Musterlösungen zur Linearen Algebra II Blatt 7 Aufgabe 1. Es sei H der reelle Quaternionenschiefkörper H := Für A = a −b̄ b ā ∈ a −b̄ b ā : a, b ∈ C . . H sei Re(A) := Re(a). a) Zeigen Sie, dass auf H als 4-dimensionalem reellen Vektorraum hA, Bi := Re(AB ∗ ) eine euklidische Struktur definiert. b) Bestimmen Sie die Quaternionen der Norm 1. C c) Zeigen Sie, dass jede Matrix U ∈ SU2 ( ) folgende Gestalt hat: z −w̄ U= mit |z|2 + |w|2 = 1. w z̄ Beweis. a) Um zu zeigen, dass h, i ein Skalarprodukt definiert, rechnen wir die definierenden Eigenschaften für A, B, C ∈ und λ, µ ∈ nach. Da die Funktion Re : → offenbar -linear ist, folgt H R H R C hλA+µB, Ci = Re(λAC ∗ +µBC ∗ ) = λ Re(AC ∗ )+µ Re(BC ∗ ) = λhA, Ci+µhB, Ci, a −b̄ c −d¯ also ist h, i linear im ersten Argument. Ist A = ,B = , b ā d c̄ so gilt nach Ausrechnen des Matrizenproduktes ¯ = hB, Ai, hA, Bi = Re(ac̄ + b̄d) = Re(ac̄ + b̄d) = Re(cā + db) denn es gilt Re(z) = Re(z̄) für jede komplexe Zahl z. h, i ist also symmetrisch und daher auch im zweiten linear. Es bleibt zu zeigen, dass Argument a −b̄ h, i positiv definit ist. Ist A = , so ist b ā hA, Ai = Re(aā + b̄b) = |a|2 + |b|2 ≥ 0 mit Gleichheit genau dann, wenn a = b = 0, d.h. wenn A = 0, was zu zeigen war. 1 a −b̄ b) Ist A = , so gilt ||A|| = 1 genau dann, wenn |a|2 + |b|2 = 1, wie b ā man aus der Berechnung von hA, Ai aus dem ersten Teil entnimmt. a b c) Sei U := ∈ SU2 ( ), d.h. es gilt U U ∗ = I2 und det(U ) = 1. Für die c d Einträge von U gilt also C 2 |a| + |b|2 ac̄ + bd¯ 1 0 a b ā c̄ = = , c d b̄ d¯ āc + b̄d |c|2 + |d|2 0 1 d.h. |a|2 + |b|2 ac̄ + bd¯ |c|2 + |d|2 det(U ) = ad − bc = = = = 1, 0, 1, 1. (1) (2) (3) (4) Multipliziert man (2) mit d und setzt (4) ein, so erhält man 0 = adc̄ + bdd¯ = (1 + bc)c̄ + b|d|2 = c̄ + b(|c|2 + |d|2 ) = c̄ + b nach (3). Damit gilt also b = −c̄, was eingesetzt in (4) (und verglichen mit (1)) ergibt ad + |b|2 = 1 = |a|2 + |b|2 . Daher ist also ad = |a|2 = aā. Daraus folgt im Falle a 6= 0, dass d = ā. Ist a = 0, so ist nach (1) b 6= 0, und nach (2) folgt dann d¯ = 0, d.h. also auch d = 0 = ā. Dies zeigt die behauptete Gestalt von U , und die letzte Behauptung folgt, da dies einfach die Determinante von U ist. C Insbesondere ist also gezeigt, dass SU2 ( ) genau den Quaternionen der Norm 1 entspricht. Aufgabe 2. Sei V ein euklidischer Vektorraum und v ∈ V ein Einheitsvektor. Sei die Abbildung sv definiert durch sv : V → V, w 7→ w − 2hw, viv. a) Für alle w ∈ hvi gilt sv (w) = −w und für alle w ∈ v ⊥ gilt sv (w) = w. b) sv ∈ O(V ). 2 c) s2v = idV . Beweis. a) Ist w ∈ hvi, d.h. w = αv für ein α ∈ R, so gilt sv (w) = w − 2αhv, viv = w − 2w = −w da hv, vi = 1. Ist w ∈ v ⊥ , d.h. hw, vi = 0, so gilt sv (w) = w − 2hw, viv = w, was zu zeigen war. b) Zeige zunächst, dass sv eine lineare Abbildung ist. In der Tat gilt für a, b ∈ , w, w0 ∈ V aufgrund der Bilinearität des Skalarproduktes R sv (aw + bw0 ) = aw + bw0 − 2haw + bw0 , viv = a(w − 2hw, vi) + b(w0 − 2hw0 , viv) = asv (w) + bsv (w0 ). Da V = hvi ⊕ v ⊥ , gibt es für u, w ∈ V eindeutige u1 , w1 ∈ hvi, u2 , w2 ∈ v ⊥ mit u = u1 + u2 , v = v1 + v2 . Nach Teil (i) gilt hsv (u), sv (w)i = h−u1 +u2 , −w1 +w2 i = hu1 , u1 i+hv1 , v1 i = hu1 +u2 , v1 +v2 i = hu, wi, da nach der Definition von den ui , wi gilt hu1 , w2 i = hu2 , w1 i = 0. c) Für eine Zerlegung w = w1 + w2 wie im zweiten Teil gilt sv (sv (w) = sv (−w1 + w2 ) = w1 + w2 = w, woraus die Behauptung folgt. Aufgabe 3. Sei V ein euklidischer oder unitärer Vektorraum, U ein Untervektorraum von V und π die Orthogonalprojektion von V auf U . Zeigen Sie, dass π 0 : V → V, v 7→ v − π(v) die Orthogonalprojektion auf U ⊥ ist. Vergleichen Sie mit dem Gram-Schmidt-Verfahren. Beweis. Für v ∈ V, v = v1 + v2 für eindeutig bestimmte v1 ∈ U, v2 ∈ U ⊥ ist π gegeben durch π(v) = v1 . Beachte, dass gilt (U ⊥ )⊥ = U . Damit ist die Orthogonalprojektion π 0 auf U ⊥ gegeben durch π 0 (v) = v2 = v − v1 = v − π(v), 3 was zu zeigen war. Mit dem Konzept der Orthogonalprojektion läßt sich das Gram-Schmidt-Verfahren auch wie folgt beschreiben: Seien b1 , . . . , bk ∈ V linear unabhängig und Ui der von b1 , . . . , bi aufgespannte Unterraum. Sei πi0 : V → Ui⊥ die Orthogonalprojektion auf den Orthogonalraum von Ui . Diese ist also nach dem ersten Teil gegeben durch πi = id −πi für die Orthogonalprojektion πi von V auf Ui . Dann gilt mit den Bezeichnungen der Vorlesung 0 wi = πi−1 (bi ). Denn: In der Vorlesung war wi definiert als wi := bi − hbi , v1 iv1 − . . . − hbi , vi−1 ivi−1 . Nach Gram-Schmidt bilden (v1 , . . . , vk ) eine Orthonormalbasis für den von den bi aufgespannten Unterraum. Daraus folgt, dass (v1 , . . . , vi ) bzw. (vi+1 , . . . , vk ) Orthonormalbasen für Ui bzw. Ui⊥ sind. Da für bi gilt bi = i−1 X hbi , vj ivj + j=1 k X hbi , vj ivj j=i ⊥ und der erste Summand in Ui−1 , der zweite in Ui−1 liegt, folgt die Behauptung. N Aufgabe 4. Sei vk := cos(2πkx) für k ∈ 0 (d.h. v0 (x) = 1) und wk (x) := sin(2πkx) für k ∈ . Zeigen Sie, dass die Menge der {vj , wk : j ∈ 0 , k ∈ ) ein Orthogonalsystem bezüglich der L2 -Norm bildet, d.h. es gilt folgendes: N N a) 1 Z sin(2πmx) sin(2πnx)dx = 0 1 2 0 für n 6= m für n = m > 0 b) Z 1 sin(2πmx) cos(2πnx) = 0 für alle m, n. 0 c) Z 1 cos(2πmx) cos(2πnx)dx = 0 0 1 2 Beweis. 4 1 für n 6= m für n = m > 0 für n = m = 0. N a) Partielles Integrieren liefert R1 sin(2πmx) sin(2πnx)dx = 0 = R m 1 cos(2πmx) cos(2πnx)dx n R 0 m2 1 sin(2πmx) sin(2πnx)dx. n2 0 R1 Ist n 6= m, so folgt 0 sin(2πmx) sin(2πnx)dx = 0. Ist n = m, so folgt R1 R1 2 sin(2πmx) dx = cos(2πmx)2 dx und damit 0 0 Z 0 1 1 sin(2πmx) dx = 2 2 Z 1 2 1 Z 2 sin(2πmx) + cos(2πmx) dx = 0 0 1 1dx = . 2 b) Nach den Additionstheoremen gilt sin(2π(m + n)x) = cos(2πmx) sin(2πnx) + sin(2πmx) cos(2πnx) und Integrieren gibt Z 1 Z 0= sin(2π(m+n)x)dx = 0 1 1 Z cos(2πmx) sin(2πnx)dx+ 0 sin(2πmx) cos(2πnx)dx. 0 Daraus folgt für m = n die Behauptung. Ist m 6= n, so betrachte sin(2π(m − n)x) = cos(2πmx) sin(2π(−n)x) + sin(2πmx) cos(2π(−n)x). Integrieren liefert dann nämlich R1 R1 0 = 0 cos(2πmx) sin(2π(−n)x)dx + 0 sin(2πmx) cos(2π(−n)x)dx R1 R1 = − 0 cos(2πmx) sin(2πnx)dx + 0 sin(2πmx) cos(2πnx)dx R1 und die Addition der beiden Gleichungen liefert dann 0=2 0 sin(2πmx) cos(2πnx), woraus die Behauptung folgt. c) Nach den Additionstheoremen gilt cos(2π(m + n)x) = cos(2πmx) cos(2πnx) − sin(2πmx) sin(2πnx) und Integrieren gibt Z 1 Z 0= cos(2π(m+n)x)dx = 0 1 Z cos(2πmx) cos(2πnx)dx− 0 1 sin(2πmx) sin(2πnx)dx. 0 Also folgen die Ergebnisse direkt aus dem ersten Teil, falls m 6= 0 und n 6= 0. Ist m = 0 oder n = 0, so ist die Behauptung aber klar. 5