Klimakrise stoppen Quelle: Getty Images Anspruch und Realität In Brüssel macht die Bundesregierung unverhohlen Lobbypolitik für deutsche Energie- und Autokonzerne, anstatt die Initiative für eine wirksame Reform des Emissionshandels zu ergreifen. Auch hinsichtlich der künftigen EU-Klimapolitik hat sie sich auf viel zu schwache Klima- und Energieziele festgelegt. Internationale finanzielle Zusagen für Klimaschutz und Artenvielfalt wurden bisher meist nur auf dem Papier erfüllt, ohne dass tatsächlich zusätzliche Gelder flossen. International gegebene Versprechen werden so faktisch gebrochen. Wir Grüne im Bundestag setzen uns ein für eine glaubwürdige deutsche Klimapolitik, die mehr Energie spart, erneuerbare Energien konsequent ausbaut und endlich ein verbindliches Klimaschutzgesetz auf den Weg bringt. 2 Quelle: picture alliance 3 Quelle: Corbis Wir befinden uns mitten drin in der Klimakrise – weltweit und auch in Deutschland. Um das Schlimmste zu verhindern, darf sich die Erde um höchstens zwei Grad Celsius erwärmen. Dafür muss Deutschland seine Treibhausgase bis 2020 um mindestens 40 Prozent und bis 2050 um mindestens 95 Prozent senken. Die Bundesregierung aber handelt nicht. Die Treibhausgasemissionen sind deshalb in der Vergangenheit weiter gestiegen, vor allem durch die klimaschädliche Kohleverstromung. Quelle: Corbis Der Pegel stei 4 gt Eine menschgemachte Erwärmung des Klimasystems gilt als sicher. Das ist das Fazit des neuen fünften Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC. Mehr als 2.000 Fachleute aus der ganzen Welt haben an dieser umfassendsten wissenschaftlichen Beschreibung des Klimawandels sechs Jahre lang gearbeitet. Das letzte Jahrzehnt war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die zehn wärmsten Jahre seit 1880 sind alle nach 1998 eingetreten. Schuld daran ist ein Anstieg der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen. Allein zwischen 1970 und 2010 wurden 40 Prozent der Treibhausgase ausgestoßen, die insgesamt seit Beginn der industriellen Revolution 1750 emittiert wurden. Auch der Meeresspiegel ist seit 1993 durchschnittlich um etwa 3 mm pro Jahr gestiegen; im gesamten 20. Jahrhundert um 19 cm. Selbst wenn wir sofort alle CO2-Emissionen stoppen könnten, wird die Temperatur noch um weitere 0,6 Grad steigen. Mit weitreichenden Folgen wie Stürmen, Überschwemmungen, Dürren, Hungersnöten und Schäden in Billionenhöhe – und der Gefahr einer katastrophalen globalen Rezession. Die Kosten für wirksamen Klimaschutz dagegen betragen selbst bei anspruchsvollen Zielen höchstens 0,06 Prozent des durchschnittlichen Wachstums. 5 Emissionshandel? wenn, dann richtig! Union und SPD waren zwar für einen europäischen Stabilitätsmechanismus, doch dieser nimmt Zertifikate nur vorübergehend vom Markt. Der Überschuss an Zertifikaten wird so nicht abgebaut und das nötige Preissignal bleibt weiterhin aus. So werden keine ernstzunehmenden Effekte für den Klimaschutz erzielt. Die grüne Bundestagsfraktion will dagegen die eklatanten Schwächen des Emissionshandels gezielt abbauen und damit seine klimapolitische Wirksamkeit erhöhen. 6 Quelle: Wimborne / Reuters Der Emissionshandel legt fest, wie viel CO2 höchstens ausgestoßen werden darf. Die Rechte zum Ausstoß des Klimagases sollen dann verkauft oder versteigert werden. So soll CO2 einen Preis bekommen und Investitionen in Klimaschutz sich dadurch schneller rechnen. Doch auch Jahre nach seiner Einführung ist die Ausgestaltung des Emissionshandels unzureichend. Viel zu viele Emissionszertifikate sind auf dem Markt, seit Jahren werden sie an die Industrie überwiegend verschenkt und dies bleibt auch weiter so. Der Effekt: Der Ausstoß von CO2 ist zu billig, um Lenkungswirkung zu erzielen. Es besteht kein Anreiz, in Klimaschutz zu investieren. 7 PARIS 2015 Der Klimaschutz braucht globale Abkommen. Das für Paris angestrebte Abkommen soll ab 2020 das existierende, aber wenig ambitionierte Kyoto-Klimaprotokoll ablösen und endlich alle Staaten der Welt zur wirksamen Minderung von Treibhausgasemissionen verpflichten. Ein neuer Weltklimavertrag von Paris muss am Schluss zumindest ein Paket von Entscheidungen beinhalten, die auch Länder wie die USA oder China zu effektivem Klimaschutz verpflichten. Eine Verständigung in Paris muss eine wirksame Zwischenetappe für den internationalen Klimaschutz werden, auch wenn angesichts der seit Jahren zähen Verhandlungen noch nicht zu allen Fragen konkrete Vereinbarungen enthalten sein werden. Die größten Klimasünder der Erde sind nicht bereit, sich zum Klimaschutz zu verpflichten. Ein Erfolg in Paris wird auch maßgeblich davon abhängen, wie glaubwürdig die Bundesregierung im Vorfeld und auf der Konferenz auftritt. Tatsächlich präsentiert sich die Bundesregierung international anders, als sie zu Hause handelt. So nutzt die Bundeskanzlerin die internationale Bühne, um sich als Klimaschützerin zu inszenieren. Doch in der nationalen Politik zeigt sie ihr wahres Gesicht – als Kohlekanzlerin, indem sie wirksame Maßnahmen gegen umweltverschmutzende Kohlekraftwerke verhindert. Quelle: Reuters, Demonstration gegen den Klimawandel in Sydney 8 9 nehmen zu Die armen Länder der Welt leiden am stärksten unter dem Klimawandel: Überschwemmungen, Dürren, Stürme und Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt haben gravierende Folgen. Aber auch wir in Europa sind massiv betroffen – und werden es künftig noch stärker sein. Das Jahr 2014 war global das wärmste jemals gemessene. Wetterbedingte Naturkatastrophen mit unzähligen Toten und Milliardenschäden haben in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen. Allein 2010 wurden über 850 Wetterkatastrophen wie Stürme, Unwetter oder Überschwemmungen registriert. Auch Hitzewellen wie 2003 oder 2013 werden nach und nach zur Normalität, mit all ihren dramatischen Auswirkungen: Der menschliche Körper leidet unter der Hitze, viele heimische Tierund Pflanzenarten verschwinden für immer, die Wasserversorgung stockt. Die Folgen sind Ernteeinbußen, massive Schäden in der Forstwirtschaft und Ausfälle von Kohle- und Atomkaftwerken, weil diese nicht mehr ausreichend gekühlt werden können. Auch für die Gesundheit droht Gefahr. Zecken, die die gefährliche Krankheit Borreliose übertragen, breiten sich aus, die Gefahr von Malariainfektionen wächst. 10 Foto: Reuters Naturkatastrophen Foto: Corbis Wir haben die Verantwortung Die Klimakrise ist eine globale Gefahr. Die gesamte Menschheit ist betroffen und muss handeln. Verursacht wurde der Klimawandel in erster Linie von den Industrieländern. Daher sind sie es, die die Hauptlast beim Klimaschutz tragen müssen. Die Entwicklungsländer ihrerseits haben ebenfalls ein Recht auf mehr Wohlstand. Wir müssen ihnen dabei helfen, unsere Fehler nicht zu wiederholen. Die meisten klimaschädlichen Gase entstehen durch die Energieversorgung, allen voran durch die Verstromung von Braun- und Steinkohle. RWE ist der größte Klimasünder in Europa. Doch auch andere Energiekonzerne wie E.on und Vattenfall stehen in der Verantwortung. Sie müssen einen großen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Anstatt weiter in die Klimazerstörung zu investieren, müssen sie mehr Geld in den Ausbau der erneuerbaren Energien und ins Energiesparen stecken. Auch wenn wir alle durch unser Verhalten etwas für den Klimaschutz tun können, darf er nicht nur auf den Schultern der Schwächsten liegen. Die großen Unternehmen und die Politik müssen mit gutem Beispiel vorangehen. 12 13 er d n e m h a MaSSn s­ g a t s e d n u grünen B fraktion » Ein nationales Klimaschutzgesetz verabschieden » Den Kohleausstieg einleiten » Einen Energiesparfonds in Höhe von drei Milliarden Euro jährlich auflegen » Den Emissionshandel reformieren » Einen Klimaschutzhaushalt mit Inves­ titionen in die ökologische Moderni­ sierung schaffen Foto: Corbis » Steuervergünstigungen und Subventio­ nen für fossile Brennstoffe abschaffen 14 15 18/07 Noch Fragen? Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion Annalena Baerbock MdB, Sprecherin für Klimapolitik Arbeitskreis 2: Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verkehr T. 030/227 56789, F. 030/227 56552, [email protected] Zum Weiterlesen: »» Klimakrise verändert Deutschland (Flyer 18/41) »» Das bisschen Wetter? (Postkarte 18/17) »» Klimaschutz vor Ort (Flyer 18/15) »» Für eine grüne Energiewende (Flyer 18/04) »» gruene-bundestag.de » Themen » Klimaschutz Bundestagsdrucksachen: 18/2744 Ein Scheitern der nationalen Klimapolitik abwenden (Antrag) 18/1962 Kohleausstieg einleiten (Antrag) 18/1612 Gesetzentwurf Klimaschutzgesetz 18/777 Die Energiewende europäisch verankern Diese Veröffentlichung informiert über unsere parlamentarische Arbeit im Deutschen Bundestag. Sie darf im Wahlkampf nicht als Wahlwerbung verwendet werden. Impressum: Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion Platz der Republik 1, 11011 Berlin Gestaltung: Stefan Kaminski Stand: Oktober 2015, Schutzgebühr: 0,05 €