VEGF und Flt-1 als Prognosefaktoren bei neoadjuvant behandelten

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Aus dem Institut für Pathologie
an den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil – Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Direktor: Prof. Dr. med. K.-M. Müller
VEGF und Flt-1 als Prognosefaktoren bei neoadjuvant behandelten, lokal fortgeschrittenen
nicht-kleinzelligen Lungentumoren
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Barbara Manemann
aus Münster
2003
1
Abstract
Manemann
Barbara
VEGF und Flt-1 als Prognosefaktoren bei neoadjuvant behandelten, lokal
fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungentumoren
Problem: Die Bedeutung des Angiogeneseparameters VEGF und seines Rezeptors Flt-1
wurde im Hinblick auf therapeutische und prognostische Relevanz an einem Kollektiv von
lokoregionär fortgeschrittenen Tumoren der Stadien IIIA und IIIB untersucht. Es wird
geprüft, ob diese Faktoren bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren als zusätzlicher
prognostischer Indikator geeignet sein könnten.
Methode: Prä- und posttherapeutisch gewonnenes Gewebe von 32 nach einem neoadjuvanten multimodalen Therapieansatz behandelten Patienten wurden untersucht. Bei den
mittels immunhistochemischer Markierung nach der APAAP-Methode untersuchten
Tumoren handelte es sich um 22 Plattenepithelkarzinome, 9 Adenokarzinome und einen
Mischtumor. Die Expression von VEGF und Flt-1 wurde jeweils mittels eines polyklonalen,
die VEGF-Expression zusätzlich mit einem monoklonalen Antikörper untersucht.
Ergebnisse: Monoklonaler VEGF-Antikörper: Beim Vergleich der VEGF-negativen und positiven Tumoren ließ sich hinsichtlich der klinischen Parameter Geschlecht, Histologie,
Tumorstadium und T- und N-Stadium kein signifikanter Unterschied feststellen. Tendenziell
zeigte sich nach der Therapie eine Zunahme der VEGF-negativen Tumoren. Patienten mit
VEGF-negativen Tumoren waren signifikant häufiger bei der für das Überleben günstigeren
Gruppe mit den Regressionsgraden IIb und III einzuordnen und hatten eine signifikant
längere Überlebenszeit (log-rank-Test, p=0,019). Bei dem polyklonalen VEGF-Antikörper
war aufgrund seiner geringen Spezifität keine detaillierte Auswertung bezüglich der
prognostischen Relevanz möglich. Bei der Auswertung der Flt-1-Expression ließ sich keine
signifikante Aussage hinsichtlich Überlebenszeit, klinischer Verlaufsparameter und
histomorphologischer Tumorregressionsphänomene machen.
Diskussion: Im untersuchten Kollektiv konnte die immunhistochemisch ermittelte VEGFExpression als möglicher Prognosefaktor für bessere Überlebenszeiten der Patienten
ermittelt werden. Die Bedeutung von Flt-1 als Prognosefaktor bei nicht-kleinzelligen
Lungentumoren war nicht abschließend zu beurteilen.
Ausblick: Die Eignung von VEGF und Flt-1 als Prognosefaktoren bei nicht-kleinzelligen
Lungentumoren ist bisher nicht abschließend geklärt. Da in der Literatur auch in ihren
Ergebnissen
divergierenden
Untersuchungen
vorliegen, sollten hinsichtlich dieser
Fragestellung weitere Studien durchgeführt werden.
2
Dekan:
Prof. Dr. med. G. Muhr
Referent:
PD Dr. med. K. Junker
Korreferent: Prof. Dr. Dr. med. K.-U. Tiedjen
Tag der mündlichen Prüfung: 09.12.2003
3
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
4
1.1 Einteilung bösartiger Lungentumoren
5
1.2 Therapie bösartiger Lungentumoren
7
1.2.1 Operative Therapie
7
1.2.2 Strahlentherapie bei bösartigen Lungentumoren
8
1.2.3 Chemotherapie bei bösartigen Lungentumoren
10
1.2.4 Kombinierte Radio- und Polychemotherapien
11
1.3 Angiogenese
1.3.1 VEGF
12
14
2. Fragestellung
19
3. Untersuchungsgut und Methoden
21
3.1. Untersuchungsgut
21
3.1.1 Studienpopulation
21
3.1.2 Ein- und Ausschlußkriterien zur Aufnahme in die Studie
21
3.1.3 Durchgeführte Untersuchungen
22
3.1.4 Therapieprotokoll
22
3.1.5 Remissionsverhalten und Operationsrate
23
3.1.6 Toxizität der Therapie
24
3.1.7 Prognose
24
3.2. Methoden
25
3.2.1 Histomorphologische Untersuchungen
25
3.2.2 Immunhistochemische Untersuchungen
27
3.3. Statistische Verfahren
4. Ergebnisse
31
32
4.1 Ergebnisse der immunhistochemischen Markierung mit dem
monoklonalen VEGF-Antikörper
32
4.1.1 Ergebnisse an prätherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
35
4.1.2 Ergebnisse an posttherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
38
4.2. Ergebnisse der immunhistochemischen Markierung mit dem
polyklonalen VEGF-Antikörper
43
4.2.1 Ergebnisse an prätherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
46
4.2.2 Ergebnisse an posttherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
49
1
4.3 Ergebnisse der immunhistochemischen Markierung mit dem
polyklonalen Flt-1-Antikörper
5.
52
4.3.1 Ergebnisse an prätherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
54
4.3.2. Ergebnisse an posttherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
57
Diskussion
60
5.1 Mit dem monoklonalen VEGF-Antikörper erzielte Resultate
61
5.1.1 Methodik
62
5.1.2 Korrelation mit klinischen Parametern
63
5.1.2.1 Vergleich der an prä- und posttherapeutisch
gewonnenem Untersuchungsgut ermittelten VEGF-Expression
64
5.1.2.2 Histologischer Typ und Tumorstadium
64
5.1.2.3 Resektionsstatus
65
5.1.2.4 Klinische Tumorremission
66
5.1.2.5 Therapieinduzierte Tumorregression
66
5.1.3 Prognostische Bedeutung
68
5.1.3.1 Koexpression von VEGF und Flt-1 und ihre mögliche
Eignung als Prognosefaktor
69
5.1.3.2 Fehlende VEGF-Expression als positiver Prognosefaktor 70
5.1.3.3 VEGF-mRNA-Expression als Prognosefaktor
72
5.1.3.4 Serum-VEGF als Prognosefaktor
73
5.1.3.5 VEGF-Expression ohne signifikante prognostische
Aussagekraft
75
5.1.3.6 Zusammenfassung monoklonaler VEGF-Antikörper
76
5.2 Mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper erzielte Resultate
77
5.2.1 Methodik
77
5.2.2 Korrelation mit klinischen Parametern
78
5.2.3 Prognose
79
5.3 Mit dem polyklonalen Flt-1-Antikörper erzielte Resultate
80
5.3.1 Methodik
80
5.3.2 Korrelation mit klinischen Parametern
82
5.3.3 Prognose
83
6.
Zusammenfassung
86
7.
Literaturverzeichnis
88
8.
Danksagung
104
9.
Lebenslauf
105
2
Abkürzungsverzeichnis
ADC
Adenokarzinom
APAAP
Alkalische-Phosphatase-Anti-Alkalische-Phosphatase
bFGF
basic fibroblast growth factor
CR
complete remission (komplette Remission)
CT
Chemotherapie
FEV
forciertes exspiratorisches Volumen
Flt-1
fms-like-tyrosinkinase 1
SCLC
small cell lung cancer
NC
no change (keine Veränderung der Erkrankung)
NSCLC
non small cell lung cancer
PEC
Plattenepithelkarzinom
PD
progressive disease (fortschreitende Erkrankung)
PR
partial remission (partielle Remission)
RNA
ribonucleic acid
RT
Radiotherapie
VEGF
Vascular Endothelial Growth Factor
WHO
World Health Organisation
Regressionsgrading
Regressionsgrad I:
Keine oder nur geringe spontane Tumorregression
Regressionsgrad IIa: Unvollständige Tumorregression, mehr als 10% vitales Gewebe im
Bereich des Primärtumors und/ oder großherdiger Befall der
resezierten Lymphknoten
Regressionsgrad IIb: Unvollständige Tumorregression, weniger als 10% vitales Gewebe
im Bereich des Primärtumors und/ oder allenfalls kleinherdiger
Befall der resezierten Lymphknoten
Regressionsgrad III: Vollständige
Tumorregression
ohne
Nachweis
vitalen
Tumorgewebes im Primärtumor und resezierten Lymphknoten
Resektionsstatus
R0
Resektion ohne mikroskopische oder makroskopische Tumorreste
R1
Resektion mit mikroskopischen Tumorresten
R2
Resektion mit makroskopischen Tumorresten
3
1. Einleitung
Bösartige Tumoren der Lunge gehören weltweit zu den häufigsten Tumoren des
Menschen. In den letzten Jahren ist ihre Inzidenz in der Bundesrepublik Deutschland auf
45.000 Neuerkrankungen pro Jahr und weltweit auf jährlich 1,3 Millionen gestiegen. Sie
stehen jetzt für Männer und Frauen zusammengenommen an erster Stelle der zum Tode
führenden Tumoren. Bei Männern sind die bösartigen Lungentumoren der häufigste
tödliche Tumor; statistisch ist jeder 20. Mann betroffen. Bei Frauen stehen sie noch an
dritter Stelle hinter bösartigen Brust-und Dickdarmtumoren (Laack et al. 2000). Im
Gegensatz zur Inzidenz der Tumoren anderer Organe steigt diese hinsichtlich der Lunge
an. Hervorzuheben ist die besonders bei Frauen und jüngeren Patienten zunehmende
Inzidenz. Hier wird das veränderte Rauchverhalten von Frauen, die zahlenmäßig
inzwischen fast genauso häufig rauchen wie Männer, als wesentliche Ursache angeführt
(Jahn et al. 1990).
Eine der anerkannten Hauptursachen für die Entstehung der bösartigen Lungentumoren ist
das Rauchen. 85% der Todesfälle durch einen bösartigen Lungentumor sind auf aktives
Rauchen zurückzuführen. Das Risiko steigt hierbei mit der Zahl der konsumierten
Zigaretten, mit der Dauer der Exposition und dem Beginn des Tabakkonsums im jungen
Lebensalter an. Als weitere Noxen sind die Exposition mit kanzerogenen Stoffen am
Arbeitsplatz (z.B. Asbest, radioaktive Stäube – wie sie etwa im Uranbergbau auftreten –,
Arsen,
Chromstäube,
Nickelstäube)
und
nur
gering
durch
die
sogenannte
Umweltverschmutzung bekannt, wobei allerdings immer die Dosisabhängigkeit und
individuelle Disposition berücksichtigt werden müssen. Eine genetische Komponente als
Ursache für die Tumorrealisation wird diskutiert. Ebenso werden Faktoren wie urbane
Umgebung,
Einfluß
natürlicher
Strahlung
und
Vitamin-A-Mangel
sowie
Ernährungsgewohnheiten analysiert (Becker et al. in: Management des Lungenkarzinoms,
Drings et al. 2003).
Passivrauchen als pathogenetisch auch wichtiger Faktor wird noch immer kontrovers
diskutiert. Es wird hierbei eine Verdopplung des Risikos, an einem bösartigen
Lungentumor zu erkranken, vermutet (Häußinger et al. 1996).
4
1.1 Einteilung bösartiger Lungentumoren
Nach den WHO-Klassifikationen von 1981 und 1999 dienen lichtmikroskopische und
zytologische Kriterien als Basis der Diagnose bösartiger Lungentumoren.
Eingeteilt werden die bösartigen Lungentumoren in kleinzellige (SCLC), die einen Anteil
von ungefähr 20% ausmachen, und in die größere, ca. 80% umfassende Gruppe der nichtkleinzelligen
(NSCLC)
Lungentumoren,
zu
denen
die
Plattenepithelkarzinome,
Adenokarzinome sowie großzellige Karzinome gehören.
Berücksichtigt wird bei dieser Unterteilung, daß die nicht-kleinzelligen
Lungentumoren eine langsamere Progression sowie eine längere Tumorverdopplungszeit
aufweisen. Auch zeigen sie eine spätere Metastasierungstendenz und eine weniger
ausgeprägte Chemosensibilität als die kleinzelligen bösartigen Lungentumoren. Diese
Unterscheidungen bilden die Grundlage der voneinander abweichenden Therapieschemata
der beiden großen Untergruppen bösartiger Lungentumoren.
Die Anteile der einzelnen Tumortypen in der Gruppe der nicht-kleinzelligen Tumore sind
im Wandel begriffen. Plattenepithelkarzinome machten in den letzten 15-20 Jahren
ungefähr 40% der nicht-kleinzelligen Lungentumoren aus. Diese Zahl nimmt nach neueren
Statistiken ab; in Nordamerika haben Plattenepithelkarzinome nur noch einen Anteil von
20-25%. In Europa ist ebenfalls ein Trend in diese Richtung erkennbar, die abnehmende
Zahl der Plattenepithelkarzinome wird jetzt in einem Umfang von 30% der Fälle
angegeben. In Nordamerika dominiert das Adenokarzinom, dessen Anteil dort von 20-25%
auf mittlerweile 40% gestiegen ist. Auch in Europa stellt es, wegen zunehmender
Prävalenz besonders bei Frauen, den jetzt hauptsächlich vertretenen Typ mit Zahlen bis
über 40% der diagnostizierten bösartigen Lungentumoren dar. Als ursächlich für diesen
anteilmäßigen Wechsel zwischen den beiden Tumortypen werden die geänderten
Rauchgewohnheiten diskutiert. 10% der nicht-kleinzelligen Lungentumoren sind
unverändert großzellige Tumoren (Hoffman et al. 2000; Müller in: Management des
Lungenkarzinoms, Drings et al. 2003).
Die Prognose und die Therapie der Erkrankung an bösartigen Tumoren der Lunge hängt ab
vom Stadium der Erkrankung zur Zeit der Diagnose, also der Tumorgröße und dem
Vorhandensein
von
Lymphknotenmetastasen
und
Fernmetastasen,
sowie
vom
histologischen Tumortyp. Bei den ungefähr 50% ausmachenden Tumoren mit
kombinierten histologischen Wachstumsformen (Müller et al. 1997) wird der niedrigst
5
differenzierte Anteil neben dem jeweils führende histologische Typ für prognostische
Aussagen herangezogen. Ein möglichst exaktes Staging ist essentiell, um die am besten
geeignete Therapie festlegen zu können und damit die Chancen auf ein möglichst langes
rezidivfreies Überleben zu erhöhen.
Tabelle 1.1: TNM-Klassifikation bösartiger Lungentumoren (UICC 1997)
T
Tx
T0
Tis
T1
T2
T3
T4
N
Nx
N0
N1
N2
N3
M
Mx
M0
M1
Primärtumor
Primärtumor nicht beurteilbar, oder Nachweis maligner Zellen in
Sputum oder Bronchialsekret
Kein Anhalt für Primärtumor
Carcinoma in situ
Tumor <3cm, umgeben von Lungengewebe oder viszeraler Pleura,
Hauptbronchus frei
Tumor >3cm oder Infiltration der viszeralen Pleura oder assoziierte
Atelektase oder obstruktive Entzündung eines Lungenanteils bis zum
Hilus oder Befall des Hauptbronchus >2cm distal der Carina
Tumor jeder Größe mit direkter Infiltration der Brustwand oder des
Zwerchfells oder der mediastinalen Pleura oder des parietalen
Perikards
oder
Tumor im Hauptbronchus <2cm distal der Carina, Carina selbst nicht
befallen
oder
Tumor mit Atelektase oder obstruktiver Entzündung der ganzen
Lunge
Tumor jeder Größe mit Infiltration von Mediastinum, Herz, großen
Gefäßen, Trachea, Ösophagus, Wirbelkörpern und Hauptcarina oder
vom Primärtumor getrennte Tumorherde im gleichen Lungenlappen
oder Tumor mit malignem Pleuraerguß
Regionäre Lymphknoten
Regionäre Lymphknoten nicht beurteilbar
Keine regionären Lymphknotenmetastasen
Ipsilaterale
peribronchiale
und/oder
ipsilaterale
Hiluslymphknotenmetastasen
Metastasen in ipsilateralen mediastinalen und/oder subcarinalen
Lymphknoten
Kontralaterale mediastinale, hiläre und/oder supraklavikuläre
Lymphknoten (ipsi- und/oder kontralateral)
Fernmetastasen
Fernmetastasen nicht beurteilbar
Keine Fernmetastasen
Fernmetastasen, einschließlich vom Primärtumor getrennte
Tumorherde in anderen Lungenlappen (ipsi- und/oder kontralateral)
6
Tabelle 1.2:
Stadieneinteilung der bösartigen Lungentumoren (TNM-Klassifikation,
5.Auflage, 1997)
Stadium
Primärtumorstatus
Lymphknotenstatus Metastasierungsstatus
Okkult
TX
N0
M0
0
Tis
N0
M0
IA
IB
II A
IIB
T1
T2
T1
T2
T3
T1
T2
T3
T3
jedes T
T4
jedes T
N0
N0
N1
N1
N0
N2
N2
N1
N2
N3
jedes N
jedes N
M0
M0
M0
M0
M0
M0
M0
M0
M0
M0
M0
M1
IIIA
IIIB
IV
Insgesamt ist die Prognose schlecht: Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei allen bösartigen
Lungentumoren zusammengenommen bei 10% (Müller et al. 1997).
1.2 Therapie bösartiger Lungentumoren
Abhängig von Stadium und Gruppe der bösartigen Lungentumoren (ob NSCLC oder
SCLC) beim primären Staging gibt es unterschiedliche Therapieansätze. Der folgende
Abschnitt beschäftigt sich mit der Therapie der nicht-kleinzelligen Lungentumoren.
1.2.1 Operative Therapie
Bei Diagnosestellung läßt sich bei 25-30% der Patienten ein lokal begrenztes
Tumorwachstum (Stadium I und II) nachweisen. Standardtherapie für diese Tumorstadien
und auch für die T3N1-Tumoren (Stadium IIIA) ist nach Empfehlung der Deutschen
Krebsgesellschaft
(2002)
Behandlungsmöglichkeit
die
Operation,
die
hierbei
als
effektivste
gilt. Nach kompletter Resektion beträgt
kurative
die 5-Jahres-
Überlebensrate für Patienten im Stadium I 50-75%, aber für Patienten im Stadium II nur
noch 30-50%. Im Stadium IIIA muß man hinsichtlich der Prognose zwischen Patienten mit
einem T3N1- Status und Patienten mit einem N2-Lymphknotenstatus unterscheiden. Beim
7
T3N1-Status liegt die 5-Jahres-Überlebensrate noch zwischen 30 und 40%, wohingegen
beim
N2-Lymphknotenstatus
nach
alleiniger
Resektion
eine
sehr
geringe
Überlebenschance besteht (Schirren et al. 1995).
Beim Tumorstadium III werden heterogene Krankheitsbilder zusammengefaßt. Es liegt bei
ungefähr 30% der Patienten mit einem nicht-kleinzelligen bösartigen Lungentumor vor. In
diesem Stadium ist das Tumorwachstum noch auf den Thorax beschränkt, infiltriert aber
schon die umgebenden Strukturen wie Pleura und Perikard oder zeigt Absiedlungen in die
mediastinalen oder supraklavikulären Lymphknoten.
Ziel der Operation ist es immer, eine komplette Resektion des Primärtumors und der
drainierenden intrapulmonalen, hilären und mediastinalen Lymphknoten zu erreichen.
Besonders die vollständige Entfernung der Lymphknoten ist wichtig, da anhand des hierbei
gewonnenen Materials eine genaue Bestimmung des Tumorstadiums möglich ist und mit
den Lymphknoten auch die Orte der primären Metastasierung entfernt werden. Vom
genauen Tumorstadium wiederum ist abhängig, welche weitere Therapie folgt und wie die
wahrscheinliche Prognose des Patienten abzuleiten ist.
Hauptkomplikation nach alleiniger operativer Therapie ist die Entwicklung von
Fernmetastasen, da bei 80% der Patienten Fernmetastasen die Todesursache darstellen
(Manegold et al. 1996).
Angesichts
der
besonders
bei
fortgeschritteneren
Tumoren
im
Stadium
III
unbefriedigenden Langzeitergebnisse bei alleiniger operativer Therapie mit einer 5-JahresÜberlebenszeit von 18% und weniger wird heute versucht, den Großteil der Patienten im
primär inoperablen Stadium IIIA/B im Rahmen klinischer Studien nach einem
multimodalen Therapiekonzept zu behandeln (Manegold et al. 1996).
1.2.2 Strahlentherapie bei bösartigen Lungentumoren
Bei der Strahlentherapie sollten heute nur noch Linearbeschleuniger verwendet werden.
Das Zielvolumen schließt den Tumor und seine Ausläufer mit einem Sicherheitsabstand
von 1-2 cm sowie die hilären und mediastinalen Lymphknotenstationen ein. Die
Referenzdosen für nicht-kleinzellige Lungentumoren liegen zwischen 60 und 70 Gy. Sie
werden in einem Zeitraum von 6 Wochen appliziert.
Die mediane Überlebensdauer bei Patienten im Stadium III liegt nach alleiniger primärer
Strahlentherapie bei 9 bis 12 Monaten, mit einer 2-Jahres-Überlebensrate von 15 bis 25%
8
(Manegold et al. 1996). Aufgrund dieser ungünstigen Prognose werden die entsprechenden
Patienten zunehmend multimodalen Therapiekonzepten zugeführt.
Im Stadium I und II wird die Strahlentherapie laut Empfehlung der Deutschen
Krebsgesellschaft (2002) primär als potentiell kurative Behandlungsmöglichkeit eingesetzt,
wenn aus allgemeinen oder technischen Gründen eine Operation nicht möglich ist oder
diese vom Patienten verweigert wird.
Es existieren verschiedene Arten der Fraktionierung von Bestrahlungen.
Die konventionelle Fraktionierung sieht die tägliche Applikation einer Einzeldosis
an 5 Tagen in der Woche vor. Bei der Hyperfraktionierung werden zweimal täglich an 5
Tagen in der Woche kleinere Einzeldosen appliziert. Hierbei besteht die Möglichkeit, bei
gleichbleibender
Gesamtbestrahlungszeit
die
Gesamtdosis
ohne
Steigerung
der
Nebenwirkungen zu erhöhen. Bei der akzelerierten Therapie wird bei einer zwei- bis
dreimaligen täglichen Bestrahlung die Gesamtbestrahlungszeit bis zum Erreichen der
Gesamtdosis verkürzt.
Häufig wird eine Kombination aus hyperfraktionierter und akzelerierter
Bestrahlung gewählt. Der Vorteil hierbei liegt in der Verkürzung der gesamten
Strahlentherapie.
Durch
die
kürzeren
Therapieintervalle
erfolgt
eine
effiziente
Proliferationshemmung des Tumors. In der CHART-Studie (continous hyperfractionated
accelerated radiotherapy) wurde die akzelerierte hyperfraktionierte Strahlentherapie (eine
Dosis von 1,5 Gy dreimal pro Tag für zwölf Tage ohne Unterbrechung bis zu einer
Gesamtdosis von 54 Gy) mit einer konventionellen Strahlentherapie (5 mal pro Woche
einmal täglich eine Dosis von 2 Gy über einen Zeitraum von 6 Wochen bis zu einer
Gesamtdosis von 60 Gy) verglichen. Im Vergleich konnte in der Untergruppe der Patienten
mit Plattenepithelkarzinomen ein Vorteil hinsichtlich der Fernmetastasierungsrate gezeigt
werden, die um 24% reduziert wurde. Für das gesamte untersuchte Kollektiv wies die
hyperfraktionierte akzelerierte Strahlentherapie einen Vorteil in bezug auf die
Lokalrezidivrate (Risikoreduzierung um 21%) und die 2-Jahres-Überlebensrate (29% im
Vergleich zu 20%) auf (Saunders et al. 1999).
Postoperativ besteht bei resezierten Tumoren laut Empfehlung der Deutschen
Krebsgesellschaft (2002) bei Tumoren im Stadium I keine Indikation zur Bestrahlung. Im
Stadium II existiert nur bei mikroskopischen Tumorresten im Resektat oder
Schwierigkeiten
der
Differenzierung
zwischen
hilären
und
tracheobronchialen
9
Lymphknotenmetastasen die Indikation zur Bestrahlung, da die Bestrahlung eher zu
schlechteren Ergebnissen infolge der auftretenden Nebenwirkungen führte. Adjuvante
postoperative Strahlentherapien werden beim Nachweis mediastinaler Lymphknoten im
Stadium III angewandt, um eine Reduktion des Lokalrezidivrisikos zu erreichen. Eine
Metaanalyse verschiedener Studien konnte aber keine signifikant bessere Überlebensrate
aufzeigen (PORT Meta-Analysis Trialists Group 1998).
Zum palliativen Einsatz kommt die Strahlentherapie bei Metastasen im ZNS und im
Skelettsystem, bei poststenotischen Pneumonien sowie bei nicht beherrschbaren
Schmerzen infolge einer Tumorinfiltration der Thoraxwand.
1.2.3 Chemotherapie bösartiger Lungentumoren
Die Induktionschemotherapie hat die Verkleinerung des Primärtumors und die Beseitigung
von okkulten Mikrometastasen zum Ziel. Sie kommt in zahlreichen Studien zum Einsatz
und ihr Stellenwert im Behandlungskonzept der nicht-kleinzelligen Lungentumoren ist in
den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Besonders wird ihre Anwendung im
Zusammenhang mit Tumoren der Stadien IIIA und IIIB geprüft. Hier liegt die Intention
auch in einer Verbesserung der Resektabilität oder auch erst in einer Ermöglichung der
operativen Resektion. Die Operation kann frühestens ungefähr drei bis vier Wochen nach
Therapieende durchgeführt werden. In mehreren Phase-II-Studien wurden Remissionsraten
von 50 bis über 60% erreicht, mit einem Anteil von kompletten Remissionen von 10% und
einer medianen Überlebenszeit von 11 bis 20 Monaten (Martini et al. 1993, Thomas et al.
1999).
Im Stadium IIIA mit N2-Lymphknotenstatus wird von bis zu 65% R0-Resektionen
berichtet mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von 17 bis 29%.
Dies wurde auch in anschließenden Phase III Studien nachvollzogen. So wurden
Chemotherapie mit folgender Operation und alleinige Operation in ihren Ergebnissen
verglichen. Es zeigte sich ein signifikanter Überlebensvorteil bei der Kombination. Ein
Problem bei der Kombination Chemotherapie und Operation war die hohe perioperative
Morbidität. Die Patienten litten verstärkt unter Pneumonien, und es waren häufiger
Reintubationen erforderlich. Auch waren bei den kombiniert behandelten Patienten längere
Krankenhausaufenthalte zu verzeichnen (Rosell et al. 1994, Roth et al. 1994).
In bis zu 40% sind bei Diagnosestellung bösartiger Lungentumoren schon Fernmetastasen
nachweisbar (Fry et al. 1996). Im damit vorliegenden Tumorstadium IV beträgt die
10
mediane Überlebenszeit nur 4 bis 6 Monaten mit sehr geringen 5-Jahres-Überlebensraten.
Bei der Monotherapie metastasierter nicht-kleinzelliger bösartiger Lungentumoren gibt es
bisher keine Standardtherapie. Eine höhere Remissionsrate als 15% weisen nur Cisplatin,
Vindesin, Vinblastin, Ifosfamid und Mitomycin C auf. Die Kombinationschemotherapie ist
mehreren Studien zufolge der Monotherapie in Remissionsdauer und Remissionsrate
überlegen (Bonomi et al. 1989, Elliot et al. 1984, Crino et al. 1990). Die
Kombinationstherapie erbrachte in den randomisierten Studien Remissionsraten zwischen
10 und 30%. Meistens handelte es sich dabei um platinhaltige Schemata.
In sechs randomisierten Studien wurde die effektive Lebensverlängerung durch die
Chemotherapie im Vergleich zur optimalen supportiven Therapie untersucht (Buccheri et
al. 1990, Cartei et al. 1993, Cormier et al. 1982, Leung et al. 1992, Quoix et al. 1991, Rapp
et al. 1988). Die Studien weisen nach, daß unter Chemotherapie ein geringer
Überlebensvorteil und eine bessere Symptomkontrolle bei den Patienten besteht. Vor allem
während der ersten sechs Monate wurde ein Rückgang der Mortalität und eine Steigerung
der Lebensqualität beobachtet. Die mediane Überlebenszeit konnte von 16 bis 17 auf 28
bis 35 Wochen verlängert werden. Die Ein-Jahres-Überlebensrate wurde von 10 auf 20%
verdoppelt. Bei der Analyse der Einzelsubstanzen zeigte sich, daß Alkylanzien wie
Cyclophosphamid keinen, Vinca-Alkaloide oder Etoposid einen kleinen, aber nicht
signifikanten und nur Cisplatin einen signifikanten Vorteil im Vergleich zur optimalen
supportiven Therapie hat (Cartei et al. 1993). Bei den neuen Zytostatika konnte für
Paclitaxel, Docetaxel und Vinorelbin im prospektiven Vergleich zur optimalen supportiven
Therapie eine signifikante Verlängerung der medianen Überlebenszeiten der Patienten
nachgewiesen werden (Manegold 2001).
1.2.4 Kombinierte Radio- und Polychemotherapien
Aufgrund von Erfolgen mit der präoperativen Polychemotherapie ging man dazu über,
diese systemische Therapieform mit der lokal ausgerichteten Radiotherapie zu
kombinieren. Bisher existieren keine allgemeinen Empfehlungen der Deutschen
Krebsgesellschaft
zur
Durchführung
von
Radiochemotherapien
(Deutsche
Krebsgesellschaft 2002). Zunächst ist eine weitere Überprüfung existierender Schemata in
Studien notwendig.
Die Strahlentherapie soll für die lokale Tumorkontrolle sorgen und die Polychemotherapie
die Mikrometastasen bekämpfen. Beide Therapieformen werden in Studien sequenziell,
11
simultan oder alternierend eingesetzt. Bisher sind die optimalen Sequenzen beider
Modalitäten nicht bekannt. Furuse et al. verglichen die sequentielle mit der simultanen
Radiochemotherapie. Sie fanden eine signifikant längere mediane Überlebenszeit (logrank-Test, p=0,039) für Patienten, die mit simultaner Radiochemotherapie behandelt
worden waren (Furuse et al. 1999).
Thomas et al (1999) behandelten im Rahmen der eigenen Phase-II-Studie 54
Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren in den Stadien IIIA und IIIB zunächst
mit zwei Chemotherapiezyklen bestehend aus Carboplatin, Ifosfamid und Etoposid. Daran
anschließend wurde eine hyperfraktioniert-akzelerierte Bestrahlung (Gesamtdosis 45 Gy)
mit simultaner Gabe von Vindesin und Carboplatin durchgeführt. Die Studie konnte
zeigen, dass diese neoadjuvante multimodale Therapie günstige Überlebenszeiten
bewirkte.
Die
errechneten
3-Jahres-Überlebensraten
nach
einem
medianen
Beobachtungszeitraum von 44 Monaten betrugen für Patienten mit Tumoren im Stadium
IIIA 35%, für die mit Tumoren im Stadium IIIB 26% und für Patienten, die nach der
Therapie R0 reseziert werden konnten (63% des Kollektivs, insgesamt 34 der
Studienteilnehmer) und eine Tumorregressionsrate von über 90% aufwiesen (23 der
Patienten nach R0-Resektion, entspricht 68%), sogar 56%.
Wie aufgeführt ist die optimale Therapie für Patienten mit nicht-kleinzelligen
Lungentumoren in den Stadien IIIA und IIIB noch nicht abschließend geklärt.
Nach Empfehlung der Deutschen Krebsgesellschaft (2002) werden funktionell operable
Patienten im Stadium IIIA primär operiert und bei durch den Pathologen festgestellten T3,
N2 Tumoren und/oder mikroskopisch oder makroskopisch festgestellten Tumorresten im
Resektat einer postoperativen Radiotherapie unterzogen. Patienten im fortgeschrittenen
Stadium IIIA mit mehreren befallenen Lymphknotenstationen und Patienten mit Tumoren
im
Stadium
IIIB
sollten
im
Rahmen
klinischer
Studien
mit
neoadjuvanten
Radiochemotherapien und anschließender Operation behandelt werden. Postoperativ sollte
sich eine erneute Radiotherapie anschließen.
1.3 Angiogenese
Als Angiogenese wird die Aussprossung neuer Kapillaren aus vorhandenen Gefäßen
bezeichnet (Folkman et al. 1992). Diese Aussprossung kann entweder physiologisch
geregelt ablaufen oder auch unkontrolliert in pathologischen Prozessen. Abhängig ist dies
12
vom Gleichgewicht der das Gefäßwachstum hemmenden (Angiostatin, Endostatin) und
fördernden (VEGF, bFGF) Faktoren. Der Mechanismus sieht wie folgt aus:
Die Endothelzellen bauen auf einen bestimmten Reiz hin ihre Basalmembranen lokal
begrenzt enzymatisch ab. Die an dieser Unterbrechung der Basalmembran liegenden
Endothelzellen verändern ihre Form und wachsen in das umgebende Gewebe ein. Diese
Invasion wird begleitet von der Proliferation der direkt mit dem jeweils umgebenden
Gewebe in Kontakt stehenden Endothelzellen, die eine sogenannte „wandernde Säule“
bilden. Hinter der voranwachsenden Linie bildet sich eine Zone der Differenzierung aus.
Die Endothelzellen in diesem Gebiet beenden die Proliferation, ändern die Form und
verbinden sich eng miteinander, um das Lumen einer neuen Kapillare zu bilden.
Schließlich verschmelzen die sprossenden Gefäßröhren und vereinigen sich zu Schleifen,
in denen das Blut jetzt in die neu vaskularisierten Gebiete fließen kann (Hanahan et a.
1996). Bei diesem Wachstumsprozeß bewegen sich die Endothelzellen auf den
Ausgangspunkt der Reizung zu. Meist ist der Ausgangspunkt ein Ort mit Sauerstoffund/oder Substratmangel. Normalerweise beendet die Aufhebung der Mangelversorgung
das Gefäßwachstum, bei der pathologischen Angiogenese setzt es sich aber ungehindert
fort (Heits et al. 1998).
Beim Erwachsenen werden unter physiologischen Bedingungen selten neue Gefäße
gebildet. Ausnahmen sind hier unter anderem die zyklische Regeneration des
Endometriums sowie Kapillareinsprossungen in Granulationsgewebe, das zur Reparatur
von Verletzungen benötigt wird (Fox et al. 1996).
Überschießende
lokale
Angiogenese
findet
man
bei
Tumoren.
Ab
einem
Tumordurchmesser von 1-2mm (etwa 106 Zellen) sind die Versorgung mit Sauerstoff und
Substraten und der Abtransport von Stoffwechselprodukten durch Diffusion aus dem
umgebenden Gewebe nicht mehr möglich, so daß der Tumor für weiteres Wachstum auf
eine eigene Gefäßversorgung angewiesen ist. Diese erste Phase des Tumorwachstums wird
als avaskuläres Stadium bezeichnet (Fidler et al. 1994). Ihm folgt zunächst ein durch den
Versorgungsengpaß bedingter Wachstumsstillstand. Falls der Tumor nicht in der Lage ist,
eine effiziente Angiogenese aufrechtzuerhalten, resultiert ein latentes Stadium des
Tumorwachstums, das auch als „Tumorschlaf“ („dormant cells“) bezeichnet wird
(Holmgren et al. 1995), oder der Tumor wird nekrotisch und geht schließlich zugrunde.
Falls der Tumor aber in der Lage ist, die für ihn notwendige Angiogenese zu
induzieren, geht nach einer je nach Tumor unterschiedlich langen Ruheperiode das
avaskuläre Stadium in das sogenannte vaskuläre Stadium über. Dieses Stadium ist dadurch
13
gekennzeichnet, daß der Tumor in großen Mengen gefäßwachstumsfördernde Stoffe wie
VEGF und bFGF freisetzt. Hieraus resultiert ein rasches Einsprossen von Kapillaren aus
den umliegenden Gefäßen (Mechanismus siehe oben), was wiederum eine Größenzunahme
des Tumors und auch seine Metastasierung ermöglicht (Abbildung 1.1).
Abbildung 1.1:
Schematische Darstellung der Wechselwirkungen zwischen Tumor und
Gefäßsystem
1.3.1 VEGF
Die
VEGF-Familie
besteht
aus
VEGF-A,
-B,
-C,
-D,
-E
und
dem
Plazentawachstumsfaktor. Alle sind homodimere Glykoproteine mit einer relativen
Molekülmasse von 34000-42000 Dalton und weisen eine strukturelle Homologie zu
PDGF, dem „platelet derived growth factor“, auf (Keck et al. 1989).
VEGF-A, der spezifische Wachstumsfaktor für Endothelzellen, wurde erstmalig
1983 beschrieben. Die Arbeitsgruppe um Senger et. al. (1983) isolierte einen zunächst als
VPF (vaskulärer Permeabilitätsfaktor) bezeichneten Faktor aus der Aszitesflüssigkeit von
Patienten, die an intraperitonealen Tumoren erkrankt waren. Wie aus seinem Namen
ersichtlich, erhöht dieser Faktor die Durchlässigkeit der Kapillaren und führt so zum
14
Austritt von Flüssigkeit in das Gewebe. Nach Klonierung der VPF-DNA wurde deren
Übereinstimmung mit der VEGF-DNA erkannt.
Das humane Gen für VEGF, den „vascular endothelial growth factor“ oder
vaskulären Endothelwachstumsfaktor, liegt auf dem Chromosom 6 p12-p21 und besteht
aus 8 Exons sowie 6 Introns. Durch alternatives Splicing der RNA entstehen mehrere
Isoformen, die am häufigsten untersuchten weisen Sequenzen von 121, 165, 189 und 206
Aminosäuren auf (Houck et al. 1991). Die Isoform VEGF165 ist hauptsächlich im Serum
vertreten, in geringerem Ausmaß auch die Isoform VEGF121. Die Isoformen VEGF189 und
VEGF206 bleiben membranständig an Heparansulfate gebunden.
Verschiedene Zelltypen wie Fibroblasten, Monozyten, Makrophagen, Plasmazellen,
Lymphozyten, Leberzellen, Lungengewebe, Neuroektodermalzellen und Myozyten
enthalten mRNA für VEGF.
Eine gesteigerte VEGF-Expression findet man bei Fehlbildungen wie z.B. dem
Hämangiom und Erkrankungen wie der proliferativen Retinopathie, der Psoriasis und der
rheumatoiden Arthritis (Folkman et al. 1995).
Besonders in hochmalignen, schnell proliferierenden Tumorgeweben ist der Gehalt
an VEGF-mRNA ebenfalls stark erhöht.
Rezeptoren für VEGF werden von Endothelzellen, primitiven hämatopoetischen
Stammzellen, Monozyten und Erythroleukämiezellen exprimiert. Eine mitogene Wirkung
scheint VEGF aber nur auf Endothelzellen zu haben, die als aktivierte Endothelzellen
wachsender Gefäße einen signifikanten Level an Flt-1, einem Rezeptor von VEGF,
exprimieren. Daher wird VEGF momentan auch als einziger spezifischer Wachstumsfaktor
der Angiogenese angesehen (Heits et al. 1998, Keck et al. 1989). Zwei unterschiedliche
VEGF-Rezeptoren sind identifiziert und kloniert worden. Sie gehören beide zur Familie
der Tyrosinkinaserezeptoren mit intrinsischer Aktivität. Sie werden als „kinase-domain
insert containing receptor“ (KDR, auch VEGFR-2) und „fms-like tyrosine kinase“ (Flt-1,
auch VEGFR-1) bezeichnet. Die Bindung von VEGF an seine Rezeptoren führt zu einer
Tyrosinphophorylierung intrazellulärer Funktionsproteine und einer Erhöhung der
zytosolischen Calciumionenkonzentration (Brock et al. 1991). Die genauen Aufgaben der
beiden Rezeptoren sind noch nicht endgültig geklärt. Man vermutet, daß VEGFR-2 bei
Aktivierung durch VEGF das Wachstum von Endothelzellen bewirkt. VEGFR-1 reguliert
dieses Wachstum über die Bildung von Stickstoffmonoxid, das die VEGFR-2 abhängige
Endothelzellproliferation hemmt. VEGFR-1 bewirkt dann die Redifferenzierung der
15
Endothelzellen in kapillar-ähnliche Strukturen und die Verbindung der neuen Kapillaren
untereinander (Bussolati et al. 2001).
VEGF fördert die Angiogenese durch verschiedene Mechanismen.
VEGF wirkt chemotaktisch auf Makrophagen, Mastzellen und Endothelzellen. Wie
schon
erwähnt,
ist
eine
weitere
biologische
Wirkung
die
Erhöhung
der
Gefäßdurchlässigkeit, was sich in elektronenmikroskopischen Aufnahmen als eine
Auflösung der engen Zell-Zellkontakte, einer Fenestration, zeigen läßt. Die hierdurch in
das die Gefäße umgebende Bindegewebe gelangenden Plasmabestandteile könnten ebenso
wie die Bindung von VEGF an seine Rezeptoren die Freisetzung des von WillebrandFaktors sowie die Freissetzung des Plasminogenaktivators und von Kollagenasen
bewirken. Hierdurch wird eine verstärkte Adhäsion von Thrombozyten bewirkt, die
daraufhin VEGF freisetzen und so durch Erhöhung der Konzentration von lokalen
angiogenesefördernden Faktoren zusätzliches Gefäßwachstum bedingen (O´Byrne et al.
2003).
Die Steuerung der VEGF-Produktion wurde im Tierexperiment und anhand von
Zellkulturen untersucht. Es konnten verschieden Mediatoren gefunden werden, die die
Synthese von VEGF mRNA hemmend oder fördernd beeinflussen. Die VEGF-Freisetzung
wurde in diesen Experimenten durch Interleukin-1β, TGFβ, Östrogene und Prostaglandin
E gefördert. Hemmend auf die Ausschüttung wirkten hingegen Plättchenfaktor 4 und α2Makroglobulin.
Den größten Einfluß auf die VEGF-Synthese haben laut Studien das lokale
Sauerstoffangebot sowie das lokale Glucoseangebot. Bei Hypoxie des Gewebes wird die
VEGF mRNA vermehrt gebildet, und ihre Halbwertzeit ist verlängert (Shweiki et al.
1992).
In Tumorgeweben, die regelmäßig eine heterogene Gefäßdichte aufweisen, sind die
Gebiete mit hoher Vaskularisierung und ausgeprägter VEGF-Synthese in den
Randgebieten der Tumoren lokalisiert. Eine zusätzliche Steigerung der VEGF-Produktion
kann auch in hypoxischen, oft zentral in den Tumoren gelegenen Gebieten, die an
Nekrosen grenzen, nachgewiesen werden (Plate et al. 1992).
Die Angiogenese ist auch in Tumorgeweben reguliert über das Gleichgewicht
zwischen den die Angiogenese fördernden Faktoren wie VEGF und bFBF (basic fibroblast
growth factor) und den Inhibitoren der Angiogenese wie Thrombospondin 1, Angiostatin
und Endostatin. Der genaue Mechanismus dieser Gleichgewichtskontrolle ist noch unklar.
16
Als proangiogenetisch anzusehen sind auch die Onkogene ras und raf (Grugel et al. 1995),
wobei ras nicht nur ein Induktor der VEGF-Expression ist, sondern auch ein potenter
Inhibitor des Thrombospondin 1, welches wiederum einen der effizientesten Inhibitoren
der Angiogenese darstellt. Ebenfalls proangiogenetisch wirkt ein p53-Gendefekt. P53
gehört zu den Angiogenese inhibierenden Faktoren, da es die Bildung von
Thrombospondin 1 induziert (Mukhopadhay et al. 1995).
Verschiedene Studien haben gezeigt, daß VEGF mRNA in einer Vielzahl bösartiger
Tumoren des Menschen gebildet wird. Zu nennen sind hier Karzinome der Niere, der
Brustdrüse, der Leber, des Kolon, der Speiseröhre und der Lunge. Es wurde auch
dargestellt,
daß
die
VEGF-Expression
in
enger
Verbindung
steht
mit
der
Neovaskularisation und korreliert ist mit einer schlechteren Prognose in verschiedenen
Typen menschlicher Karzinome (Mattern et al. 1995, Volm et al. 1996b).
Besonders bei nicht-kleinzelligen Tumoren der Lunge scheint die Angiogenese ein
zusätzlicher prognostischer Indikator zu sein ( Fontanini et al. 1995). Nicht-kleinzellige
Tumoren der Lunge exprimieren beide VEGF-Rezeptoren, so daß hier die Möglichkeit
einer autokrinen Neoangiogenese durch die Tumorzellen besteht.
Ein Problem der Beurteilung auftretender pathologischer VEGF-Expressionen stellt
die schon normalerweise hohe VEGF-Konzentration des Lungengewebes dar. VEGF ist
von Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Permeabilität des normalen Lungengewebes
für Plasmabestandteile. Erhöhte VEGF-Konzentrationen führen auch in der Lunge zu
gesteigerter Permeabilität der alveolaren Kapillaren durch Auftreten von Fenestrationen
(Heits et al. 1998).
Eine Erhöhung des VEGF-Gehaltes findet man bei jeder Entzündung des
Lungengewebes. Hyperplastische Alveolarzellen vom Typ 2 enthalten ebenfalls hohe
VEGF-Konzentrationen im Cytoplasma. Die die Bronchien auskleidenden Epithelzellen
zeigen hingegen nur in wenigen Fällen eine VEGF-Expression. Die in vielen Fällen
gesteigerte
VEGF-Expression
in
den
von
diesen
Epithelzellen
ausgehenden
Plattenepithelkarzinomen wird als ein Hinweis auf die mögliche Progression des nichtkleinzelligen Tumors aufgefaßt. Hieraus können dann prognostische Folgerungen
erarbeitet werden (Fontanini et al. 1999). Fontanini et. al. zeigten erneut, daß VEGF eine
prognostische Relevanz in bezug auf das Gesamtüberleben hat. Sie fanden eine
signifikante Assoziation zwischen der VEGF-165-Isoform und dem Überleben sowie
zwischen der Isoform VEGF-121 und auftretenden Lymphknotenmetastasen. Die
17
Isoformen VEGF 165 und 121, also die löslichen Isoformen, sind ihren Aussagen nach
wichtig als Marker für die Aggressivität dieser Tumoren.
Statistisch signifikante Unterschiede bei der Anzahl der Mikrogefäße wurden beim
Vergleich VEGF-positiver und VEGF-negativer Tumoren gefunden; dabei war die
Mikrogefäßdichte in den VEGF-positiven Tumoren signifikant höher als in den VEGFnegativen Tumoren (Masuya et al. 2001). Eine identische Korrelation fanden Takanami et
al. (1997) für Flt-1-positive und -negative Tumoren. Am ausgeprägtesten war in ihrer
Untersuchung die Mikrogefäßdichte in Tumoren, die sowohl eine hohe VEGFProteinexpression als auch eine starke Markierung bei der Darstellung des Rezeptors Flt-1
zeigten.
Eine
ebenfalls
signifikante
Korrelation
zwischen
VEGF-Expression
und
Mikrogefäßdichte fanden Volm et. al. (1996a), die die Wechselbeziehung zwischen
Mikrogefäßdichte, VEGF-Expression und Resistenz gegenüber Doxorubicin bei nichtkleinzelligen Lungentumoren untersuchten. Sie konnten zeigen, daß im Vergleich zu
Doxorubicin-sensiblen Tumoren Doxorubicin resistente Tumoren eine signifkant
reduzierte Mikrogefäßdichte und damit Vaskularisation aufwiesen und auch eine
signifikant niedrigere VEGF-Expression hatten. Auf diese Weise erhielten Volm et. al. ein
Mittel, zuverlässig resistente Tumoren vorherzusagen.
Als Ursache für die Wechselbeziehung zwischen den verschiedenen Faktoren
vermuten sie die biologisch und therapeutisch wichtige Hypoxie, da bei vielen Therapien
für deren maximale zytotoxische Wirksamkeit Sauerstoff essentiell ist. Geringe VEGFExpression erweist sich in dieser Studie als ein auf Subpopulationen mit schlechter
Gefäßversorgung und somit limitierter Effektivität der Chemotherapie hinweisender
Parameter. Dies beeinflußt auch die Überlebenschancen der Patienten (Volm et al. 1996a).
Für bösartige Lungentumoren zeigten mehrere Studien, daß die intratumorale
Gefäßdichte mit einer schlechteren Prognose korreliert (Mattern et al. 1996, Macchiarini et
al. 1992). Ebenso wurde gezeigt, daß die Zahl der Mikrogefäße mit der Fähigkeit des
Tumors zur Angiogenese korreliert. In den Sera der an bösartigen Tumoren erkrankten
Patienten waren die Konzentrationen von VEGF signifikant höher als in den Sera der
gesunden Kontrollgruppe. Die erhöhten Serumkonzentrationen von VEGF konnten mit
einer schlechteren Prognose korreliert werden (Yamamoto 1996). Andere Studien
hingegen konnten keine Korrelation zwischen erhöhten Konzentrationen von VEGF im
Serum und einer schlechteren Prognose aufzeigen (Brattström 1998). Hier muß davon
ausgegangen werden, daß weitere Studien zu diesem Themenkreis notwendig sind, bis
valide Aussagen getroffen werden können.
18
2. Fragestellung
Die nicht-kleinzelligen bösartigen Lungentumoren gehören zu den häufigsten Tumoren der
Menschen. Jährlich sterben allein in der Bundesrepublik Deutschland 40.000 Personen an
den Folgen dieser Erkrankung. Besonders für die ungefähr 30 Prozent der Patienten, bei
denen bei Diagnosestellung ein schon lokoregionär fortgeschrittener Tumor im Stadium
IIIA oder IIIB mit einer niedrigen Fünf-Jahres-Überlebensrate vorliegt, werden verbesserte
Therapieschemata gesucht und daher vermehrt multimodale Therapiestrategien in Studien
untersucht. Diese neoadjuvanten oder adjuvanten Chemo- oder Radiochemotherapien
erzielen aber noch nicht bei allen Patienten die erwünschten Therapieergebnisse. Daher
wird nach Parametern gesucht, die sowohl das Ansprechen auf die jeweilige Therapieform
als auch die Prognose für das Überleben der Patienten individuell beurteilen lassen.
1. Wie stellt sich die in der vorliegenden Arbeit mittels immunhistochemischer Markierung
untersuchte Expression des Angiogeneseparameters Vascular Endothelial Growth Factor
(VEGF) und seines Rezeptors Flt-1 an einem Kollektiv lokoregionär weit fortgeschrittener
nicht-kleinzelliger bösartiger Lungentumoren vor und nach Therapie dar? Das Kollektiv
war mit einer neoadjuvanten Kombinationschemotherapie aus Ifosfamid, Carboplatin und
Etoposid sowie einer nachfolgenden hyperfraktioniert-akzelerierten Radiotherapie mit
einer Gesamtdosis von 45 Gy mit simultaner Chemotherapie mit den Substanzen
Carboplatin und Vindesin behandelt worden.
2. VEGF wird untersucht, weil es als wichtigster parakriner Wachstumsfaktor für
Gefäßendothelzellen bekannt ist. Tumoren induzieren durch die Sekretion von VEGF die
für ihre Vergrößerung und Ausbreitung notwendige Angiogenese. Autoren verschiedener
Studien konnten für unterschiedliche Tumoren signifikante von der VEGF-Expression
abhängige Aussagen hinsichtlich der Prognose für das Überleben ihrer Patienten treffen.
Für die Gruppe der Lungentumoren gibt es noch keine Festlegung im Hinblick auf die
Bedeutung der VEGF-Expression für das Überleben der Patienten.
Ergebnisse hinsichtlich der therapeutischen und vor allem prognostischen Relevanz von
VEGF im Zusammenhang mit neoadjuvanten Radiochemotherapien sind bisher nicht
veröffentlicht worden.
Ist die VEGF-Expression als Prognosemarker für die an fortgeschrittenen nichtkleinzelligen bösartigen Lungentumoren erkrankten und mit einer neoadjuvanten
19
Radiochemotherapie
behandelten
Studienpatienten
anwendbar?
Besteht
ein
Zusammenhang zwischen VEGF-Expression und klinischen Verlaufsparametern bzw.
histomorphologischen Tumorregressionsphänomenen und dem Ansprechen auf die
durchgeführte Therapie?
3. Flt-1 wird untersucht, weil es sich hierbei um einen spezifischen VEGF-Rezeptor
handelt, der hauptsächlich in proliferierenden Endothelzellen, die direkt an einen Tumor
angrenzen oder in ihn hineinwachsen, ausgebildet ist. Im gesunden adulten Gewebe ist er
nur in geringen Mengen nachweisbar. Im Hinblick auf seine Bedeutung für das
Ansprechen eines Tumors auf eine Therapie gibt es keine Veröffentlichungen. In der
Literatur findet man zur prognostischen Aussagekraft von Flt-1 ähnlich wie bei VEGF
widersprüchliche Angaben. Erfahrungen zu seiner therapeutischen und prognostischen
Relevanz bei neoadjuvanten Therapiekonzepten liegen bisher nicht vor.
Ist die immunhistochemische Flt-1-Darstellung als Prognosefaktor für das
untersuchte Kollektiv einsetzbar? Einige Studien fanden eine signifikante, als
Prognoseparameter geeignete Koexpression von VEGF und Flt-1. Läßt sich eine
entsprechende Korrelation für das im Rahmen dieser Arbeit untersuchte Kollektiv finden?
Parallel zu dem Vorgehen bei der Auswertung der Resultate der VEGF-Expression werden
die
Resultate
der
Flt-1-Expression
klinischen
Verlaufsparametern
und
histomorphologischen Tumorregressionsphänomenen mit der Frage gegenübergestellt, ob
eine therapeutischen Relevanz von Flt-1 dargestellt werden kann.
20
3. Untersuchungsgut und Methoden
3.1 Untersuchungsgut
3.1.1 Studienpopulation
Im Rahmen einer multizentrischen Phase-II-Studie zur Therapie primär nicht resektabler
nicht-kleinzelliger Lungentumoren wurde von April 1992 bis September 1995 eine Gruppe
von 54 Patienten rekrutiert. Diese Patienten mit einem histologisch gesicherten, lokal
fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen bösartigen Lungentumor wurden nach einem
multimodalen neoadjuvanten Therapieschema behandelt. Das Schema bestand aus der
Kombination einer präoperativen Chemotherapie mit den Substanzen Carboplatin,
Ifosfamid und Etoposid und einer anschließenden hyperfraktionierten akzelerierten
Radiotherapie unter gleichzeitiger Gabe einer Chemotherapie mit den Substanzen
Carboplatin und Vindesin. Dies geschah mit dem Ziel, präoperativ eine Verkleinerung der
Tumormasse und damit einhergehend eine verbesserte Operabilität der Patienten zu
erreichen.
Das Patientenkollektiv setzte sich aus 5 Frauen und 49 Männern mit einem
durchschnittlichen Alter von 56,7 Jahren (Altersspanne von 37 bis 70 Jahre) zum Zeitpunkt
der Diagnose zusammen. Bei der Zuordnung zu den Tumorstadien ließen sich 25 Patienten
dem Stadium IIIA und 29 Patienten dem Stadium IIIB zuordnen. Bei den Tumoren
handelte es sich histomorphologisch nach dem führenden histologischen Typ um 36
Plattenepithelkarzinome, 17 Adenokarzinome und ein adenosquamöses Karzinom.
3.1.2 Ein- und Ausschlußkriterien zur Aufnahme in die Studie
Voraussetzungen für die Aufnahme in die Studie war ein histologisch gesicherter nichtkleinzelliger bösartiger Tumor der Lunge. Weiterhin mußten sich die Patienten in einem
guten Allgemeinzustand befinden (Karnofsky>70%) und über eine ausreichende Leberund
Nierenfunktion
Knochenmarkreserve
verfügen.
Wichtig
(Leukozyten>4000/µl,
war
auch
eine
genügend
Thrombozyten>100.000/µl)
und
große
die
funktionelle Operabilität (FEV1>1,0 Liter). Alle Patienten mußten schriftlich ihr
Einverständnis erklären.
Ausschlußkriterien waren eine schon zuvor durchgeführte Resektion des
Primärtumors und eine nicht im Zusammenhang mit der Studie erhaltene Chemo- oder
Radiotherapie.
21
Ein gleichzeitiger maligner Zweittumor in einem anderen Organ sowie eine manifeste
Infektion vor Therapiebeginn führten ebenfalls zum Ausschluß von der Studienteilnahme.
3.1.3 Durchgeführte Untersuchungen
Nach Anamnese und klinischer Untersuchung sowie der histologischen Diagnosesicherung
unterzogen sich die Patienten dem Primärstaging. Neben bildgebenden Verfahren wie
Röntgen des Thorax in zwei Ebenen, Computertomographie des Thorax, des Abdomens
und des Schädels sowie einer Skelettszintigraphie wurden eine Bodyplethysmographie,
Bronchoskopie und Mediastinoskopie mit Lymphknotenbiopsien durchgeführt. Im
Einzelfall war auch eine diagnostische Thorakotomie notwendig, um das Tumorstadium
beurteilen zu können.
3.1.4 Therapieprotokoll
Der Therapieplan enthielt drei Blöcke neoadjuvanter Behandlung.
Die ersten beiden Blöcke setzten sich aus einer Kombinationschemotherapie
zusammen. Die verwendeten Substanzen waren Ifosfamid, Carboplatin und Etoposid (ICESchema). An den Tagen 1, 3 und 5 wurden Ifosfamid (1500mg/m2 Körperoberfläche) und
Etoposid (100mg/m2 Körperoberfläche) gegeben. Die Gabe von Carboplatin fand nur an
Tag 1 in einer Menge von 300mg/m2 Körperoberfläche statt. Anschließend an diesen
ersten Block wurde mit der Therapie pausiert, um eine Regeneration des Blutbildes zu
ermöglichen. Die Wiederholung dieses ersten Blockes sollte dann ab Tag 22 erfolgen.
Nach Durchführung der ersten beiden Blöcke schloß sich zwei Wochen später das
erste Zwischenstaging an. An bildgebenden Verfahren wurden hierzu Röntgen des Thorax
in zwei Ebenen, eine Computertomographie des Thorax und eine Sonographie des
Abdomens eingesetzt.
Anschließend wurde der dritte Block, die Radiotherapie, als hyperfraktionierte
akzelerierte Bestrahlung begonnen. Eine Gesamtdosis von 45 Gy wurde in drei Wochen
verabreicht. An 5 Tagen in der Woche wurde eine tägliche Herddosis von zweimal 1,5 Gy
appliziert. Zusätzlich erhielten die Patienten an den Tagen 1, 8 und 15 eine Chemotherapie
bestehend aus Carboplatin (100mg/m2 Körperoberfläche) und Vindesin (3mg absolut).
Nach Abschluß dieses dritten Blockes erfolgte drei Wochen später das zweite
Zwischenstaging mit der Frage nach der Operabilität. Die Bewertung erfolgte gemäß den
Kriterien der Southwest Oncology Group (SWOG) (Green et. al. 1992).
22
Im Durchschnitt 7 Wochen nach Therapieende erfolgte die radikale Operation mit
kurativer Zielsetzung. Gefolgt wurde sie von einem erneuten Staging drei bis sechs
Wochen nach der Operation.
Wenn keine Operation möglich war oder nur eine inkomplette Resektion durchgeführt
werden konnte, folgte eine konventionelle Radiotherapie mit einer Gesamtdosis von 16
Gy.
3.1.5 Remissionsverhalten und Operationsrate
Remission bezeichnet das Zurückgehen von Krankheitserscheinungen, z.B. das Nachlassen
eines Fiebers. Als komplette Remission wird ein Zustand nach Therapie bezeichnet, der
durch vollständiges Verschwinden aller erfaßbaren Hinweise auf eine Krankheit
gekennzeichnet ist. Darunter fallen auch: kein erneutes Auftreten von Läsionen und von in
Beziehung zur Erkrankung stehenden Symptomen sowie eine Normalisierung vor der
Therapie eventuell pathologischer Laborwerte. Als partielle Remission wird ein Rückgang
der Läsionen um 50% oder mehr bezeichnet, einhergehend mit dem Nichtfortschreiten
vorhandener meßbarer Läsionen und ohne erneutes Auftreten von Läsionen (Green et al
1992).
Anhand der bildgebenden Verfahren beurteilt, erreichten nach zwei Zyklen von den 54
Patienten 1 Patient eine komplette Remission (CR) und 20 Patienten eine partielle
Remission (PR). Einen Progress der Erkrankung (PD) erlitt 1 Patient, der an einer Blutung
infolge einer Gefäßarrosion in der Lunge durch den Tumor zu Beginn des zweiten
Chemotherapieblockes verstarb.
Insgesamt war bei 41% der Patienten nach Beendigung der Chemotherapie ein
Ansprechen auf die Therapie (PR+CR) zu sehen.
Nach Durchführung der simultanen Radiochemotherapie zeigten von 54 Patienten 5
Patienten eine komplette Remission (CR) und weitere 32 Patienten eine partielle
Remission (PR). Bei vier Patienten wurde ein Fortschreiten der Erkrankung beobachtet.
Von diesen zeigten drei Patienten eine Metastasierung. Der vierte Patient erlitt die oben
erwähnte Tumorblutung zu Beginn des zweiten Chemotherapiezyklus. Insgesamt zeigten
den bildgebenden Verfahren zufolge 70% der Patienten ein Ansprechen auf die Therapie
(CR+PR).
Nach Abschluß der Radiochemotherapie wurden 40 Patienten (75%) mit kurativer
Zielsetzung operiert. Drei Patienten waren technisch inoperabel, zwei Patienten waren
23
funktionell inoperabel, vier Patienten lehnten nun die Operation ab. Drei Patienten hatten
Fernmetastasen entwickelt und zwei waren bereits vorher verstorben. Ein Patient verstarb
an einer Tumorblutung, der andere an einer Pneumonitis. In 34 Fällen konnte eine R0Resektion durchgeführt werden, in 6 Fällen gelang nur eine inkomplette Resektion. 20 der
Patienten im Stadium IIIA (80%) konnten operiert werden, 17 von ihnen erhielten eine R0und 3 eine R1-Resektion. Im Stadium IIIB wurden ebenfalls 20 Patienten (69%) operiert.
Auch hier gelang in 17 Fällen eine R0-Resektion. In einem Fall war nur eine R1-Resektion
und in 2 Fällen eine R2-Resektion möglich.
3.1.6 Toxizität der Therapie (SWOG-Kriterien)
Als Nebenwirkungen der ICE-Induktionschemotherapie wurden in insgesamt 107 Zyklen
15 Leukopenien Grad III/IV (Leukozytenzahlen <1900/µl bzw. <1000/µl) und fünf
Thrombopenien Grad
III/IV (Thrombozytenzahlen <49.900/µl bzw. <25.000/µl)
beobachtet (Thomas et al 1999). Die Toxizität der Chemotherapie war somit als mäßig
einzustufen.
Infolge der Radiochemotherapie zeigte sich ein anderes Nebenwirkungsprofil. Von
den Patienten entwickelten 4 Ösophagitiden Grad III/IV (Patient nicht mehr in der Lage,
feste Nahrung zu sich zu nehmen (Grad III), parenterale Ernährung nötig oder komplette
Obstruktion
oder
Perforation
(Grad
IV))
und
5
Pneumonitiden
Grad
III/IV
(Sauerstoffbedarf/ Beatmungspflichtigkeit), von denen zwei letal verliefen, in einem
Zeitraum von 70 bzw. 80 Tagen nach Ende der Radiotherapie. Auch postoperativ kam es
zu letalen Komplikationen. Von drei Patienten, die an einer Pneumonie erkrankten,
verstarb einer. Bronchusstumpfinsuffizienzen traten bei 5 Patienten auf, bei zwei Patienten
verliefen sie letal.
Die therapieassoziierte Letalität betrug somit insgesamt 9% (5 Todesfälle).
3.1.7 Prognose
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 44 Monaten (38,4 bis 46,6 Monate) sind
37 Patienten verstorben. Ausgehend vom Zeitpunkt der Erstdiagnose betrug damit die
mediane Überlebenszeit insgesamt 20,4 Monate. Die 1-Jahres-Überlebensrate betrug
68,5%, die 2-Jahres-Überlebensrate noch 39,8%. Eine bessere mediane Überlebenszeit von
24,8 Monaten zeigten die Patienten nach R0-Resektion. Auch die 1- bzw. 2-JahresÜberlebensrate von 79,4 bzw. 52,4% fiel bei ihnen günstiger aus. Von den 34 Patienten
24
nach R0-Resektion lebten nach der medianen Nachbeobachtungszeit von 44 Monaten noch
15 Patienten (44%).
3.2 Methoden
Das für diese Arbeit verwendete Untersuchungsgut stammt von Patienten, die an einer
Multi-Center-Studie teilnahmen, welche unter der Leitung der Medizinischen Klinik A der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (PD Dr. med. M. Thomas) durchgeführt
wurde.
Als
Referenzpathologie
war
das
Institut
für
Pathologie
an
den
Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil, Universitätsklinik, an dieser Studie
beteiligt (PD Dr. med. K. Junker, Professor Dr. med. K.-M. Müller).
3.2.1 Histomorphologische Untersuchungen
Das im Rahmen der Untersuchungen zur Stellung der Primärdiagnose, zum Primärstaging
(Bronchusbiopsie und Mediastinoskopie) und bei den Resektionen gewonnene Material
wurde im Institut für Pathologie an den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken
Bergmannsheil aufgearbeitet. Nach makroskopischer Inspektion des Primärtumors und der
resezierten Lymphknoten wurden die abgrenzbarem Areale mit noch intaktem oder
ehemaligem Tumorgewebe vollständig in Paraffin eingebettet. Als Basis für die
histologische
Klassifikation
und
die
Beurteilung
der
histomorphologischen
Tumorregression dienten von allen Präparaten jeweils nach Hämatoxylin-Eosin (HE) und
van Gieson (EvG) gefärbte Schnitte. Anhand der angefertigten Schnittpräparate wurden
geeignete Blöcke der Primärbiopsie und des Resektates für weitere immunhistochemische
Untersuchungen ausgewählt.
Von den ursprünglich 54 Studienpatienten wurden 32 Patienten im Rahmen der
vorliegenden Arbeit untersucht. Von diesen lag noch bei 19 Patienten präoperativ
gewonnenes Material mit für die geplanten immunhistochemischen Markierungen
ausreichendem Tumorgewebe vor. Es handelte sich dabei um 9 Bronchusbiopsien und um
10 Mediastinoskopien.
Bei insgesamt 13 Fällen der Studienpopulation war für weitere Untersuchungen
ausreichendes Gewebe nicht mehr vorhanden.
Posttherapeutisch nach der Radiochemotherapie durch Resektionen gewonnenes Gewebe
enthielt für die geplanten Untersuchungen bei 26 Patienten ausreichendes Tumorgewebe.
25
Insgesamt lag also von 19 Patienten prätherapeutisch und von 26 Patienten
posttherapeutisch
gewonnenes,
für
die
immunhistochemischen
Untersuchungen
ausreichendes Material vor. Bei 13 Patienten konnten sowohl an prä- als auch
posttherapeutisch erhaltenem Material die Markierungen durchgeführt werden.
Bei den untersuchten Tumoren handelte es sich um 9 Adenokarzinome, 22
Plattenepithelkarzinome, und in einem Fall lag ein Mischtumor mit Anteilen eines Adenound eines Plattenepithelkarzinoms vor.
Neben der Tumorremission als klinischen Parameter des Ansprechens der Tumoren auf die
neoadjuvante
Therapie
wurden
die
Auswirkungen
der
Therapie
zusätzlich
histomorphologisch beurteilt.
Der Begriff der morphologisch faßbaren Tumorregression beschreibt die
histologischen Veränderungen von Tumoren nach der Therapie. Für das im folgenden
aufgelistete Regressionsgrading (Junker et al. 1997) konnte eine Bedeutung als
prognostisch signifikanter Parameter für das in dieser Arbeit verwendete Material gezeigt
werden. Die untersuchten Tumoren wurden auf verschiedene Kriterien hin beurteilt, unter
anderem auf das Vorliegen und die Ausdehnung von vitalem Tumorgewebe, von
Tumornekrosen und Vernarbungen sowie schaumzelliger Reaktion (Abbildung 3.1).
Regressionsgrading
Regressionsgrad I:
Keine oder nur geringe spontane Tumorregression
Regressionsgrad IIa: Unvollständige Tumorregression, mehr als 10% vitales Gewebe im
Bereich des Primärtumors und/ oder großherdiger Befall der
resezierten Lymphknoten
Regressionsgrad IIb: Unvollständige Tumorregression, weniger als 10% vitales Gewebe
im Bereich des Primärtumors und/ oder allenfalls kleinherdiger
Befall der resezierten Lymphknoten
Regressionsgrad III: Vollständige
Tumorregression
ohne
Nachweis
vitalen
Tumorgewebes im Primärtumor und resezierten Lymphknoten
Für Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungentumor im Stadium III, die in den
Operationspräparaten einen Regressionsgrad von IIb und III aufwiesen, konnte gezeigt
werden, daß dies als signifikanter Parameter für eine längere Überlebenszeit galt.
26
Abbildung 3.1: Kokardenförmiger Herd mit zentraler therapieinduzierter Nekrosezone,
umgebendem
Schaumzellsaum,
Übergang
in
gefäßreiches
Granulationsgewebe und peripherer Vernarbung (Junker et al. 1997)
3.2.2 Immunhistochemische Untersuchungen
Verwendete Antikörper
Vascular endothelial growth factor (VEGF), polyklonal und monoklonal
Der „Vascular endothelial growth factor“ (VEGF) ist ein dimeres Glykoprotein. Er wird
für den wichtigsten Faktor der Tumorangiogenese gehalten. Mehrere Isoformen des VEGF
sind beschrieben worden (Ferrara et al. 1991). Ihre mitogene Aktivität scheint sich auf
Endothelzellen zu beschränken.
Im Rahmen der für diese Arbeit durchgeführten Untersuchungen wurde zum einen
der polyklonale Antikörper VEGF (A-20) (Firma Santa Cruz Biotechnology, USA)
eingesetzt, der aus gereinigten Kaninchen-Antikörpern (sc-152) besteht. Das KaninchenIgG bindet an die Aminosäuren 1-20 am Aminoende des VEGF menschlichen Ursprungs
an. VEGF (A-20) reagiert mit den Aminosäuren der VEGF-Isoformen 165, 189 und 121.
Zum anderen wurden mit VEGF (C-1) immunhistochemische Färbungen
durchgeführt. Dies ist ein monoklonaler Mausantikörper (IgG1), ebenfalls hergestellt von
der Firma Santa Cruz Biotechnology. Er korrespondiert mit den Aminosäuren 1-140 des
humanen VEGF. VEGF (C-1) (sc-7269) reagiert mit dem VEGF von Ratte, Maus und
27
Mensch. Ob die Reaktion auf bestimmte Isoformen des VEGF beschränkt ist, ist zur Zeit
laut Angaben der Firma nicht bekannt. Es gibt keine Kreuzreaktionen mit VEGF-B und
VEGF-C.
Zellmembran-Rezeptor-Tyrosinkinase (Flt-1)
Die Zellmembran-Rezeptor-Tyrosinkinase Flt-1 ist beteiligt beim Wachstum von
Gefäßendothelzellen. Sie ist charakterisiert durch 7 immunglobulinähnliche extrazellulär
liegende Sequenzen. Flt-1 ist eng verwandt mit zwei anderen ebenfalls das Gefäßwachstum
steuernden Tyrosinkinasen, Flk-1 und Flt-4. Bei Flt-1 und Flk-1 konnte gezeigt werden,
daß sie eine hohe Affinität zu VEGF besitzen.
Flt-1 (C-17) (sc-316) ist ein polyklonaler Kaninchen-Antikörper, der gegen ein Peptid
gerichtet ist, das mit den Aminosäuren 1312-1328 am carboxyterminalen Ende des Flt-1Vorläufers humanen Ursprungs korrespondiert. Er reagiert mit Flt-1 von Maus, Ratte und
Mensch. Kreuzreaktionen mit anderen VEGF-Rezeptoren oder anderen Tyrosinkinasen
existieren nicht.
Die Alkalische-Phosphatase-Anti-Alkalische-Phosphatase (APAAP) Methode
Für die immunhistochemischen Markierungen wurden zunächst 3-4 µm dicke
Schnittpräparate des formalinfixierten und in Paraffin eingebetteten Gewebes auf einen
speziellen Kapillarspaltobjektträger der Firma DAKO aufgezogen. Daran anschließend
wurden die Präparate über Nacht bei 37 Grad Celsius im Wärmeschrank getrocknet. Als
nächster Schritt folgte die Entparaffinierung mit Xylol und die Rehydratation in einer
absteigenden Isopropanol-Alkoholreihe( 100%, 96%, 70%) sowie eine Waschung in TrisPuffer (pH 7,2). In Abhängigkeit vom verwendeten Primärantikörper erfolgten
unterschiedliche Vorbehandlungen zur Demaskierung der Antigenepitope.
Bei der APAAP-Methode besitzt der Primärantikörper eine hohe Sensitivität auch schon
für sehr geringe Konzentrationen des jeweiligen Antigens. Nach der Reaktion des
Primärantikörpers
mit
dem
Antigen
wird
der
Sekundärantikörper,
oder
auch
Brückenantikörper, zugesetzt. An diesen bindet dann der APAAP-Komplex (Abbildung
3.2). Zur Intensivierung der Reaktion können die letzten beiden Schritte auch mehrfach
wiederholt werden (Cordell et al. 1984). Durch die Aktivität der alkalischen Phosphatase
erhält man bei Zugabe eines Chromogens mit dem Farbstoff Neufuchsin eine rote
28
Farbreaktion. Die alkalische Phosphatase wirkt in diesem Fall als Katalysator auf das
Substrat. Es kommt zu einer Komplexbildung von Enzym und Substrat, an die sich
wiederum das Chromogen anlagert.
APAAP-Komplex
Link-Sekundärantikörper
Primärantikörper
Antigen
Abbildung 3.2 Schematische Darstellung der APAAP-Methode (Noll und Schaub-Kuhnen
2000)
Für den monoklonalen VEGF-Antikörper wurden die Schnitte in 1mM EDTA-Puffer (PH
8,0) 15 Minuten in der Mikrowelle bei 600 Watt vorbehandelt und anschließend für
weitere 10 Minuten im warmen Puffer stehengelassen.
Der polyklonale VEGF-Antikörper erforderte eine enzymatische Vorbehandlung
des Gewebes. Hierfür wurden die Schnitte für 10 Minuten bei Raumtemperatur mit
Proteinase K (0,4mg/ml, Fa. DAKO, Hamburg) behandelt.
Der
polyklonale
Flt-1-Antikörper
benötigte
keine
Vorbehandlung
der
Schnittpräparate.
Die Bearbeitung der Schnittpräparate erfolgte ab hier automatisch mit Hilfe des
Chem Mate 500 der Firma DAKO (Hamburg).
Der Primärantikörper wurde in der jeweiligen Gebrauchsverdünnung für 25 Minuten bei
Raumtemperatur aufgetragen. Anschließend wurde mit einer Pufferlösung (Puffer-Kit
K5006, Fa. DAKO) gespült. Bei den polyklonalen Antikörpern wurde danach
„mausifiziert“, d.h., es wurde mit mouse-anti-rabbit-Serum (MAR)(1:300 in Diluent
verdünnt, Fa. DAKO) für 25 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Bei dem
monoklonalen VEGF-Antikörper entfiel dieser Schritt.
29
Darauf wurden die Präparate gespült und für erneut 25 Minuten bei Raumtemperatur jetzt
mit einem Link-Sekundärantikörper (Kit firma DAVO K5002) inkubiert. Nach dem
Waschen in der Pufferlösung wurde für weitere 25 Minuten der APAAP-Komplex
aufgebracht. Zur Verstärkung der Reaktion wurden nach Spülungen mit der Pufferlösung
wiederholt Link-Sekundär-Antikörper und APAAP-Komplex für jeweils 10 Minuten bei
Raumtemperatur auf die Gewebeschnitte gegeben.
Abschließend erfolgte nach Spülung mit der Pufferlösung die Färbung mit der
Substratlösung (Chromogen Neufuchsin). Die Inkubationszeit betrug viermal 5 Minuten,
wobei intermittierend immer wieder mit Puffer gespült wurde.
Anschließend erfolgte die Kernfärbung mit Mayers-Hämatoxylin, danach das Bläuen der
Präparate zunächst in Wasser und darauf in Aqua dest. Zuletzt wurden die Schnittpräparate
in aufsteigender Alkoholreihe dehydriert und über Xylol mit Eukitt eingedeckt.
Tabelle 3.1:
Charakteristika der Primärantikörper
(M = monoklonal, P = polyklonal)
Antigen Antikörper
VEGF
VEGF
Flt-1
Hersteller
VEGF (A- Santa
20)
Biotechnology
VEGF (C-1) Santa
Biotechnology
Flt (C-17)
Santa
Biotechnology
M/P Spezies
Cruz P
Cruz M
Cruz P
Isotyp
Verdünnung
Kaninchen IgG
(sc152)2a
Maus
IgG
1 : 200
Kaninchen IgG
(sc316)
1 : 30
1 : 400
Immunhistochemische Untersuchungen wurden für die polyklonalen Antikörper für VEGF
und Flt-1 und den monoklonalen Antikörper für VEGF an jeweils einem Schnittpräparat
pro Patient durchgeführt.
Die Auswertung der immunhistochemischen Anfärbungen berücksichtigte sowohl
die Färbeintensität als qualitative Beurteilung als auch den prozentualen Anteil der
positiven Zellen (quantitativer Ansatz). Die Färbeintensität wurde in vier Abstufungen
unterteilt: 0 für negativ, 1 für schwach, 2 für mittlere und 3 für stark positive Markierung
der Zellen. Der prozentuale Anteil der positiven Zellen wurde ebenfalls in vier
Abstufungen unterteilt: 0 bedeutete 0% positive Zellen, 1 bedeutete weniger als 25%
30
positive Zellen, 2 bedeutete 26-50% positive Zellen und 3 bedeutete mehr als 50% positive
Zellen. Der entsprechende Immuno-Score bestand aus einer Summe der Färbeintensität (a)
und des prozentualen Anteils (b). Die Summe aus a + b erreichte einen maximalen Score
von 6. Ein Score größer als 4 wurde als positiver immunhistochemischer Befund gewertet
(Mattern 1995; Takashi 1998).
3.3 Statistische Verfahren
Zur Klärung der Abhängigkeit zweier klassifizierter Variablen wurden Vierfeldertafeln
gebildet und die Prüfung auf statistische Signifikanz aufgrund der geringen Anzahl an
Proben mit dem Fisher`s-Exact-Test durchgeführt. Verbundene dichotome Variablen
wurden mit dem McNemar-Test untersucht. Zur Validierung und zum Vergleich der
Überlebenszeit wurden Überlebenskurven nach Kaplan-Meier (1958) berechnet. Das
Datum der Erstdiagnose (erste Histologie) war hier der Ausgangspunkt. Zum Vergleich
verschiedener Merkmale und ihrer Auswirkungen hinsichtlich des Gesamtüberlebens
wurde der log-rank-Test durchgeführt.
Für alle Testverfahren wurde die Irrtumswahrscheinlichkeit p für den Fehler erster Art auf
5% festgelegt, d.h, ein p-Wert von p<0,05 wurde als signifikant angesehen.
31
4. Ergebnisse
Für diese Arbeit wurde Untersuchungsgut eines Kollektivs von 32 Patienten untersucht, die
im Rahmen einer Phase-II-Studie einer neoadjuvanten Radiochemotherapie unterzogen
wurden. Das Durchschnittsalter betrug 57,4 Jahre. Bei 19 Patienten lag ausreichendes
Material für die Untersuchungen an prätherapeutisch gewonnenem Gewebe vor. Es handelt
sich dabei um 9 Bronchusbiopsien und um 10 Mediastinoskopien.
Posttherapeutisch im Rahmen von Resektionen gewonnenes Material enthielt noch
bei 25 Patienten genügend Material für die immunhistochemischen Untersuchungen. Von
den 25 posttherapeutisch gewonnenen Proben waren 20 als R0-reseziert, 4 als R1- und eine
Probe als R2-reseziert eingestuft worden.
Bei 13 Patienten lag sowohl prä- als auch posttherapeutisch erworbenes Gewebe vor.
4.1 Ergebnisse der immunhistochemischen Markierung mit dem monoklonalen
VEGF-Antikörper
Bei dem monoklonalen VEGF-Antikörper handelt es sich um einen monoklonalen
Mausantikörper (IgG1). Dieser Antikörper korrespondiert mit den Aminosäuren 1-140 des
humanen VEGF.
Bei
diesem
Antikörper
gab
es
positive
Reaktionen
des
umgebenden
Lungengewebes, wenn auch in weitaus geringerem Ausmaß als bei dem polyklonalen
VEGF-Antikörper.
Zu den markierten Strukturen gehörten Makrophagen, Plasmazellen, das Endothel
der Gefäße, das Flimmerepithel der Bronchien, seltener Erythrozyten und Drüsenepithelien
sowie Typ 2 Pneumozyten.
Die mit dem monoklonalen VEGF-Antikörper darstellbaren Zellen der Tumoren und des
umgebenden Gewebes sind exemplarisch in den folgenden Abbildungen erfaßt (Abbildung
4.1 bis 4.5).
32
Abbildung 4.1: Plattenepithelkarzinom; männlich, 56 Jahre, Stadium IIIA.
Darstellung mit dem monoklonalen VEGF-Antikörper.
T = Tumor
Abbildung 4.2: Adenokarzinom; männlich, 52 Jahre, Stadium IIIB.
Darstellung mit dem monoklonalen VEGF-Antikörper.
T = Tumor, E = Endothelzelle
33
Abbildung 4.3:
Zytoplasmatische Markierung von Gefäßendothelien, männlich, 70 Jahre.
Darstellung mit dem monoklonalen VEGF-Antikörper.
E = Endothelzellen, PZ = Plasmazellen, T = Tumor
Abbildung 4.4:
Zytoplasmatische Markierung von Makrophagen (MP) und Pneumozyten
Typ 2 (P), männlich, 52 Jahre, Stadium IIIB.
Darstellung mit dem monoklonalen VEGF-Antikörper.
Abbildung 4.5:
Zytoplasmatische Markierung von Plasmazellen (PZ). Männlich, 70
Jahre. Darstellung mit dem monoklonalen VEGF-Antikörper.
34
4.1.1 Ergebnisse an prätherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
Bei der immunhistochemischen Untersuchung wurden von 19 Patienten prätherapeutisch
gewonnene Mediastinoskopien und Bronchusbiopsien markiert. Bei den Patienten handelte
es sich um 15 Männer und 4 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 57,0 Jahren. Bei 8
der Proben war das immunhistochemische Ergebnis positiv (42%), bei 11 Proben negativ.
Insgesamt lagen 8 Adenokarzinome und 11 Plattenepithelkarzinome vor. Vor Therapie
zeigten von diesen Tumoren 3 Adenokarzinome und 8 Plattenepithelkarzinome ein
negatives, hingegen 5 Adenokarzinome und 3 Plattenepithelkarzinome ein positives
Ergebnis gemäß dem oben dargestellten Score.
Hinsichtlich der Geschlechtsverteilung, der oben dokumentierten führenden
Histologie, des klinischen Stadiums sowie des T- und N-Stadiums ließen sich keine
signifikanten Unterschiede zeigen. (Tab. 4.1)
Von den 19 Patienten lagen bei 17 Patienten Daten zum Resektionsstatus nach Operation
vor. Von den 13 Tumoren nach R0-Resektion waren 8 VEGF-negativ (62%) und nur 5
VEGF-positiv. Ein VEGF-positiver und zwei VEGF-negative Tumoren wurden R1reseziert. Kein VEGF-negativer Tumor wurde R2-reseziert.
Bei dem Vergleich der mit dem monoklonalen Antikörper nachgewiesenen VEGFExpression mit dem histomorphologischen Regressionsverhalten zeigte sich ein statistisch
signifikante Unterschied. Von den 10 als VEGF-negativ bewerteten Proben wurden 9
(90%) dem Regressionsgrad IIB-III zugordnet, von den VEGF-positiven Proben nur 2
(29%) von 7 Gewebeproben (Fisher´s Exact-Test, p=0,035). Eine signifikante Korrelation
zwischen VEGF-Expression und klinischem Remissionsstatus ließ sich dagegen nicht
nachweisen (Tab. 4.2).
Beim Vergleich der Überlebenszeiten konnten für Patienten mit VEGF-negativen Tumoren
gegenüber VEGF-positiven Tumoren statistisch signifikant längere Überlebenszeiten
nachgewiesen werden (log-rank-Test, p=0,019) (Abbildung 4.6).
Bei den Patienten nach R0-Resektion ließ sich allerdings kein signifikanter
Unterschied bezüglich der Überlebenszeiten in Abhängigkeit von der VEGF-Expression
nachweisen (log-rank-Test, p=0,15). Aber auch im Fall der Patienten nach R0-Resektion
zeigten sich längere Überlebenszeiten bei den VEGF-negativen Tumoren. (Tab. 4.3)
35
Tabelle 4.1:
Vergleich
der
VEGF-Expression
(monoklonaler
Antikörper)
im
prätherapeutisch gewonnenen Biopsiegut mit klinischen Patientendaten
(Fisher´s Exact Test)
VEGFmono+ VEGFmono- P
Alter
MW 54,3
59
Geschlecht
0,60
männlich
7
8
weiblich
1
3
Histologie
0,18
ADC
5
3
PEC
3
8
Stadium
0,18
IIIA
3
8
IIIB
5
3
T-Stadium
1,00
T0-2
6
8
T3-4
1
1
N-Stadium
1,00
N0-1
3
5
N2
4
4
Operation (R-Status)
1,00
R0
5
8
R1
1
2
R2
1
0
PEC=Plattenepithelkarzinom, ADC=Adenokarzinom
Tabelle 4.2:
Histomorphologisch
bestimmter
Regressionsgrad
und
klinisches
Remissionsverhalten im Vergleich mit VEGF-Expressionen (monoklonaler
Antikörper) in prätherapeutisch gewonnenem Biopsiegut (Fisher´s Exact
Test)
VEGFmono+ VEGFmono- P
Regressionsgrading
0,035
RG I-IIA
5
1
RG IIB-III
2
9
Remission
1,00
PD/NC
2
2
PR/CR
6
9
36
1,2
1,0
geschätzte Wahrscheinlichkeit
,8
,6
,4
VEGF positiv
,2
VEGF negativ
0,0
0
1000
2000
3000
Tage
Abbildung 4.6: Graphische Darstellung der Gesamtüberlebenszeit nach Kaplan und Meier
in
Abhängigkeit
von
der
mit
dem
monoklonalen
Antikörper
nachgewiesenen prätherapeutischen VEGF-Expression
Tabelle 4.3:
Mediane Überlebenszeiten in Tagen aller Patienten und der Patienten nach
R0-Resektion
in
Abhängigkeit
von
der
VEGF-Expression
in
prätherapeutisch gewonnenen Biopsiepräparaten (monoklonaler Antikörper)
(log-rank-Test)
VEGF positiv VEGF negativ P
Mediane Überlebenszeiten n=19
408
899
0,019
Mediane Überlebenszeiten R0-Resezierter n=13 483
899
0,15
37
4.1.2 Ergebnisse an posttherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
An nach Therapie erhaltenem Untersuchungsgut lag Gewebe von 25 Patienten vor, 23
Männern und 2 Frauen mit einem durchschnittlichen Alter von 57,2 Jahren. 18 (72%) der
Proben zeigten ein negatives immunhistochemisches Ergebnis, 7 ein positives.
Zusammengefaßt lagen nach Therapie Resektate von 6 Adenokarzinomen, 18
Plattenepithelkarzinomen und einem Mischtumor mit Anteilen sowohl eines Plattenepithelals auch eines Adenokarzinoms vor. Von diesen Tumoren wiesen nach Therapie 12
Plattenepithelkarzinome und 5 Adenokarzinome ein negatives, 6 Plattenepithel- und ein
Adenokarzinom dagegen ein positives Resultat hinsichtlich der VEGF-Expression auf.
Eine statistisch signifikante Abhängigkeit zwischen der Verteilung auf die
führenden histologischen Typen oder der Stadieneinteilung und der VEGF-Expression ließ
sich nicht nachweisen. 12 Tumoren werden dem Stadium IIIA, davon zwei als VEGF
positiv und 10 als VEGF negativ beurteilt, und 13 Tumoren dem Stadium IIIB, davon 5 als
positiv und 8 als negativ beurteilt, zugeordnet.
In bezug auf die Geschlechtsverteilung, das T- sowie N-Stadium und die
histologische Regressionsgraduierung ließ sich ebenfalls keine statistisch signifikante
Aussage machen. (Tab. 4.4, 4.5)
Entsprechend der klinischen Remissionsbeurteilung wurden die Tumoren in zwei Gruppen
eingeteilt: fortschreitende Erkrankung/keine Veränderung (PD/NC) und partielle/komplette
Remission (PR/CR). Im Vergleich mit der VEGF-Expression im posttherapeutisch
gewonnenen Untersuchungsgut zeigte sich, daß von den 18 nach Therapie als VEGFnegativ beurteilten Tumorpräparaten 17 (94%) in der Gruppe partielle/komplette
Remission zu finden waren. Die 7 mit dem monoklonalen VEGF-Antikörper als positiv
bewerteten Proben teilten sich auf in 4 der Gruppe PD/NC und drei der Gruppe PR/CR.
Diese Ergebnisse in der klinischen Remissionsbeurteilung wurden statistisch als
signifikant bewertet (p=0,012). Eine negative VEGF-Expression ging mit einem
günstigeren Remissionsverhalten einher.
In bezug auf das Überleben des Gesamtkollektivs ließ sich, wenn auch kein signifikantes
Ergebnis, so doch ein Trend nachweisen. Patienten mit einem VEGF-negativen Resttumor
zeigten die Tendenz zu einer längeren Überlebenszeit als Patienten mit einem VEGFpositiven Tumor (log-rank-Test, p=0,11).
38
Dieses zeigt sich auch in dem Kollektiv der Patienten nach R0-Resektion (Tab. 4.6). In
dieser Gruppe ist die Überlebenszeit der Patienten mit VEGF-negativen Tumoren deutlich
(log-rank-Test, p=0,09) günstiger als in der VEGF-positiven Vergleichsgruppe.
(Abbildung 4.7)
Bei 13 Patienten war ein direkter Vergleich von prä- und posttherapeutisch gewonnenem
Material möglich. Die Verteilung der immunhistochemischen Ergebnisse erlaubte hier
keine weiteren statistisch signifikanten Aussagen. (Tab. 4.7)
Bei der Berücksichtigung der konkreten Score-Werte fällt auf, daß der Unterschied
positiv-negativ bei den einzelnen Resultaten nicht in jedem Fall stark abweichend war,
sondern Cut-off-bedingt sich in einigen Fällen nur durch einen Bewertungspunkt
auszeichnete. So war in 3 Fällen der Unterschied zwischen der Bewertung vor und nach
der Therapie nur ein Punkt, der aber in der Score-Wertung die Werte 4 oder 5 bedingte,
also direkt im Cut-off-Bereich gelegen.
39
Tabelle 4.4:
Vergleich
der VEGF-Expression
im
posttherapeutisch
gewonnenen
Untersuchungsgut (monoklonaler Antikörper) mit klinischen Patientendaten
(Fisher´s Exact Test)
VEGFmono+ VEGFmono- P
Alter
MW 57,6
56,8
Geschlecht
1,00
Männlich
7
16
Weiblich
0
2
Histologie
0,59
ADC
1
5
PEC
6
12
PEC/ADC
0
1
Stadium
0,38
IIIA
2
10
IIIB
5
8
T-Stadium
0,50
T1-2
5
14
T3-4
1
1
N-Stadium
0,66
N0-1
3
10
N2
3
6
Operation (R-Status)
0,60
R0
5
15
R1
1
3
R2
1
0
PEC=Plattenepithelkarzinom, ADC=Adenokarzinom
Tabelle 4.5:
Histomorphologisches
Remissionsverhalten
(monoklonaler
Regressionsgrading
im
Vergleich
Antikörper)
in
mit
und
der
klinisches
VEGF-Expression
posttherapeutisch
gewonnenem
Untersuchungsgut (Fisher´s Exact Test)
VEGFmono+ VEGFmono- P
Regressionsgrading
0,66
RG I-IIA
2
8
RG IIB-III
5
10
Remission
0,012
PD/NC
4
1
PR/CR
3
17
40
Tabelle 4.7:
Vergleich der mit dem monoklonalen VEGF-Antikörper im prä- und
posttherapeutisch
gewonnenen
Untersuchungsgut
erzielten
Resultate
(McNemar-Test)
VEGF monoklonal Nach Therapie P
negativ positiv
vor Therapie
1,00
negativ
5
2
positiv
4
2
41
Tabelle 4.6:
Mediane Überlebenszeiten in Tagen aller Patienten und der Patienten nach
R0-Resektion
in
posttherapeutisch
Abhängigkeit
von
der
VEGF-Expression
gewonnenen
Untersuchungsgut
im
(monoklonaler
Antikörper) (log-rank-Test)
VEGF positiv VEGF negativ P
Mediane Überlebenszeiten n=25
435
756
0,11
Mediane Überlebenszeiten R0-Resezierter n=20 435
928
0,09
1,2
1,0
geschätzte Wahrscheinlichkeit
,8
,6
,4
VEGF positiv
,2
VEGF negativ
0,0
0
1000
2000
3000
Tage
Abbildung 4.7:
Graphische Darstellung der Gesamtüberlebenszeit nach Kaplan und
Meier der Patienten nach R0-Resektion in Abhängigkeit von der im
posttherapeutisch
gewonnenen
Untersuchungsgut
mit
dem
monoklonalen VEGF-Antikörper nachgewiesenen VEGF-Expression
42
4.2 Ergebnisse der immunhistochemischen Markierung mit dem polyklonalen VEGFAntikörper
Bei dem polyklonalen VEGF-Antikörper handelt es sich um einen aus gereinigten
Kaninchenantikörpern bestehenden Antikörper. Er reagiert mit den Aminosäuren der
VEGF-Isoformen 165, 189 und 121.
Neben den Tumorzellen stellte der Antikörper auch verschiedene andere Zellen und
Strukturen des normalen Lungengewebes dar, so unter anderem Makrophagen, die glatte
Muskulatur der Gefäße und Bronchien, Drüsenepithelien, das Flimmerepithel der
Bronchialschleimhaut, das Endothel der Gefäße, Nekrosezonen, Erythrozyten, Knorpel,
Pneumozyten Typ 2 und Plattenepitheldysplasien. Am häufigsten von diesen Strukturen
wurden Makrophagen, Flimmerepithel und das Endothel markiert. Beim Endothel waren
bei positivem Befund sowohl Tumorgefäße als auch die Gefäße des den Tumor
umgebenden Lungenparenchyms gleichermaßen dargestellt.
Die mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper darstellbaren Zellen der Tumoren und des
umgebenden Gewebes sind exemplarisch in den folgenden Abbildungen erfaßt (Abbildung
4.8 bis 4.12).
43
Abbildung 4.8:
Plattenepithelkarzinom; männlich, 59 Jahre, Stadium IIIA.
Darstellung mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper.
T = Tumor
Abbildung 4.9:
Adenokarzinom; männlich, 52 Jahre, Stadium IIIB.
Darstellung mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper.
T = Tumor
44
Abbildung 4.10: Zytoplasmatische Markierung von Makrophagen (MP)und
Pneumozyten Typ 2 (P); männlich, 52 Jahre.
Darstellung mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper.
Abbildung 4.11: Zytoplasmatische Markierung von Nervenfasern (N) und Muskelzellen
(M); männlich, 52 Jahre; Darstellung mit dem polyklonalen VEGFAntikörper. E = Endothelzelle, G = Ganglienzelle
Abbildung 4.12: Zytoplasmatische Markierung von Muskelzellen (M) und
Drüsenausführungsgängen (D); männlich, 52 Jahre.
Darstellung mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper.
45
4.2.1 Ergebnisse an prätherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
Für die immunhistochemischen Untersuchungen lagen wie bei den Untersuchungen mit
dem monoklonalen VEGF-Antikörper von 19 Patienten Proben vor Einleitung der
neoadjuvanten Therapie vor. Es handelte sich bei den Tumoren um 8 Adenokarzinome und
11 Plattenepithelkarzinome. Bis auf ein Plattenepithelkarzinom zeigten bei der Markierung
mit diesem Antikörper alle übrigen Tumoren eine positive Reaktion.
Durch diese geringen Unterschiede im immunhistochemischen Ergebnis konnten keine
signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Alters, des Geschlechts, der Histologie, des
klinischen Stadiums und des T- oder N-Stadiums nachgewiesen werden. (Tab. 4.8)
Ebenso konnten für das Kollektiv aller Patienten, bei denen die Untersuchung an
prätherapeutisch gewonnenem Material mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper vorlag,
keine signifikanten Aussagen bezüglich des klinischen Remissionsverhaltens und
histomorphologischer Regressionsphänomene vorgenommen werden (Tab. 4.9). Das als
negativ in der immunhistochemischen Darstellung beurteilte Plattenepithelkarzinom wies
ausgeprägte Regressionsphänomene auf (Regressionsgrading IIB-III) und konnte R0reseziert werden.
Zum Überleben in Abhängigkeit von der mit dem polyklonalen Antikörper
bestimmten VEGF-Expression kann keine Aussage mit Hilfe der Schätzungen nach Kaplan
und Meier gemacht werden.
Der Vergleich des VEGF-Nachweises im prätherapeutisch gewonnenen Untersuchungsgut
mit monoklonalen und den polyklonalen VEGF-Antikörpern erbrachte keine signifikante
Korrelation. (Tab. 4.10)
46
Tabelle 4.8:
Vergleich
der
Befunde
des
prätherapeutisch
gewonnenen
Untersuchungsgutes mit dem polyklonalen Antikörper zur VEGFExpression mit klinischen Patientendaten
VEGFpoly+ VEGFpolyMW 56,8
60
Alter
Geschlecht
männlich
weiblich
Histologie
ADC
PEC
Stadium
IIIA
IIIB
T-Stadium
T0-2
T3-4
N-Stadium
N0-1
N2
Operation (R-Status)
R0
R1
R2
14
4
1
0
8
10
0
1
11
7
0
1
13
2
1
0
7
8
1
0
12
3
1
1
0
0
PEC=Plattenepithelkarzinom, ADC=Adenokarzinom,
Tabelle 4.9:
Histomorphologisches
Remissionsverhalten
Regressionsgrading
im
Vergleich
mit
der
und
klinisches
VEGF-Expression
in
prätherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut (polyklonalen Antikörper)
VEGFpoly+ VEGFpolyRegressionsgrading
RG I-IIA
RG IIB-III
Remission
PD/NC
PR/CR
6
10
0
1
4
14
0
1
47
Tabelle 4.10: Vergleich
der
VEGF-Markierung
in
prätherapeutisch
gewonnenem
Biopsiegut durch monoklonale und polyklonale Antikörper (Fisher´s Exact
Test)
VEGF (monoklonal) vor Therapie P
VEGF (polyklonal)
Negativ
Negativ 1
Positiv
0
vor Therapie
Positiv 10
8
1,00
48
4.2.2 Ergebnisse an posttherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
Posttherapeutisch gewonnenes Material wurde von 26 Patienten untersucht, 24 männlichen
und 2 weiblichen, mit einem Altersdurchschnitt von 57,2 Jahren. Bei den Tumoren handelt
es sich um 6 Adenokarzinome, 19 Plattenepithelkarzinome und einen Mischtumor mit
Anteilen sowohl eines Plattenepithel- als auch eines Adenokarzinoms. Der polyklonale
VEGF-Antikörper
war
bei
dem
adenosquamösen
Karzinom,
bei
10
Plattenepithelkarzinomen und 3 Adenokarzinomen positiv (53,8%). Negativ bei der
Markierung blieben die restlichen drei Adeno- und 9 Plattenepithelkarzinome.
Es ließen sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Alters, des
Geschlechts, des histologischen Typs, des klinischen Stadiums sowie des T- und NStadiums nachweisen (Tab. 4.11).
Bei den 26 Operationsresektaten konnten bei Korrelation hinsichtlich des klinischen
Remissionsverhaltens und des histomorphologischen Tumorregressionsgradings in
Abhängigkeit vom VEGF-Status keine signifikanten Unterschiede aufgezeigt werden.
(Tab. 4.12)
Auch bei der statistischen Auswertung hinsichtlich möglicher Aussagen zu den
Überlebenszeiten wurde kein signifikantes Ergebnis gefunden. Ein identisches Ergebnis
ergab sich bei der Untersuchung des Kollektivs der Patienten nach R0-Resektion. (Tab.
4.13)
Von 13 Patienten lagen Präparate sowohl von Bronchusbiopsien und Mediastinoskopien
als auch vom Resektatmaterial für einen direkten Vergleich zwischen prä- und
posttherapeutischer VEGF-Expression vor. Die statistische Auswertung der Daten zu
diesem Material (Tab. 4.14) wurde aufgrund der am prätherapeutisch gewonnenen
Untersuchungsgut ermittelten Ergebnisse mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper nicht
durchgeführt.
49
Tabelle 4.11: Vergleich
der
VEGF-Expression
posttherapeutisch
gewonnenem
(polyklonalen
Untersuchungsgut
Antikörper)
mit
in
klinischen
Patientendaten (Fisher´s Exact Test)
VEGFpoly+ VEGFpoly- P
Alter
MW 58,5
55,7
Geschlecht
1,00
Männlich
13
11
Weiblich
1
1
Histologie
0,64
ADC
3
3
PEC
10
9
PEC/ADC
1
Stadium
0,70
IIIA
6
7
IIIB
8
5
T-Stadium
0,48
T1-2
9
10
T3-4
2
0
N-Stadium
0,42
N0-1
6
7
N2
6
3
Operation (R-Status)
0,32
R0
9
11
R1
3
1
R2
1
0
PEC=Plattenepithelkarzinom, ADC=Adenokarzinom
Tabelle 4.12: Mediane Überlebenszeiten aller Patienten und der Patienten nach R0Resektion in Abhängigkeit von der an posttherapeutisch gewonnenem
Untersuchungsgut mit dem polyklonalen Antikörper ermittelten VEGFExpression (log-rank-Test) in Tagen
VEGF positiv VEGF negativ P
Mediane Überlebenszeiten n=26
501
483
0,54
Mediane Überlebenszeiten R0-Resezierter n=20 899
756
0,98
50
Tabelle 4.13: Histomorphologisches
Remissionsverhalten
gewonnenen
Regressionsgrading
im
Vergleich
Untersuchungsgut
mit
mit
dem
und
der
im
klinisches
posttherapeutisch
polyklonalen
Antikörper
ermittelten VEGF-Expression (Fisher´s Exact Test)
Regressionsgrading
RG I-IIA
RG IIB-III
Remission
PD/NC
PR/CR
VEGFpoly+ VEGFpoly- P
0,69
6
4
7
8
0,65
4
2
10
10
Tabelle 4.14: Mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper an prä- und posttherapeutisch
gewonnenem Gewebe erzielte Resultate
VEGF polyklonal nach Therapie
negativ positiv
vor Therapie
negativ
1
0
positiv
6
6
51
4.3 Ergebnisse der immunhistochemischen Markierung mit dem polyklonalen Flt-1Antikörper
Bei dem polyklonalen Flt-1-Antikörper handelt es sich um einen polyklonalen
Kaninchenantikörper, der gegen ein Peptid gerichtet ist, das mit den Aminosäuren 13121328 des
carboxyterminalen Endes das
Flt-1 Vorläufers humanen Ursprungs
korrespondiert.
Wie bei den anderen Antikörpern gab es auch in diesem Fall positive Reaktionen des
umgebenden Lungengewebes.
Der Flt-1-Antikörper war unter anderem positiv bei glatter Muskulatur,
Erythrozyten, Bronchialepithel, Drüsenepithel, Gefäßendothel, Knorpel, Makrophagen und
Typ 2 Pneumozyten. Auffällig war die meist sehr starke Markierung von Verhornungen
bei den Plattenepithelkarzinomen und den meist zentral in den Tumoren liegenden
Nekrosen. In dem direkt an die Nekrosezonen angrenzenden Tumorstroma war die
Markierung für Flt-1 in der Mehrzahl der untersuchten Gewebe negativ, häufig waren
dagegen bei diesen Fällen die an das erhaltene Bindegewebe grenzenden Ränder dieser
Tumoren stark positiv.
Die mit dem polyklonalen Flt-1-Antikörper darstellbaren Zellen in Tumoren und
umgebendem Gewebe sind exemplarisch in den folgenden Abbildungen erfaßt (Abbildung
4.13 und 4.14).
52
Abbildung 4.13: Plattenepithelkarzinom, männlich, 59 Jahre, Stadium IIIA.
Darstellung mit dem Flt-1-Antikörper.
T = Tumor
Abbildung 4.14: Zytoplasmatische Markierung von Muskelzellen (M) der Media.
Männlich, 59 Jahre.
Darstellung mit dem Flt-1-Antikörper.
53
4.3.1 Ergebnisse an prätherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
Bei der immunhistochemischen Untersuchung wurde wiederum von 19 Patienten
prätherapeutisches Material untersucht, und zwar das Material von 15 Männern und 4
Frauen mit einem durchschnittlichen Alter von 57,0 Jahren. Bei der histologischen
Untersuchung waren 12 Präparate negativ und 7 (37%) positiv.
Bei der Stadienunterteilung waren 8 Präparate des Stadiums IIIA und 4 des Stadiums IIIB
negativ. Positiv waren hingegen 3 Tumoren im Stadium IIIA und 4 im Stadium IIIB.
In diesem Fall sowie auch bei der Verteilung auf die Geschlechter, die Histologie und das
T- und N-Stadium gab es wie bei allen vorherigen Untersuchungen zu diesen Parametern
kein statistisch signifikantes Ergebnis. (Tab. 4.15)
Die Zuordnung der als Flt-1-negativ und Flt-1-positiv beurteilten Proben in die Gruppen
des histologischen Regressionsverhaltens und des klinischen Remissionsverhaltens ergab
keine statistisch signifikante Korrelation. (Tab. 4.16)
Bei der Beurteilung des Gesamtüberlebens dieses Kollektivs von 19 Patienten waren mit
einem p=0,82 (log-rank-Test) keine signifikant unterschiedlichen Überlebenszeiten
bezüglich der Flt-1-Expression nachzuweisen. Dieses Ergebnis stimmte mit den
Ergebnissen bei der Untersuchung der Gruppe der Patienten nach R0-Resektion überein.
(Tab. 4.17)
Zwischen der an prätherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut immunhistochemisch
nachgewiesenen Flt-1-Expression und der mit dem polyklonalen (Tab. 4.18) oder dem
monoklonalen (Tab. 4.19) Antikörper nachgewiesenen VEGF-Expression ließ sich eine
statistisch signifikante Abhängigkeit nicht nachweisen.
54
Tabelle 4.15: Vergleich der Flt-1-Expression im prätherapeutisch gewonnenen Biopsiegut
mit klinischen Patientendaten (Fisher´s Exact Test)
Flt-1+ Flt-1 - P
Alter
MW 54,1 58,6
Geschlecht
0,38
männlich
4
11
weiblich
3
1
Histologie
1,00
ADC
3
5
PEC
4
7
Stadium
0,38
IIIA
3
8
IIIB
4
4
T-Stadium
1,00
T0-2
5
9
T3-4
1
1
N-Stadium
0,12
N0-1
1
7
N2
5
3
Operation (R-Status)
0,60
R0
6
7
R1
0
3
R2
1
0
PEC=Plattenepithelkarzinom, ADC=Adenokarzinom
Tabelle 4.16: Histomorphologisch
Remissionsverhalten
bestimmter
im
Regressionsgrad
Vergleich
mit
der
und
klinisches
Flt-1-Expression
in
prätherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut (Fisher´s Exact Test)
Regressionsgrading
RG I-IIA
RG IIB-III
Remission
PD/NC
PR/CR
Flt-1 + Flt-1- P
0,64
3
3
4
7
0,60
2
2
5
10
55
Tabelle 4.17: Mediane Überlebenszeiten in Tagen aller Patienten und der Patienten nach
R0-Resektion in Abhängigkeit von Flt-1-Expressionen in prätherapeutisch
gewonnenen Biopsiepräparaten (log-rank-Test)
Flt-1 positiv Flt-1 negativ P
Mediane Überlebenszeiten n=19
676
703
0,82
Mediane Überlebenszeiten R0-Resezierter n=13 676
756
0,66
Tabelle 4.18: Abhängigkeit
zwischen
Untersuchungsgut
der
ermittelten
an
prätherapeutisch
Expression
von
VEGF
gewonnenem
(polyklonaler
Antikörper) und Flt-1 (Fisher´s Exact Test)
VEGF poly+ VEGFpoly- P
Flt-1 positiv 7
0
Negativ 11
Tabelle 4.19: Abhängigkeit
1,00
1
zwischen
der
an
prätherapeutisch
gewonnenem
Untersuchungsgut ermittelten Expression von VEGF (monoklonaler
Antikörper) und Flt-1 (Fisher´s Exact Test)
VEGF mono+ VEGFmono- P
Flt-1 positiv 3
4
negativ 5
7
1,00
56
4.3.2 Ergebnisse an posttherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
Von 26 Patienten, davon 24 Männer und zwei Frauen mit einem Durchschnittsalter von
57,2 Jahren, wurde Resektatmaterial in der Immunhistochemie mit dem polyklonalen AntiFlt-1-Antikörper untersucht.
Bei diesem Material handelte es sich um 6 Adeno- und 19 Plattenepithelkarzinome
sowie den schon mehrmals erwähnten Mischtumor. In der Immunhistochemie positiv war
ein Plattenepithelkarzinom (5%) eines männlichen Patienten.
Die restlichen Tumoren wurden nach dem angewandten Score als negativ bewertet.
Der immunhistochemisch als positiv beurteilte Tumor befand sich im Stadium IIIA.
Die restlichen Tumoren waren gleichmäßig, aber nicht signifikant auf die Stadien verteilt
(12 befanden sich im Stadium IIIA und 13 im Stadium IIIB).
Es ließen sich hinsichtlich des Alters, des Geschlechts, der histologischen Tumorart, des Tsowie N-Stadiums, des histomorphologischen Regressionsgradings und des klinischen
Remissionsverhaltens keine signifikanten Unterschiede nachweisen. (Tab. 4.20, Tab. 4.21)
Bei der Überlebensanalyse waren sowohl für das Gesamtkollektiv als auch für das kleinere
Kollektiv der Patienten nach R0-Resektion keine signifikant
unterschiedlichen
Überlebenszeiten aufzuzeigen. (Tab. 4.22)
Bei dem Vergleich der 13 Gewebeproben, an denen prä- und posttherapeutische
Untersuchungen durchgeführt werden konnten, fiel auf, daß von den 6 vor Therapie als Flt1-positiv bewerteten nach Therapie nur noch eine Probe als positiv in der
immunhistochemischen Untersuchung beurteilt wurde. (Tab. 4.23) Beim Vergleich der
Score-Werte zeigt sich, daß bei vier dieser in der Bewertung von positiv zu negativ
veränderten Proben der Unterschied einen Bewertungspunkt ausmacht. Diese vier Proben
sind mit ihrer Bewertung direkt im Cut-Off-Bereich gelegen. Bei den negativ beurteilten
Gewebeproben änderte sich nichts in der Beurteilung. Sowohl in den Biopsien als auch in
den Resektaten waren die gleichen Proben negativ. In der statistischen Auswertung ergab
sich eine grenzwertig signifikante Aussage (p=0,063).
57
Tabelle 4.20: Vergleich
der
Flt-1-Expression
in
posttherapeutisch
gewonnenem
Untersuchungsgut mit klinischen Patientendaten
Flt-1 + Flt-1 - P
Alter
MW 59
57,1
Geschlecht
1,00*
männlich
1
23
weiblich
2
Histologie
1,00
ADC
0
6
PEC
1
18
PEC/ADC
0
1
Stadium
1,00
IIIA
1
12
IIIB
0
13
T-Stadium
1,00
T1-2
1
18
T3-4
0
2
N-Stadium
0,41
N0-1
0
13
N2
1
8
Operation (R-Status)
1,00
R0
1
19
R1
0
4
R2
0
1
PEC=Plattenepithelkarzinom, ADC=Adenokarzinom
Tabelle 4.21: Histomorphologisches
Remissionsverhalten
Regressionsgrading
im
Vergleich
mit
der
und
klinisches
Flt-1-Expression
in
posttherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut (Fisher´s Exact Test)
Flt-1 + Flt-1 - p
Regressionsgrading
1,00
RG I-IIA
0
10
RG IIB-III
1
14
Remission
0,23
PD/NC
1
5
PR/CR
0
20
58
Tabelle 4.22: Mediane Überlebenszeiten in Tagen aller und der Patienten nach R0Resektion in Abhängigkeit von der Flt-1-Expression in posttherapeutisch
gewonnenem Untersuchungsgut (log-rank-Test)
Flt-1 positiv Flt-1 negativ P
Mediane Überlebenszeiten n=25
435
899
0,52
Mediane Überlebenszeiten R0-Resezierter n=20 435
703
0,35
Tabelle 4.23: Vergleich der mit dem Flt-1-Antikörper an prä- und posttherapeutisch
gewonnenem Untersuchungsgut erzielten Resultaten (McNemar-Test)
Flt-1
nach Therapie P
negativ positiv
vor Therapie
0,063
negativ
7
0
positiv
5
1
59
5. Diskussion
Die Prognose für Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungentumor ist mit einer FünfJahres-Überlebensrate zwischen 8 und 13% nach wie vor als ungünstig einzustufen
(Mountain 1997). Es sind verschiedene Parameter bekannt, die mit einer schlechteren
Prognose korrelierbar sind. Zu diesen gehören das Stadium des jeweiligen Tumors nach
der TNM-Klassifikation, sein Differenzierungsgrad und der histologische Subtyp. Auch
Alter und Geschlecht sowie der Allgemeinzustand stellten sich als relevant für die Aussage
bezüglich der zu erwartenden Überlebenszeit des Patienten heraus.
In dieser Arbeit wird ein Kollektiv von Patienten untersucht, deren Tumoren nach
dem klinischen Staging dem Stadium IIIA oder IIIB zugeordnet wurden. Ungefähr 30%
der
Patienten
mit
nicht-kleinzelligen
Lungentumoren
werden
erst
in
diesem
fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Abhängig von dem Befall der Lymphknoten sinkt
die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei diesem Kollektiv auf unter 10% (Bunn et al. 1998).
Verschiedene Studien beschäftigen sich mit der Überprüfung von Therapien, die
eine Verbesserung der Überlebensraten in dieser Patientengruppe ermöglichen sollen.
Gleichzeitig werden mögliche Prognosefaktoren analysiert.
Prognosefaktoren bei Tumoren dienen vielen Zwecken (Wiethege et al. 2000). Sie
sind zum einen notwendig, um die natürliche Entwicklung der Tumoren zu verstehen und
um hinsichtlich eines Parameters homogene Patientengruppen identifizieren zu können.
Zum anderen beinhalten sie die Möglichkeit, Gruppen von Patienten mit zu erwartenden
günstigeren oder ungünstigeren Ergebnissen zu charakterisieren und damit den Erfolg einer
Therapie vorherzusagen und entsprechende Nachfolgestrategien planen zu können (Volm
et.al. 1998). Eine große Zahl an möglichen Prognosefaktoren für die Gruppe der Patienten
mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren wurde untersucht. Bisher wies keiner der
untersuchten Faktoren die erforderliche Selektivität auf, um als suffizienter Prognosefaktor
dienen zu können (Junker 2001).
Das im Rahmen dieser Arbeit untersuchte Gewebe von insgesamt 32 Patienten entstammt
einer Phase-II-Studie, in der ursprünglich 54 Patienten mit lokoregionär fortgeschrittenen
nicht-kleinzelligen Tumoren mit einem neoadjuvanten multimodalen Therapieansatz
behandelt wurden. Die Therapie bestand aus der Kombination einer präoperativen
Chemotherapie mit Carboplatin, Ifosfamid und Etoposid und darauf folgender
hyperfraktionierter akzelerierter Radiotherapie mit simultaner Chemotherapie mit
Carboplatin und Vindesin.
60
Anhand dieses Studienkollektivs konnte gezeigt werden, daß unter anderem die
therapieinduzierte Tumorregression einen relevanten Prognosefaktor darstellt. Die
Tumorregression wird dabei in 4 Grade eingeteilt. Grad I beschreibt die spontane
Tumorregression, bei Grad IIa enthalten die Proben mehr als 10%, bei Grad IIb weniger als
10% vitales Tumorgewebe. Bei Grad III liegt eine komplette Tumorregression vor, kein
vitales Tumorgewebe ist mehr nachweisbar. Untersuchungen am Studienmaterial zeigten,
daß ein Regressionsgrad von IIb/III, also insgesamt weniger als 10% vitales
Tumorgewebe, mit einer signifikant längeren Überlebensdauer einherging (Junker et al.
2001).
An dem sowohl vor als auch nach der Therapie gewonnenem Material wurde im
Rahmen dieser Arbeit die Bedeutung des Vascular Endothelial Growth Factors und eines
seiner Rezeptoren, dem Flt-1-Rezeptor, im Hinblick auf eventuelle prognostische Relevanz
immunhistochemisch untersucht. Dieser Faktor spielt eine wichtige Rolle in der
Neovaskularisierung.
Die
Neovaskularisierung
ist
von
entscheidender
Bedeutung
für
die
Aufrechterhaltung des Tumorwachstums, da sie sowohl die Sauerstoffversorgung und die
Nährstoffperfusion als auch die Entfernung von Stoffwechselendprodukten ermöglicht.
Wachstumsfaktoren können die Tumorentwicklung und –progression durch
mehrere Mechanismen regulieren. Dies beinhaltet autonomes unkontrolliertes Wachstum
infolge einer autokrinen Produktion endogener Wachstumsfaktoren, die spezifische auf
Tumorzellmembranen lokalisierte Rezeptoren aktivieren. Dieser Mechanismus liegt z.B.
bei der Induktion der Tumorvaskularisation vor. Durch von Tumorzellen sezernierten
angiogene Wachstumsfaktoren erfolgt die parakrine Stimulation von normalen
endothelialen Zellen. Wichtigster parakriner Mediator der Angiogenese ist der Vascular
Endothelial Growth Factor (VEGF).
Bei den nicht-kleinzelligen Lungentumoren existieren für den Vascular Endothelial
Growth Factor verschiedene Studien mit abweichenden Ergebnissen in bezug auf seine
Bedeutung als Prognoseparameter.
5.1 Mit dem monoklonalen VEGF-Antikörper erzielte Resultate
VEGF ist ein homodimeres Glykoprotein mit einer relativen molekularen Masse von
34000-42000 Dalton (Keck 1989), dessen Gen auf Chromosom 6 liegt. Durch alternatives
61
Splicing entstehen mehrere nach ihren Aminosäuresequenzen benannte Isoformen des
VEGF.
VEGF erhöht die Gefäßpermeabilität und stimuliert direkt das Wachstum von
Endothelzellen sowie die Angiogenese. In Tumorgeweben findet eine Steigerung der
VEGF-Produktion vor allem in den hypoxischen Bereichen wie im Tumorzentrum,
angrenzend an Tumornekrosen oder am Tumorrand statt (Giatromanolaki et al. 2000).
VEGF wird für einen der wichtigsten die Angiogenese fördernden Stoffe gehalten,
unter anderem auch weil die spezifische Inhibition durch Antikörper von VEGF die
Tumorvaskularisation vermindert und wesentlich das primäre Tumorwachstum in vivo
hemmt (Kim et al. 1993, Harmey et al. 2002).
Die Gruppe um Mattern untersuchte an 91 menschlichen Plattenepithelkarzinomen der
Lunge den Zusammenhang zwischen der Expression von VEGF und der intratumoralen
Gefäßdichte sowie der Proliferation der Tumorzellen (Mattern et al. 1996). Die Patienten
hatten ein durchschnittliches Alter von 59 Jahren. Die Tumoren wurden den Stadien I
(15%), II (11%) und III (74%) zugeordnet. Bei der statistischen Analyse fand sich bei dem
Vergleich der immunhistochemischen Markierung mit dem VEGF-Antikörper und dem
PCNA-Antikörper (proliferating cell nuclear antigen) in den VEGF-positiven Tumoren
eine signifikant ausgeprägtere Markierung mit dem Antikörper, der zum Nachweis der
Tumorzellproliferation benutzt wurde (Wilcoxon rank sum test, p<0,0001). Zusätzlich
fanden Mattern et al. eine signifikante Korrelation zwischen zunehmendem PCNAMarkierungsindex und steigendem VEGF-Score (Jonckheere Test, p<0,0001). Die
Mikrogefäßdichte korrelierte ebenfalls positiv (Wilcoxon test, p<0,05) mit der VEGFExpression. Sie war signifikant größer in VEGF-positiven Tumoren als in VEGFnegativen Tumoren.
Diese Ergebnisse deuten an, daß die Proliferation dieser Tumoren eng in Beziehung
zu ihrer VEGF-Expression steht. VEGF wirkt diesen Daten zufolge in Lungentumoren als
Wachstumsfaktor für die Endothelzellen der Gefäße.
5.1.1 Methodik
Die VEGF-Expression in Tumoren ist mit verschiedensten Methoden untersucht und
bewertet worden. Dazu gehören Methoden wie die Immunhistochemie (Yamazaki et al.
1994), Enzym-Immunoessays (Toi et al 1996), in-situ-Hybridisierung (Paley et al. 1997)
und Northern Blot Analyse (Samoto et al. 1995).
62
Unabhängig von der benutzten Methode existieren Grenzen in bezug auf die Aufdeckung
feiner Unterschiede in der Genexpression. Hinweisend auf diese Unterschiede ist die
Heterogenität der VEGF-Expression schon innerhalb eines einzigen Paraffinblockes oder
resezierten Gewebes (Paley et al. 1997; Takahashi et al. 1997). Eine Ursache für die
Heterogenität der VEGF-Expression ist die Tendenz entzündeten, hypoxischen oder
fibrosierten Gewebes, mit einer erhöhten VEGF-Expression zu reagieren. Dieser Zustand
liegt gerade auch in den Randgebieten und zentralen Anteilen von Tumoren vor.
Diese Beobachtungen tragen mit zur Diskussion darüber bei, ob VEGF als ein
genereller unabhängiger Prognosefaktor für nicht-kleinzellige Lungentumoren Anwendung
finden kann oder nicht.
Zum immunhistochemischen Nachweis von VEGF an formalinfixiertem, in
Paraffin eingebettetem Material stand für diese Arbeit ein monoklonaler Mausantikörper
(IgG1), (Firma Santa Cruz Biotechnology, USA), zur Verfügung. Er korrespondiert mit den
Aminosäuren 1-140 des humanen VEGF.
Nach Immunlokalisation ist die VEGF-Expression in der Literatur nach
unterschiedlichen Kriterien bewertet worden. Enthalten sind unter anderem die Beurteilung
allein nach dem Prozentsatz der markierten Zellen (Fontanini et al. 1998), nach der
Intensität der Reaktion und auch nach verschiedenen Kombinationen dieser beiden (Volm
et al. 1998; Shibusa et al. 1998). Ein Score aus dem Anteil der markierten Zellen und der
Intensität der Markierung wird in einigen Studien durch Multiplikation (Baillie et al.
2001), in anderen durch Addition der Einzelergebnisse (Shibusa et al. 1998) errechnet.
Auch bei Anwendung identischer Scores unterscheiden sich die einzelnen Studien in den
Festlegungen von positiven und negativen Ergebnissen, so daß Vergleiche der
verschiedenen Publikationen schwierig durchzuführen sind.
5.1.2 Korrelation mit klinischen Parametern
Von den untersuchten prätherapeutischen Proben waren 28% der Plattenepithelkarzinome
und 62% der Adenokarzinome positiv für VEGF. Der Prozentsatz der VEGF-positiven
Plattenepithelkarzinome ist niedriger als in verschiedenen veröffentlichten Studien, die im
Durchschnitt 58% der Tumoren als positiv darstellen konnten (Mattern et al. 1996;
Giatromanolaki et al. 1998). Bei den Adenokarzinomen finden sich in der Literatur im
Vergleich
zur
vorliegenden
Arbeit
ähnliche
Prozentangaben
bei
der
immunhistochemischen Markierung. Giatromanolaki et al. (1998) fanden in 58% der
63
untersuchten Adenokarzinome eine deutliche VEGF-Expression, ebenso Takanami et al.
(1997).
Posttherapeutisch waren die positiven Markierungen für VEGF bei den
Adenokarzinomen
wesentlich
geringer
ausgeprägt.
Von
den
untersuchten
Adenokarzinomen waren nur 20% positiv. Dieser geringere Prozentsatz an als positiv bei
der VEGF-Markierung bewerteten Adenokarzinomen kann teilweise durch den Cut-off des
verwendeten Scores erklärt werden. Bei der Berücksichtigung der Score-Werte finden sich
mehrere Fälle, die mit Score-Wert 4 beurteilt und so um einen Score-Punkt von der als
positiv anzusehenden Wertung entfernt als negativ eingestuft wurden. Bei den
Plattenepithelkarzinome blieb die Rate der positiven Tumoren mit posttherapeutisch 32%
nahezu konstant.
5.1.2.1 Vergleich der an prä- und posttherapeutisch gewonnenem Untersuchungsgut
ermittelten VEGF-Expression
Der direkte Vergleich der prä- und posttherapeutischen VEGF-Expression bei den 13
Fällen, von denen entsprechendes Material
vorlag, zeigte keine signifikanten
Veränderungen. Vier Tumoren (30%) änderten ihren VEGF-Status und waren nach der
Therapie negativ für VEGF. Bei einer Probe änderte sich die VEGF-Markierung nach der
Therapie in positiv für VEGF. Bei acht der Tumoren änderte sich die Expression des
VEGF-Proteins unter der Therapie nicht. Insgesamt kann man von einer Zunahme der
VEGF-negativen Tumoren nach der Therapie sprechen, auch wenn sich nur eine Tendenz
und kein signifikantes Ergebnis abzeichnet.
In der Literatur gibt es zur Veränderung der VEGF-Expression im Vergleich der
prä- und posttherapeutischen Ausprägung keine entsprechenden Arbeiten, so daß hier noch
ein Bedarf an weiteren Untersuchungen besteht. Dies gilt besonders im Hinblick auf die
Möglichkeit der Validierung eines weiteren Faktors für die Beurteilung des Ansprechens
auf bestimmte Therapien und einer daraus ableitbaren günstigeren oder schlechteren
Prognose bei den jeweiligen Veränderungen.
5.1.2.2 Geschlechtsverteilung, histologischer Typ und Tumorstadium
Bei der Auswertung der Ergebnisse ließen sich sowohl an prä- als auch an
posttherapeutischem Material hinsichtlich der Geschlechtsverteilung, der Histologie
(Adeno- versus Plattenepithelkarzinom), des klinischen Stadiums (IIIA versus IIIB) und
64
des T- (T1-2 versus T3-4) und N-Stadiums (N0-1 versus N2) keine signifikanten
Unterschiede beim Vergleich der VEGF-negativen und -positiven Proben feststellen.
Dieses Ergebnis stimmt mit der Studie von Yano et. al (2000) überein. Diese
Arbeitsgruppe untersuchte die Tumoren von 108 Patienten aus allen klinischen Stadien.
73% der Patienten waren Männer, 27% Frauen. Der Altersdurchschnitt betrug 62,8 Jahre.
Die Tumoren teilten sich in 37% Plattenepithelkarzinome, 47% Adenokarzinome und 16%
großzellige Tumoren auf. Im Rahmen der statistischen Auswertung fand die Arbeitsgruppe
ebenfalls keine signifikanten Korrelationen für VEGF-Expression und Geschlecht,
Differenzierung und Stadium. Allerdings konnte sie im Unterschied zu der in dieser Arbeit
untersuchten Population zeigen, daß die VEGF-Expression in Adenokarzinomen
signifikant ausgeprägter war als in den anderen Tumoren.
Ähnliche Resultate erzielte die Gruppe um Baillie et al. (2001). Sie arbeitete mit
einem Kollektiv von 81 Patienten, die nicht-kleinzellige Lungentumoren aus den Stadien I
bis IIIa aufwiesen. Bei diesen Untersuchungen fanden sie zwar im Unterschied zu Yano et
al. (2000) keine signifikant ausgeprägtere VEGF-Expression in einem bestimmten
Tumortyp (untersucht wurden Adenokarzinome und Plattenepithelkarzinome), im übrigen
fanden sie aber übereinstimmend mit den in der vorliegenden Arbeit erzielten Ergebnissen
ebenfalls keine signifikant unterschiedlichen Ergebnisse bei der Korrelation von VEGFExpression und Geschlecht, dem klinischen Stadium sowie dem T- oder N-Stadium der
Tumoren.
5.1.2.3 Resektionsstatus
Auch die Verteilung des Resektionsstatus, der bei 17 der 19 prätherapeutisch untersuchten
Proben bekannt war, ergab kein signifikant unterschiedliches Ergebnis. Nur eine Tendenz
zeichnete sich ab. So waren von den 13 Tumoren nach R0-Resektion 8 VEGF-negativ
(62%) und nur 5 VEGF-positiv. Keiner der VEGF-negativen Tumoren mußte R2-reseziert
werden. Hier ging die immunhistochemisch nicht nachzuweisende VEGF-Expression mit
einer für die Prognose des Patienten günstigeren Resektion einher. Bei der statistischen
Untersuchung des posttherapeutischen resezierten Materials ergab sich keine signifikante
Aussage hinsichtlich des Resektionsstatus (Fisher´s Exact Test, p=0,60).
Bei der Literaturrecherche fanden sich keine Studien mit vergleichbaren Aussagen.
Die Schlußfolgerung, daß die Kombination aus VEGF-Negativität und R0-Resektion
günstiger für den Patienten sei, ließ sich mit der Überlebensanalyse nach Kaplan und Meier
nicht als signifikante Aussage darstellen. Bei den Überlebenszeiten zeigte sich nur der
65
Trend zu längeren Überlebenszeiten bei Patienten nach R0-Resektion mit VEGF-negativen
Tumoren (mediane Überlebenszeit 899 Tage) gegenüber Patienten nach R0-Resektion mit
VEGF-positiven Tumoren (mediane Überlebenszeit 483 Tage) ab (log-Rank-Test p=0,15).
5.1.2.4 Klinische Tumorremission
Bei
der
Beurteilung
prätherapeutische
des
Kollektiv
klinischen
keine
Remissionsverhaltens
signifikante
Zuordnung
ließ
sich
für
das
darstellen,
in
der
posttherapeutischen Gruppe aber zeigte sich, daß von den 18 nach Therapie als VEGFnegativ beurteilten Tumoren 17 (94%) in der Gruppe partielle/komplette Remission zu
finden waren. Die 7 mit dem monoklonalen VEGF-Antikörper als positiv bewerteten
Proben teilten sich auf in 4 der Gruppe PD/NC und 3 der Gruppe PR/CR.
Diese Verteilung in der klinischen Remissionsbeurteilung wurde statistisch als signifikant
bewertet (p=0,012). Eine negative VEGF-Expression ging mit einem günstigeren
Ansprechen auf die Therapie einher.
5.1.2.5 Therapieinduzierte Tumorregression
Ein günstigeres Ansprechen auf die Therapie bei negativer VEGF-Expression konnte
ebenfalls anhand der Auswertung der Ergebnisse zur VEGF-Expression und der
Tumorregression
gezeigt
werden.
Anknüpfend
an
die
Ergebnisse
der
Tumorregressionsuntersuchung von Junker et al. (2001), die eine längere Überlebenszeit
für die Regressionsgrade IIb und III zeigten, konnte in der vorliegenden Arbeit
nachgewiesen werden, daß in prätherapeutisch gewonnenen Biopsien VEGF-negativen
Tumoren signifikant häufiger in der Gruppe mit den Regressionsgraden IIb und III zu
finden waren.
Gerade bei der geringen Größe des Kollektivs stellte dieses signifikante Ergebnis
(log-rank-Test, p=0,035) einen Hinweis für eine prognostisch günstigere Entwicklung bei
VEGF-negativen Tumoren im Vergleich zu mit dem monoklonalen Antikörper als positiv
beurteilten Tumoren dar.
In dem nach Abschluß der neoadjuvanten Therapie resezierten Material ließ sich
kein signifikanter Zusammenhang zwischen Tumorregression und VEGF-Status aufzeigen.
66
Daß die VEGF-Expression möglicherweise von Bedeutung ist für das Ansprechen der
jeweiligen Tumoren auf die Chemo- bzw. Radiotherapie, versuchten verschiedene Studien
zu zeigen.
Volm et al. (1997b) konnten in einer in Vitro-Studie zeigen, daß eine signifikante
Beziehung zwischen dem Ansprechen auf eine Doxorubicintherapie und der VEGFExpression besteht. Bei den untersuchten 153 Tumoren von bisher unbehandelten
Patienten fanden sie in den auf Doxorubicin resistenten Tumoren eine geringere
immunhistochemisch nachweisbare Expression von VEGF als in den sensiblen (p<0,001).
Schon 1996 hatte die gleiche Arbeitsgruppe (Volm et al. 1996a) bei der
Untersuchung
an
152
nicht-kleinzelligen
Lungentumoren
einen
signifikanten
Zusammenhang sowohl zwischen geringer Mikrogefäßdichte als auch reduzierter
Expression von VEGF und der Resistenz der so klassifizierten Tumoren gegenüber
Doxorubicin darstellen können.
Diese Daten von Volm et al. weichen von den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit
ab, die beim untersuchten Kollektiv, wie oben dargestellt, ein besseres Ansprechen auf die
Therapie bei negativer VEGF-Expression zeigen konnte. Erklärt werden könnte das
Untersuchungsergebnis z.B. damit, daß bei Tumoren die negative VEGF-Expression, wie
auch von Volm et al. gezeigt, oft mit einer geringen Mikrogefäßdichte korreliert ist. Diese
bedingt zum einen Hypoxie der Tumorzellen und damit ein Fehlen des für die maximale
zytotoxische Wirkung essentiellen Sauerstoffes. Die Hypoxie führt weiterhin zur
Förderung der Expression resistenzfördernder Proteine. Zum anderen beinhaltet eine
geringere
Gefäßversorgung
das
Problem
einer
möglicherweise
unzureichenden
Chemotherapieanflutung und folgend verminderter Effektivität der Therapie in vivo.
In der eigenen Phase-II-Studie wurden die Patienten mit einer neoadjuvanten
Radiochemotherapie behandelt, welche für Tumoren mit negativer VEGF-Expression
statistisch signifikant ein besseres Ansprechen zeigte. Hinweise für die Grundlagen der
Wirkungsmechanismen fanden Katoh et al. (1995). Diese Arbeitsgruppe beschäftigte sich
mit der Bedeutung der VEGF-Expression für die Reaktion von Zellen auf ionisierende
Strahlung. Sie setzten hierfür gesunde hämatopoietische Zellen und leukämische Zellen
Gammastrahlung aus und erhielten das Ergebnis, daß VEGF den apoptotischen Zelltod
verhinderte und somit die malignen und gesunden Zellen am Leben erhielt.
Shimada et al. (2002) untersuchten die prätherapeutische VEGF-Expression mittels
immunhistochemischer Markierung bei 52 an bösartigen Plattenepithelkarzinomen des
Ösophagus erkrankten Patienten, die mit einer neoadjuvanten Radiotherapie (40 Gy) und
67
gleichzeitiger Chemotherapie bestehend aus Cisplatin und 5-Fluorouracil behandelt
wurden. Sie fanden ebenfalls ein signifikant schlechteres Ansprechen auf die Therapie bei
den VEGF-positiven Tumoren im Vergleich zu den VEGF-negativen Tumoren. Sie
postulierten ein Model, nach dem VEGF zum Schutz der Tumorgefäße vor
Radiochemotherapien beiträgt, was dann zu Therapieresistenz führt.
Die Arbeitsgruppe um Harmey et al. konnte ebenfalls zeigen, daß VEGF
Tumorzellen vor einer Radiochemotherapie-induzierten Apoptose schützt. Desweiteren
fanden sie einen durch Chemo- und Radiotherapien induzierten Anstieg der VEGFExpression, also eine durch die Therapie selbst verursachte Zunahme der Resistenz der
Tumorzellen (Harmey et al. 2002). Im Rahmen anderer Studien kam es zur Aktivierung
der Angiogenese und Gefäßregenerierung zwischen einzelnen Therapieblöcken. Dies hatte
ein rapides Tumorwachstum und Versagen der Radiotherapie zur Folge (Koukourakis
2001).
Diese verschiedenen beschriebenen Auswirkungen von Radiochemotherapien auf die
VEGF-Expression von Tumorzellen erklärt möglicherweise den nicht darstellbaren
Zusammenhang zwischen Tumorregression und VEGF-Status bei dem im Rahmen dieser
Arbeit untersuchten, nach der Therapie gewonnenem Material.
Für die Gruppe der nicht-kleinzelligen Lungentumoren sind bisher keine Untersuchungen
zu Ansprechraten auf Radiochemotherapien in Abhängigkeit von der VEGF-Expression
veröffentlicht worden.
5.1.3 Prognostische Bedeutung
Bei einigen Tumoren, so Mammatumoren (Weidner et al. 1991), Magentumoren
(Tanigawa et al. 1997a), Ösophagustumoren (Tanigawa et al. 1997b) und Colontumoren
(Takahashi et al. 1997) konnte gezeigt werden, daß VEGF einen relevanten
Prognoseparameter darstellt.
Bei den bösartigen Tumoren der Lunge ist VEGF bisher nicht als Prognoseparameter
etabliert, da die vorliegenden Untersuchungsergebnisse verschiedener Arbeitsgruppen zu
abweichenden Ergebnissen kommen. Ähnlich verhält es sich mit Arbeiten zu dem VEGFRezeptor Flt-1 und bei Veröffentlichungen zur Koexpression der beiden Faktoren.
68
5.1.3.1 Koexpression von VEGF und Flt-1 und ihre mögliche Eignung als
Prognosefaktor
Eine signifikante Koexpression von VEGF und seinem Rezeptor Flt-1 konnte in der
vorliegenden Arbeit nicht gezeigt werden. Dieses Ergebnis stimmt mit einem Teil der
veröffentlichten Studien überein, wohingegen andere Veröffentlichungen eine signifikante
Korrelation der Expression von VEGF und Flt-1 nachweisen konnten.
So
beschäftigten
sich
Volm
et
al.
(1997a)
mit
109
Proben
von
Plattenepithelkarzinomen der Stadien I, II und IIIa, die sie immunhistochemisch im
Hinblick auf die Expression von VEGF und Flt-1 untersuchten. Markierungen mit dem
VEGF-Antikörper sahen sie in 59% der Fälle und mit dem Flt-1-Antikörper in 68% der
Fälle. Es konnte keine signifikante Korrelation zwischen der VEGF- und der Flt-1Expression gezeigt werden, ebensowenig für VEGF oder Flt-1 und dem Vorliegen von
Metastasen oder dem klinischen Tumorstadium. Flt-1 korrelierte im Kollektiv von Volm et
al. nicht signifikant mit dem Überleben, wohingegen für VEGF eine signifikante
Übereinstimmung mit längerem Überleben bei in der Immunhistochemie nicht markierten,
also VEGF negativen Tumoren gezeigt wurde (log rank, p=0,019). Volm et al. fanden
VEGF als unabhängigen Prognosefaktor für das Überleben von Patienten mit
Plattenepithelkarzinomen.
Takanami et al. (1997) konnten hingegen zeigen, daß bei von ihnen untersuchten
118 Patienten mit pulmonalem Adenokarzinom in allen klinischen Stadien die Expression
von VEGF und Flt-1 signifikant korrelierte und daß die beiden Faktoren, wenn sie nicht
durch immunhistochemische Markierungen nachgewiesen werden konnten, sowohl einzeln
als auch in Kombination signifikant mit einem längeren Überleben der jeweiligen
Patienten verknüpft waren.
Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Decaussin et al. (1999). Sie untersuchten Proben
von 69 Patienten mit nicht-kleinzelligen Tumoren der Stadien I und II. Von den markierten
Tumoren waren 60% VEGF-positiv und 54% für Flt-1 positiv. Sie fanden zusätzlich eine
deutliche Verstärkung der immunhistochemischen Markierung und damit der VEGF- und
Flt-1-Expression in der Peripherie der Tumoren und in infiltrierend wachsenden malignen
Zellen. Dies wurde als Hinweis auf die autokrine Funktion des VEGF gewertet. VEGF
trägt hiernach als Wachstumsfaktor für die Tumorgefäße über eine autokrine Schleife zur
Expansion der Tumoren bei.
Ein ähnliches Muster der immunhistochemischen Markierungen wurde in dem im Rahmen
dieser Arbeit untersuchten Kollektiv gefunden.
69
Für die VEGF-positiven und Flt-1-positiven Tumoren bestand eine signifikante
Korrelation (Fisher´s Exact Test, p=0,018). Im Gegensatz zu Takanami et al. gelang es
Decaussin et al. nicht, statistisch signifikante Zusammenhänge bezüglich der Expression
von VEGF und Flt-1 und dem Überleben der Patienten zu demonstrieren.
5.1.3.2 Fehlende VEGF-Expression als positiver Prognosefaktor
Weitere Studien beschäftigen sich allein mit der Untersuchung der Bedeutung der VEGFExpression.
So fanden Takashi et al. (1998) eine signifikante Korrelation zwischen negativer VEGFExpression und längerem Überleben. Sie hatten die VEGF-Expression von 44
Adenokarzinomen im Stadium I mittels immunhistochemischer Markierung durch einen
VEGF-Antikörper untersucht und postulierten nach diesen Ergebnissen die VEGFExpression als möglichen Prognosefaktor für Überlebenszeiten von Patienten mit
Adenokarzinomen der Lunge in frühen Tumorstadien.
In einer retrospektiven Studie untersuchten O`Byrne et al. (2000) immunhistochemisch
223 chirurgisch gewonnene Proben von Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren.
Die Tumoren wurden als operabel eingestuft und als T1-3, N0-2 beurteilt. Neben der
Tumorgröße, dem Lymphknotenstatus und der Mikrogefäßdichte war VEGF in diesem
Kollektiv ein signifikanter Prognosefaktor.
Ebenfalls O`Byrne et al. (2003) konnten an einem Kollektiv von 189 Patienten mit
nicht-kleinzelligen Lungentumoren zeigen, daß eine immunhistochemisch nachgewiesene
ausgeprägte VEGF-Expression signifikant mit einer kürzeren Überlebenszeit der Patienten
einherging (log-rank-Test, p = 0,02).
Volm et al. (2003) fanden bei 150 Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren
in den Stadien I bis IIIA für in der immunhistochemischen Markierung für VEGF-positive
Tumoren eine kürzere mediane Überlebenszeit als bei VEGF-negativen Tumoren.
Ebenfalls Volm et al. zeigten an einer Gruppe von 121 Patienten mit bisher unbehandelten
Plattenepithelkarzinomen der Stadien I, II und III unter anderem die Bedeutung von VEGF
für die Prognose der Patienten (Volm et al. 1998). Bei der Auswertung der mittels
immunhistochemischer Markierung gewonnenen Ergebnisse fanden sie eine signifikant
kürzere mittlere Überlebenszeit bei Patienten mit VEGF-positiven Tumoren (log-rank-
70
Test, p=0,006). Somit erschien VEGF in dieser Studie als möglicher Prognosefaktor für die
Überlebenswahrscheinlichkeit bei Plattenepithelkarzinomen.
Zusätzlich untersuchten Volm et al. die Tumoren auf mögliche Kombinationen von
klinischen Parametern und zellulären Faktoren, um so die Differenzierung hinsichtlich
einer prognostischen Aussage verbessern zu können. Resultat der Analysen war, daß die
Kombination
von
VEGF
mit
dem
etablierten
klinischen
Prognosefaktor
der
Lymphknotenbeteiligung geeignet war, die Aussage bezüglich der Prognose des jeweiligen
Patienten genauer zu differenzieren als die Anwendung der jeweiligen Prognoseparameter
allein.
Bei der Auswertung der eigenen Ergebnisse war, wie oben angeführt, keine
statistisch signifikante Korrelation von Lymphknotenstatus und VEGF-Expression zu
zeigen.
In einer weiteren Studie zu frühen Stadien der Lungentumoren beurteilten Han et al. (2001)
die Resektionspräparate von 85 Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren der
Stadien IA-B im Hinblick auf die prognostische Signifikanz von VEGF-Überexpression,
intratumoraler Mikrogefäßdichte und Lymphgefäßinvasion. Als immunhistochemische
Marker setzten sie VEGF- und CD31-Antikörper ein. Die Überlebensrate in ihrem
Kollektiv war für Patienten mit VEGF-negativen Tumoren signifikant höher als für
Patienten mit VEGF-positiven Tumoren (log rank Test, p=0,018). Gleiches galt für
Patienten mit niedriger Gefäßdichte im Vergleich zu Patienten mit Tumoren, die eine hohe
Mikrogefäßdichte aufwiesen. Eine starke VEGF-Expression war ebenfalls positiv mit einer
hohen Mikrogefäßdichte korreliert. In der Multivarianzanalyse waren hohe VEGFExpression, Tumorgröße und Lymphgefäßinvasion unabhängige Faktoren, die mit einer
schlechteren Prognose einhergingen.
Die vorliegende Arbeit läßt sich den bisher aufgeführten Studien zuordnen, bei denen
VEGF als möglicher Prognosefaktor gefunden wurde.
Bei dem Vergleich der Gesamtüberlebenszeiten der Patienten des untersuchten
Kollektivs konnte an dem prätherapeutisch gewonnenen Material mit Hilfe der KaplanMeier-Analyse gezeigt werden, daß die Patienten mit in der immunhistochemischen
Markierung VEGF-Protein-negativen Tumoren gegenüber den Patienten mit VEGFpositiven Tumoren statistisch über eine signifikant längere Überlebenszeit verfügten (logrank-test, p=0,019). In diesem kleinen Kollektiv kann die VEGF-Expression demnach als
möglicher Prognosefaktor identifiziert werden.
71
Bei den posttherapeutisch chirurgisch gewonnenen Resektaten ließ sich für das
Gesamtüberleben keine signifikante Aussage treffen. Es zeigte sich nur eine Tendenz zu
einer längeren Überlebenszeit für Patienten mit VEGF-negativen Tumoren (log-rank-test,
p=0,11). Deutlicher war diese Tendenz noch in der Untergruppe der Patienten nach R0Resektion (log-rank-test, p=0,09).
5.1.3.3 VEGF-mRNA-Expression als Prognosefaktor
Im Unterschied zu den bisher vorgestellten Studien, die die VEGF-Expression allein
immunhistochemisch untersuchten, existieren verschiedene Studien, die die VEGFExpression mit Hilfe anderer Methoden erfassen. So beurteilte die Arbeitsgruppe um
Fontanini (Fontanini et al. 1999) die Expression der VEGF-mRNA. Sie hatten das
chirurgisch gewonnene Material von 42 Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren
der Stadien I, II und III zur Verfügung. Fontanini et al. fanden in der RT-PCR-Diagnostik
in 78% der Tumoren eine Expression der VEGF-mRNA. Die sezernierten Isoformen
VEGF-121 und VEGF-165 waren mit 76% sowie 57% am häufigsten vertreten.
In dieser Studie zeigten Patienten mit VEGF-mRNA-negativen Tumoren eine
günstigere Überlebensrate (log rank Test, p=0,02) als die Patienten mit VEGF-mRNApositiven Tumoren. Bei der Aufteilung in die einzelnen Isoformen fand sich nur für die
Isoform 165 ein signifikantes Ergebnis. Die negativen Tumoren zeigten auch hier eine
längere Überlebenszeit als die positiven (log rank Test, p=0,01).
Damit sind die beiden löslichen VEGF-Isoformen 121 und 165 in ihrer Bedeutung
als Marker für die Aggressivität und damit der Prognose dieser Tumore aufgezeigt worden.
Yuan et al. (2000) studierten die mögliche Korrelation zwischen der VEGF-mRNA der
einzelnen VEGF-Subtypen und ihrer Proteinexpression mit dem histologischen Typ, der
Tumorangiogenese, dem Überleben der Patienten und dem Eintreten eines Rückfalls bei
nicht-kleinzelligen Tumoren der Lunge. Von den 72 untersuchten Tumoren waren 37
Plattenepithelkarzinome und 35 Adenokarzinome; davon wurden 28 dem Stadium I, 10
dem Stadium II und 34 dem Stadium IIIA oder IIIB zugeordnet. Die VEGF-mRNA wurde
mittels RT-PCR quantifiziert, die Proteinexpression und die Mikrogefäßdichte mittels
immunhistochemischer Markierung. Bei dem Vergleich des VEGF-mRNA Gehaltes in
Tumor- und umgebendem normalem Gewebe fand sich in allen Tumoren ein signifikant
größerer Gehalt an mRNA als im normalen Gewebe. Der Gehalt an VEGF-mRNA in den
Tumoren korrelierte ebenfalls signifikant mit der VEGF-Proteinexpression und der
Mikrogefäßdichte. Die Adenokarzinome zeigten insgesamt eine ausgeprägtere VEGF72
mRNA-Expression und höhere Scores für die VEGF-Proteinmarkierung als die
Plattenepithelkarzinome. Hohe tumorale mRNA-Expression war zusätzlich noch assoziiert
mit den fortgeschrittenen Tumorstadien IIIA und IIIB sowie Lymphknotenmetastasen,
hoher Mikrogefäßdichte, kurzer Patientenüberlebenszeit und frühen Rückfällen.
Ähnlich waren die Korrelationen bei der VEGF-Proteinexpression. Sie war positiv
verknüpft mit hoher Mikrogefäßdichte, kurzen Überlebenszeiten der Patienten sowie
ebenfalls frühen Rückfällen. Patienten mit sowohl ausgeprägter VEGF-Proteinexpression
als auch VEGF-mRNA-Spiegeln hatten eine signifikant kürzere Überlebenszeit und
frühere
Rückfälle.
In
der
Multivarianzanalyse
dieses
Kollektivs
waren
der
Lymphknotenstatus und die VEGF-Proteinexpression die wichtigsten unabhängigen
Prognosefaktoren für Überleben und Rezidiventwicklung. Zusammenfassend waren also
die gesamte VEGF-mRNA- sowie Protein-Expression eng mit dem histologischen Subtyp,
der Tumorangiogenese, dem Überleben und dem Eintreten eines Rückfalls assoziiert. Die
hohe VEGF-Expression in Adenokarzinomen könnte zu deren größerem metastatischen
Potential beitragen.
Ebenfalls Yuan et al. differenzierten in einer nachfolgenden Studie die mögliche
Eignung der einzelnen VEGF-Isoformen als Prognosefaktoren bei nicht-kleinzelligen
Lungentumoren genauer. Mittels RT-PCR untersuchten sie die mRNA-Expression der
VEGF-Isoformen 121, 165 189 und 206 bei 57 nicht-kleinzelligen Lungentumoren. Die
Tumorangiogenese stellten sie durch immunhist ochemische Markierung dar. Für Tumoren
mit stark ausgeprägter Expression der VEGF-Isoform 189 ließ sich statistisch signifikant
eine kürzere Überlebenszeit der Patienten nachweisen (log-rank-Test, p=0,0001). Für die
anderen Isoformen ergab sich kein signifikantes Ergebnis beim Vergleich schwacher und
starker VEGF-mRNA-Expressionen. Die Arbeitsgruppe postulierte den VEGF-mRNA
Nachweis der Isoform 189 als anwendbaren Prognosefaktor bei Patienten mit nichtkleinzelligen Lungentumoren (Yuan et al. 2001).
5.1.3.4 Serum-VEGF als Prognosefaktor
Ebenfalls mit einem Kollektiv von nicht-kleinzelligen bösartigen Lungentumoren
beschäftigten sich Imoto et al. (1998). Mittels eines Anti-VEGF-Antikörpers markierten sie
91 Proben vollständig resezierter Tumoren, untersuchten mittels Faktor VIII die
Mikrogefäßdichte
und
mittels
einer
Immunosorbent-Assay-Technik
die
Serumkonzentration an löslichem VEGF. Die VEGF-Serumkonzentration war in den T3-4
Tumoren signifikant höher als in den T1-2 Tumoren. Dies stimmt mit der Hypothese
73
überein, daß die VEGF-Expression erst in späteren Tumorstadien bei größerem
Tumorvolumen ansteigt. Wie zuvor in anderen Studien auch war die Prognose für
Patienten mit positivem VEGF-Nachweis signifikant schlechter als für Patienten ohne
VEGF-Nachweis (p=0,002). Der Multivarianzanalyse zufolge waren -ähnlich der Studie
von Volm et al. (1998)- die VEGF-Proteinexpression sowie der Lymphknotenstatus
unabhängige Prognosefaktoren.
Tabelle 5.1:
Autor
Fehlende VEGF-Expression als positiver Prognosemarker
Kollektiv
Methode
Ergebnisse
Volm et al. 109 PEC
1997a
Stadien I, II,
IIIa
Takanami 118 ADC
et al. 1997 alle Stadien
IHC
Takashi et
al. 1998
Volm et al.
1998
IHC
signifikant längeres Gesamtüberleben
(p= 0,019), VEGF- und Flt-1Expression nicht korreliert
VEGF- und Flt-1-Expression signifikant
korreliert; beide Faktoren wenn negativ
mit signifikant günstigerer Prognose
korreliert
signifikant längeres Überleben
44 ADC
Stadium I
121 PEC
Stadien I, II,
III
Imoto et al. 91 NSCLC
1998
alle Stadien
Han et al.
2001
Fontanini
et al. 1999
85 NSCLC
Stadien Ia-b
42 NSCLC
Stadien I, II,
III
Yuan et al. 72 NSCLC
2000
Stadien I, II,
IIIA, IIIB
Fontanini
et al. 1998
O`Byrne et
al. 2000
IHC
IHC
Nachweis der
Serumkonzentration von
VEGF mittels
Immunosorbent-Assay
IHC
RT-PCR
günstgere Überlebensrate VEGFmRNA-negativer Tumoren
RT-PCR, IHC
VEGF–mRNA und –Proteinexpression
mit kürzeren Überlebenszeiten
korreliert; hohe tumorale VEGFmRNA-Expression in fortgeschrittenen
Tumorstadien
positive VEGF-Expression beeinflußt
Überleben der Patienten negativ
VEGF signifikanter Prognosefaktor
107 NSCLC
Stadium I
223 NSCLC
Stadien I, II;
IIIA
98 NSCLC
alle Stadien
IHC
O`Byrne et 189 NSCLC
Stadien IAal. 2003
IIIA
IHC
Sheng et
al. 2000
mittlere Überlebenszeit bei VEGFpositiven Tumoren signifikant kürzer
(p= 0,006)
Signifikant günstigere Prognose bei
negativem VEGF-Nachweis;
Serumkonzentration bei T3-4 signifikant
höher als bei T1-2
Log-rank-Test p= 0,018
IHC
IHC
positive VEGF-Expression beeinflußt
Überlebenszeit negativ, VEGF als
unabhängiger Prognosefaktor
hohe VEGF-Expression der Tumoren
von negativer prognostischer
Signifikanz (log-rank-Test, p=0,02)
74
Eine Reihe von Studienergebnissen (Tab. 5.1) sprechen folglich für die These, daß VEGF
als Prognosefaktor für das Überleben von Patienten mit bösartigen nicht-kleinzelligen
Lungentumoren möglicherweise geeignet sein könnte, wie es auch im eigenen
untersuchten Kollektiv gezeigt werden konnte. Aber die Bedeutung wird noch kontrovers
diskutiert, da die Resultate anderer Studien gerade diese prognostische Aussagekraft nicht
stützen konnten.
5.1.3.5 VEGF-Expression ohne signifikante prognostische Aussagekraft
So untersuchten Yano et al. (2000) ein Kollektiv von 108 Patienten mit bösartigen
Lungentumoren aller klinischen Stadien. Bei der immunhistochemischen Markierung mit
VEGF fanden sie in der statistischen Auswertung beim Vergleich der histologischen
Subtypen bei den Adenokarzinomen eine signifikant häufigere positive Markierung mit
dem VEGF-Antikörper als bei den anderen untersuchten Subtypen. Bei der Analyse nach
Kaplan-Meier fanden Yano et al. aber weder für die VEGF-negativen noch für die VEGFpositiven Tumoren eine signifikante Korrelation mit der Überlebenszeit der Patienten.
Somit war VEGF in diesem Kollektiv nicht als unabhängiger Prognosefaktor geeignet.
Ähnliche Resultate erzielte die Gruppe um Baillie et al. (2001). Sie arbeitete mit
einem Kollektiv von 81 Patienten, die nicht-kleinzellige Lungentumoren aus den Stadien I
bis
IIIa
aufwiesen.
Bei
den
Untersuchungen
fanden
sie
keine
signifikanten
Übereinstimmungen zwischen der VEGF-Expression und klinischen Parametern. Bei der
Überlebensanalyse ergab sich zwar ein Trend für längeres Überleben im Patientenkollektiv
mit der niedrigen VEGF-Expression, das Ergebnis war aber nicht signifikant.
Betreffend die Frage nach der Bedeutung von VEGF-Serumkonzentrationen für die
Prognose von Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren, veröffentlichten unter
anderem Brattström et al. 1998 eine Studie. Abweichend zu den Ergebnissen von Imoto et
al. (1998), die, wie oben aufgeführt, erhöhte Serumwerte für VEGF als mit einer
ungünstigeren Prognose einhergehend aufzeigen konnten, konnten Brattström et al. dies
bei ihrem Kollektiv, bestehend aus 68 nicht-kleinzelligen Lungentumoren aus allen
Stadien, nicht nachweisen. Bei 39% der Tumoren war der Serumspiegel für VEGF erhöht,
es konnte aber weder für die Histologie noch für das jeweilige Tumorstadium eine
signifikante Korrelation errechnet werden. Ebenso ergab sich keine signifikante
Korrelation bezüglich des Gesamtüberlebens und normalen bzw. erhöhten VEGFSerumwerten.
75
Tabelle 5.2:
VEGF-Expression ohne prognostische Bedeutung
Autor
Kollektiv
Methode Ergebnisse
Yano et al
2000
Baillie et al
2001
108 NSCLC
alle Stadien
81 NSCLC
Stadien I, II,
IIIA
IHC
IHC
Decaussin et 69 NSCLC
IHC
al 1999
Stadien I und
II
Brattström et 68 NSCLC ale ELISA
al 1998
Stadien
keine signifikante Korrelation der VEGF-Expression mit
den Überlebenszeiten
VEGF-Expression allein ohne prognostische
Aussagekraft, Kombination hoher Vaskularisierungsrate
und niedriger VEGF-Expression mit längerer
Überlebenszeit
VEGF- und Flt-1-Expression ohne Einfluß auf das
Überleben der Patienten
keine Korrelation von erhöhten VEGF-Serumspiegeln
und dem Überleben der Patienten
Insgesamt existieren zum Thema VEGF und seiner Eignung als Prognosefaktor viele sich
ergänzende, aber auch sich vollständig widersprechende Arbeiten. Die vorliegende Arbeit
läßt sich, wie oben aufgeführt, den Studien zuordnen, bei denen VEGF als möglicher
Prognosefaktor gefunden wurde.
5.1.3.6 Zusammenfassung monoklonaler VEGF-Antikörper
Zusammenfassend konnten bei der Auswertung der Ergebnisse des mit dem monoklonalen
VEGF-Antikörper untersuchten Gewebes keine signifikanten Korrelationen in bezug auf
die Geschlechtsverteilung, die Histologie, das klinische Stadium, das T- oder N-Stadium
sowie den Resektionsstatus beim Vergleich der VEGF-negativen und –positiven Proben
aufgezeigt werden. Auch die Koexpression von VEGF und seinem Rezeptor Flt-1 war
nicht signifikant.
Hinsichtlich des klinischen Remissionsverhaltens ergab sich eine signifikante
Korrelation von posttherapeutisch
negativer VEGF-Expression und günstigerem
Ansprechen auf die Therapie. Die immunhistochemisch prätherapeutische negative VEGFExpression ging auch bei der Zuordnung zu den Ergebnissen der Tumorregression
statistisch signifikant häufiger mit einem besseren Ansprechen auf die Therapie einher. Es
konnte gezeigt werden, daß VEGF-negative Tumoren signifikant häufiger in der Gruppe
mit den Regressionsgraden IIb und III zu finden waren. Diese Regressionsgrade IIb und III
waren zuvor längeren Überlebenszeiten der Patienten zugeordnet worden.
Bei den posttherapeutisch chirurgisch gewonnenen Resektaten ließ sich für das
Gesamtüberleben keine signifikante Aussage treffen, es ließen sich aber tendenziell
günstigere Überlebenszeiten für Patienten mit VEGF-negativen Tumoren aufzeigen. Die
76
statistische Auswertung der Gesamtüberlebenszeiten der Patienten konnte hingegen an
dem prätherapeutisch gewonnenen Material mit Hilfe der Kaplan-Meier-Analyse zeigen,
daß die Patienten mit in der immunhistochemischen Markierung VEGF-Protein-negativen
Tumoren gegenüber den Patienten mit VEGF-positiven Tumoren statistisch signifikant
längere Überlebenszeit aufwiesen (log-rank-test, p=0,019). In diesem kleinen Kollektiv
konnte die VEGF-Expression demnach als möglicher Prognosefaktor dargestellt werden.
5.2 Mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper erzielte Resultate
In dieser Arbeit wurde als zweiter Antikörper gegen das VEGF-Protein der polyklonale
Antikörper VEGF (Firma Santa Cruz Biotechnology, USA) eingesetzt, der aus gereinigten
Kaninchen-Antikörpern (sc-152) besteht. Die Kaninchenantikörper binden an die
Aminosäuren 1–20 am Aminoende der VEGF-Varianten 165, 189 und 121 menschlichen
Ursprungs an.
5.2.1 Methodik
Hier gelten zunächst analog die Ausführungen zum monoklonalen VEGF-Antikörper.
Neben den Tumorzellen stellte der polyklonale Antikörper auch verschiedene
andere Strukturen des normalen Lungengewebes dar. Makrophagen, Riesenzellen, die
glatte Muskulatur der Gefäße und Bronchien, Drüsenepithelien, das Flimmerepithel der
Bronchialschleimhaut, das Endothel der Gefäße, Nekrosezonen, Erythrozyten, Knorpel,
kubisch
transformiertes
Alveolarepithel
und
Plattenepitheldysplasien
waren
immunhistochemisch markiert worden.. Am häufigsten von diesen Strukturen wurden
Makrophagen, Flimmerepithel und das Endothel markiert. Beim Endothel waren bei
positivem Befund sowohl Tumorgefäße als auch die Gefäße des umgebenden Stromas
gleichermaßen dargestellt. In der Literatur findet man neben der Markierung von
Gefäßendothel und dem Zytoplasma der Tumorzellen als markierte Strukturen ebenfalls
Fibroblasten, normale Alveolen, bronchiales Epithel (Takanami et al. 1997), glatte
Muskulatur (Takashi et al. 1998), Entzündungszellen und Drüsenepithel (Baillie et al.
2001). Somit entspricht die Markierung durch den Antikörper dem auch in anderen Studien
beobachteten Muster. Keine dieser Studien konnte aber die im Rahmen der eigenen
Untersuchungen beobachtete Vielfalt an positiv markierten Strukturen aufweisen.
Zu diskutieren ist die Ursache für diese anscheinend nicht selektive Markierung der
Zellen mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper. In der Literatur finden sich Angaben zu
77
Problemen bei der Beurteilung immunhistochemischer Markierung auf Grund von
ausgeprägter Umgebungsmarkierung (Takanami et al. 1997), die auch im Fall des hier
benutzten polyklonalen Antikörpers in einigen Fällen vorlag. Weitere mögliche Ursachen
sind eine nicht ausreichende Spezifität des Antikörpers, Artefakte durch die
Formalinfixierung oder eine mögliche Heterogenität des jeweiligen Tumors für die
Expression von VEGF.
5.2.2 Korrelation mit klinischen Parametern
Bei der immunhistochemischen Untersuchung lagen von 19 Patienten, 15 Männern und 4
Frauen mit einem Altersdurchschnitt von 57 Jahren, Proben vor Einleitung der
neoadjuvanten Therapie vor. Es handelte sich bei den Tumoren um 8 Adenokarzinome und
11 Plattenepithelkarzinome. Bis auf ein Plattenepithelkarzinom waren bei der Markierung
mit diesem Antikörper die Reaktionen aller übrigen Tumoren positiv.
Eine derartig hohe Rate von positiv markierten Tumoren ist in der Literatur nicht
beschrieben. Wie oben erwähnt, sind im Durchschnitt 60% der Tumoren positiv für VEGF.
Im Vergleich mit dem monoklonalen Antikörper waren bei der Markierung mit dem
polyklonalen Antikörper 10 Tumoren positiv, die mit dem monoklonalen Antikörper als
negativ beurteilt worden waren. Bei dem einzigen mit dem polyklonalen Antikörper als
negativ beurteilten Tumor stimmten die beiden Antikörper überein.
Aufgrund dieses geringen Unterschiedes im immunhistochemischen Ergebnis
konnten für das Kollektiv aller Patienten, bei denen die prätherapeutische Untersuchung
mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper vorlag, keine statistischen Berechnungen
hinsichtlich des Geschlechts, der Histologie, des klinischen Stadiums und des T- oder NStadiums durchgeführt werden.
Ebenso
verhielt
es
sich
bezüglich
der
Ergebnisse
zum
klinischen
Remissionsverhalten und zu den histomorphologischen Regressionsphänomenen. Das als
negativ in der immunhistochemischen Darstellung beurteilte Plattenepithelkarzinom wies
ausgeprägte Regressionsphänomene auf (Regressionsgrading IIB), konnte R0-reseziert
werden und ging mit bisherigem Überleben des Patienten einher. Insofern stellt dies eine
gute Prognose bei negativem VEGF-Befund dar, die in ihrer Aussage aber nicht signifikant
sein kann.
Zum Überleben des Kollektivs der untersuchten Patienten, von denen
prätherapeutisches Material vorlag, konnte ebenfalls keine Aussage mit Hilfe der
Schätzungen nach Kaplan und Meier erzielt werden.
78
Entsprechend der zur Verfügung stehenden Materialien bei den Untersuchungen mit dem
monoklonalen VEGF-Antikörper lagen auch in diesem Fall sowohl Bronchusbiopsien und
Mediastinoskopien als auch Resektatmaterial von 13 Patienten für einen direkten Vergleich
von prä- und posttherapeutischer VEGF-Expression vor. Die statistische Auswertung der
Daten zu diesem Material wurde aufgrund der prätherapeutisch erhaltenen Ergebnisse mit
dem polyklonalen VEGF-Antikörper nicht durchgeführt.
Posttherapeutisch gewonnenes Material wurde von 26 Patienten untersucht, 24 männlichen
und 2 weiblichen, mit einem Altersdurchschnitt von 57,2 Jahren. Bei den Tumoren handelt
es sich um 6 Adenokarzinome, 19 Plattenepithelkarzinome und ein adenosquamöses
Karzinom. Der polyklonale VEGF-Antikörper war bei dem adenosquamösen Karzinom,
bei 10 Plattenepithelkarzinomen und 3 Adenokarzinomen positiv (53,8%). Negativ bei der
Markierung blieben die restlichen drei Adeno- und 9 Plattenepithelkarzinome. Beim
Vergleich der beiden VEGF-Antikörper waren wiederum 10 mit dem monoklonalen
Antikörper als VEGF-negativ beurteilte Tumoren in der Markierung mit dem polyklonalen
Antikörper VEGF-positiv. Drei mit dem monoklonalen Antikörper als positiv beurteilte
Tumoren waren bei der polyklonalen Markierung negativ. Es zeigt sich bei der
immunhistochemischen Markierung der Resektatproben nur bei knapp der Hälfte der
Tumoren eine Übereinstimmung in der Markierung mit den Antikörpern.
Bei den 26 Operationspräparaten ließen sich keine signifikanten Unterschiede
bezüglich des Geschlechts, des histologischen Typs (Plattenepithelkarzinom oder
Adenokarzinom), des klinischen Stadiums (IIIA oder IIIB) sowie des T- (T0-2 oder T3-4)
und N-Stadiums (N0-1 oder N2) nachweisen.
Ebenso konnten hinsichtlich des klinischen Remissionsverhaltens und der
histomorphologischen Tumorregression in Abhängigkeit vom VEGF-Status keine
signifikanten Unterschiede aufgezeigt werden.
5.2.3 Prognose
Auch bei der statistischen Auswertung hinsichtlich möglicher Aussagen zum
Gesamtüberleben wurde kein statistisch signifikantes Ergebnis erzielt. Ein identisches
Ergebnis ergab sich bei der Untersuchung des Kollektivs der Patienten nach R0-Resektion.
Zusammenfassend ließen sich mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper keine signifikanten
Aussagen zur Korrelation mit klinischen Parametern, histomorphologischer Regression,
79
klinischem Remissionsverhalten und dem Überleben der Patienten treffen. Die wesentliche
Ursache ist hierbei in der geringen Spezifität dieses Antikörpers zu sehen.
5.3 Mit dem polyklonalen Flt-1-Antikörper erzielte Resultate
Die Zellmembran-Rezeptor-Tyrosinkinase Flt-1 wird nur in aktivierten Endothelzellen
wachsender Gefäße in einem signifikanten Umfang exprimiert. Sie ist eng verwandt mit
zwei anderen ebenfalls das Gefäßwachstum steuernden Tyrosinkinasen, Flk-1 und Flt-4.
Bei Flt-1 und Flk-1 konnte gezeigt werden, daß sie eine hohe Affinität für VEGF besitzen.
1992 beobachteten Plate et al., daß der VEGF-Rezeptor Flt-1 hauptsächlich in
proliferierenden Endothelzellen, die direkt an einen Tumor angrenzen oder in ihn
hineinwachsen, ausgebildet und in Gefäßen von gesundem Gewebe kaum nachweisbar ist.
Noch nicht endgültig geklärt ist die Frage, ob Flt-1 selbst die Tumorangiogenese
induzieren kann. Studien stellten die Hypothese auf, daß die Tyrosinkinasedomäne von Flt1 notwendig sein könnte für die Induktion der Angiogenese (Hiratsuka et al. 2001).
Für Nierenzellkarzinome konnten Brown et al. (1993) eine ausgeprägte Expression
von VEGF-mRNA und Protein zeigen. Zusätzlich wiesen die Endothelzellen der
Tumorgefäße im Gegensatz zu den Gefäßen des umgebenden gesunden Gewebes neben
einer starken Markierung für das VEGF-Protein ebenfalls eine hohe Expression an Flt-1mRNA auf. Aus diesen Ergebnissen schlossen die Autoren auf eine wichtige Funktion von
VEGF und seinem Rezeptor Flt-1 für die Angiogenese in Nierenzellkarzinomen.
Einer der Hauptfaktoren für eine Zunahme der Flt-1-Expression in Endothelzellen
ist der VEGF selbst. Barleon et al. (1997) konnten nachweisen, daß die Isoformen 121, 165
und 189 des VEGF in humanen Endothelzellen einen Anstieg der Flt-1-mRNA und der Flt1-Protein-Expression bewirkten. Somit können Tumorzellen über eine gesteigerte VEGFExpression auch eine Steigerung der Flt-1-Expression verursachen und damit wiederum
die Angiogenese fördern.
Barleon et al. (1996) zeigten als erste eine weitere Funktion des Flt-1-Rezeptors
auf. Sie fanden, daß VEGF-Exposition bei Monozyten zur Migration führt und daß diese
chemotaktische Antwort der Monozyten durch den VEGF-Rezeptor Flt-1 vermittelt wird.
5.3.1 Methodik
Ein Großteil der Studien weist Flt-1 immunhistochemisch mittels spezifischer Antikörper
nach (exemplarisch: Takanami et al. 1997; Volm et al. 1997a). Andere weisen die Flt-180
mRNA mittels Northern Blot Analysis nach oder die lösliche Form des Flt-1 mit Hilfe
eines Flt-1-spezifischen ELISA-Assays (Barleon et al. 1997).
Der für die Markierung der bearbeiteten Gewebeproben dieser Arbeit benutzte Anti-Flt-1Antikörper ist ein polyklonaler Kaninchen-Antikörper, der gegen ein Peptid gerichtet ist,
das mit den Aminosäuren 1312-1328 am carboxyterminalen Ende des Flt-1-Vorläufers
humanen Ursprungs korrespondiert. Er reagiert mit Flt-1 von Maus, Ratte und Mensch.
Kreuzreaktionen mit Flk-1, Flt-4 oder anderen Tyrosinkinasen sollten nicht existieren.
Über die Häufigkeit der für die Flt-1-Expression positiven Tumoren findet man
in der Literatur unterschiedliche Angaben. Takanami et. al. (1997) bewerteten von 118
Adenokarzinomen 55% als Flt-1-positiv, wohingegen Volm et al. (1997a) von 153 nichtkleinzelligen Lungentumoren 62% als Flt-1-positiv bewerteten.
Bei den eigenen Untersuchungen ergaben sich geringere Zahlen. So waren bei der
Auswertung der immunhistochemischen Markierung des in der vorliegenden Arbeit
verwendeten Studienmaterials von den 19 prätherapeutisch gewonnenen Präparaten 37%
für Flt-1 positiv.
Der Flt-1-Antikörper war beim eigenen Studienmaterial unter anderem positiv bei glatter
Muskulatur, Erythrozyten, Bronchialepithel, Gefäßendothel, Riesenzellen, Makrophagen
und kubisch transformierten Alveolarepithelien. Tolnay et al (1998) fanden bei
Untersuchungen mit einem Flt-1-Antikörper vom gleichen Hersteller (Firma Santa Cruz
Biotechnology, USA) starke Markierungen von Makrophagen und Riesenzellen sowie eine
schwache Markierung von Gefäßendothelzellen. Gesunde Bronchialepithelzellen wurden
bei Tolnay et al nicht dargestellt.
In der Literatur findet man Angaben über den immunhistochemischen Nachweis
von Flt-1 in der Mucosa der Bronchien, glatten Muskelzellen, hyperplastischen Typ II
Pneumozyten und Alveolarmakrophagen (Decaussin et al. 1999). Endothelzellen und
Fibroblasten in gesundem Gewebe wurden durch den Flt-1-Antikörper nicht markiert,
Endothelzellen und Fibroblasten im Tumorgewebe so wie die Tumorzellen selbst hingegen
schon.
Auffällig war bei den untersuchten Tumoren der vorliegenden Arbeit die meist sehr
starke Markierung von Verhornungen bei den Plattenepithelkarzinomen und den meist
zentral in den Tumoren liegenden Nekrosen. Bei diesen Nekrosezonen fehlte in den direkt
angrenzenden Bereichen die positive Reaktion, dafür waren häufig die zum Stroma
liegenden Ränder dieser Tumoren stark positiv. Ähnliche Ergebnisse beschreiben
Decaussin et al. (1999). Signifikant erhöht war bei dieser Arbeitsgruppe die Expression
81
von sowohl VEGF als auch Flt-1 an den Rändern großer Nekrosegebiete, in der Peripherie
der Tumoren und in kleinen Tumorzellhaufen, die in gesundes Gewebe eindrangen. Dies
spricht für die Hypothese, daß chronische und akute Hypoxie die Expression von VEGF
und Flt-1 induzieren kann.
5.3.2. Korrelation mit klinischen Parametern
Bei der Stadienunterteilung des Studienmaterials waren 8 Präparate des Stadiums IIIA
negativ und 4 des Stadiums IIIB. Positiv waren hingegen 3 Präparate von Tumoren des
Stadiums IIIA und 4 des Stadiums IIIB.
Bei der beschriebenen Verteilung auf die einzelnen Tumorstadien (IIIA oder IIIB)
sowie auch bei der Verteilung auf die Geschlechter, den histologischen Typ
(Plattenepithelkarzinom oder Adenokarzinom) und das T- (T0-2 oder T3-4) und NStadium (N0-1 oder N2) gab es wie bei allen vorherigen Untersuchungen zu diesen
Parametern weder bei der Beurteilung des prätherapeutisch noch bei der Beurteilung des
posttherapeutisch erhaltenen Materials statistisch signifikante Unterschiede.
In der Literatur gibt es nur wenige Arbeiten, die die Flt-1 Expression mit klinischen
Daten korrelieren.
So fanden Volm et al. (1997a) übereinstimmend mit den eigenen Daten in einem
Kollektiv von 109 Plattenepithelkarzinomen mit den klinischen Stadien I, II und IIIA keine
signifikante Korrelation zwischen Flt-1-Expression und klinischem Stadium sowie Flt-1Expression und Metastasierung.
Die Zuordnung der als Flt-1-negativ und Flt-1-positiv beurteilten Proben in die Gruppen
des histologischen Regressionsverhaltens und des klinischen Remissionsverhaltens ergab
ebenfalls in beiden Kollektiven keine statistisch signifikanten Unterschiede.
Wie bei VEGF fehlen bei Patienten mit bösartigen Lungentumoren auch für Flt-1
bisher weitere Untersuchungen zu den Auswirkungen einer Radiochemotherapie auf die
Expression dieses Proteins und seiner Bedeutung für Aussagen zur Prognose der
jeweiligen Patienten. Veröffentlicht wurden bisher nur Ergebnisse von in vitro Studien
betreffend die Bedeutung der hier untersuchten Angiogenesefaktoren für das Ansprechen
auf Chemotherapeutika. Bei der im Folgenden dargestellten Studie ist zu berücksichtigen,
daß das untersuchte Therapeutikum nicht in der dieser Arbeit zugrundeliegenden Phase-IIStudie verwendet wurde.
82
So untersuchten Volm et al. (1997b) unter anderem die Bedeutung des Rezeptors Flt-1 für
das Ansprechen auf Doxorubicin in vitro. Sie fanden eine signifikante Korrelation
zwischen der Flt-1-Expression und dem Ansprechen auf das Medikament. Tumoren mit
niedriger
Flt-1-Expression
waren
signifikant
häufiger
resistent
gegen
die
Doxorubicinwirkung als Tumoren mit ausgeprägter Flt-1-Protein-Expression (Fisher`s
Exact Test, p<0,01).
Wie auch schon bei der Diskussion der Ergebnisse des monoklonalen VEGFAntikörpers erwähnt, deckt sich diese Beobachtung nicht mit dem Ansprechen der
Tumoren auf die neoadjuvante Therapie in der dieser Arbeit zugrundeliegenden Phase II
Studie.
Bei dem Vergleich der 13 Gewebeproben, an denen prä- und posttherapeutische
Untersuchungen durchgeführt werden konnten, fiel posttherapeutisch eine Zunahme der als
negativ beurteilten Proben auf. In der statistischen Auswertung ergab sich ein grenzwertig
signifikanter Unterschied in der Flt-1-Expression (p=0,063).
Diese Aussage muß bei der Berücksichtigung der genauen Score-Werte relativiert
werden, da bei 4 Proben der Unterschied in der Score-Wertung, direkt im Cut-off-Bereich
gelegen, nur einen Punkt beträgt (von 5 auf 4 abgefallen), also nur ein geringer
Unterschied, der weiterer Abklärung in Studien bedarf.
Die prätherapeutisch und posttherapeutisch immunhistochemisch nachgewiesene Flt-1Expression zeigte sowohl beim Vergleich mit dem polyklonalen als auch mit dem
monoklonalen VEGF-Antikörper keine signifikante Koexpression. Dieses Ergebnis stimmt
mit Ergebnissen veröffentlichter Studien überein.
So untersuchten Volm et al. (1997a) ein Kollektiv von 109 Patienten mit
Plattenepithelkarzinomen im Hinblick auf die Bedeutung der VEGF- und Flt-1-Expression.
Von den 109 Tumoren waren 69, also 68%, positiv für Flt-1 markiert worden. Eine
positive Korrelation mit der VEGF-Expression konnte aber nicht beobachtet werden.
5.3.3 Prognose
Bei der Beurteilung des Gesamtüberlebens des hier untersuchten Kollektivs von 19
Patienten waren mit einem p=0,85 (log-rank Test) keine signifikant unterschiedlichen
Überlebenszeiten bezüglich der prätherapeutischen Flt-1-Expression nachzuweisen. Dieses
83
Ergebnis stimmte mit den Ergebnissen bei der Untersuchung der Gruppe der Patienten
nach R0-Resektion überein.
Anhand der Daten zur Flt-1-Expression bei den posttherapeutisch gewonnenen
Resektaten waren ebenfalls in der Überlebensanalyse sowohl für das Gesamtkollektiv als
auch für das kleinere Kollektiv der Patienten nach R0-Resektion keine signifikant
unterschiedlichen medianen Überlebenszeiten aufzuzeigen. In der Literatur ist ähnlich wie
bei den Aussagen zur VEGF-Expression die Datenlage widersprüchlich.
So konstatierten Takanami et al. (1997) eine signifikante Korrelation zwischen
einer Verminderung sowohl der VEGF-Expression als auch der Flt-1-Expression mit
reduzierter Tumorangiogenese und verlängertem Überleben der Patienten.
Volm et al. (1997a) untersuchten ein Kollektiv von 109 Patienten mit
Plattenepithelkarzinomen ebenfalls im Hinblick auf die Bedeutung der VEGF- und Flt-1Expression. Eine positive Korrelation mit der VEGF-Expression konnte nicht beobachtet
werden.
Bei der Korrelation von Flt-1-Proteinexpression und der Überlebenszeit der
Patienten konnten Volm et al. im Gegensatz zu Takanami et al. kein statistisch
signifikantes Resultat erzielen.
Decaussin et al. (1999) konnten bei den von ihnen untersuchten 69 Proben von
nicht-kleinzelligen bösartigen Lungentumoren positive Korrelationen für die VEGF- und
Flt-1-Expression in Tumorgefäßendothelzellen und Tumorzellen nachweisen. Für die
Mikrogefäßdichte und das Überleben der Patienten ließen sich aber wiederum keine
Korrelationen mit der Expression von Flt-1 finden. Für dieses Kollektiv an Tumoren mit
den Stadien I und II war Flt-1 also ebenfalls kein Faktor für die Beurteilung der möglichen
Prognose hinsichtlich der Überlebenszeiten dieser Patienten.
Weitere Arbeiten zur Bedeutung der Flt-1-Expression bei nicht-kleinzelligen
Lungentumoren liegen nicht vor.
Die sowohl bei VEGF als auch Flt-1 gegensätzlichen Aussagen zur möglichen
prognostischen Bedeutung dieser Faktoren können ihren Ursprung in mehreren Punkten
haben. Zum einen weichen die Protokolle für die immunhistochemische Markierung
voneinander ab, zum anderen werden in jeder Studie unterschiedliche Antikörper benutzt.
Besonders bei der Auswertung der immunhistochemischen Markierungen durch die AntiVEGF-Antikörper gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Bewertungsschemata. Zusätzlich
weichen die Zusammensetzungen der untersuchten Patientengruppen vor allem in bezug
84
auf Histologie und klinisches Stadium häufig voneinander ab. Eine Vergleichbarkeit von
Resultaten unterschiedlicher Studien ist damit kaum gegeben.
Zusammenfassend ließ sich bei dem im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Kollektiv
keine signifikante Korrelation von Flt-1-Expression und klinischen Patientendaten sowie
der histomorphologischen Regression und dem klinischen Remissionsverhalten aufzeigen.
Übereinstimmend mit den Ergebnissen von Volm et al (1997a) ließen sich signifikant
unterschiedliche Überlebenszeiten der Patienten in Abhängigkeit von der Flt-1Proteinexpression nicht nachweisen.
Die mögliche Bedeutung von Flt-1 als Prognosefaktor bei nicht-kleinzelligen
Lungentumoren, die nach multimodalen Therapiekonzepten behandelt werden, ist aber
noch nicht abschließend zu beurteilen.
85
6. Zusammenfassung
Lungenkarzinome stellen die häufigsten bösartigen Tumoren westlicher Industrienationen
dar. Allein in Deutschland muß jährlich mit circa 45.000 Neuerkrankungen gerechnet
werden. Die Therapie richtet sich nach dem jeweiligen Tumorstadium. Für nichtkleinzellige Lungentumoren der Stadien I und II gilt die operative Therapie als effektivste
kurative Behandlungsmöglichkeit. Im Stadium IV werden, neben den etablierten
palliativen und supportiven Maßnahmen mit dem Ziel einer verbesserten Lebensqualität,
im Rahmen von Studien auch Chemotherapien mit der Zielsetzung einer möglichen
Lebenszeitverlängerung untersucht. Bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen Tumoren
(Stadium III) werden zunehmend multimodale Therapiestrategien geprüft. Diese
neoadjuvanten oder auch adjuvanten Therapien erzielen bisher aber nur bei einem Teil
dieses Patientenkollektivs die gewünschten Therapieergebnisse. Daher werden Parameter
gesucht, die die Optimierung und Individualisierung der Therapie dieser Patientengruppe
ermöglichen.
Anhand von Material, das im Rahmen einer Phase-II-Studie zur neoadjuvanten
Radiochemotherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen bösartigen nichtkleinzelligen Lungentumoren gewonnen wurde, wurden im Rahmen der vorliegenden
Arbeit der Angiogeneseparameter VEGF und sein Rezeptor Flt-1 im Hinblick auf eine
mögliche prognostische und therapeutische Bedeutung untersucht.
Die VEGF-Expression wurde sowohl mittels immunhistochemischer Markierung durch
einen monoklonalen als auch einen polyklonalen Antikörper dargestellt.
Bei
der
Auswertung
der
immunhistochemischen
Markierung
mit
dem
monoklonalen VEGF-Antikörper ergab der VEGF-Status keine signifikante Korrelation zu
klinischen Daten oder zum Resektionsstatus.
Hinsichtlich des klinischen Remissionsverhaltens ergab sich eine signifikante
Korrelation von posttherapeutisch negativer VEGF-Expression (72% der Proben) und
günstigerem Ansprechen auf die Therapie. Ein prädiktiver Wert der VEGF-Expression für
die Länge des Gesamtüberlebens ließ sich nicht mit statistischer Signifikanz nachweisen,
wohl
aber
konnten
tendentiell
günstigere
Überlebenszeiten
für
Patienten
mit
posttherapeutisch VEGF-negativen Tumoren aufgezeigt werden.
Die prätherapeutisch negative VEGF-Expression (58% der Proben) ging ebenfalls
mit einem besseren Ansprechen auf die Therapie einher. VEGF-negative Tumoren waren
86
signifikant häufiger in der für die Prognose günstigeren Gruppe mit den Regressionsgraden
IIb und III zu finden als VEGF-positive Tumoren.
Mit Hilfe der Schätzungen der Gesamtüberlebenszeiten der Patienten nach Kaplan
und Meier konnte an dem prätherapeutisch gewonnenen Material gezeigt werden, daß die
Patienten mit in der immunhistochemischen Markierung VEGF-negativen Tumoren
gegenüber den Patienten mit VEGF-positiven Tumoren eine statistisch signifikant längere
Überlebenszeit aufwiesen. In diesem kleinen Kollektiv konnte die VEGF-Expression
demnach als möglicher Prognosefaktor dargestellt werden.
Die mit dem polyklonalen VEGF-Antikörper erzielten Ergebnisse ließen keine statistische
Auswertung zu. Die wesentliche Ursache ist hierbei in der geringen Spezifität des
verwendeten Antikörpers zu sehen.
Die Flt-1-Expression hatte im zur Verfügung stehenden Kollektiv keinen Einfluß auf das
klinische oder histomorphologische Ansprechen der Tumoren auf die Therapie. Auch
ließen sich signifikant unterschiedliche Überlebenszeiten der Patienten in Abhängigkeit
von der Flt-1-Expression nicht nachweisen.
Eine statistisch signifikante Koexpression von VEGF und seinem Rezeptor Flt-1
ließ sich ebenfalls nicht nachweisen.
Zusammenfassend ließ sich VEGF in diesem kleinen Kollektiv als ein Faktor darstellen,
der möglicherweise prognostische und therapeutische Bedeutung bei multimodalen
Behandlungkonzepten lokal fortgeschrittener bösartiger nicht-kleinzelliger Lungentumoren
erlangen könnte. Diese Ergebnisse müssen in größeren Studien weiter überprüft werden,
vor allem da bisher veröffentlichte Untersuchungen zu sowohl übereinstimmenden als auch
abweichenden Ergebnissen im Hinblick auf die Eignung von VEGF als Prognosefaktor
kommen. Auch die mögliche Bedeutung von Flt-1 als Prognosefaktor in diesem
Patientenkollektiv ist noch nicht abschließend zu beurteilen.
87
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8. Danksagung
Mein Dank gilt Herrn Professor Dr. med. K.-M. Müller für die gute Betreuung und die
konstruktiven Anregungen bei der Fertigstellung dieser Arbeit.
Zu Dank verpflichtet bin ich Herrn PD Dr. med. K. Junker für die jederzeit vorhandene
gute Betreuung und hilfreiche Unterstützung bei der Erstellung dieser Arbeit. Vielen Dank
auch für die Überlassung dieses sehr interessanten Themas im Zusammenhang mit
Lungentumoren.
Für die Bereitstellung des Studienmaterials danke ich Herrn Dr. med. Bosse, Herrn Prof.
Dr. med. Bürrig und Herrn Prof. Dr. med. Böcker sowie für die Weitergabe der klinischen
Daten Herrn PD Dr. med. Thomas.
Vielen Dank auch an Herrn Dr. med. Karsten Schulmann, der besonders in der
Anfangsphase dieser Arbeit von großer Hilfe war.
Von den Mitarbeitern des Instituts für Pathologie an den Berufsgenossenschaftlichen
Kliniken Bergmannsheil danke ich besonders Frau Schaub für die Unterstützung bei den
immunhistochemischen Färbungen und Frau Troske für die tatkräftige Hilfe bei der
Bearbeitung der Abbildungen.
Vielen Dank auch an Herrn Herbert Efing und Herrn Bernhard Schmidt für die Hilfe beim
Einrichten und Korrekturlesen dieser Arbeit.
Zuletzt auch Dank an meine Eltern, die durch ihr Anspornen in schwierigen Phasen
ebenfalls einen Anteil an der Fertigstellung dieser Arbeit hatten.
104
9. Lebenslauf
Persönliche Daten:
Barbara Manemann
Aachenerstr. 31b, 45711 Datteln
geboren am:
26.September 1975 in Münster, Westfalen
Staatsangehörigkeit:
deutsch
Familienstand:
ledig
Ausbildung:
1982-1986
Maria-Frieden-Grundschule in Coesfeld
1986-1995
St.-Pius Gymnasium in Coesfeld (1995 Abschluß: Allgemeine
Hochschulreife
1995-2001
Studentin der Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum
August 1997
Ärztliche Vorprüfung
August 1998
Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
August 2000
Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
Feb. 1999- Juni 2000 Studentische Hilfskraft am Institut für Pathologie der
Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil in Bochum,
Direktor: Prof. Dr. med. K.-M. Müller
Oktober 2000
1. Tertial des Praktischen Jahres in der Medizinischen Klinik am
Knappschaftskrankenhaus in Bochum
Februar 2001
2. Tertial in der Chirurgie des St. Luke’s Hospital in Valetta/Malta
Juni 2001
3. Tertial in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im St. JosefHospital in Bochum
November 2001
Dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
Ab Dezember 2001
Ärztin im Praktikum an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik
in Datteln
Seit Juni 2003
Assistenzärztin an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in
Datteln
Interessen:
Seit dem 10. Lebensjahr Violoncellounterricht; Mitglied eines
Streichquartetts seit 1998; während des Studiums Mitglied des
Universitätssinfonieorchesters, zur Zeit Mitglied des Collegium
musicum in Münster
105
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