Berlin, 13.12.2007 Marie-Luise Dött MdB, umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Namensartikel für das Mittelstandsmagazin Klimapolitik ohne „ökologischen Tunnelblick“ 1. Deutschland macht mit dem Klimaschutz Ernst Auch diejenigen, die die Bedeutung von Umweltschutz eher kritisch sehen, stimmen inzwischen zu: Der Klimawandel Überschwemmungen hat bereits haben begonnen. zum Teil Seine enorme Wirkungen, wirtschaftliche z.B. Wirbelstürme, Schäden und Dürren, insbesondere menschliches Leid zur Folge. Die Bekämpfung des Klimawandels ist deshalb eine der zentralen Herausforderungen für die Politik. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Thema zu Recht zur Chefsache gemacht. Deutschland hat mit seinem sehr ambitionierten nationalen Klimaziel ein weltweit beachtetes Signal gegeben. Das in Meseberg beschlossene Integrierte Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung ist ein weltweit beachtetes Klimaschutzpaket und das Signal ist eindeutig: Deutschland macht mit dem Klimaschutz Ernst. 2. Auch ein klimaverträglicher Energiemix muss auch Versorgungssicherheit und Preiswürdigkeit gewährleisten Die energetische Basis eines Landes ist entscheidend für die Treibhausgasemissionen und damit für den Klimaschutz. Damit ist der Energiemix eine der zentralen Stellschrauben für die CO2-Emissionen. Die zentrale Herausforderung für den Energiemix ist die Grundlastversorgung, also die Bereitstellung der permanent erforderlichen Energiemenge im Versorgungssystem. Wind- und Solarenergie sind nicht grundlastfähig, solange wirtschaftliche Speichermedien fehlen. Hier brauchen wir auch weiterhin grundlastfähige Technologien, wie Kohle, Gas und Kernkraft. Wer glaubt, die Erneuerbaren Energien würden das Klimaproblem lösen können, liegt richtig. Wer aber glaubt, sie könnten allein eine dauerhaft verlässliche Versorgung zu sozial akzeptablen Energiepreisen sichern, liegt gründlich falsch. Genau hier verläuft die Grenze zwischen ideologischem Wunschdenken und verantwortlicher Politik. Versorgungssicherheit, Preiswürdigkeit und Umweltverträglichkeit sind für uns Eckpunkte der Energiepolitik. Diesen Anforderungen muss der Energiemix genügen und hieran sollten alle Vorschläge für eine Neuausrichtung der energetischen Basis unseres Landes sehr genau geprüft werden. 3. Effizienter Klimaschutz braucht eine breite technologische Basis Gerade bei einer klimafreundlichen Energieversorgung ist es wichtig, nicht auf technologische Einbahnstraßen zu geraten, die sich im schlimmsten Fall als Sackgassen erweisen können. Bei einer Reihe von Technologien sehen wir heute interessante neue Ansätze, die zu mehr Klimaschutz und Ressourceneffizienz beitragen. Ein Beispiel ist die Kraft-Wärme-Kopplung, eine Technologie mit hoher Energieausbeute, die bereits heute genutzt wird und die ein politisches Kernelement des Integrierten Energie- und Klimaschutzprogramms von Meseberg ist. Eine weitere technologische Entwicklungslinie sind CO2-Abscheidetechniken für Kohlekraftwerke. Wir werden Fortschritte bei der Effizienz der Nutzung von Solarenergie haben. Wasserstoff könnte 2050 schon eine wichtige Rolle spielen. Die vielfältigen technischen und technologischen Optionen im Energiebereich müssen Ernst genommen und ohne Vorurteile geprüft und dann auch umgesetzt werden. Wer heute ideologische Kampagnen gegen Kernenergie fortsetzt und nach demselben Muster jetzt auch modernste Kohlekraftwerke ins gesellschaftspolitische Abseits bringen will, handelt in höchstem Maße unverantwortlich. Er gefährdet den Wirtschaftsstandort und sozialverträgliche Energiepreise und verhindert Investitionen und Innovationen in klimafreundliche Energietechnologien, die für den globalen Klimaschutz dringend gebraucht werden. Generationenverantwortung beschränkt sich nicht nur auf den CO 2-Gehalt der Atmosphäre, sondern umfasst auch die Sicherung und Mehrung der gesellschaftlichen Wohlfahrt und die nachhaltige Sicherung der Grundlagen für den Wirtschaftsstandort. 4. Soziale Marktwirtschaft schafft das beste Klima für den Klimaschutz Es war vorherzusehen, dass das Thema „Klima- und Ressourcenschutz“ genutzt wird, um nachzuweisen, dass nur ein starker Staat Bürger und Unternehmen zum richtigen und verantwortlichen Handeln bewegen kann. Unter dem knackigen Titel „Ökologische Industriepolitik“ hat -2die SPD den vermeindlichen Masterplan aus der Tasche gezaubert. Statt die Kräfte des Marktes zu stärken, wird Klimaschutz zur Begründung umfassender staatlicher Eingriffe in Wirtschaft und private Haushalte. Mit beeindruckendem Mut werden Zukunftsmärkte und -technologien benannt. Bei den Politikinstrumenten gibt es keine Überraschungen: Ökosteuern, Sonderabgaben, verschärfte Ordnungspolitik, Grenzwertverschärfungen, Markteinführungsprogramme für spezifische Technologien, technologieorientierte Forschungsförderung. Unsere klare Botschaft dazu: Wir sind uns in der Analyse der Probleme, den Handlungserfordernissen und den Chancen einig – aber in der politischen Umsetzung setzen wir auf die Soziale Marktwirtschaft und nicht auf staatliches Durchregulieren bis in die Heizkeller der Bürger. Das heißt nicht, dass der Staat untätig sein soll. Aber staatliches Handeln soll sich auf Rahmenbedingungen beschränken. Dazu gehört zum Beispiel mit marktkonformen Instrumenten Anreize und Innovationsdynamik schaffen, technologieoffene Forschung zu unterstützen, unternehmerische Freiheit durch eine Verminderung der finanziellen Lasten und minimale Bürokratie zu stärken, Patentschutz international sicherzustellen, den Transfer von Umwelt- und Effizienztechnologien zu unterstützen, auf die Sicherung langfristig stabiler Versorgung mit Rohstoffen hinzuwirken und auf die Chancengleichheit im internationalen Wettbewerb zu achten. Damit wird staatliches Handeln zum Konjunkturprogramm und Klima- und Ressourcenschutzpolitik zu wirtschaftlichen Chancen und zum Motor für Beschäftigung. Planwirtschaft ist ein teuerer und am Ende unsozialer Irrweg - auch dann, wenn sie in ökologischer Verkleidung daherkommt. 5. Wirtschaftliche und soziale Leitplanken beachten Anspruchsvoller Klimaschutz ist leider nicht zum Nulltarif zu haben. Umso wichtiger ist es, sehr genau auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis der einzelnen Maßnahmevorschläge und die sozialen Wirkungen zu achten. Kostenüberwälzungen auf Bürger und Unternehmen muss man sehr gut begründen können. Das erst recht, wenn man gleichzeitig feststellt, dass zum Beispiel ein Arbeitsplatz in der Solarbranche heute mit jährlich 153.000 € subventioniert ist, – über das Doppelte, wie beim Steinkohlebergbau, wie das RWI in Essen gerade ermittelt hat. Wenn sich gleichzeitig die Aktienkursgewinne bei einigen Solartechnologieherstellern binnen zweier Jahre verzwanzigfacht haben, drängt sich der Verdacht auf, dass manche neue Technologien derzeit eher „Subventionsstaubsauger“ als „Energiequellen“ sind. Natürlich gehören die Erneuerbaren Energien zu einem modernen Energieträgermix. Dabei ist zu akzeptieren, dass Erneuerbaren Energien Markteingangsbarrieren überwinden müssen. Mit Subventionen gesicherte „Technologiereservate“ hemmen aber erforderliche Innovationen und verzögern das Erreichen der Marktreife neuer Energietechnologien. Der Staat muss Innovationsmotor sein und nicht Subventionsmaschine. Überförderung und Überforderung müssen gleichermaßen vermieden werden. Das ist das Spannungsfeld der Diskussion auch bei der Umsetzung der Meseberg-Beschlüsse. Umwelt- und Klimaschutz auf Kosten wirtschaftlicher Entwicklung und mit sozialer Schieflage würde die breite gesellschaftliche Akzeptanz für den Klimaschutz gefährden. Bei einer Klimapolitik mit einem ökologischen „Tunnelblick“ läuft man Gefahr, in die ökonomischen und sozialen „Leitplanken“ zu geraten. Das werden wir verhindern.