Ausgehend von den ökonomischen, technischen und sozialen Veränderungen der letzten Jahrzehnte wird erläutert, wie die Unternehmen den veränderten Anforderungen gerecht werden. Dies geschieht durch eine Neuorientierung nach außen und innen, wobei im Folgenden auf die Formen der Neuorientierung nach innen eingegangen wird. Ein Schwerpunkt wird dabei auf die Kultur und Ethik im Unternehmen gelegt. Aus den beschriebenen ökonomischen und sozialen Veränderungen resultiert eine Neuorientierung der Unternehmensführung in Richtung einer stärkeren Kundenund Mitarbeiterorientierung. Diese äußert sich zum einen nach außen in einer stärkeren Dienstleistungsorientierung und zum anderen unternehmensintern durch neue Organisations- und Führungskonzepte. Eine Dienstleistungsorientierung bewirkt in erster Linie, dass Unternehmen verstärkt in Kontakt mit ihrer Umwelt stehen und folglich vermehrt das öffentliche Interesse auf sich ziehen. Auch die Mitarbeiter repräsentieren beim Kontakt mit den Kunden ihr Unternehmen. Die Schaffung einer sicheren Wettbewerbsposition ist entscheidend davon abhängig, dass sich das Unternehmen nach außen positiv präsentiert und die Mitarbeiter ihr Unternehmen beim Umgang mit Kunden ebenso positiv repräsentieren. Neue Formen der Arbeit, Organisation und Produktion bedeuten auch immer Veränderungen für alle Beteiligten im Unternehmen. Durch die Verflachung der Hierarchien wird die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern immer enger. Neue Formen der Arbeitsorganisation wie Gruppenarbeit etc. bringen es mit sich, dass der Teamgeist der Mitarbeiter untereinander immer wichtiger wird. Neue Führungskonzepte wie z.B. "Management by Objectives" (MbO) erfordern einen hohen Grad an offener Kommunikation und Vertrauen. Eine gut funktionierende, betriebsspezifische Unternehmenskultur ist zum entscheidenden Erfolgsfaktor geworden. Um eine solche Unternehmenskultur aufzubauen, ist das Engagement aller Beteiligten im Unternehmen notwendig und unternehmerische Erfordernisse müssen den persönlichen Interessen angepasst werden - der Mensch steht im Mittelpunkt der Betrachtung. Daher ist mit der Organisationsentwicklung zwangsläufig auch eine Personalentwicklung verbunden. Durch die Einführung von Gruppenarbeit o.ä. wird dem einzelnen Mitarbeiter mehr Verantwortung übertragen. Die Arbeitnehmer müssen darauf durch entsprechende Personalentwicklungsmaßnahmen vorbereitet werden. Ohne ein Umdenken in den Köpfen der Mitarbeiter und eine Veränderung der Verhaltensweisen und Einstellungen Personalentwicklung wird dies jedoch hinfällig. Die Globalisierung, der erhöhte Kosten- und Innovationsdruck, kürzere Entscheidungszeiten etc. haben die Wettbewerbsanforderungen, denen ein Unternehmen heute und in Zukunft ausgesetzt sein wird, erheblich erhöht. Auch die Kunden dürfen bei dieser Betrachtung nicht außer Acht gelassen werden. Vermehrt werden die Unternehmen und ihre Handlungsweisen kritisch betrachtet. Forderungen nach umwelt-, menschen- und gesundheitsorientiertem Handeln werden laut. Darüber hinaus haben sich die Erwartungen der Mitarbeiter an ihre Arbeit gewandelt. Die Arbeit dient nicht mehr ausschließlich dazu, materielle Bedürfnisse zu befriedigen. Sie soll sinnstiftend sein, Freude machen etc. Häufig wird das Selbst- und Fremdbild eines Menschen zunehmend von seiner Arbeit und beruflichen Stellung bestimmt, was wiederum das Wohlbefinden des Menschen beeinflusst. Auch an die Mitarbeiter werden neue Anforderungen gestellt. Der rasante Fortschritt vor allem auch im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie bringt mit sich, dass die Halbwertzeit von beruflichem Fachwissen nur mehr 3-5 Jahre beträgt und der Lernprozess eines jeden Arbeitnehmers nicht mehr mit der Berufsausbildung abgeschlossen ist. Der Mitarbeiter muss bereit sein, lebensbegleitend zu lernen. Nur so kann dem frühzeitigen Verfall von Wissen begegnet werden. Für den Begriff Kultur gibt es zahlreiche, zum Teil recht unterschiedliche, Definitionen. Die Definition von Thomas (1993, S. 379) lässt sich insbesondere auf die spezifische Situation in Unternehmen übertragen. Eine Untersuchung der Hans Böckler Stiftung (2001) bezeichnet die Unternehmenskultur als wichtiges Element für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Jedes Unternehmen sollte ein Orientierungssystem besitzen, das für die Mitarbeiter verbindlich ist und verbindend wirkt. Das Orientierungssystem eines Unternehmens drückt sich in den Kulturstandards aus, die erwünschte Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen bei den Mitarbeitern fördern. So bleiben die Mitarbeiter motiviert und tragen zum Erfolg des Unternehmens bei. Darüber hinaus wirken sich Kulturstandards auch außerhalb des Unternehmens aus. Beispielsweise wird ein Unternehmen, das sich sozial engagiert, in der Öffentlichkeit mit einem positiveren Image wahrgenommen. Die Basis der Unternehmenskultur ist das Leitbild des Unternehmens. Das Leitbild wird von der Führung des Unternehmens (im Idealfall in Zusammenarbeit mit den Beschäftigten) formuliert. Es enthält Aussagen zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Leitbilder sollten klar und verständlich formuliert und für jeden Mitarbeiter im Unternehmen zugänglich sein. Damit das Leitbild nicht übersehen wird oder im Alltagsgeschäft in Vergessenheit gerät, sollte es regelmäßig in unterschiedlicher Art und Weise aufgegriffen und dargestellt werden. Das kann zum Beispiel im Rahmen von Einstellungsgesprächen oder auch Weiterbildungsmaßnahmen geschehen. Weiterhin kann das Leitbild in der Organisation in visualisierter Form präsentiert oder auch durch die interne (Unternehmensbereiche, Mitarbeiter) bzw. externe Kommunikation (Lieferanten, Kunden) verbreitet werden. Damit eine Unternehmenskultur auch wirklich entstehen kann, d.h. gelebt wird und nicht nur als Papierversion Eingang in die Mitarbeiterunterlagen findet, ist es zudem sinnvoll, bestimmte Rituale einzuführen, die sich regelmäßig wiederholen. Beispiele für Rituale sind die Würdigung herausragender Leistungen von Mitarbeitern, Betriebsausflüge und Betriebsfeste. Auch das publik machen von “best practice”-Beispielen einzelner Mitarbeiter oder Bereiche kann die Unternehmenskultur festigen. Als Medium für die Publikation guter Beispiele für die Umsetzung von Leitbildern eignen sich z.B. Informationswände oder die Mitarbeiterzeitung. Am Anfang einer gut funktionierenden Unternehmenskultur steht die gemeinsame Erarbeitung eines Konzeptes. In diesem Prozess sollten die Mitarbeiter aktiv in die Gestaltung mit einbezogen werden. Damit die Unternehmenskultur erfolgreich umgesetzt werden kann, ist eine offene Kommunikation, Toleranz, Aufgeschlossenheit und Neugier bei allen Beteiligten unabdingbar. Das Unternehmensleitbild setzt sich aus Unternehmenskultur und Unternehmenserscheinung zusammen (s.o.), die im Rahmen einer Unternehmensphilosophie schriftlich festgehalten werden. Es transportiert ein Image nach außen an die Unternehmensumwelt, Medien, Kunden und nach innen an die Mitarbeiter. Das Unternehmensleitbild setzt sich zusammen aus Wie bereits in der Vorlesung zur Personalbeschaffung erwähnt, fließen in das Image eines Unternehmens Bewertungen über seine wirtschaftliche Kraft, die Branche, den Standort, die Produkte und die Innovationskraft, aber auch Parameter wie eine zufriedenstellende Tätigkeit, Sicherheit, Führungsstil, etc. ein (Böhm/Hauke, 1995). Die Organisation wird so selbst zum Produkt, welches es zu vermarkten gilt. Die hier dargestellten Faktoren bestimmen das Image eines Unternehmens. Es reicht nicht aus, das Leitbild des Unternehmens schriftlich fixiert zu haben. Das Leitbild muss auch verbal oder symbolisch kommuniziert werden. In einer guten Unternehmenskultur werden Leitbilder gelebt, so dass dadurch das Unternehmen und die Mitarbeiter profitieren. Die Mitarbeiter bekommen die Möglichkeit, mit ihren Fähigkeiten und Kenntnissen zum Unternehmenserfolg beizutragen. Den Erfolg einer Kultur kann man messen. Erfolg kann sich allerdings nur einstellen, wenn das Unternehmensleitbild und die Unternehmenskultur kongruent sind. Übereinstimmungen bzw. Abweichungen sollten unter Einbeziehung der Mitarbeiter kontinuierlich überprüft werden. Vor diesem Hintergrund können Arbeitskreise gebildet, Befragungen durchgeführt und die Unternehmenskultur analysiert werden. Leitbilder müssen auf der Basis dieser Analyse und deren Ergebnisse stets hinterfragt und ggf. neu formuliert werden. Eine gut konzipierte Unternehmenskultur sorgt jedoch nicht nur dafür, dass im Unternehmen Zahlenvorgaben im Hinblick auf Technik, Organisation, Personal und Führung erreicht werden. Mitarbeiter können zusätzlich das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie mit ihrer Arbeit auch einen Beitrag zur persönlichen Sinnverwirklichung leisten (Schrumpf 1990, S. 24-25). Somit finden die Leitbilder des Unternehmens und das persönliche Bestreben der Mitarbeiter ihren Ausdruck in allgemeinen ethischen Grundsätzen. Dieser Zusammenhang macht Ethik zu einem wesentlichen Bestandteil der Unternehmenskultur. Die Abbildung zeigt, dass Unternehmenskultur zwischen Unternehmensprofit und persönlichem Vorteil der Mitarbeiter steht. Einerseits ist es das natürliche Interesse eines Unternehmens, möglichst profitabel zu arbeiten, d.h. Gewinn zu maximieren. Andererseits ist es verständlich, dass Mitarbeiter ihren persönlichen Vorteil erzielen möchten (z.B. mehr Lohn/Gehalt bei gleich bleibender Arbeitszeit). Wenn beide Seiten (d.h. Unternehmen und Mitarbeiter) schwerpunktmäßig ihre eigenen Interessen verfolgen, gibt es einen Zielkonflikt mit schweren wirtschaftlichen Konsequenzen für das Unternehmen und die Mitarbeiter (ggf. Konkurs und Arbeitslosigkeit). Die Aufgabe der Unternehmenskultur besteht darin, in den verschiedenen Interessen von Unternehmen und Mitarbeitern die Gemeinsamkeiten (Mitbestimmung, gemeinsame Werte und Regeln) zu finden, die eine Zusammenarbeit ermöglichen und wirtschaftliches Handeln erleichtern. Viele Unternehmen weisen auf ihren Homepages auf ihre Unternehmenskultur hin. Dadurch werden die Kulturstandards im Unternehmen deutlich gemacht. Das Fehlen von Kulturstandards kann zu Ansichten und Aktivitäten im Unternehmen führen, die von der Unternehmensleitung nicht erwünscht sind. Langfristig kann ein solches Verhalten der Mitarbeiter das Unternehmen nicht nur schädigen, sondern schließlich sogar dessen Existenz gefährden. Damit dieser Fall nicht eintritt, muss die Unternehmenskultur als ein strategisches Führungsinstrument gesehen werden. Beispiel zur Umsetzung von Unternehmeskultur: Transparenz als Teil der Unternehmenskultur 1.Erfassen des IST-Zustands Mitarbeiter und Kundenbefragung zur Transparenz bzw. Kommunikation des Unternehmens ( z.B. mit dem Ergebnis, dass sich die Mitarbeiter nicht ausreichend über Vorgänge und Entscheidungen im Unternehmen informiert fühlen und sich die Mitarbeiter überraschend mit Veränderungen konfrontiert sehen; auch die Kunden fühlen sich nicht ausreichend über das Vorgehen und Veränderungen des Unternehmens informiert). 2.Formulieren des SOLL-Zustands Der SOLL-Zustand wird ausführlich definiert, so dass er für alle Beteiligten gut verständlich und begründbar ist. 3.Formulieren konkreter Umsetzungsmaßnahmen Es werden konkrete Maßnahmen für die Transparenz innerhalb des Unternehmens formuliert (z. B. Einführen einer Mitarbeiterzeitung, welche einmal im Quartal erscheint). Ebenso werden konkrete Maßnahmen für die Transparenz nach außen formuliert (z. B. Produzieren einer Kundenzeitschrift, welche pro Quartal erscheint). Corporate Citizenship entstand in den 80er Jahren in den USA, um den negativen Begleiterscheinungen sinkender Staatsaktivität entgegen zu wirken. Es richtete sich zunächst entsprechend auf den Bildungsbereich, z.B. durch die Unterstützung unterfinanzierter staatlicher Schulen. Inzwischen gibt es eine Bandbreite unterschiedlicher Instrumente des Corporate Citizenship. Zum Beispiel: • 1 x im Monat Blutspenden im Haus, • Sponsorenlauf, • Einrichten eines PC-Pools in der Schule. Spenden-, Sponsoring- und Stiftungsaktivitäten von Unternehmen werden als Corporate Giving bezeichnet. Im Rahmen einer Stiftung vollzieht sich das Corporate Giving vor allem durch finanzielle Unterstützung. Sie ist organisatorisch und rechtlich vom Kerngeschäft der Unternehmung getrennt. Mitarbeiterengagement, auch Corporate Volunteering genannt, umfasst alle Formen des bürgerlichen Engagements von Mitarbeitern, die von einem Unternehmen gefördert oder gefordert werden. Dies umfasst die Förderung des freiwilligen Engagements in der Freizeit und gemeinnützige Tätigkeiten innerhalb der Erwerbstätigkeit, z.B. durch Freistellung von der Arbeitszeit. Aktuell ist Corporate Giving weitaus häufiger vorzufinden, da die Etablierung und Umsetzung von Corporate Volunteering ein durchaus komplexer Prozess ist und ein überaus sensibles Vorgehen bei der Etablierung erfordert. Die Ethik kann als philosophische Disziplin bereits auf eine lange Tradition zurückblicken. Der Name wurde von Aristoteles (384-322 v. Chr.) geprägt, der seine Untersuchungen über das menschliche Handeln und die Kriterien seiner moralischen Beurteilung unter dem Titel Ethik vorgelegt hat. Seither steht Ethik für die Theorie und Praxis von Handlungen, die hinsichtlich ihrer allgemeinen Verbindlichkeit und damit unter moralischen Gesichtspunkten beurteilt werden. In den USA ist das Fach “Business Ethics” an nahezu jeder Business School ein Bestandteil des Lehrplans. Umfragen haben ergeben, dass bereits 90% der amerikanischen Unternehmen einen “code of ethics” oder einen “code of conduct” haben. Solche „Codes“ finden auch zunehmend in deutschen Unternehmen Einzug. In 40% dieser Unternehmen gibt es sogar einen “ethics officer”, der sich mit ethischen Fragestellungen beschäftigt. Die sogenannten “US-Sentencing Guidelines for Organizations” sind strafrechtliche Richtlinien mit Rechtskraft, durch die amerikanischen Unternehmen ökonomische Anreize gegeben werden sollen, “sich ernsthaft mit Vorkehrungen zur Implementation unternehmensethischer Grundsätze zu beschäftigen”. Unternehmen, die sieben genau spezifizierte Maßnahmen ergreifen, um wirtschaftskriminellem Verhalten von Mitarbeitern vorzubeugen, werden im Falle strafrechtlich relevanten Verschuldens beachtliche Strafreduktionen in Aussicht gestellt (vgl. Steinmann & Olbrich 1998, S. 95). Seit 1995 verpflichtet eine Initiative der US-Regierung international tätige amerikanische Unternehmen zur Einhaltung sogenannter “Model Business Principles”, deren Ziel die verantwortungsbewusste Unternehmensführung ist (vgl. Steinmann & Olbrich 1998, S. 95). Die zunehmende Globalisierung und der daraus resultierende Bedarf nach Kooperation verlangt nach grenzüberschreitenden ethischen Unternehmensprinzipien, denn der Begriff Globalisierung ist in einem wechselseitigen Zusammenhang mit dem Begriff Kooperation zu sehen: Kooperation lebt vom Vertrauen, dass die beteiligten Unternehmen einander entgegenbringen. Für das Vertrauen zwischen kooperierenden Unternehmen können ethische Grundsätze eine wesentliche Rolle spielen. Ethische Grundsätze beinhalten u.a. Werte wie Fairness, Vertragstreue und Verantwortung (vgl. Wieland 1999, S. 19). Das Erkenntnisinteresse der Ethik gilt der begrifflichen Durchdringung und der Begründung verantwortungsvollen Handelns (vgl. Blickle 1998, S. 5). Die Ethik stellt keine Regeln darüber auf, was zu tun ist, sondern wie man dazu gelangt Regeln aufzustellen, die moralische Verbindlichkeit beanspruchen können. Demzufolge kann Ethik keine Weltanschauungslehre im Sinne einer Ideologie oder Dogmatik sein, keinen Religionsersatz darstellen, keine Moral predigen, um Menschen zu verbessern. Dagegen gehört es zu den originären Aufgaben der Ethik die moralische Berechtigungen zu problematisieren, das eigene moralische Bewusstsein aufzuklären, zum Erwerb moralischer Kompetenz aufzufordern, Handlungen und Verhaltensweisen argumentativ zu begründen und zu rechtfertigen (vgl. Pieper 1998, S. 7 ff.). Das Thema Ethik lässt sich im Unternehmen auf drei Ebenen ansiedeln: • Unternehmensebene (Organisationsentwicklung), • Führungsebene (Führung) und • Mitarbeiterebene (Personalentwicklung). Auf der Unternehmensebene ist Ethik ein Instrument, das eingesetzt werden kann, um eine interne und externe Wirkung zu erzielen. Für die interne Wirkung sorgen beispielsweise ethische Grundsätze (Regeln und Werte), mit denen Führungskräften und Mitarbeitern im Unternehmen verbindliche Handlungsempfehlungen gegeben werden. Eine solche Empfehlung kann beispielsweise die Ablehnung von Korruption oder das Verbot der Beschäftigung von Kindern sein. Die Handlungsempfehlungen gelten sowohl im Unternehmen als auch außerhalb, d.h. bei den Geschäftspartnern. Von der Einhaltung der Handlungsempfehlungen und den damit verbundenen ethischen Grundsätzen hängt es ab, welche externe Wirkung erzielt wird. So sind beispielsweise Unternehmen, die Kinderarbeit ablehnen und mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten, die Kinder ausbeuten, nur wenig glaubwürdig. Verhalten ist immer dann unethisch, wenn es gegen bestimmte ethische Prinzipien, wie beispielsweise die Menschenwürde, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität verstößt (vgl. Kadel 1993, S. 306). Eine Verletzung der Menschenrechte tritt demnach – für jeden einsichtig – im Falle von Kinder- oder Gefangenenarbeit auf. Die Freiheit und Würde des Menschen werden verletzt, wenn er gezwungen wird in einem Unternehmen zu arbeiten und Tätigkeiten auszuüben, die seinem Gewissen widersprechen. Das ethische Prinzip der Gerechtigkeit spielt vor allem bei der Entlohnung eine Rolle sowie bei der Förderung von Anerkennung und der Vermeidung von Missbilligung. Solidarität ist schließlich für die Kooperation von Mitarbeitern besonders wichtig. Von Führungskräften wird erwartet, dass sie und ihre Mitarbeiter sich im Sinne des Unternehmens verhalten. Dies kann allerdings nur funktionieren, wenn das Unternehmen ethische Grundsätze in Form von Regeln und Werten bietet, mit denen sich die Führungskräfte und Mitarbeiter identifizieren können. Die Entwendung von Arbeitsmitteln stellt z.B. ein großes Problem in der Wirtschaft dar. Natürlich kann ein Unternehmen von den Mitarbeitern erwarten, dass sie keine Arbeitsmittel entwenden. Andererseits muss das Unternehmen, d.h. die Führungskraft den Mitarbeitern deutlich machen, welche Konsequenzen drohen, wenn gegen diese Regel verstoßen wird. Regeln und Werte bilden die Basis für ethische Grundsätze. Regeln können z.T. sehr allgemein sein (z.B.: Arbeitsmittel werden nicht zur privaten Nutzung entwendet). Anders verhält es sich mit den Werten, die von Unternehmen zu Unternehmen variieren können, denn die Werte sind so etwas wie Visitenkarten des Unternehmens. Sie müssen sich einerseits an den Leitbildern des Unternehmens orientieren und andererseits die Interessen der Mitarbeiter berücksichtigen. Werte können moralisch orientiert sein oder auch leistungs-, kommunikations- und kooperationsbezogen. Die Abbildung zeigt Beispiele für Werte, die als Basis für ethische Grundsätze dienen. Mitarbeitern eines Unternehmens wird durch ethische Grundsätze deutlich gemacht, innerhalb welcher Rahmenbedingungen sie sich bewegen dürfen. Ethische Grundsätze geben den Mitarbeitern eines Unternehmens notwendige Handlungsempfehlungen für die tägliche Arbeit. Bei Ethik geht es vorrangig um Verantwortung. Nach Lenk (1992, S.82) ist der Begriff der Verantwortung erklärbar als “zuschreibungsgebundener, mehrstelliger Relations- bzw. Strukturbegriff”, der eines Schemas, der Analyse und Interpretation bedarf: • Jemand (Verantwortungssubjekt, -träger, Personen, Arbeitswissenschaftler, Korporationen, Fachgremien) ist • für etwas (Handlungen, Handlungsfolgen, Zustände etc., experimentelle Bedingung, Arbeitsgestaltung) • gegenüber (einem Adressaten, d.h. Arbeitsperson, Auftraggeber, Forschungsförderer etc. • vor (z.B. Sanktions-, Urteilsinstanz, eigenes Gewissen, Gesellschaft, Gott) • in Bezug auf (ein präskriptives, normatives Kriterium z.B. nil nocere/ Schädigungsvermeidung, bonum facere/bestmögliche Bedingung, bzw. Zielkombination/Zielerfüllungsgrade) • im Rahmen eines (Handlungsbereiches, z.B. Laborsituation, Gestaltungsfeld etc.) • verantwortlich. “Ethik-Management-Systeme sind firmenspezifische Instrumente, die darauf abzielen, die moralische Verfassung eines Teams oder einer Organisation und deren Leitwerte zu definieren und in der alltäglichen Praxis mit Leben zu erfüllen.” (Wieland 1999, S. 22). Ein Ethik-Management-System gibt einer Organisation durch Selbstbeschreibung und Selbstbindung Identität und signalisiert möglichen Kooperationspartnern und potenziellen Mitgliedern Erwartungssicherheit mit Blick auf deren Handeln und Verhalten. Darüber hinaus liefern Ethik-Management-Systeme die moralischen Kriterien für die Auswahl möglicher Kooperationspartner, d.h. Kunden, Lieferanten, Partner, Mitarbeiter und gesellschaftliche Gruppen (vgl. Wieland 1999, S. 22). Der Vorteil eines Ethik-Management-Systems ist, dass dadurch Ethik im Unternehmen institutionalisiert wird. Um ein Ethik-Management-System aufzubauen, bedarf es bestimmter Mitarbeiter, die sich z.B. im Rahmen von Ethikkommissionen oder Arbeitsgruppen mit dem Thema Ethik im Unternehmen beschäftigen (vgl. Lenk & Maring 1998, S. 31). Des weiteren müssen Kontroll- und Stützungsmechanismen vorhanden sein, die ggf. auch für Sanktionen sorgen, wenn “unethisches Verhalten” auftritt. Ohne Sanktionen und Mechanismen zur Verhinderung unethischen Verhaltens, bleibt ein Ethik-Management-System wirkungslos (vgl. Lenk & Maring 1998, S. 32). In den USA gibt es so genannte "Model Business Principles". Sie sind in Ergänzung zu den US-Sentencing Guidelines zu sehen. Zusammen bilden sie für Unternehmen verbindliche Regeln, die u.a. als “Compliance-Ansatz” bezeichnet werden. Der Compliance-Ansatz wurde geboren in einem juristisch dominierten Umfeld, in dem Unternehmen nach dem Muster von Rechtsbefehl und Rechtsgehorsam ein formaladministratives Steuerungssystem vorgeschlagen wird, so dass Mitarbeiter die Einhaltung und Befolgung des Rechts unterstützen und damit Wirtschaftskriminalität reduzieren (vgl. Steinmann & Olbrich 1998, S. 97). Anders als der Compliance-Ansatz, baut der “Integrity-Ansatz” auf die “SelbstRegulierung” in den Unternehmen gemäß den selbst gewählten Standards der Mitarbeiter auf. Der Integrity-Ansatz verzichtet auf Verhaltensvorschriften für Mitarbeiter und fördert statt dessen das verantwortliche Handeln. Im Mittelpunkt des Integrity-Ansatzes stehen nicht Recht und Gesetz, sondern Werte und Bestrebungen des Unternehmens sowie soziale Verpflichtungen einschließlich des Gesetzes (vgl. Steinmann & Olbrich 1998, S. 98). Untersuchungen haben gezeigt, dass es für die erfolgreiche Umsetzung von ethischen Grundsätzen in Unternehmen vor allem wichtig ist, dass die Mitarbeiter intrinsisch motiviert sind, d.h. deren Handeln “unabhängig von externen Stimuli um seiner selbst Willen vollzogen wird” (Steinmann & Olbrich 1998, S. 105). Ökonomie und Ethik sind Gegensätze. Einerseits führt die Vernachlässigung des ökonomischen Prinzips und die Fokussierung auf ethische Grundsätze zum Konkurs eines Unternehmens. Es existiert nicht unbedingt eine Zielharmonie zwischen dem ökonomischen Prinzip und der Unternehmensethik. Andererseits haben Untersuchungen ergeben, dass “unethisches Verhalten” besonders häufig in der Baubranche, der Immobilienwirtschaft, den Finanzdienstleistungen und im Handel auftritt. Die häufigsten unethischen Handlungen sind dabei Spesenmanipulation, Bestechung, Einkäufe für persönliche Zwecke, Fälschung von Jahresabschlüssen und die Unterschlagung von Bargeld (vgl. Moser & Hertel 1998, S. 172). In den USA und auch in Europa werden in einigen Unternehmen sogenannte Integritätstests durchgeführt, um die Gefahr unethischen Verhaltens unter den Mitarbeitern zu messen (vgl. Moser & Hertel 1998, 175). Bislang sind ethische Ansätze stark an Individuen orientiert (vgl. Lenk & Maring 1998, S. 23). In Unternehmen ist Verantwortung jedoch in der Regel auf viele Köpfe verteilt, so dass Verantwortung geteilt werden kann. Im manchen Fällen besteht die Gefahr, dass die geteilte Verantwortung von Individuen als Schutzschild für individuelle Verantwortung genutzt wird (vgl. Lenk & Maring 1998, S. 33).