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F5 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen
F50
Eßstörungen
F50.0
F50.1
F50.2
F50.3
F50.4
F50.5
Anorexia nervosa
Atypische Anorexia nervosa
Bulimia nervosa
Atypische Bulimia nevosa
Eßattacken bei anderen psychischen Störungen
Erbrechen bei anderen psychischen Störungen
F51
Nichtorganische
Schlafstörungen
F51.0
F51.1
F51.2
F51.3
F51.4
F51.5
Insomnie
Hypersomnie
Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus
Schlafwandeln (Somnambulismus)
Pavor nocturnus
Albträume
F52
Nicht organisch
bedingte
sexuelle
Funktionsstörungen
F52.0 Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen
F52.1 Sexuelle Aversion und mangelnde sexuelle Befriedigung
F52.10 Sexuelle Aversion
F52.11 Mangelnde sexuelle Befriedigung
F52.2 Versagen genitaler Reaktionen
F52.3 Orgasmusstörungen
F52.4 Ejaculatio praecox
F52.5 Nichtorganischer Vaginismus
F52.6 Nichtorganische Dyspareunie
F52.7 Gesteigertes sexuelles Verlangen
F53
Psychische und
Verhaltensstörungen
im Wochenbett
F53.0 Leichte psychische und Verhaltensstörungen
F53.1 Schwere psychische und Verhaltensstörungen
F54
Psychische Faktoren
und
Verhaltenseinflüsse
bei andernorts klassifizierten Krankheiten
F55
Schädlicher Gebrauch
von nicht abhängigkeitserzeugenden
Substanzen
F55.0
F55.1
F55.2
F55.3
F55.4
F55.5
F55.6
© Heilpraktikerausbildung24, Stefan Barres 2009
Antidepressiva
Laxanzien
Analgetika
Antazida
Vitamine
Steroide und Hormone
Pflanzen oder Naturheilmittel
Seite A 75
Grundlagen Schlaf
Schlaf
Ein phasenhaft auftretender, durch das Schlafzentrum kontrollierter aktiver
Erholhungsvorgang der Stoffwechselvorgänge im Gehirn.
• Bewusstseinsminderung bei Weckbarkeit
• Umstellung des Vegetativums
- Bradykardie
- Kreislaufhypotonie
- Muskelhypotonie
- Verminderte Ansprechbarkeit des Atemzentrums
EEG
Im Schlaf- und Wachzustand zeigen sich im EEG spezifische Wellenzustände:
•
•
•
•
•
Schlafstadien
Alpha-Wellen, 8 - 13 Hz, entspannter Wachzustand
Beta-Wellen, 14 - 30 Hz, normaler Wachzustand, REM-Schlaf
Gamma-Wellen, 31 - 70 Hz, konzentrierter Wachzustand
Theta-Wellen, 4 - 7 Hz, leichter Schlaf
Delta-Wellen, 0,3 - 3,5 Hz, traumloser Tiefschlaf
Sowohl die Schlafphasen als auch die einzelnen Stadien der Schlafphasen
treten periodisch auf.
Im Alter nimmt sowohl der Anteil des Schlafens/Tag (auf ca. 6h) als auch der
Anteil des REM-Stadiums (von ca. 20% auf 13%) ab.
•
•
•
•
•
Stadium
Stadium
Stadium
Stadium
Stadium
1:
2:
3:
4:
5:
Einschlafen, Theta-Wellen
Leichtschlaf, Theta-Wellen, Schlafspindeln
Mitteltiefer Schlaf, Delta-Wellen, K-Komplex
Tiefschlaf, Delta-Wellen
REM-Schlaf, Beta- und Theta-Wellen
REM-Schlaf
• Das REM-Stadium wird auch als paradoxer oder aktiver Schlaf bezeichnet,
da hier Herzaktivität, Atemtätigkeit und Hirndurchblutung gesteigert sind.
• Weckbarkeit ähnlich schwer wie in Stadium 4, dem Tiefschlaf
• Beim Aufwecken aus REM-Stadien werden sehr viel häufiger Träume erinnert.
• REM-Phasen nehmen in der zweiten Nachhälfte zu.
Epidemiologie
Schlafstörungen
•
•
•
•
•
Ätiologie
Schlafstörungen
• Situativ
Umgebung, Zeitverschiebung
• Psychoreaktiv
Ärger, Aufregung, Angst
• Psychiatrisch
(endogene) Depression, Psychose, Neurose
• Neurologisch
Myoklonus (Muskelzuckungen), Restless legs, Schmerz
• Internistisch
Kardial, pulmonal (Schlafapnoe), Pruritus, Inkontinenz
• Pharmakogen
Alkohol, Drogen, Betablocker, Diuretika, Stimulanzien, Nootropica
Prävalenz ca. 25%
Ca. 5% der Deutschen leiden unter schwerer Insomnie
Vermehrt Frauen und ältere Menschen
Ca. 1,5% der Deutschen nehmen regelmäßig Schlafmittel
Schlafwandeln
- 4-6% der 5-12jährigen
- 2,5% der Erwachsenen gelegentlich
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F51 Primäre (nichtorganische)
Schlafstörungen
F51 Nichtorganische Schlafstörungen - Übersicht
Dyssomien
F51.0 Insomnie
Primär psychogene Zustandsbilder
mit einer Störung von Dauer,
Qualität oder Zeitpunkt des Schlafs
aufgrund emotionaler Ursachen.
Schlaflosigkeit
F51.1 Hypersomnie
Exzessive Schläfrigkeit
F51.2 Zirkadiane Störungen
Störungen des Wach-Schlaf-Rhythmus
Parasomnien
F51.3 Somnabolismus
Abnorme Episoden, die während
des Schlafs auftreten.
In der Kindheit haben sie meist
Bezug zur kindlichen Entwicklung,
im Erwachsenenalter sind sie meist
psychogen.
Schlafwandeln
F51.4 Pavor nocturnus
Nächtliche Panikattacken
F51.5 Albträume
Angstträume
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F51 Nichtorganische Schlafstörungen - Differenzialdiagnose
Abgrenzung
Im Abschnitt F51 werden nur schlafstörungen diagnostiziert, die vorwiegend emotional bedingt sind. In vielen Fällen sind Schlafstörungen aber
ein Symptom einer anderen psychischen oder körperlichen Krankheit.
Dies kann nur entschieden aufgrund
• des klinischen Erscheinungsbildes
• des Verlaufs
• therapeutischer Überlegungen und Prioritäten.
Wenn die Schlafstörungen eine Hauptbeschwerde darstellen, können sie
trotzdem in diesem Abschnitt (F51) diagnostiziert werden. Es können
dann so viele weitere Diagnosen zusätzlich gestellt werden, wie notwen-
G
Krankheiten des
Nervensystems
G47
Schlafstörungen
mit organischer
Ursache
• G47.0
• G47.1
• G47.2
• G47.3
• G47.4
• G47.8
Enuresis nocturna
Das nächtliche Einnässen, das ja auch zu einer Schlafstörung führt, findet
sich im ICD-10 an zwei Stellen:
• R33.8
• F98.0
Schlafstörungen
bei psychischen
Störungen
Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnie/Hyposomnie)
Krankhaft gesteigertes Schlafbedürfniss (Hypersomnie)
Kommt bei vielen Erkrankungen vor, z.B. Tumore, Meningitis,
Hirntrauma, degenerative Hirnerkrankungen, metabolische
Erkrankungen, endokrine Störungen, toxische Zustandsbilder.
Dies muss durch Laboruntersuchungen diagnostiziert werden.
Störungen des Wach-Schlaf-Rhythmus
Schlafapnoe
Narkolepsie (Hypersomnie + Störung des Wach-SchlafRhythmus) und Katalepsie (vorrübergehende
Muskelerschlaffungen)
Sonstige Schlafstörungen
Kleine-Levin-Syndrom (In unregelmäßigem Abstand auftretende
wochenlange Phasen mit Schlafperioden von 50-80 Stunden.
Die Ursache ist unbekannt.)
Primäre Enuresis nocturna
Unter R finden sich sonstige Störungen und unter R3 sonstige
Störungen, die das Harnsystem betreffen. Unter R33 schließlich
solche sonstigen Störungen, die das Harnverhalten betreffen.
Dieses ist als Folge einer verzögerten Reifung der
Blasenkontrolle anzusehen.
Nichtorganische Enuresis
Unter F finden sich Psychische und Verhaltensstörungen. Unter
F9 finden sich Verhaltens- und emotionale Störungen mit
Beginn in der Kindheit und Jugend. Unter F98 Sonstige
Störungen dieses Abschnittes.
Diese Form der Enuresis ist nicht organisch bedingt.
Schlafstörungen können bei vielen psychischen Störungen des Kapitels F
auftreten:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Depression
Manie
Schizophrenie
Zwänge
Ängste
Abhängigkeiten
Essstörungen
Belastungsreaktionen
Anpassungsstörungen
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Seite A 78
F51.0 Nichtorganische Insomnie
Definition
Insomnie ist ein Zustandsbild
• mit einer ungenügenden Dauer und Qualität des Schlafes,
• das über einen beträchtlichen Zeitraum besteht und
• Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen und frühmorgendliches
Erwachen einschließt.
Insomnie ist ein häufiges Symptom vieler psychischer und somatischer
Störungen und soll daher nur zusätzlich klassifiziert werden, wenn sie das
klinische Bild beherrscht.
Diagnostische
Leitlinien des
ICD-10
Klagen über Einschlafstörungen,
Durchschlafstörungen oder eine schlechte
Schlafqualität.
Mindestens dreimal pro Woche und mindestens
einen Monat lang auf.
• Überwiegendes Beschäftigtsein mit der
Schlafstörung.
• Übertriebene Sorge über deren negative Folgen.
• Leidensdruck oder
• Störung der Alltagsaktivität (Tagesschläfrigkeit)
Therapie
• Schlafhygienische Maßnahmen
- Regelmäßige Schlafzeiten (nicht vor dem Fernseher)
- Verzicht auf Alkohol und koffeinhaltige Getränke
- Keine schweren Mahlzeiten am Abend
- Regelmäßige körperliche Aktivität (nicht am Abend)
- Allmähliches Verringern der geistigen und körperlichen Aktivität vor
dem Zubettgehen
- Persönliches Einschlafritual
- Kein Arbeiten oder Fernsehen im Bett
- Abgedunkelte und ruhige Schlafumgebung
- In der Nacht nicht auf die Uhr schauen
• Entspannungstechniken (progressive Muskelentspannung)
• Paradoxe Intervention
• Stimuluskontrolle
- Nur bei Müdigkeit ins Bett gehen
- Keine Aktivitäten im Bett
- Bei Aufwachen Nachts nicht grübeln, sondern aufstehen
• Schlafrestriktion bis zum Abend
• Kognitive Restrukturierung
• Biofeedback
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F51.1 Nichtorganische Hypersomnie
Definition
Hypersomnie ist definiert entweder als
• Zustand exzessiver Schläfrigkeit während des Tages und Schlafattacken (die
nicht durch eine inadäquate Schlafdauer erklärbar sind)
oder durch
• verlängerte Übergangszeiten bis zum Wachzustand nach dem Aufwachen.
Bei Fehlen einer organischen Ursache für die Hypersomnie ist dieses Zustandsbild gewöhnlich mit anderen psychischen Störungen verbunden.
Diagnostische
Leitlinien des
ICD-10
• Unerklärliche Schlafneigung/Anfälle am Tag (nicht
wegen unzureichender Schlafdauer) oder
• verlängerter Übergang zum Wachzustand
(Schlaftrunkenheit)
• Täglich
• Länger als ein Monat oder wiederkehrende Perioden
• Deutliche Erschöpfung oder
Beeinträchtigung der Alltagsaktivitäten
• Keine zusätzlichen Symptome einer Narkolepsie
• Keine Hinweise auf Schlafapnoe
Kein neurologisches oder internistisches Zustandsbild
als Erklärung.
Differenzialdiagnose
Narkolepsie
Bei der Narkolepsie kommen gewöhnlich noch weitere Symptome dazu:
• Katalepsie (Anfallsartiges Erschlaffen der Muskeln bis zum Stürzen.)
• Schlaflähmung (Beim Einschlafen oder Aufwachen.)
• Hypnagoge Halluzinationenhafte (lebhafte Sinneswahrnehmungen beim
Einschlafen)
• Automatische Handlungen (Routinetätigkeiten werden bei Ermüdung in einer Art
Trance ausgeführt.)
Den Schlafanfällen kann nicht widerstanden werden.
Sie sind länger, dafür seltener als bei der Hypersomnie.
Hypersomnie bei Schlafapnoesyndrom (SAS)
Meist (90%) obstruktives SAS durch kollabieren der Schlundmuskulatur bei nachlassendem nächtlichem Muskeltonus. Sonst zentral bedingte Störung der
Atemmuskulatur.
• Nächtliche Apnoephasen von 10-60 Sekunden.
• Intermittierendes Schnarchen (von den Atempausen unterbrochen)
• Bluthochdruck, Adipositas, morgendliche Kopfschmerzen
Bei Verdacht auf Schlafapnoe Untersuchung in einem Schlaflabor.
Therapie in schweren Fällen mit CPAP-Beatmungs-Maschiene, die die Atmung
des Patienten unterstützt.
Restless-Legs-Syndrom
Parästhesien, Dyskinesien in den Beinen, das bei Ruhe auftritt und bei Bewegung
besser wird. Kommt ideopathisch und sekundär vor.
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Seite A 80
F51.2 Nichtorganische Störung des Wach-Schlaf-Rhythmus
Definition
Eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus ist definiert als Mangel an Synchronizität
zwischen dem individuellen Schlaf-Wach-Rhythmus und dem erwünschten SchlafWach-Rhythmus der Umgebung. Dies führt zu Klagen über Schlaflosigkeit und
Hypersomnie.
• Schlafrhythmus
• Tag-Nacht-Rhythmus
• 24-Stunden-Rhythmus
Diagnostische
Leitlinien des
ICD-10
Individueller Schlaf-Wach-Rhythmus ist nicht synchron mit dem normalen Rhythmus der Gesellschaft.
Mindestens ein Monat oder wiederkehrend
• Schlaflosigkeit während der normalen Schlafperiode
• Hypersomnie währen der normalen Wachperiode
Deutliche Erschöpfung oder Behinderung der
Alltagsaktivität.
Aspekte
Oft in Verbindung mit erheblichen psychischen Störungen
(Persönlichkeitsstörungen oder affektive Störungen).
• Ursachen
- Schichtwechsel, Jetlag
Biologisch bedingt durch Desynchronisation zwischen dem Wach-SchlafRhythmus und anderen ablaufenden Rhythmen (Körpertemperatur,
Kortisolausschüttung).
- Emotionale Komponenten
- Intrinsische Störungen des zirkadianen Oszillators (biologische Uhr)
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Seite A 81
F51.3 Somnabulismus (Schlafwandeln)
Definition
Schlafwandeln oder Somnambulismus ist ein Zustand veränderter
Bewusstseinslage, in dem Phänomene von Schlaf und Wachsein kombiniert sind.
Während einer schlafwandlerischen Episode verlässt die betreffende Person das
Bett, häufig während des ersten Drittels des Nachtschlafes, geht umher, zeigt ein
herabgesetztes Bewusstsein, verminderte Reaktivität und Geschicklichkeit. Nach
dem Erwachen besteht meist keine Erinnerung an das Schlafwandeln mehr.
Diagnostische
Leitlinien des
ICD-10
Ein- oder mehrmaliges Verlassen des Bettes und
Umhergehen meist im ersten Drittel der Nacht.
• Meist leerer, starrer Gesichtsausdruck
• Kaum Reaktion auf Bemühungen anderer das Geschehen zu beeinflussen oder Kontakt aufzunehmen.
Nach dem Erwachen besteht keine Erinnerung an die
Episode.
Differenzialdiagnose
Dissoziative Störung
Episoden dauern länger und der Betroffene ist wach. Er ist zu komplexen zielgerichtetem Verhalten befähigt.
F51.4 Pavor nocturnus
Definition
Nächtliche Episoden äußerster Furcht und Panik mit heftigem Schreien,
Bewegungen und starker autonomer Erregung. Die betroffene Person setzt sich
oder steht mit einem Panikschrei auf, gewöhnlich während des ersten Drittels des
Nachtschlafes. Häufig stürzt sie zur Tür wie um zu entfliehen, meist aber ohne den
Raum zu verlassen. Nach dem Erwachen fehlt die Erinnerung an das Geschehen
oder ist auf ein oder zwei bruchstückhafte bildhafte Vorstellungen begrenzt.
Diagnostische
Leitlinien des
ICD-10
Ein- oder mehrmaliges Erwachen mit Panikschrei,
Angst, heftigen Körperbewegungen und vegetativen
Symptomen (Schwitzen, Tachykardie, große Pupillen).
• Episoden meist 1 - 10 Minuten
• Im ersten Drittel der Nacht.
Kaum Beeinflussbar. Wenn dann meist gefolgt von
Minuten der Desorientierung.
Nach dem Erwachen besteht keine Erinnerung an die
Episode oder nur an ein oder zwei Fragmente.
Differenzialdiagnose
Albträume
Treten zu jeder Nachtzeit auf, der Patient erwacht leicht und hat oft eine lebhafte
und detaillierte Erinnerung.
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Seite A 82
F51.5 Albträume (Angstträume)
Definition
Traumerleben voller Angst oder Furcht, mit sehr detaillierter Erinnerung an den
Trauminhalt. Dieses Traumerleben ist sehr lebhaft, Themen sind die Bedrohung
des Lebens, der Sicherheit oder der Selbstachtung. Oft besteht eine Wiederholung
gleicher oder ähnlicher erschreckender Alptraumthemen. Während einer typischen
Episode besteht eine autonome Stimulation, aber kein wahrnehmbares Schreien
oder Körperbewegungen. Nach dem Aufwachen wird der Patient rasch lebhaft und
orientiert.
Diagnostische
Leitlinien des
ICD-10
Aufwachen aus dem Schlaf (zweite Hälfte der Nacht)
oft mit detaillierter Erinnerung. Themen oft Bedrohung
des Lebens, der Sicherheit, des Selbstwertgefühls.
Nach dem Aufwachen meist rasch orientiert und
wieder munter.
Das Traumerlebnis und die daraus resultierende
Schlafstörung verursachen deutlichen Leidensdruck.
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Seite A 83
F50 Eßstörungen
Definition
Furcht davor, dick zu sein oder zu werden
Verändertes Eßverhalten
Störung der Körperwahrnehmung
Reduziertes Selbstwertgefühl
Body Mass
Index
Körpergewicht (kg)
BMI (kg/qm) = -----------------------------Körpergröße2 (m2)
Klassifikation
Hochgradiges Untergewicht
Mittelgradiges Untergewicht
Leichtgradiges Untergewicht
Normalgewicht
Übergewicht (Adipositas Grad I)
Adipositas (Adipositas Grad II)
Extreme Adipositas (Grad III)
BMI
< 14
14 - 16
16 - 18
18 - 26
26 - 30
30 - 40
> 40
Epidemiologie
• Anorexie
Meist Frauen zwischen 15 und 25 Jahren. Nur 5-10% Männder.
In diesem Alter ca. 1%.
Erkrankungsgipfel mit 14 und 18.
• Bulimie
Ca. 1-3% der jungen Frauen. Nur 5-10% Männer.
Häufigkeitsgipfel mit 18.
• Adipositas
Mehr als 30% der Erwachsenen deutlich übergewichtig.
5-10% der Krankheitskosten für Adipositas und Folgeerkrankungen.
Diagnostik
• Symptome der Eßstörung
• Psychiatrische Komorbidität (Depression, Abhängigkeiten)
• Körperliche Abklärung (Achtung: lebensbedrohliche Komplikationen)
Differenzialdiagnose
• Depression, Manie (durch Mangel an Appetit)
- Schizophrenie (z.B. bei Psychosen wie Vergiftungswahn)
• Organische Ursachen
Meist der Wunsch vorhanden,wieder zuzunehmen.
Meist mit Erschöpfung und Müdigkeit (bei Anorexie eher Überaktivität).
- Diabetes mellitus
- Hyperthyreose
- Maldigestion (Zöliakie, Morbus Crohn)
Prognose
Bei behandelten Patienten:
• Vollständige Besserung bei ca. 30%
• Parteille Besserung bei ca. 35%
• Chronifizierungbei ca. 25%
• Mortalität nimmt mit Krankheitsdauer zu. Nach 15-20 Jahren ca. 10-20%
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Seite A 84
F50 Eßstörungen Ätiologie
Allgemein
Multifaktoriell im Sinne eines Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Komplexes Zusammenspiel von prädisponierenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren.
Prädisponierende
Faktoren
Genetische Faktoren
• Konkordanzrate bei eineiigen Zwillingen 50%, bei zweieiigen nur 10%
• Verwandte 1. Grades haben eine Erkrankungswahrscheinlichkeit, die
achtmal höher ist als für Normalbevölkerung.
Auslösende
Faktoren
• Soziokulturelle Faktoren
- Schönheitsideal seit den 50ern auf Schlankheit ausgerichtet.
- Da Körpergewicht durch gutes Angebot dennoch nach oben geht folgt
ein Diskrepanzgefühl- Ca. 50% der 11-18jährigen habeneine Diät gemacht.
• Familienstruktur
Vermehrt rigide, konfliktvermeidende Beziehungsstrukturen.
• Lernprozesse
Essen als Mittel zur Entspannung in Kindheit und Jugend (Bulimie)
• Dysfunktionale Kognitionen
Wie im Beckschen Depressionsmodell beschrieben (Selektive
Abstraktionen, Übertreibungen, Alles-oder-Nichts-Denken...)
• Unbewusste Konflikte
Eßstörung als Abwehrverhalten.
Widerstreit zwischen Autonomie- und Abhängigkeitswünschen.
• Lebensereignisse, Belastungen
Trennungen von Bezugspersonen, neue Anforderungen, Krankheiten
Aufrechterhaltende
Faktoren
• Gezügeltes Eßverhalten
Ein auf Gewichtsreduktion oder - erhalt ausgerichtetes Eßverhalten.
Nicht an Hunger oder Sättigung orientiert.
Typische Verhaltensweisen: Diäten, Auslassen von Mahlzeiten,
Kalorienzählen, Verzicht auf Hochkalorisches.
• Lernerfahrungen
Anfangs durch Gewichtsabnhame mehr Anerkennung und Zuwendung.
Dies wirkt als positiver Verstärker.
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Seite A 85
F50.0 Anorexia nervosa
Definition
• Absichtlich selbst herbeigeführter oder aufrechterhaltener
Gewichtsverlust.
• Am häufigsten ist die Störung bei heranwachsenden Mädchen und
jungen Frauen; heranwachsende Jungen und junge Männer, Kinder vor
der Pubertät und Frauen bis zur Menopause können betroffen sein.
• Die Krankheit ist mit einer spezifischen Psychopathologie verbunden,
wobei die Angst vor einem dicken Körper und einer schlaffen Körperform
als eine tiefverwurzelte überwertige Idee besteht und die Betroffenen
eine sehr niedrige Gewichtsschwelle für sich selbst festlegen.
• Es liegt meist Unterernährung unterschiedlichen Schweregrades vor, die
sekundär zu endokrinen und metabolischen Veränderungen und zu
körperlichen Funktionsstörungen führt.
• Zu den Symptomen gehören eingeschränkte Nahrungsauswahl,
übertriebene körperliche Aktivitäten, selbstinduziertes Erbrechen und
Abführen und der Gebrauch von Appetitzüglern und Diuretika.
Diagnostische
Leitlinien ICD-10
Körpergewicht
• Mind. 15% unter dem erwarteten. (Abnahme oder nie erreicht.)
• Quetelets-Index/BMI ≤ 17,5
• In Vorpubertät kann die Gewichtzunahme beim Wachsen ausbleiben.
Gewichtsverlust selbst herbeigeführt durch
•
•
•
•
•
Vermeidung hochkalorischer Speisen und mind. eine der weiteren
selbst induziertes Erbrechen
selbst induziertes Abführen
übertriebene körperliche Aktivität
Gebrauch von Appetitzüglern oder Diuretika
Körperschema-Störung
• Tiefverwurzelte überwertige Idee mit Angst, zu dick zu werden.
• Niedrige Gewichtsschwelle für sich selbst.
Endokrine Störung
• Amenorrhö bei Frauen, Potenzstörungen bei Männern
Durch Störung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse
(LH, FSH, Testosteron, Östrogen, Gestagen)
• Erhöhter STH und Cortisolspiegel
• Störung der Schilddrüsenhormone
• Störung der Insulinsekretion
Bei Beginn vor der Pubertät
• Verzögerter Entwicklungsablauf
Wachstumsstopp, fehlende Brustentwicklung, primäre Amenorrhö
• Nach Remission wird die Entwicklung meist normal abgeschlossen
Fünfte Stelle
• F50.00 Passive (asketische, restriktive) Form der Anorexie
Ohne aktive Maßnahmen zur Gewichtsreduktion
• F50.01 Aktive (bulimische) Form der Anorexie (purging type)
Mit aktiven Maßnahmen zur Gewichtsreduktion
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Seite A 86
F50.0 Anorexia nervosa
Anorexie
• Der Begriff bedeutet Appetitverlust oder Appetitlosigkeit und ist deshalb
eine unzutreffende Beschreibung, da es um ein auffälliges Eßverhalten
geht.
• Synonym
Pubertätsmagersucht, juvenile Magersucht
Symptome
Leitsymptome
• Störung des Körperbildes und Körperkonzeptes
• Störung in der Wahrnehmung und kognitiven Interpretation interozeptiver
Reize
• ein alles umfassendes, lähmendes Gefühl eigener Unzulänglichkeit
Verhaltensweisen
•
•
•
•
•
•
Einteilung von Nahrungsmitteln in erlaubt und verboten.
Kalorienzählen
Mehrfaches Wiegen und Messen am Tag
Gedanken kreisen um Themen von Essen, Ernährung
Bekochen von anderen ohne selbst an der Mahlzeit teilzunehmen
Rituale
- Langes kauen
- Verstecken oder horten von Lebensmitteln
• Rückzug aus Beziehungen
• Vermeidung, mit anderen zusammen zu essen
Subjektives Erleben
• Gestörte Körperwahrnehmung
In Bezug auf Gewicht, größe, Form und enterozeptiv (Hunger,
Sättigung)
• Gefühl der Stärke angesichts der eigenen Willenskraft
• Erfahrung anerkennender Reaktionen wegen der Gewichtsabnahme
Körperliche Symptome
• Gastrointestinal
Völlegefühl, Blähungen, Obstipation
• Kardial
Herzrhythmusstörungen, Bradykardie, orthostatische Dysregulation
• Endokrin
Amenorrhoe, Minderwuchs, Hypothermie
• Weitere
- Blutbildveränderungen (Anämie)
- Osteoporose
- Muskelatrophie
Komplikationen
• Psychisch
- Bulimische Attacken
- Depressive Affektlage
- Angst- oder Zwangssymptome
• Körperlich
- Herzrhythmusstörungen
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Seite A 87
F50.0 Anorexia nervosa - Therapie
Amarican
Psychiatric
Association
Da die Anorexie als multifaktorielle Störung gilt, bedarf es auch einer
mehrdimensionalen Therapie.
Die Eßstörung ist dabei eine Kompromisslösung, die kurzfristig zu einer
emotionalen Stabilisierung führt, langfristig aber emotionale Labilität,
Depressivität und körperliche Beeinträchtigungen nach sich zieht.
Die Therapie nach den Leitlinien der APA sollte drei Bereiche abdecken:
• Ernährungsrehabilitation
• Psychosoziale Rehabilitation
Psychoedukation, Psychotherapie, Behandlung von Komorbiditäten
• Medikamentöse Therapie
Ernährungsrehabilitation
• Ernährungsberatung
• Einüben eines angemessenen Eßverhaltens
• Ziel ist Gewichtsnormalisiserung
Psychosoziale
Rehabilitation
• Psychoedukation
Informieren über
- die Eßstörung
- die aufrechterhaltenden Faktoren (gezügeltes Eßverhalten)
- therapeutische Möglichkeiten
• Psychotherapie
Wahrnehmungstraining zur Selbstwahrnemung (z.B. Kunsttherapie,
soziales Kompetenztraining oder Eßprotokoll). Veränderung dysfunktionaler Kognitionen.
Psychoanalytisch: Bearbeitung des Autonomiekonfliktes und annehmen
der weiblichen Geschlechterrolle.
Medikamentöse
Therapie
• Spielt nur eine untergeordnete Rolle.
• Bei depressiver Komorbidität Behandlung mit Antidepressiva.
• Elektrolytentgleisungen durch Substitution ausgleichen.
Setting
• Stationäre Behandlung
Unumgänglich bei schweren Problemen
- BMI unter 15
- körperlich (Elektrolytentgleisung)
- psychisch (z.B. Suizidalität)
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Seite A 88
F50.2 Bulimie
Definition
Ein Syndrom, das durch wiederholte Anfälle von Heißhunger und eine
übertriebene Beschäftigung mit der Kontrolle des Körpergewichts
charakterisiert ist. Dies führt zu einem Verhaltensmuster von Essanfällen
und Erbrechen oder Gebrauch von Abführmitteln.
Viele psychische Merkmale dieser Störung ähneln denen der Anorexia
nervosa, so die übertriebene Sorge um Körperform und Gewicht.
Wiederholtes Erbrechen kann zu Elektrolytstörungen und körperlichen
Komplikationen führen.
Häufig lässt sich in der Anamnese eine frühere Episode einer Anorexia
nervosa mit einem Intervall von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren
nachweisen.
Diagnostische
Leitlinien nach
dem ICD-10
Eßattacken
Eine Andauernde Beschäftigung mit Nahrungsmitteln; die Patientin erliegt
Eßattacken bei denen große Mengen Nahrung in sehr kurzer Zeit
konsumiert werden. Mind. 3x/Woche über drei Monate.
Maßnahmen gegen dickmachenden Effekt
Die Patientin versucht, dem dickmachenden Effekt der Nahrung durch
verschiedene Verhaltensweisen entgegenzusteuern:
• Selbstinduziertes Erbrechen
• Mißbrauch von Abführmitteln
• Zeitweilige Hungerperioden
• Gebrauch von Appetitzüglern, Schilddrüsenpräperaten, Diuretika
Bei Diabetikern kann es zu einer Vernachlässigung der Insulinbehandlung
kommen.
Furcht, dick zu werden
Eine der wesentlichen psychopathologischen Auffälligkeiten besteht in der
krankhaften Furcht, dick zu werden. Die Patientin setzt sich eine scharf
definierte Gewichtsgrenze, deutlich unter dem prämorbiden, vom Arzt als
optimal oder gesund betrachtetem Gewicht.
Häufig findet sich in der Vorgeschichte eine Anorexia nervosa.
Differenzialdiagnose
• Störungen des oberen Gastrointestinaltraktes mit wiederholtem
Erbrechen (die psychischen Auffälligkeiten fehlen).
• Allgemeine Persönlichkeitsstörung.
• Depressive Störung.
• Anorexie
Es tritt nicht das für die Anorexie typische Untergewicht auf.
Untergruppen nach
dem DSM-IV
• Purging Type
Mit regelmäßigem Erbrechen, Laxantien- oder Diuretikaeinnahme.
• Non-Prging-Type
Mit Fasten oder übermäßiger körperlicher Aktivität.
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Seite A 89
F50.2 Bulimie
Bulimie
Der grichische Begriff bedeutet Ochsenhunger und bezeichnet die
charakteristischen Eßanfälle.
Symptome
Eßattacken
• Die Patienten sind meist normalgewichtig.
• Sie erleben einen Kontrollverlust während der Eßattacken.
Psychisch
• Die Patienten sind überzeugt, zu “fett” zu sein.
• Es findet eine ständige Beschäftigung mit dem Thema Essen statt.
• Störung der Körperwahrnehmung (Hungergefühle, Sättigungsgefühle)
• Selbstwertprobleme (Eigener Wert an die Erfüllung sozialer Werte, z.B.
Schlankheitsideal, geknüpft.)
• Komorbide Erkrankungen
- Angststörungen
- Alkoholmissbrauch
- Depressive Episoden
Gegensteuernden Maßnahmen
Die Patientin versucht, dem dickmachenden Effekt der Nahrung durch
verschiedene Verhaltensweisen entgegenzusteuern:
• Selbstinduziertes Erbrechen
• Mißbrauch von Abführmitteln
• Zeitweilige Hungerperioden
• Gebrauch von Appetitzüglern, Schilddrüsenpräperaten, Diuretika
Bei Diabetikern kann es zu einer Vernachlässigung der Insulinbehandlung
kommen.
Insbesondere nach dem Erbrechen:
Scham, Schuld, Depressive Verstimmung
Körperliche Symptome
Komplikationen
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Speicheldrüsenschwellung
Parotitis
Schwere Karies
Gastritiden, Ösophagitiden, Pankreatiden
Magendilatation
Niereninsuffizienz
Herzrhythmusstörungen
Diabetische Entgleisungen
Elektrolyverschiebungen
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Herzrhythmusstörungen
Tetanie
Epileptische Anfälle
Muskelschwäche
© Heilpraktikerausbildung24, Stefan Barres 2009
Seite A 90
Bing Eating Disorder
Definition
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Differenzialdiagnose
Die Überschneidung mit Adipositas und der Bulimia nervosa vom NichtPurging-Typ sind groß.
Regelmäßige Eßanfälle
Kein gegensteuerndes Verhalten
Meist mit Übergewicht
Binge bedeutet Sauf- oder Fressgelage
F50.4 Eßattacken bei anderen psychischen Störungen
Definition
• Übermäßiges Essen als Reaktion auf belastende Ereignisse mit
Übergewicht.
• Trauerfälle, Unfälle, Operationen, emotional belastende Ereignisse
• Übergewicht als Nebenwirkung von Medikamenten (Neuroleptika,
Antidepressiva) gehört nicht in diese Kategorie, sondern unter E66.1
(durch Medikamente bedingtes Übergewicht).
E65, E66 Adipositas
Definition
• Zu hoher Anteil an Körperfett in der Ganzkörpermasse
• Übergewicht bedeutet dagegen eine Erhöhung der Körpermasse
• Bestimmung des Fettanteils durch Unterwasserwiegen,
Computertomographie, einfacher: BMI (26-30 ÜG, >30 Adipositas)
Epidemiologie
• Ca. 50% der erwachsenen Deutschen sind übergewichtig
• 15-20% Adipositas
• 10-20% der Schulkinder sind übergewichtig (zunehmend)
Symptome
• Psychisch
- Negative gesellschaftliche Assoziationen (geringe Intelligenz,
Willensschwach, Faul).
- Geringes Selbstwertgefühl durch Stigmatisierung
- Aggressionen gegenüber dem eigenen Körper
- Oft komorbid mit Angststörungen oder Depressionen
• Körperlich
- Kardiovaskulär
Arterielle Hypertonie, Herzinfark, Herzinsuffizienz, Schlaganfall,
primäre Lungenembolie
- Endokrin
Diabetes mellitus Typ II, Hyperlipidämie, metabolisches Syndrom,
Gicht
Ätiologie
• Energiezufuhr durch Nahrung höher als Verbrauch
• Eßverhalten, Ruhestoffwechsel, körperliche Aktivität
• Genetische Faktoren, Lernerfahrung, soziokulturelle Faktoren
© Heilpraktikerausbildung24, Stefan Barres 2009
Seite A 91
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