Stiftungsbrief November 2014 Europäischer Verbund gegen Krebs Die sechs führenden europäischen Krebszentren schließen sich im „Cancer Core Europe“ zusammen, um die internationale Zusam­ menarbeit in Krebsforschung und Krebsmedizin zu intensivieren. Partner sind: das Deutsche Krebsforschungszentrum mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen, Heidelberg; der Gustave Roussy Cancer Campus, Villejuif; das britische Cambridge Cancer Center; das Karolinska Institut, Stockholm; das Nether­ lands Cancer Institute, Amsterdam; das Vall d’Hebron Institute of Oncology, Barcelona. Die Zentren betreuen jährlich etwa 60.000 Patienten mit neu dia­ gnostizierten Krebserkrankungen und führen 300.000 Tumor­ behandlungen durch, bewältigen rund eine Million ambulanter Patientenbesuche und führen 1.500 klinische Studien durch. Ziel der Kooperation ist es, gemeinsame klinische Studien aufzubauen, um die Wirksamkeit neuer Krebsmedikamente zu untersuchen oder Biomarker zu testen. Als erstes ist jetzt eine gemeinsame Software zu entwickeln, um die Datensätze von Patienten aus sechs verschiedenen Ländern interpretieren zu können. Personalisierte Krebstherapie Jeder Krebs ist anders, und so sollte jeder Patient individuell behandelt werden. Das ist das Ziel des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, das mit Unterstützung der Dietmar Hopp Stiftung und des Deutschen Krebsforschungs­ zentrums ab 2015 die individualisierte Krebsmedizin von der For­ schung in die – auch von der gesetzlichen Krankenkasse übernom­ mene - Regelversorgung überführen will. Individuelle Unterschiede im molekularen Profil von Tumoren wer­ den immer häufiger für Therapieentscheidungen herangezogen, auf dieser Basis soll das NCT zu einem internationalen Spitzen­ zentrum der individualisierten Krebsmedizin ausgebaut werden. Mit entsprechender Technik wird das gesamte Erbgut von Krebs­ zellen sequenziert und auf Veränderungen überprüft, in einem Panel von rund 600 krebswichtigen Genen im Erbgut nach Fehlern gesucht und die Ergebnisse anschließend interpretiert und vergleichbar gemacht. Die resultierenden Therapieempfehlungen gehen an die behandelnden Ärzte und werden in klinischen Studien überprüft. Für die erste Beobachtungsstudie zur Sicherung der Datenflüsse sind 50 Patienten vorgesehen, eine weitere mit 1000 Patienten soll dann den klinischen und gesundheitsökonomischen Nutzen der individualisierten Krebsmedizin beurteilen. 1 Stiftungsbrief November 2014 Ein Preisträger wird gefeiert Privatdozent Dr. med. Patrick Schuler befaßt sich seit Jahren hauptsächlich mit dem Immunsystem von Tumor­ patienten und immunologischen Therapieansätzen. Besonders beschäftigt ihn die schlechte Überlebensrate von Patienten mit Plattenepithelkarzinomen des KopfHals-Bereichs (PKH), deren Immunabwehr häufig durch Mangelernährung oder die Auswirkungen von chroni­ schem Alkohol- und Tabakmißbrauch beeinträchtigt ist. In der hochrangig veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeit zeigt Patrick Schuler auf, daß die aktuellen Entwicklun­ gen, die Funktion der eingeschränkten Immunantwort auf den Tumor wiederherzustellen, in verschiedene Richtun­ gen gehen. Zu den gegenwärtigen immuntherapeuti­ schen Strategien zählen die unspezifische Immunstimu­ lation mit Interferonen, Interleukin-2, Zytokin oder einer Leukozyten-Zytokin-Mischung; genetische Veränderun­ gen von Tumor- oder Immunzellen; die Verwendung mo­ noklonaler Antikörper wie Cetuximab; die Immuntherapie, bei der die weißen Blutkörperchen isoliert und unter dem Einfluß von Zytokinen oder anderen Immunstimulatoren aktiviert oder vermehrt werden; die Impfung, von der eini­ ge Methoden für PKH-Patienten zur Zeit klinisch erprobt werden. Die Impfung bietet sich, ergänzend zu etablierten Behandlungen, zur Bekämpfung kleinster zurückgeblie­ bener Tumoren an. Vielversprechend sind verschiedene Virenpartikel, die in den Tumor injiziert werden. In Mün­ chen übergab der Vorstand der Walter Schulz Stiftung den mit 10.000 Euro dotierten Forschungspreis 2014 dem freudestrahlenden jungen Spezialisten. Er wurde beglückwünscht von einer interessierten Gästeschar. Schirmherrin Dr. med. Antje-Katrin Kühnemann würdigte das Engagement Patrick Schulers und unterstrich damit zugleich die Bedeutung der Arbeit der Stiftung. v.l.n.r. Prof. Dr. med. Wolfgang Eiermann (Vorstand), Monika Thieler (1. Vorsitzende), PD Dr. med. Patrick Schuler (Preisträger), Prof. Dr. med. Heinz Höfler (Vors. Wiss. Beirat) 2 Stiftungsbrief November 2014 Fettleber kann zu Krebs führen Bisher beobachtete man nur die Auswirkungen eines hohen Fett­ spiegels auf die Blutgefäße, daß er aber auch der Leber gefährlich werden kann, wurde jetzt auf der Jahrestagung der Deutschen Ge­ sellschaft für Gastroenterologie in Leipzig deutlich. Die FAZ faßte die verschiedenen Vorträge zu diesem brisanten Thema zusam­ men. So werde eine drastische Zunahme von Leberentzündungen durch einen gestörten Fettstoffwechsel festgestellt, die nicht auf überhöhten Alkoholkonsum zurückzuführen sind. Umgekehrt ver­ ursachen nicht alle erhöhten Fettwerte eine entzündliche Fettleber, es müssen andere Faktoren hinzukommen. Genetische Varianten eines Peptidhormons, das auch für Insulin an den Fettzellen zuständig ist, bergen ein erhöhtes Risiko, ebenso entzündliche Veränderungen als Folge einer Fettsucht, der Ausfall des Enzyms Adipose Triglyceride Lipase und viele andere molekulare Vorgänge. Cholesterin schädigt nicht nur die Blutgefäße, sondern auch die Leber, daher können Statine als Cholesterinsenker auch die Rate an hepatozellulären Karzinomen senken. Als gefährlich für die Le­ ber wird ein erhöhter Konsum von Fruchtzucker gesehen. Ebenso haben zwei Drittel aller Patienten mit Typ-2-Diabetes eine NASH, die als frühes Symptom gilt. Die chronische Leberentzündung birgt die Gefahr von Leberzellkrebs. Die Entzündung der Leber läßt eine Spirale beginnen, die über die Zirrhose mit dem tödlichen Krebs der Zelle endet. Doch gibt es Möglichkeiten einer Therapie. Die Enzyme Caspasen spielen eine große Rolle: mit dem Caspasehem­ mer Emricasan läßt sich die Entwicklung der Fettleber zur Entzün­ dung aufhalten. Ebenso verhindert die Behandlung der Virus-Hepa­ titis C und die Verringerung der Virusmenge bei Hepatitis B das Fortschreiten der Leberzirrhose, bei Hepatitis B läßt sie sich teilwei­ se sogar rückgängig machen und Leberzellkrebs tritt seltener auf. Impfstoff schützt vor Hauttumoren Zur Zeit können Mäuse gegen Hauttumoren geimpft werden, doch die neuen Erkenntnisse des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Charité Berlin lassen hoffen. Nicht nur UV-Strahlen, sondern auch eine gleichzeitige Infektion mit bestimmten humanen Papillomviren (HPV) können nach einer Organtransplantation weißen Hautkrebs hervorrufen. Ein neuer Impfstoff schützt Mäuse selbst bei unterdrücktem Immunsystem und bereits eingetretener Papillomvireninfektion vor diesen Haut­ tumoren. Um die infizierten Mäuse gegen das Virus zu immunisie­ ren, impften die Forscher mit virusähnlichen Partikeln, den Hüllen von Papillomviren, die kein infektiöses Erbgut enthalten. Danach bildeten die Mäuse Antikörper gegen die Virushüllen, die echte Viren bei Eindringen bekämpfen: keine der geimpften Mäuse ent­ wickelte einen Hauttumor. Studienleiter Prof. Frank Rösl hält diese Ergebnisse für besonders wichtig, weil sich der Kontakt mit UVLicht über die Sonne nicht vollständig vermeiden läßt. 3 Stiftungsbrief November 2014 Schmerzfrei bei Knochenmetastasen Knochenmetastasen treten oft in den letzten Stadien von Brust-, Prostata- und Lungenkrebs auf, werden aber in der Wirbelsäule meist erst gefunden, wenn sie Schmerzen bereiten. Als Therapie wurde üblicherweise die Chemotherapie fortgesetzt, gegen die Schmerzen starke Schmerzmittel verabreicht. Instabile Wirbel wer­ den oft mit Zement befestigt, doch nicht immer der Tumor besei­ tigt, so daß er weiterwachsen kann. Das Universitätsklinikum Frankfurt bietet Krebspatienten eine neue Therapie an, bei der in einem minimalinvasiven Eingriff die Ge­ schwulst entfernt und danach der Hohlraum mit Zement aufgefüllt wird. Der Radiologe Thomas Vogl, Leiter des Instituts für diagnosti­ sche und interventionelle Radiologie, will mit einer europäischen Studie untersuchen, ob die Schmerzen damit reduziert oder besei­ tigt werden können. Krebskranke könnten noch Jahre leben und, wenn sie von Schmerzen befreit sind, sogar wieder arbeiten. Wich­ tig für die Psyche des Patienten ist die Entfernung des Tumors. Bei dem Eingriff mit lokaler Betäubung, der nicht länger als 30 Mi­ nuten dauert, wird das Tumorgewebe vom Wirbel gelöst und mit Radiofrequenz durch Erhitzen auf 50 Grad zerstört. Alle Handgriffe werden im Computertomographen kontrolliert, so daß beim Auffül­ len kein Zement aus dem Wirbelkörper ausläuft, in die Blutbahn gelangt und Gefäße verstopft. Das Verfahren kommt auch Patien­ ten zugute, die nicht mehr bestrahlt werden können. „Tigerherz“ Wenn Eltern Krebs haben Das Freiburger Tumorzentrum CCCF ist eine Einrichtung der Universitätsklinik Freiburg, die alle onkologischen Aktivitäten koor­ diniert. Die Patienten kommen über zentrale Ambulanzen zur Behandlung, die individuelle Therapie wird in interdisziplinären Tumorkonferenzen festgelegt. Ein Qualitätsmanagement über­ wacht alle Therapien. In enger Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Tumorzentren fördert das CCCF die Krebs­forschung und stellt ein Krebsregister zur Verfügung, unterstützt klinische Stu­ dien mit noch nicht zugelassenen Medikamenten. Zudem gibt es Patientenlotsen und eine psychoonkologische Betreuung. Zu dieser gehört seit einiger Zeit auch das Projekt „Tiger­ herz“, das – bisher einzig in Deutschland – Hilfe für die ganze Familie und vor allem die Kinder krebskranker El­ tern anbietet. In der Beratung lernen Eltern, wie sie mit ihrem Kind umgehen sollen, mit den Kindern wird einzeln oder in Gruppen gearbeitet. Tigerherz ist kostenlos und finanziert sich über Spenden. 4 Stiftungsbrief November 2014 Was macht Hirntumoren besonders aggressiv? Die Glioblastome sind im Gegensatz zu langsamer wachsenden Hirn­ tumoren besonders aggressiv. Das Enzym IDH (Isocitrat-Dehydroge­ nase) gilt heute als wichtiges diagnostisches Kriterium für diesen Unterschied: die sehr bösartigen Hirntumoren sind mit einem intakten IDH-Gen ausgestattet, bei den langsamer wachsenden liegt meist ein Defekt vor. Das Deutsche Krebsforschungszentrum erforschte nun die Ursache für die unterschiedliche Aggressivität und stieß auf eine stark erhöhte Aktivität des Gens für das Enzym BCAT1, das jedoch nur in Tumorzellen mit intakter IDH gebildet wird. Blockierten die Forscher die BCAT1-Wirkung mit einem pharmakologischen Wirkstoff, so verlo­ ren die Tumorzellen ihre Invasionsfähigkeit und schütteten weniger vom Neurotransmitter Glutamat aus. Eine hohe Glutamat-Ausschei­ dung verantwortet viele schwere neurologische Symptome wie epi­ leptische Anfälle. Bei Mäusen wuchsen Glioblastomzellen, deren BCAT1-Gen blockiert worden war, nicht mehr zu Tumoren. Daß die beiden Enzyme BCAT1 und IDH beim Abbau der verzweigkettigen Aminosäuren zusammenwirken, steigert offenbar durch die Möglich­ keit, diese Eiweißbausteine als Nahrung zu nutzen, die Bösartigkeit der Krebszellen. Zum ersten Mal konnten damit Wissenschaftler die Bedeutung dieser Aminosäuren, die auch bei Stoffwechselerkran­ kungen wie Diabetes eine wichtige Rolle spielen, für das Wachstum von Krebstumoren zeigen. Damit könne jetzt laut Dr. Bernhard Radl­ wimmer gezielt nach spezifischen Wirkstoffen gegen das BATC1 gesucht werden. Protein-Test erspart Blasenspiegelung Bei etwa 60 Prozent der Blasenkrebspatienten, deren Tumor noch nicht in das Muskelgewebe der Blase eingedrungen ist, kehrt der Krebs trotz erfolgreicher Operation innerhalb von fünf Jahren wieder. Deshalb müssen die Patienten sich alle drei Monate einer Blasen­ spiegelung unterziehen. Um ihnen diesen unangenehmen Eingriff zu ersparen und gleichzeitig Kosten zu senken, entwickelte eine Wissen­ schaftler-Gruppe in Heidelberg ein Verfahren, das nach einer Opera­ tion ein Wiederauftreten des Tumors vorhersagen kann. Das Verfahren macht mit Laser und Farbreaktion zwanzig Proteine sichtbar, die im Verdacht stehen, einen Rückfall zu begünstigen. Die klinische Anwendung läßt noch auf sich warten, weil die Studie weitere fünf Jahre laufen muß, um den Krankheitsverlauf lange genug verfolgen zu können. Das Verfahren ist nicht auf die Krebsforschung beschränkt, sondern kommt neben der Prognose auch für die Diagnose in Frage. Mit der Methode lassen sich auch andere krankhafte Verän­ derungen wie verschiedene Typen von Bauchspeicheldrüsenkrebs nachweisen, zum Teil sehr früh. Ebenso läßt sich das Risiko für akutes Nierenversagen bereits vor einer Herzoperation oder Lungentrans­ plantation, das bei 50 Prozent liegt, vorhersagen. 5 Stiftungsbrief November 2014 Individuelle Therapie bei Lungenkrebs Tumore der Lunge lassen sich in verschiedene Untergruppen einteilen, die über die jeweilige Therapie entscheiden. Bisher wurden für die Klassifizie­ rung Gewebeproben mikroskopisch untersucht. Doch jetzt nutzten Wis­ senschaftler des Centrums für Integrierte Onkologie Köln/Bonn die geneti­ sche Diagnostik zur zusätzlichen Diagnosestellung. Im Rahmen einer inter­ nationalen Studie wurden erstmals über 6.000 Lungenkrebspatienten aus Nordrhein-Westfalen mit molekulargenetischen Verfahren wiederholt un­ tersucht. Das überraschende Ergebnis zeigte, daß in mehr als der Hälfte aller Proben die ursprüngliche Diagnose ergänzt oder der Tumor sogar in eine gänzlich andere Untergruppe eingeordnet werden konnte. Diese we­ sentlich präzisere Diagnose verbesserte die Überlebenschancen von Lun­ genkrebspatienten erheblich, weil sie eine personalisierte Therapie erhiel­ ten. Die neuen Diagnoseverfahren werden im Centrum bereits eingesetzt. Lungenzentrum Rhein-Main bietet neues diagnostisches Verfahren Das Lungenzentrum Rhein-Main der Frankfurter Universitätsklinik, das vor drei Jahren von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert wurde, arbeitet seit 2011 mit der Asklepios-Klinik im hessischen Langen bei der Lungenchirurgie zusammen. Dort stehen alle modernen diagnostischen Verfahren zur Verfügung, künftig auch die flexible Luftröhrenspiegelung mit en­ dobronchialem Ultraschall. In Narkose wird das Bronchoskop mit Optik und kleinem Ultraschallkopf in die Luftröhre eingeführt. Dabei können die Lymphknoten im Brustkorb exakt unter­ sucht und Gewebeproben für die Unter­ suchung auf Krebszellen entnommen werden. In „Lungenboards“ besprechen Spezialisten verschiedener Fachrichtun­ gen unter der Leitung von Dr. Peter Klei­ ne, der für das Universitäre Lungenzen­ trum Rhein-Main in Frankfurt und das Lungenzentrum Langen zuständig ist, Diagnose und Therapie. Für Lungen­ krebs gibt es in Deutschland noch keine Früherkennungsuntersuchungen, er wird oft zufällig bei Luftnot oder plötz­ lichem Gewichtsverlust erkannt. In Langen werden alle Erkrankungen der Lunge behandelt. 6 Stiftungsbrief November 2014 Künstliches Knochenmark entwickelt Künstliches Knochenmark kann dazu dienen, blutbil­ dende Stammzellen im Labor zu vermehren. Wissen­ schaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Max-Planck-Instiuts für Intelligente Systeme Stuttgart und der Universität Tübingen haben einen Prototyp entwickelt. Die poröse Struktur bildet die grundlegenden Eigenschaften des Knochenmarks nach. In einigen Jahren könnten diese vermehrten Stammzellen die Behandlung von Leukämie vereinfa­ chen. Die Zellen des Bluts, rote Blutkörperchen und Immunzellen, werden laufend durch neue aus den blutbildenden Stammzellen aus dem Knochenmark er­ setzt. Bisher wurden bei Leukämiekranken die kranken Zellen durch gesunde eines passenden Spenders er­ setzt, doch gibt es bei weitem nicht genügend geeig­ nete Transplantate. Eine einfache Lösung wäre es, blutbildende Stammzellen zu vermehren, doch behal­ ten diese ihre spezifischen Eigenschaften nur in ihrer Nische im Knochenmark. Um sie zu vermehren, bedarf es also einer dieser Stammzellnische ähnelnde Mikroumgebung. Die Wissenschaftler schufen diese hochporöse Struktur aus Polymeren, die die schwamm­ artige Struktur des Knochens im Bereich des blut­ bildenden Knochenmarks nachahmt. Sie bauten als Verankerungsmöglichkeit für die Zellen Eiweißbausteine wie in der Matrix des Knochenmarks ein und weitere Zelltypen aus der Stammzellnische, um den blutbildenden Stammzellen den ge­ wohnten Austausch mit diesen Zellen zu ermöglichen. In dieses künstliche Knochenmark brachten sie frisch aus Nabelschnurblut isolierte blutbildende Stammzellen ein und bebrüteten sie mehrere Tage. Die Zellen vermehrten sich tatsächlich und behielten im Ver­ gleich mit Standardmethoden zur Zellkultivierung einen deutlich erhöhten Anteil ihrer spezifischen Eigenschaften bei. Im Labor las­ sen sich nun die Wechselwirkungen von Stammzellen und synthe­ tischen Materialien untersuchen. Ratgeber für Hodgkin Lymphom Das Hodgkin Lymphom ist eine Krebsart des lymphatischen Systems, die in einem Lymphknoten entsteht und sich im ganzen Körper ausbreiten kann. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken jährlich 2.100 Menschen neu, davon etwa 1.200 Männer und 900 Frauen um das 30. Lebensjahr. Der Krebs gehört zu den seltenen, ist jedoch eine der häufigsten Diagnosen im jungen Erwachsenenalter. Zu den Risikofaktoren gehören Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus, HIV-Infektion und Rauchen. Behandelt wird mit Chemo- und Strahlentherapie. Die Deutsche Krebshilfe hat eine Broschüre herausgegeben, die über aktuelle medizinische Erkenntnisse zum Hodgkin Lymphom informiert und die Patienten dabei unterstützt, ihrem Arzt die richti­ gen Fragen zu stellen. Der Ratgeber in allgemein verständlicher Sprache soll ihnen die Angst vor der Therapie nehmen und Alterna­ tiven nennen. 7 Stiftungsbrief November 2014 Jede Spende zählt! Falls Sie die Arbeit unserer Stiftung unterstützen möchten, so freuen wir uns sehr darüber. Impressum: Walter Schulz Stiftung Gemeinnützige Stiftung zur Förderung der medizinischen Krebsforschung Verwaltungssitz Fraunhoferstraße 8, 82152 Planegg/Martinsried Tel.: +49 (89) 76 70 35 06 Fax: +49 (89) 76 69 25 E-Mail: [email protected] www.walter-schulz-stiftung.de Vorstand: Monika Thieler (1. Vorsitzende) Prof. Dr. med. Wolfgang Eiermann Otto Schwarz Prof. Dr. med. Heinz Höfler (Vors. Wiss. Beirat) Schirmherrschaft: Dr. Antje-Katrin Kühnemann Verantwortlich für den Inhalt: Walter Schulz Stiftung Pressestelle: WWS!werbe.de, Renate Schnell 60599 Frankfurt/Main, Hainer Weg 180 Tel.: +49 (69) 96 74 15 55, Fax +49 (69) 96 74 15 56 E-Mail: [email protected] 8