Notizen zur statistischen Physik Kim Boström 1 Begriffe der Thermodynamik • System: Gedanklich und im Prinzip operativ abtrennbarer Teil der Welt. Physik ist das Studium der Eigenschaften von Systemen. • Umgebung: Alle mit dem zu untersuchenden System in Wechselwirkung stehenden Systeme, über die bis auf wirklich relevante Eigenschaften meist nur sehr wenig bekannt ist. Systeme werden charakterisiert durch folgende Attribute: • Geschlossenes System: Kein Austausch von Materie mit der Umgebung • Abgeschlossenes System: Kein Austausch von Energie und Materie mit der Umgebung • Offenes System: Austausch von Materie oder Energie mit der Umgebung Nach Ablauf der Relaxationszeit geht ein abgeschlossenes System in einen Gleichgewichtszustand über. Ein System im Nichtgleichgewichtszustand kann oft in kleine, aber immer noch makroskopische Teilsysteme zerlegt werden, die sich in guter Näherung in einem Gleichgewichtszustand befinden. Solch ein Nichtgleichgewichtszustand heißt lokaler Gleichgewichtszustand. Thermodynamik ist die Physik von Systemen im lokalen Gleichgewichtszustand. 1 2 Temperatur Thermodynamik Zusammenhang Erklärung Qualität 0. Hauptsatz Definition der empirischen Temperatur ϑ als intensive Zustandsgröße. Diese induziert eine Äquivalenzrelation: Systeme sind genau dann äquivalent, wenn sie (im th-dyn. Gl.gew.) dieselbe Temperatur haben. Die Äquivalenzklassen lassen sich durch ϑ anordnen. Anordnungsparameter, Eigenschaft des Systems 2. Hauptsatz Definition der absoluten Temperatur T , so daß dS = T1 δQ exaktes Differential ist. Integrierender Faktor, Eigenschaft des Systems Zusammenhang Erklärung Qualität Mikrokanonisches Ensemble T ist Observable und kann aus den gegebenen Zustandsvariablen E und N bestimmt werden: Observable, des Systems Statistische Physik β≡ Kanonisches Ensemble Eigenschaft 1 ∂ = ln Ω(E, N ) kT ∂E T ist vorgegebene Zustandsvariable, aus der (zusammen mit N ) der Erwartungswert der Energie bestimmt werden kann: < H >= − ∂ ln Z(β, N ) ∂β Vorgegebener Parameter, Eigenschaft der Umgebung 3 Thermodynamische Ensembles auf einen Blick mikrokanonisch (E,V,N) bzw. (S,V,N) - System Thd. Potential Fundamentalform Verteilung E dE = T dS − pdV + µdN 1 ρ(x) = δ∆ (E − H(x)) Ω Z Zustandssumme Ω= innere Energie 1 Dx δ∆ (E − H(x)) = e k S kanonisch (T,V,N) - System Thd. Potential Fundamentalform Verteilung F = E − TS dF = −SdT − pdV + µdN 1 ρ(x) = e−βH(x) Z Z Zustandssumme Z= freie Energie Dx e−βH(x) = e−βF aus mikrokanonisch durch S 7→ T Legendre-Trafo großkanonisch (T,V,µ) - System Thd. Potential Fundamentalform Verteilung Zustandssumme K = F − µN dK = −SdT − pdV − N dµ 1 ρ(x) = e−β(H(x)−µN ) Y ∞ Z X Dx e−β(H(x)−µN ) = e−βK Y = N =0 Legendre-Trafo aus kanonisch durch N 7→ µ mikrokanonisch harmonisch (S,p,N) - System Thd. Potential Fundamentalform Legendre-Trafo H = E + pV dH = T dS + V dp + µdN aus mikrokanonisch durch V 7→ p (innere) Enthalpie kanonisch harmonisch (T,p,N) - System Thd. Potential Fundamentalform Legendre-Trafo G = F + pV dG = −SdT + V dp + µdN aus kanonisch durch V 7→ p freie Enthalpie großkanonisch harmonisch (allg. kanonisch) (T,p,µ) - System Thd. Potential Fundamentalform Legendre-Trafo K̃ = K + pV dK̃ = −SdT + V dp − N dµ aus großkanonisch durch V 7→ p x := (p1 , . . . , pN , q 1 , . . . , q N ) ( 1 ; z ∈ [0, ∆] δ∆ (z) := 0 ; sonst Dx := d3N p d3N q β= 1 kT 4 Wichtige Gleichungen Ideales Gas Allgemein U= dU = T dS − pdV + µdN ∂S ∂E cV = T = ∂T V ∂T V ∂S ∂H cp = T = ∂T p ∂T p f N kT 2 S = N k ln V f /2 T N + S0 pV = N kT f cV = N k 2 cp − cV = N k pV γ = const cV dT = T dS = δQ cp γ := cV T V γ−1 = const 5 Das Guggenheim-Quadrat Thermodynamische Potentiale, z.B. U = U (S, V ) F = F (V, T ) - + Potential-Ableitungen, z.B. S ∂F = −S ∂T ∂U =T ∂S p V F H Maxwell-Relationen, z.B. ∂p ∂T =− ∂V S ∂S V ∂S ∂p = ∂V T ∂T V 6 U G T SUV Hilft Fysikern pei Großen Taten Wärmemaschinen Waermepumpe Waermekraftmaschine T1 T1 Q1 Q1 A Q2 T2 A Q2 T2 Q1 + Q2 Q1 Q2 + T1 T2 A ηW K = |Q1 | |Q1 | ηW P = A |Q2 | ηKS = A =A ≤0 |T1 − T2 | T1 T1 ≤ |T1 − T2 | T2 ≤ |T1 − T2 | ≤ Das Gleichheitszeichen gilt für reversible CarnotMaschinen. 7 Übergang QM → Klassik Ort sei auf V beschränkt ⇒ Impuls ist gequantelt. n1 n2 n3 x ∈ V ⇒ p = 2π~ , , a1 a2 a3 h3 . ⇒ der Impulsraum zerfällt in Quader mit dem Volumen ∆p = V ⇒ in ∆p gibt es genau einen Impulszustand. Ortsraum Impulsraum Für Operatorfunktionen f (Q, P ), für die o.B.d.A. die Q’s links und die P ’s rechts stehen und die innerhalb von ∆p nicht wesentlich variieren, läßt sich die Summation über p in eine Integration verwandeln: Z Z Z X X 1 V ∆p → d 3 p ⇒ → d3 p d3 p = 3 ∆ h p p p Jede Spur Tr{f (Q, P )} läßt sich also durch ein Integral approximieren. Innerhalb von V sind die i Eigenfunktionen von P normierbar und lauten hq|pi = √1V e ~ pq , also folgt Tr{f (Q, P )} = X hp|f (Q, P )|pi p = XZ p = XZ p d3 qhp|qihq|f (Q, P )|pi V V V d q |hp|qi| f (q, p) ≈ 3 h 3 2 Z 3 d q V Z d3 p f (q, p) 1 V Für N Teilchen ist die Wellenfunktion entweder symmetrisch (Bosonen) oder antisymmetrisch (Fermionen). Erwartungswerte von Observablen bleiben daher von Permutationen der Teilchen unbeeinflußt (Prinzip der Ununterscheidbarkeit). Da es N ! Permutationen gibt, die denselben makroskopischen Zustand bilden, lautet das Integrationsmaß auf dem klassischen Phasenraum Z 1 d3N q d3N p Dx = N !h3N 8 Gibbssches Paradoxon Ideales Gas als kanonisches Ensemble Z Z = Dx e−βH(x) = 1 N !h3N Z d3N q d3N p e−β P p2 2m N V ZN λ3t h thermische de Broglie-Wellenlänge λt := √ 2πmkT 1 = N! mit mit der Stirling-Näherung ln N ! ≈ N (ln N − 1) + 21 ln 2πN ergibt sich v V ln ZN ≈ N ln , mit v = λ3t N Die freie Energie pro Teilchen lautet also f= 1 1 F =− ln ZN ≈ − N ln N Nβ Nβ v λ3t = −kT ln V N λ3t F existiert. Ohne das Prinzip der Ununterscheidbarkeit würde der Faktor 1/N ! fehlen N und damit die freie Energie pro Teilchen divergieren. Dieses ohne Quantenmechanik nicht auflösbare Problem nennt man das Gibbssche Paradoxon. Der Limes lim N →∞ 9 Das van der Waals-System Thermische Zustandsgleichung p+ a (v − b) = kT, v2 wobei p = P/N , v = V /N . Kalorische Zustandsgleichung E 3 a = kT − . N 2 v Interpretation • Der Term b berücksichtigt die abstoßende Wechselwirkung für kleine Abstände in Form eines harten Kerns und entspricht einem effektiven Volumen pro Teilchen. • v 2 ist eine Korrektur zum Druck, bedingt durch den schwach attraktiven Anteil des Potentials. Virialentwicklung Eine kurzreichweitige Wechselwirkung zwischen den Teilchen eines Gases sollte, unabhängig von ihrer Stärke, bei hinreichender Verdünnung vernachlässigbar werden. Die Virialentwicklung ist eine Entwicklung nach Potenzen der Teilchenzahldichte, die diese Vorstellung genauer faßt. Die Virialentwicklung lautet allgemein ∞ X pv an (T ) . =1+ kT vn n=1 Die thermische Zustandgleichung des van der Waals-Systems schließt Terme bis zur zweiten Ordnung in dieser Reihe ein.