Verhaltenstherapeutische Ansätze in der Arbeit mit abhängigkeitserkrankten Menschen AbhängigkeitsErkrankungen und ihre Entstehung Voraussetzungen für gelingende Therapie Suchtmittelgebrauch in Deutschland 2008, DHS 10 Mio 2,5 Mio Nikotin Alkoholkranke (Dunkelziffer 10-15 %/ 8-12 Mio) 1,5 Mio 645 Tsd Medikamentenabhängige Illegalle Drogen 2,4 Mio Cannabis Geschlechtsabhängige Konsummuster (12 Monats Prävalenz) Cannabis Gesamt 4,7 % Männer 6,4 % Frauen 2,9 % Andere illegale Drogen Gesamt 1,2 % Männer 1,8 % Frauen 0,6 % Cannabisbezogene Störungen (nach DSM IV) 2006 / Alter 18 -64 Missbrauch Gesamt 0,7 % (n =380.000) Männer 1,2 % Frauen 0,3 % Abhängigkeit Gesamt 0,4 % (n = 220.000) Männer 0,6 % Frauen 0,3 % (Gesamtbevölkerung 52.010.517 / 31.12.2005) Konsumtendenz Tabak seit 1995 rückläufig ( -2,1%) Alkohol seit 1990 rückläufig (-2,2% Bier - / Wein + ) Medikamente (- 2 - 7 %) F1 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen F10 Störungen durch Alkohol F11 Störungen duch Opiode F12 Störungen durch Cannabinoide F13 - durch Sedativa od.Hypnotika F14 - durch Kokain F15 - sonstige Stimulantien incl. Kaffee F16 - durch Halluzinogene F17 -durch Tabak F18 -durch flüchtige Lösungsmittel F19 - durch multiplen Substanzgebrauch ICD 10: F1 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen F F F Beispiel: F11.21 Störung durch Opiode Abhängigkeit derzeit abstinent in beschützter Umgebung 1 X. 1 (Mißbrauch) 1 X. 2 (Abhängigkeit) 1 X. 2x (weitere Differenzierung möglich) F 1 X. 3-9 Komplikationen Beispiel: F10.41 Störung durch Alkohol Entzugssyndrom mit Delir mit Krampfanfällen F1x.2 Abhängigkeitssyndrom Diagnostische Leitlinien Wenn im vergangenen Jahr 3 oder mehr der folgenden Kriterien gleichzeitig vorhanden waren 1. Ein starker Wunsch od. eine Art Zwang, psychotrope Substanzen zu konsumieren 2. Verminderte Kontrollfähigkeit bzgl. Beginn, Beendigung und Menge des Konsums 3. Körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums, nachgewiesen durch substanzspez. Entzugssymptome --Oder durch die Aufnahme der gleichen oder einer nahe verwandten Substanz, um Entzugssymtome zu mildern oder zu vermeiden 4. Nachweis einer Toleranz. Um die ursprünglich durch niedrige Dosen erreichten Wirkungen der psychotropen Substanz hervorzurufen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich. 5. Fortschreitende Vernachlässigung von anderen Interessen zugunsten Substanzkonsum + erhöhter Aufwand für Beschaffung, Konsum der Substanz und sich von den Folgen zu erholen 6. Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweises eindeutig schädlicher Folgen wie z.B. Hep C, depressive Verstimmung Weitere Störungen im Suchtbereich F50 F50.0 Anorexia nervosa F50.2 Bulimia nervosa F63 Eßstörungen abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle F63.0 pathologisches Spielen F63.2 pathologisches Stehlen (Kleptomanie) Verhaltens - Süchte (mit denen wir zu tun haben) Eß- Sucht Spielsucht Kleptomanie Sexsucht Internetsucht Kaufsucht Arbeitsucht Suchtindikation/ Problembereiche Problematik Männer Frauen Gesamt Kommunikation/ Partnerschaft Sexualität 74,5% 80,4% 76,5% Schule/ Beruf 47,7% 31,1% 42,0% Eltern-Kind Kontakte 41,7% 55,6% 46,5% Suchtmittelbedingte Folgeerscheinungen 19,6% 12,7% 17,3% Depression/ Angst/ Suizidalität 29,0% 43,3% 33,9% Psychosomat. Beschwerden 10,9% 21,5% 14,5% Sonst. Psychische Störungen 12,4% 13,9% 12,9% Gesamt 65,7% 34,3% Entstehung komorbider Störungen Kausaler Zusammenhang: Eine Störung A (z.B. Depression) prä-dispositioniert dazu die Störung B (z.B. Abhängigkeitserkrankung) zu entwickeln Wechselseitiger Zusammenhang: Störung A und B beeinflussen sich gegenseitig Zusammenhang durch gemeins. ätiolog. Faktor: ein zugrundeliegender Faktor (z.B. dopanierge Dysfunktion) wirkt sowohl auf die Ausbildung von Störung A (z.B. Sucht) als auch von Störung B (z.B. Psychose) Modell der Entstehung einer Persönlichkeitsstörung Persönlichkeit Persönlichkeitsstil Persönlichkeitsabweichung Persönlichkeitstörung Untersuchung bei Patienten mit Suchterkrankung n=36 ( 10 26) Alter (19-38 J.) Testverfahren: SKID 2 (24), SVF (17), FAF(28) Ergebnisse: häufigste Persönlichkeitsstörungen: Borderline (16) – Cl. B Antisozial (14) – Cl. B Zwanghaft (12) – Cl. C Narzistisch (10) – Cl. B paranoid (9) - Cl. A Stichprobe: Störungsübergreifende Merkmale Interaktionsverhalten Emotionalität Realitätswahrnehmung Selbstwahrnehmung Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung Impuls-und Selbstkontrolle Wege in die „offene Entwöhnungstherapie bei Verstoss geg. Das BtmG unter einer Haftstafe unter 2 Jahren ggf Strafzurückstellung nach §35 BtmGin einer staatl. anerkannten Entwöhnungseinrichtung Auflage durch Jugendamt, Arbeitgeber Rehabilitationsmaßnahme Unterschied offenes/ geschlossenes Setting offenes Setting: weniger Reaktanz Gefahr des schnellen Abbruchs teilweise unklare Auftraggeber und daraus resultierender unklarer Arbeitsauftrag wegen unklarer und zunehmender schwieriger werdender Kostenzusage oft unklar wie viel Zeit und dann v.a wenig Zeit für eine sinnvolle therapeut. Arbeit: Geschlossenes Setting: mehr Reaktanz und Widerstand durch jurist. Rahmenbedingungen teilweise gerade im Bereich Delinquenz die schweren Störungen klarer Hauptauftraggeber; klare Aufgabenstellung Justiz: PatientIn soll nicht mehr straffälig werden PatientIn: S schnell wie möglich wieder Verhaltenstherapeutische Ansätze in der Arbeit mit Abhängigkeitserkrankungen Modelle der Entstehung und Aufrechterhaltung süchtigen Verhaltens 1. Neurobiologische Ansätze Genetische Disposition Zelluläre/ Pharmakodynamische Toleranzentwicklung Endokrines System 2. Soziale Bedingungsfaktoren von Drogenkonsum und Drogenmissbrauch 3. Psychologische Erklärungskonzepte Grundlegende Lernvorgänge i. d. Suchtentwicklg Drogen als postiver Verstärker Drogen als negativer Verstärker Indirekte Verstärkereffekte Substanzwirkung u. Erwartungseffekte Klass. Konditionierung Instrumentelles Lernen Craving Verhaltensdisposition Temperament, Charakter Frauen und Sucht Konsumgewohnheiten Einstiegsmotive Konsummuster Überleben in der Drogenszene Beschaffungsstrategien Ausstiegsbedingungen Die Rolle der Hilfesysteme Therapieziel Sicherung des Überlebens Sicherung des möglichst gesunden Überlebens Reduzierung der Rückfalldauer und der Konsummenge Vergrößerung der drogenfreien Perioden Dauerhafte Abstinenz Vorrausetzung für gelingende Therapie Gute Anamnese (über das Störungsbild hinausgehend!) Gute Problemanalyse Zieldefinition mit dem Patienten (immer wieder überprüfen!) Meine Haltung als Therapeut ständig überprüfen!!!!!!!!! Prinzipien des verhaltenstherapeutischen Ansatzes Integration von verhaltensorientierten und kognitiven Ansätzen Problemorientiert Zielorientiert Aktionsorientiert (aktive Mitarbeit der Patienten) Auf den persönlichen Alltag des Patienenten hin orientiert Transparent Hilfe zur Selbsthilfe Methoden Reizkonfrontationsmethoden V.a. bei Angsstörungen Zwangsstörungen Posttraumat. Belastungsstörungen Konfrontation des Patienten mit subjektiv gefürchteten und angstauslösenden Reizen (Situationen, Symptomen…) Graduelle Exposition ! Operante Methoden Z.B. positive und negative Verstärkung Training in soz. Kompetenz Modellernen Selbstkontrollverfahren Selbstbeobachtung Stimuluskontrolle Selbstverstärkung Kognitive Verfahren V.a. in der Depressionsbehandlung Panikbehandlung Ziel: Veränderung der (angstauslösenden) Fehlinterpretationen Durch Identifikation und Überprüfung der dysfunktionalen Kognitionen und Ersetzen durch adäquate Kognitionen (Reattributionen)