fact um November 2015, Jahrgang 18, Verlagspostamt 1080 Wien, Zulassungsnummer: GZ 02Z031827 M Foto: Pasterze, © Bernd Thaller/flickr, CC BY-NC 2.0 Die Zeitschrift des Umweltdachverbandes 3/2015 Natur(schutz) im Klimawandel J Der Klimawandel: Bedrohung Nummer 1 für die Vielfalt an Arten und Lebensräumen. Zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels müssen Klimaschutz und Naturschutz daher Hand in Hand gehen. Offensichtlich? Ja, aber leider noch nicht selbstverständlich ... ahrhunderthochwasser, „Rekordsommer 2015“ & Co.: Der Klimawandel infolge erhöhter Treibhausgasemissionen, v. a. wegen der Verbrennung fossiler Energieträger, schreitet voran – in Österreich besonders stark. Während weltweit die Temperatur seit Mitte des 19. Jahrhunderts um 0,9°C gestiegen ist, verzeichnen wir hierzulande im gleichen Zeitraum einen durchschnittlichen Jahrestemperaturanstieg von 2°C! Die Eindämmung des Klimawandels zählt zu den großen Herausforderungen der heimischen Klimaschutzpolitik. Ein entschlossenes Verfolgen ambitionierter Ziele in Sachen Treibhausgasreduktion, Energieeffizienz und Umstieg auf erneuerba- re Energieträger ist dringend vonnöten, um einen tatsächlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Biologische Vielfalt: Immunsystem stärken Doch Klimawandelbekämpfung endet nicht bei der Verabschiedung politischer Ziele für Wirtschaft und Industrie. Schließlich bringen veränderte klimatische Bedingungen einen immensen Anpassungsbedarf für unsere gesamte Umwelt mit sich. In der Österreichischen Biodiversitätsstrategie 2020+ wird der Klimawandel als wesentliche Gefährdung der Biodiversität (u. a. der Vielfalt an Arten und Lebensräumen) erkannt. Der aktuelle Bericht Österreichs über den Zu- editorial Werte Leserinnen und Leser! Michael ProschekHauptmann, Geschäftsführer Umweltdachverband Foto: © UWD Der Klimawandel betrifft alle Bereiche menschlichen Handelns. Er hat Auswirkungen auf Energie, Verkehr, Finanz, Umwelt, Soziales und Gesundheit. Diese Spezialausgabe widmet sich dem Naturschutz im Klimawandel. Der Schutz von Landschaften, Gewässern und der Artenvielfalt ist integraler Bestandteil effektiven Klimaschutzes. Hitze und Dürre erzwingen den Rückzug heimischer Pflanzen und Tiere. Bioinvasoren rücken nach. Auch die intensive Land(aus)nutzung gefährdet wertvolle Böden und Retentionsgebiete. Die Wiederherstellung gesunder Naturflächen, Fließgewässer und Wälder als CO2-Speicher ist somit Natur- und Klimaschutz, Vermeidung von und Anpassung an den Klimawandel. Nutzen wir diese Synergien, um eine Allianz aus ökologisch Notwendigem und politisch Machbarem zu bilden! Andrä Rupprechter, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Foto: © BMLFUW/Haiden Erstellt im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Projektleitung Abteilung I/4 Der Klimawandel ist Realität! Speziell der Sommer 2015 ließ uns das spüren, denken wir nur an die Dürreschäden in Millionenhöhe. Der Temperaturanstieg in Österreich liegt über dem globalen Schnitt. Gerade der Alpenraum reagiert sensibel auf Temperaturveränderungen. Damit ist auch der Naturschutz aufgerufen, sich aktiv mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen und Anpassungsstrategien mitzutragen. Mein Ziel ist es, kommenden Generationen ein lebenswertes Österreich zu hinterlassen. Dafür müssen wir uns den Herausforderungen des Klimaschutzes stellen. Die Durchsetzung engagierter nationaler und internationaler Klimaziele ist notwendig. Von der bevorstehenden Weltklimakonferenz erwarte ich mir deutliche Unterstützung mit einem starken Klimaschutz-Abkommen. stand europaweit bedeutender Arten und Lebensräume an die EU-Kommission zeichnet ein besorgniserregendes Bild: Nur 14 % aller bewerteten Lebensraumtypen und 16 % der Tier- und Pflanzenarten weisen einen günstigen Erhaltungszustand auf. Die Gefährdungsursache wird vor allem in massivem Lebensraumverlust gesehen. Um die Funktionsfähigkeit vieler Ökosysteme – und damit nicht zuletzt ihrer Fähigkeit, für den Menschen wichtige Dienstleistungen wie Erosionsschutz oder sauberes Trinkwasser zur Verfügung zu stellen – auch unter geänderten Umweltbedingungen nachhaltig zu sichern, gilt es, die biologische Vielfalt bestmöglich zu erhalten. Dies nicht zuletzt, weil nur intakte Ökosysteme mit einem „gesunden Immunsystem“ die Widerstandsfähigkeit der Lebensgemeinschaften gegenüber Veränderungen garantieren können. Klimaschutz – Risiken und Nebenwirkungen auf Kosten der Natur Die Aufgabe des Erhalts wertvoller Lebensräume und Arten wird durch die Notwendigkeit, den Treibhausgasausstoß zu reduzieren und im Sinne des Klimaschutzes verstärkt auf erneuerbare, nachhaltige Energiesysteme wie Solarenergie, Wind- und Wasserkraft oder Biomasse zu setzen, zusätzlich strapaziert. Denn auch der Ausbau der erneuerbaren Energien kann Spuren in der Natur hinterlassen, v. a. wenn dieser droht, immer mehr in geschützte bzw. schützenswerte Lebensräume vorzudringen, wie z. B. eine Vielzahl aktueller Wasserkraftwerksplanungen zeigt. Kurz gesagt: Auch Klimaschutz kann mit Risiken und Nebenwirkungen auf Kosten der Natur verbunden sein. Um dem Verlust an wertvollen Lebensräumen und Arten Einhalt zu gebieten, ist es daher unumgänglich, den Ausbau erneuerbarer Energieträger nur unter Berücksichtigung des Naturschutzes vorzunehmen. Klimaschutz = Naturschutz = Klimaschutz Vor diesem Hintergrund wird also in Zukunft die Frage nicht lauten dürfen: „Natur- oder Klimaschutz?“ Betrachtet man den Klimawandel und dessen Gefahren für Natur und Lebewesen, dann gilt unweigerlich „Klimaschutz = Naturschutz“ – und umgekehrt! Um dieser Sichtweise jedoch gerecht zu werden, ist es dringend notwendig, den heimischen Naturschutz neu zu überdenken. Denn: Was bedeuten die Folgen des fortschreitenden Klimawandels für die heimische Naturschutzpraxis? Wie können Naturschutzmaßnahmen auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten? Und wie kann umgekehrt Klimaschutz dem Naturschutz unter die Arme greifen? Bis dato spielte der Naturschutz im Kontext der aktuellen heimischen Klimaschutzpolitik nur eine marginale Rolle. Es liegt aber – wie so oft – auch hier nicht nur an der Politik, den Lebensraum Österreich fit für zukünftige Belastungen in Folge des Klimawandels zu machen, sondern insbesondere an vielen einzelnen AkteurInnen, die durch konkrete Maßnahmen und Projekte ihren Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels sowie zur Anpassung an dessen Folgen leisten. Diese aktuelle fact.um-Sonderausgabe will aufzeigen, wie sehr die Folgen des Klimawandels unsere heimische Natur bereits verändert haben (und sie noch verändern werden), sowie Anstoß dazu geben, aus einem durchaus vorhandenen Pool an Möglichkeiten und Ideen zu schöpfen, damit Klima- und Naturschutz im Sinne einer lebenswerten Zukunft Hand in Hand gehen können. l Liebe BriefträgerInnen! Falls verzogen, bitte mit neuer Anschrift retour an: Umweltdachverband Strozzigasse 10/7-9 1080 Wien fact.um | 23/2015 Alpen: Gletscherschmelze & Artensterben Der Alpenraum ist vom Klimawandel besonders stark betroffen. In den letzten 100 Jahren stieg die Temperatur im globalen Vergleich überdurchschnittlich stark an. Diese Erwärmung äußert sich u. a. durch einen dramatischen Gletscherschwund. So hat die Pasterze als größter Gletscher Österreichs seit dem Jahr 1856 fast die Hälfte ihrer Fläche eingebüßt. Noch in diesem Jahrhundert könnte der Großteil der Alpengletscher vollständig verschwunden sein. Eine Entwicklung, die zusammen mit dem Abtauen von Permafrostböden dramatische Folgen nach sich zieht: Erhöhte Schmelzwassermengen führen vermehrt zu Überschwemmungen, abgetaute und aufgeweichte Böden zu Muren und Erdrutschen und das Verschwinden der Frischwasserspeicher könnte in Folge sogar Trinkwasserengpässe auslösen. Auch in der Pflanzen- und Tierwelt der Alpen ma- chen sich die klimatischen Veränderungen schon bemerkbar. Seit einigen Jahrzehnten ist – national wie auch weltweit – ein Anstieg der Waldgrenzen im Gebirge zu beobachten. Stark an ihre Umgebung angepasste Pflanzen- und Tierarten sind gezwungen, in höhere Lagen abzuwandern. Für fast 50 % der europäischen Gebirgspflanzen besteht ein hohes Aussterberisiko. Weitere direkte menschliche Eingriffe in den Alpenraum sind in jedem Fall nur unter Wahrung des Naturschutzes umzusetzen. Das gilt sowohl für zweifelhafte touristische Projekte, wie die Erschließung neuer Skigebiete und den Ausbau von Beschneiungsanlagen, als auch für die Errichtung neuer Wasserkraftwerke und den Bau von Windrädern in Höhenlagen. l webtipp: www.alpenverein.at/portal/naturumwelt/energiewende/Energie_Hauptseite.php Foto: © Julie/flickr, CC BY-NC-ND 2.0 Boden: Versiegelung & Trockenheit Österreich verbaut sich seine Zukunft. Jeden Tag muss eine Fläche von über 20 Hektar fruchtbaren Bodens für Verkehr, Wirtschaft und Wohnraum Platz machen und kann so auch nicht mehr als CO2-Senke dienen. Die Funktion des Bodens als Kohlenstoffspeicher ist vielen nicht bewusst, dabei binden Erdreich und Bodendeckung in Europa eine bedeutende Menge an Kohlenstoff. Diese Funktion kann allerdings nur ein unverbauter und gesunder Boden erfüllen. Ein solcher zeichnet sich durch ei- ne unglaubliche Vielfalt von Klein- und Kleinstlebewesen aus. Während diese von biologischer Landwirtschaft nur wenig beeinflusst werden, zerstört exzessiver Anbau das natürliche Gleichgewicht, laugt die Erde aus und kann im schlimmsten Fall zu Unfruchtbarkeit und Erosion führen. Solche folgenschweren Szenarien müssen unbedingt verhindert werden, denn schon jetzt steht die Landwirtschaft aufgrund des unerbittlichen Flächenverdrängungswettbewerbes vor einer fast unlösbaren Aufgabe: Auf immer kleinerer Fläche sollen genügend Lebensmittel für immer mehr Menschen erzeugt werden. Eine weitere Auswirkung der zunehmenden Verbauung: Versiegelte Böden können Niederschläge nicht mehr aufnehmen. Diese fließen an der Oberfläche ab, was einerseits den Grundwasserhaushalt negativ beeinflusst und im schlimmsten Fall zu Überschwemmungen führen kann. l webtipps: www.bodeninfo.net; www.umweltbildung.at/service/broschuere-bodenreich.html Wasser: Hochwasser & Verbauung Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Umso schwerer wiegen die Veränderungen von Wasserkreislauf und Gewässern durch den Klimawandel. In Österreich macht sich die Beschleunigung des globalen hydrologischen Zyklus durch eine starke Verschiebung der Niederschlagsmengen zwischen den Jahreszeiten bemerkbar: Schon jetzt ist in den Wintermonaten eine Erhöhung der Niederschlags-Gesamtmenge, im Sommer ein Rückgang zu beobachten. Dazu kommt das vermehrte Auftreten einzelner extrem hoher Niederschlagsereignisse sowie das rasante Abschmelzen von Gletschern und eine frühere Schneeschmelze. Die meisten Hochwasserschutzmaßnahmen greifen jedoch zu kurz, indem sie Flüsse weiter einengen, wodurch Abflüsse beschleunigt und die teils verheerenden Auswirkungen nur auf weiter flussabwärts liegende Stellen verlagert werden. Hinzu kommt, dass sich etwa die mittlere Temperatur der Donau seit Anfang des 20. Jahrhunderts um 1,6°C erhöht hat. Wie stark Flora und Fauna von diesen Veränderungen betroffen sind, lässt sich mitunter daran ablesen, dass bis heute fast 40 % der ursprünglich einheimischen Fischarten ausgestorben sind und sich aktuell nur 37 % der Gewässer in einem guten ökologischen Zustand befinden. Insgesamt zeichnen diese Entwicklungen kein rosiges Bild der Zukunft unserer Gewässerlandschaft – es besteht dringender Handlungsbedarf! l webtipp: http://wisa.bmlfuw.gv.at/fachinformation/hochwasserrisiko.html Foto: Riesen Chinaschilf, © National Rural/flickr, CC BY 2.0 Neobiota: Verdrängung & Verwilderung Die zunehmende Verbreitung invasiver Pflanzen- und Tierarten gilt weltweit als eine der größten Bedrohungen der biologischen Vielfalt – und wird durch den Klimawandel zusätzlich beschleunigt. Denn: Die in der Regel durch den Menschen in fremde Ökosysteme eingeschleppten Neobiota kommen mit Veränderungen ihres Lebensraums meist besser zurecht als einheimische Arten. Problematisch werden Neobiota, wenn sie angestammte Arten verdrängen und ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen, so wie es etwa der als „Killer Shrimp“ bekannte Große Höckerflohkrebs tut. Ursprünglich aus dem Schwarzmeerraum stammend, hat er sich Anfang der 90erJahre bis nach Österreich ausgebreitet und vertreibt nicht nur einheimische Flohkrebsarten, son- Nicht um jeden Preis Erneuerbare Energien sind die Hoffnungsträger der Energiewende. Doch wir dürfen dabei nicht übersehen, dass es gilt, die Anforderungen des Klimaschutzes mit den Anliegen des Natur- und Umweltschutzes zu verbinden. Foto: © Craebby Crabbson/flickr, CC BY-NC 2.0 hotspots der klimawandelfolgen D ie Endlichkeit fossiler Energieträger und die Bedrohung durch den fortschreitenden Klimawandel bringen Erneuerbare hoch in Kurs. Eine erfolgreiche Klimapolitik sollte aber nicht nur auf erneuerbare, sondern vor allem auf naturverträgliche Energie setzen. Eine Herausforderung, die es zu meistern gilt. Gut geplant ist halb gewonnen Laut Ökostrombericht konnte Windkraft in den vergangenen Jahren den größten Zuwachs am Anteil Erneuerbarer erzielen. Bald dürfte das tausendste Windrad in Österreich ans Netz gehen. Und werden Regionen mit viel Wind noch besser genutzt, könnte die Windkraft 2030 ein Viertel des Stromverbrauchs decken. Allerdings sollte der zweifellos notwendige Ausbau der Erneuerbaren Hand in Hand mit der Natur erfolgen. Denn aus Naturschutzsicht können etwa Windkraftanlagen mitunter negative Folgewirkungen auf Vogelbestände und Fledermausvorkommen nach sich ziehen. Zudem sind Probleme der Fragmentierung und des Funktionsverlustes von Lebensräumen zu beachten. Ein weiterer Ausbau sollte daher nur an geeigneten naturverträglichen Standorten erfolgen. Ein dienliches Instrument, um gröbste Zielkonflikte zu vermeiden, ist ein planerischer Zugang mit der Berücksichtigung von Eignungs- und Ausschlussgebieten. Dabei wird der Konflikt zwischen Naturschutz und Ausbau der Erneuerbaren vom Einzelfall auf das Niveau einer gesamthaften Bedeutung verschoben. Versachlichte Kompromisse werden einfacher möglich, Entscheidungen nachvollziehbar. Revitalisierung & Effizienzsteigerung Wasserkraft liefert hierzulande aktuell den größten Anteil an erneuerbarer Energie. Im Gegensatz zu anderen nachhaltigen Energiegewinnungssystemen, wie besonders Photovoltaik, ist sie bereits stark ausgebaut. Jedoch können Wasserkraftwerke tiefgreifende und zum Teil weit über den jeweiligen Kraftwerksstandort hinausrei- chende Probleme hinsichtlich der Ökologie der Gewässerlandschaft und des Naturhaushalts verursachen. Der weitere Ausbau wird somit die Rücksichtnahme auf gewässerökologisch sensible Strecken erfordern, um Ökosysteme so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Bevor neue Kraftwerke an unberührten Standorten gebaut werden, sollten jedoch bereits energiewirtschaftlich erschlossene Fließgewässerabschnitte ausgebaut und die Möglichkeiten zur Revitalisierung und Effizienzsteigerung ausgeschöpft werden. Zudem werden im Waldland Österreich aktuell 20 Millionen Kubikmeter Holz für die thermische Verwertung genutzt. Ein Vorteil für das Klima, keine Frage. Allerdings ist es in diesem Fall wünschenswert, darauf zu achten, dass die vermehrte Nutzung von Restholz und Biomasse so gestaltet wird, dass die Nährstoffbilanzen der Waldböden ausgeglichen bleiben und Biodiversität im Wald auch künftig Platz hat. (Natur)schutz in die Klimapolitik! Intakte Natur und gesunde Lebensräume mit sauberem Wasser, lebendigen Böden und vielfältigen Pflanzen- und Tierarten sind ebenso Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung wie eine erneuerbare Energieversorgung. Ein naturverträglicher Ausbau der Erneuerbaren ist deshalb unabdingbar. Doch der Weg aus dem Teufelskreis des steigenden Energiebedarfs einerseits und der begrenzten ökologisch verträglichen Ausbaumöglichkeiten andererseits führt nur über klare politische Entscheidungen: Es braucht eine drastische Reduktion des Energieverbrauchs, die von Umweltverbänden geforderte Ausweisung von Tabuzonen und eine überregionale strategische Planung zur Festlegung geeigneter Ausbaustandorte, welche die Nutzung der Erneuerbaren mit Natur- und Landschaftsschutzinteressen in Einklang bringt. l webtipp: www.umweltdachverband.at klimaschutz im internationalen fokus: kurz & bündig Weltklimakonferenz für 2°C-Ziel M dern ist als Fressfeind auch eine Gefahr für andere Kleinlebewesen sowie Fischlaich und -larven. Paradoxerweise führt sogar der Versuch der Bekämpfung des Klimawandels durch den vermehrten Einsatz nachwachsender Rohstoffe zu unabschätzbaren ökologischen Folgen: Europaweit wird derzeit beim Anbau von sogenannten Biokraftstoffen vermehrt auf Neophyten gesetzt. So weisen etwa Riesen-Chinaschilf und Elefantengras Eigenschaften wie schnelles Wachstum und geringe Ansprüche an Nährstoffe und Wasserhaushalt auf. Das macht sie einerseits zu perfekten Nutzpflanzen für die Biomasse-Produktion, bedingt andererseits aber die hohe Gefahr großflächiger Verwilderung und Verdrängung anderer Arten. l webtipp: www.umweltbundesamt.at/neobiota it der 1992 bei der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro verabschiedeten Klimarahmenkonvention erkennt die internationale Staatengemeinschaft weltweite Klimaänderungen als menschenverursachtes, ernstes Problem an und verpflichtet sich zum Handeln. 196 Vertragsparteien – darunter Hauptverursacher der CO2-Emissionen wie die USA, Russland, die EU und China – haben die Klimarahmenkonvention mittlerweile ratifiziert und damit die völkerrechtliche Basis für globalen Klimaschutz geschaffen. Die Vertragsstaaten verpflichten sich dazu, „die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau zu stabilisieren, das eine gefährliche menschliche Beeinflussung des Klimasystems vermeidet“. Konkret gilt es, die globale Temperaturerhöhung durch zahlreiche Maßnahmen auf +2°C einzudämmen und so den Klimawandel auf einem für Mensch und Umwelt erträglichen Niveau zu halten. Coming up: COP 21 in Paris Höchstes Gremium der Klimarahmenkonvention ist die Vertragsstaaten- oder Weltklimakonferenz (Conference of the Parties, COP), die jährlich zusammentritt. Ziel der diesjährigen 21. Zusammenkunft von 30. November bis 11. Dezember in Paris (COP 21), bei der insgesamt 40.000 TeilnehmerInnen erwartet werden, ist – aufbauend auf dem 2005 in Kraft getretenen Kyoto-Abkommen – ein universelles, rechtlich verbindliches Abkommen effektiven Bekämpfung des Klimawandels. Dazu gilt es, den Weg hin zu einer entkarbonisierten Wirtschaft und Gesellschaft zu ebnen. Um die globale Erwärmung auf 2°C zu begrenzen, muss ein neues Abkommen sowohl den Kampf gegen als auch die Anpassung an den Klimawandel in den Fokus nehmen. l webtipps: http://unfccc.int/meetings/paris_ nov_2015/meeting/8926.php; www.cop21paris.org/ about/cop21; www.facebook.com/COP21fr 3/2015 3| fact.um buch- und broschürentipps Foto: © Schangli/flickr, CC BY 2.0 Der Klimawandel ist vorerst nicht zu stoppen, viele Auswirkungen werden wir erst in den kommenden Jahrzehnten spüren. Die Broschüre „Klimawandel – Was tun?“ des BMLFUW ist ein Wegweiser für den Umgang mit den zu erwartenden Folgen. Konkrete Tipps und Ratschläge helfen dabei, Klimawandelanpassungsstrategien in das persönliche Lebensumfeld einzubringen. Die Vorschläge decken praktisch alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche ab und umfassen sowohl kleine Maßnahmen, als auch einen Blick auf das große Ganze. l Klimaziele: Mehr Effizienz, bitte! webtipp: www.bmlfuw.gv.at/publi- kationen/umwelt/klimawandel.html es tut sich was im Bereich Klimaschutz und Klimawandelanpassung in Österreich! Dennoch gilt: Die nationalen Ziele könnten wesentlich ambitionierter sein, in praktisch allen Bereichen gibt es noch ungenutzte Potenziale. D as Klimapaket 2009 der Europäischen Union gibt Österreich folgende „Klimaziele“ vor, die es bis 2020 zu erreichen gilt: 20 % mehr Energieeffizienz sowie ca. 1/5 weniger Treibhausgase im Vergleich zu 2005 und 34 % Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch. Als topographisch günstig gelegenes Land wird die Alpenrepublik wegen der bereits sehr stark ausgebauten Wasserkraft den Anteil an Erneuerbaren von 34 % bis zum Jahr 2020 erreichen können. Ambivalent stellt sich die Situation bei der angestrebten Verminderung des Ausstoßes von Treibhausgasen dar, deren weitaus größten Anteil mit etwa 85 % CO2 ausmacht. Der Kohlendioxid-Ausstoß Österreichs, großteils verursacht durch die Verwendung fossiler Brennstoffe, vor allem in den Bereichen Verkehr und Industrie, erfuhr von 1990 bis 2005 einen Anstieg um etwa 28,5 %. Seither sind die Emissionen zwar rückläufig, lagen 2013 jedoch immer noch um 9 % über dem Ausgangswert von 1990. Der dem Emissionshandel unterliegende Treibhausgasausstoß (von Großemittenten wie Kraftwerken und Industrieanlagen) wird bis 2020 voraussichtlich zielgemäß um 21 % im Vergleich zu 2005 reduziert werden können, wohingegen das Minus16 %-Ziel bei Sektoren außerhalb des Emissionshandelssystems (Verkehr, Gebäude sowie KMU) unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht erreicht werden wird. Österreich hat großes Potenzial, mit erhöhten Anstrengungen in diesem Bereich maßgeblich die Erreichung der internationalen Klimaziele zu unterstützen. Im Dienste des Klimaschutzes In ihrem eigenen Wirkungsbereich setzen die Bundesländer sowie das Bundesministerium für Landund Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) bereits zahlreiche Maßnahmen und unterstützen Wissenschaft und Wirtschaft dabei, ihren Beitrag zu den nationalen Klimaschutzbemühungen zu leisten. So zum Beispiel die Initiative „klima:aktiv“, deren Ziel die rasche und breite Markteinführung klimafreundlicher Technologien und Dienstleistungen ist. Forschungs- oder klimafreundliche Verkehrsprojekte werden auch durch den „Klima- und Energiefonds“ getragen. Außerdem ermöglicht das ACRP (Austrian Climate Research Programme) die Förderung von Grundlagenforschung zum Klimawandel. Die Bundesländer tragen neben ihren eigenen Klima- und Energiestrategien mit Hochwasserschutzprojekten (Schaffung von Retentionsgebieten) genauso bei wie mit Schutzgebietsvernetzungen (Alpen-Karpaten-Korridor). Des Weiteren wird in vielen Bereichen aktiv geforscht, um nachhaltige Lösungen für die Zukunft bieten zu können (z. B. zu den Auswirkungen von Gewässertemperaturänderungen auf die Fischfauna). Latte für Klimaziele noch höher setzen! In Zeiten, in denen bereits viele Länder – darunter auch Kohlegiganten und Schwellenländer – aus verschiedenen Gründen ihren Umgang mit dem Klimawandel überdenken, werden auch hierzulande vereinzelt Maßnahmen gesetzt, viele Potenziale liegen allerdings noch brach. So zum Beispiel betreffend die steuerlichen Begünstigungen von Diesel oder Dienstwagen. Zwar gibt es seit dem Jahr 2011 das österreichische Klimaschutzgesetz und das daraus resultierende Maßnahmenprogramm von Bund und Ländern, jedoch darf in Erwartung der Ergebnisse der diesjährigen Weltklimakonferenz in Paris nicht außer Acht gelassen werden, dass dem Klimawandel auf nationaler Ebene noch konkreter zu begegnen ist. Werden jetzt keine weiteren Maßnahmen gesetzt, wird es für die Zeit nach 2020 schwierig werden, ambitioniertere Quoten zu erbringen. Alternativmaßnahmen: Effizienz & Einsparung Für eine lebenswerte Zukunft wird ein noch konsequenteres und koordinierteres Zusammenwirken im Bereich Klimaschutz notwendig sein. Derzeit noch vernachlässigt sind vor allem die Effizienz und die Verringerung des Energie- und Ressourcenkonsums, wobei gerade hier maßgebliche Potenziale schlummern. Sollte es Österreich nicht gelingen, den Gesamtenergieverbrauch drastisch zu reduzieren, werden die erneuerbaren Energien alleine den Bedarf nicht decken können. In diesem Sinne sollten politische Synergien genutzt werden, um Effizienz und vor allem auch die bisher wenig behandelte Verbrauchsreduktion voranzutreiben. l webtipp: www.bmwfw.gv.at/umwelt/klimaschutz. html Das Austrian Climate Research Programme (ACRP) erforscht nationale Ausprägungen und Auswirkungen des Klimawandels und erstellt darauf aufbauend Analysen und Maßnahmenvorschläge für Politik und Gesellschaft. In der Broschürenreihe „ACRP in essence“ werden ausgewählte Forschungsberichte vorgestellt, die eine Grundlage für die notwendigen Schritte in Richtung Klimawandelanpassung bilden. Bisher sind sechs Ausgaben erschienen, unter anderem zu Biodiversität, Landwirtschaft und Gesundheit. l webtipp: www.klimafonds.gv.at/ service/broschueren/acrp-in-essence webtipps Sachstandsbericht Österreich: www.ccca.ac.at/de/apcc/oesterreichischer-sachstandsbericht-klimawandel-2014-infos-und-materialien Klimawandel und Folgen: www. umweltbundesamt.at/umweltsituation/klima/klimawandel CO2-Rechner: www.umweltbildung.at/online-materialien/interaktive-tools/co2-rechner.html österreichische klimawandelanpassungsstrategie Verschränkung von Klima- und Biodiversitätsschutz Foto: Vorderer Langbathsee, © Bernd Thaller/flickr, CC BY-NC 2.0 I m Jahr 2007 initiierte Österreich unter der Federführung des BMLFUW einen Prozess zur Entwicklung einer Strategie zur Anpassung an den Klimawandel. 2012 wurde die „Österreichische Klimawandelanpassungsstrategie“ mit der Zielsetzung, nachteilige Auswirkungen des Klimawandels auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft zu vermeiden und die sich ergebenden Chancen zu nutzen, im Ministerrat beschlossen. Die Klimawandelanpassungsstrategie gibt nicht nur einen umfassenden Überblick über die verschiedensten Einflüsse des Klimawandels auf unterschiedliche Aktivitätsfelder. In einem Aktionsplan werden auch konkrete Handlungsempfehlungen, unter anderem für die Bereiche Landwirtschaft, Tourismus, Energie, Raumordnung, Verkehr, aber auch Biodiversität ausgesprochen. Als wesentliche Gefahren für die natürlichen Ökosysteme identifiziert die Strategie den Temperaturanstieg und dadurch bedingte Veränderungen in den Vegetationsperioden, Dürreperioden, eine Verringerung der Artenvielfalt, eine Abnahme des Schneeanteils in tiefen und mittleren Lagen, eine Abnahme der Frosttage, einen Anstieg der Wassertemperaturen, den Verlust von Lebensräumen und Arten sowie die Ausbreitung invasiver Arten. Erste Erfolge und offene Tasks Der Ausbau des Wissenstandes zu den Auswirkungen des Klimawandels, die Integration von Klimawandel in Natur- schutzkonzepte, die Förderung nachhaltiger Freizeitaktivitäten oder die Verbesserung der Vernetzung von Lebensräumen und Schutzgebieten zählen zu den Maßnahmen, die laut Strategie den Effekt des Klimawandels auf unsere Umwelt abmildern können. Zur Umsetzung dieser Maßnahmen angesprochen werden u. a. die Bundesländer, Bildungseinrichtungen, Interessenvertretungen, die Energiewirtschaft sowie LandnutzerInnen und NGOs. Eine Auswahl an Best PracticeBeispielen unterstreicht die zentrale Botschaft der Strategie, dass Anpassung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und einer gut aufeinander abgestimmten Vorgehensweise bedarf – sowohl zwischen den betroffenen Bereichen als auch zwischen den Handelnden. Erste Erfolge des Aktionsplans lassen sich aus dem Entwurf des Fortschrittsberichts Klimawandelanpassung des BMLFUW ablesen. So ist zum Beispiel bereits österreichweit ein Rückgang des aufgeforsteten Fichten- und ein Anstieg des natürlichen Laubholzanteils zu beobachten, wurden vermehrt Retentionsräume zum Schutz vor Überschwemmungen geschaffen oder der Ausbau des Anteils von biologisch bewirtschafteten Flächen gefördert. Die Klimawandelanpassungsstrategie bietet allen Interessierten einen anschaulichen Leitfaden zur Verschränkung von Klima- und Biodiversitätsschutz. l webtipp: www.klimawandel-anpassung.at fact.um | 43/2015 intakte ökosysteme sind von elementarer Bedeutung für den Menschen und für das Klima. Es zeigt sich: Die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen, die auch dem Klima gut tun, ist gar nicht so schwer! Foto: Sonnentau, © helst1/flickr, CC BY-NC-ND 2.0 entziehen diese der Atmosphäre und sind daher auch wichtige Klimaregulatoren. Alleine in den obersten 50 Zentimetern Boden speichern diese faszinierenden Lebensräume rund 150 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar – mehr als jedes andere Ökosystem. Grund dafür: Abgestorbenes Pflanzenmaterial wird wegen des ständigen Wassereinflusses und damit verbundenen Sauerstoffmangels nicht abgebaut, sondern als Torf konserviert. Durch die Speicherung von CO2 als Torf tragen Moore also in hohem Ausmaß langfristig zum Klimaschutz bei. E ines steht fest: Die Natur versorgt uns mit lebensnotwendigen Kostbarkeiten. Sie stellt Trinkwasser bereit, bietet natürlichen Hochwasserund Erosionsschutz, sorgt für Bodenbildung und Befruchtung der Nutzpflanzen, reguliert den Wasserhaushalt u. v. m. Damit die Natur diese Leistungen erbringen kann, braucht es intakte Ökosysteme. Diese spielen auch punkto Klimaschutz eine wesentliche Rolle. Am Beispiel der rund vier Millionen Hektar großen heimischen Wälder betrachtet: Die grünen Lungen der Alpenrepublik speichern fast 800 Millionen Tonnen Kohlenstoff. Das ist 40 mal so viel wie hierzulande jährlich an Treibhausgasen produziert wird. Die bedeutende Rolle der Wälder und ihrer Böden als Speicher des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 ist somit klar, ihre Erhaltung und nachhaltige Bewirtschaftung ohne Alternative. Kohlenstoffspeicher vom Feinsten Doch nicht nur die Wälder stehen in Sachen Kohlenstoffspeicherung an vorderster Front: Auch Moore speichern riesige Mengen an Wasser und Kohlenstoff, Kostengünstige Klimaschutzmaßnahme Allerdings sind 90 % der ursprünglichen Moorflächen Österreichs bereits verloren, 2/3 der bestehenden Moorgebiete beeinträchtigt. Durch ausbleibende Niederschläge, wie sie in verschiedenen Klimamodellen dargestellt sind, könnten in Zukunft vor allem die Hochmoore zusätzlich in Bedrängnis kommen. Modellrechnungen des Umweltbundesamtes zeigen, dass 85 % der Hochmoore in der Mitte des 21. Jahrhunderts bei einem Anstieg der Jahresmitteltemperatur um etwa 2,3°C einem hohen Risiko ausgesetzt sein werden. Die gute Nachricht: Für den Erhalt der Kohlenstoffvorräte der Moore braucht es keine aufwändige Technologie. Einfache Holzdämme genügen, um den Wasserhaushalt von Mooren wiederherzustellen und ihnen ihre CO2Speicherfähigkeit zurückzugeben. Was Moorschutz zusätzlich attraktiv macht, ist der vielfältige Zusatznutzen intakter Moore als Wasserspeicher und als unersetzlicher Lebensraum vieler geschützter Tiere und Pflanzen. Alles in allem ist Moorschutz eine der kostengünstigsten Klimaschutzmaßnahmen überhaupt. Bewahrung von Ökosystemen essenziell Fazit: Funktionierende Ökosysteme, die per se bereits kostenlos (!) so hervorragende Leistungen für uns Menschen erbringen, haben auch großes klimaschützendes Potenzial, leiden allerdings selbst zunehmend unter dem fortschreitenden Klimawandel. Umso wichtiger ist es, die Bedeutung von Ökosystemen und Biodiversität für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel noch stärker als bisher zu berücksichtigen und ihren Schutz weiter zu fördern. l Starkes Team: Sonnenkraft & Artenschutz Ein perfektes Beispiel für ein gelungenes Zusammenspiel von Natur- und Klimaschutz ist das BürgerInnen-Solarkraftwerk in Wien-Liesing. Die von Wien Energie betriebene und mithilfe von BürgerInnen-Beteiligung finanzierte Photovoltaik-Anlage erzeugt auf einer Fläche von 7.400 m2 nachhaltige Energie für 400 Haushalte und bietet auf ihrem Areal obendrein einen naturnahen Lebensraum, in dem sich schützenswerte Tierarten wie Heuschrecken, Schnirkelschnecken, Nachtpfauenaugen, Eidechsen und Feldhamster zu Hause fühlen. Die begrünte Fläche unter und zwischen den Solarpaneelen und das steinige Bodenmaterial des Untergrundes sorgen für naturgemäße Bedin- gungen, die in der Stadt ansonsten selten sind und die durch verschiedene Pflegemaßnahmen noch weiter gefördert werden. Vor allem in Ostösterreich haben Interessierte auch die Möglichkeit, in Windräder zu investieren und damit den Ausbau erneuerbarer Energie zu unterstützen. In der Regel erwirbt man dabei Anteile, erhält dafür eine fixe jährliche Vergütung und am Ende der Laufzeit das gesamte angelegte Geld zurück. Eine lohnende Investition für alle, die nicht die Möglichkeit haben, eine eigene Anlage zu errichten. l webtipp: www.buergerkraftwerke.at Lokaler Klimaschutz mit globaler Wirkung Verkehrskonzept. Anstatt versiegelter Parkplätze und zubetonierter Wege bestehen die meisten Untergründe aus Schotter oder Belägen mit offenen Fugen, wodurch der Boden weiterhin als Lebensraum dienen und Wasser versickern kann. Mit einheimischen Pflanzen begrünte Flächen, Fassaden und Dächer, Trockenmauern sowie mehrere Naturteiche bieten sowohl Tieren einen naturnahen Lebens- als auch den hier arbeitenden Menschen Erholungsraum. Neben Rankweil führen 952 weitere Gemeinden, sowie zusätzlich 968 Betriebe und 470 Schulen und Bildungseinrichtungen im Rahmen des Klimabündnisses bereits lokale Klimaschutzmaßnahmen durch, die auch der Natur und der Bevölkerung gut tun – und fördern übrigens gleichzeitig den Erhalt des Regenwaldes in Südamerika durch Unterstützung indigener PartnerInnen. l Foto: © Marktgemeinde Rankweil Moorschutz & more best practice im natur- und klimaschutz Als „globale Partnerschaft zum Schutz des Weltklimas“ versteht sich das Klimabündnis Österreich. Die Vorarlberger Klimabündnis-Gemeinde Rankweil zum Beispiel zeigt, wie Klimaschutz auch bei größeren Bauvorhaben funktionieren kann. Das Stichwort dabei lautet „naturnahe Flächengestaltung“. Auf rund 20 Hektar Gesamtfläche entsteht in Rankweil ein innovativer Arbeitsraum mit insgesamt 34 Betriebsflächen samt naturnahen Grünflächen, nachhaltigem Energie- und durchdachtem webtipp: www.klimabuendnis.at Gemeinsam Garteln für Klima & Natur Klimaschutz beginnt bei jedem Einzelnen. So unwichtig uns viele Maßnahmen oft vorkommen mögen, in Summe haben sie große Effekte. Tipps und Anregungen für die verschiedensten Lebensbereiche liefert etwa die Initiative „klimaaktiv“ des BMLFUW. Egal, ob durch bewusstes Einkaufen, die Nutzung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln, nachhaltiges Bauen oder Energiesparen – an Möglichkeiten, selbst etwas für den Klimaschutz zu tun, mangelt es nicht. Dass man gemeinsam noch mehr erreichen kann, beweisen zahlreiche Privatinitiativen in ganz Öster- reich. So etwa die Bewegung der Food-Coops. In diesen Einkaufsgemeinschaften schließen sich Personen zusammen, um Lebensmittel von regionalen ProduzentInnen zu kaufen und bringen sich dabei selbst in Organisation, Transport und Verteilung ein. Noch einen Schritt weiter gehen in Gemeinschaftsgärten und Urban Gardening engagierte Menschen: Sie bauen ihr Gemüse selbst an. Nachhaltigkeit und Bewusstseinsbildung sind so nicht nur Theorie, sondern gelebte Praxis. l webtipps: www.klimaaktiv.at; www.foodcoops.at Foto: Privat Naturschutz als unerlässlicher Partner der Klimapolitik Die Folgen des immer rasanteren Klimawandels sind unabsehbar, aber jedenfalls dramatisch. Daher ist ambitionierter Klimaschutz auf nationaler und internationaler Ebene dringend nötig – und genau dazu kann der Naturschutz wesentlich beitragen. Viele Lebensräume wie Wälder und Moore entziehen der Atmosphäre große Mengen Kohlendioxid, speichern diese in der Biomasse und tragen so kostengünstig zum Klimaschutz bei. Nachhaltige Waldbewirtschaftung, die Extensivierung von Grünland, der Schutz und die Renaturierung von Feuchtgebieten Franz Essl, und eine konservierende Bodenbearbeitung haben beträchtliche positiUmweltbundesamt & ve Auswirkungen auf die Treibhausgasbilanz. Viele der bewährten NaUniversität Wien turschutzmaßnahmen werden künftig an Bedeutung gewinnen. Dies auch deshalb, da nur intakte Lebensräume der zusätzlichen Belastung, der sie durch den Klimawandel ausgesetzt sind, widerstehen können. Zusätzlich kommen Naturschutzmaßnahmen einer kleinteiligen und nachhaltigen Landwirtschaft zugute – deren Bewahrung ein erklärtes Ziel der nationalen Agrarpolitik ist. Und: Viele dieser Maßnahmen sind weitaus kostengünstiger als andere Maßnahmen des Klimaschutzes! Der Naturschutz ist also ein unerlässlicher Partner der Klimapolitik – und dies muss in Österreich viel stärker als bislang gelebt werden, etwa im Agrar-Umweltprogramm ÖPUL. Aber, es gibt sie schon: erfolgreiche Modellprojekte, wie etwa in den letzten Jahren von den Österreichischen Bundesforsten und dem Land Oberösterreich im Salzkammergut umgesetzte Moorschutzprojekte. Nun ist es nötig, Naturschutz und Klimawandel gesamtheitlich zu betrachten – durch gemeinsame Förderprogramme und durch Änderungen im Bewusstsein. l Foto: © ZAMG ansichten: partnerschaft natur- und klimaschutz Michael Staudinger, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) webtipp: www.umweltbundesamt.at impressum Herausgeber und Medieninhaber: Umweltdachverband, Strozzigasse 10/7-9, 1080 Wien, Tel. +43/1/40113-0, Fax: DW 50 E-Mail: [email protected], www.umweltdachverband.at ZVR-Zahl 255345915 Offenlegung gem § 25 MedienG www.umweltdachverband.at/uwd/gremien; www.umweltdachverband.at/uwd/leitbild Redaktion: Stefanie Schabhüttl, Sylvia Steinbauer, Manuel Grebenjak, Stefan Nohel Inhaltliche Verantwortung: Umweltdachverband Druck: Janetschek GmbH, 3860 Heidenreichstein fact.um richtet sich an EntscheidungsträgerInnen und Interessierte im Natur- und Umweltschutzbereich. Erscheinungsweise: 4 x jährlich. Auflage: 33.000 Exemplare. Erscheinungsort: Wien. termine Fragiles Gleichgewicht in der Natur vorsorgend erhalten Ökologie ist ein Gleichgewicht von vielen Systemen, die sich gegenseitig tolerieren, unterstützen oder in Konkurrenz zueinander stehen. Dieses Gleichgewicht kann sich im Lauf der Zeit ändern; deshalb kommen und verschwinden Arten in einem bestimmten Gebiet. Unsere Kulturen und Lebenseinstellungen haben sich über die letzten Jahrhunderte auf dieses Gleichgewicht in den Alpen eingestellt und die Reichhaltigkeit der Natur nützen und schätzen gelernt. Bringt man dieses Gleichgewicht durch den vom Menschen verursachten Klimawandel zum Kippen, so sind die Konsequenzen viel drastischer als das für die einzelnen AkteurInnen vorstellbar ist: Die Auswirkungen treten zwar nur langsam ein, sind aber auf Jahrzehnte unumkehrbar. Noch heikler ist es, dass wir alle mit unserem gewohnten Lebensstil von den stärksten Auswirkungen relativ weit entfernt sind. Dadurch wird das Prinzip von Ursache und Wirkung nicht mehr direkt erleb- und begreifbar. Unnotwendiger Innenstadtverkehr mit SUVs beispielsweise wird erst Jahre später durch das Verschwinden von Gletschern sichtbar. Klimaschutz bedeutet daher, das fragile Gleichgewicht in der Natur vorsorgend zu erhalten und mit Rücksicht auf die komplexen Vorgänge vorsichtig und schonend mit Ressourcen umzugehen, Entscheidungen mit langfristiger Perspektive zu treffen und heute zu investieren, um kommenden Generationen die Natur und die Vielfalt und Schönheit der alpinen Landschaft zu erhalten. Klimaschutz bedeutet, heikle Entscheidungen zu treffen: Aber wann hatten wir schon die Gelegenheit, die kommenden hundert Jahre gemeinsam zu gestalten? l webtipp: www.zamg.ac.at gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens Druckerei Janetschek GmbH, UW-Nr. 637 Der Umweltdachverband ist ausgezeichnet mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Bildungseinrichtungen. Print kompensiert Id-Nr. 1550905 www.druckmedien.at 30. Nov.-11. Dez. 2015 COP 21 – 21. Sitzung der „Conference of the Parties to the United Nations Framework Convention on Climate Change“, Paris (Frankreich) infos www.cop21paris.org 28.-31. Jänner 2016 Bauen & Energie 2016, Wien infos www.bmlfuw.gv.at/kalender/ umwelt/BauenEnergie2016.html 24. Februar 2016 World Sustainable Energy Days 2016 infos www.bmlfuw.gv.at/kalender/ umwelt/WorldSustainable2016.html 26. Feb.-28. März 2016 Energiesparmesse Wels 2016 infos www.bmlfuw.gv.at/kalender/ umwelt/EnergiemesseWels2016.html 6.-8. April 2016 17. Österreichischer Klimatag, Graz infos www.ccca.ac.at/de/ ccca-aktivitaeten/oesterr-klimatag/ klimatag-2016 webtipp: mehr aktuelle Termine auf www.umweltdachverband.at