Ostermontag, 21. April 2014 ||Wir bezeugen: Er ist wahrhaftig auferstanden! || Th.Enzner *** Apostelgeschichte 10, 34 -43: Die Predigt des Petrus bei Kornelius 34 Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; 35 sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm. 36 Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alle. 37 Ihr wisst, was in ganz Judäa geschehen ist, angefangen von Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte, 38 wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit Heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm. 39 Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat im jüdischen Land und in Jerusalem. Den haben sie an das Holz gehängt und getötet. 40 Den hat Gott auferweckt am dritten Tag und hat ihn erscheinen lassen, 41 nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden war von den Toten. 42 Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten. 43 Von diesem bezeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen. *** Predigtgedanken: Gott offenbart sich jenseits unserer Vorstellungen / ‚Ich bin Zeuge!‘ / Öffne uns die Augen *** Liebe Gemeinde, in einem Buch mit dem Titel ‚Ungewaschene Gebete‘ steht ein Gebet mit der Überschrift ‚Bedenken des Maulwurfs‘. Es lautet: „Der du im Licht sollst wohnen, Gott, offen gestanden: Im Dunkeln fühle ich mich wohler, grabe die Stollen, fresse, was mir ins Maul kommt, fürchte mich vor dem Fuchs, vor Jagdhund und Igel, zeuge die Jungen, halte das Nest ihnen warm, höre jedoch mit Staunen, dass jenseits des Ackers dein Plan nicht endet, höre, dass dort eine Stadt wächst mit Brücken, Autos, Häusern und Menschen, dahinter noch tausend, tausend Städte und Länder – Gott, wäre das denkbar? Sollte es wirklich so sein, dass leckere Speise, anders als Engerlinge, es gäbe, Berge, höher als Maulwurfshügel, Gott, und am Ende dich selbst? Ganz unter uns, Gott, verzeih mir, das glaube ich nicht.“ Ein ungewaschenes Gebet – so hört sich das wirklich an. Ungewaschen und ungekämmt. Gegen den Strich gebürstet. Gott, soll es das alles geben: Städte, viele Städte, Äcker..? Soll es das geben: Auferstehung, letztes Gericht, Vergebung, eine neue Welt bei Gott? „Ganz unter uns, Gott, verzeih mir, das glaube ich nicht“ Ist das nicht typisch für uns? Wie selbstverständlich rufen wir Gott an, - Gott ist in aller Munde – bis hin zum ‚Gott sei Dank!‘ und ‚Ogottogottogott‘ – aber das Wunder der Auferstehung? Gott, das glaubst du doch selber nicht! Wir reden so selbstverständlich von Gott und zweifeln doch im nächsten Moment an seiner Macht über den Tod! Unser Denken von Gott gleicht der Maulwurfs-Theologie: „Das kann doch nicht wahr sein. Da lachen uns doch die Leute aus. Auferstehung – noch keiner ist zurückgekommen! Das mit der Schöpfung geht ja klar, schließlich sind die Kinder tatsächlich so etwas wie ein Wunder. Das mit den Geboten geht auch klar, man muss klare Werte haben. Das mit Jesus geht auch klar, seine Worte sind schlagfertig, machen nachdenklich, sie decken auf. Aber, das mit der Auferstehung Jesu geht nicht klar! Da gab’s doch schon von Anfang an Streit übers leere Grab: Die einen halten Jesu Leichnam für gestohlen. Die andern halten die ersten Erscheinungen für die Phantasie überspannter Frauen. Noch heute gibt es allerlei Bücher für die verschiedensten Deutungen. Nicht mal die Theologen sind sich einig!“ Halt, würde da Petrus ins Wort fallen: „So geht es nicht! Ich habe mit ihm gegessen und getrunken (V.41).. Ich kann das noch genau erzählen: Zuerst erkannten wir den Auferstandenen nicht, dort am See Tiberias, am See Genezareth – aber auf sein Geheiß warfen wir die Netze aus und fingen sehr viele Fische. Dann lud er uns zum Essen ein (Joh. 21). Und uns war plötzlich klar: Es ist der Herr! Er ist es wirklich! Und hinterher fragte mich Jesus: Hast du mich lieb? Ganz eindringlich. Gleich dreimal diese Frage. Ich war völlig verwirrt, denn ich hatte ihn ja schließlich beim Prozess im Stich gelassen. Das war die Sache mit dem Hahnenschrei. Noch heute schmerzt es mich, wie ich das tun konnte! Ich merkte bei diesen Fragen, dass ich Jesus nichts vormachen konnte. Er kennt mich durch und durch und doch hatte er keinen Vorwurf an mich. Er hat mich sogar beauftragt. Er sage: Weide meine Schafe! Also: Sorge für die Gläubigen...“ Liebe Gemeinde, das würde Petrus sagen – gegen alle Maulwurfbedenken. „Ich habe mit ihm gegessen und getrunken! Ich bin Zeuge. Jesus ist wirklich auferstanden und mir begegnet. Und ich hab es immer wieder gesagt, - auch damals bei der Predigt im Haus des Kornelius!“ Wenn einmal die Maulwurfsideologie bröckelt, die da heißt: ‚Ich glaube nur, was ich sehe oder buddeln und greifen kann‘,- dann wird man nachdenklich. Man merkt bei diesem Petrus: er hat sich tatsächlich verändert. Man muss es ihm sein Zeugnis abnehmen. - Zunächst war er bei den Jüngern immer vorneweg, er hatte eine große Klappe. - Dann war er so klein mit Hut – als Jesus abgeführt wurde, da war er der Feigling, der sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen hätte. - Und jetzt ist sein Eifer weg, das Drängende, das Hochfahrende, - er ist ein verwandelter Mensch, nicht mehr der Jünger, der mit dem Kopf durch die Wand wollte, nicht mehr der, der sich rechtfertigen wollte. Petrus ist ein anderer Mensch geworden. „Ja, würde da der Apostel bestätigen. Wirklich, ich habe bei Jesus eine Lektion gelernt. Ich habe gelernt, dass ich meine Fehler Gott zeigen kann, da ist nichts Schlimmes dran, da ist sogar viel Gutes dran. Denn Gott deckt zwar auf, aber er deckt dann auch wieder mit Liebe zu. Gott ist mein Richter, vor dem ich nichts verbergen kann, aber auch mein Retter und Helfer. Das ist die eine Lektion, die ich bei Jesus gelernt habe. Früher wollte ich immer stark sein, immer alles selber machen. ich wollte zupacken, das war ich auch als Fischer gewohnt. Aber jetzt weiß ich, jemand anderes will zupacken. Der Auferstandene selbst. Er sagt mir auch, wo es lang geht…“ „Der hat mir noch eine zweite Lektion beigebracht“ – würde er fortfahren, dieser Petrus. „Das ist die Sache mit dem Hauptmann Kornelius. Wieder so eine besondere Führung: Ich hatte eine Vision von einem Leinentuch, angefüllt mit unreinen, ekligen Tieren. Alles für uns Juden untragbar: Vögel, Kröten, Eidechsen, Lurche, Krabbeltiere.. Und dann sagte da eine Stimme – das muss Gott gewesen sein – so etwas wie: Guten Appetit! – Nein, danke, nur das nicht!, dachte ich. Aber die Stimme sagte: Was ich für rein erklärt habe, das erkläre nicht für unrein!‘ Während ich noch am Grübeln war, kamen Leute, von dem angesehenen Kornelius geschickt, die fragten nach mir: Ich solle kommen, sie würden mich zu ihm hinbringen. Ja, schön und gut, - Zeuge sein und verkündigen, kein Problem. Die Sache hatte nur einen Haken: Kornelius war Nichtjude, Römer, also Heide, - also unrein. Da schoss es mir plötzlich durch den Kopf, was die Stimme sagte: ‚Was ich für rein erklärt habe, das erkläre du nicht für unrein!‘ - Da war alles klar, ich habe die Lektion begriffen: Gott will die Grenzen sprengen. Gott handelt auch jenseits unserer Vorstellungen. Er will über unseren Horizont hinaus handeln, bei den Heiden, den andern Völkern. Die ganze Welt soll es hören, was Gott kann und durch Jesus gezeigt hat. Darum sollen alle die gute Nachricht von der Rettung hören: Jesus ist gekommen, unsre Schuld zu bereinigen, zu vergeben. Wir dürfen ihm vertrauen, dass er unser Leben zum guten Ende führt. Wer ihn als Retter annimmt, der braucht sich vor dem Richtergott nicht zu fürchten. Wer dem Auferstandenen glaubt, der wird ihm begegnen. Davon bin ich überzeugt, denn ich habe schließlich mit ihm gegessen und getrunken!“ Nun, liebe Gemeinde, verlassen wir unser Gespräch mit dem Apostel und hören, wie es nach seiner Predigt bei Kornelius weiterging: Die Menschen waren angerührt durch den Heiligen Geist – und Petrus sagte dann: Wer könnte ihnen jetzt noch die Taufe verweigern, wo sie genau wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?“ Und er ließ alle, die im Hause des Kornelius versammelt waren, auf den Namen Jesu Christi taufen (V.47f) Auch wir, die wir getauft sind, sind berufen zu einem Leben, das die Macht Gottes bezeugt. Berufen zum Zeugendienst für diesen auferstandenen Jesus. Liebe Gemeinde, sind wir solche Zeugen für diesen Gott, der Jesus erweckt hat? Wo hat uns Gott angerührt und uns über unsre Vorgaben und Festlegungen und über Wissen und Verstehen geführt – uns an die Hand genommen in ein neues Land, das wir dann staunend und glücklich betreten haben? Wo haben wir mit dem Auferstandenen ‚gegessen und getrunken‘, also seine Nähe offensichtlich erlebt? Der Osterjubel darf nicht bei uns enden. Er soll weitergegeben werden. Im Verkehrsrecht gibt es die Pflicht zum Zeugendienst damit die Wahrheit ans Licht kommt! In geistlichen Dingen ist es ähnlich: die Wahrheit soll ans Licht kommen. Darum sind wir zum Zeugendienst berufen. Wir sollen unsre Stimme erheben, nicht schweigen, wenn es soweit ist. Wir sollen dankbar das bekennen, wo wir Gottes große Macht erlebt haben. Und wir sollen immer wieder unsern Glauben an den Ostergeschichten schärfen, damit wir helle, geöffnete Augen bekommen, - und wir diesen Auferstandenen erkennen, wenn er in unserem Alltag handelt. In Frankreich gibt es in einer bestimmten Gegend einen alten Brauch. Wenn am Morgen des Ostersonntags zum erstenmal die Glocken läuten, laufen Kinder und Erwachsene an den Dorfbrunnen und waschen sich die Augen mit dem kühlen, klaren Brunnenwasser. Diese Sitte ist der Niederschlag einer tiefen Frömmigkeit. Wir müssen immer wieder die Augen waschen und reinigen, damit wir das Osterwunder verstehen. Und wir müssen auch Gottes guten Geist bitten, dass er uns im rechten Augenblick die Augen öffnet – wie es z.B. bei den Emmaus-Jüngern war. In dem Moment, als sie mit diesem fremden Menschen gegessen haben, der sie so berührt hatte, da heißt es: ‚Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn! (Lukas 24,31) Beides gehört zusammen, dass wir unsre Augen ‚waschen‘ und dass wir Gott darum bitten, uns die Augen zu öffnen. Liebe Gemeinde, ein Maulwurf kann von sich aus nicht das Tageslicht und all die Schönheiten unserer Welt zu begreifen, er braucht andere Augen, um die weite und große Wirklichkeit um ihn herum nur annähernd verstehen zu können. Wenn Gott uns die Augen öffnet, dann werden wir uns freuen und vielleicht beten: „Gott, unter uns gesagt, wie war ich nur so beschränkt, dass ich dir nichts zutraute. Ich danke dir, dass du Macht über den Tod hast, dass du mir deine ewige Welt zeigst, und dass du auch mich einmal auferwecken wirst!“ Amen.