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Der sogenannte „Islamische Staat“
Weite Teile des Nordiraks und des Osten Syriens sind in der Hand einer Miliz, die sich „Islamischer Staat“ nennt. Die Organisation wird unter anderem vom Weltsicherheitsrat der UN,
von den USA, Großbritannien und auch Deutschland als terroristische Vereinigung eingestuft.
Immer wieder schafft es der sogenannte IS mit Terrorakten, wie z.B. brutalen Gewalttaten in
ihrem Herrschaftsgebiet oder (Selbstmord-)Anschläge, in die Nachrichten. Auch bei uns in
Deutschland und anderen meist westlichen Staaten gelang es Anhängern und Sympathisanten
Anschläge vorzubereiten und durchzuführen. Genannt seien hier z.B. die Anschläge in Paris
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am 13. November 2015 oder auch der Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt am 19.
Dezember 2016.
Wer oder was aber ist der sogenannte Islamische Staat?
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Aktuelle Situation
Der sogenannte Islamische Staat ist auf dem Rückzug. Kontrollierte er 2015 noch weite Tei-
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le Syriens und des Iraks inklusive der Millionenstadt Mossul, hat der sogenannte IS die Kontrolle über die meisten großen Städte und wesentliche Teile der einstmals besetzten Fläche
verloren. Aktuell kontrolliert der sogenannte „Islamische Staat“ noch Regionen im Westen
des Iraks und im Osten Syriens, vieles sind Wüstengebiete mit dünner Besiedlung. Die Kon-
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trolle über die meisten größeren Städte hat die Terrororganisation verloren.
Vom sogenannten IS im Irak und Syrien im Juli 2017 kontrollierte Gebiete
sogenannter IS (dunkelgrau), irakische Regierung (rot), syrische Regierung (rosa), Kurden (gelb), Nusra Front
(weiß), andere Rebellengruppen in Syrien (grün); Stand 1.2.2017
Autor: BlueHypercane761, Wikimedia Commons, Lizensiert unter: CreativeCommons-Lizenz BY-SA-4.0, URL:
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de
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Auch die als Hauptstadt genutzte Stadt Raqqa in Syrien steht kurz vor dem Fall. Unter Führung von kurdischen Einheiten und unterstützt durch amerikanische Spezialeinheiten und
Luftangriffen des Bündnisses um die USA haben Kämpfer der SDF („Syrian Democratic
Forces“, ein seit Oktober 2015 in Syrien bestehendes Militärbündnis unter Führung kurdischer Milizen) von Norden her große Teile des ehemals vom sogenannten IS beherrschten
Gebiets erobert. Raqqa ist eingekreist und im Juni 2017 wurde der Angriff auf die Stadt selbst
verkündet.
Auch fast überall sonst ist der sogenannte IS militärisch in der Defensive. Neue Gebietsgewinne konnten nur noch selten vermeldet werden und waren, wie am Beispiel Palmyra in Sy-
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rien zu sehen ist, nur von kurzer Dauer.
Doch trotzdem, oder auch gerade deshalb, ist der sogenannte IS auch weiterhin eine große
Bedrohung. Die Führung hat schon seit längerem seine Strategie verändert. Anhänger und
Sympathisanten sind „aufgefordert“, Terroranschläge auszuführen. Ohne diese außerhalb des
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Kerngebiets des sogenannte IS in Syrien und dem Irak selbst zu koordinieren, kam es so zu
einer Reihe schlimmster Terroranschläge, die sich auf den sogenannten IS beziehen:
Am 13. November 2015 starben in Paris bei den Anschlägen 130 Menschen und 352 wurden
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zum Teil schwer verletzt. Am 22. März 2016 kamen in Brüssel 35 Menschen ums Leben und
über 300 wurden verletzt. Auch in Deutschland wurden beim Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin 11 Besucher getötet und 55 verletzt. Das türkische Istanbul war ebenfalls Ter-
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rorziel, hier gab es mehrere Terroranschläge, die dem IS zugeordnet wurden. Der sogenannte
IS hat sich z.B. nach einem Anschlag am 1. Januar 2017, bei dem 39 Personen getötet wurden, zu diesem Anschlag bekannt. Mehrfach kam es in London zu Anschlägen mit Pkw und
Kleinlastern, die in eine Menschenmenge fuhren. Mit solchen Anschlägen, die in manchen
Fällen von Sympathisanten des IS, ohne direkten Kontakt zur Organisation, verübt wurden,
versucht der sogenannte IS seinen Anhängern weltweit immer wieder seine Schlagkraft zu
präsentieren. Auch nach einer militärischen Niederlage des IS im Irak und in Syrien ist zu
erwarten, dass solche Anschläge weiterhin verübt werden.
Auf dem Höhepunkt der Macht
Am 29. Juni 2014 wurde das Kalifat des sogenannten Islamischen Staates ausgerufen. Zu
diesem Zeitpunkt beherrschte die zuvor unter dem Kürzel ISIS (etwa: Islamischer Staat in
Syrien und dem Irak) bekannte Terrororganisation weite Regionen im Westen des Iraks und
im angrenzenden Osten Syriens. In den Monaten zuvor war es der Organisation von Syrien
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Darna kontrollierte, und versuchte, auch die Kontrolle über weitere Städte wie Bengasi und
Sirte zu gewinnen. Nachdem im September 2016 die Stadt Sirte von Regierungstruppen zurückerobert wurde, spielt der sogenannte IS hier mittlerweile keine bedeutende Rolle mehr.
Herkunft und Entwicklung des sogenannten Islamischen Staates
Die Ursprünge des sogenannten IS
Der sogenannte IS hat seine Ursprünge im irakischen Widerstand gegen die Besetzung des
Iraks durch alliierte Kräfte unter Führung der Amerikaner nach dem Dritten Golfkrieg im Jahr
2003. Gegründet worden war die Organisation von Abu Musab az-Zarqawi unter dem Namen
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„Dschamā’at al-Tauhīd wa al-Dschihād“ (etwa: Gemeinschaft für den Glauben an die Einheit
Gottes und den Kampf/die Anstrengung auf dem Weg Gottes), weshalb die Gruppe oft auch
als Zarqawi-Gruppe bezeichnet wurde. Die Gruppe zeichnete sich u.a. vermutlich für einen
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schweren Bombenanschlag auf die UN-Mission im Irak im September 2003 verantwortlich,
bei dem 22 Menschen getötet und über 100 verletzt wurden.
Im Oktober 2004 folgte die erste Umbenennung. Die Gruppe änderte ihren Namen in „Tanzim Qā’idat al-Dschihād fī Bilād ar-Rāfidain“ (etwa: Organisation der Basis des Dschihad im
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Zweistromland), also Al Qaida im Irak. Der Grund für diese Umbenennung war der Treueschwur Zarqawis auf al-Qaida. Mit der Umbenennung war auch die Hoffnung auf finanzielle
Unterstützung durch Al Qaida Sympathisanten verbunden. Bin Laden erkannte die Gruppe
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2005 an und ernannte ihren Führer zu seinem Stellvertreter im Irak. Sie verübte besonders im
Raum Bagdad und Falludscha zahlreiche Angriffe, später auch Bombenanschläge, auf Zivilisten. Ziele waren dabei auch zahlreiche ausländische Zivilisten. Entführungen und Anschläge
auf Politiker oder Unterstützer eines demokratischen Iraks gehörten zu ihren Terroraktivitäten
genauso wie Anschläge auf schiitische Einrichtungen. Durch den Anschluss anderer Terrorgruppen wuchs die Organisation weiter. Der Tod az-Zarqawis im Jahr 2006, der inzwischen
Führungsaufgaben abgetreten hatte, änderte daran nichts.
Von der kleinen Terrorgruppe zum selbsternannten „Kalifat“
Im Oktober 2006 benannte sich die Organisation ein weiteres Mal neu. Der Name lautete
nun: „dawlat al-islāmīya fī ’l’-irāq“ (Islamischer Staat im Irak [ISI]). Erstmals wird hier also
ein territorialer Anspruch deutlich. Dieser bezog sich vor allem auf die mehrheitlich sunnitischen Gebiete inklusive Bagdads. Fortan wurde ISI von einem Kabinett mit verschiedenen
Ministerien geleitet. ISI machte durch zahlreiche Bombenanschläge und Selbstmordattentate
überall im Irak weiter auf sich aufmerksam. Mehrere 1.000 Menschen fielen den zahlreichen
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der Herrschaft über die eroberten Gebiete ging die Übernahme von Verwaltungsstrukturen
einher. Verwaltungsbeamte und -angestellte, teilweise noch bezahlt vom Irak und von Syrien,
arbeiteten jetzt für den sogenannten IS. Der sogenannte IS zieht seither von seinen Bewohnern Steuern ein, lässt „Recht“ sprechen und kümmert sich um die Organisation des täglichen
Lebens. Bis 2015 flossen die dafür benötigten Gelder noch üppig, doch die Maßnahmen gegen den Islamischen Staat haben hier Wirkung gezeigt, und der sogenannte IS musste an etlichen Stellen Einsparungen vornehmen, so wurde bekannt, dass der Sold der Kämpfer reduziert wurde.
Besonders für die Kinder, die unter der Herrschaft des sogenannten IS stehen bzw. standen,
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war dies eine prägende Zeit. Aus Mossul weiß man, dass die Lehrer schnell durch Anhänger
des sogenannten IS ausgetauscht wurden. Mädchen wurde nach kurzer Zeit der Schulunterricht verboten. Der gesamte Unterricht wurde, laut Zeugenaussagen, militarisiert und gewaltverherrlichend. In Mossul sind viele Kinder daraufhin gar nicht mehr zur Schule gegangen. Es
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droht eine „verlorene Generation“ ohne gute Schulbildung oder gar völlig ohne Schulbildung
und mit traumatischen Erfahrungen heranzuwachsen.
Die Terrororganisation ist auch nicht in der Lage, das von ihr gehaltene Gebiet gegen An-
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griffe von außen dauerhaft zu sichern. Große Teile seines Gebiets hat der sogenannte IS seit
2015 wieder verloren.
Die meisten Beobachter sind sich einig, dass auch die vielen Anschläge außerhalb Syriens
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und des Iraks, wie z.B. die Anschläge von Paris im November 2015, die Anschläge in Brüssel
im März 2016, der Anschlag in Berlin im Dezember 2016 sowie mehrere Anschläge in der
Türkei, eine Reaktion des sogenannten IS auf die neue defensive Situation der Terrororganisation ist.
Reaktionen auf den sogenannten „Islamischen Staat“
Reaktionen aus der Islamischen Welt
Der ägyptische Großmufti, als eine wichtige islamische Institution, hat den „Islamischen
Staat“ als Gefahr für den Islam und die Muslime bezeichnet, auch der oberste Mufti Saudi
Arabiens äußerte sich ähnlich. In Indonesien wurde die Organisation vom Rat der islamischen
Gelehrten verboten. Aber nicht nur diese Institutionen und Gelehrten äußerten sich deutlich
gegen den sogenannten IS, selbst viele Salafisten und sogar andere Dschihadisten, die in religiösen Grundfragen in vielen Punkten mit dem sogenannten IS übereinstimmen, lehnen das
ausgerufene Kalifat jetzt und in dieser Form deutlich ab. Dabei wird Al Baghdadi u.a. vorge-
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Dennoch wurde schon früh die Gefahr gesehen, dass sich junge Muslime in den westlichen
Ländern durch die Erfolge und das brutale Vorgehen, gepaart mit einem einfachen und klar
strukturierten Weltbild, angezogen fühlen könnten.
Auch auf die Gefahr von Anschlägen durch zurückkehrende Kämpfer in deren Heimatländern wurde und wird immer wieder hingewiesen, und leider haben sich diese Befürchtungen
nun auch mehrfach bestätigt. Im Hinblick darauf stellt sich die Frage, wie mit rückkehrenden
Kämpfern umzugehen sei. Einerseits haben sie sich einer terroristischen Vereinigung angeschlossen, was (u.a. in Deutschland) einen Straftatbestand erfüllt und gerichtlich zu verfolgen
ist. Andererseits kehren auch desillusionierte und traumatisierte junge Männer aus dem
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Kriegsgebiet zurück, die vermutlich eher Hilfe als Strafe benötigen. Doch findet die Diskussion über den Umgang mit Rückkehrern lediglich am Rande statt. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen die oben erwähnten, von Rückkehrern ausgehenden, möglichen Gefahren. In Frankfurt/M. wurde am 5. Dezember 2014 das erste Urteil gegen einen Syrien-Rückkehrer
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gesprochen. Der 20-jährige wurde wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung
im Ausland zu einer Jugendstrafe von 3 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt. Weitere Urteile
folgten und werden noch folgen.
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Der Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat
Die Eroberungen des sogenannten Islamischen Staates
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Der sogenannte Islamische Staat hat zunächst im Osten Syriens im Zuge des seit 2011 herrschenden Bürgerkriegs eine territoriale Herrschaft etabliert. Seit Anfang 2014 erweiterte der
sogenannte Islamische Staat sein Gebiet besonders auf Kosten anderer syrischer Rebellengruppen. Dieses Vorgehen scheint z.T. in Absprache, zumindest aber mit Duldung des Regimes in Damaskus, gewesen zu sein. Denn für den Beginn des Jahres 2014 musste der sogenannte IS kaum Angriffe syrischer Regierungstruppen fürchten.
Der sogenannte islamische Staat bereitete seine Eroberungen zu dieser Zeit von langer Hand
vor. Viele Orte und Städte wurden von Anhängern des sogenannten IS planvoll ausgekundschaftet, Verbündete – besonders unter der arabisch-sunnitisch Bevölkerung – gewonnen und
wo möglich destabilisiert. In vielen Fällen hatte der sogenannte IS dann leichtes Spiel, diese
Ortschaften zu übernehmen. Dieses Vorgehen wurde auch bei der folgenden Offensive im
Irak und auch bei der Ausbreitung in anderen Staaten wie z.B. Libyen angewandt.
Auch bei den Eroberungen im Irak im Juni 2014, bei der auch mit Mossul die zweitgrößte
Stadt des Landes in die Hände des sogenannten IS fiel, hatte die Terrororganisation in Mossul
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und anderen Orten schon ein dichtes Netz von Spitzeln und Unterstützern. Mit diesen Eroberungen etablierte der sogenannte IS auch im Irak endgültig eine territoriale Herrschaft über
weite Teile des westlichen Iraks. Bei diesen Eroberungen fielen dem sogenannten IS neben
zurückgelassen modernen Waffen und Ausrüstungsgegenstände der irakischen Armee auch
große Mengen an Bargeld (allein in Mossul sollen es 429 Mio. US$ gewesen sein), sowie Ölfelder und Ölraffinerien in die Hände. Eine wichtige Grundlage für die finanzielle Unabhängigkeit des „Staates“.
Während dieser Eroberungen werden auch die ersten großen Massaker bekannt, nach eigenen Angaben haben Kämpfer des sogenannten IS alle 1.700 schiitischen Soldaten eines ein-
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genommen irakischen Luftwaffenstützpunktes hingerichtet.
Zum Eingreifen des Westens führte schließlich das Schicksal der Jesiden im SindscharGebirge im Norden des Iraks an der Grenze zu Syrien gelegen. Rund 200.000 dieser religiösen Minderheit waren im Juli vor den heranrückenden Kämpfern des sogenannten IS ins nahe
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Gebirge geflohen. Die Jesiden werden vom sogenannten IS als Teufelsanbeter angesehen und
im Zuge der Eroberungen wurden viele von ihnen getötet und speziell Frauen versklavt. Das
Sindschar-Gebirge war von Kämpfern des sogenannten IS eingeschlossen, es drohte eine hu-
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manitäre Katastrophe, denn die Menschen hatten bei großer Hitze kaum Vorräte und Wasser.
Gegner des sogenannten IS
Natürlich sind Europa, die USA und besonders die direkt und indirekt betroffenen Staaten
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daran interessiert, die regionale und weltweite Gefahr durch den sogenannten IS zu beenden.
Eine UNO-Resolution verpflichtet alle Staaten u.a. die Rekrutierung, den Transport, Ausrüstung und Durchreise von Terroristen zu bekämpfen und möglichst zu unterbinden.
Die drohende humanitäre Katastrophe im Sindschar-Gebirge war schließlich ein wesentlicher Grund dafür, dass die USA erste Luftschläge gegen den sogenannten IS im Irak flog. Es
schlossen sich zahlreiche Staaten der im September 2014 von den USA ausgerufenen Allianz
an. Diese flogen und fliegen z.T. ebenfalls Luftangriffe, wie z.B. Großbritannien und Frankreich. Deutschland unterstützt im Rahmen dieser Koalition Gegner des sogenannten IS mit
Waffenlieferungen, im Falle Deutschland sind dies die kurdischen Peschmerga-Kämpfer der
kurdischen Autonomieregion im Irak.
Neben der US geführten Koalition beteiligen sich etliche weitere Staaten und Milizen am
Kampf gegen den sogenannten IS.
Im Irak sind dies zum einen das schiitisch dominierte Militär und schiitische Milizen, teils
unterstützt durch den Iran sowie im Norden die Kämpfer der kurdischen Autonomieregion,
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Einschätzung einiger Experten aber auch die hohen Ausgaben dazu, dass sich die Finanzsituation des sogenannten IS deutlich verschlechtert hat.
Der sogenannte IS nutzt die Einnahmen, um Waffen zu kaufen, seine Kämpfer zu versorgen
und zu werben, aber auch um andere Aufgaben, wie der Bezahlung von Beamten in seinem
Herrschaftsgebiet, nachkommen zu können.
Wie regiert der sogenannte Islamische Staat in den von ihm beherrschten Gebieten?
Der sogenannte IS kontrolliert vor allem die großen Städte und größeren Orte, die wichtigen
Verkehrswege und andere bedeutende Infrastruktureinrichtungen wie Ölanlagen, Staudämme
oder Ähnliches. Ansonsten baut der sogenannte IS auch auf die Unterstützung arabisch-
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sunnitischer Stämme in ihrem Herrschaftsgebiet. Um deren Unterstützung zu erhalten, ging
der sogenannte IS genauso vor, wie schon zuvor die USA. Man kauft die Unterstützung gegen
Zahlung einer entsprechenden Summe Geldes und spielte rivalisierende Stämme gegeneinan-
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der aus. Auf späteren Widerstand reagiert der sogenannte IS jedoch mit äußerster Brutalität.
Von Erschießungen, Kreuzigungen und immer wieder von Enthauptungen wird berichtet.
Mehrfach wurden in zurückeroberten Gebieten Massengräber mit hunderten Toten gefunden,
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darunter auch Angehörige sunnitischer Stämme, die gegen den sogenannten IS aufbegehrt
hatten. Auch eigene Kämpfer trifft es immer wieder. Im Dezember 2014 wurde berichtet, dass
vermutlich über 100 Kämpfer als Deserteure hingerichtet wurden. Auch als Spione verdächtige Kämpfer werden oftmals im Schnellverfahren hingerichtet.
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Die Verwaltung vor Ort übernehmen Ortsvorsteher und Richter. Sie stammen in den meisten
Fällen nicht aus dem Irak oder Syrien, sondern sind zugereiste Kämpfer aus anderen arabischen Ländern. Damit sich niemand eine Hausmacht aufbauen kann, rotieren sie, d.h. alle
paar Monate werden sie an einen anderen Ort geschickt.
Es war lange schwer, genaue Informationen über den Alltag in den vom sogenannten IS beherrschten Städten zu erlangen. Journalisten haben keinen oder keinen freien Zutritt. Die
meisten Berichte stammen von Flüchtlingen oder von Einwohnern befreiter Orte und Städte.
Aus der inoffiziellen Hauptstadt Raqqa in Syrien weiß man, dass der sogenannte IS bemüht
war, für die Grundbedürfnisse wie Lebensmittel- und Ölversorgung Sorge zu tragen. Auch
scheint der sogenannte IS bemüht zu sein, die Infrastruktur, wie z.B. befahrbare Straßen und
Stromversorgung zu sichern. Die öffentliche Stromversorgung ist mittlerweile jedoch fast
vollständig zusammengebrochen. Die Luftangriffe haben die Infrastruktur hier nachhaltig zerstört, zudem verfügt der sogenannte IS nur über wenige Techniker und Spezialisten, die in der
Lage wären, die Infrastruktur aufrecht zu halten. Verwaltungsaufgaben werden vielfach auch
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Glossar
Abu Musab az-Zarqawi
Eigentlich Ahmad Nazza al-Chalaila, * 30. Oktober 1966 n Zarqa (Jordanien); † 7. Juni
2006 Baquba (Irak). Er war islamistischer Extremist und als Mitglied der Terrororganisation
Al-Qaida im Irak zu deren Führer aufgestiegen. In dieser Zeit, etwa ab 2002, ist er für viele
Anschläge und Attentate verantwortlich.
Dritter Golfkrieg
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Der 3. Golfkrieg oder auch Irakkrieg war ein vom 20. März bis 1. Mai 2003 andauernder
Krieg im Irak. Dabei griffen die USA mit der „Koalition der Willigen“ den Irak an. Begründung war der angebliche Besitz von geheimen Massenvernichtungswaffen des Iraks, was sich
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nach dem Krieg als falsch erwies. Der amerikanische Präsident George W. Bush erklärte den
Krieg mit dem Sturz des Diktators am 1. Mai 2003 für beendet. Es folgte im Anschluss eine
bis 2012 andauernde Besatzung des Iraks.
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Dschihad
Dschihad (Ğihād) ist arabisch und bedeutet in etwa Anstrengung, Kampf, Bemühen, Einsatz
und stammt von dem arabischen Verb ğāhada, was sich einsetzen bedeutet. Im Koran wird der
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„Einsatz auf den Weg Gottes“ als gottgefällig empfohlen. Im Koran wird der Begriff eher im
kriegerischen Sinn genutzt und auch in der Frühphase des Islam werden sowohl die Eroberungszüge als auch einzelne Raubzüge mit dem Begriff Dschihad bezeichnet. Islamische Theologen haben jedoch schon im 12. Jahrhundert zwischen „kleinen“ und „großen“ Dschihad
unterschieden, wobei mit dem „kleinen Dschihad“ der kriegerische Kampf bezeichnet wird,
mit dem „großen Dschihad“ der Kampf gegen die eigenen, nicht gottgefälligen Unzulänglichkeiten. Letzterem wird dabei der größere Wert beigemessen.
Jeside
Hauptsiedlungsgebiet der Jesiden ist der Nordirak, Nordsyrien und die Südtürkei. Etwa
800.000 Menschen zählen zu dieser Glaubensgemeinschaft. Jeside ist man durch Geburt,
wenn beide Eltern Jesiden sind. Das Jesidentum ist eine monotheistische Religion, allerdings
ohne Heilige Schrift. Sie glauben an einen Gott, der jedoch keinen bösen Widerpart hat. Sie
selbst sehen ihre Religion älter als das Christentum.
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Osama bin Laden
Geboren wurde er vermutlich 1957/1958 in Riad, Saudi-Arabien als Sohn einer wohlhabenden Unternehmerfamilie. † 2. Mai 2011 in Abbottabad, Pakistan beim Einsatz einer USamerikanischen Spezialeinheit gegen ihn. Bin Laden war Gründer und Anführer der Al-Qaida
und damit u.a. für die Anschläge vom 11. September 2001 verantwortlich.
Quraisch
Die Quraisch sind ein arabischer Stamm. Der Prophet Mohammed stammt aus diesem
Stamm, der zu dieser Zeit über Mekka herrschte. Der Stamm hatte bis in die Neuzeit eine führende Rolle in der arabischen Welt. Bis ins 16. Jahrhundert stammten die Kalifen aus dem
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Stamm der Quraisch.
Saddam Hussein
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* Am 28. April 1937 bei Tikrit (Irak); † 30. Dezember 2006 bei Bagdad. Von 1979 bis 2003
Staatspräsident und (mit Ausnahme von 1991 bis 1994) Premierminister des Iraks. Er regierte
das Land als Diktator. Mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen im März 2003 endete seine Herrschaft. Am 13. Dezember 2003 wurde der ehemalige Diktator von amerikanischen
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Soldaten festgenommen. Er wurde wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit vor ein irakisches Gericht gestellt und 2006 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
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Salafismus
Abgeleitet von Salaf (arab. der Vorfahre, Vorgänger) bedeutet der Begriff in etwa „Orientierung“ an den (frommen) Vorgängern/Altvorderen. Der Salafismus ist eine Ultrakonservative
Strömung im Islam, die eine Rückbesinnung auf die Frühzeit des Islam sowie eine wörtliche
Auslegung des Korans fordert. Demokratie und Menschenrechte im westlichen Sinn, sind mit
diesen Ideen nicht vereinbar. Der militante Salafismus ist hier sicherlich die auffälligste Ausformung jedoch nur eine Richtung unter mehreren. Allen Richtungen ist jedoch gemein, dass
sie letztlich eine Legitimation für Gewalt gegen Andersgläubige liefern.
Scharia
Die Scharia ist das religiöse Gesetz des Islam. Scharia (Šcharī’a) bedeutet in etwa „Weg zur
Tränke“ und meint in religiöser Hinsicht alle von Gott den Menschen offenbarte Willensäußerungen. Der Gesetzestext ist jedoch nirgends zusammengefasst. Als Gesetzesquelle dient zunächst der Koran, viel umfangreicher sind jedoch die gesammelten Reden und Handlungen
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