Prof. Dr. D. Kuske, M.Sc. M. Huschenbett Fachgebiet Theoretische Informatik, TU Ilmenau 5. Übungsblatt zur Vorlesung „Logik in der Informatik“ Besprechung am 11. Juni 2013 Vorbemerkung Das kartesische Produkt zweier (ungerichteter) Graphen G1 = (V1 , E1 ) und G2 = (V2 , E2 ) ist der (ungerichtete) Graph G1 G2 = (V1 × V2 , E ) mit (u1 , u2 ), (v1 , v2 ) ∈ E ⇐⇒ (u1 = v1 und (u2 , v2 ) ∈ E2 ) oder ((u1 , v1 ) ∈ E1 und u2 = v2 ) für alle (u1 , u2 ), (v1 , v2 ) ∈ V1 × V2 . Ähnlich wie in Aufgabe 2 des 4. Übungsblattes kann man folgende Aussage beweisen: Sei m ≥ 0. Für alle Graphen G1 und G2 sowie H1 und H2 mit G1 ≡m H1 und G2 ≡m H2 gilt: G1 G2 ≡m H1 H2 . Aufgabe 1 Es sei τ = (R, ∅, ar) eine unäre Signatur, d.h. ar(P ) = 1 für alle P ∈ R. Für jede τ -Struktur A definieren wir eine Abbildung cA : kAk → 2R durch cA (a) = P ∈ R a ∈ P A und für S ⊆ R setzen wir #(A, S) = c−1 A (S) . (a) Es seien A und B τ -Strukturen und m ∈ N, so dass für alle S ⊆ R gilt: #(A, S) = #(B, S) oder #(A, S), #(B, S) > m. Zeigen Sie: A ≡m B. (b) Beweisen Sie, dass die folgenden vier Probleme allesamt entscheidbar sind, wobei die Eingabe jeweils ein FO[τ ]-Satz Φ ist. (1) Ist Φ erfüllbar? (2) Ist Φ endlich erfüllbar? (3) Ist Φ eine Tautologie? (4) Ist Φ eine endliche Tautlogie? Bemerkung: Alle vier Probleme sind über beliebigen, d.h. nicht notwendigerweise unären, Signaturen unentscheidbar. 1/3 5. Übungsblatt zur Vorlesung „Logik in der Informatik“ Weiterhin betrachten wir für jede Teilmenge S ⊆ R die FO[τ ]-Formel ^ ^ ¬P (x) . ϕS (x) = P (x) ∧ P ∈S P ∈R\S (c) Zeigen Sie, dass es zu jedem FO[τ ]-Satz Φ eine boolesche Kombination Ψ von Formeln der Gestalt ∃≥n x : ϕS (x) mit n ∈ N und S ⊆ R gibt, so dass für alle τ -Strukturen A gilt: A |= Φ ⇐⇒ A |= Ψ . Geben Sie außerdem einen Algorithmus an, der ψ aus φ konstruiert. (d) Gegeben sei nun ein fester FO[τ ]-Satz Φ. Geben Sie einen Linearzeit-Algorithmus an, der als Eingabe eine endliche τ -Struktur A erhält und entscheidet, ob A |= Φ gilt. Aufgabe 2 Zeigen Sie mithilfe des Satzes von Hanf erneut, dass sich die Grapheigenschaften „Kreis zu sein“ bzw. „Pfad zu sein“ nicht in der Logik 1. Stufe ausdrücken lassen. Beweisen Sie also: (a) Es gibt keinen FO-Satz Φ, so dass für alle (endlichen) ungerichteten Graphen G gilt: G |= Φ genau dann, wenn G ein Kreis ist, d.h. wenn es ein n ≥ 3 mit G ∼ = Cn gibt, wobei Cn der ungerichtete Kreis auf n Knoten ist. (b) Es gibt keinen FO-Satz Ψ, so dass für alle (endlichen) ungerichteten Graphen G gilt: G |= Ψ genau dann, wenn G ein Pfad ist, d.h. wenn es ein n ≥ 1 mit G ∼ = Pn gibt, wobei Pn der ungerichtete Pfad auf n Knoten ist. Hinweis: Versuchen Sie in Teilaufgabe (a) mithilfe des Satzes von Hanf zunächst zu zeigen, dass es für jedes m ≥ 1 ein n ≥ 3 mit Cn ∼ =m Cn ] Cn gibt. Verfahren Sie in Teilaufgabe (b) ähnlich. Aufgabe 3 Wir betrachten die Graphen N = (N, EN ) und Z = (Z, EZ ) mit (i, j) ∈ EN ⇐⇒ |i − j| = 1 und (i, j) ∈ EZ ⇐⇒ |i − j| = 1 für alle i, j ∈ N bzw. alle i, j ∈ Z. (a) Zeigen Sie mithilfe des Satzes von Hanf, dass die folgenden Aussagen für jeden FO-Satz Φ äquivalent sind: (1) Für unendlich viele n ≥ 3 gilt Cn |= Φ. (2) Für fast alle n ≥ 3 gilt Cn |= Φ. (3) Es gilt Z |= Φ. Bemerkung: Man kann diese Aussage folgendermaßen auffassen: Die Menge { Cn | n ≥ 3 } der Kreise lässt sich vom beidseitig unendlichen Pfad Z in der FO-Logik nicht unterscheiden. (b) Schlussfolgern Sie mithilfe der Vorbemerkung, dass die folgenden Aussagen für jeden FO-Satz Ψ äquivalent sind: (1) Für unendlich viele n ≥ 3 gilt N Cn |= Ψ. (2) Für fast alle n ≥ 3 gilt N Cn |= Ψ. (3) Es gilt N Z |= Ψ. (c) Geben Sie einen SO-Satz Ω mit N Cn |= Ω für alle n ≥ 3 und N Z 6|= Ω an. 2/3 5. Übungsblatt zur Vorlesung „Logik in der Informatik“ Aufgabe 4 Es seien N und Z die Graphen aus Aufgabe 3. (a) Zeigen Sie mithilfe des Satzes von Hanf und ohne Verwendung der Aussage aus der Vorbemerkung, dass die folgenden Aussagen für jeden FO-Satz Φ äquivalent sind: (1) Für unendlich viele n ≥ 3 gilt Cn Cn |= Φ. (2) Für fast alle n ≥ 3 gilt Cn Cn |= Φ. (3) Es gilt Z Z |= Φ. Bemerkung: Diese Äquivalenzen besagen: Die Menge { Cn Cn | n ≥ 3 } der torusartigen Gitter lässt sich vom allseitig unendlichen Gitter Z Z in der FO-Logik nicht unterscheiden. (b) Geben Sie einen SO-Satz Ψ mit Cn Cn |= Ψ für alle n ≥ 3 und Z Z 6|= Ψ an. (c) Geben Sie einen FO-Satz Ω mit Cn Cn |= Ω für alle n ≥ 3 und N N 6|= Ω an. (d) Finden Sie einen unendlichen Graphen G mit folgenden Eigenschaften: (1) Für alle FO-Sätze Γ gilt N N |= Γ genau dann, wenn G |= Γ gilt. (2) Es gibt einen SO-Satz ∆ mit N N |= ∆ und G 6|= ∆. Hinweis: Graphen der Gestalt Cn Cn lassen sich besser auf Donuts zeichnen als auf Papier. Aufgabe 5 Es sei τ eine Signatur bestehend aus einem binären Relationssymbol < und einem unären Relationssymbol P . Wir betrachten eine τ -Struktur A = (A, <A , P A ) mit folgenden Eigenschaften: (1) <A ist eine strikte lineare Ordnung auf A. (2) Für alle u, v ∈ A mit u <A v existieren x, y, z ∈ P A mit x <A u <A y <A v <A z. (3) Für alle u, v ∈ A mit u <A v existieren x̄, ȳ, z̄ ∈ A \ P A mit x̄ <A u <A ȳ <A v <A z̄. Zeigen Sie mithilfe eines Back-and-Forth-Arguments, dass A durch (1) bis (3) bis auf Isomorphie eindeutig festgelegt ist, sprich: jede weitere τ -Struktur die (1) bis (3) genügt, ist isomorph zu A. 3/3