Chemie Das Basiswissen der Chemie Bearbeitet von Ulrich Müller Charles E. Mortimer 10., überarb. Aufl. 2010. Taschenbuch. 800 S. Paperback ISBN 978 3 13 484310 1 Format (B x L): 19 x 23 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Vorklinische Medizin: Grundlagenfächer > Physik, Chemie, Biologie für Mediziner Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte. 477 29 Metalle Zusammenfassung Metallurgie ist die Lehre der Gewinnung von Metallen aus Erzen und ihrer Verarbeitung. Zu den metallurgischen Prozessen gehört die Aufbereitung von Erzen, die Reduktion zum Metall und dessen Raffination. Bei der Aufbereitung wird das interessierende Mineral aus dem Erz mit physikalischen oder chemischen Methoden angereichert. Dazu gehören die Flotation, die magnetische Trennung, das Seigern und die Laugung. Außerdem kann das Mineral in eine zur weiteren Verarbeitung geeignete Form gebracht werden, wie zum Beispiel beim Rösten von Sulfiden. Bei der Reduktion wird das freie Metall erhalten. Vielfach erfolgt die Reduktion bei hoher Temperatur. Zur Entfernung von Gangart (anhaftendes Gestein) dienen Zuschläge, mit denen Schlacke entsteht. Einige Metalle können allein durch Erhitzen schon reduziert werden (z. B. Quecksilber); im Falle der Kupfer- und Blei-Gewinnung wird die Röstreaktion von Sulfiden durchgeführt, bei der das Metall und SO2 entstehen. Kohle ist ein vielbenutztes Reduktionsmittel, um Metalle aus Oxiden zu gewinnen (z. B. Fe, Co, Ni, Zn, Cd, Sn, Sb). Die Eisen-Gewinnung erfolgt im Hochofen, in dem Kohlenmonoxid das eigentliche Reduktionsmittel ist. Beim GoldschmidtVerfahren wird ein Metalloxid (z. B. Cr2O3) mit Aluminium reduziert. Metallhalogenide (z. B. TiCB 4) werden mit Natrium, Magnesium oder Calcium nach dem Kroll-Verfahren reduziert. Wasserstoff ist das Reduktionsmittel zur Gewinnung bestimmter Metalle (z. B. Mo, W), die bei der Reduktion mit Kohlenstoff Carbide bilden würden. Metalle der 1. und 2. Hauptgruppe und Aluminium werden durch Elektrolyse aus Salzschmelzen hergestellt. Die Raffination dient zur Reinigung des Metalls, außerdem können bestimmte Substanzen zum Erzielen bestimmter Eigenschaften zugesetzt werden. Zu den Raffinationsprozessen gehören: Seigern, Destillation, der Parkes-Prozess, das Zonenschmelzen, die elektrolytische Raffination und das van Arkel-de-Boer-Verfahren. Das Letztere ist ein Beispiel für eine chemische Transportreaktion, die auch beim Mond-Verfahren zur Reinigung von Nickel angewandt wird. Roheisen wird nach dem Sauerstoff-Blasverfahren oder dem Elektrostahl-Verfahren in Stahl umgewandelt. Die Alkalimetalle sind die Elemente der 1. Hauptgruppe. Sie sind weich, haben geringe Dichten und niedrige Schmelz- und Siedepunkte. Sie sind sehr reaktionsfähige Reduktionsmittel. Wichtige Natrium-Verbindungen sind Natriumhydroxid und Natriumcarbonat (Soda); Natriumcarbonat wird nach dem Solvay-Verfahren hergestellt. Die Erdalkalimetalle sind die Elemente der 2. Hauptgruppe. Sie sind ebenfalls sehr reaktionsfähig. Ihre Dichten, Schmelz- und Siedepunkte liegen höher als bei den Alkalimetal- Übersicht 29.1 Physikalische Eigenschaften von Metallen · 478 29.2 Vorkommen von Metallen · 480 29.3 Metallurgie: Aufarbeitung von Erzen · 482 29.4 Metallurgie: Reduktion · 484 29.5 Metallurgie: Raffination · 489 29.6 Die Alkalimetalle · 491 29.7 Die Erdalkalimetalle · 494 29.8 Die Metalle der 3. Hauptgruppe · 498 29.9 Die Metalle der 4. Hauptgruppe · 501 29.10 Die Übergangsmetalle · 503 29.11 Die Lanthanoide · 509 Übungsaufgaben · 511 Schlüsselworte (s. Glossar) Metallurgie Erz Gangart Erzanreicherung Raffination Flotation Seigern Bayer-Verfahren Laugung Cyanid-Laugerei aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 29 478 29 Metalle Schlacke Rösten von Erzen Röstreaktion Hochofen Direkt-Reduktionsverfahren Sauerstoff-Blasverfahren Elektrostahl-Verfahren Thermit-Verfahren (Goldschmidt-Verfahren) Kroll-Prozess Downs-Zelle Hall-Héroult-Prozess Parkes-Verfahren Van Arkel-de Boer-Verfahren Chemische Transportreaktion Mond-Verfahren Zonenschmelzen Alkalimetalle Solvay-Verfahren Erdalkalimetalle Übergangsmetalle Edelmetalle Pigment Lanthanoide (seltene Erden) Lanthanoiden-Kontraktion len. Durch ,,Brennen‘‘ von Kalkstein (CaCO3) wird Calciumoxid gewonnen, aus dem mit Wasser Calciumhydroxid entsteht; Calciumhydroxid ist die billigste Base. Kalkstein löst sich unter Mitwirkung von Kohlendioxid als Calciumhydrogencarbonat in Gewässern, wodurch ,,hartes Wasser‘‘ entsteht. Die Metalle der 3. Hauptgruppe haben relativ niedrige Schmelzpunkte und sind mäßig reaktiv. In ihren Verbindungen treten sie vor allem mit der Oxidationszahl + AAA auf, bei den schwereren spielt auch die Oxidationszahl + A eine Rolle. In den meisten ihrer Verbindungen liegen kovalente Bindungen vor. In der 4. Hauptgruppe ist Germanium ein Halbleiter, Zinn und Blei sind Metalle. Sie treten mit den Oxidationszahlen + AA und + AV auf. Die Übergangsmetalle zeigen eine große Vielfalt von Eigenschaften. Sowohl die ns- als auch die (n–1)d-Elektronen beteiligen sich an den Bindungen. Die meisten Übergangsmetalle können in mehreren Oxidationsstufen auftreten; bei den Elementen bis zur 7. Nebengruppe (4. Periode) bzw. bis zur 8. Nebengruppe (5. und 6. Periode) ist die höchstmögliche Oxidationszahl gleich der Gruppennummer. Gegen Ende der Perioden der Übergangsmetalle finden sich die Edelmetalle in der 5. und 6. Periode. Andere Metalle sind reaktionsfähiger und werden zum Beispiel durch verdünnte Säuren oxidiert. Als Folge der Lanthanoiden-Kontraktion sind die Nebengruppenelemente der 5. und 6. Periode einander sehr ähnlich. Die Lanthanoide fallen durch die große Ähnlichkeit ihrer Eigenschaften auf. Es sind sehr reaktionsfähige Metalle, die in ihren Verbindungen überwiegend in der Oxidationszahl + AAA auftreten. Mehrere physikalische und chemische Eigenschaften sind charakteristisch für Metalle und werden zur entsprechenden Klassifizierung der Elemente herangezogen. Metalle haben eine große elektrische Leitfähigkeit, große Wärmeleitfähigkeit, metallischen Glanz, und sie sind bei Krafteinwirkung verformbar, ohne dass es zum Bruch kommt. Die Elemente neigen zur Bildung von Kationen durch Abgabe von Elektronen und ihre Oxide und Hydroxide sind basisch. Mehr als drei viertel aller bekannten Elemente sind Metalle. Die Stufenlinie im Periodensystem markiert die Grenze zwischen Metallen und Nichtmetallen. Die Nichtmetalle stehen in der oberen rechten Ecke des Periodensystems (s. Ausklapptafel im hinteren Buchdeckel). Die Grenze ist nicht scharf; die Elemente in ihrer Nähe sind weder typische Metalle noch typische Nichtmetalle, ihre Eigenschaften liegen zwischen den Extremen. Zur chemischen Bindung in Metallen siehe Abschnitt 9.9 (S. 142). 29.1 Physikalische Eigenschaften von Metallen Die Dichten der Metalle sind sehr unterschiedlich. Von allen bei Raumtemperatur festen Elementen hat Lithium die geringste und Osmium die höchste Dichte. Die Mehrzahl der Metalle hat relativ hohe Dichten. Die Elemente der 1. und 2. Hauptgruppe sind Ausnahmen zu dieser allgemeinen Feststellung. Die dichteste Packung der Atome in den Kristallstrukturen der meisten Metalle erklärt ihre relativ hohe Dichte. aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 479 29.1 Physikalische Eigenschaften von Metallen 3500 Periode 6 15,0 Os Periode 5 Ru 10,0 5,0 Au Fe Periode 4 Ag W 3000 Pb Temperatur / °C Dichte / g cm–3 20,0 Periode 6 Mo 2500 Ru 2000 Tc Periode 5 V 1500 Cu Sn Fe Mn Periode 4 1000 Ge Ge Cs Rb K IB IIB IIIA IVA IA IIA IIIB IVB VB VIB VIIB VIII 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Gruppe des Periodensystems 29.1 Dichten der Metalle der 4., 5. und 6. Periode 500 Pb Cs Rb Sn Hg K Ga IA IIA IIIB IVB VB VIB VIIB VIII IB IIB IIIA IVA 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Gruppe des Periodensystems 29.2 Schmelzpunkte der Metalle der 4., 5. und 6. Periode 29.1 sind die Dichten der Metalle der 4., 5. und 6. Periode gegen In die Gruppennummer aufgetragen. Jede Kurve erreicht ihr Maximum etwa bei der 8. Nebengruppe (Eisen, Ruthenium, Osmium). Dieser Kurvenverlauf spiegelt den Gang der Atomradien wider. Die Atomradien erreichen in jeder Periode ein Minimum bei dem Element mit der jeweils höchsten Dichte. Die Metalle der 1. Hauptgruppe haben die größten Atomradien und die geringsten Atommassen in ihrer Periode; diese Faktoren und ihre Kristallstrukturen verleihen ihnen vergleichsweise niedrige Dichten. Die Schmelzpunkte der Metalle zeigen in Abhängigkeit der Gruppennummer einen ähnlichen Gang in jeder Periode ( 29.2). Auch hier fällt das Maximum etwa in der Mitte der Kurven auf. Kurven für die Siedepunkte, Schmelzenthalpien, Verdampfungsenthalpien und Härten zeigen ebenfalls etwa den gleichen Verlauf. Die Stärke der metallischen Bindung muss demnach in jeder Periode etwa in der Mitte der Reihe der Nebengruppenelemente ein Maximum erreichen, d. h. wenn etwa 5 bis 6 Valenzelektronen pro Atom vorhanden sind. Zur Erklärung des Maximums der Stärke der metallischen Bindung bei sechs Valenzelektronen pro Atom betrachten wir die zugehörigen Bänder (Bändertheorie, Abschn. 9.9, S. 142). 29.3 zeigt in schematisierter Form die Bänder, die sich aus den Orbitalen der Valenzschale der Atome der 4. Periode ergeben. Wegen einer starken Wechselwirkung zwischen den 4 s-Orbitalen ist das 4 s-Band besonders breit. Maximal können zwei Elektronen pro Atom im s-Band und zehn Elektronen pro Atom im d-Band untergebracht werden. In der Reihe der Elemente K Ğ Ca Ğ Sc Ğ Ti Ğ V Ğ Cr kommt von Element zu Element ein Valenzelektron pro Atom hinzu, das ein bindendes Orbital in der unteren Hälfte des 4 s- oder 3 d-Bands besetzt. Die Bindungsstärke nimmt zu. Ab dem 7. Valenzelektron müssen antibin- 29 29.3 Bänder bei Elementen der 4. Periode. Dunkle Farbe markiert den besetzten Bereich bei 6 Valenzelektronen pro Atom (im 3 d-Band sind die einzelnen Energieniveaus erheblich dichter gedrängt als im 4 s-Band, es kann 5-mal so viele Elektronen aufnehmen). aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 480 29 Metalle 29.1 Elektrische Leitfähigkeiten der Metalle bei 0 °C in MS/m Der Kehrwert 1/R des elektrischen Widerstandes R ist das elektrische Leitvermögen; es wird in Siemens (S) ge1 messen; 1 S = 1 . Das Leitvermögen eines Drahtes ist proportional zu seinem Querschnitt a und umgekehrt proportional zu seiner Länge b : 1/R = k · a/b Die Größe k ist eine stoffspezifische Konstante, die Leitfähigkeit. Wenn a in m2 und b in m gemessen wird, ist die Einheit für k S/m. dende Orbitale in der oberen Hälfte des 3 d-Bands besetzt werden, womit die Bindungen wieder geschwächt werden. Die charakteristischsten Eigenschaften der Metalle sind ihre Verformbarkeit, ihr Glanz, die Wärmeleitfähigkeit und die elektrische Leitfähigkeit. Typische Werte für die Leitfähigkeit sind: Metalle: Halbleiter: Isolatoren: 10 6 bis 108 S/m 10 3 bis 103 S/m 10 10 bis 10 8 S/m 29.1 sind elektrische Leitfähigkeiten für einige Metalle aufgeführt. In Besonders gute Leiter sind die Metalle der 1. Nebengruppe (Kupfer, Silber, Gold). Periodische Tendenzen sind kaum erkennbar. Im Allgemeinen entspricht der Gang der Wärmeleitfähigkeiten dem der elektrischen Leitfähigkeiten. Metalle lassen sich gut verformen. Die Bindungsverhältnisse in einem Metall lassen diese Eigenschaft verstehen. Wenn unter einer Krafteinwirkung die Metall-Ionen in einem Metall aneinandergleiten, bleiben sie ständig im Elektronengas eingebettet, die Bindungskräfte bleiben erhalten. Metalle stehen damit im Gegensatz zu Ionenkristallen und zu kovalent gebundenen Gerüststrukturen (Abschn. 12.1, S. 185; s. 12.3). 29.2 Vorkommen von Metallen Ein Erz ist ein natürlich vorkommendes Material, aus dem ein Metall mit vertretbarem Aufwand gewonnen werden kann. Die wichtigsten Typen von Erzen und zugehörige Beispiele sind in 29.2 zusammengestellt. Einige Edelmetalle kommen in der Natur gediegen, d. h. elementar vor; für einige von ihnen sind diese Vorkommen die bedeutendsten Quellen (Ag, Au, Pd, Pt, Rh, Ir, Ru, Os). Die größte Masse der verarbeiteten Erze sind Oxide, gefolgt von Sulfiden, die in der Regel durch Rösten zunächst ebenfalls in Oxide überführt werden. Auch aus Carbonaten gewinnt man durch thermische Zersetzung zunächst Oxide. aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 29.2 Vorkommen von Metallen 29.2 Vorkommen von Metallen Gediegen Ru, Os, Rh, Gr, Pd, Pt, Cu, Ag, Au, As, Sb, Bi Oxide AH OOH, AB 2 O 3, TiO 2, FeTiO 3, FeCr2O 4, FeWO 4, (Fe,Mn)(Nb,Ta) 2 O 6, MnO 2, Fe 2O3, Fe3O4, Cu2O, ZnO, SnO2, U3O8 MgCO3, MgCa(CO3)2, CaCO3, SrCO3, BaCO3, FeCO3, Cu2CO3(OH)2, Cu3(CO3)2(OH)2, ZnCO3, (La, Ce, Pr . . .)CO3 F Carbonate Sulfide Halogenide Cu2S, CuS, CuFeS2, Ag2S, ZnS, CdS, HgS, VS2, MoS2, FeS2, NiS, PbS, Sb2S3, Bi2S3 NaCH, KCH, KMgCB 3 · 6 H2 O, AgCB; NaCB und MgCB 2 im Meerwasser; LiCH in Salzseen Sulfate CaSO 4 · 2H2O, SrSO 4, BaSO 4, PbSO 4 Phosphate Silicate YPO4, (La, Ce, Pr .. .)PO 4 Be3 AH 2 Si6O 18, Sc2Si2O 7, ZrSiO 4, LiAHSi 2O 6 481 Meerwasser Im Meerwasser finden sich fast alle chemischen Elemente, die meisten nur in Spurenmengen. Die Zusammensetzung variiert regional etwas. Der Gesamt-Salzgehalt liegt bei 3,5% Massenanteil. Die Hauptbestandteile sind: /(mg/L) + Na Mg2 Ca2 K Sr2 Li Rb 10700 1290 410 380 8 0,2 0,1 Fett gedruckt: Mineralien, die zur Gewinnung der betreffenden Metalle von Bedeutung sind /(mg/L) CB 19500 2710 SO24 HCO3 110 Br 67 B(OH)4 29 NH4 , NO3 2 H4SiO4 2,1 F 1,4 Mineralwasser In heißem Wasser unter Druck lösen sich viele Mineralien ein wenig. Mineralwasser enthält deshalb Metall-Ionen aus fast dem gesamten Periodensystem (überwiegend in Spurenmengen, einschließlich Radium und Uran). Die Hauptkomponenten sind meistens: /(mg/L) Na Ca2 Mg2 K Sr2 Fe2 Li Mn2 10–1000 10–250 1–100 2– 40 0,1–5 0,1–2 0,05–1 0,01–0,5 /(mg/L) HCO3 100–2000 SO24 10–1500 CB 5– 500 H4SiO4 10–20 F 0,2–0,6 29 29.4 Luftbild der weltgrößten Kupfererzmine in Chuquicamata, Nordchile (Tagebaukrater 4,6×3,0 km, Tiefe 980 m). Quelle: Servicio Aerofotogramétrico Gral. Juan Soler Manfredini, Fuerza Aérea de Chile (SAF, Geospeziale Information für den Fortschritt, Chile) aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 482 29 Metalle Silicate sind besonders häufige Mineralien. Die Gewinnung eines Metalls aus einem Silicat ist jedoch sehr aufwendig und kostspielig. Nur Elemente, für die es keine anderen Erze in ausreichender Menge gibt, werden aus Silicaten gewonnen. Phosphate sind allgemein selten. Etliche Metalle kommen als Begleiter von anderen Metallen in Erzen vor und fallen bei der Aufarbeitung als Nebenprodukte an. Cadmium wird zum Beispiel als Nebenprodukt bei der Zinkgewinnung erhalten. Erze enthalten in der Regel unterschiedliche Mengen von ,,Gangart‘‘, d. h. unerwünschte Mineralien und Gesteine wie Quarz, Ton oder Granit. Die Konzentration des erwünschten Metalls muss groß genug sein, um seine Gewinnung chemisch, verfahrenstechnisch und mit vertretbaren Kosten zu ermöglichen. Erze mit niedriger Konzentration werden nur verarbeitet, wenn dies durch ein einfaches und preisgünstiges Verfahren möglich ist oder wenn das Metall selten und wertvoll ist. Die erforderliche Mindestkonzentration schwankt stark von Metall zu Metall. Ein Aluminium- oder Eisen-Erz muss mindestens 30% des Metalls enthalten; bei einem Kupfer-Erz können es weniger als 1 % sein. 29.3 Metallurgie: Aufbereitung von Erzen Der Begriff Metallurgie wird oft mit Metallkunde verwechselt. Die Metallurgie ist die Lehre der Gewinnung der Metalle aus Erzen, Abfällen und Rückständen (Hüttenkunde) sowie ihrer Veredelung und Weiterverarbeitung (z. B. Gießerei). Metallkunde ist die Lehre vom Aufbau, den Eigenschaften und den Verarbeitungsmöglichkeiten der Metalle; sie ist ein Teilgebiet der Werkstoffkunde. Gegenstand der Metallurgie ist die Gewinnung von Metallen aus ihren Erzen. Zu den metallurgischen Prozessen gehören: 1. Die Aufbereitung von Erzen, bei der die gewünschte Komponente des Erzes angereichert wird, bestimmte Begleitstoffe abgesondert werden und/oder das Mineral in eine geeignete Form zur weiteren Verarbeitung gebracht wird. 2. Die Reduktion, bei der das gebundene Metall zum Element reduziert wird. 3. Die Raffination, bei der das Metall gereinigt wird und gegebenenfalls mit Zusätzen versehen wird, um ihm bestimmte Eigenschaften zu verleihen. Die Verfahren zur Durchführung der einzelnen Prozessschritte variieren von Metall zu Metall. Als erster Schritt nach dem Abbau des Erzes muss in vielen Fällen der Großteil der Gangart entfernt werden. Solche Anreicherungsprozesse werden meist mit zerkleinertem und eventuell gemahlenem Erz durchgeführt; sie können physikalischer oder chemischer Art sein. Physikalische Trennverfahren nutzen die unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften von Gangart und Mineralien aus. Das Goldwaschen ist ein Beispiel, bei dem die leichteren Gesteinspartikel von den schwereren Goldpartikeln getrennt werden. Das zerkleinerte Erz wird in einem Wasserstrom auf einer geneigten Ebene geschüttelt; das Gold setzt sich ab, während das Gestein vom Wasserstrom mitgerissen wird. Zu diesem Verfahren gibt es einige Varianten. Flotation ist ein Anreicherungsverfahren, das bei vielen Erzen angewandt wird, insbesondere bei Kupfer-, Zink- und Bleierzen. Das fein zerriebene Erz wird mit einem ,,Sammler‘‘ und Wasser in großen Behältern gemischt. Der Sammler ist ein Tensid (vgl. Abschn. 14.14, S. 232), d. h. eine Verbindung mit einem langen hydrophoben Rest (Kohlenwasserstoffkette), der an eine polare Gruppe gebunden ist, welche sich an das Mineral ad- aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 29.3 Metallurgie: Aufbereitung von Erzen 483 sorbiert. Das Mineral wird von dem Sammler benetzt, das dadurch eine wasserabstoßende Hülle bekommt. Nur die Gangart wird vom Wasser benetzt. Unter kräftigem Rühren wird Luft von unten in das Gefäß eingeblasen, wobei ein Schaum entsteht, der die Mineralpartikeln an die Oberfläche trägt, wo sie abgeschöpft werden. Das Mineral Magnetit (Fe3O 4 ) wird aufgrund seiner magnetischen Eigenschaften von der Gangart abgetrennt. Aus dem zerkleinerten Erz wird der Magnetit mit Elektromagneten herausgezogen. Gediegen vorkommende Metalle wie Kupfer und Bismut können durch Seigern von der Gangart befreit werden. Das Erz wird über den Schmelzpunkt des Metalls erhitzt, das dann abfließt. Gold und Silber lösen sich in Quecksilber zu Legierungen, die Amalgame genannt werden. Das Erz wird mit Quecksilber behandelt, das flüssige Amalgam wird gesammelt; nach Abdestillieren des Quecksilbers bleibt das Gold bzw. Silber zurück. Elektrostatische Trennverfahren spielen bei der Aufbereitung von Kalisalzen eine Rolle. Im zerkleinerten Salzgemisch laden sich die verschiedenen Mineralien unter einer elektrischen Koronarentladung unterschiedlich stark elektrostatisch auf und werden in einem elektrischen Feld ge1.3, S. 9). trennt (s. Abschn. 1.3 und Chemische Trennverfahren beruhen auf den unterschiedlichen chemischen Eigenschaften der Bestandteile eines Erzes. Ein wichtiges Beispiel ist das Bayer-Verfahren, um reines Aluminiumoxid aus Bauxit-Erz zu erhalten. Bauxit enthält neben Aluminiumhydroxid, Al(OH) 3 (Mineral Hydrargillit) und Aluminiumoxidhydroxid, AlO(OH) (Minerale Böhmit und Diaspor) bis zu 30% Fe2O3 und SiO2. Da Aluminiumhydroxid amphoter ist, kann es unter Druck mit einer heißen Lösung von Natriumhydroxid in Lösung gebracht werden. Beim Abkühlen und Verdünnen der Lösung verschiebt sich das Gleichgewicht auf die Seite des Hydroxids, das ausfällt. Reines Aluminiumoxid wird durch Glühen des Hydroxids erhalten. Zur Gewinnung von Magnesium aus Meerwasser (0,13 % Mg2 ) wird Magnesiumhydroxid durch Zugabe von Calciumhydroxid ausgefällt. Das Calciumhydroxid wird aus Calciumoxid hergestellt, welches durch Erhitzen (,,Brennen‘‘) von Kalk (am Meer in Form von Austernschalen) erhalten wird. Das Magnesiumhydroxid wird mit Salzsäure zu einer Magnesiumchlorid-Lösung umgesetzt; diese wird eingedampft, um das Magnesiumchlorid auszukristallisieren, das zur Elektrolyse benötigt wird. Die interessierende Komponente mancher Erze kann durch Laugung herausgetrennt werden. Kupfercarbonat- und Kupferoxid-Erze können mit Schwefelsäure ausgelaugt werden. Die erhaltenen Kupfer(II)-sulfat-Lösungen können unmittelbar elektrolysiert werden. Mit Silber- und Golderzen wird die ,,Cyanidlaugerei‘‘ durchgeführt, bei der mit einer Natriumcyanid-Lösung in Anwesenheit von Luft die Metalle als Dicyanido-Komplexe in Lösung gebracht werden. Die Biolaugung (Bioleaching) ist ein seit der Antike bekannter Prozess, der erst seit 1980 zunehmend in industriellen Anlagen genutzt wird, um Metall-Ionen aus Sulfid-Erzen herauszulösen. Manche natürlich vorkommende Bakterien (Acidithiobacillus ferrooxidans u. a.) bewirken an Luft in saurem wässrigem Medium (pH = 2–3) bei Temperaturen um 30–40 °C Die Goldextraktion aus Gesteinen mit Quecksilber bereitet ebenso wie die Cyanidlaugerei (s. unten) erhebliche Umweltprobleme, denn bei beiden Verfahren entstehen sehr giftige Abfälle, die immer wieder in Flüsse gelangen und zu Fischsterben großen Ausmaßes führen. Dies wird nicht nur von wilden Goldgräbern in Ländern wie Brasilien oder Neuguinea verursacht, sondern kommt auch bei industriell betriebenen Anlagen in Europa vor. AB(OH)3 (s) + OH (aq) d 170 °C b 60°C AB(OH)4 (aq) 2 AB (OH) 3 (s) 1200 °C r AB 2 O 3 (s) + 3 H 2 O (g) r CaO (s) + CO 2 (g) CaCO 3 (s) CaO (s) + H2O Ca2 (aq) + 2 OH (aq) 2 2 Mg (aq) + Ca (aq) + 2 OH (aq) Mg(OH)2 (s) + Ca2 (aq) Laugung (Hydrometallurgie): CuCO 3 (s) + 2 H (aq) Cu2 (aq) + CO 2 (g) + H2O 4Ag (s) + 8 CN (aq) + O 2 (g) + 2H2O 4[Ag(CN) 2] (aq) + 4 OH (aq) Ag2S (s) + 4 CN (aq) 2 [Ag(CN) 2] (aq) + S2 (aq) AgCB (s) + 2 CN (aq) [Ag(CN)2 ] (aq) + Cl (aq) aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 29 484 29 Metalle Biolaugung (Biohydrometallurgie): 2 FeS2(s) + 15 2 O2 + H2O 2 Fe3 (aq) + 4 SO24 (aq) + 2 H 2 CuFeS2(s) + 17 2 O2 + 2 H 2 Cu2 (aq) + 2 Fe3 (aq) + 4 SO24 (aq) + H2O U3O8(s) + 2 Fe3 + 4 H 3 UO22 (aq) + 2 Fe2 (aq) + 2 H2O 2 ZnS (s) + 3 O 2 (g) 2 ZnO (s) + 2SO2 (g) PbCO3 (s) PbO (s) + CO2 (g) die Oxidation von Sulfiden zu wasserlöslichen Sulfaten und von Eisen(II) zu Eisen(III). Die Bakterien sind bemerkenswert resistent gegen Säuren und Metall-Ionen. Das Verfahren eignet sich auch für metallarme Erze, die zuvor als nicht abbauwürdig galten, und zur Rückgewinnung von Metallen aus Abfällen. Es ist ein umweltschonendes Verfahren, bei dem allerdings viel Wasser benötigt wird. Etwa ein viertel der Kupfer-Weltproduktion wird durch Biolaugung gewonnen. Die aus anwesenden oder zugesetzten Eisensulfiden entstandenen Fe3 -Ionen wirken als Oxidationsmittel und können andere Metall-Spezies zu löslichen Ionen oxidieren. Zum Beispiel werden oxidische Uranerze zu wasserlöslichen Uranylsalzen (Ion UO22 ) oxidiert. Bei der Biolaugung erhält man verdünnte Lösungen der Metall-Ionen, die aufkonzentriert werden müssen. Dies kann geschehen, indem man die Metall-Ionen in einem Ionenaustauscher festhält, aus dem sie dann mit einer konzentrierten Säurelösung wieder freigesetzt werden. Nach ihrer Anreicherung werden die meisten Sulfid- und Carbonat-Erze an Luft geröstet und dadurch in die Oxide umgewandelt. Die Metalle lassen sich in der Regel leichter aus Oxiden als aus Sulfiden oder Carbonaten gewinnen. In manchen Fällen kann das Metall jedoch durch direktes Erhitzen des Sulfids erhalten werden, zum Beispiel Arsen aus Arsenopyrit (FeAsS; Abschn. 27.4, S. 436) oder Quecksilber aus Quecksilber(II)-sulfid. 29.4 Metallurgie: Reduktion CaCO3 (s) CaO (s) + CO2 (g) CaO (s) + SiO2 (s) CaSiO3 (B) Schlacke HgS (s) + O2 (g) Hg (g) + SO2 (g) Röstreaktion 2Cu2S(B) + 3 O2 (g) 2 Cu2O (B) + Cu2S (B) 2Cu2O (B) + 2 SO2 (g) 6 Cu (B) + SO2 (g) Cu2S(B) 2 Cu (B) + SO2 (g) + O2 (g) 2 PbS (s) + 3 O2 PbS (s) + 2 PbO (s) 2 PbO (s) + 2 SO2 (g) 3 Pb (B) + SO2 (g) Der größte Teil der Metalle wird durch Reduktionsprozesse bei hoher Temperatur gewonnen, bei denen das Metall in flüssiger Form anfällt. In der Regel werden dem angereicherten Erz Zuschläge zugesetzt, welche mit der nach der Anreicherung verbliebenen Gangart die Schlacke bilden. Wenn die Gangart aus SiO2 besteht, verwendet man zum Beispiel Kalkstein (CaCO 3) als Zuschlag; beide reagieren miteinander zu CalciumsilicatSchlacke. Die Schlacke ist unter den Reaktionsbedingungen flüssig und schwimmt im Allgemeinen auf dem geschmolzenen Metall. Als Reduktionsmittel wird der preiswerteste verfügbare Stoff verwendet, mit dem ein Metall von ausreichender Reinheit gewinnbar ist. Für manche Erze von edleren Metallen, zum Beispiel Quecksilber-, Kupferoder Bleisulfid, ist kein Zusatz eines Reduktionsmittels erforderlich. Quecksilber entsteht unmittelbar beim Rösten von Zinnober (HgS). Der Quecksilberdampf wird kondensiert und erfordert keine weitere Reinigung. Kupfer wird hauptsächlich aus Kupferkies (CuFeS2, Chalkopyrit), gewonnen. Aus dem Erz durch Flotation angereichertes ,,Kupferkonzentrat‘‘ wird zunächst vorgeröstet, wobei bevorzugt der Eisen-Anteil zum Oxid umgesetzt wird. Das ,,Verblasen‘‘ mit Zuschlägen (Sand, Kalk) im Flammenofen dient dazu, das Eisen in einer Eisensilicat-Schlacke zu binden, die abfließt. Der verbleibende ,,Kupferstein‘‘ besteht im Wesentlichen aus Kupfer(I)-sulfid (Cu2S). Das Kupfer wird mit etwa 99 % Reinheit durch ,,Röstreaktion‘‘ erhalten, indem Luft durch den geschmolzenen Kupferstein geblasen wird. Ähnlich erfolgt die Gewinnung von Blei. Ein Teil des Bleisulfids (PbS, Bleiglanz) wird mit Sauerstoff zu Blei(II)-oxid geröstet. Dieses reagiert dann mit noch ungeröstetem Bleisulfid. aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 29.4 Metallurgie: Reduktion Aus Lösungen von Cu2 -Ionen, die durch Biolaugung gewonnen wurden, kann das Kupfer durch Reduktion mit Eisen gewonnen werden. Kohlenstoff ist ein besonders wichtiges Reduktionsmittel zur Metallgewinnung aus den Oxiden. Eisen, Cobalt, Nickel, Zink, Cadmium, Zinn, Antimon und Bismut werden so gewonnen. Die Oxide kommen entweder in den Erzen vor oder werden durch Rösten erhalten. Bei den Reduktionsprozessen mit Kohlenstoff bei hohen Temperaturen läuft eine Reihe von Reaktionen ab. Vielfach wird das Metall nicht direkt vom Kohlenstoff, sondern durch Kohlenmonoxid reduziert. Sowohl das Mineral wie auch Koks sind nicht ohne weiteres schmelzbar, der Kontakt zwischen beiden ist gering, und die Reaktion läuft langsam ab. Ein Gas kann sich dagegen gut mit dem Feststoff durchmischen. Das Kohlenmonoxid entsteht aus Koks durch Einblasen von Luft; es wird bei der Reduktion des Metalls zu Kohlendioxid oxidiert, das seinerseits wieder vom Koks zu Kohlenmonoxid reduziert wird (vgl. Boudouard-Gleichgewicht, Abschn. 28.5, S. 465). Die Gewinnung von Eisen, dem wichtigsten Gebrauchsmetall, erfolgt im Hochofen, der kontinuierlich in Betrieb ist ( 29.5, 29.6). Das Erz, das im Falle des Eisens meist keine besondere Aufbereitung erfordert, wird mit Koks und Kalkstein von oben eingefüllt. Von unten wird Heißluft (,,Wind‘‘) eingeblasen, die den Koks zu Kohlenmonoxid verbrennt; die freiwerdende Wärme sorgt für eine Temperatur von etwa 1500 °C in diesem Bereich des Hochofens. Das aufsteigende Kohlenmonoxid reduziert das Eisenoxid (meist Fe2O3 , Hämatit) stufenweise. In höheren Teilen des Hochofens, wo die Temperatur geringer ist, wird Fe3O4 gebildet. Das abwärts rutschende Fe3O4 wird in einer tiefer liegenden, heißeren Zone zu FeO weiter reduziert. In einer Cu2 (aq) + Fe(s) 2 C (s) + O2 (g) MO (s) + CO (g) CO2 (g) + C (s) (M = Metall) 3 Fe2 O 3 (s) + CO (g) Fe3 O 4 (s) + CO (g) FeO (s) + CO (g) 485 Cu(s) + Fe2 (aq) 2 CO (g) M (B) + CO2 (g) 2 CO (g) 2 Fe3O 4 (s) + CO 2 (g) 3 FeO (s) + CO 2 (g) Fe (B) + CO 2 (g) 29 29.5 Hochofen. voestalpine Stahl GmbH, Linz aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 486 29 Metalle 29.6 Schematisches Diagramm eines Hochofens noch heißeren Zone erfolgt schließlich die Reduktion zu Eisen. In den mittleren Zonen zerfällt das Kohlenmonoxid teilweise zu Kohlenstoff und Kohlendioxid und fein verteilter Kohlenstoff scheidet sich ab (BoudouardGleichgewicht); dieser bewirkt zu einem kleineren Teil eine direkte Reduktion des Eisenoxids, und zum Teil löst er sich im flüssigen Eisen. Das flüssige Eisen sammelt sich am Boden des Hochofens. Die Schlacke, die sich aus dem Kalk und der Gangart gebildet hat, schwimmt flüssig auf dem Eisen und schützt dieses vor Oxidation durch den Wind. Schlacke und Eisen werden von Zeit zu Zeit ,,abgestochen‘‘. Das oben entweichende ,,Gichtgas‘‘ enthält Kohlenmonoxid und wird als Brennstoff zum Vorheizen des Windes verwendet. Das Roheisen aus dem Hochofen enthält bis zu 4 % Kohlenstoff, 2 % Silicium, etwas Phosphor und Spuren Schwefel. Bei der Stahlherstellung (s. S. 490) werden diese Bestandteile entfernt oder ihre Konzentrationen auf gewünschte Werte eingestellt; außerdem werden andere Metalle zugesetzt. Ein bestimmter Kohlenstoff-Gehalt im Stahl ist erwünscht. Ein neueres Verfahren zur Gewinnung von Eisen ist das Direkt-Reduktions-Verfahren. Aus Erdgas wird durch ,,Reforming‘‘ ein Gemisch von Kohlenmonoxid und Wasserstoff erzeugt (vgl. S. 388), mit dem das Eisenoxid bei 600–1000 °C direkt zu einem festen Eisen-Schwamm reduziert wird. Bei der Reduktion von Oxiden der Metalle der 4. bis 7. Nebengruppe mit Kohlenstoff entstehen Carbide, die chemisch sehr resistent sind. Wenn diese Metalle als Legierungsbestandteile bei der Stahlherstellung verwendet werden, stört der Kohlenstoff-Anteil nicht. Zu Legierungszwecken werden ,,Ferrolegierungen‘‘ eingesetzt, die neben Kohlenstoff Eisen enthalten. Ferrochrom wird zum Beispiel direkt aus Chromeisenstein (Chromit, FeCr2O 4) durch Reduktion mit Koks hergestellt; es besteht zu etwa 70 % aus Cr, 4 bis 10 % C und 20% Fe. Zur Gewinnung der reinen Metalle Ti, Zr, Hf, V, Nb, Ta, Cr, Mo, W, Mn und Re ist die Reduktion mit Kohlenstoff wegen der Bildung von Metallcarbiden ungeeignet. Als Reduktionsmittel kommen unedle Metalle (Na, Mg, Ca, Al) zum Einsatz. Da diese Metalle selbst erst produziert werden müssen, sind die entsprechenden Verfahren kostspieliger als die Reduktion mit Kohlenstoff. Cr2O3 (s) + 2 AB (s) 2 Cr(B) + AB 2O3 (B) 3 Mn3O4 (s) + 8 AB (s) 9 Mn (B) + 4 AB 2O3 (B) Die Reduktion eines Oxids mit Aluminium wird Goldschmidt-, Thermitoder aluminothermisches Verfahren genannt. Aluminium ist ein sehr wirkungsvolles Reduktionsmittel für Oxide, da Aluminiumoxid eine sehr hohe Bildungsenthalpie hat. Die Reaktionen sind stark exotherm und führen zu den flüssigen Metallen. Vor allem Chrom und Mangan werden so produziert. Bei bestimmten Schweißverfahren wird flüssiges Eisen aus der Reaktion von Eisen(III)-oxid und Aluminium verwendet. Weitere Oxide, die mit unedlen Metallen reduziert werden, sind: BaO mit AB Ta2 O5 mit Na WO 3 mit AB V2 O 5 mit Ca oder AB MoO 3 mit AB ThO 2 mit Ca Für manche Metalle ist die Reduktion der Halogenide mit Natrium, Magnesium oder Calcium geeigneter. Zur Gewinnung von Titan nach dem Kroll-Prozess wird Titantetrachlorid aus Titandioxid, Kohle und Chlor her- aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 29.4 Metallurgie: Reduktion gestellt (vgl. Abschn. 24.5, S. 401). Titantetrachlorid ist flüssig und kann durch Destillation gereinigt werden. Reines Titantetrachlorid wird in flüssiges Natrium oder Magnesium bei etwa 700 °C unter einer Argon-Atmosphäre eingeleitet (das Argon verhindert die Oxidation des Produkts). Weitere Halogenide, die mit unedlen Metallen reduziert werden, sind: TiCB 4 (g) + 2 Mg(B) 487 Ti (s) + 2 MgCB 2 (B) LaCB3 ZrCB 4 K2TaF7 UF4 Mit unedlen Metallen können edlere Metalle auch aus wässriger Lösung abgeschieden werden. Die bei der Cyanidlaugerei erhaltenen Lösungen werden zur Reduktion des Silbers bzw. Goldes mit Zink behandelt. Nach dem gleichen Prinzip kann Silber auch aus den Fixierlösungen der photografischen Entwicklung zurückgewonnen werden; erschöpfte Fixierlösungen enthalten den Thiosulfato-Komplex [Ag (S2O 3) 2 ] 3 . 2 [Ag(CN)2] (aq) + Zn (s) 2 Ag (s) + [Zn(CN)4]2 (aq) Ein weiteres Reduktionsmittel zur Gewinnung von Metallen, die nicht durch Reduktion mit Kohlenstoff zugänglich sind, ist Wasserstoff. Germanium, Molybdän, Wolfram und Rhenium werden so aus den Oxiden bei hohen Temperaturen hergestellt. Die Metalle fallen dabei pulverförmig an. Germanium wird eingeschmolzen, Molybdän und Wolfram haben jedoch sehr hohe Schmelzpunkte; sie werden gepresst und gesintert (Zusammenbacken des Pulvers bei hoher Temperatur). Wasserstoff ist nicht als Reduktionsmittel für Metalle geeignet, die unerwünschte Hydride bilden. GeO2 (s) + 2 H2 (g) MoO3 (s) + 3 H2 (g) WO3 (s) + 3H2 (g) Ge (s) + 2 H2O (g) Mo (s) + 3 H2O (g) W (s) + 3 H2O (g) Unedle Metalle werden durch Elektrolyse geschmolzener Salze gewonnen. Natrium, Magnesium und andere Alkali- und Erdalkalimetalle scheiden sich bei der Elektrolyse von Schmelzen der Chloride ab. Die Elektrolyse von Natriumchlorid erfolgt in einer Downs-Zelle ( 29.7), deren Auslegung die Vermischung der Reaktionsprodukte Natrium und Chlor verhindert; flüssiges Natrium hat eine geringere Dichte als die NatriumchloridSchmelze und steigt durch ein Überlaufrohr auf. 29 29.7 Schematisches Diagramm einer Downs-Zelle für die Schmelzflusselektrolyse von Natriumchlorid Anode: 2 CB CB 2 (g) + 2e Kathode: e + Na Na(B) aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 488 29 Metalle 29.8 Schematisches Diagramm einer Elektrolysezelle für die AluminiumGewinnung Anode: C (s) + 2 O 2 CO 2 (g) + 4e Kathode: 3e + AB 3 AB (B) Die Schmelzflusselektrolyse zur Produktion von Aluminium wird mit gereinigtem Aluminiumoxid durchgeführt, das in geschmolzenem Kryolith (Na3[AlF 6 ]) bei 950 °C gelöst wird (Hall-Héroult-Prozess, 29.8). Als Kathode dient die Gefäßwand, die mit Kohle ausgekleidet ist. An der Anode scheidet sich naszierender Sauerstoff ab, der mit den Kohleelektroden reagiert. Die abbrennenden Anoden müssen nachgeführt und von Zeit zu Zeit erneuert werden. Die Verbrennungswärme der Anoden trägt zur Heizung der Schmelze bei. Das flüssige Aluminium scheidet sich am Boden der Zelle ab, wo es vor Oxidation durch Luft geschützt ist und von Zeit zu Zeit abgesaugt wird. 29.9 Elektrolysezellen zur Produktion von Zink. Kathoden werden mit einem Kran aus dem Bad gezogen. Werkfoto Lurgi GmbH einer Anlage der RuhrZink GmbH Anode: 2 H2O O2 (g) + 4 H (aq) + 4e Kathode: 2e + Zn2 (aq) Zn (s) aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 29.5 Metallurgie: Raffination 489 Manche Metalle lassen sich auch aus wässriger Lösung elektrolytisch abscheiden. Sehr reines Zink wird durch Elektrolyse von Zinksulfat-Lösungen hergestellt ( 29.9). Trotz des höheren Normalpotenzials wird bei Verwendung reiner Lösungen kein Wasserstoff abgeschieden, weil dessen Abscheidung an Zink eine hohe Überspannung erfordert. Das Zinksulfat wird aus Zinkoxid und Schwefelsäure, das Zinkoxid durch Rösten des Sulfids erhalten. Die Schwefelsäure wird aus dem Schwefeldioxid gewonnen, das beim Röstprozess frei wird. Aus wässrigen Lösungen werden auch Chrom, Cobalt, Kupfer, Cadmium, Gallium, Indium und Thallium elektrolytisch hergestellt. Elektrolytisch abgeschiedene Metalle erfordern in der Regel keine weitere Reinigung. 29.5 Metallurgie: Raffination Nach ihrer Reduktion enthalten die meisten Metalle noch störende Verunreinigungen; deren Entfernung nennt man Raffination. Raffinationsverfahren sind von Metall zu Metall sehr verschieden, und für ein bestimmtes Metall hängt das Verfahren von der beabsichtigten Anwendung des Produkts ab. Außer der Entfernung von Begleitstoffen, die sich nachteilig auf die Eigenschaften des Metalls auswirken, kann der Raffinationsprozess den Zusatz bestimmter Stoffe beinhalten, um bestimmte Eigenschaften zu erzielen. Manche Raffinationsverfahren sind so ausgelegt, dass wertvolle Begleitstoffe wie Gold, Silber oder Platin mitgewonnen werden. Rohzinn, -blei und -bismut werden durch Seigern gereinigt. Dazu werden Barren des unreinen Materials auf das obere Ende einer schiefen Ebene gebracht, die auf einer Temperatur knapp über dem Schmelzpunkt des Metalls gehalten wird. Das Metall schmilzt und fließt unter Zurücklassung der Verunreinigungen ab. Metalle mit relativ niedrigen Siedepunkten wie Zink und Quecksilber werden durch Destillation gereinigt. Das Parkes-Verfahren zum Reinigen von Blei (,,Parkesieren‘‘) ist gleichzeitig ein Verfahren zur Silber-Gewinnung, das im Rohblei zu etwa 1 % enthalten ist. Dem geschmolzenen Blei werden 1–2 % Zink zugesetzt. Silber ist in flüssigem Zink besser löslich als in Blei; Zink und Blei sind nicht mischbar. Das Silber reichert sich deshalb im Zink an, das auf dem Blei schwimmt. Beim Abkühlen erstarrt zuerst das Zink und wird abgetrennt. Das Silber wird isoliert, indem die Silber-Zink-Legierung wieder geschmolzen und das Zink abdestilliert wird; es wird dann erneut eingesetzt. Beim van-Arkel-de-Boer-Verfahren wird die unterschiedliche Lage eines chemischen Gleichgewichts in Abhängigkeit der Temperatur ausgenutzt. Das Verfahren dient zur Reinigung von Titan, Zirconium und Hafnium. Unreines Zirconium wird mit einer kleinen Menge Iod in einem geschlossenen, evakuierten Gefäß auf 200 °C gehalten, wobei sich gasförmiges Zirconiumtetraiodid bildet. An einem Glühdraht, der auf 1300 °C geheizt wird, zersetzt sich das Zirconiumtetraiodid wieder und reines Zirconium scheidet sich auf dem Draht ab. Das freigesetzte Iod kehrt in den Prozess zurück. Das Verfahren ist kostspielig und dient nur zur Herstellung sehr reiner Metalle für spezielle Anwendungen. Das van-Arkel-de-Boer-Verfahren ist ein Beispiel für eine chemische Transportreaktion. Das Metall wird durch das Iod von einem Teil des Ge- 29 Zr (s) + 2 A 2 (g) d 200°Cb 1300°C aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG ZrA 4 (g) 490 29 Metalle Ni (s) + 4 CO (g) d 80°Cb 180 °C Ni(CO)4 (g) fäßes zu einem anderen transportiert. Transportreaktionen sind immer dann durchführbar, wenn sich die Lage eines chemischen Gleichgewichts bei zwei verschiedenen Temperaturen unterscheidet und wenn das Transportmittel (Iod) und alle Verbindungen auf der rechten Seite der Reaktionsgleichung gasförmig sind. Ein anderes Beispiel für eine chemische Transportreaktion ist das Mond-Verfahren zur Reinigung von Nickel. Nickel reagiert bei 80 °C mit Kohlenmonoxid zu gasförmigem Tetracarbonylnickel, Ni(CO)4, das an einem anderen Ort bei 180 °C wieder zersetzt wird; das Kohlenmonoxid kehrt in den Prozess zurück. Hohe Reinheiten werden bei Metallen auch durch das Zonenschmelzen erzielt. Um einen Stab des unreinen Metalls wird eine ringförmige Heizvorrichtung angeordnet ( 29.10). Die Heizvorrichtung, die langsam an dem Stab entlang geführt wird, schmilzt eine Zone des Stabs auf. Dort wo die flüssige Zone aus der Heizzone austritt, kristallisiert das reine Metall. Verunreinigungen bleiben in der geschmolzenen Zone gelöst und wandern mit der Heizvorrichtung bis zum Ende des Stabes, das dann abgesägt und verworfen wird. Ein Stab kann wiederholte Male dem Vorgang unterworfen werden. Hochreines Silicium und Germanium für Halbleiterzwecke werden nach diesem Verfahren hergestellt (Abschn. 28.3, S. 463). 29.10 Schematisches Diagramm des Zonenschmelzverfahrens Anode: Cu(s) Cu2 (aq) + 2e 2 Kathode: 2e + Cu (aq) Cu (s) CaO (s) + SiO2 (s) CaSiO3 (B) Schlacke Die elektrolytische Raffination dient zur Reinigung einer Reihe von Metallen wie Chrom, Nickel, Kupfer, Silber, Gold, Zink und Blei. Platten des unreinen Metalls werden als Anode benutzt und als Elektrolyt wird die Lösung eines Salzes des betreffenden Metalls verwendet. Das reine Metall scheidet sich an der Kathode ab (vgl. Abschn. 22.3; 22.3, S. 361). Zur Raffination von Kupfer wird Kupfer(II)-sulfat als Elektrolyt eingesetzt. Die unedleren Metalle in der Kupfer-Anode, zum Beispiel Eisen, werden oxidiert und gehen als Ionen in die Lösung, werden aber an der Kathode nicht abgeschieden; sie verbleiben in der Lösung. Edlere Metalle wie Silber, Gold und Platin werden nicht oxidiert. In dem Maße, wie die Kupfer-Anode in Lösung geht, setzen sie sich als ,,Anodenschlamm‘‘ am Boden der Zelle ab und werden daraus isoliert. Die Raffination von Roheisen zu Stahl erfolgt nach zwei bedeutenden Verfahren. Die Hauptverunreinigungen im Roheisen sind Kohlenstoff, Silicium, Phosphor und Schwefel. Diese Verunreinigungen werden bei der Raffination oxidiert. Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Schwefeldioxid entweichen als Gase und die Oxide von Silicium und Phosphor werden mit Calciumoxid verschlackt. Das Calciumoxid entsteht aus Kalkstein (CaCO 3), der als Zuschlag zugesetzt wird. Die Hauptmenge des Stahls wird nach dem Sauerstoff-Blasverfahren erzeugt (Linz-Donauwitz-Verfahren). Flüssiges Roheisen, Eisenschrott und gemahlenes Calciumcarbonat werden in einen Konverter eingebracht. Die Verunreinigungen werden mit reinem Sauerstoff oxidiert, der unter einem Druck von 10 bis 12 bar auf die Oberfläche durch eine ,,Sauerstofflanze‘‘ geblasen wird. Der Sauerstoffstrom und die Verbrennungsgase sorgen für die Durchmischung. Die Reaktionen laufen schnell und stark exotherm ab, so dass keine zusätzliche Heizung erforderlich ist, um die Beschickung flüssig zu halten. Der Prozess dauert etwa 20 bis 50 Minuten und liefert ein hochwertiges Produkt. Beim Elektrostahlverfahren wird das Roheisen mit einem elektrischen Lichtbogen zwischen Graphitelektroden auf 3000 °C gebracht. Der oxidi- aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 29.6 Die Alkalimetalle 491 sche Sauerstoffanteil aus zugesetztem Eisenschrott verbindet sich mit den Verunreinigungen. Dann werden Legierungsmetalle zugesetzt (z. B. Ti, V, Cr, Mo, W, Mn, Ni). Der Prozess liefert ein hochwertiges, Elektrostahl genanntes Produkt. Die Hauptmenge der Produktion (ca. 80 %) sind nicht legierte Stähle, deren Kohlenstoffgehalt die Eigenschaften bestimmt. Mit geringem C-Gehalt (< 0,25 %) ist der Stahl gut verformbar und wird zu Blechen oder Drähten verarbeitet. Aus härteren Stählen mit 0,25–0,7 % C werden Eisenbahnschienen, Baustahl u. ä. hergestellt. Sehr harte Stähle (0,7–1,5 % C) eignen sich für Federn. Legierte Stähle dienen besonderen Zwecken (z. B. Werkzeug, Achslager). Rostfreier V2A-Stahl enthält ca. 18 % Chrom und 8 % Nickel. 29.6 Die Alkalimetalle Die Alkalimetalle sind die Elemente der 1. Hauptgruppe (Gruppe 1) des Periodensystems. Sie sind die reaktionsfähigsten aller Metalle und kommen dementsprechend nicht gediegen vor. Sie können alle durch Schmelzflusselektrolyse trockener Salze gewonnen werden. Das Element Francium (Z = 87) entsteht bei bestimmten natürlichen radioaktiven Zerfallsprozessen. Alle Francium-Isotope sind radioaktiv mit kurzen Halbwertszeiten, das Element ist extrem selten. Mit Ausnahme von Cäsium, das einen leichten goldenen Schimmer hat, sind die Alkalimetalle silberglänzende Metalle. Sie sind relativ weich und können mit einem Messer geschnitten werden, und sie haben niedrige Schmelz- und Siedepunkte ( 29.3). Härte, Schmelz- und Siedepunkt nehmen mit zunehmender Ordnungszahl ab. Die Metalle sind gute elektrische Leiter und Wärmeleiter. Ihre Dichten sind gering, wie ein Vergleich der Zahlen in 29.3 mit den Werten für die 1. Periode der Übergangsmetalle zeigt (2,5 g/cm3 für 21Sc bis 8,9 g/cm3 für 29 Cu). Bei Lichteinstrahlung emittieren die Alkalimetalle Elektronen (photoelektrischer Effekt). Cäsium, das die geringste Ionisierungsenergie hat und deshalb am leichtesten Elektronen abgibt, wird zur Herstellung von Photozellen verwendet, die Lichtsignale in elektrische Signale umwandeln. 29.3 Einige Eigenschaften der Alkalimetalle Lithium Natrium Schmelzpunkt /°C 179 97,5 Siedepunkt /°C 1336 880 Dichte /(g · cm 3) 0,53 0,97 Atomradiusa /pm 152 186 Ionenradius M /pm 76 102 Ionisierungsenergie /(kJ mol 1) erste 520 496 zweite 7296 4563 Normalpotenzial /V M M −3,05 −2,71 a Kalium 63,7 760 0,86 227 138 419 3069 − 2,93 Rubidium Cäsium 39,0 686 1,53 248 152 403 2640 −2,93 28,5 670 1,90 265 167 376 2258 − 2,92 Im Metall aus: Mortimer, Müller, Chemie (ISBN 9783134843101) © 2010 Georg Thieme Verlag KG 29