KRANKHEITSKONZEPTE Krankheitskonzepte: - Genetisch bedingte Krankheiten - Gestörte pränatale Entwicklung - Infektionskrankheiten - Gestörte Immunreaktionen - Arteriosklerose - Tumoren Krankheitskonzepte: - Genetisch bedingte Krankheiten - Gestörte pränatale Entwicklung - Infektionskrankheiten - Gestörte Immunreaktionen - Arteriosklerose - Tumoren KRANKHEITSKONZEPTE 4 Genetisch bedingte Krankheiten: Inhalt » Hintergrund Genetik » Historische Aspekte » Molekulargenetik » Chromosomenaberrationen » Numerisch » Strukturell » Monogene Vererbung » Multifaktoriell bedingte Krankheiten KRANKHEITSKONZEPTE 5 Hintergrund: Genetik » Genetik: Vererbungslehre, Teilgebiet der » » Biologie, Weitergabe von Erbanlagen (Gene) an die nächste Generation Gregor Mendel, 19. Jh. Im Klostergarten Kreuzungsexperimente mit Erbsen und Auswertung KRANKHEITSKONZEPTE 6 Hintergrund: Genetik » Steudel Anfang 20. Jh.: „Nukleinsäure relativ einfach » » » gebauter Körper und keine anspruchsvolle Funktion…“ Lehrmeinung bis in die 1930er Jahre! Doppelhelixmodell der DNA, Watson, Crick, 1953, Nobelpreis Molekulargenetik – molekularen Grundlagen der Vererbung KRANKHEITSKONZEPTE 7 Hintergrund: Genetik » DNA: DesoxyriboNucleic Acid, » CREATIVE COMMONS KRANKHEITSKONZEPTE 8 » Desoxyribonukleinsäure Zellkern enthält die DNA, Genom, Erbgut, Erbinformation Replikation: Verdoppelung der Erbinformation bei der Zellteilung » Proteinbiosynthese » » KRANKHEITSKONZEPTE 10 » (Genexpression): Basenfolge: Genetischer Code, 1 Basentriplet = 1 Aminosäure (s. nächste Folien) Gen: Abschnitt auf der DNA, der die Information für z. B. ein Protein enthält Abb. aus Taschenatlas Physiologie, Thieme, eigene Kennzeichnung CREATIVE COMMONS KRANKHEITSKONZEPTE 9 Hintergrund: Genetik CREATIVE COMMONS KRANKHEITSKONZEPTE 11 KRANKHEITSKONZEPTE 12 Hintergrund: Genetik » Chromosomen: Von griechisch „chroma“ = Farbe und » » » „soma“ = Körper Makromolekülkomplexe aus DNA und Proteinen, „Verpackung“ Bekannte X-ähnliche Darstellung nur in einer kurzen Phase der Zellteilung, „kondensierter Zustand“ Zwischen den Zellteilungen sind die C. in einem „entspannten“, „dekondensierten“ Zustand => DNA kann abgelesen und dupliziert werden KRANKHEITSKONZEPTE 13 Hintergrund: Genetik » In jeder menschlichen Körperzelle befinden sich 46 Chromosomen » 23 Chromosomenpaare » 22 autosomale Chromosomenpaare » 1 gonosomales Chromosomenpaar (XX oder XY) » Karyogramm KRANKHEITSKONZEPTE 14 Chromosomenaberrationen » Physiologisch wird bei der Bildung von Keimzellen der diploide » » » » » Chromosomensatz halbiert (sonst Verdoppelung von Generation zu Generation!), s. Meiose (Reduktionsteilung) vs. Mitose (Zellteilung) Meiose: Diploider Chromosomensatz => haploider C. Befruchtung: 2 mal haploider C. wird zu einem diploider C. Bei der Bildung von Keimzellen (Eizellen oder Samenzellen) kann es zu Chromosomenaberrationen kommen, „Non-Disjunction“ Untersuchung im Rahmen der pränatalen Diagnostik möglich: Fruchtwasseruntersuchung, Amniozentese Numerische oder strukturelle Chromosomenaberrationen KRANKHEITSKONZEPTE 16 KRANKHEITSKONZEPTE 15 Numerische Chromosomenaberrationen » Karyogramm aus Allgemeine Krankheitslehre und Innere Medizin für Physiotherapeuten, Thieme KRANKHEITSKONZEPTE 17 Tab. aus „Allg. Krankheitslehre (…), Thieme, gekürzt, markiert KRANKHEITSKONZEPTE 18 Strukturelle Chromosomenaberationen » Translokationen: Ganze C. oder Teile davon sind auf andere C. verlagert » Balancierte T.: Menge der gen. Information ist regelrecht » Unbalancierte T. (…) » Fragiles X-Syndrom: X-C. ist „brüchig“ => Mädchen habe ein weiteres X-C., » Jungen nicht => nur Jungen symptomatisch Mikrodeletionssyndrome: Es fehlen Chromosomenabschnitte, z. B. Di-GoergeSyndrom: Defekt auf C. 22 => Thymus fehlt => defekte T-Lymphozyten (Prägung im Thymus!) => Abwehrschwäche u. a. KRANKHEITSKONZEPTE 19 Monogene Vererbung » » » Mutation eines ganz bestimmten Gens und Vererbung strikt nach den Mendel Gesetzen Wichtige Begriffe für die Beschreibung von Erbgängen: » Homologe Chromosomen: Jedes C. liegt in der Zelle doppelt vor, „eine mütterliche und eine väterliche Variante“ » Homozygot: Träger 2er gleicher Gene an einem Genort (2er homologer C.) » Heterozygot: Träger 2er verschiedener Gene an einem Genort (2er homologer C.) » Dominant: Information muss nur auf einem Gen vorliegen um sich zu manifestieren » Rezessiv: Information muss nur auf beiden Genen vorliegen um sich zu manifestieren => Verschiedene Erbgänge mit Beispielen KRANKHEITSKONZEPTE 20 Autosomal dominanter Erbgang » Ein mutiertes Gen auf einem Autosom führt zur » » » » » Manifestation der Erkrankung Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre (…), Thieme Paare bei denen ein Partner heterozygot erkrankt (Kg) und der andere gesund (gg) ist holen oft humangenetischen Rat ein Erkrankungsrisiko 50% Bsp.: Familiäre adenomatöse Polyposis (FAP), s. SKL Auch Chorea huntington und Formen der Osteogenesis imperfecta KRANKHEITSKONZEPTE 21 Osteogenesis imperfecta KRANKHEITSKONZEPTE 22 Weitere Erbgänge » Autosomal rezessiver Erbgang: Die Veränderung eines Gens muss auf beiden » » Chromosomen vorhanden sein damit sich die Krankheit klinisch manifestiert » Bestimmte Stoffwechselerkrankungen werden autosomal rezessiv vererbt, z. B. Mukoviszidose und Phenylketonurie => SKL X-chromosomal rezessiver Erbgang: Mutation auf dem X-Chromosom => Manifestation beim Mann » Z. B. Hämophilie A und B, Duchenne-Muskeldystrophie, Rot-Grün-Blindheit => SKL X-chromosomal dominanter Erbgang: Rarität KRANKHEITSKONZEPTE 23 Multifaktoriell bedingte Erkrankungen » Treten „familiär gehäuft“ auf » Zusammenwirken von genetischer Veranlagung (mehrere Gene!) UND » » Umweltfaktoren Körperliche Merkmale: Größe, Gewicht, Haarfarbe, Intelligenz (…) Zahlreiche Krankheiten: » Adipositas, Diabetes, Hypertonie » Atopie » Schizophrenie » (…) KRANKHEITSKONZEPTE 24 Zusammenfassung gen. bedingte Krankheiten » Differenzierung von Chromosomenaberrationen mit jeweils 1 Beispiel » Bsp. für eine monogene Vererbung » 3 Beispiele für multifaktoriell bedingte Krankheiten ?! Krankheitskonzepte: - Genetisch bedingte Krankheiten - Gestörte pränatale Entwicklung - Infektionskrankheiten - Gestörte Immunreaktionen - Arteriosklerose - Tumoren KRANKHEITSKONZEPTE 26 Die gesunde Entwicklung » 40 Schwangerschaftswochen (SSW) » 280 Tage (+/- 10 Tage) » 9 Kalendermonate bzw. 10 Lunarmonate (mit je 28 Tagen) » Vereinfachte Übersicht: » 1. Trimenon: Embryonalphase mit Organogenese » 2. Trimenon: Fetalphase mit Wachstum und Differenzierung » 3. Trimenon: Fetalphase mit Wachstum und Differenzierung KRANKHEITSKONZEPTE 27 » Die normale » » » Entwicklung! Das Herz ist ab der 4. Woche (p.c.) im US darstellbar! Besonders empfindliche Perioden Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre (…), Thieme, eigene Markierungen KRANKHEITSKONZEPTE 28 Teratogene Noxen » Schädigende Einflüsse von außen » Teratogen = Fehlbildungen hervorrufend » Physikalische Noxen: Strahlung, z. B. Röntgenstrahlung » Chemische Noxen: Alkohol, Nikotin, Medikamente (z. B. Contergan, s. u.) » Mütterliche Infektionen: Mögliche Übertragungswege (je nach Infektion): » » Diaplazentar, bei der Geburt, beim Stillen Die wichtigsten pränatalen Infektionskrankheiten: Röteln, Zytomegalie, Toxoplasmose, Syphilis, Hepatitis B, HIV => Innere Med./ Gyn. Auch: Diabetes mellitus und Blutgruppenunverträglichkeit KRANKHEITSKONZEPTE 29 „Alles-Oder-Nichts-Prinzip“ » Gilt vor der Einnistung, also in » den ersten beiden SSW* Teratogene Noxen führen entweder zu einem Frühabort oder wirken sich nicht aus und die gesunde Entwicklung setzt sich fort * KRANKHEITSKONZEPTE 30 Embryopathien » Phase der Organogenese (s. o.)! » Lokalisation und Ausprägung der Schädigung sind abhängig von » Art der teratogenen Noxe » Intensität der t. N. » Zeit der Einwirkung » Beispiele: Contergan und Alkohol » Contergan-Embryopathie: Massive » » Gliedmaßen- Fehlbildungen nach Einnahme von Contergan während der Schwangerschaft Contergan (Thalidomid), Ende der 1950er Jahre als Beruhigungs- und Schlafmittel für Schwangere Zeitraum zwischen 1958 und 1963 KRANKHEITSKONZEPTE 32 Die Contergan-Katastrophe » Zunächst keine Reaktion des Herstellers » 1961 lagen 1600 Warnungen über Fehlbildungen bei Neugeborenen » » » vor! Nach einem Zeitungsartikel in der Welt am Sonntag vom 26. November 1961 wurde Contergan am darauffolgenden Tag aus dem Handel gezogen Der Prozess und die juristische Seite Auslöser für eine grundlegende Reform des Arzneimittelgesetzes Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre (…), Thieme KRANKHEITSKONZEPTE 31 Die Contergan-Katastrophe KRANKHEITSKONZEPTE 33 Die Contergan-Katastrophe » Das AMG 1976: Höchste Priorität Arzneimittelsicherheit, » Zulassungsverfahren mit Nachweis von Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit, klinische Prüfung als zwingende Voraussetzung für die Zulassung mit Schutzvorschriften für Patienten Heutiges AMG mit § 63 b: Inhaber der Zulassung muss jeden ihm bekannt gewordenen Verdachtsfall einer schwerwiegenden Nebenwirkung unverzüglich, spätestens innerhalb von 15 Tagen bei der Bundesoberbehörde anzeigen KRANKHEITSKONZEPTE 34 Embryofetales Alkoholsyndrom » Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre (…), » Thieme Charakteristische Veränderungen, niedriges Geburtsgewicht, verzögerte geistige und sensomotorische Entwicklung KRANKHEITSKONZEPTE 35 Zusammenfassung gestörte pränatale Entwicklung » 3 Phasen der Entwicklung » Bsp. für eine Embryopathie » Bsp. für eine Fetopathie ?! Krankheitskonzepte: - Genetisch bedingte Krankheiten - Gestörte pränatale Entwicklung - Infektionskrankheiten - Gestörte Immunreaktionen - Arteriosklerose - Tumoren KRANKHEITSKONZEPTE 37 Terminologie » Infektion und Infektionskrankheit werden im allg. Sprachgebrauch oft gleich » » » verwendet, aber: Infektion: Übertragung – Anheftung – Eindringen – Vermehrung von Mikroorganismen im Körper Infektionskrankheit: Symptome! Eine Infektion kann „klinisch stumm“ verlaufen oder sich zur Infektionskrankheit entwickeln. Das ist abhängig von der Abwehrlage des Infizierten (!) und Virulenz („Infektionskraft“ <=> Virulenzfaktoren) des Mikroorganismus KRANKHEITSKONZEPTE 38 Terminologie » Obligat pathogene Keime => bei jedem erstmals infizierten wird eine » » Infektionskrankheit ausgelöst, z. B. Hepatitisviren Fakultativ pathogene Keime => Infektionskrankheit insbesondere bei Immunschwäche (…) => opportunistische Infektionskrankheit, z. B. Enterokokken Nosokomiale Infektionskrankheit: Im Krankenhaus erworben, Hospitalinfektion, Krankenhausinfektion, z. B. MRSA KRANKHEITSKONZEPTE 39 Infektionskette: „Weg des Erregers…“ » Infektionsquelle » Übertragungsweg » Empfänger KRANKHEITSKONZEPTE 40 » Unterbrechung der » Infektionskette Abb. aus dem Deutschen Ärzteblatt KRANKHEITSKONZEPTE 41 Infektionsquellen » Exogene Infektionen » Belebte Infektionsquellen, Erregerreservoire: Menschen und Tiere » Unbelebte Infektionsquellen (Bsp.): Luft, Wasser, Nahrungsmittel, Geräte, » Textilien Endogene Infektionen » Können durch körpereigene Keime hervorgerufen werden, z. B. Harnwegsinfektionen durch Darmkeime, Herpes zoster durch endogene Reaktivierung » Exkurs ..\..\..\3) Module\Herpes zoster.ppt KRANKHEITSKONZEPTE 42 Tab. der wichtigsten Infektionswege Übertragung Übertragungsweg Begriff Beispiel Direkt Tröpfcheninfektion Aerogen Grippe Wasser und Nahrungsmittel Alimentär Salmonellose Kontakt- oder Schmierinfektion Fäkal-oral Salmonellose Blut Sperma Vaginalflüssigkeit Hämatogen Sperma Vaginalflüssigkeit HIV Indirekt Kontaminierte Hände von med. Personal Fast alles! Zwischenwirte Borreliose Unbelebte Infektionsquellen, z. B. Klimaanlagen, Luftvernebler Pneumonien KRANKHEITSKONZEPTE 43 „Eintrittspforten“ » Für eine Infektion/ Infektionskrankheit muss ein Keim in den Organismus eindringen, dich wichtigsten Eintrittspforten sind: » Verletzungen (auch kleinste) der Haut und Schleimhäute » Abb. Aus Sobotta Farbatlas Histologie, normale Epidermis » Intakte Schleimhaut » Insektenstiche » U. a. KRANKHEITSKONZEPTE 44 Ablauf einer Infektionskrankheit » Ansteckungsphase: Eindringen der Keime in den Organismus » Inkubationszeit: Zeit zwischen Ansteckung und ersten Symptomen, » » Vermehrung der Keime, bereits in der Inkubationszeit kann eine Ansteckungsgefahr vom Infizierten ausgehen Phase der Krankheit: Symptomatik abhängig vom der Art der Infektionskrankheit (also vom relevanten Mikroorganismus) UND der Abwehrlage des Patienten (Spektrum von Bagatellerkrankung bis letaler Infektionskrankheit) Immunität und damit Schutz vor einer erneuten Krankheit mit dem gleichen Erreger, je nach Infektionskrankheit, wird bei aktiven Impfungen genutzt KRANKHEITSKONZEPTE 45 Verbreitung einer Infektionskrankheit » Epidemie: Zeitlich und örtlich begrenzte Häufung einer Infektionskrankheit, z. » KRANKHEITSKONZEPTE 46 » B. Grippeepidemie Pandemie: Auftreten einer Infektionskrankheit lässt sich nicht örtlich begrenzen, länderübergreifende Verbreitung, Bsp. AIDS Endemie: Ein Erreger ist in einer Region weit verbreitet und ständig vorhanden, Bps. Malaria in Großteilen Afrikas, Teilen Südamerikas und Südostasiens KRANKHEITSKONZEPTE 47 Mikroorganismen » Bakterien » Viren » Pilze » Protozoen KRANKHEITSKONZEPTE 48 Bakterien » Größe ca. 0,3 bis 2 Mikrometer (vgl. Erythrozyt) » Prokaryont: » Erbinformation als „nackter DNA-Faden“ im Zytoplasma „Nukleoid“ » Zusätzliche ringförmige DNA-Strukturen „Plasmide“ (wichtig hinsichtlich » » » Virulenz und Resistenz!) Keine Zellorganellen wie Mitochondrien etc., Enzyme für den Stoffwechsel sind Bestandteil der Zellmembran Komplexe Zellhülle <=> Wirkung einiger Antiobiotika Besonderheiten, z. B. Kapsel (einige Bakterien), die vor Phagozytose schützt und somit einen Virulenzfaktor darstellt etc. KRANKHEITSKONZEPTE 49 Schematischer Aufbau von Bakterien, Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre (…), Thieme KRANKHEITSKONZEPTE 50 Bakterien: Klassifizierung » Kriterien: Äußere Form, Fähigkeit zur Sporenbildung und Sauerstoffbedarf » Äußere Form s. nächste Folie » Fähigkeit zur Sporenbildung: » Sporen sind Zellformen mit extrem reduziertem Stoffwechsel » „Überlebensformen“ bei widrigen Umständen, z. B. Nährstoffmangel » Resistent gegen Hitze, Kälte, Austrocknung » Können mehrere Jahrzehnte überdauern » Bei günstigen Bedingungen => vermehrungsfähige Form » Sauerstoffbedarf: Aerobe Bakterien (Sauerstoff für die Energiegewinnung nötig) vs. Anaerobe Bakterien KRANKHEITSKONZEPTE 51 Klassifikation von Bakterien nach äußerer Form Abb. Aus Allgemeine Krankheitslehre (…), Thieme KRANKHEITSKONZEPTE 52 Vermehrung von Bakterien » Ungeschlechtliche Vermehrung durch Teilung => Stamm, Klon » Vermehrungsgeschwindigkeit: Abhängig von Kulturmedium und » » » Bebrütungstemperatur Die meisten med. relevanten Bakterien haben ein Temperaturoptimum zwischen 36 und 43 Grad Celsius (!) Verdopplungszeit sehr variabel » Ca. 15 Min. bei Staphylococcus aureus » Ca. 20 Stunden bei Tuberkuloseerregern (Mycobacterium tuberculosis) Phasen, s. nächste Folie KRANKHEITSKONZEPTE 53 Vermehrungskurve von Bakterien, Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre (…), Thieme » Latenzphase: Anzahl bleibt » » » nahezu konstant: Enzymsynthese! Exp. Phase: Max. Vermehrung Stat. Phase: Wachstumsstillstand (Nährstoffmangel und Anhäufung von Stoffwechselprodukten) Absterbephase: Anzahl der Bakterien verringert sich KRANKHEITSKONZEPTE 54 Diagnostik: Material » Material für mikrobiologische Untersuchungen (Auswahl): » Körperflüssigkeiten: Blut, Urin, Liquor » Stuhl » Sekrete: Sputum » Abstriche: Wundabstrich » Sorgfältige und hygienische Entnahme (keine Verunreinigungen!) » Geeignete Lagerung und geeigneter Transport KRANKHEITSKONZEPTE 55 Diagnostik: Untersuchungsverfahren » » » Lichtmikroskop: Nativpräparat, gefärbt, ungefärbt » Abb. Bacillus subtilis (Bakterien!) » Hohen Hitzeresistenz der Sporen (s. o.) => Anwendung als Indikator bei entsprechenden Sterilisationsprozessen in Pharmazie, Medizin und Lebensmittelindustrie Bakterienkultur: Nährmedium, Brutschrank, Kolonien Antigennachweis, teilweise Schnelltests verfügbar KRANKHEITSKONZEPTE 56 Antibiogramm » Prüfung der Sensibilität von Bakterien » » » gegenüber Antibiotika Hemmen die im Test verwendeten Antibiotika das Wachstum der Bakterien? Hemmhoftest ist eine Methode zur Erstellung eines A. Untersuchungsergebnis ermöglicht gezielte antibiotische Therapie KRANKHEITSKONZEPTE 57 Therapie » Kausale Therapie einer bakteriellen Infektionskrankheit durch Antibiotikum, z. B. » Penicilline » Cephalosporine » Makrolide u. v. a. m KRANKHEITSKONZEPTE 58 Viren » Ein Viruspartikel wird als Virion bezeichnet » Größe zwischen 25 und 250 nm » Simpler Aufbau: » Nukleinsäure (DNA oder RNA) = Erbinformation » „Schutzmantel“: Kapsid aus Kapsomeren » Bei einigen Viren: Zusätzliche äußere Hülle » „Vagabundierende Gene“ keine Zellorganellen, keine Zellstruktur » Benötigen für Stoffwechsel und Vermehrung Wirtszellen! KRANKHEITSKONZEPTE 59 Schematischer Aufbau eines Virus, Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre (…), Thieme KRANKHEITSKONZEPTE 60 Virussystematik » Heutige Klassifizierung nach 4 Kriterien: » Nukleinsäure: DNA oder RNA » Form des Kapsids im Elektronenmikroskop, z. B. ein Ikosaeder (Zwanzigflächner) » Hülle: Mit oder ohne » Enzyme: Fehlend oder vorhanden KRANKHEITSKONZEPTE 61 Virusreplikation, Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre, Thieme, eigene Markierungen » Adsorption – Anheftung » Penetration – Eindringen » Uncoating – Freisetzung der » » Nukleinsäure Integration der DNA/ RNA (Syntheseprogramm) in den Zellkern der infizierten Zelle und Aufbau neuer Viren durch die „Maschinerie“ der Wirtszelle! Freisetzung KRANKHEITSKONZEPTE 62 Exkurs: Bakteriophagen » Bakteriophagen sind Viren, die » » » auf Bakterien als Wirtszellen spezialisiert sind ..\..\..\3) Module\Bakteriophage.mp4 Quelle BR Mediathek Video …gute Darstellung des „Umprogrammierens“ (s. o.) KRANKHEITSKONZEPTE 63 Diagnostik und Therapie » Serologie: Indirekter Nachweis durch Bestimmung der gebildeten Antikörper, » » » i. w. S. die Wissenschaft von der (spezifischen) Antigen-Antikörper-Reaktion Bsp. Hepatitis-Serologie: Sammelbegriff für Laboruntersuchungen ,die eine bestehende oder abgelaufene Virushepatitis (A, B, C, D, E) nachweisen können Nachweis Virus spezifischer Immunglobuline Therapie: Nur für wenige Virusarten stehen Virustatika zur Verfügung, die die Virusvermehrung hemmen. I. d. R. werden Viruserkrankungen symptomatisch behandelt Erkältung vs. Grippe KRANKHEITSKONZEPTE 65 Inhalt » Grippaler Infekt („Erkältung“) vs. Grippe » Hygienemaßnahmen » Sport und Immunsystem » Stress und Immunsystem » Vitamin C und Ernährung KRANKHEITSKONZEPTE 66 Tatsachen » Im Winter ist eine Zunahme » » von Infektionen ganz normal Geschwächte Abwehrkräfte, trockene Heizungsluft (Austrocknung der Schleimhäute), mangelnde Hygiene => gute Bedingungen für Viren Eine „Erkältung“ ist keine „Grippe“! KRANKHEITSKONZEPTE 67 Grippaler Infekt („Erkältung“) vs. Grippe » Ursache: Rhinoviren u. a., » » Tröpfcheninfektion u. a. Symptome: Eher langsamer Beginn mit Kratzen im Hals, Schnupfen, Husten Therapie: Symptomatisch, beeinflusst den Krankheitsverlauf i. d. R nicht! » Ursache Influenzaviren! Tröpfcheninfektion u. a. » Symptome der echten Virusgrippe (Influenza): » » » KRANKHEITSKONZEPTE 68 » Schneller Beginn mit hohem Fieber, Schüttelfrost, starker Husten, Hals- Kopf und Gliederschmerzen Ärztliche Abklärung! Therapie symptomatisch. Antibiotika wirken nicht gegen Viren, ggf. bei bakterieller Zweitinfektion Vorsicht bei älteren und chron. Kranken Grippepatienten vor Komplikation Pneumonie! Grippeimpfung s. u. KRANKHEITSKONZEPTE 69 Symptomatische Therapie bei grippalem Infekt » Körperliche Schonung (kein Sport im » » » » akuten Infekt!) Das gilt besonders bei Fieber – Gefahr der Herzmuskelentzündung! Ausreichend Flüssigkeit Hausmittel Möglichst gezielte symptomatische Therapie: Schmerzen, Nasenschwellung etc. KRANKHEITSKONZEPTE 70 Die echte Virusgrippe: Influenza » » » Das Influenzavirus: Sehr wandlungsfähig! Veränderungen in der Erbinformation => Veränderungen der Hülle => Veränderungen der Eigenschaften => Eine überstandene Grippe macht nicht immun => Jährliche Impfung nötig 80-120 nm (nm = 10 -9 m) KRANKHEITSKONZEPTE 71 Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI » Deutlicher Anstieg der » akuten resp. Erkrankungen in der 6. Kalenderwoche bundesweit Grafik von Website https://influenza.rki.de am 12.2.15 KRANKHEITSKONZEPTE 72 Influenza-Impfung » Die STIKO (s. aktuelle Website) empfiehlt die einmalige jährliche Impfung » » » » gegen Influenza (Details s. u.) Impfung in der Regel gut verträglich Impfung am besten Oktober/ November Nach der Impfung dauert es 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist Keine Impfung während einer fieberhaften Erkrankung, bei Allergie etc. => Absprache mit Arzt KRANKHEITSKONZEPTE 73 Influenza-Impfung » Der saisonale Influenza-Impfstoff » enthält Bestandteile (Antigene) der Virus-Varianten, die aktuell die Mehrzahl der Infektionen verursachen Die genaue Zusammensetzung wird jedes Jahr von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegt KRANKHEITSKONZEPTE 74 Influenza-Impfung » Empfehlung der STIKO für alle Personen ab 60 Jahre, für alle Schwangere, die während der Influenzasaison schwanger sind, für Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (…) sowie für Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen. Außerdem sollten Personen mit erhöhter Gefährdung (z.B. medizinisches Personal) und Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können, geimpft werden. Ebenso geimpft werden sollten Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln (die Impfung schützt zwar nicht vor der Vogelgrippe, aber es werden damit problematische Doppelinfektionen vermieden). KRANKHEITSKONZEPTE 75 Influenza-Impfung » Medizinisches Personal stellt eine mögliche Infektionsquelle für die von ihm » betreuten Patienten dar. Dabei handelt es sich oft um Patienten, die wegen bestehender Grunderkrankungen ein erhöhtes Risiko haben, eine schwere, eventuell tödliche Verlaufsform der Influenza zu entwickeln. Die Impfung von medizinischem Personal folgt daher dem ethischen Gebot, Patienten nicht zu schaden. Gleichzeitig dient die Impfung dem persönlichen Schutz von medizinischem Personal, das mit Influenzakranken in Kontakt kommen könnte. Empfehlung einer jährlichen Impfung (Veränderung der Virusvarianten, Impfschutz lässt nach) KRANKHEITSKONZEPTE 76 Hygienemaßnahmen! » Allgemeinmaßnahmen: Im Winter häufig » » » » Zimmer lüften, regelmäßig an die frische Luft gehen und öfters als sonst die Hände waschen ..\..\3) Module\Video 2.mp4 ..\..\3) Module\Video 3.mp4 Desinfektion => Thema Hygiene…! Hygiene am MRI Erinnerung: Gesundheit und Reservekapazität Statement: Ein regelmäßiges, vorbeugendes Bewegungstraining bewirkt diese Reservekapazität. KRANKHEITSKONZEPTE 78 Studie aus Baum, 1998, Sport und Immunsystem, Dtsch Arztebl KRANKHEITSKONZEPTE 79 Studie aus Baum, 1998, Sport und Immunsystem, Dtsch Arztebl => Konkrete Angaben zu „mittel“ im vorhergehenden Kapitel! KRANKHEITSKONZEPTE 80 Sport und Immunsystem » Mit jedem (gesundheitsorientierten) Training kann man das Immunsystem » » » ein bisschen reizen und dadurch stimulieren (zeigt sich an einzelnen Immunzellen und an der Infektrate s. o.) In den Lymphknoten treffen die Erreger auf die Immunzellen Lymphflüssigkeit wird nur durch Muskelaktivität transportiert! Wieder ein Beispiel für den Zusammenhang Bewegung – Gesundheit! KRANKHEITSKONZEPTE 81 Stress und Immunsystem » Variablen bzgl. „Stress“: Dauer und subjektives » » » Empfinden! Hier: Chronischer Stress und das Gefühl nicht mit der Situation klar zu kommen Aussagen von www.neurologen-und-psychiater-imnetz.org (Fachgesellschaften): „Chronischer Stress schwächt das Immunsystem“ und „Es gibt eine wechselseitige Beeinflussung von Zentralnervensystem, Psyche und Immunsystem“. Dito „Internisten im Netz“ Bsp. für einen physiologischen Zusammenhang: Dauerhafter Stress supprimiert das Immunsystem via Kortisol! KRANKHEITSKONZEPTE 82 Vielzahl an Studien, z. B.: » Segerstrom, 2004 in Psychological Bulletin, in PubMed zu finden » Psychological stress and the human immune system: a meta-analytic study » of 30 years of inquiry. Abstract: The present report meta-analyzes more than 300 empirical articles describing a relationship between psychological stress and parameters of the immune system in human participants. Acute stressors (lasting minutes) were associated with (…) Chronic stressors were associated with suppression of both cellular and humoral measures. (…) KRANKHEITSKONZEPTE 83 Vitamin C und Immunsystem ? KRANKHEITSKONZEPTE 84 Vitamin C: Täglicher Bedarf » Vit. C (Ascorbinsäure) hat vielfältige biochemische » » » » » » Funktionen, z. B. als Coenzym (für die Enzymfunktion nötig) Vit. C hat antioxidative Eigenschaften und die spielen eine wesentliche Rolle für‘s I-SYS Wasserlösliches Vitamin Lieferanten: Frisches Obst, einige Gemüsesorten (s. Quellen) Täglicher Bedarf 100 mg für Erwachsene (Empfehlung DGE) Ca. ein Glas Orangensaft, zwei Kiwis oder eine Paprikaschote Vitaminmangel (historisch) => Skorbut auf Seereisen KRANKHEITSKONZEPTE 85 Vitamin C: „Supplementierung“ » Anderes Thema: Vitamin C » KRANKHEITSKONZEPTE 86 » als „Nahrungsergänzung“ Linus Pauling, 1901 bis 1994, 2 Nobelpreise (Chemie und Frieden), jeden Tag etwa 18 Gramm Vitamin C (!), „Vitamine, Vitamine“ Evidenz? => Cochrane Review, www.cochrane.de Vitamin C for preventing and treating the common cold Hemilä, 2013, Cochrane Review, Authors Conclusions The failure of vitamin C supplementation to reduce the incidence of colds in the general population indicates that routine vitamin C supplementation is not justified, yet vitamin C may be useful for people exposed to brief periods of severe physical exercise. Regular supplementation trials have shown that vitamin C reduces the duration of colds, but this was not replicated in the few therapeutic trials that have been carried out. Nevertheless, given the consistent effect of vitamin C on the duration and severity of colds in the regular supplementation studies, and the low cost and safety, it may be worthwhile for common cold patients to test on an individual basis whether therapeutic vitamin C is beneficial for them. Further therapeutic RCTs are warranted. KRANKHEITSKONZEPTE 87 Vollwertigen Ernährung nach DGE Website 12.2.15: » » Eine vollwertige Ernährung ist die Basis für bedarfsgerechtes, gesundheitsförderndes Essen und Trinken. Sie kann dazu beitragen, Wachstum, Entwicklung und Leistungsfähigkeit sowie die Gesundheit des Menschen ein Leben lang zu fördern bzw. zu erhalten. Vor dem Hintergrund der Häufigkeit von Übergewicht und ernährungsmitbedingten Krankheiten in Deutschland ist die Aufklärung über eine bedarfsgerechte, ausgewogene und gesunderhaltende Ernährung daher von besonderer Bedeutung. Wie sich eine vollwertige Ernährung praktisch umsetzen lässt, vermittelt die DGE über die 10 Regeln für eine vollwertige Ernährung, den DGE-Ernährungskreis und die dreidimensionale DGE-Lebensmittelpyramide. Auf Nährstoffebene ist vollwertiges Essen und Trinken charakterisiert durch ausreichend Flüssigkeit und einer dem Bedarf entsprechenden Energiezufuhr. Die energieliefernden Nährstoffe stehen dabei in einem ausgewogen Verhältnis. Eine vollwertige Ernährung liefert Vollwertige Ernährung nach DGE Ernährungskreis von Website, 12.2.15 KRANKHEITSKONZEPTE 88 außerdem Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe in ausreichender Menge. KRANKHEITSKONZEPTE 89 DGE Statement zu Nahrungsergänzungsmittel » Fachinformation der DGE, Website 12.2.15 zum Stichwort » » Nahrungsergänzungsmittel. Auszüge aus dem (langen) Text: In zahlreichen retrospektiven und prospektiven Studien wurde mit steigender Zufuhr von Gemüse und Obst ein verringertes Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfall, koronare Herzkrankheit, Adipositas und bestimmte Krebskrankheiten beobachtet (…) Nach den derzeitigen Schlussfolgerungen wirken weniger einzelne Inhaltsstoffe (…), sondern vielmehr die Vielfalt biologisch aktiver Substanzen in Obst und Gemüse und das durch einen hohen Obst- und Gemüsekonsum erreichte Ernährungsmuster positiv auf die Gesundheit (DGE 2007). KRANKHEITSKONZEPTE 90 DGE Statement zu Nahrungsergänzungsmittel » In Interventionsstudien mit isolierten essenziellen Nährstoffen konnte in aller » » » Regel keine Senkung eines Krankheitsrisikos nachgewiesen werden Bei Zufuhr hoher Dosen an bestimmten Antioxidanzien war das Risiko erhöht, früher zu sterben Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt daher die Zufuhr Gemüse- und Obst-spezifischer sekundärer Pflanzenstoffe über den Verzehr von Obst und Gemüse sicherzustellen (…) Schlussfolgerung: Bei Nahrungsergänzungsmitteln auf der Basis von Gemüseund Obstextrakten fehlen gegenwärtig in der Regel ausreichende wissenschaftliche Beweise für die behaupteten gesundheitlichen Wirkungen. KRANKHEITSKONZEPTE 91 Mykologie Basics KRANKHEITSKONZEPTE 92 Klassifizierung » DHS-Systematik » Dermatophyten, z. » » B. Hautmykosen Hefepilze, z. B. Candida => Soor Schimmelpilze, z. B. Aspergillus => bei ausgeprägter Immunschwäche Aspergilluspneumonie KRANKHEITSKONZEPTE 93 KRANKHEITSKONZEPTE 94 Protozoen - Bio » Eukaryontische Einzellen » „Urtierchen“ » Können sich durch Geißeln » fortbewegen Bevorzugen gleichmäßig warmes und feuchtes Klima Protozoen - Pathologie » Meist in Äquatornähe als Erreger von » Tropenkrankheiten, z. B. Malaria, Erreger: Plasmodien (einzellige Parasiten), Überträger Anopheles (Stechmücke, Moskito) In unseren Breiten: » Die Toxoplasmose durch Toxoplasma gondii: Bei Immunkompetenz i. d. R. Verlauf der Infektion asymptomatisch. Gefahr in der Schwangerschaft (Gyn. Vorsorge!) » Die Trichomonose durch Trichomonas vaginalis => Vaginitis (Entzündung der Scheide) KRANKHEITSKONZEPTE 95 Zusammenfassung Infektionskrankheiten » Unterschied zw. Infektion und Infektionskrankheit » Infektionskette » Ein häufiger indirekter Übertragungsweg » Ablauf einer Infektionskrankheit » Die wichtigsten Mikroorganismen mit jew. 1 » » humanpathologisch relevanten Bsp. Grippaler Infekt („Erkältung“) vs. Grippe Grippeimpfung Krankheitskonzepte: - Genetisch bedingte Krankheiten - Gestörte pränatale Entwicklung - Infektionskrankheiten - Gestörte Immunreaktionen - Arteriosklerose - Tumoren ?! KRANKHEITSKONZEPTE 97 Exkurs: Physiologie des Immunsystems als Basis für das Verständnis der pathologischen Prozesse… » „Allgemeine Maßnahmen“ zur » » Abwehr von Schadstoffen Unspezifisches Immunsystem Spezifisches Immunsystem KRANKHEITSKONZEPTE 98 „Allgemeine Maßnahmen“ zur Abwehr von Schadstoffen » Haut, Abb. Aus Sobotta Farbatlas Histologie, » » normale Epidermis » Mechanisch » Säureschutzmantel » Normale Hautflora Schleimhautbarrieren » Magen-Darm-Trakt » Bronchialsystem U. a. KRANKHEITSKONZEPTE 99 Grundsätzliches » Im Organismus gibt es eine unspezifische und eine damit verzahnte spezifische » KRANKHEITSKONZEPTE 100 » Immunabwehr gegen Mikroorganismen (s. Mikroorganismen im Kapitel Infektionskrankheiten) und gegen fremde Makromoleküle Unspezifische Immunabwehr » Angeborene I., englisch innate Spezifische Immunabwehr » Erworbene I., adaptive Grundsätzliches » Hochspezifische Erkennung vieler Antigene » » (Mikroorganismen, fremde Makromoleküle) „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ Immunologisches Gedächtnis: Aus lymphatischen Vorläuferzellen wir durch Prägung ein Repertoire von 108 B- und T-Zellen gebildet, diese sind spezifisch gegen ein bestimmten Antigen gerichtet: 100.000.000 KRANKHEITSKONZEPTE 101 Grundsätzliches » Immunologische Toleranz: Die Unterscheidung zwischen körpereigen und » » KRANKHEITSKONZEPTE 102 » » körperfremd lernt das Immunsystem etwa zum Zeitpunkt der Geburt Funktioniert diese Unterscheidung nicht entstehen Autoimmunkrankheiten (z, B. rheumatoide Arthritits, „Rheuma“, s. dort) Immunisierung: Das unspezifische I. tritt relativ langsam in Aktion (Primärantwort, Sensibilisierung) => bei Zweitinfektion sofortige spezifische Reaktion (Sekundärantwort) Aktive Immunisierung: Impfung mit Erreger-Antigenen Passive Immunisierung: Injektion fertiger Immunglobuline Das Immunsystem » ..\..\3) Module\Video » » Immunzellen.mp4 Reaktion des Organismus auf das Eindringen von Bakterien Vernetzung der immunologischen Komponenten! KRANKHEITSKONZEPTE 103 KRANKHEITSKONZEPTE 104 Unspezifisches Immunsystem » Angeboren, verzahnt mit dem spezifischen Immunsystem » Zellen: Verschiedene Leukozyten, z. B. die Makrophagen » Nichtzelluläre Komponenten, „humoral“, z. B. das Komplementsystem (Stichwort „Membranangriffskomplex“) » Abb. aus Physiologie Taschenatlas, Thieme Spezifisches Immunsystem » Erworben, adaptiv, gezielte Abwehrmaßnahmen » Lernen der Unterscheidung zwischen körpereigen und körperfremd » Körperfremde Stoffe => Antigene => Abwehrreaktion » Zellen: T-Zellen (T-Lymphozyten) und B-Zellen (B-Lymphozyten) » T-Zellen/ T-Helfer-Zellen: Erkennung von Fremdsubstanzen, Aktivierung von » » » » B-Zellen (s. u.), Botenstoffe, Pathophysiologie <=> AIDS T-Zellen/ Gedächtniszellen: Speicherung der Antigenreaktion => bei erneutem Kontakt sofort Immunantwort, Impfungen! T-Suppresor-Zellen: Überschiessende Aktivität der T-Helfer-Zellen wird verhindert T-Killer-Zellen: Erkennung und Vernichtung fremder Zellen, z. B. nach Transplantation, Tumorzellen, virusinfizierte Zellen B-Zellen: Bildung von Antiköpern (IgX, z. B. IgE) => Antigen – Antikörper – Komplex => Kaskade von Entzündungs- und Zellreaktionen => Ausschaltung des Antigens, Begriff „humoral“ KRANKHEITSKONZEPTE 105 Pathologische Immunreaktionen: Allergien Autoimmunkrankheiten KRANKHEITSKONZEPTE 106 Immunmangelsyndrome Pathologische Immunreaktionen: Allergien Autoimmunkrankheiten Immunmangelsyndrome KRANKHEITSKONZEPTE 107 Allergien » Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion gegenüber körperfremden » KRANKHEITSKONZEPTE 108 » » Substanzen Atopiker sind Menschen, die zu solchen Überempfindlichkeitsreaktionen neigen Die Veranlagung nennt man atopische Diathese Diese Krankheiten sind multifaktoriell bedingt, also ein Zusammenspiel von Genen UND Umwelt Krankheiten des „atopischen Formenkreises“ » Rhinitis allergica (Heuschnupfen) » Allergisches Asthma bronchiale » Atopische Dermatitis (Neurodermitis) » Urtikaria (Nesselsucht) KRANKHEITSKONZEPTE 109 KRANKHEITSKONZEPTE 110 Coombs & Gell » Beschreibung (1949!) von 4 immunpathologischen Reaktionsformen » Verständnis von Überempfindlichkeitsreaktionen » Typ I und Typ IV zur Erklärung von allergischen Abläufen » Typ II und Typ III zur Erklärung von autoimmunologischen Prozessen Typ-I-Reaktion » Pathomechanismus: IgE-vermittelte (s. Immunsystem) Sofortreaktion » Voraussetzung ist eine genetische Veranlagung » 3 Phasen » Sensibilisierungsphase: Spezifisches Allergen bewirkt erhöhte Bildung von » » Immunglobulinen (IgE) => Bindung an die Oberfläche von Mastzellen Zweite Allergenexposition: Spezifisches Allergen überbrückt 2 benachbarte IgE-Moleküle (s. Abb. nächste Folie) => Freisetzung von Botenstoffen aus der Mastzelle, Histamin! Reaktion mit jeweiliger Symptomatik: Botenstoffe bewirken innerhalb von Minuten (Sofortreaktion!) systemisch und lokal: Weitstellung der Gefäße, erhöhte Kapillarpermeabilität, Engstellung der Atemwege KRANKHEITSKONZEPTE 111 » Abb. Aus Allgemeine KRANKHEITSKONZEPTE 112 Krankheitslehre (…) Thieme, eigene Markierung Typ-I-R.: Klinische Beispiele » Vermittlung durch die beschriebene Typ-I-Reaktion: » Rhinitis allergica (Heuschnupfen) » Allergisches Asthma bronchiale » Urtikaria (Nesselsucht) » Nahrungsmittelallergien » Quincke-Ödem » Anaphylaktischer Schock » => Ausgewählte Beispiele, sonst s. SKL KRANKHEITSKONZEPTE 113 KRANKHEITSKONZEPTE 114 Rhinitis allergica (Heuschnupfen) » Allergene s. Pollenflugkalender (Frühblüher, z. B. Hasel, Hauptblüte ab ca. » Ende Februar, Gräser Juni, Juli…s. nächste Folie!)) Typ-I-Reaktion, zentral in der Pathophysiologie: Histamin => Histaminrezeptoren (hier H1-Rezeptor an den Gefäßen) => Symptomatik Pollenflugkalender Informationen zum aktuellen Pollenflug z. B. unter www.allergie.hexal.de KRANKHEITSKONZEPTE 115 Rhinitis allergica (Heschnupfen) » Symptome: „Rhino-Konjunktivitis“ » Therapieoptionen » Allergenkarenz » Medikamentös („Antihistaminika“, z. KRANKHEITSKONZEPTE 116 » B. Desloratadin) Spez. Immuntherapie: Hyposensibilisierung, „Gewöhnung“ des Immunsystems an das Allergen Quinke-Ödem » Typ-I-Reaktion, akut auftretende, » » » schmerzlose Schwellung, verschieden Auslöser, teilweise „idiopathisch“ (ohne bekannte Ursache) Symptomatik s. Abbildung, CAVE Schwellung der Atemwege und Luftnot! Therapie kausal wenn Allergen bekannt, medikamentöse Therapie je nach Ursache, Notfalltherapie der Atemstörung Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre (…) Thieme KRANKHEITSKONZEPTE 117 Diagnostik » Ausführliche Eigen- und Familienanamnese! » Familiäre Veranlagung » Beschwerdezeitraum » Mögliche Allergene » Im symptomfreien Intervall Hauttests und Laboruntersuchungen zur KRANKHEITSKONZEPTE 118 Identifikation des Allergens Diagnostik: » Prick-Test: Auftragen von standardisierten Allergen- » » » » Lösungen in Tropfenform auf die Haut am Unterarm => Beschriftung! => Einbringen mit Lanzettenstich durch die Epidermis in die Cutis => Ablesen nach ca. einer Viertelstunde, Abb. Ausschnitt aus DocCheck Pictures Intrakutantest bei speziellen Fragestellungen Provokationstests, z. B. konjunktivale, nasale oder inhalative Provokation Gesamt-IgE-Bestimmung unspezifisch RAST (Radio-Allergo-Sorbent-Test) zum Nachweis spez. IgE-Antikörper, klinische Bedeutung für den Patienten fraglich KRANKHEITSKONZEPTE 119 KRANKHEITSKONZEPTE 120 Therapieoptionen » Karenzmaßnahmen soweit möglich » Bsp. Pollenallergie » Bsp. Allergie auf Hausstaubmilben » Medikamentöse Therapie » Z. B. Antihistaminika, z. B. Desloratadin » Hyposensibilisierung s. nächste Folie Hyposensibilisierung (Spezifische Immuntherapie, SIT) » Injektion des betreffenden Allergens » » » (Allegenextrakt) über einen Zeitraum von 3 Jahren subkutan (klassische Methode in definierten Abständen) Produktion von IgG-Antikörpern, Einfluss auf T-Zellen (…) „Gewöhnung des Immunsystems“ Abfangen des Allergens bei erneuter Exposition Linderung der Symptome, z. B. erfolgreiche Behandlung bei ca. 70% der Pollenallergiker, ca. 50% der Patienten mit Hausstaubmilbenallergie profitieren KRANKHEITSKONZEPTE 121 Hyposensibilisierung (Spezifische Immuntherapie, SIT) » Vor allem bei folgenden Allergenen: » » » KRANKHEITSKONZEPTE 122 » Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Insektengift Bei allergische Reaktionen vom Soforttyp Individuelle Entscheidung mit dem Allergologen hinsichtlich Nutzen-RisikoAbwägung Relativ neu „SLIT“ sublingual, z. B. Tropfen, nicht bei allen Allergien Notfallbereitschaft Typ-IV-Reaktion » Pathomechanismus: » Sensibilisierungsphase » » » hinsichtlich T-Zellen Erneuter Antigenkontakt => Freisetzung von Lymphokinen (Botenstoffe) Aktivierung von anderen Zellen des Immunsystems: Makrophagen Entzündliche Reaktion nach 24 bis 72 Stunden => Spätreaktion KRANKHEITSKONZEPTE 123 Klinische Beispiele eine Typ-IVReaktion » Allergisches KRANKHEITSKONZEPTE 124 » » Kontaktekzem, allergische Kontaktdermatitis (2 Abb. aus Dermatologie –Atlas, Lachapelle) Transplantatabstoßung U. a. Diagnostik Kontaktallergien » » » » Ausführliche Anamnese (s. Kapitel körperliche Untersuchung und Anamnese) Klinisches Bild Epikutantest: Kleben von Teststreifen mit potentiellen Allergenen auf den Rücken, Ablesung nach 24, 48 und 72 Stunden (Spätreaktion!) Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre (…) Thieme KRANKHEITSKONZEPTE 125 KRANKHEITSKONZEPTE 126 Therapie » Allergenkarenz soweit » möglich Therapie z. B. topische Therapie mit einem Glucocorticoid als Wirkstoff Pathologische Immunreaktionen: Allergien Autoimmunkrankheiten Immunmangelsyndrome KRANKHEITSKONZEPTE 127 Autoimmunkrankheiten (AI): Basics » Synonyme: Autoaggressionskrankheiten, Autoimmunopathien » Normalerweise unterscheidet das Immunsystem körpereigen und körperfremd » KRANKHEITSKONZEPTE 128 » und richtet sich nicht gegen körpereigene Strukturen (Auto-Immuntoleranz) Störungen bei Autoimmunkrankheiten: Lymphozyten bilden Autoantikörper gegen körpereigene Antigene => Antigen-Antikörper-Komplexe => Entzündungsreaktion => Gewebsschäden Symptomatik je nach spezifischer AI (s. nächste Folie) Beispiele wichtiger Autoimmunkrankheiten (AI) » » Systemische AI » Rheumatoide Arthritis: „Rheuma“, chronisch entzündliche Gelenkerkrankung, Antikörper und Phagozyten greifen Gelenkknorpel an » Lupus erythematodes: Gehört zu den Kollagenosen, hoher Titer an Autoantikörpern und verschiedene Formen Organspezifische AI » Typ-1-Diabetes: Antikörper und T-Zellen gegen Betazellen der Langerhans‘schen Inseln (im Pankreas, Bauchspeichedrüse) => Zerstörung => Insulinmangel » Multiple Sklerose: Angriff körpereigene Abwehrzellen auf die Meylinscheiden der Nerven, entzündliche demyelinisierende Erkrankung des ZNS KRANKHEITSKONZEPTE 129 Diagnostik und Therapie von AI » Diagnostik: Anamnese und Klinik, Antikörpernachweis im Blut bzw. im Biopsiematerial » Therapieprinzipien: » Sind endokrine Organe betroffen => Hormonsubstitution bei Unterfunktion » Systemischer Befall, ZNS-Beteiligung => Unterdrückung des Abwehrsystems KRANKHEITSKONZEPTE 130 » mit Medikamenten; Nebenwirkungen: Infektanfälligkeit, erhöhtes Tumorrisiko, substanzspezifische NW In seltenen Fällen Plasmapherese (Plasmaaustauschtherapie): Plasma des Patienten (mit Autoantikörpern) wird durch eiweißhaltig Lösung ersetzt (Einsatz zurückhaltend weil auch wichtige Proteine entzogen werden) Pathologische Immunreaktionen: Allergien Autoimmunkrankheiten Immunmangelsyndrome KRANKHEITSKONZEPTE 131 Immunmangelsyndrome » Folge ist, dass die Antwort auf ein Antigen ausbleibt oder nicht genügt => erhöhtes Infektionsrisiko, erhöhtes Tumorrisiko » Leukopenien » B-Zell-Defekte » T-Zell-Defekte KRANKHEITSKONZEPTE 132 Leukopenien » Def.: Verminderung der Gesamtleukozytenzahl » » » » » unter 4000/ µl Normwert der Gesamtleukozytenzahl (weiße Blutkörperchen): 4.000 - 10.000 Zellen/ µl Eine Vermehrung wäre ein Leuko-zytose Bildung der Leukozyten im Knochenmark (Becken u. a.) Knochenmarksschädigung => Bildungsstörung: Zytostatika, Benzol, Strahlung, Infiltration durch Malignome Bestimmte Medikamente, Autoimmunprozesse => Leukozytenschädigung KRANKHEITSKONZEPTE 133 T-Zell-Defekte » Angeboren (selten) oder erworben » Angeborener T-Zell-Defekt ist das Di-George-Syndrom, strukturelle KRANKHEITSKONZEPTE 134 » Chromosemabberration, Defekt auf Chromosom 22 => Thymus wird nicht angelegt => keine Prägung der T-Lymphozyten => Abwehrschwäche Erworben, z. B. AIDS (!) und T-Zell-Lymphome (Erkrankung des lymphatischen Systems, bösartig veränderte T-Zellen in Lymphknoten…) B-Zell-Defekte » Angeboren oder erworben, betreffen die B-Lymphozyten selbst oder deren » » „Produkte“, die Immunglobuline Wichtigste Bsp. für eine angeborene Störung: Isolierter IgA-Mangel » IgA überwiegend in Sekreten der Atemwege und des Gastrointestinaltraktes => Schutzbarriere => bei Störung Infekte in diesen Bereichen Immunglobuline sind Proteine » Proteinmangel, z. B durch erhöhten Verlust bei Nierenerkrankungen oder Verbrennungen führt zu einer Abwehrschwäche KRANKHEITSKONZEPTE 135 Zusammenfassung Kapitel „Gestörte Immunreaktionen“ » Grundzüge des Immunsystems » Allergien » Autoimmunkrankheiten » Immunmangelsyndrome ?! Krankheitskonzepte: - Genetisch bedingte Krankheiten - Gestörte pränatale Entwicklung - Infektionskrankheiten - Gestörte Immunreaktionen - Arteriosklerose - Tumoren KRANKHEITSKONZEPTE 137 Hintergrundinfo » Siehe auch Kapitel „Prävention“! » Die Arteriosklerose hat eine Verdickung und Verhärtung der Gefäßwand zur » » » Folge, „Arterienverkalkung“ Betrifft die großen Gefäße (Durchmesser > 2 mm), „Makroangiopathie“, Arterien des Hochdrucksystems „Zivilisationskrankheit“ und häufigste Todesursache in unseren Breiten (wie auch global) Zusammenhang Lebensstil – Arteriosklerose (Risikofaktoren!) Abb. aus „Allgemeine Krankheitslehre (…) Thieme KRANKHEITSKONZEPTE 138 Pathogenese (vereinfacht): Abb. aus „Allgemeine Krankheitslehre (…) Thieme KRANKHEITSKONZEPTE 139 KRANKHEITSKONZEPTE 140 Makroskopische Pathologie: Gefäßrisikofaktoren v Abb. aus „Allgemeine Krankheitslehre (…) Thieme, modifiziert KRANKHEITSKONZEPTE 141 Mögliche Folgen der Arteriosklerose » Zerebrale arterielle Verschlusskrankheit » Schlaganfall » Koronare Herzkrankheit » Herzinfarkt » Aortendissektion » Aortenaneurysma » Akuter Verschluss einer Darm versorgenden KRANKHEITSKONZEPTE 142 » » Mesenterialarterie (akutes Abdmomen) Akuter Verschluss einer Extremitätenarterie Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) Kollateralkreisläufe! » » » » » Wenn Verschluss eines Hauptgefäßes sehr langsam entsteht: Kollateralgefäße können einen funktionierenden Umgehungskreislauf herstellen Bilden sich aus bereits bestehenden Verbindungen von 2 Arterien (physiologisch nicht oder nur begrenzt an Blutversorgung beteiligt) Chronischer Sauerstoffmangel im Gewebe => Entwicklung natürlicher Bypässe Nutzen des Effekts für Patienten mit pAVK beim Gehtraining! Krankheitskonzepte: KRANKHEITSKONZEPTE 144 - Genetisch bedingte Krankheiten - Gestörte pränatale Entwicklung - Infektionskrankheiten - Gestörte Immunreaktionen - Arteriosklerose - Tumoren und onkologische Therapie Kapitel Tumor » Anmerkung vorab: Thema hier sind allgemeine Prinzipien, die nur bedingt auf eine individuelle Situation übertragbar sind. Informationen hierzu immer vom behandelnden Arzt! » Terminologie und Übersicht » Nomenklatur » Allgemeine Onkologie: Häufigkeiten, Ursachen, Entwicklung, Metastasierung, Tumorklassifikation (TNM-System!) » Diagnostik » Therapie » Prognose » Früherkennung KRANKHEITSKONZEPTE 145 Terminologie » Begriff Tumor bezeichnet im weiteren Sinn eine Schwellung, eine » KRANKHEITSKONZEPTE 146 » Raumforderung Lat. tumor heißt Wucherung, Geschwulst, Schwellung – sehr allgemeiner und unscharfer Begriff Tumor im engeren Sinn sind Neubildungen (Neoplasien) die durch Fehlregulation des Zellwachstums entstehen – noch keine Aussage über Dignität » Dignitität bedeutet die Unterscheidung zwischen gutartig (benigne) und bösartig (maligne), auch semimaligne Tumoren » Bösartige Tumoren werden umgangssprachlich als Krebs bezeichnet. Benigne Tumoren » I. d. R. durch eine » » » Bindegewebskapsel vom Nachbargewebe abgegrenzt Wachsen langsam und verdrängend Bilden keine Metastasen Bsp: Fibrom, Abb. Aus DocCheck Flexikon, KRANKHEITSKONZEPTE 147 Maligne Tumoren » Bösartige Tumoren wachsen » » KRANKHEITSKONZEPTE 148 » (unterschiedlich) schnell Invasives Wachstum und Zerstörung des Nachbargewebes Können in das Blutsystem und das Lymphsystem einbrechen => Metastasierung Bsp. Bronchialkarzinom, Abb. aus Makrophathologie, Schattauer Semimaligne Tumoren » Wachstum invasiv und » » » destruierend Keine/ selten Metastasierung Bsp. Basaliom, heute Einordnung maligne Abb. aus DocCheck Flexikon (Ausschnitt) KRANKHEITSKONZEPTE 149 Tumornomenklatur » Bezeichnung des Tumors ist von der Ausgangszelle abhängig » Epitheliale Tumoren: Epithelgewebe ist „Deckgewebe“ und kleidet KRANKHEITSKONZEPTE 150 » Körperoberflächen (äußere und innere) aus » Benigne epithelial => Papillome, Ademome, z. B. Adenome im Gastrointestinaltrakt (Polypen) » Maligne epithelial => Karzinome, z. B. Plattenepithelkarzinom Nichtepitheliale Tumoren: Bindegewebe, Muskelgewebe, Nervengewebe » Benigne => „…om“, z. B. Myom » Maligne => Sarkom, z. B. Osteosarkom Wichtige Unterschiede zwischen benignen und malignen Tumoren, pathologisch anatomisch Kriterium Benigne Tumoren Maligne Tumoren Wachstum Expansiv, verdrängend Invasiv, destruierend Tumorkapsel Vorhanden Fehlt Mitoserate Niedrig Hoch Zellform Einheitlich Uneinheitlich Kernform Einheitlich Uneinheitlich Gewebe Differenziert Undifferenziert Nekrosen Selten Häufig KRANKHEITSKONZEPTE 151 Wichtige Unterschiede zwischen benignen und malignen Tumoren, klinisch Kriterium Benigne Tumoren Maligne Tumoren Alter Eher jünger Eher älter Symptome Je nach Art, Lokalisation … Verlauf ohne Therapie Selten tödlich Fast immer tödlich Metastasen Fehlen Häufig Rezidive Selten Häufig KRANKHEITSKONZEPTE 152 Tumornomenklatur (Auswahl Ausgangszelle Benigner Tumor Maligner Tumor Plattenepithel Papillom Plattenepithelkarzinom Drüsenepithel Adenom Adenokarzinom Binde- und Stützgewebe, Fibrozyt Fibrom Fibrosarkom Binde- und Stützgewebe, Fettzelle Lipom Liposarkom Binde- und Stützgewebe, Chondrozyt Chondrom Chondrosarkom Binde- und Stützgewebe, Osteozyt Osteom Osteosarkom KRANKHEITSKONZEPTE 154 KRANKHEITSKONZEPTE 153 Tumornomenklatur (Auswahl) Ausgangszelle Benigner Tumor Maligner Tumor Muskelgewebe, quer gestreifte Muskelzelle Rhabdomyom Rhabdoymyosarkom Muskelgewebe, glatte Muskelzelle Leiomyom Leiomyosarkom Nervengewebe, autonome Nervenzelle Gangliozytom Neuroblastom Nervengewebe, Schwann-Zelle Neurinom Neurogenes Sarkom Gefäße Hämangiom, Lymphangiom Angiosarkom Melanozyten Melanozytennävus Malignes Melanom Allgemeine Onkologie » Onkos ist das griechische Wort für Geschwulst » Onkologie ist die klinische Disziplin, die sich mit Diagnostik und Therapie » maligner Tumoren befasst Krebs ist (nach den Herz-Kreislauf-Krankheiten) die zweithäufigste Todesursache in Deutschland (s. Kapitel Prävention, Folie „Veränderung der Krankheitsbilder“) KRANKHEITSKONZEPTE 155 Allgemeine Onkologie » Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut » www.krebsdaten.de » Die geschätzte Zahl der häufigsten Krebsneuerkrankungen in Deutschland » » KRANKHEITSKONZEPTE 156 » 2011: 483.600 In den letzten Jahrzehnten steigende Tendenz Wesentlicher Grund: Zunehmender Anteil älterer Menschen – das Erkrankungsrisiko der meisten Krebsarten steigt mit dem Alter Trotz Zunahme ist Mortalität annähernd konstant geblieben – bessere Früherkennungsmaßnahmen (s. Kapitel Prävention) und Therapiemöglichkeiten! Prozentualer Anteil der Tumorlokalisationen, D 2010, Quelle Zentrum für Krebsregisterdaten Link zu Prostata KRANKHEITSKONZEPTE 157 KRANKHEITSKONZEPTE 158 Ursachen: Text der aktuellen Website der Deutschen Krebshilfe Was ist Krebs? Krebs – eine Krankheit der Gene Krebszellen entstehen, wenn sich bestimmte Abschnitte der Erbsubstanz (Gene) verändern, diese Veränderungen nicht mehr repariert und die Erbinformationen dadurch „verfälscht“ werden. Je älter der Mensch wird, desto unzuverlässiger arbeitet das Reparatursystem der Gene. Dies spiegelt sich in den Neuerkrankungszahlen wider: Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer und Frauen bei 69 Jahren. Es gibt jedoch auch Krebsarten, die insbesondere jüngere Erwachsene betreffen. Dazu gehört beispielsweise Hodenkrebs: Das mittlere Erkrankungsalter liegt hier bei 38 Jahren. Ursachen: Text der aktuellen Website der Deutschen Krebshilfe Krebsauslösende Faktoren Zu den Faktoren, die Gene verändern und so die Krebsentstehung fördern können, gehören UV-Strahlen, Tabakrauch, Chemikalien, chronische Infektionen, ein erhöhter Alkoholgenuss und eine ungesunde Lebensweise mit wenig Obst, Gemüse und Bewegung. In fünf bis zehn Prozent der Fälle sind die Veränderungen erblich bedingt. In den betroffenen Familien tritt der Krebs in jeder Generation und schon in jungen Jahren auf. Mehr Informationen zum familiärem Krebs finden Sie (Link) KRANKHEITSKONZEPTE 159 KRANKHEITSKONZEPTE 160 Ursachen: Text der aktuellen Website der Deutschen Krebshilfe Was macht Tumorzellen so gefährlich? Krebszellen stimulieren sich selber zur Teilung und ignorieren wachstumshemmende Signale aus der Zell-Umgebung. Sie können sich unendlich oft teilen und sind potenziell unsterblich. Sie sind in der Lage, bestehende Blutgefäße für ihr eigenes Fortleben anzuzapfen. Die gefährlichste Eigenschaft von Krebszellen besteht jedoch darin, in benachbartes Gewebe einzudringen, sich im Körper auszubreiten und an entfernten Stellen Tochtergeschwülste zu bilden. Insbesondere diese Metastasen machen einen bösartigen Tumor zur lebensbedrohlichen Gefahr. Ursachen » Zellen integrieren sich in ganz » » » » » verschiedene Gewebe und Organe des Gesamtorganismus Abb. aus Physio Taschenatlas, Thieme Zahlreiche Gene haben Kontrollfunktion Z. B. Kontrolle des Zellgenoms, der Differenzierung, des programmierten Absterbens usw. Veränderung solcher Gene ohne Reparatur => Schrittweise Umwandlung in eine Tumorzelle Faktoren, die die Balance von Mutationsrate zu Reparaturkapazität verändern können zur Tumorentstehung führen KRANKHEITSKONZEPTE 161 Ursachen: Alter 35er am 17.6.15 » Viele maligne Tumoren sind im Alter häufiger » Summation genetischer Defekte » Überschreitung eines gewissen Schwellenwertes im höheren Alter » Bsp. altersspezifische Erkrankungsraten des malignen Melanoms der KRANKHEITSKONZEPTE 162 » Haut in D 2009-2010 je 100.000 Quelle: Zentrum für Krebsregisterdaten » Informationen s. vorige Folie KRANKHEITSKONZEPTE 163 KRANKHEITSKONZEPTE 164 Ursachen: Ernährung » Lässt sich kaum isoliert von anderen ursächlichen Faktoren unterscheiden => » Bewertung der Kausalität sehr schwierig! Für folgende Faktoren gibt es gesicherte Daten: » Alkohol – Leberzirrhose – Hepatozelluläres Karzinom » Adipositas – Kolorektales Karzinom » Mangel an Ballaststoffen (…) - Kolorektales Karzinom » Aflatoxin des Pilzes Aspergillus flavus („Schimmelpilz“) - Hepatozelluläres Karzinom » U. a. Ursachen: Chemische Noxen » Chemische Substanzen, die die Krebsentstehung begünstigen werden » Karzinogene genannt » Schädigung der Erbinformation => mutagen » Einfluss auf DNA Reparaturmechanismen Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Aromatische Amine etc., s. Tab. nächste Folie KRANKHEITSKONZEPTE 165 Karzinogen Vorkommen Tumor Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, z. B. Benzpyren Tabakrauch, Abgase Bronchialkarzinome u. a. Halonierte Kohlenwasserstoffe, z. B. Vinylchlorid PVC verarbeitende Industrie Angiosarkome der Leber u. a. Nitrosamine Bei Erhitzen von gepökelten Fleischerzeugnissen Beim Wiedererwärmen von Spinat Tumoren im Gastrointestinaltrakt KRANKHEITSKONZEPTE 166 U. a. Ursachen: Physikalische Noxen » Hier insbesondere Strahlung » Ionisierende Strahlen: Röntgenstrahlen und » » Strahlen, die in der onkologischen Therapie eingesetzt werden (Radiatio, Strahlentherapie) UV-Strahlung (ultraviolette Strahlung) Radioaktive Strahlung: α-, β-, und γStrahlung, ionisierende Strahlung, Exkurs „Tschernobyl“ KRANKHEITSKONZEPTE 167 KRANKHEITSKONZEPTE 168 Ursachen: Erbfaktoren » Heutige Schätzung: Ca. 5 % aller Tumorerkrankungen sind erblich bedingt » Früher Vermutung, „familiäre Häufung“, heute mehrere Krebsgene identifiziert, z. B.: » Mammakarzinom: 5 % aller Fälle sind auf ein defektes BRCA-1 bzw. BRCA-2 Gen zurückzuführen. Liegt dieser Gendefekt vor entwickeln die betroffenen Frauen mit einer Wahrscheinlichkeit von 85 % ein Mammakarzinom » Kolonkarzinom: Patienten mit FAP (s. Kapitel genetisch bedingte Krankheiten und SKL), obligate Präkanzerose, Betroffene entwickeln auf jeden Fall ein kolorektales Karzinom Ursachen: Viren » Bestimmte Viren können die Tumorentstehung auslösen » Genom wird in den Zellkern der Wirtszelle eingeschleust (s. Kapitel Infektiologie, Viren) und kann mutagen wirken oder zu einer Immunsuppresion führen, z. B.: » HPV (humane Papillomaviren): Bestimmte Typen rufen gutartige Feigwarzen oder Zervixkarzinome (Gebärmuttelhalkrebs) hervor <=> HPVImfung » Hepatitis-B-Viren - Leberzellkarzinom » HHV 8 (Humanes Herpes Virus Typ 8) <=> Kaposi-Sarkom bei AIDSPatienten » U. a. KRANKHEITSKONZEPTE 169 KRANKHEITSKONZEPTE 170 Ursachen: Immundefekte » Angeboren und erworbene Immundefekte (s. Kapitel: Gestörte Immunreaktionen) » Mehr Infektionskrankheiten » Mehr Tumoren, da entartete Zellen nicht ausreichend erkannt und eliminiert werden können » Exkurs Physiologie: Abb. aus Physio Taschenatlas, Thieme, 8. Auflage, eigen Markierungen Tumorentwicklungsstadien, Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre (…) Thieme » Entwicklung einer Krebserkrankung über mehrere Stufen: » Normales Plattenepithel » Dysplasien: Zell- und Kernatypien » Carcinoma in situ: Zusätzlich aufgehobene Zellschichtung » Invasives Karzinom: Tumorzellen haben die Basalmembran durchbrochen => Wachstum ohne scharfe Grenze in das umliegende Gewebe KRANKHEITSKONZEPTE 171 Metaplasie – Dysplasie – Karzinom – Sequenz » KRANKHEITSKONZEPTE 172 » » » Metaplasie: Dauerhafte Noxe* => Reversible Umwandlung von Zellen, z. b. Vermehrung von Becherzellen in den Atemwegen bei chronischer Bronchitis Dysplasie: S. o. Carcinoma in situ: S. o. Karzinom mit invasivem Wachstum => bei Einbruch in die Lymphbahnen oder Blutbahnen kann es zur Metastasierung kommen Präkanzerosen » Gewebsveränderungen <=> statistisch erhöhtes Entartungsrisiko » Fakultative Präkanzerosen: Entartungsrisiko < 30 %, z. B. Leberzirrhose » Obligate Präkanzerosen: Entartungsrisiko > 30 %, z. B. FAP » CAVE unterschiedliche Definitionen! KRANKHEITSKONZEPTE 173 KRANKHEITSKONZEPTE 174 Metastasierung » Metastasen sind „Tochtergeschwülste“ » Ein Tumor kann lymphogen (über die Lymphwege) und hämatogen (über das Blutsystem) streuen » Lymphogene Metastasierung: Transport der Tumorzellen über die Lymphbahnen zum nächsten Lymphknoten => entferntere LK-Stationen => Blutbahn » Hämatogene M.: Fernmetastasen, s. nächste Folie KRANKHEITSKONZEPTE 175 Tumorklassifikation » Therapie und Prognose sind in erster Linie vom Staging und Grading des » » Tumors bestimmt! Staging: Ausbreitung des Tumors Grading: Differenzierungsgrad des Tumors KRANKHEITSKONZEPTE 176 TNM-System TNM-System » Internationale Klassifizierung solider Tumoren » T0 bis T4 nach Größe des Primärtumors, einzeln definiert, z. B. » Mammakarzinom, s. nächste Folie » N0 bis N4 nach Lymphknotenbefall (Nodulus), für jeden Tumor eigens definiert » M0 oder M1 - Metastasen nicht vorhanden oder vorhanden Zur Bestimmung vor allem bildgebende Verfahren (!): Sono, Rö., CT, MRT KRANKHEITSKONZEPTE 177 KRANKHEITSKONZEPTE 178 Grading » Tumorgewebe => Histologie => Bestimmung des Differenzierungsgrades » » » G1 bis G4 Hochdifferenzierte Tu.: Ähnlich dem Ausgangsgewebe – Malignitätsgrad niedrig Undifferenzierte Tu.: Keine Gemeinsamkeiten mit dem Ausgangsgewebe hochmaligne Bsp. Intraoperativer Schnellschnitt zur Beurteilung der Tumorfreiheit des Randsaums eines Resektates KRANKHEITSKONZEPTE 179 a) b) c) KRANKHEITSKONZEPTE 180 Beispiel für histologisches Grading, Quelle breast-cancer-research.com a) Hochdifferenziert mit großer Ähnlichkeit zum normalen Brustgewebe b) Mittelgradig differenziert c) Gering differenziert mit sehr geringer Ähnlichkeit und deutlichen Zellveränderungen und hoher Mitoserate Tumorkomplikationen » Lokale und systemische Auswirkungen von Primärtumor und Metastasen » » bestimmen das Krankheitsbild » Lokal: Funktionsstörungen des betroffenen Organs, Kompression, Infektionen im Stauungsgebiet, Blutungen etc. » Paraneoplastische Syndrome (krankhafte Erscheinungen im Zusammenhang mit der Krebserkrankung): Endokrin => Tu. produziert Hormone; neuromuskulär => Zerstörung von Nervenzellen; hämatologisch => Unterdrückung des Knochenmarks, Freisetzung von gerinnungsaktiven Substanzen mit Thrombosegefahr (Karnofsky-Index zur Beurteilung der Lebensqualität des Tumorpatienten) Tumorkachexie: Auszehrung und Kräfteverfall des Tumorpatienten KRANKHEITSKONZEPTE 181 Diagnostik » Große Fortschritte hinsichtlich der bildgebenden » » KRANKHEITSKONZEPTE 182 » Verfahren, jedoch weiterhin für die exakte Diagnose Histologie nötig! Tumormarker: Proteine, die von Tumorzellen produziert werden Können in geringen Mengen auch beim Gesunden vorkommen, daher für eigentliche Diagnose wenig geeignet Geeignet für die Verlaufskontrolle – bei ansteigenden Werten Fahndung nach Rezidiv oder Metastasen, z. B. beim Kolonkarzinom Carcinoembryonales Antigen (CEA) Therapie » Kurative Therapie: Zielsetzung ist die Heilung » Palliative Therapie: Nur lindernde Maßnahmen, z. B. Schmerztherapie KRANKHEITSKONZEPTE 183 KRANKHEITSKONZEPTE 184 Therapieoptionen » Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie, Hormontherapie, » Immuntherapie Weitere Informationen im Kapitel Therapie der Allgemeinen Krankheitslehre und in den Fächern der Speziellen Krankheitslehre Prognose und Früherkennung » Die Prognose wird mit der 5-Jahres-Überlebensrate angegeben » Diese besagt wieviel Prozent der Erkrankten nach 5 Jahren noch leben » Das ist ein statistischer Wert und dieser sagt nichts über die Prognose des einzelnen Patienten aus! » Krebs ist grundsätzlich heilbar, wenn er frühzeitig erkannt wird » S. Thema Vorsorge im Kapitel Prävention KRANKHEITSKONZEPTE 185 KRANKHEITSKONZEPTE 186 Zusammenfassung » Der Tumorbegriff » Benigne/ Maligne und 3 Kriterien für die Unterscheidung » 3 kausale Faktoren für die Tumorentstehung » Metastasierung » TNM-System Onkologische Therapie KRANKHEITSKONZEPTE 187 KRANKHEITSKONZEPTE 188 Inhalt und Überblick » Einführung » Operation » Strahlentherapie » Chemotherapie » Hormontherapie » Targeted Therapies » Tumorvakzinierung Einführung » Die Therapie kann einer bösartigen Erkrankung kann eine kurative oder eine » » » » palliative Zielsetzung haben Voraussetzung für eine kurative Therapie ist, dass der Tumor in einem frühen Stadium diagnostiziert wurde! (<=> Krebsvorsorge) Wenn keine Heilungsaussichten bestehen, dann wird palliativ therapiert, z. B. Schmerztherapie zur Linderung des Tumorleidens und zur Verbesserung der Lebensqualität Lokale Maßnahmen: Operation und Strahlentherapie Systemische Maßnahmen: Chemotherapie, Hormontherapie und Immuntherapie KRANKHEITSKONZEPTE 189 KRANKHEITSKONZEPTE 190 Onkologische Therapie: Operation » Entfernung der Primärtumors mit ausreichendem Sicherheitsabstand zum » » Nachbargewebe sowie der regionären Lymphknoten Kann auch bei solitären Metastasen in Erwägung gezogen werden Spezielle OP-Verfahren bei den jeweiligen Tumoren, z. B.: » Operation bei Darmkrebs. Operation mit Sicherheitsabstand, zugehörigen Blutgefäßen, Lymphknoten und Lymphgefäßen. Es sollen keine Tumorzellen mehr im Körper verbleiben. Vorgehen nach Lokalisation und Ausbreitung des Tumors. » Operation bei Mamma-Karzinom, brusterhaltend vs. nicht brusterhaltend Onkologische Therapie: Strahlentherapie » Radiatio » Als eigenständiges Fach relativ jung: Seit Ender der 80er Jahre gibt es den » » » Facharzt für Strahlentherapie (Radioonkologe) Einsatz von energiereichen ionisierenden Strahlen Reaktion von bestrahltem Geweben: DNA-Schäden => gestörte Zellfunktion => Zelltod Abtötung strahlensensibler Tumorzellen aber auch Nebenwirkungen an gesundem Gewebe! KRANKHEITSKONZEPTE 191 Onkologische Therapie: Strahlentherapie » KRANKHEITSKONZEPTE 192 » Akute Nebenwirkungen (in den Wochen der Strahlentherapie) » Unterdrückung der Blutbildung bei Bestrahlung von Knochengewebe » Haut- und Schleimhautreizungen und Haarausfall » „Strahlenkater“ mit Übelkeit und Abgeschlagenheit im Zusammenhang mit der Bestrahlung großer Areale im Bauchbereich Mögliche Spätreaktionen (Monate bis Jahre nach Therapie) » Unfruchtbarkeit bei Bestrahlung der Eierstöcke bzw. der Hoden » Fibrosierung (bindegewebiger Umbau) von bestrahltem Gewebe, z. B. Lungenfibrose nach Bestrahlung von Brustkrebs » Zweitneoplasie: Risiko 10 bis 30 Jahre nach R. eine Zweitneoplasie zu entwickeln im Promillebereich ‰ Onkologische Therapie: Strahlentherapie » » » » » Wichtige Konsequenzen für die Physiotherapie: Das bestrahlte Hautareal ist bei der perkutanen Bestrahlung mit einem wasserfesten Stift markiert Abb. aus strahlentherapieweilheim.de Waschen der Haut (ob, wie intensiv) in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt Haut ist jetzt sehr empfindlich => Keine mechanische Beanspruchung ab der 1. Bestrahlung bis 3 Wochen nach Ende der Bestrahlung (z. B. Bürsten, Frottieren, Massagen, Wärme-, Kälteanwendungen, lokale Anwendung von Alkohol, z. B. in Deos etc.) KRANKHEITSKONZEPTE 193 Chemotherapie » Einsatz von Zellgiften (Zytostatika) » Hemmung der Zellteilung » » KRANKHEITSKONZEPTE 194 » (verschiedene Phasen) Tumorzellen teilen sich schnell und werden so (im Idealfall) stärker geschädigt Häufig Kombinationen als Polychemotherapie Verabreichung vieler Chemos als Infusion über die Vene Zellkinetische Grundlagen der Chemotherapie, Abb. Aus Herold, Innere Medizin, 2014, modifiziert SPINDELGIFTE ANTIMETABOLITE, z. B. Folsäureantagonist Methotrexat (MTX) => Problem, da meiste Zytostatika Proliferationsgifte! KRANKHEITSKONZEPTE 195 Chemotherapie: Unterscheidung und Phasen » Kurativ vs. palliativ (s. o.) » Adjuvante Chemotherapie: Nach einer Tumorresektion (z. B.) zur » Verhinderung von Rezidiven oder Metastasen Neoadjuvante Chemotherapie: Präoperative C. => Verkleinerung des Tumors => Verbesserung der Operabilität („Downstaging“) KRANKHEITSKONZEPTE 196 » Induktionstherapie: Zielsetzung ist eine komplette Remission » Konsolidierungstherapie: Stabilisierung der Remission » Erhaltungstherapie: Rezidivfreiheit und damit Heilung Chemotherapie: Nebenwirkungen » Zytostatika schädigen Tumorzellen aber auch gesunde Zellen! » Besonders betroffen sind Gewebe mit schneller Zellteilung » Welche? » Knochenmark (Blutbildung!) » Darm- und Mundschleimhaut » Lymphatisches Gewebe » Samen bildendes Gewebe des Hodens » Folgen der KM-Suppression? KRANKHEITSKONZEPTE 197 Chemotherapie: Nebenwirkungen » Verminderte Erythropoese => Anämie » Verminderte Thrombozytopoese => Blutungen » Verminderte Leukopoese => Infektionen » Wichtig ist Schutz vor Infektionen durch KRANKHEITSKONZEPTE 198 Keimabschirmung und sorgfältige Hygiene (Umkehrisolation) bzw. sofortige Untersuchung bei Fieber und Antibiose Chemotherapie: Nebenwirkungen » Häufige allgemeine Nebenwirkungen von Zytostatika: » Reversibler Haarausfall » Übelkeit und Erbreichen (wirksame Antiemetika verfügbar) » Entzündungen der Mundschleimhaut » Entzündungen der Darmschleimhaut => Diarrhoe » Langfristig: Toxische Wirkung auf die Keimdrüsen, karzinogene Wirkung » Organspezifische Wirkungen bestimmter Substanzen z. B. auf das Herz, die Lunge u. a. KRANKHEITSKONZEPTE 199 KRANKHEITSKONZEPTE 200 Hormontherapie » Hormone sind Botenstoffe, bestimmte Hormone fördern das Wachstum von » gesundem Gewebe, aber auch von Tumorgewebe Klinisch relevante Beispiele für Tumoren, die teilweise Hormonrezeptoren aufweisen: » Mammakarzinom – Östrogen- bzw. Gestagenrezeptoren » Endometriumkarzinom (Gebärmutterschleimhaut) - Östrogen- bzw. Gestagenrezeptoren » Prostatkarzinom – Androgene Hormontherapie » Bei der Untersuchung der o. g. Tumoren fahndet » » » der Pathologe auch nach Hormonrezeptoren Nachweis gilt als günstiger Prognosefaktor da dann auch die Hormontherapie eingesetzt werden kann Mechanismus (Pharmakodynamik): Blockade der Hormonrezeptoren des Tumors durch ein „Antihormon“ (blau) => körpereigene Hormone können nicht mehr binden (orange) und wirken => Teilung wird vermindert Bsp.: Antiöstrogenbehandlung beim Mammakarzinom TUMORZELLE MIT HORMONREZEPTOR KRANKHEITSKONZEPTE 201 KRANKHEITSKONZEPTE 202 Hormontherapie » Blockade der Hormonsynthese, z. B. Aromatasehemmer bei » Mammakarzinom Die Hormontherapie ist eher mit weniger Nebenwirkungen verbunden, die genannten Bsp. versetzen die Patientin jedoch in vorzeitige Wechseljahre Targeted Therapies » Zielgerichtete Therapien » Therapeutische » » monoklonale Antikörper, Biologika, passive Immuntherapie, -mab, monoclonal antibody Tyrosinkinase-Inhibitoren und Hemmung der onkogenen Effekte Eine Übersicht, Herold, Innere Medizin…! KRANKHEITSKONZEPTE 203 KRANKHEITSKONZEPTE 204 Tumorvakzinierung, aktive Immuntherapie » Prophylaktisch: Impfung gegen Krebs auslösende Viren, z. B. Impfung gegen » bestimmte HPV-Typen reduziert das Risiko für Zervixkarzinome (Gardasil®, Cervarix®) Therapeutisch unter Nutzung des Immunsystems, 2 Strategien » Ansatz dentritische Zellen => besonders gute Erkennung und Präsentation von Tumorantigenen und Aktivierung von Effektorzellen » Ansatz T-Zellen => Modifikation ex vivo => reinfundiert, Wirksamkeit erstmals beim metastasierten Prostatakarzinom gezeigt Zusammenfassung Onkologische Therapie ?!