und Geländemerkmale von Plutoniten . . . . . .
5.3.2.1 Geologische Formen
des Auftretens von Plutoniten . . . . .
5.3.2.2 Absonderungsformen und Inhomogenitäten plutonischer Gesteine . .
5.3.3
5.3.4
5.3.5
5.4
5.4.1
Makroskopische und Geländemerkmale von pyroklastischen
Bildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Makroskopische und Geländemerkmale von magmatischen
Ganggesteinen . . . . . . . . . . . . . . . .
Makroskopische und Geländemerkmale von Hyaloklastiten . .
Gefüge von magmatischen
Gesteinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
In Plutoniten und Vulkaniten
gleichermaßen auftretende
Gefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
128
129
5.4.3
5.4.4
5.5
5.6
5.6.1
5.6.2
130
132
5.6.3
5.6.4
137
140
5.7
5.7.1
5.7.2
141
5.7.3
144
145
145
146
147
Alteration von magmatischen
Gesteinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klassifikation und Benennung
von Plutoniten und
Vulkaniten . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gruppenzuordnungen und
Anpassung an makroskopische
Bestimmungsmöglichkeiten . . .
Praktisches Vorgehen bei der
makroskopischen Bestimmung
von Magmatiten . . . . . . . . . . . . . . .
5.6.2.1 Plutonite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.6.2.2 Vulkanite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
133
140
Auf Vulkanite, Subvulkanite
und Ganggesteine beschränkte
Gefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Auf Plutonite beschränkte
oder nur dort makroskopisch
erkennbare Gefüge . . . . . . . . . . . .
Übergänge zu metamorphen
Gefügen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.7.4
5.7.5
5.7.7
5.7.8
5.7.9
151
156
157
160
163
168
168
169
QAPFM-Diagramm zur
Bestimmung von Plutoniten
und Vulkaniten . . . . . . . . . . . . . . . 170
Kumulat-Klassifikation basischer
Plutonite (ergänzend zur
IUGS-Klassifikation) . . . . . . . . . . 171
Plutonite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . .
Besonderheiten der
makroskopischen Bestimmung
von Plutoniten . . . . . . . . . . . . . . . .
Granitische und verwandte
Plutonite (Granitoide) . . . . . . . . .
Dioritische Plutonite . . . . . . . . . .
Gabbroide Plutonite . . . . . . . . . . .
5.7.5.1 Gabbroide Kumulatgesteine . . . . . .
5.7.5.2 Mikrogabbro, Dolerit, Diabas . . . . .
5.7.6
149
Syenitische und monzonitische
Plutonite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Foiddioritische, foidgabbroide,
foidsyenitische, foidolithische
Plutonite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Plutonische Karbonatite . . . . . . .
Plutonische Ultramafitite . . . . . .
172
173
173
175
187
190
199
201
202
207
213
215
Inhaltsverzeichnis
5.8
5.8.1
5.8.2
5.10
5.10.1
5.10.2
5.10.3
Vulkanite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Vulkanite und Magma . . . . . . . . .
Besonderheiten der
makroskopischen Bestimmung
von Vulkaniten . . . . . . . . . . . . . . . .
Paläovulkanitische Gesteinsbenennungen . . . . . . . . . . . . . . . . .
Basaltische und basaltartige
Vulkanite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Andesitische Vulkanite . . . . . . . .
Rhyolithische und dacitische
Vulkanite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Trachytische und latitische
Vulkanite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Phonolithische Vulkanite . . . . . .
Tephritische Vulkanite . . . . . . . . .
Foiditische Vulkanite . . . . . . . . . . .
Ultramafische Vulkanite . . . . . . .
Vulkanische Glasgesteine . . . . . .
Pyroklastische Ablagerungen
und Hyaloklastite . . . . . . . . . . . .
Spezifische Ganggesteine . . . .
Aplite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pegmatite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lamprophyre . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
Sedimentgesteine . . . . . . . . . .
6.1
Gefüge, Struktur und Textur
von Sedimentgesteinen . . . . . .
Klassifikation
der Sedimentgesteine . . . . . . .
Klastische Sedimentgesteine
Benennung klastischer
Mischsedimentite . . . . . . . . . . . . .
Konglomerat, Brekzie, Kies,
Steine, Blöcke (Psephite) . . . . . . .
Sand, Sandstein, sandsteinartige
Sedimentite (Psammite) . . . . . . .
5.8.3
5.8.4
5.8.5
5.8.6
5.8.7
5.8.8
5.8.9
5.8.10
5.8.11
5.8.12
5.9
6.2
6.3
6.3.1
6.3.2
6.3.3
6.3.3.1 Sand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6.3.3.2 Sandsteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6.3.4 Schluff, Schluffstein (Pelite) . . . .
6.3.5
6.3.6
Ton, Tonstein, Schieferton
(Pelite, Mud, Mudstone) . . . . . . .
Siliziklastische Sedimentite
besonderer Entstehung . . . . . . . .
IX
219
220
221
223
224
232
6.4
6.7.2
Karbonatische
Sedimentgesteine . . . . . . . . . . . .
Kalkstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dolomit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Mergel, karbonatisch-tonige
Mischgesteine . . . . . . . . . . . . . . . . .
Evaporite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sedimentäre
Phosphatgesteine . . . . . . . . . . . .
Nichtklastische
SiO2-Sedimentite . . . . . . . . . . . . .
Radiolarit
(Kieselschiefer, Lydit) . . . . . . . . . .
Kieselgur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
340
341
6.8
Sedimentäre Fe-Gesteine . . . .
341
6.9
Konkretionäre Bildungen . . . .
343
6.10 Kohlen und verwandte
Bildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
349
6.4.1
6.4.2
6.4.3
6.5
6.6
6.7
236
6.7.1
240
242
244
245
247
248
313
314
329
331
333
339
339
251
259
259
260
262
7
7.1
265
272
274
276
280
7.1.1
7.1.2
7.1.3
7.2
281
288
289
293
302
7.2.1
7.2.2
303
7.2.3
308
Metamorphe Gesteine
der kontinentalen und
ozeanischen Erdkruste . . . .
Gefüge, Struktur und
Textur von metamorphen
Gesteinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kornbezogene Gefüge
(Struktur) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
Gesteinsbezogene Gefüge
(Textur) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Benennung metamorpher
Gesteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Spezifische kontaktmetamorphe und verbrennungsmetamorphe Gesteine . . . . . . .
Kontaktmetamorphite aus
pelitischen und psammitischpelitischen Edukten . . . . . . . . . . .
Kontaktmetamorphite aus karbonatischen und karbonatischsilikatischen Edukten . . . . . . . . . .
Kontaktmetamorphite aus
basischen Eduktgesteinen . . . . . .
353
362
366
371
373
375
378
379
Inhaltsverzeichnis
X
7.3
7.3.1
Regionalmetamorphe
Gesteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Regionalmetamorphite aus
pelitischen, psammitischpelitischen und sauren
magmatischen Edukten . . . . . . . .
7.3.1.1 Subgrünschieferfazies . . . . . . . . . . .
Tonschiefer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.3.1.2 Grünschieferfazies . . . . . . . . . . . . . .
Phyllit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.3.1.3 Sonderfälle saurer Metavulkanite:
Hälleflinta und Leptit . . . . . . . . . . .
Hälleflinta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Leptit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.3.1.4 Amphibolitfazies . . . . . . . . . . . . . . . .
Glimmerschiefer . . . . . . . . . . . . . . . .
Gneis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.3.1.5 Granulitfazies . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Saurer und intermediärer
Granulit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Charnockite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Granulitfazielle Metasedimente . . . .
7.3.1.6 Eklogitfazies und Blauschieferfazies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.3.2
Regionalmetamorphite aus
basischen Edukten . . . . . . . . . . . .
7.3.2.1 Subgrünschieferfazies
und Grünschieferfazies . . . . . . . . . .
Grünstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Grünschiefer . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.3.2.2 Amphibolitfazies . . . . . . . . . . . . . . .
Amphibolit, Hornblendeschiefer . .
7.3.2.3 Granulitfazies . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Mafischer Granulit . . . . . . . . . . . . . .
Sonderfall:
coronitische Olivingabbroide . . . . .
7.3.2.4 Eklogitfazies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Eklogit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.3.2.5 Blauschieferfazies . . . . . . . . . . . . . . .
Blauschiefer
(Glaukophanschiefer) . . . . . . . . . . . .
7.3.3
7.3.4
Regionalmetamorphite aus
ultramafischen Edukten . . . . . . .
Serpentinit, Ophikarbonate,
Talkschiefer, Steatit . . . . . . . . . . . .
Regionalmetamorphite aus
karbonatischen Edukten . . . . . .
7.3.4.1 Reine Marmore . . . . . . . . . . . . . . . . .
380
382
382
383
384
384
386
386
387
387
388
390
394
395
397
399
400
7.3.4.2 Regionalmetamorphite aus
karbonatisch-silikatischen
Mischedukten . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Unreine Marmore, Karbonatsilikatund Kalksilikatgesteine . . . . . . . . . .
7.3.5
7.3.6
7.3.7
7.4
7.5
7.6
7.7
7.8
400
402
402
404
405
406
409
409
412
412
412
415
415
8
8.1
8.2
8.3
8.4
416
417
420
421
9
423
423
Regionalmetamorphite aus
quarzbetonten, sandigen
Edukten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Quarzit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Regionalmetamorphite
aus Al-betonten Edukten . . . . . .
Regionalmetamorphite
aus Fe-reichen sedimentären
Edukten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Impaktmetamorphe Gesteine
Dislokationsmetamorphite:
Kataklasite und und Mylonite
(fault rocks) . . . . . . . . . . . . . . . . .
Mélanges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Migmatite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Metasomatische Gesteine . . .
Feldspatsprossung . . . . . . . . . . . . .
Skarne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Fenite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
438
438
439
439
Gesteine des Oberen
Erdmantels . . . . . . . . . . . . . . . . .
441
Erdmantelgesteins-Xenolithe
in alkalibasaltischen und
verwandten Vulkaniten . . . . . .
Erdmantelgesteine in nichtophiolithischen alpinotypen
Peridotitkomplexen . . . . . . . . . .
Erdmantelgesteine
in Ophiolithabfolgen . . . . . . . . .
Erdmantelgesteine in kleinen,
isolierten Vorkommen . . . . . . . .
Gesteinsartige Boden-,
Verwitterungs- und
Residualbildungen . . . . . . . . . .
425
425
428
429
429
431
434
434
443
445
449
449
453
Inhaltsverzeichnis
10
Glazialgeschiebe des
Norddeutschen Tieflands:
Gesteinsbestimmung an
sekundärem Vorkommen . .
XI
461
10.1 Sonderstellung und Bedeutung
von Glazialgeschieben . . . . . . . 461
10.2 Art der Vorkommen . . . . . . . . . 463
10.3 Südteil des Baltischen
Schilds: Geologie der
Herkunftsgebiete . . . . . . . . . . . . 464
10.4 Beispiele von
Kristallingeschieben . . . . . . . . . .
466
Literaturverzeichnis . . . . . . .
469
Sachwortverzeichnis . . . . . .
473
Einleitung
Die Petrographie oder Gesteinskunde ist ein gemeinsames Teilgebiet der Fächer Geologie und
Mineralogie, soweit diese inhaltlich auf Gesteine
und deren Minerale ausgerichtet sind. In dieser
„Gesteinsbestimmung im Gelände“ soll es hauptsächlich um den Teil gesteinskundlicher Untersuchungen gehen, der unmittelbar an den Gesteinsvorkommen ohne Labormethoden oder
Mikroskopie auskommen muss.
Auch in anderen Zusammenhängen kommt
es darauf an, Gesteine ohne aufwändige Methoden zu bestimmen. Beispiele hierfür sind die
Untersuchung von Gesteinen in Sammlungen,
an Bauwerken, prähistorischen Steinwerkzeugen und Kunstwerken. Die Notwendigkeit von
Gesteinsbestimmungen im Gelände oder unter
geländeähnlichen Bedingungen kann sich so
nicht nur im Rahmen der Geologie und Petrographie ergeben, sondern ebenso in der Geographie, Bodenkunde, Archäologie, Architektur und Landschaftsarchitektur.
Außer beruflicher Veranlassung gibt es viele
weitere Gründe, sich mit Gesteinen und deren
Mineralen zu befassen. Gerade diejenigen, die sich
aus Neigung und Interesse mit Gesteinen beschäftigen, benötigen einen Leitfaden, der praktische
Tipps gibt und vor allem den Weg durch historisch
gewachsene Namen, Regeln, Ausnahmen, fehlerhafte Vereinfachungen und Widersprüche bahnt.
Geologische und gesteinskundliche Untersuchungen beginnen immer im Gelände. Hierbei
kommt es auf umfassende Beobachtungen mit den
Hilfsmitteln an, die man ohne großen Aufwand
mit sich führen kann. Auch jede weiterführende
Untersuchung mit dem Mikroskop oder mit Labormethoden erfordert eine sinnvolle Probenauswahl. Dies geht nicht, ohne die vorkommenden
Gesteine schon im Herkunftsgebiet zu erkennen
und ihre geologische Bedeutung einzuschätzen.
Eine dem Zufall überlassene Probengewinnung
im Gelände kann weiterführende Untersuchungen
von vornherein sinnlos machen. Gesteine sind es,
in denen die Information über geologische Prozesse und die Geschichte des Untersuchungs-
gebiets dokumentiert ist. Manche Gesteine enthalten Fossilien als Momentaufnahmen der Entwicklung des Lebens auf der Erde (Abb. 1). Andere
dokumentieren die Entstehung längst abgetragener Gebirge oder verschwundener Ozeane. Jedes
Gesteinsstück bietet lesbare Information. Es ist
nicht schwer, das Lesen zu üben. Vor diesem Hintergrund sollte dieses Bestimmungsbuch gesehen
werden. Nicht zuletzt prägen die lokalen Gesteine
Landschaften, historische Bauten (Abb. 2) und
frühgeschichtliche Kulturdenkmäler.
Das vorliegende Gesteinsbestimmungsbuch
bezieht Erläuterungen geologischer und petrographischer Zusammenhänge ein. Trotzdem ist diese
„Gesteinsbestimmung im Gelände“ kein Lehrbuch
der Petrographie als solcher. Es soll jedoch das
Verstehen von Gesteinen im Gelände ohne zusätzliches Lehrbuch ermöglichen. Zum Inhalt gehört das gesteinskundliche Basiswissen, wie es
auch in Gesteinsbestimmungskursen und bei
Geländeübungen im Rahmen geowissenschaftlicher Bachelorstudiengänge vermittelt wird. Darüber hinaus sind die grundlegenden Ausführungen
und die Abhandlungen zu den einzelnen Gesteinsarten systematisch so erweitert, dass das Buch
auch als petrographisches Nachschlagewerk und
für weiterführende Studiengänge geeignet ist.
Der Titel „Gesteinsbestimmung im Gelände“
ist nicht so zu verstehen, dass es sich um ein
Buch zur Mitnahme in der Jackentasche handeln
soll. Der Umfang ergibt sich auch dadurch, dass
fehlerträchtige Vereinfachungen vermieden werden. Bei der Geländearbeit lässt sich das Buch im
Fahrzeug mitführen, in der Unterkunft bereithalten oder bedarfsweise auch im Rucksack tragen. Zur klaren und möglichst knappen Darstellung von geologischen Zusammenhängen lässt
sich ohne Verluste an Korrektheit nicht auf die
Verwendung von Fachbegriffen verzichten. Soweit diese unmittelbar die Gesteinsklassifikation
betreffen, sind sie jeweils beim ersten Vorkommen erläutert. Zahlreiche Querverweise sollen
auch beim Nachschlagen und fragmentarischen
Lesen die Klärung ermöglichen.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015
R. Vinx, Gesteinsbestimmung im Gelände, DOI 10.1007/978-3-642-55418-6_1
2
Einleitung
Abb. 1 Zu Kalkstein gewordene
ehemalige Sedimentoberfläche
mit zusammengeschwemmten
Ammonitengehäusen (Ceratiten)
und Muschelschalen, Oberer
Muschelkalk, Grasdorf bei
Hildesheim. BB 25 cm.
Die Bestimmung irgendwelcher Objekte, so
auch der von Gesteinen, erfordert immer eine
Klassifikation als Grundlage, um sicherzustellen,
dass unter einer Bezeichnung tatsächlich das Gleiche und Richtige verstanden wird. Die Frage der
Klassifikation ist bei Gesteinen komplex, z. T. im
Fluss und in Teilbereichen uneinheitlich. Entscheidender Wert wird auf die Verwendung der
aktuell gültigen Klassifikationen gelegt. Den von
internationalen Fachorganisationen (Subkommissionen der International Union of Geological Sciences) vereinbarten Bezeichnungen wird Vorrang
vor regionalen, nationalen oder historischen Sondertraditionen gegeben. In Bereichen ohne entsprechende Vereinbarungen (Sedimentgesteine)
werden die üblichsten bzw. sinnvollsten Klassifikationen verwendet.
Abb. 2 Feldsteinmauerwerk der im
12. Jahrhundert aus lokal verfügbaren Gesteinen gebauten Kirche
St. Viti in Zeven, Nordniedersachsen. Nur das Material des Portalvorbaus ist Sandstein, der nicht der
Region entstammt. Die nur teilweise
bearbeiteten Feldsteine sind eine
regional typische Mischung von
Glazialgeschieben aus überwiegend
magmatischen und metamorphen
Gesteinen. Hauptherkunftsgebiet ist
das heutige Ostschweden.
Zweck und Konzeption
der „Gesteinsbestimmung im Gelände“
Unter Gesteinsbestimmung im Gelände wird hier
die Deutung und Bestimmung von Gesteinen
verstanden, soweit dies unter Geländevoraussetzungen möglich ist. Es geht nicht allein um Gesteinsbestimmung im Sinne von bloßen Namenszuordnungen; diese sind im Gelände in manchen
Fällen nur vorläufig oder näherungsweise möglich. Mindestens ebenso so wichtig wie die korrekte Benennung eines Gesteins, z. B. als Granit,
sind Beobachtungen, die Rückschlüsse über die
geologische Geschichte des Gesteins und der
Fundregion erlauben.
Zum Teil sind Gesteine unter Geländebedingungen nicht sicher bestimmbar, wenn die es
Einleitung
zusammensetzenden Mineralkörner (Kristalle)
zu klein sind und andere Gesteine zum Verwechseln ähnlich aussehen. In jedem Fall lassen
sich aber überflüssige Untersuchungen oder
manche Fehldeutungen vermeiden, wenn man
die Möglichkeiten feldpetrographischer Vorauswertung im Gelände vollständig nutzt.
Nur Petrographen haben gewöhnlich Zugang
zu einem petrographischen Mikroskop (Polarisationsmikroskop) oder zu einem petrographisch-geochemischen Labor. Für die große
Mehrheit derer, die sich mit Gesteinen befassen,
sind die Möglichkeiten weiterführender Untersuchungen begrenzt. Die Gesteinsbestimmung
im Gelände soll gleichermaßen helfen, Grundlagen für weiterführende Untersuchungen zu legen, wie auch die oft nicht fortführbare und daher zunächst abschließende Bestimmung und
Deutung von Gesteinen zu ermöglichen. Hierzu
gehört, dass die Grenzen geländepetrographischer Methodik nicht verschwiegen werden.
Die Bestimmung und Deutung von Gesteinen
unter Geländebedingungen soll so weit wie möglich führen. Sie muss sich auf die ohne Mikroskop und Laboruntersuchungen beobachtbaren
Merkmale und Eigenschaften beschränken. Die
hierbei zur Verfügung stehende Methodik macht
den wesentlichen Unterschied solcher im weitesten Sinne makroskopischen Gesteinsbestimmung gegenüber mikroskopischen oder chemischen Bestimmungsverfahren aus. Für die Benennung makroskopisch wird hier keine
Trennung zwischen Beobachtung im Aufschlussmaßstab, im Nahbereich ohne Lupe, oder im
Nahbereich mit Lupe vorgenommen. Der Begriff makroskopische Gesteinsbestimmung
schließt dadurch mesoskopische Gesteinsbestimmung ein. Er ist dementsprechend nachfolgend zwecks Textvereinfachung weiter gefasst,
als dies mancherorts üblich ist. Es wird davon
ausgegangen, dass im konkreten Einzelfall möglichst der Aufschlusszusammenhang beachtet,
das Gestein im Überblick angesehen, und eine
geeignete Lupe benutzt wird.
Dieses Buch gibt eine an der Praxis orientierte
Anleitung zur makroskopischen Gesteinsbestimmung. Es enthält keinen systematischen
Bestimmungsgang, z. B. als festgelegte, hierarchische Abfolge von Ja-Nein-Entscheidungsweichen. Dieses Prinzip funktioniert für die Bestim-
3
mung von Blütenpflanzen, nicht aber ausreichend zuverlässig zur Bestimmung von Gesteinen
mit ihren oft fließenden Übergängen und Merkmalsausnahmen.
Makroskopische Gesteinsbestimmung im Gelände und an Sammlungsmaterial hängt von der
Bewertung gesteinsspezifisch-individueller Merkmale und Regeln ab. In der Praxis wird z. B. ein
Glimmerschiefer auch bei geringer Erfahrung
schon nach kurzer Betrachtung direkt als solcher
erkannt. Eine in einem systematischen Bestimmungsgang möglicherweise voranzustellende
Einstufung als Metamorphit ergibt sich dann
erst sekundär. Das Gestein Eklogit wird man in
vielen Fällen unmittelbar als eben dieses Gestein
erkennen und erst dann sicherheitshalber eine
mit anderen Mineralen verwechselbare Komponente des für die Einstufung als Eklogit relevanten Mineralbestands doch lieber genauer mustern (Omphacit).
Es wäre andererseits nicht sachgerecht, aus
Prinzip unsystematisch vorzugehen. Keinesfalls
sollen Klassifikationsregeln gebrochen werden.
Vielmehr wird besonderes Gewicht auf die Klarstellung von Definitionen und Benennungsregeln gelegt, weil sonst jede Bestimmung bezugslos vage und mehrdeutig bleiben müsste. Hierbei musste teilweise ein praxisbezogener Weg
zwischen „wild gewachsenen“ und z. T. auch uneinheitlichen Regelungen gesucht werden. Dies
gilt vor allem für manche Sedimentgesteine
(Abschn. 6.2). Ein weitgehend systematisierter
Bereich der makroskopischen Gesteinsbestimmung liegt in der Anwendung der festliegenden
Bestimmungsregeln der IUGS-Klassifikationen
magmatischer und metamorpher Gesteine (Abschn. 5.6, 7.1). Hierbei gibt es jedoch einige
Freiheit bezüglich der Vorgehensreihenfolge.
Die möglichst weit führende praktische Gesteinsbestimmung unter Geländebedingungen
gründet auf so viel Systematik wie möglich unter zusätzlicher Berücksichtigung individueller
Merkmale und Regeln.
Die farbigen Gesteins- und Mineralfotos
sind als Beispiele des für viele Gesteine und auch
Minerale höchst variablen Aussehens zu verstehen, nicht jedoch als vorrangige Bestimmungsgrundlage. Die ausschlaggebenden Merkmale
der einzelnen Minerale und Gesteine sind im
Text erläutert. Bei der Auswahl der Mineral-,
4
Gesteins- und Geländefotos standen Beispiele
im Vordergrund, die den jeweiligen Normalfall
möglichst deutlich repräsentieren sollen. Die
Herkunftslokalitäten von nicht selbst gewonnenen Sammlungsproben sind nach Maßgabe der
zugehörigen Etiketten angegeben, d. h. in unterschiedlicher Präzision. In einigen Fällen waren
keine Fundorte ermittelbar. Dies gilt vor allem
für Sammlungsproben mit dem Status von Verbrauchsmaterial, wie es in mineralogischen Universitätsinstituten für die Durchführung von
Übungen eingesetzt wird. Oft sind solche Proben besonders typisch für die normale Ausbildung von Mineralen. Das Fehlen eines Fundorts
ist dann kein entscheidender Mangel.
Minerale werden in dieser Gesteinsbestimmung im Gelände in ungefährer Reihenfolge
ihrer Wichtigkeit soweit behandelt, wie sie in
Gesteinen als makroskopisch erkennbarer oder
die Eigenschaften prägender Bestandteil vorkommen. Weder geht es hierbei um seltene Minerale noch um solche, die nur mit dem Mikroskop erkennbar sind. Auch Sammlerraritäten,
wie z. B. ungewöhnliche Ausbildungsformen
oder Farbvarietäten sonst häufiger Minerale
sind nicht Gegenstand der Betrachtungen. In
Hohlräumen oder in Spalten frei gewachsene
Minerale sind keine Gesteinsbestandteile. Auch
bezüglich der Gesteine wird keine Vollständigkeit unter Einbeziehung möglichst vieler Seltenheiten angestrebt. Es geht um die möglichst sichere Bestimmung und Deutung der häufigen
Einleitung
und geologisch wichtigen Gesteine und um die
Vermittlung der im Gelände möglichen Untersuchungstechniken.
Besonders für feinkörnige Gesteine ist eine
Benennung mit einem eindeutig festlegbaren
Gesteinsnamen im Gelände oft nur unter Beachtung eher subtiler Merkmale und Regeln möglich, oder überhaupt nicht. Trotzdem können in
fast jedem Fall Aussagen zur näherungsweisen
Einstufung und zur geologischen Bedeutung gemacht werden. Diese Aussagen sind höherwertiger als die Gewissheit, ob das Gestein z. B. definitiv ein Andesit oder ein Dacit ist. Die Übergänge
sind fließend. Im genannten Fall kann oft nur
eine chemische Gesteinsanalyse Sicherheit gewähren. Selbst Mikroskopie muss nicht zu einem
eindeutigen Ergebnis führen.
Dieses Buch führt in die Arbeitsweise der Geländepetrographie ein. Hierbei werden zunächst
die erkennbaren Gesteinsmerkmale zugrunde gelegt. Da diese bei manchen Gesteinen nicht in
ausreichendem Maße spezifisch sind, werden für
die in Frage kommenden Beispiele die Möglichkeiten gezielter zusätzlicher Detailbeobachtungen
dargestellt. Besondere Bedeutung hat die Beachtung des geologischen Umfelds und die Einbeziehung von einfachen petrographischen und
geochemischen Regeln. Hierdurch können manche zunächst unbestimmbar erscheinenden Gesteine recht sicher eingestuft werden. Es wird in
Kauf genommen, dass dadurch manchmal der
Eindruck des „Griffs in die Trickkiste“ entsteht.
1
Wissenschaftliche und
praktische Bedeutung
der Gesteinsbestimmung
im Gelände: Methoden
und Hilfsmittel
Das Bestimmen von Gesteinen steht gewöhnlich
am Anfang gesteinskundlichen Arbeitens. Die
Gesteinskunde wird mit unterschiedlicher Sinngebung oder auch undifferenziert mal als Petrographie, mal als Petrologie bezeichnet. Petrographie ist der traditionellere Begriff. Er wird
heute vor allem für die beschreibende und klassifizierende Gesteinskunde verwendet. Unter Petrologie wird hingegen vorrangig der Teil der
Gesteinskunde verstanden, bei dem es um experimentelle oder quantitativ messende Labormethoden, deren Auswertung und um genetische
Schlussfolgerungen geht. Beides ist nicht klar zu
trennen. Gerade die Geländebeobachtung und
makroskopische Gesteinsansprache liefern oft
die Voraussetzungen für quantitative Laboruntersuchungen. In diesem Buch wird durchgehend der Begriff Petrographie verwendet.
Die Bestimmung und Auswertung von Gesteinen im Gelände ist nur ein kleiner Teil der Petrographie. Sie ist jedoch wesentlicher Teil der geologischen Basisarbeit. Vieles von dem, was inzwischen über die Erde, über bestehende oder längst
abgetragene Gebirge und über Teilung und Zusammenwachsen von Kontinenten bekannt ist,
wurde unter Einsatz von Labormethoden ermittelt. Andererseits entstammen viele grundlegende
Erkenntnisse der direkten Geländebeobachtung
und -interpretation von Gesteinen und deren
Beziehungen zueinander. Im Gelände einfach ermittelbare Zusammenhänge lassen sich oft mit
Labormethoden nicht erkennen. Ein Beispiel
hierfür ist die für geologische Schlussfolgerungen
elementare Feststellung der stratigraphischen
Stellung eines Gesteins. Die Stratigraphie
(„Schichtkunde“) umfasst den Teilbereich der
Geologie, bei dem es um die lagerungsbedingte
Abfolge von geschichteten Gesteinen, vor allem
von Sedimentgesteinen geht (Abschn. 6.2) und
damit auch um deren zeitliche Einordnung.
Jede weiterführende petrographische Untersuchung erfordert eine Probenahme im Gelände. Hierbei soll die Probe ein meist riesiges
Gesteinsvolumen repräsentieren und in direktem Bezug zur Fragestellung aussagekräftig sein.
Aufwändige geowissenschaftliche Forschungsarbeiten können wegen ungeeigneter Probenauswahl oder wegen unzureichender Geländebeobachtungen zu unsinnigen Ergebnissen führen.
Die Geländepetrographie hat zentrale Bedeutung bei der geologischen Kartierung, der geologischen Grundlagenarbeit schlechthin. Hierbei
geht es um die Dokumentation des geologischen
Baus eines meist größeren Gebiets. Hauptziel ist
die Lokalisierung der Grenzen zwischen den
beteiligten Gesteinseinheiten an der Oberfläche.
Die Herstellung einer geologischen Karte erfordert intensive Geländearbeit, auch wenn durch
Auswertungen von Luftbildern und Satellitenaufnahmen viel Routinearbeit eingespart werden
kann. Ohne die zuverlässige Einstufung der vorkommenden Gesteine vor Ort ist geologische
Kartierung nicht möglich.
Bei der systematischen Aufsuchung von Rohstoffen wie Erzen und Industriemineralen, der
Prospektion, kommt es ähnlich wie bei der geologischen Kartierung darauf an, den Gesteinsbestand direkt im Gelände möglichst flächendeckend zu erfassen. Erst dann können allgemeine
Regeln z. B. der Bindung bestimmter Erze an be-
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015
R. Vinx, Gesteinsbestimmung im Gelände, DOI 10.1007/978-3-642-55418-6_2
6
1 Wissenschaftliche und praktische Bedeutung der Gesteinsbestimmung im Gelände
Gesteine oder Gesteinsassoziationen für
1 stimmte
die gezielte Aufsuchung ausgenutzt werden.
Die Auswertung von Glazialgeschieben, d. h.
von durch eiszeitliches Gletscher- oder Inlandeis
umgelagerten Gesteinsbrocken, ist die einzige
Methode zur einigermaßen präzisen Ermittlung
der Eisherkunft und des Transportwegs (Kap.
10). Von besonderer Bedeutung ist dies für Untersuchungen im nordischen, baltoskandischen Vereisungsgebiet. Hierbei kommt es vor allem auf
das Erkennen sog. Leitgeschiebe an. Dies sind
Brocken von Gesteinen, deren Herkunft durch
petrographischen Vergleich mit bekanntem,
merkmalsgleichem Gestein des jeweiligen Ursprungsvorkommens ermittelbar ist. Leitgeschiebeauswertungen sind auch ein unverzichtbares
Hilfsmittel zur stratigraphischen Einstufung der
Ablagerungen verschiedener Eisvorstöße. Leitgeschiebestudien haben in den nordeuropäischen
ehemaligen Vereisungsgebieten, so im Norddeutschen Tiefland, eine lange Tradition. Sie erfordern Sicherheit in der Gesteinsbestimmung. Die
Identifikation und Untersuchung der Leitgeschiebe und des sonstigen Geschiebebestands erfolgt aus praktischen Gründen fast ausschließlich
mit makroskopischen Bestimmungsmethoden,
oft direkt im Gelände. Die Glazialgeschiebekunde
ist daher ein ureigenes Anwendungsgebiet für
makroskopische Untersuchungsmethoden. Hierbei herrschen ähnliche Bedingungen wie bei der
Beschäftigung mit Sammlungsproben. Auch Glazialgeschiebe müssen ohne Beobachtung
ihres ursprünglichen Geländezusammenhangs
bestimmt werden.
Ganz wesentlich ist das Bestimmen von Gesteinen im Gelände auch dann, wenn es darum
geht, das richtige Material auszuwählen, um eine
Gesteinssammlung aufzubauen oder zu erweitern. Hierzu müssen Art und Bedeutung des
Materials im Gelände erkannt werden. Im Gelände entscheidet sich, ob die für die jeweilige
Sammlungskonzeption geeigneten Proben gewonnen werden oder nicht. Dies betrifft nicht
nur Privatsammlungen. Jedes geologische und
mineralogische Institut benötigt eine Gesteinssammlung für Unterrichts-, Beleg- und Forschungszwecke. Eine Sammlung sollte daher entsprechend der aktuellen Entwicklung des Fachs
kontinuierlich ausgebaut werden. Angesichts vieler schon verschwundener oder irgendwann un-
zugänglich werdender Vorkommen ist dies ein
Beitrag zur fachlichen Zukunftssicherung.
Sammlungen haben in materialbezogenen
Naturwissenschaften eine zentrale Bedeutung.
Dies betrifft Fächer wie die Botanik, Zoologie,
Geologie, Paläontologie und nicht zuletzt die
Mineralogie samt Petrographie. Immer wieder
ergibt es sich, dass für Forschungszwecke unvorhergesehen auf Sammlungsbestände zurückgegriffen werden muss. Gut betriebene wissenschaftliche Sammlungen von einiger Größe können den Rang von Kulturgütern haben.
Petrographische Geländearbeit ist fast immer
mit der Gelegenheit verbunden, ohne besonderen Zusatzaufwand wichtige Sammlungsproben
zu gewinnen. Allerdings steht bei den meisten
Probenahmen zunächst ein Forschungsprojekt
im Vordergrund. Über die Fokussierung auf die
hierfür benötigten Arbeitsproben geschieht es
dann leicht, dass die allgemeine Gesteinssammlung des Heimatinstituts vergessen wird.
Arbeitsmethoden, Hinweise
zum praktischen Vorgehen
Die Gesteinsuntersuchung und -bestimmung
unter Geländebedingungen umfasst vor allem
die auswertende Beobachtung von Mineralbeständen und sonstigen Merkmalen mit dem bloßen Auge und mit einer Lupe, wann immer
möglich unter Einbeziehung geologischer Befunde des Vorkommens.
Die Bestimmung des Mineralbestands eines
Gesteins erfordert unbewachsene, unverwitterte,
unzerkratzte und saubere Gesteinsbruchflächen.
Diese werden durch Anschlagen mit einem geeigneten Hammer hergestellt.
Die Probengewinnung gehört zu den ganz
wesentlichen Aufgaben der geländepetrographischen Arbeit. Nach erfolgter Auswahl ist die Herstellung von Proben eine handwerkliche Tätigkeit, bei der es wie bei jedem Handwerk auf geeignetes Werkzeug und Geschicklichkeit ankommt.
Das Vorgehen orientiert sich an dem vorgesehenen Zweck. Hierbei kommt es darauf an, nicht zu
kleine, aber auch nicht unsinnig große Proben zu
nehmen. Es gilt, möglichst unverwittertes und
repräsentatives Material unter Dokumentation
der Fundsituation zu entnehmen. Die größtmög-
Methoden und Hilfsmittel
liche Schonung des Vorkommens ist unerlässlich,
es sei denn, es handelt sich um einen Steinbruch,
in dem ohnehin gerade Material abgebaut wird.
Die Zeiten des Plünderns von sensiblen Vorkommen sollten Vergangenheit sein.
Fehlende Erfahrung führt leicht zu unangemessener Probengröße. Oft werden auch ungünstig geformte oder zu viele Proben gleicher
Art mitgenommen und damit das möglicherweise begrenzte und nicht nachwachsende Vorkommen in unnötigem Maße beeinträchtigt. Zu
große oder unförmige Proben erfordern überdies unangemessen viel Platz bei der Lagerung,
und man erreicht schneller die Grenzen der
Transportkapazität. Die Formgebung der Proben
geschieht am besten im Herkunftsvorkommen,
keinesfalls jedoch an einem anderen Gesteinsvorkommen. Bruchstücke falscher Gesteine am
falschen Ort können zu Verwirrung führen.
Die unreflektierte bis „triebhafte“ Mitnahme
von Gestein, z. B. auf Exkursionen, sollte bei
empfindlichen und mengenmäßig begrenzten
Vorkommen vermieden werden. Viele besondere Gesteinsvorkommen stehen ohnehin unter
Naturschutz, sodass strenge Einschränkungen
gelten. Die Probenahme kann genehmigungspflichtig oder völlig verboten sein. Wenn es nicht
auf horizontierte Probenahme ankommt, sollte
nur loses Material entnommen werden. Abschläge, Bohrlöcher oder gar Sägungen an exponierten Stellen von anstehenden Felsen oder
auch an Findlingen sind bleibende Schäden.
Durch bewusstes Aufsuchen lässt sich fast immer ein nicht ins Auge fallender, geeigneter Bereich finden, im günstigsten Fall unter wiederherstellbarer Schutt- oder Bodenbedeckung.
Für mikroskopische und routinemäßige gesteinschemische Untersuchungen reichen in Abhängigkeit von der Homogenität und Korngröße
des Gesteins oft einige hundert Gramm. Hierbei
ist zu berücksichtigen, dass ein wesentlicher Teil
der Probe zur Dokumentation, für mögliche Folgeuntersuchungen und auch als Material für makroskopische Vergleiche übrig bleibt.
Oft kommt es schon bei der Gewinnung auf
eine zweckmäßige Formgebung der Proben an.
Man kann sich hierdurch viel Mühe bei der Weiterverarbeitung ersparen. Günstig sind angenähert quaderförmige Proben mit ungefähr rechtwinkligen Kanten. Für Fotos sind Bruchflächen
7
zweckmäßig, die aus Gründen der Tiefenschärfe
über die zu fotografierende Fläche einigermaßen
eben sind. Bizarr und zufällig geformte Brocken
bergen Verletzungsgefahr beim Hantieren durch
scharfe Grate und sind ungeeignet für eine geordnete, platzsparende Aufbewahrung. Klemmende Schubladen wegen sich verkeilender Gesteinsstücke sind ein vermeidbares Ärgernis.
Gesteinsproben verdienen auch die Berücksichtigung ästhetischer Gesichtspunkte. Unterschiedlich geformte Brocken in Zufallsgrößen
sind als Untersuchungsmaterial geeignet, kaum
jedoch als Objekte einer attraktiven Belegsammlung. Mit einiger Übung und geeigneten Hämmern verschiedener Größen lassen sich schon
im Gelände in wenigen Minuten für Dokumentations- und Sammlungszwecke geeignete Gesteinshandstücke herstellen. Im Idealfall sind
dies flache, rechteckige Stücke von handlicher
Größe. In früheren Gesteinssammlungen waren
Handstücke mit einigermaßen einheitlich ca. 9 ×
12 cm Fläche und ca. 3 cm Dicke Standard (Abb.
1.1). Die Kanten wurden facettiert, sodass sich
insgesamt eine flach kissenähnliche Form ergab.
Für anspruchsvolle Gesteinssammlungen ist eine
Fortsetzung dieser Tradition sinnvoll.
Das Vorgehen bei der Herstellung von Gesteinsproben für hochwertige Sammlungen und
Ausstellungszwecke sollte zunächst an reichlich
verfügbarem Gestein eines unproblematischen
Vorkommens praxisnah geübt werden. Es ist nicht
zu erwarten, dass gut und einigermaßen einheitlich geformte Probenstücke auf Anhieb gelingen.
In jedem Fall sind immer mehrere Arbeitschritte
erforderlich und man muss in Kauf nehmen, dass
immer wieder auch Ausschuss entsteht. Hierbei
wird man bei der Probenahme in anstehenden
Vorkommen anders vorgehen als bei der Probenherstellung aus Geröllmaterial (unten). Unter der
Voraussetzung, dass man anstehendes Gestein
oder davon abgelöstes Blockwerk, z. B. in einem
Steinbruch beproben möchte, ist eine bestimmte
Abfolge von Schritten sinnvoll:
1. Auswahl einer geeigneten Entnahmestelle
2. Aufsetzen einer Schutzbrille (!)
3. Abschlagen einer scheibenförmigen Rohprobe
mit einem Vorschlaghammer
4. Grobformung mit einem mittelgroßen Hammer
5. Endformung mit kleineren Hämmern
1
8
1 Wissenschaftliche und praktische Bedeutung der Gesteinsbestimmung im Gelände
1
Abb. 1.1 Gesteinshandstücke im
Format ca. 9 u12 cm in traditioneller
Kissenform, Gabbronorit (grau) und
Granit (blassrötlich).
Beide Gesteine entstammen dem
Harz: Gabbronorit des Harzburger
Gabbromassivs und Granit des
Brockenmassivs (Lokalname:
Ilsestein-Granit).
Wenn man ein Gesteinshandstück in traditioneller Kissenform (Abb. 1.1) oder in Form eines flachen Quaders aus massigem Gestein herstellen
möchte, benötigt man zu Anfang eine ausreichend großflächige, ebene Scheibe von der für die
endgültige Probe angestrebten Dicke (Abb. 1.3).
Die Scheibe gewinnt man durch gut gezieltes,
kräftiges Abschlagen mit einem Vorschlaghammer von einer vorspringenden, möglichst geradlinigen Felskante. Am besten schlägt man mit einer der beiden Seitenkanten der breiten Seite des
Hammerkopfs, nicht mit der gesamten Fläche.
Hierzu muss der Hammer um einige Grad schräg
gestellt sein. Eine von vornherein zu große Scheibendicke ist durch Hämmern nicht mehr korrigierbar. In diesem Fall sollte man nach Möglichkeit lieber gleich eine neue Scheibe abschlagen.
Von der Rohscheibe schlägt man nacheinander mit abgestuft immer kleineren Schlosserhämmern (unten) überschüssiges Gestein vom
Rand der Scheibe ab, bis man das bezüglich
Form und Größe gewünschte Format angenähert erreicht hat. Hierbei hält man als Rechtshänder die Probe in der linken Hand. Ablegen
auf dem Boden ist ungünstig. Beide Hände sollten durch Arbeitshandschuhe geschützt werden.
Wenn man einen für die jeweilige Arbeitsphase
zu großen Hammer benutzt, bricht die Probe
leicht in der Mitte auseinander. Jeder zu sanfte
Schlag, bei dem sich kein Gesteinsstück ablöst,
hinterlässt eine hässliche Schlagspur. Das Bemessen der optimalen Hammergröße und der
Schlagintensität gelingt nach einigen Versuchen
an Übungsproben.
Nach der Grobformung lassen sich mit einem
Hammer von 150 bis höchstens 200 g Gewicht
die Kanten weiter begradigen und, wenn man
dies wünscht, auch in Kissenform facettieren
(Abb. 1.1) und zusätzliche Proben für verschiedene Zwecke formen (Abb. 1.3). Alle bei der
Probenherstellung verwendeten Hämmer sind
Verbrauchsmaterial mit begrenzter Haltbarkeit.
Der äußere, gehärtete Bereich nutzt bei der Arbeit ab. Man sollte daher in Abhängigkeit von
der Zähigkeit der Gesteine und von der geplanten Probenmenge ausreichend Reservehämmer
mit sich führen. Der ungehärtete Innenbereich
eines abgenutzten Hammerkopfs ist zur Bearbeitung festerer Gesteine nicht geeignet.
Einigermaßen ordentlich geformte Proben
von deutlich geringerer als der üblichen Handstückgröße von ca. 9 u 12 cm Fläche sind aus
Platz- und Gewichtsgründen für Übungssortimente (Abb. 1.2) vorteilhaft, wenn diese in
vielfacher Ausführung benötigt werden. Am Mineralogisch-Petrographischen Institut der Universität Hamburg sind vier verschiedene Sortimente aus je ca. 40 Proben von maximal 5 u 7 cm
Größe in jeweils 14-facher Ausführung in Gebrauch: gesteinsbildende Minerale, magmatische
Gesteine, Sedimentgesteine und metamorphe
Gesteine. Solche kleineren Proben lassen sich
kaum durch Hämmern in Form bringen. Da ästhetische Gesichtspunkte für sie eher nebensäch-
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