5.12. Gruppe für Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen Zielgruppe Das Angebot richtet sich an Grundschüler, die eine Störung im Bereich der Aufmerksamkeit, der impulsiven Selbststeuerung und häufig im Sozialverhalten zeigen. Auffallend ist bei diesen Kindern eine fehlende Struktur und Organisation bei Aufgaben und Aktivitäten. Sie vermeiden regelmäßig oder zeigen oppositionelles Verhalten gegen Aufgaben, die ein starkes Durchhaltevermögen erfordern. Erlebt wird das in vielen Fällen bei der selbstständigen Erledigung der Hausaufgaben. Dabei wird ebenso wie im Unterricht eine regelmäßige Ablenkung durch äußere Reize, häufiges Vernachlässigen von Details und eine Anhäufung von Flüchtigkeitsfehlern beobachtet. Bei der Gruppenzusammensetzung werden bewusst die eher unruhigen und impulsiven wie auch die tendenziös gehemmt und ängstlichen Kinder zu einer Lerngruppe zusammengefasst. Ausschlusskriterien für dieses Training sind eine diagnostizierte Lernbehinderung, eine Autismus-, eine Angst- oder depressive Störung. Zielsetzung Basis der Gruppenarbeit ist die Schaffung eines angstfreien sozialen Lernfeldes, in dem jedes Kind seine eigenen Stärken ebenso wie seine Beziehungsfähigkeit erlebt. Das dadurch erworbene größere Selbstwertgefühl ermöglicht es, die eigenen Wünsche, Gefühle und unterschiedlichen Positionen angemessener zu vertreten und die der anderen wahrzunehmen und zu berücksichtigen. Darauf aufbauend wird in den 13 Gruppensitzungen des Basistrainings mit jeweils einem speziellen Lernziel das eigene Verhalten bewusst reflektiert und eigenständiges, geplantes Handeln und Konfliktlösen geübt. Entscheidend für die Nachhaltigkeit der in der Gruppe erworbenen Lern-und Verhaltensstrategien ist die Weitervermittlung an Eltern und Lehrer, die den Transfer der Behandlungsfortschritte auf das Alltagsverhalten unbedingt fortsetzen müssen, um einen nachhaltige Verhaltensänderung zu erreichen. Gruppenkonzept Die inhaltliche Arbeit orientiert sich eng an das verhaltenstherapeutisch orientierte Manual „Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern“ von Lauth und Schlottke. Das vorliegende Programm wird von den Therapeuten flexibel eingesetzt und etwa bei verschiedenen Altersstufen, Entwicklungsverzögerung oder unterschiedlicher Ausprägung des Störungsbilds individuell angepasst. Die Therapiebausteine des Basistraining vermitteln den Teilnehmern handlungs-relevantes Wissen über die Aufmerksamkeitsstörung und vertiefen die Wahrnehmung in den Bereichen genaues Hinsehen, genaues Hinhören und Wahrgenommenes genau wiedergeben. Daneben wird die bewusste Reaktionskontrolle und Reaktionsverzögerung mit der Vorgabe, vor jedem Handlungsschritt eine Phase des Planens und Überprüfen einzurichten, ausführlich eingeübt. Abschließend lernen die Kinder, ihr Aufmerksamkeitsverhalten durch verbale Selbstanweisungen zu steuern. Ein weiterer Schwerpunkt des Basistrainings ist der Umgang mit Ablenkungen und Fremdreizen. Verhaltenstherapeutische Techniken wie operante Verstärkung oder Lernen durch Ausprobieren sind wesentliche Bestandteile des Konzepts. Organisation und Durchführungskriterien Das Training wird von zwei Gruppenleitern/innen für bis zu acht Teilnehmer angeboten. Nach dem Anforderungsprofil der Gruppe wird die Leitung paritätisch besetzt. In Abhängigkeit von der Intensität der Störung kann die Gruppenstärke auf vier bis fünf Kinder reduziert werden. Vorgegeben sind 13 Gruppensitzungen mit jeweils eineinhalb Stunden, die im wöchentlichen Abstand stattfinden. Während der Gruppenphase sind zwei bis drei Elterngespräche pro Gruppenmitglied eingeplant. Zur Vermittlung der Programminhalte und der konsequenten Weiterführung finden zwei Informationsveranstaltungen mit der Elterngruppe statt. Die Aufnahme in die Gruppe erfolgt nach einer entsprechenden Diagnostik im Rahmen der Hilfeplanung. Belegt wird die Gruppe sowohl aus Klientel der Beratungsstelle als auch durch Anmeldungen des Jugendamts. Bei einer offiziellen Auftragsvergabe erfolgt eine schriftliche Berichterstattung für das Hilfeplangespräch. Neben dem regelmäßigen Informationsaustausch während der Maßnahme wird den Eltern ein Reflexionsgespräch ein halbes Jahr nach Abschluss der Gruppenarbeit angeboten.